SARGANSERLAND Zauberer mit der Motorsäge · DONNERSTAG, 24.JUNI 2010 SARGANSERLAND SEITE 7...

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DONNERSTAG, 24. JUNI 2010 SARGANSERLAND SEITE 7

Zauberer mit der MotorsägeIn nur einem Tag zauberte Tho-mas Jud aus einer frei stehen-den Lärche beim Kindergartenin Vilters einen grossartigenHingucker. Jetzt strahlt eineHolzskulptur des weltbekann-ten Kräuterpfarrers JohannKünzle die Vorbeiziehenden an.

Von Ignaz Good

Vilters. – «Wunderschön!» Eine Auto-fahrerin hält auf der Strasse an, stelltden Motor ab und lässt die Scheibeherunter. Schliesslich steigt JeanettePfiffner aus, um das Entdeckte ausnächster Nähe zu bestaunen. Urheberist das «Genie mit der Motorsäge» ausMols, Thomas Jud. In nur einem Taghat der begnadete «Holzer» aus einerfrei stehenden Lärche beim Kinder-garten ein hölzernes Kunstwerk er-schaffen. Es zeigt den Pfarrer JohannKünzle, welcher in den Jahren 1909bis 1920 in Wangs gewirkt hat und alsKräuterarzt Künzle weltweit für Fu-rore sorgte. Mit der Initiierung diesesKunstwerkes hat der ortsansässigePfarrer-Künzle-Verein unter Vorsitzvon Louis Hüppi einen Volltreffer ge-landet. Dazu noch ohne Mehrkosten:Wäre der Baum samt Stock maschi-nell entsorgt worden, der finanzielleAufwand wäre praktisch identisch ge-wesen wie derjenige für die Skulptu-renanfertigung.

Zu viel Schatten Welcher Haus- oder Grundbesitzerhat es nicht schon selber im Alltag inErfahrung bringen müssen: Da pflanztman ein kleines Sträuchlein oderBäumchen – und dieses wächst undwächst. Und plötzlich ist es zu gross,verdeckt die Sicht, wird zur Gefahroder wirft zu viel Schatten. Ob ans ei-gene Haus oder störend zum Nach-barn hin. Manchmal werden zu Bodenfallende Blüten und Früchte, imHerbst Blätter und Nadeln zum Är-gernis. Und: Wenn Hölzer nicht ge-pflegt werden, drohen tote Äste abzu-brechen und können beim Herunter-fallen Menschen verletzen. Solche Überlegungen bewogen die

Verantwortlichen des KindergartensVilters, die Lärche auf dem Pausen-und Spielplatz der Dreikäsehochs zuentfernen. Dass Unumgängliches ir-gendwie dennoch anders zu Nutzensein könnte, diese Idee lässt die Pfar-rer-Künzle-Freunde – denen die Ideo-logien aus der Natur am Herzen lie-

gen – eigentlich nie los. Zudem woll-ten die Mitglieder des Pfarrer-Künz-le-Vereins schon lange ihren Themen-pfad (vom Dorf Wangs hinauf durchsTobel zum Rappagugg, hinab zum Vil-terser Kiesfang und zurück nachWangs) mit neuen Impulsen anrei-chern.Und so entstand aus einem lockeren

Gespräch die Idee, den Stamm des ge-wachsenen Nadelbaumes neu zu nut-zen. Zu diesem Zeitpunkt war dieWeiterverwendung respektive die«Restnutzung» noch ungewiss. EinVereinsmitglied wusste von einem

Sarganserländer Forstwart, der an-geblich innert kürzester Zeit Genialesaus Holz herausholen könne. Sofortmachte es in einigen Köpfen «klick»,und man erinnerte sich an die Pfarrer-Künzle-Statue in der Buchholzgrotte,vor etlichen Jahren angefertigt vonThomas Jud, Mols. Da die Begeiste-rung über die Abbildung des Kräuter-pioniers in der Buchholzgrotte bisheute anhielt, lag es nahe, das Vertrau-en erneut diesem Holzkünstler zuschenken.

Vertrauen gerechtfertigtUnd so wurde Anfang Jahr der Auftragan Jud erteilt. Der 35-Jährige setztesich mit Wirken und Schaffen des1909 bis 1920 in Wangs lebendengeistlichen Kräuterpfarrers Künzleeingehend auseinander und brachtedas Ersonnene aufs Papier. Zum Ent-wurf gabs eine plausible Erklärung da-für, warum aus dem Stamm nicht eineganze Figur entstehen konnte. DerBaumstamm wies einen zu geringen

Durchmesser auf, zu gering für eineGanzkörper-Skulptur. Die Alternati-ve – nur einen Teil der Formkunst ausdem Rundholz herausholen, sozusa-gen als Fragment – entpuppte sich kei-nesfalls als Nachteil. Jetzt, da es um-gesetzt worden ist, beeindruckt dasGanze trotzdem als dreidimensiona-les Bild.

Am Schluss gings zack, zackZunächst war die Lärche auf rund dreiMetern über Grund abgesägt worden.Dann begann das Harren; der Rest-stamm musste erst trocknen. Schliess-lich war Schluss mit der Warterei.Jetzt trat Thomas Jud auf den Plan. Skizzen oder Zeichnungen hatte

der Künstler bewusst in Mols gelas-sen. Dafür heftete er ein paar Bilderdes Kräuterpfarrers an den Garten-zaun. Mit einer grossen Motorsägenahm er die Bearbeitung des Lär-chenstammes in Angriff. Immer wie-der suchte Jud eine gewisse Distanzzum «Arbeitsplatz», um sich das Gan-ze kurz anzusehen. Und weiter flogendie Späne. Als sich gegen Mittag all-mählich eine Form aus dem Stammherausschälte, griff er zu einer klei -neren Motorsäge. Am Nachmittagtauschte er auch die ein – gegenSchnitzmesser, mit denen er weitere,klitzekleine Veränderungen am Rund-holzstamm respektive der darin he-rausgeschaffenen Figur anbrachte. Und immer wieder guckte sich der

Schwerarbeiter – bei so viel Konzen-tration und handwerklichem Einsatztrifft das hundertprozentig zu – seinentstehendes Werk aus der Ferne an,kam zum Baumstrunk zurück undnahm da und dort Retuschen vor. Alssich gegen Abend die Gewitterwolkenvon Westen her rasant näherten undfünf Glockenschläge vom nahenKirchturm ertönten, da war das ei-gentliche Tageswerk von Thomas Judvollbracht. Nur noch Kleinigkeitenfehlten am neu geschaffenen Werk.Vorbeischlendernde blieben stehenund bestaunten die geschaffene Ar-beit mit feinen Details, die den bärti-gen Pflanzenheiler Künzle mit Kindim Arm und Kräutern in der Handzeigt.

Gespür und InstinktErst war das Gesicht herausgeschaffenworden. Der Rest wuchs sukzessivedaraus weiter. Hand und Vision müs-sen sicher sein, denn bei einem Fehl-schnitt ist eine Korrektur meist un-denkbar. Doch trotz Vorsicht und Er-fahrung: Was im Holz auftaucht, kannnicht alles von vornherein erahnt wer-den. Dies musste in die Aufbaustrate-gie mit einbezogen werden. Instinkt-sicher hat Thomas Jud die Stirn hochangesetzt, womit ein ehemaliger Ast-trieb in den Bartbereich fiel.

Wer am Schnitzen mit der Motorsäge interes-siert ist, ist vom 15. bis 17.Juli, jeweils von8 bis 18 Uhr, auf dem Sagenplatz in Molswillkommen; Thomas Jud leitet an.

Am Schluss die Feinarbeit: Innert acht Stunden erschuf Thomas Jud einen dreidimensionalen Hingucker beim Kindergarten in Vilters. Bilder Ignaz Good

Vor 18 Jahren begann Thomas Juddie Lehre als Forstwart. Doch schonvon Kindsbeinen an war der gebür-tige See-Gasterländer dem Holz unddem Zeichnen verfallen. Die Ange-fressenheit zur Kunst wurde mit je-dem Jahr grösser. Doch ein Kunst-studium kam nie in Frage, weil: «Ichwar immer ein fauler Schüler undbin im Schulzimmer sehr schnelleingeschlafen», so Thomas Jud.Doch draussen in der Natur, insbe-sondere im Wald, war der Heran-wachsende hellwach. Unter dieserKonstellation war es naheliegend,dass Jud, aufgewachsen in Rufi (beiSchänis), einen Beruf wählte, wel-cher der Bewirtschaftung des Forstsdiente. Während der Mittagspausewurde im Wald jeweils am Gehölzherumgeschnitzt. Schon bald warder Gemeindeangestellte Jud infol-ge vieler Anfragen fast mehr mit

Skulpturen beschäftigt als mit derHege und Pflege oder Waldernte,was den Waldarbeiter anspornte,dem erlernten Beruf als Forstwartden Rücken zu kehren und sich alsFreischaffender in der Holzkunst zuversuchen. Im Nu hatte er sich einenNamen geschaffen.Thomas Jud arbeitet flexibel; er

hat genügend Spielraum, um Anre-gungen und Wünsche der Auftragge-ber – nach technischen und ästheti-schen Möglichkeiten – mit in dieSkulptur einzubeziehen. Etwas vomSchönsten an der Kunst des 35-jäh-rigen Jud ist, dass sie allen – vomHandwerker bis hin zum Akademi-ker – auf einen Blick zu erkennengibt, worum es bei der Darstellunggeht. Über Kunst und Geschmackscheiden sich die Geister seit jeher.Das Gegenteil bewirkt Thomas JudsKunst: Sie mag zu vereinen. (egi)

Freude mit Talent vereint

Kräuterpfarrer Johann Künzle: Den Stolz über das gelungene Werk kann manden Gesichtern von Louis Hüppi (links) und Thomas Jud ablesen.

«Walk on air» heisst die VisionMorgen Freitag und übermor-gen Samstag können Interes-sierte den neuen kyBoot tes-ten – beim Testlauf im Kurpark.

Bad Ragaz. – Der neue Gesundheits-schuh des MBT-Erfinders Karl Müllersenior ist geboren, und somit ein neu-es Körpergefühl. Morgen Freitag um16 und 18 Uhr und übermorgenSamstag um 10 und 14 Uhr findet je-weils das kyBoot-Testlaufen durchden Kurpark in Bad Ragaz statt. DerOrt der Besammlung ist das Rücken-zentrum Thergofit, Bad Ragaz.Der Event wird von einer Physio-

therapeutin begleitet und vom Rü-ckenzentrum Thergofit in Bad Ragazausgetragen. Es gibt kaum ein schöne-res und entspannenderes Gefühl alsdas Barfusslaufen auf weich-elasti-schem Naturboden. Doch in unsererzivilisierten Welt ist dies im Alltagkaum noch möglich. Die Vision, diesesGefühl auch heutzutage täglich erle-ben zu können, hat Karl Müller se-nior, MBT- und kyBoot-Erfinder,nicht mehr losgelasssen. Unermüdliche Forschung an der

Biomechanik des natürlichen Gehensund jahrelange Erfahrung mit re -volutionären Schuhsohlenkonzeptenführten schliesslich zum kyBoot, demeinzigen Schuh mit Walk-on-air-Soh-le. Jeder Schritt versetzt den Läufereinige Sekundenbruchteile in dieSchwerelosigkeit, was ein unbe-schreiblich entspannendes Gefühlauslöst. (mm)

Mehr Infos: Rückenzentrum Thergofit, BadRagaz, 0813004040, www.thergofit.ch

Wirtin Amalia Ruppwird pensioniertValens. – Die Gastgeberin des Per-sonalrestaurants Quellweg hat dasPensionsalter erreicht. Sie wird En-de Juli nach 29 Jahren die KlinikValens verlassen. Die letzten 14Jahre hatte sie das Personalrestau-rant Quellweg geleitet. Der Perso-nalzeitung der Klinik Valens verrietAmalia Rupp, was sie künftig ma-chen wird. «Ich werde viel stri-cken, lesen, Musik hören, Puzzlemachen, käfele und mein Büsi ge-niessen. Sicher finde ich auch Zeitfür kleinere Ausflüge», schreibt sieüber ihre Pläne. Weil sie für etlicheMitarbeitende auch Seelentröste-rin war, fällt der Abschied nichtganz leicht. (az)

Erste Schritte imSpanischlernenSarganserland. –Am 8.Septemberstartet bei der Erwachsenenbil-dung Sarganserland (EBS) derSpontankurs «Jetzt Spanisch ler-nen». In diesem Kurs steht ein ers-tes Kennenlernen der spanischenSprache mit einem Aufbau von all-täglichen Ausdrücken und ganzeinfachen Sätzen auf dem Pro-gramm. Er dauert zwölf mal zweiLektionen und beginnt jeweils um19 Uhr an der Kanti Sargans. An-meldungen nimmt Monika Rai-mann vom EBS- Sekretariat ent -gegen (0817100371, sekretariat@eb-sarganserland.ch). (pd)

Vättnerbergfeier istneu bereits im JuliVättis. – Der Gottesdienst auf demVättnerberg ist für den Sonntag,4. Juli, vorgesehen. Die Vättner-bergkorporation hat sich für einneues Datum entschieden. Siehofft auf viele Teilnehmende undgutes Wetter. Der Anlass wird, ab-gesehen vom Terminwechsel, imtraditionellen Rahmen durchge-führt. (az)