SICHER handeln im Umgang mit Gewalt und Trauma · SICHER handeln im Umgang mit Gewalt und Trauma Im...

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SICHER handeln im Umgang mit

Gewalt und Trauma

Im Kontext der HebammenarbeitHebammenkongress Bremen 2019

1www.beratung-mariazemp.de

Inhalt der Präsentation

Geschlechtsbasierte Gewalt als Ursache

für Trauma

Folgen von Trauma in der GH

Umgang und Prävention: Eine Stress- und

Traumasensible Haltung

Praxistransfer: Beispielhafte Umsetzung

der Kernprinzipien

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Aus Urheber- und Datenschutzgründen sind einige

Bilder in der veröffentlichten Version gelöscht.

Hätte Jane gewusst…

Hätte die Hebamme erkannt…

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Geschlechtsbasierte Gewalt (GBG)

Prävalenz

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Sexualisierte Gewalt gegen…

www.beratung-mariazemp.de 5www.medicamondiale.org www.medicamondiale.org

GBG weltweit: One Billion rising!

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Ziel und Formen der Gewalt

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Frauenhaus Göttingen

Folgen von Gewalt

Psychisch

Physisch

Ökono-

misch

Sozial

Rechtlich

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Psychotraumatologie

Definitionen

Trauma (griech. Wunde):

Emotionale Wunde, die dann als Folge existenzieller

Belastungserfahrungen entstehen kann, wenn Flucht,

Kampf oder Hilfe anderer nicht als

Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Symptomatik hält länger als 4 Wochen an.(S3 – LEITLINIE Posttraumatische Belastungsstörung ICD-10: F43.1)

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Typ I – Traumata

(einmalig/kurzfristig)

Typ II – Traumata

(mehrfach/langfristig)

Akzidentielle

Traumata

schwere Verkehrsunfälle,

berufsbedingte Traumata

(z.B. Polizei, Feuerwehr),

kurz dauernde Katastrophen

lang andauernde

Katastrophen

(Erdbeben,

Überschwemmung),

technische Katastrophen

Interpersonelle

Traumata

“human made”

sexuelle Übergriffe,

kriminelle und körperliche

Gewalt,

ziviles Gewalterleben

(z.B. Banküberfall)

sexualisisierte und

körperliche Gewalt/

Missbrauch in der

Kindheit bzw. im

Erwachsenenalter,

Kriegserleben, Geiselhaft,

Folter, politische

Inhaftierung

Sozialpolitische

Zerstörungsprozesse

Schematische Einteilung traumatischer

Ereignisse (modifiziert nach Maercker, 2009)

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Trauma - eine

Psycho-physiologische Überlebensreaktion

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Plötzlich ist nichts mehr wie es war!

Thalamus sensorische Information

Frontal-

lappen, Broca

Areal

AmygdalaHippocampus

Was passiert im Gehirn?

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Posttraumatische Belastung

Übererregung:Vorbereitet sein

auf Gefahr

Erinnerung vermeiden: „Vergessen“ wollen und abstumpfen

Belastende

Erinnerungen

drängen ins

Bewusstsein:

Versuch einer

Integration

Posttraumatische Symptome stellen Bewältigungsversuche des

Organismus dar!15www.beratung-mariazemp.de

Folgen von Stress- und Trauma in

der Geburtshilfe

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©

©colourbox

Überblick Folgen

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Wochenbett

Bindungskompetenz

(Transkulturell)

Transgenerationale Folgen

Folgen, die relevant sind für die

professionelle Beziehungsführung I

• Hyperviglianz und dadurch eingeschränkte

Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit

• Angst vor Kontrollverlust , Kontrollverhalten

• Apathie: „alles ist

sinnlos“, „bei mir

hilft gar nichts“

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Folgen, die relevant sind für die

professionelle Beziehungsführung II

• Misstrauen insbes. geg. Autoritätspersonen

• Schwierigkeiten, eigene Grenzen zu spüren,

Grenzen der anderen zu erkennen und zu

respektieren

• Schamgefühle

• Schwierigkeiten um Hilfe zu bitten und

Hilfe anzunehmen

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Herausforderungen in der Betreuung

• Widerstand gegen oder panische Angst vor vaginale Untersuchungen und med. Verordnungen: Abwehrspannung bis hin zur Bewusstlosigkeit

• Panik vor Kontrollverlust, Bsp. Körperliche Abwehr beim legen einer PDA trotz Einwilligung

• Wegdriften und Kontaktabbruch (Dissoziation)

• Nachdrückliche Präferenz einer bestimmten Hebamme, Ablehnung männlicher GH,

• Konflikthafte Betreuung, Spaltungsdynamik

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Auswirkungen auf Schwangerschaft

• Reproduktionsstörungen ( Infertilität)

• Habituelle Aborte

• Risiko- und Konfliktschwangerschaften Kindsbewegungen nicht fühlen, Malnutrition..

• Hyperemesis

• Erhöhte SSW- Pathologie: Zervixinsuffizienz, Hypertensive SSW Erkrankungen…

• Teenagerschwangerschaften

• ……………….

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Auswirkungen auf Geburtsverlauf

• Stressphysiologie kann Wehen hemmend wirken (Noradrenalin,Dopamin)

• Protrahierender Geburtsverlauf

• Vorzeitige Wehentätigkeit

• Vorzeitiger Blasensprung

• Placenta prävia

• Blutungen

• ………………

www.beratung-mariazemp.de 22www.badische-zeitung.de

Kontrollverlust unter Wehen

Der Kontrollverlust kann sich auf drei Ebenen abspielen

1. über das, was das Klinikpersonal und Begleitpersonen mit der Gebärenden machen

2. über das, was ihr eigener Körper macht

3. über ihr eigenes Verhalten, und ihre Reaktionen auf Wehen und geburtshilfliche Interventionen

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Auswirkungen auf das Wochenbett I

Körperlich

• geschwächte Immunabwehr,

• Vermehrte Infektionen bes. persistierende

Wundheilung

Psychisch

• Reaktivierung von belastenden Familienmustern

• Stimmungsschwankungen erheblich

• Reaktivierung eigner traumatischer

Kindheitserfahrungen: PTBS

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Auswirkungen auf das Wochenbett II

• Übertragungen auf das Baby: Gefühle von Versagen oder Wut

• Überforderung in der Partnerschaft

• Unrealistische Erwartungen an sich als Mutter

• Wenig Selbstwert als Mutter, Angst die Bedürfnisse des Kindes nicht zu erkennen und zu befriedigen

• Allg. Überforderung und Rückzug

• Schwierigkeiten im sozialen Umgang: „ich bin anders als die anderen“

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Stillprobleme

• Fehlendes Interesse am Baby, Ängstlichkeit, Panik vor der Pflege des Babys

• Abneigung, Unfähigkeit zu stillen

• Fehlender Milcheinschuss, Milchstau

• Trigger: Nacktheit, Flüssigkeitsabsonderung, intensive körperliche Empfindung, Uteruskontraktionen während des Stillens, suchende streichelnde Berührungen des Babys…

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Auswirkungen auf Bindungsverhalten

Transgenerationale Folgen

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www.ekhn.de/fileadmin

Bindungs- und Beziehungsmuster

Das Bindungsmodell, das die Eltern selbst als Kinder

erworben haben und modellierende Lebenserfahrungen,

bilden die Bindungskompetenz der Eltern.

Mit dieser Bindungskompetenz begegnen sie dem Kind

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Traumatische

Vorerfahrung Eltern

Eingeschränkte

Bindungskompetenz

Feinfühligkeit

vermindert

Folgen für den Säugling

Frühe Prägung der HPA-Achse

• Kind wird intrauterin mit den mütterlichen

Stresshormonen

• konfrontiert, hohe affektive Erregung, HPA Achse

richtet sich darauf ein

Störung der Hirnentwicklung durch veränderten

Cortisolspiegel

• neuronale Wachstumsfaktoren gehemmt,

• Kindliches Furcht –Paniksystem ist überaktiviert

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Folgen für den Säugling II

Als Säugling Selbstregulationsprobleme

• Irritabler Säugling, eher Reizüberflutung;

De – tachment – Bindungsstörung

• Veränderung der Genexpression, Epigenetik

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Stress- und Traumasensible Haltung in der

Hebammenarbeit

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Qualifizierung

DHV

Nächste FoBi

2020

zusätzlichen Stress für Betroffene zu vermeiden

Reaktivierung von Traumasymptomen vorzubeugen

Wieder- Herstellung von Kontrolle, Selbstwirksamkeit

zu ermöglichen

Betroffene zu stabilisieren und zu stärken

(Empworement)

Der STA® gibt eine handlungsleitende

Orientierung um…

Kein klinisch-therapeutischer Fokus

Umsetzung in verschiedenen Arbeitsfeldern möglich

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Im Fall von GBG hilft der STA® Ansatz den

Fachkräften…

• Hürden abzubauen, für Betroffene und die

Fachkräfte

• Einen professionellen Umgang mit den

Folgen von Gewalt zu implementieren

• Red flags zu erkennen und anamnestisch

adäquat zu erfragen

• Einen gesellschaftlichen Beitrag im Kampf

gegen GBG zu leisten

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STA® – eine Prävention von Gewalt

unter der Geburt

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aberWehe-worldpress.com

34

DHV: „gemeinsam für eine gewaltfreie,

frauenzentrierte Geburtshilfe…“

…ethischen Richtlinien verpflichten… im DHV

organisierten Hebammen jegliche Form von Gewalt

zu vermeiden und frauenzentrierte, Trauma-sensible

Geburtshilfe unabhängig von sozialem Status,

Religion oder kulturellem Hintergrund zu leisten. Als

Hebammenverband schulen wir Hebammen darin,

Trauma-sensible Geburtshilfe zu leisten und

Gewalterfahrungen zu vermeiden. Positionspapier DHV

November 2018

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Der STA® vermindert das

Berufsrisiko

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Mitgefühls-

erschöpfung

Sekundäre

Trauma-

tisierung

SchülerInnen !

Berufsausstieg

Burnout

Risikogruppe GeburtshelferIn

• Die Erfahrung zeigt: hohes Risiko, hohe Dunkelziffer, Tabuthema

• Keine Daten für Deutschland und keine Daten für sekundäre Traumatisierung

• Studie Dänemark 2016 (Schroeder, Larsen et al.)

71% Hebammen erlebten ernsthafte Geburtskomplikationen (Direkte Traumatisierung)

50% entwickelten partiell PTSD Symptome, 7% erkrankten an PTSD

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Referenzen Curriculum

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Leitlinien der WHO

S.I.G.N.A.L.

Interventionsprogramm Training Manual

STA Stress- und

Traumasensibler

Ansatz®

UMSETZUNG Stress-und Traumasensibler Ansatz- STA®

ACHTSAME

ORGANISATION/

SELBSTFÜRSORGE

SOLIDARITÄT UND

VERBINDUNGSTÄRKUNGSICHERHEIT

SELBST-REFLEKTION

WISSEN

STRESS- UND

TRAUMA-

SENSIBLES

HANDELN

HALTUNG

GRUNDPRINZIPIEN

http://www.medicamondiale.org/

FÄHIG-

KEITEN /TOOLS

Traumatische Sequenz

Der Stress- und traumasensible Ansatz von medica mondiale

(STA)® Grundprinzipien im Umgang mit belasteten Menschen

und für Unterstützer*innen selbst

• grundlegende Verunsicherung

• Bedrohung

• Erschütterung des Vertrauens in

sich selbst, in andere und in die

Welt

• Reizüberflutung

1.) SICHERHEIT: Stress und Angst reduzieren

Sichere Räume; materielle, physische und psychische

Sicherheit

Vorhersagbarkeit und Kontrollmöglichkeiten

Verlässlichkeit

Strategien für den Umgang mit (traumatischem ) Stress

• Hilflosigkeit

• Ohnmachtsgefühle

• Handlungsfähigkeit beschränkt

• Ausgeliefertsein und Abhängigkeit

• Abwertung

2.) STÄRKUNG: Selbstwirksamkeit und Selbstwert fördern

Handlungs- und Einflussmöglichkeiten

Ressourcenorientierung

Gestaltungräume und Kreativität

Gender- und Machtsensibilität

• Isolation, Diskriminierung,

Rückzug, Entsolidarisierung

• Scham und Schuldgefühle

• Dissoziation/Abspaltung

• systemische Spaltungsdynamiken

3.) SOLIDARITÄT und VERBINDUNG: ein stärkendes Miteinander

ermöglichen

politische und individuelle Anerkennung der Leids und Unrechts

Vertrauensaufbau

Vernetzung, Kontakt, Austausch

ganzheitliche Sichtweise auf alle Beteiligten in ihrem

Lebensumfeld

Strategien für den Umgang mit Gruppenspaltungen/-konflikten

• Erhöhte Stressexposition

• Systemische Traumadynamiken

• Gefährdung durch Indirekte

Traumatisierung

4) ACHTSAME ORGANISATIONSKULTUR© und

SELBSTFÜRSORGE

Anwendung der STA Prinzipien individuell und auf

Organisationsebene

Achtsamkeit und Selbstfürsorge

angemessene Rahmenbedingungen (Stellenschlüssel)

Supervision, Intervision, Weiterbildungsmöglichkeiten

Empfehlung Fachbuch

www.beratung-mariazemp.de 50

Selbst- und Teamfürsorge – eine

Professionelle Pflicht

www.beratung-mariazemp.de 51

©www.zeitzuleben.de

ABC der

Selbstfürsorge

Awarness

Balance

Connection