Social Media. Kommunikationsräume mit Digital Residents eröffnen.

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Social Media. Kommunikationsräume mit Digital Residents eröfnen.

Oberseminar / Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz25. Jänner 2012 / Andrea Mayer-Edoloeyi @andreame

Social Media

● Interaktive Internet-kommunikation.

● „Usergenerated“ Content. „Mitmach“-Internet.

● Personenzentriert.

Inhalte

● Social Media● Sinusstudien und Internet● Sinusstudien und Kirche● Theologie der Social Media● „Doppelte Inkulturation“● Kriterien für die Kommunikation

der Kirche mittels Social Media

Nicht ohne Internet und Handy

Bitcom Studie Netzgesellschaft, 2011, http://bitcom.org

Nicht ohne Internet und Handy

Grafik von Jan Schmidt, http://www.aksb.de/upload/dateien/PPPJanSchmidtkl.pdf

Leitmedium Internet

Das Social Web hilft dabei, Anforderungen unserer gegenwärtigen Gesellschaft zu erfüllen:● „vernetzte Individualität“ als Leitbild● Informationsüberfuss als Kontext (Jan Schmidt)

Das „Selbst-, Sozial- und Weltverhältnis“ der Menschen wird über das Internet hauptreguliert. (Bernd Trocholepczy)

Drei Leistungsbereiche (Jan Schmidt)

● Identitätsmanagement: Präsentieren der eigenen Person, von Interessen, Erlebnissen, Meinungen, Kompetenzen, ...

● Beziehungsmanagement: Pfege von Kontakten und Knüpfen neuer Beziehungen (weak ties)

● Informationsmanagement: Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen‐ und Kulturgütern

In persönlichen Öfentlichkeiten ...

a) werden Informationen nach Kriterien der persönlichen Relevanz ausgewählt,

[anstatt nach journalistischen Nachrichtenfaktoren]

b) richtet man sich an ein (intendiertes) Publikum, das aus sozialen Kontakten besteht,

[anstatt des verstreuten, unbekannten, unverbundenen Publikums der Massenmedien]

c) und befndet sich im Kommunikationsmodus des „Konversation betreibens“.

[anstatt im Modus des „Publizierens“](Jan Schmidt)

Konnektivität

Handy, Internet, Social Media sind ● ein verlängerter Teil der

Körperlichkeit● primäre Form der Kommunikation

und Vergemeinschaftung

Sozialräume ohne diese Technologien werden defzitär wahrgenommen.

Wie ticken Jugendliche, Sinus U 27 Studie

Informationen

Wenn die Nachricht wichtig ist, dann wird sie mich fnden.

ein US-Student, zitiert in der New York Times, 2008

Wertigkeit

Ein „Gefällt mir“ auf Facebook hat (nicht nur) für Jugendliche die gleiche Wertigkeit wie positives Feedback Face2Face.

Sinusstudien

Empirisch basierte Marktforschung.

Es geht um Lebenswelten: Werte, Wertorientierungen, Geschmack, Lebensfeeling.

2005: Erste Kirchen-Sinus-Studie. Seitdem einige Updates. Seit 2010 neue Milieus.

Postmoderne Milieus

● Steuernder Hauptwert: Selbstmanagement „Ego-Taktik“ (Shell-Jugendstudie)

● Sinnmuster: Selbstreferenz ohne „shared destiny“ und gemeinsamen Entwurf von Gesellschaft. Sinn wird nicht gefunden, sondern sich selbst gegeben.

● Neuorientierung, Multi-Optionalität, Experimentierfreude, Leben in Paradoxien

Sinusstudien - Internet

● Internet nutzen fast alle Bevölkerungsgruppen: je postmoderner, je mehr.

● Social Media nutzen intensiv vor allem postmoderne Milieus.

Beobachtung I

● Internet nutzen fast alle Bevölkerungsgruppen

● Social Media nutzen intensiv vor allem postmoderne Milieus

MDG-Trendmonitor 2010

Beobachtung I

● Internet nutzen fast alle Bevölkerungsgruppen

● Social Media nutzen intensiv vor allem postmoderne Milieus

Sinusstudien - Kirche

● Die Kirche ist vor allem in Traditionellen Milieus im A-Segment verankert.

● Postmoderne Milieus haben wenig oder gar keinen unmittelbaren Bezug zur Kirche, sind aber genauso Sinnsucher_innen.

Sinusstudien - Beobachtung II

MDG-Trendmonitor 2010

65% der Jugendlichen werden nicht oder nur singulär erreicht

Sinus U27 Studie

Kirche als virtuelle Basisstation

● Instrumentielles Verhältnis der postmodernen Milieus zur Kirche: Kirche könnte genauso genutzt werden wie andere Religionen, Weltanschauungen, Ratgeber, ...

● Aktuell sehen postmoderne Milieus aber keinen Nutzen.

Theologie der Social Media

Weltkirche

● Medien als Verkündigung (Communio et Progressio 1971)

● Internet als „Geschenk Gottes“ (Kirche und Internet 2002)

● Ermutigung zur Nutzung von Social Media mit einem „christlichen Stil“ und als Zeugnis (45. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel

Mehr als ein neuer Kommunikationskanal

„Die Neuen Medien sind jedenfalls mehr als einfach neue Gelegenheitsstrukturen für die Verkündigung. Sie rufen tiefgreifende systematische und philosophische Fragen auf den Plan, etwa nach dem ontologischen Status von Virtualität, dem Subjekt- und Wahrheitsbegrif sowie die soterio-logischen Frage nach der grundlegenden Medialität von Gnadenwirkungen“ (Matthias Sellmann)

Social Media als Lernfeld

Die Dynamik des Internets stellt

„die Institution Kirche vor die Herausforderung, ihre instititutionelle Eigendynamik sowohl in Frage stellen zu lassen als auch kraft ihrer institutionellen Eigendynamik die mediale Dynamik des Internets kritisch zu unterbrechen“ (Thomas Zeilinger)

Praxisbeispiele

“Jesus Daily” auf Facebook: Private Initiative!

11.006.861 Fans, eine der größte Facebook-Seiten.

Followerzahlen auf Twitter

@kathpress: 881

@kirche20: 843

@KathKircheOOe: 241

@AbtMartin: 4.418

@bluehirsch: 284

@sprichmitmir: 384

@schellcomAT: 224

@andreame: 1.454

Stand: 20.1.2012

Netzinkulturation (Jürgen Pelzer)

● Es gibt aktive religiöse Internetnutzer_innen, die in dieser Form der Kommunikation ihr Charisma (1 Kor 12,3 – 30) haben.

● II. Vatikanum: Priestertum alle Getauften und Gefrmten

● Der Fokus liegt „nicht mehr so sehr auf der Kirche als Sender, sondern auf der Kirche als Unterstützer der Internetnutzer, die bereits aktiv sind“ (Jürgen Pelzer)

Doppelte Inkulturation

Kirche in Social Media braucht eine doppelte Inkulturationsleistung:● Einstellen auf die Sinnwelt und

Ästhetik der postmodernen Milieus. ● Aktives Einlassen auf die

Kommunikationskultur in Social Media.

Distinktion als Hindernis?

Geht diese doppelte Inkulturation überhaupt? ● Es gibt Ekelgrenzen zwischen den Milieus, das

Milieu defniert sich aus der Abgrenzung. Nach Luhmann ist Kommunikation zwischen den Systemen möglich, aber das System bleibt selbstreferentiell.

● Ofene Frage: Würde es nicht vielmehr Digital Natives aus postmodernen Milieus als pastorale Mitarbeiter_innen brauchen? Wie ist das mit Ehrenamtlichen?

Kriterien der Kommunikation

Ziel: Eröfnung eines positiven Kommunikationsraums der Kirche mit Digital Residents, mit postmodernen Milieus.

Mission ist dafür ein zu großes Wort.

Person, nicht Institution

Die Institution Kirche tritt in den Hintergrund, im Mittelpunkt steht die Person, die dann auch als Repräsentant_in der Kirche wahrgenommen wird.

Krite

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Inhalte

Inhaltliche Ausrichtung an (religiösen) Themen, die potentiell interessant für postmoderne Milieus sind.● Twitterfasten● Theodizee-Frage anhand aktueller

Ereignisse● konkretes soziales Engagement● Klöster als Oasen, ...

Krit e

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Ästhetik

● Aktuelles Design. ● Technische Umsetzung als „State

of the Art“ z.B. durch Optimierung für die mobile Nutzung mit Smartphones und TablettPCs.

Krite

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Ästhetik

Ästhetik

Transmediales Storytelling

● Nicht Fakten präsentieren, sondern mit allen Medien Geschichten erzählen und dabei an der Lebenswelt der Menschen anknüpfen.

● Anknüpfungspunkt die narrative Grundstruktur des christlichen Glaubens.

Krite

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Interaktivität

● Interaktive Websites/Blogs● Aktive, persönliche Kommunikation

in bestehenden Netzwerken.● Ernstgemeinte

Partizipationsmöglichkeiten. ● Übertragung von Verantwortung an

die Produser_innen.● „Schick es raus, bevor es keine

Nachricht mehr ist“ (Luca Hammer)

Krit e

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Projektorientierung

● Involvierung nicht von „der Wiege bis zur Bahre“.

● Wenn das Projekt abgeschlossen ist, damit rechnen, dass sich die Produser_innen auch wieder verabschieden können.

● Neue Online-Engagement-Formen nutzen.

Krite

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Neue Engagementformen

Berlin Institut, Klamme Kommunen

Die „Generation Beneft“

● Persönlicher, biografsch orientierter Nutzen wird gewünscht.

● „Akku auftanken“ als Bedarf der Digital Residents.

● Professionalität von Support-Angeboten. Pastorale Mitarbeiter_innen als Expert_innen „mit Tiefgang“.

Krite

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Ofine-Angebote

● Rückbindung an milieusensible Ofine-Angebote.

● Barcamps, Webmontage, … zeigen den Bedarf nach Face-to-Face-Kommunikation.

● Was online versprochen wird, muss ofine eingehalten werden.

Krite

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Rückbindung an die Kirche

● Glaubwürdiger Rückkanal an die Institution Kirche.

● Lernt Kirche von postmodernen Milieus? Wie stark wird das Feedback in der Hierachie der Kirche ernst genommen?

● Verändert sich Kirche mit postmodernen Milieus, mit dem Internet?

Krite

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Diskussion

Danke für die Aufmerksamkeit!

Credits Bilder

Foto Like: Flickr CC BY-NC-SA sofabudapestFoto Internet Strasse: Flickr CC BY-NC-ND transCamFoto iPads Foto: Flickr CC BY-NC-SA waferbabyFoto YouTube Generation: Flickr CC BY jonsson Netzwerkgrafk: CC BY Helge Fahrnberger

Die Zitate aus der Literatur sind auf den jeweiligen Folien kurz vermerkt. Eine noch sehr rudimentäre Literaturliste fndet sich auf http://andreame.at/literaturliste.