Post on 11-Oct-2020
THEMA:
ZwingliPROPHET DER GOTTUNMITTELBARKEIT, DER UNVERMITTELTEN, DIREKTEN GOTTESBEZIEHUNG
DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST.GALLEN www.kirchenbote-sg.ch
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2 AUSGABE 1/2018
IM ANFANG
Im Glauben ist Gott daText: Huldrych Zwingli | Bild: as
Zwinglis in Latein verfasste Abhandlung «Die Vorsehung» von 1530 enthält einen Exkurs über den Glauben — Glauben nicht an Sakra-mente, Wunder oder Glaubenssätze, sondern an Gott. Und nicht die Kirche mit ihren ver-mittelnden Gaben führt die Seele in die Ge-meinschaft mit Gott, sondern Glaube. Gott selber gibt in seiner Vorsehung dem Men-schen den Glauben und so sich selber. Zwingli erklärt dies hier anhand von Hebräer 11, 1.
«‹Der Glaube ist›, sagt der Apostel, ‹das We-
sen der erhofften Dinge und die Offenbarung
und das Begreifen der unsichtbaren Dinge
(Hebr. 11,1).› So übersetzten wir Wort für
Wort aus dem Griechischen. [...] Also ist es
die Meinung des Apostels, dass der Glaube
die Essenz oder Substanz der erhofften Dinge
ist, das heisst: eine wesentliche Sache der
Seele, nicht eine oberflächliche oder unbe-
gründete Meinung oder Gesinnung, die man
bald so hat oder festhält, bald aber anders,
sodass es unsicher ist, welches von den
beiden das Richtige ist. Sondern er meint ein
festes und wesentliches Vertrauen der Seele,
mit dem sie ganz, wie sie auch immer ist, auf
die erhofften Dinge vertraut, das heisst: auf
die Sache, auf die sie allein und einzig unfehl-
bar hofft.
Daher ist ‹die erhofften Dinge› eine Umschrei-
bung der höchsten Gottheit, auf die allein zu
Recht gehofft wird; [...] (es folgt eine Begrün-
dung für den Plural der erhofften Dinge, wo-
mit Gott und seine Gaben gemeint sind) [...]
Ich wollte dies aber nicht auf folgende Weise
wiedergeben: ‹Der Glaube ist jenes Feste und
Wesentliche der Seele, wodurch sie zu Gott
gebracht wird, auf den sie unfehlbar hofft›,
auch wenn dies der Sinn der Worte ist. Denn
[...] ‹das Wesen der erhofften Dinge› hat noch
eine andere Bedeutung: So kann man auf
überspitzte Weise den Sinn auch so wieder-
geben: ‹Der Glaube ist dieses Wesentliche
und Feste in unseren Seelen, das von jenem
gegeben ist, der selber Grund und Inhalt un-
serer Hoffnung und deren Erwartung ist›.
Zweitens habe ich (das griechische Wort
‹elenchos›, Evidenz) mit ‹Offenbarung und
das Begreifen› übersetzt [...], was für uns ei-
ne klar erkannte, unzweifelhafte und offene
Gewissheit bedeutet. Diese Offenbarung und
die unumstössliche Gewissheit erklärt den
ersten Teil der Definition, nämlich dass der
Glaube eine wahre und wesentliche Sache
ist, das heisst ein geoffenbartes und erkann-
tes Licht und eine Gewissheit der Seele.»
Sicht von Zwinglis Geburtshaus auf die Churfirsten.
2 AUSGABE 1/2018
Liebe Leserin, lieber Leser
Waren Sie auch überrascht von dem Zwingliporträt auf dem Titelbild? – Mir ging es so, als ich das «Bild eines Geistlichen» von Albrecht Dürer zum ersten Mal sah und erfuhr, dass dieser Geistliche Zwingli sein könnte. (Mehr zum Hintergrund des Bildes Seite 16)
Dürer und Zwingli kannten einander. Beide besuchten 1516 den Humanis-ten Erasmus in Basel. Beide liebten neben der Bibel auch antike Philoso-phen und Schriftsteller. Durch solche Lektüre entdeckten sie das Humane, das, was allen Menschen gemeinsam ist. Und beide erkannten die Würde des Individuums als kleinen Kosmos, als Bild Gottes. Das stärkte ihr Selbst-bewusstsein so, dass sie kirchlich geprägte Konventionen und Muster hinter sich liessen und je auf ihrem Gebiet neue Massstäbe setzten – sie waren beide Renaissancemenschen. Nach der Begegnung in Basel besuch-te Dürer den Reformator 1519 in Zü-rich, und Dürer bekannte sich später zu Zwinglis Abendmahlsverständnis.
Wir kennen Zwingli vor allem von den Seitenportraits mit Kappenmütze, angefertigt vom Zürcher Maler Hans Asper nach Zwinglis Tod, 1531 und 1549 (siehe Seite 4). Dieses steif, un-persönlich und leblos wirkende Bild hat auch mich geprägt. Zwingli inter-essierte mich nie richtig, bis ich mich an seine Texte wagte. Da entdeckte ich einen grossen Theologen, der nach der Art des Humanismus den Menschen in seinen himmlischen und irdischen Anteilen zu verstehen sucht und ihn aufgrund der Bibel an seine Berufung im Alltag erinnert.
Zwingli war kein trockener Stubenge-lehrter, eher ein geselliger und gewin-
nender Pionier und Wegbereiter für Got-tes Reich. Lesen Sie und urteilen Sie sel-
ber, ob unser Titelbild Huldrych Zwingli nicht weit mehr ent-spricht als der steife Kaputzenmann.
Andreas Schwendener
EDITORIAL
«Der Glaube ist dieses
Wesentliche und Feste in un-
seren Seelen, das von jenem
gegeben ist, der selber Grund
und Inhalt unserer Hoffnung
und deren Erwartung ist».
3WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
IM BRENNPUNKT
Das Zwingli-DenkmalEine andere Sicht auf Zwingli
Text: Samuel Waldburger, Psychoanalytiker und reformierter Theologe, Zürich | Bild: dreamstime.com
In diesem Kirchenboten finden Sie nebenan
einen kurzen Auszug aus einem Buch Zwing-
lis abgedruckt («Im Glauben ist Gott da»).
Wenn Sie diesen Text genau lesen und etwas
Ahnung von reformierter Theologie haben,
kann es Ihnen auffallen, dass etwas fehlt, was
Luther von höchster Bedeutung war und in
der Theologie noch heute als zentral gilt: die
Rechtfertigung aus Glauben. Zwinglis Glaube
dagegen hat gewissermassen keinen Inhalt –
er ist nur «das feste und wesentliche Vertrau-
en» auf die «Gottheit». Auch diese Bezeich-
nung für Gott kann auffallen: Sie wirkt selt-
sam leer. Denn, so Zwinglis Überzeugung:
Gott ist im Himmel, und nichts auf Erden
kann ihn abbilden. Darum wollte er in den
Kirchen keine Hostie, keine Kreuze und keine
Bilder, die man als Heiliges anbetet. Die
reformierten Kirchen waren leer und nur
bescheiden ausgeschmückt.
(Eine Anmerkung:
Religionsphänomenologisch entsprechen die
reformierten Kirchen dem Typus, den die Ju-
den mit der Synagoge entwickelt haben – ich
habe in Zwinglis Schriften bis jetzt keine ne-
gative Aussage über die Juden gefunden, da-
für einiges Positive – und dem auch die Mo-
schee des Islams entspricht – auch hier bin
ich bei Zwingli, was den Islam betrifft, nur ei-
nem positiven Zitat begegnet. Diese Offen-
heit Zwinglis wird im Allgemeinen wenig
oder kaum bemerkt.)
Zwingli hatte einen zweiten Grund zur Entfer-
nung der «Bilder», der auch seine Auffassung
des Abendmahls betrifft, nämlich die Ableh-
nung jeglicher Form von «Wandlung», ob real
oder geglaubt: Die Bilder des Christus in der
Kirche sind die anwesenden Armen, d.h. die
gewöhnlichen Leute.
Daraus ergeben sich zwanglos und nicht als
moralisches Anhängsel die soziale Dimensi-
on von Zwinglis Theologie – es wurde eine
geregelte Armenunterstützung, ein Sozial-
staat eingerichtet –, ebenso die politischen
Postulate wie Entschuldung der Bauern und
das Ideal der Demokratie.
Kehren wir zum Denkmal zurück. Es erinnert
uns an die Figur, zeigt aber nicht, was die
Person gedacht hat. Zwingli hat einmal ge-
schrieben, er habe die glückliche Gabe,
durch gedankliche Arbeit etwas ganz neu zu
denken «wie nie zuvor». Wir müssen mit
Überraschungen rechnen, wenn wir seine
Theologie verstehen wollen.
Wenn wir vor dem Zwingli-Denkmal in Zürich
stehen, werfen wir einen dreistufigen Blick in
die Vergangenheit. Zuerst blicken wir ins
19. Jahrhundert. Damals wurde das Denkmal
konzipiert, ausgeführt und aufgestellt. Man
kann vermuten, dass die damals nach Zürich
strömenden katholischen Innerschweizer
in der bisher rein reformierten Stadt das
Bedürfnis geweckt haben, mit der Zwingli-
Statue das Reformierte zu demonstrieren.
In einem zweiten Schritt fällt auf, was Men-
schen heute angesichts der Statue unwillkür-
lich denken. Das Schwert scheint auf Krieg
und Gewalt hinzudeuten, das Buch auf Ge-
setz, Ordnung und Besserwisserei. Ich den-
ke, dass dieses populäre Bild ganz falsch ist.
Erst ein dritter Blick führt bis zur Reformation
zurück, von der uns heute 500 Jahre trennen.
Dieser Blick reicht zurück in eine andere Welt,
über die wir uns zuerst informieren müssten,
um sie zu verstehen. Dabei haben wir uns
grossen Unterschieden zum gewohnten Den-
ken zu stellen. Die damalige Kirche wurde
von Zwingli nicht nur abgelehnt, sie wurde in
Zürich ganz einfach abgeschafft. Luther be-
kämpfte Zwingli als «Erzketzer», die Täufer ha-
ben ihn als «Antichrist» beschimpft – wie soll
man das harmonisieren? Wenn wir unpartei-
isch und unvoreingenommen bleiben, können
wir die Differenzen gelassen betrachten und
als Reichtum entdecken und erleben.
Ich habe vor Jahren eine Figur des buddhisti-
schen Bodisattvas Manjusri gekauft. Dieser
hat zwei Attribute: Ein Schwert zur Vertrei-
bung des Unwissens und ein Buch zur Ver-
breitung des Wissens. Es scheint mir sinn-
voll, mit diesem weit hergeholten Bild einen
neuen Blick auf Zwingli zu werfen. Denn er
nannte seine Predigt nicht Bekennen (wie
Luther) und nicht Verkündigung (wie die
Theologie), sondern «lehren», nicht nur Wis-
sensvermittlung, sondern auch Lebenslehre.
«Die damalige Kirche wurde
von Zwingli nicht nur abge-
lehnt, sie wurde in Zürich
ganz einfach abgeschafft.»
«Wir müssen mit Überra-
schungen rechnen, wenn
wir Zwinglis Theologie
verstehen wollen.»
Statue von Ulrich Zwingli bei der Wasserkirche in Zürich vom Tiroler Heinrich Natter, 1884
4 AUSGABE 1/2018
Wer am Sonntag, 2. Januar 1519, den Haupt-gottesdienst im Grossmünster in Zürich besuchte, erlebte — ohne es zu wissen — ein Epoche machendes Ereignis. Huldrych Zwingli, der neue Leutpriester, am Neujahrs-tag 35 Jahre alt geworden, stellte sich als Prediger vor. Mit seinen Vorgesetzten hatte er sich abgesprochen, mit einer alten Traditi-on zu brechen.
Predigttext war nicht mehr die herkömmli-
che Perikope, der überall für den jeweiligen
Sonntag vorgeschriebene Bibelabschnitt.
Zwingli wollte, dass die Gemeinde die Heilige
Schrift nicht nur selektiv, sondern in ihrer
Ganzheit kennenlernte. «Wir haben hier
einen unfehlbaren und unparteiischen Rich-
ter», sagte er später dazu, «nämlich die göttli-
che Schrift, die weder lügen noch betrügen
kann. Das Wort Gottes soll über die Men-
schen urteilen und nicht die Menschen über
das Wort Gottes.»
VIELSEITIG GEBILDETZwingli war ein guter Redner und vielseitig
gebildet. Als Student hatte er in Basel, Wien
und möglicherweise auch in Paris gelebt und
als Feldprediger der Eidgenossen Oberitalien
bereist. Mit dem Humanisten Erasmus von
Rotterdam stand er in persönlichem Kontakt.
Autodidaktisch hatte er sich das Griechische
angeeignet (später auch das Hebräische), die
Briefe des Apostels Paulus in der Ursprache
abgeschrieben und teilweise auswendig
gelernt.
In seinen Predigten im Grossmünster fing er
vorn im Neuen Testament mit dem Matthäus-
evangelium an, zunächst mit dem Stamm-
baum Jesu. Stück um Stück predigte er in
der Folge über das erste der vier Evangelien
weiter. Diesem entnahm er auch seinen Wahl-
spruch, den er auf das Titelblatt der meisten
seiner Bücher setzte: «Kommt her zu mir
alle, die sich abarbeiten und eine Last tragen
müssen, ich will euch Ruhe geben.» (Mt 11,28)
Zwinglis Predigten stiessen auf ein grosses
Echo. Der Buchdrucker Christoph Froschau-
er (1490–1564) schrieb in seinem Rechtferti-
gungsschreiben an den Rat, die Zürcher
könnten auf ihren neuen Leutpriester stolz
sein. Wie sehr man mit diesem zufrieden war,
geht daraus hervor, dass er bereits nach
zwei Jahren zum Chorherrn des altehrwürdi-
gen Stifts befördert wurde.
REFORM DER KIRCHEDie reformatorischen Ereignisse folgten in
den 1520er-Jahren Schlag auf Schlag. Stadt-
gespräch wurde das «Wurstessen» in der Fas-
tenzeit 1522 im Haus Christoph Froschauers.
Dieser rechtfertigte sich damit: Seine Gesellen
hätten schwer gearbeitet, deshalb habe er ih-
nen auch in der Fastenzeit etwas Anständiges
zu essen geben müssen. Zwingli verteidigte
diese Übertretung der kirchlichen Gebote mit
seiner Schrift «Von erkiesen vnd fryheit der
spysen [von der freien Wahl der Speisen]».
Als der für Zürich zuständige Bischof von
Konstanz sich bei den Stadtbehörden über
Zwingli beschwerte, luden diese im Januar
1523 zur «Ersten Zürcher Disputation» ein.
600 Personen versammelten sich im Rathaus,
THEMA
Huldrych Zwingli (1.1.1484 – 11.10.1531)Sein Leben, seine Anliegen und sein WirkenText: Frank Jehle, St.Gallen | Bilder: © Zentralbibliothek Zürich
Huldrych Zwingli, 1549 gemalt von Hans Asper
Hervorgehoben seien hier seine Schriften
«Von göttlicher und menschlicher Gerechtig-
keit» von 1523 und «Wer Ursache zum Auf-
ruhr gibt» von 1524, die als die «bedeutend-
ste sozialkritische Schrift des Reformators»
bezeichnet wurde. In ätzender Schärfe heisst
es hier, nicht nur die «hohen Bischöfe» seien
die wahren Aufrührer und auch nicht nur
«der Rest der kläffenden Priester, Mönche,
Nonnen und – allen voran – der Äbte», son-
dern viel mehr «die Fürsten, Mächtigen und
Reichen dieser Welt».
«Was ihr miteinander [...] zum Nachteil Got-
tes und der armen Menschen ins Werk ge-
setzt habt, das nennt ihr gut. Das, wonach
euch gelüstet, das dünkt euch recht. [...] Ihr
reisst den Menschen die Kleider vom Leib
wie Disteln und Dornen. Es stehen das Ge-
richt und das Recht, ja die Person des Rich-
ters selbst in eurer Gewalt. Vollzieht er, was
euch gefällt, so ist er ein guter Richter. [...]
Ihr wisst genau, dass niemand der Hand Got-
tes entfliehen kann, ebenso, dass Gott nicht
schläft; er kommt, wenn für ihn die Zeit ge-
kommen ist.»
In seiner Schrift «Der Hirt» von 1524 entwirft
Zwingli, was heute das kirchliche «Wächter-
amt» genannt wird: Der Hirt bzw. der Pfarrer
dürfe «auch dem König, Fürsten oder Oberen
nichts durchgehen lassen». Er müsse im Ge-
genteil «jedem seinen Irrtum anzeigen», so-
bald er sehe, dass jener vom Weg abkomme.
Er müsse tun, «was niemand wagt: Den Fin-
ger auf wunde Stellen legen und Schlimmes
verhüten, keinen schonen, vor Fürsten, Volk
und Geistliche treten, sich weder durch Grös -
se, Einfluss und Zahl noch durch irgendwel-
che Schreckmittel beeindrucken lassen, so-
fort zugegen sein, wenn Gott ruft, und nicht
nachlassen, bis sie sich ändern.»
«Den Finger auf wunde Stellen legen»
Zwingli als Sozialkritiker
5WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
um über Glaubensfragen zu verhandeln. Es
war dies ein so noch nie dagewesenes Ereig-
nis und stellte die Autorität der kirchlichen
Hierarchie infrage. Der Rat beschloss nach
der Disputation eigenmächtig: Zwingli dürfe
weiter so predigen wie bis anhin und «die
recht göttlich gschrift» verkünden. Grund-
sätzlich befahl der Rat: «Es sollen auch die
übrigen unserer Leutpriester, Seelsorger und
Prädikanten in unserer Stadt und in unseren
Landschaften und Herrschaften nichts ande-
res behandeln und predigen, als was sie mit
dem heiligen Evangelium oder sonst mit der
rechten göttlichen Schrift belegen können.»
Jedenfalls in der Rückschau ist dieser Ratser-
lass der endgültige Durchbruch der Zürcher
Reformation. Eine ihrer ersten Folgen war,
dass der Rat zwei Wochen später einen erst
1506 geschlossenen Vertrag mit dem Bischof
von Konstanz aufkündigte, gemäss dem fehl-
bare Landgeistliche der Gerichtsbarkeit des
Bischofs unterstanden. Der Rat nahm juris-
tisch das Kirchenwesen selbst in die Hand.
Reformation bedeutete hier Emanzipation
vom Bischof.
DAS ÖFFENTLICHE LEBENSchritt um Schritt wurden das kirchliche und
das öffentliche Leben reformiert. Bereits
1520 war eine neue Sozialgesetzgebung ein-
geführt worden. Im Sommer 1524 wurden die
Kirchen von den Bildern «gereinigt». Nach
der Auffassung Zwinglis und seiner Freunde
durfte das Göttliche nicht verdinglicht wer-
den. An Ostern 1525 wurde zum ersten Mal
eine evangelische Abendmahlsfeier abgehal-
ten: Anstelle des Altars stand vorne in der
Kirche ein schlichter Holztisch, mit Lein-
wand bedeckt. Die Abendmahlsgefässe wa-
ren aus Holz. Die Pfarrer trugen keine Mess-
gewänder mehr, und die Gemeindeglieder
reichten sich das Brot und den Wein selbst
vom einen zum nächsten weiter. Noch in den
späten 1520er-Jahren wurde die ganze Bibel
von den Zürcher Gelehrten neu ins Deutsche
übersetzt. Die erste Vollbibel der Reforma-
tion erschien in Zürich 1531.
GROSSE AUSSTRAHLUNGZwingli war erfolgreich. Was in Zürich be-
gann, wurde vielerorts in der Eidgenossen-
schaft (und teilweise auch in Süddeutsch-
land) aufgenommen und weitergeführt, zu-
nächst in St.Gallen, dann in Bern, Schaffhau-
sen und Basel. In den Landständen Appen-
zell, Glarus und in den Drei Bünden sowie im
Thurgau, im Rheintal und in der Fürstabtei
St.Gallen konnte sich die Reformation eben-
falls grösstenteils durchsetzen. Die Inner-
schweizer Kantone (Uri, Schwyz, Unterwal-
den, Luzern und Zug) wollten aber nichts
von einer Reformation wissen. Zu wichtig
war für sie unter anderem, dass die oft ar-
beitslosen Bauernsöhne Geld in fremden
Kriegsdiensten, besonders beim Papst und
dem König von Frankreich, verdienen konn-
ten. Die Eidgenossenschaft wurde in einen
bitteren Bürgerkrieg verwickelt, in dem
Zwingli am 11. Oktober 1531 in Kappel starb.
(Er selbst hatte diesen Waffengang befürwor-
tet.)
Von seinem Nachfolger Heinrich Bullinger
(1504–1575) konnte sein Lebenswerk aber
weitgehend gerettet werden. Zürich wurde
zum Zufluchtsort evangelischer Glaubens-
flüchtlinge, besonders auch aus Norditalien,
die die Seidenindustrie nach Zürich brach-
ten.
THEMA
«Der Rat nahm juristisch das
Kirchenwesen selbst in die Hand.
Reformation bedeutete hier
Emanzipation vom Bischof.»
Bücher zu Zwingli
Wollen Sie mehr über Zwingli wissen? Der
Kirchenbote hat für Sie die besten und aktu-
ellsten Bücher über Zwingli besprechen las-
sen. Siehe Internet: kirchenbote-sg.ch
Bücher zu Zwingli
Wollen Sie mehr über Zwingli wissen? Der
Kirchenbote hat für Sie die besten und aktu-
ellsten Bücher über Zwingli besprechen las-
sen. Siehe Internet: kirchenbote-sg.ch
Darstellung der Zürcher Disputation von 1523 in einer Abschrift von Bullingers Reformationsgeschichte.
Die Täufer, Luther
Beides, die Auseinandersetzung mit den Täu-
fern und später mit Luther, war tragisch, da
die Einheit der aus der Reformation hervor-
gegangenen Kirchen so zerfiel. Dabei waren
die ersten Täufer in Zürich, die die Kinder-
taufe ablehnten und eine Entflechtung von
Christengemeinde und Bürgergemeinde
wünschten, zunächst enge Mitarbeiter und
Freunde Zwinglis gewesen; nach ihrer Auffas-
sung war er aber zu wenig radikal.
Auch Luther stand er in den Anfangsjahren
nahe. Er war zwar unabhängig von ihm dar-
auf gekommen, den Römerbrief des Apostels
Paulus zu lesen und die Lehre von der Recht-
fertigung «allein aus Glauben» zu entdecken.
Bereits 1518 schenkte er aber einem Freund
einen Band mit wichtigen Lutherschriften. Es
wurde schon gesagt, Luther habe auf Zwingli
wie ein «Katalysator» gewirkt.
Der Unterschied in der Abendmahlslehre ist
aus der Sicht einer heutigen, ökumenisch in-
formierten Theologie verjährt. Es war eher
ein Streit zwischen verschiedenen theologi-
schen Schulrichtungen und nicht zwischen
Konfessionskirchen. Auch Zwingli (jedenfalls
der reife Zwingli) bestritt nicht, dass Chris-
tus im Abendmahl real gegenwärtig ist. Die
heutige Forschung spricht bei ihm von einer
«geistigen Realpräsenz». – Siehe dazu Kir-
chenbote 4/2017 www.kirchenbote-sg.ch
6 AUSGABE 1/2018
THEMA
Joseph, der Träumer und Vaters Liebling, wird von seinen Brüdern in einem Brunnen zurückgelassen — einer der etwa 200 textillustrierenden Holzschnitte (vor allem von Hans Holbein d. J.) in der Zürcher Bibel von 1531. Drei kolorierte Exemplare dieser Bibel sind bekannt, so eines am Grossmünster in Zürich.
Der Zürcher Buchdrucker Froschauer nutzte die Gunst der Stunde. Denn die mit Zwinglis Amtsantritt 1519 beginnende Kirchenreform gründet in einer neuen Interpretation und Zugänglichkeit der Bibel. Die intensive Zu-sammenarbeit mit Zwingli und seinem Über-setzungsteam gipfelte in der Froschauerbibel von 1531, erschienen im Todesjahr Zwinglis.
Bei seinen Schriftstudien in Glarus und Ein-
siedeln wurde dem Priester Zwingli bewusst,
dass das Kirchenvolk – unkundig der Bibel –
in vielen Belangen in Unmündigkeit belassen
wird und eher an die Sakramente und klein-
lichen Gebote glaubt als an die in der Bibel
verheissene Präsenz Gottes im Glauben. Auf
diese Wiederentdeckung der biblischen Bot-
schaft berief sich Zwingli in Zürich. Und er
wünschte sich, dass in jedem Schweizer
Haus die Bibel gelesen und studiert wird.
RINGEN UM DIE DEUTSCHE SPRACHESeit 1522 waren Luthers Übersetzungen des
Neuen Testaments in deutscher Sprache
zugänglich. Sie fand auch in Orten der Eidge-
nossenschaft Anklang. Wie viele Basler Dru-
cker begann auch Christoph Froschauer in
Zürich die von Luther übersetzten Teile der
Bibel zu drucken. Von sprachlichen Anpas-
sungen an die in der Schweiz übliche Aus-
sprache kam man wieder ab, um im deut-
schen Markt bestehen zu können. Doch in
dieser Zeit wurde in Zürich bereits an einer
eigenen Bibelübersetzung gearbeitet. Da, wo
früher die Mönche im Grossmünster ihre
Psalmen gesungen hatten, übersetzten und
diskutierten nun Pfarrer und gelehrte Theo-
logen regelmässig die Texte der Heiligen
Schrift. Aus den Ursprachen übersetzt wur-
den Jahr für Jahr in engem Kontakt mit dem
Drucker Froschauer neue Teile der Bibel ver-
öffentlicht – in einer Art verschriftlichtem
Schweizerdeutsch. Schon Luther arbeitete an
einer Schriftsprache, die Nord- und Süddeut-
sche verstehen können. Analog arbeiteten
die Zürcher an einer Bibelübersetzung, die
vom ganzen Schweizer Volk verstanden wer-
den kann. Das Ziel war klar: Luther bean-
spruchte mit seiner Bibelübersetzung das
Mass für die deutsche Schriftsprache zu
sein. Die Stadt Zürich aber wollte mit ihrer
eigenen Übersetzung eine Bibel schaffen,
welche für die künftig reformierte Schweiz
identitätsstiftend sein sollte. Spätere Bear-
beitungen und Revisionen der «Zürcher Bi-
bel» haben auf die Dominanz der Lutherbibel
reagiert. So wurde im Streit zwischen Witten-
berg und Zürich die deutsche Schriftsprache
entwickelt – war doch die Bibel bis in die
Neuzeit das meist gelesene Buch.
BLÜTE DER DRUCKKUNST1531, dem Todesjahr Zwinglis, erschien in
Zürich die erste grossformatige, reich bebil-
derte und typografisch schön gestaltete Voll-
bibel in deutscher Sprache – drei Jahre vor
dem analogen Werk Luthers. Froschauer
liess dazu eigens neue Buchstaben giessen.
Die Bilder zum Alten Testament stammen
von Hans Holbein dem Jüngeren. Sie offenba-
ren eine neue, schlichte Bildsprache, welche
die biblischen Personen stets handelnd und
in klaren Konturen zeigt. Die Holzschnitte
wiederlegen auch die den Reformatoren an-
gelastete Bilderfeindlichkeit. Die Stiche soll-
ten die Lust am Bibellesen beflügeln. Die Bi-
bel von 1531 enthält neben einer langen Vor-
rede auch viele Hilfestellungen für die Suche
von Bibelstellen zu reformatorischen The-
men. Diese Froschauerbibel von 1531 wurde
mehrmals neu gedruckt, jeweils in einer Auf-
lage von 2000 Exemplaren. Sie kostete etwa
einen halben Monatslohn eines Pfarrers.
Zur ersten Gesamtbibel in deutscher SpracheText und Foto: as
Die Zürcher Bibel von 1531
Respektvolles Blättern in der Bibel von 1531
Zürich wollte mit der eigenen
Übersetzung eine Bibel
schaffen, welche für die
künftig reformierte Schweiz
identitätsstiftend sein soll.
7WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
Von Anna Reinhard gibt es kein Bild, aber von Zwinglis Tochter Regula und Enkelin Anna. Es ist eine der berührendsten Frauendarstel-lungen aus der Reformationszeit. Unwillkür-lich denkt man an Regulas Mutter, Anna Reinhart, Zwinglis Frau (um 1484–1538).
Viel weiss man von ihr nicht, und es gibt kein
Porträt. Die Tochter und die Enkelin sahen
ihr wohl ähnlich. Geboren als Wirtstochter
an der Zürcher Schifflände erlebte sie, dass
der vornehme Junker Hans Meyer von Kno-
nau sich in sie verliebte. Gegen den Willen
seines Vaters, einem der mächtigsten Politi-
ker der Stadt, heiratete er die schöne Anna
und wurde deshalb enterbt. Sie hatten drei
Kinder. Hans starb 1517 und liess Anna in
bedrängten Umständen zurück.
Sie wohnte unmittelbar neben dem Haus des
Leutpriesters am Grossmünster, wo Zwingli
Ende 1518 einzog. Als er im September 1519
an der Pest erkrankte, pflegte sie ihn. Ab
1522 lebten sie in geheimer Ehe zusammen.
1524 fand die kirchliche Trauung statt. Anna
war sichtbar schwanger und gebar wenig
später Regula. Drei weitere Kinder folgten:
Wilhelm, Huldrych und Anna.
Zwingli war sowohl den Kindern Annas aus
erster Ehe als auch seinen eigenen ein zärtli-
cher Vater. Wenn sie am Abend nicht ein-
schlafen konnten, musizierte er mit ihnen.
Ein enges Verhältnis hatte er mit seinem
Stiefsohn Gerold, der ein recht wilder Junge
war (einmal kam er wegen eines Streichs
sogar ins Gefängnis) und dem er die Schrift
«Wie Jugendliche aus gutem Haus zu erzie-
hen sind» widmete. Zwingli, so das Vorwort,
wünsche dem jungen Mann «Gnade und Frie-
de von Gott». Als Zwingli eine Komödie des
griechischen Dichters Aristophanes in der
Ursprache aufführen liess, übernahm Gerold
die Hauptrolle.
Als Zwingli am 11. Oktober 1531 in Kappel
starb, fielen auch Gerold sowie weitere Ver-
wandte Annas. Das lenkt zum Nachdenken
über sie selbst zurück: Sie hatte ein beweg-
tes Leben, sie unterstützte ihren Mann, küm-
merte sich um ihre sieben Kinder, um zahl-
reiche Gäste und war Seelsorgerin. Nach dem
Tod Zwinglis nahm sein Nachfolger, Heinrich
Bullinger, sie in seinen Haushalt auf, wo sie
relativ früh starb. Erhalten blieb ein Brief,
den Zwingli 1528 von der Berner Disputation
an seine Frau adressierte:
«GNADE UND FRIEDE VON GOTT»«Liebste Hausfrau, ich sage Gott Dank, dass
er dir eine fröhliche Geburt verliehen hat [am
6. Januar war der Sohn Huldrych geboren
worden]. Er möge uns verleihen, ihn nach sei-
nem Willen erziehen zu können. Schicke mei-
ner Gastgeberin [hier in Bern] ein oder zwei
feine Tücher, in der Art, wie du sie selbst zu
tragen pflegst. Sie kleidet sich, wie es sich ge-
ziemt, aber nicht nach Beginenart [d. h. nicht
ärmlich], ist eine Frau von vierzig Jahren [...].
Sie kümmert sich überaus gut um uns. Sei da-
mit Gott befohlen! Grüsse mir NN [die Frau,
die Anna bei der Geburt beigestanden hatte],
[...] und wer dir lieb ist. Bete zu Gott für
mich und uns alle.
Gegeben in Bern am 11. Januar. Grüss mir
auch alle deine Kinder; besonders Marga-
retha [die älteste Stieftochter Zwinglis].
Sprich in meinem Namen Trost zu. Huldrych
Zwingli, dein Hauswirt. Schicke mir, sobald
du kannst, den Arbeitsrock. Der frommen
Anna Reinhart in Zürich, seiner lieben
Hausfrau.»
Anna Reinhart, Zwinglis Frau Text: Marianne Jehle-Wildberger, St.Gallen | Bild: Zentralbibliothek Zürich
Hans Asper: Regula Gwalter, geb. Zwingli, 1524–1564, mit ihrer Tochter Anna, geb. 1542 (1549)
THEMA
8 AUSGABE 1/20188 AUSGABE 1/2018
Verbi Divini Minister
Seit November 1992 ist der Kirchenrat
der Kantonalkirche Heinz Fäh ordiniert
und trägt den Titel Verbi Divini Minister.
Seit 1993, 25 Jahre lang, übt Fäh seinen
Beruf als Berufung in der Kirchgemeinde
Rapperswil-Jona aus, wozu ihm die
Kirchenvorsteherschaft gratuliert und
weiterhin viel Freude wünscht.
Aus Birch wurde Buch
In der Novemberausgabe berichteten wir
über das Dienstjubiläum des Diakons der
Kirchgemeinde Buchs. Leider wurde aus
dem korrekten Namen Jürg Birchmeier
fälschlicherweise ein Jürg Buchmeier.
Wir entschuldigen uns. (meka)
IN KÜRZE
«Diakonie ist auch etwas für Männer!», sagte sich Diakon Urs Meier-Zwingli und schuf vor acht Jahren in der Kirchgemeinde Straubenzell ein Angebot für Männer im AHV-Alter.
Entstanden ist eine Gruppe Pensionierter, die
sich nicht zu schade ist, die Hände schmut-
zig zu machen, anzupacken. Und dies müssen
die Männer, denn im Spätsommer geht es je-
weils in den inneralpinen Raum, um Gemein-
den oder Alpgenossenschaften zu helfen.
BERGHILFE VERMITTELT EINSÄTZE«Die Schweizerische Berghilfe vermittelt uns
jeweils Einsätze in Gebieten, wo Not am
Mann ist, es etwas zu reparieren oder zu er-
stellen gibt», sagt Meier-Zwingli, der die Ar-
beitswoche organisiert und auch die Unter-
kunft beschafft. Zweimal schon verbrachte
eine Gruppe aus Straubenzell auf dem Hein-
zenberg. Splügen, Bergün oder das Calanca-
tal waren weitere Destinationen. Hier wurden
Brunnen repariert, Wege ausgebessert, Brü-
cken erstellt, Unterspülungen beseitigt, Trö-
ge für das Vieh versetzt, Picknickstellen ge-
schaffen oder Wiesen vom Gestrüpp befreit.
KULTURELLES ZUR WOCHENMITTEAuch diesen Herbst kehrte eine Gruppe zu-
frieden aus den Bergen zurück. In Savognin
hatte sie eine Wanderwegbrücke gebaut, Zäu-
ne montiert und Schwendarbeit verrichtet.
PANORAMA GEMEINDEN
Mann und Diakonie?Ein nicht alltägliches Angebot der Kirchgemeinde StraubenzellText: Katharina Meier | Foto: Walter Frischknecht
Ein neuer Picknickplatz und die Wanderwegbrücke sind dank der Straubenzeller Gruppe entstanden.
Schlafen in der Kirche
Zehn Jugendliche der Kirchgemeinde Un-
teres Neckertal haben Anfang November
eine besondere Nacht erlebt. Zuerst be-
gaben sie sich auf den Friedhof und ver-
teilten «Ewiglichter». Später wanderte
die Gruppe beim Schein von Fackeln und
diskutierte über die letzten Ruhestätten,
ehe sie müde und zufrieden in den
Schlafsack krochen, der auf dem Chorbo-
den der paritätischen Kirche Brunnadern
ausgebreitet war. (sst)
Zur Wochenmitte bildete ein kultureller Aus-
flug einen Kontrastpunkt zur körperlichen Ar-
beit. «Es ist immer eine Besonderheit am Ort
oder der Gegend, die wir geniessen», erklärt
Meier-Zwingli. Am Ausflug oder der Führung
mit dabei ist dann auch das eingeschworene
Kochteam: zwei Straubenzellerinnen.
AUCH ZU HAUSE TATKRÄFTIGJe nach Zusammensetzung der Pensionier-
tengruppe, die selbstredend ökumenisch
Hand in Hand arbeitet, kann es sein, dass der
Steuerinspektor dem Fahnder der Kantons-
polizei die Nägel reicht oder der Fabrikant
Pfähle zusägt. Die Teilnehmer kommen laut
Meier-Zwingli immer äusserst zufrieden nach
Straubenzell zurück. Und es wird nicht nur in
fremden Gefilden gearbeitet. Wenn es darum
ginge, den Garten bei der Kirche neu zu ge-
stalten oder eine Stiege zu setzen, seien die
rüstigen Männer zur Stelle, weiss der Diakon.
VON DER IDEE FASZINIERTBeim Arbeitseinsatz mitmachen können alle
Männer im AHV-Alter, die sich noch «im Saft
fühlen». «Ein schöner Nebeneffekt ist, dass es
auch die zu Hause weilenden Frauen schät-
zen, wenn die Gruppe eine Woche unterwegs
ist.» Die Idee, so Meier-Zwingli, stamme aus
dem Kanton Aargau. «Sie hat mich sehr be-
eindruckt.» Wie es scheint, nicht nur ihn.
www.arbeitswoche.chHanselmann zieht weiter
Pfarrer Daniel Hanselmann hat per Ende 2017 die Evangelisch-reformierte Kirch-gemeinde Wartau verlassen. Er gehörte seit Anfang 2015 – die ehemaligen Kirch-gemeinden Azmoos-Trübbach und Gret-schins hatten auf diesen Zeitpunkt hin fusioniert – zum Pfarrteam. Hanselmann sagt: «Nach diesen drei intensiven Jah-ren mit vielen interessanten Begegnun-gen suche ich eine neue Herausforde-rung ausserhalb der Gemeinde.» (nr)
9WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
Jetzt folgt die NagelprobeSt.Galler Kantonalkirche gibt sich neue Ziele für die kommenden acht JahreText: Andreas Ackermann / kid
PANORAMA KANTON
Gegen das Burkaverbot
Einen Tag nach dem Ja des St.Galler
Kantonsrats zu einem Burkaverbot kün-
digten die Jungsozialisten (Juso) und
die Jungen Grünen Ende November an,
das Referendum gegen das Gesetz zu er-
greifen. Der Kantonsrat hatte dem Ver-
bot mit 57 zu 55 Stimmen zugestimmt.
IN KÜRZE
Gutachten über Täter
In der Fortbildung der Ostschweizer
Gefängnisseelsorgenden hat der foren-
sische Psychiater Thomas Knecht zum
Thema «Die psychiatrische Begutach-
tung von Straftätern» referiert. Dabei
stellte er die Bedeutung eines Gutach-
tens vor dem Gericht dar. Ein Gutachter,
so Knecht, achte darauf, dass seine Ar-
beit neutral verfasst sei. Er beschreibe
die psychische Verfassung eines Men-
schen zur Tatzeit. Die meisten Fragen
betreffen die Prognose und die Schuld-
fähigkeit eines Täters. (bs)
Ziel des Webauftritts sei es, sowohl Kirchen-mitgliedern als auch Mitarbeitenden und Be-hörden eine rasche Orientierung zu geben, sagt Andreas Ackermann, Verantwortlicher Kommunikation und Leiter des Web-Pro-jekts. «Auf unserer alten Seite war das nicht mehr gewährleistet. Insofern war die neue
«Die Seite war überfällig»Moderner, mehr Übersicht: neuer Internetaufritt der St.Galler Kantonalkirche
Seite überfällig.» Wichtig sei aber auch eine ansprechende Ästhetik, sagt Ackermann. Mit der Gestaltung beauftragt wurde das St.Gal-ler Gestaltungsbüro TGG, das für seine Ar-beit bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Die neue Seite kostete rund 50 000 Franken und ist seit Oktober online. (ref.ch)
Grösster Adventskranz der Welt ist ein St.GallerAm 1. Dezember ist in Mosnang der grösste Adventskranz der Welt, mit einem Durchmesser von 121,60 Metern und einem Umfang von 400 Meter eingeweiht worden.
Mit dem Visionspapier «St.Galler Kirche 2025» gibt sich das reformierte Kirchen-parlament neue Leitsätze und -ziele. Jetzt folgt die Nagelprobe.
Ob der Kirchenrat auch wirklich Hand dazu
biete, wollte denn auch Markus Anker, Syno-
daler der Kirchgemeinde Tablat, wissen.
«Denn um einige Ziele zu erreichen, wäre es
nötig, die Kirchenverfassung anzupassen.»
Dazu sei man bereit, beschied Kirchenrats-
präsident Martin Schmidt. Mehrheitlich folg-
ten die Synodalen den Vorschlägen des Kir-
chenrates und legten zu Themen wie Identi-
tät, Verantwortung oder Offenheit Leitsätze
fest, welche die St.Galler Kirche in den kom-
menden acht Jahren verfolgt. Keinen Ein-
wand hatten die Synodalen beim Budget. Es
sieht bei einem Aufwand von 22,95 Millionen
Franken einen Rückschlag von rund 176 000
Franken vor. Grund dafür sind die voraus-
sichtlich geringeren Steuereinnahmen. Auch
das Budget des Kirchenboten passierte prob-
lemlos. Ziel sei es, die Abonnementsgebühr
von 12.50 auf 12 Franken zu senken. In Kraft
tritt die Kostenregelung bei kirchlichen Hand-
lungen. Neu können Paare ihre Kirche zur
Trauung innerhalb des Kantons frei wählen,
ohne mit zusätzlichen Kosten rechnen zu
müssen. Keine Antwort fand der Kirchenrat
indes auf die Interpellation, warum die Frau-
en im Pfarrberuf im Vergleich zu anderen
Kantonen untervertreten seien. Dies stimme
zwar, doch habe sich der Pfarrerinnenanteil
in den letzten 30 Jahren im Kanton St.Gallen
von 7,9 auf 33,3 Prozent vergrössert.
Weiterer b-treff eröffnet
Nach Flawil und Bütschwil hat nun auch
Ebnat-Kappel einen «b-treff». Die Indust-
riestrasse 45a soll Treffpunkt sein für al-
le, wie Initiator Beat Schegg sagte. Ge-
plant sind Angebote für Menschen in
herausfordernden Lebenslagen, beson-
ders Armutsbetroffene. Wichtig sein
werden die Inte gration und der Kultur-
austausch zwischen Einheimischen und
Zugewanderten. (meka)
Geschlossene Kapelle
Ab 15. Januar wird die Kapelle des Kantonsspitals renoviert und bleibt bis vier Monate geschlossen. Die Sonntags-gottesdienste finden neu im benachbar-ten Foyer Hörsaal H21 um 10 Uhr statt. Als Andachtsraum für alle Wochentage dient der Raum 206 im Haus 21/2.OG.
10 AUSGABE 1/201810 AUSGABE 1/2018
No-Billag schwächt nati-onalen Zusammenhalt
«Die Mitglieder der Schweizer Bischofs-
konferenz SBK sind über die möglichen
Konsequenzen im Falle einer Annahme
der No-Billag-Initiative besorgt», heisst es
in einer SBK-Medienmitteilung vom 7. De-
zember. Die Bischöfe befürchten, «dass
damit die öffentliche Meinungsbildung
noch stärker von ausländischen oder fi-
nanzstarken Medien abhängig wird».
Dies führe vor allem in der französischen
und der italienischen Schweiz zur Schwä-
chung der schweizerischen Identität.
Die Bischöfe erachten es als sehr wichtig,
dass weiterhin ein öffentlicher Diskurs
möglich bleibe, «in welchem verschiede-
ne Meinungen – auch von Minderheiten –
ihren Platz haben». Die Annahme der
Initiative schade dem nationalen Zusam-
menhalt. Die Abstimmung findet am
4. März 2018 statt. (kath.ch)
IN KÜRZE
Der Unternehmer «Moses» Wantian Cui will das Christentum mit der chinesischen Staatsdoktrin versöhnen. Zwingli dient ihm dafür als Vorbild.
Gospel, gute Nachricht, wollte Wantian Cui
die Soft ware-Firma taufen, die er vor zwanzig
Jahren gründete. Der chinesische Regie-
rungsbeamte belehrte ihn: Nur Kirchen oder
Spitäler dürften sich unter dem Namen Gos-
pel registrieren lassen. Der Jungunternehmer
wollte mehr wissen über das Monopol der
christlichen Kirchen auf gute Nachrichten.
Er trat der protestantischen Staatskirche bei,
begeisterte sich für die reformierte Theolo-
gie und gründete in Genf die Siftung «Agape»,
um ethisches Unternehmertum in seiner
Heimat zu propagieren.
REGIERUNGSKONFORMER GLAUBECuis christlicher Vorname ist Moses. Der
44-Jährige hat inzwischen drei Software-Un-
ternehmen mit tausend Angestellten aufge-
baut und unterrichtet an mehreren chinesi-
schen Universitäten zu ethischem Unterneh-
mertum und Religionsfragen. Die program-
matische Rede des Staats- und Parteichefs Xi
Jinping von Mitte Oktober hat er genau mit-
verfolgt. Während westliche Medien in der
neuen Machtfülle ein totalitäres Regime wie
zu Zeiten Mao Zedongs befürchten, weckt Xi
beim Wirtschaftsprofessor und christlichen
Unternehmer durchaus Hoffnungen.
Zum einen hält Cui dem Präsidenten zugute,
dass er es ernst meint mit dem Versprechen,
«den Himmel über Peking wieder blau zu ma-
chen». China werde das erfolgreichste Land
sein in der Bekämpfung des Klimawandels,
sagt er. Als jemand, der Kirchen und Unter-
nehmer eindringlich vor Filz warnt, gefällt
ihm auch Xis Korruptionsbekämpfung. Und
selbst dem Anliegen, das die Religionsfrei-
heit in China auch Grenzen hat, kann er et-
was abgewinnen: Die Religionen müssen wie
der Sozialismus selbst einen chinesischen
Charakter haben, so die Vorgabe der Partei.
Cui ist überzeugt, dass es akademische
Theologiearbeit braucht, um den in China
verwurzelten Konfuzianismus und Taoismus
in Einklang zu bringen mit dem Christentum.
Zugleich hat Xi die Verfassungsgarantie auf
Religionsfreiheit betont. «Heute können sich
auch Kirchen ausserhalb der Staatskirche als
eigenständige Gemeinschaften registrieren
lassen», sagt Cui. Aber viele der unabhängi-
gen Hauskirchen akzeptieren diesen Weg
nicht. Er sei oft bei Freikirchen zu Besuch
und ermutige sie zur Registrierung. «Die Kar-
ten auf den Tisch legen – darin liegt die Zu-
kunft für uns Christen in China.» Das Zwing-
li-Modell, in dem Kirche und Staat in Partner-
schaft existieren, fasziniert ihn. «Dies könnte
ein Weg für China sein.» Voraussetzung sei,
das Gespräch mit der Regierung zu suchen
und sie als Partner zu akzeptieren.
PANORAMA SCHWEIZ
Chinesische Staatskirche der Marke ZwingliText: Christa Amstutz, Delf Bucher (reformiert.) | Foto: Martin Guggisberg
Fasziniert vom Zwingli-Modell der Partnerschaft zwischen Staat und Kirche – Wantian Cui in Zürich
Studienzentrum für Ostkirchen in Freiburg
Das neue Zentrum für das Studium der
Ostkirchen wurde am Nikolaustag einge-
weiht. Der Heilige wird in den Kirchen
des Ostens und des Westens gleich ver-
ehrt. Und in Freiburg trägt auch die Ka-
thedrale seinen Namen. (kath.ch)
Zürcher Grossmünster im Jahr 2117: Ein Inter-netgigant nutzt die Kirchtürme — im Spiel.
Reformations-Game
Das Handy-Spiel «(re)format Z» zur Refor-
mation in Zürich wurde im ersten Monat
über 20 000 Mal heruntergeladen. Im Han-
dy-Game muss im Jahr 2117 die Zwing-
li-Stadt von den Machenschaften einer In-
ternetfirma befreit werden. (ref.ch)
11WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
Die christlichen Oberhäupter Jerusalems haben an US-Präsident Donald Trump appel-liert, den internationalen Status der Stadt auf keinen Fall aufzukündigen.
«Jede plötzliche Veränderung würde irrepa-
rablen Schaden anrichten», schrieben die
13 Patriarchen und Würdenträger in einem
offenen Brief am 6. Dezember – wenige Stun-
den vor einer Rede, in der Trump Jerusalem
als Hauptstadt Israels anerkennen und die
Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv in
die Heilige Stadt ankündigen wollte.
«Wir sind überzeugt, dass solche Schritte
verstärkten Hass, Konflikte, Gewalt und Leid
in Jerusalem und dem Heiligen Land verursa-
chen werden», heisst es in diesem Schreiben.
Die 13 Unterzeichner baten Trump, vielmehr
den Friedensprozess zwischen Israelis und
Palästinensern zu unterstützen.
JERUSALEM FÜR DREI RELIGIONEN Ein endgültiger Frieden könne nicht erreicht
werden, wenn Jerusalem nicht als Heilige
Stadt und gemeinsamer Ort dreier Religionen
und zweier Völker erhalten bleibe: «Wir sind
zuversichtlich, dass wir mit starker Unter-
stützung unserer Freunde, Israelis wie Paläs-
tinensern, für die Vereinbarung eines dauer-
haften und gerechten Friedens arbeiten kön-
nen, der allen dient, die nach der Heiligen
Stadt Jerusalem streben, um deren Schicksal
zu erfüllen.»
Unterzeichnet ist der Brief unter anderen
vom griechisch-orthodoxen Patriarchen
Theophilos III., dem Apostolischen Administ-
rator des lateinischen Patriarchats, Erzbi-
schof Pierbattista Pizzaballa, und dem Fran-
ziskaner-Kustos des Heiligen Landes, Fran-
cesco Patton.
Christliche Oberhäupter schreiben Brief an TrumpBestimmung, Schicksal und Zukunft der Stadt JerusalemText: kath.ch/kna | Foto: as
PANORAMA WELT
Apokalypse ernst nehmen
Patriarch Kyrill von Moskau hat vor
einem nahen Weltuntergang gewarnt.
Die Anzeichen seien mit blossem Auge
sichtbar, sagte das Oberhaupt der Rus-
sisch-Orthodoxen Kirche in einer Predigt
in der Moskauer Erlöser-Kathedrale.
Dass «die Menschheit in eine kritische
Etappe eingetreten ist», sei «mit blossem
Auge wahrzunehmen», sagte Kyrill. Was
Johannes in der Apokalypse berichtet
habe, sei nahe. (de.sputniknews.com)
Istanbul: Georgskathe-drale wiedereröffnet
Die Georgskathedrale im Phanar in Istan-
bul, Sitz des Ökumenischen Patriarchen,
ist nach umfangreichen Restaurierungs-
arbeiten wiedereröffnet worden. Der
Ökumenische Patriarch Bartholomaios I.
– «Erzbischof von Konstantinopel, dem
neuen Rom» – leitete die Eröffnungszere-
monie. Er dankte dem Staatspräsidenten
Recep T. Erdogan und der «Generaldirek-
tion für fromme Stiftungen» (Vakiflar) für
die Unterstützung der Renovierung der
Kathedrale, die von der UNESCO auf der
Welterbeliste geführt wird. (kath.ch)
Im Hintergrund Westjerusalem, im Vordergrund die von Israel seit 1967 besetzte Altstadt mit dem den Muslimen vorbehaltenen «Tempelberg». Seit 1980 gilt Jerusalem für Israel als «untrennbare Hauptstadt».
IN KÜRZE
Die Reform muss von Arabien ausgehen
«Der Islam verbreitete sich von Arabien
aus. Der Salafismus auch. Die dringende
und radikale Reform des Islam muss nun
auch von Arabien ausgehen. Wenn sie
dort startet, wird sie sich sehr schnell
verbreiten.» – Dies erklärte der in Damas-
kus geborene Mohamed Shahrour. Der
Ingenieur lebt in Abu Dhabi. Die Proble-
me der muslimisch geprägten Länder
führt er auf die Mentalität zurück, mit
Pluralismus und Opposition nicht kreativ
umgehen zu können. (kath.ch)
Kommt der europäische Kirchentag nach Zürich?
Die Zürcher Synodalen haben an ihrer
Sitzung über einen europäischen Kir-
chentag debattiert. Dass ein solcher
stattfinden soll, wurde begrüsst – doch
beim teuren Standort Zürich gibt es
noch einige Fragen. (ref.ch)
«Wir sind zuversichtlich,
dass wir…für die Vereinba-
rung eines dauerhaften und
gerechten Friedens arbeiten
können, der allen dient,
die nach der Heiligen Stadt
Jerusalem streben, um deren
Schicksal zu erfüllen.»
12 AUSGABE 1/2018
Offene KircheSt.GallenOffene Kirche St.Gallen • Böcklinstr. 2 • St.Gallen 071 278 49 69 • www.wirkraumkirche.ch
Sitzen in der Stille: jeden Dienstag, 12 Uhr
Amigas-Treff: jeden Dienstag, 14 Uhr
Café International: jeden Dienstag ab 15 Uhr
Fünf vor zwölf: zehn Minuten innehalten
mitten am Tag, jeden Mittwoch, St.Mangen
Wellenreiten: Do., 4., 11. u. 25. Jan., 19.30 Uhr
Stocktraining: 9., 16., 23. und 30.1., 19 Uhr
ECSTATIC DANCE, MIT SIMONE GANTNERSonntag, 7. und 28. Januar, 9.30 Uhr
HEILMEDITATION, MIT HEDDA SCHURIGMittwoch, 17. Januar, 14.30 Uhr
MeditationMEDITATION IN DER STILLE (ZAZEN) NACH VIA INTEGRALISMittwoch, 3. und 17. Jan., 18–20.30 Uhr
Regelmässiges Sitzen in der Stille (Zazen) ist
ein persönlicher Erfahrungsweg.
Schulung auf Wunsch. Schnuppernde sind
immer willkommen. Bitte anmelden.
Ort: Kirchenzentrum Heiligkreuz, St.Gallen
Anmeldung/Auskunft: Eveline Felder, Kon-
templationslehrerin, eveline.felder@gmx.net,
www.meditation-sg.ch
3 TAGE DER STILLE IN DER PROPSTEI WISLIKOFEN8. Febr., 18 Uhr bis 11. Febr., 15.30 Uhr
Längere Zeiten der Stille schaffen mehr
innere Klarheit. Daraus schöpfen wir Kraft,
wacher, liebevoller, mutiger… zu leben.
Ganzer Kurs durchgehend im Schweigen.
Auskunft: eveline.felder@gmx.net,
www.meditation-sg.ch
MusikMITTWOCH-MITTAG-KONZERTE IN ST.LAURENZEN UM 12.15 UHR.3. 1.: DomBläser St.Gallen
10. 1.: Panflöte und Orgel
17. 1.: La Merula Quartett, Blockflöten
24. 1.: Die grossen Meister der Orgel
31. 1.: Piano, Kontrabass, Drums
HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA4. Januar, 18 bis 18.30 Uhr
Die Galluskrypta des St.Galler Doms wird ge-
öffnet. Hildegard Aepli, Pastoralassistentin,
lädt zum Heilsingen an diesem Kraftort ein:
Einfache Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zu-
spruch und Segen. Mithilfe Marianne Kundt,
Pfarrerin, St.Gallen. Eingang rechtes Chorgit-
ter. Info: kundt.hauser@bluewin.ch
KLANGHALT — LUTHER-LIEDER SINGÄ35 x 20 Minuten, jeden Samstag, 17 Uhr
bis zum 7. Juli in St.Katharinen, St.Gallen
Gesungen und gespielt wird unter freiem
Himmel im Kreuzgang von St.Katharinen.
Eine WeltIMPULSTAGUNG ZUR ÖKUM. KAMPAGNE VON BROT FÜR ALLE UND FASTENOPFERSamstag, 20. Januar, 8.30–12 Uhr
Impulsreferate zum Motto «Gemeinsam für ei-
ne Welt, in der alle genug zum Leben haben».
Infos: www.oekumenischekampagne.ch
Anmeldung bis 11.1.: ackermann@ref-sg.ch
Ort: Centrum St.Mangen, St.Gallen
TOGGENBURGER IMPULSMittwoch, 24. Januar, 14.15–17.15 Uhr
Ort: Kath. Pfarreizentrum, Wattwil
VORTRAG ZUM JAKOBSWEG: «Ich bin dann
mal offline» – eine Reise der anderen Art
Dienstag, 23. Januar, 19.30 Uhr
Katharina Rusch berichtet vom Jakobsweg
über den Camino del Norte. Der persönlich
gehaltene Vortrag lässt ihre Freude am Pil-
gern spüren. Zugleich liegt für Interessierte
ein Büchertisch mit Jakobswegliteratur auf.
Ort: Pfarreiheim St.Martin, Bruggen
Veranstalter: Verein Pilgerherberge St.Gallen
www.pilgerherberge-sg.ch/vortrag-jakobsweg
INTERNATIONALER BODENSEE-FRIEDENS-WEG ZU «GELD, MACHT, KRIEG — DIALOG, MACHT, FRIEDEN» 2. April, 11–15 Uhr in Bregenz
Kundgebung mit Clemens Ronnefeldt, Inter-
nationaler Versöhnungsbund, und mit Dialog-
und Informationsgruppen.
Programm: www.bodensee-friedensweg.org
BILDUNGSREISE INDONESIEN 5. bis 15. Oktober 2018
Die Arbeitsstelle Weltweite Kirche organi-
siert eine Studienreise nach Indonesien in
Zusammenarbeit mit Mission 21 und ihren lo-
kalen Partnern. Diese Reise führt in ein Land
am Äquator, das eine Vielfalt an Ethnien,
Sprachen, Kulturen und Religionen zeigt.
Die Teilnehmenden erhalten Einblicke in ein
Land, das geprägt ist vom Islam.
Vorbereitungstreffen: 27.8.2018 in St.Gallen
Anmeldefrist: bis 30. Juni 2018
Auskunft: weltweite-kirche@ref-sg.ch
071 227 05 50
GottesdiensteÉGLISE FRANÇAISECultes du dimanche à 10 h à l’église de
St-Mangen, sauf le premier dimanche du
mois. Cultes du soir mensuels à Rorschach,
Rapperswil et Glaris. Renseignements auprès
de Rédouane Es-Sbanti, pasteur,
tél. 071 801 96 02 ou www.eglisefrsg.ch
ALL SOULS PROTESTANT CHURCHService see: www.allsouls.ch
All Souls Protestant Church is a new commu-
nity of the Evangelical-Reformed Church of
St.Gallen. Worship Service in St.Mangen,
St.Gallen, 12.00; Table Talk, Kirche Rotmon-
ten, St.Gallen, 12.00. Kontakt: 079 559 09 40,
williams@ref-sg.ch, www.allsouls.ch
Reformationwww.ref500-sg.ch/
AUSSTELLUNG «HULDRYCH ZWINGLI»Bis 16. April 2018
Zwinglihaus, Lisighaus, Wildhaus
Die im Rahmen des Reformationsjubiläums
geschaffene Ausstellung ist eine lebendige
Hommage an den 1484 in Wildhaus gebore-
nen Schweizer Reformator. Sie beleuchtet
sein Leben und Wirken als Prediger, Sozialre-
former, Politiker und Reformator und gibt
Auskunft auf Fragen wie: Wer war Huldrych
Zwingli? Aus welchem Umfeld stammte er?
Was waren seine Ziele? – Gruppenführungen
auf Anfrage: 079 194 92 42 oder via E-Mail:
reservation@huldrych-zwingli-wildhaus.ch
HUGENOTTEN IN ST.GALLENDonnerstag, 4. Januar, 18 bis 19 Uhr
Referat von Marcel Meyer, Stadtarchivar der
Politischen Gemeinde St.Gallen,
Ort: Stadthaus, Gallusstrasse 14, St.Gallen
REFORMATIONSVORTRAG IN GRABSDonnerstag, 18. Januar, 20 Uhr
Weshalb sind die Gemeinden von Wartau bis
Grabs evangelisch, während Gams katho-
lisch blieb? Vortrag von Frank Jehle.
Ort: Restaurant Schäfli, Grabs
PALETTE
13WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
ST.GALLEN UND DIE REFORMATIONSamstag, 20. Januar, 11 bis 12.30 Uhr
Führung durch St.Gallen-Bodensee Touris-
mus, Dauer: 90 Minuten, Buchung und Treff-
punkt: Bankgasse 9, St.Gallen
info@st.gallen-bodensee.ch, 071 227 37 37
Kosten: Fr. 18 pro Person.
VOM LUTHERLAND ZUM BODENSEESamstag, 20. Januar, 19.30 bis 21 Uhr
Konzert mit Opus 4, Posaunisten des
Gewandhausorchesters Leipzig. Die Musiker
bringen die besten Lutherchoräle und die
schönste Musik von Bach nach Rheineck.
Ort: Jakobskirche in Rheineck
DIE PFARRER ZU ST.LAURENZEN WÄHREND DER REFORMATIONSZEITMontag, 24. Januar, 14.30 bis 16 Uhr
Referat von Walter Frei, Kirche St.Laurenzen.
ALTE ST. GALLER PILGERWEGE Montag, 29. Januar, 14.30 bis 16.30 Uhr
Treff bei der kath. Kirche St.Fiden. Stadtwan-
derung mit Charlie Wenk, bis zur Kathedrale.
ZWINGLI UND CALVINDienstag, 30. Jan./6. Febr., 19 bis 20.30 Uhr
Othmar Senn, ehemaliger Reallehrer, gibt ei-
nen Einblick in das Leben der Reformatoren.
Am 30.1. Zwinglis Ziel: Ein reformiertes Ge-
meinwesen mit der Kirche als Zentrum,
Zwingli als Person: Soldat und Feldprediger –
Provokateur und Reformator.
Hof zu Wil, Marktgasse 88, Wil
NACHT DER OFFENEN KIRCHEN AM ALTEN RHEINSamstag, 3. Februar, 19 bis 23 Uhr
Ein Abend mit Johannes Kessler1535 war er Pfarrer in St.Margrethen und
1959 wurde nach ihm eine Strasse in
St.Margrethen benannt: Johannes Kessler.
Mit den reformierten Kirchgemeinden
Rheineck und Thal-Lutzberg wird ein buntes
Programm mit dem Schwerpunkt Johannes
Kessler für alle Generationen in der evangeli-
schen Kirche in St.Margrethen geboten.
Infos: www.ref.ch/stmargrethen
In der Jakobskirche zu Rheineck wird der
Schwerpunkt «Wandeln» in vielen Facetten
entdeckt. Musik, Lieder, Bibel, Raum,
Kunst… Um 22 Uhr: «Reformier-Bar».
EINE FRUCHTBARE KONKURRENZ — ZUM VERHÄLTNIS VON STADT UND ABTEIMontag, 5. Februar, 19.30 bis 21.30
Stefan Sonderegger, Stadtarchivar der Orts-
bürgergemeinde St.Gallen, zeigt auf, dass
auch nach der Reformation eine fruchtbare
Zusammenarbeit das Verhältnis der beiden
Körperschaften bestimmte.
Ort: Festsaal, St.Katharinen, St.Gallen
PARACELSUS — EIN REFORMATORISCHER SEELSORGER IN ST.GALLEN Dienstag, 6. Februar, 14.30 bis 16 Uhr
Der Mediziner und Laientheologe Theophras-
tus Paracelsus reagiert 1531 in St.Gallen mit
drei Flugschriften vom Neuen Testament her
auf die Ängste jener Umbruchszeit.
Treff beim Vadian-Denkmal am Marktplatz.
Altstadtwanderung mit Walter Frei
ST.GALLER REFORMATORENJeweils 19.30 Uhr, im Festsaal St.Katharinen,
St.Gallen, www.erf-sg.com
12. Februar: Johannes Kessler,
mit Marianne Jehle, Historikerin
19. Februar: Christoph Schappeler, gelehrter
Theologe, mit Rudolf Gamper, Historiker
26. Februar: Dominik Zili, Gestalter der re-
formierten Kirche, mit Frank Jehle, Theologe
BeratungEVANGELISCHE FRAUENHILFEBeratungsstelle für Frauen
Oberer Graben 42, 9000 St.Gallen
Tel. 071 220 81 80, Fax 071 220 81 84
EVANGELISCH-REFORMIERTE PAAR- UND FAMILIENBERATUNG ST.GALLENOberer Graben 31, St.Gallen; Pfr. Achim Men-
ges, Psychotherapeut ASP, 071 220 88 00
Andrea Imper, Psychologin FSP, 071 220 88 02
Siehe auch: www.eheberatung-ostschweiz.ch
BLAUES KREUZ SG-APPENZELLFachstelle Alkoholberatung, Kugelgasse 3,
Postfach 28, 9004 St.Gallen, 071 231 00 31
info-sg-app@blaueskreuz.ch
www.blaueskreuz-sg-app.ch
Gespräche nach Vereinbarung
PERSÖNLICHKEITSSCHUTZ Fühlen Sie sich im Rahmen des kirchlichen
Lebens diskriminiert oder in Ihrer Integrität
verletzt, seelisch oder körperlich ausgenutzt,
sexuell bedrängt, gemobbt oder belastet Sie
ein Abhängigkeitsverhältnis?
Die Kirche bietet Ihnen die Möglichkeit, sich
von einer neu tralen Fachperson kostenlos
beraten zu lassen. 071 222 04 55 oder
www.ref-sg.ch/persoenlichkeitsschutz
PFARRAMT FÜR GEHÖRLOSEPfr. R. Hofer, Tel. 071 227 05 70,
Oberer Graben 31, St.Gallen,
gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch
TELEFON 147 – HELP-O-FONNottelefon für Kinder und Jugendliche
WORT ZUM TAG: Tel. 071 222 33 33
Täglich eine Kurzbotschaft
13WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
PALETTE
Der Rabbi, der an Reinkarnation glaubt
PERSPEKTIVEN AM 28. JANUAR 2018Radio SRF 2 Kultur So., 8.30–9 Uhr
Wenn es ums Jenseits geht, vertritt der
St.Galler Rabbiner Tovia Ben-Chorin un-
orthodoxe Ansichten. Er glaubt an See-
lenwanderung und nicht an eine «Pensio-
nierung im Schlaraffenland».
Dabei ist der charismatische Rabbiner
nicht etwa vom Buddhismus, sondern
von jüdisch-mystischen Quellen inspi-
riert. Gibt es da keinen Widerspruch zur
orthodoxen Lehre?
Redaktion: Norbert Bischofberger
«Gottes Schöp-fung ist sehr gut»St. Gallische und Appenzellische Tagun-gen zur Vorbereitung des Weltgebetstags«Gottes Schöpfung ist sehr gut» ist das
Thema des Weltgebetstages am 2. März
2018 mit einer Liturgie der christlichen
Frauen von Surinam. Zur Vorbereitung
sind Frauen eingeladen in St.Gallen am
Mittwoch, 17. oder Donnerstag, 18. Janu-
ar, ab 8.30 Uhr–16.45 Uhr ins evangeli-
sche Kirchgemeindehaus Lachen.
Anmeldung und Auskunft: Myrta
Fischer, Wolfertswil, 071 390 04 48;
E-Mail: myrta.fischer@sunrise.ch.
Die Alternativveranstaltung findet in
Lichtensteig am Samstag, 13. Januar von
9 bis ca. 16 Uhr im Saal des Unterge-
schosses in der evang. Kirche statt.
Anmeldung und Auskunft: Barbara
Bretscher, Auli, 9622 Krinau, Tel. 071 988
15 77, E-Mail: b_bretscher@hotmail.com.
Tagungsbeitrag Fr. 60.– (70.– in St.Gallen)
Anmeldeschluss für alle Termine ist der
5. Januar 2018.
TIPPS DES MONATS
Der St.Galler Rabbiner Tovia Ben-Chorin
14 AUSGABE 1/2018
FORUM DER LESERSCHAFT
Für den Heiligen Geist Kirchenbote 12/17, Seite 14, Engel als Heiliger Geist
Wenn ich den Leserbrief Till Mohrs richtig
verstanden habe, kämpft er dagegen, dass
der Heilige Geist eine Person der Trinität sei.
Es gebe im Neuen Testament nicht den Heili-
gen Geist, sondern heilige Geister, und diese
seien identisch mit den Engeln. Dem möchte
ich widersprechen.
Till Mohr übersieht, dass es im Neuen Testa-
ment nicht eine in sich kohärente Lehre vom
Heiligen Geist oder von den heiligen Geistern
gibt. Das Neue Testament enthält verschiede-
ne Vorstellungskreise. Die Bibel ist nicht ein
monolithischer Block, sondern viel mehr ein
unendliches Gespräch, das uns zum Mitden-
ken einlädt. Teilweise werden einzelne Geis-
ter genannt – hier hat Till Mohr Recht –, zum
Beispiel in der Johannesoffenbarung, wo un-
ter anderem die «Sieben Geister der sieben
Gemeinden» vorkommen (Offenbarung 1, 4
und weitere Stellen). Noch wichtiger ist aber,
dass der heilige Geist mit bestimmtem Arti-
kel im Neuen Testament eindeutig häufiger
genannt wird, zum Beispiel Johannes 14,26,
in den Abschiedsreden Jesu: «Der Fürspre-
cher aber, der heilige Geist [und nicht ein
heiliger Geist oder heilige Geister!], den der
Vater in meinem Namen senden wird, er wird
euch alles lehren und euch an alles erinnern,
was ich euch gesagt habe.»
Besonders eindrücklich sind die letzten Wor-
tes des Auferstandenen am Schluss des Mat-
thäusevangeliums (28,19): «Tauft sie auf den
Namen des Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes [...].» Anders als man auf
Grund der Ausführungen Till Mohrs erwar-
ten würde, heisst es im griechischen Original
unmissverständlich «der heilige Geist» und
nicht «ein heiliger Geist» oder sogar «heilige
Geister»!
Unter anderem auf dem Hintergrund von Mat-
thäus 28, 19 entwickelten die Theologen der
alten Kirche in sorgfältiger Kleinarbeit die
Lehre von der Trinität. Diese steht zwar nicht
buchstäblich-wörtlich im Neuen Testament,
hat aber wichtige Stellen wie die eben ge-
nannte hinter sich. Wenn das Konzil von Kon-
stantinopel 381 den Heiligen Geist als dritte
Person der Dreieinigkeit definierte, betonte
es damit, dass unser Zum-Glauben-Kommen
nicht unser eigenes, sondern einzig und allein
Gottes Werk ist. Das Konzil nahm in einer an-
deren Sprache so vorweg, was bei den Refor-
matoren die Lehre von der Rechtfertigung
«allein aus Glauben» ausdrückt.
Ich halte es nicht für zielführend, sondern für
verwirrend, wenn gegen die grossen Theolo-
gen des Altertums (von Athanasius bis zu
Augustinus, man vergleiche die Fresken in
der Stiftsbibliothek St.Gallen) Stimmung ge-
macht wird. Auch für die heutige Christen-
heit haben sie eine unaufgebbare Botschaft.
Selbstverständlich muss niemand an die
Trinitätslehre glauben. Wohl aber sind wir
dazu eingeladen, uns dem Gott anzuvertrau-
en, den die altkirchliche Lehre von der Trini-
tät zur Sprache bringen wollte: Es ist der
Gott, der in sich selbst – in seinem eigenen
Wesen – Liebe ist und mit dieser Liebe als
Vater, Sohn und Geist für uns und für seine
ganze Schöpfung da ist.
Frank Jehle, Pfarrer Dr. theol., St.Gallen
Hilfe vor Ort? Kirchenbote 12/17, Seite 10, Open doors
Als ich den Text von «Open Doors» zur Rück-
kehrhilfe von Christen nach Syrien lass,
machte sich grösstes Befremden breit. Da
wird doch einem janusgesichtigen Machtha-
ber mit rechtsnationalem Weltbild, der mit
seiner national populistischen Partei auf
dem besten Weg ist, sein Land in eine Dikta-
tur zu bringen, im Kirchenboten eine Platt-
form gegeben. Da wird gemeldet, Orban habe
Geld an gewisse Kirchen in Syrien gegeben.
Scheinheilig im höchsten Grade nenne ich
diese Geste, wenn ich verfolge, wie diese Re-
gierung in Ungarn mit Menschenrechten und
Achtung vor Minderheiten (Juden, Zigeunern,
Homosexuellen, Andersgläubigen, Migran-
ten) missachtend umgeht oder umgehen
lässt, wie perfide Rassismus gestärkt wird
(z.B. Segnungen von Horthystatuen),
Gewalt gegen Fremde unterstützt sowie Ab-
schottung vor dem Fremden aktiv angegan-
gen wird. Zusammengefasst ein Zitat von
Premierminister Orban: «Es ist sehr wichtig,
die ethnische Reinheit in Ungarn zu erhalten.»
Werden da nicht Erinnerungen wach?
Ein Beispiel:
Die Schweiz und auch Deutschland schicken
keine Flüchtlinge mehr nach Ungarn zurück,
auch wenn das Dublin-Abkommen das ver-
langen würde. Grund sind die menschenun-
würdigen Bedingungen, unter denen die Asyl-
suchenden hinter Stacheldraht «gehalten»
werden. Zu diesen Bedingungen sind auch
Misshandlungen zu zählen (so nach Berich-
ten von Amnesty International).
Wenn die Flüchtlinge, was kaum geschieht,
Aufenthaltsbewilligung erhalten, bleiben sie
chancenlos, ohne Unterstützung in einem
Land, in dem Fremdenfeindlichkeit gelebt
und von eben dieser Regierung regelmässig
geschürt wird, in dem unzählig viele Men-
schen unter dem Existenzminimum und
grösster Armut leben, viele auch obdachlos.
Für mich besteht die Frage, was für eine
Botschaft in dieser Geldspende enthalten ist.
Im Frühjahr sind Wahlen.
Meine offene Frage: Für wen und was gibt
der Kirchenbote hier eine Plattform? Wo hört
die Toleranz auf und wo gäbe es ein mutiges
Hinstehen und Grenzensetzen?!
Elisabeth Gantenbein Breuer, Sevelen
Stuckaturen zwischen den Konzilsbildern in der St.Galler Stiftsbibliothek. Auf dem Medaillon ist zu lesen: «Docebit vos omnem veritatem» 16. 13 (Vulgata) — Er (der Heilige Geist) wird euch in alle Wahrheit führen.
15WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH
Wer Zwingli mal im O-Ton hören will, ist gut beraten, mit Charlotte Treschl Kontakt aufzunehmen. Denn die einstige Katholikin aus Zürich, seit bald 20 Jahren in Wildhaus zu Hause, kennt den Reformator praktisch persönlich.
«Mir sind seine Worte wichtiger als Stationen
seines Lebens», erklärt die dreifache
Ur-Grossmutter. Seit 17 Jahren koordiniert
sie Führungen im nahen Geburtshaus des
berühmten Toggenburgers. Und dabei
kommt es ihr nicht auf Balken, Geräte und
Räume im ärmlichen Bauernhaus an, son-
dern auf die Botschaft darin. Allein darauf.
«Für mich war es befreiend, als ich erkannte,
dass ich Gott nichts bringen muss, sondern
Er mir was bringt», erinnert sie sich an den
Moment ihrer eigenen evangelischen Er-
kenntnis. Grad so wie bei Zwingli. Seitdem
besuchte sie immer einen Hauskreis, um auf
die Bibel zu hören. «Legt um Gottes Willen
die Bibel in die Mitte», habe jener schon ge-
fordert. Sie nimmts wörtlich. Und belässt es
nicht bei frommen Reden. Viele Jahre leitete
sie die Sonntagschule in St.Gallen, lebte ih-
ren Glauben im Beruf als Heimleiterin von
Nesslau und stand Patientinnen beratend zur
Seite, als Mitarbeiterin der Krebsliga. «Christ-
sein ist nicht Schwätzen von Christus, son-
dern Wandeln, wie er gewandelt hat», habe
Zwingli doch gefordert.
MEHR KRAFT BITTESich in den Vordergrund zu spielen, Lob ein-
heimsen und in der Öffentlichkeit zu stehen,
ist Treschl darum so wesensfremd, dass sie
kaum die Briefe vornehmen mag, die sie und
ihr fünfköpfiges Team im Laufe der Jahre er-
halten haben. Es ist schliesslich eine mächti-
ge Beige. Ein Blick zeigt: Schlussklassen, Kul-
turfreunde, Vereinsreisen und Einzelgäste
bedanken sie darin rührend für die feine Art,
mit der es ihr gelungen ist, die reformatori-
sche Botschaft lebendig zu machen.
Sie staunt denn auch manchmal, dass in der
reformierten Kirche so wenig von der Heilig-
keit Gottes, von Demut und Ehrfurcht die Re-
de ist. Altertümliche Worte, ja. Doch «Guter
Gott», – diese Formel sei ihr einfach zu flach.
Sie vermisse im Gottesdienst bisweilen die
Kraft, ja, das Vertrauen in die Kraft. «Hört auf
Gottes Wort, denn dieses wird euch zurecht
bringen», sagte Zwingli. Er hätte wohl Freude
an Charlotte Treschl gehabt.
«Zwinglis Leben war intensiver»Interview: Reinhold Meier, Wangs
Warum engagieren Sie sich mit Führun-gen in Zwinglis Geburtshaus?Weil Zwingli das «Wort» ausdeutschen
wollte. Er wollte Gottes Wort und der Bi-
bel viel Raum geben und wirklich darauf
hören. Das war ihm das Wichtigste. Für
mich auch. Darum mache ich Führungen.
Ich habe nie ein fertiges Konzept, son-
dern gehe auf jede Gruppe ein.
Welches ist Ihr Lieblingsraum?Gar keiner! Die Räume sind unwichtig.
Nur die Bibel ist wichtig. Das wäre
Zwinglis Botschaft heute. Deshalb ist
mir im Zwingli-Haus die sogenannte
Froschauer-Bibel am wertvollsten. Es
ist erst die dritte Bibel dieses ersten
Schweizer Buchbinders. Sie liegt in der
«Familien- und Amtsstube». Amt und
Familie gehörten für Zwingli zusammen.
Was möchte sie den Besuchern mitgeben?Ich erzähle ihnen, dass das Leben zu
Zwinglis Zeit viel härter war als heute.
Ein Abend ohne Strom und Wasser
musste «erdauert» werden, wie man da-
mals sagte. Das war anstrengend. Aber
das Zusammenleben war auch intensi-
ver. Nicht wie heute, wo jeder wegrennt.
Gebet und Andacht gehörten dazu und
füllten die nächtlichen Stunden.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Ihren Gästen?(Treschl schweigt, zögert, dann sagt sie
leise:) Die meisten sind ziemlich begeis-
tert. (Pause). Aber das ist mir fast pein-
lich. Ich mache die Führungen aus Über-
zeugung, nicht damit ich gelobt werde.
Doch es gibt wirklich viele Rückmeldun-
gen und ganz schöne, persönliche Briefe.
Was bedeutet Ihnen die Erinnerung an das Erbe von Huldrich Zwingli?Sein Erbe erinnert mich daran, dass Gott
zu allen Zeiten Menschen in seinen
Dienst gerufen hat. Es erinnert mich auch
daran, dass Berufene manchmal Rück-
schläge erleiden müssen und Enttäu-
schungen erleben. Das kenne ich auch.
Etwa, als mir vor vielen Jahren mal ein
Pfarrer erklärte, er wolle die Sonntag-
schule abschaffen. Zwingli ist aber ganz
treu im Glauben geblieben. Das ist doch
herrlich! Es bedeutet mir viel. Herrlich!
INTERVIEW
Mit Zwingli auf Du und DuEine ungewöhnliche BiografieText: Reinhold Meier, Wangs | Foto: as
«Nur die Bibel ist wichtig.» — Charlotte Treschl in der {Amts)Stube von Zwinglis Geburtshaus in Wildhaus.
«Christsein ist nicht Schwätzen
von Christus, sondern Wandeln,
wie er gewandelt hat»
16 AUSGABE 1/201816 AUSGABE 1/2018
Impressum Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen
Nächste Nummer 2/2018Thema: Der Teufel und die SeinenErscheint am 2. Februar 2018 Redaktionsschluss: 15. Januar 2018
Druck www.galledia.ch Auflage: 71 000, Altpapieranteil: 50%
Redaktion Hauptblatt Pfr. Andreas Schwendener (as) Rehweidstrasse 2, 9010 St. Gallen kirchenbote.sg@ref.ch 071 244 34 64 – hier bitte keine Adressänderungen, dafür ist Ihre Kirchgemeinde zuständig. Die entspre-chende Telefonnummer finden Sie im Mittelbund dieses Kirchenboten.
Der Preis für 11 Ausgaben/Jahr (12.50) wird von den Kirchgemeinden bezahlt.
Betreuung Website Redaktion Seiten 8–9 Katharina Meier (meka) Bahnhofstrasse 2 9601 Lütisburg-Station 071 980 06 00 k.meier@ref-sg.ch
Website: Reformiertes Medienportal (RMP): www.kirchenbote-sg.ch
Gestaltungskonzept: Tomcat AG
Das «Bild eines Geistlichen» von Albrecht Dürer tauchte 1945 in Wien auf und kam in die National Gallery in Wa-shington USA. Die übermalte Datierung 1516 und der ent-fernte Name lässt auf den «Ketzer» Huldrych Zwingli schliessen, den Dürer 1516 in Basel traf. Der Humanist Zwingli war da 32 Jahre alt.
Zum Titelbild
REFORMATION VOR ORT
Ein Zürcher SpielballZwinglis Ostpolitik: Kurzzeitig gehört das Gebiet des heutigen Kantons St.Gallen den ZürchernText: Daniel Klingenberg, St.Gallen | Foto: as
Nachrichten aus Ihrer Kirchgemeinde im Mittelbund
Ende 1525. Die reformierte Stadt St.Gallen
spielt darin für sein politisches und strategi-
sches Denken eine zentrale Rolle. «Zwingli
mass der Verbindung Zürich–St.Gallen für die
Sicherung und Ausbreitung der Reformation
fundamentale Bedeutung zu», schreibt Kurt
Spillmann, der emeritierte Professor für
Sicherheitspolitik.
Dritte Ursache ist die Aufnahme der Stadt
St.Gallen in das «Christliche Burgrecht»,
dem Bündnis der evangelischen Städte, im
November 1528. St.Gallen wird damit zum
gleichberechtigten Partner von Bern und
Zürich. Die von der katholischen Fürstabtei
umschlossene Stadt hat dadurch mehr
Selbstbwusstsein und wird offensiver.
Dass es dazu kommt, ist auch ein Produkt
der Verbindung von Zwingli und Vadian,
die in einem Briefwechsel stehen.
ZWINGLI: MODERAT ODER «HETZER»? Einiges bleibt aber ungeklärt. Wie ist das Ver-
hältnis zwischen Zwingli und dem Zürcher
Rat? Wer ist Antreiber der Expansionspolitik?
Baumann beschreibt in der St.Galler Kan-
tonsgeschichte von 2003 Zwingli als «Hetzer»
gegen das Kloster St.Gallen. Peter Opitz, Au-
tor der aktuellen Zwingli-Biografie, sieht das
anders: Das Verhalten der Zürcher Obrigkeit
sei zwar «nicht frei von machtpolitischen
Überlegungen gewesen». Dem Reformator
aber sei es vor allem um den Schutz der «reli-
giösen Gemeindeautonomie» gegangen. Mit
diesem durch die Zürcher installierten Recht
haben sich Gemeinden des Fürstenlands zur
Reformation entschieden. Ungeklärt ist auch,
wie viel Selbstbestimmung die Zürcher dem
Fürstenland, Toggenburg und Rheintal ein-
räumen wollten. Baumann zitiert ein Schrei-
Ulrich Zwingli stammt aus Wildhaus und aus
Briefen ist seine Zuneigung zur Toggenburger
Heimat bekannt. In seinem Wirken vertritt er
aber gegenüber der Ostschweiz im Wesentli-
chen die machtpolitischen Zürcher Interes-
sen. Zürich hat Erfolg: Es kann im Frühjahr
1531 feststellen, dass die angestrebte Vor-
machtstellung in der Ostschweiz erreicht ist.
Das Toggenburg hat sich mit Zürcher Unter-
stützung von der Fürstabtei St.Gallen losge-
kauft. Der Fürstabt ist vertrieben und das
Kloster ist gestürmt. Die «Alte Landschaft»,
das Fürstenland von Rorschach bis Wil, ist
wie das Rheintal reformiert.
Das alles bedeutet: Mehr oder weniger das
gesamte Gebiet der stolzen katholischen
Fürstabtei St.Gallen gehört dem reformierten
Zürich. Zentrum ist die reformierte Stadt
St.Gallen, die das Kloster bekommen soll.
ST.GALLEN: STRATEGISCHER FIXPUNKTFür diese Entwicklung gibt es drei Ursachen.
Die Reformation ist nicht einfach ein religiöses
Geschehen, sondern eng verflochten mit poli-
tischen und wirtschaftlichen Ebenen. Wenn
die politische Obrigkeit wie in Zürich die Re-
formation befördert, hofft sie dabei auch auf
Ausbau ihrer Macht. Erste Ursache ist daher
der Expansionsdrang der Zürcher. «Zürich
hatte in der Reformationszeit die Absicht, sei-
ne Territorien auszudehnen. Darum war die
Ostschweiz für Zürich von hohem Interesse»,
sagt der Historiker Max Baumann. Motivation
entsteht auch, als das starke Bern 1528 zur
Reformation beitritt. Zürich ist nun gefordert,
sein Gewicht innerreformiert zu stärken.
Zweitens ist es Zwingli selbst, der eine terri-
toriale Ausweitung vorantreibt. Von ihm
stammt ein sogenannter «Feldzugsplan» von
Kirche Mogelsberg, von Reformieren und Katholi-ken genutzt: Beispiel des Nebeneinander der Konfessionen im Kanton St.Gallen.
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ben, in dem die Limmatstadt diese Gebiete in
vier Vogteien unterteilen und beherrschen
will. Den Zürchern begegnete man daher auch
mit Misstrauen: Warum sollte die Fürstenlän-
der «Gotteshausleute» den Glauben wechseln,
wenn ihnen als Reformierte ein ähnliches
Untertanendasein blüht?
Der Zweite Kappelerkrieg schafft dann neue
Tatsachen. Durch den Tod von Zwingli am
11. Oktober 1531 entstehen die konfessionel-
len Verhältnisse, die bis heute in groben Zügen
im Kanton St.Gallen bestehen