Dus Zwingli in · 2017-03-08 · «Nick Knatterton» hinter dem Ohr anzuschal-ten, was, wenn die...

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Jlctit^iirditrAilimn STADT ZÜRICH 017/51 SamjUg/SonnU«. 2I./22. Januar 1984 Nr. 17 51 Dus Antieinnickkopfnickgerät \u. Wir haben lange darau f warten müssen, aber jetzt ist er da, der ständige Begleiter, der uns in gewissen Situationen, in denen wir nicht einschlafen dürften und dennoch eindösen, wachrüttelt, sobald wir den Kopf hängen lassen. Die Novität für Automobilisten ist in Frank- reich erfunden worden, wird in Hongkong pro- duziert - für den amerikanischen, kanadischen und australischen Markt sollen seit Herbst 1982 monatlich 30 000 Stück des Muntermachers her- gestellt werden -, sieht wie ein Hörgerät aus und hört auf den Namen «Drive alert», was man mit «fahre wachsam» übersetzen könnte. Wie funktioniert die Angelegenheit? «Das kleine Gerät wird», wie es in einer Pressemittei- lung mit dem Untertitel «Kein Einnicken durch Kopfnicken» heisst, «hinter das Ohr gesteckt und stösst einen Alarmton aus, sobald der Fah- rer einzunicken beginnt.» Und wie merkt der Tausendsassa, dass sich jemand aufs Ohr legen möchte? Da Untersuchungen ergeben haben, «dass Autofahrer, die anfangen stark zu ermü- den, ohne Unterschied ihren Kopf nach vorne sinken lassen», wird der Alarm vom «kleinsten Summer der Welt» ausgelöst, sobald sich der Kopf nach vorne beziehungsweise unten neigt. Schenkt man am Steuer vorübergehend einer tiefer liegenden Sache, zum Beispiel dem Auto- radio, seine Aufmerksamkeit, so ist wohl mit Fehlalarmen zu rechnen, aber erstens soll man sich auf das Geschehen auf der Strasse konzen- trieren, und zweitens kann auch der smarte «Drive alert» nicht wissen, ob jemand ein Auto- radio hat oder nicht. Genickt ist genickt! Der Besitzer eines deutschen Grosshandels- unternehmens erklärte an einer Pressekonferenz in Zürich, das besonders für Langstreckenfahrer entwickelte Alarmgerät solle in etwa drei Wo- chen zum Preis von 79 Franken auf dem schwei- zerischen Markt erhältlich sein; der Name der hiesigen Vertriebsgesellschaft steht allerdings noch nicht fest. Was geschieht, wenn man vergisst, den «Nick Knatterton» hinter dem Ohr anzuschal- ten, was, wenn die Batterie still und leise ausge- gangen ist? Ein zweites Alarmgerät, das sich für die Überwachung des ersten einsetzen liesse, wäre möglicherweise die Antwort auf diese heiklen Fragen. Die bahnbrechende Neuschöp- fung könnte zu weiteren Erfindungen führen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Wadenwächter, ein Apparätchen, das Alarm schlägt, wenn ein Bein einzuschlafen droht. Eine Autositzeinlage mit Fakireffekt wäre zwar nagelneu und würde die Benützer mit beinahe tödlicher Sicherheit vor dem Einnicken bewahren, im Hinblick auf die Absatzchancen wäre indessen vermutlich ein Fragezeichen zu setzen. Guter Rat braucht nicht immer teuer zu sein: Man geht früher als sonst ins Bett - indem man zum Beispiel weniger lang vor dem Fernsehka- sten sitzt - und setzt sich am Morgen ausgeruht ans Steuer. Apropos Fernsehen: Der Kaufmann aus Deutschland hat uns wissen lassen, er be- nütze sein Alarmgerätchen auch beim Fernse- hen. Das ist ein Verkaufsargument. «Watch alert!» Bluthochzeit Ein Jugendtheater im Rämibühl mh. Das Jugendtheater Rosmarie Metzenthin hat sich mit Lorcas «Bluthochzeit» an ein an- spruchsvolles Stück gewagt: Probleme von Er- wachsenen, von Familien, von Erbe und Über- lieferung stehen da im Mittelpunkt - Themen, die den Jugendlichen eigentlich noch recht fern liegen. Die jugendlichen Schauspieler aber kommen mit dem Problemkreis gut zurecht; die Aufführung des Stückes in der Aula Rämibühl konnte auch die kritischsten Zuschauer über- zeugen. Das Verdienst liegt bei der Regie von Franziska Schrag-Schuh und dem Bühnenbild von Beat Föllmi. Frau Schrag führt die Figuren in einem faszinierenden Wechsel von Stille und Die Braut (Jeannine Burch), die an ihrem Hochzeilstag mit ihrer früheren Jugendliebe flieht. Die Zwinglitüre am Grossmünster Zwingli in Monza R. H. Oe. Anfang September 1515 brach ein Fähnlein von gut hundert Kriegern von Glarus auf, um mit anderen Schweizerkontingenten in die bisher ruhmreich verlaufenen Mailänder Feldzüge einzugreifen. Mit ihnen zog als ihr Feldprediger Huldrych Zwingli. Er war seit neun Jahren schon Pfarrer zu Glarus, kannte seine Leute, kannte aber auch die politisch-mili- tärische Situation. Es ging um Mailand und um das Gebiet der Lombardei. Der französische König hielt es besetzt, mit Schweizer Söldnern, und der Paps t wollte es wieder befreien, auch mit Schweizer Söldnern. Novara war ein Sieg der Päpstlichen gewesen, aber das französische Heer stand noch kampfstark im Land. Es sollte zu einem weiteren Waffengang kommen. Zu diesem eilten auch die Glarner über die Alpen. Sie und ihr Pfarrer Zwingli hielten ganz zum Papst. Sie wollten sich für die Christenheit ein- setzen. Am 6. September kamen sie in Monza an. Zwei Tage darauf, an einem Samstag, hielt Zwingli beim Kaufhaus auf dem Marktplatz den Schweizern eine Predigt, weniger eine geist- liche als eine vaterländische. Das schweizerische Söldnerheer drohte auseinanderzufallen. Offen- bar waren französische Agenten am Werk. Je- denfalls machten sich die Berner, denen an der fernen und für sie uninteressanten Lombardei wenig gelegen war, zum Heimmarsch bereit, und mit ihne n noch andere. Zwingli sah sofort, dass ein geschwächtes Söldnerheer gegen den König von Frankreich unterlegen wäre. Er be- schwor die Schweizer um der Ehre, um des Le- bens und des Papstes willen beisammenzublei- ben. Er richtete nichts aus. Am Freitag darauf ging die Schlacht bei Marignano verloren. Der Chronist schreibt: «Und Sambstag darvor deth [tat] M. Huldrich Zwingli zu Muntz an ofner Gass, bim Kaufhus, ein Predigt; was vil Volk darby. Het man ihm do gevolgt, wer uns vor vil Schaden gsyn. Wer aber nit glaubt, der erfurts mit sinem Schaden, als uns geschehen ist.» Das Relief zeigt die Szene vor dem Kauf- haus. Die beiden Spitzbogen deuten die dahin- terliegende Markthalle an. Hier war auch der Platz für die amtlichen Ausrufer. Die Truppe, soweit sie geordnet ist, hört ihm zu. Die Gesich- ter zeigen, wer mit ihm einverstanden ist und wer nicht. Im Rücen Zwinglis lehnt ein Offizier an den Pfeiler: Schlitzärmel, keine Waffen, da- für den Trinkbecher in der Hand, Hohn auf dem Gesicht, einer, der lieber bei den Franzo- sen wäre. Auf der unteren Ebene zwei Würfel- spieler, diziplinvergessen. Mittendrin steht, grossgestaltet, der Feldprediger Zwingli, in der linken Hand bereits seine lebens- und zeitbe- stimmende Bibel. Seine Rechte streckt er über die Bildmitte aus, eine Mahnung vor dem Un- glück. Zwingli mitten im Volk, Zwingli im öffentli- chen Leben. Das steht im Gegensatz zu Luther in der Mönchszelle. Auch Zwingli hatte sich in jenen Jahren schon intensiv mit seinen neuen theologischen Erkenntnissen befasst, nicht nur Luther. Während der deutsche Reformator hauptsächlich das Heil des Sünders vor Gott herausstellte, ging es Zwingli auch um die Hei- lung des Volkes von der Sünde und ihren sicht- baren Folgen. Der Blick für das öffentliche Le- ben gehörte zu seinem Erbe, war doch seine Fa- milie regierungsfähig und verantwortlich für das weite Gebiet um das hochgelegene Wild- haus. Der Feldprediger Zwingli kehrte als ein an- derer von Marignano zurück, nicht als ein Pazi- fist, aber als ein Gegner der Söldnern. Auf der einen Seite sah er den Blutzoll, das Elend und die Verrohung seiner Leute, auf der andern die Herren, die für die Anwerbeverträge das grosse Geld, die Pensionen einsteckten. Als er es aus- zusprechen begann, wiederum hörbar, aber in anderer Umgebung, musste er Glarus verlassen. Er war den Mächtigen dort zu politisch gewor- den. Politisch, aber zugunsten seiner Landsleu- te. Monza war für ihn typisch gewesen. Zu Monza wurde ihm jeder Ort. Aktion durch die Szenen, sie beharrt auf aus- drucksstarken Momenten und geht in Eile dort weiter, wo Neugierde oder Abscheu auf ein Weitergehen drängen. «Ihre» Schauspieler ge- horchen ihr in seltenem Mass: da wird die sonst quicklebendige Patricia Böser ah Mutter zur tra- genden, tragischen Gestalt, und da bekommen Jugendliche, die wir sonst nur in Jeans und un- bekümmert um Tradition und Gebote kennen, glaubhafte Grösse. Die sorgsam einfach gestal- teten Bühnenbilder geben den passenden Rah- men; ihre Schlichtheit «zwingt» die jungen Schauspieler zu Bemessenheit und zu Zurück- haltung. Ganz selten einmal stört die noch nicht bühnengerecht gefeilte Sprache - diese lässt sich noch erlernen, genau wie sich Gestik und Mi- mik der Schauspieler seit der letzten Auffüh- rung vor einem Jahr offensichtlich haben ent- wickeln und erlernen lassen. (Wiederholung am Sonntag, 22. Januar, 19 Uhr 30.) Eintöniger Reigen um den Computer Theater in der Roten Fabrik veg. Im Rahmen der Konzeptveranstaltung «Die Computer kommen» in der Roten Fabrik kommt neben einer Ausstellung, Vorträgen und Video- und Filmvorführungen auch das Theater zur Sprache: Die einstündige Aufführung «End- produkt», produziert von der Gruppe Kulturres- sort Zürich, besteht aus «zwei Szenarien zu ei- ner neuen Maschine» eines unter dem Pseudo- nym «P. M.» figurierenden Autors. Der erste Teil mit dem Titel «Klar» zeigt einen einsamen Menschen namens Karl («Knopp») vor seinem Computer, der mit klarer, lieblos-frischer Stimme (Annelie Keunecke) das Leben seines Besitzers analysiert. In diesem Frage-und-Ant- wort-Spiel, das zwar nicht brillant, aber vom Autor konsequent durchgezogen worden ist, wird Karl von seinem Computer in die Enge getrieben. Das zweite Szenarium mit dem Titel «End- produkt» verfolgt den Werdegang eines Com- puters, von der Gewinnung der Rohstoffe auf Jamaica bis zur Produktion der zum Bau eines Computers notwendigen Chips und der Ent- wicklung des Computers durch den Ingenieur in den USA. Diese die einzelnen Phasen aufzei- genden Szenen, gegliedert durch nicht immer aufschlussreich kommentierte Dias und über- laute Toneffekte, liegen alle gleich schematisier- ten Dialogen zugrunde: ein schamlos ausge- nützter Lastwagenführer (Jürg Hofer) und sein impertinenter, gewissensloser Dienstchef (Steffi Deubel) in der ersten Szene, eine durch Gift- stoffe allergisch erkrankte Fabrikarbeiterin (Dagmar Bürger), ein säuselnder und undurch- sichtiger Betriebsarzt und ein unmenschlicher Fabrikdirektor (Steffi Deubel) in der zweiten und dritten Szene, ein psychisch lädierter Com- puteringenieur («Knopp») und sein zwar väter- lich argumentierender, aber lediglich auf Profit bedachter Chef (Steffi Deubel) in der vierten Szene - alle mit einer hohen Technisierung ver- bundenen menschlichen Problemkreise werden in simple, undifferenzierte und vermeintlich so- zialkritische Denkschemen gepresst. An diesem Eindruck vermag auch die fünfte und letzte Szene mit einem beschwingt-alternativen Com- puterbesitzer in Kleinaffoltern (Charly Digital), der auf seine Weise in Dialektsprache und mit Improvisationsvermögen ein Spottlied auf den Computer singt, nicht viel zu ändern. Die zurückhaltende Inszenierung von Sil- vano Speranza erscheint in Anbetracht des unsi- cheren und Unruhe verbreitenden Spiels einiger Darsteller angebracht. Zum Teil hat man für die Aussprache recht wenig Sorgfalt aufgebracht. Das zweite Szenarium der Aufführung krankt an einer unfruchtbaren Fixierung auf Sozialkli- schees, die man auch ohne Computerumfeld zur Sprache hätt e bringen können. Bei dieser einsei- tigen Konzentration auf eine sozialkritische Aussage sind die anderen Aspekte einer Thea- terproduktion zu sehr ins Hintertreffen geraten und dementsprechend karg ausgefallen. (Wei- tere Aufführungen am 21. und 22. Januar, je um 20 Uhr 30.) Wohin mit dem Abfall? Ein Orientierungsabend in örlikon hsr. Ein gut besuchter Orientierungsabend des Quartiervereins örlikon war dem Thema «Abfälle wohin?» gewidmet. M. Baltensperger, Chef des Abfuhrwesens der Stadt Zürich, prä- sentierte die Premiere einer aufschlussreichen und amüsant gestalteten Tonbildschau «Die Heinzelmänner der Stadt Zürich» über die Besei- tigung der von den Zürchern jährlich hinterlas- senen 270 000 Tonnen Abfälle. Seit 1904, als an der Josefstrasse die erste Kehrichtverbren- nungsanlage der Schweiz in Betrieb genommen wurde, gibt der Kehricht Strom und Wärme an die Stadt zurück. Sorgen bereiten in neuerer Zeit «moderne» Bestandteile der Rauchgase und die Deponie der immer grösseren Schlak- kenberge. B. Jost, Leiter der kantonalen Abteilung für Gewässerschutz, und /. Zaugg, Sachbearbeiter für Sonderabfall des Amtes für Gewässerschutz und Wasserbau, orientierten über die Probleme bei der Weiterverwendung des den Abwässern entzogenen Klärschlammes und der zum Teil hochgiftigen Sondermüllkomponenten. Ein we- sentlicher Beitrag zur Entlastung der Umwelt fällt jedem einzelnen Haushalt zu: Es gilt die verschiedenen Abfallsorten ab Quelle auf den richtigen Weg zu schicken. Man merke sich zum Beispiel, dass der Unrat, den wir im WC hinun- terspülen, in der Kläranlage wieder herausge- Blick auf den Markt Schlemmereien im Januarloch m/i. Am frühen Morgen scheint selbst Zürich noch halb im Schlaf versunken zu sein. Vom nächtlichen Himmel schneit es leis. Der Bürkli- platz liegt verlassen im Dunkeln. Wie Glüh- würmchen leuchten vereinzelt die Gaslaternen der paar verstreut aufgestellten Marktstände. Trotz Schnee und nasser Kälte bieten die Marktleute unverdrossen ihre Ware an. Doch auch auf dem Markt macht sich buchstäblich - wohl wider Willen - das Januarloch breit. Was hier im Dunkeln an hiesigen Rüben, Kabisköp- fen, Randen, Bodenkohlraben, Schwarzwur- zeln, Kartoffeln, Zwiebeln, Nüsslisalat und Brüsseler und an Äpfeln und Birnen noch er- hältlich ist, mahnt an vergangene Zeiten, als we- der Südfrüchte noch Treibhausgemüse für das normale Portemonnaie erschwinglich waren. Zu den ärmsten Gegenden im Kanton Zü- rich gehörte früher das «Cheljeland», das Zür- cher Oberland. Noch bis weit in unser Jahrhun- dert hinein blieben hier die Trink- und Essge- wohnheiten bäuerlich einfach, ja fast sparta- nisch. Schon frisches Brot galt als Leckerbissen. Zum Frühstück und vielfach auch zum Abend- essen begnügte man sich vielerorts, gerade in der kalten und an frischen Produkten vom eige- nen «Pflanzblätz» armen Winterszeit, mit Milchkaffee und altbackenen Brotbrocken. Nicht ohne Grund hiess es in einem alten Buch: Am Morgen gab es Brotbrocken mit Milchkaf- fee und als Abwechslung am Aben d Milchkaf- fee mit Brotbrocken. Dafür schlemmte man aber an Sonn- oder Feiertagen, wenn die Arbeit ruhte und sich die ganze Familie am Mittagstisch zusammenfand. Dann sparte man weder mit Fleisch, Gemüse noch allerlei teuren Zutaten wie kostbaren Ge- würzen, «Anke», «Nidel» und Zuckerwaren. Dabei war die Hausfrau darauf bedacht, dass möglichst alles in konzentrierter Form und grossen Portionen auf den Tisch kam. Als kulinarische Höhepunkte galten etwa «Tösstaler Sunntigsbroote» mit «prötlete Här- döpfel», «Rüebli», «Bölle», «Opfelschnitz» oder «suure Moschtbirnli», Rindsschmorbraten mit Kartoffelstock oder gefüllte Kalbsbrust. Dazu trank man Most, seltener sauren Land- wein. Zum Dessert gab es entweder Meringues oder «Birnenweggen» mit «Nidle». Allfälligen Magenbeschwerden beugte man mit selbstge- brautem «Bränz» (Branntwein) vor. Für einen Tösstaler Sonntagsbraten reibt man ein mageres Schweinskotelettstück mit Senf und Pfeffer ein, brät es in eingesottener Butter im Bräter allseitig gut an, fügt etwas Weisswein oder Bouillon und nach etwa 15 Mi- nuten einige Karotten und Zwiebeln bei und lässt das Kotelettstück noch eine knappe Stunde schmoren. Inzwischen kocht man die Kartoffeln halbweich, brät sie anschliessend in Butter gold- braun und gibt sie fünf Minuten vor dem An- richten zum Braten. Nach diesem reichlichen Hauptgang empfehlen sich die «öpfelstückli» als Dessert. Frische «Nidle» schmeckt dazu aus- gezeichnet. fischt und sortiert werden muss. Richtiges Weg- werfen ist lernbar, indem man sich fragt: Was eignet sich zum Kompostieren, zum Verbren- nen, was möchte ich später weder einatmen noch mit landwirtschaftlichen Produkten oder beim nächsten Fischessen mir einverleiben, für welche Abfälle gibt es bereits Sondersammlun- gen zur Wiederverwertung? E. Rütti, Präsident des Quartiervereins, ap- pellierte an die örliker, diese Pilotübung für ein abfallbewusstes Haushalten zu unterstützen und die detaillierten Hinweise eines neu geschaffe- nen Merkblattes zu befolgen. Separatsammlun- gen gibt es bereits für Aluminium, Altglas, Alt- papier, Altpneus, Batterien, Fieberthermometer sowie Textilien , und Sonderabfälle wie Farb- resten, Lösungsmittel, Pinselreiniger, Säuren, Laugen und Medikamente, deren Beseitigung oft Kopfzerbrechen verursacht, nehmen Apo- theken und Drogerien in Mengen bis zu fünf Kilo respektive Liter unentgeltlich entgegen. Neue Zürcher Zeitung vom 21.01.1984

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Jlctit^iirditrAilimn STADT ZÜRICH 017/51SamjUg/SonnU«. 2I./22. Januar 1984 Nr. 17 51

Dus Antieinnickkopfnickgerät\u. Wir haben lange darauf warten müssen,

aber jetzt ist er da, der ständige Begleiter, deruns in gewissen Situationen, in denen wir nichteinschlafen dürften und dennoch eindösen,wachrüttelt, sobald wir den Kopf hängen lassen.Die Novität für Automobilisten ist in Frank-reich erfunden worden, wird in Hongkong pro-duziert - für den amerikanischen, kanadischenund australischen Markt sollen seit Herbst 1982monatlich 30 000 Stück des Muntermachers her-gestellt werden -, sieht wie ein Hörgerät ausund hört auf den Namen «Drive alert», was manmit «fahre wachsam» übersetzen könnte.

Wie funktioniert die Angelegenheit? «Daskleine Gerät wird», wie es in einer Pressemittei-lung mit dem Untertitel «Kein Einnicken durchKopfnicken» heisst, «hinter das Ohr gestecktund stösst einen Alarmton aus, sobald der Fah-rer einzunicken beginnt.» Und wie merkt derTausendsassa, dass sich jemand aufs Ohr legenmöchte? Da Untersuchungen ergeben haben,«dass Autofahrer, die anfangen stark zu ermü-den, ohne Unterschied ihren Kopf nach vornesinken lassen», wird der Alarm vom «kleinstenSummer der Welt» ausgelöst, sobald sich derKopf nach vorne beziehungsweise unten neigt.Schenkt man am Steuer vorübergehend einertiefer liegenden Sache, zum Beispiel dem Auto-radio, seine Aufmerksamkeit, so ist wohl mitFehlalarmen zu rechnen, aber erstens soll mansich auf das Geschehen auf der Strasse konzen-trieren, und zweitens kann auch der smarte«Drive alert» nicht wissen, ob jemand ein Auto-radio hat oder nicht. Genickt ist genickt!

Der Besitzer eines deutschen Grosshandels-unternehmens erklärte an einer Pressekonferenzin Zürich, das besonders für Langstreckenfahrerentwickelte Alarmgerät solle in etwa drei Wo-chen zum Preis von 79 Franken auf dem schwei-zerischen Markt erhältlich sein; der Name derhiesigen Vertriebsgesellschaft steht allerdingsnoch nicht fest.

Was geschieht, wenn man vergisst, den«Nick Knatterton» hinter dem Ohr anzuschal-ten, was, wenn die Batterie still und leise ausge-gangen ist? Ein zweites Alarmgerät, das sich fürdie Überwachung des ersten einsetzen liesse,wäre möglicherweise die Antwort auf dieseheiklen Fragen. Die bahnbrechende Neuschöp-fung könnte zu weiteren Erfindungen führen.Denkbar wäre zum Beispiel ein Wadenwächter,ein Apparätchen, das Alarm schlägt, wenn einBein einzuschlafen droht. Eine Autositzeinlagemit Fakireffekt wäre zwar nagelneu und würdedie Benützer mit beinahe tödlicher Sicherheitvor dem Einnicken bewahren, im Hinblick aufdie Absatzchancen wäre indessen vermutlichein Fragezeichen zu setzen.

Guter Rat braucht nicht immer teuer zu sein:Man geht früher als sonst ins Bett - indem manzum Beispiel weniger lang vor dem Fernsehka-sten sitzt - und setzt sich am Morgen ausgeruhtans Steuer. Apropos Fernsehen: Der Kaufmannaus Deutschland hat uns wissen lassen, er be-nütze sein Alarmgerätchen auch beim Fernse-hen. Das ist ein Verkaufsargument. «Watchalert!»

BluthochzeitEin Jugendtheater im Rämibühl

mh. Das Jugendtheater Rosmarie Metzenthinhat sich mit Lorcas «Bluthochzeit» an ein an-spruchsvolles Stück gewagt: Probleme von Er-wachsenen, von Familien, von Erbe und Über-lieferung stehen da im Mittelpunkt - Themen,die den Jugendlichen eigentlich noch recht fernliegen. Die jugendlichen Schauspieler aberkommen mit dem Problemkreis gut zurecht; dieAufführung des Stückes in der Aula Rämibühlkonnte auch die kritischsten Zuschauer über-zeugen. Das Verdienst liegt bei der Regie vonFranziska Schrag-Schuh und dem Bühnenbildvon Beat Föllmi. Frau Schrag führt die Figurenin einem faszinierenden Wechsel von Stille und

Die Braut (Jeannine Burch), die an ihrem Hochzeilstag

mit ihrer früheren Jugendliebe flieht.

Die Zwinglitüre am Grossmünster

Zwingli in MonzaR. H. Oe. Anfang September 1515 brach ein

Fähnlein von gut hundert Kriegern von Glarusauf, um mit anderen Schweizerkontingenten indie bisher ruhmreich verlaufenen MailänderFeldzüge einzugreifen. Mit ihnen zog als ihrFeldprediger Huldrych Zwingli. Er war seitneun Jahren schon Pfarrer zu Glarus, kannteseine Leute, kannte aber auch die politisch-mili-tärische Situation. Es ging um Mailand und umdas Gebiet der Lombardei. Der französischeKönig hielt es besetzt, mit Schweizer Söldnern,und der Papst wollte es wieder befreien, auchmit Schweizer Söldnern. Novara war ein Sieg

der Päpstlichen gewesen, aber das französischeHeer stand noch kampfstark im Land. Es solltezu einem weiteren Waffengang kommen. Zudiesem eilten auch die Glarner über die Alpen.Sie und ihr Pfarrer Zwingli hielten ganz zumPapst. Sie wollten sich für die Christenheit ein-setzen.

Am 6. September kamen sie in Monza an.Zwei Tage darauf, an einem Samstag, hieltZwingli beim Kaufhaus auf dem Marktplatzden Schweizern eine Predigt, weniger eine geist-liche als eine vaterländische. Das schweizerischeSöldnerheer drohte auseinanderzufallen. Offen-bar waren französische Agenten am Werk. Je-denfalls machten sich die Berner, denen an derfernen und für sie uninteressanten Lombardeiwenig gelegen war, zum Heimmarsch bereit,und mit i h n en noch andere. Zwingli sah sofort,dass ein geschwächtes Söldnerheer gegen denKönig von Frankreich unterlegen wäre. Er be-

schwor die Schweizer um der Ehre, um des Le-bens und des Papstes willen beisammenzublei-ben. Er richtete nichts aus. Am Freitag daraufging die Schlacht bei Marignano verloren. DerChronist schreibt: «Und Sambstag darvor deth[tat] M. Huldrich Zwingli zu Muntz an ofnerGass, bim Kaufhus, ein Predigt; was vil Volkdarby. Het man ihm do gevolgt, wer uns vor vilSchaden gsyn. Wer aber nit glaubt, der erfurtsmit sinem Schaden, als uns geschehen ist.»

Das Relief zeigt die Szene vor dem Kauf-haus. Die beiden Spitzbogen deuten die dahin-terliegende Markthalle an. Hier war auch derPlatz für die amtlichen Ausrufer. Die Truppe,soweit sie geordnet ist, hört ihm zu. Die Gesich-ter zeigen, wer mit ihm einverstanden ist undwer nicht. Im Rücen Zwinglis lehnt ein Offizieran den Pfeiler: Schlitzärmel, keine Waffen, da-für den Trinkbecher in der Hand, Hohn aufdem Gesicht, einer, der lieber bei den Franzo-sen wäre. Auf der unteren Ebene zwei Würfel-spieler, diziplinvergessen. Mittendrin steht,grossgestaltet, der Feldprediger Zwingli, in derlinken Hand bereits seine lebens- und zeitbe-stimmende Bibel. Seine Rechte streckt er überdie Bildmitte aus, eine Mahnung vor dem Un-glück.

Zwingli mitten im Volk, Zwingli im öffentli-chen Leben. Das steht im Gegensatz zu Lutherin der Mönchszelle. Auch Zwingli hatte sich injenen Jahren schon intensiv mit seinen neuentheologischen Erkenntnissen befasst, nicht nurLuther. Während der deutsche Reformatorhauptsächlich das Heil des Sünders vor Gottherausstellte, ging es Zwingli auch um die Hei-lung des Volkes von der Sünde und ihren sicht-baren Folgen. Der Blick für das öffentliche Le-ben gehörte zu seinem Erbe, war doch seine Fa-milie regierungsfähig und verantwortlich fürdas weite Gebiet um das hochgelegene Wild-haus.

Der Feldprediger Zwingli kehrte als ein an-derer von Marignano zurück, nicht als ein Pazi-fist, aber als ein Gegner der Söldnern. Auf dereinen Seite sah er den Blutzoll, das Elend unddie Verrohung seiner Leute, auf der andern dieHerren, die für die Anwerbeverträge das grosseGeld, die Pensionen einsteckten. Als er es aus-zusprechen begann, wiederum hörbar, aber inanderer Umgebung, musste er Glarus verlassen.Er war den Mächtigen dort zu politisch gewor-den. Politisch, aber zugunsten seiner Landsleu-te. Monza war für ihn typisch gewesen. ZuMonza wurde ihm jeder Ort.

Aktion durch die Szenen, sie beharrt auf aus-drucksstarken Momenten und geht in Eile dortweiter, wo Neugierde oder Abscheu auf einWeitergehen drängen. «Ihre» Schauspieler ge-horchen ihr in seltenem Mass: da wird die sonstquicklebendige Patricia Böser ah Mutter zur tra-genden, tragischen Gestalt, und da bekommenJugendliche, die wir sonst nur in Jeans und un-bekümmert um Tradition und Gebote kennen,glaubhafte Grösse. Die sorgsam einfach gestal-

teten Bühnenbilder geben den passenden Rah-men; ihre Schlichtheit «zwingt» die jungenSchauspieler zu Bemessenheit und zu Zurück-haltung. Ganz selten einmal stört die noch nichtbühnengerecht gefeilte Sprache - diese lässt sichnoch erlernen, genau wie sich Gestik und Mi-mik der Schauspieler seit der letzten Auffüh-rung vor einem Jahr offensichtlich haben ent-wickeln und erlernen lassen. (Wiederholung amSonntag, 22. Januar, 19 Uhr 30.)

Eintöniger Reigen

um den ComputerTheater in der Roten Fabrik

veg. Im Rahmen der Konzeptveranstaltung«Die Computer kommen» in der Roten Fabrikkommt neben einer Ausstellung, Vorträgen undVideo- und Filmvorführungen auch das Theaterzur Sprache: Die einstündige Aufführung «End-produkt», produziert von der Gruppe Kulturres-sort Zürich, besteht aus «zwei Szenarien zu ei-ner neuen Maschine» eines unter dem Pseudo-nym «P. M.» figurierenden Autors. Der ersteTeil mit dem Titel «Klar» zeigt einen einsamenMenschen namens Karl («Knopp») vor seinemComputer, der mit klarer, lieblos-frischerStimme (Annelie Keunecke) das Leben seinesBesitzers analysiert. In diesem Frage-und-Ant-wort-Spiel, das zwar nicht brillant, aber vomAutor konsequent durchgezogen worden ist,wird Karl von seinem Computer in die Engegetrieben.

Das zweite Szenarium mit dem Titel «End-produkt» verfolgt den Werdegang eines Com-puters, von der Gewinnung der Rohstoffe aufJamaica bis zur Produktion der zum Bau einesComputers notwendigen Chips und der Ent-wicklung des Computers durch den Ingenieurin den USA. Diese die einzelnen Phasen aufzei-genden Szenen, gegliedert durch nicht immeraufschlussreich kommentierte Dias und über-laute Toneffekte, liegen alle gleich schematisier-ten Dialogen zugrunde: ein schamlos ausge-nützter Lastwagenführer (Jürg Hofer) und seinimpertinenter, gewissensloser Dienstchef (SteffiDeubel) in der ersten Szene, eine durch Gift-stoffe allergisch erkrankte Fabrikarbeiterin(Dagmar Bürger), ein säuselnder und undurch-sichtiger Betriebsarzt und ein unmenschlicherFabrikdirektor (Steffi Deubel) in der zweiten

und dritten Szene, ein psychisch lädierter Com-puteringenieur («Knopp») und sein zwar väter-lich argumentierender, aber lediglich auf Profitbedachter Chef (Steffi Deubel) in der viertenSzene - alle mit einer hohen Technisierung ver-bundenen menschlichen Problemkreise werdenin simple, undifferenzierte und vermeintlich so-zialkritische Denkschemen gepresst. An diesemEindruck vermag auch die fünfte und letzteSzene mit einem beschwingt-alternativen Com-puterbesitzer in Kleinaffoltern (Charly Digital),der auf seine Weise in Dialektsprache und mitImprovisationsvermögen ein Spottlied auf denComputer singt, nicht viel zu ändern.

Die zurückhaltende Inszenierung von Sil-vano Speranza erscheint in Anbetracht des unsi-cheren und Unruhe verbreitenden Spiels einigerDarsteller angebracht. Zum Teil hat man für dieAussprache recht wenig Sorgfalt aufgebracht.Das zweite Szenarium der Aufführung kranktan einer unfruchtbaren Fixierung auf Sozialkli-schees, die man auch ohne Computerumfeld zurSprache h ä t te bringen können. Bei dieser einsei-tigen Konzentration auf eine sozialkritischeAussage sind die anderen Aspekte einer Thea-terproduktion zu sehr ins Hintertreffen geratenund dementsprechend karg ausgefallen. (Wei-tere Aufführungen am 21. und 22. Januar, jeum 20 Uhr 30.)

Wohin mit dem Abfall?Ein Orientierungsabend in örlikon

hsr. Ein gut besuchter Orientierungsabenddes Quartiervereins örlikon war dem Thema«Abfälle wohin?» gewidmet. M. Baltensperger,

Chef des Abfuhrwesens der Stadt Zürich, prä-sentierte die Premiere einer aufschlussreichenund amüsant gestalteten Tonbildschau «DieHeinzelmänner der Stadt Zürich» über die Besei-tigung der von den Zürchern jährlich hinterlas-senen 270 000 Tonnen Abfälle. Seit 1904, als ander Josefstrasse die erste Kehrichtverbren-nungsanlage der Schweiz in Betrieb genommenwurde, gibt der Kehricht Strom und Wärme andie Stadt zurück. Sorgen bereiten in neuererZeit «moderne» Bestandteile der Rauchgase

und die Deponie der immer grösseren Schlak-kenberge.

B. Jost, Leiter der kantonalen Abteilung fürGewässerschutz, und /. Zaugg, Sachbearbeiterfür Sonderabfall des Amtes für Gewässerschutzund Wasserbau, orientierten über die Problemebei der Weiterverwendung des den Abwässernentzogenen Klärschlammes und der zum Teilhochgiftigen Sondermüllkomponenten. Ein we-sentlicher Beitrag zur Entlastung der Umweltfällt jedem einzelnen Haushalt zu: Es gilt dieverschiedenen Abfallsorten ab Quelle auf denrichtigen Weg zu schicken. Man merke sich zumBeispiel, dass der Unrat, den wir im WC hinun-terspülen, in der Kläranlage wieder herausge-

Blick auf den Markt

Schlemmereien im Januarlochm/i. Am frühen Morgen scheint selbst Zürich

noch halb im Schlaf versunken zu sein. Vomnächtlichen Himmel schneit es leis. Der Bürkli-platz liegt verlassen im Dunkeln. Wie Glüh-würmchen leuchten vereinzelt die Gaslaternender paar verstreut aufgestellten Marktstände.Trotz Schnee und nasser Kälte bieten dieMarktleute unverdrossen ihre Ware an. Dochauch auf dem Markt macht sich buchstäblich -wohl wider Willen - das Januarloch breit. Washier im Dunkeln an hiesigen Rüben, Kabisköp-

fen, Randen, Bodenkohlraben, Schwarzwur-zeln, Kartoffeln, Zwiebeln, Nüsslisalat undBrüsseler und an Äpfeln und Birnen noch er-hältlich ist, mahnt an vergangene Zeiten, als we-der Südfrüchte noch Treibhausgemüse für dasnormale Portemonnaie erschwinglich waren.

Zu den ärmsten Gegenden im Kanton Zü-rich gehörte früher das «Cheljeland», das Zür-cher Oberland. Noch bis weit in unser Jahrhun-dert hinein blieben hier die Trink- und Essge-

wohnheiten bäuerlich einfach, ja fast sparta-nisch. Schon frisches Brot galt als Leckerbissen.Zum Frühstück und vielfach auch zum Abend-essen begnügte man sich vielerorts, gerade inder kalten und an frischen Produkten vom eige-nen «Pflanzblätz» armen Winterszeit, mitMilchkaffee und altbackenen Brotbrocken.Nicht ohne Grund hiess es in einem alten Buch:Am Morgen gab es Brotbrocken mit Milchkaf-fee und als Abwechslung am A b e nd Milchkaf-fee mit Brotbrocken.

Dafür schlemmte man aber an Sonn- oderFeiertagen, wenn die Arbeit ruhte und sich dieganze Familie am Mittagstisch zusammenfand.Dann sparte man weder mit Fleisch, Gemüsenoch allerlei teuren Zutaten wie kostbaren Ge-würzen, «Anke», «Nidel» und Zuckerwaren.Dabei war die Hausfrau darauf bedacht, dassmöglichst alles in konzentrierter Form undgrossen Portionen auf den Tisch kam.

Als kulinarische Höhepunkte galten etwa«Tösstaler Sunntigsbroote» mit «prötlete Här-döpfel», «Rüebli», «Bölle», «Opfelschnitz»oder «suure Moschtbirnli», Rindsschmorbratenmit Kartoffelstock oder gefüllte Kalbsbrust.Dazu trank man Most, seltener sauren Land-wein. Zum Dessert gab es entweder Meringues

oder «Birnenweggen» mit «Nidle». AllfälligenMagenbeschwerden beugte man mit selbstge-

brautem «Bränz» (Branntwein) vor.

Für einen Tösstaler Sonntagsbraten reibtman ein mageres Schweinskotelettstück mitSenf und Pfeffer ein, brät es in eingesottener

Butter im Bräter allseitig gut an, fügt etwasWeisswein oder Bouillon und nach etwa 15 Mi-nuten einige Karotten und Zwiebeln bei undlässt das Kotelettstück noch eine knappe Stundeschmoren. Inzwischen kocht man die Kartoffelnhalbweich, brät sie anschliessend in Butter gold-braun und gibt sie fünf Minuten vor dem An-richten zum Braten. Nach diesem reichlichenHauptgang empfehlen sich die «öpfelstückli»als Dessert. Frische «Nidle» schmeckt dazu aus-gezeichnet.

fischt und sortiert werden muss. Richtiges Weg-

werfen ist lernbar, indem man sich fragt: Waseignet sich zum Kompostieren, zum Verbren-nen, was möchte ich später weder einatmennoch mit landwirtschaftlichen Produkten oderbeim nächsten Fischessen mir einverleiben, fürwelche Abfälle gibt es bereits Sondersammlun-gen zur Wiederverwertung?

E. Rütti, Präsident des Quartiervereins, ap-pellierte an die örliker, diese Pilotübung für einabfallbewusstes Haushalten zu unterstützen unddie detaillierten Hinweise eines neu geschaffe-

nen Merkblattes zu befolgen. Separatsammlun-gen gibt es bereits für Aluminium, Altglas, Alt-papier, Altpneus, Batterien, Fieberthermometersowie Textilien, und Sonderabfälle wie Farb-resten, Lösungsmittel, Pinselreiniger, Säuren,Laugen und Medikamente, deren Beseitigungoft Kopfzerbrechen verursacht, nehmen Apo-theken und Drogerien in Mengen bis zu fünfKilo respektive Liter unentgeltlich entgegen.

Neue Zürcher Zeitung vom 21.01.1984