Post on 30-Jan-2016
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„Übersichtlich ist anders …“Das Übergangssystem Schule -Beruf
Manfred Eckert
Universität Erfurt
Berufspädagogik und berufliche Weiterbildung
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Trends in der Arbeitsmarkt- und Sozial- und Bildungspolitik
• Hartz-Reformen: – Förden und Fordern– SGB II und SGB III– Neue Differenzierung der zu Betreuenden
• Bildungspolitik: – Output-Steuerung,
• Lernstandserhebungen, Tests, Qualitätssicherung Evaluation, selbstverantwortliche Schule …
– Wettbewerbliche Steuerung, Konkurrenz
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Institutionen/Angebote des Übergangssystems
• Die schulische Berufsvorbereitung (BVJ)• BvB: Neues Fachkonzept –
– Die Ausschreibungspraxis und ihre Risiken– Das Selektions– und Deprofessionalisierungsrisiko – Arbeitsplatzsicherheit und Einkommenschancen für SP's
• BaE: Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen
• AbH – ein gutes Konzept – wer bekommt‘s?
• Einstiegsqualifizierung EQJ• Maßnahmen nach SGB II – Maßnahmeangebote
– „Integrationshilfen“– Arbeitsgelegenheiten etc.
• Projektförderung/Programmförderung
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Neue Grundstrukturen – neue „Denke“: Sozialtechnologie
• Employability• Passfähigkeit• Eignungfeststellung• Grund- und Übergangsqualifizierung• Extreme Zeitrestriktionen in BvB (10
Monate)• Bildungsbegleitung und neue
sozialpädagische Betreuung• Kurzangebote nach SGB II
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Bildungspolitische Realität: Neue Steuerungskonzepte
• Outputsteuerung und Wettbewerb• Straffe Zielorientierung• Ausschreibungspraxis• Vermittlungserfolge• Konzeptprüfung und Kontrolle• Evaluations- und Berichtspflicht• Bindung der Mittelzuweisung an die
Teilnehmerzahl• …
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Hybrides Steuerungsmodell:alte und neue Steuerung parallel
• Input-Steuerung: die Zuweisung der Jugendlichen, die Mittelzuweisung, die Ausstattung
• Prozess-Steuerung: die Programmkontrolle, die Verlaufskontrolle, die Teilnehmerentwicklung
• Die Output-Steuerung: Übergangs- und Vermittlungserfolge
• Kritisch diskutieren: eine Form totaler Kontrolle?
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Das Handlungsdilemma im rationalistisch-empiristischen Handlungsmodell
• Handlungen brauchen Ziele• („Zielvereinbarungen“)
• Erfolgreiche Handlungen erfordern das Erreichen von Zielen
• Der Erfolg einer Handlung lässt sich an der Zielerreichung kontrollieren
• Ziele lassen sich „vereinbaren“ und sanktionieren
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Das Handlungsdilemmaim pragmatistischen Handlungsmodell
• Handlungen brauchen Entwürfe, sie enthalten Ziele und Zielkontexte (Visionen)
• Handlungs- und Zielkontexte werden teils rational (Ziele), teils intutitiv (Kontexte) erfasst (teils reflexiv bewusst gemacht)
• Handlungen sind immer Prozesse. In den Handlungsprozessen werden immer Ziele und Mittel/Methoden und Bedingungen im Zusammenhang reflektiert und ständig dem Prozess angepasst. Zielsetzungen müssen ihre immanenten Flexibilitätspotentiale nutzen
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Die Schattenseite der Neuen Steuerung: ein fragmentiertes
Persönlichkeitsmodelloder: Rückfall in die Psychotechnik
• Spezifische Unterstützungsbedarfe, differenzierte „Vermögenspsychologie“ (veraltet)
• Kompetenz-Defizit-Modell. – Miniaturangebote: Trainings,
Beschäftigungsgelegenheiten,
• das Ausbildungsreifeproblem - die Formalisierung von Einzel-Fähigkeiten
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Die Übergangsproblematik
• Unklar: wann erfolgen erfolgreiche Übergänge in Ausbildung oder Beschäftigung?
• erstes Jahr: 26% in Ausbildung, 26% in Berufsvorbereitung, 41% in Schulen
• zweites / drittes Jahr: 54% in Ausbildung, 21 % in Schulen, 11% ohne Ausbildung/Arbeit (DJI-Studie: Übergangspanel)
• Die rikante Selektivität: das Abschöpfen der Geeignetsten• Kritische Frage: Was passiert mit den Jugendlichen, die
ständig Misserfolgserfahrungen machen? - Die „harten“ Problemgruppen
• Unklar: der Berufseinmündungeprozess – was passiert bei immer wieder erfolglosen Jugendlichen – Belastung und Belastungsbewältigung – Coping? Resilienz? – Aufgaben: Komplexitätsmanagement. Soziale Netzwerke.
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Regionalisierung des Förderkonzepts
• Arbeitsagentur, Träger der Grundsicherung,Jugendamt, Schulamt, Kammern, Betriebe, Verwaltungen, Beratungsstellen,
• Stärkere Einbindung der Kommunen durch die Leistungen nach dem SGB II (Argen oder Optionskommunen)
• Integrationsförderung als Gegenstand der Kommunalpolitik – Möglichkeiten und Grenzen
• Siehe: Bertelsmann Stiftung (Hg.): Leitfaden lokales Übergangsmanagement, Gütersloh 2007
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Das SGB II – eine Falle?
• Jugendliche aus Bedarfsgemeinschaften oder ALG II – Bezieher:– Eingliederungsvereinbarung– „Fördern und Fordern“– Verpflichtungen zur Teilnahme– „Arbeitsgelegenheiten“ – 1 Euro-Jobs– Andere kurzfristige Maßnahmen (Bewerbung,
Sprachtraining)
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Zwischenbilanz
• Das Übergangssystem ist ein System ohne System
• Viele Akteure – viele Perspektiven – viele Aktionen – viele Programme
• Viel Wissen über das, was möglich ist (z. B. BQF-Programm)
• Viel Selektivität• Von wegen: „… Förderung aus einem
Guß“
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Ein Systemmodell: Berufsausbildung 2015 – ein
Leitbild (Bertelsmann-Stiftung)
• Neuorientierung des Übergangssystems: – Nur für nicht ausbildungsreife Jugendliche,
mit zielgruppenangemessener Förderung und Einmündungsgarantie in eine betriebliche, außerbetriebliche oder schulische Berufsausbildung
• Frühe Berufsorientierung
• Leistungsdifferenzierte, kompetenzorientierte Berufsausbildung
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.• Ausbildungsplatzgarantie für alle ausbildungswilligen Jugendlichen
• Vermeidung scharfer Selektionen
• Differenzierte Einstiege in Ausbildung
• Ausbildung in Schule, Betrieb (Duales System), Ausbildungsträger
• Einbeziehung des Lernorts Betrieb
• Flexible Lernwege, Übergänge zwischen Ausbildungsgängen
• Erhöhung des Ausbildungsplatzangebotes
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Anleihen: ganzheitliche und pragmatische Ansätze
• Individuelle Entwicklung entsteht durch die Erschließung neuer Handlungswelten
• Handlungswelten müssen auf den individuellen Entwicklungsstand und die Interessenlage abgestimmt sein
• Fähigkeiten müssen immer an konkreten handlungsbezogenen Inhalten erlernt und entwickelt werden
• Erinnerung: „Kompetenz statt Defizit-Modell“
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.• Handlungswelten müssen Lernpotentiale enthalten, die dem persönlichen Zukunftsentwurf entsprechen.
• Handlungssituationen sind in die beiden Zeitdimensionen: Vergangenheit und Zukunft eingebunden sein.
• Alle Lebenssituationen sind in Zeitlichkeit eingebunden und gewinnen von daher ihren persönlichen Sinn.
• Handlungswelten müssen Zukunftsorientierungen erschließen
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Zerlegung von Lernprozessen in der Schule
• Unterrichtsfächer zerlegen Lebenszusammenhänge in fachliche Wissensbereiche und stellen isolierte Leistungsanforderungen – und erfordern eine große Motivation und Disziplin
• Die Kritik an der Fächerzerlegung des Unterrichts ist ein wichtiger Bestandteil der Reformpädagogik
• Lernfelder sollen die Fächerdifferenzierung überwinden
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Integrative Lernprozesse: Der Lernort Arbeitsplatz
• Der Lernort Arbeitsplatz kann eine ganzheitliche Kompetenzentwicklung fördern, wenn er die Anforderungen an eine lernförderliche Handlungswelt erfüllt.
• Pädagogischen Abstimmungen und Anpassungen sind immer erforderlich.
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Der Lernort Arbeitsplatz in einer Produktionsschule
• Hohes pädagogisches Gestaltungs-potential eines Arbeitspatzes - eine Form von „Schule“
Zugleich:
• Reale Arbeitsprozesse: ganzheitliche Lernprozesse– Realitätsbezug– Zukunftsorientierung – eine Aufgabe!
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System und Differenzierung
• Qualifizierungswege müssen vielfältig sein (vielfältige Formen der Beruflichkeit, Vielfalt der Anforderungen)
• Berufsvorbereitung muss berufliche Ausbildung eröffnen
• Qualifizierungswege müssen mit als anerkannte Ausbildung abgeschlossen werden
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Das Produktionsschulkonzept
– Muss in das System der beruflichen Ausbildung eingebunden sein
– Muss spezifische, integrierte Qualifizierungsbausteine anbieten
– Muss über vorfindliche Lernort-Arbeitsplätze hinaus lernförderliche, gestaltete Arbeitsplätze bereithalten
– Bietet die Chance, zukünftige Entwicklungen der Arbeitswelt durch modellhafte Arbeitsarrangements vorwegzunehmen - die Tradition der Produktionschulen in Frankreich
– Sind eine klare Alternative zu bisherigen Ausbildungswerkstätten.
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Herausforderung
• Was soll eine gute, zukunftsgewandte, den Jugendlichen angemessene Produktionsschule „produzieren“?
• Was ist die Vision einer guten beruflichen und persönlichen Förderung junger Menschen?
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Vielen Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit
Manfred.Eckert@uni-erfurt.de