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UNESCO-Projektschulen
UNESCO-Projektschulen
STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN
UNESCO-Projektschulen in Bayern MÜNCHEN 2014
Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums
für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Redaktion:
Bianca Schmidt, ISB
Herausgeber:
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB)
Anschrift:
Grundsatzabteilung
Schellingstr. 155
80797 München
Internet: www.isb.bayern.de
E-Mail: arnulf.zoeller@isb.bayern.de
Im Text wurde wegen der besseren Lesbarkeit bei der Bezeichnung von
Personengruppen in Tabellen teilweise auf die Nennung beider Ge-
schlechter verzichtet. In diesen Fällen sind immer weibliche und männli-
che Personen gemeint.
UNESCO-Projektschulen
Inhaltsverzeichnis Seite
Geleitwort 2
Die UNESCO 4
Die UNESCO-Projektschulen
Das Netzwerk
Thematische Schwerpunkte
Termine im Jahresablauf
Die Rolle der Schulleitung
Die Akteure
Die Wahlmodalitäten
Der Weg zur Anerkennung
Die Öffentlichkeitsarbeit
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Der UNESCO-Club 13
Wissenschaftliche Basis und Umsetzung
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Eine Vision nachhaltiger Mobilität
Kulturelle Bildung und UNESCO-Projektschulen
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Nachhaltige Projekte aus der Schulpraxis
Schulfirma
UNESCO-Projekt-Präsentationstag
Landschaftspflegepraktikum
Schulpartnerschaft und Praktikantenaustausch
W-Seminar Multikulturelle Literatur
Internet-Adressen der UNESCO-Projektschulen,
ihrer Partner und Förderer
Anhang
Antrag als interessierte Schule
Antrag zur Bestätigung der Mitgliedschaft
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Vorwort
„Da Kriege im Geiste der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geiste
der Menschen verankert werden.“ Dieser Leitsatz der UNESCO ist in der Präam-
bel ihrer Verfassung festgehalten und macht das Hauptanliegen der Organisation
unmissverständlich klar. Friedenserziehung musste nach den tragischen Erfah-
rungen des Zweiten Weltkriegs in den Vordergrund gerückt werden, um gegen-
seitiges Vertrauen wieder aufzubauen, die nachfolgenden Generationen zu sen-
sibilisieren und sie vor den schrecklichen Erfahrungen weiterer Kriege zu bewah-
ren. Der Leitsatz der UNESCO ist auch in der zusammenwachsenden Welt der
Gegenwart von unbestrittener Aktualität. Interkulturelles Lernen und Verstehen
sind heute wichtiger denn je. Offenheit für die Kulturen und Traditionen anderer
Menschen sowie ein vertrauensvoller Dialog sind die Basis für den respektvollen
Umgang miteinander – über alle Länder-, Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.
Die Bereitschaft, sich der Welt zu öffnen, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie
muss in einem individuellen Prozess entstehen, der geprägt ist von grenzüber-
schreitenden Erfahrungen und Begegnungen. Die intensive Auseinandersetzung
mit den Hauptthemen der UNESCO ist dabei unumgänglich: Friedens- und Men-
schenrechtserziehung, Interkulturelles und Globales Lernen sowie Bildung für
nachhaltige Entwicklung müssen in den Mittelpunkt unseres erzieherischen Han-
delns gerückt werden, um die nachfolgenden Generationen auf ein friedliches
Miteinander vorzubereiten.
Diese fächerübergreifenden Erziehungsziele werden im Unterricht aller Schular-
ten berücksichtigt. Dennoch müssen die UNESCO-Projektschulen in diesem
Kontext als Leuchtturmschulen verstanden werden: Hier verpflichtet sich die
gesamte Schulfamilie zu einem aktiven Engagement für die Ziele der UNESCO,
die zudem dauerhaft im Schulprofil verankert sind. Im Mittelpunkt des Schulall-
tags steht projektorientiertes, vertieftes und ganzheitliches Lernen. Der Aus-
tausch und die enge Zusammenarbeit mit Schulen in anderen Ländern ermögli-
chen eine kritische Reflexion des eigenen, kulturellen (Selbst-)Verständnisses.
UNESCO-Projektschulen
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Sie führen zu einer differenzierten Sichtweise auf die Welt und schließlich zu der
Fähigkeit, einen echten Perspektivwechsel vornehmen zu können, ohne dabei
die eigene Identität aufzugeben.
Darüber hinaus sensibilisieren zahlreiche Projekte die Schülerinnen und Schüler
für den unschätzbaren Wert unserer Umwelt und die Notwendigkeit, sich aktiv für
ihren Schutz einzusetzen. Die Bildung für nachhaltige Entwicklung lässt Schüle-
rinnen und Schüler zudem den Blick auch auf die Zukunft richten. Sie lernen, die
Konsequenzen ihres eigenen Handelns einzuschätzen, um unsere Welt auch für
zukünftige Generationen zu bewahren. In der Auseinandersetzung mit dem
UNESCO-Welterbe wird schließlich der Kreis zur Vergangenheit geschlossen:
Schülerinnen und Schüler lernen die kulturelle Vielfalt unserer historischen Kul-
tur- und Naturstätten in ihrem direkten Umfeld und aus ihrem eigenen Kulturkreis
wie auch in einem europa- und weltweiten Kontext kennen.
Das deutlich über alle unterrichtlichen Verpflichtungen hinausgehende Engage-
ment an unseren bayerischen UNESCO-Projektschulen verdient höchsten Res-
pekt. Ich bin stolz darauf, dass wir in Bayern nicht nur auf ein großes und höchst
engagiertes Netzwerk von UNESCO-Projektschulen blicken können, sondern
damit auch auf eine lange und fest verankerte Tradition der Friedenserziehung
und der Verantwortung für unsere Welt. Allen Beteiligten danke ich sehr herzlich
für die geleistete Arbeit und wünsche ihnen auch weiterhin viel Kraft und Freude
bei der Verwirklichung der anstehenden Projekte und Aktionen.
München, im April 2014
Dr. Ludwig Spaenle
Bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
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Die UNESCO
Die United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, kurz
UNESCO, ist eine der 16 Sonderorganisationen der Vereinten Nationen mit Sitz
in Paris. Ihr Ziel ist es, durch Förderung der internationalen Zusammenarbeit in
Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation zur Erhaltung des Friedens
und der Sicherheit beizutragen und die Achtung vor den Menschenrechten und
Grundfreiheiten zu stärken. Die UNESCO bietet der globalen Zusammenarbeit in
folgenden Arbeitsbereichen ein Forum: Bildung und Erziehung, Naturwissen-
schaften, Sozialwissenschaften, Kultur, Kommunikation, Information und Infor-
matik sowie Kultur des Friedens.
Die Bundesrepublik Deutschland ist durch eine Ständige Vertretung bei der
UNESCO in Paris akkreditiert. Die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK), als
Mittlerorganisation der Auswärtigen Kulturpolitik, wird vom Auswärtigen Amt insti-
tutionell gefördert und wirkt auf die öffentliche Meinung, die Gesetzgebung und
den Bildungsbereich im Sinne der UNESCO ein. Partner der Deutschen
UNESCO-Kommission sind die UNESCO-Depotbibliotheken in Berlin und
Leipzig, die UNESCO-Clubs im Bundesgebiet, und die UNESCO-Projektschulen
in den einzelnen Bundesländern. Diese Schulen leben in ihren Handlungskon-
zepten und Wertvorstellungen UNESCO-Kultur und werden so zu Leuchttürmen
für globales Lernen.
Die UNESCO-Projektschulen
Das Netzwerk
Im Associated Schools Project Network (ASPnet) haben sich weltweit rund 9000
Schulen in über 180 Ländern der Umsetzung der Leitgedanken der UNESCO
verschrieben. In Deutschland arbeiten 200 Schulen aller Schularten und unter-
schiedlicher Träger im ASPnet mit. Unterstützung erfahren die deutschen
UNESCO-Projektschulen durch die zuständigen Schul- bzw. Kultusbehörden der
Länder. Den über 30 bayerischen Schulen, der bundesweit größten Gruppe,
steht das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft
und Kunst (Kultusministerium) beratend zur Seite.
Die UNESCO-Projektschulen sind ein Netzwerk zur interkulturellen Bildung, das
sich unter dem Leitgedanken einer Bildung für nachhaltige Entwicklung für eine
Kultur des Friedens engagiert. Menschenrechte, Toleranz und Demokratie wer-
den in Projekten thematisiert, Fragen zu interkulturellem Lernen, zur Umwelt,
Nachhaltigkeit und Globaler Entwicklung erörtert und vor Ort durch Aktivitäten in
den schulischen Alltag eingebracht. Ziel ist eine nachhaltige, fundierte Auseinan-
dersetzung mit komplexen Fragestellungen zu aktuellen Themen und zukunftsre-
levanten Herausforderungen.
Internationale Projekttage eröffnen Chancen, schulartübergreifend zusammen zu
arbeiten, gemeinsam Aktionen zu planen und umzusetzen. Außerdem nehmen
die Schülerinnen und Schüler an internationalen Seminaren, Austauschpro-
grammen, Jugendcamps und -foren teil. Projekte wie das Baltic Sea Project oder
das Blue Danube River Project fördern in diesem Sinne seit mehreren Jahrzehn-
ten die interkulturelle Kooperation von Schulen im Rahmen des Netzwerkes. Weit
über die Grenzen Europas hinaus engagieren sich Schulen des Netzwerks au-
ßerdem im Euro-Afrikanischen Dialog oder dem Euro-Arabischen Dialog.
Weltweit
http://www.unesco.org/new/e
n/education/networks/global-
networks/aspnet/
Deutschland
http://www.ups-schulen.de/
Bayern
http://www.ups-bayern.de/
http://www.unesco.de/
UNESCO-Projektschulen
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Das Internet erleichtert die weltweite Kommunikation im Netzwerk, beispielhaft
umgesetzt in der internationalen Internetkonferenz Agenda 21 NOW!. Diese
Kommunikationsplattform ist ein Bildungsangebot, das von Schülergruppen aus
49 Staaten einmal im Jahr genutzt wird, um vierundzwanzig Stunden lang mit
internationalen Expertinnen und Experten über aktuelle Themen der UNESCO zu
diskutieren.
Tagungen, E-Mail-Verteilerlisten, Newsletter, die Zeitschriften Forum und
UNESCO heute gewährleisten einen beständigen Informationsfluss und fördern
den Diskurs. Die Homepage der bayerischen UNESCO-Projektschulen bietet auf
ihren internen Seiten zusätzlich Raum für den geschützten Austausch von Unter-
richtsmaterialien und Anregungen für die schulische Arbeit.
Thematische Schwerpunkte
UNESCO-Projektschulen orientieren ihr Schulleben innerhalb und außerhalb des
Unterrichts an den Zielen der UNESCO. Sie haben folgende UNESCO-Themen
in ihr Leitbild integriert: Menschenrechte, Demokratieerziehung, interkulturelles
Lernen, Umwelterziehung, Globales Lernen und Welterbeerziehung. Diese Leit-
themen definieren sich wie folgt:
Menschenrechte/ Demokratieerzie-hung
Interkulturelles Lernen
Umwelt-erziehung
Globales Lernen Welterbeerziehung
Die Menschenrechte und die Prinzipien der Demokratie kennen, sie im Alltag respektie-ren und für ihre Umset-zung einstehen Kenntnisse über Ver-fahren der individuellen und gesellschaftlichen Konfliktbewältigung haben Ursachen nationaler und internationaler Konflikte untersuchen und Initiativen für Konfliktbeilegung kennen Das Spektrum der internationalen Verein-barungen verstehen; die Menschenrechtssi-tuation kritisch bewer-ten, eine kritische Einstellung gegenüber unterschiedlichen Rechtssystemen ent-wickeln
Interesse für frem-de Kulturen entwi-ckeln, andere Kulturen und Lebensweisen kennen lernen und achten Lernen, andere Perspektiven in Zusammenhängen zu erkennen, einzunehmen und Empathie zu ent-wickeln Den erweiterten Kulturbegriff der UNESCO verste-hen: Kulturplura-lismus, Kultur als Tradition, Kommu-nikation und Zu-kunftsperspektiven Respekt, Toleranz und Wertschät-zung als Grund-einstellung entwi-ckeln und danach handeln
Die Umweltprob-leme – Luft, Klima, Wasser, Boden, Artenvielfalt, Ener-gie, Müll, Ressour-cen – verstehen und in Verbindung zu unseren Le-bensstilen bringen Ideen zu umwelt-bewusstem Han-deln entwickeln und zu ihrer Um-setzung beitragen Ökologisches Verständnis entwi-ckeln Sich nachhaltig umweltbewusst verhalten
Es gibt nur Eine Welt, in der wir uns als Individuen in globalen Zusammenhängen sehen und verstehen Globalisierung in allen Aspekten - positiven wie negativen – sehen und verstehen Notwendigkeit interna-tionaler Begegnung erkennen und Fähig-keiten zur interkulturel-len Kooperation er-werben Persönliche Mitver-antwortung für Mensch und Umwelt erkennen, annehmen und auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Ebene unter Berücksichtigung sozialer und ethischer Aspekte umsetzen
Deutsche, europäische und weltweite Welterbe-Stätten kennen und achten und als gemein-sames Erbe der Menschheit verstehen Das Welterbe in seiner Vielfalt schätzen: Na-turerbe, Kulturerbe, Er-innerungsstätten, Imma-terielles Erbe Aktiv am Erhalt und der Pflege bestehender Natur- und Kulturstätten mitarbeiten Das UNESCO-Welterbe in Unterricht und Schul-alltag verankern und nutzen, die Welterbestät-ten als außerschulische Lernorte erleben
Quelle: http://www.ups-schulen.de/ueber_uns_ziele.php
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Viele UNESCO-Leitthemen sind in den Bayerischen Lehrplänen in den Fachlehr-
plänen verortet, insbesondere in den fachübergreifenden und -verbindenden
Unterrichtszielen: Bildung für nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung, Wer-
teerziehung, ökonomische Verbraucherbildung, (inter-)kulturelle sowie politische
und soziale Bildung. UNESCO-Themen werden von den Projektschulen nicht nur
in den Fachunterricht integriert, sondern auch fächerübergreifend und projektori-
entiert durchgeführt. Um demokratische Handlungskompetenz zu erwerben, ent-
wickeln Schülerinnen und Schüler problemorientierte Handlungsstrategien, nut-
zen neue Medien und die sich durch außerschulische Lernorte und Partner erge-
benden Chancen für ihr Lernen und gesellschaftliches Engagement.
Vorrangiges Ziel ist dabei der Aufbau von Wissens- und Handlungskompetenz,
um Entwicklungen der Zukunft verantwortungsvoll und nachhaltig mitgestalten zu
können. Hierauf zielt auch der Begriff der Bildung für nachhaltige Entwicklung,
Weltdekadenthema der Vereinten Nationen 2005 - 2014, der auch in der Umwelt-
bildung zum Tragen kommt, aber generell alle Lebensbereiche umfasst. Die Ak-
tivitäten der Schulgemeinschaft zielen auf eine aktive gesellschaftliche Teilhabe
zum Wohle aller Menschen und sind Impuls- und Ideengeber für die Region.
Termine im Jahresablauf
Auf Bundesebene treffen sich jährlich im Frühjahr die Bundeskoordination, die
Landeskoordinationen und die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in
den Kultusministerien. Diese Tagung wird im jährlichen Wechsel von einem an-
deren Land ausgerichtet.
Zweimal im Kalenderjahr treffen sich die bayerischen Schulkoordinatorinnen und
Schulkoordinatoren im Rahmen einer Landestagung. Die Frühjahrstagung wird
an einer der bayerischen UNESCO-Projektschulen ausgerichtet, die sich in die-
sem Rahmen den anderen UNESCO-Projektschulen vorstellt. Im Mittelpunkt der
Veranstaltung stehen die gegenseitige Kontaktpflege und der Erfahrungsaus-
tausch. Die Herbsttagung findet an einer staatlichen Institution, zum Beispiel an
der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen, statt. Sie
bietet Raum für Informationsaustausch, Vorstellung des künftigen Jahresthemas
und pädagogische Fortbildung.
Einmal jährlich findet eine mehrtägige Fachtagung für die Schulkoordinationen
auf Bundesebene statt. Teil dieser Veranstaltung ist ein eintägiges Treffen der
Bundeskoordination, der Landeskoordinationen und der Ansprechpartnerinnen
und Ansprechpartner in den Kultusministerien. Gegenstand dieser Fortbildungs-
veranstaltung ist stets ein aktuelles, für den Unterricht relevantes Thema. Nach
einer Inputphase werden in Arbeitsgruppen Projekte und Unterrichtsideen vorge-
stellt, evaluiert und diskutiert oder neue Projektideen konzipiert. Die Ergebnisse
werden in einer Abschlussveranstaltung vorgestellt, Kernaspekte werden auf der
Homepage und im Newsletter veröffentlicht. Teilweise werden zu der Fachta-
gung auch Schülerinnen und Schüler eingeladen. Auch diese Tagung wird im
jährlichen Wechsel von einem anderen Land ausgerichtet.
Die Landeskoordination organisiert in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen
Kultusministerium und der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung
jährlich eine mehrtägige Fortbildung für die Schulkoordinatorinnen und Schulko-
ordinatoren der UNESCO-Projektschulen. Diese Fortbildung wird inhaltlich von
Landestagungen
Fortbildungen
Tagung der
Landeskoor-
dinationen
Fachtagungen
UNESCO-Projektschulen
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einem Leitthema der UNESCO bestimmt und findet unter Mitwirkung von exter-
nen Referentinnen und Referenten an der Akademie in Dillingen statt.
Einmal im Kalenderjahr entsendet jede bayerische UNESCO-Projektschule bis
zu fünf Schülerinnen und Schüler in Begleitung der Schulkoordination zum Ju-
gendforum. Dieses zweitägige Treffen ist eine bayerische Besonderheit. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich in Workshops mit zentralen Anlie-
gen der UNESCO auseinander. Vorbereitung und Koordination der Veranstal-
tung übernimmt ein wechselndes Team um die Landeskoordination.
Im Zwei-Jahres-Rhythmus findet immer am 26. April ein internationaler Projekt-
tag statt. Das Datum ist historisch begründet und wurde anlässlich der Solidari-
tätsaktion nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl festgelegt. Diesen
Projekttag gestalten alle mitarbeitenden und anerkannten deutschen UNESCO-
Projektschulen in Zusammenarbeit mit in- oder ausländischen Partnerschulen
und außerschulischen Kooperationspartnern. Die Aktivitäten sind auf das jeweili-
ge Jahresthema der UNESCO bezogen, bringen die Schülerinnen und Schüler in
direkten Kontakt mit dem Netzwerk und sind in die kontinuierliche UNESCO-
Arbeit vor Ort eingebettet. Ziel des Projekttags ist die gemeinsame Durchführung
öffentlichkeitswirksamer Aktionen.
Inhaltlich werden die Aktivitäten an den Projektschulen auch von den aktuellen
Themenvorgaben der Vereinten Nationen (UN) bestimmt. So wurde von 2005 bis
2014 das Dekadenthema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen. In-
nerhalb der Dekade prägen jährlich wechselnde Schwerpunkthemen das Akitivi-
tätsspektrum der Schulen. Die UNESCO koordiniert die Maßnahmen der Dekade
auf internationaler Ebene, die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) auf Län-
derebene. Begleitend dazu gibt es weitere Akzentsetzungen: internationale Ta-
ge, internationale Wochen, internationale Jahre, nationale und internationale
Dekaden. Entlang dieser aktuellen Anlässe gestalten und planen die Schulen
ihre Projekte.
Jede Schule erstellt jährlich einen kurzen Jahresbericht über die Schwerpunkte
und Ergebnisse ihrer UNESCO-Arbeit. Dieser Bericht sollte spätestens in der
letzten Augustwoche der Landes- und Bundeskoordination sowie dem Kultusmi-
nisterium vorliegen. Er beinhaltet besondere Unterrichtsangebote, außerunter-
richtliche Schwerpunkte, die Dokumentation der Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerk-
aktivitäten innerhalb und außerhalb der eigenen Schule sowie Anregungen für
die weitere Arbeit mit der Landes- und Bundeskoordination.
Die Rolle der Schulleitung
Das Schulleben einer UNESCO-Projektschule wird geprägt durch die Prinzipien
Öffnung, Partizipation und Aktion. Diese werden umgesetzt durch projektorien-
tiertes Unterrichten, getragen von der Eigeninitiative der Schülerinnen und Schü-
ler und nehmen in einer Vielzahl an Einzel- und Gruppenaktivitäten Gestalt an.
Die Verschränkung von Unterricht und außerunterrichtlichen Projekten wie auch
das sich zur Welt öffnende Schulleben führen einerseits zu einer hohen Termin-
dichte nebst hohen Erwartungen bei allen Beteiligten, andererseits verlangen sie
Flexibilität sowie Kreativität bei Organisation und Unterrichtsgestaltung. Die
Schulleitung sollte deshalb der Schulkoordination beim Aufbau eines Teams
unterstützen, um die UNESCO-Aktivität für die Schul- und Lernkultur nutzbar zu
machen und Überforderungen zu vermeiden.
Jahresbericht
Internationaler
Projekttag
UN-Dekade
Jugendforum
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UNESCO-Arbeit eröffnet aber auch zusätzliche Chancen, persönliche Interessen
und Stärken im Dienste der Begabungsförderung und des lebenslangen Lernens
auf Schüler- und Lehrerseite an der Schule nutzbar zu machen. UNESCO-
Projektschule zu sein, kann so mehr individuelle Zufriedenheit kreieren und zu
einer stärkeren Identifikation mit der Schule führen.
Diesen Prozess zielführend zu begleiten und zu verwalten ist Aufgabe der Schul-
leitung. Orientierungshilfen sind zum Beispiel das Leitbild der Schule, das Schul-
profil, vor allem aber das Schulentwicklungsprogramm, das die etappenweise
Implementierung und Weiterentwicklung von Lernangeboten und Unterrichtsqua-
lität unterstützt.
Kurze und damit unkomplizierte Entscheidungswege zwischen einzelnen Grup-
pen des Kollegiums und der Schulleitung sind hilfreich, um Strukturen zu schaf-
fen, die alle Mitglieder der Schulfamilie miteinander ins Gespräch bringen. Klare
Zuständigkeiten, eine langfristige Zielorientierung und ein offenes Ohr zur rech-
ten Zeit tragen maßgeblich dazu bei, die Vielfalt der Aktionen beständig weiter-
führen zu können und aktiv UNESCO-Kultur zu leben. Die Schulleitung einer
UNESCO-Projektschule ist in besonderem Maße im Rahmen der Kommunikation
bzw. Mediation gefordert, um eigenständiges Engagement und eine offene, ei-
nander zugewandte Gesprächskultur zu gewährleisten.
Die Akteure Auf Bundesebene betreut und vertritt die Bundeskoordinatorin oder der Bundes-
koordinator die UNESCO-Projektschulen. Je nach Bedarf wird die Bundeskoor-
dination von Projektteams unterstützt, die mit der Planung, Organisation und
Durchführung einzelner temporärer, bundesweiter oder internationaler Projekte
betraut werden. In jedem Bundesland fördert eine Landeskoordinatorin oder ein
Landeskoordinator (auch: Regionalkoordinator/-in), die Zusammenarbeit der
UNESCO-Projektschulen und pflegt die Kontakte mit interessierten Bildungsein-
richtungen. Die Wahl wird in Absprache mit der Deutschen UNESCO-
Kommission von der Kultusbehörde des jeweiligen Landes bestätigt. In Bayern
unterstützt die Arbeit auf Landesebene je eine Referentin oder ein Referent des
Kultusministeriums und des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsfor-
schung (ISB). An jeder UNESCO-Projektschule organisiert und koordiniert eine
Schulkoordinatorin oder ein Schulkoordinator die Aktivitäten vor Ort.
Bundeskoordination
Dienstort Berlin
Wahrnehmung überregionaler Aufgaben sowie Pflege internationaler
Kontakte
Kontakt zur Deutschen UNESCO-Kommission, den Landeskoordinationen
und den Kultusbehörden der Länder
Vernetzung der überregionalen Projekte der UNESCO mit den Aktivitäten der
UNESCO-Projektschulen
Organisation der Fachtagung der deutschen UNESCO-Projektschulen
Organisation einer Tagung der Landeskoordinationen und der Ansprechpart-
nerinnen und Ansprechpartnern in den Kultusministerien
Durchführung von Seminaren oder Tagungen mit länderübergreifender The-
matik
Auswertung der Jahresberichte der UNESCO-Projektschulen
UNESCO-Projektschulen
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Herausgabe der Zeitschrift UNESCO heute und des Newsletters der
UNESCO-Projektschulen
Publikationen und Materialien
Landeskoordination
Repräsentation der bayerischen UNESCO-Projektschulen bei offiziellen An-
lässen (auch durch Stellvertretung möglich);
Verbindung zur Bundeskoordination, zum Kultusministerium und zum ISB
Förderung von Kontakten und Zusammenarbeit der UNESCO-
Projektschulen, einschließlich „interessierter“ Schulen
Einberufung und Organisation der beiden Landestagungen und Teilnahme
daran
Planung von Fortbildungsveranstaltungen
Organisation des Jugendforums in Zusammenarbeit mit einem Team von
Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren und/ oder der Stellvertretung
Beratung der Schulen vor Ort
Verfassen von Rundschreiben
Schulkoordination
Vertretung der Schule bei Landes- und Bundestagungen; ist die Schulkoor-
dination verhindert, muss ein Vertreter entsandt werden
Kontakt zur Schulleitung, zu den verschiedenen (Partner-)Einrichtungen der
Schule, zur Landeskoordination
Verwirklichung der UNESCO-Anliegen im Schulalltag
Pflege des Informationsflusses, Koordination der schulinternen Projekte,
Teilnahme an überregionalen Projekten
Teilnahme an Jahrestagungen
verpflichtende Teilnahme an beiden Landestagungen (eine Landestagung ist
dabei mit einer Fortbildungsveranstaltung kombiniert)
Bericht am Ende des Kalenderjahres an Bundes- und Landeskoordination
und an das Kultusministerium
Möglichst viele Mitglieder der Schulfamilie sollten auf unterschiedliche Weise in
die UNESCO-Arbeit einbezogen werden. Initiiert wird diese Zusammenarbeit
durch die Schulkoordination, eine einzelne Lehrkraft, Elternvertreter, Schülerver-
treter oder die Schulleitung. Lehrkräfte können in einer UNESCO-Gruppe die
Planungen unterstützen und begleiten, die Schülerschaft (z. B. SMV, Tutoren-
gruppe) in einer UNESCO-Arbeitsgemeinschaft ihre Aktivitäten bündeln und
Eltern, Elternvertreter und interessierte Externe sich zu einem UNESCO-
Club zusammenschließen, der die Arbeit der Schülerinnen und Schülern und
Lehrkräfte unterstützt. Ein enger Kontakt zum Schulforum vereinfacht Kommuni-
kationsprozesse und erhöht den Wirkungsgrad der Schulkoordination.
Die Wahlmodalitäten Die Bundeskoordinatorin oder der Bundeskoordinator wird durch Absprache
in der Amtschefkonferenz der Kultusministerkonferenz der Länder für einen Zeit-
raum von jeweils drei Jahren benannt. Die Länder wechseln sich in der Bestel-
lung ab. Der jeweilige Nachfolger wird im letzten Jahr des Mandats eingearbeitet.
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Die Landeskoordination wird jeweils im Rahmen einer Landestagung für die
Dauer von drei Jahren aus dem Kreis der bayerischen Schulkoordinatorinnen
und -koordinatoren der „anerkannten“ und „mitarbeitenden“ UNESCO-
Projektschulen gewählt und steht dieser Arbeitsgemeinschaft vor. Wahlberechtigt
sind auch „interessierte Schulen“, die seit ihrer ersten Teilnahme an einer Lan-
destagung mindestens zwei Jahre im Netzwerk eingebunden sind. Die Kandida-
tinnen und Kandidaten werden vier Wochen vor dem Wahltermin bekannt gege-
ben, eine Wiederwahl ist nur einmal möglich. Gewählt ist, wer die absolute
Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhält. Die Bestätigung der Wahl erfolgt
durch das Kultusministerium und die Bundeskoordination, die wiederum die
Deutsche UNESCO-Kommission informiert. Nach der Wahl wird eine Schatz-
meisterin oder ein Schatzmeister zur Kontoführung der Arbeitsgemeinschaft be-
stimmt. Jährlich im Rahmen der Herbsttagung wird ein Rechenschaftsbericht
über die Verwendung der Geldmittel abgegeben.
Die Schulkoordinatorin oder der Schulkoordinator wird von der Schulleitung
ernannt, die an der Tätigkeit interessierte Lehrkräfte über das Aufgabenfeld in-
formiert und Bewerbungen entgegennimmt. Bewährt hat sich eine enge Zusam-
menarbeit zwischen Schulkoordination und Schulleitung.
Der Weg zur Anerkennung Sind Lehrkräfte, Schülerschaft und Eltern einer Schule daran interessiert, konti-
nuierlich im UNESCO-Schulnetz mitzuarbeiten, kann sich die Schule durch ein
formloses Schreiben an die Landeskoordination wenden und um die Aufnahme
bewerben. Dem Bewerbungsschreiben, das die Eckdaten der Schule und die
Beweggründe der Bewerbung erläutert, muss immer auch die im Vorfeld erhobe-
ne Zustimmung der Lehrerkonferenz und der Eltern- und Schülerschaft zur
UNESCO-Arbeit beiliegen. Die Landeskoordination informiert das Kultusministe-
rium über die Bewerbung.
Über die Aufnahme in den Kreis der UNESCO-Projektschulen als interessierte
Schule, der Vorstufe zur anerkannten UNESCO-Projektschule, entscheidet die
Landeskoordination in Abstimmung mit dem Kultusministerium. Nach ein bis zwei
Jahren engagierter Arbeit besteht die Möglichkeit, als „mitarbeitende Schule“ Teil
des UNESCO-Schulnetzes zu werden. Nach spätestens fünf Jahren der Mitarbeit
in diesem Kreis bewirbt sich die Schule in das weltweite UNESCO Associated
Schools Project Network als anerkannte UNESCO-Projektschule und wird direkt
durch die UNESCO aufgenommen.
In Bayern ist die Zahl der UNESCO-Projektschulen auf dreißig begrenzt. Die
Landeskoordination kann bei besonderem Bedarf in Abstimmung mit dem
Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst den Kreis der
bayerischen UNESCO-Projektschulen vorübergehend auf maximal dreiunddrei-
ßig ausweiten.
Jede der oben genannten Phasen geht einher mit speziellen Rechten und Pflich-
ten. In einem Jahresbericht über die UNESCO-Aktivitäten informiert die jeweilige
Schulkoordination die Bundes- und Landeskoordination und das Kultusministeri-
um über alle Projekte und Aktionen der Schule. Ergibt sich bei der Durchsicht der
Berichte, dass die UNESCO-Kriterien nicht erfüllt wurden, so sucht die Landes-
koordination ein klärendes Gespräch mit der Schule.
UNESCO-Projektschulen
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Eine mitarbeitende oder anerkannte Schule kann eine Ruhephase für die Dauer
eines Jahres bei der Landeskoordination beantragen. Sie behält in dieser Ruhe-
phase ihren bisherigen Status als mitarbeitende oder anerkannte Schule, darf
aber ihre UNESCO-Aktivitäten aussetzen und wird von allen sonstigen
UNESCO-Verpflichtungen entbunden. Eine Ruhephase kann Zeit bieten, um
Zuständigkeiten oder Arbeitsabläufe neu zu klären. Nach Ablauf des Ruhejahres
muss sich die Schule entscheiden, ob sie von nun an wieder aktiv im Netzwerk
mitarbeitet oder endgültig aus dem Netzwerk ausscheidet und ihren Status als
UNESCO-Projektschule aufgibt.
Interessierte
Schule
Mitarbeitende
Schule
Anerkannte
Schule
Mitgliedschaft Mitgliedschaft auf Län-
derebene, Kontakt zu
Landeskoordination
Mitgliedschaft im
nationalen Schul-
netz
Mitgliedschaft im
internationalen
Schulnetz
Aufnahme ins Verzeich-
nis der bay. UNESCO-
Projektschulen
Aufnahme ins Ver-
zeichnis der Bun-
deskoordination
Aufnahme ins in-
ternationale Ver-
zeichnis
keine zeitliche Befris-
tung des Status „inte-
ressiert“, nach 1-2 Jah-
ren (ab erster Landes-
tagung) Bewerbung
„mitarbeitend“ möglich
nach fünf Jahren
Antragsstellung für
Status „anerkannt“,
sonst Zurückstufung
auf „interessiert“
nach fünf Jahren
erneute Zustim-
mung aller schuli-
schen Gremien zur
UNESCO-Arbeit
und Antrag auf
Verlängerung des
Status
Bericht über UNESCO-
Aktivitäten an Landes-
koordination und Kul-
tusministerium
jährlicher Bericht
über UNESCO-
Aktivitäten an Bun-
des- und Landes-
koordination und
Kultusministerium
jährlicher Bericht
über UNESCO-
Aktivitäten an Bun-
des- und Landes-
koordination und
Kultusministerium
Vernetzung
regelmäßige Teilnahme
an den Landestagungen
und regionalen Veran-
staltungen, Beteiligung
an regionalen Aktivitä-
ten der UNESCO-
Projektschulen, Grün-
dung einer UNESCO-
Gruppe an der Schule
Beteiligung an allen
nationalen Veran-
staltungen entspre-
chend dem Teil-
nahmeschlüssel,
Stimmrecht bei der
Wahl der Landes-
koordination
Beteiligung an allen
nationalen / inter-
nationalen Veran-
staltungen, Erhalt
aller nationalen /
internationalen
Informationen und
Publikationen,
Stimmrecht bei der
Wahl der Landes-
koordination
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Corporate
Identity
keine Verwendung des
UNESCO-Schul-Logos,
keine Führung des
Titels „UNESCO-
Projektschule“
Verwendung des
UNESCO-Schul-
Logos, Führung des
Titels „UNESCO-
Projektschule“,
keine Verwendung
des internationalen
ASPnet-Logos und
des UNESCO-
Tempels
Verwendung aller
Logos des ASPnet
und des UNESCO-
Tempels
Die Öffentlichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit hilft, das individuelle UNESCO-Schulprofil in der Innen- und
Außenwahrnehmung zu schärfen. Ob Internet, Homepage, Printmedien oder
Hörfunk– das Arbeiten über die Grenzen einzelner Medien hinweg bietet die
Chance, gezielt unterschiedliche Adressatengruppen anzusprechen. Folgende
Punkte sollten dabei beachtet werden:
Verantwortlichkeiten für die unterschiedlichen Bereiche der Öffentlichkeits-
arbeit innerhalb der Schule festlegen; diese Struktur innerhalb der Schulfami-
lie bekannt machen
gemeinsam die Termine eines Schuljahres abstimmen
Presseverteiler aufbauen, aktualisieren
Kontaktpersonen bei der lokalen Presse kennenlernen, eigene Kontaktda-
ten hinterlegen, diese Kontakte pflegen
Pressemappe mit Basisdaten zu Schule und Profil zusammenstellen
auf Vorlaufzeiten bei Veröffentlichungen und Einladungen achten
Logo der UNESCO-Projektschulen in Schreiben und bei öffentlichen Anläs-
sen konsequent als Markenzeichen nutzen
Öffentlichkeit einbeziehen, zu medienwirksamen Anlässen einladen: aktuell,
prominent, regional interessant, originell, sozial …
bewusst unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und Vermittlungsstrate-
gie überlegen
Internetauftritt abstimmen, aktualisieren
regelmäßige Veröffentlichungen in schulinternen Medien (Homepage,
Schülerzeitung, Schulradio, Jahresbericht …) und externen Medien (Tages-
zeitung, UNESCO-Projektschulen Bayern, lokaler Radiosender …) platzieren
bei Pressefotos beachten: digital in druckfähiger Auflösung, Wahl eines
aussagekräftigen Ausschnitts (handelnde Personen), kontrastreich
Die Vorgaben des Urheberrechtes, des Datenschutzes und des Rechtes
am eigenen Bild sind immer zu beachten, Veröffentlichungsrechte soll-
ten möglichst frühzeitig einholt werden.
UNESCO-Projektschulen
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Der UNESCO-Club von Hartmut Schuberth
1
Es gibt elf UNESCO-Clubs in Deutschland, die als "Forum der deutschen
UNESCO-Clubs" seit 1996 der Deutschen UNESCO-Kommission angehören und
Mitglied im Weltverband WFUCA (World Federation of UNESCO-Clubs, Centres
and Associations) sind. Zusammen mit diesem Dachverband werden von ihnen
Seminare und Konferenzen auf internationaler Ebene ausgerichtet. In Bayern
bestehen UNESCO-Clubs in Kulmbach und München (UNESCO-Verein Region
München e.V.). Zur Gründung eines UNESCO-Clubs müssen die Richtlinien für
die Bildung von Freundeskreisen2 beachtet werden, zum Beispiel, dass der Club
nur aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehen und ausschließlich gemeinnützige
Zwecke verfolgen darf. Gründung und Wirken eines UNESCO-Clubs wird am
Beispiel Kulmbachs näher erläutert.
Der UNESCO-Club Kulmbach besteht seit 1997 und zählt gegenwärtig gut 100
Mitglieder. Auslöser für die Gründung des Clubs war der Wunsch, Teilnehmer
des Austauschprogrammes zwischen den Projektschulen Hans-Wilsdorf-Schule
Kulmbach in Bayern und der Tophane Teknik Lisesi ve Endüstri Meslek Lisesi in
Bursa/Türkei auch nach Verlassen dieser beruflichen Schulen weiter in die
UNESCO-Arbeit einbinden zu können. So wurde eine breitere Basis für die
UNESCO-Arbeit vor Ort gewonnen. Fünf Schwerpunkte kennzeichnen die Arbeit
des UNESCO-Clubs Kulmbach:
1. UNESCO-Welterbe-Exkursionen
Als besonderes Angebot für die Mitglieder werden jährlich Exkursionen in Koope-
ration mit befreundeten UNESCO-Clubs, z. B mit dem UNESCO-Club Bursa,
organisiert und durchgeführt.
2. Entwicklungsprojekt Cumalikizik bei Bursa in der Türkei
In dem Dorf Cumalikizik bei Bursa restaurierte der UNESCO-Club Kulmbach mit
Unterstützung der Lions-Clubs beider Städte und den beiden UNESCO-
Projektschulen in Bursa und Kulmbach ein vom Verfall bedrohtes Fachwerkhaus.
Dabei halfen unter anderem junge Club-Mitglieder aus Kulmbach während ihres
Urlaubs bei den Renovierungsarbeiten. Zur Förderung des nachhaltigen Touris-
mus wurde am Fuße des Naturreservates Uludag im Projekthaus eine Pension
eingerichtet. Generelles Ziel ist es, das Dorf als lebendigen Organismus mit jun-
gen und alten Einwohnern zu erhalten, soziale, wirtschaftliche und kulturelle
Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und zu unterstützen, z.B. die Verbesse-
rung touristischer Angebote oder die Selbstvermarktung von im Dorf angebauten
und hergestellten Produkten.
3. Förderung der Praktikantenaustausche zwischen den UNESCO-Schulen
Berufliches Schulzentrum Kulmbach und Tophane-Teknik Lisesi in Bursa
1 Vorsitzender des UNESCO-Clubs Kulmbach im Jahre 2014
2 Die "Richtlinien für die Bildung von Freundeskreisen" beschloss die 50. Hauptversammlung der
Deutschen UNESCO-Kommission, Frankfurt, am 12. Juni 1990
www.unesco-clubs.de
www.unesco-
clubkulmbach.de
14
4. Verantwortung für die Eine Welt
Der UNESCO-Club Kulmbach arbeitet mit der Initiative des Kulmbacher Vereins
Nepal-Hilfe zusammen, der zwei Schulen in Nepal betreibt, die Ausstattung eines
Krankenhauses finanziert sowie Patenschaften vermittelt, durch die Kinder aus
armen nepalesischen Familien von Kulmbacher Bürgerinnen und Bürgern unter-
stützt werden.
In Tansania förderte der UNESCO-Club Kulmbach 2010 ein Trinkwasserprojekt
der Benediktiner aus dem fränkischen Münsterschwarzach und seit 2012 zu-
sammen mit der UNESCO-Projektschule in Kulmbach das Projekt Modellschulen
für Afrika des ehemaligen Bundeskoordinators der deutschen UNESCO-
Projektschulen, Dr. Karl-Heinz Köhler. Schwerpunkte sind hier der interkulturelle
Dialog, Menschenrechtserziehung, die Einbindung des ländlichen Raums, die
Förderung von Mädchen in der afrikanischen Gesellschaft sowie der Einsatz
zeitgemäßer Unterrichtsmethoden.
5. Mitarbeit bei der jährlichen Organisation der „Interkulturellen Woche“ in
Kulmbach
Zusammen mit der türkischen Gemeinde arbeiten der UNESCO Club Kulmbach
und die UNESCO Projektschule Kulmbach bereits seit Jahren bei der Gestaltung
der „Interkulturellen Woche“ gemeinsam mit beiden christlichen Kirchen, dem
Caritas Verband Kulmbach, Amnesty International, AWO Kreisverband Kulm-
bach e.V. und weiteren örtlichen Nichtregierungsorganisationen zusammen.
Während dieser Woche des Kennenlernens und Dialogs finden Vorträge und
Diskussionsveranstaltungen statt, trifft man sich zum gemeinsamen Essen und
Feiern.
Wissenschaftliche Basis und Umsetzung
Schülerinnen und Schüler der UNESCO-Projektschulen erfahren Werteerzie-
hung, kulturelle Bildung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung sowohl an Bei-
spielen aus ihrer direkten Lebensumgebung wie auch in Verbindung mit Ereig-
nissen und Entwicklungen in der Welt. Sie begreifen globale Vernetzung als
Chance und Verantwortung und werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten zum
aktiven Mitgestalten angeregt und befähigt. Basis für Engagement und Diskussi-
on an den Schulen sind neue Forschungsergebnisse und aktuelle wissenschaftli-
che Fragestellungen. Die folgenden drei Fachartikel beleuchten jeweils verschie-
dene Aspekte des für UNESCO-Projektschulen wichtigen Themenfelds der
Nachhaltigkeit: Bildung für nachhaltige Entwicklung, nachhaltige Mobilität und
Kulturelle Bildung.
UNESCO-Projektschulen
15
Bildung für nachhaltige Entwicklung
von Prof. Dr. Péter Bagoly-Simó3
Nie zuvor nahm die Nachhaltigkeit eine ähnlich zentrale Stellung im gesellschaft-
lichen Diskurs ein wie in den letzten Jahrzehnten. Welche besondere Rolle der
Bildung für die Prägung einer nachhaltigen Gesellschaft zugeschrieben wird,
spiegelt sich darin wider, dass die Vereinten Nationen die Jahre 2005-14 zur UN-
Dekade für Bildung für nachhaltige Entwicklung erklärten.
Was aber versteht man unter einer Nachhaltigen Entwicklung? Jörg Tremmel
(2003) analysierte eine Vielzahl an Begriffen und Definitionen einer Nachhaltigen
Entwicklung, die in Folge des Earth Summit in Rio de Janeiro (1992) entstanden
sind, und konstruierte daraus ein analytisches Modell der Nachhaltigen Entwick-
lung (Abb. 1).
Der Philosoph identifizierte zwei Kerndimensionen der Nachhaltigen Entwicklung.
Auf der einen Seite stützt sich der Begriff auf drei Bereiche: die ökologische, die
finanzielle und die soziale Nachhaltigkeit. Diese werden oft in der Form von drei
Polen, von einem Dreieck oder von drei Säulen dargestellt und diskutiert. Sie
verdeutlichen, dass jede Struktur, jeder Prozess oder jede Handlung im Zusam-
menhang und in Wechselwirkung zwischen Natur, Wirtschaft/Finanzen und Ge-
sellschaft/Kultur zu verstehen und abzuwägen ist.
Auf der anderen Seite sind die drei Bereiche in einen größeren zeitlichen und
räumlichen Kontext zu setzen. Unsere Gesellschaft reduziert die Lebewesen und
deren Lebensraum immer stärker auf Ressourcen. Dies führt zu zwei Konflikten:
Erstens sind die Ressourcen ungleichmäßig verteilt, woraus räumliche Disparitä-
ten (z.B. zwischen Kontinenten, Regionen, Ländern etc.) entstehen; zweitens
werden immer mehr nicht erneuerbare Ressourcen verbraucht, was dazu führt,
dass kommende Generationen mit weniger oder sogar ohne einzelne Ressour-
cen auskommen müssen. Beide Konflikte veranschaulichen die globale oder
intragenerationelle und die intergenerationelle Gerechtigkeit, die Ökologisches,
Finanzielles und Soziales im globalen und zeitlichen Zusammenhang positionie-
ren. Wie aber bildet man Menschen für eine nachhaltigere Zukunft? Bildung für
3 Prof. Dr. Péter Bagoly-Simó forscht am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin,
Abteilung Didaktik der Geographie
Abb.1
Analytisches Modell
der Nachhaltigen
Entwicklung von
Jörg Tremmel, 2003
16
Nachhaltige Entwicklung bedeutet, den künftigen BürgerInnen solche Kompeten-
zen zu vermitteln, die eine nachhaltige(re) Gestaltung des Alltags und somit der
Zukunft ermöglichen. Gerhard de Haan (2008) grenzt zwölf Kompetenzen ab, die
für diese Aufgabe geeignet sind, und fasst sie unter dem Begriff Gestaltungs-
kompetenz zusammen.
Gestaltungskompetenz 1. Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
2. Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können
3. Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln
4. Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können
5. Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
6. Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen können
7. An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können
8. Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden
9. Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können
10. Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen
können
11. Selbstständig planen und handeln können
12. Empathie für andere zeigen können
Gestaltungskompetenz bedeutet fähig zu sein, Wissen über eine Nachhaltige
Entwicklung so anwenden zu können, dass nicht nachhaltige Entwicklung identi-
fiziert und umgedacht werden kann. Darüber hinaus wird eine Partizipation an
der Gestaltung nachhaltiger Entwicklungen auf verschiedenen Ebenen ange-
strebt. Dabei kommen sowohl die ökologischen, finanziellen und sozialen Aspek-
te, als auch die Frage der Generationengerechtigkeit und globalen Gerechtigkeit
zum Ausdruck. Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist folglich nicht nur die Auf-
gabe der formellen Bildung (Kindergärten, Schulen, Universitäten), sondern auch
der informellen und non-formellen Bildung (z.B. Umweltstationen, Informations-
zentren von Naturschutzgebieten). Wie passiert Bildung für Nachhaltige Entwick-
lung?
Der Aufbau und die Anwendung von Gestaltungskompetenz bindet sich an Prob-
lemsituationen, die eine inhaltliche Ladung aufweisen, die nicht beliebig ist. Bil-
dung für Nachhaltige Entwicklung geschieht anhand von sog. BNE-Themen, die
sich global als hochrelevante Problemfelder der Menschheit erwiesen haben. Die
meisten BNE-Themen finden sich in der 1992 verabschiedeten Agenda 21 sowie
in den internationalen und nationalen Folgedokumenten. Die Dekade für Bildung
für Nachhaltige Entwicklung behandelt in jedem Jahr ein anderes Schwerpunkt-
thema aus diesen BNE-Themen:
Das Jahr 2013 setzt sich vorrangig mit dem Thema Mobilität auseinander.4
4 Literatur: de Haan, G. (2008): Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept für Bildung für nach-
haltige Entwicklung. In: Bormann, I. & G. de Haan (Hrsg.): Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 23-44. Tremmel, J. (2003): Nachhaltigkeit als politische und analytische Kategorie. München, oekom.
Abb.2
Komponenten der
Gestaltungskompe-
tenz (Quelle: eigene
Darstellung nach de
Haan, 2008)
Abb.3
BNE-Themen der UN-
Dekade (Quelle: Darstel-
lung Bagoly-Simó)
UNESCO-Projektschulen
17
Eine Vision nachhaltiger Mobilität
von Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher5
Eine Gesellschaft und mit ihr die zugehörige Wirtschaftsordnung können als
nachhaltig bezeichnet werden, wenn für alle Menschen ein erfülltes Leben frei
von materieller Not in Frieden miteinander und mit der Natur erreicht und für
nachfolgende Generationen eine Zukunft mit ähnlichen oder sogar besseren
Perspektiven gesichert werden kann. Es ist offensichtlich, dass die heutige welt-
weite Ordnung und Ökonomie diesem Ziel nicht gerecht wird.
Die Frage ist, ob dieses Ziel überhaupt in Verbindung mit Markt und Wohlstand
für zehn Milliarden Menschen erreicht werden kann, die 2050 auf dieser Erde
leben werden. Ist Nachhaltigkeit in der heutigen Welt überhaupt möglich? Gibt es
eine nachhaltige Mobilität oder präziser, wie sähe eine mit Nachhaltigkeit verträg-
liche Mobilität aus? Es gibt sie, aber sie setzt eine internationale Verständigung
auf Nachhaltigkeit voraus und damit die Verständigung auf eine Logik, wie wir sie
in Europa, vor allem auch in den Erweiterungsprozessen der EU, verfolgen
(„Ökosoziale Marktwirtschaft“). Europa betreibt ja einen sehr erfolgreichen per-
manenten kleinen Globalisierungsprozess.
Die Vertreter einer Ökosozialen Marktwirtschaft sind davon überzeugt, dass
Markt und Nachhaltigkeit gleichzeitig möglich sind. Jede Marktwirtschaft, die
diese Gleichzeitigkeit leistet, heißt ökosozial. Sie ist dann Teil eines globalen
Ordnungsrahmens, einer Global Governance, die Markt und Nachhaltigkeit wi-
derspruchsfrei miteinander kombiniert. Äquivalent ist die Forderung nach Wohl-
stand für alle und nach globaler Nachhaltigkeit, auch in Zukunft, in einer ausge-
wogenen Balance unter den Menschen und in Frieden mit der Umwelt.
Das Modell einer Ökosozialen Ordnung für den Globus wäre der Ansatz, um eine
nachhaltige Mobilität zu erreichen. Nachhaltige Mobilität ist dabei verstanden
als die Form von Mobilität, die sich unter solchen weltweiten Preisstrukturen und
Regelbedingungen einstellt, die Fragen des Umweltschutzes, des sozialen Aus-
gleichs und der Balance zwischen den Kulturen in einer weltethischen Perspekti-
ve angemessen reflektieren. Bei einem weltweiten ökosozialen Weg würden
insbesondere CO2-Emissionen sehr teuer werden, ebenso der Verbrauch von
Mineralölprodukten. Als Folge käme es zu einer Re-Regionalisierung aller Pro-
duktionen von Gütern niedriger Wertschöpfung. Damit würden billige Güter nicht
länger um den Globus bzw. über größere Distanzen transportiert werden. Als
weitere Folge würde viel Verkehr entfallen und stärker als heute z. B. durch In-
formationsprozesse substituiert werden.
5 Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher ist Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte
Wissensverarbeitung/n (FAW/n), zugleich Professor für Informatik, Universität Ulm, Präsident des Senats der Wirtschaft e.V., Bonn, Vizepräsident des Ökosozialen Forum Europa, Wien sowie Mitglied
des Club of Rome.
18
Als Konsequenz der daraus resultierenden Ordnungsbedingungen wird Mobilität,
vor allem weltweite Mobilität, substantiell verteuert, aber das in einem System-
kontext, in dem noch weniger weit entwickelte Volkswirtschaften über hohe
Wachstumsraten rasch aufholen, was schließlich weltweit zu einem sozialen
Ausgleich à la Europa führt. Das würde auf Dauer bedeuten, dass es auf diesem
Globus in der Summe noch sehr viel mehr Mobilität als heute geben würde.
Überproportional viel davon würde im Süden des Globus hinzukommen und
überproportional viel wird öffentlicher Verkehr sein, weil dort die Auswirkungen
zu Lasten der Umwelt geringer sind.
Die Reduktionen bezüglich Mobilität werden in den Industrienationen begrenzt
sein, denn ein richtig genutzter technischer Fortschritt wird dort zusätzliche Spiel-
räume eröffnen. In der Summe heißt das weltweit insgesamt deutlich mehr und
nur partiell weniger Mobilität bei immer besserer Technik. Das alles ist Teil einer
Vision nachhaltiger Mobilität, die von der Durchsetzung einer weltweiten Ökoso-
zialen Marktwirtschaft abhängt.
UNESCO-Projektschulen
19
Kulturelle Bildung und UNESCO-Projektschulen
von Ernst Wagner6
Viele pädagogische Ansätze, die keinem bestimmten Schulfach zuzuordnen sind, werben um die Aufmerksamkeit von Lehrern und Schülern. Doch die Res-source Zeit ist knapp. Welche also umsetzen? Wo anfangen? Wenn nun „Kultu-relle Bildung“ auch noch als „Mitbewerber“ auftritt, muss dies kritisch reflektiert werden. Zunächst ein kurzer Charakterisierungsversuch der kulturellen Bildung: „Kulturelle Bildung trägt zu einer Bildung bei, die physische, intellektuelle und kreative Fähigkeiten umfasst und eine dynamischere und fruchtbarere Beziehung zwischen Erziehung, Kultur und Kunst ermöglicht.“
7
Im Hinblick auf dieses Verständnis kann es nicht darum gehen, kulturelle Bildung einfach zu den „Mitbewerbern“ um die Aufmerksamkeit hinzuzufügen. Besser ist es, den sog. „kulturellen Faktor“ bei der Arbeit am jeweiligen Projekt einzubezie-hen und so – quasi automatisch – kulturelle Bildung zu gewährleisten. Wie dies am Beispiel etwa der „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (hier zunächst im ausschließlich kunstpädagogischen Ansatz) aussehen könnte, sei im Folgenden versucht: Normale Lerngegenstände des Kunstunterrichts wie etwa Architektur, Städtebau, Design, Mode, Kommunikationsdesign oder Alltagsästhetik können bereits im normalen Kunstunterricht als Ausdruck von Werthaltungen gesehen werden, die im Hinblick auf den Aspekt Nachhaltigkeit wichtig sind. So lassen Tätowierungen etwa auf ein bestimmtes Verhältnis des Menschen zu seinem Körper schließen; Autodesign verrät etwas über die Haltung einer Ge-sellschaft zu Mobilität; Kleidung spricht Bände über den Habitus von Menschen; Produktdesign, Häuser, Wohnungen und Städte sind lesbar als Manifestationen der Haltung der Bewohner zum Leben, zur Natur, zur Umwelt usw. Der Ansatz der Kulturellen Bildung wäre dann: 1. Kulturelle Bildung kann solche Unterrichtsgegenstände (wie z.B. Städ-
tebau, Design, Mode) zum Anlass nehmen, um die dahinterliegenden Phänomene, Haltungen, Einstellungen zu untersuchen, zu reflektieren und zu bewerten. Die Themen bzw. Fragestellungen kommen dann dabei aus dem jeweiligen Projekt, sie werden nur noch einmal „gewendet“.
8
2. Kulturelle Bildung kann darüber hinaus diese Phänomene auch zum Anlass nehmen, eigene Lösungen dafür zu suchen, eigene Entwürfe dazu gestalten und zur Diskussion zu stellen. Diese aktive, kreative, lust-volle Gestaltung findet zunächst im geschützten Bereich des Unterrichtspro-jekts statt, sicher aber auch immer wieder in der Wirklichkeit - wenn zum Beispiel ein Schulhof gestaltet, ein Klassenzimmer umgebaut, ein Fest ge-plant, ein Essen designt, Kleidung geschneidert wird.
6 Ernst Wagner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am UNESCO-Lehrstuhl für Kulturelle Bildung an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Schwerpunkte sind u. a. Kunstpädagogik, Interkulturelle Pädagogik, Museumspädagogik. 7 Leitfaden für kulturelle Bildung, Schaffung kreativer Kapazitäten für das 21. Jahrhundert, Ergebnis
der 1. UNESCO-Weltkonferenz für Kulturelle Bildung, Lissabon, 6.- 9. März 2006, S. 5. (http://www. unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-international-agenda/education-for-all/). 8 siehe S. 15, Beitrag von P. Bagoly-Simó.
20
Kulturelle Bildung greift damit auf zwei Dimensionen der de Haanschen Gestal-tungskompetenz zurück: Die Reflexion auf Leitbilder und die Kompetenz zum eigenständigen Handeln.
9
Kulturelle Bildung in diesem Sinne tradiert nicht nur vorhandenes Kulturwissen, sondern kann bestehende Vorstellungen, die der Bildung für Nachhaltige Ent-wicklung – oder anderen Konzepten der UNESCO zugrunde liegen, untersuchen, reflektieren und bewerten. Zu denken wäre etwa an Fragen wie: Welcher Natur-begriff liegt der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zugrunde und wie kommt er in den Künsten, das heißt symbolisch etwa in Landschaftsbildern zur Anschau-ung? - Und auch hier gilt es, dass das eigene gestalterische Erproben diesen reflexiven Akt der Selbstaufklärung begleiten und bereichern sollte. Das kreative Potential der Schülerinnen und Schülern bietet die beste Basis für kritisches, problemlösendes und flexibles Denken. Ein lokaler Bezug und die handlungsorientierten Arbeitsweisen der Künste be-geistern Schülerinnen und Schüler, mittels Kunst und Kultur ihre Umwelt mitzu-gestalten. Solche Ansätze sind auch auf andere Fächer übertragbar: In Deutsch oder den Fremdsprachen bieten z. B. Metaphern und Begriffe Anlässe, um über Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu sprechen; in Sport kann der Körper, in Geschichte können historische Dynamiken neue Blickwinkel eröffnen. Darüber hinaus können diese Ansätze auch auf andere Programme und Pro-grammatiken der UN und der UNESCO angewendet werden, z. B. auf den Kul-turbegriff der UNESCO-Seoul-Agenda, den Diversity-Begriff der Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen oder den Welt-, Kultur- und Naturbegriff der Welterbe-Konvention. Selbst der Bildungsbe-griff von Education for all eignet sich dazu.
10
9 siehe S. 16, de Haanschen Gestaltungskompetenz: (Nr. 9) Reflexion auf Leitbilder und (Nr. 11)
Kompetenz zum eigenständigen Handeln. 10
.URL:http://www.unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-international-agenda/education-for-all (Stand 14.10.2013).
UNESCO-Projektschulen
21
Nachhaltige Projekte aus der Schulpraxis Nachhaltige Projektarbeit ist fester Bestandteil des Unterrichts an UNESCO-
Projektschulen und selbstverständlicher Teil des Schullebens. Ziel ist es, durch
den Aufbau nachhaltiger Strukturen und langfristiger Partnerschaften ein Projekt
im Schulleben dauerhaft zu verankern. Projekte bestimmen oft die Außenwirkung
einer Schule mit, werden zu einem Erkennungszeichen und fließen ins Schulpro-
fil ein. Dies stiftet Identität für alle Beteiligten: Schülerschaft, Lehrkräfte, Eltern
und externe Partner. Durch ihr Engagement und ihre Ideen erhalten sie die Dy-
namik des Projekts und erhöhen zugleich dessen Wirkungsgrad.
Fünf Projekte aus verschiedenen Schularten und Schulformen zeigen beispiel-
haft, wie aktuelle Chancen (z. B. Einführung des P-Seminars), Veränderungen
(z. B. Wegfall eines externen Partners), Herausforderungen (z. B. Förderung
einer Vielzahl individueller Interessen) und Bedürfnisse vor Ort (z. B. Einbindung
von Bürgerinnen und Bürgern) in bestehende Projektideen integriert werden und
zu deren Wachstum beitragen können. Die unterschiedlichen Wachstums- und
Implementierungsstrategien werden auf jeweils einer Seite veranschaulicht.
Josef-
Guggenmos-
Grundschule
Irsee
3. und
4. Klasse
Schulfirma Schulkoordinatorin
Frau Rin a.D.
W. Schürmann,
Lehrkräfte für HSU,
D, M, Mu, Ku
Städtische
Realschule
für Mädchen
Rosenheim
Jahrgangs-
stufenüber-
greifend
UNESCO-Projekt-
Präsentationstag
Schulkoordinatorin
Frau StR (RS)
A. Kölsch
Rudolf
Steiner-Schule
Nürnberg
9. Klasse Landschafts-
pflegepraktikum
Lehrkraft
Herr W. Neudorfer
Hans-Wilsdorf-
Schule, Staatl.
Berufsschule
Kulmbach
Berufsschüler Schulpartnerschaft
und Praktikantenaus-
tausch
Schulkoordinator
Herr StD a.D.
H. Schuberth
E.T.A.
Hoffmann-
Gymnasium
Bamberg
W-Seminar im
Fach Deutsch
11. Klasse
„Grenzgänger zwi-
schen den Kulturen?
– Multikulturelle Lite-
ratur in Deutschland“
Frau StRin
A. Grillmeier,
Herr OStR
A. Welsch
22
UNESCO-Projektschulen
23
24
UNESCO-Projektschulen
25
26
UNESCO-Projektschulen
27
Internet-Adressen der UNESCO-Projektschulen,
ihrer Partnern und Förderer
UNESCO Associated Schools Project Network
http://www.unesco.org/new/en/education/networks/glob
al-networks/aspnet
Deutsche UNESCO-Kommission e.V.
http://www.unesco.de/home.html
UNESCO-Projektschulen Deutschland
http://www.ups-schulen.de
Gesellschaft der Freunde und Förderer der UNESCO-
Projektschulen in Deutschland e.V.
http://www.ups-schulen.de/freunde.php
UNESCO-Projektschulen in Bayern
http://www.ups-bayern.de/
UNESCO-Club Kulmbach-Plassenburg e.V.
http://www.unesco-clubkulmbach.de/
28
Anhang
Antrag auf Mitgliedschaft als interessierte Schule
im nationalen und internationalen Netzwerk der UNESCO-Projektschulen
Name der Schule: Adresse: Datum:
Wir sind bereit, Schwerpunkte der schulischen Aktivitäten im Sinne der UNESCO-
Zielsetzungen zu setzen:
Berücksichtigung im Schulprogramm/
Leitbild der Schule
Bildung einer UNESCO-AG oder einer UNESCO-
Steuergruppe als Teil der Schulentwicklung (mit evtl.
Beteiligung der Eltern und Schülerinnen)
Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht
Außerunterrichtliche Aktivitäten
Präsentation der UPS-Arbeit auf der Schul-
Homepage und der bayerischen UPS-Homepage
(www.ups-bayern.de)
Zuständige Kollegin/ zuständiger Kollege:
Unterstützung der Arbeit der Schulkoordinatorin/ des
Schulkoordinators
Zuständige Kollegin/ zuständiger Kollege
Veranstaltungen, die die UPS-Aktivitäten nach au-
ßen sichtbar machen (z. B. Schulfest, Elternabend
…)
Wir sind bereit, an folgenden Veranstaltungen im Jahr teilzunehmen (Schulkoordinator
oder dessen Stellvertreter) und dadurch den Netzwerkgedanken der UPS mitzutragen:
1. Landestagungen (dreitägig im Herbst und eintägig im Frühjahr)
2. Fachtagungen jeweils in einem anderen Bundesland (jeweils im September dreitä-
gig); verpflichtend nur jedes 2.Jahr
3. Teilnahme am bayerischen Jugendforum mit zwei bis drei Schülern (im Jan./Feb.)
Nicht alle Leitlinien der UNESCO müssen an einer Schule gleichzeitig umgesetzt wer-
den. Welche Zielsetzungen haben Sie für die nächsten Jahre?
UNESCO-Projektschulen
29
30
Landeskoordination der UNESCO-Projektschulen Birgit Steidel-Paschold, OStRin E.T.A. Hoffmann-Gymnasium Sternwartstraße 3 96049 Bamberg
Bestätigung der Mitgliedschaft im nationalen und internationalen Netzwerk des UNESCO – Schulprojektes
bis 2016
Name der Schule:
Adresse:
Beschluss der Lehrerkonferenz zur Bestätigung der Mitgliedschaft am:
Beschluss der SMV zur Bestätigung der Mitgliedschaft am:
Beschluss des Elternbeirats zur Bestätigung der Mitgliedschaft am:
Schwerpunkte der UNESCO – Arbeit bisher:
Unterricht
Außerunterrichtliche Aktivi-täten
UNESCO – AG oder UNESCO - Steuerungsgruppe (mit evtl. Beteiligung von Eltern und
Schüler/innen)
Berücksichtigung im Schul-programm/im Leitbild der Schule
Fügen Sie eine Kopie des Leitbilds der Schule bei bzw. formulieren Sie auf einem eigenen Blatt Ihr Schulprogramm!
Teilnahme an den internati-onalen Projekttagen
In den Jahren:
In welcher Form?
Teilnahme am Jugendforum in den Schuljahren
Teilnahme an den Fachta-gungen
Ort und Jahr
UNESCO-Projektschulen
31
Teilnahme an der 1. und der 2. Landestagung
1. Landestagung: Ort und Jahr
2. Landestagung: Ort und Jahr
UNESCO – Veranstaltungen, die zur Tradition im Schulle-ben geworden sind
Präsentation der UPS-Arbeit auf der Schul-Homepage/ der Homepage der bayeri-schen UNESCO-Projektschulen
Verantwortliche Lehrkraft für die Pflege der Homepage:
Vision - Zielsetzung für die UNESCO-Arbeit in den nächsten Jahren (nicht alle Leitli-
nien der UNESCO müssen gleichermaßen bedient werden. Welches Profil streben
Sie in den nächsten Jahren an?
Unterschrift der Schulkoordinatorin/ des Schulkoordinators:
Datum: ________ Unterschrift :_____________________
Unterschrift der Schulleiterin/ des Schulleiters:
Datum: ________ Unterschrift: ____________________
Befürwortung und Unterschrift der Regionalkoordinatorin/ des Regionalkoordi-
nators:
Datum:___________ Unterschrift:___________________________
Information an das Kultusministerium per Email/ per Post am
_____________________
Zustimmung durch das Kultusministerium
Datum:__________ Unterschrift: ___________________________