Post on 03-Aug-2020
Verbundstoffe, wenn Entsorgungswege kompliziert
werden
Forum Bauen
Die Problematik
Wer ich bin:
Stephan Baumann bafob GmbH
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Stephan Baumann
Geschäftsleiter bafob GmbHBauphysikRadonSchadstoffeBauleitungen im SchadstoffbereichDozent Ausbildner für: Schadstoffdiagnostiker, Sanierer und Fachbauleiter
Bauabfälle
Es gibt für viele Bauabfälle keinen sinnvollen Entsorgungsweg.
Die Entsorgungswege weichen kantonal stark ab
Es werden immer mehr neue Verbundmaterialien entwickelt, welche keiner regulären Entsorgungskategorie entsprechen.
Entsorgungsumfrage
Alles nur Beispiele
Organisch/mineralisch
Verbundstoffe aus mineralischen und organischen Stoffen.
Grenzwert Deponie B: 2%
Grenzwert Deponie E: 5%
Achtung: falscher Grenzwert in SIA 430!
Beispiele:
Gipsfaserplatten (z.B. Fermacell) mit 20% TOC, Herstellerangabe: Dep. E
Holzzementböden
(Achtung: kann Asbest, PCB und Phenol enthalten)
Entsorgungswege gemäss Kantonen.
KVA, Zementwerk, Deponie E
Praxis:
Meist Deponie B
25.02.2016
Green Product Traders Award: Corcrete
Kork-Beton-Materialmix und 3D-gedruckte Sonnenbrillen
Einer der Gewinner des Green Product Traders Awards: das DESIGN STUDIO NIRUK mit seiner
Materialentwicklung "Corcrete". Foto: © 2016 DESIGN STUDIO NIRUK
Green Product Traders Award: Corcrete - Beton.org http://www.beton.org/aktuell/news/details/green-product-traders...
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Holzzement-/ Perfecta-/ Heraklit-/ Sauerkraut-/...-platten
Holzwolle mit Zement oder Magnesit gebunden.
Holzanteil: 20- 30%
In Altbauten teilweise einbetoniert in der Kellerdecke
Häufig in Verbindung mit EPS, XPS, oder KMF.
Vom Hersteller vorgeschlagene Entsorgungswege:
Wiederverwendung
Kompostierung
Verbrennung
Deponie (17 01 07- Mischabbruch)
Wenn mit EPS (19 12 10 – Brennstoffe aus Abfällen)
Wenn mit KMF (12 01 05-Kunststoffspäne (!)
Herstellerangaben
Umwelt-Produktdeklaration Holzwolleplatten Seite 10
Produktgruppe: Holzwerkstoffe Deklarationsinhaber: Knauf Insulation Erstellung/Revision Deklarationsnummer: EPD-KNI-2012511-D 31-01-2012
Anfallort getrennt erfasst und entsorgt werden.
EAK-Nummern:
- Holzpaletten: 150103
- Verpackungsbänder: 150102
- Kantenschutzwinkel: 150101
- Stretchfolie: 150102
5 Nutzungszustand
Inhaltsstoffe Die Inhaltsstoffe entsprechen in ihren Anteilen denen der Grundstoffzusammenset-zung (siehe Punkt 1. "Grundstoffe").
Im Falle der Zementbindung ist der Abbindeprozeß irreversibel. Die Bindung mit Magnesit reagiert unter anhaltender Wassereinwirkung mit einer Reduktion der Fes-tigkeitswerte. Die Inhaltsstoffe sind im Nutzungszustand grundsätzlich fest gebun-den. Gefährdungen für Wasser, Luft und Boden können bei bestimmungsgemäßer Anwendung der beschriebenen Produkte nach heutigem Erkenntnisstand nicht ent-stehen.
Wirkungs-beziehungen
Umwelt Gesundheit
Gefährdungen für Wasser, Luft und Boden können bei bestimmungsgemäßer An-wendung der beschriebenen Produkte nach heutigem Erkenntnisstand nicht entste-hen. Die Inhaltsstoffe der Produkte sind im Nutzungszustand fest gebunden.
Nutzungsdauer Die Nutzungsdauer entspricht der Lebensdauer des Gebäudes.
6 Außergewöhnliche Einwirkungen
Brand Holzwolleplatten sind in die Baustoffklassen:
- B oder A2
- s1 geringe Rauchentwicklung
- d0 kein brennendes Abtropfen
eingestuft.
Holzwolleplatten erhöhen die Feuerwiderstandsdauer von Bauteilen und leisten damit einen Beitrag zum baulichen Brandschutz.
Wasser Nach lang anhaltender Wassereinwirkung (z.B. Hochwasser) ist das Produkt aus-zutauschen.
Schimmelbildung Mineralisch gebundene Holzwolleplatten sind Schimmelresistent.
Mechanische Zer-störung
An den Bruchkanten der Platten entstehen keine glatten Bruchflächen.
7 Nachnutzungsphase
Wiederverwen-dung
In unbeschichteter (z.B. nicht verputzt) und unbeschädigter Form können Holzwolleprodukte wiederverwendet werden.
Weiterverwendung In unbeschichteter (z.B. nicht verputzt) und unbeschädigter Form können Holzwolleprodukte weiterverwendet werden. So können die Holzwolleprodukte z.B. nach Ausbau aus einer Tiefgarage in einer Kellerdecke weiterverwendet werden.
Wiederverwertung Bei sortenreiner Trennung können die Produkte aufbereitet und bei der Produktion der HWL- Platten als Zusatzstoff wiederverwertet werden.
Umwelt-Produktdeklaration Holzwollemehrschichtplatten mit EPS-Kern Seite 11
Produktgruppe: Holzwerkstoffe Deklarationsinhaber: Knauf Insulation Erstellung/Revision Deklarationsnummer: EPD-KNI-2012611-D 31-01-2012
Wiederverwertung Bei sortenreiner Trennung können die Produkte aufbereitet und bei der Produktion der HWL- Platten als Zusatzstoff wiederverwertet werden. Die EPS-Kerne sind von den Deckschichten zu lösen und die Deckschichten können nach der Aufbereitung wieder in den Produktionskreislauf rückgeführt werden.
Weiterverwertung Es bestehen folgende Verwertungsmöglichkeiten: Kompostierung: Holzwolledeckschichten, mechanisch zerkleinert und ohne Putzbeschichtung, kön-nen durch Anreicherung mit entsprechenden Bakterien zu einem Kompostmaterial umgewandelt werden. Dieses Material kann dann in der Landwirtschaft zur Boden-verbesserung eingesetzt werden. Thermische Verwertung: Für Holzwolleplatten, mechanisch zerkleinert, besteht zudem die Möglichkeit der Energierückgewinnung durch thermische Verwertung.
Entsorgung Die auf der Baustelle anfallenden Plattenreste sowie Platten aus Abbruchtätigkeiten können, sofern die oben genannten Recyclingmöglichkeiten nicht praktikabel sind, aufgrund ihrer überwiegend mineralischen Inhaltsstoffe ohne Vorbehandlung prob-lemlos deponiert werden.
Abfallschlüssel EAK-code:
Mehrschichtprodukte mit EPS: 19 12 10
8 Ökobilanz
Im Folgenden werden die Ökobilanz, deren Hintergründe und die Ergebnisse dargestellt.
8.1 Angaben zur Systemdefinition und Modellierung des Lebenszyklus
Deklarierte Einheit
Die deklarierte Einheit ist 1m² Holzwolleplatte mit EPS-Kern. In der folgenden Ta-belle werden die ökobilanziell betrachteten Produkte aufgeführt.
Tabelle 8-1: Übersicht der deklarierten Produkte
Dicke Unterplatte
Dicke Deckplatte
Dicke Kern
R-Wert
[mm] [mm] [mm] [m²K/W]
Heraklith Combi EPS - 10 95 2,65
Heratekta SE-035/2 - 5 95 2,76
Heratekta 5 5 40 1,09
In die Berechnung wurden die Daten von drei Werken (Simbach – Deutschland, Zalaegerszeg – Ungarn, Oosterhout – Niederlande) miteinbezogen und nach Pro-duktionsmengen gewichtet. Die Daten der Werke sind so modelliert, dass sie eine durchschnittliche Holzwolleplatte mit einer durchschnittlichen Bindemittelmischung liefern.
Systemgrenzen
Die Ökobilanz bezieht sich auf die Herstellung bzw. Bereitstellung und Transporte der Vorprodukte, sowie auf die Produktion der Endprodukte. Die Verpackungsma-terialien, deren Transporte und deren End of life (thermische Verwertung) werden ebenfalls als Teil der Herstellung betrachtet. Der Transport zum Kunden und zum End of life, sowie eine thermische Verwertung inkl. Gutschriften als End of life sind
GipsschilfdeckenGipsdecken, armiert mit Schilf
In Altbauten verwendet.
Häufige Entsorgungswege:
Deponie Kategorie B
KVA
Entsorgung von Gips allgemein umstritten:
Gips aus dem Baugewerbe ist kein Inertstoff, ( ...). Dagegen genugt er dem Kriterium 2,b und hat damit Reststoffqualitat. Gips kann heutzutage uber bestehende Entsorgungsunternehmen gut rezykliert werden (GR Gips-Recycling AG). Die Ablagerung von Gips ist im Kanton Schaffhausen nur in der Multikomponentendeponie Pflumm(via KBA Hard) moglich. (Bis 5% pro Mulde in Kategorie B)
(Merkblatt Kt. Schaffhausen, Abfall.ch)
Beschichtungen und Rückstände
Beschichtungen und Rückstände
Themen:
Gelten Grenzwert für den ganzen Aufbau zusammen oder nur für die Beschichtung?
Braucht es zusätzliche Grenzwerte für andere Stoffe?
Werden alle relevanten Stoffe erkannt?
Bleifarbe, Zinkfarbe
In alten Gebäuden in erster Linie als Kellerfarbe verwendet.
Bei oraler Aufnahme toxisch,
Umstrittene Relevanz in der Arbeitssicherheit.
Kantonal unterschiedlich in der Entsorgung:
Einzelne Kantone verlangen Entschichtung bei Abbruch, andere rechnen über das gesamte Bauteil.
Zink wird kaum untersucht, gäbe viele Grenzwertüberschreitungen bei beiden Bewertungsmethoden.
Schleifstaub landet meist in Kategorie B
PCB- Farben und CP
Bis 1975 enthalten viele Farben PCB mit bis über 20% PCB Anteil.
Im Gegensatz zu Blei führt es zu Sekundärkontamination im Bauteil, aber auch in der Umgebung.
Muss jeder Zentimeter des Bauteils den Grenzwerten entsprechen oder gilt der ganze Querschnitt?
Chlorparaffin:
Die selbe Fragenstellungen wie bei PCB, zusätzlich:
Welcher Grenzwert gilt?
Welche Analytik muss gewählt werden?
Flüssigkunststoffe
Immer breiter eingesetzt:
Fugenlose Beläge
Estriche
Abdichtungen
Fliesenkleber
Fugenmaterial
Spezialbetone
Mörtel
Baukleber
Innenbeschichtungen bei Frisch- und Abwasserleitungen
Polyurethan
Epoxidharz
PMMA
Problematik:
BPA, andere hormonaktive Substanzen
Flüssigkunststoffe
Immer häufiger: Fliesenkleber und Fugenmaterial mit Epoxidharz.
Hinter Fliesen hat es meist eine Abdichtung, diese ist häufig mit Flüssigkunststoff.
InlineverfahrenEs werden viele marode Abwasserleitungen mit Flüssigkunststoff innenbeschichtet.
Die Entsorgungsfrage stellt sich hier vor allem bei Zement- oder Keramikrohren.
Die Umweltfrage (Löslichkeit) stellt sich bei jedem Rohrsystem.
Bild: Kanal- Becker.de
Vertiefung zum Thema
Schadstoffkongress in Bern
9.12.2016, BEA Bern
Das Thema Flüssigkunstoff wird von Vertretern von EAWAG und Arcadisbehandelt.
Weitere Themen:
Schadstoffe in Geräten (Kantonsvertreter, Arnet (PCB- Experte Kanton Aargau, SENS, Entsorger)
Analysemethoden (diverse)
Radon (Fregnan FHNW)
Kommunikation im Vollzug auf Sanierungsbaustellen
Im Rahmen des Schadstoffteiles der Bau- und Energiemesse (8.- 11. 2016)
DämmungssystemeSeit ca. 1980 werden Häuser aussengedämmt.
Meist im Wärmdedämmverbundsystem
Verwendete Materialien:
Organisch:
EPS
XPS (Perimeterbereich)
PU
Holzweichfasern
Kork
Mineralisch:
Steinwolle
Glaswolle
Geklebt und verputzt
Achtung: Verputz häufig asbesthaltig (bis1990/91)
WDVS mit EPS
Entsorgungsweg meist via KVA
RC- Weg nur für neue, noch nicht verarbeitete Materialien.
Problematische Stoffe:
HBCD (Brandhemmer, bis 2014, danach von neuen Brandhemmernabgelöst)
Biozide in Farbe und Abrieb
Teilweise im Dickschichtssystemverarbeitet, Putzstärke ca. 1- 1.5 cm, hier ist die Trennbarkeit ein Problem
Theoretisch ohne Biozide, in der Praxis aber häufig mit Bioziden in der Farbe.
WDVS mit Kork
Seit 1940 (oder früher) häufig im Innern angebracht, z.B. in Radiatorennischen, aber auch vollflächig.
Problemstoffe:
Wird, da dick verputzt, häufig übersehen.
Kork meist PAK haltig (über 30‘000 PPM)
Verputz und Wand hinter Dämmung häufig PAK- belastet (Sekundärkontamination)
WDVS mit KMF
Entsorgungswege:
Theoretisch RC- Weg vorhanden, allerdings nur unverschmutzt und teuer.
Deponie B oder KVA
Problematische Stoffe:
Biozid in der Deponie
Lässt sich in der Deponie nicht verdichten
Unbrennbar (KVA)
Dämmbacksteine
Backsteine mit KMF, Perlit oder EPS gefüllt.
Nicht in Mischabbruchbeton verwendbar
Bei EPS: teilweise HBCD
Entsorgungsweg?
Achtung: Aussenputz meist mit Biozid ausgerüstet
Dämmbeton
Beton mit Blähton oder Schaumglas
Nicht in RC- Beton verwendbar
Im Bild: „Leccabeton, Blähtonbeton mit Aussenabdichtung aus Bitumenbahn, darunter Teerpappe
Auch hier- wo entsorgen?
Meist KVA, teilweise aber nicht angenommen, da es den Rost verklebt, landet dann in Deponie E, ist aber rein organisch.
Faserbeton
Beton mit Stahl-, Kunststoff- oder neu auch Carbonfasern armiert.
Platz im RC- Prozess?
Achtung Asbest!
Muss geklärt werden:
Was passiert mit Beton, welcher asbesthaltige Distanzröhrchen und Distanzklötzchen eingebaut hat?
Sandwichplatten
Industirehallenwände im Sandwichsystem aus Blech und PU-Schaum
PU wurde mit FCKW geschäumt
Platten werden geschreddert, FCKW wird freigesetzt.
IN KVA wird 95% des FCKW vernichtet
Zelluloseeinblasdämmung
Im Bestand wird häufig Zellulosedämmung eingeblasen (z.B. Isoflock)
Bei Holzwänden in die Hohlräume
Allgemein in Dächer
Zellulosedämmung häufig mit Borsalzoder ähnlichem ausgerüstet.
Borsalz ist ein Biozid und ist wasserlöslich.
Wird bei Abbrucharbeiten meist verweht
Theoretisch besteht ein RC- Kreislauf
Teilweise auch in Zweischalenmauerwerk eingeblasen
Öltank und andere Stahlanwendungen
Bis 1975 meist mit PCB- beschichtet
(bis ca. 50‘000 PPM)
Grenzwert in der Schmelze: 100 PPM (per EGI, sonst 50 PPM)
Ab 50 PPM Gefahrguttransport (warum?)
Ab 10‘000 PPM müsste es theoretisch sogar noch einzeln verpackt werden (Verpackungsgruppe 2)
Muss entschichtet werden, wird praktisch nie gemacht, es besteht wenig Infrastruktur dafür.
Kaminabbruch
Gemauerte Kamine weisen auf der Innenseite, je nach dem, was verbrannt wurde, eine mehr oder weniger grosse Schadstoffbelastung auf.
Schwermetalle, PAK, Dioxine, TOC, ...
Einzelne Kantonen verlangen den getrennten Abbruch und Entsorgung in Deponie E, die meisten haben hier aber keine Vorschriften und stützen sich auf die Nichtentschichtbarkeit.
Offen ist, wie damit umgegangen wird, wenn in Zukunft vermehrt Stichproben aus Mulden entnommen werden.
Denkbar wäre die Entsorgung als 20 03 98 Brandschutt und anderer Schutt, anderswo nicht genannt.
Neue Probleme
Der Rohstoff: Holzabfälle Das Produkt: OSB