Post on 25-Sep-2020
Abbildung 1: Fünf zur Auswahl gestellte Varianten des Piktogramms
Public Health Frauenklinik
Visuelle Kommunikation im Fachbereich Geburtshilfe: Abbau von Zugangsbarrieren für schwangere Migrantinnen
durch den Einsatz von Piktogrammen
§ Die Ursachen gesundheitlicher Benachteiligung von Migrantinnen sind vielfältig.
§ Als ein Faktor wird der erschwerte Zugang zu Gesundheitsdienst-leistungen aufgrund von Verständigungsproblemen diskutiert.
§ Fremdsprachigkeit kann sich insbesondere dann als Hemmnis erweisen, wenn bei gesundheitsrelevanten Informationen auf Gestaltungsele-mente der visuellen Kommunikation, z.B. Piktogramme, verzichtet wird.
§ Für schwangere Migrantinnen stellt dies innerhalb der Spitalumgebung ein gesundheitliches Risiko dar, wenn Wegweiser mit der Aufschrift «Geburten» nicht sofort entschlüsselt werden können und dies zu Ver-zögerung im Behandlungsbeginn und Verunsicherung der Betroffenen führt.
III. ERGEBNISSE
IV. DISKUSSION
II. METHODIK
§ Mittels Brainstorming-Methoden wurde zunächst unter Einbezug von Mitgliedern der Klinikleitung aus dem ärztlichen, pflegerischen und administrativen Bereich ein erster Entwurf diskutiert.
§ Dabei wurde deutlich, dass ein Mutter-Kind-Piktogramm für den geplan-ten Einsatz zu weit gefasst ist, denn ein solches würde Besucher genauso ansprechen wie Wöchnerinnen. Zudem sollte auf Tiersymbole, z. B. Storch, verzichtet werden, da bezweifelt wurde, dass diese kulturüber-greifend verständlich sind.
§ In die nachfolgende Befragung von Migrantinnen gingen fünf Gestaltungsvorschläge der Erstautorin ein.
§ 35 Fragebögen wurden ausgewertet.
§ 83% (n=29) der Befragten waren schwangere Migrantinnen, 66% (n=23) benötigten die Unterstützung eines Übersetzers beim Ausfüllen der in deutscher Sprache verfassten Fragebögen.
§ 94% (n=33) der Teilnehmer konnten die Bedeutung der ausgewählten Piktogramme richtig zuordnen, d.h. einen Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Geburt herstellen.
§ Eine Mehrheit von 43% (n=15) der Befragten bevorzugte Variante 2 (minimalistisch, ohne SOS-Zusatz).
§ Die Subgruppenanalyse ergab für Variante 2 bei denjenigen Teilnehmern, die einen Übersetzer benötigt hatten bzw. selbst schwanger waren, mit jeweils 48% noch grössere Zustimmungsraten.
§ Es konnte ein zielgruppenspezifisches Piktogramm entwickelt und ausgewählt werden, das schwangere Migrantinnen zur Geburten-aufnahme führt und gleichzeitig an die vorhandene Signaletik anknüpft.
§ Limitierend bezüglich der Aussage wirken jedoch ein möglicher Selektionsbias und der insgesamt geringe Stichprobenumfang, welcher auf zeitliche Restriktionen innerhalb eines Bauprojektes zurückzuführen war.
Korrespondierende Autorin: Dr. rer. pol. Mirjam Thanner, Frauenklinik Kantonsspital St. Gallen, mirjam.thanner@kssg.ch Bildnachweis: Drack M (Piktogramme) Hochschule der Künste Bern, Forschungsinstitut für Kommunikationsdesign; Zabel C (Foto Frauenklinik)
I. HINTERGRUND und ZIEL DES PROJEKTS
Abbildung 2: Von den Befragten bevorzugte Variante 2
Drack M1, Thanner M2, Drack G2, Hornung R2 1Visuelle Gestaltung, 2Kantonsspital St. Gallen, Frauenklinik
Ziel des Projektes war die Entwicklung eines Geburten- Notaufnahme-Piktogramms, das an die existierende Bild- und Beschriftungssprache des Zentrumspitals anknüpft, in Ab-grenzung zur allgemeinen Notaufnahme nur Frauen anspricht, welche in Eile zur Geburt kommen, sprachunabhängig ver-ständlich, auf Distanz erkennbar und einfarbig einsetzbar ist.