Welche Bildung brauchen Kinder und Jugendliche? Bildung als Ressource zur Lebensbewältigung Prof....

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Welche Bildung brauchen Kinder und Jugendliche?

Bildung als Ressource zur Lebensbewältigung

Prof. em. Dr. Richard Münchmeier

Der Gedankengang1. Pippi Langstrumpf oder Annika?2. Sozialer Wandel verändert die

Bedingungen des Aufwachsens3. Die gesellschaftliche Krise hat die

Jugendphase erreicht: Jugendliche müssen Jugend bewältigen

4. Bildung ist die zentrale Ressource der Lebensbewältigung

5. Bildung bedeutet: Lebenskompetenz6. Wie können solche Kompetenzen

erworben werden?

Welche Kinder wollen wir?

Pippi Langstrumpf oder Annika?

Nicht die Jugendlichen, sondern das Aufwachsen ist schwieriger geworden.

„Jugendliche müssen Jugend bewältigen“ der Schonraum Kindheit und Jugend

zerbröckelt wählen können und wählen müssen Orientierungsprobleme wachsen Hauptproblem: Übergang in die Erwerbsgesellschaft

Pluralisierung

Individualisierung

2. Sozialer Wandel verändert die Bedingungen des Aufwachsens

Beispiel: Wandel der Kindheit

Beispiel: Trend zum Einzelkind?

Beispiel: Armut im Kindesalter

3. „die gesellschaftliche Krise hat die Jugendphase erreicht“

(12. Shell Jugendstudie)

Jugendliche müssen Jugend bewältigen

Was für Jugendliche ein großes Problem ist, was ihnen Angst machtJugendliche von 12 – 25 (in %)

66

55

71

62

72

69

67

61

70

62

61

60

51

48

73

60

schlechteWirtschaftslagesteigende Armut

keinenAusildungsplatzArbeitslosigkeit

Terroranschläge

Umweltverschmutzung

20022006

16. Shell Jugendstudie 2015

20102015

Jung sein heißt heute Schüler sein

18

76

40

24

42

0,5

Status der Jugend zwischen 15 und 18 Jahren (im "klassischen Jugendalter")

1965 und 2010 (in %)

Schüler Azubi in Erwerbsarbeit

1965 2010

Anteil der jungen Erwachsenen (17 – 25 Jahre), die schon erwerbstätig sind in %

28 29 27

55

4445

413637

293030

insgesamt west ost

1991199519992007

Quelle: SOEP 2009

Eltern sind heute länger in der Pflicht

Welches Erziehungsziel ist Ihnen im Umgang mit Ihren Kindern am wichtigsten?

0102030405060708090

1951 1983 1991 2001 2010 2015

Gehorsam/Einordnung Selbstständigkeit/freier Wille

Wandel der Erziehungsstile

4. Bildung ist die zentrale

Ressource der Lebensbewälti-

gung

Welchen endgültigen Schulabschluss sollte Ihr Kind Ihren Wünschen nach erreichen? (in %)

1979 1982 1988 1998 2005 20120

10

20

30

40

50

60

70

80

Abitur Hauptschule

Inanspruchnahme psychosozialer Dienstleistungen durch Eltern

1991 1995 2000 2005 2010

140

185

240

275300

Beratungsfälle in Tausend (gerundet)

Quelle: Kinder- und Jugendhilfestatistik

5. Bildung bedeutet Lebenskompetenz

Hartmut von Hentig:

„Die Sachen klären und die Menschen stark machen!“

„stark machen“ ist notwendig weil…

Individualisierung Suche nach Nähe und Verschmelzung („Wir“)

Pluralisierung Suche nach Sicherheit und Gewissheit („Fundamentalismus“)

Rationalisierung der Lebensführung Suche nach Wiederverzauberung und Unmittelbarkeit (Spiritualität, Esoterik)

Verlängerung der Jugendphase Gegenwartsorientierung (Sich-Spüren, Intensität)

Bildung i.S. von „Lebenskompetenz“ braucht viele Orte• formelle Orte (z.B. Schulunterricht)• non-formale Orte (z.B. Freizeitangebote, Jugendarbeit)• informelle Orte (z.B. Gleichaltrigengruppe, Familie,

Sozialraum)

OECD: 60 – 70 % an non-formalen/ informellen Bildungsorten

kommunale Bildungslandschaften

Zwei Grundarten von Bildung(nach D. F. Schleiermacher)

Intentionale Bildungder Erzieher

SchuleEinrichtung

LehrplanFörderplan

Funktionale Bildungdas LebenSozialraum

Dabeisein/TeilhabeSelber tun/ Selbstwirksamkeit

Erfahrungen

§1.3,4 SGB VIII: „positive Lebensbedingungen“, „kinder- und familienfreundliche Umwelt“

G. Bäumer: „dass das Leben der Jugend bildend sei“

OECD: Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen, 2003

Welche Schlüsselkompetenzen benötigen wir für ein

erfolgreiches Leben und eine gut funktionierende

Gesellschaft?

Kompetenzdomäne 1: Fähigkeit zur interaktiven Nutzung von Wissen und Informationen

interaktive Verwendung von Sprache, Symbolen und Texten

interakltive Nutzung von Wissen und Informationen

interaktive Verwendung von Technologien

Kompetenzdomäne 2: Interagieren in heterogenen Gruppen

•gute und tragfähige Beziehungen unterhalten

•Fähigkeit zur Zusammenarbeit•Bewältigen und Lösen von Konflikten

Kompetenzdomäne 3: Autonomes Handeln

•Verteidigung und Wahrnehmung von Rechten, Interessen, Grenzen und Erfordernissen

•Realisieren von Lebensplänen und persönlichen Projekten

•Handeln im größeren Kontext

5. Wie können solche Kompetenzen erworben werden?

Grundlegende Anforderungen an die Organisation von Bildungsprozessen:

Alltagsnähe (Lebensweltbezug)flexible Lernformen (Situations- und

Bedürfnisorientierung)erfahrungsfördernde Felder (Milieuansatz)kooperatives Lernen (Team/Gruppe)Förderung von Eigenaktivität

(Selbstinitiative, Selbstorganisation)

Soziale Ressourcen

elterliches Stützsystem

soziale Einbettung in ausser-familiäre Netze

Persönliche bRessourcen

Selbstwirk-samkeits-überzeu-gung

Ich-Stärke

•  

Leistungs erfolge

soziale Erfolge

Bewältigung altersspezifischer Bildungsaufgaben

Ressourcen produktiver Kompetenzentwicklung

nach Fend 2005

Lernen am Erfolg

Vielen Dank!