Wie Wirklich Ist Die Wirklichkeit

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Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Präsentation: Dirk Hinz

- Definitionen von „Wirklichkeit“

- Kurze Biografie von Paul Watzlawick

- Radikaler Konstruktivismus

- Die 2 Wirklichkeiten

- Beispiel: Die Macht der Gruppe

- Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome

- Zusammenfassung, Fazit

- Quellen

Inhalt

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

2 von 40

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„Mit dem Substantiv ‚die Wirklichkeit‘ meinen wir zunächst: ‚die Welt,

wie sie ist‘, das Insgesamt des Gegebenen.“ (Wolfgang Welsch im

Buch Medien, Computer, Realität (1998) im Text „Wirklich“ auf

Seite 175)

Definitionen von „Wirklichkeit“

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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„Das deutsche Wort Wirklichkeit wurde von Meister Eckhart als

Übersetzung des lateinischen ,actualitas‘ eingeführt. Es bezeichnet

den Seinsmodus, der von Möglichkeit und Notwendigkeit abgegrenzt

ist (siehe auch Kontingenz). Dem Begriffspaar

Wirklichkeit/Möglichkeit (Akt/Potenz) steht das anders akzentuierte

Begriffspaar Realität/Idealität gegenüber (siehe

auch Realismus und Idealismus).“ (Wikipedia)

Definitionen von „Wirklichkeit“

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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„Ich verstehe unter Wirklichkeit ein Netzwerk von Begriffen, die sich

in der bisherigen Erfahrung des Erlebenden als angemessen,

brauchbar oder ‚viabel‘ erwiesen haben, und zwar dadurch, dass sie

wiederholt zur erfolgreichen Überwindung von Hindernissen oder zur

begrifflichen ‚Assimilation‘ von Erfahrungskomplexen gedient haben.“

(Beats Biblionetz: Ernst von Glasersfeld im Buch Wege des

Wissens (1997) im Text Fiktion und Realität aus der Perspektive des

radikalen Konstruktivismus auf Seite 47)

Definitionen von „Wirklichkeit“

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Wirklichkeit 1. Ordnung

„Die Wirklichkeit 1. Ordnung ist das, was wir täglich zusammen mit

anderen Menschen erleben, was anhand von Experimenten und

durch Wiederholungen ‚überprüfbar‘ ist, wie zum Beispiel die Form,

Farbe, Duft, Geräusche von bestimmten Objekten.“ (Wikipedia)

Definitionen von „Wirklichkeit“

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Wirklichkeit 2. Ordnung

„Die Wirklichkeit 2. Ordnung ist auf ein Individuum bezogen und

mit ,Grundannahmen‘ zu umschreiben, die wir über die Welt durch

Erfahrung haben. Sie ist eng verbunden mit Sinn und

Wertvorstellungen, die wir mit den Dingen an sich verbinden und das

Resultat höchst komplexer Kommunikationsvorgänge.“ (Wikipedia)

Definitionen von „Wirklichkeit“

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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- Buch: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung,

Verstehen, 2006

- * 25.07.1921 in Villach/Kärnten, Österreich

- † 31.03.2007 in Palo Alto, Kalifornien

- Studierte Philosophie und Sprachen

- Psychotherapeutische Ausbildung am C. G. Jung- Institut

in Zürich

Paul Watzlawick

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Paul Watzlawick

- 1957 – 1960 Professor für Psychotherapie in El Salvador

- 1960 – 2007 Forschungsbeauftragter am Mental Research

Institute in Palo Alto, Kalifornien

- Lehrte an der Stanford University

- Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut ,

Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph und Autor

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Paul Watzlawick

- Weitere Literatur:

– Anleitung zum Unglücklichsein

– Vom Unsinn des Sinns oder

vom Sinn des Unsinns

– Menschliche Kommunikation

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Paul Watzlawick

- Radikaler Konstruktivist

– Wahrnehmung ist niemals Abbild der Realität

– Sondern Konstruktion aus Sinnesreizen und

Gedächtnisleistung eines Individuums

Objektivität unmöglich, da Übereinstimmung von

wahrgenommenem Bild und Realität unmöglich

jede Wahrnehmung ist subjektiv

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Grundprinzipien des radikalen Konstruktivismus

1. Wissen wird nicht passiv aufgenommen, weder durch

Sinnesorgane noch durch Kommunikation

2. Wissen wird vom denkenden Subjekt aktiv aufgebaut

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Grundprinzipien des radikalen Konstruktivismus

3. Die Funktion von Kognition ist adaptiver Art

(Anpassung), sie zielt auf Passung oder Viabilität

(gangbar, passend, brauchbar, funktional)

4. Kognition dient der Organisation der Erfahrungswelt des

Subjekts und nicht der „Erkenntnis“ einer objektiven,

ontologischen Realität

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die 2 Wirklichkeiten

1. Wirklichkeit 1.er Ordnung

2. Wirklichkeit 2.er Ordnung

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die 2 Wirklichkeiten

1. Wirklichkeit 1.er Ordnung

- rein physisch

- (weitgehend) objektiv feststellbare Eigenschaften von

Dingen

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die 2 Wirklichkeiten

2. Wirklichkeit 2.er Ordnung

- Zuschreibung von Sinn und Wert an diesen Dingen

Kommunikation

z.B.: Gold

- physisch nachweisbare Eigenschaften

(Wirklichkeit 1.er Ordnung)

- Bedeutung und Wert (Wirklichkeit 2.er Ordnung)

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die 2 Wirklichkeiten

2. Wirklichkeit 2.er Ordnung

- Zuschreibung von Sinn und Wert an diesen Dingen

Kommunikation

Wie wichtig und relativ das sein kann, soll an einem Beispiel

gezeigt werden: Die Macht der Gruppe

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die Macht der Gruppe

- Experimentell erzeugte Desinformation

- Welche Linie auf Tafel Nr. 2 entspricht der Linie auf

Tafel Nr. 1?

Tafel Nr. 1 Tafel Nr. 2

1 2 3

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die Macht der Gruppe

- Welche Linie auf Tafel Nr. 2 entspricht der Linie auf Tafel Nr. 1?

- 2 Durchgänge verlaufen normal, alle Versuchsteilnehmer sind sich

einig

- Dann: 1 Proband weicht mit seiner Entscheidung von den

anderen ab!

bei jedem weiteren Versuch: zunehmende Unsicherheit, zögerndes

Handeln und peinliches Lächeln des Probanden

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Die Macht der Gruppe

- Alle übrigen Probanden waren instruiert eine falsche Antwort zu

geben

- Entweder der Proband widerspricht und kommt der Gruppe in

seiner Wirklichkeitsauffassung/Wahrnehmung merkwürdig

gestört vor

- Oder der Proband stimmt zu, weil er entweder an seiner

Wahrnehmung zweifelt oder in Harmonie zur Gruppe stehen will

36,8 % der Probanden stimmten der Gruppe zu!

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

Wie es zu solchen und anderen Phänomenen kommen

kann, lässt sich mit Hilfe von Watzlawicks 5

pragmatischen Axiomen erklären.

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

1. Man kann nicht nicht kommunizieren

2. Inhalt & Beziehung

3. Interpunktion

4. Digitale & analoge Kommunikation

5. Symmetrisch oder komplementär

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

1. Man kann nicht nicht kommunizieren

- jedes Verhalten ist Kommunikation

nonverbale und unbewusste Kommunikation

- man kann sich nicht nicht verhalten

- sobald gegenseitige Wahrnehmung

Kommunikation

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

2. Inhalt & Beziehung

- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen

Beziehungsaspekt

- der Beziehungsaspekt bestimmt den Inhaltsaspekt

- Inhalt ist „was“

- Beziehung ist „wie“

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

3. Interpunktion

- (unterschiedliche) Gliederung des

Kommunikationsablaufs

- menschliche Kommunikation ist nicht in Kausalketten

auflösbar

- sie ist kreisförmig

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

3. Interpunktion

- (unterschiedliche) Gliederung des

Kommunikationsablaufs

A - - -|- - - -|- - - -|- - - - - - -|- - - - - -

B - - - - -|- - - -|- -|- - -|- - - - - -|- - - -

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

3. Interpunktion

„Jedenfalls ist die Tatsache, daß der gesamte Sinn eines

Ereignisablaufs von dem Ordnungsprinzip abhängt, das ihm

der Beobachter sozusagen aufstülpt, von wesentlicher

Bedeutung für unsere Wirklichkeitswahrnehmung […].“ (S.

72)

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

3. Interpunktion

Interdependenz (gegenseitig bedingtes Verhalten, der

Ablauf von Ursache und Wirkung differiert)

z.B.: Ehemann 1 Rückzug 3 Rückzug 5 Rückzug

7

Ehefrau 2 nörgelt 4 nörgelt 6

nörgelt

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

3. Interdependenz durch Desinformation

z.B.: Gefangenendilemma

- Beide Gefangenen leugnen Raub 6 Monate Gefängnis

- gestehen beide 2 Jahre Gefängnis

- Einer gesteht, der andere leugnet Geständige wird

Kronzeuge und kommt frei, der andere 20 Jahre Knast!

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

3. Interdependenz durch Desinformation

z.B.: Gefangenendilemma

- Merkmale:

- Vertrauen

- Was ich denke,

dass er/sie denkt,

dass ich denke … +8

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Partner B: B1 B2

A1

A2

Partner A:

+5

+5

-5

-5

+8

-3

-3

+8

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

4. Digitale & analoge Kommunikation

- digital: vermittelt Inhalt

- analog: vermittelt Bedeutung der Info auf der

Beziehungsebene

- gelungene Kommunikation bei Übereinstimmung der

digitalen & analogen Kommunikation beider Partner

(Kongruenz)

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

4. Digitale & analoge Kommunikation

- stimmen digitale & analoge Kommunikation nicht

überein keine gelungene Kommunikation

- Problem: Digitale & analoge Ebene können mehrdeutig

sein und müssen interpretiert werden

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

5. Symmetrisch oder komplementär

- Gleichheit oder Unterschiedlichkeit der

Kommunikationspartner

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

5. Symmetrisch oder komplementär

- komplementäre Beziehung:

- Unterschiedliche Verhaltensweisen ergänzen

sich

- Beziehungsgrundlage ist die Unterschiedlichkeit

Hierarchie in der Beziehung

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Watzlawicks 5 pragmatischen Axiome (zu Grunde gelegte und nicht ableitbare Ausgangssätze)

5. Symmetrisch oder komplementär

- symmetrische Beziehung:

- das Bemühen beider Partner Ungleichheiten

untereinander zu minimieren

Streben nach Gleichheit

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Zusammenfassung

- Wirklichkeit 2.er Ordnung durch Kommunikation

subjektive Wahrnehmung (Radiakaler Konstruktivismus)

Unmöglichkeit der absoluten Metakommunikation …

Unmöglichkeit der absoluten Selbstreflexion

(nonverbale und unbewusste Kommunikation)

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Zusammenfassung

- Z.B.: Offensichtlich gibt es keinen objektiv „richtigen“

Abstand zwischen 2 Personen (unterschiedliche

kulturelle Normen)

- Diese Regeln sind

- Subjektiv

- Arbiträr (willkürlich)

- Keineswegs Ausdruck ewiger, platonischer Wahrheiten

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Fazit

- Absurd im Bereich der Wirklichkeit 2.er Ordnung zu

streiten, was „wirklich“ wirklich ist

- Die verschiedenen Wirklichkeiten der verschiedenen

Menschen können, aber müssen nicht deckungsgleich

sein (Wirklichkeiten von Mensch y und Mensch z)

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Wy & Wz

Wy Wz Wy Wz

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Fazit

Zum Schluss noch ein Zitat von Watzlawick:

„Der eigentliche Wahn liegt in der Annahme, daß es eine

‚wirkliche‘ Wirklichkeit zweiter Ordnung gibt und daß

‚Normale‘ sich in ihr besser auskennen als

‚Geistesgestörte‘ .“ (S. 144)

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

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Jetzt ist aber „wirklich“ Schluss!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Präsentation zum Download unter: www.hinzz.de Quellen:

Watzlawick, P.: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen, 2006

Watzlawick, P., Beavin, J., Jackson, D. D.: Menschliche Kommunikation, 1990

Beats Biblionetz: http://beat.doebe.li/bibliothek/w00045.html

Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wirklichkeit&oldid=66461731

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Paul_Watzlawick&oldid=66358858

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Axiom&oldid=66428586

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Metakommunikatives_Axiom&oldid=64323529

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Radikaler_Konstruktivismus&oldid=66214344

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Viabel&oldid=61013427

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Arbitrarität&oldid=60453499

Abbildungen:

http://www.boersenblatt.net/sixcms/media.php/747/Watzlawik%A9Peter%20Peitsch.jpg

http://www.buergergesellschaft.de/fileadmin/images/grafik_arb_10_2_frauen_gross.gif

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?