Post on 27-Sep-2020
Wirtschaftslage
Mittelstand
in Österreich Herbst 2016
Eine Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung
INHALT SEITE
1 Das Geschäftsklima im österreichischen Mittelstand 1
2 Das konjunkturelle Umfeld im Einzelnen 5
2.1 Auftragseingänge 5
2.2 Angebotspreise 8
2.3 Umsatzentwicklung 10
2.4 Personalsituation 13
2.5 Investitionen 15
3 Die Finanzierung des Mittelstandes 17
3.1 Erträge 17
3.2 Eigenkapitalsituation 19
3.3 Insolvenzen im Mittelstand 21
3.4 Zahlungsweise der Kunden 23
4 Wirtschaftspolitischer Fokus: Kreditentwicklungen und
Finanzierungsbedingungen 25
5 Zusammenfassung 28
6 Basis der Untersuchung 31
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 1
1 Das Geschäftsklima im österreichischen
Mittelstand
Die Konjunktur in Österreich kommt wieder in
Schwung. Die österreichischen Mittelständler sind
im Herbst 2016 zufriedener mit ihrer Situation als
vor einem Jahr. Lage- und Erwartungsindizes aller
vier Hauptwirtschaftsbereiche liegen im positiven
Bereich.
Den bedeutendsten Aufwärtstrend erlebte in den
letzten Monaten die Baubranche. Sie erzielte in
allen Bereichen wesentlich bessere Ergebnisse
als noch vor einem Jahr. Verantwortlich dafür ist
in erster Linie die durch die niedrigen Zinsen be-
günstigte höhere Bautätigkeit in Österreich.
Der erhoffte Anstieg des privaten Konsums infolge
der Steuerreform, die den Verbrauchern mehr
Geld auf dem Konto bescherte, bleibt jedoch bis-
lang aus. Die österreichischen Konsumenten hal-
ten ihre Geldbörsen weiter geschlossen.
Ob die Konjunkturkurve weiterhin aufgerichtet
bleibt und sich die österreichische Wirtschaft dau-
erhaft belebt, wird sich in den kommenden Mona-
ten zeigen. Der Brexit, die anstehende Erhöhung
der Nahrungsmittelpreise und die hohe Arbeitslo-
sigkeit sorgen für Verunsicherung bei Wirtschaft
und Verbrauchern.
Tab. 1: Creditreform Klimabarometer
Klimabarometer
Herbst 2016 Frühjahr 2016 Herbst 2015
Verarb. Gewerbe 8,7 2,3 5,2
Bau 2,4 - 0,2 - 10,9
Handel 9,9 4,1 - 1,6
Dienstleistungen 8,5 2,2 5,7
Gesamt 7,9 2,3 0,1
Angaben in Indexpunkten
Das Creditreform Klimabarometer zeigt es deut-
lich: Es geht wieder aufwärts mit der Konjunktur in
Österreich. Derzeit notiert der Index bei stolzen
Konjunktur belebt
sich wieder
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 2
plus 7,9 Punkten, während er im Herbst des Vor-
jahres lediglich knapp über der Null-Prozent-
Marke (plus 0,1 Punkte) lag. Bereits im Frühjahr
deutete sich der Aufwärtstrend zart mit einem
Ergebnis von plus 2,3 Punkten an. Alle Branchen
erzielten im Herbst dieses Jahres einen positiven
Indexwert und konnten allesamt ihr Vorjahreser-
gebnis toppen. Spitzenreiter ist hier der Handel
mit plus 9,9 Punkten (Vorjahr: minus 1,6 Punkte),
gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe (plus 8,7
Punkte; Vorjahr: plus 5,2 Punkte) und der Dienst-
leistungsbranche (plus 8,5 Punkte; Vorjahr: plus
5,7 Punkte). Abgeschlagen auf dem letzten Platz
findet sich dagegen die Baubranche mit plus 2,4
Punkten (Vorjahr: minus 10,9 Punkte), bei der sich
jedoch die Stimmung im Jahresverlauf am deut-
lichsten verbessert hat. Und zwar um 13,3 Zähler.
Ein ähnlich hoher Stimmungszuwachs findet sich
mit 11,5 Zählern beim Handel.
Das Creditreform Klimabarometer basiert auf ei-
ner Umfrage unter mittelständischen Betrieben in
Österreich. Der Index setzt sich zusammen aus
den Einschätzungen der Befragten zum eigenen
Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunktu-
rellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Ge-
samtbewertung des Konjunkturklimas sowohl die
Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zu-
künftigen Entwicklung ein. Aus den positiven und
negativen Antworten werden jeweils Salden gebil-
det, die wiederum die Berechnungsgrundlage für
den Gesamtindex bilden. Das Klimabarometer
zielt in erster Linie auf die Stimmung im Mittel-
stand ab. Dagegen wird in Abschnitt Zwei gezielt
auf die Entwicklung von Umsatzzahlen, Auftrags-
eingängen und der Personalsituation eingegan-
gen.
Konjunkturindikator:
Creditreform Klimabarometer
Alle Branchen konnten
sich verbessern
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 3
Klimabarometer Gesamtwirtschaft
Die Grafik zeigt deutlich, dass sich die österreichi-
sche Konjunktur wieder erholt. So sind sowohl
Lage- als auch Erwartungsindex im Aufwind.
Während im Frühjahr 2015 alle Indizes in den
negativen Bereich gefallen waren, war der Ge-
schäftslageindex bereits im Herbst 2015 wieder
deutlich über der Nulllinie und der Erwartungsin-
dex seit diesem Frühjahr.
Tab. 2: Lageindex
Lageindex
Herbst 2016 Frühjahr 2016 Herbst 2015
Verarb. Gewerbe 12,8 2,7 6,3
Bau 4,6 - 0,3 - 7,6
Handel 10,7 3,2 - 0,5
Dienstleistungen 10,1 2,1 7,3
Gesamt 9,7 2,1 1,8
Angaben in Indexpunkten
Der Lageindex des österreichischen Mittelstands
konnte im Jahresverlauf ordentlich zulegen und
erreicht heuer einen Wert von plus 9,7 Punkten
und damit 7,9 Zähler mehr als der Vorjahreswert
(plus 1,8 Punkte). Am positivsten beurteilt das
Verarbeitende Gewerbe seine aktuelle Geschäfts-
lage (plus 12,8 Punkte; Vorjahr: plus 6,3 Punkte) –
-15,0
-10,0
-5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
35,0
Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst
11 11 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16
Klimabarometer Erwartungsindex Lageindex
Lageindex wesentlich besser
als vor Jahresfrist
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 4
Handel (plus 10,7 Punkte; Vorjahr: minus 0,5
Punkte) und Dienstleistung (plus 10,1 Punkte;
Vorjahr: plus 7,3 Punkte) liegen nur wenig dahin-
ter. Den größten Zuwachs an Optimisten gab es
bei der Baubranche – hier kletterte der Wert von
minus 7,6 Punkten um 12,2 Zähler auf aktuell plus
4,6 Punkte. Im Gegensatz zum Herbst 2015 lie-
gen damit alle Lageindizes im positiven Bereich.
Tab. 3: Erwartungsindex
Erwartungsindex
Herbst 2016 Frühjahr 2016 Herbst 2015
Verarb. Gewerbe 4,8 1,9 4,2
Bau 0,3 - 0,1 - 13,9
Handel 9,0 5,0 - 2,7
Dienstleistungen 7,0 2,4 4,1
Gesamt 6,1 2,6 - 1,7
Angaben in Indexpunkten
Waren die Geschäftserwartungen der österreichi-
schen Mittelständler im Herbst des vergangenen
Jahres noch mehrheitlich negativ, so schaut man
derzeit recht zuversichtlich auf die kommenden
Monate. Der Erwartungsindex erzielt heuer einen
Wert von plus 6,1 Punkten (Vorjahr: minus 1,7
Punkte) und erreicht damit 7,8 Zähler mehr als vor
einem Jahr. Die Erwartungsindizes der Hauptwirt-
schaftsbereiche liegen aktuell im positiven Be-
reich. Das beste Ergebnis erzielt der Handel mit
plus 9,0 Punkten (Vorjahr: minus 2,7 Punkte),
auch die Dienstleistungsbranche kommt mit plus
7,0 Punkten (Vorjahr: plus 4,1 Punkte) auf einen
guten Wert. Etwas skeptischer ist die Erwartungs-
haltung beim Verarbeitenden Gewerbe (plus 4,8
Punkte; Vorjahr: plus 4,2 Punkte), hier liegt man
kaum über dem Vorjahresniveau. Wie bereits bei
der Geschäftslage, so hat die Baubranche auch
bei den Geschäftserwartungen den größten
Stimmungsaufschwung geschafft – von minus
13,9 Punkten im Herbst 2015 auf heuer plus 0,3
Punkte und damit um 14,2 Zähler.
Erwartungsindex
ebenfalls verbessert
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 5
Klimabarometer Hauptwirtschaftsbereiche
Die Abbildung zeigt, dass die Konjunktur in Öster-
reich wieder im Aufwind ist. In allen vier Haupt-
wirtschaftsbereichen hat sich die Stimmungslage
verbessert. Auch die schwierige Baubranche er-
holt sich wieder und hat die Talsohle überwunden.
2 Das konjunkturelle Umfeld im Einzelnen
2.1 Auftragseingänge
Die Auftragslage des österreichischen Mittel-
stands hat sich binnen Jahresfrist spürbar verbes-
sert. Nach drei Jahren im negativen Bereich konn-
te sich der Auftragssaldo wieder auf einen guten
Wert von plus 5,7 Prozentpunkten (Vorjahr: minus
6,2 Prozentpunkte) und damit um 11,9 Zähler
steigern. Alle Wirtschaftsgruppen melden derzeit
einen positiven Auftragsaldo, der – bis auf die
Dienstleistungsbranche – deutlich über dem Vor-
jahreswert liegt. Im Herbst 2016 freut sich jeder
vierte mittelständische Betrieb in Österreich über
ein höheres Auftragsaufkommen (25,3 Prozent;
Vorjahr: 23,5 Prozent), während jeder fünfte (19,6
Prozent; Vorjahr: 29,7 Prozent) über weniger Auf-
tragseingänge klagt. Den besten Saldo im Bran-
chenvergleich erzielen der Handel mit plus 8,0
Prozentpunkten (Vorjahr: minus 8,3 Prozentpunk-
te) sowie die Dienstleistungsbranche (plus 7,3
-20,0
-15,0
-10,0
-5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
35,0
Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst
11 11 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16
Verarb. Gewerbe Bau Handel Dienstleistungen
Positive Auftragssalden
in allen Branchen
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 6
Prozentpunkte; Vorjahr: plus 11,4 Prozentpunkte).
Die Werte der Baubranche (plus 2,6 Prozentpunk-
te; Vorjahr: minus 31,7 Prozentpunkte) und des
Verarbeitenden Gewerbes (plus 2,3 Prozentpunk-
te; Vorjahr: minus 1,0 Prozentpunkte) fallen im
Vergleich recht bescheiden aus. Am positivsten
entwickelte sich die Situation bei der Baubranche:
Hier betrug der Auftragssaldo aus gestiegen und
gesunken vor Jahresfrist noch minus 31,7 Pro-
zentpunkte. Dieses Ergebnis ist vor allem darauf
zurückzuführen, dass im Herbst des Vorjahres
fast die Hälfte aller Baubetriebe (48,0 Prozent) ein
Auftragsminus verkraften musste – derzeit sind es
dagegen nur noch 21,8 Prozent der Befragten.
Der Anteil der Baubetriebe mit Auftragssteigerun-
gen ist im Jahresverlauf leicht gestiegen (24,4
Prozent; Vorjahr: 16,3 Prozent).
Tab. 4: Auftragseingänge
gestiegen stabil gesunken
Verarb. Gewerbe 23,5 (24,5) 51,8 (47,3) 21,2 (25,5)
Bau 24,4 (16,3) 52,6 (31,6) 21,8 (48,0)
Handel 27,3 (23,3) 51,3 (42,1) 19,3 (31,6)
Dienstleistungen 24,8 (28,5) 49,6 (50,4) 17,5 (17,1)
Gesamt 25,3 (23,5) 51,1 (43,3) 19,6 (29,7)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
Trotz der aktuell guten Auftragslage überwiegt im
österreichischen Mittelstand beim Blick in die Zu-
kunft die Skepsis. Der Erwartungssaldo liegt im
dritten Jahr in Folge mit minus 0,7 Prozentpunkten
10,8
6,3
-0,6
-11,5
-6,2
5,7
-30
-20
-10
0
10
20
30
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Aktuelle Auftragsentwicklung des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Saldo aus: gestiegen / gesunken
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 7
im negativen Bereich. Nach dem Vorjahrestief von
minus 13,8 Prozentpunkten ist der aktuelle Wert
ein gutes Ergebnis. Derzeit rechnen 18,4 Prozent
(Vorjahr: 14,0 Prozent) der Betriebe mit Auftrags-
steigerungen und auf der anderen Seite 19,1 Pro-
zent (Vorjahr: 27,8 Prozent) mit Auftragsrückgän-
gen. Am zuversichtlichsten schaut derzeit der
Handel in die Zukunft: 24,0 Prozent der Befragten
gehen von einem Auftragsplus aus (Vorjahr: 16,5
Prozent) und 14,0 Prozent (Vorjahr: 28,6 Prozent)
von einem Auftragsminus. Somit liegt der Erwar-
tungssaldo bei plus 10,0 Prozentpunkten (Vorjahr:
minus 12,1 Prozentpunkte). Die Wirtschaftsgrup-
pen Verarbeitendes Gewerbe und Bau erzielten
dagegen einen Negativ-Saldo. Besonders hoch
fiel dieser beim witterungsabhängigen Baugewer-
be mit minus 32,1 Prozentpunkten (Vorjahr: minus
42,8 Prozentpunkte) aus.
Tab. 5: Auftragserwartungen
steigen stabil
bleiben
sinken
Verarb. Gewerbe 17,6 (20,0) 52,9 (55,5) 20,0 (19,1)
Bau 3,8 ( 3,1) 51,3 (42,9) 35,9 (45,9)
Handel 24,0 (16,5) 49,3 (52,6) 14,0 (28,6)
Dienstleistungen 21,2 (14,6) 48,9 (55,3) 14,6 (20,3)
Gesamt 18,4 (14,0) 50,2 (51,9) 19,1 (27,8)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
2,8
-2,6
3,5
-6,9
-13,8
-0,7
-30
-20
-10
0
10
20
30
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Zukünftige Auftragsentwicklung des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Saldo aus: steigen / sinken
Handel am zuversichtlichsten
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 8
2.2 Angebotspreise
Per Saldo sind die Angebotspreise der österrei-
chischen mittelständischen Betriebe auch im
Herbst 2016 im vierten Jahr in Folge gesunken.
Allerdings ist in diesem Jahr ein leichter Aufwärts-
trend zu spüren, da der Saldo aus gestiegen und
gesunken aktuell bei minus 7,6 Prozentpunkten
und damit 10,0 Zähler über dem Vorjahresergeb-
nis (minus 17,6 Prozentpunkte) liegt. So berichte-
ten 11,1 Prozent der befragten Mittelständler,
dass sie höhere Preise beim Kunden durchsetzen
konnten (Vorjahr: 10,8 Prozent), während 18,7
Prozent der Befragten Preisnachlässe gewähren
mussten (Vorjahr: 28,4 Prozent). Während Dienst-
leistungen (Saldo: minus 4,4 Prozentpunkte; Vor-
jahr: minus 4,9 Prozentpunkte) und Handel (Sal-
do: minus 4,7 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 14,3
Prozentpunkte) noch recht glimpflich davon ka-
men, hatten Baugewerbe (Saldo: minus 11,6 Pro-
zentpunkte; Vorjahr: minus 42,8 Prozentpunkte)
und Verarbeitendes Gewerbe (Saldo: minus 14,1
Prozentpunkte; Vorjahr: minus 13,6 Prozentpunk-
te) spürbar unter Preisrückgängen zu leiden: Beim
Verarbeitenden Gewerbe konnten sich lediglich
4,7 Prozent der Befragten über höhere Angebots-
preise freuen (Vorjahr: 8,2 Prozent), während im
selben Zeitraum 18,8 Prozent der Betriebe über
sinkende Angebotspreise klagten (Vorjahr: 21,8
Prozent). Bei der Dienstleistungsbranche sah die
Bilanz dagegen besser aus: 11,7 Prozent der
Betriebe meldeten höhere Angebotspreise (Vor-
jahr: 12,2 Prozent) und 16,1 Prozent geringere
(Vorjahr: 17,1 Prozent).
Tab. 6: Angebotspreise
gestiegen gleich gesunken
Verarb. Gewerbe 4,7 ( 8,2) 72,9 (62,7) 18,8 (21,8)
Bau 11,5 ( 4,1) 62,8 (39,8) 23,1 (46,9)
Handel 14,0 (16,5) 64,7 (46,6) 18,7 (30,8)
Dienstleistungen 11,7 (12,2) 64,2 (62,6) 16,1 (17,1)
Gesamt 11,1 (10,8) 65,8 (53,2) 18,7 (28,4)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
Angebotspreise erholen sich
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 9
Auch bei den Erwartungen macht sich unter den
österreichischen Mittelständlern im Vergleich zum
Herbst 2015 wieder mehr Optimismus breit. Lag
der Erwartungsindex vor einem Jahr noch bei
minus 6,0 Prozentpunkten, so sind es heuer nur
noch minus 1,2 Prozentpunkte. Derzeit prognosti-
zieren 12,4 Prozent der befragten Betriebe eine
positive Preisentwicklung (Vorjahr: 12,5 Prozent)
und 13,6 Prozent befürchten einen weiteren
Preisverfall (Vorjahr: 18,5 Prozent). Dabei geben
sich die Branchen Dienstleistung und Handel
recht zuversichtlich: Bei der Dienstleistungsbran-
che rechnen derzeit 12,4 Prozent der mittelständi-
schen Unternehmen mit steigenden Preisen (Vor-
jahr: 16,3 Prozent) und 10,2 Prozent stellen sich
auf sinkende Preise ein (Vorjahr: 8,1 Prozent).
Der Erwartungssaldo beträgt somit plus 2,2 Pro-
zentpunkte (Vorjahr: plus 8,2 Prozentpunkte). Der
Handel erzielt einen Erwartungssaldo von derzeit
plus 0,7 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 9,8 Pro-
zentpunkte). Die Salden der Baubranche (minus
9,0 Prozentpunkte; Vorjahr: minus 27,5 Prozent-
punkte) sowie des Verarbeitenden Gewerbes
(minus 2,4 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 1,8 Pro-
zentpunkte) liegen dagegen im negativen Bereich.
12,3
3,1
-4,6
-11,9
-17,6
-7,6
-25
-20
-15
-10
-5
0
5
10
15
20
25
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
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unkte
Aktuelle Angebotspreise des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Saldo aus: gestiegen / gesunken
Erwartungen besser als vor
Jahresfrist
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 10
Tab. 7: Angebotspreiserwartungen
steigen gleich
bleiben
sinken
Verarb. Gewerbe 12,9 (17,3) 62,4 (52,7) 15,3 (15,5)
Bau 11,5 ( 4,1) 59,0 (54,1) 20,5 (31,6)
Handel 12,7 (11,3) 61,3 (62,4) 12,0 (21,1)
Dienstleistungen 12,4 (16,3) 62,8 (62,6) 10,2 ( 8,1)
Gesamt 12,4 (12,5) 61,6 (58,4) 13,6 (18,5)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
2.3 Umsatzentwicklung
Analog zur Auftragslage hat sich beim österreichi-
schen Mittelstand auch die Umsatzlage im Herbst
2016 verbessert. Schien es vor einem Jahr noch
so, als würde der Umsatzsaldo wieder ins Minus
rutschen, so legte er binnen eines Jahres kräftig
um 11,1 Zähler zu, sodass der aktuelle Wert plus
11,1 Prozentpunkte beträgt (Vorjahr: 0,0 Prozent-
punkte). Derzeit meldet jedes dritte Unternehmen
(31,3 Prozent; Vorjahr: 26,9 Prozent) ein Umsatz-
plus und jedes fünfte (20,2 Prozent; Vorjahr: 26,9
Prozent) ein Umsatzminus. Am zufriedensten
zeigt sich im Herbst dieses Jahres der Handel mit
der Umsatzentwicklung: Hier konnten sich im
Branchenvergleich die meisten Firmen über stei-
gende Umsätze freuen (38,7 Prozent; Vorjahr:
30,8 Prozent) und die wenigsten (18,7 Prozent;
Vorjahr: 30,1 Prozent) mussten sinkende Umsätze
verkraften. Der Umsatzsaldo beträgt somit plus
20,0 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 0,7 Prozent-
punkte). Auf dem letzten Platz befindet sich die
11,29,2
0,4
-5,8 -6
-1,2
-15
-10
-5
0
5
10
15
20
25
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Zukünftige Angebotspreise des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Saldo aus: steigen / sinken
Alle Umsatzsalden
im positiven Bereich
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 11
Baubranche, deren Umsatzsaldo sich allerdings
um 24,0 Zähler von minus 21,5 Prozentpunkte auf
heuer plus 2,5 Prozentpunkte erhöhte und damit
im Jahresverlauf den größten Wertzuwachs erziel-
te. So konnten sich im Herbst dieses Jahres 25,6
Prozent der befragten Bauunternehmen über ein
höheres Umsatzaufkommen freuen (Vorjahr: 17,3
Prozent), während 23,1 Prozent über geringere
Umsätze klagten (Vorjahr: 38,8 Prozent).
Tab. 8: Umsatzentwicklung
gestiegen gleich gesunken
Verarb. Gewerbe 27,1 (25,5) 47,1 (44,5) 22,4 (23,6)
Bau 25,6 (17,3) 47,4 (36,7) 23,1 (38,8)
Handel 38,7 (30,8) 39,3 (37,6) 18,7 (30,1)
Dienstleistungen 29,2 (31,7) 42,3 (46,3) 19,0 (17,1)
Gesamt 31,3 (26,9) 43,1 (41,4) 20,2 (26,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
Die Umsatzerwartungen der mittelständischen
Betriebe in Österreich sind spürbar optimistischer
als noch im Herbst 2015. Derzeit beträgt der Er-
wartungssaldo plus 4,7 Prozentpunkte, während
er vor einem Jahr noch bei minus 11,0 Prozent-
punkten lag. Für die kommenden Wochen rech-
nen 23,8 Prozent (Vorjahr: 17,2 Prozent) der ös-
terreichischen Mittelständler mit einem Umsatz-
plus und 19,1 Prozent (Vorjahr: 28,2 Prozent)
befürchten ein Umsatzminus. Wie schon bei der
aktuellen Umsatzlage haben Handel und Bau das
beste bzw. schlechteste Ergebnis aller vier
20,115,8
7,9
1 0
11,1
-20
-10
0
10
20
30
40
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Umsatzentwicklung des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Saldo aus: gestiegen / gesunken
Handel rechnet deutlich mit
einem Umsatzplus
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 12
Hauptwirtschaftsbereiche. Der Handel erzielt ei-
nen Erwartungssaldo von plus 18,0 Prozentpunk-
ten (Vorjahr: minus 5,3 Prozentpunkte), da 30,7
Prozent der Befragten (Vorjahr: 23,3 Prozent) mit
steigenden Umsätzen kalkulieren, während 12,7
Prozent der Handelsunternehmen sinkende Um-
sätze befürchten (Vorjahr: 28,6 Prozent). Mit ei-
nem Erwartungssaldo von minus 28,3 Prozent
liegt der Bau als einzige Branche im negativen
Bereich, angesichts des Vorjahresergebnisses
zeigt sich hier jedoch die immense Steigerungsfä-
higkeit des Baugewerbes: Und zwar innerhalb
eines Jahres um 18,7 Zähler (Vorjahr: minus 47,0
Prozentpunkte). Naturgemäß blickt das witte-
rungsabhängige Baugewerbe ohnehin nicht zu-
versichtlich auf die kalte Jahreszeit. Daher glau-
ben derzeit lediglich 3,8 Prozent der Baubetriebe
(Vorjahr: 2,0 Prozent), dass ihre Umsätze steigen
werden, wohingegen 32,1 Prozent sinkende Um-
sätze befürchten (Vorjahr: 49,0 Prozent).
Tab. 9: Umsatzerwartungen
steigen bleiben
stabil
sinken
Verarb. Gewerbe 24,7 (20,0) 40,0 (56,4) 24,7 (19,1)
Bau 3,8 ( 2,0) 53,8 (40,8) 32,1 (49,0)
Handel 30,7 (23,3) 41,3 (44,4) 12,7 (28,6)
Dienstleistungen 27,0 (20,3) 43,8 (50,4) 15,3 (19,5)
Gesamt 23,8 (17,2) 44,0 (48,1) 19,1 (28,2)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
5,71,9
7,5
-2,2
-11
4,7
-30
-20
-10
0
10
20
30
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Zukünftige Umsatzentwicklung im Mittelstand in Österreich (Herbst)
Saldo aus: steigen / sinken
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 13
2.4 Personalsituation
Dass es mit der Konjunktur im österreichischen
Mittelstand wieder aufwärts geht, belegt die hohe
Einstellungsfreude der Betriebe im Herbst dieses
Jahres. Nach zwei Jahren im negativen Bereich
legte der Personalsaldo im Jahresverlauf or-
dentlich um 16,7 Zähler zu und erreicht aktuell
einen Wert von plus 9,6 Prozentpunkten (Vorjahr:
minus 7,1 Prozentpunkte). Derzeit gibt jedes vier-
te mittelständische Unternehmen (23,6 Prozent;
Vorjahr: 15,5 Prozent) an, neue Arbeitsplätze
geschaffen zu haben, während lediglich jedes
siebte (14,0 Prozent; Vorjahr: 22,6 Prozent) von
einer Verkleinerung seiner Personaldecke berich-
tet. In den einzelnen Hauptwirtschaftsgruppen
verlief die Entwicklung recht unterschiedlich, alle
konnten jedoch ihre Vorjahresergebnisse verbes-
sern. Wie bereits im vergangenen Herbst, so er-
zielte auch in diesem Jahr die Dienstleistungs-
branche mit plus 20,5 Prozentpunkten den besten
Personalsaldo (Vorjahr: plus 8,1 Prozentpunkte).
Knapp jedes dritte Dienstleistungsunternehmen
(31,4 Prozent; Vorjahr: 21,1 Prozent) erhöhte im
Herbst dieses Jahres seinen Personalstock und
liegt damit an erster Stelle bei den Neueinstellun-
gen im Branchenvergleich. Auf der anderen Seite
musste nur jeder neunte Dienstleister (10,9 Pro-
zent; Vorjahr: 13,0 Prozent) seine Mitarbeiterzahl
verringern. Lediglich beim Handel war der Anteil
mit 10,7 Prozent (Vorjahr: 24,8 Prozent) kleiner.
Demgegenüber haben in den letzten Wochen
nahezu doppelt so viele Baufirmen ihre Personal-
decke verkleinert (21,8 Prozent; Vorjahr: 29,6
Prozent). Erhöht hat sich dagegen der Anteil der
Baubetriebe, die ihren Personalbestand aufge-
stockt haben, von 9,2 Prozent im Vorjahr auf heu-
er 14,1 Prozent. Damit liegt der Personalsaldo mit
minus 7,7 Prozent zwar als einziger bei den vier
Hauptwirtschaftsgruppen weiterhin im negativen
Bereich, aber nach einem Vorjahreswert von mi-
nus 20,4 Prozentpunkten ist dies ein spürbar posi-
tiveres Ergebnis.
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 14
Tab. 10: Personalbestand
aufgestockt unverändert verkleinert
Verarb. Gewerbe 25,9 (18,2) 50,6 (54,5) 17,6 (24,5)
Bau 14,1 ( 9,2) 57,7 (58,2) 21,8 (29,6)
Handel 20,0 (12,8) 63,3 (59,4) 10,7 (24,8)
Dienstleistungen 31,4 (21,1) 48,9 (64,2) 10,9 (13,0)
Gesamt 23,6 (15,5) 55,6 (59,3) 14,0 (22,6)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
Per Saldo aus aufstocken und verkleinern wird die
Zahl der Beschäftigten im österreichischen Mittel-
stand im nächsten halben Jahr nicht zunehmen.
Damit bleibt der Erwartungssaldo im sechsten
Jahr in Folge im negativen Bereich. Der Personal-
rückgang dürfte jedoch nicht so gravierend ausfal-
len wie im Vorjahr. Nach minus 18,3 Prozentpunk-
ten im Herbst 2015 beträgt er aktuell minus 4,9
Prozentpunkte und konnte sich damit um 13,4
Zähler verbessern. Die meisten Neueinstellungen
wird es beim Verarbeitenden Gewerbe geben
(14,1 Prozent; Vorjahr: 12,7 Prozent) und auch
beim Handel (13,3 Prozent; Vorjahr: 7,5 Prozent)
und bei der Dienstleistungsbranche (12,4 Prozent;
Vorjahr: 10,6 Prozent) sind die Werte noch recht
ordentlich. Kurz vorm Winter zeigt sich die Bau-
branche (6,4 Prozent; Vorjahr: 0,0 Prozent) erwar-
tungsgemäß nicht sehr einstellungsfreudig. Hier
planen auf der anderen Seite sogar 29,5 Prozent
der Befragten (Vorjahr: 49,0 Prozent) einen Per-
sonalabbau und der Bau liegt damit an der Spitze
aller vier Hauptwirtschaftsbereiche. An zweiter
12,28,6
0,2
-0,4
-7,1
9,6
-30
-20
-10
0
10
20
30
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Personalentwicklung im Mittelstand in Österreich (Herbst)
Saldo aus: aufgestockt / verkleinert
Zahl der Beschäftigten
gestiegen
Kein Beschäftigungszuwachs
im nächsten halben Jahr
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 15
Stelle folgt hier mit großem Abstand das Verarbei-
tende Gewerbe (18,8 Prozent; Vorjahr: 23,6 Pro-
zent).
Tab. 11: Personalentwicklung im nächsten Halbjahr
aufstocken unverändert
lassen
verkleinern
Verarb. Gewerbe 14,1 (12,7) 57,6 (58,2) 18,8 (23,6)
Bau 6,4 ( 0,0) 53,8 (41,8) 29,5 (49,0)
Handel 13,3 ( 7,5) 60,7 (70,7) 11,3 (18,8)
Dienstleistungen 12,4 (10,6) 58,4 (62,6) 14,6 (18,7)
Gesamt 12,0 ( 8,0) 58,2 (59,5) 16,9 (26,3)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
2.5 Investitionen
Die Investitionsbereitschaft der Betriebe ist ein
wichtiger konjunktureller Stimmungsindikator –
und dieser ist wieder aufwärtsgerichtet. So planen
37,6 Prozent der befragten Mittelstandsbetriebe in
Österreich, Geld für Maschinen und Ausrüstung in
die Hand zu nehmen (Vorjahr: 36,9 Prozent). Mit
Abstand die meisten Investitionen wird es im
nächsten halben Jahr beim Verarbeitenden Ge-
werbe geben (48,2 Prozent; Vorjahr: 45,5 Pro-
zent). Bei der Dienstleistungsbranche wollen da-
gegen 39,4 Prozent der Befragten ein Investiti-
onsvorhaben umsetzen (Vorjahr: 43,9 Prozent),
beim Baugewerbe 33,3 Prozent (Vorjahr: 23,5
Prozent) und beim Handel 32,0 Prozent (Vorjahr:
33,1 Prozent).
-3-6,3 -6,1
-14,9-18,3
-4,9
-30
-20
-10
0
10
20
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Zukünftige Personalentwicklung im Mittelstand in Österreich (Herbst)
Saldo aus: aufstocken / verkleinern
Investitionsbereitschaft
wieder gestiegen
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 16
Tab. 12: Investitionsbereitschaft
investitionsbereite
Unternehmen
Verarb. Gewerbe 48,2 (45,5)
Bau 33,3 (23,5)
Handel 32,0 (33,1)
Dienstleistungen 39,4 (43,9)
Gesamt 37,6 (36,9)
Angaben in % der Befragten, ( ) = Vorjahresangaben
Die österreichischen Mittelständler investieren im
nächsten halben Jahr in erster Linie in den Ersatz
(60,8 Prozent; Vorjahr: 65,1 Prozent), an zweiter
Stelle in die Erweiterung (53,0 Prozent; Vorjahr:
43,2 Prozent) und an dritter Stelle in die Rationali-
sierung (28,9 Prozent; Vorjahr: 37,3 Prozent). In
drei der vier Wirtschaftsgruppen ist die Gewich-
tung der Investitionsarten genauso wie für den
gesamten Mittelstand, lediglich beim Verarbeiten-
den Gewerbe liegt der Anteil der wichtigen Erwei-
terungsinvestitionen (56,1 Prozent; Vorjahr: 50,0
Prozent) über dem der Ersatzinvestitionen (53,7
Prozent; Vorjahr: 64,0 Prozent).
44,6 44,3
40,1
35,9 36,9 37,6
0
10
20
30
40
50
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zent
Investitionsbereitschaft des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Investitionswillige
Ersatzinvestitionen
am häufigsten
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 17
Tab. 13: Investitionsarten
Erweiterung Rationali-
sierung
Ersatz
Verarb. Gewerbe 56,1 (50,0) 34,1 (52,0) 53,7 (64,0)
Bau 34,6 (56,5) 19,2 (21,7) 69,2 (47,8)
Handel 60,9 (34,1) 32,6 (38,6) 63,0 (59,1)
Dienstleistungen 52,8 (38,5) 26,4 (28,8) 60,4 (78,8)
Gesamt 53,0 (43,2) 28,9 (37,3) 60,8 (65,1)
Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich
( ) = Vorjahresangaben
3 Die Finanzierung des Mittelstandes
3.1 Erträge
An der verbesserten Ertragslage lässt sich eben-
falls der Aufwärtstrend des österreichischen Mit-
telstands deutlich ablesen. Nach der Talfahrt in
den Jahren 2014 und 2015 geht der Trend im
Herbst dieses Jahres wieder nach oben, auch
wenn der Ertragssaldo mit aktuell minus 8,2 Pro-
zentpunkten – wie in den letzten fünf Jahren zuvor
– weiter im negativen Bereich bleibt. Im letzten
halben Jahr konnten sich 21,6 Prozent der befrag-
ten Mittelständler über ein höheres Ertragsauf-
kommen freuen (Vorjahr: 19,4 Prozent), während
29,8 Prozent über eine Ertragsminderung klagten
(Vorjahr: 35,1 Prozent). In den einzelnen Wirt-
schaftsbereichen befindet sich der jeweilige Er-
tragssaldo ebenfalls im Minusbereich. Bis auf die
Dienstleistungsbranche, wo der Ertragssaldo von
plus 6,5 Prozentpunkten im Herbst 2015 auf der-
zeit minus 1,5 Prozentpunkte sank, haben sich die
Salden im Jahresvergleich verbessert. Dennoch
erreicht die Dienstleistungsbranche insgesamt das
beste Ergebnis aus gestiegen und gesunken.
Beim Handel (23,3 Prozent; Vorjahr: 18,8 Prozent)
und beim Dienstleistungsgewerbe (22,6 Prozent;
Vorjahr: 27,6 Prozent) konnten sich im letzten
Halbjahr die meisten Betriebe über steigende
Erträge freuen. Dagegen musste rund jede dritte
mittelständische Firma in den Branchen Bau (33,3
Prozent; Vorjahr: 51,0 Prozent), Handel (32,7
Prozent; Vorjahr: 35,3 Prozent) und Verarbeiten-
des Gewerbe (30,6 Prozent; Vorjahr: 36,4 Pro-
Bessere Ertragslage
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 18
zent) einen Ertragsrückgang hinnehmen. Bei den
Dienstleistern war es dagegen lediglich jedes
vierte Unternehmen (24,1 Prozent; Vorjahr: 21,1
Prozent).
Tab. 14: Ertragslage
gestiegen gleich-
geblieben
gesunken
Verarb. Gewerbe 21,2 (20,9) 42,4 (34,5) 30,6 (36,4)
Bau 16,7 ( 8,2) 46,2 (32,7) 33,3 (51,0)
Handel 23,3 (18,8) 38,7 (40,6) 32,7 (35,3)
Dienstleistungen 22,6 (27,6) 44,5 (43,9) 24,1 (21,1)
Gesamt 21,6 (19,4) 42,4 (38,4) 29,8 (35,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
Bei ihrer Ertragslage schauen die Betriebe des
österreichischen Mittelstands wieder zuversichtlich
in die Zukunft. Der Erwartungssaldo beträgt heuer
plus 1,2 Prozentpunkte und liegt damit um 13,5
Zähler über dem Vorjahresergebnis (minus 12,3
Prozentpunkte). Derzeit rechnen 25,6 Prozent der
Befragten mit einem Ertragsplus (Vorjahr: 21,8
Prozent) und 24,4 Prozent mit einem Ertragsmi-
nus (Vorjahr: 34,1 Prozent). Die meisten Betriebe
mit einer positiven Erwartungshaltung finden sich
zurzeit in der Dienstleistungsbranche (29,2 Pro-
zent; Vorjahr: 26,8 Prozent) und beim Verarbei-
tenden Gewerbe (27,1 Prozent; Vorjahr: 28,2 Pro-
zent), die auch als einzige Branchen einen positi-
ven Erwartungssaldo aus steigen und sinken er-
zielen. In den einzelnen Wirtschaftsgruppen be-
fürchtet rund jeder vierte Mittelständler Ertrags-
-2,4
-6,4 -5,9
-14,1-15,7
-8,2
-25
-20
-15
-10
-5
0
5
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Aktuelle Ertragslage des Mittelstandes in Österreich (Herbst)
Saldo aus: gestiegen / gesunken
Bessere Ertragslage
Erwartungssaldo
deutlich verbessert
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 19
einbußen. Die meisten Pessimisten findet man
heuer beim Bau (25,6 Prozent; Vorjahr: 50,0 Pro-
zent) und beim Handel (25,3 Prozent; Vorjahr:
35,3 Prozent). Beim Verarbeitenden Gewerbe
sind es 24,7 Prozent (Vorjahr: 30,0 Prozent) und
beim Dienstleistungsgewerbe 22,6 Prozent (Vor-
jahr: 23,6 Prozent).
Tab. 15: Voraussichtliche Erträge
steigend gleich-
bleibend
sinkend
Verarb. Gewerbe 27,1 (28,2) 38,8 (34,5) 24,7 (30,0)
Bau 19,2 ( 7,1) 44,9 (33,7) 25,6 (50,0)
Handel 24,7 (22,6) 36,7 (38,3) 25,3 (35,3)
Dienstleistungen 29,2 (26,8) 34,3 (39,0) 22,6 (23,6)
Gesamt 25,6 (21,8) 37,8 (36,6) 24,4 (34,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
3.2 Eigenkapitalsituation
Die meisten Betriebe des österreichischen Mittel-
stands haben ein Eigenkapital von mehr als 30
Prozent der Bilanzsumme. So geben derzeit 40,9
Prozent (Vorjahr: 38,7 Prozent) eine solch hohe
Eigenkapitalausstattung an. Dagegen sind 21,6
Prozent (Vorjahr: 23,4 Prozent) mit weniger als
zehn Prozent Eigenkapital unterkapitalisiert, 20,8
Prozent (Vorjahr: 19,6 Prozent) der Befragten
melden einen Eigenkapitalanteil von höchstens 20
Prozent und 16,8 Prozent (Vorjahr: 18,4 Prozent)
haben eine Eigenkapitalquote von maximal 30
Prozent. Die meisten gut kapitalisierten Betriebe
2,7 3,4
-1,4
-10,1-12,3
1,2
-30
-20
-10
0
10
20
30
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zentp
unkte
Zukünftige Ertragslage im Mittelstand in Österreich (Herbst)
Saldo aus: steigend / sinkend
Eigenkapitalausstattung
zufriedenstellend
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 20
gibt es beim Verarbeitenden Gewerbe, wo mehr
als jeder Zweite (52,6 Prozent) eine Eigenkapital-
quote von über 30 Prozent aufweisen kann (Vor-
jahr: 41,0 Prozent). Auch der Handel kommt mit
einem Anteil von 43,7 Prozent noch auf ein gutes
Ergebnis (Vorjahr: 43,3 Prozent). Rund jeder dritte
Betrieb beim Dienstleistungs- (35,3 Prozent; Vor-
jahr: 37,6 Prozent) und Baugewerbe (31,9 Pro-
zent; Vorjahr: 31,3 Prozent) hat eine ausreichend
hohe Eigenkapitaldecke. Die meisten unterkapita-
lisierten Mittelstandsunternehmen in Österreich
finden sich bei der Dienstleistungsbranche (28,6
Prozent; Vorjahr: 26,5 Prozent) und beim Bau
(27,5 Prozent; Vorjahr: 28,1 Prozent) – beim Han-
del sind es 17,0 Prozent (Vorjahr: 17,3 Prozent)
und beim Verarbeitenden Gewerbe 13,2 Prozent
(Vorjahr: 22,9 Prozent).
Tab. 16: Höhe des Eigenkapitals
bis 10% bis 20% bis 30% über 30%
Verarb. Gew. 13,2 (22,9) 14,5 (18,1) 19,7 (18,1) 52,6 (41,0)
Bau 27,5 (28,1) 20,3 (18,8) 20,3 (21,9) 31,9 (31,3)
Handel 17,0 (17,3) 21,5 (22,0) 17,8 (17,3) 43,7 (43,3)
Dienstleist. 28,6 (26,5) 24,4 (18,8) 11,8 (17,1) 35,3 (37,6)
Gesamt 21,6 (23,4) 20,8 (19,6) 16,8 (18,4) 40,9 (38,7)
Angaben in % der Befragten, ( ) = Vorjahresangaben
23,8 23,220,7
26,729,7
25
20,7 22,323,4
21,6
33,3 34,2
40,3
3733,6 35,2
4137,7 38,7
40,9
0
10
20
30
40
50
60
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Pro
zent
Eigenkapitalausstattung des Mittelstandes in Österreich (Herbst) im Verhältnis zur Bilanzsumme
bis 10% über 30%
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 21
Die Eigenkapitalausstattung der österreichischen
Mittelstandsbetriebe hat sich in den letzten Jahren
wieder verbessert. Der Anteil gut kapitalisierter
Unternehmen stieg von 38,7 Prozent im Herbst
2015 auf aktuell 40,9 Prozent, während im selben
Zeitraum der Anteil der unterkapitalisierten Betrie-
be von 23,4 Prozent auf 21,6 Prozent sank. Im
Zehnjahresvergleich zeigt sich, dass der Anteil gut
kapitalisierter Unternehmen normalerweise keinen
dramatischen Schwankungen unterliegt und zwi-
schen 33,3 und 41,0 Prozent bewegt. Bis auf ei-
nen Höchststand von 29,7 Prozent im Jahr 2011
liegt der Anteil unterkapitalisierter Betriebe beim
österreichischen Mittelstand durchschnittlich bei
rund 23 Prozent.
3.3 Insolvenzen im Mittelstand
Die Zahl der Betriebe in Österreich, die Insolvenz
anmelden mussten, hat sich im Vergleichszeit-
raum erhöht. Waren es im Herbst vergangenen
Jahres 4.023 Insolvenzen im ganzen Land, so
sind es heuer 4.182, was einer Zunahme von 4,0
Prozent entspricht. Eine geringere Insolvenznei-
gung als im Herbst 2015 hatten die Branchen
Sachgütererzeugung (minus 13,2 Prozent), Be-
herbergungs- und Gaststättenwesen (minus 8,4
Prozent) sowie Verkehr- und Nachrichtenübermitt-
lung (minus 6,4 Prozent). Eine spürbare Zunahme
der Insolvenzen gab es beim Kredit- und Versi-
cherungsgewerbe (plus 16,1 Prozent). Bei den
unternehmensnahen Dienstleistungen stieg die
Zahl der Firmenpleiten um 11,1 Prozent, beim
Bauwesen um 10,1 Prozent und beim Handel um
7,4 Prozent.
Insolvenzneigung
leicht gestiegen
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 22
Tab. 17: Insolvenzen nach Branchen 1. bis 3. Quartal 2016
Insolvenzen
(absolut)
Veränderung
(in Prozent)
Sachgütererzeugung 203 ( 234) - 13,2
Bauwesen 763 ( 693) + 10,1
Handel 784 ( 730) + 7,4
Beherbergungs- und
Gaststättenwesen
599 ( 654)
- 8,4
Verkehr- und
Nachrichtenübermittlung
382 ( 408)
- 6,4
Kredit- und
Versicherungsgewerbe
72 ( 62)
+ 16,1
unternehmensbezogene
Dienstleistungen
761 ( 685)
+ 11,1
Sonstige 618 ( 557) + 11,0
Gesamt 4.182 (4.023) + 4,0
( ) = 1.-3. Quartal 2015
Die meisten insolventen Betriebe hatten im Herbst
2016 ihren Sitz in Wien – deren Zahl stieg im Jah-
resverlauf von 1.287 auf 1.430 (plus 11,1 Pro-
zent). Damit weist die österreichische Hauptstadt
die fünfthöchste Steigerungsrate im Bundeslän-
dervergleich auf. Am deutlichsten hat sich die
Situation der Betriebe in Vorarlberg verschlech-
tert, wo sich die Insolvenzen um 21,6 Prozent
erhöhten. In Salzburg waren 17,0 Prozent mehr
Unternehmen als vor einem Jahr von Insolvenzen
betroffen, im Burgenland 14,7 Prozent und in Tirol
12,6 Prozent. In drei Bundesländern sank erfreuli-
cherweise die Zahl der Firmen, die Insolvenz an-
meldeten. In der Steiermark um 9,4 Prozent, in
Niederösterreich um 7,0 Prozent und in Kärnten
um 5,1 Prozent.
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 23
Tab. 18: Unternehmensinsolvenzen nach Bundesländern
1. bis 3. Quartal 2016
Insolvenzen
(absolut)
Veränderung
(in Prozent)
Wien 1.430 (1.287) + 11,1
Niederösterreich 600 ( 645) - 7,0
Burgenland 133 ( 116) + 14,7
Steiermark 542 ( 598) - 9,4
Kärnten 282 ( 297) - 5,1
Oberösterreich 496 ( 478) + 3,8
Salzburg 324 ( 277) + 17,0
Tirol 251 ( 223) + 12,6
Vorarlberg 124 ( 102) + 21,6
( ) = 1.-3. Quartal 2015
3.4 Zahlungsweise der Kunden
Die Zahlungsmoral der Kunden des österreichi-
schen Mittelstands hat sich verbessert. Derzeit
berichten 71,6 Prozent der befragten Betriebe
über einen Zahlungseingang binnen eines Monats
(Vorjahr: 65,3 Prozent), während lediglich 2,6
Prozent der Befragten länger als zwölf Wochen
auf die Begleichung ihrer Rechnung warten müs-
sen (Vorjahr: 3,9 Prozent). Die zuverlässigste
Kundschaft hat der Handel – hier zahlen drei von
vier Kunden (76,0 Prozent; Vorjahr: 68,1 Prozent)
pünktlich. Auch beim Dienstleitungsgewerbe (70,9
Prozent; Vorjahr: 71,9 Prozent), Verarbeitendem
Gewerbe (68,8 Prozent; Vorjahr: 66,1 Prozent)
und Bau (67,7 Prozent; Vorjahr: 53,6 Prozent)
werden die meisten Forderungen binnen 30 Ta-
gen beglichen. Am längsten lassen sich Kunden
der Baubranche mit der Begleichung ihrer Rech-
nungen Zeit: Hier warten 4,6 Prozent der Firmen
mehr als 90 Tage auf ihr Geld (Vorjahr: 7,2 Pro-
zent). Beim Verarbeitenden Gewerbe sind es da-
gegen lediglich 0,8 Prozent der Befragten (Vor-
jahr: 4,5 Prozent).
Zahlungsmoral der Kunden
weiterhin gut
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 24
Tab. 19: Zahlungseingang aller Kunden
bis 30
Tage
bis 60
Tage
bis 90
Tage
über 90
Tage
Verarb. Gew. 68,8 (66,1) 24,6 (23,7) 5,7 ( 5,6) 0,8 ( 4,5)
Bau 67,7 (53,6) 17,7 (26,5) 10,0 (12,7) 4,6 ( 7,2)
Handel 76,0 (68,1) 14,5 (22,6) 6,0 ( 7,5) 3,4 ( 1,8)
Dienstleist. 70,9 (71,9) 21,6 (22,2) 6,0 ( 2,9) 1,5 ( 2,9)
Gesamt 71,6 (65,3) 19,0 (23,6) 6,7 ( 7,1) 2,6 ( 3,9)
Angaben in % der Befragten, ( ) Vorjahresangaben
Der österreichische Mittelstand hatte im Herbst
2016 weniger Forderungsverluste als im Ver-
gleichszeitraum des Vorjahres zu verkraften. So
erhöhte sich der Anteil der Betriebe, die keine
Forderungsverluste verbuchen mussten, von 16,6
Prozent (2015) auf heuer 19,8 Prozent. In den
Fällen, in denen die mittelständischen Unterneh-
men einen Teil ihrer Forderungen abschreiben
mussten, hat sich der Anteil der betroffenen Fir-
men verringert. Am deutlichsten war die Abnahme
bei Forderungsverlusten in Höhe von mehr als 1,0
Prozent des Umsatzaufkommens. Derzeit klagen
nur 6,4 Prozent der Befragten über einen derart
hohen Verlust, während es vor Jahresfrist noch
11,4 Prozent waren.
Am zuverlässigsten sind die Kunden der Dienst-
leistungsbranche. Hier kann sich jeder vierte Be-
trieb (25,5 Prozent; Vorjahr: 22,8 Prozent) über
eine vollständige Begleichung seiner Rechnungen
freuen – beim Handel ist es immerhin jeder fünfte
(20,0 Prozent; Vorjahr: 17,3 Prozent), beim Verar-
beitenden Gewerbe jeder sechste (17,6 Prozent;
Vorjahr: 10,9 Prozent) und beim Bau jeder neunte
(11,5 Prozent; Vorjahr: 14,3 Prozent).
In allen vier Wirtschaftsbereichen hat sich im Jah-
resverlauf der Anteil der Firmen, die auf Forde-
rungen von mehr als 1,0 Prozent ihres Umsatzes
sitzen geblieben sind, verringert.
Von hohen Forderungsverlusten waren dagegen
besonders die Branchen Dienstleistung (8,0 Pro-
Forderungsverluste
geringer als im Vorjahr
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 25
zent; Vorjahr: 12,2 Prozent) und Bau (7,7 Prozent;
Vorjahr: 18,4 Prozent) betroffen.
Tab. 20: Höhe der durchschnittlichen Forderungsverluste im
Verhältnis zum Umsatz
keine For-
derungs-
verluste
bis 0,1% bis 0,5% bis 1,0% über 1,0%
Verarb.
Gewerbe
17,6 (10,9)
37,6 (40,9)
22,4 (22,7)
7,1 (11,8)
4,7 (10,0)
Bau 11,5 (14,3) 30,8 (23,5) 24,4 (20,4) 14,1 (21,4) 7,7 (18,4)
Handel 20,0 (17,3) 40,0 (41,4) 16,0 (18,0) 8,7 ( 9,0) 5,3 ( 6,8)
Dienstleist. 25,5 (22,8) 28,5 (30,9) 12,4 (17,1) 11,7 ( 8,9) 8,0 (12,2)
Gesamt 19,8 (16,6) 34,4 (34,7) 17,6 (19,4) 10,2 (12,3) 6,4 (11,4)
Angaben in % der Befragten; Rest o. A.; ( ) = Vorjahresangaben
4 Wirtschaftspolitischer Fokus:
Kreditentwicklungen und
Finanzierungsbedingungen
Auch im Herbst dieses Jahres sind für Kreditneh-
mer in Österreich viele Hürden zu überwinden, bis
Sparkassen und Banken den Kredit genehmigen.
Mehr als die Hälfte der Befragten (60,0 Prozent;
Vorjahr: 61,2 Prozent) klagt über verschärfte Fi-
nanzierungsbedingungen, während lediglich 1,6
Prozent der österreichischen Mittelständler über
eine Lockerung bei der Kreditvergabe berichten
(Vorjahr: 1,3 Prozent).
Auch in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sieht
man die Situation ähnlich. Spitzenreiter sind hier
die Dienstleistungsunternehmen, von denen 62,8
Prozent (Vorjahr: 61,8 Prozent) eine Verschärfung
der Finanzierungsbedingungen wahrgenommen
haben. An letzter Stelle steht die Baubranche mit
einem Anteil von 56,4 Prozent (Vorjahr 64,3 Pro-
zent) der Befragten. Optimisten finden sich bei der
Beurteilung der Kreditvergabekonditionen eher
selten. So sprechen beim Verarbeitendem Ge-
werbe 2,4 Prozent (Vorjahr: 0,9 Prozent) und bei
der Dienstleistungsbranche 2,2 Prozent (Vorjahr:
0,8 Prozent) von einer Lockerung der Finanzie-
rungsbedingungen, bei Bau (1,3 Prozent; Vorjahr:
Weiterhin schwierige
Finanzierungsbedingungen
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 26
2,0 Prozent) und Handel (0,7 Prozent; Vorjahr: 1,5
Prozent) sind es noch weniger.
Tab. 21: Veränderung der Finanzierungsbedingungen
gelockert unverändert verschärft
Verarb. Gewerbe 2,4 ( 0,9) 22,4 (30,9) 58,8 (58,2)
Bau 1,3 ( 2,0) 30,8 (23,5) 56,4 (64,3)
Handel 0,7 ( 1,5) 20,0 (25,6) 60,0 (60,9)
Dienstleistungen 2,2 ( 0,8) 19,7 (26,0) 62,8 (61,8)
Gesamt 1,6 ( 1,3) 22,2 (26,5) 60,0 (61,2)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben
Fast jeder befragte Betrieb (95,3 Prozent) in Ös-
terreich bemängelt, dass die Geldinstitute immer
mehr Sicherheiten verlangen. Mehr als jeder fünf-
te Mittelständler (21,8 Prozent) klagt darüber,
dass sein Kredit nicht in der gewünschten Höhe
bewilligt wurde und bei 15,6 Prozent der Befrag-
ten wurde der Kredit abgelehnt. Als weitere Fi-
nanzierungshemmnisse werten die mittelständi-
schen Unternehmen in Österreich Zinserhöhun-
gen (12,5 Prozent) und eine Ablehnung der ge-
wünschten Laufzeit (10,1 Prozent)
Veränderungen der Kreditkonditionen
Angaben in Prozent der Befragten, die verschärfte Finanzierungs-
bedingungen sehen; Mehrfachnennungen möglich
4,3
10,1
12,5
15,6
21,8
95,3
0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0
Sonstiges
nicht in gewünschter Laufzeit
Zinserhöhung
Kreditablehnung
nicht in gewünschter Höhe
mehr Sicherheiten
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 27
Auch für die Zukunft rechnen die österreichischen
Mittelständler nicht mit einer Lockerung der Fi-
nanzierungsbedingungen seitens der Geldinstitu-
te. Lediglich 15 Prozent der Befragten sehen kei-
nen Anlass zur Sorge und erwarten keine Schwie-
rigkeiten bei der Kreditaufnahme. Die meisten
Betriebe befürchten jedoch Verschärfungen bei
der Kreditvergabe. So stellen sich die meisten
Kreditnehmer darauf ein, mehr Sicherheiten
nachweisen zu müssen (78,8 Prozent), sich einer
intensiveren Prüfung ihres Kreditwunsches zu
unterziehen (66,5 Prozent), höhere Zinsen zahlen
zu müssen (26,3 Prozent), ihren Kredit nicht be-
willigt zu bekommen (13,7 Prozent) oder eine
andere als die gewünschte Laufzeit akzeptieren
zu müssen (8,6 Prozent).
Erwartete Veränderungen bei der künftigen Kreditaufnahme
Angaben in % der Befragten; Mehrfachnennungen möglich
8,6
13,7
15,0
18,8
26,3
66,5
78,8
0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0
nicht in gewünschter Laufzeit
Kreditablehnung
keine Schwierigkeiten
nicht in gewünschter Höhe
Zinserhöhung
intensivere Prüfung des Kreditwunschs
mehr Sicherheiten
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 28
5 Zusammenfassung
Das Konjunkturklima des Mittelstands in Öster-
reich hat sich verbessert. Das Creditreform
Klimabarometer als wichtiger Stimmungsindikator
stieg im Jahresverlauf auf plus 7,9 Punkte (Vor-
jahr: plus 0,1 Punkte). Lage- und Erwartungsindex
weisen gleichermaßen positive Werte auf.
Die Auftragslage der mittelständischen Betriebe
stellt sich im Herbst 2016 besser dar als im Ver-
gleichszeitraum des Vorjahres. Der Auftragssaldo
befindet sich mit plus 5,7 Prozentpunkten wieder
im positiven Bereich und legte damit ordentlich zu.
Trotz der aktuell guten Auftragsentwicklung über-
wiegt bei den meisten Mittelständlern beim Blick in
die Zukunft die Skepsis. Der Erwartungssaldo ist
weiterhin negativ, allerdings mit 0,7 Prozentpunk-
ten nur knapp unter der Nulllinie und damit we-
sentlich besser als im Herbst 2015 (minus 13,8
Prozentpunkte).
Die Preise, die die österreichischen Mittelständler
für ihre Waren und Dienstleistungen verlangt ha-
ben, sind per Saldo in den letzten Wochen nicht
gestiegen. Nur 11,1 Prozent der Befragten konn-
ten sich über höhere Angebotspreise freuen, 18,7
Prozent klagten dagegen über einen Preisverfall.
Mit signifikanten Preissteigerungen rechnet daher
derzeit niemand im österreichischen Mittelstand
(Erwartungssaldo: minus 1,2 Prozentpunkte).
Eine positive Entwicklung gab es bei der Umsatz-
entwicklung der mittelständischen Betriebe. Der
Umsatzsaldo beträgt gute plus 11,1 Prozentpunk-
te und liegt damit deutlich über dem Vorjahreser-
gebnis von 0,0 Prozentpunkten. Auch hinsichtlich
der Umsatzerwartungen hat der Optimismus des
Mittelstands zugenommen. Der Erwartungssaldo
ist im positiven Bereich, da 23,8 Prozent der Be-
fragten mit einem Umsatzplus rechnen und 19,1
Prozent mit einem Umsatzminus.
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 29
Der günstigere Konjunkturverlauf beflügelte auch
den Arbeitsmarkt. Die Betriebe des österreichi-
schen Mittelstands zeigten sich recht einstellungs-
freudig im Herbst dieses Jahres. Der Personalsal-
do liegt bei plus 9,6 Prozentpunkten. Damit
scheint der Personalbedarf vorerst gedeckt, denn
per Saldo aus aufstocken und verkleinern wird
sich die Mitarbeiterzahl in den nächsten Monaten
nicht erhöhen (Erwartungssaldo: minus 4,9 Pro-
zentpunkte).
Auch die Investitionsbereitschaft hat im österrei-
chischen Mittelstand wieder zugenommen. So
haben insgesamt 37,6 Prozent der Befragten Geld
für Maschinen, Ausrüstung und Fahrzeuge in die
Hand genommen. Die meisten Investitionen wa-
ren Ersatzinvestitionen, gefolgt von Erweiterungs-
und Rationalisierungsinvestitionen.
Auch bei der Ertragslage deutet sich eine Verbes-
serung an. Der Ertragssaldo konnte sich von mi-
nus 15,7 Prozentpunkten im Herbst 2015 auf der-
zeit minus 8,2 Prozentpunkte steigern. Bei den
Ertragserwartungen zeigen sich die österreichi-
schen Mittelstandsunternehmen dagegen optimis-
tischer. Hier beträgt der Saldo plus 1,2 Prozent-
punkte und liegt damit deutlich über dem Vorjah-
resergebnis (minus 12,3 Prozentpunkte).
Die Eigenkapitalausstattung der mittelständischen
Betriebe in Österreich ist stabil geblieben. So ha-
ben 40,9 Prozent der befragten Betriebe ein Ei-
genkapital von über 30 Prozent der Bilanzsumme.
Unterkapitalisiert (höchstens zehn Prozent Eigen-
kapital) ist dagegen rund jede fünfte Firma (21,6
Prozent) in Österreich.
Die Insolvenzen der Unternehmen haben sich im
Jahresverlauf leicht um 4,0 Prozent erhöht. In den
meisten Branchen gab es mehr Insolvenzen als
vor einem Jahr. Die höchste Steigerungsrate bei
den Bundesländern erzielte Vorarlberg mit einer
Zunahme um 21,6 Prozent.
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 30
Die Zahlungsmoral der Kunden des österreichi-
schen Mittelstands ist auch im Herbst dieses Jah-
res gut, hat sich sogar verbessert. Die Mehrheit
(71,6 Prozent) zahlt binnen eines Monats. Die
Forderungsverluste waren insgesamt geringer als
vor Jahresfrist. Jeder fünfte Betrieb (19,8 Prozent)
hatte gar keine Forderungsverluste zu beklagen
und nur 6,4 Prozent der Befragten mussten Ver-
luste vom mehr als 1,0 Prozent ihres Umsatzes
verkraften.
Wie in den Jahren zuvor empfinden die meisten
Mittelständler die Kreditvergabekonditionen der
Geldinstitute als restriktiv. So klagen 60 Prozent
über verschärfte Finanzierungsbedingungen. An
erster Stelle wird hier die Erbringung von mehr
Sicherheiten genannt (95,3 Prozent). Auch für die
Zukunft rechnet kaum jemand mit einer Lockerung
der Finanzierungskonditionen. Viele Betriebe be-
fürchten, dass sie künftig mehr Sicherheiten vor-
weisen müssen (78,8 Prozent) und dass ihr Kre-
ditwunsch intensiver geprüft wird (66,5 Prozent).
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 31
6 Basis der Untersuchung
Unter kleinen und mittleren Betrieben sind Unter-
nehmen in einer Größenklasse mit bis zu 500
Beschäftigten zu verstehen. Dabei liegen die
durchschnittlichen Mitarbeiterzahlen im industriel-
len Bereich höher als bei Dienstleistern und Han-
del. Entscheidender für die Definition eines Be-
triebes als mittelständisch ist jedoch die Personal-
union von Geschäftsführer und Inhaber.
Im Sinne der vorgenannten Begriffsbestimmung
wurden Unternehmen in Österreichs Mittelstand
befragt. Die Stichprobenergebnisse wurden ge-
mäß Wirtschaftsstruktur der OECD hochgerech-
net. Die Rücksendefrist der Fragebögen endete
im September 2016. Die weiteren Strukturmerk-
male der befragten Betriebe ergeben sich aus den
folgenden Aufschlüsselungen.
Folgende Branchen haben sich an der Umfrage
beteiligt:
Verarbeitendes Gewerbe
Chemische Industrie (einschl. Kunststoff-,
Gummi- und Asbestverarbeitung)
Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und
Erden; Feinkeramik und Glasgewerbe
Eisen- und NE-Metallerzeugung/-verarbeitung,
Gießerei und Stahlverformung sowie Stahl-,
Maschinen- und Fahrzeugbau
Elektrotechnik, Feinmechanik/Optik, Herstel-
lung von EBM-Waren, Musikinstrumenten,
Sportgeräten, Spiel- und Schmuckwaren
Holz-, Papier- und Druckgewerbe
Leder-, Textil- und Bekleidungsgewerbe
Nahrungs- und Genussmittelgewerbe
Baugewerbe
Bauhauptgewerbe
Ausbau- und Bauhilfsgewerbe
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 32
Großhandel
Investitionsgüter
Konsumgüter
Einzelhandel
Gebrauchsgüter
Verbrauchsgüter
Dienstleistungen
Spedition, Lagerei
Gebäudereinigung
Abfall- und Abwasserbeseitigung
Technische Beratung und Planung
Datenverarbeitung
Beherbergungsgewerbe
Gaststättengewerbe
Finanzdienstleister
sonstige Unternehmen und freie Berufe
Tab. 22: Rechtsformen der befragten Unternehmen
Einzelkaufmann 12,0
OG 1,3
KG 2,9
GmbH 73,6
GmbH & Co. KG 8,7
AG 1,1
Sonstige 0,4
Angaben in % der Befragten
Tab. 23: Anzahl der Beschäftigten
1 – 5 8,7
6 – 10 15,6
11 – 20 29,3
21 – 50 29,3
51 – 100 9,8
101 – 250 4,2
251 – 500 2,0
Angaben in % der Befragten, Rest o. A.
Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich, Herbst 2016 33
Tab. 24: Sitz des Unternehmens
Wien 16,7
Niederösterreich 20,0
Burgenland 2,9
Oberösterreich 18,2
Steiermark 12,9
Kärnten 5,1
Salzburg 10,0
Tirol 9,3
Vorarlberg 4,9
Angaben in % der Befragten
Durchgeführt von:
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Die Umfrage erfolgte durch Pitters Trendexpert©,
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Wien, im November 2016