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Dr. Herbert A. Meyerartop – Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin
11. Juli 2013
Kolloquium „Mensch-Computer-Interaktion“, Universität Hamburg, Fachbereich Informatik
Zeit bei der Interaktionvon Mensch und Computer
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Je schneller, desto besser?
Zeitliche Informationsverarbeitung
High Performance Touch (Video)
Experimentelle BefundeIndifferenzpunktKippfigurenFirst View-StudienAkamai: VideostartGoogle: „Users really respond to speed“ (Video)
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Überblick
Take Home Messages
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EinleitungDas UI ist ...
... zu langsam
... zu schnell
Was ist schlimmer?
... zu variabel!
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Zeitliche InformationsverarbeitungEbenen, Zeitschwellen, Integrationsstufen
• Fusionsschwelle: Gleichzeitigkeit/Ungleichzeitigkeitbis 30 ms
• Ordnungsschwelle: Aufeinanderfolge (früher/später)30 ms
• Perzeptive Verarbeitung/Reaktionszeit (die „Viertelsekunde“)150 ms - 250 ms
• Semantische Verarbeitung (die „Halbsekunde“, ein Gedanke)250 ms - 500 ms
• Subjektive Gegenwart (psychische Präsenzzeit, specious present)2000 ms - 3000 ms
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Zeitliche InformationsverarbeitungVisualisierung der zeitlichen Integration nach E. Pöppel
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Direkte Manipulation/Instante BedienungTastatur, Maus, Touch
Applied Sciences Group: High Performance TouchMicrosoft Research 2012, Video, 3:23http://www.youtube.com/watch?v=vOvQCPLkPt4
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Experimentelle BefundeIndifferenzpunkt nach Vierordt (1868)
Pöppel, E. (1997). Grenzen des Bewußtseins. Frankfurt: Insel (S. 71).
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Experimentelle MaterialNecker-Würfel
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Experimentelle BefundeNecker-Würfel (Meyer, unveröff.)
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Experimentelle BefundeNecker-Würfel (Meyer, unveröff.)
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Experimentelles MaterialWeitere Kippfiguren
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Experimentelle BefundeReversionsraten im Vergleich (Meyer, unveröff.)
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien (Meyer & Hildebrandt, 1998-2000)
Kontrollansichtfür den
Experimentator
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Experimentelles MaterialFirst View-Studien (Meyer & Hildebrandt, 1998-2000)
Beispiel einer Index-Seite
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien (Meyer & Hildebrandt, 1998-2000)
Beispiel einer Vorschau-Seitemit Thumbnails
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien (Meyer & Hildebrandt, 1998-2000)
Beispiel einer Seite mitGroßbild
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien: Power Law (Meyer, unveröff.)
Vier kurz aufein-anderfolgende Durchgänge á
60 Klicks (Systemantwort-
zeit konstantca. 200 ms)
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Experimentelles MaterialFirst View-Studien
Drei Beispiele für unterschiedlichviele Wahlmöglichkeiten
auf der Index-Seite (eingesetztfür die Studien zu Hick‘s Law)
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien: Hick‘s Law (Meyer, unveröff.)
Ausgewertet wurde die Reaktionszeitbis zur Auswahl auf den Index-Seiten
(Systemantwortzeit konstant ca. 200 ms)
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien: Pacemaker-Effekt
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien: Pacemaker-Effekt (CHI 2002)
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Experimentelle BefundeFirst View (Pacemaker-Effekt, CHI 2002)
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Experimentelle BefundeThadhani, 1981
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien: Strategy-Shift (Meyer, unveröff.)
Anzahlder
Klicks(von insg.55)
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Experimentelle BefundeFirst View-Studien: Rekognitions-Effekt
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Experimentelle BefundeViewers start leaving if video doesn’t play in 2 seconds
Krishan & Sitaraman, Akamai, IMC‘12, Nov. 2012, ACMhttp://people.cs.umass.edu/~ramesh/Site/HOME_files/imc208-krishnan.pdf
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Experimentelle BefundeUsers really respond to speed
Google's Marissa Mayer: Speed winshttp://www.youtube.com/watch?v=BQwAKsFmK_8
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Experimentelle BefundeJake Brutlag, Google, Inc., June 22, 2009
http://services.google.com/fh/files/blogs/google_delayexp.pdf
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Take Home MessagesPsychologischer Ausgang
Je kürzer die Systemantwortzeit ist, desto stärker „konzentriert“ sich der Benutzer auf die Gegenwart der Interaktion. Er bleibt also gedanklich bei der Interaktion.
Je länger die Systemantwortzeit ist, desto stärker ist die Einbeziehung zurückliegender und zukünftiger Interaktionszyklen...
... und desto stärker ist die „Ablenkung“ auf außerhalb der Interaktion liegende Sachverhalte.
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Take Home MessagesWarten und Erwarten
Es gibt bei dem Benutzer eine Erwartungshaltung, die davon ausgeht, dass die Systemantwortzeit der Komplexität der rechnerinternen Vorgänge entspricht.
Dabei gilt Maister‘s Law: Satisfaction = perception minus expectation
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Take Home MessagesTanz
Der Benutzer passt die Dauer seiner Aufgabenbearbeitung bis zu einer bestimmten Grenze der Dauer der Systemantwortzeit an. Er reagiert in zeitlicher Hinsicht "elastisch" auf das vom System vorgegebene Tempo.
Wenn die Kommunikation zwischen zwei Partnern abläuft, dann ergibt sich ein Rhythmus. Wer immer sehr schnell und viel auf einen länger nachdenkenden Gegenüber antwortet, übt damit gewissermaßen Druck auf ihn aus. Der Druck kann in Stress münden.
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Take Home MessagesBewusst und unbewusst
Systemantwortzeiten haben Auswirkungen, deren sich Benutzer gewahr werden: z.B. Verärgerung bei langer Wartezeit.
Systemantwortzeiten haben zusätzlich Auswirkungen, die sich sozusagen heimlich einschleichen: z.B. Veränderung der Arbeitsgeschwindigkeit bzw. des strategischen Vorgehens.
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Take Home MessagesKeine optimale Zeit
Es gibt keinen allgemeingültigen Wert zur optimalen Gestaltung der Systemantwortzeit; sie muss dem Setting angepasst werden.
Es ist zu insbesondere zu beachten, ob die Antwortzeit zwischen verschiedenen Tasks oder innerhalb eines Tasks auftaucht (Closure-Prinzip, „train of thought“, Brechung der subjektiven Gegenwart).
Die Variation der Antwortzeit hat einen starken Einfluss auf die subjektive Sicherheit des Benutzers bei der Interaktion.
Es ist darauf zu achten, dass die Antwortzeit sowohl zu schnell als auch zu langsam sein kann.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!meyer@artop.de