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Inhalt
Kohlenexportländer
Australien
Indonesien
Russland
Südafrika
China
Kolumbien
U S A
Kanada
Vietnam
Polen
Venezuela
Kohlengeologie und Fördertechnik
Lagerstätten
Fördertechniken
Aufbereitung
Transport und Umschlag von Steinkohlen
Literaturverzeichnis
Weltmarkt für SteinkohleOktober 2007
Dr. Wolfgang RitschelDr. Hans-Wilhelm Schiffer
Zusammenfassung
Märkte für Steinkohle
im weltweiten Energiemix
Begriffsbestimmung
Reserven/Förderung
Qualitätsanforderungen
Verbrauch nach Verwendungszwecken
Verbrauch nach Regionen
Perspektiven der Verbrauchsentwicklung
Umweltaspekte - fortgeschrittene Kohle-
technologien
Kohle-Verflüssigung
Welthandel
Nachfrage
Angebot
Entwicklung der Seefrachten
Nachfrage und Angebotszyklen
Neuformierung der Märkte
Repräsentative Kosten der Kohlenkette
Preisbildung
Vertragsformen
Einfluss der Strommärkte
Risikomanagement
Perspektiven
Fazit
50
50
55
61
65
70
75
79
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88
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24
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40
43
43
47
49
Inhalt
Weltmarkt für Steinkohle
6
lichen Entwicklungen für die Verbrauchssektoren
sowie Weltregionen. Bei Kesselkohlen wird der
Einsatz in Kraftwerken zunehmen, während der
Absatz im Wärmemarkt weiter rückläufig sein wird.
Der Kokskohlen-Verbrauch wird mit der wachsen-
den Roheisenproduktion steigen, wobei auch der
Kokskohlen-Welthandel nach Jahren der Stagnation
wieder zulegen wird, weil sich Anbieter und Abneh-
merstrukturen verschieben und die Nachfrage nach
hochwertiger Kokskohle steigt.
Der asiatische Raum besitzt bei Verbrauch und
Produktion ungebrochen die größte Wachstumsdy-
namik. Europa wird dagegen zukünftig einen eher
rückläufigen Trend bei Verbrauch und Produktion
aufweisen. Die Rücknahme unwirtschaftlicher
Inlandsproduktion wird teilweise über Kohlenim-
porte ausgeglichen. Gas und erneuerbare Energien
werden zusätzliche Marktanteile erobern.
Nord-, Mittel- und Südamerika sind Wachstumsmär-
kte bei Verbrauch und Produktion. Vor allem in den
USA gewinnt die Steinkohle in der Stromerzeugung
vor dem Hintergrund knapper werdender bezie-
hungsweise zur Neige gehender inländischer Öl-
und Gasreserven an Bedeutung.
Die vorliegende Studie beschreibt die weiterhin
wachsende Bedeutung der Steinkohle für die
Deckung des weltweiten Energiebedarfes. Dabei
wird insbesondere auf den seit Jahren zuneh-
menden, in den letzten Jahren besonders stark
gestiegenen Beitrag des internationalen Kohle-
handels zur Energieversorgung eingegangen.
Struktur und Funktionsweise des Steinkohlen-
welthandels werden erläutert. Die wichtigsten
Steinkohlenexportländer sind mit ihrem Export-
potenzial bei Förderung und Infrastruktur
sowie den maßgeblichen Akteuren dargestellt.
Steinkohlen tragen derzeit mit 4,3 Milliarden Ton-
nen Steinkohleneinheiten (Mrd. t SKE) bzw. 26 %
zum globalen Energieverbrauch bei. Die Steinkohle
hat dabei ihren Anteil am Weltenergiemix in den
letzten Jahren stetig steigern können, was in erster
Linie auf den rasanten Ausbau der Kohleproduktion
in China zurückzuführen ist. Mittlerweile werden
über 70 % der weltweiten Steinkohlenproduktion
zur Stromerzeugung eingesetzt, die den Elektrizi-
tätsbedarf der Welt damit zu 36 % abdeckt.
Alle maßgeblichen Prognosen gehen von einer
fortgesetzten Zunahme von Steinkohleproduktion
und Welthandel aus, allerdings mit unterschied-
Zusammenfassung
Weltweiter Energiemix 2006
Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2007 (Primärenergieverbrauch); Schätzung auf Basis der für das Jahr 2005 von der International Energy
Agency in Electricity Information (2007 Edition) ausgewiesenen Zahlen
Primärenergieverbrauch 16 Mrd. t SKE Stromerzeugung 19 Bill. kWh
Kernenergie 15 %
Wasser und Sonstiges 19 %
6 % Öl
20 % Gas
4 % Braunkohlen
Steinkohlen 36 %
Kernenergie 6 %
Wasser und Sonstiges 6 %
36 % Öl
24 % Gas
Braunkohlen 2 %
Steinkohlen 26 %
7
Hintergrund für das Wachstum ist nach wie vor der
Preisvorteil von Weltmarktkohle gegenüber Inlands-
steinkohle (z. B. Europa), Öl und Gas, sowie der
Energiebedarf zur Stromerzeugung vor allem in den
asiatischen Volkswirtschaften.
Das starke Wachstum der Kohleweltmärkte der letz-
ten Jahre und parallel dazu des Eisenerzmarktes hat
erstmals zu Anspannungen in der internationalen
Transportkette geführt, mit erheblichen Preisaus-
schlägen bei den Frachtraten. Aber auch in Hafen-
kapazitäten gab es Engpässe bei der Verladung von
Kohle und Erz. Inzwischen wird die Bulk-Carrier-
Flotte massiv ausgebaut, die Erweiterung von
Verladekapazitäten in Angriff genommen sowie die
Disponierung von Frachtraum optimiert, um künftig
Warteschlangen in den Exporthäfen zu vermeiden.
Insofern passt sich die Logistik den neuen Marktge-
gebenheiten flexibel an, und es ist auch zukünftig
mit einer leistungsfähigen, kostengünstigen und
effizienten Kohletransportkette zu rechnen.
Es ist aber unübersehbar, dass derzeit Ausbaumaß-
nahmen bei Gruben und vor allem bei der Infra-
struktur der steigenden Nachfrage hinterherlaufen.
Die verhaltene Investitionstätigkeit in der Niedrig-
preisphase bis etwa 2003 macht sich derzeit u. a. in
Australien durch Engpässe bemerkbar. Diese wer-
den aber absehbar überwunden.
Neben den traditionellen asiatischen und europä-
ischen Nachfragern nach Importkohle ist auch bei
den beiden größten Kohleproduzenten der Welt
Durch die starke Fokussierung der Öffentlichkeit
auf die Minderung der CO2-Emissionen bei der
Kohlenutzung haben die Anlagenbauer und Kohle-
verstromer eine Technologie-Offensive begonnen.
Durch Nachrüstung bestehender Kraftwerke, kurz-
und mittelfristigen Neubau von Kohlekraftwerken
mit höherem Wirkungsgrad und Entwicklung eines
CO2-freien Kraftwerkes soll der CO2-Ausstoss gemin-
dert werden. Bisher haben sich allerdings vor allem
die EU-27-Länder und Japan Verminderungsziele
gesetzt. Es ist dringend erforderlich, die USA,
Schwellenländer wie China, Indien und die Entwick-
lungsländer in den Prozess zur Begrenzung der CO2-
Emissionen einzubinden.
Zur Deckung des weltweit wachsenden Bedarfs
leistete der internationale Handel mit Steinkohlen
in den vergangenen Jahrzehnten einen steigenden
Beitrag. In den letzten Jahren hatte der Weltmarkt
für Steinkohlen an Dynamik gewonnen. So war das
Handelsvolumen seit 1999 mit gut 7 % pro Jahr und
damit um insgesamt 357 Mio. t gewachsen. Damit
umfasste der grenzüberschreitende Handel mit
Steinkohlen 2006 insgesamt 867 Mio. t. Davon ent-
fielen 782 Mio. t auf den seewärtigen Handel, die
sich mit 595 Mio. t auf Kesselkohlen und mit 187
Mio. t auf Kokskohlen aufteilen. 85 Mio. t Handels-
volumen wurden auf dem Landweg - überwiegend
zwischen benachbarten Nationen - abgewickelt.
An der weltweiten Steinkohlenproduktion von 5,4
Mrd. t im Jahr 2006 hat der grenzüberschreitende
Handel einen Anteil von 16 %.
Zusammenfassung
Weltsteinkohlenförderung und Seehandel 2006
782 Mio. t = 15 % Welthandel (maritim) davon 595 Mio. t Kesselkohlen187 Mio. t Kokskohlen
5,4 Mrd. t Steinkohlenförderung
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
Weltmarkt für Steinkohle
8
kender Kohlepreise ein Preisniveau erforderlich,
das die Unternehmen anregt, in Ersatz- und Zusatz-
kapazitäten zu investieren. Das internationale
Förderpotential ist geopolitisch gut gestreut und
nach wie vor in der Lage, trotz steigender Kosten
zur Deckung des Energie- und Rohstoffbedarfes der
Welt zunehmend beizutragen.
Langfristig, d. h. bis 2030 wird mit einem Anstieg
der Kohleproduktion zwischen knapp 1 % und gut
2 %/a gerechnet. Der Kohlewelthandel soll mit 1,5 -
3,0 %/a wachsen.
- China und die USA - ein wachsender Importbe-
darf für deren Küstenregionen zu erkennen, der
in 2006 ein Volumen von über 60 Mio. t erreichte
und weiter als steigend eingeschätzt wird. Auch in
Mittel- und Südamerika wird Kohle zunehmend in
Kraftwerken eingesetzt.
Auf der Angebotsseite für Kesselkohle verzeichnen
im pazifischen Raum Australien und Indonesien die
größten Zugewinne, im atlantischen Raum Russ-
land und Kolumbien. Südafrika stagniert derzeit in
seinen Exporten. Indonesien trug in 2006 mit 30
Mio. t zur Versorgung des atlantischen Marktes bei.
Bei Kokskohle baute Australien seine Position mit
66 % Marktanteil aus. Die USA und Kanada steigern
- angeregt durch das hohe Preisniveau - leicht ihre
Exporte. Eine Reihe neuer Länder könnte in Zukunft
das Kokskohlenangebot etwas verbreitern.
Im internationalen Handel mit Kesselkohle geht
der Trend zur Commoditisierung weiter, und viele
längerfristige Verträge werden in Anlehnung an
Preisindizes abgeschlossen. Der aktuelle Einkauf
hingegen wird weitgehend vom Stromabsatz her
bestimmt und ist durch kurzfristige Liefervereinba-
rungen geprägt. Zunehmend wird die Absicherung
der physischen Einkaufsposition durch Finanzinstru-
mente vorgenommen. Der Papierhandel weitete
sich stark aus und übertrifft das physische Handels-
volumen um das 2,5-fache.
Nach dem Wachstumsschub der jüngeren Vergan-
genheit (1999 - 2006) wird auch für die nächsten
Jahre eine Steigerung des Welthandelsvolumens
erwartet. Durch erhebliche Preissteigerung bei Öl,
Gas, Kohle und Koks hat sich das gesamte Energie-
preisniveau erhöht. Es bleibt abzuwarten, wie sich
der CO2-Handel in Europa auf die Wettbewerbssitu-
ation der Kohle auswirkt. In der ersten Handelspe-
riode von 2005 - 2007 war der Markt überversorgt,
was zu einem Nullpreis für Zertifikate Ende der Han-
delsperiode führte. Für 2008 - 2012 werden der-
zeit die CO2-Preise in einer Bandbreite von 15 - 25
Euro/t CO2 geschätzt.
Für einen weiteren Ausbau des Kesselkohlenwelt-
handels ist allerdings nach Jahrzehnten real sin-
9
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
Begriffsbestimmung
Kohle ist ein weltweit verbreiteter und reichlich
vorhandener, aus pflanzlichen Substanzen hervor-
gegangener Brenn- und Rohstoff. Ihre vielfältigen
Entstehungsbedingungen reichen z. T. bis zu vier -
hun dert Millionen Jahre zurück. Im erdgeschicht-
lichen Zeitablauf ist eine breitgefächerte Palette
von Kohlearten mit unterschiedlichen Stoffeigen-
schaften entstanden. Nach dem jeweiligen Inkoh-
lungsgrad und damit auch der Energieintensität,
wird dieser Energieträger in Anthrazit, bituminöse-,
subbituminöse und Braunkohlen unterteilt. Dabei
sind Anthra zitkohlen durch einen hohen Kohlen-
stoffgehalt bei sehr geringem Anteil an Feuchtig-
keit und flüchtigen Bestandteilen gekennzeichnet.
Für Braunkohlen - jung in erdgeschichtlicher
Entwicklung - gilt ein umgekehrtes Verhältnis.
Bituminöse- und subbituminöse Kohlen rangieren
zwischen diesen beiden Eckpunkten bei fließender
Abgrenzung zur Braunkohle. Der internationalen
Praxis folgend werden in dieser Studie dem Begriff
Steinkohlen anthrazitische, bituminöse und ein
erheblicher Teil der subbituminösen Kohlen zuge-
rechnet. Je nach Verwendung und Qualität der
Steinkohlen wird von metallurgischen oder Koks-
kohlen und von Kesselkohlen gesprochen.
Reserven/Förderung
Die Einschätzung der Kohlenvorkommen unterliegt
einer ständigen aber uneinheitlichen und unsyste-
matischen Aktualisierung. Während bei Öl und Gas
systematisch Jahr für Jahr Aktualisierungen vorge-
Reserven
Weltweite Verteilung der Reserven an Steinkohle (Mrd. t SKE)
20
119
219
41
11
95
111
167
Gesamtmenge 736 Mrd. t SKE
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR (2007), Stand 31.12.2006
52
Mittel- und Südamerika
Nordamerika
Afrika
Europa
Naher Osten
GUS
Indien
VR China
Sonstiges Asien
Australien
Weltmarkt für Steinkohle
10
Aktuelle Reserveeinschätzungen für Steinkohle
auf der Basis der derzeitigen Kenntnisse über die
weltweit wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte (siehe
Tabelle) liegen bei 736 Mrd. t entsprechend etwa
640 Mrd. t SKE. Diese jüngste Schätzung stammt
von der Bundesanstalt für Geowissenschaft und
Rohstoffe (BGR).
Die Ressourcen von Hartkohlen werden von der BGR
in 2007 auf 8.817 Mrd. t geschätzt. Das Verhältnis
von Ressourcen zu Reserven beträgt 12 zu 1 und
hat sich mit der letzten Schätzung (5:1) erheblich
verbessert.
Nach Angaben der Energy Information Administra-
tion (EIA) des US-Departments of Energy (DOE)
verteilen sich die globalen Reserven an Steinkohlen
mit 53 % auf Anthrazit und bituminöse Kohlen, mit
30 % auf subbituminöse Kohlen und mit 17 % auf
Braunkohle.
Im Unterschied zu den Öl- und Erdgas-Lagerstätten
sind die Kohlereserven geografisch breit gestreut,
wobei die Schwerpunkte in den USA, in Russland
und in China liegen. Des Weiteren verfügen vor
allem Indien, Australien, Südafrika, Ukraine und
Kasachstan über bedeutende Vorkommen an Koh-
len.
nommen werden, ist dies bei Kohle bisher nicht der
Fall. Der Grund liegt möglicherweise darin, dass
bisher für Öl und Gas immer wieder das absehbare
Ende der Vorkommen vorhergesagt wurde und
durch aktualisierte Schätzungen der Branche wider-
legt werden musste.
Bisher war Kohle hinsichtlich der Reichweite außer-
halb jeder Diskussion, und insofern bestand auch
keine Notwendigkeit für eine regelmäßige jährliche
Aktualisierung. Bei einer solchen ist jedoch davon
auszugehen, dass sich sowohl Ressourcen als auch
Reserven noch weiter erhöhen, da Kohle bisher bei
weitem nicht in den Maßen wie Öl und Gas explo-
riert und genauer untersucht wurde, wie es bei Öl
und Gas der Fall ist.
Bei den Rohstoffvorkommen, und derzeit auch
Kohle, ist zwischen den Begriffen „Ressourcen“ und
„Reserven“ zu unterscheiden. Ressourcen sind die
gesamte Substanz an Kohle in einer Lagerstätte.
Die Reserven sind davon der Teil, der nach heutigen
technisch wirtschaftlichen Maßstäben abbaubar
ist. Mit steigenden Kohlepreisen können aus dem
Ressourcenbereich Lagerstätten teils den Reserven
zuwachsen, da nun gegebenenfalls höhere Gewin-
nungskosten verkraftet und profitabel gearbeitet
werden kann.
Reserven und Förderung von Steinkohlen nach Regionen
Europa
GUS
Afrika
Nordamerika
Südamerika
VR China
Übriges Asien
Australien/Neuseeland
Sonstige
Insgesamt
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, 2007Quelle: Förderung VDKi / BP Statistical Review of World Energy, June 2007
Reserven Stand 2006 Förderung 2006 Reichweite inJahren
19
111
53
219
20
167
106
41
0
736
2,6
15,1
7,2
29,8
2,7
22,7
14,4
5,5
0,0
100,0
162
483
247
1.087
72
2.326
595
302
77
5.351
3,0
9,0
4,6
20,3
1,3
43,5
11,1
5,6
1,6
100,0
117
230
215
201
278
72
178
136
0
138
Mrd. t % Mio. t %Region
N rwe broschure weltmarktsteinkohle fin.indd 10 29.11.2007 13:38:28 Uhr
11
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
Andere Qualitätsanforderungen werden an Kes-
selkohlen gestellt, die im industriellen Bereich
hauptsächlich zur Erzeugung von Dampf und Pro-
zesswärme eingesetzt werden. So verlangt die dort
angewandte Verbrennungstechnik in der Regel
den Einsatz nach bestimmten Korngrößen (Bereich
6 - 80 mm) klassierter, d. h. stückiger Grobkohlen.
Auch hier werden niedrige Wasser- (3 - 6 %) und
Aschegehalte (3 - 5 %) bei geringen Schwefelantei-
len erwartet.
Kleinverbraucher und Haushalte werden ebenfalls
mit klassierten Kohlen (Nusskohlen) unterschied-
licher Körnungsbereiche von 8 - 80 mm sowie mit
niedrigen Feuchte-, Asche- und Schwefelgehalten
beliefert. Einen erheblichen Anteil stellen hier
anthrazitische Kohlen mit einem Gehalt an flüch-
tigen Bestandteilen von < 14 %.
Eine engere Bandbreite der Qualitätsparameter gilt
für Kokskohlen (hard coking coal), die in Kokereien
eingesetzt werden. Das dabei anfallende Produkt
Koks wird überwiegend in der Stahlindustrie, aber
auch in der Buntmetallurgie eingesetzt. Der Einsatz
als Hüttenkoks im Hochofen erfordert zunächst
einen Rohstoff, der sowohl asche- wie auch schwe-
felarm ist, d. h. die in der Kokerei eingesetzte Koh-
lenmischung setzt dafür Grenzen von maximal 8 %
bzw. 1 %. Darüber hinaus sind jedoch bestimmte
Verkokungseigenschaften der Kohle gefragt. Dazu
zählen sowohl deren Gehalt an flüchtigen Bestand-
teilen (27 ± 7 %), vor allem aber das in erster Linie
an der Blähzahl von 4 - 7 gemessene Verkokungs-
verhalten. Dazu kommt noch die Koksfestigkeit
(CSR-Wert), die durch den sinkenden spezifischen
Koksverbrauch weiter an Bedeutung gewonnen hat.
In der Regel wird Hüttenkoks nicht aus einer ein-
zigen, sondern aus einer Mischung von Kokskohlen
verschiedener Herkunft mit einem Durchschnitts-
gehalt an flüchtigen Bestandteilen von rund 27 %
hergestellt.
Aber auch Kokskohlen niedriger Blähzahl, d. h. von
1 - 3 finden in der Koksherstellung als sog. soft
coking coal Verwendung. Sie ergeben bei ihrer Ver-
kokung für sich allein zwar nur einen Koks geringer
d. h. unzureichender Festigkeit. Durch thermische
Allein die oben genannten wirtschaftlich gewinn-
baren Steinkohlenreserven, d. h. ohne Einbeziehung
der nachgewiesenen Ressourcen im Umfang von
8.817 Mrd. t, gewährleisten - bezogen auf den
aktuellen Jahresverbrauch - eine Reichweite von
140 - 150 Jahren.
Reservenhöhe und Förderniveau korrespondieren
nicht immer miteinander. Dieses gilt insbesondere
für die GUS-Staaten; dort werden die Fördermög-
lichkeiten wegen der großen Entfernungen zwi-
schen den Lagerstätten und den Verbrauchszentren
und der ausreichenden Verfügbarkeit von Öl und
Gas nur begrenzt genutzt. In der VR China hinge-
gen dominiert nach wie vor die Kohle wegen der
erst langsamen Mobilisierung konkurrierender
Energiequellen den Energiemarkt. Gleiches gilt
für die Region „Ferner Osten“, in der Indien bei
ebenfalls hoher Kohlenintensität des Landes der
maßgebende Steinkohlenproduzent ist, gefolgt von
Indonesien.
Qualitätsanforderungen
Kohle ist eine heterogene Energiequelle. Die Qua-
litätsparameter, wie Heizwert sowie Schwefel- und
Aschegehalt, variieren beträchtlich zwischen den
verschiedenen Lagerstätten und selbst innerhalb
einzelner Kohleflöze.
Die verschiedenen Einsatzbereiche der Steinkohle
erfordern unterschiedliche Qualitätseigenschaften.
Dominierender Qualitätsparameter importierter
Kesselkohlen für den Einsatz in Kraftwerken ist
daher aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ein mög-
lichst hoher Heizwert (Hu > 6.000 Kcal/kg), der
durch geringe Wasser- und Aschegehalte (zusam-
men < 25 %) gewährleistet wird. Dazu kommen
ein niedriger Gehalt an Schwefel (< 1 %) sowie
spezielle Anforderungen an die chemische Zusam-
mensetzung der anfallenden Asche sowie deren
Schmelzverhalten. Ein geringer Anteil an flüchtigen
Bestandteilen (< 20 %) erweist sich bei der Verbren-
nung in Kraftwerken moderner Bauart als nachtei-
lig. Zur Stromerzeugung eingesetzte Importkohlen
werden als Feinkohle, d. h. mit einer Körnung von
0 - 50 mm angeliefert.
Weltmarkt für Steinkohle
12
Stelle. Der Anteil der Steinkohle am weltweiten
Primärenergieverbrauch betrug 2006 rund 26 %.
Die verzeichnete Zunahme ist maßgeblich von Chi-
na beeinflusst, aber auch andere Förderregionen
legten zu. Der dynamische Globaltrend der letzten
Jahre gilt jedoch nicht für alle Einsatzgebiete und
Weltregionen gleichermaßen.
Die Weltsteinkohlenförderung von 5,4 Mrd. im Jahr
2006 (entsprechend 4,3 Mrd. t SKE) gliedert sich
auf in ca. 4,7 Mrd. t (87 %) Kesselkohle und 0,7
Mrd. t (13 %) Kokskohle. Der überwiegende Teil der
Kesselkohle wird zur Stromerzeugung eingesetzt.
Der Anteil beträgt etwa 4,0 Mrd. t bzw. 74 % des
Weltsteinkohlenverbrauchs. Die weltweite Stromer-
zeugung basiert zu 36 % auf Steinkohle.
Der Wärmemarkt - d. h. Abnehmer außerhalb der
Elektrizitätswirtschaft und der Stahlindustrie -
umfasst z. B. Zementwerke, Papierfabriken und
andere gewerbliche Verbraucher. Außerdem gibt
es noch einen Hausbrandbereich, der in den osteu-
ropäischen Ländern, der Türkei sowie in China und
Nordkorea noch ausgeprägt vorhanden ist. Dieser
Markt wird weltweit auf 700 Mio. t geschätzt. Sein
Anteil verringerte sich von 43 % in 1980 auf etwa
13 % des Weltsteinkohleverbrauches in 2006 und
wird weiter rückläufig erwartet. Durch die hohen
Öl- und Gaspreise könnte sich der Rückgang aber
verlangsamen.
Vorbehandlung oder mechanische Verdichtung
beim Einbringen in den Koksofen - zusammen mit
„hard coking coal“ - wird diese am Markt auch
preiswertere Kohlenart vor allem in Japan in erheb-
lichem Umfang auch zur Herstellung von qualitativ
hochwertigem Hüttenkoks genutzt.
Eine wachsende Verwendung im metallurgischen
Bereich finden Steinkohlen inzwischen auch als
Hochofeneinblas- bzw. PCI-Kohle (pulverized coal
injection). In den achtziger Jahren als Ersatz-
brennstoff für teuer gewordenes Schweröl gedacht
ersetzen die als Kohlenstaub oder feinkörnige Kohle
in den Hochofen eingeblasenen PCI-Kohlen dort
inzwischen zu einem erheblichen Teil auch den rela-
tiv teuren Hüttenkoks. Dazu eignen sich alle schwe-
fel- und aschearmen Steinkohlen, wobei das Qua-
litätsspektrum von der zunehmend bevorzugten
Anthrazitkohle bis in den Bereich hochflüchtiger
Kessel- und Semisoft-Kokskohlen reicht. Vor allem
letztere finden in Japan auch als PCI-Kohlen Ver-
wendung. Ihr Anteil am globalen Energieverbrauch
ist jedoch mit knapp 50 Mio. jato gering.
Verbrauch nach Verwendungszwecken
Seit 2001 ist der Steinkohlenverbrauch von 2,9 Mrd.
t SKE weltweit um rund 1,6 Mrd. t SKE auf 4,5 Mrd.
t SKE (+ 55 %) in 2006 gewachsen. Damit steht die
Steinkohle in der Rangliste der wichtigsten Energie-
träger - nach Mineralöl und vor Erdgas - an zweiter
Braunkohlen
Steinkohlen
Beitrag der Kohlen zur Stromerzeugung 2005
Quelle: IEA, Electricity Information 2007, tables 1.2 and 1.3
0%
25%
50%
75%
100%
Süd
afri
ka
Pole
n
Aus
tral
ien
Chi
na
Isra
el
Kasa
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eche
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an
USA
Deu
tsch
land
Wel
t
93 92
79 78 7170 66 64
60 5953 50 48 39
93
54
7978 71 70 66
7
5348
21
3538
212 2
53 59
274
13
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
Importhäfen trotz hoher Zuwachsraten verknappt.
Dies führte in den letzten Jahren (2003 - 2007)
immer wieder zu erheblichen Preisaufschlägen.
Bei weiter hohen Ausbauraten der Flotte ist aber
mit einer Normalisierung der Frachtraten zu rech-
nen, sodass auch künftig Steinkohlen aus Zechen
mit niedrigen Gewinnungskosten und logistisch
günstiger Lage zu den Seehäfen nach wie vor kon-
kurrenzfähig an überseeische Verbraucher geliefert
werden können.
Der seewärtige Welthandel ist in den letzten Jahren
auf 782 Mio. t gewachsen und hat trotz zeitweise
hoher Seefrachten in 2006 um 56 Mio. t zugenom-
men. Dies entspricht einem Anteil der seewärtigen
Der metallurgische Bereich mit einem Anteil von
ebenfalls 13 % (rund 700 Mio. t) wuchs seit 2001
um ca. 120 - 130 Mio. t. Der wesentliche Mehrver-
brauch an Kokskohle war vor allem in China und
teilweise Russland zu verzeichnen und konnte
weitgehend aus der jeweiligen Inlandsförderung
gedeckt werden. Zur Roheisenerzeugung wird vor
allem in China der Hochofenprozess angewandt,
da alternative Verfahren mangels ausreichendem
Schrottaufkommen keine Basis haben. Durch die
derzeitigen hohen Kokskohlen- und Kokspreise
bedingt, wird weiter an der Optimierung des Hoch-
ofenprozesses gearbeitet, und die Technologie des
Einblasens von Kohlenstaub hat einen neuen Schub
bekommen, um Koks zu sparen.
Verbrauch nach Regionen
Steinkohlen werden überwiegend in der näheren
Umgebung ihrer Gewinnung, d. h. der Lagerstätten,
verbraucht. Grund dafür ist der - verglichen mit Öl
und Gas - niedrige Energieinhalt der Kohle. Weite,
häufig teure Landtransporte belasten die Wirt-
schaftlichkeit eines Einsatzes in großer Entfernung
von der Lagerstätte. In den letzten Jahren hat sich
das Seefrachtangebot durch das starke Wachstum
des seewärtigen Eisenerz- und Kohlehandels, län-
gere Fahrrouten und Engpässen in Export- und
Entwicklung des Weltenergieverbrauchs nach Energieträgern (in Mrd. t SKE)
Mineralöl
Erdgas
Kernenergie
Wasserkraft
Steinkohlen
Braunkohlen
Summen
Anteil Steinkohlen %
Anteil Braunkohlen %
Anteil Kohlen gesamt %
Anteil Mineralöl %
Anteil Erdgas %
Anteil Kernenergie %
Anteil Wasserkraft %
Summen %
4,35
1,86
0,24
0,64
2,50
0,42
10,01
25,0
4,2
29,2
43,5
18,6
2,4
6,3
100,0
4,05
2,15
0,50
0,67
2,85
0,42
10,64
26,8
3,9
30,7
38,1
20,2
4,7
6,3
100,0
4,48
2,52
0,74
0,73
2,82
0,38
11,67
24,2
3,3
27,4
38,4
21,6
6,3
6,3
100,0
4,71
2,81
0,76
0,82
2,90
0,34
12,34
23,5
2,8
26,2
38,2
22,8
6,2
6,6
100,0
5,13
3,18
0,85
0,39
2,79
0,33
13,17
21,2
2,5
23,7
39,0
24,1
6,5
6,7
100,0
5,79
3,77
0,94
1,00
4,11
0,33
15,94
25,8
,2,1
27,9
36,3
23,7
5,9
6,2
100,0
5,83
3,86
0,95
1,03
4,31
0,33
16,31
26,4
2,0
28,4
35,7
23,7
5,8
6,4
100,0
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006
Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2007; Verein der Kohlenimporteure
Weltsteinkohlenverbrauch nach Sektoren 1980 und 2006
1980 Mrd. t %
Insgesamt 2,80
davon
Kraftwerke 1,00 36
Stahlindustrie 0,60 21
Wärmemarkt 1,20 43
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
5,40
4,00
0,70
0,70
74
13
13
2006Mrd. t %
Weltmarkt für Steinkohle
14
Weitere wichtige Steinkohleverbraucher im asia-
tisch/pazifischen Wirtschaftsraum sind Südkorea,
Taiwan, Indonesien und Thailand. Während Indone-
sien in einer vergleichbaren Situation wie Austra-
lien ist (Netto-Exporteur bei Steinkohlen), sind die
anderen genannten Staaten überwiegend auf eine
Versorgung durch den Weltmarkt angewiesen.
Die - nach dem asiatisch/pazifischen Wirtschafts-
raum - zweitwichtigste Steinkohlenverbrauchsregi-
on ist Nordamerika. Über 90 % des Steinkohlenver-
brauchs Nordamerikas von insgesamt rund 1 Mrd. t
entfallen auf die USA.
In Mittel- und Südamerika zählte die Kohle in der
Vergangenheit nicht zu den zentralen Säulen der
Energieversorgung. So ist der Anteil der Kohle am
gesamten Energieverbrauch dieser Region auf 4 %
begrenzt. Mehr als 60 % des Kohleverbrauchs in
Mittel- und Südamerika entfallen auf Brasilien, das
Land mit der weltweit zehntgrößten Stahlindustrie.
Die weiteren wichtigsten Kohleverbraucher mit
kleinen Mengen sind Kolumbien, Chile, Argentinien,
Peru und Venezuela.
Afrika ist mit 3 % am weltweiten Kohleverbrauch
beteiligt. Der entscheidende Markt ist Südafrika.
Auf diesen Staat entfallen mehr als 90 % des Koh-
leverbrauchs des gesamten Kontinents. Dessen
Deckung erfolgt aus inländischer Produktion. Dane-
ben gehört Südafrika zu den weltweit wichtigsten
Exportländern für Steinkohle.
Kohleverbrauch und -förderung in den 15 GUS-
Staaten konzentrieren sich auf Russland, Ukraine
und Kasachstan. Deren Versorgung stützt sich
auf die jeweilige inländische Förderung. In allen
diesen Staaten hält die Kohle einen signifikanten
Anteil an der Stromerzeugung. Die Entwicklung des
Verbrauchs war in den letzten zehn Jahren - nach
verzeichneten Verbrauchsrückgängen infolge von
Umstrukturierungen innerhalb dieser Volkswirt-
schaften - durch Anstieg vor allem in Russland
gekennzeichnet.
In West- und Zentraleuropa dämpfen Umwelt- und
insbesondere Klimaanforderungen zunehmend
Exporte an der Weltsteinkohlenförderung von
rund 15 %; zusammen mit dem Binnenhandel von
80 Mio. t ergibt sich ein Handelsanteil von rund
16 %.
Der wichtigste Markt für Steinkohlen ist der asia-
tisch/pazifische Wirtschaftsraum. Der Steinkoh-
lenverbrauch in dieser Region belief sich 2006 auf
rund 2,7 Mrd. t SKE. Dies entspricht mehr als 60 %
des weltweiten Steinkohlenverbrauchs. Eine beson-
ders dynamische Verbrauchsentwicklung war in Chi-
na zu verzeichnen. Haupttreiber der dort und auch
in den anderen asiatischen Staaten gewachsenen
Kohlenachfrage war der stark zunehmende Elektri-
zitätsbedarf.
Der nach China bedeutendste Steinkohleverbrau-
cher ist Indien. Mehr als zwei Drittel des Kohle-
verbrauchs in Indien wird für die Stromerzeugung
genutzt. Der Bedarf an Kohlen wird überwiegend
durch die inländische Förderung, aber auch zuneh-
mend durch Importe gedeckt.
Die Situation in den "reifen" asiatisch/pazifischen
Märkten, insbesondere in Australien, Japan, Süd-
korea und Taiwan, unterscheidet sich grundlegend
von den Gegebenheiten in China und Indien. Die
australische Kohle wird zum größten Teil exportiert;
gleichzeitig wird aber etwa 25 % der Fördermenge
in Australien selbst genutzt. Mehr als drei Viertel
der Stromerzeugung des Landes basieren auf dem
Einsatz heimischer Kohle.
Zusammen mit China, USA, Indien, Russland und
Südafrika ist Japan eines der größten Steinkohle-
verbrauchsländer. Japan deckt praktisch seinen
gesamten Kohlebedarf durch Importe, in hohem
Maße aus Australien. Etwa 44 % der in Japan
verbrauchten Kohle wird in der Stahlindustrie ein-
gesetzt; Japan ist der weltweit zweitgrößte Stahl-
produzent (nach China). Außerdem leistet Kohle in
Japan einen erheblichen Beitrag zur Stromerzeu-
gung. So basiert mehr als ein Viertel der Stromver-
sorgung des Landes auf dem Einsatz importierter
Steinkohlen.
15
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
den Einsatz von Kohle in ihrem wichtigsten Anwen-
dungsbereich, der Stromerzeugung. Zum anderen
können große Teile des europäischen Steinkohlen-
bergbaus mit den Weltmarktbedingungen nicht kon-
kurrieren. Ein Teil des Förderrückgangs wird durch
Importe ausgeglichen. Wichtigste Verbraucherlän-
der in dieser Region sind Deutschland, Polen, Groß-
britannien, Spanien, Türkei, Italien und Frankreich.
Perspektiven der Verbrauchsentwicklung
Gemäß dem Inetrnational Energy Outlook 2007,
den die Energy Information Administration (EIA)
des US-Departments of Energy (DOE) im Mai 2007
vorgelegt hat, zeichnen sich folgende Perspektiven
bis 2030 ab.
Der Weltkohleverbrauch erhöht sich bis 2030 mit
jahresdurchschnittlichen Raten von 2,2 % im Ver-
gleich zum Jahr 2004. Das würde einem absoluten
Anstieg um mehr als 70 % innerhalb des genannten
Zeitraums entsprechen. Auch gegenüber dem bis
2006 deutlich erhöhten Niveau würde sich rechne-
risch noch ein Anstieg von fast 50 % ermitteln. Bei
dieser Entwicklung bliebe der Anteil der Kohle am
Weltenergieverbrauch weitgehend unverändert.
Der Referenzfall von DOE/EIA weist für die stark
wachsenden Volkswirtschaften Asiens eine Ver-
dopplung des Kohleverbrauchs bis 2030 aus. Damit
entfallen rund drei Viertel der erwarteten weltwei-
ten Verbrauchszunahme an Steinkohlen auf die
Schwellenländer in Asien. Haupttreiber dieser Ent-
wicklung sind die Strommärkte Chinas und Indiens.
Insgesamt wird das Wachstum der Kohlenachfrage
auf 3,3 % pro Jahr (China) bzw. 2,4 % por Jahr
(Indien) beziffert. Dahinter steht die Annahme
eines jahresdurchschnittlichen Wirtschaftswachs-
tums (real) von 6,5 % (China) bzw. 5,7 % (Indien.
In China wird der notwendige Nettozuwachs an
Kohlekraftwerkskapazitäten (Saldo aus Zubau und
altersbedingtem Abbau) im Zeitraum 2004 bis 2030
auf 497 GW beziffert. Dieser enorme Anstieg wird
als notwendig angesehen, um die Nachfrage nach
Elektriztität zu decken. Zum Vergleich: Ende 2004
betrug die Kohlekraftwerkskapazität in China
271 GW. Ein Großteil des erwarteten Bedarfsan-
stiegs in China geht ferner auf die Entwicklung
einer groß dimensionierten Kohle-Verflüssigungsin-
dustrie zurück.
Mrd. t SKE
Welt-Kohleverbrauch nach Regionen 2004 – 2030
Quelle: DOE/EIA, International Energy Outlook 2007, Washington 2007, Reference Scenario
0
2,5
5
7,5
2004 2010 2015 2020 2025 2030
Nordamerika
China
Sonstige Staaten
OECD Europa
Russland
IndienAfrika
OECD Asien/Australien
Weltmarkt für Steinkohle
16
In Indien entfallen fast 70 % des geschätzten Ver-
brauchsanstiegs bei Kohle auf den Elektrizitätssek-
tor. Nach der Prognose von DOE/EIA erhöht sich
die Kraftwerkskapazität auf Basis Kohle in Indien
von 82 GW im Jahr 2004 um 104 GW auf 186 GW
im Jahr 2030.
Die künftige Entwicklung des Energieverbrauchs
und dessen Deckung in China und in Indien ist
Schwerpunkt des World Energy Outlook 2007 der
International Energy Agency. Diese ebenfals bis
2030 reichende Analyse erscheint im November
2007.
Ein signifikanter Zuwachs des Kohleeinsatzes in der
Stromerzeugung wird daneben für Taiwan, Vietnam,
Indonesien und Malaysia erwartet. Dort befindet
sich neue Kohlekraftwerkskapazität in größerem
Umfang im Bau und in Planung.
Der nach China weltweit größte Kohleverbraucher
sind die USA. DOE/EIA erwartet im untersuchten
Referenzfall, dass sich der Kohleverbrauch der USA
im Zeitraum 2004 bis 2030 um 50 % erhöht. In der
USA basieren 50 % der Stromerzeugung auf dem
Einsatz von Kohle. Während für den Zeitraum bis
2015 mit einem Ausbau der Erdgas basierten Stro-
merzeugung gerechnet wird, geht DOE/EIA für den
Zeitraum nach 2015 davon aus, dass im Zuge dann
steigender Erdgaspreise erneut auf Kohle in der
Stromerzeugung gesetzt wird. Die Schätzung für
den Zubau neuer Kohlekraftwerkskapazität im Zeit-
raum 2015 bis 2030 beläuft sich auf 140 GW. Diese
Annahme wird allerdings mit der Einschränkung
verknüpft, dass eine Änderung der gegenwärtigen
Gesetzeslage und der politischen Rahmenbedin-
gungen starke Auswirkungen auf die Projektionen
hätte.
Für West- und Zentraleuropa wird ein Rückgang
des Kohleverbrauchs um 0,5 % pro Jahr im Zeit-
raum 2004 bis 2030 prognostiziert. Dennoch
bleibt OECD-Europa nach Einschätzung von DOE/
EIA ein wichtiger Markt für Kohle. Bedeutendste
Kohle verbrauchende Länder dieser Region sind
Deutschland, Polen, Großbritannien, Spanien,
Türkei und Tschechien. Als wichtigste Faktoren, die
den Kohleverbrauch in Europa dämpfen, werden
der vergleichsweise geringe Anstieg der Strom-
nachfrage, die zunehmende Nutzung von Erdgas
im Kraftwerksbereich und in der Industrie sowie
die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien bei
gleichzeitigem Abbau noch bestehender Subventi-
onen zugunsten von Steinkohle genannt.
Russland ist der weltweit viertgrößte Kohlever-
braucher - nach China, USA und Indien. 20 % der
Stromerzeugung des Landes basieren auf dem
Einsatz von Kohle. Die langfristige Energiestrate-
gie Russlands ist auf einen Neu- und Ersatzbau an
Kraftwerkskapazitäten insbesondere auf Basis Kern-
energie, Erdgas und Kohle gerichtet. Neue
Kohlekraftwerkskapazität mit fortschrittlicher Tech-
nik soll schwerpunktmäßig in der Kohle reichen
sibirischen Region (Zentral-Russland) errichtet wer-
den. Der Bau von effizienten Gaskraftwerken soll im
Westen und im fernen Osten des Landes erfolgen.
94 % des Kohleverbrauchs des Kontinents Afrika
entfallen auf Süd-Afrika. In Süd-Afrika hat die stark
steigende Nachfrage nach Strom bei Eskom, dem
staatlichen Stromversorgungsunternehmen, zu der
Entscheidung geführt, drei große - bereits stillge-
legte - Kohlekraftwerke (Camden, Grootolei und
Komati) wieder in Betrieb zu nehmen. Die Anlagen
mit einer Gesamtkapazität von 3,8 GW sollen noch
im Jahr 2007 wieder ans Netz gehen. Ferner ist der
Bau neuer Kohlekraftwerke geplant und zwar nicht
nur in Südafrika, sondern auch in Mozambique,
Zimbabwe, Tanzania und Botswana.
In Südamerika bestimmt insbesondere die Situ-
ation in Brasilien die künftige Entwicklung. 56 %
der Kohlenachfrage Südamerikas entfallen auf
Brasilien. Chile, Kolumbien, Puerto Rico, Peru und
Argentinien sind die nächstwichtigen Kohleverbrau-
cher. Angesichts einer erwarteten Ausweitung der
Produktionskapazität im Stahlbereich - Brasilien
verfügt über die weltweit achtgrößte Stahlindustrie
- und des geplanten Neubaus von Kohlekraftwer-
ken wird für Brasilien mit einer überproportional
starken Zunahme des Kohleverbrauchs gerechnet.
So schätzt DOE/EIA den jahresdurchschnittlichen
Anstieg im Zeitraum 2004 bis 2030 für Brasilien auf
17
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
3,3 % im Vergleich zu einem prognostizierten Mit-
telwert für Mittel- und Südamerika von 2,8 %.
Für die OECD-Staaten Asiens (Japan und Südko-
rea) sowie für Australien und Neuseeland wird das
durchschnittliche Kohleverbrauchswachstum im
Zeitraum 2004 bis 2030 auf 0,9 % pro jahr bezif-
fert. Dabei differiert die Einschätzung je nach Land
relativ stark. Für Australien/Neuseeland und insbe-
sondere für Südkorea wird noch mit einer Zunahme
der Nachfrage um mehr als 1 % pro Jahr gerechnet.
Im Unterschied dazu wird für Japan eine leichte
Abschwächung des Kohleverbrauchs (-0,1 % pro
Jahr im Zeitraum 2004 bis 2030) erwartet.
Die für den Referenzfall des International Energy
Outlooks 2007 des DOE/EIA dargelegten Ergeb-
nisse gelten für ein Szenario, bei dem die gegen-
wärtig gültigen Gesetze und Politiken innerhalb
des Prognosehorizonts unverändert bleiben. Sie
sind insoweit nicht als Prognose zu verstehen. Eine
Prognose würde vielmehr Änderungen der energie-
politischen Rahmensetzung innerhalb der bevorste-
henden 25 Jahre unterstellen - mit entsprechenden
Auswirkungen auf die Höhe und die Struktur des
Energieverbrauchs.
Auch der World Energy Outlook der International
Energy Agency (IEA) geht im Referenz-Szenario
von unveränderten Politiken der Regierungen aus.
Entsprechend kommt die IEA in diesem - mit dem
Referenzfall von DOE/EIA vergleichbaren - Szenario
zu einer nahezu identischen weltweiten Entwick-
lung des Kohleverbrauchs - gekennzeichnet durch
einen jahresdurchschnittlichen Anstieg bis 2030 um
gut 2 %. Deutliche Unterschiede zwischen DOE und
IEA zeigen sich allerdings bei der Einschätzung der
Tendenzen bezüglich der Kohlenachfrage nach Kon-
tinenten und nach Staaten.
Zusätzlich zum Referenz-Szenario untersucht die
IEA im Rahmen eines alternativen Politik-Szenarios
die Auswirkungen eines Bündels politischer Maß-
nahmen der Regierungen, die weltweit zur Verbes-
serung der Versorgungssicherheit und insbesonde-
re zur verstärkten Klimavorsorge in Erwägung gezo-
gen werden. In diesem Alternative Policy Scenario
fällt der Anstieg des globalen Energieverbrauchs
geringer aus als im Referenz-Szenario. Dies gilt vor
allem für den Kohleverbrauch. So wird in diesem
Szenario die Zuwachsrate im globalen Kohlever-
brauch weniger als halb so hoch eingeschätzt wie
im Referenz-Szenario der IEA.
Umweltaspekte - fortgeschrittene Kohle -
technologien
Im Zentrum der Umweltdebatte steht seit Jahren
die weltweite Klimavorsorge.
Es wird davon ausgegangen, dass die Emissionen
von Treibhausgasen eine Erhöhung der Temperatur
der Erdatmosphäre bewirken und dadurch ein Kli-
mawandel ausgelöst wird. Auf dem Weltklimagipfel
in Kyoto (dritte Konferenz der Vertragsstaaten zu
diesem Thema) wurden erstmals konkrete Ver-
pflichtungen zur Verminderung der Emission von
Treibhausgasen festgelegt. 38 Industriestaaten
vereinbarten für den ersten Verpflichtungszeitraum
von 2008 bis 2012 eine Emissionsminderung die-
ser Gase um 5,2 % im Vergleich zu 1990 (EU: -8 %;
USA: -7 %; Japan: -6 %). Die Entwicklungsländer
verpflichteten sich noch nicht zu konkreten Redu-
zierungen, sind dafür aber über Maßnahmen des
so genannten Clean Development Mechanismen
(CDM) eingebunden. Das Kyoto-Protokoll umfasst
folgende Gase: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4),
Distickoxyd (N2O), teilhalogenisierte Fluorkohlen-
wasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasser-
stoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6).
Dem Treffen in Japan folgten weitere Zusammen-
künfte zur praktischen Umsetzung der in Kyoto
beschlossenen Vorgaben und Maßnahmen. Mit den
erzielten Kompromissen wurde der Weg bereitet für
eine Ratifizierung des Abkommens durch die
Vertragsstaaten.
Zwar hatten die USA und Australien erklärt, dass sie
das Kyoto-Protokoll nicht ratifizieren werden. Mit
der Ratifizierung durch Russland waren dennoch
die Voraussetzungen für das Inkrafttreten des
Protokolls erfüllt worden. Mit dem am 16. Februar
2005 erfolgten Inkrafttreten ist das Protokoll völ-
kerrechtlich verbindlich geworden.
Weltmarkt für Steinkohle
18
Die Kohlenindustrie befürwortet Maßnahmen zur
Verringerung der Umweltbelastung im Rahmen
eines vorsorgenden Klimaschutzes und unter
Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnis-
mäßigkeit. Sie hat solche Maßnahmen auch selbst
aktiv betrieben.
Beim Kohleabbau werden verstärkt Umweltgesichts-
punkte auch in Entwicklungsländern berücksichtigt;
dazu gehören umfassende Maßnahmen zur Rekul-
tivierung ausgekohlter Zechen. Nach Festlegung
der International Maritime Organisation gehören
Kohlen - im Gegensatz zu Öl und Gas - nicht zu den
umweltgefährdenden ("harzardous") Seetransport-
gütern. Einen weiteren Beitrag zum vorsorgenden
Klimaschutz stellt die Nutzung der methanhaltigen
Bewetterungsströme dar, die aus Sicherheitsgrün-
den kontinuierlich aus den Gruben abgesaugt
werden. Diese Ströme, die bisher ungenutzt in die
Atmosphäre abgegeben oder abgefackelt wurden,
werden heute zunehmend in zechennahen Kraft-
werken zur Stromerzeugung genutzt.
Auf der Verwendungsseite ist die Strategie zur CO2-
Minderung in drei Horizonten angelegt. Im Hori-
zont 1 geht es um den weltweiten Einsatz von State
of the Art-Technologien beim Ersatz von Altkraft-
werken oder beim Ausbau, während gleichzeitig im
Horizont 2 modernste Kraftwerkstechnologien wei-
terentwickelt werden. Beide Horizonte setzen auf
CO2-Minderung durch Effizienzsteigerung. Diese
Primärmaßnahme verbindet Ressourcenschonung
und vorbeugenden Klimaschutz.
Eine durch Effizienzsteigerung allein nicht realisier-
bare nahezu CO2-freie Stromerzeugung auf Basis
fossiler Energieträger ist nur durch die Sekundär-
maßnahme der CO2-Abtrennung und eine klimaneu-
trale CO2-Speicherung möglich. Der Anreiz liegt vor
allem darin, im Horizont 3 für den Energieträger
Kohle mit den weitaus größten Ressourcen und der
größten Bedeutung für die Weltstromerzeugung
den Weg für eine nahezu CO2-freie Stromerzeugung
zu bahnen. Die hierfür erforderlichen Technologien
werden weitgehend auf vorhandene Entwicklungen
aufsetzen. Eine langfristig sichere CO2-Speicherung
mit ausreichender Akzeptanz wird Grundvorausset-
zung für die Anwendung dieser Technologie sein.
Die sukzessive Erneuerung der ältesten Kohlekraft-
werke mit durchschnittlichen Wirkungsgraden von
29 % mit State of the Art-Technologie mit einem
Wirkungsgrad von 44 bis 45 % (Horizont 1) bewirkt
eine spezifische CO2-Minderung von mehr als einem
Drittel.
Im Focus der Weiterentwicklung der Dampfkraft-
werkstechnik auf Basis Steinkohle steht die weitere
Strategie zur Begrenzung der Emissionen an CO² bei der Verstromung von Kohle
Horizont 1 Horizont 2
2015 < 20202010
Horizont 3
Einsatz vonState-of-the-Art-Technologie
Weiterentwicklung fortschrittlicherKraftwerkstechnologien
Wirkungsgradsteigerung (Primärmaßnahme zur CO²-Minderung)
Realisierung des CO² Kraftwerks
CO²-Abtrennung und Speicherung(Sekundärmaßnahme)
Quelle: RWE Power AG
19
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
Steigerung der Prozessparameter. Die sich in die-
sem Bereich abzeichnenden Entwicklungen lassen
erwarten, dass bis 2020 im kommerziellen Einsatz
die 50 %-Wirkungsgradgrenze für Kohlekraftwerke
überschritten werden kann (Horizont 2).
Die Kohle-Kombi-Kraftwerkstechnik mit integrierter
Vergasung stellt zwar mittelfristig noch keine kom-
merzielle Alternative zu den Dampfkraftwerken
dar. Langfristig ist diese Technik jedoch nicht nur
auf Grund ihres Wirkungsgradpotenzials von 52 bis
55 %, sondern auch wegen ihrer technologisch gün-
stigeren Voraussetzungen für die CO2-Abtrennung
vor allem interessant für Kraftwerkskonzepte mit
CO2-Abtrennung (Horizont 3).
Grundsätzlich werden drei technische Prozesstypen
zur CO2-Abtrennung unterschieden:
■ Rauchgaswäsche bei konventionellen
Kraftwerken:
Für konventionelle Dampfkraftwerke kommt
nur die CO2-Abtrennung nach der Verbren-
nung in Frage. Bei diesem Prozess wird dem
entstaubten und entschwefelten Rauchgas in
einer zusätzlichen Waschstufe das CO2 unter
Atmosphärendruck abgetrennt. Im Prinzip ist
diese Technik zwar für Altanlagen nachrüstbar,
der zusätzliche hohe Platzbedarf setzt einer
Umsetzung dieses Konzeptes bei bestehen-
den Kraftwerken jedoch enge Grenzen. Zudem
machen die enormen Rauchgasvolumina und
der geringe CO2-Anteil dieses Verfahren sehr
teuer. Schließlich bewirkt der erhebliche Ener-
giebedarf eine drastische Senkung des Kraft-
werkswirkungsgrades. Um die Kosten bei einer
möglichen späteren Nachrüstung in Grenzen zu
halten, sehen viele Kraftwerksbetreiber bei Neu-
bauten schon heute ausreichend Platz für eine
Rauchgaswäsche vor.
■ Oxyfuel-Prozess:
Beim Konzept des Oxyfuel-Prozesses erfolgt die
Verbrennung mit einem Gemisch aus Sauerstoff
und rückgeführtem CO2. Das überwiegend aus
CO2 und Wasserdampf bestehende Rauchgas
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
5550454035302520
Quelle: Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus
Wirkungsgrad in %
CO²-Emission in t je MWhelKohleeinsatz in t SKE je MWhel
CO²-Emissionsminderung durch Effizienssteigerung bei der Stromerzeugung aus Steinkohle
Weltmarkt für Steinkohle
20
wird nach der Reinigung gekühlt, so dass nach
der Kondensation des Wasserdampfanteils das
CO2 ohne zusätzliche Waschstufe vorliegt.
■ Gas- und Dampfturbinenprozess
mit integrierter Kohlevergasung (IGCC):
Bei den Kombi-Kraftwerken ist die CO2-Ab-
trennung vor der Verbrennung möglich. Das
Brenngas, das in der Regel unter Druck vorliegt,
hat ein 100fach niedrigeres Volumen, und
geeignete Abtrenntechnologien sind aus der
chemischen Industrie weitgehend bekannt.
Eine Neuentwicklung ist die Gasturbine mit
einer Brennkammer für H2-reiches Brenngas. Die
CO2-"freie" Kombi-Kraftwerkstechnik ist sowohl
für Kohle (IGCC) als auch für Erdgas (IRCC, mit
einem Erdgasreformer) realisierbar.
Ein Nachteil aller genannten Technologien ist ein
geringerer Wirkungsgrad und damit ein höherer
Brennstoffverbrauch als bei Technologien ohne CO2-
Abtrennung. Dabei unterscheiden sich die Tech-
nologien: während konventionelle Kraftwerke mit
CO2-Abtrennung in der Rauchgaswäsche nur einen
Wirkungsgrad von 28 % erreichen, liegt dieser beim
Oxyfuel bei 37 % und beim IGCC-Prozess mit CO2-
Abtrennung bereits bei etwa 40 % und damit bei-
nahe auf dem Wirkungsgradniveau heutiger Kraft-
werke. CO2-Abtrennung nach dem IGCC-Prozess ist
auch die relativ kostengünstigste Methode, auch
wenn die spezifischen Investitionskosten immer
noch um 80 % über denen eines konventionellen
Kraftwerks liegen. Damit hat dieses Verfahren das
höchste Potential der Optionen zur CO2-Abtren-
nung. Hinzu kommt, dass dieser Prozess technisch
und betrieblich weitgehend erforscht ist.
Die Speicherung von CO2 gibt es gegenwärtig im
industriellen Maßstab vor allem in den USA. In
Europa wird zurzeit intensiv daran gearbeitet, CO2-
Abscheidung und –Speicherung im Energiemarkt zu
implementieren.
Mit einem Zeithorizont ab 2020 kann die CO2-Ab-
scheidung und -Speicherung wesentliche Beiträge
zur Verwirklichung einer CO2-freien Energieversor-
gung leisten. Die CO2-Vermeidungskosten eines
solchen Konzepts liegen aus heutiger Sicht bei rund
35 €/t CO2. Technische Weiterentwicklungen bieten
Wichtigste Technologie-Optionen zur CO²-Abscheidung bei Kraftwerken
1 Post-Combustion CO² - Abscheidung (Dampfkraftwerke)
Konventionelles Kraftwerk mit CO² - Wäsche
KohleLuft
3 Pre-Combustion CO² - Abscheidung (IGCC-Kraftwerk)
IGCC-Prozess
KohleO²
CO²-Abscheidung
1.000 m³/s, 13 vol - % CO²
CO²
2 Oxy-Fuel-Prozess
KohleO²
Rauchgas-reinigung
konv. Dampf-Kraftwerk
CO²KondensationRauchgas-reinigung
Kessel
CO² / H²O
CO²
Gasaufberei-tung CO shift
CO²-Abscheidung
Vergasung CCGT
mit H²-Turbine
10 m³/s, 45 vol - % CO²
Drei Technologien scheinen in der Lage, das Ziel bis 2020 zu erfüllen
Alle basieren größten-teils auf bekannten Technologien und Komponenten
Alle bedürfen der Optimierung, Erweiterung und Prozessintegration
Effizienssteigerung des Erzeugungsprozesses ist immer eine unterstützende Aktivität
■
■
■
Quelle: RWE Power AG
21
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
das Potenzial zu Kostensenkungen, womit auch
ambitionierte Klimaschutzziele ökonomisch sinnvoll
erreicht werden könnten.
Die Verflüssigung von Kohle bietet die Option, die
Sicherheit der Versorgung zu erhöhen und die Preis-
entwicklung für Rohöl zu dämpfen.
Kohle-Verflüssigung
Zur Verflüssigung von Kohle wurden in Deutschland
bereits vor Jahrzehnten zwei Verfahren entwickelt
und angewandt. Das sind die direkte Hydrierung
der Kohle (1913 durch Fritz Bergius patentiet) und
die indirekte Verflüssigung durch Vergasung der
Kohle mit anschließender (indirekter) Hydrierung
der Synthesegases (1925 durch Fischer und Tropsch
zum Patent angemeldet).
Der drastische Anstieg der Preise und Besorgnisse
über die Sicherheit der Versorgung mit Öl und
Erdgas haben weltweit das Interesse an der Ver-
flüssigung von Kohle neu belebt. In einer Reihe von
Ländern sind Projekte geplant, mit deren Umset-
zung die Verflüssigung von Kohle ermöglicht wird.
Dies gilt insbesondere für Staaten, die über große
- kostengünstig gewinnbare - Vorkommen an Kohle
verfügen, gleichzeitig aber in zunehmendem Maße
von Ölimporten abhängig sind. Zu nennen sind -
neben Deutschland - die USA und Australien sowie
insbesondere auch China und Südafrika.
Auf Basis des Fischer-Tropsch-Verfahrens arbeitet
in Südafrika bereits seit 1955 eine industrielle
Kohleverflüssigungsanlage in Sasolburg. Daneben
betreibt Sasol seit Anfang der achtziger Jahre in
Secunda zwei weitere Anlagen zur Kohleverflüs-
sigung. Insgesamt produziert das Unternehmen
an den genannten Standorten jährlich etwa 7,5
Millionen Tonnen Kraftstoffe aus 28 Millionen
Tonnen Kohle. Zur Effizienz des Prozesses wurde
folgendes erklärt: Aus 1 Tonne Steinkohle lassen
sich - abhängig von der Qualität der Kohle - etwa
2 Barrel Ölprodukte gewinnen (1 Barrel entspricht
159 Liter), aufgeteilt in 70 % Dieselkraftstoff und
30 % Naphtha.
erschöpfteÖl- und Gasfelder
tiefe salinare Aquiferen
Ölplattform
Kraftwerk
StromFörderturm
Schematische Darstellung eines klimafreundlichen Kohlekraftwerks mit CO2-Abscheidung und -speicherung
Tagebau
Quelle: RWE Power AG
CO2
Kohle
CO2-Speicher
Weltmarkt für Steinkohle
22
China ist seit 1993 Nettoimporteur von Öl. Seit-
dem steigen die Ölimporte stark an. Gleichzeitig
verfügt das Land über große Kohlereserven. Vor
diesem Hintergrund wird der Kohleverflüssigung
eine wichtige Bedeutung angemessen. Der chine-
sische Energiekonzern Shenhua baut in Erdos im
Süden der Inneren Mongolei eine Industrieanlage
zur direkten Kohlehydrierung. Die Aufnahme des
Betriebs ist 2007 mit einer Jahresproduktion von
1 Millionen Tonnen Ölprodukte vorgesehen. Nach
Vollendung einer zweiten Projektphase sollen jähr-
lich 5 Millionen Tonnen Öl aus Kohle hergestellt
werden. Shenhua plant den Bau weiterer Anla-
gen, teilweise auch Joint Ventures mit Sasol und
Shell. Ziel des Energiekonzerns Shenhua ist die
Herstellung von 10 Millionen Tonnen Öl aus Kohle
bis 2010 und von 30 Millionen Tonnen bis 2020.
Dabei kann auf Kohle zurückgegriffen werden,
die zu Kosten von 8 bis 10 USD/Tonne gewinnbar
ist. Bei gleichzeitig vergleichsweise niedrigen
Arbeitskosten (etwa 10000 USD pro Jahr für einen
Ingenieur) lässt sich die Kohleverflüssigung in
China selbst dann noch wirtschaftlich darstellen,
wenn der Weltmarktpreis für Öl unter 40 USD pro
Barrel sinken sollte. Neben der Begrenzung der Öl-
Importabhängigkeit bietet die Verflüssigung der
Kohle in der Nähe der Lagerstätten die Möglichkeit,
den Transport von Kohle auf der Straße in die Ver-
brauchszentren durch Pipeline-Transport zu erset-
zen. Gleichzeitig wird die Kohleverflüssigung in
China als wichtiger Pfad zur Umsetzung einer Clean
Coal Strategie gesehen. Zwar wird die Begrenzung
der CO2-Emissionen in China bisher noch nicht als
vorrangiges umweltpolitisches Anliegen betrachtet,
nach Einschätzung des Repräsentanten der chine-
sischen Shenhua-Gruppe wird dies jedoch in sechs
bis sieben Jahren der Fall sein.
In Australien hat Monash Energy ein Projekt mit
dem Ziel aufgelegt, künftig jährlich etwa
3 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und andere
flüssige Produkte aus Kohle herzustellen. Eine
Demonstrationsanlage soll bis 2010 in Betrieb
genommen werden. Die Anlage soll im Südosten
Australiens gebaut werden und auf Braunkohle aus
dem Latrobe Valley basieren. Eine Beteiligung von
Shell und eine Unterstützung durch die australische
Regierung werden als wichtige Faktoren für die Rea-
lisierung des Projekts angesehen.
In den USA als dem weltweit größten Verbrau-
cher und Importeur von Öl werden gegenwärtig
Machbarkeitsstudien für eine Reihe von Projekten
zur Kohleverflüssigung erstellt. Dazu gehören
des Medicine Bow Projekt in Wyoming, das Waste
Management and Processors Inc (WMPI)-Projekt
Gasrückgewinnung
Kohleumwandlung Hydrierstufe Raffinierung
Fraktionierung
Lösungsmittelreinigung Vergaser
Kohle & Katalysator
ErgänzungH
2
Rückfuhr H2
Wasserstoffträgerfraktion
Suspension
Suspension
gereinigtes Öl
nicht umgewandelte Kohle
H2S, NH
3, CO
2
Methan & Ethan
Flüssiggas
Benzin
Dieselkraftstoff
schweres Vakuumdestillat
Ascherückstand
Direkte Umwandlung von Kohle zu Flüssigbrennstoffen
Quelle: CIAB, Coal to Liquids, Workshop Report, 2007
23
Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix
ne Braunkohle folgende Produkte herzustellen: 580
Kubikmeter Wasserstoff, 180 Kubikmeter Synthe-
segas, 270 kg Methanol beziehungsweise 140 Liter
Motorkraftstoffe. Die Vollkosten der Erzeugung
einer Tonne Dieselkraftstoff auf Basis rheinischer
Braunkohle werden mit 430 Euro veranschlagt. Dies
korrespondiert mit einem Rohölpreis von etwa 65
USD/Barrel.
In Japan werden vergleichende Analysen zur Ent-
wicklung von zwei direkten Kohleverflüssigungs-
technologien von der New Energy and Industrial
Technology Development Organisation (NEDO)
durchgeführt. In einer Pilot-Anlage mit einer
Tageskapazität von 150 Tonnen wurden bisher acht
Testläufe mit verschiedenen Kohlearten durchge-
führt. Ferner hat NEDO eine Anlage in Funakawa
entwickelt, um das aus Kohle erzeugte flüssige
Produkt den Spezifikationen gemäß japanischen
Standards anzupassen. Es ist geplant, bei weiteren
Entwicklungen mit anderen Staaten, wie China und
Indonesien, zusammenzuarbeiten.
Die dargelegten Fakten zur Kohleverflüssigung wur-
den im Rahmen eines Workshops des Coal Industry
Advisory Boards der International Energy Agency
am 2. November 2006 in Paris präsentiert (www.
iea.org/ciab).
Eine umfassende Rolle bei der Lösung der künf-
tigen Energieprobleme kann Kohle durch eine Kom-
bination der Technologien zur Veredlung der Kohle
(wie Verflüssigung und Vergasung) mit CO2-Ab-
scheidung spielen. Hierzu sind die regulatorischen
Rahmenbedingungen zu schaffen und Marktanreize
zu setzen.
Ein Workshop des IEA Coal Industry Advisory
Boards zu allen Aspekten, die in Bezug auf das The-
ma CO2-Abscheidung und –Speicherung relevant
sind, findet am 7. November 2007 in Paris statt.
in Pennsylvania und das Rentech-Projekt in Illi-
nois. Außerdem sind Projekte in Arizona, Montana
und North-Dakota vorgeschlagen. Das Projekt von
DKRW Energy in Medicine Bow soll zunächst darauf
ausgelegt werden, jährlich 0,75 Millionen Tonnen
(15000 Barrel pro Tag) verschiedener Brennstoffe,
insbesondere Dieselkraftstoff, zu produzieren.
Langfristig soll die Kapazität auf jährlich rund 2
Millionen Tonnen ausgebaut werden. Dieses Pro-
jekt schließt die Errichtung einer IGCC (integrated
gasification combined cycle)-Anlage ein, die das in
der Kohleverflüssigungsanlage produzierte Synthe-
segas und den Dampf zur Stromerzeugung nutzen.
Die Kapazität der Stromerzeugungsanlage wird in
der ersten Phase mit 45 MW angegeben. Es ist gep-
lant, das CO2 abzuscheiden und in Lagerstätten in
der Region - auch mit dem Ziel der Steigerung der
Ölförderung - zu verpressen. Die für die Realisie-
rung der Kohleverflüssigung notwendigen gesetz-
lichen Maßnahmen und finanziellen Anreizmecha-
nismen befinden sich in Vorbereitung. Dies gilt für
die Bundesstaaten ebenso wie für die Regierung
in Washington. Wesentliche Gesichtspunkte für die
Förderung der Technologie sind die Begrenzung der
Abhängigkeit von Ölimporten und die mit dem Bau
entsprechender Anlagen zur Kohleverflüssigung
verbundene Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze im
Inland. Daneben ist das Verteidigungsministerium
der USA an der Entwicklung für militärische Zwecke
sehr interessiert. Insgesamt könnte in den USA
nach Einschätzung des US Departments of Energy
die Gewinnung von Ölprodukten aus Kohle bis 2030
auf 3 bis 5 Millionen Barrel pro Tag (entspricht 150
bis 250 Millionen Tonnen pro Jahr) ausgebaut
werden.
In Deutschland ist das wichtigste Projekt die von
RWE Power geplante großtechnische Kraftwerksan-
lage mit integrierter Kohlevergasung (IGCC) ein-
schließlich CO2-Abscheidung und -Speicherung. Die
Anlage, die einschließlich des vorgesehenen Trans-
ports und der Speicherung des CO2 ein Investiti-
onsvolumen von mehr als 1 Milliarde Euro umfasst,
soll 2014 mit einer Bruttoleistung von 450 Mega-
watt in Betrieb genommen werden. Alternativ oder
ergänzend zur Stromerzeugung bietet die darin
genutzte IGCC-Technologie die Flexibilität, pro Ton-
Weltmarkt für Steinkohle
24
Welthandel
Die Anfänge des Steinkohlenwelthandels reichen
bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts
zurück, als mit dem Beginn der Dampfschifffahrt in
allen Welthäfen Depots für den Treib- und Brenn-
stoff Bunkerkohle angelegt werden mussten. Da
diese nicht überall aus nahe gelegenen Bergwerken
angeliefert werden konnte, musste sie z. T. Ozean
überquerend und noch mit Segelschiffen z. B. aus
England nach Kapstadt und Suez oder aus Australi-
en nach Dakka (Indien/Bangladesch) heran geholt
werden. Weltmarktreife zur Versorgung auch über-
seeischer Verbraucher erlangte die Kohle mit dem
gewachsenen Leistungsvermögen der Seeschiff-
fahrt seit ihrer Umstellung auf Öl zwischen den
beiden Weltkriegen. Ein nachhaltiger Aufschwung
des internationalen Steinkohlenhandels setzte aller-
dings erst nach der zweiten Ölpreiskrise 1979/80
ein.
In der Periode 1976 - 1999 wuchs der Steinkohlen-
weltmarkt um rund 300 Mio. t oder im Durchschnitt
um 13 - 15 Mio. t/a. Gleichzeitig schrumpfte der
grenzüberschreitende Binnenhandel. Seit 1999
setzte eine verstärkte Wachstumsphase ein, die im
Zeitraum 1999 - 2006 zu einem Anstieg des Welt-
handels um weitere 357 Mio. t auf nunmehr 867
Mio. t führte. Im Durchschnitt der letzten 7 Jahre
wuchs der Weltmarkt somit um 50 - 52 Mio. t/a.
Das Wachstum fand im Wesentlichen im seewärti-
gen Handel und hier wiederum bei Kraftwerkskoh-
len statt.
Nachfrage
Der Welthandel umfasst derzeit 867 Mio. t. Der
Weltmarkt gliedert sich auf in
■ seewärtigen Handel 782 Mio. t
■ grenzüberschreitenden
Binnenhandel 85 Mio. t
Entwicklung des gesamten seewärtigen Welthandels mit Steinkohlen
Landhandel
Seehandel
Kesselkohle
Kokskohle
0
200
100
400
300
600
500
800
700
900
1000
1980 1985 1990 2000 2004 2005 20061995
Mio. t
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
25
Förderung und seewärtige Exporte von Steinkohlen 2006
Indien 390
Ukraine 80
Vietnam 44 22
Kanada 34
24
28
Kolumbien 64 61
Kasachstan 94
Polen 8
3
Indonesien 205 171
Südafrika 247 69
Australien 302
Russland 309 77
USA 1.053 28
China 2.326 63
Exporte im Seeverkehr
Förderung
Quelle: Verein der Kohlenimporteure Mio. t
94
237
Deutschland
19Großbritannien
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
26
Der Binnenhandel verläuft in einer stabilen Entwick-
lung und basiert im Wesentlichen auf traditionellen
Lieferbeziehungen benachbarter Länder. In dieser
Broschüre wird in erster Linie auf den seewärtigen
Kohlehandel eingegangen, weil das wesentliche
Wachstum des Welthandels dort stattfand.
Der seewärtige Steinkohlenweltmarkt gliedert sich
in folgende Teilmärkte und zwar:
■ Kesselkohlenmarkt insgesamt 595 Mio. t
■ atlantischen Kesselkohlenmarkt 242 Mio. t
■ pazifischen Kesselkohlenmarkt 353 Mio. t
■ Kokskohlenmarkt 187 Mio. t
■ seewärtiger Welthandel insgesamt 782 Mio. t
Die Unterscheidung in zwei Kesselkohlenmärkte
ist von der Angebotsseite in den Märkten her
bestimmt. Wesentlicher Abgrenzungsfaktor sind
die Frachtraten, die es je nach Niveau atlantischen
und pazifischen Produzenten ermöglichen, weiter
entfernte Kunden zu wettbewerbsfähigen Preisen
zu beliefern.
Der Kokskohlenmarkt ist dagegen ein einheitlicher
Weltmarkt. Wenige Anbieter bedienen eine welt-
weit verteilte Kundschaft.
Die starke Expansion des Welthandels hat im
Wesentlichen zwei Ursachen
■ Deckung eines wachsenden Rohstoff- und
Energiebedarfes
■ Ersatz von unwirtschaftlichen Fördermen-
gen vor allem in Europa
Die Ausweitung erfolgt in erster Linie im Bereich
der Kraftwerkskohle, während der Kokskohlenmarkt
in den letzten Jahren in einer Bandbreite von 165 -
187 Mio. t je nach konjunktureller Entwicklung der
Stahlindustrie schwankte. Der Anstieg der globalen
Stahl- und Roheisenproduktion könnte allerdings
für eine neue Wachstumsphase sorgen und bereits
in 2007 zu einem Überschreiten der 200 Mio. t -
Grenze führen.
Überseehandel Kesselkohlen 2006 in Mio. t – Anbieterstruktur
Quellen: Verein der Kohlenimporteure
Polen 7
Sonstige 12
65 Südafrika
31 Indonesien
Kolumbien 60
Russland 55
4 AustralienVenezuela 8
Atlantik: 242 Mio. t
24 Vietnam
110 Australien
59 China
Indonesien 140
Sonstige 8
Russland 12
Pazifik: 353 Mio. t
Weltbinnenhandel Steinkohlen 2006
USA – Kanada
USA – Mexiko
Kanada – USA
Mongolei – China
Nordkorea – China
Vietnam – China
Polen – EU-Länder
Tschechien – EU-Länder
Russland – GUS-Länder (Ukraine)
Russland – außerhalb GUS
Kasachstan – Russland
Sonstige (EU-intern)
Gesamt
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
18,0
0,5
1,7
2,3
2,5
6,0
7,0
6,5
6,5
6,0
24,0
4,0
85,0
Mio. t
27
Zu den Teilmärkten ist folgendes festzustellen. Im
pazifischen Kesselkohlen-Importmarkt (rund 60 %
des gesamten Kesselkohlenhandels) ist der über-
wiegende Wachstumstreiber der steigende Strom-
bedarf in fast allen Volkswirtschaften, vor allem in
China. Die wachsende Bevölkerung in Südostasien
und hohe Zuwachsraten im Bruttosozialprodukt
werden auch künftig den pazifischen Kesselkohlen-
markt prosperieren lassen.
Der atlantische Kesselkohlenmarkt (rund 40 %
des gesamten Kesselkohlenmarktes) ist in seinem
Wachstum differenzierter zu sehen. In Westeuropa
erklärt sich der Zuwachs an Importkohle überwie-
gend durch eine Substitution von wegfallender
unwirtschaftlicher heimischer Förderung, vor allem
in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Im
Mittelmeerraum gibt es dagegen auch Wachstums-
länder wie z. B. Italien, Türkei, Marokko und Israel.
In Süd- und Mittelamerika sorgt in erster Linie der
zunehmende Strombedarf für eine stärkere Nachfra-
ge. Auch die USA haben sich in den letzten Jahren
zu einem bedeutenden Importeur im atlantischen
Markt entwickelt, in erster Linie für Küsten- oder
küstennahe Kraftwerke. Immerhin beträgt der US-
Marktanteil 12 % des atlantischen Marktes.
Der Kokskohlenweltmarkt ist im Wesentlichen von
der Rohstahl- und Roheisenproduktion bestimmt.
In 2006 erreichte die Rohstahlproduktion rund
1220 Mio. t, die Roheisenerzeugung, die maßge-
bend für den Koksverbrauch ist, 868 Mio. t. Dabei
ist zu beachten, dass in China wegen mangelnden
Schrottaufkommens die Rohstahlproduktion vor
allem auf Basis im Hochofenverfahren erschmolze-
nem Roheisen steigt. Bis 2003 konnte China das
Wachstum seiner Roheisenproduktion weitgehend
mit eigenen Kokskohlen gestalten, seit 2004 muss
China aber kleinere Zusatzmengen importieren und
gleichzeitig seinen Export zurückführen. Dies führte
zu Anspannungen im Markt, da sich die Anbieter-
struktur weiter zugunsten Australiens verschob.
Insgesamt wird im asiatischen und südamerika-
nischen Raum mit einer wachsenden Stahlprodukti-
on gerechnet, sodass sich bei stagnierender Nach-
frage in Nordamerika und Europa für die Zukunft
aber ein stärkeres Wachstum des Kokskohlenwelt-
handels einstellen wird.
Angebot
Das starke Wachstum des Steinkohlenweltmarktes
der letzten Jahre fordert die Export orientierten
Steinkohle-Gruben und die damit verbundene Infra-
struktur stark heraus. Bisher konnte der Weltmarkt
jedoch den Zusatzbedarf mengenmäßig decken.
Durch temporäre Engpässe kam es aber in den
letzten Jahren zu erheblichen Preisausschlägen bei
Koks- und Kesselkohle sowie Seefrachten. Nach vie-
len Jahren eines Überangebotes mit niedrigen Fob-
Preisen wurden die Export orientierten Kapazitäten
bei Gruben und Infrastruktur nur verhalten
ausgebaut.
Dies gilt vor allem für das Angebot an Kesselkohlen.
Nach jüngeren Untersuchungen (Kopal) stieg die
Auslastung der Kesselkohlenkapazitäten von 84 %
in 2000 auf über 94 % in 2006.
Marktanteile KokskohlenmarktÜberseehandel 2002-2006(in Mio. t)
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
China
Sonstige
Russland
USA
Kanada
Australien
2002 2003 2004 2005 2006
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
28
Im pazifischen Import-Kesselkohlen-Markt von 353
Mio. t in 2006 dominieren Indonesien und Austra-
lien. Indonesien hat dort die führende Rolle über-
nommen und erreichte einen Marktanteil von 40 %.
China hat seine Kesselkohlenexporte wegen Eigen-
bedarf von in der Spitze 81 Mio. t in 2003 auf 55
Mio. t in 2006 reduziert. Eine weitere Verringerung
um 20 Mio. t zeichnet sich für 2007 ab. Weitere
Mengen werden von Russland und Vietnam gelie-
fert, kleine Tonnagen von Südafrika und Kolumbien.
Die pazifische Export orientierte Produktion
überstieg in 2006 den Bedarf dieses Raumes und
versorgte im gleichen Jahr mit 35 Mio. t den atlan-
tischen Markt. Vor allem indonesische Kohle (31
Mio. t) erfreut sich wegen niedrigen Schwefelge-
haltes und günstiger Preise zunehmender Akzep-
tanz vor allem in Europa, aber auch in kleineren
Mengen in Nord- und Südamerika.
Ein langfristiges Ausbaupotential besitzt Australi-
en, hat aber erheblichen Nachholbedarf im Inland-
stransport und Hafenausbau. Derzeit wird aber auf
beiden Feldern daran gearbeitet durch Erweite-
rungsmaßnahmen höhere Exporte zu ermöglichen.
Indonesien hat in den letzten Jahren stets die
Exportprognosen übertroffen und den Export
von 58 Mio. t in 2000 auf über 171 Mio. t in 2006
gesteigert, allein im letzten Jahr um 42 Mio. t.
Steinkohlen-Seeverkehr nach Export- und Empfangsländern/Regionen 2006 (in Mio. t)
Exportland
Australien
Indonesien
VR China
Südafrika
Russland
Kolumbien
USA
Kanada
Polen
Venezuela
Sonstige
Exporte
Importland
Europa
EU-25
Asien
Japan
Südkorea
Taiwan
Hongkong
Indien
Lateinamerika
Sonstige
Importe
1) Quelle: Verein der Kohlenimporteure
123
0
4
1
9
0
22
25
1
0
2
187
56
47
117
63
13
9
0
25
11
3
187
247
224
470
177
74
63
12
53
22
43
782
191
177
353
114
61
54
12
28
11
40
595
114
171
59
68
68
61
6
3
7
8
30
595
237
171
63
69
77
61
28
28
8
8
32
782
Kokskohlen Kesselkohlen Summe
Kokskohlen Kesselkohlen Summe
29
Die Exporte umfassen aber zunehmend auch ein
Angebot niedrig kaloriger Kohlen. Langfristig (nach
2012) ist von einem zunehmenden Eigenbedarf
auszugehen. Indonesien dürfte in den nächsten
Jahren seine Exporte noch weiter ausbauen können.
China hat wegen starken Eigenbedarfes seine Aus-
fuhren erheblich zurückgeführt, da sich im Inland
höhere Preise erzielen lassen als im Export. China
könnte aber bei attraktiven Weltmarktpreisen
durchaus wieder stärker exportieren und geräte in
die Rolle des pazifischen „swing suppliers“.
Russland erweitert seine Fernost-Häfen und will sei-
ne Marktchancen dort nutzen. Vor allem für Japan
und Korea, aber auch China dürfte Russland wegen
der kurzen Seewege ein interessanter Partner sein.
Vietnam hat seine Exporte ebenfalls in kürzester
Zeit stark ausgeweitet und beliefert hauptsächlich
Südwest-China. Der schnelle Ausbau von Förderung
und Export beruht auf Tagebauen, deren Kapazität
und Reserven aber limitiert sind. Vietnam muss
langfristig stärker auf Tiefbau-Förderung umstellen,
um sein Fördervolumen zu halten. In 2007 zeichnet
sich allerdings eine weitere Steigerung der Exporte
ab. Die vietnamesische Regierung ist wegen des
wachsenden Eigenbedarfes über die Höhe der
Exporte besorgt.
Im atlantischen Kesselkohlenmarkt von 242 Mio. t
in 2006 nehmen Südafrika, Kolumbien und Rus-
sland die führende Rolle ein und bedienen den
Markt zu 78 %. Neben den pazifischen Lieferungen
von 35 Mio. t versorgen auch Polen, Venezuela, die
USA und kleinere Lieferanten wie z. B. Spitzbergen
den atlantischen Markt. Ausbaupotential besteht
bei den atlantischen Anbietern in Kolumbien, Süd-
afrika und Russland.
Haupt-Handelsströme im Seeverkehr mit Steinkohlen 2006 (Angaben in Mio. t)
Seeverkehr: 782 Mio. tdavon 595 Mio. t Kesselkohlen 187 Mio. t Kokskohlen
* von Vietnam nach China** inkl. 3 Von Indonesien und 1 von Südafrika
Welt-Steinkohlenförderung: 5,4 Mrd. t
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
Kanada28
Südafrika69
Polen8
China63
Australien237
von Kanada
37 von USA
20
4
179
32
64
1
nach Fernost
20
4
19
120
18
59
USA28
Indonesien171
8
6
25
69
Kolumbien/Venezuela
27
Russland77
2 62
20*
3
3
5
4**5
20
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
30
China als größter Stahlproduzent in hohem Maße
Selbstversorger bei Kokskohle ist, andererseits die
Verbraucher hohe Bestände besaßen, die in den
Boomjahren 2003/04 aufgebaut wurden. In 2007
ist jedoch wieder ein stärkeres Wachstum des Koks-
kohlenmarktes zu erwarten.
Hauptanbieter sind Australien, Kanada, USA und
Russland. Durch die höheren Kokskohleweltmarkt-
preise angeregt werden in Mosambik, Indonesien
und Kolumbien Kokskohleprojekte untersucht.
Durch den Rückgang chinesischer Kokskohleim-
porte ist der Ausbau der Kapazitäten in Kanada
ins Stocken gekommen. Ohne die Engpässe in der
australischen Infrastruktur wäre ein Überangebot
vorhanden. Tendenziell wächst die Exportkapazität
stärker als die Nachfrage.
Entwicklung der Seefrachten
Neben dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot
nach Kessel- und Kokskohle ist auch die Seefracht
eine wichtige Größe, die bis zu 40 - 50 % der
Gesamtkosten cif Importhafen ausmachen können.
In jüngster Zeit sind durch extreme Ausschläge
der Frachtraten nach oben noch höhere Anteile zu
beobachten.
Die Frachtkosten für Kohle werden vom Gesamt-
markt für Massenschüttgüter bestimmt, der um
30 % von 2000 - 2006 wuchs.
Die Frachtraten bewegten sich lange Zeit auf einem
niedrigem Niveau und führten damit auch zu einem
verhaltenen Ausbau der Bulk-Carrier-Kapazitäten.
Seit 2003 erhöhte China sprunghaft seine Eisenerz-
importe. Dies führte zu einem drastischen Anstieg
der Frachtraten. Trotz hoher Zubauraten in den
Kolumbien baut seine Produktion Jahr für Jahr aus
und nimmt nunmehr auch den weiteren Ausbau der
Infrastruktur in Angriff. Bei geringem Eigenbedarf
könnte Kolumbien mittelfristig der größte Kessel-
kohlenanbieter im atlantischen Raum werden.
Südafrika stagniert im Export. Das Exportterminal
Richards Bay wird aber von 72 Mio. t auf mittelfri-
stig 91 Mio. t Kapazität ausgebaut. Derzeit findet
in Südafrika ein Umstrukturierungsprozess statt, an
dem große Bergbaugesellschaften Teilbereiche ihrer
Steinkohlenförderung im Rahmen der BEE-Bewe-
gung (Black Economic Empowerment) abgeben und
eine Reihe neuer Gesellschaften mit Abbaurechten
gegründet werden, die aber noch in Produktion
gehen müssen. Insofern sollte das Exportpotential
Südafrikas mittelfristig weiter ansteigen. Die groß-
en Gesellschaften Amcoal, BHP/Billiton und X-Strata
bauen derzeit allerdings ihre Gruben in Kolumbien
stärker aus.
Auch Russland hat seine Kesselkohlenexporte von
10 Mio. t in 2000 auf 58 Mio. t in 2006 gesteigert
und plant einen weiteren Ausbau. Die Infrastruktur
wird entsprechend vorbereitet.
Polen zieht sich wegen höherer Kosten vor allem
vom seewärtigen Export zunehmend zurück. Der
Export von Spitzbergen stagniert bei 3 Mio. t,
ebenso der von Venezuela mit rund 8 Mio. t. Die
USA sind bei anhaltend hohem Inlands-Preisniveau
und hohen Kosten nur in bescheidenem Umfang
atlantischer „swing supplier“ und setzen in geeig-
neten Marktsituationen Spot-Tonnagen ab.
Bei der derzeit hohen weltweiten Nachfrage ist das
russische Exportangebot unverzichtbar. Mit einem
Weltmarktanteil von 11 % und fast 25 % Marktan-
teil im atlantischen Raum ist Russland zu einem
wichtigen Spieler herangewachsen.
Das weltweite Marktvolumen an Kokskohlen liegt
derzeit bei 187 Mio. t und stagnierte in 2005/06.
Trotz eines erheblichen Wachstums der Rohstahl-
und Roheisenproduktion ging diese Entwicklung
in 2005/06 weitgehend am Kokskohlenweltmarkt
vorbei. Der Grund liegt darin, dass einerseits
Entwicklung des Massengütermarktes von 2000-2006
Eisenerz
Kohle
Getreide
Sonstige
Gesamt
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
449
524
264
874
2.111
721
782
281
1.008
2.792
61
49
6
15
32
2000Mio. t
2006Mio. t
Zuwachs%
31
letzten Jahren bei den Massenguttransportern
konnte bisher noch keine Entspannung auf dem
Frachtenmarkt verzeichnet werden. Der Ausbau der
Flotte läuft derzeit der Entwicklung des Massengü-
termarktes hinterher.
Hauptgründe hierfür sind Warteschlangen vor Koh-
le- und Eisenerz-Export- wie auch -Importhäfen und
längere Seewege je transportierter Tonne, die die
Transportkapazität verknappen.
Nachfrage und Angebotszyklen
Die Angebotsbedingungen der Weltmarktprodu-
zenten richten sich insbesondere nach der geolo-
gischen Ausbildung der Lagerstätten sowie der
Produktivität im Kohlenbergbau. Grundsätzlich ist
davon auszugehen, dass die günstigen Lagerstät-
ten zuerst in Anspruch genommen werden. Bei
deren Erschöpfung muss auf Ressourcen zurück-
gegriffen werden, die geologisch schwieriger sind
bzw. sich aufgrund ihrer ungünstigen geogra-
fischen Lage schlechter erschließen lassen. Dabei
können die Nachteile, die mit dem Übergang auf
schlechtere Lagerstätten verbunden sind, durch
Produktivitätsgewinne überkompensiert werden.
Dies war in den zurückliegenden Jahren der Fall,
kann aber nicht im gleichen Maße für die Zukunft
erwartet werden.
Dementsprechend sind im Käufermarkt die lang-
fristigen Grenzkosten der Förderung die entschei-
dende Determinante für den Preistrend der Stein-
kohle ab Grube. Um den durch die langfristigen
Grenzkosten bestimmten Trend schwanken die
Preise in Zyklen. Dabei sind für die Preisausschläge
u. a. der Verlauf der Nachfrage, die wiederum den
Auslastungsgrad der jeweils bestehenden Export-
kapazitäten bestimmt, und - in begrenztem Umfang
- auch die Preisbewegungen bei dem Marktführer
Rohöl maßgeblich.
Im Verkäufermarkt hingegen sind andererseits die
Vollkosten und Margen des Teuersten zur Deckung
Ausbau der Bulk-Carrier-Flotte in Mio. Dwt 2006-2008
Ende Zubau Ende 2006 2007 2008 2008
Capesize 121 10 10 141
Panamax 102 8 7 117
Handysize 145 10 10 165
Verschrottung pauschal -3 -3 -6
Insgesamt 368 25 24 417
Quelle: Clarkson, Shipping Intelligence Weekly
0
10
15
20
5
25
30
35
40
45
50
Australien
USD/t
2002 2003 2004 2005 2006 2007
Seefrachten für Steinkohlen
Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan.Juli Juli Juli Juli Juli Juli
Südafrika
Kolumbien
Quelle: Frachtcontor Junge & Co.
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
32
der Nachfrage benötigten Anbieters für den Welt-
marktpreis bestimmend.
Zwischen diesen Faktoren bestehen enge Inter-
dependenzen. So hatte etwa die zweite Ölkrise
1979/80 zu verstärkter Nachfrage nach Steinkohlen
und damit zu einer vollen Ausschöpfung der Ange-
botskapazitäten geführt. Die Folge war ein Anstieg
der Steinkohlenpreise, der wiederum eine Mobilisie-
rung vorhandener und den Ausbau neuer Exportka-
pazitäten induzierte.
Es folgten weitere Marktzyklen mit erst steigenden
und dann sinkenden Preisen, und zwar zwischen
1973 und 1987, 1988 und 1993 sowie 1994 und
1999. In 2000/2001 wurde mit 42 US $/t cif ARA
eine Preisspitze erreicht; bis 2002 sanken die Preise
auf 28 US $/t cif ARA. Bei gleichzeitig schwächer
gewordenem Dollarkurs waren diese Preise für
Kesselkohlenzechen in Südafrika kaum noch zu
verkraften. In 2003/2004 setzte jedoch durch
die genannten Sondereinflüsse eine sprunghafte
Nachfrage ein, die zu Spitzenpreisen von 78 US $/t
cif ARA führte. Die Preise sanken dann wieder auf
52 - 55 US $/t. Seit Anfang 2006 stiegen sie im
Trend wieder an. Dabei hielten sich die fob-Preise
für südafrikanische Kohle lange in einem Korri-
dor von 48 - 58 US $/t , wurden aber auf cif-Basis
durch steigende Frachtraten getrieben. Mitte 2007
setzten dann durch verstärkte Nachfrage aus dem
pazifischen Raum die fob-Preise zu einer weiteren
Steigerung an, sodass sich in 2007 cif-ARA-Preise
von über 80 US $/t ergeben. Auf diesem Niveau
kumulieren sich extrem hohe Frachtraten mit hohen
fob-Preisen. Die Preisentwicklung zeigt, dass die
Kapazitätsauslastung sowohl bei Kesselkohle als
auch bei Bulk-Carriern in 2007 außergewöhnlich
hoch ist.
Neuformierung der Märkte
Der internationale Markt für Steinkohlen befindet
sich seit den letzten Jahren in einem tief greifen-
den Strukturwandel, geprägt einerseits von einer
fortschreitenden Angebotskonzentration in den
westlichen Exportländern und andererseits einem
Bedeutungszuwachs der ehemaligen Staatshan-
delsländer und jetzigen Transformationsstaaten als
Lieferanten des Weltmarktes. Letztere übernehmen
bei Strukturanpassungen und Modernisierungen
ihrer Kohlenindustrien zunehmend die Rolle tra-
ditioneller Ausfuhrländer, die bislang für einen
Marktausgleich sorgten.
0
200
150
100
50
250
300
€/t SKE
1973 20031978 2007*1983 1988 1993 1998
Preisentwicklung für Importenergienfrei deutsche Grenze
ErdgasSteinkohle(Kraftwerkskohle)
Rohöl
* Durchschnitt im 1. Halbjahr 2007
Quelle: BAFA
33
Zugleich nahmen dem Trend zur Globalisierung fol-
gend die Länder übergreifenden Übernahmen und
Zusammenschlüsse unter den Kohlengesellschaften
zu; Ölgesellschaften wie Exxon-Mobil und Shell hin-
gegen zogen sich aus dem Kohlengeschäft zurück.
Als einzige Ölgesellschaft blieb Total bis heute in
Südafrika engagiert. Die vier größten Exportgesell-
schaften - BHP/Billiton, Anglo, Rio-Tinto, Glencore/
Xstrata - eröffneten neue Gruben oder kauften
Beteiligungen wie z. B. Anglo die Beteiligung
an Paso Diablo oder Glencore/Xstrata und BHP/
Billiton weitere Abbaurechte in Kolumbien. In Rus-
sland formierten sich im Wesentlichen vier große
Gesellschaften auf privatwirtschaftlicher Basis, die
die russische Kohlewirtschaft beherrschen, und
auch China strebt die Schaffung von 8 - 10 großen
Gesellschaften mit 50 - 100 Mio. t und mehr Produk-
tionsvolumen an, die auf Dauer privatisiert werden
sollen. Durch den WTO-Beitritt Chinas werden
tendenziell Engagements externer Unternehmens-
gruppen in China möglich. Indien und China zeigen
zunehmend Interesse an Kohle- und Eisenerzbetei-
ligungen in Übersee, um ihre Rohstoffbasis abzusi-
chern. CVRD - größter brasilianische Eisenerzprodu-
zent - plant die Entwicklung einer Kokskohlenmine
von 6 Mio. t in der Endstufe in Mosambik und hat
sich in Australien eingekauft.
Der Steinkohlenweltmarkt wird von schätzungswei-
se 400 Exportminen bedient; dabei waren 2006
etwa 120 Produzenten auf diesem Sektor tätig. Die
zehn größten Steinkohlengesellschaften hatten in
2006 einen Anteil von 28 % an der weltweiten För-
derung. Sieben dieser Gesellschaften sind sogar mit
einem Anteil von 35 % am seewärtigen Steinkoh-
lenhandel beteiligt.
Waren noch vor wenigen Jahren die Aktivitäten der
Produzenten im Wesentlichen auf ihr Stammland
beschränkt, so reichen sie jetzt von Australien über
staatlich
57 % Lehmann MerchantBanking Partners
börsennotiert
börsennotiert
börsennotiert
börsennotiert
staatlich
börsennotiert
börsennotiert
börsennotiert
ExporteMio. t
ProduktionMio. t
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
Coal India
Peabody Energy Corp. USA
Shenhua
Rio Tinto Plc. Australien, Indonesien, USA
Arch Coal, Inc. USA
Anglo Coal Südafrika, Australien,Venezuela, Kolumbien
China Coal
SUEK Russland
BHP – Billiton Plc. Südafrika, Australien Indonesien, USA, Kolumbien
Xstrata Plc.Australien, Südafrika, Kolumbien
343
232
203
154
127
98
91
90
86
77
0
22
26
35
-
40
27
15
81
59
Weltgrößte Steinkohlenproduzenten 2006
Unternehmen in: Gesellschafter
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
34
Südafrika und Indonesien bis nach Nord- und Süda-
merika und neuerdings auch China.
Geändert haben sich auch die vertraglichen Bezie-
hungen im internationalen Kohlengeschäft. Der
Steinkohlenhandel wird in steigendem Umfang
zwischen Produzenten und Verbrauchern direkt
abgewickelt. Die großen Produzenten wie BHP/Bil-
liton, Amcoal und Glencore/Xstrata haben eigene
Vertriebsgesellschaften installiert und vertreiben
Kesselkohle und Kokskohle - teils aus unterschied-
lichen Ländern - aus einer Hand. Diesem Beispiel
folgen auch die großen privatisierten russischen
Produzenten. Damit büßen die Händler ihre ehe-
mals wichtige Position als vertraglich eingebun-
dener Mittler zwischen Produzenten und Verbrau-
chern ein. Angesichts dieser Entwicklung wandelt
sich ihr Aufgabenfeld und konzentriert sich mehr
auf nicht transparente Nischenmärkte und den
Bereich Handling/Distribution. Zudem treten Händ-
ler zunehmend als Agenten großer Produzenten
auf; sie geben Hilfestellung bei der Kontraktabwick-
lung und Kundenbetreuung. In Europa gibt es eine
Reihe von Handelshäusern, die zunehmend auch
Agentenfunktionen wahrnehmen. Zu nennen sind
insbesondere folgende Gesellschaften:
■ RAG Trading
■ RWE Trading
■ Constellation
■ EDF-Trading
■ Coeclerici
Eine starke Stellung im fernöstlichen Kohlenhandel
nehmen über zehn japanische Handelshäuser ein,
welche vor allem die zwischen der Stahlindustrie
bzw. Elektrizitätswirtschaft und den Exporteuren
abgeschlossenen Lieferverträge abwickeln und zum
Teil auch in erheblichem Umfang an den jeweiligen
Exportgruben beteiligt sind. Zu den bedeutendsten
zählen dabei
■ Mitsubishi
■ Mitsui
■ Itochu
■ Nichimen
■ Nobel
In China werden die Kohlenexporte in erster Linie
von der Staatsgesellschaft CNCIEC (Chinese Natio-
nal Coal Import and Export Corp.) sowie 3 weiteren
Gesellschaften und in Polen von der ebenfalls staat-
lichen Gesellschaft WEGLOKOKS abgewickelt. In
Russland sind SUEK und KRUTRADE die mit Abstand
bedeutendsten Handelshäuser. Vietnam wickelt sei-
ne Geschäfte zu fast 90 % über Vinacoal ab.
Repräsentative Kosten der Kohlenkette
Im Wettbewerb der Primärenergien sind die Kosten
der Kohlenkette, d. h. der einzelnen Stufen von der
Exportmine bis zum Verbraucher von wesentlicher
Bedeutung.
Investitionen
Wichtiger Bestandteil der Förderkosten sind die
Ausgaben für die Erschließung der Lagerstätten.
Sie betragen für neue Förderkapazitäten von
Exportkohlen, d. h. für die Auf- und Untersuchung
wie auch die Entwicklung neuer Bergwerke derzeit
weltweit rund 45 -50 US $/jato Förderkapazität.
Dies schließt auch die Kosten für die Erweiterung
bereits fördernder Bergwerke ein. (World Energy
Investment Outlook 2003). Für neue Bergwerke,
die nicht an eine bestehende Infrastruktur (Trans-
portverbindungen/Wasser- und Energieversorgung/
vor Ort verfügbare Belegschaft) angeschlossen
werden können, erhöhen sich die spezifischen Inve-
stitionen aber erheblich und können das Doppelte
und mehr erreichen. Bemerkenswert ist, dass die
spezifischen Investitionen im Durchschnitt seit
1998 selbst nominal leicht gesunken sind und erst
seit 2004 eine leichte Trendumkehr zu erkennen ist.
Dies ist auf die steile Nachfrage nach Bergbauaus-
rüstung für Kohle, aber auch Eisenerz und Buntme-
talle und die damit verbundene Verteuerung in den
letzten Jahren zurückzuführen. Im Vergleich mit
Gas und Öl ist Kohle am wenigsten kapitalintensiv.
So ermittelt der World Energy Investment Outlook
der IEA folgende Rangfolge (in t SKE umgerechnet)
■ Kohle 3,4 US $/t SKE
■ Öl 15,4 US $/t SKE
■ Gas 19,6 US $/t SKE
35
Die Zahlen ergeben sich aus den kumulierten
Investitionen über die gesamte Versorgungskette
der jeweiligen Energie im Zeitraum 2001 - 2030
dividiert durch den jeweils kumulierten Produkti-
onszuwachs. Damit hat Kohle geringere unterneh-
merische Risiken als Gas und Öl.
Die spezifischen Kosten für die Errichtung von
Förderkapazitäten sind bei der Entwicklung gänz-
lich neuer Kohlenförderreviere oder Großbetriebe
einschließlich Infrastruktur in abgelegenen und
unerschlossenen Regionen (Greenfield-Projekte) am
höchsten; hier können Beträge von bis zu 160 US $/
jato erforderlich werden. Bei der Entwicklung neuer
oder der Erweiterung fördernder Gruben (Brown-
field Projekte) in infrastrukturell bereits entwi-
ckelten Revieren fallen hingegen spezifische Inve-
stitionskosten in einer Bandbreite von nur 30 bis
zu 60 US $/jato Förderkapazität an. Dabei werden
zwischen Küsten fernen und nahen Lagerstätten,
Tagebau- oder Tiefbaubetrieben sowie der Gewin-
nung von Koks- und Kesselkohlen teils erhebliche
Unterschiede erkennbar. Bei einer durchschnitt-
lichen Lebensdauer der Gruben von rund zwanzig
Jahren betragen die Abschreibungen je geförderter
Tonne rund 2,5 - 3,0 US $ und der aufzubringende
Kapitaldienst bei einer 10 %igen Verzinsung 3,5 -
4,0 US $/t, insgesamt also 6 - 7 US $/t.
Betriebskosten
Die Gesamtkosten der Kohlenkette, aufgeteilt auf
die einzelnen, ineinander greifenden Glieder sind
für die verschiedenen Exportländer in der nachste-
henden Tabelle im Einzelnen dargestellt. Die Zahlen
beruhen auf eigenen Untersuchungen der Auswer-
tung von Fachvorträgen und IEA-Studien. Dabei
werden Bandbreiten von repräsentativen Kosten
angegeben.
Bei den Kosten frei Grube gibt es eine große Band-
breite. Die Kostenhöhe wird z. B. davon beeinflusst,
ob es sich um
■ Tagebau oder Tiefbau
■ Kesselkohle oder Kokskohle
handelt und ob
■ hohe oder niedrige Löhne
■ hohe oder niedrige Leistungen je Mann und
Jahr
0
100
150
200
50
250
300
350
USD/jato
1962 19981968 20041974 1980 1986 1992
Spezifische Investitionen im Export orientierten Steinkohlenbergbau
Durchschnitt in nominalen USD/jatoDurchschnitt in (realen) 2005 USD/jato
Quelle: Kopal, Christoph: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
36
vorhanden sind. Darüber hinaus gibt es eine Reihe
weiterer Faktoren. All dies erklärt die große Band-
breite der Kosten, die auch innerhalb eines Förder-
landes erhebliche Unterschiede aufweisen können.
In der Ablauflogistik von der Grube zum Seeschiff
herrschen je Land unterschiedliche Bedingungen.
So gibt es z. B. erhebliche Unterschiede wenn Koh-
len von der Grube direkt in ein Exportterminal mit
Beladungen von „capesize“-Schiffen oder über Käh-
ne zu auf Reede liegenden Schiffen transportiert
werden müssen.
In den vergangenen Jahren sind die Kosten durch
den Boom der Eisenerz- und Kohlenindustrie
erheblich gestiegen. Höhere Preise für Bergbau-
ausrüstung, Treibstoffe und Löhne haben zu einem
erheblichen Kostenanstieg geführt mit der Folge
sinkender Produktivität vor allem in Australien und
den USA. Durch die höheren Exporterlöse sind teil-
weise auch höhere „Royalties“ fällig.
Es bestehen aber auch Rationalisierungspotentiale,
die die Kosten- und Leistungssituation in einigen
Ländern verbessern dürften.
Die Gewinnmargen einiger Länder werden durch
den schwachen Dollar beeinträchtigt, So stiegen
der australische Dollar, der südafrikanische Rand
und der kanadische Dollar im Wert gegenüber der
US-Währung. Die Kosten- und Leistungssituation
Repräsentative Kosten der Kohlenkette (2006/07) cif ARA
Exportland Region Kosten frei Transport Hafen- Seefracht Gesamtkosten Abbaumethode Grube Inland umschlag ø 2006 frei ARA-Hafen USD/t USD/t USD/t USD/t USD/t
1. Kesselkohlen
Australien Queensland 14-42 6-14 2-3 22 44-81 Tagebau
New South Wales 25-40 3-10 2-3 26 56-79 Tiefbau
New South Wales 22-38 3-10 2-3 26 53-77 Tagebau
Südafrika Tagebau 16-28 6-10 1,5-2 16 38-56
Kolumbien Tagebau 22-26 2-3 3-5 15 42-49
Russland Tagebau 16-20 24-26 2-3 14** 56-63
teilweise zuzüglich Transit/Nachbehandlung (6-8)* (60-68)
Indonesien Tagebau 16-33 2-7 2-4,5 17 37-61,5
Venezuela Tagebau 18-22 7-9 3-5 19 47-53
2. Kokskohlen
Australien Queensland 29-43 8-10 2-3 22 61-78 Tiefbau
Queensland 26-36 6-9 2-3 22 56-70 Tagebau
New South Wales 26-52 4-6 2-3 26 58-87 Tiefbau
New South Wales 29-35 5-7 2-3 26 62-71 Tagebau
Kanada Britisch Col. 38-43 33-35 4-6 24 99-110 Tagebau
USA/Zentral- Tiefbau 40-80 20-30 3-4 14** 77-128 Appalachen
* einschl. Transit, Nachbehandlung; ** Basis PanamaxQuelle: Internationale Energie-Agentur, Coal Information; Baruya, World Coal Supply Costs; Verein der Kohlenimporteure
37
der einzelnen Exportländer ist in den Länderberich-
ten beschrieben.
Bei den Seefrachten für die Ermittlung der cif-ARA-
Kosten wurde wegen der hohen Volatilität der Mit-
telwert des Jahres 2006 eingesetzt.
Preisbildung
Der Steinkohlenweltmarkt für Kesselkohlen expan-
dierte seit den achtziger Jahren; ihm fehlten jedoch
zunächst die Eigenschaften eines ausgereiften
Marktes. Dazu zählt vor allem ein durch Angebot
und Nachfrage bestimmter Preiswettbewerb. Wäh-
rend bis 1990 das Angebot die ständig wachsende
Nachfrage nur knapp befriedigen konnte, eilt seit-
her die Entwicklung des Angebotes der Nachfrage
tendenziell voraus. Rückblickend wird deutlich (sie-
he Grafik), dass sich zwischen 1990 - 1992 erstmals
ein erhebliches Überangebot entwickelte, welches
bei steigender Nachfrage erst 1995 wieder soweit
abgebaut war, dass ein weiterer Investitionszy-
klus mit erneutem Überangebot einsetzte. Erst in
2003/2004 wurde nach verhaltener Investitions-
tätigkeit in den vorausgegangenen Jahren wieder
eine stetig steigende Kapazitätsauslastung und
damit Preisspitzen erreicht. Diese Situation hält
seither an.
Die aufeinander folgenden Phasen von Überange-
bot und relativer Verknappung lösen einen inten-
siven Preiswettbewerb aus. Als Haupt- und auch
Frühindikator für die Preisentwicklung erweist sich
dabei die Auslastung der für den Export verfüg-
baren Förderkapazitäten. Synchron mit dem Grad
der Kapazitätsauslastung der Exportgruben fallen
bzw. steigen die Preise für Kesselkohle.
Dies gilt auch für die jüngste Vergangenheit, in
der die Nachfrage sowohl bei Kesselkohle als auch
Kokskohle an die Kapazitätsgrenze stieß mit ent-
sprechenden Preisausschlägen nach oben. Während
bei Kesselkohle noch gewisse Kapazitätsreserven
mobilisiert werden konnten und zu einem zwi-
schenzeitlich moderaten Preisrückgang führten,
stiegen die Kokskohlenpreise aufgrund mangelnder
Elastizität des Angebotes in 2004 um über 100 %
auf 125 US $/t fob Verladehafen. Inzwischen sind
die Kokskohlenpreise durch ein höheres Angebot
und verhaltenere Nachfrage zwar wieder um gut
20 % gesunken, verharren aber immer noch im Ver-
MCIS-Preis und Kapazitätsauslastung für Kesselkohlen
0
200
300
400
100
500
600
700
800
1987 20051990 2008 20111993 1996 1999 2002
Angebot = Förderkapazität [Mio t] Proj. Angebot [Mio t]
Proj. Nachfrage [Mio t]
MCIS-Preis [USD/t cif ARA]
Kapazitätsauslastung [%]Proj. K.-Auslastung [%]
Nachfrage = Welthandel (Übersee) [Mio t]
Quelle: Kopal, Christoph, Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
38
gleich zu den Vorjahren in 2006/07 auf historisch
hohem Niveau.
Wie bereits dargestellt, umfasst der seewärti-
ge Steinkohlenweltmarkt für Kesselkohle zwei
Teilmärkte. Diese sind Europa einschließlich der
angrenzenden Mittelmeerländer, Nord-, Mittel- und
Südamerika sowie der pazifische Markt. Letzterer
bezieht auch die asiatischen Anrainerstaaten des
Indischen Ozeans mit ein, bedient jedoch vor allem
die asiatischen Verbraucher. Ursächlich für diese
Zweiteilung sind in erster Linie Transportkostendif-
ferenzen, aber auch unterschiedliche Preisbildungs-
mechanismen. Dennoch erfolgen Lieferungen von
einem in den anderen Teilmarkt, sofern die dort
erzielbaren cif-Preise nicht nur wettbewerbsfähig
sondern für den Anbieter auch wirtschaftlich sind.
Die dabei anfallenden zusätzlichen Transportkosten
(z. B. Australienkohle nach ARA) trägt der Lieferant.
Derartige Exporte werden oft auf cif-Basis abge-
schlossen.
Tendenziell steigt bei niedrigen Frachtraten die
Wettbewerbsfähigkeit weiter entfernter Anbieter,
bei hohen Frachtraten sinkt sie. Auch im Koks-
kohlenmarkt gibt es gewisse Interdependenzen.
So können höherflüchtige Kokskohlen teilweise
auch als Kraftwerkskohle eingesetzt werden bzw.
bestimmte Kraftwerkskohlenqualitäten lassen sich
durch bessere Aufbereitung als höherflüchtige
Kokskohlen vermarkten. Die Produzenten entschei-
den dies nach den Preissituationen, welche Varian-
Marktstruktur
Mechanismen der Preisbildung für Kesselkohlen (Gesamtmarkt 2006: 595 Mio. t)
Atlantischer Markt (242 Mio. t) Pazifischer Markt (353 Mio. t)
Preisbildung
Marktführer Südafrika Kolumbien RusslandGrenzanbieter Polen USA Australien Indonesien
fob-Preise
Frachtraten
Währungsrelationen
KäufermarktVerkäufermarkt
Marktführer Australien Indonesien Grenzanbieter Südafrika Russland China
Nachfrage242 Mio. tEU-LänderOsteuropaMittelmeerraumNord-, Mittel- undSüdamerika
Angebot211 Mio. tKolumbienSüdafrikaRusslandPolenVenezuelaUSAu. a.
207 Mio. t
Angebot384 Mio. tAustralienIndonesienChinaRusslandVietnam
Nachfrage353 Mio. tJapanSüdkoreaTaiwanIndienChinau. a.
394 Mio. t
35 Mio. t4 Mio. t
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
39
te für sie den höchsten „net-back“-Preis frei Zeche
realisiert.
Das Volumen der Austauschmengen beider Kessel-
kohlenmärkte betrug in 2006 35 Mio. t bzw. nur
knapp 6 % des gesamten Kesselkohlenmarktes von
595 Mio. t. Es ist eine weitgehend synchrone Preis-
entwicklung in beiden Märkten zu beobachten, wie
sie auch in den MCIS (McCloskey Coal Industry Ser-
vices) Preisindices für NW-Europa und Ostasien zum
Ausdruck kommt.
Preisführer sind wegen ihres jeweils hohen Marktan-
teils in der Regel Südafrika und Kolumbien auf dem
atlantischen und Australien sowie Indonesien auf
dem pazifischen Markt. Da jedoch inzwischen große
Mengen zum jeweils aktuellen Spotpreis gehandelt
werden, sehen sich die Marktführer gezwungen,
ihre Preise an den Angeboten ihrer nächst größ-
ten Konkurrenten (z. B. Kolumbien und Russland
in Europa bzw. Indonesien und China in Ostasien)
zu orientieren, um keine Marktanteile zu verlieren.
Entscheidend dabei ist der jeweilige cif-Preis im
Empfangshafen. Das sich so herausbildende Preisni-
veau ergibt dann den Maßstab zur Verhandlung von
Vertragspreisen.
Ein neues Element in der Preisentwicklung ist zumin-
dest im europäischen Teil des atlantischen Marktes
der CO2-Zertifikathandel. Er beeinflusst in erster Linie
den Einsatz von Gas oder Kohle in Kraftwerken. Bei
niedrigen Gaspreisen dämpfen die CO2-Zertifikate
die Nachfrage nach Kohle, bei hohen Gaspreisen
kann die Kohle trotz Belastung durch den CO2-Faktor
wettbewerbsfähig sein. Die Kraftwerksbetreiber ent-
scheiden über den Einsatz anhand der Margen, die
sie bei einem gegebenen Strompreis bei Einsatz von
Gas oder Kohle inklusive des CO2-Faktors erzielen.
Rangfolge der Anbieter von Kesselkohlen nach Produktionskosten (inkl. Fracht) 2006 im atlantischen Markt
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
65
USD/t
Mio. t
242 Mio. t
0
20
40
60
Pole
n
Russ
land
Sons
tig
e
Ind
one
sien
Süd
afri
ka
Kolu
mb
ien/
Vene
zuel
a
cif ARA
80
100 200
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
40
In der ersten Handelsperiode war der Kohleeinsatz
durch CO2 nur gering beeinflusst. Die CO2-Zertifi-
kat-Preise erreichten eine Spitze von 30 €/t CO2;
nach Bekanntgabe der tatsächlichen CO2–Zertifi-
kat–Nutzung in 2005 stürzte der Preis jedoch auf
nahezu Null zum Ende der Handelsperiode ab. Für
die neue Handelsperiode (2008 - 2012) werden die
CO2-Zertifikate derzeit in einer Bandbreite von 15 -
25 €/t CO2 für 2008 gehandelt.
Vertragsformen im
internationalen Kohlenhandel
Am Steinkohlenweltmarkt sind sowohl langfristige
Lieferverträge als auch Spotabschlüsse üblich.
Mit dem Abschluss von Spotverträgen sucht der
Verbraucher eine besonders nahe Anlehnung an die
aktuelle Marktsituation. Bei der Vereinbarung von
kurzfristigen Lieferungen lässt sich der Abnehmer
von folgenden Erwägungen leiten:
■ enge Anbindung an den Strommarkt
Rangfolge der Anbieter von Kesselkohlen nach durchschnittlichen Produktionskosten fob Verladehafen im pazifischen Markt
0
30
40
50
10
20
Russ
land
Aus
tral
ien
Chi
na
Ind
one
sien
Vie
tnam
353 Mio. t
100 200 300
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
USD/t
Mio.t
fob
■ bestmögliche Ausnutzung der
Preisentwicklung,
■ Hereinnahme „kleiner“ Mengen zu
günstigen Konditionen,
■ Abdecken von Verbrauchsspitzen, die über
den jeweiligen Planungshorizont
hinausgehen.
Darüber hinaus ist es jedoch weitgehend zur Regel
geworden, sich auch auf mittelfristige Sicht und
zu Lasten längerfristiger Verträge auf dem Spot-
markt einzudecken. Eine Variante von Spotkäufen
ist dabei die zunehmende Anzahl von Tenderab-
schlüssen, d. h. Käufen, welchen eine die Lieferbe-
dingungen definierende Ausschreibung vorausgeht
und bei denen das beste Angebot den Zuschlag
erhält. Die dabei vereinbarten Lieferungen bein-
halten in der Regel ein größeres Volumen als Ein-
zelabschlüsse und der Zeitrahmen reicht oft über
mehrere Quartale. Im kurzfristigen Geschäft kön-
nen auch Optionsmengen ausgehandelt werden,
41
CO²-Preisentwicklung in der EU
/t CO 2
EUA 2008EUA 2007
35
30
25
20
15
10
5
0
Nov.03
Mrz.04
Jul.04
Nov.04
Mrz.05
Jul.05
Nov.05
Mrz.06
Jul.06
Nov.06
Mrz.07
Jul.07
Quelle: RWE Trading
* 6000 Kcal/kg Hu
Synchrone Preisentwicklung für Kesselkohlen im Atlantik und Pazifik
0
20
40
60
80
in USD/t cif*
1/03 1/067/03 7/06 1/071/04 7/04 1/05 7/05
MCIS NWEMCIS Pazifik
Quelle: McCloskey Coal Information Services
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
42
wenn man sich Zusatzmengen sichern, aber die
Markt-/Preisentwicklung noch abwarten möchte.
Zum Charakter der Spotgeschäfte gehört auch, dass
bei angespannter Marktlage Aufschläge gegenüber
längerfristigen Vertragspreisen erhoben werden.
Umgekehrt werden bei entspannten Marktlagen
Preisnachlässe gewährt. So lagen die Spotpreise in
Käufermarktsituationen, wie sie etwa Anfang und
seit Mitte der neunziger Jahre herrschten, in der
Regel unter den längerfristigen Vertragspreisen.
Zum Kennzeichen der Spotpreise gehört ferner,
dass sie sich auf die Vertragspreise künftiger Liefe-
rungen auswirken und insofern eine Pilotfunktion
haben.
Vermittelt und abgewickelt werden Spotgeschäfte
nicht mehr ausschließlich zwischen Produzenten
bzw. Händlern und Verbrauchern auf traditionelle
Art. Für Kesselkohlen übernehmen diese Funktion
in wachsendem Umfang inzwischen fest etablierte
Handelsplattformen, Rohstoffbörsen und die ihnen
zuarbeitenden Brokerhäuser.
Langfristverträge wurden einst über Laufzeiten von
bis zu zehn Jahren abgeschlossen. Dabei wurden
meist direkt zwischen Produzenten und Endverbrau-
cher die jährlichen Bezugsmengen einschließlich
der Käufer- und Verkäuferoptionen sowie die Fest-
preise für das jeweils laufende Bezugsjahr festge-
legt. Die jährlich zu vereinbarende Preisfindung hat-
te unter Umständen auch zwischenzeitliche Kosten-
steigerungen zu berücksichtigen - eine Praxis, die
meist schon in den achtziger Jahren aufgegeben
wurde. Bezugsjahr war dabei das Kalenderjahr bzw.
in Ostasien oft das japanische Fiskaljahr (1.April -
31. März). Heute sind Langfristverträge allenfalls
noch auf Inlandsmärkten anzutreffen, z. B. zur
Belieferung zechennaher Kraft- oder Stahlwerke und
dort, wo langfristige gegenseitige Abhängigkeiten
zwischen Produzenten und Verbrauchern bestehen.
Am Weltmarkt hingegen hat sich inzwischen die
Gestaltung von Langfristverträgen unter dem
wachsenden Druck des Spotmarktes, vor allem für
Kesselkohlen, erheblich gewandelt. Ihre Laufzeiten
reichen heute kaum noch über die Frist von fünf
Jahren hinaus. Sie sichern dabei nur noch eine län-
gerfristige Zusammenarbeit der Vertragsparteien
in Rahmen potentieller Verkaufs- bzw. Bezugsrechte
über bestimmte Vertragsmengen (einschließlich
Käuferoptionen), solange man sich über einen
Bezugspreis einigen kann. In Anlehnung an den
aktuellen Spotpreis geben die Vertragspartner ihre
Angebote jeweils für ein Quartal ab, und kommt es
dabei zu keiner Einigung, entfällt die für das jewei-
lige Vierteljahr vorgesehene Lieferung. In Ostasien
wird zwar noch an jährlichen Vertrags- (contract-
bzw. marker-) preisen festgehalten, allerdings bei
stark rückläufigen Abschlüssen vor allem für Kessel-
kohlen.
Eine neue Variante zur langfristigen Preisfindung
bieten inzwischen auch die von Handelsplattformen
und Rohstoffbörsen für Spotmengen angebotenen
„futures“-Preise, auf die man sich im Voraus einigen
kann. Bei der physischen Beschaffung müssen die
Vorlaufzeiten berücksichtigt werden, die vom Ver-
tragsabschluss bis zum Eintreffen beim Kraftwerk
Vorlaufzeiten in der Kohlenlogistik für den Import nach Deutschland (in Wochen)
Australien
Indonesien/China
Südafrika
Kolumbien
Polen/Russland
Quelle: Kopal, Christoph: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007
13
13
10
9
8
1
1
1
1
1
6
6
3
2
1
4
4
4
4
4
2
2
2
2
2
Anmeldefrist Ladezeitfenster Seereise Binnentransport Insgesamt
43
benötigt werden. Die Tabelle zeigt einige Vorlauf-
zeiten für den deutschen Markt.
Einfluss der Strommärkte
In jüngerer Zeit veränderten sich die Strommärkte in
Europa, den USA wie auch in Fernost tief greifend.
Liberalisierung, Deregulierung und die damit ver-
bundene Aufgabe gesicherter Versorgungsgebiete
haben herkömmliche Marktstrukturen beseitigt und
den freien Wettbewerb der Stromerzeuger eröffnet.
Nunmehr gilt es für die Elektrizitätsanbieter, durch
optimierte Nutzung des eigenen Kraftwerksparks
bzw. durch Zukäufe konkurrenzfähige Strompreise
darzustellen, um Marktpositionen zu sichern bzw.
auszubauen. Dies zwingt die Kraftwerksbetreiber zur
Reduzierung auch der Brennstoffkosten. Dies gilt
vor allem für jene Anlagen, deren Primärenergiever-
sorgung wie bei der Importkohle häufig mit hohen
Transportkosten belastet sind. Es wird dann ver-
sucht, den Marktdruck an den Kohlenlieferanten wei-
ter zu geben. Dieser Zwang ist vor allem dann vor-
handen, wenn die Grenzkosten der Stromerzeugung
im Mittellastbereich die Strompreise bestimmen.
Die Entscheidung für die Errichtung neuer Stein-
kohlenkraftwerke ist auf liberalisierten und damit
kurzfristig orientierten Energiemärkten sehr viel
risikoreicher als zu Zeiten demarkierter Versorgungs-
gebiete mit gesetzlichen Versorgungsverpflich-
tungen. Kohlenkraftwerke sind Investitionsgüter,
die ihre Kapitalkosten nur über sehr lange Amorti-
sationszeiten verdienen können. Zwanzig und mehr
Jahre sind nötig, um bei angemessener Rendite
den Return des Kapitals zu schaffen. Danach haben
sie zwar in vielen Fällen zwar ein „goldenes Ende“,
wenn ihnen nicht vorher technische Innovation
oder neue Anforderungen z. B. im Umweltschutz ein
vorzeitiges Ende bereiten. Ansonsten sind Betriebs-
zeiten von 35 - 40 Jahren und darüber hinaus keine
Seltenheit.
Gaskraftwerke können hingegen zügiger errichtet
werden als Kohleanlagen und erfordern nur die
Hälfte der Investitionssumme verglichen mit einem
Steinkohlenblock. Entsprechend niedriger fallen die
Kapitalkosten aus. Dieser Vorteil kann im Wettbe-
werb nur durch niedrige Betriebs-, d. h. im Wesent-
lichen geringere Brennstoffkosten kompensiert wer-
den. Die überseeischen Kohlenproduzenten müssen
also Exportpreise bieten, die die Handhabungs- und
Verbrennungsvorteile von Gas und seine geringere
Belastung mit CO2-Zertifikatskosten ausgleicht.
Andererseits darf nicht vergessen werden, dass
außer in der EU-27 der Weltkesselkohlenmarkt keine
CO2-Zertifikatskosten zu tragen hat. Die internatio-
nalen Kohleproduzenten werden im Falle eines Ver-
käufermarktes ihre Produkte dorthin lenken, wo sie
den besten net–back–Preis frei Grube erzielen. Eine
Entscheidung für die Errichtung eines Steinkohlen-
kraftwerkes setzt überdies Strompreise voraus, die
eine langfristige Vollkostendeckung ermöglichen.
Hinzukommen müssen speziell in Deutschland stabi-
le Rahmenbedingungen für den Einsatz von Kohlen-
kraftwerken. Neben den Preisen von Gas, Kohle und
CO2-Zertifikaten spielt auch die langfristige Verfüg-
barkeit bzw. Versorgungssicherheit von Kohle und
Gas ein große Rolle.
Gezielte Subventionen in regenerative und dezentra-
le Erzeugungskonzepte stören die Entwicklung eines
marktwirtschaftlich orientierten Stromangebotes
und damit eines optimierten Kraftwerksparks unter
Einbeziehung von Steinkohlenanlagen.
Weniger komplex sind die Entscheidungen über
die Errichtung von Kohlenkraftwerken sowie die
Bedingungen für den Kohleneinsatz in den ostasia-
tischen Industrieländern. Dort genießt Importkohle
nach wie vor gegenüber eingeführtem Flüssiggas
einen erheblichen Preisvorteil. Auch sind dort nicht
- wie etwa in Europa - die Voraussetzungen für die
Schaffung eines gemeinsamen und integrierten Gas-
Versorgungsnetzes gegeben, da Japan, Taiwan und
Südkorea auf absehbare Zeit Inselmärkte bleiben
werden.
Risikomanagement
Angesichts der komplexer gewordenen Bedin-
gungen für den Steinkohlenhandel werden sowohl
bei der Beschaffung der Kohle, bei der Sicherung
der Seefrachten wie auch bei der Wechselkurssiche-
rung zunehmend jene Techniken des „risk manage-
ments“ eingesetzt, wie sie auf anderen Rohstoff-
märkten bereits seit längerem üblich sind.
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
44
„Hedging“-Transaktionen zur Abwendung finan-
zieller Schäden aus Liefer- und Charterverträgen
ergänzen den traditionellen Kohlenhandel ein-
schließlich der Seefrachten. Sie ermöglichen häufig
erst Abschlüsse und sichern diese ab. Dabei denken
die Akteure weniger in den Kategorien des phy-
sischen Handels als in denen des Papiergeschäfts.
Da die Volatilität sowohl im Steinkohlenhandel wie
auch im Befrachtungsgeschäft erheblich zugenom-
men hat, sind nunmehr zusammen mit anderen
Rahmenbedingungen auch die Voraussetzungen
dafür geschaffen worden, durch spekulative Ele-
mente, wie Swaps, Termin- und Optionsgeschäfte
nicht nur zusätzliche Abschlüsse zu initiieren, son-
dern auch einen wachsenden Anteil einst konventi-
onell zu Stande gekommener Abschlüsse auf diese
Weise abzuwickeln.
Größtes Hindernis für einen innovativen Kohlen-
handel war in der Vergangenheit das heterogene
Qualitätsspektrum des Handelsgutes Kohle. Abwei-
chend von anderen Rohstoffen, auf deren Märkten
Instrumente des Risikomanagements, standardi-
sierte Vertragsformen und auch Terminabschlüsse
bereits üblich sind, stehen bei der Kohle die große
Anzahl messbarer Qualitätsparameter und deren
unterschiedliche Bewertung durch die Verbraucher
- besonders bei Kokskohlen - derartigen Geschäften
im Wege.
Die Kesselkohle hingegen hat es geschafft, auch an
Rohstoffbörsen und internationalen Handelsplatt-
formen eine weltweit akzeptierte und gehandelte
„Commodity“ zu werden. Die physischen Voraus-
setzungen dafür wurden in jüngerer Zeit durch eine
Reihe hinsichtlich Herkunft, Qualität, Lieferort und
-bedingungen genau definierter und standardisier-
ter sog. „Kohlenindizes“ geschaffen; sie ersetzen
die bislang üblichen subjektiven Einschätzungen
und Interpretationen der Marktteilnehmer.
Zu diesen Kohlenindizes zählen im Steinkohlenwelt-
handel gegenwärtig u. a. folgende Indizes:
TFS API #2
NAR CIF ARA
Steinkohlenpreise für das jeweils nächste handelbare Kalenderjahr
2004 2005 2006 2007
USD/t
Quelle: RWE Trading
45
Basis: südafrikanische Kohle ex Richards Bay bei
Capesize–Fracht in die ARA– Häfen mit einem
unteren Heizwert von 6000 kcal/kg.
TFS API #4
NAR FOB RBCT
Basis: Südafrikanische Kohle fob Richards Bay mit
einem unteren Heizwert von 6000 kcal/kg.
Mc Closkey veröffentlicht zwei Preisindizes,
■ Nord–West–Europa „steam coal-marker“
■ asiatischer „markerprice“
die auf fob-Preisen Richards Bay (Südafrika) bzw.
Newcastle (Australien) ebenfalls auf der Standard-
qualität 6000 kcal/kg Hu beruhen und teils als Basis
für Preiseinschätzungen gewonnen werden. Die EU
veröffentlicht seit kurzem ebenfalls wieder Durch-
schnittsimportpreise für Kesselkohle und Kokskohle.
Neben diesen Indizes gibt es noch spezielle Preis-
notierungen für US–Kohle an der NYMEX sowie für
das Powder River Bassin.
Im Gegensatz zum konventionellen „physischen“
Kohlenhandel mit Abschlüssen und Optionen zu
Steinkohlenhandel
Physischer Handel
Optionen Futures
Kohlenderivate
OptionenSwaps
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
Kesselkohlenhandelsvolumen
seewärtig derivativ 2000 - 2006
Quelle: Perret Associates
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Mio. t
fob Newcastle
API#4
API#2
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
46
Festpreisen erlauben die Kohlenindizes nunmehr
auch den Handel an Börsen und Handelsplatt-
formen mit Kohlenderivaten, d. h. Papiertransak-
tionen mit zeitlich fluktuierenden OTC- (over the
counter), d. h. bid- und offer-Preisen. Dabei sind
Transaktionen auf Swap-, Futures- und Optionsbasis
möglich.
Das Volumen des Papierhandels hat sich seit 2000
expotential erhöht und beträgt in 2006 etwa das
2,5-Fache des physischen Kesselkohle-Welthandels.
Der Schwerpunkt des Papierhandels liegt im atlan-
tischen Raum. Es ist jedoch nur eine Frage der
Zeit, wann der pazifische Markt die Entwicklung
aufnimmt.
Die zumindest wöchentlich und monatlich veröf-
fentlichten OTC-Preise des atlantischen Marktes
haben auf dem Steinkohlenweltmarkt eine bis-
lang nicht vorhandene Transparenz geschaffen
und bestimmen inzwischen am atlantischen und
zunehmend auch im pazifischen Markt weitgehend
den Spothandel mit Kesselkohlen und dessen
Preisentwicklung. Auch für Lieferungen, die erst
mittelfristig erfolgen sollen, wird der dann zu zah-
lende Preis zunehmend an Hand des zwischenzeit-
lichen Verlaufs eines bestimmten Index ermittelt.
Dabei werden bei Vertragsabschluss die den Preis
bestimmenden Kriterien fest definiert. Darüber
hinaus erschließt sich für die Marktteilnehmer die
Möglichkeit, ihre Kohlenbezüge durch „hedging“
auch preislich abzusichern.
Abgewickelt werden derartige Transaktionen durch
Brokerunternehmen (z. B. TFS) oder Handelsplatt-
formen, wie die Ende 2000 von Kohlenproduzenten
und -verbrauchern ins Leben gerufene elektro-
nische Handelsplattform globalCOAL. Als ideales
Medium für dessen jüngste Variante bietet sich mit
seinen schnellen Zugriffsmöglichkeiten auf aktuelle
Marktdaten und Reaktionsmöglichkeiten der Inter-
nethandel an. Er hat den Commodity-Handel mit
Kohle erheblich beschleunigt und ihm zu rascher
Akzeptanz verholfen. Die Zahl, der im Kohlege-
schäft tätigen Unternehmen, hat sich in den letzten
Jahren erhöht.
Im Kohle-Derivate-Markt ist eine Reihe von Unter-
nehmen tätig, die sich in drei Gruppen gliedern:
■ Strom-Produzenten
■ Rohstoff-Unternehmen/Händler
■ Banken
Versorger
Constellation
EDF
E.ON
Essent
Nuon
RWE
Sempra
Vattenfall
Quelle: Perret Associates
BHP Billiton
Cargill
Glencore
Koch Metals
Louis Dreyfus
Noble
Peabody
Banken
Barcap
BNP Paribas
Deutsche Bank
Goldman Sachs
Macquarie Bank
Merrill Lynch
Morgan Stanley
Société Générale
Standard Bank
Anbieter/Händler
Wichtige Unternehmen im Kohle-Derivate-Markt
GFI
ICAP
Spectron
TFS
Tullet Prebon
globalCOAL
London Commodity Brokers
London
London
London
London
London
London
London
Singapur
Singapur
Singapur
Singapur
Singapur
Singapur
Singapur
5-10
5-10
<5
<5
5
5-10
<5
ja
ja
ja
ja
ja
ja
nein
ja
nein
nein
nein
nein
ja
ja
2000
2001
1999
1999
2007
2001
2005
Hauptsitz AndereKohlebüros
AnzahlPersonen
HandelPapier
Beginn derKohleaktivitäten
PhysischerHandel
Übersicht über im Kohlegeschäft tätige Broker-Unternehmen
Quelle: Perret Associates
47
höhere Energieeffizienz vor allem in EU-27-Regi-
onen lassen nur moderates Wachstum des Kohlever-
brauches erwarten. Langfristig wird allerdings der
südamerikanische und afrikanische Raum zulegen,
da hier ebenfalls große Teile der Bevölkerung bisher
keinen Zugang zu Strom haben.
Der Bedarf an Weltmarktkohle in Europa wird
allerdings wegen rückläufiger heimischer Steinkoh-
lenförderung steigen. Teils wird auch von Gas auf
Kohle umgerüstet wie z. B. in Italien.
In den USA ist tendenziell für die Küstenregionen
mit steigenden Importen zu rechnen, da das För-
deraufkommen der Appalachenreviere sinkt. Die
mittel- und südamerikanischen Länder steigern
zunehmend ihre Importe von Kesselkohle.
Der Kokskohlenmarkt dürfte nach einer Phase der
Konsolidierung wieder auf Wachstumskurs gehen.
Bisher war China weitgehend Selbstversorger bei
Kokskohle, sodass die Kokskohlennachfrage im
Weltmarkt im Wesentlichen durch die Stahlkon-
junktur in Nord- und Südamerika, den asiatischen
Industrieländern und Europa bestimmt war. Sollte
auch China zunehmend auf den Weltmarkt zugrei-
fen müssen, könnte sich das Wachstum beschleuni-
gen. Zurzeit steigert China allerdings seine Koksex-
porte.
Insgesamt sind die Voraussetzungen für ein wei-
teres Wachstum des Kohleweltmarktes vor dem Hin-
tergrund einer prosperierenden Weltwirtschaft als
sehr gut zu bezeichnen.
Setzen sich die Wachstumsraten der vergangenen
Jahre von 6 - 8 % fort, könnte die Nachfrage bereits
2010 - 2012 bis zu 1 Mrd. t im seewärtigen Stein-
kohleweltmarkt erreichen. Einschlägige Prognosen,
wie etwa der World Energy Outlook der IEA und
der International Energy Outlook 2007 der DOE/
EIA, gehen allerdings von einem deutlich verhal-
tenen Wachstumskurs aus.
Angebot
Die Kapazitätsauslastung der Exportgruben für Kes-
selkohle ist in den letzten Jahren angestiegen und
auch in 2007 setzt sich dieser Trend fort. Dies wird
Die wichtigsten sind in der folgenden Übersicht
genannt.
Während die Kohle-Derivative von 2000 - 2005 vor-
wiegend im OTC-Markt gehandelt wurden, bieten
seit 2006 EEX (Leipzig) und ICE-Futures (Atlanta)
eine Börsen basierende Handelsplattform an. In
2006 erreichten jedoch beide Börsen nur 1 % des
Gesamtmarktes an Kohle-Derivaten von 1,4 Mrd. t.
Perspektiven
Die Entwicklung der letzten Jahre des Kohlenwelt-
marktes hat alle Prognosen übertroffen und auch
das erste Halbjahr 2007 zeigt überdurchschnitt-
liches Wachstum.
Nachfrage
Der Kesselkohlenmarkt ist in den beiden letzten
Jahren (2005 - 2006) um 90 Mio. t oder 18 %
gewachsen. Dieses hohe Wachstum ergab sich aus
dem weiterhin dynamischen Wachstum des pazi-
fischen Raumes sowie aus dem konjunktur- und wit-
terungsbedingten Zuwachs im atlantischen Raum.
Auch hohe Gaspreise begünstigten den Verbrauch
von Weltmarktkohle.
Als Haupttreiber für das Wachstum der nächsten
Jahre wird weiterhin der asiatische Raum gesehen.
Während Japan, Südkorea und Taiwan inzwischen
ein moderates Wachstum aufweisen, steigt der
Bedarf von China und Indien sowie den anderen
asiatischen Schwellenländern stärker. Insbesondere
die chinesische Entwicklung steigender Importe
bei gleichzeitig rückläufigen Exporten fordert den
internationalen Markt. So überstiegen die chine-
sischen Importe von Kesselkohle erstmals im 1.
Quartal 2007 die Exporte.
Da Kohle auch weiterhin - auch auf höherem Preis-
niveau - günstiger als LNG ist und im pazifischen
Raum keine CO2-Zertifikate zu berücksichtigen sind,
werden in erster Linie Kohlekraftwerke für den
wachsenden Strombedarf der Bevölkerung gebaut.
Große Teile der asiatischen Bevölkerung besitzen
noch keinen Zugang zu Strom.
Im atlantischen Raum ist eher eine verhaltene Ver-
brauchsentwicklung zu erwarten. Die schwachen
Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes und
Welthandel
Weltmarkt für Steinkohle
48
von tendenziell von in letzter Zeit häufiger zu beo-
bachtenden Preisausschlägen begleitet.
Der pazifische Kesselkohlenmarkt wird in erster
Linie durch Indonesien und Australien versorgt.
Kleinere Anbieter sind Vietnam, Russland und Chi-
na mit abnehmender Tendenz. Allein Indonesien
und Vietnam haben zusammen ihre Exporte in
2005/06 um gut 80 Mio. t erhöht.
Australien und Indonesien haben weiteres Aus-
baupotential. Vor allem Australien dürfte nach
Überwindung der Infrastrukturprobleme bei
Inlandstransport und Hafenumschlag seine Position
erneut ausbauen. Auch Russland plant die Erweite-
rung seiner Fernost-Aktivitäten. Vietnam steigerte
bisher seine Exporte Jahr für Jahr, ist aber in erster
Linie für den südwestchinesischen Markt interes-
sant. Südafrika ist für Indien in den letzten Jahren
ein „swing-supplier“ gewesen.
Neben der Versorgung des pazifischen Marktes
liefern die pazifischen Produzenten - vor allem
Indonesien - größere Mengen schwefelarmer Kohle
in den atlantischen Raum. Dieser wird von Süd-
afrika, Kolumbien und Russland versorgt. Kleinere
Exporteure sind Polen, Venezuela, USA und Spitz-
bergen. Russland konnte seine Exporte in den
letzten Jahren jeweils um 6 - 8 Mio. t steigern und
dürfte auch weiterhin seine Exporte ausbauen.
Kolumbien erweitert seine Förderung und könnte
von 2010 - 2012 an die 100 Mio. t/a Exportvolumen
heranreichen. Südafrika baut derzeit sein Exportter-
minal Richards Bay von 72 Mio. t/a auf 91 Mio. t/a
aus. Nach einer Phase der Stagnation sollten auch
die südafrikanischen Exportmengen weiter steigen.
Die kleineren Exportländer tragen etwa 20 - 25
Mio. t/a zur Versorgung des atlantischen Marktes
bei. Dabei saldieren sich Rückgänge und Steige-
rungen. Mittelfristig dürfte sich dieses Volumen
nicht ändern. Insgesamt sind weltweit die Kokskoh-
lenkapazitäten, vor allem in Australien, noch nicht
ausgelastet.
Dies hat seine Gründe u. a. auch in Engpässen in
der Infrastruktur. Australien und Kanada bauen
aber ihre Infrastruktur und Exportkapazitäten
Welthandel mit Steinkohlen (Mio t. SKE)
Quelle: DOE/EIA, International Energy Outlook 2007, Washington 2007, Reference Scenario
202
661
238
795
283
953
557
670
459
2005 2015 2030
Kokskohle
Kesselkohle
49
Welthandel
weiter aus. Neue Projekte werden dazu in Indone-
sien, Mosambik, Kolumbien und Russland geplant,
sodass sich die Palette der Importländer mittelfri-
stig erweitern dürfte. Solange China nicht stärker
auf den Weltmarkt zugreift, dürfte das Angebot an
Kokskohle mittel- und langfristig voll ausreichend
sein, da die Stahlindustrie der Welt - ohne China -
moderater wächst.
Fazit
Das steile Wachstum des Kohleweltmarktes der letz-
ten Jahre hat vor allem bei Kesselkohlenkapazitäten
und bei der Infrastruktur (Inlandstransport/Verla-
dehäfen) zu hoher Auslastung geführt und treibt
die Preise in die Höhe.
Das derzeitige Preisniveau sollte jedoch trotz teil-
weise erheblichen Anstiegs der Produktionskosten
ein erneuter Anreiz sein, die Kapazitäten weiter aus-
zubauen. Insofern wird mittelfristig ein weiterhin
„flüssiger“ Welthandel bei Kessel- und Kokskohlen
gesehen.
Nach Langfristprognosen der IEA (Paris) und EIA
(Washington) soll der Welthandel bis 2030 weiter
steigen, aber langsamer als in den vergangenen
Jahren. So sieht die IEA langfristig 3 % als jährliche
Wachstumsrate, EIA sogar nur 1,5 %. Die jüngere
Vergangenheit hat jedoch immer wieder die Pro-
gnosen übertroffen.
Weltmarkt für Steinkohle
50
Kohlenexportländer
Australien
Allgemeines
Das Land ist ein demokratisch regierter Bundes-
staat innerhalb des Commonwealth mit gefestigten
Rechtsstrukturen. Australien gehört weltweit zu
den wichtigsten Produzenten und Exporteuren von
mineralischen und energetischen Rohstoffen. Ange-
sichts der riesigen unerschlossenen Reserven des
dünn besiedelten Kontinents und der stark wach-
senden Nachfrage der asiatischen Schwellenländer
4
5
6
7
8
1 Hunter Valley & Newcastle2 Western Coalfield3 Southern Coalfield4 Gunnedah Coalfield5 Bowen Basin6 Galilee Basin7 Surat Basin8 Moreton/Clarence Basin
Queensland
New South Wales
Collie Basin
Adelaide
Abbot Point
Hay Point/Dalrymple Bay
Gladstone
Brisbane
Newcastle
Sydney
Port Kembla
12
3
Perth
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
1.000 km
fördert die Regierung die Entwicklung des Berg-
baus und die Erkundung weiterer Lagerstätten. Das
Department of Mineral and Petroleum Resources
rechnet mit einer deutlichen Exportsteigerung bei
Kohle, Eisenerz, Gold, Aluminium und Nickel. Kohle
ist an den Ausfuhren des Landes bereits maßgeb-
lich beteiligt.
51
Kohlenexportländer • Australien
Reserven/Qualitäten
Nach Angaben der BGR besitzt Australien Hartkoh-
leressourcen von 153 Mrd. t und Hartkohlereserven
von 41 Mrd. t, insgesamt also ein Potential von 194
Mrd. t. Die derzeit bedeutendsten Kohlevorkommen
liegen in den Staaten New South Wales (NSW) und
Queensland (QL). Die nachgewiesenen Reserven
in NSW werden auf rd. 19 Mrd. t beziffert, davon
je 50 % im Tage- und Tiefbau gewinnbar. Die nach-
gewiesenen Reserven in QL betragen rd. 33 Mrd.
t, davon sind ca. 55 % im Tagebau, 45 % im Tief-
bau abzubauen. Sie werden derzeit von Australien
höher eingeschätzt.
Insgesamt belaufen sich die Reserven beider
Staaten also auf rd. 52 Mrd. t. Bei einer derzeitigen
Steinkohlenrohförderung von rund 400 Mio. t/a
beträgt die Reichweite ca. 130 Jahre.
Zu den wichtigsten Förderregionen von New South
Wales gehören die Hunter River- und Newcastle-
Reviere mit ihrer hochflüchtigen (>30 %) Kessel- und
Soft Coking- Kohle; dazu kommen noch das südliche
Kohlenfeld mit niedrigflüchtigen (22 - 25 %) Koks-
kohlen, sowie das westliche und das Gunnedah-
Kohlenfeld mit hochflüchtigen Kesselkohlen. In
Queensland ist das Bowen-Basin mit seinen niedrig-
bis mittelflüchtigen (18 - 28 %) Koks- und Kesselkoh-
len, aber auch anthrazitischen (12 - 18 %) Semisoft
Kokskohlen von herausragender Bedeutung. Dazu
kommen die Moreton- und Tarong-Becken mit hoch-
flüchtigen Kesselkohlen. Australische Steinkohlen
sind primär aschereich und bedürfen einer Aufberei-
tung. Sie sind in der Regel schwefelarm (< 1,0 %).
Förderentwicklung
Die Steinkohlenförderung Australiens erreichte in
2006 314 Mio. t und erhöhte sich gegenüber dem
Vorjahr. Die beiden Hauptförderregionen liegen an
der Ostküste Australiens. Queensland förderte im
Jahr 2006 177 Mio. t, New South-Wales 128 Mio. t.
Neben der ostaustralischen Steinkohleproduktion
werden in Viktoria noch ca. 70 Mio. t/a Braunkohle
(Murray Basin) produziert sowie ca. 9 Mio. t/a in
Westaustralien und Tasmanien.
Von der Steinkohlenförderung wurden 237 Mio. t
exportiert, rund 54 Mio. t werden im Inland ver-
braucht.
Der Inlandsverbrauch entwickelt sich angesichts
der hohen Braunkohleförderung verhalten, sodass
das Exportpotential von Australien auch mittel- und
langfristig nicht durch wachsenden Eigenbedarf
verringert wird.
Es bleibt abzuwarten, ob CTL-Projekte (Coal to
Liquid) im mittel- bis langfristigen Zeitraum in
Angriff genommen werden. Diese könnten aller-
dings auch auf Braunkohlenbasis oder mit nicht
Export orientierten Lagerstätten umgesetzt wer-
den.
Die exportorientierten Förderkapazitäten wurden in
2006 weiter ausgebaut.
Die Kapazität ist bei einem Exportvolumen von 237
Mio. t in 2006 mit 79 % ausgelastet. Es besteht
damit eine Kapazitätsreserve von 61 Mio. t/a bei
der Kohlenproduktion insgesamt.
Bei Kesselkohle beträgt die Auslastung aber 84 %
und die Kapazitätsreserve beläuft sich auf 21 Mio.
t/a.
Für die weitere Entwicklung ist eine lange Reihe
von Projekten bekannt geworden. Das Ausmaß und
das Tempo der Fördersteigerung wird weniger bei
Finanzierung und kostengünstigen Reserven gese-
hen, sondern ist vielmehr vom Ausbau der Infra-
struktur bei Eisenbahn und Häfen bestimmt.
Die australische Regierung in Canberra hat klar-
gestellt, dass der Ausbau der Infrastruktur im
Export orientierte Förderkapazitäten
2005 2006 Zuwachs Mio.t Mio. t Mio. t
Kokskohle
Kesselkohle
Gesamt
151
130
281
162
135
297
+11
+5
+16
Weltmarkt für Steinkohle
52
Wesentlichen eine Angelegenheit der australischen
Kohlewirtschaft und der Regionen ist, wenn sie die
Weltmarktchancen nutzen wollen.
Insgesamt ist derzeit ein Projektvolumen für Kes-
selkohle von rund 172 Mio. t/a für die nächsten 5
Jahre bekannt, von denen aber nur ein Teil realisiert
werden dürfte.
Die vier größten Kohleproduzenten fördern und
exportieren gut 55 % der australischen Steinkoh-
len. 24 % werden im Tiefbau und 76 % werden im
Tagebau gewonnen. Insgesamt werden rund 100
größere und kleinere Steinkohlegruben betrieben,
davon 51 in NSW, 42 in QL sowie sechs in Süd- und
Westaustralien und Tasmanien. Von den Gruben
arbeiten 37 im Tiefbau und 62 im Tagebau. Der
Anteil der Tagebaugruben hat sich in den letzten
Jahren stetig erhöht.
Im Tiefbau hat sich der Anteil der Fördermenge
aus dem besonders leistungsstarken Strebbau von
2001/02 auf 2005/06 um 10 % von 77 Mio. t auf 70
Mio. t vermindert.
Australien hat eine Koksproduktion von rd. 3,5
Mio. t, die weitgehend im Inland verbraucht wird.
Im Tagebau mit Tiefen bis zu 70 m kommen sowohl
die Dragline- (ein bis zwei Flöze) wie auch die Truck
& Shovel-Technik (mehrere Flöze) zum Einsatz. Im
untertägigen Bergbau, der Tiefen von 200 m errei-
chen kann, hat die Strebtechnik Einzug gehalten
und den einst üblichen Kammer/Pfeilerbau redu-
ziert.
Der Personalstand im australischen Steinkohleberg-
bau belief sich Ende 2006 auf 34.000 Beschäftigte.
Die Belegschaft hat sich damit von 24.000 Mann
Ende 2004 um rund 10.000 Mitarbeiter erhöht.
Dies wirkt sich negativ auf die Produktivität und die
Kosten aus.
Die Konzentration im australischen Bergbau setzt
sich weiter fort. *Die Tabelle zeigt die vier wich-
tigsten australischen Produzenten und Exporteure:
Diese vier Gesellschaften erbringen gut 167 Mio. t
der gesamten australischen Steinkohlenförderung.
In 2006 erwarb Peabody für 2 Mrd. AUD Excel-Coal,
CVRD kaufte die Bergbauaktivitäten von AMCI für
838 Mio. AUD. Auch chinesische Firmen interes-
sieren sich zunehmend für australische Kokskoh-
lengruben und erwerben kleinere Beteiligungen
an Bergbau-Gesellschaften. Die Produktivität in
verkaufsfähiger Tonne je Mann und Jahr der austra-
lischen Gruben ist sehr hoch und erreichte in 2006
folgende Werte:
Kostenentwicklung
Die australischen Gruben gehören zu den kosten-
günstigsten Steinkohle-Produzenten und –Expor-
teuren der Welt. Grundsätzlich sind die Flöze relativ
ungestört gelagert, größtenteils im Tagebau, teils
aber auch im Tiefbau in nicht zu großen Teufen
abbaubar. Die Entfernung zu den Häfen beträgt in
New South Wales 80 - 280 km, im Queensland 130
- 380 km. Insofern hat Australien beste Vorausset-
zungen seine Exportposition langfristig zu halten
und auszubauen.
Trotz dieser guten Ausgangslage werden in Zukunft
■ größere Entfernungen zu den Häfen
■ ungünstigere Verhältnisse Abraum/Kohle
Die größten Steinkohlenproduzenten Australiens
Unter- Gruben Förderung1) Exportenehmen Anzahl 2006 2006 Mio. t Mio.t
BHP-Billiton Ltd. 16 45 40
Rio Tinto Ltd. 8 37 31
Xstrata PLC 21 54 40
Anglo Coal Australia 7 31 20Pty Ltd
Gesamt 167 131
% von 53 55Australien 2006 314 237
1) anteilige Förderung
New South Wales
Queensland
Tagebau
14.000 t
10.000 t
Tiefbau
8.000 t
5.000 t
53
■ höhere Aschegehalte
■ bei höheren Preisen entsprechend höhere
Royalties
die Kosten steigen lassen. Teils sind auch höhere
Kosten für die Wasserversorgung einzuplanen.
Seit 2004 sind erhebliche Kostensteigerungen zu
verzeichnen. So haben sich Treibstoffe, Schmier-
mittel, Sprengstoffe und Ersatzteile insbesondere
für den Tagebau erheblich verteuert. Da neben der
starken Entwicklung des Weltkohlehandels auch die
Eisenerzproduktion und deren Welthandel boomen,
sind die Anlagenbauer und Lieferanten insbeson-
dere für „Truck-Shovel“ - Technik hoch ausgelastet
und können Preissteigerungen durchsetzen, hinzu
kommen Lohnsteigerungen.
Die Kosten unterscheiden sich in nach Tiefbau und
Tagebau sowie Kokskohlen und Kesselkohlen und
können nur in Bandbreiten angegeben werde.
Durch den sich abschwächenden US Dollar ist der
australische Bergbau in 2005/2006 unter erheb-
lichen Ergebnisdruck gekommen, da bei gleich
bleibenden US Dollar-Preisen weniger australische
Dollar erlöst wurden.
Die Transportkosten bewegen sich je nach Entfer-
nung in einer Bandbreite von 4 US $/t bis 14 US
$/t. Die Umschlagskosten im Hafen liegen zwischen
2 US $/t und 3 US $/t.
Die durchschnittlichen Kosten für Kesselkohle wer-
den wie folgt eingeschätzt (Fob-Verladehafen):
Kesselkohlen
Queensland
New South Wales
Kokskohle
Queensland
New South Wales
14-42
12-38
23-35
25-40
29-43
26-52
26-36
29-35
Tagebau
in US $/t
Tiefbau
in US $/t
Infrastruktur
Das starke Wachstum des Kohleweltmarktes in den
letzten Jahren und die besondere Beanspruchung
Australiens als Kokskohlenexporteur führten zu
Engpässen in den australischen Häfen, aber auch
bei den Eisenbahnen zeichnen sich zunehmende
Anspannungen ab. Es fehlen Waggons und Loko-
motiven.
Queenslands Steinkohlenbergbau ist durch ein
2000 km umfassendes Eisenbahnnetz mit den
Häfen verbunden. Fünf besondere Linien verbinden
über 40 Gruben mit den Häfen. New South Wales
besitzt zwei Kohlenlinien mit 1050 km Länge und
26 Verladestationen.
Australien verfügt über eine Reihe von Kohleexport-
häfen in NSW und QL. In 2006 wurden die Exporte
von 237 Mio. t über folgende Häfen abgewickelt:
Die Jahre 2005/2006/2007 sind von Warte-
schlangensituationen vor den australischen Häfen
gekennzeichnet, die in 2007 zu Spitzen von 200
wartenden Schiffen geführt haben.
Kesselkohlen
fob-Kosten2004/05
in US $/t 2006/07
in US $/t
22-38 30-54
NWS-Häfen
Newcastle
Port Kembla
Gesamt NWS
Queenslandhäfen
Dalrymple Bay
Hay Point
Gladstone
Abbot Point
Brisbane
Gesamt Queensland
Insgesamt
80.327
9.208
89.535
50.665
33.496
42.745
12.968
4.296
144.170
233.705
79.826
10.169
89.995
51.170
31.953
49.508
11.208
3.931
147.770
237.765
Exporthäfen Australiens
Exporte 2005in 1.000 t
Exporte 2006in 1.000 t
Kohlenexportländer • Australien
Weltmarkt für Steinkohle
54
Es hat aber ein massives Ausbauprogramm bei fast
allen Häfen eingesetzt, das in 2008/09 zu einer
Entspannung führen sollte.
Die in staatlicher Hand befindlichen australischen
Eisenbahnen unterstützen den Ausbau der Kohle-
kette. Die Queensland Rail, die die Kohlebahnen
in Queensland betreibt, hat ein Ausbauprogramm
angekündigt, das neue Verbindungslinien, Verdopp-
lung der Gleise in bestimmten Streckenabschnitten,
sowie den Kauf stärkerer Lokomotiven vorsieht, um
die Effizienz der Transporte sowie die Flexibilität zu
erhöhen.
Export
Australien hat seinen Export in den letzten Jahren
stetig auf nunmehr 237 Mio. t/a ausgebaut. Die
Kesselkohlenexporte stiegen auf 114 Mio. t/a, die
Kokskohlenexporte auf 123 Mio. t/a. Insbesondere
bei Kokskohle hat Australien mit einem Marktanteil
von 66 % eine überragende Stellung erreicht und
wird diese auch langfristig aufgrund der günstigen
Produktionskosten und hohen Reserven halten kön-
nen. Australische Kokskohlen werden aufgrund ihrer
Qualität in allen Roheisen erzeugenden Ländern der
Welt eingesetzt:
Australische Kesselkohlen haben ihren Absatzschwer-
punkt in Asien und sind aufgrund der weiten See-
wege in Europa nur bei sehr niedrigen Frachtratenun-
terschieden zu kolumbianischer und südafrikanischer
Kohle wettbewerbsfähig.
Ausbaupläne australischer Häfen in Mio. t
Hafen
Newcastle
Port Kembla
Dalrymple Bay
Hay Point
Gladstone
Abbot Point
Brisbane
Sonstige
Gesamt
89,0
14,0
60,0
40,0
45,0
15,0
5,0
-
268,0
105,0
14,0
68,0
44,0
68,0
21,0
5,0
-
325,0
130,0
14,0
85,0
57,0
88,0
50,0
5,0
30,0
459,0
Derzeitige Kapazität (2006)
KurzfristigeErhöhung
MittelfristigerAusbau
Bei den Kokskohlen hat Australien die Preisführer-
schaft und hier wiederum BHP/Mitsubishi. So gelang
es aufgrund des engen Angebotes zur Jahreswende
2004/2005, das Weltmarktpreisniveau für hard-
cooking-coal auf 125 US $/t fob anzuheben. Die
kleineren Exportländer verlangten wieder angemes-
sene Preisanpassungen. Inzwischen (2006/07) sind
die Preise auf 98 US $/t fob abgesunken.
Bei Kesselkohlen ist Australien einem breiteren Wett-
bewerb ausgesetzt und hat vor allem in Asien mit
China, Indonesien sowie zunehmend Vietnam und
Russland stärkere Konkurrenten.
Ausblick
Australien stellt sich den Herausforderungen eines
wachsenden Kohleweltmarktes. Durch die starke
Nachfrage nach Kokskohle wird Australien vor allem
bei hard-coking-coal gefragt sein. Es besitzt aber
das Potential bei Förderung und Infrastruktur, den
steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Langfristig wird Australien die führende Steinkohle-
nexportnation bleiben und könnte seine Exporte von
Kesselkohle und Kraftwerkskohle auf über
400 Mio. t/a ausbauen.
Exportentwicklung Australien 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t
Steinkohlenförderung 297 306 314
Steinkohlenexporte 225 234 237
Kesselkohlen 108 110 114 Kokskohlen 117 124 123
Exportquote in % 76 76 75
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 27,2 26,3 26,7
Sonstige europ. Länder* 1,9 1,2 3,1
Japan 101,9 104,8 103,3
Südkorea 30,1 30,2 23,6
Taiwan 18,8 21,9 22,7
Indien 16,6 19,0 18,9
*inkl. Angrenzender Mittelmeerländer
55
Indonesien
Allgemeines
Dynamischster Aufsteiger am Kohlenweltmarkt ist
Indonesien. Das Land zählt als viertgrößte Nati-
on der Erde zu den Wachstumsregionen der Welt,
wenngleich dessen Schwung deutlich nachgelassen
hat. Ausländische Geldgeber bevorzugen derzeit
wegen unzulänglicher Reformen des Bergrechts und
fragwürdiger Privatisierungsmaßnahmen (Indone-
sierung ausländischer Investitionen) die Volksrepu-
blik China als Anlageland. Insofern fehlt Indone-
sien vor allem langfristiges Investitionskapital. In
Kürze soll jedoch das indonesische Bergbau-Gesetz
fertig gestellt sein, das zukünftigen Investitionen
mehr Planungssicherheit geben soll.
Die Anfänge des Kohlebergbaus in Indonesien
reichen bis Anfang des 20. Jahrhunderts zurück.
Dieser bediente vor allem die von Dampfschiffen
betriebene Küstenschifffahrt. Die moderne Kohlen-
förderung wurde erst in den 80iger Jahren des ver-
gangenen Jahrhunderts aufgenommen und seither
Palembang
Sumatra
Bengkulu
Java
Tanjung Bara
SamarindaPadang
Telukbetung
Kalimantan
Balikpapan
Jakarta
Nota Baru/Nord-Pulau
1.000 km
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
stetig ausgebaut und in wachsendem Umfang in
den Export gelenkt.
Die Entwicklung des Kohlenbergbaus erfolgte
auf der „grünen Wiese“ und unter Lenkung des
damaligen Ministeriums für Bergbau und Energie
bzw. dessen Generaldirektion für Bergbau. Die in
Staatsbesitz befindlichen Kohlenreserven wurden
bis 1999 in drei Tranchen international zur Entwick-
lung ausgeschrieben, davon eine erste 1981 mit 11
Vertragsabschlüssen, die zweite 1993 mit 18 Kon-
trakten und eine dritte in 1997 mit 114 sog. „Coal
Contracts of Work“ (CCOW). Die „Kontraktoren“
verpflichten sich dabei zur Auf- und Untersuchung
der im Konzessionsgebiet befindlichen Kohlenla-
gerstätten, ggf. ihrer bergbaulichen Entwicklung
und erhalten ein exklusives Ausbeutungsrecht für
die Dauer von 30 Jahren bei einem Förderzins im
Wert (frei Grube) von 13,5 % der erzielten Erlöse.
Die Kontraktoren sind außerdem verpflichtet, nach
zehnjähriger Betriebszeit mindestens 51 % der
Kohlenexportländer • Indonesien
Weltmarkt für Steinkohle
56
Bergwerksanteile indonesischen Investoren zum
Kauf anzubieten. Von dieser Bestimmung waren in
2001 zwei ausländische Investoren (Rio Tinto/ BP
sowie BHP-Billiton) betroffen.
Die Mehrheit der bestehenden Gesellschaften
beruht auf CCOW der Generation I und repräsen-
tiert über 140 Mio. t, CCOW der Generation II etwa
50 Mio. t, CCOW der Generation III nur 10 Mio. t.
Die Kontrakte wurden bisher wie folgt umgesetzt
(Department Energy and Mineral Resources):
Die Kohlepolitik Indonesiens verhindert zumindest
derzeit, dass die internationale Konzentrationsbe-
wegung auf Indonesien übergreift. Insofern ist der
indonesische Steinkohlenbergbau ein wichtiges den
Wettbewerb belebendes Element im Weltmarkt.
Neben ausländischen und heimischen Investoren
entwickelte auch das Staatsunternehmen P.T. Tam-
bang Batubara Bukit Asam eine überwiegend für
den heimischen Markt bestimmte Produktion auf
Sumatra. Dieses Unternehmen soll langfristig priva-
tisiert werden.
Einer vierten Gruppe von Gesellschaften sind in jün-
gerer Zeit so genannte Abbaurechte (Mining rights
- MR) erteilt worden. Dies erfolgte nicht mehr durch
das Bergbauministerium bzw. dessen Generaldirek-
tion, sondern durch die Provinzbehörden, die dazu
ermächtigt wurden. Letztere führen die Bergauf-
sicht über die MR-Betriebe und vereinnahmen die
Royalties. Dabei handelt es sich um kleinere indo-
nesische Gesellschaften, die Abbaurechte in teils
noch unerschlossenen Gebieten halten. Insgesamt
wurden rund 442 MR vergeben. Davon haben 169
Gesellschaften Produktionsstatus erlangt und 273
Gesellschaften haben ihre MR`s noch nicht umge-
setzt. Ein Teil dieser kleineren Produktionen ver-
Aktiv Beendet Insgesamt
CCOW 1
CCOW 2
CCOW 3
Gesamt
10
12
60
82
1
6
54
61
11
18
114
143
kauft seine Förderung an die großen Exportspieler.
Insgesamt sind 525 Gesellschaften im Kohleabbau
aktiv oder inaktiv involviert.
Reserven/Qualitäten
Nach neueren offiziellen indonesischen Angaben
betragen die Kohle-Ressourcen rund 58 Mrd. t und
werden damit um 20 Mrd. t höher eingeschätzt als
in der letzten Ausgabe dieser Studie. Die Reserven
betragen 7 Mrd. t und liegen im Wesentlichen in
folgenden Provinzen:
Die Qualitäten der Ressourcen teilen sich auf in
■ Anthrazit 2,0 %
■ Steinkohle 49,6 %
■ Braunkohle 48,4 %
Für den Export kommen im Wesentlichen die
Steinkohlenvorkommen in Betracht, die allerdings
weitgehend in die Kategorie der subbituminösen
Kohlen fallen.
Hinsichtlich ihrer Qualität sind die indonesischen
Kohlen in der Regel asche- und schwefelarm, haben
jedoch wegen ihres nur geringen Inkohlungsgrades
einen hohen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen
und Wasser. Die Rohkohle bedarf jedoch in der
Regel keiner Aufbereitung, so dass einfaches Bre-
chen und Sieben zu Erzeugung eines marktfähigen
Produktes ausreichen. Die Kohle hat keine oder nur
minimale Verkokungseigenschaften, so dass sie
- von einigen Ausnahmen abgesehen - nur als Kes-
selkohle einsetzbar ist. Nur einige stärker inkohlte
Sorten eignen sich auch als Hochofeneinblaskohlen
(PCI). Die in den Export gelangenden Qualitäten
enthalten in der Regel 37 - 47 % Flüchtige Bestand-
teile, 1 - 10 % Asche und meist 15 - 22 % Wasser.
Provinzen
Süd-Sumatra
Ost-Kalimantan
Süd-Kalimantan
Insgesamt
Gesamt
22
20
9
7
58
2,6
2,4
1,8
0,2
7
Ressourcenin Mrd. t
Reservenin Mrd. t
57
Der Schwefelgehalt liegt unter 1 % und erreicht
im Extremfall nur 0,1 %. Der hohe Wassergehalt
bedingt einen relativ niedrigen Heizwert von meist
deutlich unter 6.000 Kcal/kg (roh). Nachteilig wirkt
sich auch die für den Einsatz im Kraftwerk hohe
Mahlhärte von 40 - 50 HGI aus, sowie eine gewisse
Neigung zur Selbstentzündung.
Förderentwicklung
Der indonesische Kohlenbergbau expandierte auch
in 2006 weiter, aller pessimistischen Einschät-
zungen zum Trotz, und erreichte nach offiziellen
Angaben rund 180 Mio. t (+ 37 Mio. t gegenüber
dem Vorjahr). Hinzu kommt noch eine nicht offiziell
erfasste Förderung (MR-Betriebe) von 20 - 30 Mio.
t, die teilweise von großen Gesellschaften aufge-
kauft wird. Damit dürfte die Gesamtproduktion bei
200 bis 210 Mio. t liegen, so dass insgesamt schät-
zungsweise eine Mehrförderung von 40 - 45 Mio. t
bzw. 25 % innerhalb eines Jahres erreicht wurde.
Von der Fördermenge gingen 171 Mio. t in den
Export und rund 42 Mio. t in den Inlandsverbrauch
in erster Linie für die Stromerzeugung (30 Mio. t)
und die Zementindustrie (6 Mio. t) und sonstiger
Bedarf (6 Mio. t). Andere inoffizielle Schätzungen
sprechen von einem Export von 155 bis 165 Mio. t
aber auch von 184 Mio. t in 2006.
Tendenziell werden sich die indonesische Förde-
rung und damit der Export mittel- bis langfristig
zu niedrigen Heizwerten hin bewegen. Die indone-
sische Produktion von 200 bis 210 Mio. t wird mit
■ 185 - 190 Mio. t in Kalimantan und
■ 15 - 20 Mio. t in Sumatra
erbracht. Vor allem die Produktion in Sumatra wird
für den Inlandsverbrauch benötigt, da die Lager-
stätten nahe dem Stromverbrauchszentrum im
bevölkerungsreichen Java liegen.
Die Produktion geht nunmehr mit 87 % in den
Export. Grundsätzlich sind alle indonesischen Koh-
levorkommen für den Export günstig gelegen. Eine
weitere Steigerung der Produktion ist mittelfristig
auf 300 Mio. t geplant.
Da Indonesiens Öl- und Gasreserven schrumpfen,
wird überlegt, verstärkt Kohle für die Verstromung
einzusetzen. Zum einen durch Neubau von Kohle-
kraftwerken, zum anderen durch Umrüstung von
Öl- und Gaskraftwerken auf Kohle. Insofern wird
mittel- bis langfristig ein höherer Inlandsbedarf
erwartet. Während der Export bisher im Wesent-
lichen von Kalimantan aus bestritten wird, sind die
Kohlereserven Sumatras, die nahe bei den indone-
sischen Verbrauchszentren liegen, bisher nur im
geringen Umfang in Anspruch genommen worden
und dürften vorrangig für den indonesischen Eigen-
bedarf entwickelt werden. Kalimantan-Kohle wird
deshalb auch langfristig für den Export zur Verfü-
gung stehen, und der indonesische Eigenbedarf
dürfte in den nächsten 5 - 10 Jahren die Exporte
nicht einschränken.
In Indonesien wird auch eine erste Anlage zur
Heizwertanreicherung niedrigkaloriger Kohlen
gebaut. Die Partner White Energy und die Bayan
Gruppe planen ein 5 Mio. t/a-Projekt. Die Heizwerte
der erzeugten Briketts sollen 5.500 - 6.100 kcal/kg
besitzen.
Insgesamt ist derzeit ein Projektvolumen für Kes-
selkohle von 38 Mio. t/a für die nächsten 5 Jahre
bekannt. Neben dem Ausbau der Kesselkohlenpro-
duktionen werden eine Reihe von Kokskohlenpro-
jekten in Ost- und Zentral-Kalimantan geprüft.
Auf die sechs großen Gesellschaften entfallen mit
122 Mio. t etwa 67 % der offiziellen Gesamtförde-
rung von 180 Mio. t.
Bei der Entwicklung des indonesischen Kohlenberg-
baus wurden seitens der Kontraktoren zwei unter-
schiedliche Konzepte verfolgt. Einerseits werden
- wie z. B. im Falle Kaltim Prima - nach konventio-
neller Art sämtliche Investitionen vom Bergbauun-
ternehmen getätigt und die Förderung in eigener
Regie betrieben. Der andere Weg - wie z. B. von
BHP-Billiton/Arutmin beschritten - sieht nur Investi-
tionen in die Infrastruktur der Grube, wie Straßen-
zugang, Stromversorgung, Brech- und Siebanlagen
sowie Verladeeinrichtungen vor, während die
Kohlenförderung einschließlich Abraumbewegung
Kohlenexportländer • Indonesien
Weltmarkt für Steinkohle
58
und Renaturierung des Geländes sowie der Kohlen-
transport (per Straße oder Binnenschiff) Fremdun-
ternehmern mit eigenem Personal zum Festpreis je
Tonne Kohle bzw. Kubikmeter Abraum übertragen
wird. Die Kohlenförderung wird nahezu ausschließ-
lich im Tagebau betrieben und bei Grubengrößen
von 2 - 15 Mio. jato gewonnen; daneben bestehen
jedoch noch zahlreiche kleinere Minen und Koope-
rativen mit einer Förderung von 0,5 - 1,0 Mio. jato,
welche den Großproduzenten bzw. Exporteuren
zuliefern. Abraumbewegung und Kohlengewinnung
werden überwiegend im Bagger/SLKW-Bergbau
(truck and shovel) betrieben.
Offizielle Produktivitätszahlen liegen nicht vor.
Anhand von Zahlen einiger führender Produzenten
lassen sich jedoch Abschätzungen vornehmen. Der
größte Teil der Förderung der Exportgruben wird
in leistungsfähigen Tagebauen erbracht und die
Leistungen dürften in einer Bandbreite von 6.000 -
12.000 t je Mann und Jahr liegen. Die großen Tage-
baue dürften noch höhere Leistungen erzielen.
Kostenentwicklung
Indonesien gehört zu den kostengünstigsten
Exportländern, da die Kohle nur im Tagebau abge-
baut wird.
Die Entfernungen zur Küste betragen 50 - 100 km.
Bisher sind nur leicht zugängliche Lagerstätten
abgebaut worden, von denen die Kohle über Flüsse
per Lastkahn oder per LKW zur Küste zu den Verla-
depunkten transportiert wurde.
Zum weiteren Ausbau der Produktion von tiefer im
Inland liegenden Reserven wird jedoch mittel- und
langfristig der Aufbau einer Eisenbahninfrastruktur
erforderlich, die sich auch bereits teilweise in Pla-
nung befindet.
Wie bei fast allen Steinkohleprodukten sind auch in
Indonesien zuerst die besten und am leichtesten
zugänglichen Reserven in Angriff genommen wor-
den.
Für den indonesischen Kohlebergbau sind deshalb
ebenfalls folgende Gründe für Kostensteigerungen
mittel- und langfristig zu sehen:
■ größere Entfernungen zur Küste
■ schlechteres Verhältnis Abraum/Kohle
■ schlechtere Qualitäten (niedrigerer
Heizwert)
■ dünnere Flöze
In den letzten Jahren (2001 - 2006) sind die Kosten
der indonesischen Gruben teils um 50 % gestiegen.
Da der indonesische Bergbau weitgehend auf dem
„Truck and Shovel“-Verfahren beruht, schlagen die
stark gestiegenen Treibstoffkosten und Reifenko-
sten besonders stark durch. Bis vor kurzem wurden
zudem die Treibstoffkosten von der Regierung
subventioniert. Zusammen mit dem Wegfall der
Subvention und dem weltweiten Anstieg der Treib-
stoffkosten sind diese bis zu 250 % gestiegen.
Auch die Personalkosten stiegen vor dem Hinter-
grund der Kosteninflation Jahr für Jahr stark an,
schlagen wegen des niedrigen Arbeitskostenanteils
in der Kostenstruktur aber nicht so stark durch.
Die indonesische Währung ist einer hohen Inflation
von 15 % je Jahr unterworfen und schwächt sich
gegenüber dem US-Dollar tendenziell ab. Obwohl
dadurch in Rupien die Erlöse stiegen, erhöhten sich
gleichzeitig die Kosten und verminderten so die
Gewinnmarge. Auch die Importe von Grubenausrü-
stung in US $ verteuerten sich entsprechend.
Die Förderkosten indonesischer Kohle liegen in
einer Bandbreite von 16 - 33 US $/t frei Grube.
Während der Inlandstransport mit 2,0 - 7,0 US $/t
Die größten Steinkohlenproduzenten Indonesiens
PT Adaro
PT Kaltim Prima
PT Kideco Jaya Agung
PT Arutmin
PT Berau Coal (KKS)
PT Indomico Mandiri
Gesamt
in % von
Indonesien gesamt
33,7
34,1
18,1
15,8
10,6
9,2
121,5
59
205,0
34,3
25,1
18,9
15,6
10,6
10,6
115,1
67
171
Förderung2006
Mio. t
Exporte2006
Mio. t
59
deutlich niedriger ausfällt als in Südafrika, liegen
die Kosten für den Hafenumschlag mit 2,0 - 4,5 US
$/t etwas höher. Zu den niedrigen Förderkosten
tragen nicht zuletzt die spezifischen Investitionen
der im zurückliegenden Jahrzehnt entwickelten
Exportkapazitäten bei, welche mit 20 - 25 US $/t
Jahresförderung zu den niedrigsten der Welt zählen
und damit z. B. nur halb so hoch waren wie die in
Südafrika. Ein Teil der Investition wird bei Einschal-
tung eines Kontraktors von diesen getragen.
Mittel- und langfristig ist der indonesische Bergbau
mit sich verschlechternden Abbaubedingungen und
einer hohen Abhängigkeit von steigenden Treib-
stoffkosten konfrontiert. Andererseits bestehen
aber auch erhebliche Rationalisierungspotentiale.
Besonders bei den großen Produzenten sind durch
die Ausweitung der Produktion sinkende spezi-
fische Kosten zu verzeichnen.
Langfristig dürften die Kosten weiter steigen.
Wegen der günstigen Lagerstättenverhältnisse
müsste Indonesien aber seine jetzt erreichte Markt-
stellung bei Kraftwerkskohle im Weltmarkt halten,
unter Umständen sogar noch leicht ausbauen kön-
nen.
Infrastruktur
Indonesien verfügt derzeit auf Kalimantan
über sechs größere Tiefwasserhäfen mit einer
Umschlagskapazität von 100 Mio. jato, welche die
Beladung von 60.000 - 180.000 DWT-Frachtern
zulassen. Dazu kommen landesweit zehn weitere
Kohlenterminals (u. a. Samarinda und Palikpapan)
mit einer Kapazität von insgesamt 60 - 70 Mio.
jato und einem Tiefgang, der in der Regel für
Panamax-Größen geeignet ist. Auch auf Sumatra
sind Umschlagskapazitäten vorhanden. Für kleinere
Schiffe gibt es darüber hinaus weitere zahlreiche
„off-shore“-Verlademöglichkeiten.
Kesselkohlen
fob-Kosten
18-37,5 20-44,5
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
Der Inlandstransport erfolgt bei Flussanbindung
mit Kähnen, die zwischen 3.000 DWT und 12.000
DWT liegen.
Die Vielzahl der Verlademöglichkeiten begünstigte
die starke Exportentwicklung. Ein weiteres Wachs-
tum ist langfristig auch von einer Verbesserung der
Infrastruktur (Bau von Eisenbahnlinien) abhängig,
da bisher nur die Kohlereserven in Angriff genom-
men wurden, die entweder küstennah liegen oder
eine gute Flussanbindung zum Weitertransport an
die Küste besitzen.
Für Indonesien gibt es keine offizielle Planung
über den Ausbau der Infrastruktur, doch die indo-
nesischen Unternehmen waren in 2006 so flexibel,
über 40 Mio. t zusätzlich zu verladen. Die Kunden-
struktur Indonesiens und seine Nähe zu den Ver-
brauchern begünstigt in Asien den Einsatz kleinerer
Handysize-Schiffe, da auch viele Importländer
Ostasiens nur kleinere Häfen besitzen, die keine
Capesize oder Panamax-Schiffe empfangen können.
Für den Export nach Europa kommen allerdings
nur Capesize- oder Panamaxschiffe in Frage, um
optimale Frachtraten zu erreichen. Insgesamt dürf-
ten die Exporte mit den bestehenden und den sich
ständig erweiternden Verlademöglichkeiten bewäl-
tigt werden können.
Export- und Hafenkapazitäten in Indonesien
Adang Bay
Banjarmasin
Kotabaru
Pulau Laut
Tanjung Bara
Tarahan
Gesamt
10 weitere kleinereKohleverladehäfen
20 „offshore“Verlademöglickeiten
Gesamtkapazität1) 126 1341) 1771)
12
10
10
10
20
14
76
50
12
6
14
22
28
2
84
50
12
7
15
30
34
3
102
75
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
1) geschätzt
Kohlenexportländer • Indonesien
Weltmarkt für Steinkohle
60
Export
Indonesien hat seine führende Weltmarktstellung
als Kraftwerkskohlenexporteur in 2006 weiter aus-
gebaut. Der Rückgang der chinesischen Exporte
konnte von Indonesien mehr als kompensiert
werden. Von der indonesischen Förderung gehen
schätzungsweise 2 - 3 Mio. t als PCI-Kohle in den
Markt. Schwerpunkt des indonesischen Exports ist
der pazifische Markt. Die Mengen in die europä-
ischen und amerikanischen Länder steigen aber
stetig:
Die größten Einzelabnehmer sind jedoch in Asien
vertreten. Hohe Zuwachsraten entwickelte China,
das in 2006 schon 6 Mio. t importierte.
Der Export wird sich somit weiter nach oben entwi-
ckeln. Der Inlandsbedarf hingegen wächst nur lang-
sam, da sich viele Kraftwerksprojekte verzögern.
Kohlenexporte nach Märkten
Pazifik
Europa
Amerika
Gesamt
91
12
3
106
110
15
4
129
141
25
5
171
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
Schwerpunkt der Exportproduktion wird Kalimantan
bleiben.
Ausblick
Der indonesische Kohlebergbau hat in den letzten
Jahren seine dynamische Entwicklung fortgesetzt
und alle Prognosen übertroffen und sich inzwischen
mit großem Abstand zu Australien als wichtigster
Kesselkohlenexporteur der Welt etabliert. Für den
mittelfristigen Zeitraum ist ein Ausbau der Förde-
rung auf 280 Mio. t geplant, bis 2025 auf 370 Mio.
t. Für den Inlandsbedarf sollen vorrangig nied-
rigkalorige Kohlen genutzt werden, so dass auch
mittel- und langfristig Indonesien ein bedeutender
Exporteur bleiben dürfte.
Exportentwicklung Indonesien 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t
Steinkohlenförderung 135 153 205
Kesselkohlenexporte 105 129 171
Exportquote in % 78 84 87
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 12,4 15,2 24,7
Japan 22,7 27,3 32,8
Südkorea 11,7 14,4 20,8
Taiwan 17,7 17,9 24,4
Indien 10,7 16,3 19,8
Hongkonk 7,4 9,4 10,5
61
Russland
Allgemeines
Der russische Kohlenbergbau hat einen tief greifen-
den Strukturwandel hinter sich. Im Zeitraum 1993 -
2001 wurden Kapazitäten von 173 Mio. jato stillge-
legt und andererseits 57 Mio. jato neue Kapazitäten
entwickelt. Die Mitarbeiterzahl sank in diesem
Zeitraum von gut 800.000 auf heute ca. 250.000
Beschäftigte im Bergbau. Dieser Prozess wurde
durch ein Restrukturierungsdarlehen der Weltbank
in Höhe von 1 Mrd. US $ flankiert. Nach starkem
Förderrückgang ist der russische Bergbau wieder
auf einen stetigen Wachstumspfad zurückgekehrt
und weitgehend privatisiert.
Reserven/Qualitäten
Die BGR beziffert die Hartkohleressourcen Russ-
lands auf 2.662 Mrd. t, und die Hartkohlereserven
auf 70 Mrd. t. Damit besitzt Russland mit 2.732
Mrd. t eines der größten Steinkohlenpotentiale der
Welt. Weite Teile der im asiatischen Teil liegenden
Vorräte sind noch wenig erforscht (z. B. Tunguska-
Becken). Sie verteilen sich auf insgesamt sechs
Steinkohlenregionen mit Petschora/Nord, Donbass,
Kuzbass, Kansk-Atschinsk, Fernost und Nordost. Die
UralDonbass
Ust Luga
Murmansk
Vostochny
Moskau
Kuzbass
Petschora
Vanino
IrkutskBasin
Süd Yakutien Becken(Fernost)
Tingussky Becken
Taymyr Becken
Zyryanka Becken
2.000 km
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Rohkohlen haben im Mittel Heizwerte von 4.900-
5.700 Kcal/kg (roh), 17 - 25 % Asche und 0,9 - 1,1 %
Schwefel. Über Lagerungsverhältnisse, Flözmäch-
tigkeiten und Abbaubedingungen in den Kohlenre-
vieren ist im Einzelnen wenig bekannt.
Förderentwicklung
Russland konnte seine Produktion in 2006 weiter
steigern und erreichte rund 309 Mio. t. Die Tage-
bauförderung wuchs um 5 Mio. t auf 200 Mio. t, die
Tiefbauproduktion von 106 Mio. t auf 109 Mio. t.
Die Produktion setzt sich wie folgt zusammen:
Produktion Russland
Kokskohle
Kesselkohle
Gesamt
2005 2006
70
230
96
50
9
75
300
70
239
103
52
9
75
309
Kohlenexportländer • Russland
Weltmarkt für Steinkohle
62
Der Schwerpunkt der russischen Steinkohlenför-
derung liegt im Kemorovo-Gebiet (Kuzbass) mit
174 Mio. t in 2006, davon 94 Mio. t Tagebau und
80 Mio. t Tiefbau. Anfang 2007 beteiligte sich
Gazprom an dem größten Produzenten SUEK.
Hintergrund ist vor allem eine Zusammenarbeit
in der Stromerzeugung. Inwieweit das Vorhaben
gesellschaftsrechtlich abgeschlossen ist, ist nicht
bekannt.
Von der Produktion gehen rund 90 Mio. t oder 29 %
in den Export, 219 Mio. t werden im Inland ver-
braucht.
Die durchschnittliche Gewinnungstiefe der Unter-
tagebetriebe liegt bei 500 - 550 m. Hauptsächliche
Abbaumethode war dort bereits in 1980 mit 85 %
der Strebbau. Der Rest entfiel auf Blockbruchbau
und hydromechanische Gewinnung. Die Förde-
rung im Tagebau erfolgt bei Braunkohlen mittels
Schaufelradbagger, bei Steinkohlen im Bagger/
SLKW-Betrieb. Aufgrund der hohen Mechanisierung
ist die Roh-Steinkohle stark verunreinigt und muss
aufbereitet werden. Etwa zwei Drittel der Rohförde-
rung werden daher in Aufbereitungsanlagen nach-
behandelt. Dies betrifft sämtliche Kokskohlen und
einen Großteil der Kesselkohlen. Die Aufbereitung
erfolgt überwiegend in Setzmaschinen (50 %) und
erst nachrangig (30 %) mittels Schwertrübeverfah-
ren. Die dabei erzeugten und auch exportfähigen
Produkte erreichen nachstehende Qualität: Die Kes-
selkohlen sind mit 27 - 34 % mittel- bis hochflüch-
tig, enthalten 11 - 15 % Asche und 8 - 15 % Wasser.
Ihr Heizwert liegt bei 6.000 - 6.200 Kcal/kg (roh)
und der Schwefelgehalt ist mit 0,3 - 0,6 % günstig
wie auch die Mahlhärte mit 55 - 67 HGI. Kokskohlen
hingegen besitzen mit flüchtigen Bestandteilen
von 19 - 42 % eine erhebliche Bandbreite. Ihre
Aschegehalte liegen zwischen 8 - 11 % bei 6 - 10 %
Wasser und 0,5 - 0,8 % Schwefel. Die Verkokungsei-
genschaften sind mit 7 - 9 FSI gut.
Die 6 größten Kohleproduzenten fördern 55 % der
russischen Kohle.
Die Leistungen je Mann und Jahr bei den Tage-
bauen liegen zwischen 1000 - 3000 t/Mann/Jahr
und bei den Tiefbaugruben zwischen 500 - 2000 t/
Mann/Jahr. Bei den Tagebauen werden auch Spit-
zenwerte bis zu 8000 t/Mann/Jahr erreicht. Der
russische Bergbau hat noch erhebliches Rationali-
sierungspotential und kann durch die Kombination
von niedrigen Löhnen und verbesserter Techno-
logie auch weiterhin günstige Kosten frei Grube
aufweisen.
Kostenentwicklung
Die für den Export von Kesselkohle in Frage kom-
menden Gruben, im Wesentlichen aus Kemorovo,
gewinnen die Kohle weitgehend im Tagebau.
Die Produktionskosten der Tagebaue sind niedrig
und lagen in einer Bandbreite von 5 - 26 US $/t
und gehören damit zu den günstigsten Gruben der
Welt.
Die großen Entfernungen der Hauptfördergebiete
für Exporte (z. B.Kemorovo) - rund 4000 km sowohl
an die Ostsee als auch an die Fernost-Häfen - sind
eine schwere Hypothek. Die tatsächlichen Trans-
portkosten bleiben unbekannt. Die der Kohlen-
industrie berechneten Frachtraten stiegen von
rund 10 US $/t im Jahr 2000 auf nunmehr 25 US
$/t in 2007 an. Im Vergleich zu kanadischen und
US-amerikanischen Eisenbahnkosten sind sie damit
allerdings immer noch günstig.
Teilweise sind die Exporte auch durch hohe Trans-
portgebühren und Umschlagskosten in außerrus-
sischen Ländern und Häfen belastet, die insgesamt
zwischen 7 - 11 US $/t betragen können.
Die größten Steinkohlenproduzenten Russlands
SUEK
Kuzbassrazrezugol
Yuzhkuzbassugol
Yakutugol
Vorkutaugol
LuTEK
Gesamt
in % von Russland
89,4
41,4
16,1
9,5
6,8
5,5
168,7
55309
Förderung 2006Mio. t
63
Langfristig sind keine besonderen Faktoren erkenn-
bar, die die Kosten frei Grube besonders ungünstig
beeinflussen. Entscheidend für die Exportfähigkeit
der russischen Kohle dürfte die Entwicklung der
Transportkosten bleiben. Bei Marktschwankungen
haben sich die russischen Eisenbahnen stets flexi-
bel in der Preisgestaltung gezeigt um die Transport-
Volumina zu erhalten. Der Waggonbestand bedarf
aber dringend der Erneuerung.
Die fob-Kosten dürften sich in den letzten Jahren
vor allem durch Transportkosten weiter erhöht
haben und werden wie folgt geschätzt:
Infrastruktur
Die den Kohlenbergbau bedienende Infrastruktur
ist relativ gut entwickelt und arbeitet zuverlässig.
Sie ist jedoch geprägt und belastet durch die groß-
en Bahnentfernungen zu den Verbrauchszentren
in Westrussland bzw. zu den Exporthäfen. Diese
betragen zwischen 2.000/2.400 km (Petschora)
und 3.500/4.500 km (Kuzbass) bzw. 3.000 km zu
den Pazifikhäfen. Nach Auflösung der Sowjetunion
verlor Russland sowohl in der Ostsee wie auch im
Schwarzen Meer seine traditionellen Kohlenexport-
häfen an die baltischen Staaten und an die Ukraine,
so dass die Ausfuhren in wachsendem Umfang
auf neue Häfen umgelenkt werden. Dazu zählen
im atlantischen Raum der Ausbau von Murmansk
(6 Mio. jato) auch für den Kohlenexport sowie der
bislang unvollendete Hafenneubau Ust-Luga bei
St. Petersburg mit einer Kohlenumschlagsleistung
von 8 Mio. jato und Abfertigungsmöglichkeiten von
Panamax-Frachtern. Auch in Fernost wird die Erhö-
hung der Umschlagskapazität des Capesize-Hafens
Vostochny von gegenwärtig von 16 Mio. t auf 25
Mio. t geplant. Im nördlichen Japanischen Meer
wurde 2001 mit dem Bau des neuen Kohlenhafens
Vanino mit einer geplanten Umschlagskapazität
von 10 Mio. jato begonnen.
Kesselkohlen
fob-Kosten
21-45 40-60
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
Derzeit werden sowohl in den baltischen als auch
russischen Häfen eine Reihe von Ausbaumaß-
nahmen geplant, um mit dem wachsenden Export
Schritt zu halten Zunehmend engagieren sich Pro-
duzenten bzw. deren Handelshäuser (z. B. Suek,
Mechel, Krutrade) an Investitionsvorhaben in den
Häfen.
Durch die hohen Transitgebühren und Umschlags-
sätze der baltischen Häfen bedingt, wickelt Rus-
sland seine Exporte verstärkt über Murmansk ab.
Auch der Ostsee-Hafen Ust-Luga wurde stärker
genutzt. Trotzdem musste der Hafen Tallin (Muuga)
stärker für den Export herangezogen werden, um
die wachsende Nachfrage zu befriedigen.
Bei Eisenbahnwaggons gab es Engpässe. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass der russische seewärtige
Kohlenexport in den letzten 4 Jahren um 33 Mio. t
gestiegen ist. Es werden aber verschiedene Anstren-
gungen unternommen, die Engpässe zu beseitigen.
Export
Die Kohlenexporte erhöhten sich in 2006 weiter auf
89,9 Mio. t, davon gingen 6,7 Mio. t über die grüne
Grenze in CIS-Länder. Der Export zu den anderen
Ländern betrug 83,2 Mio. t. Hiervon waren 76,8
Mio. t seewärtige Exporte und 6,4 Mio. t landsei-
tige Exporte. Die Gesamtexporte von 89,9 Mio. t
gliedern sich auf in rund 14 Mio. t Kokskohle und
PCI-Kohle und 76 Mio. t Kesselkohle und Anthrazit.
Der seewärtige Export von 76,8 Mio. t gliedert sich
auf in 9 Mio. t Kokskohle und PCI-Kohle und rund 68
Mio. t Kesselkohle. Im Fernen Osten wurden 18,3
Mio. t Kohle verschifft, davon rund 5 Mio. t Kokskoh-
le, in den europäischen Raum gingen entsprechend
59 Mio. t, davon rund 5 Mio. t Kokskohle und PCI-
Kohle.
In Europa steigerte vor allem Großbritannien seine
Importe russischer Kohle und trug somit wesentlich
für den Exportzuwachs Russlands bei. Aber auch
Deutsch land nahm erheblich mehr russische Kohle
ab.
Wegen der hohen Frachtvorbelastung von im
Durchschnitt 25 US $/t benötigen die russischen
Kohlenexportländer • Russland
Weltmarkt für Steinkohle
64
Exportkapazitäten in den russischen Häfen von 44
Mio. t in 2006 auf 155 Mio. t in 2020 auszubauen.
Die russische Kohleproduktion soll von heute rund
310 Mio. t bis 2020 auf 440 - 460 Mio. t, davon 357
- 377 Mio. t Kesselkohle (inkl. Braunkohle) und 83
Mio. t Kokskohle, steigen. Mit diesen Plänen dürfte
sowohl ein steigender Inlandsbedarf als auch ein
zusätzlicher Export zu decken sein.
Entwicklung der Exporte Russland 2004-2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t
Kohlenförderung 283 300 309
Steinkohlenexporte* 60 68 77
Kesselkohlen 53 60 68
Kokskohlen 7 8 9
Exportquote in % 23 23 25(nur seewärtig)
*in Ländern außerhalb der ehem. UdSSR, nur seewärtig
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 32,0 37,0 50,3
Türkei 6,5 7,0 6,5
Rumänien 2,5 3,0 1,7
Japan 9,3 10,7 11,0
Südkorea 5,1 3,3 5,0
Exporte ein hohes internationales Preisniveau. Mit
einem Welt-Marktanteil von 11,4 % im seewärtigen
Kesselkohlenweltmarkt ist Russland inzwischen ein
bedeutender Spieler und die Exporte wären kurzfri-
stig nicht ohne weiteres zu ersetzen. Die Qualität
der russischen Exporte hat sich kontinuierlich ver-
bessert.
Ausblick
Mittel- und langfristig dürften die Exporte Russ-
lands weiter steigen, Vor allem der Fernost-Markt
ist für Russland durch nachlassende Exporte Chinas
interessant.
So beabsichtigt Russland, trotz Vorbelastung durch
hohe Inlandstransportkosten und Transitgebühren
seinen Export zu erhöhen und plant seine Kohle-
Häfen Russland
Ostseehäfen und Nordrussland
Murmansk
Vysotsk
Riga
Ventspils
Tallin (Muuga)
St. Petersburg
Ust-Luga
Sonstige
Mariupol
Tuapse
Yuzhny
Sonstige
Vostochny
Vanino
Sonstige
Gesamt
Gesamt
Südrussland und Ukraine
Russland Fernost
8,9
3,1
9,4
3,9
2,3
2,5
0,5
0,6
2,6
3,1
5,0
3,1
14,4
-
0,8
11,0
3,5
10,8
46
4,4
2,5
0,5
0,6
2,0
3,0
4,7
4,1
14,1
0,3
2,1
11,1
4,0
10,7
3,9
7,5
1,9
3,5
0,7
1,8
3,1
4,8
5,5
15,4
0,5
2,4
31,2 43,337,9
13,8 15,213,8
Gesamt 16,5 18,315,2
Gesamt (alle) 68,2 76,860,2
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
65
Südafrika
Allgemeines
Die südafrikanische Wirtschaft entwickelt sich wei-
ter positiv und profitiert von der weltweiten guten
Nachfrage nach Rohstoffen. Nach wie vor bestehen
aber noch große strukturelle Probleme wie Arbeits-
losigkeit und Wohnungsmangel. Auch die Aids-
Krankheit ist ein Problembereich. Die Währung hat
sich stabilisiert und gegenüber dem Dollar an Wert
gewonnen, was andererseits geringere Erlöse für
die Rohstoffexporte in heimischer Währung bedeu-
tet. Da die meisten Rohstoffpreise aber noch stär-
ker als die Aufwertung gestiegen sind, haben sich
die Margen der Rohstoff- und Kohleproduzenten
verbessert.
Die Gewinnung von Bodenschätzen in Südafrika
war bis vor kurzem dem sog. Grundeigentümer-
Bergbau vorbehalten, d. h. die Gewinnungsrechte
lagen beim Land-Eigentümer. Staatliche Kontrolle
wurde lediglich im Rahmen gesetzlicher Genehmi-
gungsverfahren und Bergaufsicht ausgeübt; ein För-
derzins (royalty) für Bergbaubetreiber an den Staat
fiel damit nicht an. Weite Landstriche befanden
Lesotho
Johannesburg
Port ElisabethKapstadt
East London
Durban
Richards Bay
Maputo
PretoriaGaborone
4 5
6
78
1 Limpopo2 Waterberg3 Western Soutpansberg4 Central Soutpansberg5 Eastern Soutpansberg6 Springbok Flats7 Springs – Witbank8 Kangwane9 O.F.S. – Vierfontein10 Vereeniging – Sasolburg11 South Rand12 Highveld13 Mpumalanga14 Klip River15 Utrecht16 Vryheid17 Nongoma18 Somkele19 Molteno – Indwe
1
23
11
910
19
14
1213
1615
18
17
1.000 km
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Swaziland
sich im Besitz der großen Bergbaugesellschaften,
was auch für die Kohlenvorkommen des Landes
zutrifft. In 2002 einigten sich die Regierung und
Bergbauunternehmen auf ein neues Berggesetz.
Danach werden alle Bodenschätze des Landes in
Staatseigentum überführt. Derzeitige und künftige
Bergbaubetreiber müssen ihre Abbaurechte erneut
beantragen, verbunden mit gesetzlichen Auflagen.
Lagerstätten, die gegenwärtig nicht ausgebeutet
werden bzw. deren kurzfristiger Abbau durch den
Grundeigentümer nicht beantragt ist, werden ggf.
auch an andere Interessenten vergeben. Damit soll
die oft jahrzehntelange Blockade nicht genutzter
Bodenschätze durch die Grundeigentümer aufge-
hoben und dem Bergbau und der Beschäftigung
auch durch kleinere, mittelständische Unternehmen
neue Impulse verliehen werden. Die Philosophie
des Black Economic Empowerments (BEE) soll so zu
einer starken Beteiligung der afrikanischen Bevöl-
kerung auch am südafrikanischen Bergbau führen.
So konnten eine Reihe von neuen Gesellschaften
Abbaurechte erwerben und auch die großen Unter-
Kohlenexportländer • Südafrika
Weltmarkt für Steinkohle
66
nehmen geben Teilbereiche an die Gesellschaften
der BEE ab bzw. bieten Beteiligungen an Tochterge-
sellschaften und Teilbereichen an.
Vor allem den neuen kleinen Gesellschaften fehlt
es aber an Know-how und Finanzmitteln, sodass die
erhoffte Fördersteigerung durch BEE-Gesellschafter
bisher nicht eingetreten ist, aber nach Überwinden
der Anlaufschwierigkeiten sich entwickeln dürfte.
Reserven/Qualitäten
Nach Angaben der GBR werden die südafrika-
nischen Hartkohleressourcen auf 115 Mrd. t
geschätzt. Die Reserven betragen 49 Mrd. t, so
dass sich insgesamt ein Potential von 164 Mrd. t
ergibt. Bei weiter steigender Förderung werden in
30 -50 Jahren voraussichtlich einige der qualitativ
besten Lagerstätten wie die Witbank-, Highveld-,
Ermelo- und KwaZulu/Natal Reviere erschöpft sein.
Das Reserverevier Waterbank ist in jüngeren Schät-
zungen in seinen Reserven erheblich niedriger ein-
gestuft worden.
Bei einer zukünftigen Produktion von 330 Mio. t
und Reserven von 49 Mrd. t ergibt sich aber nichts-
destoweniger eine Reichweite von insgesamt rund
150 Jahren.
Die insgesamt elf Kohlenfelder erstrecken sich von
der Grenze zu Botswana in der Northern Province
über die Provinzen Gauteng, Mpumalanga, und
Freestate bis nach Kwazulu/Natal im Südosten.
Dabei konzentrieren sich 83 % der Vorräte auf die
Reviere Witbank, Highveld, Vereeneging/Sasolburg,
Ermelo und Waterberg. Während die erstgenannten
vier Reviere mit knapp 600 Bahn-Kilometer noch
relativ nahe zur Küste am Indischen Ozean liegen,
verdoppelt sich die Entfernung für das an der Gren-
ze zu Botswana gelegene Waterberg Revier auf
1.120 km.
Die südafrikanischen Steinkohlen zählen zu den
sog. Gondwana-Kohlen der erdgeschichtlichen
Perm-Periode und wurden in einem gemäßigten Kli-
ma abgelagert. Dem entsprechend sind sie relativ
aschereich und müssen zumindest für den Export
aufbereitet werden. Sie verfügen - wenn überhaupt
- nur über begrenzte Verkokungseigenschaften und
sind insofern niedrig- bis mittelflüchtige (16 - 29 %)
und relativ (< 1 %) schwefelarme Kesselkohlen.
Förderentwicklung
Die Produktion von verwertbarer Kohle stieg in
2006 um rund 2 Mio. t auf 247 Mio. t und soll nach
Angaben des „Minerals Bureau“ bis 2010 auf 290
Mio. t erhöht werden. Davon sollen dann 90 Mio. t
in den Export und 200 Mio. t in den Inlandsmarkt
gehen.
In 2006 erwarb das spanische EVU Fenosa 70 %
der Aktien von Kangra. Kangra produziert 3 Mio. t/a
und hat ein Exportrecht von 1,65 Mio. t an RBCT.
In den Nachbarstaaten Botswana, Mozambik und
Zimbabwe steigt das Interesse am Aufbau von Koh-
leproduktionen.
Die Inlandsmärkte in Südafrika verbrauchten in
2006 folgende Mengen:
Der Inlandsbedarf in Südafrika steigt in Zukunft, da
die Stromerzeugung auf Basis von Kohle ausgebaut
werden soll. Es bestehen aber auch Pläne, verstärkt
Kernenergie zu nutzen. Zur Zeit wird zur Deckung
des Strombedarfes gemeinsam mit und in Botswa-
na ein großes Kohlekraftwerk mit angeschlossenen
Gruben geplant, das sowohl Strom nach Botswana
als auch nach Südafrika liefern soll.
Wichtig für einen weiteren Anstieg des Inlandbe-
darfes könnte auch ein weiterer Ausbau der Koh-
leverflüssigung sein. Bei hohen Ölpreisen ist die
Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine weitere Anlage
gebaut wird.
Verbrauch der Inlandsmärkte
Stromerzeugung
Synthetische Treibstoffe(Sasol)
Industrie/Hausbrand
Metallurgische Industrie
Gesamt
106,0
41,5
18,0
6,5
172,0
108,6
43,8
18,2
5,1
175,7
2005in Mio. t
2006in Mio. t
67
beutung im Tagebau unwirtschaftlich sind, werden
oft anschließend im Tiefbau gewonnen. Die flache
Flözlagerung begünstigt einen Abbau in Tiefen von
kaum mehr als 200 m. Angewandte Bergbautechnik
ist dabei der Kammer/Pfeiler-Bergbau (room and
pillar), auf den über 90 % der Tiefbauförderung ent-
fallen, während die Strebtechnik nur in Ausnahme-
fällen eingesetzt wird. Im Kammer/Pfeiler-Betrieb
dominiert die Kohlengewinnung mittels Fräslader,
aber auch der mechanisierte Abbau durch Bohren
und Schießen kommt gelegentlich noch zum Ein-
satz. Der Tagebauanteil beträgt etwa 65 %, der
Tiefbauanteil 35 %.
Die Produktivität beträgt durchschnittlich etwa
5.000 t/Mann/Jahr, größere Gesellschaften errei-
chen teils 7.000 t/Mann/Jahr. Spitzenwerte können
bis zu 10.000 - 13.000 t/Mann/Jahr erreichen.
Kostenentwicklung
Auch Südafrika hat steigende Kosten zu verzeich-
nen. So stiegen in den letzten Jahren (2005 - 2007)
die Lohnkosten um 7 - 8 % pro Jahr an. Auch Treib-
stoffe/Schmiermittel verteuerten sich, und erheb-
lich ungünstigere Abraum/Kohle-Verhältnisse sind
zu verkraften. Die Kosten liegen in einer Bandbreite
von 16 - 28 US $/t.
Die Transportkosten (6 - 10 US $/t) erhöhten sich
dagegen nur moderat, ebenfalls die Umschlagsko-
sten (rund 2 US $/t). Da im Tagebau in Südafrika
der Abraum überwiegend mit „Draglines“ abge-
räumt wird, schlagen die Erhöhung der Dieselpreise
nicht so stark durch wie bei der Abraum-Beseiti-
gung mit „Truck and Shovel“(Bagger/SLKW). Die
Kosten dürften sich wie folgt entwickelt haben:
Durch den fortschreitenden Abbau der Reserven
ist langfristig bei der Gewinnung nicht mit Kosten-
sprüngen nach oben zu rechnen. Sollten die wei-
ter entfernt liegenden Reserven des Waterberg-
Kesselkohlen
fob-Kosten
24-36 26-40
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
In den letzten Jahren blieb die Förderung stabil.
Nunmehr wird aber ein weiterer Produktionsschub
erwartet. Zurzeit sind Projekte für die nächsten 5
Jahre mit einem Volumen von 40 Mio. t/a geplant.
Das Exportterminal Richards Bay soll von 72 Mio.
t auf 91 Mio. t ausgebaut werden. Die Nachfrage
nach zusätzlichen Exportkapazitäten war groß und
überzeichnet. Insgesamt sollte es möglich sein, bei
der geplanten Produktion sowohl den wachsenden
Inlandsbedarf als auch höhere Export zu decken.
Derzeit bauen allerdings Anglo Coal, BHP/Billiton
und Xstrata-Coal ihre Produktion in Kolumbien stär-
ker aus als in Südafrika.
In Südafrika hat sich im Rahmen der BEE mit
EXXARO ein neues bedeutendes Unternehmen
geformt: Es umfasst u. a. die Aktivitäten der
früheren Eyesizwe Coal und Kumba Coal und hat
sich mit 24 Mio. t/a in 2006 unter die großen Pro-
duzenten in Südafrika eingereiht.
Zu den wichtigsten Förderregionen zählen die
Witbank, Highveld, Vereeneging/Sasolburg, Erme-
lo und Waterberg - Reviere mit einem Anteil von
gegenwärtig 98 % der Gesamtproduktion. Die
Kohle wird sowohl im Tage- wie im Tiefbau gewon-
nen. Die Tagebaue erreichen Tiefen von bis zu 60
m, wobei die geringe Flözanzahl von max. 5, meist
jedoch nur 2 - 3, den Dragline-Bergbau begünstigt,
auf welchen zwei Drittel der Tagebauproduktion
entfallen. Truck- und Shovelbergbau hingegen
kommt vor allem im Mehrflözbergbau des Waterber-
greviers zum Einsatz. Lagerstättenteile, deren Aus-
Die größten Steinkohlenproduzenten Südafrikas
Unternehmen 2006
Anglo Coal
BHP-Billiton Plc.
SASOL
Exxaro
Xstrata Plc.
Gesamt
% von Südafrika
59
52
47
24
21
203
82247
19
21
4
2
13
59
8669
Förderung2006
Mio. t
Export2006
Mio. t
Kohlenexportländer • Südafrika
Weltmarkt für Steinkohle
68
Vorkommens in den Export einbezogen werden,
sind höhere Transportkosten zu erwarten.
Die Dollar-Rand-Relation hat sich von 12 Rand je
US-Dollar in 2001/02 auf 7 Rand je Dollar in 2007
verbessert. Dies übt einen erheblichen Margen-
druck auf die Ergebnisse in Rand der südafrika-
nischen Produzenten aus.
Infrastruktur
Etwa zwei Drittel der Kohlenproduktion werden als
ungewaschene Rohkohle oder Mittelgut in nahe
gelegenen Kraftwerken bzw. Anlagen zur Kohlen-
verflüssigung (minemouth operations) verbraucht,
sodass hierfür - zumindest unter Transportaspekten
- keine besondere Infrastruktur vorgehalten werden
muss. Dies gilt jedoch nicht für den Kohlenexport:
In der Erkenntnis, dass Südafrika über Kohlenreser-
ven verfügt, welche über Jahrzehnte hinaus nicht
nur den heimischen Bedarf zu decken vermögen,
entschieden sich Regierung und Bergbaukonzerne
in den siebziger Jahren für eine nachhaltige Ent-
wicklung der Kohlenausfuhr und zur Erstellung
einer modernen Infrastruktur.
So existieren heute insgesamt drei Bahnkorridore
zu den am indischen Ozean gelegenen Exporthäfen
Richards Bay, Durban und Maputo (Mosambik).
Wichtigste Verbindung ist heute die 600 km lan-
ge und von der staatlichen COALlink betriebene
Normalspur-Linie vom Witbank-Revier nach Richards
Bay, die seit ihrer Inbetriebnahme in 1976 bis Ende
2006 bereits 1,5 Mrd/t Kohle transportierte. Die
elektrifizierte Bahn verfügt derzeit über eine Kapa-
zität von 72 Mio. jato, wobei täglich zwölf Ganzzü-
ge mit einem Fassungsvermögen von bis zu 16.800
t verkehren. Von untergeordneter Bedeutung
bleiben dem gegenüber die Schmalspur-Bahnlinien
nach Durban und Maputo. Während nach Richards
Bay weitgehend standardisierte Kesselkohlen in
großen Mengen gelangen, werden über die beiden
anderen Linien spezielle Sorten in kleineren Men-
gen, wie Anthrazit und abgesiebte, stückige Kohlen
für den industriellen Bedarf und Hausbrand beför-
dert. Die Regierung plant mittelfristig die Privatisie-
rung des Bahnverkehrs.
Die Kohlenhäfen werden seit jeher von Privatunter-
nehmen betrieben. Sie verfügen derzeit über eine
Umschlagskapazität von insgesamt 78 Mio. jato.
Wichtigster davon ist der Richards Bay Coal Termi-
nal mit einem Umschlagsvermögen von 72 Mio.
jato, der Capesize-Schiffe abfertigen kann. Eigner
und Betreiber ist ein Gemeinschaftsunternehmen
der sieben größten südafrikanischen Kohlenprodu-
zenten. In den Häfen Durban und Maputo hinge-
gen können nur Panamax-Schiffe und Handysize-
Schiffe beladen werden.
Derzeit ist der Ausbau von Richards Bay von 72
Mio. t/a auf 91 Mio. t/a beschlossen. Allerdings
wird das Terminal wegen erheblicher Defizite im
Eisenbahnverkehr derzeit nur mit etwa 65 Mio. t/a
(90 %) ausgelastet. An dem Terminal sollen neben
dem bisherigen Partnern auch die Partner des
South Dunes „Coal-Terminal“-Projektes sowie so
genannten Common User beteiligt werden, die
im Rahmen der „Black Economic Empowerment“-
Bestrebungen in den Kohleexport drängen.
Der beschlossene Ausbau des Exportterminals
Richards Bay verlangt auch von der staatlichen
Eisenbahn (Spoornet) den Ausbau der Kapazität
von derzeit 72 Mio. t auf mittelfristig 91 Mio. t/a
(bis 2010).
Exportrechte am Richards Bay Coal Terminal nach Ausbau
Mio. t %
RBCT = Richards Bay Coal Terminal
Ingwe
Anglo Coal
Xstrata-Coal
Total
Sasol
Kangra
Eyesizwe
SDCT = South Dunes Coal Terminal
Sonstige Exporteure (inkl. BEE)
Common Users (inkl. BEE)
Total
79,13
29,62
21,74
16,54
4,49
3,96
1,82
0,96
6,59
9,89
4,39
100,0
72,00
26,95
19,78
15,06
4,09
3,60
1,65
0,87
6,00
9,00
4,00
91,00
69
Die ursprünglich geplante Kapazität von 92 Mio.
t wurde in 2006 leicht um 1 Mio. t auf 91 Mio. t
reduziert. Die Alteigentümer besitzen 79 % der
Ausfuhrallokationen.
Die Versteigerung von 5 Mio. t Exportrechten stieß
auf ein Anfragevolumen von 26,85 Mio. t/a seitens
südafrikanischer BEE-Gesellschaften.
Der Export von rund 69 Mio. t in 2006 erfolgte über
die Häfen Richards Bay (RBCT), Durban und Mapu-
to.
Während RBCT mit 66,5 Mio. t erheblich unter sei-
ner Sollkapazität von 72,0 Mio. t arbeitete, konnte
Durban nach Vollendung des Umbaus der Verlade-
anlagen den schwachen Umschlag von 2005 mit
0,8 Mio. t etwas verbessern und erreichte wieder
1,4 Mio. t in 2006.
Export
In 2006 konnte Südafrika erneut sein Exportpoten-
zial nicht ausschöpfen. Die seewärtigen Exporte
sanken um 2 Mio. t auf 69 Mio. t.
Aber auch die landseitigen Exporte nach Mozam-
bique waren rückläufig.
Exporte über Südafrikanische Häfen
RBCT
Durban
Maputo
Gesamt
65,9
1,1
0,9
67,9
69,2
0,8
1,1
71,1
66,5
1,4
1,1
69,0
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
Europa blieb mit 59,7 Mio. t der größte Markt, inkl.
der Lieferungen in den Mittelmeerraum (7,2 Mio. t)
beträgt dieser Markt rund 86 % des südafrika-
nischen Exportabsatzes. Die größten europäischen
Verbraucher waren Großbritannien, Spanien und
Deutschland mit je rund 8 Mio. t.
Ausblick
Die Bedeutung Südafrikas im Weltsteinkohlenmarkt
stagnierte in den letzten Jahren. Der beschlossene
Ausbau von Richards Bay auf 91 Mio. t und die
hohe Nachfrage nach Exportrechten zeigen, dass
der südafrikanische Bergbau optimistisch in die
Exportzukunft schaut.
Die Gründung vieler BEE-Gesellschaften dürfte
mittelfristig wieder zu einer Steigerung der süd-
afrikanischen Produktion führen. Südafrika hat das
Potential sowohl steigenden Inlandsbedarf als auch
zusätzliche Exporte zu decken.
Exportentwicklung Südafrika 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t
Steinkohlenförderung 243 245 247
Steinkohlenexporte 68 71 69
Kesselkohle 66 70 68 Kokskohle 2 1 1
Exportquote in % 28 29 28
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 52,6 54,3 52,3
Israel 6,9 5,2 4,8
Marokko 1,8 2,1 0
Türkei 1,6 1,6 1,9
Taiwan 1,4 1,6 0,1
Struktur der Übersee-Exporte in 2006 in Mio. t
Kraftwerkskohle
Anthrazit
Kokskohle
Gesamt
¹� inkl. angrenzender Mittelmeerländer
67,0
0,8
1,2
69,0
Gesamt
4,1
-
-
4,1
Asien
4,5
0,4
0,3
5,2
Sonstige
58,4
0,4
0,9
59,7
Europa¹
Kohlenexportländer • Südafrika
Weltmarkt für Steinkohle
70
China
Allgemeines
In den Jahren 2003/2004 hat sich der „China-
Faktor“ auf den Weltmärkten für Rohstoffe, Ener-
gie und Transportdienstleistungen unübersehbar
bemerkbar gemacht. Vor dem Hintergrund hoher
Nachfrage in China und einem Wachstum des Brut-
tosozialproduktes von im Durchschnitt 9 % stieg
die Rohstahlproduktion von 127 Mio. t in 2000 auf
422 Mio. t in 2006. Gleichzeitig erhöhte sich der
Eisenerzimport im gleichen Zeitraum von 70 Mio. t
auf 362 Mio. t. Mit der wachsenden Elektrifizierung
1.000 km
Alma Ata
Chengdu
Kunming
Chongqin
Hongkong
Guangzhou
WuhanShanghai
Lianyungang
Shijiusuo/Rhizao
QingdaoTianjin
Peking
Qinghuangdao
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
und einer Zunahme der Stromnachfrage von 10 -
15 % je Jahr stieg u. a. auch der Bedarf an Kohle
und Kupfer. Diese Nachfrage stieß auf knappe
Kapazitäten im Weltmarkt und führte zu steigenden
Energie- und Rohstoffpreisen auf breiter Front.
Der Primärenergieverbrauch erreichte in 2006 2,6
Mrd. t SKE, davon wurde gut 70 % bzw. 1,8 Mrd. t
SKE von Kohle bestritten.
Die Kraftwerkskapazität ist in 2006 auf 622 GW
angewachsen, davon zu 78 % im wesentlichen
71
Kohle gefeuerte Anlagen. Bis 2020 soll die Kapa-
zität auf 1.500 GW verdoppelt werden. Die 1,3
Mrd Chinesen verbrauchen derzeit 2.200 kWh je
Einwohner, Deutschland 6.400 kWh je Einwohner.
Die Kohleaktivitäten Chinas werden vom „Bureau of
Energy“ koordiniert, das der National Development
and Reform- Commision unterstellt ist.
Reserven/Qualitäten
Chinas Kohleressourcen sind praktisch unermesslich
und unterscheiden sich erheblich nach Kohlenarten
und Qualitäten.
Die GBR weist für China Hartkohlenressourcen von
4.200 Mrd. t und Reserven von 167 Mrd. t aus, also
insgesamt ein Potential von 4.367 Mrd. t. Neueste
Informationen von offiziellen chinesischen Vertre-
tern sprechen von 5.500 Mrd. t Ressourcen, von
denen heute ca. 1.000 Mrd. t wirtschaftlich abbau-
bar sind. Aus diesen Vorräten sind heute 200 Mrd. t
nachgewiesene Reserven.
Die Vorkommen sind überwiegend (60 %) juras-
sischen bzw. karbonischen (25 %) Alters, d. h.
wurden vor 140 - 205 bzw. 290 - 360 Mio. Jahren
abgelagert und waren seither mehreren Phasen
der Gebirgsbildung ausgesetzt. Daher zeichnen
sich auch oberflächennahe Lagerstätten durch eine
starke Flözneigung aus, so dass die im Tagebau
gewinnbaren Vorräte relativ gering sind und die
Kohlegewinnung überwiegend im Tiefbau erfolgt.
Die Bandbreite der Kohlequalitäten reicht von
anthrazitischen über niedrigflüchtige bis zu hoch-
flüchtigen Steinkohlen. Nur 12 % der Steinkohleres-
sourcen sind mittel- bis hochflüchtige Kokskohlen,
während der Rest (63 %) weitgehend auf hochflüch-
tige Kesselkohlen entfällt. Geografisch konzentrie-
ren sich die Kohlenressourcen auf Nordchina, wobei
48 % allein in den Provinzen Hebei, Shanxi und der
Inneren Mongolei liegen.
Förderentwicklung
Vor dem Hintergrund des rasanten Wirtschafts-
wachstums musste auch die Stei nkohleförderung
weiter gesteigert werden und erhöhte sich in 2006
um 135 Mio. t/a auf 2.326 Mio. t.
Die Kokereikapazität wird auf 320 Mio. jato in 2006
geschätzt und soll in 2007/2008 weiter ausgebaut
(+ 30 bis 40 Mio. t) werden. Die Kokereikapazität ist
damit schlecht ausgelastet. Teilweise sind auch die
Garungszeiten in veralteten Anlagen zu lang und
weisen damit eine schlechte Produktivität aus.
Die Kohleproduktion wird zunehmend mit staatlich
verordneten Abgaben für Rekultivierung, Gruben-
sicherheit und Exploration belastet. Die Kohleför-
derung soll aber weiter gesteigert werden. Gegen-
wärtig sind Projekte mit einem Volumen von 800
Mio. jato als Ersatz- und Zusatzkapazität in Bearbei-
tung. Bis 2010 soll eine Förderung von 2,6 Mrd. t
erreicht werden. Voraussichtlich wird diese Marke
überschritten werden. Optimistische Schätzungen
gehen von bis zu 3 Mrd. t in 2010 aus. Die Produkti-
on wird überwiegend im Tiefbau erbracht.
In 2006 gab es bereits eine Produktion von 705
Mio. t (nach chinesischen Angaben), die einen
Mechanisierungsgrad von rund 100 % aufweisen.
Die Leistungen je Mann und Jahr bewegen sich in
einer Bandbreite von 200 - 20.000 t.
Die Konzentrationsprozesse in der chinesischen
Kohleindustrie setzen sich fort.
So beinhaltet der 11. Fünf-Jahresplan (2006 -2010)
folgendes:
■ 5 - 7 große Kohlegesellschaften über 100
Mio. t/a zu formen
■ die Zahl der kleinen Gruben auf 10.000 zu
begrenzen
■ bis 2007 7.000 Kleingruben zu schließen
■ 13 Kohlelogistikzentren zu bilden, an die
38 große Gruben angebunden sind
Kohleproduktion China
Staatsgruben
Provinzgruben
Kleinbetriebe
Gesamt
1.070
305
815
2.190
1.126
308
892
2.326
+5,1
+1,0
+9,4
+6,2
2005in Mio. t
2006in Mio. t %
Kohlenexportländer • China
Weltmarkt für Steinkohle
72
In 2006 produzierten die 8 größten Kohleunter-
nehmen 590 Mio. t bzw. rund 25 % der Gesamt-
förderung, die 32 größten Unternehmen 1023
Mio. t bzw. 44 % der Gesamtförderung. Über die
geplanten 13 Kohlezentren sollen in 2010 2.240
Mio. t und damit 86 % der dann geplanten 2.600
Mio. t abgewickelt werden. Insgesamt steigt mit
diesen Maßnahmen der Konzentrationsgrad der chi-
nesischen Kohlewirtschaft erheblich an.
China verbraucht den größten Teil seiner Produk-
tion selbst und hat einen hohen Eigenbedarf. Seit
2003 haben sich die Exporte rückläufig entwickelt.
Im 1. Quartal 2007 importierte China erstmals
mehr Kohle als es exportierte.
Der Inlandsverbrauch entwickelte sich wie folgt:
Kostenentwicklung
Repräsentative Kosten für China sind praktisch nicht
feststellbar. Die Palette des Kohleabbaus reicht
von handbetriebenen Kohlestollen bis zu hochef-
fizienten Tief- und Tagebaugruben, die vermutlich
keinen Vergleich mit den besten australischen und
Die größten Steinkohlenproduzenten Chinas 2006
Shenhua
Datang
China National Coal
Yanzhou
Pingdingshan
Lu`an Mining
Gesamt
% von China
137
62
91
38
33
32
393
172.326
FörderungMio. t
indonesischen Operationen zu scheuen brauchen.
Es ist davon auszugehen, dass Exportkohle nur von
leistungsfähigen Gruben stammt.
Die Lohnkosten steigen aber auch in China. So
wachsen die Durchschnittslöhne in Shanxi von
2005 auf 2006 um 24 %. Im Durchschnitt verdiente
ein Bergbauarbeiter 2800 US $ im Jahr bzw. 234 US
$ im Monat.
Die fob-Kosten Export orientierter Gruben liegen in
einer großen Bandbreite.
Mittel- und langfristig werden die Kosten weiter
steigen. In den für den Export geeigneten Gruben,
dürften sich ähnliche Kostenerhöhungen entwickeln
wie bei den führenden Export-Nationen.
Infrastruktur
Die Kohlenindustrie Chinas stützt sich inzwischen
auf eine in jüngerer Vergangenheit zielstrebig
ausgebaute und leistungsfähiger gewordene Infra-
struktur. Dazu zählt zunächst der Bahnverkehr,
durch welchen in 2006 insgesamt rund 1,1 Mrd. t
über eine durchschnittliche Entfernung von 550 km
befördert wurden.
Die seewärtigen Kohlenhäfen Chinas dienen sowohl
der Inlandsversorgung durch die Küstenschifffahrt
wie auch dem Kohlenexport. Dazu kommen noch
zahlreiche Flusshäfen, deren Umschlagsmengen
nicht bekannt sind. Der Bedarf der südchinesischen
Küstenregionen wird auf 460 Mio. t geschätzt; er
wird weitgehend von Nordchina aus bedient.
Die Infrastruktur Chinas wird derzeit weiter massiv
und zügig ausgebaut.
So wird z. B. die Dagin-Linie um 50 Mio. t (Datong-
Quinhuangdao-Port) auf gegenwärtig 250 Mio. t
und weiter in 2010 auf 300 Mio. t ausgebaut. Auch
die Kapazität der Shenshuahuang-Linie (Shanxi-Hu-
Kraftwerke
Stahlindustrie
Bau/Zementindustrie
Sonstige
Gesamt
970
257
306
291
1.824
1.127
350
332
323
2.132
1.274
404
365
328
2.371
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
fob-Kosten2004/05in US $/t
2006/07in US $/t
25-40 27-42Kesselkohlen
73
Kraftwerkskohle, Kokskohle und Anthrazit nahmen
an dieser Entwicklung teil.
Die größten Abnehmer von Kraftwerkskohle waren
Japan mit 17 Mio. t, Süd-Korea mit 15 Mio. t und
Taiwan mit 13 Mio. t. Nach Europa wurden prak-
tisch keine Mengen verschifft. Bei Kokskohle waren
Japan mit 2 Mio. t und Südkorea mit 1,5 Mio. t die
größten Kunden. Dies trifft auch für Anthrazit zu
(Japan 1,9 Mio. t, Südkorea 2,6 Mio. t).
Der Koksexport wurde um knapp 2 Mio. t auf 14,5
Mio. t gesteigert.
Der Import von Kohle erhöhte sich um rund
12 Mio. t. Dabei ist eine differenzierte Entwicklung
festzustellen:
China ist bei Kokskohle - anders als beim Eisenerz
und anderen Metallen - weitgehend Selbstversorger
und verzeichnete rückläufige Importe, die vor allem
zu Lasten Kanadas gingen. Die Kesselkohlenimpor-
te - die Anthrazite (Vietnam) werden weitgehend
auch zur Stromerzeugung eingesetzt - erhöhten sich
insgesamt um rund 14,4 Mio. t.
Der Saldo aus Export und Import entwickelte sich
wie folgt (in Mio. t):
anghua-Port) soll von gegenwärtig 95 Mio. t/a auf
200 Mio. t/a erhöht werden. Infrastruktur-Projekte
werden in China rigoros durchgesetzt.
Der Seehafen-Umschlag in China betrug allein an
Kohle 407 Mio. t in 2006. Er gliedert sich auf in:
■ 78 Mio. t Export von Kohle/Koks
■ 38 Mio. t Import von Kohle
■ 291 Mio. t Umschlag zum Weitertransport
ins Inland zu anderen chinesischen See-
und Flusshäfen.
Die Aufgliederungszahlen für 2006 für die einzel-
nen Häfen liegen noch nicht vor.
Engpässe in den Häfen sind in China für den Export
bisher nicht aufgetreten. Sollte China wieder stär-
ker exportieren, wäre die Infrastruktur dafür vor-
handen.
Export
Der Export war in 2006 erneut rückläufig und ist
auf rund 63 Mio. t gesunken. Alle Qualitäten, d. h.
Kohleverladehäfen in China 2005
Quinhuangdao
Tianjin (Xingang)
Qingdao (Tsingtao)
Rizhao (Shijuso)
Lianyungang
Huanghua
Sonstige
Gesamt
169
241
187
56
61
68
38
820
145
69
8
20
12
67
50
371
Gesamtumschlagin Mio. t
davon Kohlein Mio. t
Kohleimporte nach Qualitäten
Kraftwerkskohle
Kokskohle
Anthrazit
Gesamt
6,2
7,2
12,8
26,2
10,8
4,8
22,6
38,2
+4,6
-2,4
+9,8
+12,0
2005in Mio. t
2006in Mio. t Veränderung
Saldo Export/Import
Exporte
Importe
Gesamt
94
11
83
87
19
68
72
26
46
63
38
25
45
50
-5
2003in Mio. t
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
2007¹)in Mio. t
¹) geschätzt
Kohlenexportländer • China
Weltmarkt für Steinkohle
74
In 2007 könnte ein Importüberschuss entstehen.
Die Ausfuhrlizenzen für 2006 in Höhe von 80 Mio. t
wurden nicht vollständig genutzt.
Die Ausfuhrzahlen der Ausfuhr berechtigten Kohle-
exporteure entwickelten sich wie folgt in Mio. t:
Die Zahl der Koksexporteure wurde von 70 Gesell-
schaften auf angeblich 40 Gesellschaften reduziert.
Andere Informationen sprechen von 60 zugelas-
senen Exporteuren. Rabatte auf Mehrwertsteuer
für Exporte wurden in 2006 völlig abgeschafft.
Importzölle wurden dagegen reduziert. Seit dem
01.11.2006 wurden sogar Exportzölle für Kokskohle
und Koks von 5 % eingeführt.
Ferner ist weiterhin eine Steuererhebung für die
Nutzung der inländischen Infrastruktur von den
Produktionsstätten zu den Seehäfen im Gespräch.
Auch für Kesselkohlenexporte werden Ausfuhrabga-
ben diskutiert.
All dies zielt darauf hin, den Export teurer und den
Import billiger zu machen. Aber auch stetig stei-
gende Inlandspreise für Kokskohle und Kesselkohle
machen den Export teilweise für die Produzenten
unattraktiv.
Die chinesischen Zechen arbeiten zunehmend nach
marktwirtschaftlichen Prinzipien und verlangen
auch im Inland höhere Preise. Welche Mengen
exportiert werden, entscheiden die Gruben am
Preis frei Zeche und vergleichen Inlandspreise mit
erzielbaren Exportpreisen. Dadurch ist China stär-
ker mit dem Weltmarktpreisniveau verbunden. Die
steigenden Inlandspreise könnten auch Verbrauchs
dämpfende Effekte haben. Sollten die Weltmarkt-
Ausfuhrberechtigte Gesellschaften
CNCIEC
Shenhua
Shanxi
Minmetals
Gesamt
42,2
27,6
12,4
3,8
86,0
34,0
25,6
7,6
3,9
71,1
27,2
25,5
5,3
3,9
61,9
2004in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
preise weiter steigen, könnte auch China wieder
stärker exportieren.
Ausblick
Das Wachstum der chinesischen Kohleindustrie
setzt sich voraussichtlich ungebrochen fort und
dürfte China mittelfristig auf eine Produktion von
3 Mrd. t Rohkohle zusteuern. Der wachsende Ener-
giehunger lässt sich am schnellsten durch die ein-
heimische Kohle decken. Die Einführung marktwirt-
schaftlicher Prinzipien und steigende Inlandspreise
könnten den Verbrauch in den nächsten Jahren
dämpfen. So sollen in der Stromwirtschaft, Stahlin-
dustrie und Zementindustrie durch Konzentration
ineffiziente Produktionen geschlossen werden. Von
der Kostenstruktur und den Logistikmöglichkeiten
hat China auch jederzeit das Potential wieder stark
in den Export zurückzukehren, sollten die Welt-
marktpreise Vorteile gegenüber den Inlandspreisen
bieten.
Exportentwicklung China 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t
Steinkohlenförderung 1.992,0 2.190,0 2.326,0
Steinkohlenexporte 86,6 71,7 63,2
Kesselkohlen 80,9 66,4 58,8
davon Anthrazit 6,4 5,7 5,2
Kokskohlen 5,7 5,3 4,4
Koksexporte 15,0 12,8 14,5
Exportquote in % 5,0 4,0 0,0
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 1,5 0,9 0,8
Japan 28,5 23,2 20,6
Südkorea 24,8 21,2 18,8
Taiwan 19,9 16,2 13,3
Indien 3,1 3,9 5,0
Hongkonk 1,1 0,9 0,9
Philippinen 2,9 1,9 1,0
75
Kolumbien
Allgemeines
Kolumbien ist eines der rohstoffreichsten Länder
Lateinamerikas. Die Steinkohlenreserven sind die
größten des Halbkontinents. Dennoch gehört das
Land erst zu den jüngeren Exporteuren des Welt-
kohlenmarktes. Obwohl seit Jahrzehnten bekannt,
blieben seine küstennahen Kohlelagerstätten
mangels ausreichender Infrastrukturen lange Zeit
unerschlossen. Anlass zu ihrer Entwicklung gab erst
die durch die zweite Ölkrise 1979/1980 ausgelöste
Angebotsverknappung bei Kesselkohlen auf dem
Weltmarkt. Seinerzeit beschlossen der amerika-
nische Mineralölkonzern EXXON zusammen mit
dem kolumbianischen Staatsunternehmen CARBO-
COL die gemeinsame Erschließung der Lagerstätte
El Cerrejón-Nord auf der Halbinsel Guajira, wo nach
seinerzeitigen Maßstäben in 1985 ein Mega-Export-
projekt mit einer Planförderung von 15 Mio. jato
die Produktion aufnahm. Diesem Beispiel folgten
inzwischen mehrere andere Neuentwicklungen, so
dass Kolumbien nunmehr nach Südafrika und vor
Cesar-Revier
Bogotá
Cartagena
Baranquilla
Santa Marta
Guajira-Revier
Puerto Bolivar
500 km
Cundinamarca/Boyacá
Norte deSantander
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Russland zum zweitgrößten Kesselkohlenanbieter
auf dem atlantischen Markt heran gewachsen ist.
Bodenschätze sind in Kolumbien Gemeineigentum
und im Besitz des Staates; dieser entscheidet über
ihre Nutzung. Die Aufsicht über den Kohlenbergbau
übt die dem Ministerium für Bergbau und Energie
unterstellte Behörde ECOCARBON aus. Sie unter-
sucht die Kohleressourcen des Landes auf ihre Ent-
wicklungsfähigkeit hin, erstellt hierfür erste Pläne
und schreibt in internationalen Bietverfahren Lager-
stätten zur Erschließung durch Privatunternehmen
aus. Sie verleiht Abbaukonzessionen für dreißig
Jahre. Für sämtliche geförderten Kohlen wird ein
Förderzins von 8 % des Verkaufserlöses erhoben
Reserven/Qualitäten
Die Hartkohleressourcen werden von der BGR mit
56 Mrd. t, die Reserven mit rund 8 Mrd. t angege-
ben. Dabei handelt es sich um erdgeschichtlich jun-
ge Kohlenformationen der jüngeren Kreide und des
Kohlenexportländer • Kolumbien
Weltmarkt für Steinkohle
76
frühen Tertiärs (ca. 70 Mio. Jahre). Sie finden sich in
insgesamt sieben Kohlenbecken, von welchen die
Guajira- und Cesar-Reviere die küstennächsten und
wirtschaftlich interessantesten sind.
Die Qualität der kolumbianischen Steinkohlen
weist ein breites Spektrum auf, ausgehend vom
hochflüchtigen Bereich bis zum Anthrazit. Die in
der östlichen Kordilleren (Cesar) und ihrem Vorland
(Guajira) gelegenen Kohlen besitzen einen gerin-
gen Inkohlungsgrad und sind daher hochflüchtig
(30 - 39 %) bzw. haben einen hohen Wassergehalt
(7 - 16 %). Asche- (4 - 10 %) und Schwefelgehalte
(0,4 - 1,0 %) hingegen sind gering, so dass hohe
Heizwerte von 6.500 - 7.000 Kcal/kg erreicht wer-
den. Die Kohle erfordert daher außer Brechen und
Sieben keine besondere Aufbereitung und ist als
Kesselkohle hervorragend geeignet, z. T. auch als
Hochofen-Einblaskohle (PCI). Nachteilig können
sich allerdings die Neigung zur Selbstentzündung
und auch die relativ hohe Mahlhärte von 40 - 45
HGI auswirken. Die Flöze der in den Zentralkor-
dilleren gelegenen Reviere (z. B. Cundinamarca/
Boyacá, Santander, Norte de Santander) sind meist
stärker inkohlt und führen auch Kokskohlen.
Förderentwicklung
Die Steinkohlenförderung Kolumbiens stieg in 2006
um rund 4 Mio. t auf 63,7 Mio. t. Eine stärkere Erhö-
hung wurde durch schwierige Wetterbedingungen
und einen Streik beim zweitgrößten Produzent
Drummond Coal beeinträchtigt. Die kolumbianische
Förderung soll in 2010 etwa 76 Mio. t erreichen,
von denen 69 Mio. t exportiert werden sollen. Vor
allem Drummond plant eine starke Steigerung sei-
ner Produktion auf bis zu 50 Mio. t. Andere Schät-
zungen gehen von einer Gesamtförderung von
84 - 85 Mio. t in 2008 sowie bis zu 102 Mio. t/a in
2010 aus.
Neben den etablierten Firmen wurden auch New-
comern Kohle-Konzessionen erteilt. Die spanische
Kraftwerksgesellschaft Union Fenosa überlegt,
zur Versorgung ihrer Kraftwerke Kohlereserven in
Kolumbien zu erwerben.
Die Förderkapazität Kolumbiens stieg um rund 7
Mio. jato von 2005 auf 2006. Mittelfristig sind 27
Mio. jato neue Kapazitäten geplant, von denen ein
Großteil bereits in 2007 und 2008 realisiert werden
sollen.
Der Eigenbedarf Kolumbiens beträgt nur 5 - 6 Mio.
t und wird von innerkolumbianischen kleineren
Lagerstätten gedeckt. Es ist nicht absehbar, dass
der Eigenbedarf die Exporte mittel- oder langfristig
beeinträchtigt.
Die in den Export gelangende Förderung wurde
nahezu ausnahmslos im Tagebau erbracht. Die
Flözformationen sind in der Regel flach (0 - 15°)
gelagert und erreichen eine Dicke von bis zu 150
m; darin enthalten sind bis zu 27 bauwürdige Flöze
in Mächtigkeiten von 1 - 15 m. Gängige Abbaume-
thode ist der SLKW/Bagger-Betrieb, gelegentlich
unterstützt durch Schürfkübelbagger zur Entfer-
nung des Hangendabraums. Im Tiefbau arbeitet
- soweit bekannt - lediglich eine Exportgrube; sie
ist nur zum Teil mechanisiert und betreibt Kammer/
Pfeilerbau mittels Bohren und Schießen. Wesentlich
weiter verbreitet hingegen ist der Tiefbau unter
den statistisch nicht erfassten und für den lokalen
Bedarf fördernden Klein- und Kleinstgruben.
Die Kohleindustrie hat in den letzten Jahren einen
erneuten Konzentrationsschub erfahren. Das Eig-
nerkonsortium von Carbones del Cerrejón (BHP-
Billiton, Anglo Coal, Xstrata zu je 1/3 –Anteilen)
firmiert nunmehr als Cerrejón Coal Co. und wurde
auch 100 %iger Eigner des Grubenbetriebes Cerre-
jón Zona Norte.
Die Förderung der Gesellschaft Cerrejón Coal Co
wird über CMC in Dublin vermarktet und ist organi-
satorisch vom Vertrieb von BHP/ Amcoal/ Xstrata
getrennt. Damit wird ein Großteil der kolumbia-
nischen Förderung von dem Konsortium vermarktet.
Darüber hinaus hat sich Glencore mit der Grube Pro-
deco/Caribe weitere Förderanteile gesichert.
In 2007 erwarb Glencore die Gesellschaft Carbo-
andes und beherrscht damit das La Jagua-Vorkom-
77
men. Geplant ist ein Ausbau der Produktion auf 17
Mio. t.
BHP/Billiton baute in 2007 seine Position in Kolum-
bien ebenfalls aus und schloss eine Kooperation
mit der kanadischen Coalcorp für die Entwicklung
der Gruben Caypa und La Francia ab. Die Kanadier
besitzen die Abbaukonzessionen, es fehlen aber die
Finanzmittel für den weiteren Ausbau. Geplant ist
der Ausbau auf 8 Mio. t in 2010.
Neben den Kesselkohle-Projekten geraten inzwi-
schen auch die kleineren Kokskohlen-Vorkommen
ins Visier von Investoren, u. a. von CVRD.
Die Produktivität der kolumbianischen Förderung
wird von Großtagebauen geprägt. Cerrejon erreicht
mit ca. 5.000 Beschäftigten bei 25 Mio. t/a eine
Leistung von 5.000, Drummond von 7.000 - 8.000 t
je Mann und Jahr. Die kleineren Gruben haben eine
geringe Produktivität, aber auch niedrige Infra-
strukturkosten im Grubenbetrieb. Teilweise sind sie
auf teure LKW-Transporte angewiesen.
Kostenentwicklung
Die repräsentativen Kosten sind in Kolumbien durch
Großtagebaue geprägt, die den größten Teil der
Exporttonnage erbringen.
Da die Kohle überwiegend im „Truck and Shovel“-
Verfahren gewonnen wird, sind die Tagebaue von
steigenden Treibstoff- und Reifenkosten betroffen.
Auch die Lohnkosten steigen stetig. Im Vergleich
zu Australien und Indonesien ist die Produktivi-
Die größten Steinkohlenproduzenten Kolumbiens
Unternehmen 2006
Cerrejon
Drummond Ltda.
Prodeco (Glencore)
Carbones del Caribe
Sonstige
Gesamt
in % von Gesamtförderung Kolumbien
Quelle: Coal Americas
27,5
20,8
8,2
0,3
4,0
60,8
95,063,7
Exporte 2006Mio. t
tät geringer. Da die bedeutenden Bergwerke ihre
Produktion stetig ausgebaut haben, sinken aber
die spezifischen Kosten für Infrastruktur und Over-
heads.
Für den Bahntransport ist mit 2 - 3 US $/t zu rech-
nen, Umschlagkosten liegen in einer Bandbreite
von 3 - 5 US $/t. Die fob-Kosten werden wie folgt
eingeschätzt.
Langfristig belasten höhere Abraum/Kohle-Relati-
onen sowie aschereichere Qualitäten die Kosten.
Dagegen sind Rationalisierungspotentiale zu rech-
nen.
Die „frei“-Grube-Kosten gering mechanisierter und
nur mittelgroßer Gruben in den Kordilleren sind
zwar niedriger; diese haben jedoch LKW-Transport-
kosten zum Hafen von rund 12 - 14 US $/t zu tra-
gen, so dass ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber
den Großbetrieben - wenn überhaupt gegeben - nur
marginal ist.
Infrastruktur
Die Infrastruktur Kolumbiens soll stark ausgebaut
werden, um den geplanten Kohleexport zu reali-
sieren. Die kolumbianische Regierung kaufte die
Eisenbahngesellschaft Atlantic-Rail zurück, um sie
an ein internationales Konsortium (inkl. Glencore
und Drummond) zu übergeben, das die Systeme
erweitern und unterhalten soll. So ist geplant, die
Strecke La Loma/Santa Marta (200 km) von derzeit
ca. 25 Mio. Jato auf eine Jahreskapazität von 45
Mio. t zu erhöhen. Auch die Häfen Cartagena, Boli-
var, Santa Marta und Barranquilla sollen erweitert
werden. In für die Eisenbahn schwer zugänglichen
Gegenden hat die Regierung den Bau von Zubrin-
gerstraßen zugesagt.
Kesselkohlen
fob-Kosten
26-32 27-34
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
Kohlenexportländer • Kolumbien
Weltmarkt für Steinkohle
78
Ein Teil der Häfen an der karibischen See soll wie
folgt ausgebaut werden:
■ Puerto Bolivar von 32 Mio. t/a auf
40 Mio. t/a
■ Santa Marta Häfen von 35 Mio. t/a auf
45 Mio. t/a
■ Cartagena von 2 Mio. t/a auf
10 - 12 Mio. t/a
■ Barranquilla von 1,5 Mio. t/a auf
8 - 12 Mio. t/a
Export
Die kolumbianische Kohle wird hauptsächlich in den
atlantischen Markt geliefert. Vom Gesamtexport
von 60,8 Mio. t gingen 2006 nur ca. 1,2 Mio. t nach
Chile und Peru und damit in den pazifischen Raum.
Der überwiegende Teil der Exporte erfolgte in die
USA, die ihren Import von 17,6 Mio. t in 2005 auf
22,4 Mio. t in 2006 erhöhten. Aber auch der euro-
päische Raum nahm ca. 1 Mio. t mehr an Kohle ab.
Hafenkapazitäten Kolumbiens
Puerto Bolivar
Santa Marta
Rio Cordoba
Barranquilla
Cartagena
Gesamt
32,0
24,0
5,0
6,0
4,0
1,5
2,0
74,5
32,0
24,0
6,5
6,0
4,0
1,5
2,0
76
2005in Mio. t
2006in Mio. t
Cienaga
Prodeco Puerto
Carbosam
Große Importeure waren Deutschland (4,0 Mio. t),
Frankreich (3,3 Mio. t), Portugal (2,9 Mio. t) und
Israel (3,3 Mio. t).
Der Export wird in 2007 weiter ansteigen. Voraus-
setzung ist hierfür die Umsetzung der Infrastruktur-
maßnahmen, die aber eingeleitet und teils bereits
realisiert werden.
Ausblick
Die Perspektiven für den kolumbianischen Steinkoh-
lenbergbau haben sich in den letzten Jahren ver-
bessert. In Nord-, Mittel- und Südamerika wächst
die Nachfrage kontinuierlich. Südafrika kann derzeit
seine Exporte nicht steigern, solange die Produk-
tions- und Eisenbahnprobleme nicht gelöst werden;
damit ist Kolumbien auf dem besten Weg größter
atlantischer Kesselkohlenanbieter zu werden.
Die großen Gesellschaften haben beachtliche
Ausbaupläne angekündigt, und vom Lagerstätten-
potential her sind die Voraussetzungen für eine
weitere Expansion gegeben. Die Infrastruktur
muss allerdings mitwachsen, und es müssen in
den nächsten 2 Jahren erhebliche Anstrengungen
unternommen werden, damit die Logistik nicht zum
Export-Engpass wird. Mittelfristig könnte der Export
100 Mio. t erreichen.
Exportstruktur Kolumbiens
Amerika
davon Nordamerika
davon Süd- & Mittelamerika
Europa
davon Mittelmeerraum
davon Nordwesteuropa
Gesamt
23,8
19,8
4,0
30,8
10,4
20,4
54,6
29,5
24,3
5,2
31,3
6,3
25,0
60,8
2005in Mio. t
2006in Mio. t
Exportentwicklung Kolumbien 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t
Steinkohlenförderung 58 60 63,7
Steinkohlenexporte 51 55 61
Exportquote in % 88 92 96
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 25,6 23,4 25,0
Sonstige europ. Länder* 2,9 2,7 2,9
USA 13,3 17,6 22,4
Kanada 1,7 2,1 1,9
*inkl. Angrenzender Mittelmeerländer
79
U S A
Allgemeines
Das Land setzt auch zukünftig auf Kohle als wich-
tigen Energieträger zur Deckung des Energiebe-
darfs. Mit Anteilen von 24 % am gesamten Ener-
gieverbrauch und 51 % an der US-Stromerzeugung
ist die Kohle auf absehbare Zeit unverzichtbare
Primärenergie. Vor diesem Hintergrund ist die
Regierung bemüht, die Genehmigungsverfahren für
die Erschließung und Ausbeutung von Kohlenlager-
stätten zu vereinfachen. Die USA nehmen nicht am
Klimaschutzabkommen von Kyoto zur Reduzierung
der Emissionen von Treibhausgasen teil, versuchen
aber, über eine Verbesserung der Kohleverbren-
nungstechnologie - Clean Coal - zum Klimaschutz
beizutragen.
Diese Haltung hat der amerikanische Präsident auf
dem letzten G8-Gipfel in Deutschland im Juni 2007
noch einmal bestätigt. Die USA unterstützen massiv
Technologieprogramme zur Begrenzung der CO2–
Emissionen und streben nach 2012 eine Einbezie-
hung der Schwellenländer in die Anstrengungen zur
Mobile
Davant
HamptonRoads
WashingtonUinta Becken
Baltimore
Illinois-Becken
1.000 km
Powder RiverBecken
Green River Becken
San Juan Becken
Appalachen-Revier
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Klimavorsorge an. Die Bemühungen hierzu sollen
2008 abgeschlossen und in die UNO-Strategie ein-
gebunden werden.
Kohle hat in den USA eine gute Wettbewerbsposi-
tion, da die Gaspreise in den letzten Jahren stetig
gestiegen sind und auch in jüngster Zeit noch
überwiegend Gaskraftwerke in Betrieb genommen
wurden und damit die Gasnachfrage erhöhen.
Vor dem Hintergrund einer robusten Wirtschafts-
entwicklung betrug die Stromerzeugung aus Kohle
2006 fast 1.966 TWh und trug zu rund 51 % zur
Stromversorgung bei. Ein weiterer Anstieg ist
absehbar.
Die hohe Importabhängigkeit beim Ölkonsum
und die hohen Ölpreise haben in den USA Überle-
gungen ausgelöst, Kohleverflüssigungsprojekte zu
prüfen.
Kohlenexportländer • USA
Weltmarkt für Steinkohle
80
Reserven/ Qualitäten
Die BGR nennt für die USA Hartkohlenressourcen
von rund 719 Mrd. t, Reserven von 213 Mrd. t also
insgesamt ein Potential von 932 Mrd. t. Anders als
bei Erdöl und Gas besitzen die USA damit eine rie-
sige Vorratsbasis. Hinzu kommt noch ein Potential
von rund 430 Mrd. t Weichbraunkohlen.
Die Vorratsbasis verteilt sich auf das Steinkohlen
(und Anthrazit) führende, küstennahe Appalachen-
Revier im Osten des Landes, gefolgt vom noch
östlich des Mississippi gelegenen Illinois-Becken,
welches schwefelreiche subbituminöse Hartbraun-
kohlen führt. Dazu kommen die im Westen gele-
genen, ebenfalls schwefelarme subbituminöse
Kohlen enthaltenden Powder River-, Green River-,
Uinta- und San Juan-Becken. Erhebliche Braunkoh-
len-Reserven lagern im südlichen Golf und im an
der Grenze zu Kanada liegenden Northern Lignite-
Becken.
Die Kohlenreserven sind im Westen und Mittleren
Westen der USA Eigentum der jeweiligen Bundes-
staaten. Sie werden von den Bergbauministerien
(Departments of Mines) meistbietend zur Auf- und
Untersuchung versteigert und gegen einen För-
derzins zum langfristigen Abbau frei gegeben. Im
Osten des Landes hingegen herrscht unverändert
der Grundeigentümerbergbau. Damit verfügte
einst nur der Grundeigentümer über die auf seinem
Boden vorhandenen Bodenschätze. Inzwischen
werden die Abbaurechte auch getrennt vom Grund-
eigentum gehandelt und können gegen einen mit
dem Eigner frei vereinbarten Förderzins (4 - 7 %
des Erlöses je t) an Bergbauunternehmen abgetre-
ten werden.
Die Kohlen weisen ein breites Qualitätsspektrum
auf. Während die subbituminösen Kohlen der
westlichen Reviere nach einfachem Brechen und
Sieben der Rohkohle verwendet werden können,
müssen die in den östlichen Revieren gewonnenen
Rohkohlen in der Regel aufbereitet werden; dies
gilt vor allem für Kokskohlen. Die subbituminösen
Kohlen der westlichen Reviere zeichnen sich durch
einen hohen Gehalt an Wasser (26 %) und flüchtige
Bestandteile (>30 %) bei hoher Mahlhärte (< 50
HGI) aus, während ihre Asche- (5 %) und Schwe-
felgehalte (0,3 %) sowie die Heizwerte mit 4.800
- 5.050 Kcal/kg (roh) gering sind. Derartige Kohlen
werden ausschließlich zur Verstromung eingesetzt.
Die Steinkohlen der Appalachen hingegen haben
niedrigere Gehalte sowohl an Wasser (5 - 12 %) und
flüchtigen Bestandteilen (17 - 39 %), dafür jedoch
höhere Aschegehalte (5 - 15 %) und Heizwerte
(6.000 - 7.200 Kcal/kg roh) und mit 50 - 90 HGI
eine gute Mahlbarkeit. Auch ihr Schwefelgehalt ist
mit 0,5 - 3,0 % z. T. bedeutend höher. Diese Koh-
len werden sowohl zur Verstromung als auch zur
Kokserzeugung eingesetzt. Für letztgenannte Ver-
wendung sind jedoch nur Kohlen mit geringerem
Asche- (6 - 8 %), Feuchte- (8 %), Schwefel- (0,7 -
0,9 %) und Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von
18 - 33 % geeignet. Bei asiatischen Verbrauchern
gelten die US-Kokskohlen als „hard-coking-coal“
und diese waren einst wegen ihrer hohen Reakti-
vität und Fluidität als Beimischkomponenten sehr
gefragt.
Förderentwicklung
Die Produktion der USA ist in 2006 leicht gestiegen
(+2,3 %) und lag bei rund 1 Mrd. t. Die Förderung
aus den Appalachen-Revieren sank weiter, während
die Produktion der Reviere Interior und Western
weiter anstieg.
Die Nachfrage nach Steinkohle in der Stromwirt-
schaft war etwas geringer. Nach wie vor basiert die
US-Stromerzeugung aber zu gut 50 % auf Kohle mit
langfristig steigender Tendenz.
Der seit mehreren Jahren anhaltende Trend einer
wachsenden Förderung westlich des Mississippi zu
Lasten der östlich davon gelegenen Reviere hat sich
verstetigt. Ursächlich für diese Verlagerung sind vor
allem die seit 1995 wirksamen Bestimmungen des
Clean Air Acts, der die zulässigen Schwefeldioxid-
Emissionen der Kohlekraftwerke erheblich ein-
schränkt. Um die damit verbundenen Investitionen
zur Rauchgas-Entschwefelung zu minimieren, bevor-
zugen die EVU in wachsendem Umfang den Einsatz
schwefelarmer Kohlen aus dem Powder-River-Be-
cken auch unter Inkaufnahme höherer Transportko-
sten und zu Lasten der höher schwefeligen Kohlen
81
überwiegend aus dem Illinois-Becken und teilweise
aus den Appalachen-Revieren.
Die seither verbesserte gesetzlich verordnete Aus-
stattung der US-Kohlekraftwerke mit Entschwefe-
lungsanlagen erhöht aber auch wieder die Attrak-
tivität des Illinois-Beckens, da dann problemlos
schwefelreichere Kohlen verfeuert werden können.
Der US-Kohlenbergbau befindet sich vollständig in
privater Hand. 2006 waren rund 1.400 Zechen in
Betrieb, wovon rund 800 auf Tagebau- bzw. rund
600 auf Tiefbaubetriebe entfielen. Damit hat sich
ihre Anzahl innerhalb der letzten 8 Jahre um 200
Betriebe vermindert. Die Förderung stagnierte im
gleichen Zeitraum weitgehend. Dieser Konzentra-
tionsprozess führte dazu, dass derzeit (2006) zehn
Produzenten 67 % der gesamten US-Kohlenproduk-
tion erbringen.
Die Kohlengewinnung ist hoch mechanisiert und
wird zu rund 67 % im Tagebau, und zwar in Tiefen
bis zu rund 60 m erbracht. Diese Abbaumethode
ist vor allem in den westlichen Revieren verbreitet.
Dort werden ein bis zwei Flöze von meist über 5 m
Mächtigkeit mittels Schürfkübelbaggern (draglines)
vom Abraum befreit, so dass die anschließende
Kohlenförderung im Bagger/SKW-Betrieb (truck and
shovel) erfolgt. In den Appalachen-Revieren hin-
gegen finden Schürfkübelbagger seltener Anwen-
dung, d. h. nur dort, wo über den Kohleflözen
mächtige Abraummengen liegen („mountain top
removal“). Die hier meist dünneren Kohleflöze und
der dabei anfallende Zwischenabraum werden dann
im Bagger/SKW-Betrieb abgebaut. Der Tiefbau mit
einem Anteil von 33 % an der Gesamtförderung
setzt in den Appalachen, aber auch in den west-
lichen Revieren ein, sobald ein Abraum/Kohlever-
hältnis von 8 cbm/t Kohle deutlich überschritten
wird. Vorherrschend dabei ist der Stollenbergbau
im Kammer/Pfeiler-Verfahren mittels Fräsladern
und Pendelwagen und zunehmend auch der Streb-
betrieb.
Die Belegschaft ist in den letzten Jahren (seit 2003)
um 13.000 Mann oder 18 % angestiegen. 2006
Die größten Kohlenproduzenten der USA 2006
Unternehmen Förderung Export1
2006 2006 Mio. t Mio.t
Peabody Energy Corp. 195 18
Rio Tinto America (Kennecott) 125 -
Arch Coal Inc. 114 -
Foundation Coal Corp. 65 -
CONSOL Energy Inc. 61 10
Massey Energy Co. 35 6
North American Coal Corp. 32 -
Kiewit Mining Group, Inc. 29 -
Westmoreland Coal Company 27 -
Alpha Natural Resources 23 7
Gesamt 706 41
% von 67 89USA 2006 1.053 46
1 Exportzahlen vorläufig
Förderverteilung USA
Appalachen¹)
Interior
Western
Gesamt
East of Mississippi
West of Mississippi
Gesamt
¹) einschl. Kohle aus Haldenaufbereitung
* metrische Tonnen
353
132
498
983
436
547
983
366
132
522
1.020
451
569
1.020
367
132
530
1.029
454
575
1.029
355
137
561
1.053
444
609
1.053
2003in Mio. t*
2004in Mio. t*
2005in Mio. t*
2006in Mio. t*
Kohlenexportländer • USA
Weltmarkt für Steinkohle
82
beschäftigte der US-Kohlenbergbau 84.000 Berg-
leute. Bei einer Förderung von 1.053 Mio. t ent-
spricht dies einer durchschnittlichen Produktivität
von 12.500 t/Mannjahr. Hohe Produktivitätsraten
werden dabei im Tagebau mit 22.000 t/Mannjahr
vor allem in den Großbetrieben des Powder-River-
Beckens erbracht, während im Tiefbau, der über-
wiegend im Appalachen-Revier angesiedelt ist,
nur 8.300 t/Mannjahr erreicht werden. Durch den
starken Belegschaftsanstieg ist die durchschnitt-
liche Produktivität gesunken.
Der Kohlenverbrauch betrug in 2006 insgesamt
1.010 Mio. t, wovon 934 Mio. t (92 %) auf die Stro-
merzeugung und 55 Mio. t (6 %) auf den industriel-
len Verbrauch entfielen. Nur 21 Mio. t (2 %) wurden
an Kokereien der Stahlindustrie geliefert.
Nach Prognosen der EIA soll die Kohleproduktion
in den USA bis 2030 auf rund 1,6 Mrd. t wachsen,
der Anteil in der Stromerzeugung würde dann 57 %
betragen.
Kostenentwicklung
Die Förderkosten sind in den letzten Jahren weiter
gestiegen, teils durch staatliche Auflagen, die zu
einer stärkeren Rückstellungsbildung für soziale
Verpflichtungen der Unternehmen zwangen, sowie
Umweltauflagen. Bei den Förderkosten gibt es
große Unterschiede in den USA. Im Appalachenre-
vier, in erster Linie für den Export relevant, liegen
die Kosten in folgenden Bandbreiten:
■ Kesselkohle 35 - 65 US $/t
■ Kokskohle 40 - 80 US $/t
Bei der Kokskohle ist zu berücksichtigen, dass sie
besser aufbereitet werden muss und häufig auch
aus geringmächtigen Flözen mit höheren Kosten
gewonnen wird.
Im Powder-River-Becken mit großen Tagebauen und
mächtigen Flözen liegen die Kosten dagegen in
einer Bandbreite von 4 - 6 US $/t.
Der Bahntransport aus dem Appalachen-Revier in
die Exporthäfen liegt in einer Bandbreite von 20 -
30 US $/t, Hafenumschlagskosten liegen bei rund
3 - 4 US $/t.
Der Entfall der Synfuel-Steuergutschrift in 2007
könnte in Zukunft zur weiteren Kostensteigerung
führen.
Infrastruktur
Der US-Kohlenbergbau stützt sich auf eine gut aus-
gebaute und effiziente Infrastruktur. Über 969 Mio.
t Kohlen werden jährlich zu den Inlandsverbrau-
chern bzw. zu den Exporthäfen transportiert. Daran
sind die Eisenbahnen mit 64 % und die Binnen-
schifffahrt mit 8 % beteiligt. Nach mehreren Fusi-
onen von Bahngesellschaften in den drei zurücklie-
genden Jahren konzentriert sich der Kohletransport
aus den westlichen Revieren von über 400 Mio.
jato nunmehr auf die Burlington Northern und die
Union Pacific, während CSX und Norfolk Southern
mit zusammen rund 200 Mio. jato vor allem das
Appalachen-Revier bedienen. Für Exportkohlen aus
dem Appalachen-Revier zu den Seehäfen betragen
die Bahnentfernungen zwischen 600 - 1.000 km
und für Binnenschiffe (Golfhäfen) 700 - 2.500 km.
Kapazitätsengpässe für den Kohlentransport beste-
hen nicht.
Die USA verfügen gegenwärtig über rund 19
Kohlehäfen mit mehr als 20 Terminals mit einer
Umschlagskapazität von 269 Mio. jato. Die wich-
Kesselkohlen
fob-Kosten
43-65 53-77
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
Transportwege 2006
Eisenbahn
Flussschifffahrt
Lastwagen
Förderbänder
Große Seen
Sonstige
Gesamt
640
80
120
120
10
30
1.000
64
8
12
12
1
3
100
Mio. t %
83
tigsten davon sind Baltimore und Hampton Roads
an der Ostküste, gefolgt von Davant und Mobile
an der Golfküste mit 13 %. Mit wachsenden Kessel-
kohleneinfuhren gewinnen vor allem die Golfhäfen
auch als Importhäfen an Bedeutung und wurden
z. T. entsprechend umgerüstet.
Export
Der Export in 2006 bewegte sich mit rund 46 Mio. t
auf gleicher Höhe wie in 2005:
Es ist zu vermuten, dass ein Teil der als Kesselkoh-
len deklarierten Mengen ihren Einsatz als Kokskohle
fand. Dies könnte ein Volumen von schätzungswei-
se 2 - 3 Mio. t sein.
Der Import-Export-Saldo für seewärtig transpor-
tierte Kohle verringert sich immer mehr und ist in
2006 praktisch ausgeglichen.
Die seewärtigen Exporte von Kokskohle gingen
überwiegend nach Europa und Südamerika.
Die ostasiatischen Märkte wurden nur mit 0,5 Mio.
t beliefert (Japan/Südkorea). Die Importe erhöhten
sich weiter und überschritten die 30 Mio. t-Marke.
Die größten Lieferanten waren Kolumbien und
Venezuela. Aber auch indonesische und russische
Mengen gelangten in den US-Markt.
Seewärtig
Landseitig (Kanada/Mexiko)
Gesamt
20,5
5,5
26,0
5,8
14,2
20,0
26,3
19,7
46,0
Kokskohlein Mio. t
Kesselkohlein Mio. t
Gesamtin Mio. t
Kohlenexport 2006
Ausblick
Der US- Kohlenbergbau hat unverändert sehr gute
Perspektiven. Durch die steigenden Öl- und Gas-
preise in den USA wird der Anteil des Kohleeinsatzes
in der Stromerzeugung weiter steigen. Die im Trend
höheren Weltmarktpreise flankieren eine gewisse
Belebung der Exporte, vor allen von Kokskohle.
In 2006 war der Saldo an seewärtigen Einfuhren
und Exporten von bzw. in den Weltmarkt erstmals
positiv, d. h. es wurde mehr importiert als expor-
tiert. Das für den Export wichtige Appalachen-Revier
wird in seinem Fördervolumen eher rückläufig ein-
geschätzt. Bei höherem Preisniveau können aber
auch schwierigere Lagerstättenteile abgebaut wer-
den. Die Importe vom Weltmarkt könnten vor allem
an der Ostküste weiter an Bedeutung gewinnen.
Die Rolle als „swing-supplier“ spielen die USA
auf absehbare Zeit in bescheidenem Rahmen
gegenüber früheren Exportzahlen bei Kesselkohle.
Kokskohle-Exporte dürften im derzeitigen Rahmen
fortgesetzt werden.
2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t
Kohlenförderung 1.020 1.029 1.053
Steinkohlenexporte 43 45 46
Kesselkohlen 19 19 20
Kokskohlen 24 26 26
Exportquote in % 4 4 4
Steinkohlenimporte 25 27 30
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 12,0 14,6 15,3
Sonst. Europa 0,2 1,5 0,3
Kanada 15,7 17,6 18,7
Lateinamerika 5,1 4,9 4,9
Japan 4,0 1,9 0,3
Exportentwicklung der USA 2004 - 2006
Exporte (seewärtig)
Importe (seewärtig)
Saldo
33
11
-22
21
15
-6
27
27
0
26
30
+4
2000in Mio. t
2000in Mio. t
2005in Mio. t
2006in Mio. t
Saldo Export/Import USA
Kohlenexportländer • USA
Weltmarkt für Steinkohle
84
entierte Steinkohlenbergbau des Landes nur noch
marginal wettbewerbsfähig. Veränderte Quali-
tätsanforderungen an Kokskohlen und relativ hohe
Gewinnungs- und Transportkosten zur Küste wie
auch die lange stagnierende Nachfrage auf dem
Kokskohlenweltmarkt sind die Gründe dafür. Das
höhere Kokskohlenpreisniveau der letzten Jahre hat
aber zu einer Belebung des Steinkohlenbergbaus
geführt.
Reserven/Qualitäten
Die BGR beziffert die Hartkohlenressourcen Kana-
das auf 141 Mrd. t, die Reserven mit 4,3 Mrd. t.
Kanada hat damit ein Potential von 145,3 Mrd. t.
Etwa 91 % sämtlicher Vorräte liegen in den west-
lichen Provinzen Alberta und Britisch Kolumbien.
Während sich die Braunkohlenbecken auf die Pro-
vinz Saskatchewan beschränken, liegen die subbitu-
Kanada
Allgemeines
Als Kohlenexportland trat Kanada erstmalig in den
frühen siebziger Jahren in Erscheinung; bis dahin
diente seine Kohlenindustrie nahezu ausschließ-
lich der Versorgung des heimischen Marktes. Der
Einstieg in den Weltkohlenmarkt wurde durch den
wachsenden Kokskohlenbedarf der japanischen
und später auch der koreanischen Stahlindustrien
in der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahrhun-
derts ausgelöst. Deren strategische Zielsetzung
war die Entwicklung eines liefersicheren zweiten
Versorgungsstandbeins neben Australien im Pazifik
und zusätzlich zu den damaligen Bezügen aus den
USA. Daraufhin wurden in Kanada binnen zweier
Jahrzehnte drei Kohlenreviere samt Infrastruktur
zur Bedienung des Exportmarktes entwickelt; die
Ausfuhren schnellten ab 1969 von null auf 36,5
Mio. t in 1997 empor. Seither ist der Export ori-
BritishColumbia
Saskatchewan
VancouverRobertsBank
Neptune Terminal
Ridley Island
PrinceRupert
Alberta
1.000 km
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
85
Kohlenexportländer • Kanada
24 Mio. t Hartbraunkohle (subbituminös) und 12
Mio. t Braunkohle.
Die sich auf hohem Niveau tendenziell abschwä-
chenden Weltmarktpreise und der Rückgang der
chinesischen Kokskohlenimporte einerseits und
weltweit ansteigende Preise für Grubenausrüstung
andererseits führten zu einer erneut verhaltenen
Entwicklung des kanadischen exportorientierten
Bergbaus. Die Gruben gerieten in die Schere zwi-
schen sinkenden Exporterlösen einerseits und
sich verschlechternder Auslastung und damit
steigenden spezifischen Kosten sowie generellen
Kostensteigerungen andererseits.
Trotzdem sehen jüngste Planungen vor, in Westka-
nada weitere zusätzliche Vorräte vor allem von PCI-
Kohle zu erschließen. Auch große Bergbaukonzerne
(z. B. Amcoal) interessieren sich für PCI-Projekte.
In Ostkanada verfolgt „Xstrata“ zusammen mit
„Erdene Gold“ das Projekt, die in den neunziger
Jahren stillgelegte Grube Donkin in Cape Breton in
Nord-Ost Kanada (Nova Scotia) wieder zu eröffnen.
Die Grube soll 200 Mio. t Kessel- und Kokskohlen-
vorräte besitzen.
Der Kohlenbergbau wird in den westlichen Provin-
zen ausschließlich im Tagebau betrieben. Dabei
werden die subbituminösen und Braunkohlenflöze
wie im Powder River Becken der USA durch Schürf-
kübelbagger vom darüber liegenden Abraum
befreit und im Bagger/SLKW-Betrieb herein gewon-
nen. Nach Zerkleinerung wandert die Kohle ohne
Aufbereitung per Förderband direkt ins nahe gele-
gene Kraftwerk. Die Steinkohlentagebaue hingegen
sind durch den Abbau zahlreicher, meist 20 - 40°
geneigter Flöze von 1 - 10 m Mächtigkeit gekenn-
zeichnet. Hier ist ein selektiver Abbau mittels Bull-
dozer/Schaufellader/Bagger und SLKW erforderlich.
Die Lebensdauer der in den östlichen Vorgebirgen
der Rocky Mountains gelegenen Steinkohlentage-
baue ist durch das rasche Ansteigen des Abraum/
Kohle-Verhältnisses auf Werte von über 8 cbm/
Tonne Kohle erheblich eingeschränkt. Noch reichen
jedoch die oberflächennahen Lagerstättenvorräte
meist aus, um den Betrieb für eine gewisse Zeit
aufrecht zu erhalten. In 2006 förderten 25 Gruben
in Kanada. Fünf Gesellschaften produzierten Koks-
minösen Kohlen in einem Gürtel, der aus den USA
kommend nach Alberta herein reicht und sich durch
das Vorland der Rocky Mountains nach Nordwesten
erstreckt. Parallel dazu folgt westlich davon ein
weiterer, bereits in den Vorbergen der Rocky Moun-
tains verlaufender Steinkohlengürtel, welcher auch
nach Britisch Kolumbien hinein reicht.
Während sich die im Vorland des Gebirges gele-
genen subbituminösen Kohlenfelder durch weitge-
hend ungestörte und flache Lagerung auszeichnen,
sind Steinkohlenlagerstätten des Vorgebirges viel-
fach geneigt und durch Bruchtektonik beeinflusst.
Die Kohlen führenden Schichten erreichen dort eine
Dicke von rund 650 m und enthalten bis zu 60 Flöze
von bauwürdiger Mächtigkeit.
Wirtschaftlich genutzt werden sowohl die Braun-
und subbituminösen wie auch die Steinkohlen.
Erstere dienen ausschließlich der Verstromung in
meist direkt an der Grube errichteten Kraftwerken
(minemouth power stations). Steinkohlen - davon
90 % Kokskohle - dienen ganz überwiegend dem
Export.
Für Kokskohlen sind folgende Qualitätsmerkmale
typisch: Sie sind mit 21 - 25 % überwiegend nied-
rigflüchtig (gelegentlich mit 26 - 29 % auch mit-
telflüchtig), enthalten 8 - 9,5 % Asche, 1 % (geb.)
Feuchte und 0,5 % Schwefel bei einer Blähzahl von
6 - 8. Die Kokskohlen werden von den asiatischen
Verbrauchern als hard- bis semisoft eingestuft.
In den Export gelangende Kesselkohlen verfügen
über Heizwerte von 5.800 - 7.100 Kcal/kg (roh)
bei 19 - 32 % flüchtigen Bestandteilen, 10 - 15 %
Ascheanteil, 7 - 9 % Feuchte und 0,3 - 1,0 % Schwe-
fel bei einer günstigen Mahlhärte von 60 - 70 HGI.
Die subbituminösen Kohlen des Rocky Mountains-
Vorlandes entsprechen in ihrer Qualität weitgehend
denen des US-Powder-River-Beckens.
Förderentwicklung
In 2006 wurden in Kanada rund 70 Mio. t Kohle
gefördert, davon 30 Mio. t Kokskohle und PCI-
Kohle, die überwiegend in den Export gingen.
Kesselkohle wurde in einem Volumen von 40 Mio. t
produziert. Sie teilt sich auf in 4 Mio. t Steinkohle,
Weltmarkt für Steinkohle
86
schlüsse entweder zur Canadian National (CN),
Canadian Pacific (CP) oder BC Rail Ltd., wobei die
Transportentfernungen zu den Exporthäfen der
Pazifikküste meist über 1.000 km betragen. Umso
mehr gilt dies für die Entfernung zu den stark
bevölkerten Industriezentren an den nordamerika-
nischen Seen mit 2.400 km. Gegenüber anderen,
den pazifischen Markt bedienenden Exportländern
wie Australien, Indonesien, Südafrika und selbst
China beinhaltet dies einen erheblichen Kosten-
und Wettbewerbsnachteil. Die Kohleexporte erfol-
gen über die Pazifikhäfen Roberts Bank (Westshore
Terminal) und Neptune Terminal (beide Vancouver),
Texada auf Vancouver Island, sowie Ridley Island
(Prince Rupert); sie verfügen über eine Umschlags-
kapazität von 51,5 Mio. jato.
Derzeit ist das Westshore Terminal mit etwa 25
Mio. t der bestgenutzte Verladehafen. Das Terminal
wird gerade modernisiert und hat Ausbaupotenti-
al. Das Neptune Terminal hat eine Kapazität von 8
Mio. t, die derzeit für Kohle nur zur Hälfte genutzt
wird. Die Kapazität ist relativ kurzfristig auf 10
Mio. t/a ausbaubar. Das Ridley Terminal hat eine
Kapazität von 12 Mio. t. In 2006 wurden mit 2,8
Mio. t erstmals größere Mengen umgeschlagen.
Neue Projekte der Western Canadian Coal Company
könnten das Terminal beleben. Die beiden führen-
den Eisenbahngesellschaften - CN und CP - haben
massive Investitionen angekündigt. CP will C$ 160
Millionen in 25 Projekte investieren, CN sogar C$
474 Millionen. Die Investitionen erstrecken sich
über einen 5-Jahreszeitraum.
Für die Inlandsverladung kanadischer Kohle in die
USA auf Binnenschiffe, die die Großen Seen befah-
ren, dient das Thunder Bay Terminal. Dessen Kapa-
zität beträgt 11 - 12 Mio. t. Über das Thunder Bay
Terminal erfolgt auch der Umschlag von US-Kohlen
kohle und PCI-Kohle, zwei Gesellschaften erzeugten
Kraftwerkskohle für den Inlandsverbrauch und
Export und drei Gesellschaften förderten Braunkoh-
le, Hartbraunkohle und Steinkohle ausschließlich
für den Inlandsmarkt.
Die Produktivität des kanadischen Bergbaus liegt in
einer Bandbreite von 7.000 - 11.000 Mann und Jahr.
Kostenentwicklung
Kanada hat in den vergangenen Jahren ebenfalls
erhebliche Steigerungen bei den Betriebskosten zu
verzeichnen, die in ähnlicher Größenordnung wie
die ihrer australischen und amerikanischen Konkur-
renten liegen.
Überproportional stiegen jedoch die Transportko-
sten an, die damit die kanadischen Produzenten an
die Grenze der Wettbewerbsfähigkeit führten. Sie
liegen bei 34 - 35 US $/t.
Die frei Grube-Kosten liegen in einer Bandbreite
von 38 US $/t bis 45 US $/t, die Umschlagskosten
bei 4 - 6 US $/t.
Der kanadische Dollar hat sich gegenüber dem US
$ in den letzten Jahren kontinuierlich gefestigt und
ließ damit die Margen schrumpfen. Derzeit besteht
nahezu eine Relation von eins zu eins.
Während die Kosten für Kokskohle frei Grube in
Kanada zu den günstigsten in der Welt gehören,
sind die Transportkosten die höchsten und machen
Kanada zum teuersten Kokskohlenanbieter.
Infrastruktur
Die der kanadischen Kohlenindustrie zur Verfügung
stehende Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut,
zuverlässig und effizient, bleibt aber wegen der
Transportdistanzen dennoch ihr Schwachpunkt.
Sämtliche Exportgruben verfügen über Bahnan-
Umschlagskapazitäten
Neptune Bulk Terminal
Westshore Terminal
Ridley Terminal
Gesamt
8
26
12
46
Terminal Kapazitätin Mio. t
Kesselkohlen
fob-Kosten
49-63 76-86
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
87
Kohlenexportländer • Kanada
australischen Kohlen versorgen wollen. So stei-
gen derzeit die kanadischen Exporte wieder. Der
Marktführer Elk Valley Coal hat die Cheviot-Grube
in Betrieb genommen. Die kleineren Gesellschaften
Grand Cache Coal, Pine Valley und Western Canadi-
an Coal planen ebenfalls Neuaufschlüsse, die ins-
gesamt im Endstadium 10 - 12 Mio. t zusätzlicher
Exportmengen erbringen könnten. Kanada bleibt
aber der Grenzanbieter im Kokskohlengeschäft,
wenn die Transportkosten nicht gesenkt werden
können.
aus dem Powder River Basin sowohl für den US- wie
auch den kanadischen Markt.
Export
Die Exporte sanken 2006 leicht um 0,6 Mio. t auf
27,6 Mio. t. Einen stärkeren Rückgang um fast 1
Mio. t verzeichneten die Ausfuhren nach China. Die
seewärtigen Ausfuhren betrugen 25,9 Mio. t, davon
23,3 Mio. t Kokskohle und 2,6 Mio. t Kesselkohle.
In die USA wurden landseitig 1,7 Mio. t verladen.
Die größten Abnehmer waren Japan mit 8,7 Mio. t
und Südkorea mit 5,0 Mio. t. In den europäischen
Raum inklusive Türkei gelangten 7,6 Mio. t. Für die
langfristige Erhöhung der kanadischen Exporte ist
die Importentwicklung Indiens und Chinas von
ausschlaggebender Bedeutung.
Ausblick
Aufgrund der langen Transportwege hat der west-
kanadische Steinkohlenbergbau einen erheblichen
Kostennachteil gegenüber australischen und US
amerikanischen Kokskohlengruben. Nichtsdesto-
weniger sind die Perspektiven für den kanadischen
Kokskohlenexport durch die höheren Weltmarkt-
preise, die Einengung der Angebotspalette und den
Rückzug Chinas aus dem Kokskohlenexport stark
verbessert, da viele Verbraucher sich nicht nur mit
Exportentwicklung Kanada 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t
Steinkohlenförderung 29 31 34
Steinkohlenexporte 26 28 28
Kesselkohlen 2 2 3
Kokskohlen 24 26 25
Exportquote in % 90 90 82
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 4,9 6,0 6,2
Sonstige europ. Länder* 1,3 0,7 1,7
Japan 9,4 7,8 5,4
Südkorea 4,4 3,7 0,0
USA 1,8 1,8 2,5
Lateinamerika 1,8 2,5 3,2
*inkl. Angrenzender Mittelmeerländer
Weltmarkt für Steinkohle
88
Reserven/Qualitäten
Die BGR gibt die Hartkohlenressourcen Vietnams
mit 6,5 Mrd. t an, die Reserven mit 564 Mio. t,
also insgesamt ein Potential von rund 7 Mrd. t. Die
Vorkommen sind hauptsächlich im nördlichen Viet-
nam gelegen, kleinere Lagerstätten von Anthrazit,
Steinkohle und Braunkohle befinden sich im mitt-
leren und nördlichen Vietnam. Die bedeutendsten
Reserven liegen in Quang-Ninh-Becken, das sich
Vietnam
Allgemeines
Vietnam bemüht sich seine Wirtschaft anzukurbeln.
Das Land hat in den letzten Jahren seinen Kohle-
bergbau zügig ausgebaut und seine Exporte erheb-
lich gesteigert. Vietnam hat einen stark steigenden
Energiebedarf, der im Zeitraum 1996 bis 2005 13 %
pro Jahr betrug. Die Volkswirtschaft wächst sehr
stark mit Raten von 8 - 9 % pro Jahr.
Ho Chi Min City
Hue
Hanoi
11
300 km
4
5 7 8
1 Quang Ninh2 Thai Nguyen3 Backan4 North Path5 Da River6 Ca River7 Red River8 Na Duong
1
23
6
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Hongai
Campha
89
Kohlenexportländer • Vietnam
Die derzeit starken Erhöhungen der Produktion und
der Exporte sollen teilweise mit chinesischer Unter-
stützung erfolgt sein.
Als Fördertechniken werden in den Tagebauen
„truck and shovel“-Techniken, im Tiefbau werden
Kammer/Pfeilerbau und Strebbau eingesetzt. Die
Leistungen sind mit 500 - 600 Tonnen je Mannjahr
sehr niedrig. Da die Tagebau-Vorräte limitiert sind
muss Vietnam einen modernen Tief-Bergbau ent-
wickeln. Vietnam bedient sich dabei ausländischer
Hilfe.
Der Bergbau wird zu 95 % von VINACOAL (Vietnam
National Coal Corporation) kontrolliert. Die Quali-
täten sind schwefelarm (0,6 %) und können je nach
Aufbereitung Heizwerte von über 7.000 kcal/kg
erreichen.
Ab 2013 soll neben dem heutigen Schwerpunkt das
Red-River-Vorkommen die Produktion aufnehmen
und bis 2020 5 Mio. t Förderung erreichen. Langfri-
stig (bis 2023) will Vietnam seine Stromproduktion
zu 70 % auf Kohle basieren.
Kostenentwicklung
Angaben über Beschäftigte und Kosten liegen noch
nicht vor. Da Vietnam zunehmend exportiert, kann
unterstellt werden, dass dies im vietnamesischen
volkswirtschaftlichen Rahmen lukrativ sein muss.
Die Leistungen je Mann und Jahr sollen bei 500 -
600 t liegen.
Infrastruktur
Die Küsten an der Ostseite Vietnams sind weitge-
hend flach und haben bisher nur den Zugang von
Schiffen unter 10.000 DWT erlaubt. In Campha kön-
nen bedingt durch Baggerarbeiten größere Schiffe
beladen werden. So besteht die Möglichkeit auch
65.000 DWT-Schiffe mit zusätzlicher Beladung auf
Reede abzufertigen.
Hongai-Port kann 10.000 DWT-Schiffe am Pier und
30.000 DWT-Schiffe auf Reede abfertigen.
Nach Angaben von Vinacom betragen die Exportka-
pazitäten in den Häfen ca. 34 Mio. t/a:
wiederum in die drei Kohlefelder Hongai, Compha
und Hong Bi gliedert und nach vietnamesischen
Angaben 6,6 Mrd. t ausgewiesene, davon 3,1 Mrd. t
gewinnbare Anthrazit-Reserven enthält.
Die Produktion wird sowohl im Tief- als auch im
Tagebau erbracht. Tendenziell sinkt der Anteil des
Tagebaus, da die Lagerstätten bis auf 350 m Tie-
fe einfallen und damit dem Tagebau nicht mehr
zugänglich sind. Bei 95 % der Förderung handelt es
sich um Anthrazit.
Neben den Anthrazit-Reserven gibt es noch Hart-
braunkohlevorkommen im Red-River-Becken, die
über ein Gebiet von 3.500 km2 210 - 300 Mrd. t ent-
halten. Sie liegen in einer Tiefe von 250 - 1.200 m.
Derzeit wird das Red-River-Becken genauer explo-
riert, um mittelfristig zugängliche Lagerstättenteile
abzubauen.
Förderentwicklung
Genaue Produktionszahlen liegen nicht vor, doch
auf Basis des Inlandsverbrauchs von ca. 14 Mio. t
und des Exports von ca. 29,8 Mio. t ergibt sich eine
Förderung von ca. 44 Mio. t in 2006. Diese wird aus
schätzungsweise 35 bekannten Gruben erbracht.
Die Förderkapazitäten der vietnamesischen Zechen
wurden nach Angaben von Vinacom wie folgt ein-
geschätzt (vermutlich Rohkohle):
■ Tagebau 26,5 Mio. t
■ Tiefbau 38,1 Mio. t
■ Gesamt 64,6 Mio. t
Insofern sind die rasanten Exportsteigerungen
nachvollziehbar. Die Regierung fordert inzwischen,
die Exporte künftig unter 20 Mio. jato zu halten,
zwecks Sicherung des Inlandsbedarfes.
Die Förderung soll weiter erhöht werden und lang-
fristig (bis 2025) 80 Mio. t erreichen. Derzeit über-
wiegt der Anteil der Tagebauproduktion, doch muss
zunehmend wegen Vorratserschöpfung auf Tiefbau
übergegangen werden, will man die Förderziele
erreichen.
Weltmarkt für Steinkohle
90
In 2007 erhob die vietnamesische Regierung einen
10 %igen Exportzoll, um die Ausfuhr zu drosseln.
Die durchschnittlichen Exporterlöse betrugen in
2006 ca. 30 US $/t fob. Dies lässt darauf schließen,
dass relativ ballastreiche Kohle auf kurzem Wege
nach China gelangt.
Ausblick
Die Angaben von offizieller vietnamesischer Sei-
te und die Realitäten der effektiven Entwicklung
stimmen nicht immer überein. Tendenziell wird
aber der Energiebedarf Vietnams steigen und die
Exportmöglichkeiten einschränken. Die derzeit zu
beobachtenden schnelle Förder- und Exportstei-
gerung ist teilweise auf in Tagebau betriebenen
Lagerstätten erfolgt. Das Tagebau-Potential ist aber
begrenzt.
Auch die Inlandsinfrastruktur, d. h. Straßen- und
Eisenbahnlinien, werden mit chinesischer Hilfe ver-
stärkt, um vor allem südwestliche Verbraucher in
China zu versorgen.
Export
Vietnam hat seinen Export von 17,1 Mio. t in 2005
auf 29,8 Mio. t in 2006 gesteigert. Hauptabnehmer
sind die südwestlichen, teils küstennahen chine-
sischen Kraftwerke in den Provinzen Guanxi und
Guangdong, die fast 20 Mio. t abnehmen und an
Anthrazit bzw. niedrigflüchtige Kohle aus China
gewöhnt sind. Neben China nehmen Japan (2,2),
Thailand und Südkorea (0,6) weitere Mengen ab.
Die vietnamesische Anthrazitkohle wird teilweise
auch als PCI-Kohle eingesetzt.
Der hohe vietnamesische Export von Anthrazit-
Kraftwerkskohle ist teilweise niedrigkalorig und
rechnet sich nur über die kurzen Seewege nach Chi-
na. Im normalen internationalen Kesselkohlenmarkt
hätte diese Kohle keine Chance. Gleichwohl deckt
sie einen Bedarf ab, der sonst möglicherweise vom
Weltmarkt zu befriedigen wäre und entlastet ihn
damit. Ein Teil der Exporte geht auch über den
Landweg nach China.
Export- und Hafenkapazitäten in Vietnam 2006
Campha/Cua Ong
New ports in Campha
Hon Gai/Nam Cau Trang
Hon Gai/Dien Väng
Hon Gai/Troi
Uong Bi/dien Cong
Gesamt
in Mio. t
15,0
10,0
3,0
1,5
1,5
3,0
34,0
Kennzahlen Vietnam in Mio. t
Förderung
Export
davon China
Exportquote in %
¹) geschätzt
28,0
11,3
6,1
40
34,0
17,1
9,9
50
44,0
29,8
20,1
68
2004 2006¹)2005
91
Kohlenexportländer • Polen
Kohle ist derzeit durch die hohen Weltmarktpreise
in Polen in einer besseren Wettbewerbssituation als
in der Vergangenheit. Die Stromerzeugung beruht
zu mehr als 90 % auf dem Einsatz von Kohle. Davon
entfallen drei Fünftel auf Steinkohle und zwei Fünf-
tel auf Braunkohle.
Reserven/Qualitäten
Nach Angaben der BGR hat Polen Hartkohlenres-
sourcen von 167 Mrd. t, Reserven von 12,5 Mrd. t
also insgesamt ein Potential von 179,5 Mrd. t. Nach
polnischen Angaben sind die derzeit zugänglichen
Reserven 4,8 Mrd. t bei „leicht erreichbaren“ Reser-
ven von 2,8 Mrd. t.
Die Reserven verteilen sich auf das Ober- und Nie-
derschlesische sowie das Lubliner Becken, wobei
das oberschlesische Revier 93 % aller Vorräte ent-
hält. Die dortige Kohlenformation enthält rund 400
Kohlenflöze mit einer Mächtigkeit von 0,8 - 3,0 m,
von welchen etwa die Hälfte wirtschaftlich interes-
Polen
Allgemeines
Polen zählt nicht nur zu den traditionsreichen Stein-
kohlenproduzenten Europas, sondern war in der
Vergangenheit auch einer der maßgeblichen Ver-
sorger des Steinkohlenweltmarktes. Die führende
Rolle unter den europäischen Förderländern über-
nahm Polen 1972 mit einer Produktion von 150,7
Mio. t und war bis 1979 mit 41,4 Mio. t nach den
USA zweitgrößter Kohlenexporteur der Welt. Wenn-
gleich seine Rolle als Exportland bereits in den
achtziger Jahren verblasste, stieg die Förderung
im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
noch auf ein beträchtlich hohes Niveau (1988: 193
Mio. t) an. Erst mit der politischen Wende in den
Ostblockstaaten und wachsender marktwirtschaft-
licher Orientierung setzte in den frühen neunziger
Jahren auch in Polen jener Schrumpfungsprozess
des Steinkohlenbergbaus ein, der in Westeuropa
bereits zwanzig Jahre früher begann. So betrug die
Förderung des Jahres 2006 nur noch 94 Mio. t. Sie
hat sich damit in den letzten Jahren stabilisiert.
Gdingen
Danzig
Niederschlesien
Stettin
Oberschlesien
Warschau
Lubliner Becken
Swinemünde
500 km
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Weltmarkt für Steinkohle
92
Erschöpfung der Lagerstätten und teils wegen
Unwirtschaftlichkeit.
Die Kokskohlengruppe Jastrzebska konnte dagegen
ihre Förderung und ihre Exporte erhöhen und ist
auch wegen der hohen Kokskohlenerlöse profitabel.
Die geplante Privatisierung der polnischen Staats-
gruben hat bisher nicht stattgefunden und es gibt
starken Widerstand aus der Belegschaft gegen
dieses Vorhaben. Für die Kraftwerkskohlenzechen
gibt es auch keine ernsthaften Interessenten.
Neuere Überlegungen zielen auf einen Börsengang
mit der Abgabe von Minderheitsbeteiligungen ab.
Der polnische Bergbau braucht dringend Investiti-
onsmittel, um die Förderung aufrechtzuerhalten.
Bis 2010 will der polnische Staat die Subventionie-
rung einstellen, die derzeit etwa 2,0 - 2,3 US $/t
für die Kraftwerkskohle beträgt. Es wird an einem
neuen Konzept 2007 - 2013 gearbeitet, das die
polnischen Gruben wettbewerbsfähig und subventi-
onsfrei machen soll.
Langfristig erwartet man trotzdem ein weiteres
Absinken der Förderung auf 77 - 78 Mio. t in 2010
und 70 Mio. t in 2020. Mittelfristig muss auch stär-
ker in den Aufschluss neuer Reserven - vor allem bei
Kokskohle - investiert werden, um diese Förderlinie
zu halten. Hierfür fehlen aber bisher die Mittel.
Nach polnischen Angaben braucht der Steinkohlen-
bergbau 6,2 - 7,7 Mrd. US $ Investitionsmittel, um
wettbewerbsfähig zu sein.
Sämtliche Betriebe in Polen fördern ausschließlich
im Tiefbau, wobei die durchschnittliche Gewin-
nungs tiefe bei etwa 600 m liegt. Der Abbau ist
sant ist. Etwa zwei Drittel der Flöze sind mit weni-
ger als 10° nur flach geneigt, der Rest mit maximal
35°. Etwa 56 % der gewinnbaren Kohlenvorräte
bestehen aus Kessel- und 44 % aus Kokskohlen.
Sämtliche Bodenschätze des Landes einschließlich
der Kohle sind Staatseigentum.
Die im modernen Tiefbau gewonnene und durch
Nebengestein verunreinigte Rohkohle erfordert
eine Aufbereitung. Der Ausbau vorhandener und
die Inbetriebnahme neuer Aufbereitungsanlagen
der letzten Jahre bewirkten seither zumindest für
exportierte Kesselkohlen eine qualitative Annähe-
rung an die Erfordernisse des Weltmarktes. Diese
Qualität ist gekennzeichnet durch 25 - 31 % flüch-
tige Bestandteile, 8 - 16 % Asche und 7 - 11 %
Feuchte bei einem Schwefelgehalt von 0,6 - 1,0 %
und einem Heizwert von > 6.000 Kcal/kg (roh);
dabei fällt die Mahlhärte mit 45 - 50 HGI meist
weniger günstig aus. Die Kokskohlen sind mit
23 - 33 % mittel- bis hochflüchtig bei Asche- und
Schwefelgehalten von 7 - 9 % bzw. 0,6 - 1,0 %. Ihre
Verkokungseigenschaften mit einer Blähzahl von 6 -
9 sind ausgezeichnet.
Förderentwicklung
Die Gesamtförderung sank in 2006 um 2,7 Mio. t
auf rund 94 Mio. t. Damit setzt sich der kontinu-
ierliche Rückgang der polnischen Förderung fort.
Die Förderrücknahme ging vor allem zu Lasten des
seewärtigen Exports (- 5,6 Mio. t), während der
Inlandsabsatz in 2006 weitgehend stabil blieb.
Die Rücknahme erfolgte im Wesentlichen bei der
Kompania Weglowa (- 2,2 Mio. t). Die Zechen-
stilllegungen wurden vorgenommen teils wegen
Die größten Steinkohlenproduzenten Polens
Kompania Weglowa SA
Katowicka Group Kapitalowa
Jastrzebska Spolka Weglowa SA
Selbstständige Bergwerke
Gesamt
18
7
5
4
34
17
7
5
4
33
52,6
17,7
12,8
14,0
97,1
50,4
17,0
13,3
13,7
94,4
15,1
1,6
2,3
0,5
19,5
10,7
1,4
2,9
0,8
15,8
Unternehmen 2005 2006Anzahl der Gruben
2005 2006Förderung in Mio. t
2005 2006Exporte in Mio. t
93
Kohlenexportländer • Polen
Swinemünde sowie Gdingen für Panamax-Schiffe
und Stettin nur für Handysize-Größen zugänglich.
Zunehmend an Bedeutung hat auch der Bahnweg
für Koks- und Ballastkohlenexporte vor allem nach
Deutschland gewonnen. Hier sind sowohl polnische
als auch deutsche Frachtunternehmen tätig. Die
Binnenschifffahrt (Oder) ist für den Export (ca. 1,5
Mio. t = 8 % der gesamten Exporte) ohne größere
Bedeutung.
Export
Der Export von Steinkohle sank von 19,5 Mio. t in
2005 auf 16 Mio. t in 2006. Weglokoks exportierte
davon 15,3 Mio. t; kleinere Mengen gelangten
über andere Vertriebswege vor allem in die angren-
zenden Länder in den Export.
Der Export in 2006 gliedert sich wie folgt auf:
Während der Kesselkohlenexport um 3,7 Mio. t
sank, stieg der Kokskohlenexport um knapp 0,5
Mio. t in 2006.
Die größten Abnehmer polnischer Kohle - ohne
Koks - waren Nachbarstaaten wie Deutschland (7,3
Mio. t), Tschechien (1,6 Mio. t), Slowakei (1,0 Mio. t)
Export
Seewärtig
Landseitig
Gesamt
0,8
2,2
3,0
7,8
5,2
13,0
8,6
7,4
16,0
Kokskohlein Mio. t
Kesselkohlein Mio. t
Gesamtin Mio. t
voll mechanisiert, und die Kohle wird im Strebbau
gewonnen.
Ergänzt wird die polnische Förderung durch Impor-
te von 5 Mio. t, überwiegend russischer Kohle. Die
Kokereikapazität beträgt ca. 10 Mio. t/a. Rund 55 -
60 % der Koksproduktion wird exportiert.
Kostenentwicklung
Derzeit beschäftigt der polnische Steinkohlen–
Bergbau etwa 120.000 Mann. Dies bedeutet eine
Leistung von etwa 800 t Mannjahr. Wesentliche Ver-
besserungen sind bei Abbautiefen von 500 - 600 m
kaum zu erwarten. Die polnischen Produktionsko-
sten werden auf 60 - 65 US $ geschätzt. Einschließ-
lich Fracht und Umschlag (rund 20 US $/t) benötigt
der polnische Bergbau für den Export derzeit fob-
Preise von mindestens 80– 85 US $ /t für die Kessel-
kohle. Der Arbeitskostenanteil liegt bei über 50 %.
Damit ist Polen zusammen mit den USA der Gren-
zanbieter im atlantischen Raum für Kesselskohle.
Der Zloty hat sich in letzter Zeit gegenüber US $
stark gefestigt, was sich für die Polen Erlös min-
dernd auswirkt. Auch gegenüber dem Euro hat sich
der Zloty gefestigt.
Durch hohe Lohnabschlüsse in den letzten Jahren,
die weit über der Produktivitätsfortschritten liegen,
hat sich die Wettbewerbsposition weiter verschlech-
tert. Dies zeigt sich auch in den rückläufigen Expor-
ten vor allem bei seewärtigen Ausfuhren.
Infrastruktur
Bei der Transport-Infrastruktur, die nunmehr für das
sinkende Exportvolumen eher überdimensioniert
ist, haben sich in 2006 keine Veränderungen erge-
ben. Die Exportlogistik ist in Polen gut ausgebaut.
Zu den Verladehäfen gehören Danzig, Swinemün-
de, Stettin und Gdingen. Während in Danzig die
Beladung von Capesize-Frachtern möglich ist, sind
Kesselkohlen
fob-Kosten
60-65 80-85
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
Exportentwicklung Polens 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t
Steinkohlenförderung 99 97 94
Steinkohlenexporte 21 19 16
Kesselkohlen 18 16 13
Kokskohlen 3 3 3
Koksexporte 5 4,5 6,3
Exportquote in % 28 25 26
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 17,5 17,1 15,9
Weltmarkt für Steinkohle
94
sowie Österreich (1,2 Mio. t). Nach Großbritannien
wurden 1 Mio. t exportiert.
Die Koksexporte betrugen 6,3 Mio. t in 2006.
Polen importierte kleinere Mengen (5 Mio. t) Kohle
aus Russland, Ukraine und Tschechien. Die rus-
sischen Mengen könnten tendenziell zunehmen.
Ausblick
Der polnische Bergbau hat weitere Anpassungs-
schritte vor sich. Obwohl sich die Förderung in
den letzten Jahren stabilisiert hat, ist mit einem
weiteren Absinken zu rechnen, da zu wenig in die
Erschließung neuer Reserven investiert wird. Auch
die stark steigenden Löhne ohne entsprechende
Produktivitätsfortschritte erschweren die Situation.
Für Exporte braucht Polen ein hohes Weltmarkt-
Preisniveau. Zunehmend beschränkt sich Polen auf
unmittelbar angrenzende Abnehmerländer, d. h.
Ostseeraum sowie Deutschland und Österreich.
Mittelfristig könnte mehr Kohle nach Tschechien
exportiert werden, da dort in den nächsten Jahren
ein starkes Absinken der Förderung erwartet wird.
95
Kohlenexportländer • Venezuela
Grube. Wie beim Erdöl ist der staatliche Einfluss auf
den export- und devisenwirtschaftlich noch wenig
bedeutenden Kohlenbergbau beträchtlich, da der
Staat nennenswerte Kapitalbeteiligungen an den
großen Kohleproduzenten hält. Für die angestrebte
Expansion des Kohlenbergbaus als hinderlich
erweisen sich staatliche Einflussnahmen auf privat-
wirtschaftliche Pläne zur Infrastrukturentwicklung.
Dazu kommen für ausländische Investoren Zweifel
an der Sicherheit von Investitionen und Unsicher-
heiten über die Besteuerung von Gewinnen und
deren Transfer ins Ausland.
Seit Hugo Chavez die Rohstoffpolitik noch stärker
als bisher beeinflusst, ist die Investitionssicherheit
für ausländische Investoren weiter gesunken.
Reserven/Qualitäten
Die Kohlenressourcen des Landes sind mit rund
7 Mrd. t im Weltmaßstab relativ bescheiden. Die
gilt insbesondere für die sicher nachgewiesenen
und gewinnbaren Reserven von 1,4 Mrd. t (Venezo-
lanisches Energieministerium). Die BGR sieht die
Reserven bei 480 Mio. t also insgesamt ein Poten-
tial von rund 7,5 Mrd. t. Diese Vorkommen können
überwiegend im Tagebau gewonnen werden und
Venezuela
Allgemeines
Zu den potentiellen Aufsteigerländern am Stein-
kohlenweltmarkt zählt Venezuela. Das Land trat
erstmals 1991 mit einem Export von 1,9 Mio. t
nennenswert in Erscheinung und bedient den
Weltmarkt inzwischen (2006) mit einem Volumen
von rund 8 Mio. t entsprechend einem Anteil von
1,0 %. Obwohl Venezuela auch in Zukunft nicht zu
den Großen auf internationaler Ebene zählen wird,
ist sein Entwicklungspotential dennoch beträchtlich
und insbesondere für Europa und nordamerika-
nische Verbraucher von wachsendem Interesse.
Hemmnis für eine zügige Entwicklung des Kohle-
nexports ist die seit Jahren unzulängliche Infra-
struktur: Leistungsfähige Bahnverbindungen von
den Exportgruben zu den Tiefwasserhäfen und zur
Abfertigung von Großfrachtern fehlen bislang.
Wie in allen südamerikanischen Ländern befinden
sich die Bodenschätze in Staatsbesitz. Die Bergho-
heit wird durch das Bergbauministerium (Ministerio
de Minas) ausgeübt, welches Konzessionen zu ihrer
Aufsuchung, Untersuchung und Gewinnung erteilt.
Dieser Regelung unterliegt auch der Kohlenberg-
bau. Der auf produzierte Kohle erhobene Förderzins
beträgt 10 % des erzielten Verkaufserlöses frei
Caracas
Andines-Becken
Guasare-Becken
Maracaibo-See4
1 Santa Cruz de Mara2 Palmarejo3 Baja TCSV4 Ceiba
12
3
500 km
Falcon-Becken
Fila Maestra/Naricual-Becken
Steinkohlenrevier
Kohlenbeladehafen
Weltmarkt für Steinkohle
96
bzw. durch die Projekte Socuy, Mina Norte, Las
Carmelitas, Paso Diablo und Cosila erreicht werden.
Bis 2012 soll dann die Förderung in der Provinz
Zulia auf 24 Mio. t gesteigert werden. Das Potenzial
hierfür ist sicherlich vorhanden; bisher wurden alle
Ankündigungen aber nicht realisiert.
Produziert wird überwiegend im Tagebau, wobei
angesichts der Vielzahl von Flözen die Bagger/
SLKW-Methode Anwendung findet. Da die Flöze
nur wenig verunreinigt sind, ist bereits die Roh-
kohle von bester Qualität und benötigt außer
Brechen und Sieben keine weitere, kostspielige
Aufbereitung. Der Kohlenbergbau konzentriert sich
derzeit mit rund 90 % der Gesamtförderung auf die
Guasare-Region, während die Förderung der Klein-
betriebe im Osten des Landes (Fila Maestra/Falcon)
seit einigen Jahren ruht.
Größte Produzenten sind derzeit CARBONES DEL
GUASARE und CARBONES DEL GUAJIRA, während
die im Falcon- und Fila Maestra/Naricual-Becken
gelegenen Grubenbetriebe gegenwärtig nicht pro-
duzieren. Insgesamt verfügt der venezolanische
Steinkohlenbergbau über eine Förderkapazität von
knapp 9 Mio. jato.
Die venezolanische Produktion ist vom Tagebau
Paso Diablo geprägt. Hier werden Leistungen von
5.000 - 6.000 t Mann und Jahr erreicht. Durch die
auf LKW basierende Logistik und das „Truck and
Shovel“ Verfahren sind die Produktion wie auch der
LKW-Transport zur Küste von Treibstoff-Preiserhö-
hungen besonders betroffen.
Produktion/Exporte nach Gesellschaften
Carbones Desl Guasare
Interamerican Coal
Carbones De La Guajira
Übrige
Gesamt
5,27
0,52
0,77
0,52
7,08
5,50
1,00
0,63
0,62
7,75
2005in Mio. t
2006in Mio. t
verteilen sich auf fünf Kohlenbecken, d. h. die an
der Ostküste gelegenen Fila Maestra- und Naricual-
Becken, das ebenfalls küstennahe Falcon-Becken,
das südwestlich des Maracaibo-Sees gelegene
Andine Becken und schließlich das Guasare-Becken
im äußersten Nordwesten des Landes, welches mit
mehr als 90 % der Gesamtreserven das weitaus
bedeutendste ist. Dort befindet sich eine Kohlen-
formation der jüngeren Kreidezeit bzw. des älteren
Tertiärs (ca. 70 Mio. Jahre). Sie erreicht eine Dicke
von 130 m und enthält bis zu 23 Flöze mit maxima-
len Mächtigkeiten von 13 m. Diese sind bei mäßiger
Neigung in ihrer Lagerung nur wenig gestört. Das
Guasare-Becken stellt eine Fortsetzung des benach-
barten kolumbianischen Guajira-Kohlenfeldes dar.
Die Qualität der Guasarekohlen ist weitgehend mit
jener der kolumbianischen Guajirakohle identisch.
Die mit 35 % hochflüchtige Kohle enthält nur 6 -
7 % Asche und 7 % Feuchte, so dass ein Heizwert
von 6.900 Kcal kg (roh) erreicht wird. Sie ist somit
eine hervorragende Kesselkohle, zumal sie nur
0,5 % Schwefel enthält. Sie besitzt zudem auch
geringe Verkokungseigenschaften, so dass sie in
wachsendem Umfang als Hochofen-Einblaskohle
Verwendung findet und zum Teil auch als Semisoft-
Kokskohle eingesetzt werden kann.
Förderentwicklung
Der venezolanische Kohlebergbau kommt trotz
attraktiver Lagerstätten und kurzer Wege zur Küste
nicht vom Fleck. Erneut behinderten schwierige
Witterungsverhältnisse die bestehende Produktion.
Der kleine Tagebau Fila Maestro schloss sogar.
Der brasilianische Montankonzern CVRD ist am
Socuy-Projekt interessiert. Nachdem das Projekt
durch die Wahlen in Venezuela verzögert wurde,
sollen jetzt die Gespräche neu aufgenommen wer-
den. Angeblich will sich der venezolanische Staat
auch selbst in den Ausbau des nötigen Kohlehafens
einschalten und diesen finanzieren.
Nach Angaben der „Zulia-State Coal Authority“ sol-
len die geplanten Infrastrukturmaßnahmen einen
erheblichen Ausbau der Kohleförderung erlauben.
Die Fördersteigerungen könnten durch die Gruben
97
Kohlenexportländer • Venezuela
zögerlich betrieben, desgleichen die Planung der
Eisenbahnlinie Socuy/Paso Diablo zum Hafen.
Über die venezolanischen Häfen wurden auch rund
1,5 Mio. t kolumbianische Kohle verschifft.
Export
Entsprechend der enttäuschenden Förderentwick-
lung verlief auch der Export. Größter Abnehmer
waren die USA mit 4,5 Mio. t. Kanada importierte
0,5 Mio. t. Die südamerikanischen Staaten nahmen
0,7 Mio. t ab. Rund 2 Mio. t gingen nach Europa. In
den Exportzahlen Venezuelas sind auch kolumbia-
nische Mengen enthalten.
Exporte über venezolanisch Häfen
Gesamt
Bulk Wayuu
Carbones Del Guasare
El Bajo
Carbones Della Guajira
Interamerican Coal
Guanta
Geoconsa
La Ceiba
Carbones Del Caribe
Interamerican
Millinton
Palmarejo
Xcoal
Canevca
Millinton
Carbones Del Guasare
2005in Mio. t
2006in Mio. t
5,61
0,81
0,13
0,78
0,47
7,80
5,60
1,00
0,20
0,80
0,40
8,00
Kostenentwicklung
Die Förderkosten im modernen Tagebau-Großbe-
trieb (Betriebskosten) werden gegenwärtig mit
18 - 22 US $/t beziffert. Der LKW-Transport zum
Hafen (rund 80 km) kostet weitere 3 - 9 US $/t bei
Umschlagskosten von 3 - 5 US $/t, da die Kohle mit
Binnenschiffen zu einem Offshore-Verladeterminal
transportiert werden muss. Damit gelangt die Koh-
le schließlich mit fob-Kosten von 28 - 36 US $/t auf
das Schiff.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die exportierte
Kohle über einen im internationalen Maßstab
hohen Heizwert verfügt.
Infrastruktur
Die Infrastrukturanbindung des Guasare-Reviers ist
mangelhaft. Eine Bahnverbindung von den Gruben
zu den Verschiffungshäfen ist nicht vorhanden, so
dass der Kohlentransport von mehreren Mio. jato
gänzlich per LKW über eine Entfernung von 85 km
auf öffentlichen Straßen erfolgen muss. Sämtliche
Häfen, wie Santa Cruz de Mara, Palmarejo, Baja
TCSV und Ceiba liegen im Maracaibo-See. Sie
verfügen über eine Umschlagskapazität von der-
zeit knapp 10 Mio. jato, sind jedoch nur für kleine
Schiffseinheiten (Handysize) mit geringem Tiefgang
direkt zugänglich. Panamax-Schiffe hingegen kön-
nen nur küstenfern über Lastkähne und Schwimm-
kräne bzw. einen im Maracaibo-See verankerten
und als schwimmendes Zwischenlager umgebauten
Tanker abgefertigt werden. Obwohl inzwischen
technisch optimiert ist dieses Verfahren immer
noch kostspielig.
Die Planungen der Infrastruktur schreiten nur lang-
sam voran. Für das Socuy-Projekt ist sowohl der Bau
eines Hafens als auch der einer Bahnlinie von 80 km
erforderlich. Das Projekt unter dem Namen „Zona
Portuaria Simon Bolivar“ mit einer Anfangskapa-
zität von 12 Mio. t/a für Panamax-Schiffe wird nur
Kesselkohlen
fob-Kosten
24-31 27-34
2004/2005in US $/t
2006/2007in US $/t
Exportentwicklung Venezuela 2004 - 2006
2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t
Steinkohlenförderung 8 8 8
Steinkohlenexporte 8 8 8
Exportquote in % 100 100 100
Wichtige Importländer/-region
EU-15/ab 2004 EU-25 2,4 2,1 2,0
USA 4,4 4,3 4,5
Weltmarkt für Steinkohle
98
Ausblick
Das Förder- und Exportpotential Venezuelas bleibt
auch weiterhin ungenutzt. Das Guasare Becken
hätte mit dem laufenden Betrieb Paso Diablo und
den Projekten Mina Norte und Socuy und Cosila das
Potential für 20 Mio. t/a. Erforderlich ist hierzu ein
Tiefseehafen. Sollte CVRD aufgrund der guten bra-
silianischen/venezolanischen Verbindungen doch
mit dem Socuy-Projekt zum Zuge kommen, wäre ein
Durchbuch geschafft.
99
Kohlengeologie und Fördertechnik
Erde abgelagert. Zu ihnen zählen in Nordamerika
die Steinkohlenreviere der Appalachen und kana-
dischen Ostprovinzen, in Europa jene West-, Mit-
tel- und Osteuropas, und in Asien Sibiriens und vor
allem Chinas. Sie werden in Nordamerika ergänzt
durch Steinkohlen des Erdmittelalters, d. h. des
Juras und der Kreide (130 - 70 Mio. Jahre); Sie lie-
gen in den Rocky Mountain-Revieren der USA und
Kanadas sowie vorgelagerten östlichen Regionen.
Die Steinkohlen der südlichen Halbkugel hingegen
wurden in der zum Erdaltertum zählenden Perm-
Periode, d. h. vor 250 - 290 Mio. Jahren abgelagert,
und zwar in damals gemäßigten Klimazonen.. Sie
finden sich nur sporadisch im südlichen Brasilien
(Santa Catarina), vor allem aber in Südafrika sowie
den ostaustralischen Revieren von New South
Wales und Queenslands. Auch die Steinkohlen Indi-
ens gehören (als erdgeschichtlicher Teil Südafrikas)
noch in die Permzeit, und nur die Steinkohlen der
Lagerstätten
Die aus organischen, d. h. pflanzlichen Sedimenten
hervorgegangene Kohle bildet flözförmige Lager-
stätten. Da sich ihre Ablagerung nicht kontinu-
ierlich vollzog, sondern oft von tonigsandigen
Sedimenten unterbrochen wurde, begegnen wir
der Kohle in der Regel als Mehrflöz-Lagerstätten.
Wachsende Druckbelastung durch jüngere Gesteins-
ablagerungen hatten einen „Inkohlungs“-Prozess
zur Folge, der bei zunehmender Entwässerung der
organischen Substanz und Kohlenstoffanreiche-
rung mit der Bildung von Kohle endete. Nachfol-
gende Gebirgsbildungen verformten dann oft die
ursprünglich horizontale Flözlagerung durch Fal-
tung und Verwerfungen.
Die Steinkohlenressourcen der nördlichen Erdhalb-
kugel sind in der Regel karbonischen Alters, d. h.
ihre Ablagerung liegt 290 - 355 Mio. Jahre zurück.
Sie wurden seinerzeit in tropischen Regionen der
Kohlengeologie und Fördertechnik
Tagesanlagen
Kohleförderband
Kohlepfeiler
Schematische Darstellung der Gewinnung von Kohle untertage
Kohleförderband zur Oberfläche
AbgebauteFläche
Walzenschräm-lader und
Firstenausbau
Zum Firstenausbau stehen gelassene
Kohlepfeiler
Abbau-richtung
Anschließende Bauhöhe
Kohleflöz
Walzen-schrämlader
und Firstenausbau
Fräslader erstellen Strecken
Abgebaute Fläche
Abgeschlossene Bauhöhe
Quelle: World Coal Institute
Weltmarkt für Steinkohle
100
Flöz wird ebenfalls abgebohrt und geschossen,
um anschließend mittels Bagger oder Radlader in
Schwerlastkraftwagen verladen und abtransportiert
zu werden. Dabei werden in der Regel Seilbagger,
in jüngster Zeit aber auch zunehmend Hydraulik-
bagger eingesetzt. Die Gewinnung mehrerer und
stärker (ab 15°) geneigter Flöze hingegen erfolgt
im „Truck and Shovel-Tagebau“ mittels SLKW und
Bagger. Dabei wird das gesamte Schichtpaket von
Flözen und Abraum in horizontalen Scheiben (Stros-
sen/levels) herein gewonnen. Das gesamte Schicht-
paket wird zunächst abgebohrt und geschossen,
um dann von oben nach unten und getrennt nach
Abraum und Flözen in SLKW verladen zu werden.
Hierzu werden Seil- und Hydraulikbagger kleinerer
Bauart sowie Radlader eingesetzt, gelegentlich
unterstützt von Bulldozern.
Kaum Verwendung findet im Steinkohlenbergbau
hingegen die bei Braunkohle übliche Gewinnung
mittels Schaufelradbaggern, da diese Technik rela-
tiv weiche Kohle und Nebengesteine voraussetzt.
Lagerstätten bei denen das genannte Abraum/
Kohlenverhältnis von 6 - 8 cbm/t überschritten
wird, werden im Tiefbau erschlossen. Dies erfolgt
in oberflächennahen Lagerstätten im Stollenbetrieb
durch flach geneigte und mit Förderbändern ausge-
stattete Stollen. Tiefer gelegene Kohlenlagerstätten
werden hingegen durch Schächte erschlossen,
durch welche auch die Förderung erfolgt. Im Tief-
nördlichen Anden Südamerikas d. h. Kolumbiens
und Venezuelas werden in das späte Erdmittelalter,
d. h. die Kreidezeit eingeordnet.
Fördertechniken
Kohlenlagerstätten können sich durch komplexe
Lagerungsverhältnisse bis in Tiefen von mehreren
tausend Metern erstrecken, aber auch flache und
oberflächennahe Lagerung aufweisen. Dement-
sprechend sind die Abbaubedingungen vielfältig.
So muss die Kohle aus dem Nebengestein selektiv
gewonnen werden. Dies geschieht je nach Tiefe
der Kohlenflöze und ihrer Überdeckung mit Abraum
entweder im Tagebau oder Tiefbau.
Die weltweite Wirtschaftlichkeitsgrenze einer Tage-
baugewinnung von Steinkohle liegt derzeit bei
einem durchschnittlichen Abraum/Kohle-Verhältnis
von rund 6 - 8 Festkubikmeter Abraum zu einer
Tonne Rohkohle für den gesamten Tagebauinhalt
und dessen Lebensdauer. Je höher die Erlöse für
die Kohle sind, umso höhere Abraum zu Kohle-
Relationen können verkraftet werden. Die im Tage-
baubetrieb angewandte Bergbautechnik hängt von
der Anzahl und Mächtigkeit der Flöze sowie deren
Neigung ab. Als bauwürdig gelten dabei Mindest-
mächtigkeiten von 0,5 - 1,0 m. Bei der Gewinnung
flachliegender Flözen wird der Abraum durch Boh-
ren und Sprengen (Schießen) zerkleinert bzw. auf-
gelockert und mittels Schürfkübelbagger (dragline)
entfernt. Das so im „Draglinetagebau“ freigelegte
Schürfkübel-Abraum
abgestufte Böschungals Schutzwall gegenLärm und Staub
Mutter- und Unterboden werden von Motorschürf-wagen gewonnen und sorgfältig gelagert
Abraum von den Sohlen wird von Löffelbaggern abgetragen und von Kipp-Lkws abtranspor--tiert
Abraum wird vom Schürfkü-belbagger gefördert
Abraum-aufschüt-tung Schürfkübel lädt Last ab
Schürfkü-belbag-gerfüllung wird von Raupen planiert
Abraum von den Sohlen wird zur Verfüllung abgekippt
Unter-boden und Mutter-boden werden aufge-bracht und gestaltet
Gras und Bäume
Abbau von Kohle im Tagebau und Rekultivierung
Quelle: World Coal Institute
Kohleflötze bagger
Nachdem die Böden in der richtigen Abfolge aufgebracht wurden, werden sie zur Entspannung von Verdichtungen aufgerissen und dann bearbeitet, mit Kalk behandelt und gedüngt.
101
Kohlengeologie und Fördertechnik
wobei die Trennung entweder in Sink/Schwimm-
Trommeln (für Grobkorn) oder Setzmaschinen,
Wasser- bzw. Schwertrübe-Zyklonen (für Mittelkorn)
erfolgt. Das Feinstkorn hingegen wird mittels Flota-
tion gereinigt. Wirtschaftlich entscheidend ist bei
der Aufbereitung der Anteil der aus der Rohkohle
gewonnenen gewaschenen Kohle. Dieser liegt für
Kesselkohlen bei rund 80 % und für Kokskohlen bei
65 - 70 %. Mit steigenden Qualitätsanforderungen
sinkt der Anteil des gewaschenen Produkts an der
Rohkohle. Während die auf der Nordhalbkugel weit
verbreiteten Steinkohlen des Karbonzeitalters sich
als relativ leicht aufbereitbar erweisen, ist dies bei
den sog. „Gondwana“-Kohlen der Südkontinente
aus der Permzeit wegen ihrer innigen Verwachsung
von Kohle mit anorganischer Sedimentsubstanz
weitaus schwieriger.
bau werden heute kaum noch Flöze von weniger als
1,5 m Dicke gewonnen. Höherwertige Kokskohle
wird zum Teil auch bis zu 1m Flözmächtigkeit abge-
baut. Die Kohlegewinnung geschieht dabei entwe-
der im „Kammer/Pfeilerbau“ oder im Strebbau. Bei
ersterem werden mittels Fräsladern im rechten Win-
kel sich kreuzende Förderstrecken vor getrieben,
zwischen denen das Deckgebirge tragende Pfeiler
stehen bleiben. Zum Transport der gewonnenen
Rohkohle zu den Förderbändern werden oft Pen-
delwagen eingesetzt. Eine Variante des Kammer-
pfeilerbaus ist die durch konventionelles Bohren
und Schießen und anschließender Bandbeladung
durch Radlader. Im „Strebbau“ hingegen werden
mittels Fräslader im abzubauenden Flöz horizon-
tale Strecken vor getrieben, in welchen dann eine
Strebeinrichtung von oft mehreren hundert Metern
Länge installiert wird. Diese besteht aus einem sog.
schreitenden Ausbau Förderband und Gewinnungs-
maschine, d. h. Fräse. Diese Abbaufront bewegt
sich mit fortschreitendem Abbau im Flöz bergan
und hinterlässt ein flächenhaft ausgekohltes Gebiet
ohne Stützpfeiler, so dass das Deckgebirge hinter
dem schreitenden Ausbau nachbricht.
Aufbereitung
Die Rohkohle fällt wegen des hohen Mechanisie-
rungsgrades der Förderung häufig stark verunrei-
nigt an und muss entsprechend den Verbraucher-
wünschen einem Reinigungsprozess, d. h. einer sog.
Aufbereitung unterzogen werden. Dies trifft vor
allem dann zu, wenn die Steinkohle über größere
Entfernungen transportiert werden muss, wie es bei
Exportkohlen in der Regel der Fall ist. Eine Aufbe-
reitung kann der Steinkohle hingegen dann erspart
bleiben, wenn sie in unmittelbarer Nähe ihrer För-
derung, z. B. in Kraftwerken, eingesetzt wird.
Bei einer Aufbereitung wird die Rohkohle zunächst
durch Brechen zerkleinert und im nassen Zustand
nach Korngrößen getrennt, d. h. nach Grob-, Fein-
und Feinstkorn. Für die nachfolgende Trennung
(Sortierung) von Kohle- und Gesteinspartikeln sind
bei Grob- und Feinkorn deren spezifisches Gewicht
und beim Feinstkorn deren Oberflächeneigen-
schaften maßgebend. Trennmedium im ersteren Fall
entweder Wasser oder eine Schwertrübeflüssigkeit,
Weltmarkt für Steinkohle
102
ihre absoluten Grenzen. Die Gleiskörper sind oft
doppelspurig in Normal- aber auch Breitspur (Rus-
sland) mit geringer Steigung und für hohe Achs-
lasten (>25 t) ausgelegt. Der Bahnbetrieb erfolgt
mit Diesel- oder E-Loks in Ganzzügen (unit trains)
von bis zu 2,5 km Länge (200 Waggons und 4 - 6
Loks) und Fassungsvermögen von 10.000 - 16.000
t. Fehlen hingegen Bahnverbindungen zur Küste,
gelangt die Kohle auch per LKW (Kolumbien
300 km, Venezuela 80 km) zum Hafen. Auch die
Beförderung per Binnenschiff, wie z. B. zu den US-
Golfhäfen (600 - 2.900 km) oder in Indonesien zu
den Tiefwasserhäfen/Beladestellen kommt dafür in
Frage.
Im Belade-Hafen wird die Kohle durch Waggon-
kipper entladen und gelangt über Förderbänder
und Bandabwurf auf die Zwischenlager, welche
Gesamtvolumen von bis zu 6 Mio. t bei bis zu 50
unterschiedlichen Sorten aufnehmen können. Ihre
Rückverladung geschieht mittels Schaufelradbagger
oder Unterflurabzug auf Förderbänder, über welche
die Kohle zum Schiffsbelader und schließlich in das
Schiff gelangt. Je zu beladendem Schiff stehen ein
bis zwei Schiffsbelader mit Leistungen von bis zu
6.000 t/h zur Verfügung, so dass die Abfertigung
eines Großfrachters kaum mehr als einen Tag erfor-
dert. Insgesamt standen in 2006 weltweit rund
100 Kohlebelade-Häfen bzw. Offshore-Verladeein-
richtungen mit einer Umschlagskapazität von etwa
1.200 - 1300 Mio. jato zur Verfügung.
Der Seetransport der Kohle erfolgt in Massengut-
frachtern. Das gesamte Schüttgütervolumen im
Weltmarkt betrug 2006 rund 2,9 Mrd. t. Es gliedert
sich wie folgt auf:
Transportkosten für Steinkohlen haben vor allem
bei überseeischen Bezügen einen maßgeblichen
Anteil am Endverbraucherpreis, der je nach Liefer-
land mehr als die Hälfte der Gesamtkosten ausma-
chen kann.
Angesichts der Bedeutung der Transportkosten für
die Preisbildung wird die Effizienz der Kohlenket-
te kontinuierlich gesteigert. Diese umfasst vom
Förderstandort bis zum Endverbraucher folgende
Glieder:
■ Transport im Exportland zur Küste
■ Lagerung im Exporthafen
■ Hafenumschlag und teils zusätzlicher Trans-
port zu einer Offshore-Verladeeinrichtung
■ Seetransport,
■ Entladung im Empfangshafen
■ Lagerung im Importhafen
■ Transport zum Verbraucher.
Der Transport der Steinkohle zum Verladehafen
erfolgt in der Regel per Bahn. Aus Kostengründen
ist die wirtschaftliche Transportentfernung dorthin
begrenzt, d. h. die Exportgruben liegen relativ küs-
tennah. So betragen z. B. die Bahnentfernungen für
Exportkohlen aus
Diese finden jedoch bei
Transport und Umschlag von Steinkohlen
Kolumbien
Indonesien*
Australien
New South Wales
Queensland
Südafrika
USA
China
45-210
50-200
80-280
132-380
420-590
480-1.425
1.690-3.650
550-650.
Appalachen
Powder River Basin
km
* nur Binnenschiff
Kanada
Russland
1.100
4.000
4.500
2.450
im Durchschnitt
Kuzbass/baltische Häfen
Jakutien/Fernost
km
103
Transport und Umschlag von Steinkohle
1.183Bulk - Carrier für die Auslieferung in den näch-
sten 3 Jahren in Auftrag gegeben. Für den Kohlen-
transport werden in Abhängigkeit vom Umfang der
Ladung, Entfernung zum Entlade-Hafen und vom
zulässigen Tiefgang der Häfen drei Schiffsgrößen
eingesetzt, nämlich
■ 10.000 bis 50.000 dwt = Handysize,
■ 50.000 bis 60.000 dwt = Panamax und
■ 80.000 bis 150.000 dwt = Capesize.
Handysize –Schiffe kommen vor allem für kleine
Ladungen (z. B. Anthrazit, Stückkohlen), kurze
Entfernungen, Küstenschifffahrt und Belade-/
Empfangshäfen mit nur geringem Tiefgang in
Frage. Der Großteil des Kohlentransports auf
den Weltmeeren wird jedoch mit Panamax- und
Capesize-Frachtern abgewickelt, wobei erstere den
Panamakanal passieren können, letztere jedoch das
Für den Trockengutverkehr stand in 2006 Schiffs-
raum von 373 Mio. dwt in 6.369 Schiffen zur Ver-
fügung. Für Kohle wurden dabei rund 4000 Mrd.
Tonnenmeilen zurückgelegt, was einer durchschnitt-
lichen Transportentfernung je Tonne von etwa
5000 Seemeilen entsprach. Ende 2006 waren rund
Schüttgütervolumen im Weltmarkt 2006
Kohle
Kesselkohle
Kokskohle
Eisenerz
Getreide
Bauxit
Phosphat
Sonstige
Gesamt
in Mio. t in %
782
595
187
721
281
69
31
989
2.873
27,2
25,1
9,8
2,4
1,1
34,4
100,0
Kostenstrukturen verschiedener Kesselkohlen-ExportländerCIF ARA 2006
Aus
tral
ien
(NSW
)
Russ
land
Ind
one
sien
Kolu
mb
ien
Süd
afik
a
USD/t SKE
0
10
20
30
40
50
60
70
80
0
Seefracht
Binnentransport/Umschlag
Förderkosten
Quelle: Verein der Kohlenimporteure
Weltmarkt für Steinkohle
104
Kap Hoorn bzw. Kap der Guten Hoffnung umrunden
müssen; dies gilt inzwischen nur noch bedingt,
da der Suez- Kanal inzwischen auch für kleinere
Capesize-Schiffe nutzbar ist. Die Verschiffung von
Kohle erfolgt zu 45 % durch Caper, zu 30 % durch
Panamax-Einheiten und zu 25 % durch Handymax-
Schiffe.
In den Empfangsländern standen 2006 rund 220
Entlade-Häfen mit einer Umschlagskapazität von
insgesamt 1200 - 1300 Mio. jato zur Verfügung, die
allerdings mit anderen Massentrockengütern geteilt
werden muss. Darunter befinden sich jedoch auch
ausgesprochene Kohlenterminals wie z. B. in den
ARA-Häfen (Amsterdam- Rotterdam- Antwerpen).
Die Entladung der Kohle erfolgt in der Regel mit
Greiferkränen auf Förderbänder, die zu Zwischenla-
gern führen. Der Entlade-Vorgang nimmt allerdings
mit rund 15.000 - 25.000 tato wesentlich mehr Zeit
in Anspruch als die Beladung.
Der anschließende Binnentransport geht von Zwi-
schenlagern aus. Dort wird die Kohle in Ganzzüge
bzw. in Binnenschiffe verladen und zu den Ver-
brauchern transportiert. Die dabei eingesetzten
Zuggrößen sind jedoch wesentlich kleiner als in
den Exportländern und erreichen kaum 2.000 t.
Mancherorts, wie z. B. in den ARA-Häfen kann die
Kohle auch direkt oder über Zwischenlager in Bin-
nenschiffe verladen werden. Die dort eingesetzte
Standardgröße der Lastkähne fasst 2.000 - 2.500
Tonnen, welche den Mittelrhein je nach Wasser-
stand in Schubverbänden von vier Kähnen und Teile
des deutschen Wasserstraßennetzes in Einzelkäh-
nen befahren.
Weltmarkt für Steinkohle
106
Einzelinformationen der internationalen Kohlen-
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und McCloskey Coal Conferences.
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Coal Centre, London 2007.
BP Plc: Statistical Review of World Energy 2006,
London 2007.
Coal Industry Advisory Board, Coal to Liquids,
Workshop Report 2006, Paris 2007.
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onal Energy Outlook 2007, Washington 2007.
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2006, Hamburg 2007.
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World Coal Institute - verschiedene Ausgaben, Lon-
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Literaturverzeichnis