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RWE Power Weltmarkt für Steinkohle Ausgabe 2007 RWE Power AG | Weltmarkt für Steinkohle

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RWE Power

Weltmarkt für Steinkohle

Ausgabe 2007

RWE

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Weltmarkt für Steinkohle

Ausgabe 2007

Dr. Wolfgang RitschelDr. Hans-Wilhelm Schiffer

Weltmarkt für Steinkohle

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Inhalt

Kohlenexportländer

Australien

Indonesien

Russland

Südafrika

China

Kolumbien

U S A

Kanada

Vietnam

Polen

Venezuela

Kohlengeologie und Fördertechnik

Lagerstätten

Fördertechniken

Aufbereitung

Transport und Umschlag von Steinkohlen

Literaturverzeichnis

Weltmarkt für SteinkohleOktober 2007

Dr. Wolfgang RitschelDr. Hans-Wilhelm Schiffer

Zusammenfassung

Märkte für Steinkohle

im weltweiten Energiemix

Begriffsbestimmung

Reserven/Förderung

Qualitätsanforderungen

Verbrauch nach Verwendungszwecken

Verbrauch nach Regionen

Perspektiven der Verbrauchsentwicklung

Umweltaspekte - fortgeschrittene Kohle-

technologien

Kohle-Verflüssigung

Welthandel

Nachfrage

Angebot

Entwicklung der Seefrachten

Nachfrage und Angebotszyklen

Neuformierung der Märkte

Repräsentative Kosten der Kohlenkette

Preisbildung

Vertragsformen

Einfluss der Strommärkte

Risikomanagement

Perspektiven

Fazit

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Inhalt

Weltmarkt für Steinkohle

6

lichen Entwicklungen für die Verbrauchssektoren

sowie Weltregionen. Bei Kesselkohlen wird der

Einsatz in Kraftwerken zunehmen, während der

Absatz im Wärmemarkt weiter rückläufig sein wird.

Der Kokskohlen-Verbrauch wird mit der wachsen-

den Roheisenproduktion steigen, wobei auch der

Kokskohlen-Welthandel nach Jahren der Stagnation

wieder zulegen wird, weil sich Anbieter und Abneh-

merstrukturen verschieben und die Nachfrage nach

hochwertiger Kokskohle steigt.

Der asiatische Raum besitzt bei Verbrauch und

Produktion ungebrochen die größte Wachstumsdy-

namik. Europa wird dagegen zukünftig einen eher

rückläufigen Trend bei Verbrauch und Produktion

aufweisen. Die Rücknahme unwirtschaftlicher

Inlandsproduktion wird teilweise über Kohlenim-

porte ausgeglichen. Gas und erneuerbare Energien

werden zusätzliche Marktanteile erobern.

Nord-, Mittel- und Südamerika sind Wachstumsmär-

kte bei Verbrauch und Produktion. Vor allem in den

USA gewinnt die Steinkohle in der Stromerzeugung

vor dem Hintergrund knapper werdender bezie-

hungsweise zur Neige gehender inländischer Öl-

und Gasreserven an Bedeutung.

Die vorliegende Studie beschreibt die weiterhin

wachsende Bedeutung der Steinkohle für die

Deckung des weltweiten Energiebedarfes. Dabei

wird insbesondere auf den seit Jahren zuneh-

menden, in den letzten Jahren besonders stark

gestiegenen Beitrag des internationalen Kohle-

handels zur Energieversorgung eingegangen.

Struktur und Funktionsweise des Steinkohlen-

welthandels werden erläutert. Die wichtigsten

Steinkohlenexportländer sind mit ihrem Export-

potenzial bei Förderung und Infrastruktur

sowie den maßgeblichen Akteuren dargestellt.

Steinkohlen tragen derzeit mit 4,3 Milliarden Ton-

nen Steinkohleneinheiten (Mrd. t SKE) bzw. 26 %

zum globalen Energieverbrauch bei. Die Steinkohle

hat dabei ihren Anteil am Weltenergiemix in den

letzten Jahren stetig steigern können, was in erster

Linie auf den rasanten Ausbau der Kohleproduktion

in China zurückzuführen ist. Mittlerweile werden

über 70 % der weltweiten Steinkohlenproduktion

zur Stromerzeugung eingesetzt, die den Elektrizi-

tätsbedarf der Welt damit zu 36 % abdeckt.

Alle maßgeblichen Prognosen gehen von einer

fortgesetzten Zunahme von Steinkohleproduktion

und Welthandel aus, allerdings mit unterschied-

Zusammenfassung

Weltweiter Energiemix 2006

Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2007 (Primärenergieverbrauch); Schätzung auf Basis der für das Jahr 2005 von der International Energy

Agency in Electricity Information (2007 Edition) ausgewiesenen Zahlen

Primärenergieverbrauch 16 Mrd. t SKE Stromerzeugung 19 Bill. kWh

Kernenergie 15 %

Wasser und Sonstiges 19 %

6 % Öl

20 % Gas

4 % Braunkohlen

Steinkohlen 36 %

Kernenergie 6 %

Wasser und Sonstiges 6 %

36 % Öl

24 % Gas

Braunkohlen 2 %

Steinkohlen 26 %

7

Hintergrund für das Wachstum ist nach wie vor der

Preisvorteil von Weltmarktkohle gegenüber Inlands-

steinkohle (z. B. Europa), Öl und Gas, sowie der

Energiebedarf zur Stromerzeugung vor allem in den

asiatischen Volkswirtschaften.

Das starke Wachstum der Kohleweltmärkte der letz-

ten Jahre und parallel dazu des Eisenerzmarktes hat

erstmals zu Anspannungen in der internationalen

Transportkette geführt, mit erheblichen Preisaus-

schlägen bei den Frachtraten. Aber auch in Hafen-

kapazitäten gab es Engpässe bei der Verladung von

Kohle und Erz. Inzwischen wird die Bulk-Carrier-

Flotte massiv ausgebaut, die Erweiterung von

Verladekapazitäten in Angriff genommen sowie die

Disponierung von Frachtraum optimiert, um künftig

Warteschlangen in den Exporthäfen zu vermeiden.

Insofern passt sich die Logistik den neuen Marktge-

gebenheiten flexibel an, und es ist auch zukünftig

mit einer leistungsfähigen, kostengünstigen und

effizienten Kohletransportkette zu rechnen.

Es ist aber unübersehbar, dass derzeit Ausbaumaß-

nahmen bei Gruben und vor allem bei der Infra-

struktur der steigenden Nachfrage hinterherlaufen.

Die verhaltene Investitionstätigkeit in der Niedrig-

preisphase bis etwa 2003 macht sich derzeit u. a. in

Australien durch Engpässe bemerkbar. Diese wer-

den aber absehbar überwunden.

Neben den traditionellen asiatischen und europä-

ischen Nachfragern nach Importkohle ist auch bei

den beiden größten Kohleproduzenten der Welt

Durch die starke Fokussierung der Öffentlichkeit

auf die Minderung der CO2-Emissionen bei der

Kohlenutzung haben die Anlagenbauer und Kohle-

verstromer eine Technologie-Offensive begonnen.

Durch Nachrüstung bestehender Kraftwerke, kurz-

und mittelfristigen Neubau von Kohlekraftwerken

mit höherem Wirkungsgrad und Entwicklung eines

CO2-freien Kraftwerkes soll der CO2-Ausstoss gemin-

dert werden. Bisher haben sich allerdings vor allem

die EU-27-Länder und Japan Verminderungsziele

gesetzt. Es ist dringend erforderlich, die USA,

Schwellenländer wie China, Indien und die Entwick-

lungsländer in den Prozess zur Begrenzung der CO2-

Emissionen einzubinden.

Zur Deckung des weltweit wachsenden Bedarfs

leistete der internationale Handel mit Steinkohlen

in den vergangenen Jahrzehnten einen steigenden

Beitrag. In den letzten Jahren hatte der Weltmarkt

für Steinkohlen an Dynamik gewonnen. So war das

Handelsvolumen seit 1999 mit gut 7 % pro Jahr und

damit um insgesamt 357 Mio. t gewachsen. Damit

umfasste der grenzüberschreitende Handel mit

Steinkohlen 2006 insgesamt 867 Mio. t. Davon ent-

fielen 782 Mio. t auf den seewärtigen Handel, die

sich mit 595 Mio. t auf Kesselkohlen und mit 187

Mio. t auf Kokskohlen aufteilen. 85 Mio. t Handels-

volumen wurden auf dem Landweg - überwiegend

zwischen benachbarten Nationen - abgewickelt.

An der weltweiten Steinkohlenproduktion von 5,4

Mrd. t im Jahr 2006 hat der grenzüberschreitende

Handel einen Anteil von 16 %.

Zusammenfassung

Weltsteinkohlenförderung und Seehandel 2006

782 Mio. t = 15 % Welthandel (maritim) davon 595 Mio. t Kesselkohlen187 Mio. t Kokskohlen

5,4 Mrd. t Steinkohlenförderung

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

Weltmarkt für Steinkohle

8

kender Kohlepreise ein Preisniveau erforderlich,

das die Unternehmen anregt, in Ersatz- und Zusatz-

kapazitäten zu investieren. Das internationale

Förderpotential ist geopolitisch gut gestreut und

nach wie vor in der Lage, trotz steigender Kosten

zur Deckung des Energie- und Rohstoffbedarfes der

Welt zunehmend beizutragen.

Langfristig, d. h. bis 2030 wird mit einem Anstieg

der Kohleproduktion zwischen knapp 1 % und gut

2 %/a gerechnet. Der Kohlewelthandel soll mit 1,5 -

3,0 %/a wachsen.

- China und die USA - ein wachsender Importbe-

darf für deren Küstenregionen zu erkennen, der

in 2006 ein Volumen von über 60 Mio. t erreichte

und weiter als steigend eingeschätzt wird. Auch in

Mittel- und Südamerika wird Kohle zunehmend in

Kraftwerken eingesetzt.

Auf der Angebotsseite für Kesselkohle verzeichnen

im pazifischen Raum Australien und Indonesien die

größten Zugewinne, im atlantischen Raum Russ-

land und Kolumbien. Südafrika stagniert derzeit in

seinen Exporten. Indonesien trug in 2006 mit 30

Mio. t zur Versorgung des atlantischen Marktes bei.

Bei Kokskohle baute Australien seine Position mit

66 % Marktanteil aus. Die USA und Kanada steigern

- angeregt durch das hohe Preisniveau - leicht ihre

Exporte. Eine Reihe neuer Länder könnte in Zukunft

das Kokskohlenangebot etwas verbreitern.

Im internationalen Handel mit Kesselkohle geht

der Trend zur Commoditisierung weiter, und viele

längerfristige Verträge werden in Anlehnung an

Preisindizes abgeschlossen. Der aktuelle Einkauf

hingegen wird weitgehend vom Stromabsatz her

bestimmt und ist durch kurzfristige Liefervereinba-

rungen geprägt. Zunehmend wird die Absicherung

der physischen Einkaufsposition durch Finanzinstru-

mente vorgenommen. Der Papierhandel weitete

sich stark aus und übertrifft das physische Handels-

volumen um das 2,5-fache.

Nach dem Wachstumsschub der jüngeren Vergan-

genheit (1999 - 2006) wird auch für die nächsten

Jahre eine Steigerung des Welthandelsvolumens

erwartet. Durch erhebliche Preissteigerung bei Öl,

Gas, Kohle und Koks hat sich das gesamte Energie-

preisniveau erhöht. Es bleibt abzuwarten, wie sich

der CO2-Handel in Europa auf die Wettbewerbssitu-

ation der Kohle auswirkt. In der ersten Handelspe-

riode von 2005 - 2007 war der Markt überversorgt,

was zu einem Nullpreis für Zertifikate Ende der Han-

delsperiode führte. Für 2008 - 2012 werden der-

zeit die CO2-Preise in einer Bandbreite von 15 - 25

Euro/t CO2 geschätzt.

Für einen weiteren Ausbau des Kesselkohlenwelt-

handels ist allerdings nach Jahrzehnten real sin-

9

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

Begriffsbestimmung

Kohle ist ein weltweit verbreiteter und reichlich

vorhandener, aus pflanzlichen Substanzen hervor-

gegangener Brenn- und Rohstoff. Ihre vielfältigen

Entstehungsbedingungen reichen z. T. bis zu vier -

hun dert Millionen Jahre zurück. Im erdgeschicht-

lichen Zeitablauf ist eine breitgefächerte Palette

von Kohlearten mit unterschiedlichen Stoffeigen-

schaften entstanden. Nach dem jeweiligen Inkoh-

lungsgrad und damit auch der Energieintensität,

wird dieser Energieträger in Anthrazit, bituminöse-,

subbituminöse und Braunkohlen unterteilt. Dabei

sind Anthra zitkohlen durch einen hohen Kohlen-

stoffgehalt bei sehr geringem Anteil an Feuchtig-

keit und flüchtigen Bestandteilen gekennzeichnet.

Für Braunkohlen - jung in erdgeschichtlicher

Entwicklung - gilt ein umgekehrtes Verhältnis.

Bituminöse- und subbituminöse Kohlen rangieren

zwischen diesen beiden Eckpunkten bei fließender

Abgrenzung zur Braunkohle. Der internationalen

Praxis folgend werden in dieser Studie dem Begriff

Steinkohlen anthrazitische, bituminöse und ein

erheblicher Teil der subbituminösen Kohlen zuge-

rechnet. Je nach Verwendung und Qualität der

Steinkohlen wird von metallurgischen oder Koks-

kohlen und von Kesselkohlen gesprochen.

Reserven/Förderung

Die Einschätzung der Kohlenvorkommen unterliegt

einer ständigen aber uneinheitlichen und unsyste-

matischen Aktualisierung. Während bei Öl und Gas

systematisch Jahr für Jahr Aktualisierungen vorge-

Reserven

Weltweite Verteilung der Reserven an Steinkohle (Mrd. t SKE)

20

119

219

41

11

95

111

167

Gesamtmenge 736 Mrd. t SKE

Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR (2007), Stand 31.12.2006

52

Mittel- und Südamerika

Nordamerika

Afrika

Europa

Naher Osten

GUS

Indien

VR China

Sonstiges Asien

Australien

Weltmarkt für Steinkohle

10

Aktuelle Reserveeinschätzungen für Steinkohle

auf der Basis der derzeitigen Kenntnisse über die

weltweit wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte (siehe

Tabelle) liegen bei 736 Mrd. t entsprechend etwa

640 Mrd. t SKE. Diese jüngste Schätzung stammt

von der Bundesanstalt für Geowissenschaft und

Rohstoffe (BGR).

Die Ressourcen von Hartkohlen werden von der BGR

in 2007 auf 8.817 Mrd. t geschätzt. Das Verhältnis

von Ressourcen zu Reserven beträgt 12 zu 1 und

hat sich mit der letzten Schätzung (5:1) erheblich

verbessert.

Nach Angaben der Energy Information Administra-

tion (EIA) des US-Departments of Energy (DOE)

verteilen sich die globalen Reserven an Steinkohlen

mit 53 % auf Anthrazit und bituminöse Kohlen, mit

30 % auf subbituminöse Kohlen und mit 17 % auf

Braunkohle.

Im Unterschied zu den Öl- und Erdgas-Lagerstätten

sind die Kohlereserven geografisch breit gestreut,

wobei die Schwerpunkte in den USA, in Russland

und in China liegen. Des Weiteren verfügen vor

allem Indien, Australien, Südafrika, Ukraine und

Kasachstan über bedeutende Vorkommen an Koh-

len.

nommen werden, ist dies bei Kohle bisher nicht der

Fall. Der Grund liegt möglicherweise darin, dass

bisher für Öl und Gas immer wieder das absehbare

Ende der Vorkommen vorhergesagt wurde und

durch aktualisierte Schätzungen der Branche wider-

legt werden musste.

Bisher war Kohle hinsichtlich der Reichweite außer-

halb jeder Diskussion, und insofern bestand auch

keine Notwendigkeit für eine regelmäßige jährliche

Aktualisierung. Bei einer solchen ist jedoch davon

auszugehen, dass sich sowohl Ressourcen als auch

Reserven noch weiter erhöhen, da Kohle bisher bei

weitem nicht in den Maßen wie Öl und Gas explo-

riert und genauer untersucht wurde, wie es bei Öl

und Gas der Fall ist.

Bei den Rohstoffvorkommen, und derzeit auch

Kohle, ist zwischen den Begriffen „Ressourcen“ und

„Reserven“ zu unterscheiden. Ressourcen sind die

gesamte Substanz an Kohle in einer Lagerstätte.

Die Reserven sind davon der Teil, der nach heutigen

technisch wirtschaftlichen Maßstäben abbaubar

ist. Mit steigenden Kohlepreisen können aus dem

Ressourcenbereich Lagerstätten teils den Reserven

zuwachsen, da nun gegebenenfalls höhere Gewin-

nungskosten verkraftet und profitabel gearbeitet

werden kann.

Reserven und Förderung von Steinkohlen nach Regionen

Europa

GUS

Afrika

Nordamerika

Südamerika

VR China

Übriges Asien

Australien/Neuseeland

Sonstige

Insgesamt

Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, 2007Quelle: Förderung VDKi / BP Statistical Review of World Energy, June 2007

Reserven Stand 2006 Förderung 2006 Reichweite inJahren

19

111

53

219

20

167

106

41

0

736

2,6

15,1

7,2

29,8

2,7

22,7

14,4

5,5

0,0

100,0

162

483

247

1.087

72

2.326

595

302

77

5.351

3,0

9,0

4,6

20,3

1,3

43,5

11,1

5,6

1,6

100,0

117

230

215

201

278

72

178

136

0

138

Mrd. t % Mio. t %Region

N rwe broschure weltmarktsteinkohle fin.indd 10 29.11.2007 13:38:28 Uhr

11

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

Andere Qualitätsanforderungen werden an Kes-

selkohlen gestellt, die im industriellen Bereich

hauptsächlich zur Erzeugung von Dampf und Pro-

zesswärme eingesetzt werden. So verlangt die dort

angewandte Verbrennungstechnik in der Regel

den Einsatz nach bestimmten Korngrößen (Bereich

6 - 80 mm) klassierter, d. h. stückiger Grobkohlen.

Auch hier werden niedrige Wasser- (3 - 6 %) und

Aschegehalte (3 - 5 %) bei geringen Schwefelantei-

len erwartet.

Kleinverbraucher und Haushalte werden ebenfalls

mit klassierten Kohlen (Nusskohlen) unterschied-

licher Körnungsbereiche von 8 - 80 mm sowie mit

niedrigen Feuchte-, Asche- und Schwefelgehalten

beliefert. Einen erheblichen Anteil stellen hier

anthrazitische Kohlen mit einem Gehalt an flüch-

tigen Bestandteilen von < 14 %.

Eine engere Bandbreite der Qualitätsparameter gilt

für Kokskohlen (hard coking coal), die in Kokereien

eingesetzt werden. Das dabei anfallende Produkt

Koks wird überwiegend in der Stahlindustrie, aber

auch in der Buntmetallurgie eingesetzt. Der Einsatz

als Hüttenkoks im Hochofen erfordert zunächst

einen Rohstoff, der sowohl asche- wie auch schwe-

felarm ist, d. h. die in der Kokerei eingesetzte Koh-

lenmischung setzt dafür Grenzen von maximal 8 %

bzw. 1 %. Darüber hinaus sind jedoch bestimmte

Verkokungseigenschaften der Kohle gefragt. Dazu

zählen sowohl deren Gehalt an flüchtigen Bestand-

teilen (27 ± 7 %), vor allem aber das in erster Linie

an der Blähzahl von 4 - 7 gemessene Verkokungs-

verhalten. Dazu kommt noch die Koksfestigkeit

(CSR-Wert), die durch den sinkenden spezifischen

Koksverbrauch weiter an Bedeutung gewonnen hat.

In der Regel wird Hüttenkoks nicht aus einer ein-

zigen, sondern aus einer Mischung von Kokskohlen

verschiedener Herkunft mit einem Durchschnitts-

gehalt an flüchtigen Bestandteilen von rund 27 %

hergestellt.

Aber auch Kokskohlen niedriger Blähzahl, d. h. von

1 - 3 finden in der Koksherstellung als sog. soft

coking coal Verwendung. Sie ergeben bei ihrer Ver-

kokung für sich allein zwar nur einen Koks geringer

d. h. unzureichender Festigkeit. Durch thermische

Allein die oben genannten wirtschaftlich gewinn-

baren Steinkohlenreserven, d. h. ohne Einbeziehung

der nachgewiesenen Ressourcen im Umfang von

8.817 Mrd. t, gewährleisten - bezogen auf den

aktuellen Jahresverbrauch - eine Reichweite von

140 - 150 Jahren.

Reservenhöhe und Förderniveau korrespondieren

nicht immer miteinander. Dieses gilt insbesondere

für die GUS-Staaten; dort werden die Fördermög-

lichkeiten wegen der großen Entfernungen zwi-

schen den Lagerstätten und den Verbrauchszentren

und der ausreichenden Verfügbarkeit von Öl und

Gas nur begrenzt genutzt. In der VR China hinge-

gen dominiert nach wie vor die Kohle wegen der

erst langsamen Mobilisierung konkurrierender

Energiequellen den Energiemarkt. Gleiches gilt

für die Region „Ferner Osten“, in der Indien bei

ebenfalls hoher Kohlenintensität des Landes der

maßgebende Steinkohlenproduzent ist, gefolgt von

Indonesien.

Qualitätsanforderungen

Kohle ist eine heterogene Energiequelle. Die Qua-

litätsparameter, wie Heizwert sowie Schwefel- und

Aschegehalt, variieren beträchtlich zwischen den

verschiedenen Lagerstätten und selbst innerhalb

einzelner Kohleflöze.

Die verschiedenen Einsatzbereiche der Steinkohle

erfordern unterschiedliche Qualitätseigenschaften.

Dominierender Qualitätsparameter importierter

Kesselkohlen für den Einsatz in Kraftwerken ist

daher aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ein mög-

lichst hoher Heizwert (Hu > 6.000 Kcal/kg), der

durch geringe Wasser- und Aschegehalte (zusam-

men < 25 %) gewährleistet wird. Dazu kommen

ein niedriger Gehalt an Schwefel (< 1 %) sowie

spezielle Anforderungen an die chemische Zusam-

mensetzung der anfallenden Asche sowie deren

Schmelzverhalten. Ein geringer Anteil an flüchtigen

Bestandteilen (< 20 %) erweist sich bei der Verbren-

nung in Kraftwerken moderner Bauart als nachtei-

lig. Zur Stromerzeugung eingesetzte Importkohlen

werden als Feinkohle, d. h. mit einer Körnung von

0 - 50 mm angeliefert.

Weltmarkt für Steinkohle

12

Stelle. Der Anteil der Steinkohle am weltweiten

Primärenergieverbrauch betrug 2006 rund 26 %.

Die verzeichnete Zunahme ist maßgeblich von Chi-

na beeinflusst, aber auch andere Förderregionen

legten zu. Der dynamische Globaltrend der letzten

Jahre gilt jedoch nicht für alle Einsatzgebiete und

Weltregionen gleichermaßen.

Die Weltsteinkohlenförderung von 5,4 Mrd. im Jahr

2006 (entsprechend 4,3 Mrd. t SKE) gliedert sich

auf in ca. 4,7 Mrd. t (87 %) Kesselkohle und 0,7

Mrd. t (13 %) Kokskohle. Der überwiegende Teil der

Kesselkohle wird zur Stromerzeugung eingesetzt.

Der Anteil beträgt etwa 4,0 Mrd. t bzw. 74 % des

Weltsteinkohlenverbrauchs. Die weltweite Stromer-

zeugung basiert zu 36 % auf Steinkohle.

Der Wärmemarkt - d. h. Abnehmer außerhalb der

Elektrizitätswirtschaft und der Stahlindustrie -

umfasst z. B. Zementwerke, Papierfabriken und

andere gewerbliche Verbraucher. Außerdem gibt

es noch einen Hausbrandbereich, der in den osteu-

ropäischen Ländern, der Türkei sowie in China und

Nordkorea noch ausgeprägt vorhanden ist. Dieser

Markt wird weltweit auf 700 Mio. t geschätzt. Sein

Anteil verringerte sich von 43 % in 1980 auf etwa

13 % des Weltsteinkohleverbrauches in 2006 und

wird weiter rückläufig erwartet. Durch die hohen

Öl- und Gaspreise könnte sich der Rückgang aber

verlangsamen.

Vorbehandlung oder mechanische Verdichtung

beim Einbringen in den Koksofen - zusammen mit

„hard coking coal“ - wird diese am Markt auch

preiswertere Kohlenart vor allem in Japan in erheb-

lichem Umfang auch zur Herstellung von qualitativ

hochwertigem Hüttenkoks genutzt.

Eine wachsende Verwendung im metallurgischen

Bereich finden Steinkohlen inzwischen auch als

Hochofeneinblas- bzw. PCI-Kohle (pulverized coal

injection). In den achtziger Jahren als Ersatz-

brennstoff für teuer gewordenes Schweröl gedacht

ersetzen die als Kohlenstaub oder feinkörnige Kohle

in den Hochofen eingeblasenen PCI-Kohlen dort

inzwischen zu einem erheblichen Teil auch den rela-

tiv teuren Hüttenkoks. Dazu eignen sich alle schwe-

fel- und aschearmen Steinkohlen, wobei das Qua-

litätsspektrum von der zunehmend bevorzugten

Anthrazitkohle bis in den Bereich hochflüchtiger

Kessel- und Semisoft-Kokskohlen reicht. Vor allem

letztere finden in Japan auch als PCI-Kohlen Ver-

wendung. Ihr Anteil am globalen Energieverbrauch

ist jedoch mit knapp 50 Mio. jato gering.

Verbrauch nach Verwendungszwecken

Seit 2001 ist der Steinkohlenverbrauch von 2,9 Mrd.

t SKE weltweit um rund 1,6 Mrd. t SKE auf 4,5 Mrd.

t SKE (+ 55 %) in 2006 gewachsen. Damit steht die

Steinkohle in der Rangliste der wichtigsten Energie-

träger - nach Mineralöl und vor Erdgas - an zweiter

Braunkohlen

Steinkohlen

Beitrag der Kohlen zur Stromerzeugung 2005

Quelle: IEA, Electricity Information 2007, tables 1.2 and 1.3

0%

25%

50%

75%

100%

Süd

afri

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93 92

79 78 7170 66 64

60 5953 50 48 39

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13

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

Importhäfen trotz hoher Zuwachsraten verknappt.

Dies führte in den letzten Jahren (2003 - 2007)

immer wieder zu erheblichen Preisaufschlägen.

Bei weiter hohen Ausbauraten der Flotte ist aber

mit einer Normalisierung der Frachtraten zu rech-

nen, sodass auch künftig Steinkohlen aus Zechen

mit niedrigen Gewinnungskosten und logistisch

günstiger Lage zu den Seehäfen nach wie vor kon-

kurrenzfähig an überseeische Verbraucher geliefert

werden können.

Der seewärtige Welthandel ist in den letzten Jahren

auf 782 Mio. t gewachsen und hat trotz zeitweise

hoher Seefrachten in 2006 um 56 Mio. t zugenom-

men. Dies entspricht einem Anteil der seewärtigen

Der metallurgische Bereich mit einem Anteil von

ebenfalls 13 % (rund 700 Mio. t) wuchs seit 2001

um ca. 120 - 130 Mio. t. Der wesentliche Mehrver-

brauch an Kokskohle war vor allem in China und

teilweise Russland zu verzeichnen und konnte

weitgehend aus der jeweiligen Inlandsförderung

gedeckt werden. Zur Roheisenerzeugung wird vor

allem in China der Hochofenprozess angewandt,

da alternative Verfahren mangels ausreichendem

Schrottaufkommen keine Basis haben. Durch die

derzeitigen hohen Kokskohlen- und Kokspreise

bedingt, wird weiter an der Optimierung des Hoch-

ofenprozesses gearbeitet, und die Technologie des

Einblasens von Kohlenstaub hat einen neuen Schub

bekommen, um Koks zu sparen.

Verbrauch nach Regionen

Steinkohlen werden überwiegend in der näheren

Umgebung ihrer Gewinnung, d. h. der Lagerstätten,

verbraucht. Grund dafür ist der - verglichen mit Öl

und Gas - niedrige Energieinhalt der Kohle. Weite,

häufig teure Landtransporte belasten die Wirt-

schaftlichkeit eines Einsatzes in großer Entfernung

von der Lagerstätte. In den letzten Jahren hat sich

das Seefrachtangebot durch das starke Wachstum

des seewärtigen Eisenerz- und Kohlehandels, län-

gere Fahrrouten und Engpässen in Export- und

Entwicklung des Weltenergieverbrauchs nach Energieträgern (in Mrd. t SKE)

Mineralöl

Erdgas

Kernenergie

Wasserkraft

Steinkohlen

Braunkohlen

Summen

Anteil Steinkohlen %

Anteil Braunkohlen %

Anteil Kohlen gesamt %

Anteil Mineralöl %

Anteil Erdgas %

Anteil Kernenergie %

Anteil Wasserkraft %

Summen %

4,35

1,86

0,24

0,64

2,50

0,42

10,01

25,0

4,2

29,2

43,5

18,6

2,4

6,3

100,0

4,05

2,15

0,50

0,67

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0,42

10,64

26,8

3,9

30,7

38,1

20,2

4,7

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0,74

0,73

2,82

0,38

11,67

24,2

3,3

27,4

38,4

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6,3

6,3

100,0

4,71

2,81

0,76

0,82

2,90

0,34

12,34

23,5

2,8

26,2

38,2

22,8

6,2

6,6

100,0

5,13

3,18

0,85

0,39

2,79

0,33

13,17

21,2

2,5

23,7

39,0

24,1

6,5

6,7

100,0

5,79

3,77

0,94

1,00

4,11

0,33

15,94

25,8

,2,1

27,9

36,3

23,7

5,9

6,2

100,0

5,83

3,86

0,95

1,03

4,31

0,33

16,31

26,4

2,0

28,4

35,7

23,7

5,8

6,4

100,0

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006

Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2007; Verein der Kohlenimporteure

Weltsteinkohlenverbrauch nach Sektoren 1980 und 2006

1980 Mrd. t %

Insgesamt 2,80

davon

Kraftwerke 1,00 36

Stahlindustrie 0,60 21

Wärmemarkt 1,20 43

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

5,40

4,00

0,70

0,70

74

13

13

2006Mrd. t %

Weltmarkt für Steinkohle

14

Weitere wichtige Steinkohleverbraucher im asia-

tisch/pazifischen Wirtschaftsraum sind Südkorea,

Taiwan, Indonesien und Thailand. Während Indone-

sien in einer vergleichbaren Situation wie Austra-

lien ist (Netto-Exporteur bei Steinkohlen), sind die

anderen genannten Staaten überwiegend auf eine

Versorgung durch den Weltmarkt angewiesen.

Die - nach dem asiatisch/pazifischen Wirtschafts-

raum - zweitwichtigste Steinkohlenverbrauchsregi-

on ist Nordamerika. Über 90 % des Steinkohlenver-

brauchs Nordamerikas von insgesamt rund 1 Mrd. t

entfallen auf die USA.

In Mittel- und Südamerika zählte die Kohle in der

Vergangenheit nicht zu den zentralen Säulen der

Energieversorgung. So ist der Anteil der Kohle am

gesamten Energieverbrauch dieser Region auf 4 %

begrenzt. Mehr als 60 % des Kohleverbrauchs in

Mittel- und Südamerika entfallen auf Brasilien, das

Land mit der weltweit zehntgrößten Stahlindustrie.

Die weiteren wichtigsten Kohleverbraucher mit

kleinen Mengen sind Kolumbien, Chile, Argentinien,

Peru und Venezuela.

Afrika ist mit 3 % am weltweiten Kohleverbrauch

beteiligt. Der entscheidende Markt ist Südafrika.

Auf diesen Staat entfallen mehr als 90 % des Koh-

leverbrauchs des gesamten Kontinents. Dessen

Deckung erfolgt aus inländischer Produktion. Dane-

ben gehört Südafrika zu den weltweit wichtigsten

Exportländern für Steinkohle.

Kohleverbrauch und -förderung in den 15 GUS-

Staaten konzentrieren sich auf Russland, Ukraine

und Kasachstan. Deren Versorgung stützt sich

auf die jeweilige inländische Förderung. In allen

diesen Staaten hält die Kohle einen signifikanten

Anteil an der Stromerzeugung. Die Entwicklung des

Verbrauchs war in den letzten zehn Jahren - nach

verzeichneten Verbrauchsrückgängen infolge von

Umstrukturierungen innerhalb dieser Volkswirt-

schaften - durch Anstieg vor allem in Russland

gekennzeichnet.

In West- und Zentraleuropa dämpfen Umwelt- und

insbesondere Klimaanforderungen zunehmend

Exporte an der Weltsteinkohlenförderung von

rund 15 %; zusammen mit dem Binnenhandel von

80 Mio. t ergibt sich ein Handelsanteil von rund

16 %.

Der wichtigste Markt für Steinkohlen ist der asia-

tisch/pazifische Wirtschaftsraum. Der Steinkoh-

lenverbrauch in dieser Region belief sich 2006 auf

rund 2,7 Mrd. t SKE. Dies entspricht mehr als 60 %

des weltweiten Steinkohlenverbrauchs. Eine beson-

ders dynamische Verbrauchsentwicklung war in Chi-

na zu verzeichnen. Haupttreiber der dort und auch

in den anderen asiatischen Staaten gewachsenen

Kohlenachfrage war der stark zunehmende Elektri-

zitätsbedarf.

Der nach China bedeutendste Steinkohleverbrau-

cher ist Indien. Mehr als zwei Drittel des Kohle-

verbrauchs in Indien wird für die Stromerzeugung

genutzt. Der Bedarf an Kohlen wird überwiegend

durch die inländische Förderung, aber auch zuneh-

mend durch Importe gedeckt.

Die Situation in den "reifen" asiatisch/pazifischen

Märkten, insbesondere in Australien, Japan, Süd-

korea und Taiwan, unterscheidet sich grundlegend

von den Gegebenheiten in China und Indien. Die

australische Kohle wird zum größten Teil exportiert;

gleichzeitig wird aber etwa 25 % der Fördermenge

in Australien selbst genutzt. Mehr als drei Viertel

der Stromerzeugung des Landes basieren auf dem

Einsatz heimischer Kohle.

Zusammen mit China, USA, Indien, Russland und

Südafrika ist Japan eines der größten Steinkohle-

verbrauchsländer. Japan deckt praktisch seinen

gesamten Kohlebedarf durch Importe, in hohem

Maße aus Australien. Etwa 44 % der in Japan

verbrauchten Kohle wird in der Stahlindustrie ein-

gesetzt; Japan ist der weltweit zweitgrößte Stahl-

produzent (nach China). Außerdem leistet Kohle in

Japan einen erheblichen Beitrag zur Stromerzeu-

gung. So basiert mehr als ein Viertel der Stromver-

sorgung des Landes auf dem Einsatz importierter

Steinkohlen.

15

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

den Einsatz von Kohle in ihrem wichtigsten Anwen-

dungsbereich, der Stromerzeugung. Zum anderen

können große Teile des europäischen Steinkohlen-

bergbaus mit den Weltmarktbedingungen nicht kon-

kurrieren. Ein Teil des Förderrückgangs wird durch

Importe ausgeglichen. Wichtigste Verbraucherlän-

der in dieser Region sind Deutschland, Polen, Groß-

britannien, Spanien, Türkei, Italien und Frankreich.

Perspektiven der Verbrauchsentwicklung

Gemäß dem Inetrnational Energy Outlook 2007,

den die Energy Information Administration (EIA)

des US-Departments of Energy (DOE) im Mai 2007

vorgelegt hat, zeichnen sich folgende Perspektiven

bis 2030 ab.

Der Weltkohleverbrauch erhöht sich bis 2030 mit

jahresdurchschnittlichen Raten von 2,2 % im Ver-

gleich zum Jahr 2004. Das würde einem absoluten

Anstieg um mehr als 70 % innerhalb des genannten

Zeitraums entsprechen. Auch gegenüber dem bis

2006 deutlich erhöhten Niveau würde sich rechne-

risch noch ein Anstieg von fast 50 % ermitteln. Bei

dieser Entwicklung bliebe der Anteil der Kohle am

Weltenergieverbrauch weitgehend unverändert.

Der Referenzfall von DOE/EIA weist für die stark

wachsenden Volkswirtschaften Asiens eine Ver-

dopplung des Kohleverbrauchs bis 2030 aus. Damit

entfallen rund drei Viertel der erwarteten weltwei-

ten Verbrauchszunahme an Steinkohlen auf die

Schwellenländer in Asien. Haupttreiber dieser Ent-

wicklung sind die Strommärkte Chinas und Indiens.

Insgesamt wird das Wachstum der Kohlenachfrage

auf 3,3 % pro Jahr (China) bzw. 2,4 % por Jahr

(Indien) beziffert. Dahinter steht die Annahme

eines jahresdurchschnittlichen Wirtschaftswachs-

tums (real) von 6,5 % (China) bzw. 5,7 % (Indien.

In China wird der notwendige Nettozuwachs an

Kohlekraftwerkskapazitäten (Saldo aus Zubau und

altersbedingtem Abbau) im Zeitraum 2004 bis 2030

auf 497 GW beziffert. Dieser enorme Anstieg wird

als notwendig angesehen, um die Nachfrage nach

Elektriztität zu decken. Zum Vergleich: Ende 2004

betrug die Kohlekraftwerkskapazität in China

271 GW. Ein Großteil des erwarteten Bedarfsan-

stiegs in China geht ferner auf die Entwicklung

einer groß dimensionierten Kohle-Verflüssigungsin-

dustrie zurück.

Mrd. t SKE

Welt-Kohleverbrauch nach Regionen 2004 – 2030

Quelle: DOE/EIA, International Energy Outlook 2007, Washington 2007, Reference Scenario

0

2,5

5

7,5

2004 2010 2015 2020 2025 2030

Nordamerika

China

Sonstige Staaten

OECD Europa

Russland

IndienAfrika

OECD Asien/Australien

Weltmarkt für Steinkohle

16

In Indien entfallen fast 70 % des geschätzten Ver-

brauchsanstiegs bei Kohle auf den Elektrizitätssek-

tor. Nach der Prognose von DOE/EIA erhöht sich

die Kraftwerkskapazität auf Basis Kohle in Indien

von 82 GW im Jahr 2004 um 104 GW auf 186 GW

im Jahr 2030.

Die künftige Entwicklung des Energieverbrauchs

und dessen Deckung in China und in Indien ist

Schwerpunkt des World Energy Outlook 2007 der

International Energy Agency. Diese ebenfals bis

2030 reichende Analyse erscheint im November

2007.

Ein signifikanter Zuwachs des Kohleeinsatzes in der

Stromerzeugung wird daneben für Taiwan, Vietnam,

Indonesien und Malaysia erwartet. Dort befindet

sich neue Kohlekraftwerkskapazität in größerem

Umfang im Bau und in Planung.

Der nach China weltweit größte Kohleverbraucher

sind die USA. DOE/EIA erwartet im untersuchten

Referenzfall, dass sich der Kohleverbrauch der USA

im Zeitraum 2004 bis 2030 um 50 % erhöht. In der

USA basieren 50 % der Stromerzeugung auf dem

Einsatz von Kohle. Während für den Zeitraum bis

2015 mit einem Ausbau der Erdgas basierten Stro-

merzeugung gerechnet wird, geht DOE/EIA für den

Zeitraum nach 2015 davon aus, dass im Zuge dann

steigender Erdgaspreise erneut auf Kohle in der

Stromerzeugung gesetzt wird. Die Schätzung für

den Zubau neuer Kohlekraftwerkskapazität im Zeit-

raum 2015 bis 2030 beläuft sich auf 140 GW. Diese

Annahme wird allerdings mit der Einschränkung

verknüpft, dass eine Änderung der gegenwärtigen

Gesetzeslage und der politischen Rahmenbedin-

gungen starke Auswirkungen auf die Projektionen

hätte.

Für West- und Zentraleuropa wird ein Rückgang

des Kohleverbrauchs um 0,5 % pro Jahr im Zeit-

raum 2004 bis 2030 prognostiziert. Dennoch

bleibt OECD-Europa nach Einschätzung von DOE/

EIA ein wichtiger Markt für Kohle. Bedeutendste

Kohle verbrauchende Länder dieser Region sind

Deutschland, Polen, Großbritannien, Spanien,

Türkei und Tschechien. Als wichtigste Faktoren, die

den Kohleverbrauch in Europa dämpfen, werden

der vergleichsweise geringe Anstieg der Strom-

nachfrage, die zunehmende Nutzung von Erdgas

im Kraftwerksbereich und in der Industrie sowie

die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien bei

gleichzeitigem Abbau noch bestehender Subventi-

onen zugunsten von Steinkohle genannt.

Russland ist der weltweit viertgrößte Kohlever-

braucher - nach China, USA und Indien. 20 % der

Stromerzeugung des Landes basieren auf dem

Einsatz von Kohle. Die langfristige Energiestrate-

gie Russlands ist auf einen Neu- und Ersatzbau an

Kraftwerkskapazitäten insbesondere auf Basis Kern-

energie, Erdgas und Kohle gerichtet. Neue

Kohlekraftwerkskapazität mit fortschrittlicher Tech-

nik soll schwerpunktmäßig in der Kohle reichen

sibirischen Region (Zentral-Russland) errichtet wer-

den. Der Bau von effizienten Gaskraftwerken soll im

Westen und im fernen Osten des Landes erfolgen.

94 % des Kohleverbrauchs des Kontinents Afrika

entfallen auf Süd-Afrika. In Süd-Afrika hat die stark

steigende Nachfrage nach Strom bei Eskom, dem

staatlichen Stromversorgungsunternehmen, zu der

Entscheidung geführt, drei große - bereits stillge-

legte - Kohlekraftwerke (Camden, Grootolei und

Komati) wieder in Betrieb zu nehmen. Die Anlagen

mit einer Gesamtkapazität von 3,8 GW sollen noch

im Jahr 2007 wieder ans Netz gehen. Ferner ist der

Bau neuer Kohlekraftwerke geplant und zwar nicht

nur in Südafrika, sondern auch in Mozambique,

Zimbabwe, Tanzania und Botswana.

In Südamerika bestimmt insbesondere die Situ-

ation in Brasilien die künftige Entwicklung. 56 %

der Kohlenachfrage Südamerikas entfallen auf

Brasilien. Chile, Kolumbien, Puerto Rico, Peru und

Argentinien sind die nächstwichtigen Kohleverbrau-

cher. Angesichts einer erwarteten Ausweitung der

Produktionskapazität im Stahlbereich - Brasilien

verfügt über die weltweit achtgrößte Stahlindustrie

- und des geplanten Neubaus von Kohlekraftwer-

ken wird für Brasilien mit einer überproportional

starken Zunahme des Kohleverbrauchs gerechnet.

So schätzt DOE/EIA den jahresdurchschnittlichen

Anstieg im Zeitraum 2004 bis 2030 für Brasilien auf

17

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

3,3 % im Vergleich zu einem prognostizierten Mit-

telwert für Mittel- und Südamerika von 2,8 %.

Für die OECD-Staaten Asiens (Japan und Südko-

rea) sowie für Australien und Neuseeland wird das

durchschnittliche Kohleverbrauchswachstum im

Zeitraum 2004 bis 2030 auf 0,9 % pro jahr bezif-

fert. Dabei differiert die Einschätzung je nach Land

relativ stark. Für Australien/Neuseeland und insbe-

sondere für Südkorea wird noch mit einer Zunahme

der Nachfrage um mehr als 1 % pro Jahr gerechnet.

Im Unterschied dazu wird für Japan eine leichte

Abschwächung des Kohleverbrauchs (-0,1 % pro

Jahr im Zeitraum 2004 bis 2030) erwartet.

Die für den Referenzfall des International Energy

Outlooks 2007 des DOE/EIA dargelegten Ergeb-

nisse gelten für ein Szenario, bei dem die gegen-

wärtig gültigen Gesetze und Politiken innerhalb

des Prognosehorizonts unverändert bleiben. Sie

sind insoweit nicht als Prognose zu verstehen. Eine

Prognose würde vielmehr Änderungen der energie-

politischen Rahmensetzung innerhalb der bevorste-

henden 25 Jahre unterstellen - mit entsprechenden

Auswirkungen auf die Höhe und die Struktur des

Energieverbrauchs.

Auch der World Energy Outlook der International

Energy Agency (IEA) geht im Referenz-Szenario

von unveränderten Politiken der Regierungen aus.

Entsprechend kommt die IEA in diesem - mit dem

Referenzfall von DOE/EIA vergleichbaren - Szenario

zu einer nahezu identischen weltweiten Entwick-

lung des Kohleverbrauchs - gekennzeichnet durch

einen jahresdurchschnittlichen Anstieg bis 2030 um

gut 2 %. Deutliche Unterschiede zwischen DOE und

IEA zeigen sich allerdings bei der Einschätzung der

Tendenzen bezüglich der Kohlenachfrage nach Kon-

tinenten und nach Staaten.

Zusätzlich zum Referenz-Szenario untersucht die

IEA im Rahmen eines alternativen Politik-Szenarios

die Auswirkungen eines Bündels politischer Maß-

nahmen der Regierungen, die weltweit zur Verbes-

serung der Versorgungssicherheit und insbesonde-

re zur verstärkten Klimavorsorge in Erwägung gezo-

gen werden. In diesem Alternative Policy Scenario

fällt der Anstieg des globalen Energieverbrauchs

geringer aus als im Referenz-Szenario. Dies gilt vor

allem für den Kohleverbrauch. So wird in diesem

Szenario die Zuwachsrate im globalen Kohlever-

brauch weniger als halb so hoch eingeschätzt wie

im Referenz-Szenario der IEA.

Umweltaspekte - fortgeschrittene Kohle -

technologien

Im Zentrum der Umweltdebatte steht seit Jahren

die weltweite Klimavorsorge.

Es wird davon ausgegangen, dass die Emissionen

von Treibhausgasen eine Erhöhung der Temperatur

der Erdatmosphäre bewirken und dadurch ein Kli-

mawandel ausgelöst wird. Auf dem Weltklimagipfel

in Kyoto (dritte Konferenz der Vertragsstaaten zu

diesem Thema) wurden erstmals konkrete Ver-

pflichtungen zur Verminderung der Emission von

Treibhausgasen festgelegt. 38 Industriestaaten

vereinbarten für den ersten Verpflichtungszeitraum

von 2008 bis 2012 eine Emissionsminderung die-

ser Gase um 5,2 % im Vergleich zu 1990 (EU: -8 %;

USA: -7 %; Japan: -6 %). Die Entwicklungsländer

verpflichteten sich noch nicht zu konkreten Redu-

zierungen, sind dafür aber über Maßnahmen des

so genannten Clean Development Mechanismen

(CDM) eingebunden. Das Kyoto-Protokoll umfasst

folgende Gase: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4),

Distickoxyd (N2O), teilhalogenisierte Fluorkohlen-

wasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasser-

stoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6).

Dem Treffen in Japan folgten weitere Zusammen-

künfte zur praktischen Umsetzung der in Kyoto

beschlossenen Vorgaben und Maßnahmen. Mit den

erzielten Kompromissen wurde der Weg bereitet für

eine Ratifizierung des Abkommens durch die

Vertragsstaaten.

Zwar hatten die USA und Australien erklärt, dass sie

das Kyoto-Protokoll nicht ratifizieren werden. Mit

der Ratifizierung durch Russland waren dennoch

die Voraussetzungen für das Inkrafttreten des

Protokolls erfüllt worden. Mit dem am 16. Februar

2005 erfolgten Inkrafttreten ist das Protokoll völ-

kerrechtlich verbindlich geworden.

Weltmarkt für Steinkohle

18

Die Kohlenindustrie befürwortet Maßnahmen zur

Verringerung der Umweltbelastung im Rahmen

eines vorsorgenden Klimaschutzes und unter

Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnis-

mäßigkeit. Sie hat solche Maßnahmen auch selbst

aktiv betrieben.

Beim Kohleabbau werden verstärkt Umweltgesichts-

punkte auch in Entwicklungsländern berücksichtigt;

dazu gehören umfassende Maßnahmen zur Rekul-

tivierung ausgekohlter Zechen. Nach Festlegung

der International Maritime Organisation gehören

Kohlen - im Gegensatz zu Öl und Gas - nicht zu den

umweltgefährdenden ("harzardous") Seetransport-

gütern. Einen weiteren Beitrag zum vorsorgenden

Klimaschutz stellt die Nutzung der methanhaltigen

Bewetterungsströme dar, die aus Sicherheitsgrün-

den kontinuierlich aus den Gruben abgesaugt

werden. Diese Ströme, die bisher ungenutzt in die

Atmosphäre abgegeben oder abgefackelt wurden,

werden heute zunehmend in zechennahen Kraft-

werken zur Stromerzeugung genutzt.

Auf der Verwendungsseite ist die Strategie zur CO2-

Minderung in drei Horizonten angelegt. Im Hori-

zont 1 geht es um den weltweiten Einsatz von State

of the Art-Technologien beim Ersatz von Altkraft-

werken oder beim Ausbau, während gleichzeitig im

Horizont 2 modernste Kraftwerkstechnologien wei-

terentwickelt werden. Beide Horizonte setzen auf

CO2-Minderung durch Effizienzsteigerung. Diese

Primärmaßnahme verbindet Ressourcenschonung

und vorbeugenden Klimaschutz.

Eine durch Effizienzsteigerung allein nicht realisier-

bare nahezu CO2-freie Stromerzeugung auf Basis

fossiler Energieträger ist nur durch die Sekundär-

maßnahme der CO2-Abtrennung und eine klimaneu-

trale CO2-Speicherung möglich. Der Anreiz liegt vor

allem darin, im Horizont 3 für den Energieträger

Kohle mit den weitaus größten Ressourcen und der

größten Bedeutung für die Weltstromerzeugung

den Weg für eine nahezu CO2-freie Stromerzeugung

zu bahnen. Die hierfür erforderlichen Technologien

werden weitgehend auf vorhandene Entwicklungen

aufsetzen. Eine langfristig sichere CO2-Speicherung

mit ausreichender Akzeptanz wird Grundvorausset-

zung für die Anwendung dieser Technologie sein.

Die sukzessive Erneuerung der ältesten Kohlekraft-

werke mit durchschnittlichen Wirkungsgraden von

29 % mit State of the Art-Technologie mit einem

Wirkungsgrad von 44 bis 45 % (Horizont 1) bewirkt

eine spezifische CO2-Minderung von mehr als einem

Drittel.

Im Focus der Weiterentwicklung der Dampfkraft-

werkstechnik auf Basis Steinkohle steht die weitere

Strategie zur Begrenzung der Emissionen an CO² bei der Verstromung von Kohle

Horizont 1 Horizont 2

2015 < 20202010

Horizont 3

Einsatz vonState-of-the-Art-Technologie

Weiterentwicklung fortschrittlicherKraftwerkstechnologien

Wirkungsgradsteigerung (Primärmaßnahme zur CO²-Minderung)

Realisierung des CO² Kraftwerks

CO²-Abtrennung und Speicherung(Sekundärmaßnahme)

Quelle: RWE Power AG

19

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

Steigerung der Prozessparameter. Die sich in die-

sem Bereich abzeichnenden Entwicklungen lassen

erwarten, dass bis 2020 im kommerziellen Einsatz

die 50 %-Wirkungsgradgrenze für Kohlekraftwerke

überschritten werden kann (Horizont 2).

Die Kohle-Kombi-Kraftwerkstechnik mit integrierter

Vergasung stellt zwar mittelfristig noch keine kom-

merzielle Alternative zu den Dampfkraftwerken

dar. Langfristig ist diese Technik jedoch nicht nur

auf Grund ihres Wirkungsgradpotenzials von 52 bis

55 %, sondern auch wegen ihrer technologisch gün-

stigeren Voraussetzungen für die CO2-Abtrennung

vor allem interessant für Kraftwerkskonzepte mit

CO2-Abtrennung (Horizont 3).

Grundsätzlich werden drei technische Prozesstypen

zur CO2-Abtrennung unterschieden:

■ Rauchgaswäsche bei konventionellen

Kraftwerken:

Für konventionelle Dampfkraftwerke kommt

nur die CO2-Abtrennung nach der Verbren-

nung in Frage. Bei diesem Prozess wird dem

entstaubten und entschwefelten Rauchgas in

einer zusätzlichen Waschstufe das CO2 unter

Atmosphärendruck abgetrennt. Im Prinzip ist

diese Technik zwar für Altanlagen nachrüstbar,

der zusätzliche hohe Platzbedarf setzt einer

Umsetzung dieses Konzeptes bei bestehen-

den Kraftwerken jedoch enge Grenzen. Zudem

machen die enormen Rauchgasvolumina und

der geringe CO2-Anteil dieses Verfahren sehr

teuer. Schließlich bewirkt der erhebliche Ener-

giebedarf eine drastische Senkung des Kraft-

werkswirkungsgrades. Um die Kosten bei einer

möglichen späteren Nachrüstung in Grenzen zu

halten, sehen viele Kraftwerksbetreiber bei Neu-

bauten schon heute ausreichend Platz für eine

Rauchgaswäsche vor.

■ Oxyfuel-Prozess:

Beim Konzept des Oxyfuel-Prozesses erfolgt die

Verbrennung mit einem Gemisch aus Sauerstoff

und rückgeführtem CO2. Das überwiegend aus

CO2 und Wasserdampf bestehende Rauchgas

0,0

0,2

0,4

0,6

0,8

1,0

1,2

1,4

1,6

1,8

5550454035302520

Quelle: Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

Wirkungsgrad in %

CO²-Emission in t je MWhelKohleeinsatz in t SKE je MWhel

CO²-Emissionsminderung durch Effizienssteigerung bei der Stromerzeugung aus Steinkohle

Weltmarkt für Steinkohle

20

wird nach der Reinigung gekühlt, so dass nach

der Kondensation des Wasserdampfanteils das

CO2 ohne zusätzliche Waschstufe vorliegt.

■ Gas- und Dampfturbinenprozess

mit integrierter Kohlevergasung (IGCC):

Bei den Kombi-Kraftwerken ist die CO2-Ab-

trennung vor der Verbrennung möglich. Das

Brenngas, das in der Regel unter Druck vorliegt,

hat ein 100fach niedrigeres Volumen, und

geeignete Abtrenntechnologien sind aus der

chemischen Industrie weitgehend bekannt.

Eine Neuentwicklung ist die Gasturbine mit

einer Brennkammer für H2-reiches Brenngas. Die

CO2-"freie" Kombi-Kraftwerkstechnik ist sowohl

für Kohle (IGCC) als auch für Erdgas (IRCC, mit

einem Erdgasreformer) realisierbar.

Ein Nachteil aller genannten Technologien ist ein

geringerer Wirkungsgrad und damit ein höherer

Brennstoffverbrauch als bei Technologien ohne CO2-

Abtrennung. Dabei unterscheiden sich die Tech-

nologien: während konventionelle Kraftwerke mit

CO2-Abtrennung in der Rauchgaswäsche nur einen

Wirkungsgrad von 28 % erreichen, liegt dieser beim

Oxyfuel bei 37 % und beim IGCC-Prozess mit CO2-

Abtrennung bereits bei etwa 40 % und damit bei-

nahe auf dem Wirkungsgradniveau heutiger Kraft-

werke. CO2-Abtrennung nach dem IGCC-Prozess ist

auch die relativ kostengünstigste Methode, auch

wenn die spezifischen Investitionskosten immer

noch um 80 % über denen eines konventionellen

Kraftwerks liegen. Damit hat dieses Verfahren das

höchste Potential der Optionen zur CO2-Abtren-

nung. Hinzu kommt, dass dieser Prozess technisch

und betrieblich weitgehend erforscht ist.

Die Speicherung von CO2 gibt es gegenwärtig im

industriellen Maßstab vor allem in den USA. In

Europa wird zurzeit intensiv daran gearbeitet, CO2-

Abscheidung und –Speicherung im Energiemarkt zu

implementieren.

Mit einem Zeithorizont ab 2020 kann die CO2-Ab-

scheidung und -Speicherung wesentliche Beiträge

zur Verwirklichung einer CO2-freien Energieversor-

gung leisten. Die CO2-Vermeidungskosten eines

solchen Konzepts liegen aus heutiger Sicht bei rund

35 €/t CO2. Technische Weiterentwicklungen bieten

Wichtigste Technologie-Optionen zur CO²-Abscheidung bei Kraftwerken

1 Post-Combustion CO² - Abscheidung (Dampfkraftwerke)

Konventionelles Kraftwerk mit CO² - Wäsche

KohleLuft

3 Pre-Combustion CO² - Abscheidung (IGCC-Kraftwerk)

IGCC-Prozess

KohleO²

CO²-Abscheidung

1.000 m³/s, 13 vol - % CO²

CO²

2 Oxy-Fuel-Prozess

KohleO²

Rauchgas-reinigung

konv. Dampf-Kraftwerk

CO²KondensationRauchgas-reinigung

Kessel

CO² / H²O

CO²

Gasaufberei-tung CO shift

CO²-Abscheidung

Vergasung CCGT

mit H²-Turbine

10 m³/s, 45 vol - % CO²

Drei Technologien scheinen in der Lage, das Ziel bis 2020 zu erfüllen

Alle basieren größten-teils auf bekannten Technologien und Komponenten

Alle bedürfen der Optimierung, Erweiterung und Prozessintegration

Effizienssteigerung des Erzeugungsprozesses ist immer eine unterstützende Aktivität

Quelle: RWE Power AG

21

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

das Potenzial zu Kostensenkungen, womit auch

ambitionierte Klimaschutzziele ökonomisch sinnvoll

erreicht werden könnten.

Die Verflüssigung von Kohle bietet die Option, die

Sicherheit der Versorgung zu erhöhen und die Preis-

entwicklung für Rohöl zu dämpfen.

Kohle-Verflüssigung

Zur Verflüssigung von Kohle wurden in Deutschland

bereits vor Jahrzehnten zwei Verfahren entwickelt

und angewandt. Das sind die direkte Hydrierung

der Kohle (1913 durch Fritz Bergius patentiet) und

die indirekte Verflüssigung durch Vergasung der

Kohle mit anschließender (indirekter) Hydrierung

der Synthesegases (1925 durch Fischer und Tropsch

zum Patent angemeldet).

Der drastische Anstieg der Preise und Besorgnisse

über die Sicherheit der Versorgung mit Öl und

Erdgas haben weltweit das Interesse an der Ver-

flüssigung von Kohle neu belebt. In einer Reihe von

Ländern sind Projekte geplant, mit deren Umset-

zung die Verflüssigung von Kohle ermöglicht wird.

Dies gilt insbesondere für Staaten, die über große

- kostengünstig gewinnbare - Vorkommen an Kohle

verfügen, gleichzeitig aber in zunehmendem Maße

von Ölimporten abhängig sind. Zu nennen sind -

neben Deutschland - die USA und Australien sowie

insbesondere auch China und Südafrika.

Auf Basis des Fischer-Tropsch-Verfahrens arbeitet

in Südafrika bereits seit 1955 eine industrielle

Kohleverflüssigungsanlage in Sasolburg. Daneben

betreibt Sasol seit Anfang der achtziger Jahre in

Secunda zwei weitere Anlagen zur Kohleverflüs-

sigung. Insgesamt produziert das Unternehmen

an den genannten Standorten jährlich etwa 7,5

Millionen Tonnen Kraftstoffe aus 28 Millionen

Tonnen Kohle. Zur Effizienz des Prozesses wurde

folgendes erklärt: Aus 1 Tonne Steinkohle lassen

sich - abhängig von der Qualität der Kohle - etwa

2 Barrel Ölprodukte gewinnen (1 Barrel entspricht

159 Liter), aufgeteilt in 70 % Dieselkraftstoff und

30 % Naphtha.

erschöpfteÖl- und Gasfelder

tiefe salinare Aquiferen

Ölplattform

Kraftwerk

StromFörderturm

Schematische Darstellung eines klimafreundlichen Kohlekraftwerks mit CO2-Abscheidung und -speicherung

Tagebau

Quelle: RWE Power AG

CO2

Kohle

CO2-Speicher

Weltmarkt für Steinkohle

22

China ist seit 1993 Nettoimporteur von Öl. Seit-

dem steigen die Ölimporte stark an. Gleichzeitig

verfügt das Land über große Kohlereserven. Vor

diesem Hintergrund wird der Kohleverflüssigung

eine wichtige Bedeutung angemessen. Der chine-

sische Energiekonzern Shenhua baut in Erdos im

Süden der Inneren Mongolei eine Industrieanlage

zur direkten Kohlehydrierung. Die Aufnahme des

Betriebs ist 2007 mit einer Jahresproduktion von

1 Millionen Tonnen Ölprodukte vorgesehen. Nach

Vollendung einer zweiten Projektphase sollen jähr-

lich 5 Millionen Tonnen Öl aus Kohle hergestellt

werden. Shenhua plant den Bau weiterer Anla-

gen, teilweise auch Joint Ventures mit Sasol und

Shell. Ziel des Energiekonzerns Shenhua ist die

Herstellung von 10 Millionen Tonnen Öl aus Kohle

bis 2010 und von 30 Millionen Tonnen bis 2020.

Dabei kann auf Kohle zurückgegriffen werden,

die zu Kosten von 8 bis 10 USD/Tonne gewinnbar

ist. Bei gleichzeitig vergleichsweise niedrigen

Arbeitskosten (etwa 10000 USD pro Jahr für einen

Ingenieur) lässt sich die Kohleverflüssigung in

China selbst dann noch wirtschaftlich darstellen,

wenn der Weltmarktpreis für Öl unter 40 USD pro

Barrel sinken sollte. Neben der Begrenzung der Öl-

Importabhängigkeit bietet die Verflüssigung der

Kohle in der Nähe der Lagerstätten die Möglichkeit,

den Transport von Kohle auf der Straße in die Ver-

brauchszentren durch Pipeline-Transport zu erset-

zen. Gleichzeitig wird die Kohleverflüssigung in

China als wichtiger Pfad zur Umsetzung einer Clean

Coal Strategie gesehen. Zwar wird die Begrenzung

der CO2-Emissionen in China bisher noch nicht als

vorrangiges umweltpolitisches Anliegen betrachtet,

nach Einschätzung des Repräsentanten der chine-

sischen Shenhua-Gruppe wird dies jedoch in sechs

bis sieben Jahren der Fall sein.

In Australien hat Monash Energy ein Projekt mit

dem Ziel aufgelegt, künftig jährlich etwa

3 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und andere

flüssige Produkte aus Kohle herzustellen. Eine

Demonstrationsanlage soll bis 2010 in Betrieb

genommen werden. Die Anlage soll im Südosten

Australiens gebaut werden und auf Braunkohle aus

dem Latrobe Valley basieren. Eine Beteiligung von

Shell und eine Unterstützung durch die australische

Regierung werden als wichtige Faktoren für die Rea-

lisierung des Projekts angesehen.

In den USA als dem weltweit größten Verbrau-

cher und Importeur von Öl werden gegenwärtig

Machbarkeitsstudien für eine Reihe von Projekten

zur Kohleverflüssigung erstellt. Dazu gehören

des Medicine Bow Projekt in Wyoming, das Waste

Management and Processors Inc (WMPI)-Projekt

Gasrückgewinnung

Kohleumwandlung Hydrierstufe Raffinierung

Fraktionierung

Lösungsmittelreinigung Vergaser

Kohle & Katalysator

ErgänzungH

2

Rückfuhr H2

Wasserstoffträgerfraktion

Suspension

Suspension

gereinigtes Öl

nicht umgewandelte Kohle

H2S, NH

3, CO

2

Methan & Ethan

Flüssiggas

Benzin

Dieselkraftstoff

schweres Vakuumdestillat

Ascherückstand

Direkte Umwandlung von Kohle zu Flüssigbrennstoffen

Quelle: CIAB, Coal to Liquids, Workshop Report, 2007

23

Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix

ne Braunkohle folgende Produkte herzustellen: 580

Kubikmeter Wasserstoff, 180 Kubikmeter Synthe-

segas, 270 kg Methanol beziehungsweise 140 Liter

Motorkraftstoffe. Die Vollkosten der Erzeugung

einer Tonne Dieselkraftstoff auf Basis rheinischer

Braunkohle werden mit 430 Euro veranschlagt. Dies

korrespondiert mit einem Rohölpreis von etwa 65

USD/Barrel.

In Japan werden vergleichende Analysen zur Ent-

wicklung von zwei direkten Kohleverflüssigungs-

technologien von der New Energy and Industrial

Technology Development Organisation (NEDO)

durchgeführt. In einer Pilot-Anlage mit einer

Tageskapazität von 150 Tonnen wurden bisher acht

Testläufe mit verschiedenen Kohlearten durchge-

führt. Ferner hat NEDO eine Anlage in Funakawa

entwickelt, um das aus Kohle erzeugte flüssige

Produkt den Spezifikationen gemäß japanischen

Standards anzupassen. Es ist geplant, bei weiteren

Entwicklungen mit anderen Staaten, wie China und

Indonesien, zusammenzuarbeiten.

Die dargelegten Fakten zur Kohleverflüssigung wur-

den im Rahmen eines Workshops des Coal Industry

Advisory Boards der International Energy Agency

am 2. November 2006 in Paris präsentiert (www.

iea.org/ciab).

Eine umfassende Rolle bei der Lösung der künf-

tigen Energieprobleme kann Kohle durch eine Kom-

bination der Technologien zur Veredlung der Kohle

(wie Verflüssigung und Vergasung) mit CO2-Ab-

scheidung spielen. Hierzu sind die regulatorischen

Rahmenbedingungen zu schaffen und Marktanreize

zu setzen.

Ein Workshop des IEA Coal Industry Advisory

Boards zu allen Aspekten, die in Bezug auf das The-

ma CO2-Abscheidung und –Speicherung relevant

sind, findet am 7. November 2007 in Paris statt.

in Pennsylvania und das Rentech-Projekt in Illi-

nois. Außerdem sind Projekte in Arizona, Montana

und North-Dakota vorgeschlagen. Das Projekt von

DKRW Energy in Medicine Bow soll zunächst darauf

ausgelegt werden, jährlich 0,75 Millionen Tonnen

(15000 Barrel pro Tag) verschiedener Brennstoffe,

insbesondere Dieselkraftstoff, zu produzieren.

Langfristig soll die Kapazität auf jährlich rund 2

Millionen Tonnen ausgebaut werden. Dieses Pro-

jekt schließt die Errichtung einer IGCC (integrated

gasification combined cycle)-Anlage ein, die das in

der Kohleverflüssigungsanlage produzierte Synthe-

segas und den Dampf zur Stromerzeugung nutzen.

Die Kapazität der Stromerzeugungsanlage wird in

der ersten Phase mit 45 MW angegeben. Es ist gep-

lant, das CO2 abzuscheiden und in Lagerstätten in

der Region - auch mit dem Ziel der Steigerung der

Ölförderung - zu verpressen. Die für die Realisie-

rung der Kohleverflüssigung notwendigen gesetz-

lichen Maßnahmen und finanziellen Anreizmecha-

nismen befinden sich in Vorbereitung. Dies gilt für

die Bundesstaaten ebenso wie für die Regierung

in Washington. Wesentliche Gesichtspunkte für die

Förderung der Technologie sind die Begrenzung der

Abhängigkeit von Ölimporten und die mit dem Bau

entsprechender Anlagen zur Kohleverflüssigung

verbundene Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze im

Inland. Daneben ist das Verteidigungsministerium

der USA an der Entwicklung für militärische Zwecke

sehr interessiert. Insgesamt könnte in den USA

nach Einschätzung des US Departments of Energy

die Gewinnung von Ölprodukten aus Kohle bis 2030

auf 3 bis 5 Millionen Barrel pro Tag (entspricht 150

bis 250 Millionen Tonnen pro Jahr) ausgebaut

werden.

In Deutschland ist das wichtigste Projekt die von

RWE Power geplante großtechnische Kraftwerksan-

lage mit integrierter Kohlevergasung (IGCC) ein-

schließlich CO2-Abscheidung und -Speicherung. Die

Anlage, die einschließlich des vorgesehenen Trans-

ports und der Speicherung des CO2 ein Investiti-

onsvolumen von mehr als 1 Milliarde Euro umfasst,

soll 2014 mit einer Bruttoleistung von 450 Mega-

watt in Betrieb genommen werden. Alternativ oder

ergänzend zur Stromerzeugung bietet die darin

genutzte IGCC-Technologie die Flexibilität, pro Ton-

Weltmarkt für Steinkohle

24

Welthandel

Die Anfänge des Steinkohlenwelthandels reichen

bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts

zurück, als mit dem Beginn der Dampfschifffahrt in

allen Welthäfen Depots für den Treib- und Brenn-

stoff Bunkerkohle angelegt werden mussten. Da

diese nicht überall aus nahe gelegenen Bergwerken

angeliefert werden konnte, musste sie z. T. Ozean

überquerend und noch mit Segelschiffen z. B. aus

England nach Kapstadt und Suez oder aus Australi-

en nach Dakka (Indien/Bangladesch) heran geholt

werden. Weltmarktreife zur Versorgung auch über-

seeischer Verbraucher erlangte die Kohle mit dem

gewachsenen Leistungsvermögen der Seeschiff-

fahrt seit ihrer Umstellung auf Öl zwischen den

beiden Weltkriegen. Ein nachhaltiger Aufschwung

des internationalen Steinkohlenhandels setzte aller-

dings erst nach der zweiten Ölpreiskrise 1979/80

ein.

In der Periode 1976 - 1999 wuchs der Steinkohlen-

weltmarkt um rund 300 Mio. t oder im Durchschnitt

um 13 - 15 Mio. t/a. Gleichzeitig schrumpfte der

grenzüberschreitende Binnenhandel. Seit 1999

setzte eine verstärkte Wachstumsphase ein, die im

Zeitraum 1999 - 2006 zu einem Anstieg des Welt-

handels um weitere 357 Mio. t auf nunmehr 867

Mio. t führte. Im Durchschnitt der letzten 7 Jahre

wuchs der Weltmarkt somit um 50 - 52 Mio. t/a.

Das Wachstum fand im Wesentlichen im seewärti-

gen Handel und hier wiederum bei Kraftwerkskoh-

len statt.

Nachfrage

Der Welthandel umfasst derzeit 867 Mio. t. Der

Weltmarkt gliedert sich auf in

■ seewärtigen Handel 782 Mio. t

■ grenzüberschreitenden

Binnenhandel 85 Mio. t

Entwicklung des gesamten seewärtigen Welthandels mit Steinkohlen

Landhandel

Seehandel

Kesselkohle

Kokskohle

0

200

100

400

300

600

500

800

700

900

1000

1980 1985 1990 2000 2004 2005 20061995

Mio. t

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

25

Förderung und seewärtige Exporte von Steinkohlen 2006

Indien 390

Ukraine 80

Vietnam 44 22

Kanada 34

24

28

Kolumbien 64 61

Kasachstan 94

Polen 8

3

Indonesien 205 171

Südafrika 247 69

Australien 302

Russland 309 77

USA 1.053 28

China 2.326 63

Exporte im Seeverkehr

Förderung

Quelle: Verein der Kohlenimporteure Mio. t

94

237

Deutschland

19Großbritannien

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

26

Der Binnenhandel verläuft in einer stabilen Entwick-

lung und basiert im Wesentlichen auf traditionellen

Lieferbeziehungen benachbarter Länder. In dieser

Broschüre wird in erster Linie auf den seewärtigen

Kohlehandel eingegangen, weil das wesentliche

Wachstum des Welthandels dort stattfand.

Der seewärtige Steinkohlenweltmarkt gliedert sich

in folgende Teilmärkte und zwar:

■ Kesselkohlenmarkt insgesamt 595 Mio. t

■ atlantischen Kesselkohlenmarkt 242 Mio. t

■ pazifischen Kesselkohlenmarkt 353 Mio. t

■ Kokskohlenmarkt 187 Mio. t

■ seewärtiger Welthandel insgesamt 782 Mio. t

Die Unterscheidung in zwei Kesselkohlenmärkte

ist von der Angebotsseite in den Märkten her

bestimmt. Wesentlicher Abgrenzungsfaktor sind

die Frachtraten, die es je nach Niveau atlantischen

und pazifischen Produzenten ermöglichen, weiter

entfernte Kunden zu wettbewerbsfähigen Preisen

zu beliefern.

Der Kokskohlenmarkt ist dagegen ein einheitlicher

Weltmarkt. Wenige Anbieter bedienen eine welt-

weit verteilte Kundschaft.

Die starke Expansion des Welthandels hat im

Wesentlichen zwei Ursachen

■ Deckung eines wachsenden Rohstoff- und

Energiebedarfes

■ Ersatz von unwirtschaftlichen Fördermen-

gen vor allem in Europa

Die Ausweitung erfolgt in erster Linie im Bereich

der Kraftwerkskohle, während der Kokskohlenmarkt

in den letzten Jahren in einer Bandbreite von 165 -

187 Mio. t je nach konjunktureller Entwicklung der

Stahlindustrie schwankte. Der Anstieg der globalen

Stahl- und Roheisenproduktion könnte allerdings

für eine neue Wachstumsphase sorgen und bereits

in 2007 zu einem Überschreiten der 200 Mio. t -

Grenze führen.

Überseehandel Kesselkohlen 2006 in Mio. t – Anbieterstruktur

Quellen: Verein der Kohlenimporteure

Polen 7

Sonstige 12

65 Südafrika

31 Indonesien

Kolumbien 60

Russland 55

4 AustralienVenezuela 8

Atlantik: 242 Mio. t

24 Vietnam

110 Australien

59 China

Indonesien 140

Sonstige 8

Russland 12

Pazifik: 353 Mio. t

Weltbinnenhandel Steinkohlen 2006

USA – Kanada

USA – Mexiko

Kanada – USA

Mongolei – China

Nordkorea – China

Vietnam – China

Polen – EU-Länder

Tschechien – EU-Länder

Russland – GUS-Länder (Ukraine)

Russland – außerhalb GUS

Kasachstan – Russland

Sonstige (EU-intern)

Gesamt

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

18,0

0,5

1,7

2,3

2,5

6,0

7,0

6,5

6,5

6,0

24,0

4,0

85,0

Mio. t

27

Zu den Teilmärkten ist folgendes festzustellen. Im

pazifischen Kesselkohlen-Importmarkt (rund 60 %

des gesamten Kesselkohlenhandels) ist der über-

wiegende Wachstumstreiber der steigende Strom-

bedarf in fast allen Volkswirtschaften, vor allem in

China. Die wachsende Bevölkerung in Südostasien

und hohe Zuwachsraten im Bruttosozialprodukt

werden auch künftig den pazifischen Kesselkohlen-

markt prosperieren lassen.

Der atlantische Kesselkohlenmarkt (rund 40 %

des gesamten Kesselkohlenmarktes) ist in seinem

Wachstum differenzierter zu sehen. In Westeuropa

erklärt sich der Zuwachs an Importkohle überwie-

gend durch eine Substitution von wegfallender

unwirtschaftlicher heimischer Förderung, vor allem

in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Im

Mittelmeerraum gibt es dagegen auch Wachstums-

länder wie z. B. Italien, Türkei, Marokko und Israel.

In Süd- und Mittelamerika sorgt in erster Linie der

zunehmende Strombedarf für eine stärkere Nachfra-

ge. Auch die USA haben sich in den letzten Jahren

zu einem bedeutenden Importeur im atlantischen

Markt entwickelt, in erster Linie für Küsten- oder

küstennahe Kraftwerke. Immerhin beträgt der US-

Marktanteil 12 % des atlantischen Marktes.

Der Kokskohlenweltmarkt ist im Wesentlichen von

der Rohstahl- und Roheisenproduktion bestimmt.

In 2006 erreichte die Rohstahlproduktion rund

1220 Mio. t, die Roheisenerzeugung, die maßge-

bend für den Koksverbrauch ist, 868 Mio. t. Dabei

ist zu beachten, dass in China wegen mangelnden

Schrottaufkommens die Rohstahlproduktion vor

allem auf Basis im Hochofenverfahren erschmolze-

nem Roheisen steigt. Bis 2003 konnte China das

Wachstum seiner Roheisenproduktion weitgehend

mit eigenen Kokskohlen gestalten, seit 2004 muss

China aber kleinere Zusatzmengen importieren und

gleichzeitig seinen Export zurückführen. Dies führte

zu Anspannungen im Markt, da sich die Anbieter-

struktur weiter zugunsten Australiens verschob.

Insgesamt wird im asiatischen und südamerika-

nischen Raum mit einer wachsenden Stahlprodukti-

on gerechnet, sodass sich bei stagnierender Nach-

frage in Nordamerika und Europa für die Zukunft

aber ein stärkeres Wachstum des Kokskohlenwelt-

handels einstellen wird.

Angebot

Das starke Wachstum des Steinkohlenweltmarktes

der letzten Jahre fordert die Export orientierten

Steinkohle-Gruben und die damit verbundene Infra-

struktur stark heraus. Bisher konnte der Weltmarkt

jedoch den Zusatzbedarf mengenmäßig decken.

Durch temporäre Engpässe kam es aber in den

letzten Jahren zu erheblichen Preisausschlägen bei

Koks- und Kesselkohle sowie Seefrachten. Nach vie-

len Jahren eines Überangebotes mit niedrigen Fob-

Preisen wurden die Export orientierten Kapazitäten

bei Gruben und Infrastruktur nur verhalten

ausgebaut.

Dies gilt vor allem für das Angebot an Kesselkohlen.

Nach jüngeren Untersuchungen (Kopal) stieg die

Auslastung der Kesselkohlenkapazitäten von 84 %

in 2000 auf über 94 % in 2006.

Marktanteile KokskohlenmarktÜberseehandel 2002-2006(in Mio. t)

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

China

Sonstige

Russland

USA

Kanada

Australien

2002 2003 2004 2005 2006

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

28

Im pazifischen Import-Kesselkohlen-Markt von 353

Mio. t in 2006 dominieren Indonesien und Austra-

lien. Indonesien hat dort die führende Rolle über-

nommen und erreichte einen Marktanteil von 40 %.

China hat seine Kesselkohlenexporte wegen Eigen-

bedarf von in der Spitze 81 Mio. t in 2003 auf 55

Mio. t in 2006 reduziert. Eine weitere Verringerung

um 20 Mio. t zeichnet sich für 2007 ab. Weitere

Mengen werden von Russland und Vietnam gelie-

fert, kleine Tonnagen von Südafrika und Kolumbien.

Die pazifische Export orientierte Produktion

überstieg in 2006 den Bedarf dieses Raumes und

versorgte im gleichen Jahr mit 35 Mio. t den atlan-

tischen Markt. Vor allem indonesische Kohle (31

Mio. t) erfreut sich wegen niedrigen Schwefelge-

haltes und günstiger Preise zunehmender Akzep-

tanz vor allem in Europa, aber auch in kleineren

Mengen in Nord- und Südamerika.

Ein langfristiges Ausbaupotential besitzt Australi-

en, hat aber erheblichen Nachholbedarf im Inland-

stransport und Hafenausbau. Derzeit wird aber auf

beiden Feldern daran gearbeitet durch Erweite-

rungsmaßnahmen höhere Exporte zu ermöglichen.

Indonesien hat in den letzten Jahren stets die

Exportprognosen übertroffen und den Export

von 58 Mio. t in 2000 auf über 171 Mio. t in 2006

gesteigert, allein im letzten Jahr um 42 Mio. t.

Steinkohlen-Seeverkehr nach Export- und Empfangsländern/Regionen 2006 (in Mio. t)

Exportland

Australien

Indonesien

VR China

Südafrika

Russland

Kolumbien

USA

Kanada

Polen

Venezuela

Sonstige

Exporte

Importland

Europa

EU-25

Asien

Japan

Südkorea

Taiwan

Hongkong

Indien

Lateinamerika

Sonstige

Importe

1) Quelle: Verein der Kohlenimporteure

123

0

4

1

9

0

22

25

1

0

2

187

56

47

117

63

13

9

0

25

11

3

187

247

224

470

177

74

63

12

53

22

43

782

191

177

353

114

61

54

12

28

11

40

595

114

171

59

68

68

61

6

3

7

8

30

595

237

171

63

69

77

61

28

28

8

8

32

782

Kokskohlen Kesselkohlen Summe

Kokskohlen Kesselkohlen Summe

29

Die Exporte umfassen aber zunehmend auch ein

Angebot niedrig kaloriger Kohlen. Langfristig (nach

2012) ist von einem zunehmenden Eigenbedarf

auszugehen. Indonesien dürfte in den nächsten

Jahren seine Exporte noch weiter ausbauen können.

China hat wegen starken Eigenbedarfes seine Aus-

fuhren erheblich zurückgeführt, da sich im Inland

höhere Preise erzielen lassen als im Export. China

könnte aber bei attraktiven Weltmarktpreisen

durchaus wieder stärker exportieren und geräte in

die Rolle des pazifischen „swing suppliers“.

Russland erweitert seine Fernost-Häfen und will sei-

ne Marktchancen dort nutzen. Vor allem für Japan

und Korea, aber auch China dürfte Russland wegen

der kurzen Seewege ein interessanter Partner sein.

Vietnam hat seine Exporte ebenfalls in kürzester

Zeit stark ausgeweitet und beliefert hauptsächlich

Südwest-China. Der schnelle Ausbau von Förderung

und Export beruht auf Tagebauen, deren Kapazität

und Reserven aber limitiert sind. Vietnam muss

langfristig stärker auf Tiefbau-Förderung umstellen,

um sein Fördervolumen zu halten. In 2007 zeichnet

sich allerdings eine weitere Steigerung der Exporte

ab. Die vietnamesische Regierung ist wegen des

wachsenden Eigenbedarfes über die Höhe der

Exporte besorgt.

Im atlantischen Kesselkohlenmarkt von 242 Mio. t

in 2006 nehmen Südafrika, Kolumbien und Rus-

sland die führende Rolle ein und bedienen den

Markt zu 78 %. Neben den pazifischen Lieferungen

von 35 Mio. t versorgen auch Polen, Venezuela, die

USA und kleinere Lieferanten wie z. B. Spitzbergen

den atlantischen Markt. Ausbaupotential besteht

bei den atlantischen Anbietern in Kolumbien, Süd-

afrika und Russland.

Haupt-Handelsströme im Seeverkehr mit Steinkohlen 2006 (Angaben in Mio. t)

Seeverkehr: 782 Mio. tdavon 595 Mio. t Kesselkohlen 187 Mio. t Kokskohlen

* von Vietnam nach China** inkl. 3 Von Indonesien und 1 von Südafrika

Welt-Steinkohlenförderung: 5,4 Mrd. t

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

Kanada28

Südafrika69

Polen8

China63

Australien237

von Kanada

37 von USA

20

4

179

32

64

1

nach Fernost

20

4

19

120

18

59

USA28

Indonesien171

8

6

25

69

Kolumbien/Venezuela

27

Russland77

2 62

20*

3

3

5

4**5

20

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

30

China als größter Stahlproduzent in hohem Maße

Selbstversorger bei Kokskohle ist, andererseits die

Verbraucher hohe Bestände besaßen, die in den

Boomjahren 2003/04 aufgebaut wurden. In 2007

ist jedoch wieder ein stärkeres Wachstum des Koks-

kohlenmarktes zu erwarten.

Hauptanbieter sind Australien, Kanada, USA und

Russland. Durch die höheren Kokskohleweltmarkt-

preise angeregt werden in Mosambik, Indonesien

und Kolumbien Kokskohleprojekte untersucht.

Durch den Rückgang chinesischer Kokskohleim-

porte ist der Ausbau der Kapazitäten in Kanada

ins Stocken gekommen. Ohne die Engpässe in der

australischen Infrastruktur wäre ein Überangebot

vorhanden. Tendenziell wächst die Exportkapazität

stärker als die Nachfrage.

Entwicklung der Seefrachten

Neben dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot

nach Kessel- und Kokskohle ist auch die Seefracht

eine wichtige Größe, die bis zu 40 - 50 % der

Gesamtkosten cif Importhafen ausmachen können.

In jüngster Zeit sind durch extreme Ausschläge

der Frachtraten nach oben noch höhere Anteile zu

beobachten.

Die Frachtkosten für Kohle werden vom Gesamt-

markt für Massenschüttgüter bestimmt, der um

30 % von 2000 - 2006 wuchs.

Die Frachtraten bewegten sich lange Zeit auf einem

niedrigem Niveau und führten damit auch zu einem

verhaltenen Ausbau der Bulk-Carrier-Kapazitäten.

Seit 2003 erhöhte China sprunghaft seine Eisenerz-

importe. Dies führte zu einem drastischen Anstieg

der Frachtraten. Trotz hoher Zubauraten in den

Kolumbien baut seine Produktion Jahr für Jahr aus

und nimmt nunmehr auch den weiteren Ausbau der

Infrastruktur in Angriff. Bei geringem Eigenbedarf

könnte Kolumbien mittelfristig der größte Kessel-

kohlenanbieter im atlantischen Raum werden.

Südafrika stagniert im Export. Das Exportterminal

Richards Bay wird aber von 72 Mio. t auf mittelfri-

stig 91 Mio. t Kapazität ausgebaut. Derzeit findet

in Südafrika ein Umstrukturierungsprozess statt, an

dem große Bergbaugesellschaften Teilbereiche ihrer

Steinkohlenförderung im Rahmen der BEE-Bewe-

gung (Black Economic Empowerment) abgeben und

eine Reihe neuer Gesellschaften mit Abbaurechten

gegründet werden, die aber noch in Produktion

gehen müssen. Insofern sollte das Exportpotential

Südafrikas mittelfristig weiter ansteigen. Die groß-

en Gesellschaften Amcoal, BHP/Billiton und X-Strata

bauen derzeit allerdings ihre Gruben in Kolumbien

stärker aus.

Auch Russland hat seine Kesselkohlenexporte von

10 Mio. t in 2000 auf 58 Mio. t in 2006 gesteigert

und plant einen weiteren Ausbau. Die Infrastruktur

wird entsprechend vorbereitet.

Polen zieht sich wegen höherer Kosten vor allem

vom seewärtigen Export zunehmend zurück. Der

Export von Spitzbergen stagniert bei 3 Mio. t,

ebenso der von Venezuela mit rund 8 Mio. t. Die

USA sind bei anhaltend hohem Inlands-Preisniveau

und hohen Kosten nur in bescheidenem Umfang

atlantischer „swing supplier“ und setzen in geeig-

neten Marktsituationen Spot-Tonnagen ab.

Bei der derzeit hohen weltweiten Nachfrage ist das

russische Exportangebot unverzichtbar. Mit einem

Weltmarktanteil von 11 % und fast 25 % Marktan-

teil im atlantischen Raum ist Russland zu einem

wichtigen Spieler herangewachsen.

Das weltweite Marktvolumen an Kokskohlen liegt

derzeit bei 187 Mio. t und stagnierte in 2005/06.

Trotz eines erheblichen Wachstums der Rohstahl-

und Roheisenproduktion ging diese Entwicklung

in 2005/06 weitgehend am Kokskohlenweltmarkt

vorbei. Der Grund liegt darin, dass einerseits

Entwicklung des Massengütermarktes von 2000-2006

Eisenerz

Kohle

Getreide

Sonstige

Gesamt

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

449

524

264

874

2.111

721

782

281

1.008

2.792

61

49

6

15

32

2000Mio. t

2006Mio. t

Zuwachs%

31

letzten Jahren bei den Massenguttransportern

konnte bisher noch keine Entspannung auf dem

Frachtenmarkt verzeichnet werden. Der Ausbau der

Flotte läuft derzeit der Entwicklung des Massengü-

termarktes hinterher.

Hauptgründe hierfür sind Warteschlangen vor Koh-

le- und Eisenerz-Export- wie auch -Importhäfen und

längere Seewege je transportierter Tonne, die die

Transportkapazität verknappen.

Nachfrage und Angebotszyklen

Die Angebotsbedingungen der Weltmarktprodu-

zenten richten sich insbesondere nach der geolo-

gischen Ausbildung der Lagerstätten sowie der

Produktivität im Kohlenbergbau. Grundsätzlich ist

davon auszugehen, dass die günstigen Lagerstät-

ten zuerst in Anspruch genommen werden. Bei

deren Erschöpfung muss auf Ressourcen zurück-

gegriffen werden, die geologisch schwieriger sind

bzw. sich aufgrund ihrer ungünstigen geogra-

fischen Lage schlechter erschließen lassen. Dabei

können die Nachteile, die mit dem Übergang auf

schlechtere Lagerstätten verbunden sind, durch

Produktivitätsgewinne überkompensiert werden.

Dies war in den zurückliegenden Jahren der Fall,

kann aber nicht im gleichen Maße für die Zukunft

erwartet werden.

Dementsprechend sind im Käufermarkt die lang-

fristigen Grenzkosten der Förderung die entschei-

dende Determinante für den Preistrend der Stein-

kohle ab Grube. Um den durch die langfristigen

Grenzkosten bestimmten Trend schwanken die

Preise in Zyklen. Dabei sind für die Preisausschläge

u. a. der Verlauf der Nachfrage, die wiederum den

Auslastungsgrad der jeweils bestehenden Export-

kapazitäten bestimmt, und - in begrenztem Umfang

- auch die Preisbewegungen bei dem Marktführer

Rohöl maßgeblich.

Im Verkäufermarkt hingegen sind andererseits die

Vollkosten und Margen des Teuersten zur Deckung

Ausbau der Bulk-Carrier-Flotte in Mio. Dwt 2006-2008

Ende Zubau Ende 2006 2007 2008 2008

Capesize 121 10 10 141

Panamax 102 8 7 117

Handysize 145 10 10 165

Verschrottung pauschal -3 -3 -6

Insgesamt 368 25 24 417

Quelle: Clarkson, Shipping Intelligence Weekly

0

10

15

20

5

25

30

35

40

45

50

Australien

USD/t

2002 2003 2004 2005 2006 2007

Seefrachten für Steinkohlen

Jan. Jan. Jan. Jan. Jan. Jan.Juli Juli Juli Juli Juli Juli

Südafrika

Kolumbien

Quelle: Frachtcontor Junge & Co.

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

32

der Nachfrage benötigten Anbieters für den Welt-

marktpreis bestimmend.

Zwischen diesen Faktoren bestehen enge Inter-

dependenzen. So hatte etwa die zweite Ölkrise

1979/80 zu verstärkter Nachfrage nach Steinkohlen

und damit zu einer vollen Ausschöpfung der Ange-

botskapazitäten geführt. Die Folge war ein Anstieg

der Steinkohlenpreise, der wiederum eine Mobilisie-

rung vorhandener und den Ausbau neuer Exportka-

pazitäten induzierte.

Es folgten weitere Marktzyklen mit erst steigenden

und dann sinkenden Preisen, und zwar zwischen

1973 und 1987, 1988 und 1993 sowie 1994 und

1999. In 2000/2001 wurde mit 42 US $/t cif ARA

eine Preisspitze erreicht; bis 2002 sanken die Preise

auf 28 US $/t cif ARA. Bei gleichzeitig schwächer

gewordenem Dollarkurs waren diese Preise für

Kesselkohlenzechen in Südafrika kaum noch zu

verkraften. In 2003/2004 setzte jedoch durch

die genannten Sondereinflüsse eine sprunghafte

Nachfrage ein, die zu Spitzenpreisen von 78 US $/t

cif ARA führte. Die Preise sanken dann wieder auf

52 - 55 US $/t. Seit Anfang 2006 stiegen sie im

Trend wieder an. Dabei hielten sich die fob-Preise

für südafrikanische Kohle lange in einem Korri-

dor von 48 - 58 US $/t , wurden aber auf cif-Basis

durch steigende Frachtraten getrieben. Mitte 2007

setzten dann durch verstärkte Nachfrage aus dem

pazifischen Raum die fob-Preise zu einer weiteren

Steigerung an, sodass sich in 2007 cif-ARA-Preise

von über 80 US $/t ergeben. Auf diesem Niveau

kumulieren sich extrem hohe Frachtraten mit hohen

fob-Preisen. Die Preisentwicklung zeigt, dass die

Kapazitätsauslastung sowohl bei Kesselkohle als

auch bei Bulk-Carriern in 2007 außergewöhnlich

hoch ist.

Neuformierung der Märkte

Der internationale Markt für Steinkohlen befindet

sich seit den letzten Jahren in einem tief greifen-

den Strukturwandel, geprägt einerseits von einer

fortschreitenden Angebotskonzentration in den

westlichen Exportländern und andererseits einem

Bedeutungszuwachs der ehemaligen Staatshan-

delsländer und jetzigen Transformationsstaaten als

Lieferanten des Weltmarktes. Letztere übernehmen

bei Strukturanpassungen und Modernisierungen

ihrer Kohlenindustrien zunehmend die Rolle tra-

ditioneller Ausfuhrländer, die bislang für einen

Marktausgleich sorgten.

0

200

150

100

50

250

300

€/t SKE

1973 20031978 2007*1983 1988 1993 1998

Preisentwicklung für Importenergienfrei deutsche Grenze

ErdgasSteinkohle(Kraftwerkskohle)

Rohöl

* Durchschnitt im 1. Halbjahr 2007

Quelle: BAFA

33

Zugleich nahmen dem Trend zur Globalisierung fol-

gend die Länder übergreifenden Übernahmen und

Zusammenschlüsse unter den Kohlengesellschaften

zu; Ölgesellschaften wie Exxon-Mobil und Shell hin-

gegen zogen sich aus dem Kohlengeschäft zurück.

Als einzige Ölgesellschaft blieb Total bis heute in

Südafrika engagiert. Die vier größten Exportgesell-

schaften - BHP/Billiton, Anglo, Rio-Tinto, Glencore/

Xstrata - eröffneten neue Gruben oder kauften

Beteiligungen wie z. B. Anglo die Beteiligung

an Paso Diablo oder Glencore/Xstrata und BHP/

Billiton weitere Abbaurechte in Kolumbien. In Rus-

sland formierten sich im Wesentlichen vier große

Gesellschaften auf privatwirtschaftlicher Basis, die

die russische Kohlewirtschaft beherrschen, und

auch China strebt die Schaffung von 8 - 10 großen

Gesellschaften mit 50 - 100 Mio. t und mehr Produk-

tionsvolumen an, die auf Dauer privatisiert werden

sollen. Durch den WTO-Beitritt Chinas werden

tendenziell Engagements externer Unternehmens-

gruppen in China möglich. Indien und China zeigen

zunehmend Interesse an Kohle- und Eisenerzbetei-

ligungen in Übersee, um ihre Rohstoffbasis abzusi-

chern. CVRD - größter brasilianische Eisenerzprodu-

zent - plant die Entwicklung einer Kokskohlenmine

von 6 Mio. t in der Endstufe in Mosambik und hat

sich in Australien eingekauft.

Der Steinkohlenweltmarkt wird von schätzungswei-

se 400 Exportminen bedient; dabei waren 2006

etwa 120 Produzenten auf diesem Sektor tätig. Die

zehn größten Steinkohlengesellschaften hatten in

2006 einen Anteil von 28 % an der weltweiten För-

derung. Sieben dieser Gesellschaften sind sogar mit

einem Anteil von 35 % am seewärtigen Steinkoh-

lenhandel beteiligt.

Waren noch vor wenigen Jahren die Aktivitäten der

Produzenten im Wesentlichen auf ihr Stammland

beschränkt, so reichen sie jetzt von Australien über

staatlich

57 % Lehmann MerchantBanking Partners

börsennotiert

börsennotiert

börsennotiert

börsennotiert

staatlich

börsennotiert

börsennotiert

börsennotiert

ExporteMio. t

ProduktionMio. t

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

Coal India

Peabody Energy Corp. USA

Shenhua

Rio Tinto Plc. Australien, Indonesien, USA

Arch Coal, Inc. USA

Anglo Coal Südafrika, Australien,Venezuela, Kolumbien

China Coal

SUEK Russland

BHP – Billiton Plc. Südafrika, Australien Indonesien, USA, Kolumbien

Xstrata Plc.Australien, Südafrika, Kolumbien

343

232

203

154

127

98

91

90

86

77

0

22

26

35

-

40

27

15

81

59

Weltgrößte Steinkohlenproduzenten 2006

Unternehmen in: Gesellschafter

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

34

Südafrika und Indonesien bis nach Nord- und Süda-

merika und neuerdings auch China.

Geändert haben sich auch die vertraglichen Bezie-

hungen im internationalen Kohlengeschäft. Der

Steinkohlenhandel wird in steigendem Umfang

zwischen Produzenten und Verbrauchern direkt

abgewickelt. Die großen Produzenten wie BHP/Bil-

liton, Amcoal und Glencore/Xstrata haben eigene

Vertriebsgesellschaften installiert und vertreiben

Kesselkohle und Kokskohle - teils aus unterschied-

lichen Ländern - aus einer Hand. Diesem Beispiel

folgen auch die großen privatisierten russischen

Produzenten. Damit büßen die Händler ihre ehe-

mals wichtige Position als vertraglich eingebun-

dener Mittler zwischen Produzenten und Verbrau-

chern ein. Angesichts dieser Entwicklung wandelt

sich ihr Aufgabenfeld und konzentriert sich mehr

auf nicht transparente Nischenmärkte und den

Bereich Handling/Distribution. Zudem treten Händ-

ler zunehmend als Agenten großer Produzenten

auf; sie geben Hilfestellung bei der Kontraktabwick-

lung und Kundenbetreuung. In Europa gibt es eine

Reihe von Handelshäusern, die zunehmend auch

Agentenfunktionen wahrnehmen. Zu nennen sind

insbesondere folgende Gesellschaften:

■ RAG Trading

■ RWE Trading

■ Constellation

■ EDF-Trading

■ Coeclerici

Eine starke Stellung im fernöstlichen Kohlenhandel

nehmen über zehn japanische Handelshäuser ein,

welche vor allem die zwischen der Stahlindustrie

bzw. Elektrizitätswirtschaft und den Exporteuren

abgeschlossenen Lieferverträge abwickeln und zum

Teil auch in erheblichem Umfang an den jeweiligen

Exportgruben beteiligt sind. Zu den bedeutendsten

zählen dabei

■ Mitsubishi

■ Mitsui

■ Itochu

■ Nichimen

■ Nobel

In China werden die Kohlenexporte in erster Linie

von der Staatsgesellschaft CNCIEC (Chinese Natio-

nal Coal Import and Export Corp.) sowie 3 weiteren

Gesellschaften und in Polen von der ebenfalls staat-

lichen Gesellschaft WEGLOKOKS abgewickelt. In

Russland sind SUEK und KRUTRADE die mit Abstand

bedeutendsten Handelshäuser. Vietnam wickelt sei-

ne Geschäfte zu fast 90 % über Vinacoal ab.

Repräsentative Kosten der Kohlenkette

Im Wettbewerb der Primärenergien sind die Kosten

der Kohlenkette, d. h. der einzelnen Stufen von der

Exportmine bis zum Verbraucher von wesentlicher

Bedeutung.

Investitionen

Wichtiger Bestandteil der Förderkosten sind die

Ausgaben für die Erschließung der Lagerstätten.

Sie betragen für neue Förderkapazitäten von

Exportkohlen, d. h. für die Auf- und Untersuchung

wie auch die Entwicklung neuer Bergwerke derzeit

weltweit rund 45 -50 US $/jato Förderkapazität.

Dies schließt auch die Kosten für die Erweiterung

bereits fördernder Bergwerke ein. (World Energy

Investment Outlook 2003). Für neue Bergwerke,

die nicht an eine bestehende Infrastruktur (Trans-

portverbindungen/Wasser- und Energieversorgung/

vor Ort verfügbare Belegschaft) angeschlossen

werden können, erhöhen sich die spezifischen Inve-

stitionen aber erheblich und können das Doppelte

und mehr erreichen. Bemerkenswert ist, dass die

spezifischen Investitionen im Durchschnitt seit

1998 selbst nominal leicht gesunken sind und erst

seit 2004 eine leichte Trendumkehr zu erkennen ist.

Dies ist auf die steile Nachfrage nach Bergbauaus-

rüstung für Kohle, aber auch Eisenerz und Buntme-

talle und die damit verbundene Verteuerung in den

letzten Jahren zurückzuführen. Im Vergleich mit

Gas und Öl ist Kohle am wenigsten kapitalintensiv.

So ermittelt der World Energy Investment Outlook

der IEA folgende Rangfolge (in t SKE umgerechnet)

■ Kohle 3,4 US $/t SKE

■ Öl 15,4 US $/t SKE

■ Gas 19,6 US $/t SKE

35

Die Zahlen ergeben sich aus den kumulierten

Investitionen über die gesamte Versorgungskette

der jeweiligen Energie im Zeitraum 2001 - 2030

dividiert durch den jeweils kumulierten Produkti-

onszuwachs. Damit hat Kohle geringere unterneh-

merische Risiken als Gas und Öl.

Die spezifischen Kosten für die Errichtung von

Förderkapazitäten sind bei der Entwicklung gänz-

lich neuer Kohlenförderreviere oder Großbetriebe

einschließlich Infrastruktur in abgelegenen und

unerschlossenen Regionen (Greenfield-Projekte) am

höchsten; hier können Beträge von bis zu 160 US $/

jato erforderlich werden. Bei der Entwicklung neuer

oder der Erweiterung fördernder Gruben (Brown-

field Projekte) in infrastrukturell bereits entwi-

ckelten Revieren fallen hingegen spezifische Inve-

stitionskosten in einer Bandbreite von nur 30 bis

zu 60 US $/jato Förderkapazität an. Dabei werden

zwischen Küsten fernen und nahen Lagerstätten,

Tagebau- oder Tiefbaubetrieben sowie der Gewin-

nung von Koks- und Kesselkohlen teils erhebliche

Unterschiede erkennbar. Bei einer durchschnitt-

lichen Lebensdauer der Gruben von rund zwanzig

Jahren betragen die Abschreibungen je geförderter

Tonne rund 2,5 - 3,0 US $ und der aufzubringende

Kapitaldienst bei einer 10 %igen Verzinsung 3,5 -

4,0 US $/t, insgesamt also 6 - 7 US $/t.

Betriebskosten

Die Gesamtkosten der Kohlenkette, aufgeteilt auf

die einzelnen, ineinander greifenden Glieder sind

für die verschiedenen Exportländer in der nachste-

henden Tabelle im Einzelnen dargestellt. Die Zahlen

beruhen auf eigenen Untersuchungen der Auswer-

tung von Fachvorträgen und IEA-Studien. Dabei

werden Bandbreiten von repräsentativen Kosten

angegeben.

Bei den Kosten frei Grube gibt es eine große Band-

breite. Die Kostenhöhe wird z. B. davon beeinflusst,

ob es sich um

■ Tagebau oder Tiefbau

■ Kesselkohle oder Kokskohle

handelt und ob

■ hohe oder niedrige Löhne

■ hohe oder niedrige Leistungen je Mann und

Jahr

0

100

150

200

50

250

300

350

USD/jato

1962 19981968 20041974 1980 1986 1992

Spezifische Investitionen im Export orientierten Steinkohlenbergbau

Durchschnitt in nominalen USD/jatoDurchschnitt in (realen) 2005 USD/jato

Quelle: Kopal, Christoph: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

36

vorhanden sind. Darüber hinaus gibt es eine Reihe

weiterer Faktoren. All dies erklärt die große Band-

breite der Kosten, die auch innerhalb eines Förder-

landes erhebliche Unterschiede aufweisen können.

In der Ablauflogistik von der Grube zum Seeschiff

herrschen je Land unterschiedliche Bedingungen.

So gibt es z. B. erhebliche Unterschiede wenn Koh-

len von der Grube direkt in ein Exportterminal mit

Beladungen von „capesize“-Schiffen oder über Käh-

ne zu auf Reede liegenden Schiffen transportiert

werden müssen.

In den vergangenen Jahren sind die Kosten durch

den Boom der Eisenerz- und Kohlenindustrie

erheblich gestiegen. Höhere Preise für Bergbau-

ausrüstung, Treibstoffe und Löhne haben zu einem

erheblichen Kostenanstieg geführt mit der Folge

sinkender Produktivität vor allem in Australien und

den USA. Durch die höheren Exporterlöse sind teil-

weise auch höhere „Royalties“ fällig.

Es bestehen aber auch Rationalisierungspotentiale,

die die Kosten- und Leistungssituation in einigen

Ländern verbessern dürften.

Die Gewinnmargen einiger Länder werden durch

den schwachen Dollar beeinträchtigt, So stiegen

der australische Dollar, der südafrikanische Rand

und der kanadische Dollar im Wert gegenüber der

US-Währung. Die Kosten- und Leistungssituation

Repräsentative Kosten der Kohlenkette (2006/07) cif ARA

Exportland Region Kosten frei Transport Hafen- Seefracht Gesamtkosten Abbaumethode Grube Inland umschlag ø 2006 frei ARA-Hafen USD/t USD/t USD/t USD/t USD/t

1. Kesselkohlen

Australien Queensland 14-42 6-14 2-3 22 44-81 Tagebau

New South Wales 25-40 3-10 2-3 26 56-79 Tiefbau

New South Wales 22-38 3-10 2-3 26 53-77 Tagebau

Südafrika Tagebau 16-28 6-10 1,5-2 16 38-56

Kolumbien Tagebau 22-26 2-3 3-5 15 42-49

Russland Tagebau 16-20 24-26 2-3 14** 56-63

teilweise zuzüglich Transit/Nachbehandlung (6-8)* (60-68)

Indonesien Tagebau 16-33 2-7 2-4,5 17 37-61,5

Venezuela Tagebau 18-22 7-9 3-5 19 47-53

2. Kokskohlen

Australien Queensland 29-43 8-10 2-3 22 61-78 Tiefbau

Queensland 26-36 6-9 2-3 22 56-70 Tagebau

New South Wales 26-52 4-6 2-3 26 58-87 Tiefbau

New South Wales 29-35 5-7 2-3 26 62-71 Tagebau

Kanada Britisch Col. 38-43 33-35 4-6 24 99-110 Tagebau

USA/Zentral- Tiefbau 40-80 20-30 3-4 14** 77-128 Appalachen

* einschl. Transit, Nachbehandlung; ** Basis PanamaxQuelle: Internationale Energie-Agentur, Coal Information; Baruya, World Coal Supply Costs; Verein der Kohlenimporteure

37

der einzelnen Exportländer ist in den Länderberich-

ten beschrieben.

Bei den Seefrachten für die Ermittlung der cif-ARA-

Kosten wurde wegen der hohen Volatilität der Mit-

telwert des Jahres 2006 eingesetzt.

Preisbildung

Der Steinkohlenweltmarkt für Kesselkohlen expan-

dierte seit den achtziger Jahren; ihm fehlten jedoch

zunächst die Eigenschaften eines ausgereiften

Marktes. Dazu zählt vor allem ein durch Angebot

und Nachfrage bestimmter Preiswettbewerb. Wäh-

rend bis 1990 das Angebot die ständig wachsende

Nachfrage nur knapp befriedigen konnte, eilt seit-

her die Entwicklung des Angebotes der Nachfrage

tendenziell voraus. Rückblickend wird deutlich (sie-

he Grafik), dass sich zwischen 1990 - 1992 erstmals

ein erhebliches Überangebot entwickelte, welches

bei steigender Nachfrage erst 1995 wieder soweit

abgebaut war, dass ein weiterer Investitionszy-

klus mit erneutem Überangebot einsetzte. Erst in

2003/2004 wurde nach verhaltener Investitions-

tätigkeit in den vorausgegangenen Jahren wieder

eine stetig steigende Kapazitätsauslastung und

damit Preisspitzen erreicht. Diese Situation hält

seither an.

Die aufeinander folgenden Phasen von Überange-

bot und relativer Verknappung lösen einen inten-

siven Preiswettbewerb aus. Als Haupt- und auch

Frühindikator für die Preisentwicklung erweist sich

dabei die Auslastung der für den Export verfüg-

baren Förderkapazitäten. Synchron mit dem Grad

der Kapazitätsauslastung der Exportgruben fallen

bzw. steigen die Preise für Kesselkohle.

Dies gilt auch für die jüngste Vergangenheit, in

der die Nachfrage sowohl bei Kesselkohle als auch

Kokskohle an die Kapazitätsgrenze stieß mit ent-

sprechenden Preisausschlägen nach oben. Während

bei Kesselkohle noch gewisse Kapazitätsreserven

mobilisiert werden konnten und zu einem zwi-

schenzeitlich moderaten Preisrückgang führten,

stiegen die Kokskohlenpreise aufgrund mangelnder

Elastizität des Angebotes in 2004 um über 100 %

auf 125 US $/t fob Verladehafen. Inzwischen sind

die Kokskohlenpreise durch ein höheres Angebot

und verhaltenere Nachfrage zwar wieder um gut

20 % gesunken, verharren aber immer noch im Ver-

MCIS-Preis und Kapazitätsauslastung für Kesselkohlen

0

200

300

400

100

500

600

700

800

1987 20051990 2008 20111993 1996 1999 2002

Angebot = Förderkapazität [Mio t] Proj. Angebot [Mio t]

Proj. Nachfrage [Mio t]

MCIS-Preis [USD/t cif ARA]

Kapazitätsauslastung [%]Proj. K.-Auslastung [%]

Nachfrage = Welthandel (Übersee) [Mio t]

Quelle: Kopal, Christoph, Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

38

gleich zu den Vorjahren in 2006/07 auf historisch

hohem Niveau.

Wie bereits dargestellt, umfasst der seewärti-

ge Steinkohlenweltmarkt für Kesselkohle zwei

Teilmärkte. Diese sind Europa einschließlich der

angrenzenden Mittelmeerländer, Nord-, Mittel- und

Südamerika sowie der pazifische Markt. Letzterer

bezieht auch die asiatischen Anrainerstaaten des

Indischen Ozeans mit ein, bedient jedoch vor allem

die asiatischen Verbraucher. Ursächlich für diese

Zweiteilung sind in erster Linie Transportkostendif-

ferenzen, aber auch unterschiedliche Preisbildungs-

mechanismen. Dennoch erfolgen Lieferungen von

einem in den anderen Teilmarkt, sofern die dort

erzielbaren cif-Preise nicht nur wettbewerbsfähig

sondern für den Anbieter auch wirtschaftlich sind.

Die dabei anfallenden zusätzlichen Transportkosten

(z. B. Australienkohle nach ARA) trägt der Lieferant.

Derartige Exporte werden oft auf cif-Basis abge-

schlossen.

Tendenziell steigt bei niedrigen Frachtraten die

Wettbewerbsfähigkeit weiter entfernter Anbieter,

bei hohen Frachtraten sinkt sie. Auch im Koks-

kohlenmarkt gibt es gewisse Interdependenzen.

So können höherflüchtige Kokskohlen teilweise

auch als Kraftwerkskohle eingesetzt werden bzw.

bestimmte Kraftwerkskohlenqualitäten lassen sich

durch bessere Aufbereitung als höherflüchtige

Kokskohlen vermarkten. Die Produzenten entschei-

den dies nach den Preissituationen, welche Varian-

Marktstruktur

Mechanismen der Preisbildung für Kesselkohlen (Gesamtmarkt 2006: 595 Mio. t)

Atlantischer Markt (242 Mio. t) Pazifischer Markt (353 Mio. t)

Preisbildung

Marktführer Südafrika Kolumbien RusslandGrenzanbieter Polen USA Australien Indonesien

fob-Preise

Frachtraten

Währungsrelationen

KäufermarktVerkäufermarkt

Marktführer Australien Indonesien Grenzanbieter Südafrika Russland China

Nachfrage242 Mio. tEU-LänderOsteuropaMittelmeerraumNord-, Mittel- undSüdamerika

Angebot211 Mio. tKolumbienSüdafrikaRusslandPolenVenezuelaUSAu. a.

207 Mio. t

Angebot384 Mio. tAustralienIndonesienChinaRusslandVietnam

Nachfrage353 Mio. tJapanSüdkoreaTaiwanIndienChinau. a.

394 Mio. t

35 Mio. t4 Mio. t

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

39

te für sie den höchsten „net-back“-Preis frei Zeche

realisiert.

Das Volumen der Austauschmengen beider Kessel-

kohlenmärkte betrug in 2006 35 Mio. t bzw. nur

knapp 6 % des gesamten Kesselkohlenmarktes von

595 Mio. t. Es ist eine weitgehend synchrone Preis-

entwicklung in beiden Märkten zu beobachten, wie

sie auch in den MCIS (McCloskey Coal Industry Ser-

vices) Preisindices für NW-Europa und Ostasien zum

Ausdruck kommt.

Preisführer sind wegen ihres jeweils hohen Marktan-

teils in der Regel Südafrika und Kolumbien auf dem

atlantischen und Australien sowie Indonesien auf

dem pazifischen Markt. Da jedoch inzwischen große

Mengen zum jeweils aktuellen Spotpreis gehandelt

werden, sehen sich die Marktführer gezwungen,

ihre Preise an den Angeboten ihrer nächst größ-

ten Konkurrenten (z. B. Kolumbien und Russland

in Europa bzw. Indonesien und China in Ostasien)

zu orientieren, um keine Marktanteile zu verlieren.

Entscheidend dabei ist der jeweilige cif-Preis im

Empfangshafen. Das sich so herausbildende Preisni-

veau ergibt dann den Maßstab zur Verhandlung von

Vertragspreisen.

Ein neues Element in der Preisentwicklung ist zumin-

dest im europäischen Teil des atlantischen Marktes

der CO2-Zertifikathandel. Er beeinflusst in erster Linie

den Einsatz von Gas oder Kohle in Kraftwerken. Bei

niedrigen Gaspreisen dämpfen die CO2-Zertifikate

die Nachfrage nach Kohle, bei hohen Gaspreisen

kann die Kohle trotz Belastung durch den CO2-Faktor

wettbewerbsfähig sein. Die Kraftwerksbetreiber ent-

scheiden über den Einsatz anhand der Margen, die

sie bei einem gegebenen Strompreis bei Einsatz von

Gas oder Kohle inklusive des CO2-Faktors erzielen.

Rangfolge der Anbieter von Kesselkohlen nach Produktionskosten (inkl. Fracht) 2006 im atlantischen Markt

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

65

USD/t

Mio. t

242 Mio. t

0

20

40

60

Pole

n

Russ

land

Sons

tig

e

Ind

one

sien

Süd

afri

ka

Kolu

mb

ien/

Vene

zuel

a

cif ARA

80

100 200

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

40

In der ersten Handelsperiode war der Kohleeinsatz

durch CO2 nur gering beeinflusst. Die CO2-Zertifi-

kat-Preise erreichten eine Spitze von 30 €/t CO2;

nach Bekanntgabe der tatsächlichen CO2–Zertifi-

kat–Nutzung in 2005 stürzte der Preis jedoch auf

nahezu Null zum Ende der Handelsperiode ab. Für

die neue Handelsperiode (2008 - 2012) werden die

CO2-Zertifikate derzeit in einer Bandbreite von 15 -

25 €/t CO2 für 2008 gehandelt.

Vertragsformen im

internationalen Kohlenhandel

Am Steinkohlenweltmarkt sind sowohl langfristige

Lieferverträge als auch Spotabschlüsse üblich.

Mit dem Abschluss von Spotverträgen sucht der

Verbraucher eine besonders nahe Anlehnung an die

aktuelle Marktsituation. Bei der Vereinbarung von

kurzfristigen Lieferungen lässt sich der Abnehmer

von folgenden Erwägungen leiten:

■ enge Anbindung an den Strommarkt

Rangfolge der Anbieter von Kesselkohlen nach durchschnittlichen Produktionskosten fob Verladehafen im pazifischen Markt

0

30

40

50

10

20

Russ

land

Aus

tral

ien

Chi

na

Ind

one

sien

Vie

tnam

353 Mio. t

100 200 300

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

USD/t

Mio.t

fob

■ bestmögliche Ausnutzung der

Preisentwicklung,

■ Hereinnahme „kleiner“ Mengen zu

günstigen Konditionen,

■ Abdecken von Verbrauchsspitzen, die über

den jeweiligen Planungshorizont

hinausgehen.

Darüber hinaus ist es jedoch weitgehend zur Regel

geworden, sich auch auf mittelfristige Sicht und

zu Lasten längerfristiger Verträge auf dem Spot-

markt einzudecken. Eine Variante von Spotkäufen

ist dabei die zunehmende Anzahl von Tenderab-

schlüssen, d. h. Käufen, welchen eine die Lieferbe-

dingungen definierende Ausschreibung vorausgeht

und bei denen das beste Angebot den Zuschlag

erhält. Die dabei vereinbarten Lieferungen bein-

halten in der Regel ein größeres Volumen als Ein-

zelabschlüsse und der Zeitrahmen reicht oft über

mehrere Quartale. Im kurzfristigen Geschäft kön-

nen auch Optionsmengen ausgehandelt werden,

41

CO²-Preisentwicklung in der EU

/t CO 2

EUA 2008EUA 2007

35

30

25

20

15

10

5

0

Nov.03

Mrz.04

Jul.04

Nov.04

Mrz.05

Jul.05

Nov.05

Mrz.06

Jul.06

Nov.06

Mrz.07

Jul.07

Quelle: RWE Trading

* 6000 Kcal/kg Hu

Synchrone Preisentwicklung für Kesselkohlen im Atlantik und Pazifik

0

20

40

60

80

in USD/t cif*

1/03 1/067/03 7/06 1/071/04 7/04 1/05 7/05

MCIS NWEMCIS Pazifik

Quelle: McCloskey Coal Information Services

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

42

wenn man sich Zusatzmengen sichern, aber die

Markt-/Preisentwicklung noch abwarten möchte.

Zum Charakter der Spotgeschäfte gehört auch, dass

bei angespannter Marktlage Aufschläge gegenüber

längerfristigen Vertragspreisen erhoben werden.

Umgekehrt werden bei entspannten Marktlagen

Preisnachlässe gewährt. So lagen die Spotpreise in

Käufermarktsituationen, wie sie etwa Anfang und

seit Mitte der neunziger Jahre herrschten, in der

Regel unter den längerfristigen Vertragspreisen.

Zum Kennzeichen der Spotpreise gehört ferner,

dass sie sich auf die Vertragspreise künftiger Liefe-

rungen auswirken und insofern eine Pilotfunktion

haben.

Vermittelt und abgewickelt werden Spotgeschäfte

nicht mehr ausschließlich zwischen Produzenten

bzw. Händlern und Verbrauchern auf traditionelle

Art. Für Kesselkohlen übernehmen diese Funktion

in wachsendem Umfang inzwischen fest etablierte

Handelsplattformen, Rohstoffbörsen und die ihnen

zuarbeitenden Brokerhäuser.

Langfristverträge wurden einst über Laufzeiten von

bis zu zehn Jahren abgeschlossen. Dabei wurden

meist direkt zwischen Produzenten und Endverbrau-

cher die jährlichen Bezugsmengen einschließlich

der Käufer- und Verkäuferoptionen sowie die Fest-

preise für das jeweils laufende Bezugsjahr festge-

legt. Die jährlich zu vereinbarende Preisfindung hat-

te unter Umständen auch zwischenzeitliche Kosten-

steigerungen zu berücksichtigen - eine Praxis, die

meist schon in den achtziger Jahren aufgegeben

wurde. Bezugsjahr war dabei das Kalenderjahr bzw.

in Ostasien oft das japanische Fiskaljahr (1.April -

31. März). Heute sind Langfristverträge allenfalls

noch auf Inlandsmärkten anzutreffen, z. B. zur

Belieferung zechennaher Kraft- oder Stahlwerke und

dort, wo langfristige gegenseitige Abhängigkeiten

zwischen Produzenten und Verbrauchern bestehen.

Am Weltmarkt hingegen hat sich inzwischen die

Gestaltung von Langfristverträgen unter dem

wachsenden Druck des Spotmarktes, vor allem für

Kesselkohlen, erheblich gewandelt. Ihre Laufzeiten

reichen heute kaum noch über die Frist von fünf

Jahren hinaus. Sie sichern dabei nur noch eine län-

gerfristige Zusammenarbeit der Vertragsparteien

in Rahmen potentieller Verkaufs- bzw. Bezugsrechte

über bestimmte Vertragsmengen (einschließlich

Käuferoptionen), solange man sich über einen

Bezugspreis einigen kann. In Anlehnung an den

aktuellen Spotpreis geben die Vertragspartner ihre

Angebote jeweils für ein Quartal ab, und kommt es

dabei zu keiner Einigung, entfällt die für das jewei-

lige Vierteljahr vorgesehene Lieferung. In Ostasien

wird zwar noch an jährlichen Vertrags- (contract-

bzw. marker-) preisen festgehalten, allerdings bei

stark rückläufigen Abschlüssen vor allem für Kessel-

kohlen.

Eine neue Variante zur langfristigen Preisfindung

bieten inzwischen auch die von Handelsplattformen

und Rohstoffbörsen für Spotmengen angebotenen

„futures“-Preise, auf die man sich im Voraus einigen

kann. Bei der physischen Beschaffung müssen die

Vorlaufzeiten berücksichtigt werden, die vom Ver-

tragsabschluss bis zum Eintreffen beim Kraftwerk

Vorlaufzeiten in der Kohlenlogistik für den Import nach Deutschland (in Wochen)

Australien

Indonesien/China

Südafrika

Kolumbien

Polen/Russland

Quelle: Kopal, Christoph: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007

13

13

10

9

8

1

1

1

1

1

6

6

3

2

1

4

4

4

4

4

2

2

2

2

2

Anmeldefrist Ladezeitfenster Seereise Binnentransport Insgesamt

43

benötigt werden. Die Tabelle zeigt einige Vorlauf-

zeiten für den deutschen Markt.

Einfluss der Strommärkte

In jüngerer Zeit veränderten sich die Strommärkte in

Europa, den USA wie auch in Fernost tief greifend.

Liberalisierung, Deregulierung und die damit ver-

bundene Aufgabe gesicherter Versorgungsgebiete

haben herkömmliche Marktstrukturen beseitigt und

den freien Wettbewerb der Stromerzeuger eröffnet.

Nunmehr gilt es für die Elektrizitätsanbieter, durch

optimierte Nutzung des eigenen Kraftwerksparks

bzw. durch Zukäufe konkurrenzfähige Strompreise

darzustellen, um Marktpositionen zu sichern bzw.

auszubauen. Dies zwingt die Kraftwerksbetreiber zur

Reduzierung auch der Brennstoffkosten. Dies gilt

vor allem für jene Anlagen, deren Primärenergiever-

sorgung wie bei der Importkohle häufig mit hohen

Transportkosten belastet sind. Es wird dann ver-

sucht, den Marktdruck an den Kohlenlieferanten wei-

ter zu geben. Dieser Zwang ist vor allem dann vor-

handen, wenn die Grenzkosten der Stromerzeugung

im Mittellastbereich die Strompreise bestimmen.

Die Entscheidung für die Errichtung neuer Stein-

kohlenkraftwerke ist auf liberalisierten und damit

kurzfristig orientierten Energiemärkten sehr viel

risikoreicher als zu Zeiten demarkierter Versorgungs-

gebiete mit gesetzlichen Versorgungsverpflich-

tungen. Kohlenkraftwerke sind Investitionsgüter,

die ihre Kapitalkosten nur über sehr lange Amorti-

sationszeiten verdienen können. Zwanzig und mehr

Jahre sind nötig, um bei angemessener Rendite

den Return des Kapitals zu schaffen. Danach haben

sie zwar in vielen Fällen zwar ein „goldenes Ende“,

wenn ihnen nicht vorher technische Innovation

oder neue Anforderungen z. B. im Umweltschutz ein

vorzeitiges Ende bereiten. Ansonsten sind Betriebs-

zeiten von 35 - 40 Jahren und darüber hinaus keine

Seltenheit.

Gaskraftwerke können hingegen zügiger errichtet

werden als Kohleanlagen und erfordern nur die

Hälfte der Investitionssumme verglichen mit einem

Steinkohlenblock. Entsprechend niedriger fallen die

Kapitalkosten aus. Dieser Vorteil kann im Wettbe-

werb nur durch niedrige Betriebs-, d. h. im Wesent-

lichen geringere Brennstoffkosten kompensiert wer-

den. Die überseeischen Kohlenproduzenten müssen

also Exportpreise bieten, die die Handhabungs- und

Verbrennungsvorteile von Gas und seine geringere

Belastung mit CO2-Zertifikatskosten ausgleicht.

Andererseits darf nicht vergessen werden, dass

außer in der EU-27 der Weltkesselkohlenmarkt keine

CO2-Zertifikatskosten zu tragen hat. Die internatio-

nalen Kohleproduzenten werden im Falle eines Ver-

käufermarktes ihre Produkte dorthin lenken, wo sie

den besten net–back–Preis frei Grube erzielen. Eine

Entscheidung für die Errichtung eines Steinkohlen-

kraftwerkes setzt überdies Strompreise voraus, die

eine langfristige Vollkostendeckung ermöglichen.

Hinzukommen müssen speziell in Deutschland stabi-

le Rahmenbedingungen für den Einsatz von Kohlen-

kraftwerken. Neben den Preisen von Gas, Kohle und

CO2-Zertifikaten spielt auch die langfristige Verfüg-

barkeit bzw. Versorgungssicherheit von Kohle und

Gas ein große Rolle.

Gezielte Subventionen in regenerative und dezentra-

le Erzeugungskonzepte stören die Entwicklung eines

marktwirtschaftlich orientierten Stromangebotes

und damit eines optimierten Kraftwerksparks unter

Einbeziehung von Steinkohlenanlagen.

Weniger komplex sind die Entscheidungen über

die Errichtung von Kohlenkraftwerken sowie die

Bedingungen für den Kohleneinsatz in den ostasia-

tischen Industrieländern. Dort genießt Importkohle

nach wie vor gegenüber eingeführtem Flüssiggas

einen erheblichen Preisvorteil. Auch sind dort nicht

- wie etwa in Europa - die Voraussetzungen für die

Schaffung eines gemeinsamen und integrierten Gas-

Versorgungsnetzes gegeben, da Japan, Taiwan und

Südkorea auf absehbare Zeit Inselmärkte bleiben

werden.

Risikomanagement

Angesichts der komplexer gewordenen Bedin-

gungen für den Steinkohlenhandel werden sowohl

bei der Beschaffung der Kohle, bei der Sicherung

der Seefrachten wie auch bei der Wechselkurssiche-

rung zunehmend jene Techniken des „risk manage-

ments“ eingesetzt, wie sie auf anderen Rohstoff-

märkten bereits seit längerem üblich sind.

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

44

„Hedging“-Transaktionen zur Abwendung finan-

zieller Schäden aus Liefer- und Charterverträgen

ergänzen den traditionellen Kohlenhandel ein-

schließlich der Seefrachten. Sie ermöglichen häufig

erst Abschlüsse und sichern diese ab. Dabei denken

die Akteure weniger in den Kategorien des phy-

sischen Handels als in denen des Papiergeschäfts.

Da die Volatilität sowohl im Steinkohlenhandel wie

auch im Befrachtungsgeschäft erheblich zugenom-

men hat, sind nunmehr zusammen mit anderen

Rahmenbedingungen auch die Voraussetzungen

dafür geschaffen worden, durch spekulative Ele-

mente, wie Swaps, Termin- und Optionsgeschäfte

nicht nur zusätzliche Abschlüsse zu initiieren, son-

dern auch einen wachsenden Anteil einst konventi-

onell zu Stande gekommener Abschlüsse auf diese

Weise abzuwickeln.

Größtes Hindernis für einen innovativen Kohlen-

handel war in der Vergangenheit das heterogene

Qualitätsspektrum des Handelsgutes Kohle. Abwei-

chend von anderen Rohstoffen, auf deren Märkten

Instrumente des Risikomanagements, standardi-

sierte Vertragsformen und auch Terminabschlüsse

bereits üblich sind, stehen bei der Kohle die große

Anzahl messbarer Qualitätsparameter und deren

unterschiedliche Bewertung durch die Verbraucher

- besonders bei Kokskohlen - derartigen Geschäften

im Wege.

Die Kesselkohle hingegen hat es geschafft, auch an

Rohstoffbörsen und internationalen Handelsplatt-

formen eine weltweit akzeptierte und gehandelte

„Commodity“ zu werden. Die physischen Voraus-

setzungen dafür wurden in jüngerer Zeit durch eine

Reihe hinsichtlich Herkunft, Qualität, Lieferort und

-bedingungen genau definierter und standardisier-

ter sog. „Kohlenindizes“ geschaffen; sie ersetzen

die bislang üblichen subjektiven Einschätzungen

und Interpretationen der Marktteilnehmer.

Zu diesen Kohlenindizes zählen im Steinkohlenwelt-

handel gegenwärtig u. a. folgende Indizes:

TFS API #2

NAR CIF ARA

Steinkohlenpreise für das jeweils nächste handelbare Kalenderjahr

2004 2005 2006 2007

USD/t

Quelle: RWE Trading

45

Basis: südafrikanische Kohle ex Richards Bay bei

Capesize–Fracht in die ARA– Häfen mit einem

unteren Heizwert von 6000 kcal/kg.

TFS API #4

NAR FOB RBCT

Basis: Südafrikanische Kohle fob Richards Bay mit

einem unteren Heizwert von 6000 kcal/kg.

Mc Closkey veröffentlicht zwei Preisindizes,

■ Nord–West–Europa „steam coal-marker“

■ asiatischer „markerprice“

die auf fob-Preisen Richards Bay (Südafrika) bzw.

Newcastle (Australien) ebenfalls auf der Standard-

qualität 6000 kcal/kg Hu beruhen und teils als Basis

für Preiseinschätzungen gewonnen werden. Die EU

veröffentlicht seit kurzem ebenfalls wieder Durch-

schnittsimportpreise für Kesselkohle und Kokskohle.

Neben diesen Indizes gibt es noch spezielle Preis-

notierungen für US–Kohle an der NYMEX sowie für

das Powder River Bassin.

Im Gegensatz zum konventionellen „physischen“

Kohlenhandel mit Abschlüssen und Optionen zu

Steinkohlenhandel

Physischer Handel

Optionen Futures

Kohlenderivate

OptionenSwaps

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

Kesselkohlenhandelsvolumen

seewärtig derivativ 2000 - 2006

Quelle: Perret Associates

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Mio. t

fob Newcastle

API#4

API#2

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

46

Festpreisen erlauben die Kohlenindizes nunmehr

auch den Handel an Börsen und Handelsplatt-

formen mit Kohlenderivaten, d. h. Papiertransak-

tionen mit zeitlich fluktuierenden OTC- (over the

counter), d. h. bid- und offer-Preisen. Dabei sind

Transaktionen auf Swap-, Futures- und Optionsbasis

möglich.

Das Volumen des Papierhandels hat sich seit 2000

expotential erhöht und beträgt in 2006 etwa das

2,5-Fache des physischen Kesselkohle-Welthandels.

Der Schwerpunkt des Papierhandels liegt im atlan-

tischen Raum. Es ist jedoch nur eine Frage der

Zeit, wann der pazifische Markt die Entwicklung

aufnimmt.

Die zumindest wöchentlich und monatlich veröf-

fentlichten OTC-Preise des atlantischen Marktes

haben auf dem Steinkohlenweltmarkt eine bis-

lang nicht vorhandene Transparenz geschaffen

und bestimmen inzwischen am atlantischen und

zunehmend auch im pazifischen Markt weitgehend

den Spothandel mit Kesselkohlen und dessen

Preisentwicklung. Auch für Lieferungen, die erst

mittelfristig erfolgen sollen, wird der dann zu zah-

lende Preis zunehmend an Hand des zwischenzeit-

lichen Verlaufs eines bestimmten Index ermittelt.

Dabei werden bei Vertragsabschluss die den Preis

bestimmenden Kriterien fest definiert. Darüber

hinaus erschließt sich für die Marktteilnehmer die

Möglichkeit, ihre Kohlenbezüge durch „hedging“

auch preislich abzusichern.

Abgewickelt werden derartige Transaktionen durch

Brokerunternehmen (z. B. TFS) oder Handelsplatt-

formen, wie die Ende 2000 von Kohlenproduzenten

und -verbrauchern ins Leben gerufene elektro-

nische Handelsplattform globalCOAL. Als ideales

Medium für dessen jüngste Variante bietet sich mit

seinen schnellen Zugriffsmöglichkeiten auf aktuelle

Marktdaten und Reaktionsmöglichkeiten der Inter-

nethandel an. Er hat den Commodity-Handel mit

Kohle erheblich beschleunigt und ihm zu rascher

Akzeptanz verholfen. Die Zahl, der im Kohlege-

schäft tätigen Unternehmen, hat sich in den letzten

Jahren erhöht.

Im Kohle-Derivate-Markt ist eine Reihe von Unter-

nehmen tätig, die sich in drei Gruppen gliedern:

■ Strom-Produzenten

■ Rohstoff-Unternehmen/Händler

■ Banken

Versorger

Constellation

EDF

E.ON

Essent

Nuon

RWE

Sempra

Vattenfall

Quelle: Perret Associates

BHP Billiton

Cargill

Glencore

Koch Metals

Louis Dreyfus

Noble

Peabody

Banken

Barcap

BNP Paribas

Deutsche Bank

Goldman Sachs

Macquarie Bank

Merrill Lynch

Morgan Stanley

Société Générale

Standard Bank

Anbieter/Händler

Wichtige Unternehmen im Kohle-Derivate-Markt

GFI

ICAP

Spectron

TFS

Tullet Prebon

globalCOAL

London Commodity Brokers

London

London

London

London

London

London

London

Singapur

Singapur

Singapur

Singapur

Singapur

Singapur

Singapur

5-10

5-10

<5

<5

5

5-10

<5

ja

ja

ja

ja

ja

ja

nein

ja

nein

nein

nein

nein

ja

ja

2000

2001

1999

1999

2007

2001

2005

Hauptsitz AndereKohlebüros

AnzahlPersonen

HandelPapier

Beginn derKohleaktivitäten

PhysischerHandel

Übersicht über im Kohlegeschäft tätige Broker-Unternehmen

Quelle: Perret Associates

47

höhere Energieeffizienz vor allem in EU-27-Regi-

onen lassen nur moderates Wachstum des Kohlever-

brauches erwarten. Langfristig wird allerdings der

südamerikanische und afrikanische Raum zulegen,

da hier ebenfalls große Teile der Bevölkerung bisher

keinen Zugang zu Strom haben.

Der Bedarf an Weltmarktkohle in Europa wird

allerdings wegen rückläufiger heimischer Steinkoh-

lenförderung steigen. Teils wird auch von Gas auf

Kohle umgerüstet wie z. B. in Italien.

In den USA ist tendenziell für die Küstenregionen

mit steigenden Importen zu rechnen, da das För-

deraufkommen der Appalachenreviere sinkt. Die

mittel- und südamerikanischen Länder steigern

zunehmend ihre Importe von Kesselkohle.

Der Kokskohlenmarkt dürfte nach einer Phase der

Konsolidierung wieder auf Wachstumskurs gehen.

Bisher war China weitgehend Selbstversorger bei

Kokskohle, sodass die Kokskohlennachfrage im

Weltmarkt im Wesentlichen durch die Stahlkon-

junktur in Nord- und Südamerika, den asiatischen

Industrieländern und Europa bestimmt war. Sollte

auch China zunehmend auf den Weltmarkt zugrei-

fen müssen, könnte sich das Wachstum beschleuni-

gen. Zurzeit steigert China allerdings seine Koksex-

porte.

Insgesamt sind die Voraussetzungen für ein wei-

teres Wachstum des Kohleweltmarktes vor dem Hin-

tergrund einer prosperierenden Weltwirtschaft als

sehr gut zu bezeichnen.

Setzen sich die Wachstumsraten der vergangenen

Jahre von 6 - 8 % fort, könnte die Nachfrage bereits

2010 - 2012 bis zu 1 Mrd. t im seewärtigen Stein-

kohleweltmarkt erreichen. Einschlägige Prognosen,

wie etwa der World Energy Outlook der IEA und

der International Energy Outlook 2007 der DOE/

EIA, gehen allerdings von einem deutlich verhal-

tenen Wachstumskurs aus.

Angebot

Die Kapazitätsauslastung der Exportgruben für Kes-

selkohle ist in den letzten Jahren angestiegen und

auch in 2007 setzt sich dieser Trend fort. Dies wird

Die wichtigsten sind in der folgenden Übersicht

genannt.

Während die Kohle-Derivative von 2000 - 2005 vor-

wiegend im OTC-Markt gehandelt wurden, bieten

seit 2006 EEX (Leipzig) und ICE-Futures (Atlanta)

eine Börsen basierende Handelsplattform an. In

2006 erreichten jedoch beide Börsen nur 1 % des

Gesamtmarktes an Kohle-Derivaten von 1,4 Mrd. t.

Perspektiven

Die Entwicklung der letzten Jahre des Kohlenwelt-

marktes hat alle Prognosen übertroffen und auch

das erste Halbjahr 2007 zeigt überdurchschnitt-

liches Wachstum.

Nachfrage

Der Kesselkohlenmarkt ist in den beiden letzten

Jahren (2005 - 2006) um 90 Mio. t oder 18 %

gewachsen. Dieses hohe Wachstum ergab sich aus

dem weiterhin dynamischen Wachstum des pazi-

fischen Raumes sowie aus dem konjunktur- und wit-

terungsbedingten Zuwachs im atlantischen Raum.

Auch hohe Gaspreise begünstigten den Verbrauch

von Weltmarktkohle.

Als Haupttreiber für das Wachstum der nächsten

Jahre wird weiterhin der asiatische Raum gesehen.

Während Japan, Südkorea und Taiwan inzwischen

ein moderates Wachstum aufweisen, steigt der

Bedarf von China und Indien sowie den anderen

asiatischen Schwellenländern stärker. Insbesondere

die chinesische Entwicklung steigender Importe

bei gleichzeitig rückläufigen Exporten fordert den

internationalen Markt. So überstiegen die chine-

sischen Importe von Kesselkohle erstmals im 1.

Quartal 2007 die Exporte.

Da Kohle auch weiterhin - auch auf höherem Preis-

niveau - günstiger als LNG ist und im pazifischen

Raum keine CO2-Zertifikate zu berücksichtigen sind,

werden in erster Linie Kohlekraftwerke für den

wachsenden Strombedarf der Bevölkerung gebaut.

Große Teile der asiatischen Bevölkerung besitzen

noch keinen Zugang zu Strom.

Im atlantischen Raum ist eher eine verhaltene Ver-

brauchsentwicklung zu erwarten. Die schwachen

Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes und

Welthandel

Weltmarkt für Steinkohle

48

von tendenziell von in letzter Zeit häufiger zu beo-

bachtenden Preisausschlägen begleitet.

Der pazifische Kesselkohlenmarkt wird in erster

Linie durch Indonesien und Australien versorgt.

Kleinere Anbieter sind Vietnam, Russland und Chi-

na mit abnehmender Tendenz. Allein Indonesien

und Vietnam haben zusammen ihre Exporte in

2005/06 um gut 80 Mio. t erhöht.

Australien und Indonesien haben weiteres Aus-

baupotential. Vor allem Australien dürfte nach

Überwindung der Infrastrukturprobleme bei

Inlandstransport und Hafenumschlag seine Position

erneut ausbauen. Auch Russland plant die Erweite-

rung seiner Fernost-Aktivitäten. Vietnam steigerte

bisher seine Exporte Jahr für Jahr, ist aber in erster

Linie für den südwestchinesischen Markt interes-

sant. Südafrika ist für Indien in den letzten Jahren

ein „swing-supplier“ gewesen.

Neben der Versorgung des pazifischen Marktes

liefern die pazifischen Produzenten - vor allem

Indonesien - größere Mengen schwefelarmer Kohle

in den atlantischen Raum. Dieser wird von Süd-

afrika, Kolumbien und Russland versorgt. Kleinere

Exporteure sind Polen, Venezuela, USA und Spitz-

bergen. Russland konnte seine Exporte in den

letzten Jahren jeweils um 6 - 8 Mio. t steigern und

dürfte auch weiterhin seine Exporte ausbauen.

Kolumbien erweitert seine Förderung und könnte

von 2010 - 2012 an die 100 Mio. t/a Exportvolumen

heranreichen. Südafrika baut derzeit sein Exportter-

minal Richards Bay von 72 Mio. t/a auf 91 Mio. t/a

aus. Nach einer Phase der Stagnation sollten auch

die südafrikanischen Exportmengen weiter steigen.

Die kleineren Exportländer tragen etwa 20 - 25

Mio. t/a zur Versorgung des atlantischen Marktes

bei. Dabei saldieren sich Rückgänge und Steige-

rungen. Mittelfristig dürfte sich dieses Volumen

nicht ändern. Insgesamt sind weltweit die Kokskoh-

lenkapazitäten, vor allem in Australien, noch nicht

ausgelastet.

Dies hat seine Gründe u. a. auch in Engpässen in

der Infrastruktur. Australien und Kanada bauen

aber ihre Infrastruktur und Exportkapazitäten

Welthandel mit Steinkohlen (Mio t. SKE)

Quelle: DOE/EIA, International Energy Outlook 2007, Washington 2007, Reference Scenario

202

661

238

795

283

953

557

670

459

2005 2015 2030

Kokskohle

Kesselkohle

49

Welthandel

weiter aus. Neue Projekte werden dazu in Indone-

sien, Mosambik, Kolumbien und Russland geplant,

sodass sich die Palette der Importländer mittelfri-

stig erweitern dürfte. Solange China nicht stärker

auf den Weltmarkt zugreift, dürfte das Angebot an

Kokskohle mittel- und langfristig voll ausreichend

sein, da die Stahlindustrie der Welt - ohne China -

moderater wächst.

Fazit

Das steile Wachstum des Kohleweltmarktes der letz-

ten Jahre hat vor allem bei Kesselkohlenkapazitäten

und bei der Infrastruktur (Inlandstransport/Verla-

dehäfen) zu hoher Auslastung geführt und treibt

die Preise in die Höhe.

Das derzeitige Preisniveau sollte jedoch trotz teil-

weise erheblichen Anstiegs der Produktionskosten

ein erneuter Anreiz sein, die Kapazitäten weiter aus-

zubauen. Insofern wird mittelfristig ein weiterhin

„flüssiger“ Welthandel bei Kessel- und Kokskohlen

gesehen.

Nach Langfristprognosen der IEA (Paris) und EIA

(Washington) soll der Welthandel bis 2030 weiter

steigen, aber langsamer als in den vergangenen

Jahren. So sieht die IEA langfristig 3 % als jährliche

Wachstumsrate, EIA sogar nur 1,5 %. Die jüngere

Vergangenheit hat jedoch immer wieder die Pro-

gnosen übertroffen.

Weltmarkt für Steinkohle

50

Kohlenexportländer

Australien

Allgemeines

Das Land ist ein demokratisch regierter Bundes-

staat innerhalb des Commonwealth mit gefestigten

Rechtsstrukturen. Australien gehört weltweit zu

den wichtigsten Produzenten und Exporteuren von

mineralischen und energetischen Rohstoffen. Ange-

sichts der riesigen unerschlossenen Reserven des

dünn besiedelten Kontinents und der stark wach-

senden Nachfrage der asiatischen Schwellenländer

4

5

6

7

8

1 Hunter Valley & Newcastle2 Western Coalfield3 Southern Coalfield4 Gunnedah Coalfield5 Bowen Basin6 Galilee Basin7 Surat Basin8 Moreton/Clarence Basin

Queensland

New South Wales

Collie Basin

Adelaide

Abbot Point

Hay Point/Dalrymple Bay

Gladstone

Brisbane

Newcastle

Sydney

Port Kembla

12

3

Perth

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

1.000 km

fördert die Regierung die Entwicklung des Berg-

baus und die Erkundung weiterer Lagerstätten. Das

Department of Mineral and Petroleum Resources

rechnet mit einer deutlichen Exportsteigerung bei

Kohle, Eisenerz, Gold, Aluminium und Nickel. Kohle

ist an den Ausfuhren des Landes bereits maßgeb-

lich beteiligt.

51

Kohlenexportländer • Australien

Reserven/Qualitäten

Nach Angaben der BGR besitzt Australien Hartkoh-

leressourcen von 153 Mrd. t und Hartkohlereserven

von 41 Mrd. t, insgesamt also ein Potential von 194

Mrd. t. Die derzeit bedeutendsten Kohlevorkommen

liegen in den Staaten New South Wales (NSW) und

Queensland (QL). Die nachgewiesenen Reserven

in NSW werden auf rd. 19 Mrd. t beziffert, davon

je 50 % im Tage- und Tiefbau gewinnbar. Die nach-

gewiesenen Reserven in QL betragen rd. 33 Mrd.

t, davon sind ca. 55 % im Tagebau, 45 % im Tief-

bau abzubauen. Sie werden derzeit von Australien

höher eingeschätzt.

Insgesamt belaufen sich die Reserven beider

Staaten also auf rd. 52 Mrd. t. Bei einer derzeitigen

Steinkohlenrohförderung von rund 400 Mio. t/a

beträgt die Reichweite ca. 130 Jahre.

Zu den wichtigsten Förderregionen von New South

Wales gehören die Hunter River- und Newcastle-

Reviere mit ihrer hochflüchtigen (>30 %) Kessel- und

Soft Coking- Kohle; dazu kommen noch das südliche

Kohlenfeld mit niedrigflüchtigen (22 - 25 %) Koks-

kohlen, sowie das westliche und das Gunnedah-

Kohlenfeld mit hochflüchtigen Kesselkohlen. In

Queensland ist das Bowen-Basin mit seinen niedrig-

bis mittelflüchtigen (18 - 28 %) Koks- und Kesselkoh-

len, aber auch anthrazitischen (12 - 18 %) Semisoft

Kokskohlen von herausragender Bedeutung. Dazu

kommen die Moreton- und Tarong-Becken mit hoch-

flüchtigen Kesselkohlen. Australische Steinkohlen

sind primär aschereich und bedürfen einer Aufberei-

tung. Sie sind in der Regel schwefelarm (< 1,0 %).

Förderentwicklung

Die Steinkohlenförderung Australiens erreichte in

2006 314 Mio. t und erhöhte sich gegenüber dem

Vorjahr. Die beiden Hauptförderregionen liegen an

der Ostküste Australiens. Queensland förderte im

Jahr 2006 177 Mio. t, New South-Wales 128 Mio. t.

Neben der ostaustralischen Steinkohleproduktion

werden in Viktoria noch ca. 70 Mio. t/a Braunkohle

(Murray Basin) produziert sowie ca. 9 Mio. t/a in

Westaustralien und Tasmanien.

Von der Steinkohlenförderung wurden 237 Mio. t

exportiert, rund 54 Mio. t werden im Inland ver-

braucht.

Der Inlandsverbrauch entwickelt sich angesichts

der hohen Braunkohleförderung verhalten, sodass

das Exportpotential von Australien auch mittel- und

langfristig nicht durch wachsenden Eigenbedarf

verringert wird.

Es bleibt abzuwarten, ob CTL-Projekte (Coal to

Liquid) im mittel- bis langfristigen Zeitraum in

Angriff genommen werden. Diese könnten aller-

dings auch auf Braunkohlenbasis oder mit nicht

Export orientierten Lagerstätten umgesetzt wer-

den.

Die exportorientierten Förderkapazitäten wurden in

2006 weiter ausgebaut.

Die Kapazität ist bei einem Exportvolumen von 237

Mio. t in 2006 mit 79 % ausgelastet. Es besteht

damit eine Kapazitätsreserve von 61 Mio. t/a bei

der Kohlenproduktion insgesamt.

Bei Kesselkohle beträgt die Auslastung aber 84 %

und die Kapazitätsreserve beläuft sich auf 21 Mio.

t/a.

Für die weitere Entwicklung ist eine lange Reihe

von Projekten bekannt geworden. Das Ausmaß und

das Tempo der Fördersteigerung wird weniger bei

Finanzierung und kostengünstigen Reserven gese-

hen, sondern ist vielmehr vom Ausbau der Infra-

struktur bei Eisenbahn und Häfen bestimmt.

Die australische Regierung in Canberra hat klar-

gestellt, dass der Ausbau der Infrastruktur im

Export orientierte Förderkapazitäten

2005 2006 Zuwachs Mio.t Mio. t Mio. t

Kokskohle

Kesselkohle

Gesamt

151

130

281

162

135

297

+11

+5

+16

Weltmarkt für Steinkohle

52

Wesentlichen eine Angelegenheit der australischen

Kohlewirtschaft und der Regionen ist, wenn sie die

Weltmarktchancen nutzen wollen.

Insgesamt ist derzeit ein Projektvolumen für Kes-

selkohle von rund 172 Mio. t/a für die nächsten 5

Jahre bekannt, von denen aber nur ein Teil realisiert

werden dürfte.

Die vier größten Kohleproduzenten fördern und

exportieren gut 55 % der australischen Steinkoh-

len. 24 % werden im Tiefbau und 76 % werden im

Tagebau gewonnen. Insgesamt werden rund 100

größere und kleinere Steinkohlegruben betrieben,

davon 51 in NSW, 42 in QL sowie sechs in Süd- und

Westaustralien und Tasmanien. Von den Gruben

arbeiten 37 im Tiefbau und 62 im Tagebau. Der

Anteil der Tagebaugruben hat sich in den letzten

Jahren stetig erhöht.

Im Tiefbau hat sich der Anteil der Fördermenge

aus dem besonders leistungsstarken Strebbau von

2001/02 auf 2005/06 um 10 % von 77 Mio. t auf 70

Mio. t vermindert.

Australien hat eine Koksproduktion von rd. 3,5

Mio. t, die weitgehend im Inland verbraucht wird.

Im Tagebau mit Tiefen bis zu 70 m kommen sowohl

die Dragline- (ein bis zwei Flöze) wie auch die Truck

& Shovel-Technik (mehrere Flöze) zum Einsatz. Im

untertägigen Bergbau, der Tiefen von 200 m errei-

chen kann, hat die Strebtechnik Einzug gehalten

und den einst üblichen Kammer/Pfeilerbau redu-

ziert.

Der Personalstand im australischen Steinkohleberg-

bau belief sich Ende 2006 auf 34.000 Beschäftigte.

Die Belegschaft hat sich damit von 24.000 Mann

Ende 2004 um rund 10.000 Mitarbeiter erhöht.

Dies wirkt sich negativ auf die Produktivität und die

Kosten aus.

Die Konzentration im australischen Bergbau setzt

sich weiter fort. *Die Tabelle zeigt die vier wich-

tigsten australischen Produzenten und Exporteure:

Diese vier Gesellschaften erbringen gut 167 Mio. t

der gesamten australischen Steinkohlenförderung.

In 2006 erwarb Peabody für 2 Mrd. AUD Excel-Coal,

CVRD kaufte die Bergbauaktivitäten von AMCI für

838 Mio. AUD. Auch chinesische Firmen interes-

sieren sich zunehmend für australische Kokskoh-

lengruben und erwerben kleinere Beteiligungen

an Bergbau-Gesellschaften. Die Produktivität in

verkaufsfähiger Tonne je Mann und Jahr der austra-

lischen Gruben ist sehr hoch und erreichte in 2006

folgende Werte:

Kostenentwicklung

Die australischen Gruben gehören zu den kosten-

günstigsten Steinkohle-Produzenten und –Expor-

teuren der Welt. Grundsätzlich sind die Flöze relativ

ungestört gelagert, größtenteils im Tagebau, teils

aber auch im Tiefbau in nicht zu großen Teufen

abbaubar. Die Entfernung zu den Häfen beträgt in

New South Wales 80 - 280 km, im Queensland 130

- 380 km. Insofern hat Australien beste Vorausset-

zungen seine Exportposition langfristig zu halten

und auszubauen.

Trotz dieser guten Ausgangslage werden in Zukunft

■ größere Entfernungen zu den Häfen

■ ungünstigere Verhältnisse Abraum/Kohle

Die größten Steinkohlenproduzenten Australiens

Unter- Gruben Förderung1) Exportenehmen Anzahl 2006 2006 Mio. t Mio.t

BHP-Billiton Ltd. 16 45 40

Rio Tinto Ltd. 8 37 31

Xstrata PLC 21 54 40

Anglo Coal Australia 7 31 20Pty Ltd

Gesamt 167 131

% von 53 55Australien 2006 314 237

1) anteilige Förderung

New South Wales

Queensland

Tagebau

14.000 t

10.000 t

Tiefbau

8.000 t

5.000 t

53

■ höhere Aschegehalte

■ bei höheren Preisen entsprechend höhere

Royalties

die Kosten steigen lassen. Teils sind auch höhere

Kosten für die Wasserversorgung einzuplanen.

Seit 2004 sind erhebliche Kostensteigerungen zu

verzeichnen. So haben sich Treibstoffe, Schmier-

mittel, Sprengstoffe und Ersatzteile insbesondere

für den Tagebau erheblich verteuert. Da neben der

starken Entwicklung des Weltkohlehandels auch die

Eisenerzproduktion und deren Welthandel boomen,

sind die Anlagenbauer und Lieferanten insbeson-

dere für „Truck-Shovel“ - Technik hoch ausgelastet

und können Preissteigerungen durchsetzen, hinzu

kommen Lohnsteigerungen.

Die Kosten unterscheiden sich in nach Tiefbau und

Tagebau sowie Kokskohlen und Kesselkohlen und

können nur in Bandbreiten angegeben werde.

Durch den sich abschwächenden US Dollar ist der

australische Bergbau in 2005/2006 unter erheb-

lichen Ergebnisdruck gekommen, da bei gleich

bleibenden US Dollar-Preisen weniger australische

Dollar erlöst wurden.

Die Transportkosten bewegen sich je nach Entfer-

nung in einer Bandbreite von 4 US $/t bis 14 US

$/t. Die Umschlagskosten im Hafen liegen zwischen

2 US $/t und 3 US $/t.

Die durchschnittlichen Kosten für Kesselkohle wer-

den wie folgt eingeschätzt (Fob-Verladehafen):

Kesselkohlen

Queensland

New South Wales

Kokskohle

Queensland

New South Wales

14-42

12-38

23-35

25-40

29-43

26-52

26-36

29-35

Tagebau

in US $/t

Tiefbau

in US $/t

Infrastruktur

Das starke Wachstum des Kohleweltmarktes in den

letzten Jahren und die besondere Beanspruchung

Australiens als Kokskohlenexporteur führten zu

Engpässen in den australischen Häfen, aber auch

bei den Eisenbahnen zeichnen sich zunehmende

Anspannungen ab. Es fehlen Waggons und Loko-

motiven.

Queenslands Steinkohlenbergbau ist durch ein

2000 km umfassendes Eisenbahnnetz mit den

Häfen verbunden. Fünf besondere Linien verbinden

über 40 Gruben mit den Häfen. New South Wales

besitzt zwei Kohlenlinien mit 1050 km Länge und

26 Verladestationen.

Australien verfügt über eine Reihe von Kohleexport-

häfen in NSW und QL. In 2006 wurden die Exporte

von 237 Mio. t über folgende Häfen abgewickelt:

Die Jahre 2005/2006/2007 sind von Warte-

schlangensituationen vor den australischen Häfen

gekennzeichnet, die in 2007 zu Spitzen von 200

wartenden Schiffen geführt haben.

Kesselkohlen

fob-Kosten2004/05

in US $/t 2006/07

in US $/t

22-38 30-54

NWS-Häfen

Newcastle

Port Kembla

Gesamt NWS

Queenslandhäfen

Dalrymple Bay

Hay Point

Gladstone

Abbot Point

Brisbane

Gesamt Queensland

Insgesamt

80.327

9.208

89.535

50.665

33.496

42.745

12.968

4.296

144.170

233.705

79.826

10.169

89.995

51.170

31.953

49.508

11.208

3.931

147.770

237.765

Exporthäfen Australiens

Exporte 2005in 1.000 t

Exporte 2006in 1.000 t

Kohlenexportländer • Australien

Weltmarkt für Steinkohle

54

Es hat aber ein massives Ausbauprogramm bei fast

allen Häfen eingesetzt, das in 2008/09 zu einer

Entspannung führen sollte.

Die in staatlicher Hand befindlichen australischen

Eisenbahnen unterstützen den Ausbau der Kohle-

kette. Die Queensland Rail, die die Kohlebahnen

in Queensland betreibt, hat ein Ausbauprogramm

angekündigt, das neue Verbindungslinien, Verdopp-

lung der Gleise in bestimmten Streckenabschnitten,

sowie den Kauf stärkerer Lokomotiven vorsieht, um

die Effizienz der Transporte sowie die Flexibilität zu

erhöhen.

Export

Australien hat seinen Export in den letzten Jahren

stetig auf nunmehr 237 Mio. t/a ausgebaut. Die

Kesselkohlenexporte stiegen auf 114 Mio. t/a, die

Kokskohlenexporte auf 123 Mio. t/a. Insbesondere

bei Kokskohle hat Australien mit einem Marktanteil

von 66 % eine überragende Stellung erreicht und

wird diese auch langfristig aufgrund der günstigen

Produktionskosten und hohen Reserven halten kön-

nen. Australische Kokskohlen werden aufgrund ihrer

Qualität in allen Roheisen erzeugenden Ländern der

Welt eingesetzt:

Australische Kesselkohlen haben ihren Absatzschwer-

punkt in Asien und sind aufgrund der weiten See-

wege in Europa nur bei sehr niedrigen Frachtratenun-

terschieden zu kolumbianischer und südafrikanischer

Kohle wettbewerbsfähig.

Ausbaupläne australischer Häfen in Mio. t

Hafen

Newcastle

Port Kembla

Dalrymple Bay

Hay Point

Gladstone

Abbot Point

Brisbane

Sonstige

Gesamt

89,0

14,0

60,0

40,0

45,0

15,0

5,0

-

268,0

105,0

14,0

68,0

44,0

68,0

21,0

5,0

-

325,0

130,0

14,0

85,0

57,0

88,0

50,0

5,0

30,0

459,0

Derzeitige Kapazität (2006)

KurzfristigeErhöhung

MittelfristigerAusbau

Bei den Kokskohlen hat Australien die Preisführer-

schaft und hier wiederum BHP/Mitsubishi. So gelang

es aufgrund des engen Angebotes zur Jahreswende

2004/2005, das Weltmarktpreisniveau für hard-

cooking-coal auf 125 US $/t fob anzuheben. Die

kleineren Exportländer verlangten wieder angemes-

sene Preisanpassungen. Inzwischen (2006/07) sind

die Preise auf 98 US $/t fob abgesunken.

Bei Kesselkohlen ist Australien einem breiteren Wett-

bewerb ausgesetzt und hat vor allem in Asien mit

China, Indonesien sowie zunehmend Vietnam und

Russland stärkere Konkurrenten.

Ausblick

Australien stellt sich den Herausforderungen eines

wachsenden Kohleweltmarktes. Durch die starke

Nachfrage nach Kokskohle wird Australien vor allem

bei hard-coking-coal gefragt sein. Es besitzt aber

das Potential bei Förderung und Infrastruktur, den

steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Langfristig wird Australien die führende Steinkohle-

nexportnation bleiben und könnte seine Exporte von

Kesselkohle und Kraftwerkskohle auf über

400 Mio. t/a ausbauen.

Exportentwicklung Australien 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t

Steinkohlenförderung 297 306 314

Steinkohlenexporte 225 234 237

Kesselkohlen 108 110 114 Kokskohlen 117 124 123

Exportquote in % 76 76 75

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 27,2 26,3 26,7

Sonstige europ. Länder* 1,9 1,2 3,1

Japan 101,9 104,8 103,3

Südkorea 30,1 30,2 23,6

Taiwan 18,8 21,9 22,7

Indien 16,6 19,0 18,9

*inkl. Angrenzender Mittelmeerländer

55

Indonesien

Allgemeines

Dynamischster Aufsteiger am Kohlenweltmarkt ist

Indonesien. Das Land zählt als viertgrößte Nati-

on der Erde zu den Wachstumsregionen der Welt,

wenngleich dessen Schwung deutlich nachgelassen

hat. Ausländische Geldgeber bevorzugen derzeit

wegen unzulänglicher Reformen des Bergrechts und

fragwürdiger Privatisierungsmaßnahmen (Indone-

sierung ausländischer Investitionen) die Volksrepu-

blik China als Anlageland. Insofern fehlt Indone-

sien vor allem langfristiges Investitionskapital. In

Kürze soll jedoch das indonesische Bergbau-Gesetz

fertig gestellt sein, das zukünftigen Investitionen

mehr Planungssicherheit geben soll.

Die Anfänge des Kohlebergbaus in Indonesien

reichen bis Anfang des 20. Jahrhunderts zurück.

Dieser bediente vor allem die von Dampfschiffen

betriebene Küstenschifffahrt. Die moderne Kohlen-

förderung wurde erst in den 80iger Jahren des ver-

gangenen Jahrhunderts aufgenommen und seither

Palembang

Sumatra

Bengkulu

Java

Tanjung Bara

SamarindaPadang

Telukbetung

Kalimantan

Balikpapan

Jakarta

Nota Baru/Nord-Pulau

1.000 km

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

stetig ausgebaut und in wachsendem Umfang in

den Export gelenkt.

Die Entwicklung des Kohlenbergbaus erfolgte

auf der „grünen Wiese“ und unter Lenkung des

damaligen Ministeriums für Bergbau und Energie

bzw. dessen Generaldirektion für Bergbau. Die in

Staatsbesitz befindlichen Kohlenreserven wurden

bis 1999 in drei Tranchen international zur Entwick-

lung ausgeschrieben, davon eine erste 1981 mit 11

Vertragsabschlüssen, die zweite 1993 mit 18 Kon-

trakten und eine dritte in 1997 mit 114 sog. „Coal

Contracts of Work“ (CCOW). Die „Kontraktoren“

verpflichten sich dabei zur Auf- und Untersuchung

der im Konzessionsgebiet befindlichen Kohlenla-

gerstätten, ggf. ihrer bergbaulichen Entwicklung

und erhalten ein exklusives Ausbeutungsrecht für

die Dauer von 30 Jahren bei einem Förderzins im

Wert (frei Grube) von 13,5 % der erzielten Erlöse.

Die Kontraktoren sind außerdem verpflichtet, nach

zehnjähriger Betriebszeit mindestens 51 % der

Kohlenexportländer • Indonesien

Weltmarkt für Steinkohle

56

Bergwerksanteile indonesischen Investoren zum

Kauf anzubieten. Von dieser Bestimmung waren in

2001 zwei ausländische Investoren (Rio Tinto/ BP

sowie BHP-Billiton) betroffen.

Die Mehrheit der bestehenden Gesellschaften

beruht auf CCOW der Generation I und repräsen-

tiert über 140 Mio. t, CCOW der Generation II etwa

50 Mio. t, CCOW der Generation III nur 10 Mio. t.

Die Kontrakte wurden bisher wie folgt umgesetzt

(Department Energy and Mineral Resources):

Die Kohlepolitik Indonesiens verhindert zumindest

derzeit, dass die internationale Konzentrationsbe-

wegung auf Indonesien übergreift. Insofern ist der

indonesische Steinkohlenbergbau ein wichtiges den

Wettbewerb belebendes Element im Weltmarkt.

Neben ausländischen und heimischen Investoren

entwickelte auch das Staatsunternehmen P.T. Tam-

bang Batubara Bukit Asam eine überwiegend für

den heimischen Markt bestimmte Produktion auf

Sumatra. Dieses Unternehmen soll langfristig priva-

tisiert werden.

Einer vierten Gruppe von Gesellschaften sind in jün-

gerer Zeit so genannte Abbaurechte (Mining rights

- MR) erteilt worden. Dies erfolgte nicht mehr durch

das Bergbauministerium bzw. dessen Generaldirek-

tion, sondern durch die Provinzbehörden, die dazu

ermächtigt wurden. Letztere führen die Bergauf-

sicht über die MR-Betriebe und vereinnahmen die

Royalties. Dabei handelt es sich um kleinere indo-

nesische Gesellschaften, die Abbaurechte in teils

noch unerschlossenen Gebieten halten. Insgesamt

wurden rund 442 MR vergeben. Davon haben 169

Gesellschaften Produktionsstatus erlangt und 273

Gesellschaften haben ihre MR`s noch nicht umge-

setzt. Ein Teil dieser kleineren Produktionen ver-

Aktiv Beendet Insgesamt

CCOW 1

CCOW 2

CCOW 3

Gesamt

10

12

60

82

1

6

54

61

11

18

114

143

kauft seine Förderung an die großen Exportspieler.

Insgesamt sind 525 Gesellschaften im Kohleabbau

aktiv oder inaktiv involviert.

Reserven/Qualitäten

Nach neueren offiziellen indonesischen Angaben

betragen die Kohle-Ressourcen rund 58 Mrd. t und

werden damit um 20 Mrd. t höher eingeschätzt als

in der letzten Ausgabe dieser Studie. Die Reserven

betragen 7 Mrd. t und liegen im Wesentlichen in

folgenden Provinzen:

Die Qualitäten der Ressourcen teilen sich auf in

■ Anthrazit 2,0 %

■ Steinkohle 49,6 %

■ Braunkohle 48,4 %

Für den Export kommen im Wesentlichen die

Steinkohlenvorkommen in Betracht, die allerdings

weitgehend in die Kategorie der subbituminösen

Kohlen fallen.

Hinsichtlich ihrer Qualität sind die indonesischen

Kohlen in der Regel asche- und schwefelarm, haben

jedoch wegen ihres nur geringen Inkohlungsgrades

einen hohen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen

und Wasser. Die Rohkohle bedarf jedoch in der

Regel keiner Aufbereitung, so dass einfaches Bre-

chen und Sieben zu Erzeugung eines marktfähigen

Produktes ausreichen. Die Kohle hat keine oder nur

minimale Verkokungseigenschaften, so dass sie

- von einigen Ausnahmen abgesehen - nur als Kes-

selkohle einsetzbar ist. Nur einige stärker inkohlte

Sorten eignen sich auch als Hochofeneinblaskohlen

(PCI). Die in den Export gelangenden Qualitäten

enthalten in der Regel 37 - 47 % Flüchtige Bestand-

teile, 1 - 10 % Asche und meist 15 - 22 % Wasser.

Provinzen

Süd-Sumatra

Ost-Kalimantan

Süd-Kalimantan

Insgesamt

Gesamt

22

20

9

7

58

2,6

2,4

1,8

0,2

7

Ressourcenin Mrd. t

Reservenin Mrd. t

57

Der Schwefelgehalt liegt unter 1 % und erreicht

im Extremfall nur 0,1 %. Der hohe Wassergehalt

bedingt einen relativ niedrigen Heizwert von meist

deutlich unter 6.000 Kcal/kg (roh). Nachteilig wirkt

sich auch die für den Einsatz im Kraftwerk hohe

Mahlhärte von 40 - 50 HGI aus, sowie eine gewisse

Neigung zur Selbstentzündung.

Förderentwicklung

Der indonesische Kohlenbergbau expandierte auch

in 2006 weiter, aller pessimistischen Einschät-

zungen zum Trotz, und erreichte nach offiziellen

Angaben rund 180 Mio. t (+ 37 Mio. t gegenüber

dem Vorjahr). Hinzu kommt noch eine nicht offiziell

erfasste Förderung (MR-Betriebe) von 20 - 30 Mio.

t, die teilweise von großen Gesellschaften aufge-

kauft wird. Damit dürfte die Gesamtproduktion bei

200 bis 210 Mio. t liegen, so dass insgesamt schät-

zungsweise eine Mehrförderung von 40 - 45 Mio. t

bzw. 25 % innerhalb eines Jahres erreicht wurde.

Von der Fördermenge gingen 171 Mio. t in den

Export und rund 42 Mio. t in den Inlandsverbrauch

in erster Linie für die Stromerzeugung (30 Mio. t)

und die Zementindustrie (6 Mio. t) und sonstiger

Bedarf (6 Mio. t). Andere inoffizielle Schätzungen

sprechen von einem Export von 155 bis 165 Mio. t

aber auch von 184 Mio. t in 2006.

Tendenziell werden sich die indonesische Förde-

rung und damit der Export mittel- bis langfristig

zu niedrigen Heizwerten hin bewegen. Die indone-

sische Produktion von 200 bis 210 Mio. t wird mit

■ 185 - 190 Mio. t in Kalimantan und

■ 15 - 20 Mio. t in Sumatra

erbracht. Vor allem die Produktion in Sumatra wird

für den Inlandsverbrauch benötigt, da die Lager-

stätten nahe dem Stromverbrauchszentrum im

bevölkerungsreichen Java liegen.

Die Produktion geht nunmehr mit 87 % in den

Export. Grundsätzlich sind alle indonesischen Koh-

levorkommen für den Export günstig gelegen. Eine

weitere Steigerung der Produktion ist mittelfristig

auf 300 Mio. t geplant.

Da Indonesiens Öl- und Gasreserven schrumpfen,

wird überlegt, verstärkt Kohle für die Verstromung

einzusetzen. Zum einen durch Neubau von Kohle-

kraftwerken, zum anderen durch Umrüstung von

Öl- und Gaskraftwerken auf Kohle. Insofern wird

mittel- bis langfristig ein höherer Inlandsbedarf

erwartet. Während der Export bisher im Wesent-

lichen von Kalimantan aus bestritten wird, sind die

Kohlereserven Sumatras, die nahe bei den indone-

sischen Verbrauchszentren liegen, bisher nur im

geringen Umfang in Anspruch genommen worden

und dürften vorrangig für den indonesischen Eigen-

bedarf entwickelt werden. Kalimantan-Kohle wird

deshalb auch langfristig für den Export zur Verfü-

gung stehen, und der indonesische Eigenbedarf

dürfte in den nächsten 5 - 10 Jahren die Exporte

nicht einschränken.

In Indonesien wird auch eine erste Anlage zur

Heizwertanreicherung niedrigkaloriger Kohlen

gebaut. Die Partner White Energy und die Bayan

Gruppe planen ein 5 Mio. t/a-Projekt. Die Heizwerte

der erzeugten Briketts sollen 5.500 - 6.100 kcal/kg

besitzen.

Insgesamt ist derzeit ein Projektvolumen für Kes-

selkohle von 38 Mio. t/a für die nächsten 5 Jahre

bekannt. Neben dem Ausbau der Kesselkohlenpro-

duktionen werden eine Reihe von Kokskohlenpro-

jekten in Ost- und Zentral-Kalimantan geprüft.

Auf die sechs großen Gesellschaften entfallen mit

122 Mio. t etwa 67 % der offiziellen Gesamtförde-

rung von 180 Mio. t.

Bei der Entwicklung des indonesischen Kohlenberg-

baus wurden seitens der Kontraktoren zwei unter-

schiedliche Konzepte verfolgt. Einerseits werden

- wie z. B. im Falle Kaltim Prima - nach konventio-

neller Art sämtliche Investitionen vom Bergbauun-

ternehmen getätigt und die Förderung in eigener

Regie betrieben. Der andere Weg - wie z. B. von

BHP-Billiton/Arutmin beschritten - sieht nur Investi-

tionen in die Infrastruktur der Grube, wie Straßen-

zugang, Stromversorgung, Brech- und Siebanlagen

sowie Verladeeinrichtungen vor, während die

Kohlenförderung einschließlich Abraumbewegung

Kohlenexportländer • Indonesien

Weltmarkt für Steinkohle

58

und Renaturierung des Geländes sowie der Kohlen-

transport (per Straße oder Binnenschiff) Fremdun-

ternehmern mit eigenem Personal zum Festpreis je

Tonne Kohle bzw. Kubikmeter Abraum übertragen

wird. Die Kohlenförderung wird nahezu ausschließ-

lich im Tagebau betrieben und bei Grubengrößen

von 2 - 15 Mio. jato gewonnen; daneben bestehen

jedoch noch zahlreiche kleinere Minen und Koope-

rativen mit einer Förderung von 0,5 - 1,0 Mio. jato,

welche den Großproduzenten bzw. Exporteuren

zuliefern. Abraumbewegung und Kohlengewinnung

werden überwiegend im Bagger/SLKW-Bergbau

(truck and shovel) betrieben.

Offizielle Produktivitätszahlen liegen nicht vor.

Anhand von Zahlen einiger führender Produzenten

lassen sich jedoch Abschätzungen vornehmen. Der

größte Teil der Förderung der Exportgruben wird

in leistungsfähigen Tagebauen erbracht und die

Leistungen dürften in einer Bandbreite von 6.000 -

12.000 t je Mann und Jahr liegen. Die großen Tage-

baue dürften noch höhere Leistungen erzielen.

Kostenentwicklung

Indonesien gehört zu den kostengünstigsten

Exportländern, da die Kohle nur im Tagebau abge-

baut wird.

Die Entfernungen zur Küste betragen 50 - 100 km.

Bisher sind nur leicht zugängliche Lagerstätten

abgebaut worden, von denen die Kohle über Flüsse

per Lastkahn oder per LKW zur Küste zu den Verla-

depunkten transportiert wurde.

Zum weiteren Ausbau der Produktion von tiefer im

Inland liegenden Reserven wird jedoch mittel- und

langfristig der Aufbau einer Eisenbahninfrastruktur

erforderlich, die sich auch bereits teilweise in Pla-

nung befindet.

Wie bei fast allen Steinkohleprodukten sind auch in

Indonesien zuerst die besten und am leichtesten

zugänglichen Reserven in Angriff genommen wor-

den.

Für den indonesischen Kohlebergbau sind deshalb

ebenfalls folgende Gründe für Kostensteigerungen

mittel- und langfristig zu sehen:

■ größere Entfernungen zur Küste

■ schlechteres Verhältnis Abraum/Kohle

■ schlechtere Qualitäten (niedrigerer

Heizwert)

■ dünnere Flöze

In den letzten Jahren (2001 - 2006) sind die Kosten

der indonesischen Gruben teils um 50 % gestiegen.

Da der indonesische Bergbau weitgehend auf dem

„Truck and Shovel“-Verfahren beruht, schlagen die

stark gestiegenen Treibstoffkosten und Reifenko-

sten besonders stark durch. Bis vor kurzem wurden

zudem die Treibstoffkosten von der Regierung

subventioniert. Zusammen mit dem Wegfall der

Subvention und dem weltweiten Anstieg der Treib-

stoffkosten sind diese bis zu 250 % gestiegen.

Auch die Personalkosten stiegen vor dem Hinter-

grund der Kosteninflation Jahr für Jahr stark an,

schlagen wegen des niedrigen Arbeitskostenanteils

in der Kostenstruktur aber nicht so stark durch.

Die indonesische Währung ist einer hohen Inflation

von 15 % je Jahr unterworfen und schwächt sich

gegenüber dem US-Dollar tendenziell ab. Obwohl

dadurch in Rupien die Erlöse stiegen, erhöhten sich

gleichzeitig die Kosten und verminderten so die

Gewinnmarge. Auch die Importe von Grubenausrü-

stung in US $ verteuerten sich entsprechend.

Die Förderkosten indonesischer Kohle liegen in

einer Bandbreite von 16 - 33 US $/t frei Grube.

Während der Inlandstransport mit 2,0 - 7,0 US $/t

Die größten Steinkohlenproduzenten Indonesiens

PT Adaro

PT Kaltim Prima

PT Kideco Jaya Agung

PT Arutmin

PT Berau Coal (KKS)

PT Indomico Mandiri

Gesamt

in % von

Indonesien gesamt

33,7

34,1

18,1

15,8

10,6

9,2

121,5

59

205,0

34,3

25,1

18,9

15,6

10,6

10,6

115,1

67

171

Förderung2006

Mio. t

Exporte2006

Mio. t

59

deutlich niedriger ausfällt als in Südafrika, liegen

die Kosten für den Hafenumschlag mit 2,0 - 4,5 US

$/t etwas höher. Zu den niedrigen Förderkosten

tragen nicht zuletzt die spezifischen Investitionen

der im zurückliegenden Jahrzehnt entwickelten

Exportkapazitäten bei, welche mit 20 - 25 US $/t

Jahresförderung zu den niedrigsten der Welt zählen

und damit z. B. nur halb so hoch waren wie die in

Südafrika. Ein Teil der Investition wird bei Einschal-

tung eines Kontraktors von diesen getragen.

Mittel- und langfristig ist der indonesische Bergbau

mit sich verschlechternden Abbaubedingungen und

einer hohen Abhängigkeit von steigenden Treib-

stoffkosten konfrontiert. Andererseits bestehen

aber auch erhebliche Rationalisierungspotentiale.

Besonders bei den großen Produzenten sind durch

die Ausweitung der Produktion sinkende spezi-

fische Kosten zu verzeichnen.

Langfristig dürften die Kosten weiter steigen.

Wegen der günstigen Lagerstättenverhältnisse

müsste Indonesien aber seine jetzt erreichte Markt-

stellung bei Kraftwerkskohle im Weltmarkt halten,

unter Umständen sogar noch leicht ausbauen kön-

nen.

Infrastruktur

Indonesien verfügt derzeit auf Kalimantan

über sechs größere Tiefwasserhäfen mit einer

Umschlagskapazität von 100 Mio. jato, welche die

Beladung von 60.000 - 180.000 DWT-Frachtern

zulassen. Dazu kommen landesweit zehn weitere

Kohlenterminals (u. a. Samarinda und Palikpapan)

mit einer Kapazität von insgesamt 60 - 70 Mio.

jato und einem Tiefgang, der in der Regel für

Panamax-Größen geeignet ist. Auch auf Sumatra

sind Umschlagskapazitäten vorhanden. Für kleinere

Schiffe gibt es darüber hinaus weitere zahlreiche

„off-shore“-Verlademöglichkeiten.

Kesselkohlen

fob-Kosten

18-37,5 20-44,5

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

Der Inlandstransport erfolgt bei Flussanbindung

mit Kähnen, die zwischen 3.000 DWT und 12.000

DWT liegen.

Die Vielzahl der Verlademöglichkeiten begünstigte

die starke Exportentwicklung. Ein weiteres Wachs-

tum ist langfristig auch von einer Verbesserung der

Infrastruktur (Bau von Eisenbahnlinien) abhängig,

da bisher nur die Kohlereserven in Angriff genom-

men wurden, die entweder küstennah liegen oder

eine gute Flussanbindung zum Weitertransport an

die Küste besitzen.

Für Indonesien gibt es keine offizielle Planung

über den Ausbau der Infrastruktur, doch die indo-

nesischen Unternehmen waren in 2006 so flexibel,

über 40 Mio. t zusätzlich zu verladen. Die Kunden-

struktur Indonesiens und seine Nähe zu den Ver-

brauchern begünstigt in Asien den Einsatz kleinerer

Handysize-Schiffe, da auch viele Importländer

Ostasiens nur kleinere Häfen besitzen, die keine

Capesize oder Panamax-Schiffe empfangen können.

Für den Export nach Europa kommen allerdings

nur Capesize- oder Panamaxschiffe in Frage, um

optimale Frachtraten zu erreichen. Insgesamt dürf-

ten die Exporte mit den bestehenden und den sich

ständig erweiternden Verlademöglichkeiten bewäl-

tigt werden können.

Export- und Hafenkapazitäten in Indonesien

Adang Bay

Banjarmasin

Kotabaru

Pulau Laut

Tanjung Bara

Tarahan

Gesamt

10 weitere kleinereKohleverladehäfen

20 „offshore“Verlademöglickeiten

Gesamtkapazität1) 126 1341) 1771)

12

10

10

10

20

14

76

50

12

6

14

22

28

2

84

50

12

7

15

30

34

3

102

75

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

1) geschätzt

Kohlenexportländer • Indonesien

Weltmarkt für Steinkohle

60

Export

Indonesien hat seine führende Weltmarktstellung

als Kraftwerkskohlenexporteur in 2006 weiter aus-

gebaut. Der Rückgang der chinesischen Exporte

konnte von Indonesien mehr als kompensiert

werden. Von der indonesischen Förderung gehen

schätzungsweise 2 - 3 Mio. t als PCI-Kohle in den

Markt. Schwerpunkt des indonesischen Exports ist

der pazifische Markt. Die Mengen in die europä-

ischen und amerikanischen Länder steigen aber

stetig:

Die größten Einzelabnehmer sind jedoch in Asien

vertreten. Hohe Zuwachsraten entwickelte China,

das in 2006 schon 6 Mio. t importierte.

Der Export wird sich somit weiter nach oben entwi-

ckeln. Der Inlandsbedarf hingegen wächst nur lang-

sam, da sich viele Kraftwerksprojekte verzögern.

Kohlenexporte nach Märkten

Pazifik

Europa

Amerika

Gesamt

91

12

3

106

110

15

4

129

141

25

5

171

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

Schwerpunkt der Exportproduktion wird Kalimantan

bleiben.

Ausblick

Der indonesische Kohlebergbau hat in den letzten

Jahren seine dynamische Entwicklung fortgesetzt

und alle Prognosen übertroffen und sich inzwischen

mit großem Abstand zu Australien als wichtigster

Kesselkohlenexporteur der Welt etabliert. Für den

mittelfristigen Zeitraum ist ein Ausbau der Förde-

rung auf 280 Mio. t geplant, bis 2025 auf 370 Mio.

t. Für den Inlandsbedarf sollen vorrangig nied-

rigkalorige Kohlen genutzt werden, so dass auch

mittel- und langfristig Indonesien ein bedeutender

Exporteur bleiben dürfte.

Exportentwicklung Indonesien 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t

Steinkohlenförderung 135 153 205

Kesselkohlenexporte 105 129 171

Exportquote in % 78 84 87

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 12,4 15,2 24,7

Japan 22,7 27,3 32,8

Südkorea 11,7 14,4 20,8

Taiwan 17,7 17,9 24,4

Indien 10,7 16,3 19,8

Hongkonk 7,4 9,4 10,5

61

Russland

Allgemeines

Der russische Kohlenbergbau hat einen tief greifen-

den Strukturwandel hinter sich. Im Zeitraum 1993 -

2001 wurden Kapazitäten von 173 Mio. jato stillge-

legt und andererseits 57 Mio. jato neue Kapazitäten

entwickelt. Die Mitarbeiterzahl sank in diesem

Zeitraum von gut 800.000 auf heute ca. 250.000

Beschäftigte im Bergbau. Dieser Prozess wurde

durch ein Restrukturierungsdarlehen der Weltbank

in Höhe von 1 Mrd. US $ flankiert. Nach starkem

Förderrückgang ist der russische Bergbau wieder

auf einen stetigen Wachstumspfad zurückgekehrt

und weitgehend privatisiert.

Reserven/Qualitäten

Die BGR beziffert die Hartkohleressourcen Russ-

lands auf 2.662 Mrd. t, und die Hartkohlereserven

auf 70 Mrd. t. Damit besitzt Russland mit 2.732

Mrd. t eines der größten Steinkohlenpotentiale der

Welt. Weite Teile der im asiatischen Teil liegenden

Vorräte sind noch wenig erforscht (z. B. Tunguska-

Becken). Sie verteilen sich auf insgesamt sechs

Steinkohlenregionen mit Petschora/Nord, Donbass,

Kuzbass, Kansk-Atschinsk, Fernost und Nordost. Die

UralDonbass

Ust Luga

Murmansk

Vostochny

Moskau

Kuzbass

Petschora

Vanino

IrkutskBasin

Süd Yakutien Becken(Fernost)

Tingussky Becken

Taymyr Becken

Zyryanka Becken

2.000 km

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Rohkohlen haben im Mittel Heizwerte von 4.900-

5.700 Kcal/kg (roh), 17 - 25 % Asche und 0,9 - 1,1 %

Schwefel. Über Lagerungsverhältnisse, Flözmäch-

tigkeiten und Abbaubedingungen in den Kohlenre-

vieren ist im Einzelnen wenig bekannt.

Förderentwicklung

Russland konnte seine Produktion in 2006 weiter

steigern und erreichte rund 309 Mio. t. Die Tage-

bauförderung wuchs um 5 Mio. t auf 200 Mio. t, die

Tiefbauproduktion von 106 Mio. t auf 109 Mio. t.

Die Produktion setzt sich wie folgt zusammen:

Produktion Russland

Kokskohle

Kesselkohle

Gesamt

2005 2006

70

230

96

50

9

75

300

70

239

103

52

9

75

309

Kohlenexportländer • Russland

Weltmarkt für Steinkohle

62

Der Schwerpunkt der russischen Steinkohlenför-

derung liegt im Kemorovo-Gebiet (Kuzbass) mit

174 Mio. t in 2006, davon 94 Mio. t Tagebau und

80 Mio. t Tiefbau. Anfang 2007 beteiligte sich

Gazprom an dem größten Produzenten SUEK.

Hintergrund ist vor allem eine Zusammenarbeit

in der Stromerzeugung. Inwieweit das Vorhaben

gesellschaftsrechtlich abgeschlossen ist, ist nicht

bekannt.

Von der Produktion gehen rund 90 Mio. t oder 29 %

in den Export, 219 Mio. t werden im Inland ver-

braucht.

Die durchschnittliche Gewinnungstiefe der Unter-

tagebetriebe liegt bei 500 - 550 m. Hauptsächliche

Abbaumethode war dort bereits in 1980 mit 85 %

der Strebbau. Der Rest entfiel auf Blockbruchbau

und hydromechanische Gewinnung. Die Förde-

rung im Tagebau erfolgt bei Braunkohlen mittels

Schaufelradbagger, bei Steinkohlen im Bagger/

SLKW-Betrieb. Aufgrund der hohen Mechanisierung

ist die Roh-Steinkohle stark verunreinigt und muss

aufbereitet werden. Etwa zwei Drittel der Rohförde-

rung werden daher in Aufbereitungsanlagen nach-

behandelt. Dies betrifft sämtliche Kokskohlen und

einen Großteil der Kesselkohlen. Die Aufbereitung

erfolgt überwiegend in Setzmaschinen (50 %) und

erst nachrangig (30 %) mittels Schwertrübeverfah-

ren. Die dabei erzeugten und auch exportfähigen

Produkte erreichen nachstehende Qualität: Die Kes-

selkohlen sind mit 27 - 34 % mittel- bis hochflüch-

tig, enthalten 11 - 15 % Asche und 8 - 15 % Wasser.

Ihr Heizwert liegt bei 6.000 - 6.200 Kcal/kg (roh)

und der Schwefelgehalt ist mit 0,3 - 0,6 % günstig

wie auch die Mahlhärte mit 55 - 67 HGI. Kokskohlen

hingegen besitzen mit flüchtigen Bestandteilen

von 19 - 42 % eine erhebliche Bandbreite. Ihre

Aschegehalte liegen zwischen 8 - 11 % bei 6 - 10 %

Wasser und 0,5 - 0,8 % Schwefel. Die Verkokungsei-

genschaften sind mit 7 - 9 FSI gut.

Die 6 größten Kohleproduzenten fördern 55 % der

russischen Kohle.

Die Leistungen je Mann und Jahr bei den Tage-

bauen liegen zwischen 1000 - 3000 t/Mann/Jahr

und bei den Tiefbaugruben zwischen 500 - 2000 t/

Mann/Jahr. Bei den Tagebauen werden auch Spit-

zenwerte bis zu 8000 t/Mann/Jahr erreicht. Der

russische Bergbau hat noch erhebliches Rationali-

sierungspotential und kann durch die Kombination

von niedrigen Löhnen und verbesserter Techno-

logie auch weiterhin günstige Kosten frei Grube

aufweisen.

Kostenentwicklung

Die für den Export von Kesselkohle in Frage kom-

menden Gruben, im Wesentlichen aus Kemorovo,

gewinnen die Kohle weitgehend im Tagebau.

Die Produktionskosten der Tagebaue sind niedrig

und lagen in einer Bandbreite von 5 - 26 US $/t

und gehören damit zu den günstigsten Gruben der

Welt.

Die großen Entfernungen der Hauptfördergebiete

für Exporte (z. B.Kemorovo) - rund 4000 km sowohl

an die Ostsee als auch an die Fernost-Häfen - sind

eine schwere Hypothek. Die tatsächlichen Trans-

portkosten bleiben unbekannt. Die der Kohlen-

industrie berechneten Frachtraten stiegen von

rund 10 US $/t im Jahr 2000 auf nunmehr 25 US

$/t in 2007 an. Im Vergleich zu kanadischen und

US-amerikanischen Eisenbahnkosten sind sie damit

allerdings immer noch günstig.

Teilweise sind die Exporte auch durch hohe Trans-

portgebühren und Umschlagskosten in außerrus-

sischen Ländern und Häfen belastet, die insgesamt

zwischen 7 - 11 US $/t betragen können.

Die größten Steinkohlenproduzenten Russlands

SUEK

Kuzbassrazrezugol

Yuzhkuzbassugol

Yakutugol

Vorkutaugol

LuTEK

Gesamt

in % von Russland

89,4

41,4

16,1

9,5

6,8

5,5

168,7

55309

Förderung 2006Mio. t

63

Langfristig sind keine besonderen Faktoren erkenn-

bar, die die Kosten frei Grube besonders ungünstig

beeinflussen. Entscheidend für die Exportfähigkeit

der russischen Kohle dürfte die Entwicklung der

Transportkosten bleiben. Bei Marktschwankungen

haben sich die russischen Eisenbahnen stets flexi-

bel in der Preisgestaltung gezeigt um die Transport-

Volumina zu erhalten. Der Waggonbestand bedarf

aber dringend der Erneuerung.

Die fob-Kosten dürften sich in den letzten Jahren

vor allem durch Transportkosten weiter erhöht

haben und werden wie folgt geschätzt:

Infrastruktur

Die den Kohlenbergbau bedienende Infrastruktur

ist relativ gut entwickelt und arbeitet zuverlässig.

Sie ist jedoch geprägt und belastet durch die groß-

en Bahnentfernungen zu den Verbrauchszentren

in Westrussland bzw. zu den Exporthäfen. Diese

betragen zwischen 2.000/2.400 km (Petschora)

und 3.500/4.500 km (Kuzbass) bzw. 3.000 km zu

den Pazifikhäfen. Nach Auflösung der Sowjetunion

verlor Russland sowohl in der Ostsee wie auch im

Schwarzen Meer seine traditionellen Kohlenexport-

häfen an die baltischen Staaten und an die Ukraine,

so dass die Ausfuhren in wachsendem Umfang

auf neue Häfen umgelenkt werden. Dazu zählen

im atlantischen Raum der Ausbau von Murmansk

(6 Mio. jato) auch für den Kohlenexport sowie der

bislang unvollendete Hafenneubau Ust-Luga bei

St. Petersburg mit einer Kohlenumschlagsleistung

von 8 Mio. jato und Abfertigungsmöglichkeiten von

Panamax-Frachtern. Auch in Fernost wird die Erhö-

hung der Umschlagskapazität des Capesize-Hafens

Vostochny von gegenwärtig von 16 Mio. t auf 25

Mio. t geplant. Im nördlichen Japanischen Meer

wurde 2001 mit dem Bau des neuen Kohlenhafens

Vanino mit einer geplanten Umschlagskapazität

von 10 Mio. jato begonnen.

Kesselkohlen

fob-Kosten

21-45 40-60

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

Derzeit werden sowohl in den baltischen als auch

russischen Häfen eine Reihe von Ausbaumaß-

nahmen geplant, um mit dem wachsenden Export

Schritt zu halten Zunehmend engagieren sich Pro-

duzenten bzw. deren Handelshäuser (z. B. Suek,

Mechel, Krutrade) an Investitionsvorhaben in den

Häfen.

Durch die hohen Transitgebühren und Umschlags-

sätze der baltischen Häfen bedingt, wickelt Rus-

sland seine Exporte verstärkt über Murmansk ab.

Auch der Ostsee-Hafen Ust-Luga wurde stärker

genutzt. Trotzdem musste der Hafen Tallin (Muuga)

stärker für den Export herangezogen werden, um

die wachsende Nachfrage zu befriedigen.

Bei Eisenbahnwaggons gab es Engpässe. Dabei ist

zu berücksichtigen, dass der russische seewärtige

Kohlenexport in den letzten 4 Jahren um 33 Mio. t

gestiegen ist. Es werden aber verschiedene Anstren-

gungen unternommen, die Engpässe zu beseitigen.

Export

Die Kohlenexporte erhöhten sich in 2006 weiter auf

89,9 Mio. t, davon gingen 6,7 Mio. t über die grüne

Grenze in CIS-Länder. Der Export zu den anderen

Ländern betrug 83,2 Mio. t. Hiervon waren 76,8

Mio. t seewärtige Exporte und 6,4 Mio. t landsei-

tige Exporte. Die Gesamtexporte von 89,9 Mio. t

gliedern sich auf in rund 14 Mio. t Kokskohle und

PCI-Kohle und 76 Mio. t Kesselkohle und Anthrazit.

Der seewärtige Export von 76,8 Mio. t gliedert sich

auf in 9 Mio. t Kokskohle und PCI-Kohle und rund 68

Mio. t Kesselkohle. Im Fernen Osten wurden 18,3

Mio. t Kohle verschifft, davon rund 5 Mio. t Kokskoh-

le, in den europäischen Raum gingen entsprechend

59 Mio. t, davon rund 5 Mio. t Kokskohle und PCI-

Kohle.

In Europa steigerte vor allem Großbritannien seine

Importe russischer Kohle und trug somit wesentlich

für den Exportzuwachs Russlands bei. Aber auch

Deutsch land nahm erheblich mehr russische Kohle

ab.

Wegen der hohen Frachtvorbelastung von im

Durchschnitt 25 US $/t benötigen die russischen

Kohlenexportländer • Russland

Weltmarkt für Steinkohle

64

Exportkapazitäten in den russischen Häfen von 44

Mio. t in 2006 auf 155 Mio. t in 2020 auszubauen.

Die russische Kohleproduktion soll von heute rund

310 Mio. t bis 2020 auf 440 - 460 Mio. t, davon 357

- 377 Mio. t Kesselkohle (inkl. Braunkohle) und 83

Mio. t Kokskohle, steigen. Mit diesen Plänen dürfte

sowohl ein steigender Inlandsbedarf als auch ein

zusätzlicher Export zu decken sein.

Entwicklung der Exporte Russland 2004-2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t

Kohlenförderung 283 300 309

Steinkohlenexporte* 60 68 77

Kesselkohlen 53 60 68

Kokskohlen 7 8 9

Exportquote in % 23 23 25(nur seewärtig)

*in Ländern außerhalb der ehem. UdSSR, nur seewärtig

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 32,0 37,0 50,3

Türkei 6,5 7,0 6,5

Rumänien 2,5 3,0 1,7

Japan 9,3 10,7 11,0

Südkorea 5,1 3,3 5,0

Exporte ein hohes internationales Preisniveau. Mit

einem Welt-Marktanteil von 11,4 % im seewärtigen

Kesselkohlenweltmarkt ist Russland inzwischen ein

bedeutender Spieler und die Exporte wären kurzfri-

stig nicht ohne weiteres zu ersetzen. Die Qualität

der russischen Exporte hat sich kontinuierlich ver-

bessert.

Ausblick

Mittel- und langfristig dürften die Exporte Russ-

lands weiter steigen, Vor allem der Fernost-Markt

ist für Russland durch nachlassende Exporte Chinas

interessant.

So beabsichtigt Russland, trotz Vorbelastung durch

hohe Inlandstransportkosten und Transitgebühren

seinen Export zu erhöhen und plant seine Kohle-

Häfen Russland

Ostseehäfen und Nordrussland

Murmansk

Vysotsk

Riga

Ventspils

Tallin (Muuga)

St. Petersburg

Ust-Luga

Sonstige

Mariupol

Tuapse

Yuzhny

Sonstige

Vostochny

Vanino

Sonstige

Gesamt

Gesamt

Südrussland und Ukraine

Russland Fernost

8,9

3,1

9,4

3,9

2,3

2,5

0,5

0,6

2,6

3,1

5,0

3,1

14,4

-

0,8

11,0

3,5

10,8

46

4,4

2,5

0,5

0,6

2,0

3,0

4,7

4,1

14,1

0,3

2,1

11,1

4,0

10,7

3,9

7,5

1,9

3,5

0,7

1,8

3,1

4,8

5,5

15,4

0,5

2,4

31,2 43,337,9

13,8 15,213,8

Gesamt 16,5 18,315,2

Gesamt (alle) 68,2 76,860,2

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

65

Südafrika

Allgemeines

Die südafrikanische Wirtschaft entwickelt sich wei-

ter positiv und profitiert von der weltweiten guten

Nachfrage nach Rohstoffen. Nach wie vor bestehen

aber noch große strukturelle Probleme wie Arbeits-

losigkeit und Wohnungsmangel. Auch die Aids-

Krankheit ist ein Problembereich. Die Währung hat

sich stabilisiert und gegenüber dem Dollar an Wert

gewonnen, was andererseits geringere Erlöse für

die Rohstoffexporte in heimischer Währung bedeu-

tet. Da die meisten Rohstoffpreise aber noch stär-

ker als die Aufwertung gestiegen sind, haben sich

die Margen der Rohstoff- und Kohleproduzenten

verbessert.

Die Gewinnung von Bodenschätzen in Südafrika

war bis vor kurzem dem sog. Grundeigentümer-

Bergbau vorbehalten, d. h. die Gewinnungsrechte

lagen beim Land-Eigentümer. Staatliche Kontrolle

wurde lediglich im Rahmen gesetzlicher Genehmi-

gungsverfahren und Bergaufsicht ausgeübt; ein För-

derzins (royalty) für Bergbaubetreiber an den Staat

fiel damit nicht an. Weite Landstriche befanden

Lesotho

Johannesburg

Port ElisabethKapstadt

East London

Durban

Richards Bay

Maputo

PretoriaGaborone

4 5

6

78

1 Limpopo2 Waterberg3 Western Soutpansberg4 Central Soutpansberg5 Eastern Soutpansberg6 Springbok Flats7 Springs – Witbank8 Kangwane9 O.F.S. – Vierfontein10 Vereeniging – Sasolburg11 South Rand12 Highveld13 Mpumalanga14 Klip River15 Utrecht16 Vryheid17 Nongoma18 Somkele19 Molteno – Indwe

1

23

11

910

19

14

1213

1615

18

17

1.000 km

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Swaziland

sich im Besitz der großen Bergbaugesellschaften,

was auch für die Kohlenvorkommen des Landes

zutrifft. In 2002 einigten sich die Regierung und

Bergbauunternehmen auf ein neues Berggesetz.

Danach werden alle Bodenschätze des Landes in

Staatseigentum überführt. Derzeitige und künftige

Bergbaubetreiber müssen ihre Abbaurechte erneut

beantragen, verbunden mit gesetzlichen Auflagen.

Lagerstätten, die gegenwärtig nicht ausgebeutet

werden bzw. deren kurzfristiger Abbau durch den

Grundeigentümer nicht beantragt ist, werden ggf.

auch an andere Interessenten vergeben. Damit soll

die oft jahrzehntelange Blockade nicht genutzter

Bodenschätze durch die Grundeigentümer aufge-

hoben und dem Bergbau und der Beschäftigung

auch durch kleinere, mittelständische Unternehmen

neue Impulse verliehen werden. Die Philosophie

des Black Economic Empowerments (BEE) soll so zu

einer starken Beteiligung der afrikanischen Bevöl-

kerung auch am südafrikanischen Bergbau führen.

So konnten eine Reihe von neuen Gesellschaften

Abbaurechte erwerben und auch die großen Unter-

Kohlenexportländer • Südafrika

Weltmarkt für Steinkohle

66

nehmen geben Teilbereiche an die Gesellschaften

der BEE ab bzw. bieten Beteiligungen an Tochterge-

sellschaften und Teilbereichen an.

Vor allem den neuen kleinen Gesellschaften fehlt

es aber an Know-how und Finanzmitteln, sodass die

erhoffte Fördersteigerung durch BEE-Gesellschafter

bisher nicht eingetreten ist, aber nach Überwinden

der Anlaufschwierigkeiten sich entwickeln dürfte.

Reserven/Qualitäten

Nach Angaben der GBR werden die südafrika-

nischen Hartkohleressourcen auf 115 Mrd. t

geschätzt. Die Reserven betragen 49 Mrd. t, so

dass sich insgesamt ein Potential von 164 Mrd. t

ergibt. Bei weiter steigender Förderung werden in

30 -50 Jahren voraussichtlich einige der qualitativ

besten Lagerstätten wie die Witbank-, Highveld-,

Ermelo- und KwaZulu/Natal Reviere erschöpft sein.

Das Reserverevier Waterbank ist in jüngeren Schät-

zungen in seinen Reserven erheblich niedriger ein-

gestuft worden.

Bei einer zukünftigen Produktion von 330 Mio. t

und Reserven von 49 Mrd. t ergibt sich aber nichts-

destoweniger eine Reichweite von insgesamt rund

150 Jahren.

Die insgesamt elf Kohlenfelder erstrecken sich von

der Grenze zu Botswana in der Northern Province

über die Provinzen Gauteng, Mpumalanga, und

Freestate bis nach Kwazulu/Natal im Südosten.

Dabei konzentrieren sich 83 % der Vorräte auf die

Reviere Witbank, Highveld, Vereeneging/Sasolburg,

Ermelo und Waterberg. Während die erstgenannten

vier Reviere mit knapp 600 Bahn-Kilometer noch

relativ nahe zur Küste am Indischen Ozean liegen,

verdoppelt sich die Entfernung für das an der Gren-

ze zu Botswana gelegene Waterberg Revier auf

1.120 km.

Die südafrikanischen Steinkohlen zählen zu den

sog. Gondwana-Kohlen der erdgeschichtlichen

Perm-Periode und wurden in einem gemäßigten Kli-

ma abgelagert. Dem entsprechend sind sie relativ

aschereich und müssen zumindest für den Export

aufbereitet werden. Sie verfügen - wenn überhaupt

- nur über begrenzte Verkokungseigenschaften und

sind insofern niedrig- bis mittelflüchtige (16 - 29 %)

und relativ (< 1 %) schwefelarme Kesselkohlen.

Förderentwicklung

Die Produktion von verwertbarer Kohle stieg in

2006 um rund 2 Mio. t auf 247 Mio. t und soll nach

Angaben des „Minerals Bureau“ bis 2010 auf 290

Mio. t erhöht werden. Davon sollen dann 90 Mio. t

in den Export und 200 Mio. t in den Inlandsmarkt

gehen.

In 2006 erwarb das spanische EVU Fenosa 70 %

der Aktien von Kangra. Kangra produziert 3 Mio. t/a

und hat ein Exportrecht von 1,65 Mio. t an RBCT.

In den Nachbarstaaten Botswana, Mozambik und

Zimbabwe steigt das Interesse am Aufbau von Koh-

leproduktionen.

Die Inlandsmärkte in Südafrika verbrauchten in

2006 folgende Mengen:

Der Inlandsbedarf in Südafrika steigt in Zukunft, da

die Stromerzeugung auf Basis von Kohle ausgebaut

werden soll. Es bestehen aber auch Pläne, verstärkt

Kernenergie zu nutzen. Zur Zeit wird zur Deckung

des Strombedarfes gemeinsam mit und in Botswa-

na ein großes Kohlekraftwerk mit angeschlossenen

Gruben geplant, das sowohl Strom nach Botswana

als auch nach Südafrika liefern soll.

Wichtig für einen weiteren Anstieg des Inlandbe-

darfes könnte auch ein weiterer Ausbau der Koh-

leverflüssigung sein. Bei hohen Ölpreisen ist die

Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine weitere Anlage

gebaut wird.

Verbrauch der Inlandsmärkte

Stromerzeugung

Synthetische Treibstoffe(Sasol)

Industrie/Hausbrand

Metallurgische Industrie

Gesamt

106,0

41,5

18,0

6,5

172,0

108,6

43,8

18,2

5,1

175,7

2005in Mio. t

2006in Mio. t

67

beutung im Tagebau unwirtschaftlich sind, werden

oft anschließend im Tiefbau gewonnen. Die flache

Flözlagerung begünstigt einen Abbau in Tiefen von

kaum mehr als 200 m. Angewandte Bergbautechnik

ist dabei der Kammer/Pfeiler-Bergbau (room and

pillar), auf den über 90 % der Tiefbauförderung ent-

fallen, während die Strebtechnik nur in Ausnahme-

fällen eingesetzt wird. Im Kammer/Pfeiler-Betrieb

dominiert die Kohlengewinnung mittels Fräslader,

aber auch der mechanisierte Abbau durch Bohren

und Schießen kommt gelegentlich noch zum Ein-

satz. Der Tagebauanteil beträgt etwa 65 %, der

Tiefbauanteil 35 %.

Die Produktivität beträgt durchschnittlich etwa

5.000 t/Mann/Jahr, größere Gesellschaften errei-

chen teils 7.000 t/Mann/Jahr. Spitzenwerte können

bis zu 10.000 - 13.000 t/Mann/Jahr erreichen.

Kostenentwicklung

Auch Südafrika hat steigende Kosten zu verzeich-

nen. So stiegen in den letzten Jahren (2005 - 2007)

die Lohnkosten um 7 - 8 % pro Jahr an. Auch Treib-

stoffe/Schmiermittel verteuerten sich, und erheb-

lich ungünstigere Abraum/Kohle-Verhältnisse sind

zu verkraften. Die Kosten liegen in einer Bandbreite

von 16 - 28 US $/t.

Die Transportkosten (6 - 10 US $/t) erhöhten sich

dagegen nur moderat, ebenfalls die Umschlagsko-

sten (rund 2 US $/t). Da im Tagebau in Südafrika

der Abraum überwiegend mit „Draglines“ abge-

räumt wird, schlagen die Erhöhung der Dieselpreise

nicht so stark durch wie bei der Abraum-Beseiti-

gung mit „Truck and Shovel“(Bagger/SLKW). Die

Kosten dürften sich wie folgt entwickelt haben:

Durch den fortschreitenden Abbau der Reserven

ist langfristig bei der Gewinnung nicht mit Kosten-

sprüngen nach oben zu rechnen. Sollten die wei-

ter entfernt liegenden Reserven des Waterberg-

Kesselkohlen

fob-Kosten

24-36 26-40

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

In den letzten Jahren blieb die Förderung stabil.

Nunmehr wird aber ein weiterer Produktionsschub

erwartet. Zurzeit sind Projekte für die nächsten 5

Jahre mit einem Volumen von 40 Mio. t/a geplant.

Das Exportterminal Richards Bay soll von 72 Mio.

t auf 91 Mio. t ausgebaut werden. Die Nachfrage

nach zusätzlichen Exportkapazitäten war groß und

überzeichnet. Insgesamt sollte es möglich sein, bei

der geplanten Produktion sowohl den wachsenden

Inlandsbedarf als auch höhere Export zu decken.

Derzeit bauen allerdings Anglo Coal, BHP/Billiton

und Xstrata-Coal ihre Produktion in Kolumbien stär-

ker aus als in Südafrika.

In Südafrika hat sich im Rahmen der BEE mit

EXXARO ein neues bedeutendes Unternehmen

geformt: Es umfasst u. a. die Aktivitäten der

früheren Eyesizwe Coal und Kumba Coal und hat

sich mit 24 Mio. t/a in 2006 unter die großen Pro-

duzenten in Südafrika eingereiht.

Zu den wichtigsten Förderregionen zählen die

Witbank, Highveld, Vereeneging/Sasolburg, Erme-

lo und Waterberg - Reviere mit einem Anteil von

gegenwärtig 98 % der Gesamtproduktion. Die

Kohle wird sowohl im Tage- wie im Tiefbau gewon-

nen. Die Tagebaue erreichen Tiefen von bis zu 60

m, wobei die geringe Flözanzahl von max. 5, meist

jedoch nur 2 - 3, den Dragline-Bergbau begünstigt,

auf welchen zwei Drittel der Tagebauproduktion

entfallen. Truck- und Shovelbergbau hingegen

kommt vor allem im Mehrflözbergbau des Waterber-

greviers zum Einsatz. Lagerstättenteile, deren Aus-

Die größten Steinkohlenproduzenten Südafrikas

Unternehmen 2006

Anglo Coal

BHP-Billiton Plc.

SASOL

Exxaro

Xstrata Plc.

Gesamt

% von Südafrika

59

52

47

24

21

203

82247

19

21

4

2

13

59

8669

Förderung2006

Mio. t

Export2006

Mio. t

Kohlenexportländer • Südafrika

Weltmarkt für Steinkohle

68

Vorkommens in den Export einbezogen werden,

sind höhere Transportkosten zu erwarten.

Die Dollar-Rand-Relation hat sich von 12 Rand je

US-Dollar in 2001/02 auf 7 Rand je Dollar in 2007

verbessert. Dies übt einen erheblichen Margen-

druck auf die Ergebnisse in Rand der südafrika-

nischen Produzenten aus.

Infrastruktur

Etwa zwei Drittel der Kohlenproduktion werden als

ungewaschene Rohkohle oder Mittelgut in nahe

gelegenen Kraftwerken bzw. Anlagen zur Kohlen-

verflüssigung (minemouth operations) verbraucht,

sodass hierfür - zumindest unter Transportaspekten

- keine besondere Infrastruktur vorgehalten werden

muss. Dies gilt jedoch nicht für den Kohlenexport:

In der Erkenntnis, dass Südafrika über Kohlenreser-

ven verfügt, welche über Jahrzehnte hinaus nicht

nur den heimischen Bedarf zu decken vermögen,

entschieden sich Regierung und Bergbaukonzerne

in den siebziger Jahren für eine nachhaltige Ent-

wicklung der Kohlenausfuhr und zur Erstellung

einer modernen Infrastruktur.

So existieren heute insgesamt drei Bahnkorridore

zu den am indischen Ozean gelegenen Exporthäfen

Richards Bay, Durban und Maputo (Mosambik).

Wichtigste Verbindung ist heute die 600 km lan-

ge und von der staatlichen COALlink betriebene

Normalspur-Linie vom Witbank-Revier nach Richards

Bay, die seit ihrer Inbetriebnahme in 1976 bis Ende

2006 bereits 1,5 Mrd/t Kohle transportierte. Die

elektrifizierte Bahn verfügt derzeit über eine Kapa-

zität von 72 Mio. jato, wobei täglich zwölf Ganzzü-

ge mit einem Fassungsvermögen von bis zu 16.800

t verkehren. Von untergeordneter Bedeutung

bleiben dem gegenüber die Schmalspur-Bahnlinien

nach Durban und Maputo. Während nach Richards

Bay weitgehend standardisierte Kesselkohlen in

großen Mengen gelangen, werden über die beiden

anderen Linien spezielle Sorten in kleineren Men-

gen, wie Anthrazit und abgesiebte, stückige Kohlen

für den industriellen Bedarf und Hausbrand beför-

dert. Die Regierung plant mittelfristig die Privatisie-

rung des Bahnverkehrs.

Die Kohlenhäfen werden seit jeher von Privatunter-

nehmen betrieben. Sie verfügen derzeit über eine

Umschlagskapazität von insgesamt 78 Mio. jato.

Wichtigster davon ist der Richards Bay Coal Termi-

nal mit einem Umschlagsvermögen von 72 Mio.

jato, der Capesize-Schiffe abfertigen kann. Eigner

und Betreiber ist ein Gemeinschaftsunternehmen

der sieben größten südafrikanischen Kohlenprodu-

zenten. In den Häfen Durban und Maputo hinge-

gen können nur Panamax-Schiffe und Handysize-

Schiffe beladen werden.

Derzeit ist der Ausbau von Richards Bay von 72

Mio. t/a auf 91 Mio. t/a beschlossen. Allerdings

wird das Terminal wegen erheblicher Defizite im

Eisenbahnverkehr derzeit nur mit etwa 65 Mio. t/a

(90 %) ausgelastet. An dem Terminal sollen neben

dem bisherigen Partnern auch die Partner des

South Dunes „Coal-Terminal“-Projektes sowie so

genannten Common User beteiligt werden, die

im Rahmen der „Black Economic Empowerment“-

Bestrebungen in den Kohleexport drängen.

Der beschlossene Ausbau des Exportterminals

Richards Bay verlangt auch von der staatlichen

Eisenbahn (Spoornet) den Ausbau der Kapazität

von derzeit 72 Mio. t auf mittelfristig 91 Mio. t/a

(bis 2010).

Exportrechte am Richards Bay Coal Terminal nach Ausbau

Mio. t %

RBCT = Richards Bay Coal Terminal

Ingwe

Anglo Coal

Xstrata-Coal

Total

Sasol

Kangra

Eyesizwe

SDCT = South Dunes Coal Terminal

Sonstige Exporteure (inkl. BEE)

Common Users (inkl. BEE)

Total

79,13

29,62

21,74

16,54

4,49

3,96

1,82

0,96

6,59

9,89

4,39

100,0

72,00

26,95

19,78

15,06

4,09

3,60

1,65

0,87

6,00

9,00

4,00

91,00

69

Die ursprünglich geplante Kapazität von 92 Mio.

t wurde in 2006 leicht um 1 Mio. t auf 91 Mio. t

reduziert. Die Alteigentümer besitzen 79 % der

Ausfuhrallokationen.

Die Versteigerung von 5 Mio. t Exportrechten stieß

auf ein Anfragevolumen von 26,85 Mio. t/a seitens

südafrikanischer BEE-Gesellschaften.

Der Export von rund 69 Mio. t in 2006 erfolgte über

die Häfen Richards Bay (RBCT), Durban und Mapu-

to.

Während RBCT mit 66,5 Mio. t erheblich unter sei-

ner Sollkapazität von 72,0 Mio. t arbeitete, konnte

Durban nach Vollendung des Umbaus der Verlade-

anlagen den schwachen Umschlag von 2005 mit

0,8 Mio. t etwas verbessern und erreichte wieder

1,4 Mio. t in 2006.

Export

In 2006 konnte Südafrika erneut sein Exportpoten-

zial nicht ausschöpfen. Die seewärtigen Exporte

sanken um 2 Mio. t auf 69 Mio. t.

Aber auch die landseitigen Exporte nach Mozam-

bique waren rückläufig.

Exporte über Südafrikanische Häfen

RBCT

Durban

Maputo

Gesamt

65,9

1,1

0,9

67,9

69,2

0,8

1,1

71,1

66,5

1,4

1,1

69,0

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

Europa blieb mit 59,7 Mio. t der größte Markt, inkl.

der Lieferungen in den Mittelmeerraum (7,2 Mio. t)

beträgt dieser Markt rund 86 % des südafrika-

nischen Exportabsatzes. Die größten europäischen

Verbraucher waren Großbritannien, Spanien und

Deutschland mit je rund 8 Mio. t.

Ausblick

Die Bedeutung Südafrikas im Weltsteinkohlenmarkt

stagnierte in den letzten Jahren. Der beschlossene

Ausbau von Richards Bay auf 91 Mio. t und die

hohe Nachfrage nach Exportrechten zeigen, dass

der südafrikanische Bergbau optimistisch in die

Exportzukunft schaut.

Die Gründung vieler BEE-Gesellschaften dürfte

mittelfristig wieder zu einer Steigerung der süd-

afrikanischen Produktion führen. Südafrika hat das

Potential sowohl steigenden Inlandsbedarf als auch

zusätzliche Exporte zu decken.

Exportentwicklung Südafrika 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t

Steinkohlenförderung 243 245 247

Steinkohlenexporte 68 71 69

Kesselkohle 66 70 68 Kokskohle 2 1 1

Exportquote in % 28 29 28

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 52,6 54,3 52,3

Israel 6,9 5,2 4,8

Marokko 1,8 2,1 0

Türkei 1,6 1,6 1,9

Taiwan 1,4 1,6 0,1

Struktur der Übersee-Exporte in 2006 in Mio. t

Kraftwerkskohle

Anthrazit

Kokskohle

Gesamt

¹� inkl. angrenzender Mittelmeerländer

67,0

0,8

1,2

69,0

Gesamt

4,1

-

-

4,1

Asien

4,5

0,4

0,3

5,2

Sonstige

58,4

0,4

0,9

59,7

Europa¹

Kohlenexportländer • Südafrika

Weltmarkt für Steinkohle

70

China

Allgemeines

In den Jahren 2003/2004 hat sich der „China-

Faktor“ auf den Weltmärkten für Rohstoffe, Ener-

gie und Transportdienstleistungen unübersehbar

bemerkbar gemacht. Vor dem Hintergrund hoher

Nachfrage in China und einem Wachstum des Brut-

tosozialproduktes von im Durchschnitt 9 % stieg

die Rohstahlproduktion von 127 Mio. t in 2000 auf

422 Mio. t in 2006. Gleichzeitig erhöhte sich der

Eisenerzimport im gleichen Zeitraum von 70 Mio. t

auf 362 Mio. t. Mit der wachsenden Elektrifizierung

1.000 km

Alma Ata

Chengdu

Kunming

Chongqin

Hongkong

Guangzhou

WuhanShanghai

Lianyungang

Shijiusuo/Rhizao

QingdaoTianjin

Peking

Qinghuangdao

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

und einer Zunahme der Stromnachfrage von 10 -

15 % je Jahr stieg u. a. auch der Bedarf an Kohle

und Kupfer. Diese Nachfrage stieß auf knappe

Kapazitäten im Weltmarkt und führte zu steigenden

Energie- und Rohstoffpreisen auf breiter Front.

Der Primärenergieverbrauch erreichte in 2006 2,6

Mrd. t SKE, davon wurde gut 70 % bzw. 1,8 Mrd. t

SKE von Kohle bestritten.

Die Kraftwerkskapazität ist in 2006 auf 622 GW

angewachsen, davon zu 78 % im wesentlichen

71

Kohle gefeuerte Anlagen. Bis 2020 soll die Kapa-

zität auf 1.500 GW verdoppelt werden. Die 1,3

Mrd Chinesen verbrauchen derzeit 2.200 kWh je

Einwohner, Deutschland 6.400 kWh je Einwohner.

Die Kohleaktivitäten Chinas werden vom „Bureau of

Energy“ koordiniert, das der National Development

and Reform- Commision unterstellt ist.

Reserven/Qualitäten

Chinas Kohleressourcen sind praktisch unermesslich

und unterscheiden sich erheblich nach Kohlenarten

und Qualitäten.

Die GBR weist für China Hartkohlenressourcen von

4.200 Mrd. t und Reserven von 167 Mrd. t aus, also

insgesamt ein Potential von 4.367 Mrd. t. Neueste

Informationen von offiziellen chinesischen Vertre-

tern sprechen von 5.500 Mrd. t Ressourcen, von

denen heute ca. 1.000 Mrd. t wirtschaftlich abbau-

bar sind. Aus diesen Vorräten sind heute 200 Mrd. t

nachgewiesene Reserven.

Die Vorkommen sind überwiegend (60 %) juras-

sischen bzw. karbonischen (25 %) Alters, d. h.

wurden vor 140 - 205 bzw. 290 - 360 Mio. Jahren

abgelagert und waren seither mehreren Phasen

der Gebirgsbildung ausgesetzt. Daher zeichnen

sich auch oberflächennahe Lagerstätten durch eine

starke Flözneigung aus, so dass die im Tagebau

gewinnbaren Vorräte relativ gering sind und die

Kohlegewinnung überwiegend im Tiefbau erfolgt.

Die Bandbreite der Kohlequalitäten reicht von

anthrazitischen über niedrigflüchtige bis zu hoch-

flüchtigen Steinkohlen. Nur 12 % der Steinkohleres-

sourcen sind mittel- bis hochflüchtige Kokskohlen,

während der Rest (63 %) weitgehend auf hochflüch-

tige Kesselkohlen entfällt. Geografisch konzentrie-

ren sich die Kohlenressourcen auf Nordchina, wobei

48 % allein in den Provinzen Hebei, Shanxi und der

Inneren Mongolei liegen.

Förderentwicklung

Vor dem Hintergrund des rasanten Wirtschafts-

wachstums musste auch die Stei nkohleförderung

weiter gesteigert werden und erhöhte sich in 2006

um 135 Mio. t/a auf 2.326 Mio. t.

Die Kokereikapazität wird auf 320 Mio. jato in 2006

geschätzt und soll in 2007/2008 weiter ausgebaut

(+ 30 bis 40 Mio. t) werden. Die Kokereikapazität ist

damit schlecht ausgelastet. Teilweise sind auch die

Garungszeiten in veralteten Anlagen zu lang und

weisen damit eine schlechte Produktivität aus.

Die Kohleproduktion wird zunehmend mit staatlich

verordneten Abgaben für Rekultivierung, Gruben-

sicherheit und Exploration belastet. Die Kohleför-

derung soll aber weiter gesteigert werden. Gegen-

wärtig sind Projekte mit einem Volumen von 800

Mio. jato als Ersatz- und Zusatzkapazität in Bearbei-

tung. Bis 2010 soll eine Förderung von 2,6 Mrd. t

erreicht werden. Voraussichtlich wird diese Marke

überschritten werden. Optimistische Schätzungen

gehen von bis zu 3 Mrd. t in 2010 aus. Die Produkti-

on wird überwiegend im Tiefbau erbracht.

In 2006 gab es bereits eine Produktion von 705

Mio. t (nach chinesischen Angaben), die einen

Mechanisierungsgrad von rund 100 % aufweisen.

Die Leistungen je Mann und Jahr bewegen sich in

einer Bandbreite von 200 - 20.000 t.

Die Konzentrationsprozesse in der chinesischen

Kohleindustrie setzen sich fort.

So beinhaltet der 11. Fünf-Jahresplan (2006 -2010)

folgendes:

■ 5 - 7 große Kohlegesellschaften über 100

Mio. t/a zu formen

■ die Zahl der kleinen Gruben auf 10.000 zu

begrenzen

■ bis 2007 7.000 Kleingruben zu schließen

■ 13 Kohlelogistikzentren zu bilden, an die

38 große Gruben angebunden sind

Kohleproduktion China

Staatsgruben

Provinzgruben

Kleinbetriebe

Gesamt

1.070

305

815

2.190

1.126

308

892

2.326

+5,1

+1,0

+9,4

+6,2

2005in Mio. t

2006in Mio. t %

Kohlenexportländer • China

Weltmarkt für Steinkohle

72

In 2006 produzierten die 8 größten Kohleunter-

nehmen 590 Mio. t bzw. rund 25 % der Gesamt-

förderung, die 32 größten Unternehmen 1023

Mio. t bzw. 44 % der Gesamtförderung. Über die

geplanten 13 Kohlezentren sollen in 2010 2.240

Mio. t und damit 86 % der dann geplanten 2.600

Mio. t abgewickelt werden. Insgesamt steigt mit

diesen Maßnahmen der Konzentrationsgrad der chi-

nesischen Kohlewirtschaft erheblich an.

China verbraucht den größten Teil seiner Produk-

tion selbst und hat einen hohen Eigenbedarf. Seit

2003 haben sich die Exporte rückläufig entwickelt.

Im 1. Quartal 2007 importierte China erstmals

mehr Kohle als es exportierte.

Der Inlandsverbrauch entwickelte sich wie folgt:

Kostenentwicklung

Repräsentative Kosten für China sind praktisch nicht

feststellbar. Die Palette des Kohleabbaus reicht

von handbetriebenen Kohlestollen bis zu hochef-

fizienten Tief- und Tagebaugruben, die vermutlich

keinen Vergleich mit den besten australischen und

Die größten Steinkohlenproduzenten Chinas 2006

Shenhua

Datang

China National Coal

Yanzhou

Pingdingshan

Lu`an Mining

Gesamt

% von China

137

62

91

38

33

32

393

172.326

FörderungMio. t

indonesischen Operationen zu scheuen brauchen.

Es ist davon auszugehen, dass Exportkohle nur von

leistungsfähigen Gruben stammt.

Die Lohnkosten steigen aber auch in China. So

wachsen die Durchschnittslöhne in Shanxi von

2005 auf 2006 um 24 %. Im Durchschnitt verdiente

ein Bergbauarbeiter 2800 US $ im Jahr bzw. 234 US

$ im Monat.

Die fob-Kosten Export orientierter Gruben liegen in

einer großen Bandbreite.

Mittel- und langfristig werden die Kosten weiter

steigen. In den für den Export geeigneten Gruben,

dürften sich ähnliche Kostenerhöhungen entwickeln

wie bei den führenden Export-Nationen.

Infrastruktur

Die Kohlenindustrie Chinas stützt sich inzwischen

auf eine in jüngerer Vergangenheit zielstrebig

ausgebaute und leistungsfähiger gewordene Infra-

struktur. Dazu zählt zunächst der Bahnverkehr,

durch welchen in 2006 insgesamt rund 1,1 Mrd. t

über eine durchschnittliche Entfernung von 550 km

befördert wurden.

Die seewärtigen Kohlenhäfen Chinas dienen sowohl

der Inlandsversorgung durch die Küstenschifffahrt

wie auch dem Kohlenexport. Dazu kommen noch

zahlreiche Flusshäfen, deren Umschlagsmengen

nicht bekannt sind. Der Bedarf der südchinesischen

Küstenregionen wird auf 460 Mio. t geschätzt; er

wird weitgehend von Nordchina aus bedient.

Die Infrastruktur Chinas wird derzeit weiter massiv

und zügig ausgebaut.

So wird z. B. die Dagin-Linie um 50 Mio. t (Datong-

Quinhuangdao-Port) auf gegenwärtig 250 Mio. t

und weiter in 2010 auf 300 Mio. t ausgebaut. Auch

die Kapazität der Shenshuahuang-Linie (Shanxi-Hu-

Kraftwerke

Stahlindustrie

Bau/Zementindustrie

Sonstige

Gesamt

970

257

306

291

1.824

1.127

350

332

323

2.132

1.274

404

365

328

2.371

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

fob-Kosten2004/05in US $/t

2006/07in US $/t

25-40 27-42Kesselkohlen

73

Kraftwerkskohle, Kokskohle und Anthrazit nahmen

an dieser Entwicklung teil.

Die größten Abnehmer von Kraftwerkskohle waren

Japan mit 17 Mio. t, Süd-Korea mit 15 Mio. t und

Taiwan mit 13 Mio. t. Nach Europa wurden prak-

tisch keine Mengen verschifft. Bei Kokskohle waren

Japan mit 2 Mio. t und Südkorea mit 1,5 Mio. t die

größten Kunden. Dies trifft auch für Anthrazit zu

(Japan 1,9 Mio. t, Südkorea 2,6 Mio. t).

Der Koksexport wurde um knapp 2 Mio. t auf 14,5

Mio. t gesteigert.

Der Import von Kohle erhöhte sich um rund

12 Mio. t. Dabei ist eine differenzierte Entwicklung

festzustellen:

China ist bei Kokskohle - anders als beim Eisenerz

und anderen Metallen - weitgehend Selbstversorger

und verzeichnete rückläufige Importe, die vor allem

zu Lasten Kanadas gingen. Die Kesselkohlenimpor-

te - die Anthrazite (Vietnam) werden weitgehend

auch zur Stromerzeugung eingesetzt - erhöhten sich

insgesamt um rund 14,4 Mio. t.

Der Saldo aus Export und Import entwickelte sich

wie folgt (in Mio. t):

anghua-Port) soll von gegenwärtig 95 Mio. t/a auf

200 Mio. t/a erhöht werden. Infrastruktur-Projekte

werden in China rigoros durchgesetzt.

Der Seehafen-Umschlag in China betrug allein an

Kohle 407 Mio. t in 2006. Er gliedert sich auf in:

■ 78 Mio. t Export von Kohle/Koks

■ 38 Mio. t Import von Kohle

■ 291 Mio. t Umschlag zum Weitertransport

ins Inland zu anderen chinesischen See-

und Flusshäfen.

Die Aufgliederungszahlen für 2006 für die einzel-

nen Häfen liegen noch nicht vor.

Engpässe in den Häfen sind in China für den Export

bisher nicht aufgetreten. Sollte China wieder stär-

ker exportieren, wäre die Infrastruktur dafür vor-

handen.

Export

Der Export war in 2006 erneut rückläufig und ist

auf rund 63 Mio. t gesunken. Alle Qualitäten, d. h.

Kohleverladehäfen in China 2005

Quinhuangdao

Tianjin (Xingang)

Qingdao (Tsingtao)

Rizhao (Shijuso)

Lianyungang

Huanghua

Sonstige

Gesamt

169

241

187

56

61

68

38

820

145

69

8

20

12

67

50

371

Gesamtumschlagin Mio. t

davon Kohlein Mio. t

Kohleimporte nach Qualitäten

Kraftwerkskohle

Kokskohle

Anthrazit

Gesamt

6,2

7,2

12,8

26,2

10,8

4,8

22,6

38,2

+4,6

-2,4

+9,8

+12,0

2005in Mio. t

2006in Mio. t Veränderung

Saldo Export/Import

Exporte

Importe

Gesamt

94

11

83

87

19

68

72

26

46

63

38

25

45

50

-5

2003in Mio. t

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

2007¹)in Mio. t

¹) geschätzt

Kohlenexportländer • China

Weltmarkt für Steinkohle

74

In 2007 könnte ein Importüberschuss entstehen.

Die Ausfuhrlizenzen für 2006 in Höhe von 80 Mio. t

wurden nicht vollständig genutzt.

Die Ausfuhrzahlen der Ausfuhr berechtigten Kohle-

exporteure entwickelten sich wie folgt in Mio. t:

Die Zahl der Koksexporteure wurde von 70 Gesell-

schaften auf angeblich 40 Gesellschaften reduziert.

Andere Informationen sprechen von 60 zugelas-

senen Exporteuren. Rabatte auf Mehrwertsteuer

für Exporte wurden in 2006 völlig abgeschafft.

Importzölle wurden dagegen reduziert. Seit dem

01.11.2006 wurden sogar Exportzölle für Kokskohle

und Koks von 5 % eingeführt.

Ferner ist weiterhin eine Steuererhebung für die

Nutzung der inländischen Infrastruktur von den

Produktionsstätten zu den Seehäfen im Gespräch.

Auch für Kesselkohlenexporte werden Ausfuhrabga-

ben diskutiert.

All dies zielt darauf hin, den Export teurer und den

Import billiger zu machen. Aber auch stetig stei-

gende Inlandspreise für Kokskohle und Kesselkohle

machen den Export teilweise für die Produzenten

unattraktiv.

Die chinesischen Zechen arbeiten zunehmend nach

marktwirtschaftlichen Prinzipien und verlangen

auch im Inland höhere Preise. Welche Mengen

exportiert werden, entscheiden die Gruben am

Preis frei Zeche und vergleichen Inlandspreise mit

erzielbaren Exportpreisen. Dadurch ist China stär-

ker mit dem Weltmarktpreisniveau verbunden. Die

steigenden Inlandspreise könnten auch Verbrauchs

dämpfende Effekte haben. Sollten die Weltmarkt-

Ausfuhrberechtigte Gesellschaften

CNCIEC

Shenhua

Shanxi

Minmetals

Gesamt

42,2

27,6

12,4

3,8

86,0

34,0

25,6

7,6

3,9

71,1

27,2

25,5

5,3

3,9

61,9

2004in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

preise weiter steigen, könnte auch China wieder

stärker exportieren.

Ausblick

Das Wachstum der chinesischen Kohleindustrie

setzt sich voraussichtlich ungebrochen fort und

dürfte China mittelfristig auf eine Produktion von

3 Mrd. t Rohkohle zusteuern. Der wachsende Ener-

giehunger lässt sich am schnellsten durch die ein-

heimische Kohle decken. Die Einführung marktwirt-

schaftlicher Prinzipien und steigende Inlandspreise

könnten den Verbrauch in den nächsten Jahren

dämpfen. So sollen in der Stromwirtschaft, Stahlin-

dustrie und Zementindustrie durch Konzentration

ineffiziente Produktionen geschlossen werden. Von

der Kostenstruktur und den Logistikmöglichkeiten

hat China auch jederzeit das Potential wieder stark

in den Export zurückzukehren, sollten die Welt-

marktpreise Vorteile gegenüber den Inlandspreisen

bieten.

Exportentwicklung China 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t

Steinkohlenförderung 1.992,0 2.190,0 2.326,0

Steinkohlenexporte 86,6 71,7 63,2

Kesselkohlen 80,9 66,4 58,8

davon Anthrazit 6,4 5,7 5,2

Kokskohlen 5,7 5,3 4,4

Koksexporte 15,0 12,8 14,5

Exportquote in % 5,0 4,0 0,0

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 1,5 0,9 0,8

Japan 28,5 23,2 20,6

Südkorea 24,8 21,2 18,8

Taiwan 19,9 16,2 13,3

Indien 3,1 3,9 5,0

Hongkonk 1,1 0,9 0,9

Philippinen 2,9 1,9 1,0

75

Kolumbien

Allgemeines

Kolumbien ist eines der rohstoffreichsten Länder

Lateinamerikas. Die Steinkohlenreserven sind die

größten des Halbkontinents. Dennoch gehört das

Land erst zu den jüngeren Exporteuren des Welt-

kohlenmarktes. Obwohl seit Jahrzehnten bekannt,

blieben seine küstennahen Kohlelagerstätten

mangels ausreichender Infrastrukturen lange Zeit

unerschlossen. Anlass zu ihrer Entwicklung gab erst

die durch die zweite Ölkrise 1979/1980 ausgelöste

Angebotsverknappung bei Kesselkohlen auf dem

Weltmarkt. Seinerzeit beschlossen der amerika-

nische Mineralölkonzern EXXON zusammen mit

dem kolumbianischen Staatsunternehmen CARBO-

COL die gemeinsame Erschließung der Lagerstätte

El Cerrejón-Nord auf der Halbinsel Guajira, wo nach

seinerzeitigen Maßstäben in 1985 ein Mega-Export-

projekt mit einer Planförderung von 15 Mio. jato

die Produktion aufnahm. Diesem Beispiel folgten

inzwischen mehrere andere Neuentwicklungen, so

dass Kolumbien nunmehr nach Südafrika und vor

Cesar-Revier

Bogotá

Cartagena

Baranquilla

Santa Marta

Guajira-Revier

Puerto Bolivar

500 km

Cundinamarca/Boyacá

Norte deSantander

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Russland zum zweitgrößten Kesselkohlenanbieter

auf dem atlantischen Markt heran gewachsen ist.

Bodenschätze sind in Kolumbien Gemeineigentum

und im Besitz des Staates; dieser entscheidet über

ihre Nutzung. Die Aufsicht über den Kohlenbergbau

übt die dem Ministerium für Bergbau und Energie

unterstellte Behörde ECOCARBON aus. Sie unter-

sucht die Kohleressourcen des Landes auf ihre Ent-

wicklungsfähigkeit hin, erstellt hierfür erste Pläne

und schreibt in internationalen Bietverfahren Lager-

stätten zur Erschließung durch Privatunternehmen

aus. Sie verleiht Abbaukonzessionen für dreißig

Jahre. Für sämtliche geförderten Kohlen wird ein

Förderzins von 8 % des Verkaufserlöses erhoben

Reserven/Qualitäten

Die Hartkohleressourcen werden von der BGR mit

56 Mrd. t, die Reserven mit rund 8 Mrd. t angege-

ben. Dabei handelt es sich um erdgeschichtlich jun-

ge Kohlenformationen der jüngeren Kreide und des

Kohlenexportländer • Kolumbien

Weltmarkt für Steinkohle

76

frühen Tertiärs (ca. 70 Mio. Jahre). Sie finden sich in

insgesamt sieben Kohlenbecken, von welchen die

Guajira- und Cesar-Reviere die küstennächsten und

wirtschaftlich interessantesten sind.

Die Qualität der kolumbianischen Steinkohlen

weist ein breites Spektrum auf, ausgehend vom

hochflüchtigen Bereich bis zum Anthrazit. Die in

der östlichen Kordilleren (Cesar) und ihrem Vorland

(Guajira) gelegenen Kohlen besitzen einen gerin-

gen Inkohlungsgrad und sind daher hochflüchtig

(30 - 39 %) bzw. haben einen hohen Wassergehalt

(7 - 16 %). Asche- (4 - 10 %) und Schwefelgehalte

(0,4 - 1,0 %) hingegen sind gering, so dass hohe

Heizwerte von 6.500 - 7.000 Kcal/kg erreicht wer-

den. Die Kohle erfordert daher außer Brechen und

Sieben keine besondere Aufbereitung und ist als

Kesselkohle hervorragend geeignet, z. T. auch als

Hochofen-Einblaskohle (PCI). Nachteilig können

sich allerdings die Neigung zur Selbstentzündung

und auch die relativ hohe Mahlhärte von 40 - 45

HGI auswirken. Die Flöze der in den Zentralkor-

dilleren gelegenen Reviere (z. B. Cundinamarca/

Boyacá, Santander, Norte de Santander) sind meist

stärker inkohlt und führen auch Kokskohlen.

Förderentwicklung

Die Steinkohlenförderung Kolumbiens stieg in 2006

um rund 4 Mio. t auf 63,7 Mio. t. Eine stärkere Erhö-

hung wurde durch schwierige Wetterbedingungen

und einen Streik beim zweitgrößten Produzent

Drummond Coal beeinträchtigt. Die kolumbianische

Förderung soll in 2010 etwa 76 Mio. t erreichen,

von denen 69 Mio. t exportiert werden sollen. Vor

allem Drummond plant eine starke Steigerung sei-

ner Produktion auf bis zu 50 Mio. t. Andere Schät-

zungen gehen von einer Gesamtförderung von

84 - 85 Mio. t in 2008 sowie bis zu 102 Mio. t/a in

2010 aus.

Neben den etablierten Firmen wurden auch New-

comern Kohle-Konzessionen erteilt. Die spanische

Kraftwerksgesellschaft Union Fenosa überlegt,

zur Versorgung ihrer Kraftwerke Kohlereserven in

Kolumbien zu erwerben.

Die Förderkapazität Kolumbiens stieg um rund 7

Mio. jato von 2005 auf 2006. Mittelfristig sind 27

Mio. jato neue Kapazitäten geplant, von denen ein

Großteil bereits in 2007 und 2008 realisiert werden

sollen.

Der Eigenbedarf Kolumbiens beträgt nur 5 - 6 Mio.

t und wird von innerkolumbianischen kleineren

Lagerstätten gedeckt. Es ist nicht absehbar, dass

der Eigenbedarf die Exporte mittel- oder langfristig

beeinträchtigt.

Die in den Export gelangende Förderung wurde

nahezu ausnahmslos im Tagebau erbracht. Die

Flözformationen sind in der Regel flach (0 - 15°)

gelagert und erreichen eine Dicke von bis zu 150

m; darin enthalten sind bis zu 27 bauwürdige Flöze

in Mächtigkeiten von 1 - 15 m. Gängige Abbaume-

thode ist der SLKW/Bagger-Betrieb, gelegentlich

unterstützt durch Schürfkübelbagger zur Entfer-

nung des Hangendabraums. Im Tiefbau arbeitet

- soweit bekannt - lediglich eine Exportgrube; sie

ist nur zum Teil mechanisiert und betreibt Kammer/

Pfeilerbau mittels Bohren und Schießen. Wesentlich

weiter verbreitet hingegen ist der Tiefbau unter

den statistisch nicht erfassten und für den lokalen

Bedarf fördernden Klein- und Kleinstgruben.

Die Kohleindustrie hat in den letzten Jahren einen

erneuten Konzentrationsschub erfahren. Das Eig-

nerkonsortium von Carbones del Cerrejón (BHP-

Billiton, Anglo Coal, Xstrata zu je 1/3 –Anteilen)

firmiert nunmehr als Cerrejón Coal Co. und wurde

auch 100 %iger Eigner des Grubenbetriebes Cerre-

jón Zona Norte.

Die Förderung der Gesellschaft Cerrejón Coal Co

wird über CMC in Dublin vermarktet und ist organi-

satorisch vom Vertrieb von BHP/ Amcoal/ Xstrata

getrennt. Damit wird ein Großteil der kolumbia-

nischen Förderung von dem Konsortium vermarktet.

Darüber hinaus hat sich Glencore mit der Grube Pro-

deco/Caribe weitere Förderanteile gesichert.

In 2007 erwarb Glencore die Gesellschaft Carbo-

andes und beherrscht damit das La Jagua-Vorkom-

77

men. Geplant ist ein Ausbau der Produktion auf 17

Mio. t.

BHP/Billiton baute in 2007 seine Position in Kolum-

bien ebenfalls aus und schloss eine Kooperation

mit der kanadischen Coalcorp für die Entwicklung

der Gruben Caypa und La Francia ab. Die Kanadier

besitzen die Abbaukonzessionen, es fehlen aber die

Finanzmittel für den weiteren Ausbau. Geplant ist

der Ausbau auf 8 Mio. t in 2010.

Neben den Kesselkohle-Projekten geraten inzwi-

schen auch die kleineren Kokskohlen-Vorkommen

ins Visier von Investoren, u. a. von CVRD.

Die Produktivität der kolumbianischen Förderung

wird von Großtagebauen geprägt. Cerrejon erreicht

mit ca. 5.000 Beschäftigten bei 25 Mio. t/a eine

Leistung von 5.000, Drummond von 7.000 - 8.000 t

je Mann und Jahr. Die kleineren Gruben haben eine

geringe Produktivität, aber auch niedrige Infra-

strukturkosten im Grubenbetrieb. Teilweise sind sie

auf teure LKW-Transporte angewiesen.

Kostenentwicklung

Die repräsentativen Kosten sind in Kolumbien durch

Großtagebaue geprägt, die den größten Teil der

Exporttonnage erbringen.

Da die Kohle überwiegend im „Truck and Shovel“-

Verfahren gewonnen wird, sind die Tagebaue von

steigenden Treibstoff- und Reifenkosten betroffen.

Auch die Lohnkosten steigen stetig. Im Vergleich

zu Australien und Indonesien ist die Produktivi-

Die größten Steinkohlenproduzenten Kolumbiens

Unternehmen 2006

Cerrejon

Drummond Ltda.

Prodeco (Glencore)

Carbones del Caribe

Sonstige

Gesamt

in % von Gesamtförderung Kolumbien

Quelle: Coal Americas

27,5

20,8

8,2

0,3

4,0

60,8

95,063,7

Exporte 2006Mio. t

tät geringer. Da die bedeutenden Bergwerke ihre

Produktion stetig ausgebaut haben, sinken aber

die spezifischen Kosten für Infrastruktur und Over-

heads.

Für den Bahntransport ist mit 2 - 3 US $/t zu rech-

nen, Umschlagkosten liegen in einer Bandbreite

von 3 - 5 US $/t. Die fob-Kosten werden wie folgt

eingeschätzt.

Langfristig belasten höhere Abraum/Kohle-Relati-

onen sowie aschereichere Qualitäten die Kosten.

Dagegen sind Rationalisierungspotentiale zu rech-

nen.

Die „frei“-Grube-Kosten gering mechanisierter und

nur mittelgroßer Gruben in den Kordilleren sind

zwar niedriger; diese haben jedoch LKW-Transport-

kosten zum Hafen von rund 12 - 14 US $/t zu tra-

gen, so dass ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber

den Großbetrieben - wenn überhaupt gegeben - nur

marginal ist.

Infrastruktur

Die Infrastruktur Kolumbiens soll stark ausgebaut

werden, um den geplanten Kohleexport zu reali-

sieren. Die kolumbianische Regierung kaufte die

Eisenbahngesellschaft Atlantic-Rail zurück, um sie

an ein internationales Konsortium (inkl. Glencore

und Drummond) zu übergeben, das die Systeme

erweitern und unterhalten soll. So ist geplant, die

Strecke La Loma/Santa Marta (200 km) von derzeit

ca. 25 Mio. Jato auf eine Jahreskapazität von 45

Mio. t zu erhöhen. Auch die Häfen Cartagena, Boli-

var, Santa Marta und Barranquilla sollen erweitert

werden. In für die Eisenbahn schwer zugänglichen

Gegenden hat die Regierung den Bau von Zubrin-

gerstraßen zugesagt.

Kesselkohlen

fob-Kosten

26-32 27-34

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

Kohlenexportländer • Kolumbien

Weltmarkt für Steinkohle

78

Ein Teil der Häfen an der karibischen See soll wie

folgt ausgebaut werden:

■ Puerto Bolivar von 32 Mio. t/a auf

40 Mio. t/a

■ Santa Marta Häfen von 35 Mio. t/a auf

45 Mio. t/a

■ Cartagena von 2 Mio. t/a auf

10 - 12 Mio. t/a

■ Barranquilla von 1,5 Mio. t/a auf

8 - 12 Mio. t/a

Export

Die kolumbianische Kohle wird hauptsächlich in den

atlantischen Markt geliefert. Vom Gesamtexport

von 60,8 Mio. t gingen 2006 nur ca. 1,2 Mio. t nach

Chile und Peru und damit in den pazifischen Raum.

Der überwiegende Teil der Exporte erfolgte in die

USA, die ihren Import von 17,6 Mio. t in 2005 auf

22,4 Mio. t in 2006 erhöhten. Aber auch der euro-

päische Raum nahm ca. 1 Mio. t mehr an Kohle ab.

Hafenkapazitäten Kolumbiens

Puerto Bolivar

Santa Marta

Rio Cordoba

Barranquilla

Cartagena

Gesamt

32,0

24,0

5,0

6,0

4,0

1,5

2,0

74,5

32,0

24,0

6,5

6,0

4,0

1,5

2,0

76

2005in Mio. t

2006in Mio. t

Cienaga

Prodeco Puerto

Carbosam

Große Importeure waren Deutschland (4,0 Mio. t),

Frankreich (3,3 Mio. t), Portugal (2,9 Mio. t) und

Israel (3,3 Mio. t).

Der Export wird in 2007 weiter ansteigen. Voraus-

setzung ist hierfür die Umsetzung der Infrastruktur-

maßnahmen, die aber eingeleitet und teils bereits

realisiert werden.

Ausblick

Die Perspektiven für den kolumbianischen Steinkoh-

lenbergbau haben sich in den letzten Jahren ver-

bessert. In Nord-, Mittel- und Südamerika wächst

die Nachfrage kontinuierlich. Südafrika kann derzeit

seine Exporte nicht steigern, solange die Produk-

tions- und Eisenbahnprobleme nicht gelöst werden;

damit ist Kolumbien auf dem besten Weg größter

atlantischer Kesselkohlenanbieter zu werden.

Die großen Gesellschaften haben beachtliche

Ausbaupläne angekündigt, und vom Lagerstätten-

potential her sind die Voraussetzungen für eine

weitere Expansion gegeben. Die Infrastruktur

muss allerdings mitwachsen, und es müssen in

den nächsten 2 Jahren erhebliche Anstrengungen

unternommen werden, damit die Logistik nicht zum

Export-Engpass wird. Mittelfristig könnte der Export

100 Mio. t erreichen.

Exportstruktur Kolumbiens

Amerika

davon Nordamerika

davon Süd- & Mittelamerika

Europa

davon Mittelmeerraum

davon Nordwesteuropa

Gesamt

23,8

19,8

4,0

30,8

10,4

20,4

54,6

29,5

24,3

5,2

31,3

6,3

25,0

60,8

2005in Mio. t

2006in Mio. t

Exportentwicklung Kolumbien 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t

Steinkohlenförderung 58 60 63,7

Steinkohlenexporte 51 55 61

Exportquote in % 88 92 96

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 25,6 23,4 25,0

Sonstige europ. Länder* 2,9 2,7 2,9

USA 13,3 17,6 22,4

Kanada 1,7 2,1 1,9

*inkl. Angrenzender Mittelmeerländer

79

U S A

Allgemeines

Das Land setzt auch zukünftig auf Kohle als wich-

tigen Energieträger zur Deckung des Energiebe-

darfs. Mit Anteilen von 24 % am gesamten Ener-

gieverbrauch und 51 % an der US-Stromerzeugung

ist die Kohle auf absehbare Zeit unverzichtbare

Primärenergie. Vor diesem Hintergrund ist die

Regierung bemüht, die Genehmigungsverfahren für

die Erschließung und Ausbeutung von Kohlenlager-

stätten zu vereinfachen. Die USA nehmen nicht am

Klimaschutzabkommen von Kyoto zur Reduzierung

der Emissionen von Treibhausgasen teil, versuchen

aber, über eine Verbesserung der Kohleverbren-

nungstechnologie - Clean Coal - zum Klimaschutz

beizutragen.

Diese Haltung hat der amerikanische Präsident auf

dem letzten G8-Gipfel in Deutschland im Juni 2007

noch einmal bestätigt. Die USA unterstützen massiv

Technologieprogramme zur Begrenzung der CO2–

Emissionen und streben nach 2012 eine Einbezie-

hung der Schwellenländer in die Anstrengungen zur

Mobile

Davant

HamptonRoads

WashingtonUinta Becken

Baltimore

Illinois-Becken

1.000 km

Powder RiverBecken

Green River Becken

San Juan Becken

Appalachen-Revier

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Klimavorsorge an. Die Bemühungen hierzu sollen

2008 abgeschlossen und in die UNO-Strategie ein-

gebunden werden.

Kohle hat in den USA eine gute Wettbewerbsposi-

tion, da die Gaspreise in den letzten Jahren stetig

gestiegen sind und auch in jüngster Zeit noch

überwiegend Gaskraftwerke in Betrieb genommen

wurden und damit die Gasnachfrage erhöhen.

Vor dem Hintergrund einer robusten Wirtschafts-

entwicklung betrug die Stromerzeugung aus Kohle

2006 fast 1.966 TWh und trug zu rund 51 % zur

Stromversorgung bei. Ein weiterer Anstieg ist

absehbar.

Die hohe Importabhängigkeit beim Ölkonsum

und die hohen Ölpreise haben in den USA Überle-

gungen ausgelöst, Kohleverflüssigungsprojekte zu

prüfen.

Kohlenexportländer • USA

Weltmarkt für Steinkohle

80

Reserven/ Qualitäten

Die BGR nennt für die USA Hartkohlenressourcen

von rund 719 Mrd. t, Reserven von 213 Mrd. t also

insgesamt ein Potential von 932 Mrd. t. Anders als

bei Erdöl und Gas besitzen die USA damit eine rie-

sige Vorratsbasis. Hinzu kommt noch ein Potential

von rund 430 Mrd. t Weichbraunkohlen.

Die Vorratsbasis verteilt sich auf das Steinkohlen

(und Anthrazit) führende, küstennahe Appalachen-

Revier im Osten des Landes, gefolgt vom noch

östlich des Mississippi gelegenen Illinois-Becken,

welches schwefelreiche subbituminöse Hartbraun-

kohlen führt. Dazu kommen die im Westen gele-

genen, ebenfalls schwefelarme subbituminöse

Kohlen enthaltenden Powder River-, Green River-,

Uinta- und San Juan-Becken. Erhebliche Braunkoh-

len-Reserven lagern im südlichen Golf und im an

der Grenze zu Kanada liegenden Northern Lignite-

Becken.

Die Kohlenreserven sind im Westen und Mittleren

Westen der USA Eigentum der jeweiligen Bundes-

staaten. Sie werden von den Bergbauministerien

(Departments of Mines) meistbietend zur Auf- und

Untersuchung versteigert und gegen einen För-

derzins zum langfristigen Abbau frei gegeben. Im

Osten des Landes hingegen herrscht unverändert

der Grundeigentümerbergbau. Damit verfügte

einst nur der Grundeigentümer über die auf seinem

Boden vorhandenen Bodenschätze. Inzwischen

werden die Abbaurechte auch getrennt vom Grund-

eigentum gehandelt und können gegen einen mit

dem Eigner frei vereinbarten Förderzins (4 - 7 %

des Erlöses je t) an Bergbauunternehmen abgetre-

ten werden.

Die Kohlen weisen ein breites Qualitätsspektrum

auf. Während die subbituminösen Kohlen der

westlichen Reviere nach einfachem Brechen und

Sieben der Rohkohle verwendet werden können,

müssen die in den östlichen Revieren gewonnenen

Rohkohlen in der Regel aufbereitet werden; dies

gilt vor allem für Kokskohlen. Die subbituminösen

Kohlen der westlichen Reviere zeichnen sich durch

einen hohen Gehalt an Wasser (26 %) und flüchtige

Bestandteile (>30 %) bei hoher Mahlhärte (< 50

HGI) aus, während ihre Asche- (5 %) und Schwe-

felgehalte (0,3 %) sowie die Heizwerte mit 4.800

- 5.050 Kcal/kg (roh) gering sind. Derartige Kohlen

werden ausschließlich zur Verstromung eingesetzt.

Die Steinkohlen der Appalachen hingegen haben

niedrigere Gehalte sowohl an Wasser (5 - 12 %) und

flüchtigen Bestandteilen (17 - 39 %), dafür jedoch

höhere Aschegehalte (5 - 15 %) und Heizwerte

(6.000 - 7.200 Kcal/kg roh) und mit 50 - 90 HGI

eine gute Mahlbarkeit. Auch ihr Schwefelgehalt ist

mit 0,5 - 3,0 % z. T. bedeutend höher. Diese Koh-

len werden sowohl zur Verstromung als auch zur

Kokserzeugung eingesetzt. Für letztgenannte Ver-

wendung sind jedoch nur Kohlen mit geringerem

Asche- (6 - 8 %), Feuchte- (8 %), Schwefel- (0,7 -

0,9 %) und Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von

18 - 33 % geeignet. Bei asiatischen Verbrauchern

gelten die US-Kokskohlen als „hard-coking-coal“

und diese waren einst wegen ihrer hohen Reakti-

vität und Fluidität als Beimischkomponenten sehr

gefragt.

Förderentwicklung

Die Produktion der USA ist in 2006 leicht gestiegen

(+2,3 %) und lag bei rund 1 Mrd. t. Die Förderung

aus den Appalachen-Revieren sank weiter, während

die Produktion der Reviere Interior und Western

weiter anstieg.

Die Nachfrage nach Steinkohle in der Stromwirt-

schaft war etwas geringer. Nach wie vor basiert die

US-Stromerzeugung aber zu gut 50 % auf Kohle mit

langfristig steigender Tendenz.

Der seit mehreren Jahren anhaltende Trend einer

wachsenden Förderung westlich des Mississippi zu

Lasten der östlich davon gelegenen Reviere hat sich

verstetigt. Ursächlich für diese Verlagerung sind vor

allem die seit 1995 wirksamen Bestimmungen des

Clean Air Acts, der die zulässigen Schwefeldioxid-

Emissionen der Kohlekraftwerke erheblich ein-

schränkt. Um die damit verbundenen Investitionen

zur Rauchgas-Entschwefelung zu minimieren, bevor-

zugen die EVU in wachsendem Umfang den Einsatz

schwefelarmer Kohlen aus dem Powder-River-Be-

cken auch unter Inkaufnahme höherer Transportko-

sten und zu Lasten der höher schwefeligen Kohlen

81

überwiegend aus dem Illinois-Becken und teilweise

aus den Appalachen-Revieren.

Die seither verbesserte gesetzlich verordnete Aus-

stattung der US-Kohlekraftwerke mit Entschwefe-

lungsanlagen erhöht aber auch wieder die Attrak-

tivität des Illinois-Beckens, da dann problemlos

schwefelreichere Kohlen verfeuert werden können.

Der US-Kohlenbergbau befindet sich vollständig in

privater Hand. 2006 waren rund 1.400 Zechen in

Betrieb, wovon rund 800 auf Tagebau- bzw. rund

600 auf Tiefbaubetriebe entfielen. Damit hat sich

ihre Anzahl innerhalb der letzten 8 Jahre um 200

Betriebe vermindert. Die Förderung stagnierte im

gleichen Zeitraum weitgehend. Dieser Konzentra-

tionsprozess führte dazu, dass derzeit (2006) zehn

Produzenten 67 % der gesamten US-Kohlenproduk-

tion erbringen.

Die Kohlengewinnung ist hoch mechanisiert und

wird zu rund 67 % im Tagebau, und zwar in Tiefen

bis zu rund 60 m erbracht. Diese Abbaumethode

ist vor allem in den westlichen Revieren verbreitet.

Dort werden ein bis zwei Flöze von meist über 5 m

Mächtigkeit mittels Schürfkübelbaggern (draglines)

vom Abraum befreit, so dass die anschließende

Kohlenförderung im Bagger/SKW-Betrieb (truck and

shovel) erfolgt. In den Appalachen-Revieren hin-

gegen finden Schürfkübelbagger seltener Anwen-

dung, d. h. nur dort, wo über den Kohleflözen

mächtige Abraummengen liegen („mountain top

removal“). Die hier meist dünneren Kohleflöze und

der dabei anfallende Zwischenabraum werden dann

im Bagger/SKW-Betrieb abgebaut. Der Tiefbau mit

einem Anteil von 33 % an der Gesamtförderung

setzt in den Appalachen, aber auch in den west-

lichen Revieren ein, sobald ein Abraum/Kohlever-

hältnis von 8 cbm/t Kohle deutlich überschritten

wird. Vorherrschend dabei ist der Stollenbergbau

im Kammer/Pfeiler-Verfahren mittels Fräsladern

und Pendelwagen und zunehmend auch der Streb-

betrieb.

Die Belegschaft ist in den letzten Jahren (seit 2003)

um 13.000 Mann oder 18 % angestiegen. 2006

Die größten Kohlenproduzenten der USA 2006

Unternehmen Förderung Export1

2006 2006 Mio. t Mio.t

Peabody Energy Corp. 195 18

Rio Tinto America (Kennecott) 125 -

Arch Coal Inc. 114 -

Foundation Coal Corp. 65 -

CONSOL Energy Inc. 61 10

Massey Energy Co. 35 6

North American Coal Corp. 32 -

Kiewit Mining Group, Inc. 29 -

Westmoreland Coal Company 27 -

Alpha Natural Resources 23 7

Gesamt 706 41

% von 67 89USA 2006 1.053 46

1 Exportzahlen vorläufig

Förderverteilung USA

Appalachen¹)

Interior

Western

Gesamt

East of Mississippi

West of Mississippi

Gesamt

¹) einschl. Kohle aus Haldenaufbereitung

* metrische Tonnen

353

132

498

983

436

547

983

366

132

522

1.020

451

569

1.020

367

132

530

1.029

454

575

1.029

355

137

561

1.053

444

609

1.053

2003in Mio. t*

2004in Mio. t*

2005in Mio. t*

2006in Mio. t*

Kohlenexportländer • USA

Weltmarkt für Steinkohle

82

beschäftigte der US-Kohlenbergbau 84.000 Berg-

leute. Bei einer Förderung von 1.053 Mio. t ent-

spricht dies einer durchschnittlichen Produktivität

von 12.500 t/Mannjahr. Hohe Produktivitätsraten

werden dabei im Tagebau mit 22.000 t/Mannjahr

vor allem in den Großbetrieben des Powder-River-

Beckens erbracht, während im Tiefbau, der über-

wiegend im Appalachen-Revier angesiedelt ist,

nur 8.300 t/Mannjahr erreicht werden. Durch den

starken Belegschaftsanstieg ist die durchschnitt-

liche Produktivität gesunken.

Der Kohlenverbrauch betrug in 2006 insgesamt

1.010 Mio. t, wovon 934 Mio. t (92 %) auf die Stro-

merzeugung und 55 Mio. t (6 %) auf den industriel-

len Verbrauch entfielen. Nur 21 Mio. t (2 %) wurden

an Kokereien der Stahlindustrie geliefert.

Nach Prognosen der EIA soll die Kohleproduktion

in den USA bis 2030 auf rund 1,6 Mrd. t wachsen,

der Anteil in der Stromerzeugung würde dann 57 %

betragen.

Kostenentwicklung

Die Förderkosten sind in den letzten Jahren weiter

gestiegen, teils durch staatliche Auflagen, die zu

einer stärkeren Rückstellungsbildung für soziale

Verpflichtungen der Unternehmen zwangen, sowie

Umweltauflagen. Bei den Förderkosten gibt es

große Unterschiede in den USA. Im Appalachenre-

vier, in erster Linie für den Export relevant, liegen

die Kosten in folgenden Bandbreiten:

■ Kesselkohle 35 - 65 US $/t

■ Kokskohle 40 - 80 US $/t

Bei der Kokskohle ist zu berücksichtigen, dass sie

besser aufbereitet werden muss und häufig auch

aus geringmächtigen Flözen mit höheren Kosten

gewonnen wird.

Im Powder-River-Becken mit großen Tagebauen und

mächtigen Flözen liegen die Kosten dagegen in

einer Bandbreite von 4 - 6 US $/t.

Der Bahntransport aus dem Appalachen-Revier in

die Exporthäfen liegt in einer Bandbreite von 20 -

30 US $/t, Hafenumschlagskosten liegen bei rund

3 - 4 US $/t.

Der Entfall der Synfuel-Steuergutschrift in 2007

könnte in Zukunft zur weiteren Kostensteigerung

führen.

Infrastruktur

Der US-Kohlenbergbau stützt sich auf eine gut aus-

gebaute und effiziente Infrastruktur. Über 969 Mio.

t Kohlen werden jährlich zu den Inlandsverbrau-

chern bzw. zu den Exporthäfen transportiert. Daran

sind die Eisenbahnen mit 64 % und die Binnen-

schifffahrt mit 8 % beteiligt. Nach mehreren Fusi-

onen von Bahngesellschaften in den drei zurücklie-

genden Jahren konzentriert sich der Kohletransport

aus den westlichen Revieren von über 400 Mio.

jato nunmehr auf die Burlington Northern und die

Union Pacific, während CSX und Norfolk Southern

mit zusammen rund 200 Mio. jato vor allem das

Appalachen-Revier bedienen. Für Exportkohlen aus

dem Appalachen-Revier zu den Seehäfen betragen

die Bahnentfernungen zwischen 600 - 1.000 km

und für Binnenschiffe (Golfhäfen) 700 - 2.500 km.

Kapazitätsengpässe für den Kohlentransport beste-

hen nicht.

Die USA verfügen gegenwärtig über rund 19

Kohlehäfen mit mehr als 20 Terminals mit einer

Umschlagskapazität von 269 Mio. jato. Die wich-

Kesselkohlen

fob-Kosten

43-65 53-77

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

Transportwege 2006

Eisenbahn

Flussschifffahrt

Lastwagen

Förderbänder

Große Seen

Sonstige

Gesamt

640

80

120

120

10

30

1.000

64

8

12

12

1

3

100

Mio. t %

83

tigsten davon sind Baltimore und Hampton Roads

an der Ostküste, gefolgt von Davant und Mobile

an der Golfküste mit 13 %. Mit wachsenden Kessel-

kohleneinfuhren gewinnen vor allem die Golfhäfen

auch als Importhäfen an Bedeutung und wurden

z. T. entsprechend umgerüstet.

Export

Der Export in 2006 bewegte sich mit rund 46 Mio. t

auf gleicher Höhe wie in 2005:

Es ist zu vermuten, dass ein Teil der als Kesselkoh-

len deklarierten Mengen ihren Einsatz als Kokskohle

fand. Dies könnte ein Volumen von schätzungswei-

se 2 - 3 Mio. t sein.

Der Import-Export-Saldo für seewärtig transpor-

tierte Kohle verringert sich immer mehr und ist in

2006 praktisch ausgeglichen.

Die seewärtigen Exporte von Kokskohle gingen

überwiegend nach Europa und Südamerika.

Die ostasiatischen Märkte wurden nur mit 0,5 Mio.

t beliefert (Japan/Südkorea). Die Importe erhöhten

sich weiter und überschritten die 30 Mio. t-Marke.

Die größten Lieferanten waren Kolumbien und

Venezuela. Aber auch indonesische und russische

Mengen gelangten in den US-Markt.

Seewärtig

Landseitig (Kanada/Mexiko)

Gesamt

20,5

5,5

26,0

5,8

14,2

20,0

26,3

19,7

46,0

Kokskohlein Mio. t

Kesselkohlein Mio. t

Gesamtin Mio. t

Kohlenexport 2006

Ausblick

Der US- Kohlenbergbau hat unverändert sehr gute

Perspektiven. Durch die steigenden Öl- und Gas-

preise in den USA wird der Anteil des Kohleeinsatzes

in der Stromerzeugung weiter steigen. Die im Trend

höheren Weltmarktpreise flankieren eine gewisse

Belebung der Exporte, vor allen von Kokskohle.

In 2006 war der Saldo an seewärtigen Einfuhren

und Exporten von bzw. in den Weltmarkt erstmals

positiv, d. h. es wurde mehr importiert als expor-

tiert. Das für den Export wichtige Appalachen-Revier

wird in seinem Fördervolumen eher rückläufig ein-

geschätzt. Bei höherem Preisniveau können aber

auch schwierigere Lagerstättenteile abgebaut wer-

den. Die Importe vom Weltmarkt könnten vor allem

an der Ostküste weiter an Bedeutung gewinnen.

Die Rolle als „swing-supplier“ spielen die USA

auf absehbare Zeit in bescheidenem Rahmen

gegenüber früheren Exportzahlen bei Kesselkohle.

Kokskohle-Exporte dürften im derzeitigen Rahmen

fortgesetzt werden.

2004 2005 2006 Mio. t Mio.t Mio.t

Kohlenförderung 1.020 1.029 1.053

Steinkohlenexporte 43 45 46

Kesselkohlen 19 19 20

Kokskohlen 24 26 26

Exportquote in % 4 4 4

Steinkohlenimporte 25 27 30

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 12,0 14,6 15,3

Sonst. Europa 0,2 1,5 0,3

Kanada 15,7 17,6 18,7

Lateinamerika 5,1 4,9 4,9

Japan 4,0 1,9 0,3

Exportentwicklung der USA 2004 - 2006

Exporte (seewärtig)

Importe (seewärtig)

Saldo

33

11

-22

21

15

-6

27

27

0

26

30

+4

2000in Mio. t

2000in Mio. t

2005in Mio. t

2006in Mio. t

Saldo Export/Import USA

Kohlenexportländer • USA

Weltmarkt für Steinkohle

84

entierte Steinkohlenbergbau des Landes nur noch

marginal wettbewerbsfähig. Veränderte Quali-

tätsanforderungen an Kokskohlen und relativ hohe

Gewinnungs- und Transportkosten zur Küste wie

auch die lange stagnierende Nachfrage auf dem

Kokskohlenweltmarkt sind die Gründe dafür. Das

höhere Kokskohlenpreisniveau der letzten Jahre hat

aber zu einer Belebung des Steinkohlenbergbaus

geführt.

Reserven/Qualitäten

Die BGR beziffert die Hartkohlenressourcen Kana-

das auf 141 Mrd. t, die Reserven mit 4,3 Mrd. t.

Kanada hat damit ein Potential von 145,3 Mrd. t.

Etwa 91 % sämtlicher Vorräte liegen in den west-

lichen Provinzen Alberta und Britisch Kolumbien.

Während sich die Braunkohlenbecken auf die Pro-

vinz Saskatchewan beschränken, liegen die subbitu-

Kanada

Allgemeines

Als Kohlenexportland trat Kanada erstmalig in den

frühen siebziger Jahren in Erscheinung; bis dahin

diente seine Kohlenindustrie nahezu ausschließ-

lich der Versorgung des heimischen Marktes. Der

Einstieg in den Weltkohlenmarkt wurde durch den

wachsenden Kokskohlenbedarf der japanischen

und später auch der koreanischen Stahlindustrien

in der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahrhun-

derts ausgelöst. Deren strategische Zielsetzung

war die Entwicklung eines liefersicheren zweiten

Versorgungsstandbeins neben Australien im Pazifik

und zusätzlich zu den damaligen Bezügen aus den

USA. Daraufhin wurden in Kanada binnen zweier

Jahrzehnte drei Kohlenreviere samt Infrastruktur

zur Bedienung des Exportmarktes entwickelt; die

Ausfuhren schnellten ab 1969 von null auf 36,5

Mio. t in 1997 empor. Seither ist der Export ori-

BritishColumbia

Saskatchewan

VancouverRobertsBank

Neptune Terminal

Ridley Island

PrinceRupert

Alberta

1.000 km

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

85

Kohlenexportländer • Kanada

24 Mio. t Hartbraunkohle (subbituminös) und 12

Mio. t Braunkohle.

Die sich auf hohem Niveau tendenziell abschwä-

chenden Weltmarktpreise und der Rückgang der

chinesischen Kokskohlenimporte einerseits und

weltweit ansteigende Preise für Grubenausrüstung

andererseits führten zu einer erneut verhaltenen

Entwicklung des kanadischen exportorientierten

Bergbaus. Die Gruben gerieten in die Schere zwi-

schen sinkenden Exporterlösen einerseits und

sich verschlechternder Auslastung und damit

steigenden spezifischen Kosten sowie generellen

Kostensteigerungen andererseits.

Trotzdem sehen jüngste Planungen vor, in Westka-

nada weitere zusätzliche Vorräte vor allem von PCI-

Kohle zu erschließen. Auch große Bergbaukonzerne

(z. B. Amcoal) interessieren sich für PCI-Projekte.

In Ostkanada verfolgt „Xstrata“ zusammen mit

„Erdene Gold“ das Projekt, die in den neunziger

Jahren stillgelegte Grube Donkin in Cape Breton in

Nord-Ost Kanada (Nova Scotia) wieder zu eröffnen.

Die Grube soll 200 Mio. t Kessel- und Kokskohlen-

vorräte besitzen.

Der Kohlenbergbau wird in den westlichen Provin-

zen ausschließlich im Tagebau betrieben. Dabei

werden die subbituminösen und Braunkohlenflöze

wie im Powder River Becken der USA durch Schürf-

kübelbagger vom darüber liegenden Abraum

befreit und im Bagger/SLKW-Betrieb herein gewon-

nen. Nach Zerkleinerung wandert die Kohle ohne

Aufbereitung per Förderband direkt ins nahe gele-

gene Kraftwerk. Die Steinkohlentagebaue hingegen

sind durch den Abbau zahlreicher, meist 20 - 40°

geneigter Flöze von 1 - 10 m Mächtigkeit gekenn-

zeichnet. Hier ist ein selektiver Abbau mittels Bull-

dozer/Schaufellader/Bagger und SLKW erforderlich.

Die Lebensdauer der in den östlichen Vorgebirgen

der Rocky Mountains gelegenen Steinkohlentage-

baue ist durch das rasche Ansteigen des Abraum/

Kohle-Verhältnisses auf Werte von über 8 cbm/

Tonne Kohle erheblich eingeschränkt. Noch reichen

jedoch die oberflächennahen Lagerstättenvorräte

meist aus, um den Betrieb für eine gewisse Zeit

aufrecht zu erhalten. In 2006 förderten 25 Gruben

in Kanada. Fünf Gesellschaften produzierten Koks-

minösen Kohlen in einem Gürtel, der aus den USA

kommend nach Alberta herein reicht und sich durch

das Vorland der Rocky Mountains nach Nordwesten

erstreckt. Parallel dazu folgt westlich davon ein

weiterer, bereits in den Vorbergen der Rocky Moun-

tains verlaufender Steinkohlengürtel, welcher auch

nach Britisch Kolumbien hinein reicht.

Während sich die im Vorland des Gebirges gele-

genen subbituminösen Kohlenfelder durch weitge-

hend ungestörte und flache Lagerung auszeichnen,

sind Steinkohlenlagerstätten des Vorgebirges viel-

fach geneigt und durch Bruchtektonik beeinflusst.

Die Kohlen führenden Schichten erreichen dort eine

Dicke von rund 650 m und enthalten bis zu 60 Flöze

von bauwürdiger Mächtigkeit.

Wirtschaftlich genutzt werden sowohl die Braun-

und subbituminösen wie auch die Steinkohlen.

Erstere dienen ausschließlich der Verstromung in

meist direkt an der Grube errichteten Kraftwerken

(minemouth power stations). Steinkohlen - davon

90 % Kokskohle - dienen ganz überwiegend dem

Export.

Für Kokskohlen sind folgende Qualitätsmerkmale

typisch: Sie sind mit 21 - 25 % überwiegend nied-

rigflüchtig (gelegentlich mit 26 - 29 % auch mit-

telflüchtig), enthalten 8 - 9,5 % Asche, 1 % (geb.)

Feuchte und 0,5 % Schwefel bei einer Blähzahl von

6 - 8. Die Kokskohlen werden von den asiatischen

Verbrauchern als hard- bis semisoft eingestuft.

In den Export gelangende Kesselkohlen verfügen

über Heizwerte von 5.800 - 7.100 Kcal/kg (roh)

bei 19 - 32 % flüchtigen Bestandteilen, 10 - 15 %

Ascheanteil, 7 - 9 % Feuchte und 0,3 - 1,0 % Schwe-

fel bei einer günstigen Mahlhärte von 60 - 70 HGI.

Die subbituminösen Kohlen des Rocky Mountains-

Vorlandes entsprechen in ihrer Qualität weitgehend

denen des US-Powder-River-Beckens.

Förderentwicklung

In 2006 wurden in Kanada rund 70 Mio. t Kohle

gefördert, davon 30 Mio. t Kokskohle und PCI-

Kohle, die überwiegend in den Export gingen.

Kesselkohle wurde in einem Volumen von 40 Mio. t

produziert. Sie teilt sich auf in 4 Mio. t Steinkohle,

Weltmarkt für Steinkohle

86

schlüsse entweder zur Canadian National (CN),

Canadian Pacific (CP) oder BC Rail Ltd., wobei die

Transportentfernungen zu den Exporthäfen der

Pazifikküste meist über 1.000 km betragen. Umso

mehr gilt dies für die Entfernung zu den stark

bevölkerten Industriezentren an den nordamerika-

nischen Seen mit 2.400 km. Gegenüber anderen,

den pazifischen Markt bedienenden Exportländern

wie Australien, Indonesien, Südafrika und selbst

China beinhaltet dies einen erheblichen Kosten-

und Wettbewerbsnachteil. Die Kohleexporte erfol-

gen über die Pazifikhäfen Roberts Bank (Westshore

Terminal) und Neptune Terminal (beide Vancouver),

Texada auf Vancouver Island, sowie Ridley Island

(Prince Rupert); sie verfügen über eine Umschlags-

kapazität von 51,5 Mio. jato.

Derzeit ist das Westshore Terminal mit etwa 25

Mio. t der bestgenutzte Verladehafen. Das Terminal

wird gerade modernisiert und hat Ausbaupotenti-

al. Das Neptune Terminal hat eine Kapazität von 8

Mio. t, die derzeit für Kohle nur zur Hälfte genutzt

wird. Die Kapazität ist relativ kurzfristig auf 10

Mio. t/a ausbaubar. Das Ridley Terminal hat eine

Kapazität von 12 Mio. t. In 2006 wurden mit 2,8

Mio. t erstmals größere Mengen umgeschlagen.

Neue Projekte der Western Canadian Coal Company

könnten das Terminal beleben. Die beiden führen-

den Eisenbahngesellschaften - CN und CP - haben

massive Investitionen angekündigt. CP will C$ 160

Millionen in 25 Projekte investieren, CN sogar C$

474 Millionen. Die Investitionen erstrecken sich

über einen 5-Jahreszeitraum.

Für die Inlandsverladung kanadischer Kohle in die

USA auf Binnenschiffe, die die Großen Seen befah-

ren, dient das Thunder Bay Terminal. Dessen Kapa-

zität beträgt 11 - 12 Mio. t. Über das Thunder Bay

Terminal erfolgt auch der Umschlag von US-Kohlen

kohle und PCI-Kohle, zwei Gesellschaften erzeugten

Kraftwerkskohle für den Inlandsverbrauch und

Export und drei Gesellschaften förderten Braunkoh-

le, Hartbraunkohle und Steinkohle ausschließlich

für den Inlandsmarkt.

Die Produktivität des kanadischen Bergbaus liegt in

einer Bandbreite von 7.000 - 11.000 Mann und Jahr.

Kostenentwicklung

Kanada hat in den vergangenen Jahren ebenfalls

erhebliche Steigerungen bei den Betriebskosten zu

verzeichnen, die in ähnlicher Größenordnung wie

die ihrer australischen und amerikanischen Konkur-

renten liegen.

Überproportional stiegen jedoch die Transportko-

sten an, die damit die kanadischen Produzenten an

die Grenze der Wettbewerbsfähigkeit führten. Sie

liegen bei 34 - 35 US $/t.

Die frei Grube-Kosten liegen in einer Bandbreite

von 38 US $/t bis 45 US $/t, die Umschlagskosten

bei 4 - 6 US $/t.

Der kanadische Dollar hat sich gegenüber dem US

$ in den letzten Jahren kontinuierlich gefestigt und

ließ damit die Margen schrumpfen. Derzeit besteht

nahezu eine Relation von eins zu eins.

Während die Kosten für Kokskohle frei Grube in

Kanada zu den günstigsten in der Welt gehören,

sind die Transportkosten die höchsten und machen

Kanada zum teuersten Kokskohlenanbieter.

Infrastruktur

Die der kanadischen Kohlenindustrie zur Verfügung

stehende Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut,

zuverlässig und effizient, bleibt aber wegen der

Transportdistanzen dennoch ihr Schwachpunkt.

Sämtliche Exportgruben verfügen über Bahnan-

Umschlagskapazitäten

Neptune Bulk Terminal

Westshore Terminal

Ridley Terminal

Gesamt

8

26

12

46

Terminal Kapazitätin Mio. t

Kesselkohlen

fob-Kosten

49-63 76-86

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

87

Kohlenexportländer • Kanada

australischen Kohlen versorgen wollen. So stei-

gen derzeit die kanadischen Exporte wieder. Der

Marktführer Elk Valley Coal hat die Cheviot-Grube

in Betrieb genommen. Die kleineren Gesellschaften

Grand Cache Coal, Pine Valley und Western Canadi-

an Coal planen ebenfalls Neuaufschlüsse, die ins-

gesamt im Endstadium 10 - 12 Mio. t zusätzlicher

Exportmengen erbringen könnten. Kanada bleibt

aber der Grenzanbieter im Kokskohlengeschäft,

wenn die Transportkosten nicht gesenkt werden

können.

aus dem Powder River Basin sowohl für den US- wie

auch den kanadischen Markt.

Export

Die Exporte sanken 2006 leicht um 0,6 Mio. t auf

27,6 Mio. t. Einen stärkeren Rückgang um fast 1

Mio. t verzeichneten die Ausfuhren nach China. Die

seewärtigen Ausfuhren betrugen 25,9 Mio. t, davon

23,3 Mio. t Kokskohle und 2,6 Mio. t Kesselkohle.

In die USA wurden landseitig 1,7 Mio. t verladen.

Die größten Abnehmer waren Japan mit 8,7 Mio. t

und Südkorea mit 5,0 Mio. t. In den europäischen

Raum inklusive Türkei gelangten 7,6 Mio. t. Für die

langfristige Erhöhung der kanadischen Exporte ist

die Importentwicklung Indiens und Chinas von

ausschlaggebender Bedeutung.

Ausblick

Aufgrund der langen Transportwege hat der west-

kanadische Steinkohlenbergbau einen erheblichen

Kostennachteil gegenüber australischen und US

amerikanischen Kokskohlengruben. Nichtsdesto-

weniger sind die Perspektiven für den kanadischen

Kokskohlenexport durch die höheren Weltmarkt-

preise, die Einengung der Angebotspalette und den

Rückzug Chinas aus dem Kokskohlenexport stark

verbessert, da viele Verbraucher sich nicht nur mit

Exportentwicklung Kanada 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t

Steinkohlenförderung 29 31 34

Steinkohlenexporte 26 28 28

Kesselkohlen 2 2 3

Kokskohlen 24 26 25

Exportquote in % 90 90 82

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 4,9 6,0 6,2

Sonstige europ. Länder* 1,3 0,7 1,7

Japan 9,4 7,8 5,4

Südkorea 4,4 3,7 0,0

USA 1,8 1,8 2,5

Lateinamerika 1,8 2,5 3,2

*inkl. Angrenzender Mittelmeerländer

Weltmarkt für Steinkohle

88

Reserven/Qualitäten

Die BGR gibt die Hartkohlenressourcen Vietnams

mit 6,5 Mrd. t an, die Reserven mit 564 Mio. t,

also insgesamt ein Potential von rund 7 Mrd. t. Die

Vorkommen sind hauptsächlich im nördlichen Viet-

nam gelegen, kleinere Lagerstätten von Anthrazit,

Steinkohle und Braunkohle befinden sich im mitt-

leren und nördlichen Vietnam. Die bedeutendsten

Reserven liegen in Quang-Ninh-Becken, das sich

Vietnam

Allgemeines

Vietnam bemüht sich seine Wirtschaft anzukurbeln.

Das Land hat in den letzten Jahren seinen Kohle-

bergbau zügig ausgebaut und seine Exporte erheb-

lich gesteigert. Vietnam hat einen stark steigenden

Energiebedarf, der im Zeitraum 1996 bis 2005 13 %

pro Jahr betrug. Die Volkswirtschaft wächst sehr

stark mit Raten von 8 - 9 % pro Jahr.

Ho Chi Min City

Hue

Hanoi

11

300 km

4

5 7 8

1 Quang Ninh2 Thai Nguyen3 Backan4 North Path5 Da River6 Ca River7 Red River8 Na Duong

1

23

6

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Hongai

Campha

89

Kohlenexportländer • Vietnam

Die derzeit starken Erhöhungen der Produktion und

der Exporte sollen teilweise mit chinesischer Unter-

stützung erfolgt sein.

Als Fördertechniken werden in den Tagebauen

„truck and shovel“-Techniken, im Tiefbau werden

Kammer/Pfeilerbau und Strebbau eingesetzt. Die

Leistungen sind mit 500 - 600 Tonnen je Mannjahr

sehr niedrig. Da die Tagebau-Vorräte limitiert sind

muss Vietnam einen modernen Tief-Bergbau ent-

wickeln. Vietnam bedient sich dabei ausländischer

Hilfe.

Der Bergbau wird zu 95 % von VINACOAL (Vietnam

National Coal Corporation) kontrolliert. Die Quali-

täten sind schwefelarm (0,6 %) und können je nach

Aufbereitung Heizwerte von über 7.000 kcal/kg

erreichen.

Ab 2013 soll neben dem heutigen Schwerpunkt das

Red-River-Vorkommen die Produktion aufnehmen

und bis 2020 5 Mio. t Förderung erreichen. Langfri-

stig (bis 2023) will Vietnam seine Stromproduktion

zu 70 % auf Kohle basieren.

Kostenentwicklung

Angaben über Beschäftigte und Kosten liegen noch

nicht vor. Da Vietnam zunehmend exportiert, kann

unterstellt werden, dass dies im vietnamesischen

volkswirtschaftlichen Rahmen lukrativ sein muss.

Die Leistungen je Mann und Jahr sollen bei 500 -

600 t liegen.

Infrastruktur

Die Küsten an der Ostseite Vietnams sind weitge-

hend flach und haben bisher nur den Zugang von

Schiffen unter 10.000 DWT erlaubt. In Campha kön-

nen bedingt durch Baggerarbeiten größere Schiffe

beladen werden. So besteht die Möglichkeit auch

65.000 DWT-Schiffe mit zusätzlicher Beladung auf

Reede abzufertigen.

Hongai-Port kann 10.000 DWT-Schiffe am Pier und

30.000 DWT-Schiffe auf Reede abfertigen.

Nach Angaben von Vinacom betragen die Exportka-

pazitäten in den Häfen ca. 34 Mio. t/a:

wiederum in die drei Kohlefelder Hongai, Compha

und Hong Bi gliedert und nach vietnamesischen

Angaben 6,6 Mrd. t ausgewiesene, davon 3,1 Mrd. t

gewinnbare Anthrazit-Reserven enthält.

Die Produktion wird sowohl im Tief- als auch im

Tagebau erbracht. Tendenziell sinkt der Anteil des

Tagebaus, da die Lagerstätten bis auf 350 m Tie-

fe einfallen und damit dem Tagebau nicht mehr

zugänglich sind. Bei 95 % der Förderung handelt es

sich um Anthrazit.

Neben den Anthrazit-Reserven gibt es noch Hart-

braunkohlevorkommen im Red-River-Becken, die

über ein Gebiet von 3.500 km2 210 - 300 Mrd. t ent-

halten. Sie liegen in einer Tiefe von 250 - 1.200 m.

Derzeit wird das Red-River-Becken genauer explo-

riert, um mittelfristig zugängliche Lagerstättenteile

abzubauen.

Förderentwicklung

Genaue Produktionszahlen liegen nicht vor, doch

auf Basis des Inlandsverbrauchs von ca. 14 Mio. t

und des Exports von ca. 29,8 Mio. t ergibt sich eine

Förderung von ca. 44 Mio. t in 2006. Diese wird aus

schätzungsweise 35 bekannten Gruben erbracht.

Die Förderkapazitäten der vietnamesischen Zechen

wurden nach Angaben von Vinacom wie folgt ein-

geschätzt (vermutlich Rohkohle):

■ Tagebau 26,5 Mio. t

■ Tiefbau 38,1 Mio. t

■ Gesamt 64,6 Mio. t

Insofern sind die rasanten Exportsteigerungen

nachvollziehbar. Die Regierung fordert inzwischen,

die Exporte künftig unter 20 Mio. jato zu halten,

zwecks Sicherung des Inlandsbedarfes.

Die Förderung soll weiter erhöht werden und lang-

fristig (bis 2025) 80 Mio. t erreichen. Derzeit über-

wiegt der Anteil der Tagebauproduktion, doch muss

zunehmend wegen Vorratserschöpfung auf Tiefbau

übergegangen werden, will man die Förderziele

erreichen.

Weltmarkt für Steinkohle

90

In 2007 erhob die vietnamesische Regierung einen

10 %igen Exportzoll, um die Ausfuhr zu drosseln.

Die durchschnittlichen Exporterlöse betrugen in

2006 ca. 30 US $/t fob. Dies lässt darauf schließen,

dass relativ ballastreiche Kohle auf kurzem Wege

nach China gelangt.

Ausblick

Die Angaben von offizieller vietnamesischer Sei-

te und die Realitäten der effektiven Entwicklung

stimmen nicht immer überein. Tendenziell wird

aber der Energiebedarf Vietnams steigen und die

Exportmöglichkeiten einschränken. Die derzeit zu

beobachtenden schnelle Förder- und Exportstei-

gerung ist teilweise auf in Tagebau betriebenen

Lagerstätten erfolgt. Das Tagebau-Potential ist aber

begrenzt.

Auch die Inlandsinfrastruktur, d. h. Straßen- und

Eisenbahnlinien, werden mit chinesischer Hilfe ver-

stärkt, um vor allem südwestliche Verbraucher in

China zu versorgen.

Export

Vietnam hat seinen Export von 17,1 Mio. t in 2005

auf 29,8 Mio. t in 2006 gesteigert. Hauptabnehmer

sind die südwestlichen, teils küstennahen chine-

sischen Kraftwerke in den Provinzen Guanxi und

Guangdong, die fast 20 Mio. t abnehmen und an

Anthrazit bzw. niedrigflüchtige Kohle aus China

gewöhnt sind. Neben China nehmen Japan (2,2),

Thailand und Südkorea (0,6) weitere Mengen ab.

Die vietnamesische Anthrazitkohle wird teilweise

auch als PCI-Kohle eingesetzt.

Der hohe vietnamesische Export von Anthrazit-

Kraftwerkskohle ist teilweise niedrigkalorig und

rechnet sich nur über die kurzen Seewege nach Chi-

na. Im normalen internationalen Kesselkohlenmarkt

hätte diese Kohle keine Chance. Gleichwohl deckt

sie einen Bedarf ab, der sonst möglicherweise vom

Weltmarkt zu befriedigen wäre und entlastet ihn

damit. Ein Teil der Exporte geht auch über den

Landweg nach China.

Export- und Hafenkapazitäten in Vietnam 2006

Campha/Cua Ong

New ports in Campha

Hon Gai/Nam Cau Trang

Hon Gai/Dien Väng

Hon Gai/Troi

Uong Bi/dien Cong

Gesamt

in Mio. t

15,0

10,0

3,0

1,5

1,5

3,0

34,0

Kennzahlen Vietnam in Mio. t

Förderung

Export

davon China

Exportquote in %

¹) geschätzt

28,0

11,3

6,1

40

34,0

17,1

9,9

50

44,0

29,8

20,1

68

2004 2006¹)2005

91

Kohlenexportländer • Polen

Kohle ist derzeit durch die hohen Weltmarktpreise

in Polen in einer besseren Wettbewerbssituation als

in der Vergangenheit. Die Stromerzeugung beruht

zu mehr als 90 % auf dem Einsatz von Kohle. Davon

entfallen drei Fünftel auf Steinkohle und zwei Fünf-

tel auf Braunkohle.

Reserven/Qualitäten

Nach Angaben der BGR hat Polen Hartkohlenres-

sourcen von 167 Mrd. t, Reserven von 12,5 Mrd. t

also insgesamt ein Potential von 179,5 Mrd. t. Nach

polnischen Angaben sind die derzeit zugänglichen

Reserven 4,8 Mrd. t bei „leicht erreichbaren“ Reser-

ven von 2,8 Mrd. t.

Die Reserven verteilen sich auf das Ober- und Nie-

derschlesische sowie das Lubliner Becken, wobei

das oberschlesische Revier 93 % aller Vorräte ent-

hält. Die dortige Kohlenformation enthält rund 400

Kohlenflöze mit einer Mächtigkeit von 0,8 - 3,0 m,

von welchen etwa die Hälfte wirtschaftlich interes-

Polen

Allgemeines

Polen zählt nicht nur zu den traditionsreichen Stein-

kohlenproduzenten Europas, sondern war in der

Vergangenheit auch einer der maßgeblichen Ver-

sorger des Steinkohlenweltmarktes. Die führende

Rolle unter den europäischen Förderländern über-

nahm Polen 1972 mit einer Produktion von 150,7

Mio. t und war bis 1979 mit 41,4 Mio. t nach den

USA zweitgrößter Kohlenexporteur der Welt. Wenn-

gleich seine Rolle als Exportland bereits in den

achtziger Jahren verblasste, stieg die Förderung

im Vergleich zu anderen europäischen Ländern

noch auf ein beträchtlich hohes Niveau (1988: 193

Mio. t) an. Erst mit der politischen Wende in den

Ostblockstaaten und wachsender marktwirtschaft-

licher Orientierung setzte in den frühen neunziger

Jahren auch in Polen jener Schrumpfungsprozess

des Steinkohlenbergbaus ein, der in Westeuropa

bereits zwanzig Jahre früher begann. So betrug die

Förderung des Jahres 2006 nur noch 94 Mio. t. Sie

hat sich damit in den letzten Jahren stabilisiert.

Gdingen

Danzig

Niederschlesien

Stettin

Oberschlesien

Warschau

Lubliner Becken

Swinemünde

500 km

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Weltmarkt für Steinkohle

92

Erschöpfung der Lagerstätten und teils wegen

Unwirtschaftlichkeit.

Die Kokskohlengruppe Jastrzebska konnte dagegen

ihre Förderung und ihre Exporte erhöhen und ist

auch wegen der hohen Kokskohlenerlöse profitabel.

Die geplante Privatisierung der polnischen Staats-

gruben hat bisher nicht stattgefunden und es gibt

starken Widerstand aus der Belegschaft gegen

dieses Vorhaben. Für die Kraftwerkskohlenzechen

gibt es auch keine ernsthaften Interessenten.

Neuere Überlegungen zielen auf einen Börsengang

mit der Abgabe von Minderheitsbeteiligungen ab.

Der polnische Bergbau braucht dringend Investiti-

onsmittel, um die Förderung aufrechtzuerhalten.

Bis 2010 will der polnische Staat die Subventionie-

rung einstellen, die derzeit etwa 2,0 - 2,3 US $/t

für die Kraftwerkskohle beträgt. Es wird an einem

neuen Konzept 2007 - 2013 gearbeitet, das die

polnischen Gruben wettbewerbsfähig und subventi-

onsfrei machen soll.

Langfristig erwartet man trotzdem ein weiteres

Absinken der Förderung auf 77 - 78 Mio. t in 2010

und 70 Mio. t in 2020. Mittelfristig muss auch stär-

ker in den Aufschluss neuer Reserven - vor allem bei

Kokskohle - investiert werden, um diese Förderlinie

zu halten. Hierfür fehlen aber bisher die Mittel.

Nach polnischen Angaben braucht der Steinkohlen-

bergbau 6,2 - 7,7 Mrd. US $ Investitionsmittel, um

wettbewerbsfähig zu sein.

Sämtliche Betriebe in Polen fördern ausschließlich

im Tiefbau, wobei die durchschnittliche Gewin-

nungs tiefe bei etwa 600 m liegt. Der Abbau ist

sant ist. Etwa zwei Drittel der Flöze sind mit weni-

ger als 10° nur flach geneigt, der Rest mit maximal

35°. Etwa 56 % der gewinnbaren Kohlenvorräte

bestehen aus Kessel- und 44 % aus Kokskohlen.

Sämtliche Bodenschätze des Landes einschließlich

der Kohle sind Staatseigentum.

Die im modernen Tiefbau gewonnene und durch

Nebengestein verunreinigte Rohkohle erfordert

eine Aufbereitung. Der Ausbau vorhandener und

die Inbetriebnahme neuer Aufbereitungsanlagen

der letzten Jahre bewirkten seither zumindest für

exportierte Kesselkohlen eine qualitative Annähe-

rung an die Erfordernisse des Weltmarktes. Diese

Qualität ist gekennzeichnet durch 25 - 31 % flüch-

tige Bestandteile, 8 - 16 % Asche und 7 - 11 %

Feuchte bei einem Schwefelgehalt von 0,6 - 1,0 %

und einem Heizwert von > 6.000 Kcal/kg (roh);

dabei fällt die Mahlhärte mit 45 - 50 HGI meist

weniger günstig aus. Die Kokskohlen sind mit

23 - 33 % mittel- bis hochflüchtig bei Asche- und

Schwefelgehalten von 7 - 9 % bzw. 0,6 - 1,0 %. Ihre

Verkokungseigenschaften mit einer Blähzahl von 6 -

9 sind ausgezeichnet.

Förderentwicklung

Die Gesamtförderung sank in 2006 um 2,7 Mio. t

auf rund 94 Mio. t. Damit setzt sich der kontinu-

ierliche Rückgang der polnischen Förderung fort.

Die Förderrücknahme ging vor allem zu Lasten des

seewärtigen Exports (- 5,6 Mio. t), während der

Inlandsabsatz in 2006 weitgehend stabil blieb.

Die Rücknahme erfolgte im Wesentlichen bei der

Kompania Weglowa (- 2,2 Mio. t). Die Zechen-

stilllegungen wurden vorgenommen teils wegen

Die größten Steinkohlenproduzenten Polens

Kompania Weglowa SA

Katowicka Group Kapitalowa

Jastrzebska Spolka Weglowa SA

Selbstständige Bergwerke

Gesamt

18

7

5

4

34

17

7

5

4

33

52,6

17,7

12,8

14,0

97,1

50,4

17,0

13,3

13,7

94,4

15,1

1,6

2,3

0,5

19,5

10,7

1,4

2,9

0,8

15,8

Unternehmen 2005 2006Anzahl der Gruben

2005 2006Förderung in Mio. t

2005 2006Exporte in Mio. t

93

Kohlenexportländer • Polen

Swinemünde sowie Gdingen für Panamax-Schiffe

und Stettin nur für Handysize-Größen zugänglich.

Zunehmend an Bedeutung hat auch der Bahnweg

für Koks- und Ballastkohlenexporte vor allem nach

Deutschland gewonnen. Hier sind sowohl polnische

als auch deutsche Frachtunternehmen tätig. Die

Binnenschifffahrt (Oder) ist für den Export (ca. 1,5

Mio. t = 8 % der gesamten Exporte) ohne größere

Bedeutung.

Export

Der Export von Steinkohle sank von 19,5 Mio. t in

2005 auf 16 Mio. t in 2006. Weglokoks exportierte

davon 15,3 Mio. t; kleinere Mengen gelangten

über andere Vertriebswege vor allem in die angren-

zenden Länder in den Export.

Der Export in 2006 gliedert sich wie folgt auf:

Während der Kesselkohlenexport um 3,7 Mio. t

sank, stieg der Kokskohlenexport um knapp 0,5

Mio. t in 2006.

Die größten Abnehmer polnischer Kohle - ohne

Koks - waren Nachbarstaaten wie Deutschland (7,3

Mio. t), Tschechien (1,6 Mio. t), Slowakei (1,0 Mio. t)

Export

Seewärtig

Landseitig

Gesamt

0,8

2,2

3,0

7,8

5,2

13,0

8,6

7,4

16,0

Kokskohlein Mio. t

Kesselkohlein Mio. t

Gesamtin Mio. t

voll mechanisiert, und die Kohle wird im Strebbau

gewonnen.

Ergänzt wird die polnische Förderung durch Impor-

te von 5 Mio. t, überwiegend russischer Kohle. Die

Kokereikapazität beträgt ca. 10 Mio. t/a. Rund 55 -

60 % der Koksproduktion wird exportiert.

Kostenentwicklung

Derzeit beschäftigt der polnische Steinkohlen–

Bergbau etwa 120.000 Mann. Dies bedeutet eine

Leistung von etwa 800 t Mannjahr. Wesentliche Ver-

besserungen sind bei Abbautiefen von 500 - 600 m

kaum zu erwarten. Die polnischen Produktionsko-

sten werden auf 60 - 65 US $ geschätzt. Einschließ-

lich Fracht und Umschlag (rund 20 US $/t) benötigt

der polnische Bergbau für den Export derzeit fob-

Preise von mindestens 80– 85 US $ /t für die Kessel-

kohle. Der Arbeitskostenanteil liegt bei über 50 %.

Damit ist Polen zusammen mit den USA der Gren-

zanbieter im atlantischen Raum für Kesselskohle.

Der Zloty hat sich in letzter Zeit gegenüber US $

stark gefestigt, was sich für die Polen Erlös min-

dernd auswirkt. Auch gegenüber dem Euro hat sich

der Zloty gefestigt.

Durch hohe Lohnabschlüsse in den letzten Jahren,

die weit über der Produktivitätsfortschritten liegen,

hat sich die Wettbewerbsposition weiter verschlech-

tert. Dies zeigt sich auch in den rückläufigen Expor-

ten vor allem bei seewärtigen Ausfuhren.

Infrastruktur

Bei der Transport-Infrastruktur, die nunmehr für das

sinkende Exportvolumen eher überdimensioniert

ist, haben sich in 2006 keine Veränderungen erge-

ben. Die Exportlogistik ist in Polen gut ausgebaut.

Zu den Verladehäfen gehören Danzig, Swinemün-

de, Stettin und Gdingen. Während in Danzig die

Beladung von Capesize-Frachtern möglich ist, sind

Kesselkohlen

fob-Kosten

60-65 80-85

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

Exportentwicklung Polens 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t

Steinkohlenförderung 99 97 94

Steinkohlenexporte 21 19 16

Kesselkohlen 18 16 13

Kokskohlen 3 3 3

Koksexporte 5 4,5 6,3

Exportquote in % 28 25 26

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 17,5 17,1 15,9

Weltmarkt für Steinkohle

94

sowie Österreich (1,2 Mio. t). Nach Großbritannien

wurden 1 Mio. t exportiert.

Die Koksexporte betrugen 6,3 Mio. t in 2006.

Polen importierte kleinere Mengen (5 Mio. t) Kohle

aus Russland, Ukraine und Tschechien. Die rus-

sischen Mengen könnten tendenziell zunehmen.

Ausblick

Der polnische Bergbau hat weitere Anpassungs-

schritte vor sich. Obwohl sich die Förderung in

den letzten Jahren stabilisiert hat, ist mit einem

weiteren Absinken zu rechnen, da zu wenig in die

Erschließung neuer Reserven investiert wird. Auch

die stark steigenden Löhne ohne entsprechende

Produktivitätsfortschritte erschweren die Situation.

Für Exporte braucht Polen ein hohes Weltmarkt-

Preisniveau. Zunehmend beschränkt sich Polen auf

unmittelbar angrenzende Abnehmerländer, d. h.

Ostseeraum sowie Deutschland und Österreich.

Mittelfristig könnte mehr Kohle nach Tschechien

exportiert werden, da dort in den nächsten Jahren

ein starkes Absinken der Förderung erwartet wird.

95

Kohlenexportländer • Venezuela

Grube. Wie beim Erdöl ist der staatliche Einfluss auf

den export- und devisenwirtschaftlich noch wenig

bedeutenden Kohlenbergbau beträchtlich, da der

Staat nennenswerte Kapitalbeteiligungen an den

großen Kohleproduzenten hält. Für die angestrebte

Expansion des Kohlenbergbaus als hinderlich

erweisen sich staatliche Einflussnahmen auf privat-

wirtschaftliche Pläne zur Infrastrukturentwicklung.

Dazu kommen für ausländische Investoren Zweifel

an der Sicherheit von Investitionen und Unsicher-

heiten über die Besteuerung von Gewinnen und

deren Transfer ins Ausland.

Seit Hugo Chavez die Rohstoffpolitik noch stärker

als bisher beeinflusst, ist die Investitionssicherheit

für ausländische Investoren weiter gesunken.

Reserven/Qualitäten

Die Kohlenressourcen des Landes sind mit rund

7 Mrd. t im Weltmaßstab relativ bescheiden. Die

gilt insbesondere für die sicher nachgewiesenen

und gewinnbaren Reserven von 1,4 Mrd. t (Venezo-

lanisches Energieministerium). Die BGR sieht die

Reserven bei 480 Mio. t also insgesamt ein Poten-

tial von rund 7,5 Mrd. t. Diese Vorkommen können

überwiegend im Tagebau gewonnen werden und

Venezuela

Allgemeines

Zu den potentiellen Aufsteigerländern am Stein-

kohlenweltmarkt zählt Venezuela. Das Land trat

erstmals 1991 mit einem Export von 1,9 Mio. t

nennenswert in Erscheinung und bedient den

Weltmarkt inzwischen (2006) mit einem Volumen

von rund 8 Mio. t entsprechend einem Anteil von

1,0 %. Obwohl Venezuela auch in Zukunft nicht zu

den Großen auf internationaler Ebene zählen wird,

ist sein Entwicklungspotential dennoch beträchtlich

und insbesondere für Europa und nordamerika-

nische Verbraucher von wachsendem Interesse.

Hemmnis für eine zügige Entwicklung des Kohle-

nexports ist die seit Jahren unzulängliche Infra-

struktur: Leistungsfähige Bahnverbindungen von

den Exportgruben zu den Tiefwasserhäfen und zur

Abfertigung von Großfrachtern fehlen bislang.

Wie in allen südamerikanischen Ländern befinden

sich die Bodenschätze in Staatsbesitz. Die Bergho-

heit wird durch das Bergbauministerium (Ministerio

de Minas) ausgeübt, welches Konzessionen zu ihrer

Aufsuchung, Untersuchung und Gewinnung erteilt.

Dieser Regelung unterliegt auch der Kohlenberg-

bau. Der auf produzierte Kohle erhobene Förderzins

beträgt 10 % des erzielten Verkaufserlöses frei

Caracas

Andines-Becken

Guasare-Becken

Maracaibo-See4

1 Santa Cruz de Mara2 Palmarejo3 Baja TCSV4 Ceiba

12

3

500 km

Falcon-Becken

Fila Maestra/Naricual-Becken

Steinkohlenrevier

Kohlenbeladehafen

Weltmarkt für Steinkohle

96

bzw. durch die Projekte Socuy, Mina Norte, Las

Carmelitas, Paso Diablo und Cosila erreicht werden.

Bis 2012 soll dann die Förderung in der Provinz

Zulia auf 24 Mio. t gesteigert werden. Das Potenzial

hierfür ist sicherlich vorhanden; bisher wurden alle

Ankündigungen aber nicht realisiert.

Produziert wird überwiegend im Tagebau, wobei

angesichts der Vielzahl von Flözen die Bagger/

SLKW-Methode Anwendung findet. Da die Flöze

nur wenig verunreinigt sind, ist bereits die Roh-

kohle von bester Qualität und benötigt außer

Brechen und Sieben keine weitere, kostspielige

Aufbereitung. Der Kohlenbergbau konzentriert sich

derzeit mit rund 90 % der Gesamtförderung auf die

Guasare-Region, während die Förderung der Klein-

betriebe im Osten des Landes (Fila Maestra/Falcon)

seit einigen Jahren ruht.

Größte Produzenten sind derzeit CARBONES DEL

GUASARE und CARBONES DEL GUAJIRA, während

die im Falcon- und Fila Maestra/Naricual-Becken

gelegenen Grubenbetriebe gegenwärtig nicht pro-

duzieren. Insgesamt verfügt der venezolanische

Steinkohlenbergbau über eine Förderkapazität von

knapp 9 Mio. jato.

Die venezolanische Produktion ist vom Tagebau

Paso Diablo geprägt. Hier werden Leistungen von

5.000 - 6.000 t Mann und Jahr erreicht. Durch die

auf LKW basierende Logistik und das „Truck and

Shovel“ Verfahren sind die Produktion wie auch der

LKW-Transport zur Küste von Treibstoff-Preiserhö-

hungen besonders betroffen.

Produktion/Exporte nach Gesellschaften

Carbones Desl Guasare

Interamerican Coal

Carbones De La Guajira

Übrige

Gesamt

5,27

0,52

0,77

0,52

7,08

5,50

1,00

0,63

0,62

7,75

2005in Mio. t

2006in Mio. t

verteilen sich auf fünf Kohlenbecken, d. h. die an

der Ostküste gelegenen Fila Maestra- und Naricual-

Becken, das ebenfalls küstennahe Falcon-Becken,

das südwestlich des Maracaibo-Sees gelegene

Andine Becken und schließlich das Guasare-Becken

im äußersten Nordwesten des Landes, welches mit

mehr als 90 % der Gesamtreserven das weitaus

bedeutendste ist. Dort befindet sich eine Kohlen-

formation der jüngeren Kreidezeit bzw. des älteren

Tertiärs (ca. 70 Mio. Jahre). Sie erreicht eine Dicke

von 130 m und enthält bis zu 23 Flöze mit maxima-

len Mächtigkeiten von 13 m. Diese sind bei mäßiger

Neigung in ihrer Lagerung nur wenig gestört. Das

Guasare-Becken stellt eine Fortsetzung des benach-

barten kolumbianischen Guajira-Kohlenfeldes dar.

Die Qualität der Guasarekohlen ist weitgehend mit

jener der kolumbianischen Guajirakohle identisch.

Die mit 35 % hochflüchtige Kohle enthält nur 6 -

7 % Asche und 7 % Feuchte, so dass ein Heizwert

von 6.900 Kcal kg (roh) erreicht wird. Sie ist somit

eine hervorragende Kesselkohle, zumal sie nur

0,5 % Schwefel enthält. Sie besitzt zudem auch

geringe Verkokungseigenschaften, so dass sie in

wachsendem Umfang als Hochofen-Einblaskohle

Verwendung findet und zum Teil auch als Semisoft-

Kokskohle eingesetzt werden kann.

Förderentwicklung

Der venezolanische Kohlebergbau kommt trotz

attraktiver Lagerstätten und kurzer Wege zur Küste

nicht vom Fleck. Erneut behinderten schwierige

Witterungsverhältnisse die bestehende Produktion.

Der kleine Tagebau Fila Maestro schloss sogar.

Der brasilianische Montankonzern CVRD ist am

Socuy-Projekt interessiert. Nachdem das Projekt

durch die Wahlen in Venezuela verzögert wurde,

sollen jetzt die Gespräche neu aufgenommen wer-

den. Angeblich will sich der venezolanische Staat

auch selbst in den Ausbau des nötigen Kohlehafens

einschalten und diesen finanzieren.

Nach Angaben der „Zulia-State Coal Authority“ sol-

len die geplanten Infrastrukturmaßnahmen einen

erheblichen Ausbau der Kohleförderung erlauben.

Die Fördersteigerungen könnten durch die Gruben

97

Kohlenexportländer • Venezuela

zögerlich betrieben, desgleichen die Planung der

Eisenbahnlinie Socuy/Paso Diablo zum Hafen.

Über die venezolanischen Häfen wurden auch rund

1,5 Mio. t kolumbianische Kohle verschifft.

Export

Entsprechend der enttäuschenden Förderentwick-

lung verlief auch der Export. Größter Abnehmer

waren die USA mit 4,5 Mio. t. Kanada importierte

0,5 Mio. t. Die südamerikanischen Staaten nahmen

0,7 Mio. t ab. Rund 2 Mio. t gingen nach Europa. In

den Exportzahlen Venezuelas sind auch kolumbia-

nische Mengen enthalten.

Exporte über venezolanisch Häfen

Gesamt

Bulk Wayuu

Carbones Del Guasare

El Bajo

Carbones Della Guajira

Interamerican Coal

Guanta

Geoconsa

La Ceiba

Carbones Del Caribe

Interamerican

Millinton

Palmarejo

Xcoal

Canevca

Millinton

Carbones Del Guasare

2005in Mio. t

2006in Mio. t

5,61

0,81

0,13

0,78

0,47

7,80

5,60

1,00

0,20

0,80

0,40

8,00

Kostenentwicklung

Die Förderkosten im modernen Tagebau-Großbe-

trieb (Betriebskosten) werden gegenwärtig mit

18 - 22 US $/t beziffert. Der LKW-Transport zum

Hafen (rund 80 km) kostet weitere 3 - 9 US $/t bei

Umschlagskosten von 3 - 5 US $/t, da die Kohle mit

Binnenschiffen zu einem Offshore-Verladeterminal

transportiert werden muss. Damit gelangt die Koh-

le schließlich mit fob-Kosten von 28 - 36 US $/t auf

das Schiff.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die exportierte

Kohle über einen im internationalen Maßstab

hohen Heizwert verfügt.

Infrastruktur

Die Infrastrukturanbindung des Guasare-Reviers ist

mangelhaft. Eine Bahnverbindung von den Gruben

zu den Verschiffungshäfen ist nicht vorhanden, so

dass der Kohlentransport von mehreren Mio. jato

gänzlich per LKW über eine Entfernung von 85 km

auf öffentlichen Straßen erfolgen muss. Sämtliche

Häfen, wie Santa Cruz de Mara, Palmarejo, Baja

TCSV und Ceiba liegen im Maracaibo-See. Sie

verfügen über eine Umschlagskapazität von der-

zeit knapp 10 Mio. jato, sind jedoch nur für kleine

Schiffseinheiten (Handysize) mit geringem Tiefgang

direkt zugänglich. Panamax-Schiffe hingegen kön-

nen nur küstenfern über Lastkähne und Schwimm-

kräne bzw. einen im Maracaibo-See verankerten

und als schwimmendes Zwischenlager umgebauten

Tanker abgefertigt werden. Obwohl inzwischen

technisch optimiert ist dieses Verfahren immer

noch kostspielig.

Die Planungen der Infrastruktur schreiten nur lang-

sam voran. Für das Socuy-Projekt ist sowohl der Bau

eines Hafens als auch der einer Bahnlinie von 80 km

erforderlich. Das Projekt unter dem Namen „Zona

Portuaria Simon Bolivar“ mit einer Anfangskapa-

zität von 12 Mio. t/a für Panamax-Schiffe wird nur

Kesselkohlen

fob-Kosten

24-31 27-34

2004/2005in US $/t

2006/2007in US $/t

Exportentwicklung Venezuela 2004 - 2006

2004 2005 2006 Mio. t Mio. t Mio. t

Steinkohlenförderung 8 8 8

Steinkohlenexporte 8 8 8

Exportquote in % 100 100 100

Wichtige Importländer/-region

EU-15/ab 2004 EU-25 2,4 2,1 2,0

USA 4,4 4,3 4,5

Weltmarkt für Steinkohle

98

Ausblick

Das Förder- und Exportpotential Venezuelas bleibt

auch weiterhin ungenutzt. Das Guasare Becken

hätte mit dem laufenden Betrieb Paso Diablo und

den Projekten Mina Norte und Socuy und Cosila das

Potential für 20 Mio. t/a. Erforderlich ist hierzu ein

Tiefseehafen. Sollte CVRD aufgrund der guten bra-

silianischen/venezolanischen Verbindungen doch

mit dem Socuy-Projekt zum Zuge kommen, wäre ein

Durchbuch geschafft.

99

Kohlengeologie und Fördertechnik

Erde abgelagert. Zu ihnen zählen in Nordamerika

die Steinkohlenreviere der Appalachen und kana-

dischen Ostprovinzen, in Europa jene West-, Mit-

tel- und Osteuropas, und in Asien Sibiriens und vor

allem Chinas. Sie werden in Nordamerika ergänzt

durch Steinkohlen des Erdmittelalters, d. h. des

Juras und der Kreide (130 - 70 Mio. Jahre); Sie lie-

gen in den Rocky Mountain-Revieren der USA und

Kanadas sowie vorgelagerten östlichen Regionen.

Die Steinkohlen der südlichen Halbkugel hingegen

wurden in der zum Erdaltertum zählenden Perm-

Periode, d. h. vor 250 - 290 Mio. Jahren abgelagert,

und zwar in damals gemäßigten Klimazonen.. Sie

finden sich nur sporadisch im südlichen Brasilien

(Santa Catarina), vor allem aber in Südafrika sowie

den ostaustralischen Revieren von New South

Wales und Queenslands. Auch die Steinkohlen Indi-

ens gehören (als erdgeschichtlicher Teil Südafrikas)

noch in die Permzeit, und nur die Steinkohlen der

Lagerstätten

Die aus organischen, d. h. pflanzlichen Sedimenten

hervorgegangene Kohle bildet flözförmige Lager-

stätten. Da sich ihre Ablagerung nicht kontinu-

ierlich vollzog, sondern oft von tonigsandigen

Sedimenten unterbrochen wurde, begegnen wir

der Kohle in der Regel als Mehrflöz-Lagerstätten.

Wachsende Druckbelastung durch jüngere Gesteins-

ablagerungen hatten einen „Inkohlungs“-Prozess

zur Folge, der bei zunehmender Entwässerung der

organischen Substanz und Kohlenstoffanreiche-

rung mit der Bildung von Kohle endete. Nachfol-

gende Gebirgsbildungen verformten dann oft die

ursprünglich horizontale Flözlagerung durch Fal-

tung und Verwerfungen.

Die Steinkohlenressourcen der nördlichen Erdhalb-

kugel sind in der Regel karbonischen Alters, d. h.

ihre Ablagerung liegt 290 - 355 Mio. Jahre zurück.

Sie wurden seinerzeit in tropischen Regionen der

Kohlengeologie und Fördertechnik

Tagesanlagen

Kohleförderband

Kohlepfeiler

Schematische Darstellung der Gewinnung von Kohle untertage

Kohleförderband zur Oberfläche

AbgebauteFläche

Walzenschräm-lader und

Firstenausbau

Zum Firstenausbau stehen gelassene

Kohlepfeiler

Abbau-richtung

Anschließende Bauhöhe

Kohleflöz

Walzen-schrämlader

und Firstenausbau

Fräslader erstellen Strecken

Abgebaute Fläche

Abgeschlossene Bauhöhe

Quelle: World Coal Institute

Weltmarkt für Steinkohle

100

Flöz wird ebenfalls abgebohrt und geschossen,

um anschließend mittels Bagger oder Radlader in

Schwerlastkraftwagen verladen und abtransportiert

zu werden. Dabei werden in der Regel Seilbagger,

in jüngster Zeit aber auch zunehmend Hydraulik-

bagger eingesetzt. Die Gewinnung mehrerer und

stärker (ab 15°) geneigter Flöze hingegen erfolgt

im „Truck and Shovel-Tagebau“ mittels SLKW und

Bagger. Dabei wird das gesamte Schichtpaket von

Flözen und Abraum in horizontalen Scheiben (Stros-

sen/levels) herein gewonnen. Das gesamte Schicht-

paket wird zunächst abgebohrt und geschossen,

um dann von oben nach unten und getrennt nach

Abraum und Flözen in SLKW verladen zu werden.

Hierzu werden Seil- und Hydraulikbagger kleinerer

Bauart sowie Radlader eingesetzt, gelegentlich

unterstützt von Bulldozern.

Kaum Verwendung findet im Steinkohlenbergbau

hingegen die bei Braunkohle übliche Gewinnung

mittels Schaufelradbaggern, da diese Technik rela-

tiv weiche Kohle und Nebengesteine voraussetzt.

Lagerstätten bei denen das genannte Abraum/

Kohlenverhältnis von 6 - 8 cbm/t überschritten

wird, werden im Tiefbau erschlossen. Dies erfolgt

in oberflächennahen Lagerstätten im Stollenbetrieb

durch flach geneigte und mit Förderbändern ausge-

stattete Stollen. Tiefer gelegene Kohlenlagerstätten

werden hingegen durch Schächte erschlossen,

durch welche auch die Förderung erfolgt. Im Tief-

nördlichen Anden Südamerikas d. h. Kolumbiens

und Venezuelas werden in das späte Erdmittelalter,

d. h. die Kreidezeit eingeordnet.

Fördertechniken

Kohlenlagerstätten können sich durch komplexe

Lagerungsverhältnisse bis in Tiefen von mehreren

tausend Metern erstrecken, aber auch flache und

oberflächennahe Lagerung aufweisen. Dement-

sprechend sind die Abbaubedingungen vielfältig.

So muss die Kohle aus dem Nebengestein selektiv

gewonnen werden. Dies geschieht je nach Tiefe

der Kohlenflöze und ihrer Überdeckung mit Abraum

entweder im Tagebau oder Tiefbau.

Die weltweite Wirtschaftlichkeitsgrenze einer Tage-

baugewinnung von Steinkohle liegt derzeit bei

einem durchschnittlichen Abraum/Kohle-Verhältnis

von rund 6 - 8 Festkubikmeter Abraum zu einer

Tonne Rohkohle für den gesamten Tagebauinhalt

und dessen Lebensdauer. Je höher die Erlöse für

die Kohle sind, umso höhere Abraum zu Kohle-

Relationen können verkraftet werden. Die im Tage-

baubetrieb angewandte Bergbautechnik hängt von

der Anzahl und Mächtigkeit der Flöze sowie deren

Neigung ab. Als bauwürdig gelten dabei Mindest-

mächtigkeiten von 0,5 - 1,0 m. Bei der Gewinnung

flachliegender Flözen wird der Abraum durch Boh-

ren und Sprengen (Schießen) zerkleinert bzw. auf-

gelockert und mittels Schürfkübelbagger (dragline)

entfernt. Das so im „Draglinetagebau“ freigelegte

Schürfkübel-Abraum

abgestufte Böschungals Schutzwall gegenLärm und Staub

Mutter- und Unterboden werden von Motorschürf-wagen gewonnen und sorgfältig gelagert

Abraum von den Sohlen wird von Löffelbaggern abgetragen und von Kipp-Lkws abtranspor--tiert

Abraum wird vom Schürfkü-belbagger gefördert

Abraum-aufschüt-tung Schürfkübel lädt Last ab

Schürfkü-belbag-gerfüllung wird von Raupen planiert

Abraum von den Sohlen wird zur Verfüllung abgekippt

Unter-boden und Mutter-boden werden aufge-bracht und gestaltet

Gras und Bäume

Abbau von Kohle im Tagebau und Rekultivierung

Quelle: World Coal Institute

Kohleflötze bagger

Nachdem die Böden in der richtigen Abfolge aufgebracht wurden, werden sie zur Entspannung von Verdichtungen aufgerissen und dann bearbeitet, mit Kalk behandelt und gedüngt.

101

Kohlengeologie und Fördertechnik

wobei die Trennung entweder in Sink/Schwimm-

Trommeln (für Grobkorn) oder Setzmaschinen,

Wasser- bzw. Schwertrübe-Zyklonen (für Mittelkorn)

erfolgt. Das Feinstkorn hingegen wird mittels Flota-

tion gereinigt. Wirtschaftlich entscheidend ist bei

der Aufbereitung der Anteil der aus der Rohkohle

gewonnenen gewaschenen Kohle. Dieser liegt für

Kesselkohlen bei rund 80 % und für Kokskohlen bei

65 - 70 %. Mit steigenden Qualitätsanforderungen

sinkt der Anteil des gewaschenen Produkts an der

Rohkohle. Während die auf der Nordhalbkugel weit

verbreiteten Steinkohlen des Karbonzeitalters sich

als relativ leicht aufbereitbar erweisen, ist dies bei

den sog. „Gondwana“-Kohlen der Südkontinente

aus der Permzeit wegen ihrer innigen Verwachsung

von Kohle mit anorganischer Sedimentsubstanz

weitaus schwieriger.

bau werden heute kaum noch Flöze von weniger als

1,5 m Dicke gewonnen. Höherwertige Kokskohle

wird zum Teil auch bis zu 1m Flözmächtigkeit abge-

baut. Die Kohlegewinnung geschieht dabei entwe-

der im „Kammer/Pfeilerbau“ oder im Strebbau. Bei

ersterem werden mittels Fräsladern im rechten Win-

kel sich kreuzende Förderstrecken vor getrieben,

zwischen denen das Deckgebirge tragende Pfeiler

stehen bleiben. Zum Transport der gewonnenen

Rohkohle zu den Förderbändern werden oft Pen-

delwagen eingesetzt. Eine Variante des Kammer-

pfeilerbaus ist die durch konventionelles Bohren

und Schießen und anschließender Bandbeladung

durch Radlader. Im „Strebbau“ hingegen werden

mittels Fräslader im abzubauenden Flöz horizon-

tale Strecken vor getrieben, in welchen dann eine

Strebeinrichtung von oft mehreren hundert Metern

Länge installiert wird. Diese besteht aus einem sog.

schreitenden Ausbau Förderband und Gewinnungs-

maschine, d. h. Fräse. Diese Abbaufront bewegt

sich mit fortschreitendem Abbau im Flöz bergan

und hinterlässt ein flächenhaft ausgekohltes Gebiet

ohne Stützpfeiler, so dass das Deckgebirge hinter

dem schreitenden Ausbau nachbricht.

Aufbereitung

Die Rohkohle fällt wegen des hohen Mechanisie-

rungsgrades der Förderung häufig stark verunrei-

nigt an und muss entsprechend den Verbraucher-

wünschen einem Reinigungsprozess, d. h. einer sog.

Aufbereitung unterzogen werden. Dies trifft vor

allem dann zu, wenn die Steinkohle über größere

Entfernungen transportiert werden muss, wie es bei

Exportkohlen in der Regel der Fall ist. Eine Aufbe-

reitung kann der Steinkohle hingegen dann erspart

bleiben, wenn sie in unmittelbarer Nähe ihrer För-

derung, z. B. in Kraftwerken, eingesetzt wird.

Bei einer Aufbereitung wird die Rohkohle zunächst

durch Brechen zerkleinert und im nassen Zustand

nach Korngrößen getrennt, d. h. nach Grob-, Fein-

und Feinstkorn. Für die nachfolgende Trennung

(Sortierung) von Kohle- und Gesteinspartikeln sind

bei Grob- und Feinkorn deren spezifisches Gewicht

und beim Feinstkorn deren Oberflächeneigen-

schaften maßgebend. Trennmedium im ersteren Fall

entweder Wasser oder eine Schwertrübeflüssigkeit,

Weltmarkt für Steinkohle

102

ihre absoluten Grenzen. Die Gleiskörper sind oft

doppelspurig in Normal- aber auch Breitspur (Rus-

sland) mit geringer Steigung und für hohe Achs-

lasten (>25 t) ausgelegt. Der Bahnbetrieb erfolgt

mit Diesel- oder E-Loks in Ganzzügen (unit trains)

von bis zu 2,5 km Länge (200 Waggons und 4 - 6

Loks) und Fassungsvermögen von 10.000 - 16.000

t. Fehlen hingegen Bahnverbindungen zur Küste,

gelangt die Kohle auch per LKW (Kolumbien

300 km, Venezuela 80 km) zum Hafen. Auch die

Beförderung per Binnenschiff, wie z. B. zu den US-

Golfhäfen (600 - 2.900 km) oder in Indonesien zu

den Tiefwasserhäfen/Beladestellen kommt dafür in

Frage.

Im Belade-Hafen wird die Kohle durch Waggon-

kipper entladen und gelangt über Förderbänder

und Bandabwurf auf die Zwischenlager, welche

Gesamtvolumen von bis zu 6 Mio. t bei bis zu 50

unterschiedlichen Sorten aufnehmen können. Ihre

Rückverladung geschieht mittels Schaufelradbagger

oder Unterflurabzug auf Förderbänder, über welche

die Kohle zum Schiffsbelader und schließlich in das

Schiff gelangt. Je zu beladendem Schiff stehen ein

bis zwei Schiffsbelader mit Leistungen von bis zu

6.000 t/h zur Verfügung, so dass die Abfertigung

eines Großfrachters kaum mehr als einen Tag erfor-

dert. Insgesamt standen in 2006 weltweit rund

100 Kohlebelade-Häfen bzw. Offshore-Verladeein-

richtungen mit einer Umschlagskapazität von etwa

1.200 - 1300 Mio. jato zur Verfügung.

Der Seetransport der Kohle erfolgt in Massengut-

frachtern. Das gesamte Schüttgütervolumen im

Weltmarkt betrug 2006 rund 2,9 Mrd. t. Es gliedert

sich wie folgt auf:

Transportkosten für Steinkohlen haben vor allem

bei überseeischen Bezügen einen maßgeblichen

Anteil am Endverbraucherpreis, der je nach Liefer-

land mehr als die Hälfte der Gesamtkosten ausma-

chen kann.

Angesichts der Bedeutung der Transportkosten für

die Preisbildung wird die Effizienz der Kohlenket-

te kontinuierlich gesteigert. Diese umfasst vom

Förderstandort bis zum Endverbraucher folgende

Glieder:

■ Transport im Exportland zur Küste

■ Lagerung im Exporthafen

■ Hafenumschlag und teils zusätzlicher Trans-

port zu einer Offshore-Verladeeinrichtung

■ Seetransport,

■ Entladung im Empfangshafen

■ Lagerung im Importhafen

■ Transport zum Verbraucher.

Der Transport der Steinkohle zum Verladehafen

erfolgt in der Regel per Bahn. Aus Kostengründen

ist die wirtschaftliche Transportentfernung dorthin

begrenzt, d. h. die Exportgruben liegen relativ küs-

tennah. So betragen z. B. die Bahnentfernungen für

Exportkohlen aus

Diese finden jedoch bei

Transport und Umschlag von Steinkohlen

Kolumbien

Indonesien*

Australien

New South Wales

Queensland

Südafrika

USA

China

45-210

50-200

80-280

132-380

420-590

480-1.425

1.690-3.650

550-650.

Appalachen

Powder River Basin

km

* nur Binnenschiff

Kanada

Russland

1.100

4.000

4.500

2.450

im Durchschnitt

Kuzbass/baltische Häfen

Jakutien/Fernost

km

103

Transport und Umschlag von Steinkohle

1.183Bulk - Carrier für die Auslieferung in den näch-

sten 3 Jahren in Auftrag gegeben. Für den Kohlen-

transport werden in Abhängigkeit vom Umfang der

Ladung, Entfernung zum Entlade-Hafen und vom

zulässigen Tiefgang der Häfen drei Schiffsgrößen

eingesetzt, nämlich

■ 10.000 bis 50.000 dwt = Handysize,

■ 50.000 bis 60.000 dwt = Panamax und

■ 80.000 bis 150.000 dwt = Capesize.

Handysize –Schiffe kommen vor allem für kleine

Ladungen (z. B. Anthrazit, Stückkohlen), kurze

Entfernungen, Küstenschifffahrt und Belade-/

Empfangshäfen mit nur geringem Tiefgang in

Frage. Der Großteil des Kohlentransports auf

den Weltmeeren wird jedoch mit Panamax- und

Capesize-Frachtern abgewickelt, wobei erstere den

Panamakanal passieren können, letztere jedoch das

Für den Trockengutverkehr stand in 2006 Schiffs-

raum von 373 Mio. dwt in 6.369 Schiffen zur Ver-

fügung. Für Kohle wurden dabei rund 4000 Mrd.

Tonnenmeilen zurückgelegt, was einer durchschnitt-

lichen Transportentfernung je Tonne von etwa

5000 Seemeilen entsprach. Ende 2006 waren rund

Schüttgütervolumen im Weltmarkt 2006

Kohle

Kesselkohle

Kokskohle

Eisenerz

Getreide

Bauxit

Phosphat

Sonstige

Gesamt

in Mio. t in %

782

595

187

721

281

69

31

989

2.873

27,2

25,1

9,8

2,4

1,1

34,4

100,0

Kostenstrukturen verschiedener Kesselkohlen-ExportländerCIF ARA 2006

Aus

tral

ien

(NSW

)

Russ

land

Ind

one

sien

Kolu

mb

ien

Süd

afik

a

USD/t SKE

0

10

20

30

40

50

60

70

80

0

Seefracht

Binnentransport/Umschlag

Förderkosten

Quelle: Verein der Kohlenimporteure

Weltmarkt für Steinkohle

104

Kap Hoorn bzw. Kap der Guten Hoffnung umrunden

müssen; dies gilt inzwischen nur noch bedingt,

da der Suez- Kanal inzwischen auch für kleinere

Capesize-Schiffe nutzbar ist. Die Verschiffung von

Kohle erfolgt zu 45 % durch Caper, zu 30 % durch

Panamax-Einheiten und zu 25 % durch Handymax-

Schiffe.

In den Empfangsländern standen 2006 rund 220

Entlade-Häfen mit einer Umschlagskapazität von

insgesamt 1200 - 1300 Mio. jato zur Verfügung, die

allerdings mit anderen Massentrockengütern geteilt

werden muss. Darunter befinden sich jedoch auch

ausgesprochene Kohlenterminals wie z. B. in den

ARA-Häfen (Amsterdam- Rotterdam- Antwerpen).

Die Entladung der Kohle erfolgt in der Regel mit

Greiferkränen auf Förderbänder, die zu Zwischenla-

gern führen. Der Entlade-Vorgang nimmt allerdings

mit rund 15.000 - 25.000 tato wesentlich mehr Zeit

in Anspruch als die Beladung.

Der anschließende Binnentransport geht von Zwi-

schenlagern aus. Dort wird die Kohle in Ganzzüge

bzw. in Binnenschiffe verladen und zu den Ver-

brauchern transportiert. Die dabei eingesetzten

Zuggrößen sind jedoch wesentlich kleiner als in

den Exportländern und erreichen kaum 2.000 t.

Mancherorts, wie z. B. in den ARA-Häfen kann die

Kohle auch direkt oder über Zwischenlager in Bin-

nenschiffe verladen werden. Die dort eingesetzte

Standardgröße der Lastkähne fasst 2.000 - 2.500

Tonnen, welche den Mittelrhein je nach Wasser-

stand in Schubverbänden von vier Kähnen und Teile

des deutschen Wasserstraßennetzes in Einzelkäh-

nen befahren.

105

Weltmarkt für Steinkohle

106

Einzelinformationen der internationalen Kohlen-

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