· Created Date: 8/29/2016 1:03:13 PM

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ffi Flistcris Apotheker und §odswosserfobrikqnt Als mit dem Hofdel«et vom 23.Jämrcr 1783 der freie Verkauf von Gesund- heitswässern in Österreich jedem gestattet wurde, stieg der Verbrauch an Mineralwässern rasant an. Beson- ders Säuerlinge wie das Selterswas- ser waren sehr beliebt und wurden auch zum Spritzen von Wein und Fruchtsäften verwendet. Das brachte mehrere Personen auf die Idee, diese Mineralwässer künstlich nachzubau- en. In Österreich waren es besonders die Apotheker Anton Fierlinger und Rudolf Schiffner, die sich mit der Erzeugung dieser Wässer beschäftig- ten. Dr. Anton Fierlinger produzierte bereits ab etwa 1802 Sodawasser, in- dem er nati.irliche Gärungskohlensäure in Tiinkwasser einleitete. Allmählich kam der Gebrauch von technisch gewonnenem Kohlenstoffdioxid auf, und mittels spezieller Geräte konnte bald jeder Apotheker innerhalb seines .J a E o J .d C o c a ! a : ! (.) Inserql im Lehmonn l86O che Schnnankerl n Apolheker Rudolf 5chiffner grün- dete die Erste Wiener Hochquellen- Sodqwqsserfobrik. Betriebes künstliche Mineralwässer selbst herstellen. Eine Methode die von Schiffner genutzt wurde. Mag. Rudolf Schiffner (1818 - 1900), Besitzer der Apotheke ,,Ztm guten Hirten" in Wien 2, war Mitglied des Gremialausschusses, Gemeinderat, Leiter der Gremialbibliothek, Begrün- der des Chemisch-pharmazeutischen Laboratoriums der Apotheker und ab 1861 Direktor und von 1870 bis 1892 Oberdirektor des Allgemeinen öster- reichischen Apothekervereins. Bereits vor 1860 stellte er in seiner Apotheke kohlensaures Gaswasser her und füllte es in Siphonflaschen ab. Und 1862, kurz nachdem Emanuel Biach in The- resienfeld als E,rster in Österreich eine ,,Fabrik moussirender Getränke" er- richtet hatte, gründete Schiffner in der Ferdinandstraße 29 die ,,Erste Wiener Hochquellen- S odawas serfabrik". Als um 1890 herum die Industrie in der Lage war, billige, flüssige Koh- lensäure in Stahlflaschen zu liefern, nahm die Sodawassererzeugung rapid ztt. Daratf anspielend war im,,Neu- en WienerJournal" 1896 zu lesen, dass Rudolf Schiffner der erste war, der in Wien das beliebte Sodawasser herstellte:,,Schiffner, ein vorzüglicher Chemiker, mit außerordentlichem Scharfblicke und großer kaufmänni- scher Begabung, erkannte, dass ein derartiger Genussartikel in Wien bald zum allgemeinen Bedürfnisse werden müsse und sehr bedeutende finanzielle Erfolge demjenigen verspreche, der das Sodawasser nach englischem Muster in Wien selbst erzeugt." Üb.igens: Viele Apotheker stellten da- mals auch kohlensäurehaltige Erfrisch- ungsgetränke in den Apotheken her. EtwaJohn Stith Pemberton und Caleb Bradham, deren 1,887 brw.7893 erfundene Limonaden heute weltbe- kannt sind. Erraten, es handelt sich um Coca-Cola und um Pepsi-Cola. Aber das ist wieder eine andere Geschich- te... Literntur Schniderschitsch, Ä.: N{incrairvässcr in den österrei- . hisihcr Apothel,c'i rväl:rrnd rle. lE.Jrlrrl'un,[, rr.. Pharnrrrzrurisch< Posr 1928/5+:l- Pleischi. A.: Kinren natiirliche llincralwa-.ser durth künstlicl:e ersetzt werdcnl (Wien 18{2) Firrlinger, A.: Betlueme Ä::t, krhlensaurc mincralisclrc lVasser racharnac.hen. 1n: Annalcn dcr Phvsik. Band 1 (l lrll' I 7ue) Arnt.l,latt zur k. k. pririlegirrcrr Linzer-Zcirurrg. I R.i 7. Nr. i2, nre h S. 83 Jie .\uktirrJigrng de r krinsrli.lrrn l\ Iinc.rrlwltr:er lrrrps;r /1rtxrk..go,rgli.1r/ Neu.' \Vicrrcr Journrl, 1 8.-lr,n:'1 )i96 Sciru 5 hrtp:/,iannr,.t-nh.ae..r t/ .{lolph Lchmarrn . Adrr.s'ltu, h hir d. L.k. Rci, h.h.rupr. u. Risi,'lenzsterlt \\/ien (I 8n0) Mog. phorm. Fronz Bibo belreut die Biblio- thek der Österrei- chischen Apotheker- kommer 50 ÖAZ lA | 29. August 2016 | www.apoverlao.at

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ffiFlistcris

Apotheker und §odswosserfobrikqnt

Als mit dem Hofdel«et vom 23.Jämrcr1783 der freie Verkauf von Gesund-heitswässern in Österreich jedem

gestattet wurde, stieg der Verbrauch

an Mineralwässern rasant an. Beson-

ders Säuerlinge wie das Selterswas-

ser waren sehr beliebt und wurden

auch zum Spritzen von Wein undFruchtsäften verwendet. Das brachte

mehrere Personen auf die Idee, diese

Mineralwässer künstlich nachzubau-

en. In Österreich waren es besonders

die Apotheker Anton Fierlinger und

Rudolf Schiffner, die sich mit der

Erzeugung dieser Wässer beschäftig-

ten. Dr. Anton Fierlinger produzierte

bereits ab etwa 1802 Sodawasser, in-dem er nati.irliche Gärungskohlensäure

in Tiinkwasser einleitete. Allmählichkam der Gebrauch von technisch

gewonnenem Kohlenstoffdioxid auf,

und mittels spezieller Geräte konntebald jeder Apotheker innerhalb seines

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Inserql im Lehmonn l86O

che Schnnankerl n

Apolheker Rudolf 5chiffner grün-dete die Erste Wiener Hochquellen-Sodqwqsserfobrik.

Betriebes künstliche Mineralwässer

selbst herstellen. Eine Methode die

von Schiffner genutzt wurde.

Mag. Rudolf Schiffner (1818 - 1900),

Besitzer der Apotheke ,,Ztm gutenHirten" in Wien 2, war Mitglied des

Gremialausschusses, Gemeinderat,Leiter der Gremialbibliothek, Begrün-der des Chemisch-pharmazeutischen

Laboratoriums der Apotheker und ab

1861 Direktor und von 1870 bis 1892

Oberdirektor des Allgemeinen öster-

reichischen Apothekervereins. Bereits

vor 1860 stellte er in seiner Apothekekohlensaures Gaswasser her und fülltees in Siphonflaschen ab. Und 1862,

kurz nachdem Emanuel Biach in The-resienfeld als E,rster in Österreich eine

,,Fabrik moussirender Getränke" er-

richtet hatte, gründete Schiffner in der

Ferdinandstraße 29 die ,,Erste WienerHochquellen- S odawas serfabrik".

Als um 1890 herum die Industrie in

der Lage war, billige, flüssige Koh-lensäure in Stahlflaschen zu liefern,nahm die Sodawassererzeugung rapid

ztt. Daratf anspielend war im,,Neu-en WienerJournal" 1896 zu lesen,

dass Rudolf Schiffner der erste war,

der in Wien das beliebte Sodawasser

herstellte:,,Schiffner, ein vorzüglicherChemiker, mit außerordentlichem

Scharfblicke und großer kaufmänni-scher Begabung, erkannte, dass ein

derartiger Genussartikel in Wien baldzum allgemeinen Bedürfnisse werden

müsse und sehr bedeutende finanzielleErfolge demjenigen verspreche, der das

Sodawasser nach englischem Muster inWien selbst erzeugt."

Üb.igens: Viele Apotheker stellten da-mals auch kohlensäurehaltige Erfrisch-ungsgetränke in den Apotheken her.

EtwaJohn Stith Pemberton und

Caleb Bradham, deren 1,887 brw.7893erfundene Limonaden heute weltbe-kannt sind. Erraten, es handelt sich umCoca-Cola und um Pepsi-Cola. Aberdas ist wieder eine andere Geschich-te...

LiternturSchniderschitsch, Ä.: N{incrairvässcr in den österrei-

. hisihcr Apothel,c'i rväl:rrnd rle. lE.Jrlrrl'un,[, rr..Pharnrrrzrurisch< Posr 1928/5+:l-

Pleischi. A.: Kinren natiirliche llincralwa-.ser durthkünstlicl:e ersetzt werdcnl (Wien 18{2)

Firrlinger, A.: Betlueme Ä::t, krhlensaurc mincralisclrclVasser racharnac.hen. 1n: Annalcn dcr Phvsik. Band1 (l lrll' I 7ue)

Arnt.l,latt zur k. k. pririlegirrcrr Linzer-Zcirurrg. I R.i 7.Nr. i2, nre h S. 83 Jie .\uktirrJigrng de r krinsrli.lrrnl\ Iinc.rrlwltr:er lrrrps;r /1rtxrk..go,rgli.1r/

Neu.' \Vicrrcr Journrl, 1 8.-lr,n:'1 )i96 Sciru 5

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Mog. phorm.Fronz Bibobelreut die Biblio-thek der Österrei-chischen Apotheker-kommer

50 ÖAZ lA | 29. August 2016 | www.apoverlao.at