Date 3/11/2010 2:52:24 PM

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U H r v e R s r r A r H o s e N x etrut Dr. Florian G. Stintzing wurde zum außerplanmäßi gen Professor ernannt Angesichtsder um sich greifenden Inflationierung des Professorentitels - man kann bekanntlich sogarohne Abitur und Hochschulausbildung als Lehr- stuhlinhaber berufen werden - stellt sich die Frage, ob wissenschaftliche Meritenzur Verleihung dieses Titels überhaupt nötig sind. Nach den Richt- liniendes Senats der Universität Hohenheim setzt die am 1. März 2010 er- folgte Ernennung von Dr. Stintzingzum apl. Professor die Lehrbefugnis (Habi- litation) und ,,eine den Durchschnitt deutlich übersteigende wissenschaft- liche Qualifikation" voraus. Für veritable Wissenschaftler ist der Erwerb des begehrten Professorentitels also keineswegs wohlfeil. Florian C. Stintzingwurde am 28. September1912 in Darmstadt gebo- ren. Nach seiner Schulausbildung in Ebermannstadt studierteer an der Universität Hohenheim Lebensmittel- technologie. Es war für mich ein aus- gesprochener Glücksfal1, ihn gleich nach meiner Berufung nach Hohen- heim für meinen Lehrstuhl gewinnen zu können. Für seine exzellenten wis- senschaftlichen und sozialenLeistun- gen wurde er bereitsals Diplomand und später als Doktorand durch meh- rere Stipendienund Förderpreise aus- gezeichnet. Nach seiner Rückkehrvon einem einjährigen Forschungsaufent- halt. dener gemeinsum mit seiner Frau Angela, die ebenfällsmeine Schülerin war. bei Prof. Dr. Ronald Wrolstad an der Oregon StateUniver- sity, Corvallis/USA verbrachte, wurde er 2003 mit,,summa cum laude" pro- moviert. Dr. Stintzingwurde im Juli 2007 die Lehrbefugnis für das Fachgebiet Che- mie und Technologie pflanzlicher Le- bensmittel verliehen. Seit dem Win- tersemester 2001 hat er ununterbro- chen seineLehrtätigkeit an der Fakul- tät Naturwi ssenschaften ausgeübt. Sein Publikationsverzeichnis weist ihn als internationalherausragenden Wissenschaftler aus,der bereits 50 Originalarbeiten sowie zehn Review- Artikel in angesehenen Journalen mit Gutachterverfahren publiziert hat. Fernerhat er wichtige Beiträge für Standardwerke (2.B. Römpp, Lexikon der Lebensmittelchemie) und Bücher verf'asst und viele, rreist eingeladene Vorträgegehalten. Darüber hinaus hat er seine wissenschaftlichen Ergebnis- se in über20 weiteren Übersichtsarti- Nr. ro | 1i.03.2010 Prof. Dr.Florian C. Stintzing keln sowiein zahlreichen Tagungsbei- trägen der internationalen Fachöffent- lichkeit mitgeteilt. SeineArbeiten fin- den im In- und Auslandgroße Beachtung. Prof. Stintzing ist ein international hoch angesehener Experte auf dem Gebiet der Naturstoff-Forschung. Der Wert seiner Arbeitenund sein unnach- giebiger Fleiß werdendurch folgen- den Gutachterkommentar trefTend charaklerisiert: ..Betalains are notori- ously difficult to work with, due to their occurrence in complexmixtures, their lack of solubility at neutral pH and their thennal lability. The authors are to be congratulated on their coura- ge to enter this area and their work will be a new standard for others wor- king in plant and fungal bioche- mistry." Seine wissenschaftliche Qualifi kation übersteigt zweifellosden Durchschnitt ganz deutlich, denn ein Hirsch-Index von | 7 ( l) ist iür einen erstvor zwei Jahren habilitierten Forscherim Alter von 37 Jahrenbrillant. Obwohl sich die Exzellenz eines Wissenschaftlers nur schwer in einer Leistungsziffer ausdrücken lässt.sollteman v. a. Pro- f-essor/innen in Leitungsfunktionen, die dieser Philosophie anhängen, einer bibliometrischen Analyse (2.B. Sco- pus) unterziehen. Es lohnt! Auch nach seinem Wechsel in die Wirtschaft hat Prof. Stintzing mit un- verminderterIntensität hervorragend publiziert,denn allein seit 2007 sind noch 20 Originalarbeiten erschienen. Die seit 2008 veröffentlichten Arbei- ten gehen auf seine industrielle Tätig- keit als Leiter der Forschung und Ent- wicklung im pharmazeutischen Be- reich zurück. womit er eindrucksvoll seine weitere Zugehörigkeit zur ,,sci- entiflc community" unter Beweis stellt.Umgekehrt wie sein akademi- scherZiehvater ist er dabei, sich vom Lebensmitteltechnologen zum Phar- mazeuten zu entwickeln. Seine jüngs- ten Publikationen und Kooperationen mit pharmazeutisch-biologischen Fachkol legen dokumentieren ein- drucksvoll die gelungene Adaptation an dasneue,,Substrat". Es wäre schade, aber angesichts der Entwicklungen an deutschen Univer- sitäten nicht auszuschließen. wenn auchFlorian Stintzing der deutschen Hochschulwissenschaft verlorengin- ge. Bei seiner harten Arbeitsmoral ist ihm neben dem verdientenErfolg auf seinemweiteren beruflichenWeg vor allem zu wünschen. dass er im Kreis seiner jungen Familie immer Inspira- tion und den nötigen Ausgleichfinden möge.Lehrstuhlund Ehemalige gra- tulierenherzlichund wünschen ihm weiterhinalles erdenklich Gute! Prot. Dr. habil. Dr: h.c. R. Curle Notdienst-Apotheke heute abend und möglichst in meiner Nähe? @ apotheken.de .7:n]" .. ' r"fl 'L \--_r. E d - 150. JAHRGANc I Drurr.", ApoTHEKER zgrrunc | 1169 | 145

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U H r v e R s r r A r H o s e N x e t r u t

Dr. Florian G. Stintzing wurde zumaußerplanmäßi gen Professor ernanntAngesichts der um sich greifenden Inflationierung des Professorentitels -

man kann bekannt l ich sogar ohne Abi tur und Hochschulausbi ldung a ls Lehr-

stuhl inhaber berufen werden - s te l l t s ich d ie Frage, ob wissenschaf t l iche

Mer i ten zur Ver le ihung d ieses Ti te ls überhaupt nöt ig s ind. Nach den Richt-

l in ien des Senats der Univers i tä t Hohenheim setzt d ie am 1. März 2010 er-

folgte Ernennung von Dr. Stintzing zum apl. Professor die Lehrbefugnis (Habi-

l itation) und ,,eine den Durchschnitt deutl ich übersteigende wissenschaft-

l iche Qualif ikation" voraus. Für veritable Wissenschaftler ist der Erwerb des

begehrten Professorentitels also keineswegs wohlfeil.

Florian C. Stintzing wurde am 28.September 1912 in Darmstadt gebo-ren. Nach seiner Schulausbildung inEbermannstadt studierte er an derUniversität Hohenheim Lebensmittel-technologie. Es war für mich ein aus-gesprochener Glücksfal1, ihn gleichnach meiner Berufung nach Hohen-heim für meinen Lehrstuhl gewinnenzu können. Für seine exzellenten wis-senschaftlichen und sozialen Leistun-gen wurde er bereits als Diplomandund später als Doktorand durch meh-rere Stipendien und Förderpreise aus-gezeichnet. Nach seiner Rückkehr voneinem einjährigen Forschungsaufent-ha l t . den e r geme insum m i t se ine rFrau Angela, die ebenfälls meineSchülerin war. bei Prof. Dr. RonaldWrolstad an der Oregon State Univer-sity, Corvallis/USA verbrachte, wurdeer 2003 mit,,summa cum laude" pro-moviert.Dr. Stintzing wurde im Juli 2007 dieLehrbefugnis für das Fachgebiet Che-mie und Technologie pflanzlicher Le-bensmittel verliehen. Seit dem Win-tersemester 2001 hat er ununterbro-chen seine Lehrtätigkeit an der Fakul-tät Naturwi ssenschaften ausgeübt.Sein Publikationsverzeichnis weistihn als international herausragendenWissenschaftler aus, der bereits 50Originalarbeiten sowie zehn Review-Artikel in angesehenen Journalen mitGutachterverfahren publiziert hat.Ferner hat er wichtige Beiträge fürStandardwerke (2. B. Römpp, Lexikonder Lebensmittelchemie) und Bücherverf'asst und viele, rreist eingeladeneVorträge gehalten. Darüber hinaus hater seine wissenschaftlichen Ergebnis-se in über 20 wei teren Übers ichtsar t i -

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Prof. Dr. Florian C. Stintzing

keln sowie in zahlreichen Tagungsbei-trägen der internationalen Fachöffent-lichkeit mitgeteilt. Seine Arbeiten fin-den im In- und Ausland großeBeachtung.Prof. Stintzing ist ein internationalhoch angesehener Experte auf demGebiet der Naturstoff-Forschung. DerWert seiner Arbeiten und sein unnach-giebiger Fleiß werden durch folgen-den Gutachterkommentar trefTendcha rak le r i s i e r t : . .Be ta la ins a re no to r i -ously difficult to work with, due totheir occurrence in complex mixtures,their lack of solubility at neutral pHand their thennal labil i ty. The authorsare to be congratulated on their coura-ge to enter this area and their workwill be a new standard for others wor-king in plant and fungal bioche-mistry."

Seine wissenschaftl iche Qualif i kationübersteigt zweifellos den Durchschnittganz deutlich, denn ein Hirsch-Indexvon | 7 ( l ) i s t i ü r e i nen e rs t vo r zwe iJahren habilitierten Forscher im Altervon 37 Jahren brillant. Obwohl sichdie Exzellenz eines Wissenschaftlersnur schwer in einer Leistungszifferausdrücken lässt. sollte man v. a. Pro-f-essor/innen in Leitungsfunktionen,die dieser Philosophie anhängen, einerbibliometrischen Analyse (2. B. Sco-pus) unterziehen. Es lohnt!

Auch nach seinem Wechsel in dieWirtschaft hat Prof. Stintzing mit un-verminderter Intensität hervorragendpubliziert, denn allein seit 2007 sindnoch 20 Originalarbeiten erschienen.Die seit 2008 veröffentlichten Arbei-ten gehen auf seine industrielle Tätig-keit als Leiter der Forschung und Ent-wicklung im pharmazeutischen Be-reich zurück. womit er eindrucksvollseine weitere Zugehörigkeit zur ,,sci-entiflc community" unter Beweisstellt. Umgekehrt wie sein akademi-scher Ziehvater ist er dabei, sich vomLebensmitteltechnologen zum Phar-mazeuten zu entwickeln. Seine jüngs-ten Publikationen und Kooperationenmit pharmazeutisch-biologischenFachkol legen dokument ieren e i n-drucksvoll die gelungene Adaptationan das neue , ,Subs t ra t " .

Es wäre schade, aber angesichts derEntwicklungen an deutschen Univer-sitäten nicht auszuschließen. wennauch Florian Stintzing der deutschenHochschulwissenschaft verloren gin-ge. Bei seiner harten Arbeitsmoral istihm neben dem verdienten Erfolg aufseinem weiteren beruflichen Weg vorallem zu wünschen. dass er im Kreisseiner jungen Familie immer Inspira-tion und den nötigen Ausgleich findenmöge. Lehrstuhl und Ehemalige gra-tulieren herzlich und wünschen ihmweiterhin alles erdenklich Gute!

Prot. Dr. habil. Dr: h.c. R. Curle

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