… denn das Gute liegt so nah? Tourismus und Migration

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I m Januar 2007 verkündete die Welttourismusorganisa- tion UNWTO erneut einen Re- kord. 842 Millionen interna- tionale Touristenankünfte wa- ren im vorangegangenen Jahr zu verzeichnen. Der Löwenan- teil der Reiseströme geht von den Ländern der industriali- sierten Staaten im Norden aus. Die so genannten Entwick- lungsländer des Südens ge- winnen als Zielgebiete der Rei- sen an Bedeutung. Falls man sich als Reisende/r in der Ferne nicht nur der Muße an diversen Stränden hingibt, sondern jenseits von abgeschotteten „All-inclusive- Ghettos“ mit Einheimischen in Kontakt kommt, ergeben sich oft Fragen wie „Woher kommst du?“, „Wie lange bist du schon unterwegs?“, „Wie lange dau- ert der Flug von Europa hier- her?“ und weiterführend: „Wieviel kostet ein Flugticket?“ oder „Kann ich dich einmal in Europa besuchen kommen?“, was oft zu einer gewissen Er- klärungsnot führt. Das Flug- ticket allein hat oft mehr ge- kostet als ein lokales Jahresge- halt in Ländern des Südens. Die Einreisebestimmungen der Industriestaaten erschweren den Gegenbesuch. Dennoch: Wer genug Geld und Muße hat, die Welt zu bereisen (oft ausgestattet mit teurer Trek- king-Bekleidung, GPS und an- derem Equipment, das von we- niger Wohlhabenden als „teu- rer Luxus“ gedeutet werden kann), prägt so in den Ländern des Südens das Bild vom „gol- denen Westen“, ebenso wie di- verse internationale TV-Serien, Modemagazine und Werbe- plakate. Folglich wird der „gol- dene Westen“ oder auch „der reiche Norden“ zur Traum- destination derer, die nach mo- natelangen Irrwegen ein Ru- derboot besteigen oder über Grenzzäune klettern. Reisemotive von Tourist/innen und Migrant/innen Die Motive der Migrant/in- nen und Tourist/innen, eine Reise anzutreten, ähneln sich bei genauerer Betrachtung auf erstaunliche Weise: Weg von einem Leben, das (vermeint- lich) wenig Entwicklungschan- cen bietet, hin zu Abenteuer, Exotik und neuen Erfahrun- gen. Einzig die Antriebskraft ist eine andere: In den Indu- striestaaten ist man oft des Überflusses und auch des stres- sreichen Arbeitsalltags über- drüssig und sucht in der Fer- ne das einfachere, entspannte Leben – mit all den dazu- gehörenden kulturellen, sozia- len, landschaftlichen und ar- chitektonischen Reichtümern. In den ökonomisch weniger entwickelten Gebieten ist man dagegen das „einfache Leben“ mit seinen alltäglichen Ein- schränkungen leid und sehnt sich nach den Annehmlichkei- ten und Perspektiven, die „der Norden“ (angeblich) bietet. Bei- de Ansätze romantisieren je- weils die Ferne, und das Gute scheint sowohl für Tourist/in- nen als auch Migrant/innen selten nah zu liegen. Die internationalen Grenzen werden durch den stetig wach- senden Reiseverkehr immer durchlässiger, allerdings ideal- typisch als semipermeable Membran. Während Reisende aus den westlichen bzw. nörd- lichen Industriestaaten als be- gehrte, devisenkräftige Ziel- gruppe meist keine Schwierig- keiten haben, Visa für Ur- laubsreisen in Länder des Sü- dens zu erhalten oder gar von Visapflicht befreit sind, zeigt die EU Reisenden aus anderen Weltregionen ein anderes Ge- sicht: Die EU-Mitgliedsstaaten, ins- besondere die Schengen-Län- der, versuchen sich durch strenge Visavorschriften vor un- erwünschten Einreisen aus ökonomisch schwächeren Staa- ten zu „schützen“. Die Be- wohner/innen dieser Staaten werden unter den Generalver- dacht gestellt, Möchtegern-EU- Einwanderer oder Einwande- rinnen zu sein. Durch schärfe- re Kontrollen an den Außen- grenzen vermitteln die EU- Staaten aber auch – quasi als Begleiteffekt – den Reiz des Be- sonderen. Tourismus – keine Einbahnstraße Ein schwieriger, wenn nicht unmöglicher Balanceakt: „Man kann nicht die Grenzen öffnen für den Warenverkehr, die T OURISMUS UND MIGRATION 4 integra 1/07 … denn das Gute liegt so nah? In vielen Ländern des Südens entwickeln sich immer größere kaufkräftige und reisefreudige Mittelschichten. Gleichzeitig lockt das Image vom „reichen Norden“ auch immer mehr Migrant/innen. Wie damit umgehen? Anregungen von Marcus Bauer Die Aussicht auf den unmittelbaren und persönlichen Zugang zur Entdeckung und zum Genuss der Ressourcen des Pla- neten ist ein Recht, das allen Bewohnern der Welt in gleicher Weise offen steht; die zunehmend extensive Beteiligung am nationalen und internationalen Tourismus sollte als eine der bestmöglichen Formen der Nutzung der ständig zuneh- menden Freizeit angesehen und es sollten ihr keine Hin- dernisse in den Weg gelegt werden; UNWTO – The Global Code of Ethics for Tourism – Artikel 7: Das Recht auf Tourismus „...in der festen Überzeugung, dass der Tourismus durch die direkten und spontanen Kontakte, die er zwischen Män- nern und Frauen verschiedener Kulturen und Lebenswei- sen vermittelt und die nicht nur aus den Medien bezogene Eindrücke sind, eine entscheidende Kraft für den Frieden und ein Faktor der Freundschaft und Verständigung zwi- schen den Völkern der Welt ist;“ UNWTO – The Global Code of Ethics for Tourism (Präambel)

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In vielen Ländern des Südens entwickeln sich immer größere kaufkräftige und reisefreudige Mittelschichten. Gleichzeitig lockt das Image vom „reichen Norden“ auch immer mehr Migrant/innen. Wie damit umgehen? Anregungen von Marcus Bauer

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Im Januar 2007 verkündetedie Welttourismusorganisa-

tion UNWTO erneut einen Re-kord. 842 Millionen interna-tionale Touristenankünfte wa-ren im vorangegangenen Jahrzu verzeichnen. Der Löwenan-teil der Reiseströme geht vonden Ländern der industriali-sierten Staaten im Norden aus.Die so genannten Entwick-lungsländer des Südens ge-winnen als Zielgebiete der Rei-sen an Bedeutung.

Falls man sich als Reisende/rin der Ferne nicht nur derMuße an diversen Strändenhingibt, sondern jenseits vonabgeschotteten „All-inclusive-Ghettos“ mit Einheimischen inKontakt kommt, ergeben sichoft Fragen wie „Woher kommstdu?“, „Wie lange bist du schonunterwegs?“, „Wie lange dau-ert der Flug von Europa hier-her?“ und weiterführend:„Wieviel kostet ein Flugticket?“oder „Kann ich dich einmal inEuropa besuchen kommen?“,was oft zu einer gewissen Er-klärungsnot führt. Das Flug-ticket allein hat oft mehr ge-kostet als ein lokales Jahresge-

halt in Ländern des Südens.Die Einreisebestimmungen derIndustriestaaten erschwerenden Gegenbesuch. Dennoch:Wer genug Geld und Mußehat, die Welt zu bereisen (oftausgestattet mit teurer Trek-king-Bekleidung, GPS und an-derem Equipment, das von we-niger Wohlhabenden als „teu-rer Luxus“ gedeutet werdenkann), prägt so in den Länderndes Südens das Bild vom „gol-denen Westen“, ebenso wie di-verse internationale TV-Serien,Modemagazine und Werbe-plakate. Folglich wird der „gol-dene Westen“ oder auch „derreiche Norden“ zur Traum-destination derer, die nach mo-natelangen Irrwegen ein Ru-derboot besteigen oder überGrenzzäune klettern.

Reisemotive von Tourist/innen und Migrant/innen

Die Motive der Migrant/in-nen und Tourist/innen, eineReise anzutreten, ähneln sichbei genauerer Betrachtung auferstaunliche Weise: Weg voneinem Leben, das (vermeint-

lich) wenig Entwicklungschan-cen bietet, hin zu Abenteuer,Exotik und neuen Erfahrun-gen. Einzig die Antriebskraftist eine andere: In den Indu-striestaaten ist man oft desÜberflusses und auch des stres-sreichen Arbeitsalltags über-drüssig und sucht in der Fer-ne das einfachere, entspannteLeben – mit all den dazu-gehörenden kulturellen, sozia-len, landschaftlichen und ar-chitektonischen Reichtümern.In den ökonomisch wenigerentwickelten Gebieten ist mandagegen das „einfache Leben“mit seinen alltäglichen Ein-schränkungen leid und sehntsich nach den Annehmlichkei-ten und Perspektiven, die „derNorden“ (angeblich) bietet. Bei-de Ansätze romantisieren je-weils die Ferne, und das Gutescheint sowohl für Tourist/in-nen als auch Migrant/innenselten nah zu liegen.

Die internationalen Grenzenwerden durch den stetig wach-senden Reiseverkehr immerdurchlässiger, allerdings ideal-typisch als semipermeableMembran. Während Reisendeaus den westlichen bzw. nörd-

lichen Industriestaaten als be-gehrte, devisenkräftige Ziel-gruppe meist keine Schwierig-keiten haben, Visa für Ur-laubsreisen in Länder des Sü-dens zu erhalten oder gar vonVisapflicht befreit sind, zeigtdie EU Reisenden aus anderenWeltregionen ein anderes Ge-sicht:

Die EU-Mitgliedsstaaten, ins-besondere die Schengen-Län-der, versuchen sich durchstrenge Visavorschriften vor un-erwünschten Einreisen ausökonomisch schwächeren Staa-ten zu „schützen“. Die Be-wohner/innen dieser Staatenwerden unter den Generalver-dacht gestellt, Möchtegern-EU-Einwanderer oder Einwande-rinnen zu sein. Durch schärfe-re Kontrollen an den Außen-grenzen vermitteln die EU-Staaten aber auch – quasi alsBegleiteffekt – den Reiz des Be-sonderen.

Tourismus – keine Einbahnstraße

Ein schwieriger, wenn nichtunmöglicher Balanceakt: „Mankann nicht die Grenzen öffnenfür den Warenverkehr, die

TOURISMUS UND MIGRATION

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… denn das Gute liegt so nah?In vielen Ländern des Südens entwickeln sich immer größere kaufkräftige und reisefreudige

Mittelschichten. Gleichzeitig lockt das Image vom „reichen Norden“ auch immer mehr Migrant/innen. Wie damit umgehen? Anregungen von Marcus Bauer

Die Aussicht auf den unmittelbaren und persönlichen Zugang

zur Entdeckung und zum Genuss der Ressourcen des Pla-

neten ist ein Recht, das allen Bewohnern der Welt in gleicher

Weise offen steht; die zunehmend extensive Beteiligung am

nationalen und internationalen Tourismus sollte als eine der

bestmöglichen Formen der Nutzung der ständig zuneh-

menden Freizeit angesehen und es sollten ihr keine Hin-

dernisse in den Weg gelegt werden;

UNWTO – The Global Code of Ethics for Tourism – Artikel 7: Das Recht auf Tourismus

„...in der festen Überzeugung, dass der Tourismus durch

die direkten und spontanen Kontakte, die er zwischen Män-

nern und Frauen verschiedener Kulturen und Lebenswei-

sen vermittelt und die nicht nur aus den Medien bezogene

Eindrücke sind, eine entscheidende Kraft für den Frieden

und ein Faktor der Freundschaft und Verständigung zwi-

schen den Völkern der Welt ist;“

UNWTO – The Global Code of Ethics for Tourism (Präambel)

transnationalen Unternehmen,den (einseitigen) Tourismus,man kann nicht Globalisierungund berufliche Mobilität pre-digen und gleichzeitig verhin-dern, dass sich Menschenaußerhalb der Wohlstandszo-nen davon angesprochenfühlen und sich auf den Wegnach Europa machen.“(1)

Dabei spielt das Touristenvi-sum sehr oft eine bedeutendeRolle als „Eintrittsticket“ derMigrant/innen in die ange-peilten Industriestaaten . In vie-len Ländern existieren Ein-richtungen, die denen des Tou-rismus stark ähneln, sich aberan Migrant/innen wenden:Schleuser treten als „Reise-büro“ auf, das sich um alle For-malitäten der Reise kümmert.Mit gefälschten Vermögens-nachweisen und imaginärenBesuchsprogrammen mit Ho-telreservierung werden Visa be-antragt. Um die Botschaftenund Konsulate des Westens„tummeln“ sich vielerorts„Auswanderungs-Berater“(2).

So schwierig die Einreisenach Europa für viele Mi-grant/innen aus Schwellen-und Entwicklungsländern ist,so einfach ist es im umgekehr-ten Fall für Europäerinnen undEuropäer, in die Heimatländerder Migrant/innen zu reisen.Tourismus stellt für viele Ent-wicklungsländer eine der wich-tigsten Devisen-Einnahme-quellen, also de facto einHaupt-„Exportgut“ dar. Ent-sprechend unproblematisch istes, in Europa als europäische/rTourist/in ein Visum für dieseLänder zu erhalten.

Immer mehr Vergnü-gungsreisende aus Ländern des Südens

Die Kategorisierung in den„armen Süden“, der Tourist/in-nen nur empfängt, und den„reichen Norden“, aus dem die

weltweit meisten Tourist/in-nen kommen, verliert aller-dings an Bedeutung. Die Welt-bank schätzt, dass im Jahre2030 1,2 Milliarden Menschenaus den heutigen Schwellen-und Entwicklungsländern, d.h.etwa 15 Prozent der Weltbe-völkerung, einer „globalen Mit-telschicht“ angehören werden(2006: 400 Millionen). Diesewird über eine Pro-Kopf-Kauf-kraft zwischen 4.000 und17.000 US-Dollar sowie ein in-ternationales Bildungsniveauverfügen und auch Zugangzum internationalen Reisever-kehr haben.(3)

Für 2020 erwartet die UN-WTO mehr als 1,5 Milliardeninternationaler Touristenan-künfte.(4) Diese Extrapolationberücksichtigt jedoch mögli-cherweise folgendes zuwenig:Bisher ist der internationaleTourismus weitgehend eine Be-wegung von „Nord nach Süd“,d.h. weniger als ein Fünftel derWeltbevölkerung vorwiegendaus Europa und Nordamerika –Japan ist eine Ausnahme –zeichnet für den weltweitenReiseverkehr verantwortlich.Die Annahme, dass dies imJahr 2020 ebenso sein wird,nur in größerem Umfang, ist bedenklich. Dazu folgende Zahlen:

Im Jahr 2000 reisten nachoffiziellen Angaben 10,47 Mil-lionen Chinesinnen und Chi-nesen in internationalem Rah-men, d.h. outbound, nicht zuZielen in China selbst. Die mei-sten davon fuhren in angren-zende asiatische Gebiete wieHong Kong oder Macau undfast die Hälfte davon als Ge-schäftsreisende. Etwa ein Zehn-tel der Outbound-Reisen ausChina gingen nach Europa –das Wachstum gegenüber 1999betrug mehr als 30 Prozent.(5)

Im Jahr 2005 reisten bereits31,03 Millionen Chinesen insAusland, mehr als 80 Prozentaus privaten oder Freizeit-

gründen.(6) Die Annahme,dass es sich hierbei um nichteinmal vier Prozent der ge-samten Touristenankünfte han-delt, ist trügerisch, da bei denTouristenankünften alle regi-strierten Übernachtungen auf-summiert werden. Die 20-köp-fige chinesische Reisegruppe,die in sieben Etappen Europabereist, zählt also nicht 20Ankünfte, sondern 140. Chi-na ist hier nur ein Beispiel; ähn-liche Zahlen finden sich für vie-le weitere VolkswirtschaftenAsiens, des Nahen Ostens, La-teinamerikas etc. Die wichtig-sten Quellgebiete des interna-tionalen Tourismus werdensich bis 2020 verschoben haben.

Auch in den Industriestaa-ten des Nordens verändert sichdie Gesellschaftsstruktur. So le-ben in Deutschland mittler-

weile weniger als die Hälfte derMenschen noch in „Normal-arbeitsverhältnissen“.(7) Einesteigende Teilzeitquote bedeu-tet einerseits potenziell mehrZeit – auch zum Reisen – an-dererseits können wirtschaftli-che Nöte dazu führen, dass dieBeschäftigung in mehreren Teil-zeitstellen insgesamt sogar zueiner höheren Arbeitsbelastungund daher zu weniger Reise-und Urlaubsfreizeit führt. Die-se Entwicklung bleibt abzu-warten. Außerdem öffnet sichdie Schere zwischen Arm undReich – auch den in Industrie-staaten, die seit vielen Jahr-

zehnten vor allem durch ihreeinkommensstarke Mittel-schicht geprägt waren und diesauch noch sind: „In den letztenzehn Jahren hat das untersteZehntel der Bundesbürger 5 Prozent seines Anteils amGesamtvermögen verloren, dasoberste Zehntel dagegen mehrals 1 Prozent hinzugewon-nen.“(8) Eine Mittelschicht,die von wachsenden Existenz-sorgen geplagt ist, konsumiert– und reist! – tendenziell we-niger, als sie es seit den 1970-er Jahren gewohnt war.

Buhlen um internatio-nale „Schlüsselarbeits-kräfte“ mit Tourismus-bildern

Eine weitere Tendenz inDeutschland ist, dass immermehr vor allem besonders qualifizierte Bürger/innen

auswandern, derzeit etwa150.000 jährlich.(9) Auchwenn die meisten dieser Men-schen in andere Industriestaa-ten abwandern, der Brain-Drain ist keine „Süd-Nord-Ein-bahnstraße“ mehr, sonderneine allgemeine Eigenheit dervorherrschenden globalen Wirt-schaftsordnung. „Auf Dauerverliert jedes (ökonomisch)zurückbleibende Land die ambesten Ausgebildeten, die viel-versprechendsten eigenenNachwuchskräfte“(10) an stär-ker wachsende und damit – sodie Logik des Systems – „er-folgreichere“ Länder. Green-

TOURISMUS UND MIGRATION

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„ (…) mit dem Ziel der Förderung eines verantwortungsbe-

wussten, nachhaltigen und universell zugänglichen Touris-

mus im Rahmen des Rechts aller Menschen auf Nutzung

ihrer freien Zeit für Freizeitaktivitäten oder Reisen unter

Achtung der der jeweiligen Gesellschaft offenstehenden

Wahlmöglichkeiten;“

UNWTO – The Global Code of Ethics for Tourism (Präambel)

card-Programme locken aus-ländisches Wissen an und manwirbt mit TV-Spots um ausge-bildete Arbeitskräfte.(11) DieBilder, mit denen internationalum die begehrten (hoch)quali-fizierten Arbeitskräfte gewor-ben wird, gleichen denen inder Tourismuswerbung.(12)

Restriktive Visa-vorschriften für Gäste?

All die bereits angesproche-nen Veränderungen in den Ge-sellschaftsstrukturen und da-mit auch im internationalenTourismus spiegeln sich in derEinreise-Realität zwischen„Süd“ und „Nord“ bisherkaum wider. In Zukunft gilt esstärker zu differenzieren:

Nicht jeder Bürger und jedeBürgerin eines „entwickeltenLandes“ ist wirtschaftlich ein„lukrativer“ Tourist. Ebensowenig sind nicht alle Einwoh-ner/innen eines so genanntenSchwellen- oder Entwick-

lungslandes arm und daher po-tenzielle Migranten/innen oder– dies nur am Rande bemerkt– eine potenzielle Bedrohungder Sicherheit. Im Gegenteil:In vielen Ländern des Südensentwickeln sich derzeit immergrößere kaufkräftige und rei-sefreudige Mittelschichten.Diesen durch strengste Visa-vorschriften und damit oft ein-hergehende Ressentiments dieLust auf Reisen nach Europazu vergällen, ist nicht nur ausökonomischen Gründen kon-traproduktiv, sondern schädigtin letzter Konsequenz auch dasAnsehen Europas in der Welt.

Marcus Bauer hat denMasterstudiengang Nach-

haltiger Tourismus an derFachhochschule Ebers-walde absolviert, davor einBWL-Studium mit Schwer-punkt Touristik. Derzeit ister u.a. als Consulter desindischen Reiseveranstalters Help Tourism tätig.

KONTAKT:

E-Mail: [email protected]

ANMERKUNGEN:

(1) Holert, T., Terkessidis,M., Fliehkraft – Gesellschaft inBewegung – von Migrantenund Touristen, Kiepenheuer &Wietsch, Köln, 2006, S. 39

(2) ebd., S. 41(3) The World Bank, Growth

Prospects Are Strong, but So-cial, Environmental Pressuresfrom Globalization Need MoreAttention, Press Release No:2007/159/DEC., December13, 2006, http://web. world-bank.org/WBSITE/EXTER-NAL/NEWS/0, , con ten t -MDK:21157190~pagePK:-64257043~piPK:437376~the-SitePK:4607,00.html

(4) http://www.unwto.org/facts/menu.html

(5) China National TourismAdministration, http://old.cnta.gov.cn/lyen/2fact/outbound%20tourism-1.htm

(6) Yu, L., China OutboundTourism – An Overview,http://www.china-outbound.com/Downloads/China_Outbound_Tourism_Yu.pdf

(7) Die Tageszeitung, 30.04./01.05.2007, S. 4

[8] http://www.zeit.de/2006/48/Unterschicht?page=all

[9] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/lebenszeit/617047/

[10] Radermacher, F.J., Glo-bal Marshall Plan – Warum derMarktfundamentalismus dieWelt arm macht, Aufsatz in:Global Marshall Plan Initia-tive, Welt in Balance – Zu-kunftschance ÖkosozialeMarktwirtschaft, Hamburg,2004, S. 98

[11] http://forum.plane-ta.com/viewtopic.php?t=845&start=0&sid=40f93036295507623d6bc3258a79e3ee

(12) Radio New Zealand,http://www.radionz.co.nz/,12.03.2007

TOURISMUS UND MIGRATION

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Immer mehr Menschen sind unterwegs - weltweit

Bildquelle: Franz R

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