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Der Frankfurter Flughafen, ist einer der größten internationalen Airports weltweit. In unmittelbarer Nähe zu diesem Schmelzpunkt vielfältigster Kulturen liegt die Bürostadt Niederrad – ein hochmodernes, durch Bürotürme gekennzeichnetes Gewerbegebiet, das täglich rund 25.000 Pendler anzieht. Eine Besonder- heit dieses in den 60er und 70er Jahren entstandenen Stadtteils ist seine Lage im ‚Grünen’, denn er grenzt direkt an den Frankfurter Stadtwald. Hier, direkt unter den Bürotürmen der Stadt befindet sich – der Kontrast könnte kaum größer sein – das International Eque- strian Center (FIEC) – eine Reitanlage, auf der man auf die Ausbildung von Reitern und Pferden im Springsport spezialisiert ist. Ihr Leiter ist Karl-Josef Münz, in Insi- derkreisen besser als ‚Kalli’ Münz bekannt. Betrachtet man nur die Reitanlage, unter- scheidet sie sich in traditioneller Bauwei- se errichtet, kaum von anderen modernen Reitbetrieben. Ein 26x 68m Außenplatz, eine 20x 60 m große Reithalle, Laufband, Solarium, Waschplätze, Außen- und In- nenboxen, Paddocks – eben eine gepflegte, moderne Anlage. Doch, wer hier genauer hinschaut, spürt den Hauch von internati- onalem Flair, der direkt vom elf Kilometer entfernten Flughafen herüberweht. Kalli Münz ist nicht nur hessischer Landes- trainer Springen für Junioren, Junge Reiter und Children – er trainiert auch Reiter aus China, Malaysia oder dem Iran. „Die Lage der Anlage, mit unmittelbarer Anbindung zum Flughafen, einem eigenen Gästehaus und direkt gegenüber einem namhaften Hotel, ist dafür ausgesprochen günstig“, meint Münz. Sein Programm an diesem sonnigen Spätsommertag, an dem wir ihn besuchen, ist voll. Bei unserer Ankunft hat er gerade noch ein junges Pferd zum Frei- springen in der Halle, danach wechselt er seinen Standort nahtlos auf den großen sonnigen Außenplatz, auf dem bereits zwei Reiterinnen ihre Pferde abgeritten haben. Dabei kümmert er sich gleichzeitig noch um Lanxi aus Singapur, die hier vier Wo- chen lang trainieren will. „In Südostasien hat der Reitsport keine Tradition, wie hier in Deutschland“, er- Von Elke Stamm Internationales Flair: Von Singapur bis nach Mainhatten © Fotos: Stallgeflüster 18

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Der Frankfurter Flughafen, ist einer der größten internationalen Airports weltweit. In unmittelbarer Nähe zu diesem Schmelzpunkt vielfältigster Kulturen liegt die Bürostadt Niederrad – ein hochmodernes, durch Bürotürme gekennzeichnetes Gewerbegebiet, das täglich rund 25.000 Pendler anzieht. Eine Besonder-heit dieses in den 60er und 70er Jahren entstandenen Stadtteils ist seine Lage im ‚Grünen’, denn er grenzt direkt an den Frankfurter Stadtwald.

Hier, direkt unter den Bürotürmen der Stadt befindet sich – der Kontrast könnte kaum größer sein – das International Eque-strian Center (FIEC) – eine Reitanlage, auf der man auf die Ausbildung von Reitern und Pferden im Springsport spezialisiert ist. Ihr Leiter ist Karl-Josef Münz, in Insi-derkreisen besser als ‚Kalli’ Münz bekannt. Betrachtet man nur die Reitanlage, unter-scheidet sie sich in traditioneller Bauwei-se errichtet, kaum von anderen modernen Reitbetrieben. Ein 26x 68m Außenplatz, eine 20x 60 m große Reithalle, Laufband, Solarium, Waschplätze, Außen- und In-

nenboxen, Paddocks – eben eine gepflegte, moderne Anlage. Doch, wer hier genauer hinschaut, spürt den Hauch von internati-onalem Flair, der direkt vom elf Kilometer entfernten Flughafen herüberweht.

Kalli Münz ist nicht nur hessischer Landes-trainer Springen für Junioren, Junge Reiter und Children – er trainiert auch Reiter aus China, Malaysia oder dem Iran. „Die Lage der Anlage, mit unmittelbarer Anbindung zum Flughafen, einem eigenen Gästehaus und direkt gegenüber einem namhaften Hotel, ist dafür ausgesprochen günstig“,

meint Münz. Sein Programm an diesem sonnigen Spätsommertag, an dem wir ihn besuchen, ist voll. Bei unserer Ankunft hat er gerade noch ein junges Pferd zum Frei-springen in der Halle, danach wechselt er seinen Standort nahtlos auf den großen sonnigen Außenplatz, auf dem bereits zwei Reiterinnen ihre Pferde abgeritten haben. Dabei kümmert er sich gleichzeitig noch um Lanxi aus Singapur, die hier vier Wo-chen lang trainieren will.

„In Südostasien hat der Reitsport keine Tradition, wie hier in Deutschland“, er-

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zählt Münz, der die nächste Trainings-stunde vertrauensvoll an seine langjährige Mitarbeiterin Janina Blotz abgegeben hat. „Dort steckt unser Sport noch in den Kin-derschuhen – aber generell besteht in Süd-ostasien großes Interesse am Reiten, auch wenn es hier und da nicht ganz einfach ist mit den Pferden.“ So dürfen z.B. Pferde, die nach China gebracht wurden, das Land nicht wieder verlassen.

Eine Bestimmung, die vor allem für die 30jährige Lanxi von Bedeutung ist. Sie kaufte ihre beiden Pferde, als sie noch in Peking lebte und arbeitete. Mittlerweile hat es die junge Unternehmensberaterin allerdings nach Singapur verschlagen – die Pferde mussten in Peking zurück bleiben. Lanxi besucht und reitet sie nur alle paar Monate – schließlich dauert der Flug von Singapur nach Peking sechs Stunden. In Singapur ein Pferd zu halten, kann sich die junge Chinesin nicht vorstellen. „Das Kli-ma dort ist für Pferde nicht vorteilhaft – es ist einfach zu heiß und feucht.

Deshalb kann man dort in den Reitclubs auch lediglich morgens von sieben bis neun Uhr oder abends von vier bis sieben Uhr reiten“, erzählt sie Stallgeflüster. Dennoch erfreut sich der Reitsport in diesem Stadtstaat zunehmender Beliebt-heit. Drei Reitclubs gebe es dort, berichtet Lanxi und jeder habe etwa rund 100 Mit-glieder, die allerdings wechseln. „Reiten ist dort sehr teuer“, sagt sie und erzählt, dass sie hier in Frankfurt täglich vier Pferde rei-tet, in Singapur jedoch nur ein- bis zwei Mal wöchentlich dazu kommt. Die Kosten für vier Reitsunden in der Woche, darunter eine Trainerstunde, betragen dort immer-hin rund 1.000 Euro. „Das Pferd, das man reitet, kann man sich nicht aussuchen – und wenn man einen Trainer-Wunsch hat, kostet das extra.“ „Das sportliche Niveau in Südostasien ist noch relativ niedrig“, erzählt Trainer Münz, der von Zeit zu Zeit im südosta-siatischen Raum unterwegs ist, um Lehr-gänge zu geben. Auch das eine oder ande-re Münzsche Pferd trat bereits die Reise dort hin an. „Die Turniere in Malaysia oder China liegen derzeit meist noch auf M-Niveau. Sie sollen allerdings auf- und ausgebaut werden. Deshalb suchen die Rei-ter dort den Kontakt nach Deutschland – schließlich haben wir hier hervorragende Pferde und Trainer“, meint Münz. Angst davor, dass Deutschland sein Wissen, Kön-nen und Material exportiert, hat er nicht. „Sicherlich wird der Wettbewerb auf in-ternationalen Turnieren in Zukunft stär-ker werden, wenn die Nationen bei denen die Reiterei jetzt noch in Kinderschuhen

steckt, sich entwickeln. Aber das kann für uns ja nur ein Ansporn sein, noch besser zu werden. Und es macht die Sache span-nender.“ Langfristig plant Münz seine Beziehungen in den Fernen Osten weiter auszubauen. „China ist ein riesiges Land mit vielen Möglichkeiten“, meint Münz. Wenn er selbst für ein paar Tage nicht da ist, kann er sich auf sein eingespieltes Team verlas-sen. Janina Blotz, Bereiterin hier in seinem Frankfurter Betrieb, ist bereits seit ihrem fünften Lebensjahr bei ihm. „Irgendwie ist sie mir immer gefolgt“, stellt er fest. „Und sie ist gut. Schließlich war sie meh-rere Jahre lang erfolgreichste Juniorin Hes-sens, erfolgreich bei der Sunshine Tour in Andalusien, in Wellington und Tampa, Florida.“ Im International Equestrian Cen-ter, Frankfurt, ist sie hauptsächlich für die Korrektur von Pferden zuständig. „Wenn Du ein Auto kaufst, kannst Du nicht viel kaputt machen – wohl aber im Kopf eines Pferdes“, kommentiert Münz den großen Bedarf an Korrektur-Beritt. Janina zur Seite steht Moritz Eger, Aus-zubildender im zweiten Lehrjahr. Für den täglichen Anfänger- und Fortgeschritte-nen-Reitunterricht auf der Anlage ist Jani-nas Mutter, Marina Blotz, zuständig. Auch sie ist eine erfahrene Springreiterin bis zur Klasse M und guter Geist für Fragen von Einstellern oder ausländischen Gästen, die auf der Anlage im Gästehaus zu Besuch sind. Da kann Trainer Münz guten Gewis-sens mal nach Südostasien reisen oder auch für ein Wochenende seinem Hobby, dem Ski-Laufen, frönen.

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Was zeichnet das Westernreiten eigentlich aus? Welche Grundausrüstung brauchen Einsteiger? Welche Spezialausrüstung gibt es für das Pferd? An wen können sich Reiter wenden, die gerne einen Einblick in den Sport bekommen wollen? Wir haben bei Westerntrainerin Danny A. Voss von Western Classic in Büdingen-Eckartshausen nachgefragt, um einen Einblick in diese Art des Reitens zu geben. Mit unserer Serie wollen wir Einblicke in das Westernreiten geben und vielleicht auch so manches Vorurteil entkräften.

Die Entwicklung des Westernreitens ver-läuft bis heute sehr vielschichtig, erklärt Danny A. Voss, die einen Ausbildungsstall in Büdingen -Eckartshausen betreibt und sowohl Ausbildung für Westernpferde, als auch für Reiter bietet. Die Grundlagen seien in der alt-kalifornischen und in der texanischen Reitweise zu sehen.

Während bei der alt-kalifornischen Reit-weise, die auch Voss bevorzugt, schon im-mer sehr viel Wert auf eine langjährige und schonende Ausbildung der Pferde gelegt worden sei, habe die Versammlung bei-spielsweise bei der texanischen Reitweise keinen so großen Stellenwert. Wie bei der klassischen Reitweise sei aber natürlich auch beim Westernpferd die Versammlung wichtig. Das Reiten mit feinen Hilfen sei das Ziel. Das Pferd müsse die Hilfen ler-nen, betont Voss. „Nur ein Reiten mit Zügel lang gehe auf Kosten der Gesund-heit des Pferdes.“ Vielmehr sei es so, dass der Zügel immer länger werde, je weiter die Ausbildung des Westernpferdes fort-schreite. Danny A. Voss erklärt, dass man im Grunde jedes Pferd zum Westernreiten ausbilden könne, allerdings gebe es natür-lich Rassen wie das Quarter Horse, das Paint Horse und Appaloosa die besonders gut geeignet sind.

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Serie Westernreiten: Teil 1 Einführung

Der 11-jährige Quarter Horse Wallach hat das perfekte Exterieur für den We-sternsport. Herausragend ist, dass die Pferde meist überbaut sind, eine schräge Schulter und eine muskulöse Hinterhand haben. Auch die Größe ist optimal für schnelle Wendungen. Die sanften Augen der Pferde zeigen die Intelligenz und Cha-rakterstärke der Tiere.

Vorbereitend zur Reitausbildung werde im Westernreiten sehr viel Wert auf Bodenar-beit gelegt, so Dany A. Voss. Diese erfolge zunächst mit einem klassischen Knoten-halfter. Das Aufhalftern der Pferde mit dem Knotenhalfter verläuft dann beim Westernpferd so, dass sich das Pferd selbst mit der Nase nach unten in das Halfter dehnen soll. Auch beim Auftrensen später soll sich das Pferd selbst mit dem Maul das Gebiss nehmen, indem es sich vorwärts hi-neindehnt.

Der Wallach auf dem Foto dehnt seinen Kopf nach unten in das Knotenhalfter. Ein Druck der Trainerin ist hierfür nicht erforderlich.Trainerin Voss betont, dass teilweise das Anbinden der Pferde mit Knotenhalfter umstritten sei. Zum Putzen finde sie das Knotenhalfter nicht so optimal. Erschrickt sich ein Pferd am Putzplatz und zieht rückwärts, kann es sich leicht an dem im Genick sehr dün-nen Knotenhalfter verletzen. Das müsse man sich schon mal klarmachen, meint die Trainerin.

Das klassische Knotenhalfter ist meist nicht sehr dick und kann im Ge-nickbereich schnell scheu-ern.Häufig sei sie erschrocken, wenn sie Pro-blempferde zur Ausbildung habe, die nicht den kleinsten Respekt vor dem Menschen zeigten. Beim Führen sei zum Beispiel wichtig, dass das Pferd seinen Menschen nicht überholt, sich allerdings auch nicht ziehen lässt. Kopf auf Schulterhöhe des Menschen oder aber leicht versetzt, sei die richtige Position. Das Pferd dürfe den Strick nicht wegziehen oder gegen den Menschen drängeln. „Das ist einfach eine grundsätzliche Sache des Respekts. Wenn das bei der Bodenarbeit nicht klappt, klappt es auch nicht beim Reiten“ erklärt die Trainerin.

Erkennbar auf dem Foto ist, dass der brau-ne Wallach sich auf der richtigen Höhe führen lässt und die Position der Trainerin akzeptiert.

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Von Tanja Radermacher

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Schlecht für den Respekt des Pferdes sei das permanente Füttern von „Leckerlies“ erklärt die Westerntrainerin. „Wir sind kein lebender Futtereimer für das Pferd. Das sollten sich manche Pferdebesitzer ein-mal genau klar machen“ betont die Ausbil-derin, die Respektlosigkeit des Pferdes als großes Problem ansieht. Bei der Bodenar-beit soll das Pferd genau auf seinen Men-schen achten und auf ihn reagieren. Das müsse dann vorwärts und rückwärts ge-nauso funktionieren, wie bei der Vorhand-wendung.

Der braune Wallach reagiert sofort auf sei-ne Trainerin und weicht rückwärts zurück.

Auch die Vorhandwendung klappt vom Boden aus.

Die Trainerin betont, dass die Bodenar-beit zwar wichtig sei, dass man sie aller-dings immer nur als Durchgangsstufe zum Reiten begreifen müsse, denn: „die Bo-denarbeit dient der weiteren Ausbildung des Pferdes. Sie ist kein Selbstzweck.“ Im zweiten Teil unserer Serie liegt der Schwer-punkt auf der Ausrüstung von Pferd und Reiter.

Die Grundlagen des Westernreitens wurden freundlich erklärt von Trainerin Danny Voss