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Carlos Martinez Interdisziplinäre Psychiatrie Aufnahmekoordination - Notfallambulanz Konsildienst Psychoonkologie www.bkh-kempten.de

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Carlos Martinez

Interdisziplinäre Psychiatrie

Aufnahmekoordination - Notfallambulanz

Konsildienst

Psychoonkologie

www.bkh-kempten.de

Psychiatrische Diagnosen

Besonderheiten in der Peripartalzeit

ICD-10: psychische

Erkrankungen, klinisch-

diagnostische Leitlinien Internationale Klassifikation

psychischer Störungen:

ICD-10 Kapitel V (F).

Klinisch-diagnostische

Leitlinien

H. Dilling (Herausgeber,

Übersetzer),

W. Mombour (Herausgeber,

Übersetzer), M. H. Schmidt

(Herausgeber, Übersetzer)

ICD 10

Kapitel Gliederung Titel

I A00-B99 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten

II C00-D48 Neubildungen

III D50-D90 Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie

bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems

IV E00-E90 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten

V F00-F99 Psychische und Verhaltensstörungen

VI G00-G99 Krankheiten des Nervensystems

VII H00-H59 Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde

VIII H60-H95 Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes

IX I00-I99 Krankheiten des Kreislaufsystems

X J00-J99 Krankheiten des Atmungssystems

XI K00-K93 Krankheiten des Verdauungssystems

XII L00-L99 Krankheiten der Haut und der Unterhaut

XIII M00-M99 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des

Bindegewebes

XIV N00-N99 Krankheiten des Urogenitalsystems

ICD-10: psychische

Erkrankungen, Überblick

weitere Aufgliederung Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

psychische Verhaltensstörungen im Wochenbett

(ICD 10 F53)

…“Die Unterteilung ist für die Abschätzung der

Arbeitsbelastung nützlich und auch für planerische

Entscheidungen über die Einrichtung von

Gesundheitsdiensten“

„Eine Minderheit von Psychiatern, die annimmt, dass

besondere Wochenbettpsychosen existieren, und dass

diese klar von affektiven Störungen oder Schizophrenien

zu unterscheiden sind, kann diese Kategorie benutzen;..“

Marcé Gesellschaft für Peripartale Psychische

Erkrankungen

International Marcé Society for Psychaitric Disorders of Childbearing‘ seit 1980

Deutschsprachige Sektion wurde im Jahr 2000 gegründet und ist kooperatives

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatry und Psychotherapie,

Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)

Die Betroffenenverbände und diejenigen Berufsgruppen, die Familien in der

Peripartalzeit betreuen, sind in die Gesellschaft integriert

Schwerpunkte sind die Erweiterungen der Kenntnisse über peripartale psychische

Erkrankungen und deren Folgen, die Qualifikation von Fachleuten, die Verbesserung

der Versorgungsangebote und die Entstigmatisierung der Erkrankungen

MARCÉ-TAGUNG 2019

GUTER START INS LEBEN: WEICHENSTELLUNGEN FÜR EINE GESUNDE ENTWICKLUNG VON MUTTER UND KIND

10. UD 11. MAI 2019 IM ALTEN SPITAL | SOLOTHURN | SCHWEIZ

Marcé Gesellschaft für Peripartale Psychische

Erkrankungen seit 2000

Benannt ist die Gesellschaft nach dem

französischen Psychiater Louis Victor Marcé (1828–1864),

Autor des Buches

„Die Behandlung der Verrücktheit der Schwangeren, frisch Entbundenen und der

Stillenden und medizinrechtliche Überlegungen“.

Schatten & Licht e.V.

Der Verein bietet:

- eine Kontaktliste für betroffene Frauen

- Aufbau eines bundesweites Beratungs- und Selbsthilfegruppen-Netz

- berufsgruppenübergreifende Fachleute-Listen

- Informationen zu speziellen Mutter-Kind-Einrichtungen

- Fachliteratur,

- Unterstützung wissenschaftlicher Forschung,

- Anregung zur Einrichtung spezieller Mutter-Kind-Stationen,

- Öffentlichkeitsarbeit mittels Vorträgen, Fortbildungen und Medien,

Ziel:

- belastenden Mythos der allzeit glücklichen und perfekten Mutter zu entlarven

- postpartale Problematik zu enttabuisiern

Symptom Syndrom Diagnose

Kategoriale versus dimensionale Diagnostik

Vulnerabilität – Stress

bio-psycho-sozial

„Normalitäten“

Selbstverständnis in der

Psychiatrie

Idealnorm

vordefinierte Vollkommenheit

Gesundheit als Zustand vollständigen körperlichen, seelischen, geistigen

und sozialen Wohlbefindens paradiesischen Zustand

Statistische Norm

bestimmten Bereich um den Mittelwert eines Merkmals

Grenzwert zwischen Gesundheit und Krankheit

Soziale Norm

Werte einer Gesellschaft

Kulturelle und situative Unterschiede

Subjektive Norm

Hierbei legt das Individuum selbst fest, was es als normal empfindet.

Funktionale Norm

Erfüllen der zugetragenen Funktionen. Definition „krank“, wenn er/sie z. B.

nicht mehr arbeiten, soziale Beziehungen eingehen oder genießen kann…

Normalitäten

Verlust

von

Interesse/

Freude gedrückte

Stimmung

Antriebsmangel

und

Ermüdbarkeit

Suizidgedanken

Schuldgefühle

Verminderte

Konzentration

Vermindertes

Selbstwertgefühl

Schlafstörungen

Negative und

pessimistische

Zukunfts-

perspektiven

Vermindertes

Selbstvertrauen

Verminderte

Aufmerksamkeit

Gefühl der

Wertlosigkeit

Suizidale

Handlungen Appetitminderung

Depression

Verlaufstypen der depressiven Krankheitsbilder

Bipolare Störungen erfordern eine medikamentöse Behandlung.

Manisch Depressive Erkrankung (Bipolare

affektive Störung):

Neben depressiven Phasen auch Zustände mit

übermäßiger Aktivität

gehobener Stimmung

Angetriebenheit

Gereiztheit

Manisch – Depressive Erkrankung

Besonderheiten in der

Schwangerschaft und im Wochenbett

fast die Hälfte entwickelt kurze depressive

Verstimmung (Baby Blues)

10-15% entwickeln eine Depression in den ersten 6

Monaten nach Entbindung

ein drittel der depressiven Mutter entwickeln

Zwangsgedanken

viele Mutter beschämt und verzweifelt darüber keine

Zuneigung zu ihrem Kind entwickeln zu können

manche Mutter entwickeln in der Depression eine

Bindungsstörung zu ihrem Kind

psychotische Störungen entwickeln 1-2 von 1000

Mutter

Besonderheiten in der

Schwangerschaft und im Wochenbett

neben typischen depressiven Symptomen

gedrückte, traurige Verstimmung

Freudlosigkeit

Interessenverlust

Antriebsmangel

Konzentrationsstörung

bei Müttern häufiger

Erschöpfung

Schlaflosigkeit

Ängste und Sorgen

Schuld- und Insuffizienzgefühle dem Kind gegenüber

Besonderheiten in der

Schwangerschaft und im Wochenbett

Häufigkeit Depression in der Schwangerschaft vergleichbar zur

Altersgruppe etwas häufiger nach der Geburt

Puerperalpsychose selten, aber Gefahr bei ausgeprägten Wahn

und /oder imperativen Stimmen

Angststörung mit spezifischen Themen Furcht vor Geburtsschmerzen/Angst des Versterbens während der Geburt

Sorge und/oder Zwangsgedanken um Gesundheit des Kindes

Panikstörung In der Schwangerschaft Remission

Postpartum Rückfall

Risikofaktoren für eine postpartalen

Depression

depressive Episoden oder Angststörungen in der Anamnese

„Baby Blues“

ungewollte der Schwangerschaft

kritische Lebensereignisse/Vernachlässigung in der eigenen

Kindheit

Partnerschaftsprobleme / Minderjährigkeit

Mangelnde soziale Unterstützung

Arbeitslosigkeit / Finanzielle Schwierigkeiten

Schwangerschaftsverlauf / Gesundheitliche Probleme des

Kindes

eine Persönlichkeit mit hohem Selbstanspruch und Neigung zum

Perfektionismus erwiesen

PMS

Verhalten des Kindes (Stillschwierigkeiten/Schreinen, usw.)

(nach Ballestrem et al., 2001; Cooper & Murray, 2001; Romito et al. 1999)

Depression-Angst-Stress-Skala für die Peripartalzeit

(DASS-P)

Während der letzten beiden Wochen…

…hatte ich jegliches Interesse verloren.

…schien es mir unmöglich, positive Gefühle zu empfinden.

…fühlte ich mich als Person wertlos.

…fand ich kein Vergnügen und keine Freude an den Dingen, die ich tat.

…hatte ich das Gefühl, dass es nichts gibt, worauf ich mich freuen kann.

…machte ich mir Sorgen über Situationen, in denen ich panisch reagieren oder mich blamieren

könnte.

…hatte ich ohne ersichtlichen Grund Angst.

…war ich kurz davor, panisch zu reagieren.

…befürchtete ich, mich könnte eine einfache aber unbekannte Aufgabe umwerfen.

…gab es Situationen, die mich so ängstlich machten, dass ich erleichtert war, wenn die Situation

vorüber waren.

… konnte ich es nur schwer tolerieren, wenn ich unterbrochen wurde.

…war ich aufgeregt und aufgewühlt.

…war ich ständig in einem nervös-angespannten Zustand.

…konnte ich mich nur schwer wieder beruhigen, nachdem mich etwas aufgeregt hatte.

…war ich sehr empfindlich, reizbar und missgelaunt.

nie=0 manchmal=1 oft=2 sehr oft=3

PBQ: Eltern-Kind-Beziehungsfragebogen

Ich fühle mich meinem Baby nahe

Ich wünsche mir die Zeit zurück, als ich noch kein Baby hatte

Ich fühle mich meinem Baby gegenüber distanziert

Ich kuschle gerne mit meinem Baby

Ich bereue es, dieses Baby zu haben

Das Baby scheint nicht mir zu gehören

Mein Baby regt mich auf

Ich liebe mein Baby über alles

Ich fühle mich glücklich wenn mein Baby lächelt/lacht

Mein Baby irritiert mich

Ich liebe es, mit meinem Baby zu spielen

Mein Baby weint zu viel

Ich fühle mich als Mutter gefangen

Ich bin auf mein Baby böse

Mein Baby ist mir lästig

PBQ: Eltern-Kind-Beziehungsfragebogen

Mein Baby ist das Schönste auf der ganzen Welt

Ich wünschte, mein Baby würde verschwinden

Ich habe meinem Baby Schaden zugefügt

Mein Baby macht mich ängstlich

Ich fürchte mich vor meinem Baby

Mein Baby macht mich ärgerlich

Ich fühle mich sicher, wenn ich mein Baby wickle

Ich denke die einzige Lösung ist, wenn jemand anders mein Baby betreut

Ich möchte mein Baby verletzen

Mein Baby ist leicht zu beruhigen

Skala 1: verzögerte Bindung Skala 2: Ablehnung und Wut

Skala 3: Angst Skala 4: Gefahr von Missbrauch

PBQ: Eltern-Kind-Beziehungsfragebogen

3 Formen der Beziehungsstörung

Verzögerung oder Verlust der Muttergefühle

(eigene Erwartung, Ideale?)

Enttäuschung darüber kein Gefühl für das Kind Kind wird fremd erlebt Abgrenzung Wahn

pathologische Wut gegenüber dem Kind

Gefahr des Kontrollverlust – Wut Anschreien, Verletzen, Tötungsversuche

Ablehnung des Kindes

Mutter fühlt sich besser, wenn Kind nicht in der Nähe ist

Bereut Geburt des Kindes

Keine zärtlichen Gefühle und Gesten gegenüber dem Kind

Mutterschaft = Gefangenschaft

Peripartale Depression

Folgen für Mutter und Kind

assoziiert mit erhöhtem Frühgeburtsrisiko (Relatives Risiko [RR] = 1,13)

geringerem Geburtsgewicht (RR = 1,18)

intrauteriner Wachstumsverzögerung (RR = 1,03)

Hypothese: Dysregulation der mütterlich-fötalen Stress (HPA)-Achse

unzureichende Gewichtszunahme in der Schwangerschaft,

geringere Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen und

erhöhten Substanzmissbrauch

gehäuftes komorbides Auftreten mit (Gestations-)Diabetes. Frauen mit Diabetes ein 7 % höheres

Risiko für peripartale Depression

reduzierte verbale und visuelle Kommunikation mit dem Kind

Kindern entwickeln häufiger Schlaf- und Stillprobleme, Vermeidungsverhalten mit Abwendung des

Blickes und des Körpers, verringerte Affektregulation sowie Fütter- und Gedeihstörungen

Langfristig bis in die Pubertät geminderte kognitive, emotionale, verbale und soziale Fähigkeiten

bis in die Pupertät ein vierfach erhöhtes Risiko für eine affektive Erkrankung

Möglichkeiten am BKH Kempten

Zusammenarbeit mit der Gynäkologischen Abteilung am Klinikum

Kempten

Vorstellung in der Notfallambulanz am BKH Kempten

Amb. / tagesklinische und stationäre Behandlung

Absprache mit der Kinderklinik für Notfälle

Ausbau der Kommunikation mit den Beratuungsstellen

exzemplarische Fall I

25, verheiratet, erwartet in Juni ihr erstes Kind

Ehemann im Ausland tätig

Kündigung in der Schwangerschaft (Backwarenfachverkäuferin)

wohnt jetzt bei der Mutter

Jobcenter und Sozialamt machen Druck

Symptome: Übelkeit und Erbrechen im 1. Trimenon

Schlafstörung, Konzentrationsstörung, Angst allein zu sein,

Freundlosigkeit, Anspannung bei Behördenbesuch

Therapie: will keine Medikamente Telefonat mit Jobcenter,

Vermittlung eines Termin in der Schwangerschaftsberatungsstelle,

weitere ambulante Termine in der PIA angeboten

exzemplarische Fall II

27, 6 tägige Tochter, langjährige Beziehung,

sozialer Rückzug vor der Entbindung („Nestbau“)

Geburt als „Trauma“ erlebt, war stark verunsichert

könne gar nicht mehr schlafen

Suizid der Großmutter, als Pat. 4 Jahre war

kindliche Epilepsie vom 8-11 LJ., Perfektionismus

Symptome: kann nicht mehr klar Denken, keine Entscheidungen treffen, erlebt Selbstentfremdung

(„ich weiß nicht mehr wer ich bin“), Stimmung wie „festgefroren“, ängstliche Daueranspannung, rastlos.

Therapie: 3 Monate stat. Behandlung im BKH, Antidepressiva+Antipsychotika, Psychotherapie

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!