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prophy magazin für professionelle zahnprophylaxe 1 2005 > Die erste Prophylaxesitzung – 14 Punkte zum Erfolg > Triumphzug des Fluorids > Raucherentwöhnung – Motivation ist alles > Infektionsschutz in der Praxis seite 4 seite 6 seite 9 seite 10

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> Die erste Prophylaxesitzung – 14 Punkte zum Erfolg

> Triumphzug des Fluorids> Raucherentwöhnung –

Motivation ist alles> Infektionsschutz in der Praxis

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Aminfluorid – Schutzschild für KinderzähneFluoride setzen den kritischen pH-Schwellenwert, andem sich der Zahnschmelz auflöst, herunter. Dadurchkann die Phase der Remineralisierung ausgedehntund die Phase der Demineralisierung reduziert werden.Nach neuesten Erkenntnissen und Empfehlungen [1]soll der Fluoridgehalt einer Kinderzahnpasta 500 ppmbetragen. Die elmex® Forschung trägt dem schonlange Rechnung und entwickelte die elmex® Kinder-Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 500ppm(Olaflur). Dieses Aminfluorid verteilt sich nicht zufälligim Mund, sondern bildet einen Film über alle

Oberflächen. Direkt am Zahn bildet das Fluoridgemeinsam mit Calcium (aus dem Speichel)eine Calcium-Fluorid-Deckschicht (CaF2), dieden Zahn vor Säureangriffen schützt. Studienhaben gezeigt, dass sich eine schützende

Calcium-Fluorid-Deckschicht nur in einem leichtsauren Milieu bilden kann [2]. Der leicht saure pH-Wert der elmex® Kinder-Zahnpasta ermöglichterst die Bildung dieser Schutzschicht.Schützen Sie Ihre kleinen Patienten vor

Karies mit elmex® Kinder-Zahnpasta!

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. Lachend zum Zahnarzt.

Informieren Sie sich auch onlineüber die Empfehlungen der DGZMK unterhttp://www.dgzmk.de/mitteilg/Patinfo%20Fluoride.pdf

[1] Stellungnahme der DGZMK, Stand: 27.03.2000[2] Rølla et al; J Clin Periodontol 20 (1993), 105-108

Systempflege

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auftaktm a g a z i n f ü r p r o f e s s i o n e l l e z a h n p r o p h y l a x e

er Prophylaxegedanke, in derZahnheilkunde von jeherstärker verankert als inmanch anderer medizini-

schen Disziplin, gewinnt im Zuge des wissenschaft-lichen und technischen Fortschritts noch immer anBedeutung. Auch das mediale Interesse an diesemspannenden Thema steigt kontinuierlich. Bislanggab es in Österreich aber kein Medium, das sich diezahnärztliche Prophylaxe gebündelt und mit derZielgruppe der Prophylaxe-Assistentinnen im Blickzum Thema gemacht hätte. Mit prophy soll sich dasnun ändern.„prophy – das Magazin für professionelle Zahnpro-phylaxe“ erscheint künftig vierteljährlich und sollin kompakter Form den gesamten Tätigkeitsbe-reich der Prophylaxe-Assistentinnen abdecken,von den zahnmedizinischen Grundlagen über dieAnwendung neuer Geräte und Materialien bis hin zuFragen der Ergonomie und der Patientenführung.Und ebenfalls neu: In prophy finden Sie nicht nurBeiträge von ÄrztInnen, sondern vor allem auch Arti-kel Ihrer KollegInnen.Für die Relevanz und die Richtigkeit der Inhalte stehtein wissenschaftlicher Beirat, in dem die Zahn-kliniken des Landes ebenso vertreten sind wie ein-zelne Fachgesellschaften. Die ÖGP, die ÖGZMK undder PASS-Club Tirol gestalten darüber hinaus einefixe Seitenanzahl mit spezifischen Themen und Ver-anstaltungshinweisen.Viel Spaß beim Lesen dieser ersten und noch vielerweiterer Ausgaben von prophy wünscht

Ihr Dr. Wolfgang Müller,Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP)

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: PBK Ideenreich Werbeagentur, David-gasse 87–89, 1100 Wien; Redaktion: Dr. Albert Brugger, Redaktionsanschrift: MedMe-dia Verlag, Alser Straße 21/8, 1080 Wien, Entwurf, Satz: PBK Ideenreich Werbeagentur

GmbH, Davidgasse 87–89, 1100 Wien, Druck: Hutter Druck, St. Johann in Tirol, A-6380,Birkenstraße 5, Wissenschaftlicher Beirat: Prof. S. Kulmer, Prim. E. Favero, Prof. M. Haas,Prof. G. Arnetzl, Dr. W. Müller, Prof. P. Städler, Prof. W. Sperr, Prof. P. Solar

Texte, die mit diesem Symbol gekennzeichnet sind, wurden entweder von Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats verfasst oder durch diese inhaltlich auf seine wissenschaftliche Haltbarkeit überprüft.

14 Punkte zum ErfolgDie erste Prophylaxesitzung

Der Triumphzug des Fluoridsoder wie braune Zähne eine neue Ära einläuteten

Ihrem Rücken zuliebeArbeitsergonomie in der Zahnheilkunde

Motivation ist allesRaucherentwöhnung in der zahnärztlichen Praxis, Teil 1

Infektionsschutz in der Praxisprophy im Gespräch mit dem Hygiene-Experten

PASS Tirol – Der Weg zur professionellen Prophylaxe-AssistentinEin Job mit hohen Ansprüchen an die Qualität

ÖGZMK – Aus- und Fortbildung nach Grazer Vorbild

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Um die erste Prophylaxesitzung erfolgreich gestaltenzu können, sollte die Prophylaxe-Assistentin in jedem Fallüber das ärztliche Erstgespräch informiert sein – vor allemdann, wenn sie nicht selbst daran teilgenommen hat. Siemüssen auch über alle, insbesondere infektiöse Krankhei-ten des Patienten Bescheid wissen. Weitere Vorausset-zung für den erfolgreichen Ablauf des Erstgesprächs istein ausgearbeitetes Konzept (siehe Kasten), um trotzZwischenfragen dem roten Faden folgen zu können.

Hauptanliegen und MotivationNach der Begrüßung des Patienten knüpft die Prophylaxe-Assistentin an das ärztliche Erstgespräch an. Als Ersteswird das Hauptanliegen des Patienten nochmals bespro-chen. Der zentrale und persönliche Nutzen für denPatienten (z. B. Gesundheit, Ästhetik, wieder kauenkönnen, attraktiv sein, Vitalität vermitteln etc.) sollherausgearbeitet werden und der Motivation zurVerhaltensänderung bei der Mundhygiene dienen.Es muss absolut klar sein, dass für einen langfristi-gen Erfolg die aktive Mitarbeit des Patienten Vor-aussetzung ist! Aufgabe der PASS ist es, demPatienten den Weg zu seinem gewünschten Ziel zuweisen.

Drei Punkte sind für die erfolgreiche Motivationausschlaggebend:1. Der Patient erkennt nach dem Anfärben der Plaque

in seinem eigenen Mund den Zusammenhangzwischen Plaque und den pathologischenErscheinungen.

2. Während der Mundhygieneinstruktion erkennt der Patient: Er selbst ist in der Lage, mit sei-ner Zahnbürste die Bakterienrasen zu störenund zu reduzieren.

3. Der Patient bekommt den Auftrag, die positiven Verän-derungen seiner Gingiva in den nächsten Stunden undTagen genau zu beobachten.

Es genügt also nicht, dem Patienten ein Standardpro-gramm anzubieten. Die Prophylaxe-Assistentin muss viel-mehr genau auf die individuelle Situation und Problema-tik des Patienten eingehen. Den Zahnstein mit Strahl-,

Die Ansprüche der Patienten steigen, und zusätzlichwerden diese immer kritischer. Aufgrund dessenkommt neben dem ärztlichen Erstgespräch der erstenSitzung der Prophylaxe-Assistentin entscheidendeBedeutung zu, ob der Patient für das Praxisteamgewonnen werden kann.

Die Erstsitzung – 14 Punkte zum Erfolg

Die erste Prophylaxesitzung erfolgreich gestalten

Univ.-Prof. DDr.Siegfried Kulmer

Vorstand der Universitätsklinik fürZahn-, Mund- und Kieferheilkunde,Innsbruck

DDr. Renate KulmerPASS Susanne FinkPASS Sabine Hochfellner

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1) Der Patient kommt – Begrüßung des Patienten – die Pro-phylaxe-Assistentin stellt sich nochmals vor – Frage nach demBefinden des Patienten.

2) Patient nimmt Platz – vor seinen Augen werden die Instru-mente auf das Tray gelegt und die Chlorhexidin-Lösung wird vorbereitet.

3) Patient spült 1 Minute mit einer 0,2%igen Chlorhexidin-Lösung.4) Nochmals Frage nach dem Anliegen, dem Wunsch des

Patienten stellen – Prophylaxe-Assistentin nimmt das Thema deszahnärztlichen Erstgespräches wieder auf.

5) Aufklärung über das individuelle Problem, z. B. wie kam der Patient zu seinen Füllungen, Zahnfleischentzündungen etc. –Aufklärung über die Ursachen (Plaque/Biofilm) – fachlich richtig,aber in einer für den Patienten verständlichen Sprache.

6) Inspektion der Mundhöhle des Patienten – Patient und Prophy-laxe-Assistentin gemeinsam – immer vom Gesunden zum leichterkrankten Bereich, dann zu deutlichen Veränderungen.

7) Besprechung der mitgebrachten Zahnbürste – Aufklärung über die Kriterien einer guten Handzahnbürste bzw. einer Ultraschall-bürste.

8) Die Prophylaxe-Assistentin erklärt dem Patienten, dass sie ihm den Zusammenhang zwischen Plaque/Biofilm und den pathologi-schen Erscheinungen in seinem Mund demonstrieren möchte.Dazu müssen die mikrobiellen Beläge angefärbt werden und dieProphylaxe-Assistentin ersucht den Patienten höflich um seineZustimmung. Vaseline als Schutz vor der Farbe auf die Lippen des

Der Handtellergriff:

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Am Ende der Erstsitzung sollte der Patient das positiveGefühl haben, dass er selbst durch das gewonnene Wis-sen und die neuen manuellen Fähigkeiten aktiv zu seinerMundgesundheit beitragen kann. Und er sollte der fol-genden Mundhygienesitzung mit Spannung und Neugier-de entgegensehen und überzeugt sein, dass er nach demAnfärben der Bakterienrasen den Erfolg seiner neuenMundhygienefähigkeiten bestätigt bekommt.

Schall- und Ultraschallgeräten zu entfernen, Nicht-Karies-Risikostellen mit Gummihütchen zu polierenoder eine alleinige professionelle, mechanischeZahnreinigung durchzuführen macht noch keine pro-fessionelle Erstsitzung aus! Genauso wichtig ist es,den Patienten entsprechend zu informieren und zumotivieren und ihn über eine effektive Mundhygienezu instruieren.

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Patienten auftragen – Anfärben der Plaque/des Biofilms –gemeinsam Resultat begutachten – immer von positiv zu negativ.

9) Patienten vorzeigen lassen, wie er bisher mit seiner Bürste gerei-nigt hat – analysieren (Ansatz der Bürste, Bewegung, Anpress-druck, systematisches Vorgehen) – positiv/negativ.

10) Demonstration des Ansatzes der Bürste – 90 ° auf den Kauflä-chen und 45 ° bukkal und lingual (die Borstenbüschel zeigen inRichtung Zahnfleischsulcus) – zahnachsengerecht aufgestellteBürste (natural brushing) in der Ober- und Unterkieferfront lingual

CAVE: Der Anpressdruck der Bürste darf 2 Newton oder 200 g nicht übersteigen. Alle Patienten drücken zu fest – ab 200 g kommt es zu einer deutlichen Schädi-gung der Zahnhartsubstanz und der Weichgewebe.

Der Patient sitzt am Stuhl und blickt über einen Handspiegel,der in Stirnhöhe gehalten wird, auf seine Unterkieferfrontzäh-ne – die Prophylaxe-Assistentin setzt die Bürste in einem Win-kel von 90 ° an der Unterkieferfront an und demonstriert, dassdie Borstenbüschel nicht in die Zahnzwischenräume und denSulcus eindringen – nun Drehen der Bürste bis zu einem Win-kel von 45 ° und dabei den Patienten animieren, dass er genaubeobachtet, wie dadurch die Borstenbüschel automatisch indie Zahnzwischenräume und den Zahnfleischsulcus eindrin-gen. Diese Demonstration mehrmals wiederholen.

11) Bewegung des Bürstenkopfes – Demonstration der vibrieren-den Bewegungen, die so klein sind, dass die Borstenbüscheldie Zahnzwischenräume NICHT verlassen.

12) Patient übt unter Aufsicht der Prophylaxe-Assistentin den Bürs-tenansatz und die vibrierenden Bewegungen mit der Hand-zahnbürste in der Unterkieferfront, oder er übt mit einer Schall-zahnbürste. Oszillierende Zahnbürsten bedürfen einer anderenHandhabung.

13) Erklären, Demonstration und praktisches Üben des systemati-schen Vorgehens – Hilfestellung durch die Prophylaxe-Assistentin� Kauflächen Oberkiefer� Kauflächen Unterkiefer� lingual� distale Seiten der hintersten Zähne nicht vergessen!� bukkal und labialDie bukkalen Zahnflächen werden IMMER zuletzt gereinigt, daüber 90 % der Putzschäden bukkal und labial zu finden sind.

14) Professionelle mechanische ZahnreinigungIn der Erstsitzung wird nicht subgingival gearbeitet, um denGeweben – vor allem den kollagenen Fasern – Gelegenheitzur Regeneration zu geben (SP Ramfjord).

In der Erstsitzung sollte der Patient nicht mit weiteren Themenüberfordert werden. Auf Mundhygienehilfsmittel wie Zahnseide,Interdentalraumbürstchen, Zungenschaber, Superfloss, etc.wird nach individuellem Bedarf in den folgenden Mundhygiene-sitzungen eingegangen.

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1. Sitzung der Prophylaxe-Assistentin

Die Schreibfederhaltung:

fokusMit dem Handtellergriff übt der Patient einen zu großen,aggressiven Druck aus.Dadurch wird die Putzleistungreduziert und darüber hinauswerden die Hart- und Weichge-webe geschädigt.

In der leichten Schreibfederhal-tung kann der Patient die Bürstemit leichtem Druck führen und dieSchallzahnbürste kann ihre opti-male Reinigungskraft entfalten.Die Prophylaxe-Assistentin korri-giert den exakten Ansatz und diezarten Abrollbewegungen.

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rüher wurde angenommen, dass Fluoride vor Kariesschützen, indem sie in Form von Fluorapatit direkt inden Zahnschmelz eingebaut werden und ihn dadurchhärter und säureresistenter machen. Mit dem Ziel, denEinbau von Fluoriden in die Zähne während derSchmelzbildung zu fördern, wurde die systemische Flu-oridierung eingeführt.

In der Zwischenzeit wurde jedoch nachgewiesen, dasses hauptsächlich gelöste Fluoride in Speichel und Pla-que sind, die vor Demineralisation schützen und nichtetwa die fest gebundenen im Zahnschmelz.

Fluoridionen reagieren mit Kalziumionen, es bilden sichkalziumfluoridhaltige Präzipitate, die entweder direktam Zahn gebildet oder dort abgelagert werden. Kalzi-umfluorid ist bei neutralem pH-Wert im Speichel prak-tisch unlöslich. Unter sauren Bedingungen, zum Bei-spiel unter dem Einfluss bakterieller Säuren, löst essich langsam auf und setzt Fluoridionen dort frei, wo siegebraucht werden: am Zahnschmelz.

Vier verschiedene Fluoridverbindungen haben Eingangin Zahnpflegeprodukte gefunden. Am weitesten ver-breitet sind die anorganischen FluoridverbindungenNatriumfluorid (NaF), Natriummonofluorphosphat(NaMFP) und Zinnfluorid (SnF2). Auch organische Fluo-ridverbindungen wie Aminfluorid werden in Zahnpflege-produkten verwendet.Vor allem Zinn-II-Fluorid hat sich als jener Wirkstofferwiesen, der am besten und wirkungsvollsten in dieZahnhartsubstanz eingebaut wird.

NaF ist geschmacklos und wird deshalb verbreitet inZahnpflegeprodukten eingesetzt, weil der Eigenge-schmack nicht überdeckt werden muss. Sind NaF-Pasten sauer formuliert, haben sie also einen niedrigen

pH-Wert, so kann die Bildung einer Kalziumfluoriddeck-schicht beobachtet werden. NaMFP ist ebenfallsgeschmacklos und ist zudem kompatibel mit Carbonat-oder Phosphat-Putzkörpern. Leider ist die Depotwir-kung dieser Fluoridverbindung nur gering. Der größteVorteil des Zinnfluorids besteht in seiner antibakteriel-len Wirkung, welche sich gerade bei entzündlichenErkrankungen im Mund bewährt hat. Sein leicht metal-lischer Geschmack lässt sich durch Beimengung vonätherischen Ölen leicht verdecken. Aminfluoride sind sogenannte Tenside, also oberflächenaktive Substanzen.Sie lagern sich spezifisch an allen oralen Oberflächenan und transportieren das Fluorid somit gezielt zumWirkort. Ihr natürlich saurer pH-Wert ermöglicht die Bil-dung einer gut anhaftenden CaF2–Deckschicht, diesich durch eine besonders hohe Substantivität aus-zeichnet (Depotwirkung).

Fluoride im KontextNach wie vor ist Karies eine der häufigsten Krankheitenunserer Zivilisation, doch epidemiologische Untersu-chungen sprechen für sich: Seitdem Fluorid vor allem inZahnpflegeprodukten enthalten ist, wird ein steilerAbfall der DMFT-Werte verzeichnet. Eines der wichtigs-ten Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO für dasJahr 2020 ist das Erreichen von 80 % kariesfreienGebissen in der Gruppe der 6-Jährigen. Nur dasZusammenspiel von chemischer und mechanischerPlaquekontrolle sowie eine konsequente und intensiveZahnpflege ermöglichen es uns, Karies wirkungsvoll zubekämpfen. Durch Fluoridanwendung alleine kann dasehrgeizige WHO-Ziel wohl kaum realisiert werden. Gera-de in den westlichen Industrieländern muss eineUmstellung auf breiter Basis, z. B. der Ernährungsge-wohnheiten (Softdrinks, Einfachzucker etc.) stattfinden,um die Kariesprävalenz weiter reduzieren zu können.

Was als Beobachtung begann und sich langsam zueiner Idee formte, endete fünf Jahrzehnte später ineiner Revolution, welche die Zahnheilkunde an dieSpitze der Präventivmedizin katapultierte. Dies ist dieGeschichte vom Fluorid, die erzählt, wie ein Minerales schaffte, weltweite Beachtung zu finden.

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Dr. Daniel Bachteler

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Der Triumphzug des Fluoridsoder wie braune Zähneeine neue Ära einläuteten

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Ihr Beitrag:20 % der Bevölkerung weisen 80 % aller Kariesdefek-te auf – das betrifft leider fast vollständig die sogenannten (sozialen) Randgruppen. Wecken Sie dasBewusstsein derer, die in Ihre Praxis kommen, für dieVorgänge in der Mundhöhle, klären Sie über richtigeund falsche Mundhygiene auf. Informieren Sie über dieMöglichkeiten von Individual- und Gruppenprophylaxeoder den Einfluss der verschiedenen Produkte! 20 %sind in den Griff zu kriegen – sicherlich ein ambitio-niertes, aber kein unerreichbares Ziel! Führen Sie fort,was vor über 100 Jahren begann.

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Der Beginn:Es begann im Jahre 1901 in Colorado Springs, USA, als derjunge Zahnarzt Dr. F. McKay bräunliche Flecken auf denZähnen der Einwohner bemerkte, die er als „ColoradoBrown Stain“ bezeichnete. Noch erstaunlicher war, dass„Colorado Brown Stain“ den betroffenen Zähnen einezunächst unerklärliche Resistenz gegenüber Kariesbescherte. Es sollte bis 1931 dauern, bis McKay dengeheimnisvollen Verursacher dieser Verfärbungen beimNamen nennen konnte: Fluorid! Hohe Fluoridkonzentratio-nen im Trinkwasser waren es nämlich, die verantwortlichfür die unästhetischen Schmelzverfärbungen waren.

Die Fortsetzung:Dr. H. T. Dean war der Nächste, der die „olympische Fackel“ derFluoridforschung in Händen hielt. 1936 lüftete er mit seinem Teamein weiteres Geheimnis: Erst Fluoridkonzentrationen von über1 ppm (parts per million; entspricht 1 Milligramm pro Liter) imTrinkwasser führten zu Fluorosen! Dies gab der Forschung denentscheidenden Impuls in die richtige Richtung: Sich McKays Stu-dien in Erinnerung rufend, wurde Dean immer klarer, dass eindirekter Zusammenhang zwischen der Entstehung von Fluorosenund der Kariesresistenz der betroffenen Zähne bestehen musste.Ob der künstliche Zusatz von Fluorid zum Trinkwasser helfen wür-de, die Karieshäufigkeit in der Bevölkerung zu reduzieren?

Die Gegenwart:

Nun überschlugen sich die Ereignisse: Dean beantragte erfolg-reich ein Großprojekt: 1945 wurde in der Stadt Grand Rapids dasTrinkwasser fluoridiert und 30.000 Schulkinder während einesZeitraums von 15 Jahren beobachtet. Nach nur 11 Jahren war dieKariesrate bereits um mehr als 60 % gesunken! Von da an war derTriumphzug des einst unbeachteten Minerals nicht mehr aufzu-halten.

die geschichte

Fluorid wirkt: Sein Einfluss auf Remineralisation und Demineralisation

- prophy 01-2005 30.06.2005 16:08 Uhr Seite 8

� Zwangshaltungen mit statischen Überbeanspruchun-gen sind zu vermeiden.

� Die Beine sollten nicht parallel zum liegenden Patien-ten am Behandlungsstuhl positioniert sein.

� Die Finger sollen bei Feinarbeit im Arbeitsbereich ab-gestützt sein.

� Die Position, die die Prophylaxe-Assistentin einnimmt,befindet sich, bezogen auf die Uhr, in Position 9–12 Uhr unter meist direkter Sicht auf die zu behan-delnde Region.

Ergonomie in der TeamarbeitAuch das Zusammenarbeiten mit einer zahnärztlichenHelferin erfolgt unter genau vorgegebenen Richtlinien.Dabei ist unter Bedachtnahme auf eine möglichst ergo-nomische Sitzposition der Helferin zu gewährleisten, dassmit optimalen Halte- und Absaugtechniken eine optimaleProzessqualität erreicht wird.

Ständige Übung und ReevaluationNun entsprechen nicht jede/jeder ZahnarztIn oder jedeProphylaxe-Assistentin dem normierten Wesen, auf dasein Konzept zugeschnitten ist. Unter Einbeziehung derverschiedenen Eigenheiten und Neigungen sollte sichjeder das für ihn geeignete und seiner Ausrüstunggerecht werdende arbeitsergonomische Konzept suchen.In unserem körperlich wie geistig anspruchsvollenBeruf bedarf es auch bei der konsequenten Umsetzungder ergonomischen Richtlinien einer ständigen Übungund Reevaluation dessen, was wir täglich tun. Wennsich also an der Situation, dass nur ca. 15 % der Men-schen nach ihrer Ausbildung bereit sind sich fortzubil-den, nichts Grundsätzliches ändert, werden diegesundheitlichen Probleme, die unserem Beruf eigensind, auch in Zukunft eines der großen Themen unsererTätigkeit bleiben.

Die Ursprünge der Ergonomie in der Zahnheilkundereichen zurück in das Jahr 1921. Mit der Dissertationdes späteren Direktors der Bonner Zahnklinik, W. Balters,über die rationelle Gestaltung zahnärztlicher Arbeitsplät-ze und durch den Beitrag über rationelle Praxisführungdurch den späteren Leiter der Mainzer Zahnklinik, M.Hermann, im Jahr 1929, begann die Entwicklungsphaseder Arbeitsergonomie. In den Jahren 1964 bis Anfangder 1980er Jahre wurden etliche Arbeiten zum ThemaArbeitswissenschaft publiziert. In den Folgejahren wurdees dann bis zum heutigen Zeitpunkt relativ ruhig um dasThema Ergonomie am Arbeitsplatz.Wir beschränken wir uns hier auf die Bereiche, die unsals ZahnarztIn oder Prophylaxe-Assistentin leider oftschmerzhaft an die Fehler unserer Haltung am Behand-lungsstuhl erinnern.

Ergonomische BasiskonzepteEs gibt vier Basiskonzepte der Arbeitsweise am Arbeits-platz, die sich im Laufe der Jahre in verschiedenen Tei-len der Welt herauskristallisiert haben. In der Folgemöchte ich auf die Arbeitstechnik nach Hilger einge-hen, der zur Zeit in Europa nach wie vor sehr aktiv inForschung und Lehre mit der Arbeitsergonomiebefasst ist. Nach Hilger gelten folgende Grundregeln:

� Zuerst wird der Patient entsprechend der zubehandelnden Region richtig gelagert. Dabeibefindet sich der Patient in einer fast liegendenPosition. Die Einstellung des zu behandelndenKiefers erfolgt dann mit der Nackenstütze.

� Die Arbeitshaltung soll ohne Torsion in der Len-denwirbelsäule, ohne zu starkes Nach-vorneBeugen (Bauchpresse) und mit am Rumpfangelegten Oberarmen erfolgen.

� Das Sitzen ist bis auf wenige Aufgaben demStehen vorzuziehen.

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Ihrem Rücken zuliebeArbeitsergonomie in der Zahnheilkunde

Obwohl unsere tägliche Arbeit in allenBelangen von ergonomischen Hintergründenund Erfordernissen geprägt ist, führt dieArbeitsergonomie in vielen zahnärztlichenPraxen eine Art Schattendasein.

ErgonomieDie Ergonomie ist ein Teilgebietder Arbeitswissenschaft zurmenschengerechten Gestaltungder Arbeitsbedingungen. Dabeisollten Methoden und Erkennt-nisse zur Anpassung der Arbeits-bedingungen an die Fähigkeitender Menschen geschaffen wer-den. Dies geschieht mit dem Ziel,belastungsbedingte, gesundheits-schädigende Beeinträchtigungensystematisch auszuschalten.

Gleichzeitig soll die Entfaltungder menschlichen Arbeitsfähigkeitgefördert werden, wobei einemöglichst hohe Arbeitszufrieden-heit angestrebt wird.

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Dr. med. univ.Martin Smetan

Facharzt für Zahn-,Mund- und Kiefer-heilkunde in Graz

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- prophy 01-2005 30.06.2005 16:08 Uhr Seite 9

� Eine weitere Information, die den Rauchern vor Augenführt, wie schädlich Rauchen ist: Im Tabakrauch sind10.000mal mehr Schmutzteilchen enthalten als in dergleichen Luftmenge an einem Verkehrsknotenpunkteiner Großstadt.

Die UnschuldigenUnd was Rauchern so gar nicht bewusst ist: wie sehr sieihre liebsten Mitmenschen mitschädigen – den nichtrau-chenden Partner und besonders die Kinder. Durch dasZwangsmitrauchen sterben Jahr für Jahr über 5.000 Men-schen vorzeitig, mehr als 400 davon qualvoll an Lungen-krebs. (Quelle: Robert-Koch-Institut, Deutschland)

MotivationAls Prophylaxe-Assistentin wissen Sie um die negativenAuswirkungen des Rauchens auf die Mundgesundheit.Daher ist es Ihre Pflicht, sich in der Raucherberatung zuengagieren.

ArgumenteNeben der allgemeinen und speziellen Information überden Einfluss des Rauchens können Sie mit vielen positi-ven Ausblicken allein schon für den Mundbereich moti-vieren, mit dem Rauchen aufzuhören:

� keine unschönen Verfärbungen mehr

� kein unangenehmer Mundgeruch mehr

� weniger „böse“ Bakterien im Mund

� kein trockener Mund mehr

� Verringerung des Zahnfleisch- und Knochenschwunds

� gesundes, festes und rosa aussehendes Zahnfleisch

� kein Mundhöhlenkrebs etc.

Welche Möglichkeiten der Raucherentwöhnung es gibt undwelche wir davon in der zahnärztlichen Ordination anwen-den können, berichten wir in der nächsten Folge.

rophylaxe-Assistentinnen können dissonanten und damitpotenziell ausstiegswilligen RaucherInnen mit umfangrei-chen Informationen und Tipps Hilfestellung geben. In einezahnärztliche Ordination kommen Raucher öfter als in eineallgemeinmedizinische Praxis. Besonders im Rahmeneiner unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) sehen wirdiese Patienten möglicherweise alle vier Monate. Das sindgute Gelegenheiten, Raucher zum Aufhören zu motivieren.

Wir verkaufen GesundheitUnser Anliegen ist es, mit entsprechenden Maßnahmen,Gesundheit an Zähnen und Zahnhalteapparat zu erhaltenbzw. wiederherzustellen. Und Rauchen ist ein Hochrisiko-faktor, der unseren Behandlungserfolg generell in Fragestellt. Es ist erwiesen, dass Raucher schlechtere Chancenfür eine erfolgreiche Parodontalbehandlung haben alsNichtraucher.

Unbequeme InformationenDen meisten Rauchern ist bekannt, dass langfristigesRauchen negative Auswirkungen auf die Allgemeinge-sundheit hat. Sie wissen aber nicht oder nicht genau, waswirklich am Rauchen schadet, was im Körper passiert,wenn eine Zigarette geraucht wird.Unsere Aufgabe ist es also, mit Informationen aufzurüt-teln, nachdenklich zu machen – z. B. damit, dass Taba-krauch etwa 4.000 Chemikalien enthält, darunter

� Kohlenmonoxid, das den meisten als Auspuffgasbekannt ist und bei Personen, die in Selbstmordab-sicht Autoabgase ins Innere ihres Autos leiten, letztlichzum Tod führt. Langfristige Kohlenmonoxidbelastun-gen, wie sie bei Rauchern vorkommen, können zueiner Schwächung des Herzmuskels führen.

� Auch das Wissen, dass eine von den vielen Chemika-lien Arsen ist, könnte einem Raucher bewusst werdenlassen, was er seinem Körper Schlimmes antut.

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Motivation ist allesRaucherentwöhnung in der zahnärztlichen Praxis | Teil 1

Untersuchungen der WHO haben ergeben: rund 50 %aller Raucher wollen im Grund ihres Herzens vom Niko-tin loskommen. Sie können sich aber nicht entschließen,wie sie es tun sollen. Wie können wir unsere Prophyla-xe-PatientInnen dabei unterstützen?

von Erika MaierProphylaxe- und Parodontologie-assistentin in Wien

kontakt:[email protected]

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- prophy 01-2005 30.06.2005 16:08 Uhr Seite 10

prophy: Welche infektiösen Krankheiten bzw. Krankheits-erreger sind in der zahnärztlichen Praxis relevant?

Haditsch: Einerseits Erkrankungen, deren Erreger überdie Atemluft bzw. Tröpfcheninfektion übertragbar sind(v.a. Tuberkulose, Influenza), andererseits jene, die überden Austausch von Blut und anderen Körpersekretenübertragen werden (wie HIV/AIDS und Hepatitis). Haut-infektionen haben geringen Stellenwert, da sie meistaugenscheinlich sind und entsprechende Vorkehrun-gen ergriffen werden können. Auch Erreger von Durch-fallerkrankungen sind in der Regel nicht relevant, viel-leicht mit Ausnahme von Noroviren, die beim Kontaktmit Erbrochenem hoch infektiös sein können.

prophy: Inwieweit kann man darauf hoffen, dass ein/ezahnärztliche/-r PatientIn eine HIV-oder Hepatitis-Infektion von sich aus anspricht?

Haditsch: Grundsätzlich sind Personen mit einer durchBlut übertragbaren Erkrankung angewiesen, dies beipotenzieller Gefährdung ihrer Umgebung und damit auchdem zahnärztlichen Team mitzuteilen. Tatsächlich kannman sich nicht darauf verlassen, dass dies geschieht.Aus meiner Sicht noch problematischer sind jene Perso-nen, die selber gar nicht wissen, dass sie z. B. das Hepa-titis-C-Virus im Körper tragen und damit über Jahre hin-weg eine potenzielle Infektionsquelle für ihre Umgebungdarstellen – ein aufrechter (und mittels Serokonver-sionskontrolle entsprechend gesicherter) Impfschutzgegen Hepatitis B sollte für das zahnärztliche Teamohnehin Standard sein. Die Möglichkeit, mit einer/-m(vielleicht unerkannten) Hepatitis-C-TrägerIn konfron-tiert zu werden, ist daher immer gegeben, zumal manweiß, dass es in Österreich und darüber hinaus in denvergangenen Jahrzehnten immer wieder zur Übertra-gung der Hepatitis C gekommen ist.Offensichtlich ist das Risiko im zahnärztlichen Bereichgering. Das hängt möglicherweise auch damit zusam-men, dass zahnärztliches Personal mit dem Prophyla-xe-Gedanken generell besser vertraut ist als andereBerufsgruppen. Das Tragen von Handschuhen z. B. ist inzahnärztlichen Praxen seit langem ein etablierter Stan-

dard. Außerdem arbeiten ZahnärztInnen und Prophylaxe-Assistentinnen unter ständiger Sichtkontrolle durch denPatienten – das ist der Disziplin sicherlich förderlich.

prophy: Muss man also davon ausgehen, dass jedePatientin/jeder Patient potenziell infektiös ist?

Haditsch: Das ist das Grundkonzept des Selbstschutzes,im Übrigen nicht nur in der zahnärztlichen Praxis. Eingesonderter Behandlungsmodus für „Infektiöse“ istnicht nur aus ethischer und psychologischer Sicht prob-lematisch, er birgt auch das Risiko, bei mutmaßlich„Nichtinfektiösen“ den Selbstschutz zu vernachlässi-gen. Wir wissen, dass die Übertragung von Infektions-krankheiten am häufigsten von Personen ausgeht, beidenen (noch nicht) bekannt ist, dass sie infektiös sind.Das gilt nicht zuletzt für die Tuberkulose, die durch dieAerosolentwicklung und die Anregung des Hustenrei-zes während der Behandlung im zahnärztlichenBereich besonderen Stellenwert hat. In Spitälern ist dieAufregung immer groß, wenn ein Fall von Tuberkulosediagnostiziert wird. Zu diesem Zeitpunkt kann manaber therapeutisch eingreifen und damit auch dieInfektiosität drastisch senken. Dagegen konnten sichdie Erreger aber zuvor im Falle von Hygienemängelnungehindert verbreiten.

prophy: Was ist bei der Behandlung infektiöser Patien-ten zu beachten? Welche Selbstschutzmaßnahmensind zu befolgen?

Haditsch: Nach meinen Erfahrungen ist die Verwendungvon Handschuhen bei der Arbeit am Patienten weitest-gehend Standard. Zur Verbreitung des Mundschutzeskann ich nur so viel sagen, dass in serologischenUntersuchungen der Universität Graz bei Zahnärztenüberproportional häufig Antikörper gegen Legionellengefunden wurden, die wahrscheinlich über Aerosoleaus dem Kühlkreislauf des Winkelstückes aufgenom-men worden sind. Genauso wichtig ist der Augen-schutz, da die Augenschleimhäute – wiederum auf-grund der Aerosol-Problematik – als Eintrittspforte fürinfektiöse Keime in Frage kommen.

Müssen sich ZahnärztInnen, zahnärztliche AssistentInnen und Prophylaxe-Assistentinnen davor fürchten, sich bei ihrer Arbeit mitschwerwiegenden Infektionen wie HIV oder Hepatitis anzustecken? Nicht, wenn sie die grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen befol-gen. Als Prinzip gilt: Behandle jede Patientin/jeden Patienten so,dass eine potenziell vorliegende übertragbare Erkrankung keineGefahr darstellen kann. Wichtigstes Hilfsmittel dabei: Schutz fürHände, Mund und Augen.

Infektionsschutz in der Praxisprophy im Gespräch mit dem Hygiene-Experten DDr. Martin Haditsch

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DDr. Martin HaditschFacharzt für Hygiene,Mikrobiologie und Tropenmedizin inLeonding

von

MEDGeprüft

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raue Oberflächen, die den Abstreifeffekt limitieren. Undbei Hohlinstrumenten (z. B. Nadeln) bieten doppelteHandschuhe keinen nennenswerten zusätzlichenSchutz.

Darüber hinaus beschränkt sich die Infektionsgefahrnicht auf die direkte Arbeit am Patienten. So gelten beider Nachbearbeitung von Abdrücken, aber auch bei derAufbereitung des Instrumentariums dieselben Vor-sichtsmaßnahmen, solange auch nur das geringsteRisiko einer Kontamination mit Blut oder Speichelbesteht.Sicherlich von vielen Praxen noch nicht adäquat umge-setzt werden Maßnahmen zum Schutz des zahnärzt-lichen Teams vor grippalen Infekten und vor der „ech-ten“ Grippe (Influenza), die von hustenden oder niesen-den PatientInnen ausgehen. Aus unternehmerischerSicht ist es absolut kostendeckend, dem gesamten Per-sonal eine Grippeimpfung anzubieten (und das Team zurImpfung zu motivieren). Darüber hinaus würde ich dafürplädieren, hustenden oder niesenden Patienten (wennInfluenza grassiert, sogar allen Patienten) im Wartezim-mer einen Mundschutz anzubieten. Mir ist klar, dass dasderzeit für viele Menschen ungewohnt ist und die Zeitdafür vielleicht auch noch nicht reif ist, auf der anderenSeite ist nicht zuletzt im Zusammenhang mit SARS klargeworden, wie effektiv ein richtig angewendeter Mund-schutz bei der Eindämmung solcher Erkrankungen ist.Es sollte jedenfalls versucht werden, die Problematikentsprechend zu kommunizieren („die Maßnahme dientIhrem Schutz“), und natürlich muss das Team mit gutemVorbild vorangehen.

prophy: Sind bei der Behandlung bekannter Risikoper-sonen intensivierte Schutzmaßnahmen (z. B. doppel-te Handschuhe, Einmalbekleidung etc.) sinnvoll?

Haditsch: Thermisch desinfizierbare Arbeitsbekleidung(d. h. Kochwäsche) bietet ausreichenden Schutz, mussaber auch im Ordinationsbereich gewaschen bzw. inkeimdichten Waschsäcken zur professionellen Reini-gung gegeben werden! Doppelte Handschuhe habeneine gewisse Berechtigung: Durchdringt ein spitzerGegenstand eine Gummimembran, kommt es zueinem „Abstreifeffekt“, der etwas stärker ausfällt, wennzwei Lamellen durchstochen werden. Allerdings habenviele der Gegenstände mit Verletzungspotenzial relativ

professionellm a g a z i n f ü r p r o f e s s i o n e l l e z a h n p r o p h y l a x e

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prophy: Über welche Möglichkeiten der Postexposi-tionsprophylaxe sollten Zahnarztpraxen verfügen?

Haditsch: Das volle Notfallprogramm ständig abrufbarzu halten ist aus meiner Sicht den einzelnen Praxennicht zumutbar. Allerdings müssen die Handlungsab-läufe klar sein, wenn es z. B. zu einer Stichverletzunggekommen ist, die einen Kontakt des Behandlers mitPatientenblut oder -speichel ermöglich (siehe Kasten).Für Oberösterreich wurde hierzu vor einigen Jahrenein flächendeckender Kataster erstellt, in dem alle zurPostexpositionsprophylaxe befähigten Einrichtungenaufgelistet sind. Darüber sollten auch die zuständigenLandessanitätsdirektionen Auskunft geben können.Im Fall einer potenziellen Hepatitis-C-Übertragungmuss man sich auf die Nachkontrolle beschränken;unmittelbarer therapeutischer Handlungsbedarf istnicht gegeben. Darüber hinaus ist jede Stichverlet-zung – schon im Hinblick auf mögliche Rentenansprü-che etc. – zu melden.

Handlungsalgorithmusfür den Fall einer möglichen Übertragung von Blut oder Speichel:

1. Blutprobe von PatientIn UND BehandlerIn

2. Ist die Behandlerin im gebärfähigen Alter: Schwangerschaftstest

3. HIV-Test bei PatientIn UND BehandlerIn (zum Nachweis des HIV-Status zumZeitpunkt der Verletzung)

4. Ist die/der PatientIn HIV-positiv und liegt bei der Behandlerin keine Schwanger-schaft vor, wird sofort (idealerweise innerhalb von 4 Stunden – nach 72 Stun-den ist die PEP praktisch wirkungslos) die antiretrovirale Therapie begonnen.Bei Schwangeren soll für die Entscheidung hinsichtlich der Notwendigkeiteiner antiretroviralen Therapie ein Spezialist beigezogen werden.

hiv-postexpositions-prophylaxe (PEP)

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A us-, Fort- und Weiterbildung sind die wichtigstenPunkte, wenn man bei der Zahnprophylaxe immer „up todate“ sein will. Der PASS Tirol ist schon seit vielen Jah-ren eine der aktivsten Institutionen, wenn es gilt, ein qua-litativ hochwertiges Fortbildungsprogramm auf die Beinezu stellen.

Der wichtigste Bereich dabei ist die Ausbildung zur Pro-phylaxe-Assistentin. Mit dem Ausbildungsprogramm desPASS Tirol wird der/die zahnärztliche AssistentIn in dieLage versetzt, unter ärztlicher Aufsicht mit Patientengemeinsam Mundhygienesitzungen zu organisieren unddurchzuführen. Zum Lernprogramm gehören darüber hin-aus natürlich auch der Erwerb von Kenntnissen in den

Bereichen professionelle, manuelle undmaschinelle, bedarfsorientierte Zahnreinigungsowie das gesamte Grundlagenwissen für dieProphylaxe von der Anatomie bis zur Patien-tenmotivation (siehe Tabelle).

Abschluss mit DiplomPraktische, schriftliche und mündliche Prüfung mitDiplom der Universitätszahnklinik und der ÄrztekammerTirol. Dieser Kurs umfasst 120 Ausbildungsstunden,wobei 80 Unterrichtseinheiten den Pflichtstunden (Pro-phylaxe – Parodontologie) für die Erfüllung der freiwilligenDiplomausbildung entsprechen. 40 Ausbildungsstundenwerden über das Pflichtenheft eingebracht. Kursdauer:6 Wochenenden, Kursleiter: Univ.-Prof. DDr. Siegfried Kul-mer. Die Anmeldung erfolgt durch die dienstgebendenÄrztInnen. Voraussetzung: 3 Jahre Praxis und positiverAbschluss des Grundkurses.

Information und AnmeldungVerein ZahnGesundheit Tirol, Fischnalerstraße 4, A-6020Innsbruck; Tel./Fax: 0512 291 206, 0699/11 49 49 83,E-Mail: [email protected], Internet:www.zahngesundheit-tirol.at

internm a g a z i n f ü r p r o f e s s i o n e l l e z a h n p r o p h y l a x e

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Fortbildungsevents 2005/2006

Sommer-Akademie am Wörthersee„Rhetorik und Gesprächsführung”

25./26./27. August 2005

Strandhotel Sille – Reifnitz/Maria Wörth

Herbst Akademie im Bregenzerwald„Kommunikation und Motivation”

29. September – 1. Oktober 2005

Nur für PASS-Club-Mitglieder

3. Innsbrucker Milchzahn-Symposium2./3. Dezember 2005

Congress Innsbruck

(mit Sonderveranstaltung

„25 Jahre Zahn-Prophylaxe in Tirol”)

2nd European Conference of Preventiveand Minimally Invasive Dentistry und 14.Innsbrucker Zahn-Prophylaxetage23./24./25. Februar 2006

Congress Innsbruck

fortbildung

übersicht der kursinhalte

Ausbildung zur Prophylaxe-AssistentinFortbildungsprogramme für ÄrztInnen,Prophylaxe-Assistentinnen,zahnärztliche AssistentInnen,ZahnGesundheitsErzieherInnen

� Rechtliche Voraussetzungen (Einführung

für ÄrtzInnen und AssistentInnen)

� Anatomische und physiologische Grundlagen

� Ökologie der Mundhöhle

� Der Biofilm (Plaque), Zahnstein, Konkrement

� Ätiologie der Karies, Gingivitis und

Parodontitis

� Information – Motivation – Instruktion

� Pädagogische, didaktische und psycho-

logische Grundlagen

� Patientenlagerung und richtige Sitzposition

� Sichtbarmachen der Plaque – Putztechnik – Hilfsmittel

� Strategien und fachliche Grundlagen der

Prophylaxemaßnahmen

� Instrumentation – manuell und maschinell

� Demonstration und praktische Übungen an Modellen und

am Phantom

� Professionelle bedarfsorientierte mechanische

Zahnreinigung

� Organisation und Systematik der Mundhygienesitzungen

� Gruppenarbeit, Rollenspiele, Diaklinik

(Fallbesprechungen)

� Instrumente schleifen

� Demonstration am Patienten

� Praktisches gegenseitiges Üben der Teilnehmerinnen

� Befunderhebung mit Plaque- und Blutungsindex

� Fluoride und Chemoprävention

� Ernährungslenkung

� Update für die dienstgebenden ÄrztInnen (5 Stunden)

� Pflichtenheft („Hausaufgaben” in Theorie und Praxis)

Der Weg zur professionellen Prophylaxe-Assistentin

Ein Job mit hohen Ansprüchen an die Qualität

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tentinnen zur Seite, die alle nach dem neuesten Wissens-stand informieren. Es werden sowohl Kurse und Workshopsfür ZahnärztInnen als auch für angehende Prophylaxe-Assis-tentinnen angeboten. Besonders effizient gestaltet sind dieWorkshops, bei denen die aktuellen Entwicklungen der Paro-dontologie in Kleingruppen erarbeitet und diskutiert werden.

Voraussetzungen für zahnärztliche AssistentInnen:Die Teilnahme an der Ausbildung zur Prophylaxe-Assistentinbeginnend mit Parodontologie und Prophylaxe I erforderteine abgeschlossene 3-jährige Berufsausbildung!

Die Dentalhygieneschule der Universitätsklinik fürZahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Graz ist in Öster-reich wohl eine der renommiertesten Ausbildungsstättenfür den Prophylaxe-Bereich überhaupt. Auch 2006 stehtwieder ein umfassende Palette an Aus- und Weiterbil-dungsmöglichkeiten für diesen wichtigen Bereich derZahnmedizin auf dem Programm.Unter der Kursleitung von Univ.-Prof. Dr. M. Haas wird imUnterricht besonders auf eine praxisorientierte KursführungWert gelegt. Dabei stehen der Kursleitung erprobte Universi-tätslektoren, Gastreferenten und geprüfte Prophylaxe-Assis-

intern

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ÖGZMK Aus- und Fortbildung nach dem Grazer Modell

Auskünfte bzw. Anmeldung:Universitätsklinik für ZMK Graz/Frau Brigitte PallA-8036 Graz, Auenbruggerplatz 12Tel.: +43 (316) 385-81425, Fax: -4058,kontakt: [email protected]

fortbildungskurse

Kurse für ZahnärztInnenGrundkurs:Grundlagen zur Prophylaxe und MundhygieneParodontale Diagnostik und DokumentationProfessionelle Zahnreinigung - InitialeTherapieUltraschall – maschinelle Bearbeitung –HandinstrumenteIndividualprophylaxe, Ernährungs-beratungRecall (Zeit- und Praxisorganisation)Fortsetzungskurs: € 890,– pro PersonÄtiologie der ParodontalerkrankungenDiagnostik und Initiale Paro-TherapieOrale Mikrobiologie – Erweiterte DiagnostikErstellung von RisikoprofilenHandinstrumente oder maschinelleInstrumentation?Medikamentöse Therapie – Full mouthdisinfection (FMD)Operationen mit Live DemoLappenoperationen – Access FlapApikaler VerschiebelappenFurkationstherapieRegenerative Techniken –

WachstumsfaktorenMukogingivale ChirurgieDifferenzialdiagnosen der ParodontitisRetention, SchienungBehandlungsplanungen aus der PraxisKlinische ErgebnisseOp.-Kurs: € 520,– pro PersonChirurgiedemonstration in kleinen Gruppen –Lappenchirurgie und regenerative TechnikenMukogingivalchirurgie – Rezessions-deckungKursgestaltung und Termine auf AnfrageKURSZEITEN – ZahnärztInnen:Grundkurs: € 690,– pro Person13.– 14.01.2006 und 20.– 21.01.2006(Freitag / Samstag 9.00–18.00 Uhr) Fortsetzungskurs für ZahnärztInnen:€ 890,– pro Person27.– 28.01.2006 und 03.– 04.02.2006 (Freitag / Samstag 9.00–18.00 Uhr) Op.-Kurs für ZahnärztInnen:€ 520,– pro Person24.03.2006 bzw. nach Vereinbarung (9.00–17.00 Uhr)

Kurse für ZahnärztInnen und Ausbildungsprogramm zur Prophylaxe-Assistentin 2006 der Dentalhygieneschule Graz (Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Ausbildung zur Prophylaxe-AssistentinParodontologie und Prophylaxe I:Grundlagen der Prophylaxe und MundhygieneUrsachen und Arten der Parodontal-erkrankungenBefunderhebung, PatientengesprächErnährung, InstrumentenkundeHerstellen sauberer Verhältnisse in derMundhöhleProfessionelle Zahnreinigung - InitialeTherapieParodontologie und Prophylaxe II:Patientenführung und MotivationProfessioneller TelefonkontaktKörpersprache und MenschenkenntnisPersönlichkeitstraining für ein überzeugendes AuftretenEffizientes ZeitmanagementFluoridierung und ChemopräventionParodontologie und Prophylaxe III:Ätiologie – parodontales Behandlungs-konzeptErweiterte Diagnostik – SpeicheltestsMedikamentöse Therapie – Full MouthDisinfection (FMD)Initiale Therapie – Ultraschall, DeepScalingInstrumentenpflege und chirurgischesOperationsbesteck

Grundlagen und Instrumentierung derParodontaloperationenRecall, PraxisorganisationParodontologie und Prophylaxe IV (mit Prüfung):Selbstständiges Arbeiten am PatientenGemeinsame BehandlungsplanungenZahnärztliche FotografieEDV-Dokumentation und InternetRöntgendiagnostik – parodontalerRöntgenstatusKURSZEITEN – Prophylaxe-Assistentin:Parodontologie und Prophylaxe I:€ 620,– pro Person13.–14.01.2006 und 20.– 21.01.2006(Freitag / Samstag 9.00–18.00 Uhr)Parodontologie und Prophylaxe II:€ 330,– pro Person03.–04.03.2006(Freitag 9.00 –18.00 Uhr / Samstag09.00–18.00 Uhr)Parodontologie und Prophylaxe III:€ 620,– pro Person27.– 28.01.2006 und 03.– 04.02.2006(Freitag / Samstag 9.00 –18.00 Uhr)Parodontologie und Prophylaxe IV:€ 440,– pro Person05.– 06.05.2006(Freitag / Samstag 9.00 –18.00 Uhr)

Seminarunterlagen für alle Kurse: € 130,- pro Person

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