® Rainer Brötz, Diplomsoziologe 3. Fachkonferenz der IGM für Aus- und Weiterbildungspersonal...
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®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
3. Fachkonferenz der IGM
für Aus- und Weiterbildungspersonal
26./27. Juni 2008 in Darmstadt
Brauchen wir Berufsfamilien und wie könnten sie für die kaufmännischen
Berufe aussehen?
Rainer BrötzArbeitsbereichsleiterKaufmännisch- betriebswirtschaftliche Dienstleistungsberufe, Berufe der MedienwirtschaftBundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Themenüberblick
1. Ausdifferenzierung und neue Unübersichtlichkeit
2. Berufsfamilien
3. Expertenteams
4. BIBB- Forschungsprojekt
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Ausdifferenzierung und neue Unübersichtlichkeit
Jahr Neu Modernisiert Insgesamt1980 – 1995 14 166 180
1996 3 18 211997 14 35 491998 11 18 291999 4 26 302000 4 9 132001 3 8 112002 8 11 192003 7 21 282004 5 25 302005 5 18 232006 4 17 212007 4 6 10
1996 – 2007 72 212 284
72 neue Ausbildungsberufe, davon 16 kaufm. DL-Berufe
Neue und Modernisierte Ausbildungsberufe
Ausbildungsberufe insgesamt: 344 (01.10.2007)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Ausdifferenzierung und neue Unübersichtlichkeit
Neue kaufmännische Dienstleistungsberufe von 1996 bis 2006 (nach Neuverträgen)
Nr Bezeichnung Jahr Dauer Neuverträge 2005
Neuverträge 2006
1 Automobilkaufmann /-frau 1998 36 3.730 3.8402 Fachmann /-frau für Systemgastronomie 1998 36 2.041 2.4643 IT-System-kaufmann /-frau 1997 36 2.286 2.2084 Veranstaltungskaufmann /-frau 2001 36 1.564 1.7485 Sport- und Fitnesskaufmann /-frau 2001 36 1.306 1.5906 Informatikkaufmann /-frau 1997 36 1.564 1.5107 Kaufmann /-frau im Gesundheitswesen 2001 36 997 1.0398 Kaufmann /-frau für Dialogmarketing 2006 36 9579 Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste 1998 36 617 645
10 Kaufmann /-frau für Tourismus und Freizeit 2005 36 328 51511 Kaufmann /-frau für Verkehrsservice 1997 36 418 46412 Servicefachkraft für Dialogmarketing 2006 24 45313 Kaufmann /-frau für audiovisuelle Medien 1998 36 308 27714 Servicekaufmann /-frau im Luftverkehr 1998 36 11 11315 Investmentfondskaufmann /-frau 2003 36 58 6216 Fachangestellte/r für Markt- und Sozialforschung 2006 36 49
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Nach der Ausdifferenzierung jetzt die Einheit?
Wie sehen die Reformvorschläge aus?
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
BDA (Oktober 2005)
1. Ausbildungsbausteine 2. Berufsgruppenprinzip 3. Strukturmodell 2 plus X
(2) Berufsfamilien
IGM (2007) europäische Kernberufe
DIHK (Januar 2007) „Dual mit Wahl“ …grundlegende Qualifikationen im 1. Jahr für eine Branche oder Berufsgruppe (Kernqualifikationen)
Bertelsmann Stiftung (2008) „Studie Berufsaubildung 2015“ Berufe breiter anlegen, Zahl der Ausbildungsberufe wesentlich reduzieren
Strukturvorschläge
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Vereinheitlichung und Reduzierung der Berufe
Beschluss der Kultusministerkonferenz 2007 gegen „Überspezialisierung“ (200 Splitterberufe) - breit angelegte Kern- und grundlegende Fachqualifikationen.
das Sächsische Staatsministerium für Kultus Projekt Schule-Wirtschaft, „Neugestaltung der beruflichen Grundbildung bei kaufmännischen und verwaltenden Berufen“. Überarbeitung des Berufsbereichs Wirtschaft und Verwaltung, Differenzierung der kaufmännischen Berufe in vier Berufsgruppen.
BMW Group, plädiert für Konzentration auf wenige und offene Berufsbilder in der betrieblichen Ausbildung.
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Bundesbildungsministerin Schavan fordert „50 bis maximal 100 Berufsgruppen“ Vorteile für - Betriebe- Auszubildende - Berufsschulen IKBB Leitlinie 4: „Berufsprinzip stärken - Flexibilisierung der
beruflichen Bildung vorantreiben“ …Einzelberufe in Berufsgruppen überführen
Bundeswirtschaftsminister Glos fordert Ausbildungsberufe weiter zu reduzieren und verwandte „Spezialberufe“ in „Basisberufen“ zusammenzufassen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Definition
„Betrachtet man die unterschiedlichen Ebenen auf denen sich Handlungskompetenz in Erwerbszusammenhängen differen- zieren lässt, so kann man, auf der ersten Ebene von Kompe-tenzen (Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten) sprechen, die Handlungen in bestimmten Zusammenhängen ermögli-chen. Bündel dieser Kompetenzen lassen sich zu Berufen zusammenfassen, die zu einer Vielzahl von Tätigkeiten in unterschiedlichen Handlungssituationen befähigen. Indem vergleichbare und artverwandte Berufe in Teilen Übereinstim-mungen in ihren Kompetenzanforderungen aufweisen, lassen sich daraus für eine Gruppe von Berufen gemeinsame, für diese Gruppe typische Kernkompetenzen ableiten. Diese gemeinsame Basis der die Einzelprofile dieser Berufe mitein-ander verbindenden Kernkompetenzen „prägt den Charakter“ dieser Gruppe von Berufen und konstituiert sie daher als Berufsfamilie.“ (BIBB 2008)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Strukturmodell für Berufsfamilien
Tätigkeiten und darauf bezogene Kompetenzen
Gemeinsame Kompetenzen
BerufsspezifischeKompetenzen
Beruf A Beruf B Beruf C Beruf D
Berufsfamilie
Kernkompetenzender Berufsfamilie
Bündelung von Tätig-keiten und Kompetenzen
zu Berufen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Ebenen der Identifikation
Kernqualifikationen Kernqualifikationen Kernqualifikationen KernqualifikationenKernqualifikationen
Profil A
Kernqualifikationen
Profil B
Kernqualifikationen
Profil C
Kernqualifikationen
Profil D
Bestehende Berufe Neue Berufe
Domäne / Branche n…
Domäne / Branche n2
Domäne / Branche n1
Arbeitsmittel Produkte Funktionen Organisation KldB
Komplexe Tätigkeiten
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Beispiel der Finanzdienstleistungsberufe
Bankkaufmann/-frau (1997) Investmentfondskaufmann/-frau (2003) Immobilienkaufmann/-frau (2006) Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen
und Finanzen (2007)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Kernqualifikationen der Finanzdienstleistungsberufe
Beratung und Verkauf Kundenorientierung Marketing Vertrieb IT-Anwendung Kaufmännische Steuerung und Kontrolle Zahlungsabwicklung Versicherungs- und Finanzdienstleistungsprodukte Finanzierungs- und Anlageformen etc.
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
z.B. IT-Berufe • Neue Dienstleistungsberufe• Mediengestalter• Chemieberufe
Kernqualifikationen
Fachqualifikationen
W1 W2 W3
Wahlkomponenten
Struktur und Aufbau
im Unterschied zur beruflichen Grundbildung
Verquickung der kern- und berufsfachlichen Qualifikationen
Orientierung an ganzheitlichen Arbeits- und Geschäftsprozessen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
BerufsspezifischeKompetenzen
Investmentfonds-kaufleute
Kernkompetenzender Berufsfamilie
(2) Berufsfamilien
Versicherungs-kaufleute
Immobilien-kaufleute
Bank-kaufleute
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Hoffnungen gemeinsame Beschulung in gemeinsamen Lernfeldern
über weite Strecken der Ausbildung bessere Koordination verschiedener betrieblicher
Ausbildungsgänge schnellere Modernisierungen für mehrere Berufe Berufsvorschläge und neue Berufe besser ein- und
zuordnen Wechsel während der Ausbildung in einen anderen Beruf
derselben Berufsfamilie ausgebildete Fachkräfte können mit Tätigkeitsbereichen
leichter wechseln
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Befürchtungen
Anspruch auf Gestaltungs- und Strukturierungsmonopol
berufliche Fachlichkeit und Fachspezifik tritt in den Hintergrund
übergeordnete Qualifikationen in den Vordergrund starker bürokratischer Aufwand zu lange Dauer von Ordnungsverfahren unterschiedliche Verbandsinteressen schwer unter einen
Hut zu bringen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Expertenteams
ZusammensetzungVertreter der betrieblichen Praxis, der Fachverbände und Gewerkschaften, des Bundes und der Länder, der Bundesagentur für Arbeit etc.
konsensuale Zusammenarbeit auf der Suche nach bildungspolitischen Lösungen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Expertenteams
Ziele
übergreifende Lösungen
über Einzelverbands- und Einzelgruppeninteressen hinaus
offener Prozess aller Beteiligter
Aufgaben
gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Veränderun- gen prüfen
Berufsfamilien mit Kern- und Fachqualifikationen bestimmen
Integration von Berufsvorschlägen in bestehende Berufe
oder Zweckmäßigkeit von neuen Berufen in einer Berufs- familie
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Expertenteams
Vorteile
bestehende Flexibilität der Berufsbildung weiter erhöhen
Teile der „neuen Berufe“ werden aus bestehenden Berufen abgeleitet
Experten, aus bestehenden Berufen, mit Promotoren und Innovatoren neuer Dienstleistungen zusammenführen
Positiver Dialogprozess IT- Berufe (1996)
Beteiligung aller relevanten Gruppen
Schaffung von gemeinsamen Kernqualifikationen für alle IT-Berufe
Berufe für „alle“ Wirtschaftsbereiche
hohe Akzeptanz der Wirtschaft
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Expertenteams
Rolle des BIBB als „ehrlicher Makler“ (Sauter)
moderiert und berät das Expertenteam
wissenschaftliche Untersuchungen zu aktuellen und dauerhaften Themen der
Berufsqualifikation
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) BIBB - Forschungsprojekt
„Gemeinsamkeiten und Unterschiede kaufmännisch-betriebswirtschaftlicher Aus- und Fortbildungsberufe“
Bisher: Grundsatzfragen kaufmännisch-verwaltender
Berufsbildung (Thomas 1989) DFG – Projekte zur kaufmännischen Erstausbildung
1994 – 1999) Lehr-, Lernkonzepte (Beck, Dubs) Standortbestimmung und Perspektiven (Stiller u.a. 1998) Forschungsergebnisse zu einzelnen kaufmännischen
Berufen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) BIBB - Forschungsprojekt
Jedoch: Keine neueren Untersuchungen über die
Zusammenhänge kaufmännischer Berufe Keine berufsübergreifenden Betrachtungen Forschungsdefizite bezüglich der Facetten
kaufmännischen Handelns Bislang keine berufstheoretische Konzeption des
kaufmännischen Denkens und Handelns
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) BIBB - Forschungsprojekt
Forschungshypothesen
berufstheoretische Konzeption des kaufmännischen Denkens und Handelns entwickeln
Gemeinsamkeiten und Unterschiede kaufmännischer Aus- und Fortbildungsordnungen herausfiltern
kaufmännische Kernkompetenzen ableiten
Kategorisierung, Systematisierung und Funktionszuordnung der kaufmännischen Aus- und Fortbildungsberufe
Impulse setzen für Strukturdiskussion um Berufe
Entwicklung eines Referenzrahmens zur Erfassung der Gemein- samkeiten und Unterschiede kaufmännischer Berufsbildung
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Schön und gut und klar und wahr
Es ist klar, das Steigen schon viel istEs ist wahr, dass der Weg das Ziel ist.
Robert Gerhardt
Da sind diese vier weißen Tauben,die sich in das Blau des Himmels schrauben.
Sie leuchten sehr auf beim Steigen,um sich kurz darauf dunkel zu zeigen.
Das machen sie immer gemeinsam,
nie flog auch nur eine je einsam.
Warum sie das tun? Keine Ahnung.Möglicherweise als Mahnung:
Es ist schön, sich im Aufwind zu wiegenEs ist gut, nicht alleine zu fliegen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Der Beitrag ist das Ergebnis einer Diskussion im BIBB Arbeitsbereich 4.2 Kaufm. Dienstleistungsberufe und erscheint in der BWP 4/2008 unter dem Titel:
„Berufsfamilien als Beitrag zur Stärkung des Berufsprinzips“
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!