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Wissenswertes über Pferde

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Wissenswertes über Pferde

Rita Naumann

INHALT

Pferd und MenschDas UrwildpferdDas SportpferdBezeichnung der RassenVerhaltensweisen des PferdesUmgang mit PferdenPflege des Pferdes Stallhaltung und FütterungGefahren in der UmweltInteressante RassepferdeDer gute ReitstallDer ReitlehrerAnfänger in der Reitbahn Was heißt reiten?

©Naumann, Rita, Ratgeber Pferde 1/2014

Pferd und Mensch Pferdehufe sind schnell. Aber nicht schnell genug für das

atemberaubende Tempo des Jahrhunderts, in dem wir leben. Was

den Menschen Jahrtausende hindurch genügt hat, die Fortbewegung

zu Pferd, uns Menschen des 21. Jahrhunderts genügt es nicht mehr.

Und so schafften wir es in wenigen Jahrzehnten, dem Pferd den

Boden unter den Füßen wegzuziehen.

Eine der ältesten Mensch-Tier-Beziehungen fast restlos zu zerstören,

das Pferd beinahe zum Zootier umzugestalten. Kraft und

Schnelligkeit der Motoren haben das Pferd verdrängt, vom ganz

unersetzlichen Mitarbeiter zum Luxusgegenstand werden lassen.

Es mag der Phantasie jedes Einzelnen überlassen bleiben, sich aus-

zumalen, welche Veränderung in der Geschichte der Menschheit die

Domestizierung des Wildpferdes bewirkt hat. Der langsame

Zweibeiner wurde in einer für uns Heutige vermutlich unvorstellbaren

Weise entlastet, als er lernte, sich der Kräfte und Schnelligkeit des

Pferdes zu bedienen und seine Lebensmöglichkeiten dadurch rapide

zu steigern.

Es gab ihm Macht über jene, die die Möglichkeit, das Wildpferd auch

zu anderem als zum Verzehr zu nutzen, noch nicht erkannt hatten.

Es weitete seinen Lebensraum unter Schonung der eigenen Kräfte.

Es veränderte sein Leben vollkommen.

Und diese Mensch-Pferd-Beziehung behielt tatsächlich ihre

Bedeutung über Jahrtausende hinweg bis in unser Jahrhundert

hinein.

Die stürmische technische Entwicklung binnen einiger Jahrzehnte

von den ersten Eisenbahnen und Automobilen, deren Ansatzpunkte

in das vorige Jahrhundert reichen, bis zur Weltraumfahrt unserer

Tage hat unser Empfinden abgestumpft. Aber lohnt es sich nicht

doch, einmal zurückzudenken, wenigstens den Versuch dazu zu

machen?

Vielleicht kann man sich dann doch ein bisschen ausmalen, welch

überwältigende Erkenntnis es für unsere Vorfahren gewesen sein

muss, dass sie die Kraft des Pferdes für sich nutzbar machen

konnten, welche Bedeutung dem Pferd in der Geschichte der

Menschheit zukommt.

Wann diese Wandlung in der Pferd-Mensch-Beziehung eintrat, wann

der Fleischlieferant Pferd zum Lastenbeförderer wurde, kann

niemand genau sagen, es geschah vermutlich in der jüngeren

Steinzeit. Knochenfunde, Schnitzereien und Zeichnungen aus jenen

fernen Zeiten geben der Wissenschaft die Möglichkeit, einiges zu

rekonstruieren. Es ist wenig genug und andrerseits doch sehr viel,

was sich aus der Vorgeschichte bis in unsere Zeit erhalten hat und

dazu beiträgt, das Dunkel um das Leben unserer Vorfahren etwas zu

lichten.

Es gab zum Glück schon damals Künstler, die Szenen ihres Lebens

festhielten und uns damit Einblicke in unsrer aller Vergangenheit

ermöglichen, zu der ja auch die Vergangenheit der Tiere gehört.

Das Urwildpferd

Es gibt nicht nur einen Ahnen bei unseren Hauspferden, sie haben

nach Ansicht der Wissenschaftler mehrere wilde Vorfahren gehabt.

Versteinerungen und Knochenfunde aus frühester Zeit, die schon

erwähnten Kunstwerke eis- und steinzeitlicher Menschen sind die

Lehrbücher, aus denen diese Erkenntnisse gewonnen werden. Bis

vor etwa hundert Jahren lebten diese Hauspferdahnen noch frei und

ursprünglich in den Steppen Südrußlands und in den Wäldern

Osteuropas. Es waren der Steppentarpan und der Waldtarpan. Beide

verschwanden im 18. und 19. Jahrhundert von der Erde, ausgerottet

vom Menschen. Man kann denen, die das auf dem Gewissen haben,

kaum einen Vorwurf machen. Es fehlte an der nötigen Einsicht, wie

einfach es ist, eine Tierart zu vernichten, und wie unmöglich, sie neu

zu schaffen.

Eine Erkenntnis, die die Menschheit zwar heute dank der intensiven

Aufklärungsarbeit der Wissenschaftler durchaus hat, aber trotzdem

nur selten zur Kenntnis nimmt.

Wo Wildtiere dem Menschen in irgendeiner Weise in die Quere

kommen oder ihre Tötung ihm Nutzen verspricht, sind sie immer

noch von der völligen Vernichtung bedroht.

Die Tarpanherden waren nun nicht nur erhebliche

Nahrungskonkurrenten auf den Weidegründen der zahmen Haus-

pferde. Die Wildpferdhengste sollen auch Stuten aus den zahmen

Herden entführt haben, die dann durchaus nicht immer in den

Verband der domestizierten Genossen zurückkehrten.

Kam es zu Kämpfen zwischen den Wildpferd- und

Hauspferdhengsten, zogen Letztere in der Regel den kürzeren. So

wurden die Wildlinge also von den erbosten Herdenbesitzern

bekämpft, außerdem wurden sie durch die immer weiter

vorangetriebene Kultivierung ihres Lebensraumes zurückgedrängt

und waren nach wie vor gejagtes Wild zur Fleischbeschaffung.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielt ein polnischer Fürst noch eine

kleine Herde reinblütiger Tarpane, die er dann aber wegen

Schwierigkeiten der winterlichen Futterbeschaffung an seine Bauern

aufteilte. Diese zähmten die Wildlinge, paarten sie mit ihren, den

Wildlingen ja sowieso sehr ähnlichen, Hauspferden, so gingen sie in

den ponyartigen Hauspferdrassen auf. Zu spät fiel den Menschen

ein, dass man die Urpferde zumindest in einigen Exemplaren

reinblütig hätte, erhalten sollen. Auch um die noch vorhandenen

kümmerlichen Reste der Steppentarpane kümmerte man sich viel zu

spät.

Eine einzige reinblütige Tarpanstute war übriggeblieben. Sie entwich,

wurde gejagt, bis sie in eine Felsspalte geriet und ein Bein brach.

Man schaffte sie zwar lebend zurück in die Gefangenschaft, aber im

Dezember 1879 starb auch sie.

Der Tarpan war aus dem großen Buch der Natur gestrichen.

In der Inneren Mongolei hatte aber doch noch eine bis dahin völlig

unbekannte Wildpferdart überlebt. Sie wurde erst 1879, also zufällig

genau in dem Jahr, als die reinblütige Tarpanstute starb, von dem

russischen Forscher Nikolai Przewalski entdeckt.

Allerdings hielt er die Tiere erst für eine Halbeselart oder eine etwas

anders gefärbte Art des mausgrauen Tarpans. Aber sein Freund und

Kollege erkannte, dass es sich um ein echtes, bisher nicht bekanntes

Wildpferd handelte, es bekam, den Namen Przewalskipferd.

Auch dieses Urpferd wurde nun fleißig gejagt und wäre sicher wie

der Tarpan von der Erde verschwunden, wenn nicht ein Kaufmann

namens Assanow mit Friedrich von Falz-Fein, dem Besitzer einer

weltberühmten zoologischen Versuchsstation in der Ukraine, bekannt

gewesen wäre. Als Falz-Fein von diesen Wildpferden hörte,

beauftragte er Assanow, ihm lebende Tiere zu beschaffen, was auch

geschah. Carl Hagenbeck holte dann eine ganze Herde,

achtundzwanzig nach Hamburg und kaufte 1902 noch mehrere

Stuten und Hengste hinzu. Diese Hagenbeckischen-

Przewalskipferde sind die Urzelle aller heute in Tiergärten

gehaltenen Urwildpferde.

Zwar wurden mit den Wildpferden Kreuzungsversuche gemacht,

sodass auch hier die große Gefahr bestand, das echte

Przewalskipferd zu vernichten, aber es blieben zum Glück noch rein-

blütige Tiere übrig.

1960 legte der Prager Zoo, der heute über die größte Zuchtgruppe

Przewalskipferde verfügt, ein Zuchtbuch an, in das nun alle in den

Tiergärten der Welt geborenen reinblütigen Urwildpferde eingetragen

werden. Ob es Reste dieser Urpferde noch in freier Wildbahn gibt,

lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen.

Zumindest aber in den Tiergärten scheint ihre Existenz gesichert,

was, nebenbei bemerkt, die Bedeutung Zoologischer Gärten als

Hüter bedrohter oder in der Freiheit schon ausgerotteter Tierarten

aufzeigt. Es sind auch Versuche gemacht worden, den Tarpan zu

rekonstruieren. Im Münchner Tierpark Hellabrunn versuchten sie,

den Tarpan neu zu züchten.

Es entstand ein mausgraues Pony mit Aalstrich, das sehr gut das

Erscheinungsbild des Wildtarpans wiedergab, aber trotz allem eine

Nachahmung blieb. Der rückgezüchtete Tarpan hat die hängende

Mähne des domestizierten Pferdes behalten, er hat einen

Stirnschopf, und die Mähnenhaare werden nicht in den Haarwechsel

einbezogen wie beim echten Wildpferd. Echte, reinblütige Wildpferde

gibt es außer dem Przewalski, dem Urwildpferd, nicht mehr. Ob

Dülmener Ponys, Camarguepferde oder Mustangs, sie alle sind

wieder verwilderte Hauspferde, aber keine echten Wildpferde.

Wir stehen bewundernd und ehrfürchtig vor den großen Werken, die

von Menschenhand und Menschengeist auf allen Gebieten der Kunst

geschaffen wurden.

Genau diese Gefühle müssten aber auch jeden beherrschen, der

Przewalskipferde betrachtet, denn hier steht ein Geschöpf vor ihm,

das ihn in gerader Linie zurück in die Eiszeit führt. Ein lebendes

Wunder, über das weitblickende Menschen gerade noch im rechten

Augenblick schützend ihre Hände breiteten.

Das Urwildpferd ist starkknochig, von Ponygröße, hat einen

schweren, langen Schädel, Mehlmaul, keinen Stirnschopf, stehende

Mähne, die mit den Körperhaaren gewechselt wird. Die Fellfarbe ist

rötlich bis fahlbraun, Aalstrich über den Rücken und Zebrastreifen an

den Beinen. Schweif und Mähne dunkel. In freier Wildbahn

vermutlich nicht mehr vorhanden.

Das Sportpferd

Noch vor 30 oder 35 Jahren konnte man bei einiger Pferdekenntnis

mit hoher Sicherheit die einzelnen Warmblutrassen an ihrem

Exterieur unterscheiden. Stellte man einen Trakehner,

Hannoveraner, Oldenburger, um nur einige zu nennen,

nebeneinander, sah der einigermaßen erfahrene Pferdefreund ihnen

ihre Herkunft an der Nasenspitze an. So klar waren diese Rassen im

Typ voneinander abgegrenzt.

Der leichte, flinke Trakehner, der wesentlich kräftigere Han-

noveraner, der stabile Oldenburger waren echte Kinder ihrer Scholle

und entsprachen in ihrem Typ genau der Arbeit, zu der sie

überwiegend gebraucht wurden. Trakehner wurden für die Kavallerie,

also leichte Reitpferde, gebraucht. Der Hannoveraner oder

Holsteiner war ein Vielzweck-Wirtschaftspferd mit besten

Reitpferdeigenschaften. Der Oldenburger oder auch Ostfriese ein

hervorragendes Kutsch- und Wirtschaftspferd. Aber die Ansprüche,

die heutzutage an Warmblutpferde gestellt werden, sind ganz

besonderer Art. Kriegspferde sind nicht mehr gefragt,

Wirtschaftspferde sind nicht mehr gefragt. Kutschpferde als

Spezialisten finden kaum noch Interessenten. Gefragt ist das

Sportpferd unter dem Aspekt, schnell, kräftig, wendig, springfreudig,

weder zu groß noch zu klein, mit einem Wort: vielseitig, sowohl als

Turnierpferd einzusetzen als auch im Freizeitsport, also zum Spa-

zierenreiten. Das bedeutete für nahezu alle Rassen eine Umstellung,

wenn man so will, eine Nivellierung.

Besonders die handfesteren warmblütigen Pferdeschläge mussten

edler werden. Das trifft natürlich nicht nur auf deutsche

Warmblutrassen zu, auch andere Länder mussten sich umstellen.

Wer heute Warmblutpferde züchtet und sich nicht den Wünschen der

Verbraucher auf diesem Markt anpasst, produziert für den

Pferdeschlachter. Das klingt hart, ist aber die Wahrheit.

So ist nun ein ziemlich einheitlicher Typ Warmblüter entstanden. In

den Grenzbezirken gibt es immer noch typische Vertreter des

früheren Zuchtideals, aber es ist heute normalerweise nicht mehr

möglich, auf den ersten Blick etwa einen Trakehner von einem

Holsteiner zu unterscheiden.

Besonders deutlich wird diese Veränderung natürlich bei den

schweren Warmblutschlägen, den Württembergern, Oldenburgern,

Ostfriesen. Es klingt in den Ohren der Züchter unserer vielen

Warmblutrassen vermutlich nicht so gut, aber an sich könnte man

durchaus generell vom Deutschen Warmblutpferd sprechen. Doch

jedes Pferd, das im Großen Sport ganz oben mitmischt, ist zugleich

ein unschätzbarer Reklameträger für sein Zuchtgebiet, seine Rasse.

Seine Erfolge schlagen sich in entsprechender Nachfrage nach Pfer-

den dieser Rasse nieder. Wer wollte darauf schon verzichten,

zugunsten des Begriffes Deutsches Warmblut?

Natürlich gehen die weitaus meisten Pferde nicht den Weg in die

Turnierställe, sondern zu jenen Pferdehaltern, die man heute

Freizeitreiter nennt.

Diese Reiter brauchen keine Springkanone, die über zwei Meter

hüpft, sie wollen Pferde mit möglichst unkompliziertem Charakter,

brav im Stall und Gelände, Pferde, mit denen sie gut fertig werden,

und die sie nicht vor allzu viele Probleme stellen. Selbstverständlich

kann die Masse der Warmblutpferde diese Anforderung erfüllen,

kann das Sportpferd ein sehr gutes Freizeitpferd sein.

Das Zuchtziel kann aber nicht das Spazierreitpferd sein, es muss ein

paar Stufen höher gesteckt sein, um die Qualität der Sportpferde zu

halten.

Bezeichnung der RassenVollblut - Halbblut - Warmblut - Kaltblut

Bevor ich mit dem Vorstellen der Rassen beginne, ist es wohl

angebracht, die oben genannten Bezeichnungen zu erklären. Sie

haben weder mit der Menge noch mit der Temperatur des Blutes,

das in den Adern dieser Pferdeschläge fließt, etwas zu tun.

VOLLBLUT

Vollblüter sind eine vom Menschen züchterisch erschaffene

Kunstrasse. Sie sind besonders schnell und haben ein lebhaftes, oft

auch heftiges Temperament.

HALBBLUT

Halbblüter sind alle Rassen mit einem mehr oder minder hohen

Vollblutanteil. Sie stellen das Hauptkontingent an Sport- und Frei-

zeitpferden, früher auch an leichten Arbeitspferden, als solche noch

gebraucht wurden. Ihr Temperament ist weniger explosiv, als es das

der Vollblüter sein kann.

Von Halbblut sprechen wir, wenn das betreffende Pferd tatsächlich

zu fünfzig Prozent von einem Vollblüter abstammt, also Halbblut ist.

WARMBLUT

Warmblüter ist ein in Deutschland verwendeter, an sich

übergeordneter Begriff, der sowohl Vollblut- als auch Halbblutrassen

umfasst. Im Sprachgebrauch hat sich die Bedeutung dieses Begriffs

aber sehr gewandelt. Wenn man in Deutschland von einem

Warmblüter spricht, denkt kaum jemand an einen Vollblüter, sondern

stets an eine jener Rassen, die die Reitpferde stellen.

KALTBLUT

Kaltblüter sind schwere Zugpferde, deren normales Arbeitstempo

der Schritt ist. Einige Kaltblutrassen sind aber wichtig für die Zucht

von Sportpferden.

Manche stehen dicht an der Grenze zum Warmblut und sind flotte

Traber. Andere wiederum haben Araberblut in ihren Adern, was sich

in lebhafterem Wesen und schnellerer Gangart bemerkbar macht. So

ist das Nordschwedische Pferd und das Dölepferd Norwegens in

diese Kategorie einzureihen.

Verhaltensweisen des Pferdes

Richtig reiten und richtig mit dem Pferd umgehen kann man nur,

wenn man weiß, wie sich dieses Tier verhält.

Das Verhalten aller Lebewesen ergibt sich aus dem ihnen

zugewiesenen Lebensraum. Sie alle sind von der Natur so

ausgestattet, dass sie in ihrem Bereich überleben können. Auch

unsere Stallpferde haben viele Verhaltensweisen des Herdentieres,

das sie ursprünglich waren, beibehalten. Pferde fühlen sich am

wohlsten, wenn sie unter Artgenossen sind, das heißt sich hören,

sehen, riechen und möglichst auch fühlen können. Daher muss sich

der Mensch in das natürliche Verhalten des Pferdes hineinversetzen.

Er darf es nicht mit dem Maßstab menschlicher Logik und

menschlicher Bedürfnisse beurteilen.

Pferde sind grasfressende, in Herdenverbänden lebende

Steppentiere, deren Waffe die Flucht ist. Aus den Eigenschaften, die

das Pferd als Herden- und Fluchttier braucht, lassen sich nicht nur

fast alle seine Verhaltensweisen und Bedürfnisse, sondern auch sein

Körperbau erklären.

Exterieur des Pferdes

Einige wichtige Körperteile des Pferdes

1 Widerrist 10 Huf

2 Schulterblatt 11 Lende

3 Vorarm 12 Kruppe

4 Brust 13 Flanke

5 Ellbogen 14 Knie

6 Unterarm 15 Hose:

7 Vorderfußwurzelgelenk 16 Sprunggelenk

8 Röhrbein

9 Fessel

Das Pferd ist ein Fluchttier

Flucht setzt Schnelligkeit voraus, und um schnell zu sein, muss man

schlank, hochbeinig und schmal – Körpermerkmale, die wir

Menschen als rassig oder edel bezeichnen.

Aber nicht nur der Körperbau ist wichtig für die Schnelligkeit, sondern

auch die Versorgung der Organe mit Luft und die Regulierung des

Wärmehaushaltes.

Die Nüstern des Pferdes sind von sehr zarter Haut umgeben und

daher stark dehnbar.

Damit es bei langem, schnellem Laufen keinen Hitzestau erleidet,

kann das Pferd, genau wie der Mensch, durch die Haut schwitzen.

Durch den Schweiß verdampft Wasser, und das kühlt.

Beißen und Schlagen

Dies tun Pferde nur, um ihre gegenseitigen Machtkämpfe um die

Rangordnung auszutragen oder aus Gegenwehr im äußersten

Notfall, wenn keine Flucht mehr möglich ist. Selbst in der Enge der

Reitbahn bedrohen sich Rangrivalen bei einer Begegnung durch

entsprechende Mimik.

Ansonsten sind Pferde friedlich und werden nur durch falsche

Behandlung zu Beißern und Schlägern.

Das Pferd ist ein Steppentier

Die Steppe ist mit teilweise hohem Gras bewachsen. Um nun einen

möglichst weiten Blickwinkel zu haben, ist der Hals des Pferdes hoch

aufgesetzt. Die Augen erlauben einen viel größeren Blickwinkel als

z. B. die des Menschen, da sie seitlich am Kopf sitzen. Auch die

Ohren sind unabhängig voneinander in alle Richtungen beweglich,

sodass die Pferde sich jederzeit nach allen Seiten hin orientieren

können. Pferde haben harte Hufe, deren Hornmantel sich in der

Steppe von allein abnutzt. In der Gefangenschaft muss der

Hufschmied diese natürliche Abnutzung steuern.

Der lange Schweif und der Schopf sind nicht nur Schmuck,

sondern sie helfen, Insekten abzuwehren.

Auch die Haut ist hochgradig empfindlich. Das Pferd kann durch

gezieltes Hautzucken Ungeziefer abwehren.

Pferde haben einen sehr feinen Geruchssinn und außerdem lange

Tasthaare am Maul und an den Augen, deren Bedeutung man noch

kaum erforscht hat.

Dazu kommt ein äußerst feines Gehör. Diese scharfen Sinne

erlauben sofortige Wahrnehmung von möglichen Gefahren.

Das Pferd ist ein Herdentier

Der Herdenverband bietet Sicherheit: Die Tiere können sich

gegenseitig helfen. Zum Beispiel werden Fohlen und schwache Tiere

in die Mitte genommen und so bei Gefahren geschützt. Auch warnen

sich die Mitglieder der Herde gegenseitig bei Gefahr und halten

Wache. Niemals liegen alle Tiere zugleich, selbst im Stall nicht,

immer passt wenigstens eins auf.

Um in der Gemeinschaft leben zu können, müssen sich auch die

Pferde unterordnen. Diese Fähigkeit hat ihnen die Natur mitgegeben.

Wir Menschen müssen das erst mühsam erlernen.

Innerhalb der Herde herrscht eine klare Rangordnung. Jedes Tier

hat seinen festen Platz. Stößt ein neues Pferd zur Herde, so wird es

nicht gleich begeistert aufgenommen, sondern es muss seinen Rang

erst erobern.

Häufig schließen zwei oder drei Pferde regelrecht Freundschaft. Sie

grasen in enger Entfernung voneinander, reiben sich gegenseitig das

Fell und rufen sich, wenn sie getrennt werden. Die Verständigung

erfolgt durch optische und akustische Signale wie Mimik,

Körperhaltung und verschiedene Laute. Diese Signale sind sowohl

dazu da, sich friedlich zu verständigen, z. B. sich zum gegenseitigen

Kraulen einzuladen, sich zu begrüßen, zu spielen, Rangkämpfe

auszutragen usw. Sie dienen aber auch der gegenseitigen Warnung

vor möglichen Feinden.

Optische Signale

Die sogenannte Achtungstellung. hocherhobener Kopf, gespitzte

Ohren, gespannte Muskeln, erhobener Schweif, signalisiert mit dem

ganzen Körperausdruck Gefahr: Alle Pferde reagieren entsprechend

und sind sofort fluchtbereit. Beginnt eines zu laufen, so rennen alle

hinterher. Das gefürchtete Durchgehen von Pferden ist also im

Grunde Flucht und wirkt ansteckend.

Mimik

Das Ohrenspiel verrät viel über ein Pferd. Gespitzte Ohren

bedeuten Aufmerksamkeit, nach hinten gerichtete Ohren können

Konzentration auf den Reiter anzeigen, aber auch auf Schmerz

hindeuten. Seitlich herabhängende Ohren zeigen, dass das Pferd

teilnahmslos ist, sei es, weil es döst oder krank ist.

Das Drohgesicht präsentiert durch flach angelegte Ohren,

hochgezogenen Maulwinkel und entblößte Zähne. Ein so drohendes

Pferd sollte man nur berühren, wenn man es kennt!

Die Augen des Pferdes verraten viel über sein Befinden. An ihnen

lassen sich Zufriedenheit oder Angst sofort erkennen.

Akustische Signale

Das Wiehern ist ausschließlich Begrüßungs- oder Rufsignal. Kein

Pferd wiehert aus Angst oder bei drohender Gefahr, wie es in

Wildwestfilmen so oft fälschlicherweise gezeigt wird.

Aus Angst schnauben Pferde, indem sie die Luft pfeifend und

stoßweise aus den Nüstern blasen. So prüfen sie auch ihnen nicht

ganz geheure Objekte oder Gerüche.

Schnauben hat mehrere Bedeutungen: Je nach Ausdruck kann es

Zufriedenheit anzeigen oder Entspannung. Ist es mehr ein Brummen,

so ist es Ausdruck von Zärtlichkeit, z. B. zwischen Stute und Fohlen.

Quieken hört man sie zuweilen bei Begrüßungen oder beim Spielen.

Manche Pferde quieken auch beim Bocken oder Springen.

Bedürfnisse des Pferdes

Pferde sind Gewohnheitstiere. Sie haben viele Verhaltensweisen, die

sie in der Freiheit regelmäßig zeigen und bei denen sie sich

offensichtlich sehr wohl fühlen. Eine davon ist die sogenannte

soziale Fellpflege.

Dazu stellen sich zwei Pferde Kopf zu Schweif und beknabbern sich

mit Inbrunst gegenseitig die Stellen, die sie bei sich selbst nicht

erreichen können. Auf diese Weise wedeln sie sich auch gegenseitig

die Fliegen weg.

Das Wälzen ist auch eine Säuberungsaktion, selbst wenn manche

Pony-und Pferdebesitzer daran verzweifeln möchten! Pferde wälzen

sich nämlich liebend gern im schönsten Dreck, weil das erstens

scheuert und zweitens der Lehm das Fell verklebt und sich damit

abgestorbene Haut- und Fellteile lösen. Daher sollte man gerade

Stallpferden so oft wie möglich die Gelegenheit geben, sich zu

wälzen!

Den Stallpferden fehlt es häufig an Licht. Die meisten Ställe sind viel

zu dunkel. Pferde fühlen sich im warmen Mief nicht so wohl wie die

meisten Menschen, sie werden sogar krank davon. Bewegung ist

wichtig. Eine Stunde pro Tag, ein Stehtag in der Woche und der Rest

ist Langeweile.

Pferde brauchen Körperkontakt mit anderen Pferden. Manche halten

ihre Pferde wie Raubtiere im Käfig. Und Pferde sollten auch die

Möglichkeit haben, dauernd zu fressen. Pferde sind Dauerfresser,

darauf ist ihr Verdauungssystem eingerichtet. Pferde brauchen

Abwechslung, denn sie sind neugierig. Sie erleben gern viel, ohne

dabei auf ihre Gewohnheiten verzichten zu wollen. Gewohnheit geht

ihnen über alles. Futter-, Arbeits-und Schlafzeiten sollten daher

regelmäßig sein.

Ein Pferd hat ein gutes Langzeitgedächtnis, aber es kann nicht

folgern: wenn-dann! Reiter, die ihr Pferd erst nach dem Absitzen für

irgendeine Missetat strafen, machen einen groben Fehler. Richtig ist

es, unmittelbar zu loben oder zu tadeln.

Und bei gut erzogenen Pferden genügt ein strenger Ton in der

Stimme als Strafe oder ein Leckerbissen, Absitzen oder Klopfen zur

Belohnung!

Pferde haben einen feinen Geruchssinn, daher wirken Parfümwolken

oder Zigarettenqualm eher abstoßend auf sie. Dafür sie sie durchaus

in der Lage, die Angst eines Menschen zu riechen!

Pferde mögen Zärtlichkeit, sie sollen aber nicht verzärtelt werden!

So ist es zum Beispiel falsch zu glauben, Regen oder Kälte schade

ihnen. Pferde ziehen es oft vor, im Regen zu stehen als in den Stall

zu gehen. In der Freiheit suchen sie sich sogar besonders windige

Plätze zum Schlafen aus.

Pferde mögen keinen harten Boden. Die Steppe federt, die Straße

dagegen macht pflasterlahm. Aber eine Straße ist immer noch

besser als spitzer Schotter.

Das Pferd braucht Bewegung

Neben der Sorge für Wasser, Futter und Unterkunft sind wir es dem

Pferd schuldig, für ausreichende Bewegung zu sorgen. Die braucht

es, um Organe, Muskeln, Gelenke und Kreislauf gesund zu erhalten.

Wer sein Pferd nicht ausreichend bewegt, gefährdet nicht nur dessen

Gesundheit, sondern auch seine psychische Verfassung. Viele

Unarten und Widersetzlichkeiten haben nämlich ihren Grund einfach

darin, dass die Pferde ihren Bewegungsstau und ihre Langeweile

abreagieren.

Ausreichende Bewegung heißt vor allem regelmäßige, tägliche,

abwechslungsreiche Bewegung.

Selbst am sogenannten Stehtag ist es besser, das Pferd in der Halle

oder auf der Koppel frei herumlaufen zu lassen.

Ausreichende Bewegung bedeutet auch, dass die Pferde schonend

und mit Überlegung bewegt werden müssen. Also: Übermäßig hohes

und häufiges Springen vermeiden, auf hartem Boden Schritt reiten

und immer wieder Erholungspausen einlegen.

Wichtig ist auch, dass wir dem Pferd mindestens einmal in der

Woche Gelegenheit geben, sich ohne Reiter möglichst im Freien

austoben zu können und sich zu wälzen!

Von der Art der Bewegung hängt es in erster Linie ab, ob ein Pferd

mit acht Jahren verschlissen ist, oder ob wir noch Freude an ihm

haben, wenn es zwanzig ist!

Und zuletzt: Pferde sind nun einmal Herdentiere und daher gesellig,

sie fühlen sich nur wohl in Seh- und Hörnähe ihresgleichen. Daher ist

es Tierquälerei, ein Pferd z. B. allein in der Garage hinter dem Haus

zu halten.

Es sei denn mit Gesellschaft: Freundschaften zwischen Pferd und

Hase, Pferd und Ziege oder Pferd und Esel sind bekannt.

Umgang mit Pferden

Aus den Verhaltensweisen und Eigenschaften des Pferdes ergibt

sich auch, wie man am geschicktesten mit ihm umgeht. Denn der

richtige Umgang mit dem Pferd ist die Basis der Reitausbildung.

Wenn man begreifen lernt, wie sich ein Pferd auf der Weide, im Stall,

in der Ruhe, in der Bewegung und im Umgang mit dem Menschen

zeigt, und weshalb es sich so und nicht anders verhält.

Vor allem müssen wir immer bedenken, dass das Pferd ein Fluchttier

ist und sehr leicht erschrickt. Nur dann kann man andere, sich selbst

und das Pferd vor Unfällen schützen.

VERTRAUENWichtig ist zunächst, dass der Reiter das Zutrauen und die

Zuneigung des Pferdes gewinnt. Dazu gehört, dass er sich intensiv

mit ihm beschäftigt. Dabei spielt die menschliche Stimme eine

wichtige Rolle.

Das Pferd versteht zwar nicht unsere Sprache, doch ist es so

sensibel, dass es am Tonfall sofort erkennt, ob es gelobt oder

getadelt wird und ob der Reiter innerlich aufgeregt ist oder Ruhe und

Selbstverständlichkeit ausstrahlt.

Nervosität, Hast, Angst, lautes Schreien machen Pferde nur unruhig,

ebenso hastige Bewegungen und wilde Gestik. Also: Ruhiges

Sprechen, Singen, ruhige Bewegungen, Körperkontakt mögen

Pferde gern.

RICHTIGES HERANGEHEN AN DAS PFERD

Niemals darf man sich dem Pferd von hinten nähern, ohne es ruhig

anzusprechen, da es sonst erschrecken könnte und dann instinktiv

reagiert.

Wenn wir zu einem Pferd gehen, sprechen wir mit ihm und halten

ihm die flache Hand entgegen, damit es sie beriechen kann. Auch

Leckerbissen werden auf der flachen Hand gereicht, damit nicht aus

Versehen die Fingerspitzen mit gefressen werden!

Droht das Pferd, halten wir lieber gehörigen Abstand, sofern wir es

noch nicht kennen.

FÜHREN

Zum Führen benutzen wir immer ein Halfter und einen Strick, den wir

in beiden Händen halten, denn auch das ruhigste Pferd kann

erschrecken, und niemand vermag es dann am Halfter festzuhalten.

In der Regel führen wir ein Pferd von links und gehen neben ihm auf

Schulterhöhe, das ist für den Führenden am sichersten.

Ist das Pferd gezäumt, so führen wir es, indem wir beide Zügel in die

linke Hand nehmen und mit der rechten die Zügel unterhalb der

Trensenringe mit Zeigefinger und Ringfinger teilen.

Beim Führen sollte man das Pferd nicht ansehen.

AUF DIE WEIDE FÜHRENEs ist besser, das Pferd erst dann loszulassen, wenn es wirklich auf

der Weide ist, nicht schon im offenen Gatter!

Wir sollten immer zwei Pferde gemeinsam von der Weide holen. Man

denke an den Herdentrieb. Ein Pferd allein würde nur ungern von

den anderen weggehen.

ANBINDEN

Zum Anbinden muss immer ein Halfter mit Strick verwendet werden,

auch wenn das Pferd aufgetrenst ist. Wenn Pferde erschrecken,

wollen sie fliehen und reißen sich los. Daher darf man sie niemals an

beweglichen oder schlecht befestigten Gegenständen wie

Türklinken, Boxentüren oder losen Zaunpfählen anbinden, auch nicht

für eine Minute!

Es haben schon viele Pferde große Tore mit sich gerissen! Aus

diesem Grund darf man unter keinen Umständen ein Pferd an der

Trense anbinden, auch wenn dies alle Cowboys in allen

Wildwestfilmen tun! Das Pferd könnte sich furchtbare Verletzungen

zufügen.

Man lasse ein angebundenes Pferd möglichst nicht allein stehen,

lieber ist man vorsichtig.

Zum Anbinden benutzen wir den Strick mit Panikhaken und

Sicherheitsknoten, damit man das Pferd notfalls sofort befreien

kann.

Es ist auch vernünftig, Lederhalfter statt der bunten,

unzerreißbaren Kunststoffhalter zu verwenden, denn im Ernstfall ist

ein zerrissenes Halfter besser als ein verletztes Pferd.

Weidepferde sollten kein Halfter tragen, da sie zu leicht damit

hängen bleiben können.

AUFHEBEN DER HUFEDazu stellen wir uns in Richtung Schweif dicht neben das jeweilige

Bein und streichen mit der Hand von der Schulter bzw. Kruppe aus,

erst außen und dann nach innen gleitend, hinunter bis zum

Fesselgelenk und sagen Fuß. Die meisten Pferde kennen das und

heben von allein brav das jeweils angesprochene Bein. Tun sie das

nicht, klopft man leicht gegen das Gelenk und hebt den Huf nach

hinten oben hoch. Soll der Huf länger aufgehoben bleiben, stützt

man ihn ab dem Fesselgelenk auf den Oberschenkel.

Die Hinterhufe hebt man, indem zugleich das Bein etwas nach hinten

gezogen wird, so kann das Pferd auch nicht schlagen, denn dazu

müsste es erst ausholen.

Pflege des Pferdes

Viele Reiter haben leider keine Ahnung davon, wie ein Pferd gepflegt

werden muss. Sie kommen zur Reitstunde, erklimmen das gesattelt

bereitstehende Pferd und liefern es nach der Stunde wieder an den

Stallmann ab, ohne sich um das weitere Ergehen ihres Kameraden

zu kümmern.

Natürlich sollte es anders sein. Wem es wirklich ernst ist mit seiner

Liebe zum Pferd, der wird auch wissen und lernen wollen, wie das

Tier im Stall versorgt, gepflegt, gesattelt und eingespannt wird. Das

alles muss man genauso lernen wie den Umgang mit Pferden, das

Reiten oder Kutschieren.

Und erst bei dieser intensiven Beschäftigung mit dem Pferd, wenn

man es selbst pflegt, sattelt, einspannt, wächst man wirklich mit

seinem Pferd zusammen, man lernt es von einer ganz anderen Seite

kennen … und manchmal sogar von einer recht schwierigen.

Empfindliche Pferde oder solche, die schlechte Erfahrungen gemacht

haben, können sowohl beim Putzen als auch beim Satteln allerlei

Theater machen.

Ich bin einmal von einem neu gekauften Pferd kräftig in die Seite

gebissen worden, als ich den Sattelgurt anziehen wollte. Josy, ein

Ire, mochte das nicht, was ich aber nicht wusste. Er hat mich aber

nur das eine Mal erwischt, es war schmerzhaft genug. In Zukunft

nahm ich den rechten Zügel kurz über Josys Hals, sodass er den

Kopf nicht zu mir herumdrehen konnte.

Er muss wenig gute Erfahrungen mit Pflegern gemacht haben, denn

er war anfangs sehr kopfscheu.

Das ist fast immer ein Zeichen, dass ein Pferd Schläge an den Kopf

bekommen hat. Nach einigen Wochen bei mir fasste er wieder

Zutrauen und ruckte nicht mehr sofort mit dem Kopf hoch, wenn man

zu ihm trat, er ließ sich brav aufzäumen und gewöhnte sich sogar

seine Empfindlichkeit gegen das Nachgurten ab. Man weiß durch

den täglichen intensiven Umgang mit seinem Pferd bald jedes

Ohrenzucken, jede Kopfbewegung zu deuten und lernt bei jedem

Pferd wieder etwas dazu. Eine Erfahrung, die ich lange Jahre

hindurch mit meinen ausschließlich von mir selbst betreuten Pferden

gemacht habe.

Gewiss ist nicht jeder Pferdefreund in der glücklichen Lage, sein

Pferd im Stall beim Haus zu haben und sich so täglich um das Tier

kümmern zu können. Aber auch der Reiter eines Verleihpferdes kann

diese Dinge lernen, er sollte es sogar.

Vorbedingung, einen Stall zu finden, der nicht nur mehr oder weniger

guten Reitunterricht gibt, sondern auch Kurse in Pferdepflege, im

Satteln und der Pflege des Geschirrs abhält. Diese Institute haben im

Übrigen fast immer auch erfahrene Reitlehrer.

Was braucht man nun an Utensilien zur Pferdepflege? Eine

Kardätsche, eine Bürste, die Naturborsten haben sollte.

Einen Striegel, der auch heute noch oft aus Metall ist, obwohl es

jetzt einen sehr viel besseren aus Kunststoff gibt, den sogenannten

Schwedenstriegel oder Finnenstriegel.

Während man mit dem alten Metallstriegel nur die fleischigen Teile

des Pferdekörpers bearbeiten kann, ist der Schwedenstriegel selbst

an den Gelenken anzuwenden, ohne dass es dem Pferd

unangenehm ist. Mit dem Metallstriegel darf man nur vorsichtig den

Schmutz lösen, er ist hauptsächlich zum Abstreichen der Bürste da.

Einen Mähnenkamm, meist aus Aluminium, nur bei langer Mähne

nötig. Zwei Wurzelbürsten, je eine für den Schweif und für die Hufe.

Zwei Schwämme, einen zum Säubern von Nüstern und Augen,

einen zum Säubern von After, Euter und den Geschlechtsteilen.

Einen Hufkratzer, das ist ein Metallhaken zum Auskratzen der Hufe.

Eine Dose Huffett mit Bürste zum Einfetten der Hufe.

Das Putzen geht so vor sich:

Das Pferd wird in die Stallgasse geführt und angebunden, bei gutem

Wetter putzt man draußen. Bei kitzligen Pferden empfiehlt es sich,

sie mit zwei Stricken nach beiden Seiten anzubinden, sie können

dann nicht so leicht beißen. Vorsicht ist vor allem bei rassigen Stuten

geboten. Im allgemeinen empfinden Pferde das Putzen aber als

angenehm, doch bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Nun

lockert man mit dem Striegel den Schmutz im Fell.

Natürlich muss man dabei mit Fingerspitzengefühl vorgehen, beson-

ders mit dem Metallstriegel, und darf nicht einfach drauf loskratzen!

Den nächsten Arbeitsgang erledigt man mit der Kardätsche, mit ihr

wird die eigentliche Fellreinigung vollzogen.

Man nimmt die Kardätsche in die rechte, den Striegel in die linke

Hand. Nach je zwei Bürstenstrichen werden an der Bürste sitzende

Haare und der Staub an dem Striegel abgestrichen. Man sieht, wie

die Rillen des Striegels sich mit dem Schmutz füllen, und klopft ihn

nach Bedarf auf dem Stallboden aus. Das Pferd wird, angefangen

am Genick, von vorn nach hinten gründlich durchgebürstet, es muss

nach dieser Prozedur richtig glänzen.

Am Kopf muss man besonders vorsichtig sein, um dem Pferd nicht

wehzutun und es damit kopfscheu zu machen. Man fasst in das

Halfter, damit der Pflegling den Kopf stillhält, bürstet, falls vorhanden,

den Stirnschopf und säubert mit einem nassen Schwamm die

Nüstern und die Augenwinkel. Nun werden Mähne und Schweif mit

der Wurzelbürste durchgearbeitet, die Beine mit der Kardätsche

gesäubert. Als letzten Arbeitsgang nimmt man sich die Hufe vor.

Nacheinander muss das Pferd alle vier Beine auf Kommando

anheben, mit dem Hufkratzer entfernt man den Stallmist. Wenn nötig,

werden die Hufe dann mit Wasser gesäubert. Eingefettet werden die

Hufe nur dann, wenn man nicht gleich ausreiten oder fahren will, das

Fett also einziehen kann.

Frisch eingefettete Hufe würden sich sonst in der Bahn oder draußen

schnell mit einer klebrigen Schmutzkruste bedecken. Wird das Pferd

gleich nach dem Putzen zur Arbeit herangezogen, muss das Ein-

fetten der Hufe nach dem Abwarten geschehen.

Abwarten … auch das gehört zur Pflege und heißt, dass das Pferd

nach getaner Arbeit nicht einfach wie ein gebrauchter Gegenstand in

den Stall gestellt wird, sondern dass man es nach dem Absatteln

oder Ausspannen versorgt. Es hat vermutlich geschwitzt, es ist

staubig geworden. Schweiß und Staub werden entfernt, das nasse

Pferd trockengerieben. Natürlich soll ein Pferd, das vom Ausritt

heimkommt, nicht nass an die Stalltür gebracht werden, der gute

Reiter sorgt dafür, dass eine entsprechende Strecke zum Schluss im

Schritt geritten wird, damit das Pferd sich entspannen kann.

Aber bei großer Hitze schwitzt das Pferd stark nach, und dann muss

man eben darauf achten, dass es nicht klitschnass im Stall steht und

sich erkältet. Viel ungefährlicher ist es übrigens, wenn das Pferd

dann auf die Weide gelassen wird. Dort kann es sich wälzen und ist

zwar frischer Luft, aber keiner Zugluft ausgesetzt. Zum Abwarten gehört auch die genaue Kontrolle aller vier Hufe. Kleine Steine

können sich eingeklemmt haben und zu Lahmheit führen, wenn sie

nicht entfernt werden.

Dann wäscht man die Hufe, und nun können sie auch eingefettet

werden. Im Sommer tut ein Abduschen mit dem Gartenschlauch dem

Pferd gut, zumindest die Beine sollte man abspritzen.

Zum Abwarten gehört auch, dass Sattel und Zaumzeug ordentlich

verwahrt werden. Die Trense wird abgespült und niemals schmutzig

weggehängt, der Sattel muss mit hochgezogenen Bügeln und

übergeschlagenem Gurt luftig auf den Sattelbock gehängt werden.

Das sind die Grundlagen der Pferdepflege, die man beherrschen

sollte.

Indirekt gehört dazu auch die Pflege der Pferdekleidung, also des

Sattels, des Zaumzeugs oder des Fahrgeschirrs. Sind diese Dinge

nicht in Ordnung, passen Sattel, Zaumzeug und Fahrgeschirr dem

Pferd nicht richtig, kann es keine gute Arbeit leisten, weil es

Schmerzen hat oder zumindest Unbehagen verspürt. Pferde sind

keine genormten Maschinen, jedes Pferd hat seinen eigenen Kopf,

dem das Zaumzeug genau angepasst sein muss. Es kommt auf

jedes Riemchen dabei an.

Ein falsch sitzender Nasenriemen, eine nicht passende Trense

können das Pferd erheblich quälen. Darum muss jedes Pferd sein

ganz persönliches Kopfzeug haben, das für eben dieses Pferd

verschnallt wurde. Das gilt weitgehend auch für den Sattel, denn

längst nicht jeder Sattel passt auf jedes Pferd. Diese Dinge müssen

von einem erfahrenen Pferdepfleger in Ordnung gebracht werden,

der dem Neuling genau zeigen soll, worauf es ankommt, was richtig

und was falsch ist. Und vor dem Aufsitzen überzeugt der gute Reiter

sich selbst, ob Zaumzeug und Sattel richtig sitzen, alle Schnallen

auch wirklich zugeschnallt sind, die Satteldecke keine Falten wirft.

Die gleiche Sorgfalt muss der Fahrer anwenden.

Auch das Kopfzeug des Kutschpferdes muss genau angepasst

werden. Ob Brustblattgeschirr oder Kumt, das eine muss für das

Pferd verschnallt werden, das andere dem Pferd genau passen.

Beim Anschirren mit dem Kumt ist Vorsicht angebracht, wer einem

Pferd das Kumt grob über den Hals stülpt, muss sich nicht wundern,

wenn das Pferd sich nicht wieder anschirren lassen will!

Und so wie der Reiter, selbst wenn ihm das Pferd fertig gesattelt

vorgeführt wird, sich selbst zu überzeugen hat, ob alles in Ordnung

ist, so muss sich auch der Fahrer vergewissern, dass alle Schnallen

zugeschnallt sind, die Stränge richtig befestigt wurden und die

richtige Länge haben, bevor er auf den Bock steigt.

Selbstverständlich muss das ganze Lederzeug von bester

Beschaffenheit sein, brüchige Riemen können lebensgefährlich wer-

den. Das gilt besonders für den Sattelgurt und die Fahrleine.

Eine sorgfältige Pflege aller Geschirre ist nötig, um das nicht gerade

billige Lederzeug lange in gutem Zustand zu halten. Auch das muss

man lernen, und es ist gar nicht so einfach, nach einer

Generalreinigung, bei der alles in seine Einzelbestandteile zerlegt

wird, die Dinge wieder richtig zusammenzufügen. Übung macht auch

hier den Meister. Anfangs denkt man, das bekommt man nie wieder

in Ordnung, aber es lernt sich.

Alle Geschirre sollen möglichst nicht im Stall, sondern in einer

Kammer extra untergebracht werden, da der Ammoniakdunst im Stall

dem Leder nicht besonders gut bekommt. Sattelbock und

Aufhängevorrichtungen für Zaumzeug und Geschirre lassen sich

z. B. gut mit in der Futterkammer unterbringen.

So viel über die Pflege des Pferdes und seine Kleidung. Die

Feinheiten lernt man nur in der Praxis.

Stallhaltung und Fütterung

DER STALL

Wir haben die natürlichen Verhaltensweisen des Pferdes

kennengelernt und wissen, dass die Stallhaltung ein notwendiges

Übel ist und bleibt, zumal die meisten Ställe eher aus der Sicht der

rationell denkenden Menschen geplant sind, als dass sie sich an den

Bedürfnissen des Pferdes orientieren.

Der ideale Stall ist hoch, hell, luftig, trocken und kühl und ermöglicht

dem Pferd wenigstens einen kleinen Auslauf.

Die Pferde sollen in geräumigen Boxen oder Laufställen untergebracht sein mit Fenstern, aus denen die Tiere

hinausschauen können. Das verhindert Langeweile und beugt

Erkrankungen der Atemwege vor.

Auf jeden Fall müssen sich die Pferde im Stall sehen können, d. h.

Boxen, die seitlich hochgeschlossen sind und jeden Nachbarkontakt

unmöglich machen, sind nicht pferdegerecht.

Abzulehnen ist das Anbinden in Ständern. Es ist nicht nur gefährlich,

sondern widerspricht jeder artgerechten Haltung. Laufställe dagegen

kommen dem natürlichen Bedürfnis des Pferdes nach Kontakt mit

den Artgenossen entgegen, sie sind aber für Sportpferde nicht

geeignet, da zu viel Unruhe und Verletzungsgefahr besteht.

Freizeitpferde, die wenig Bewegung bekommen und viel allein sind,

sollte man jedoch in Laufställen unterbringen.

Vorher muss man aber herausfinden, wie sich die einzelnen Tiere

vertragen, und daran denken, immer eine gerade Anzahl von

Pferden gemeinsam unterzubringen (Sozialverhalten). Laufställe

machen zwar mehr Arbeit, sie sind aber pferdegerechter.

Pferdegerecht, aber arbeitsintensiv ist auch die meist übliche Streu aus Stroh. Man entfernt nur die Äpfel und sehr nasses Stroh und

streut frisches darüber. Schließlich bildet sich eine saugfähige

Matratze, deren unterste Lage aus feuchtem Mist besteht, deren

obere Schicht jedoch frisch und sauber ist. Diese Streu hat nicht nur

den Vorteil, warm und trocken zu sein, sondern die Pferde haben

auch ständig etwas zu knabbern.

Stehen Sie dagegen auf Torf oder Sägemehl, ist die Langeweile

unerträglich, es sei denn, sie erhalten ständig Raufutter (Heunetz

aufhängen). So gesehen sind auch künstliche Stallböden bedenklich,

da sie allein menschlichen Bedürfnissen gerecht werden.

Es ist selbstverständlich, dass die Streu mehrmals täglich gepflegt

wird. Schlecht riechendes, faules Stroh gehört nicht in den Stall,

sondern auf den Misthaufen! Und schließlich: Warmen Stallmief

mögen nur wir Menschen, Pferde werden davon krank.

TRÄNKENIn fast allen Ställen gibt es heute automatische Tränken. Diese

ersparen uns zwar das Schleppen der Wassereimer und ermöglichen

dem Pferd zu trinken, wann und so viel es will. Das Problem Wasser

ist aber damit noch lange nicht erledigt. Diese Tränken müssen

nämlich täglich kontrolliert und gepflegt werden, sonst riechen sie

moderig und sind ein Sammelbecken für Bakterien.

Pferde sind hinsichtlich des Trinkens sehr anspruchsvoll. Sie

brauchen für ihr Wohlbefinden reines, frisches Wasser.

Das Tränken aus dem Eimer ist zwar kraft-und zeitaufwendig, aber

auf diese Weise kann man kontrollieren, wie viel das Pferd trinkt, und

außerdem ist das Wasser unter Umständen sauberer als in einer

ungepflegten Selbsttränke.

Kranke Pferde sollte man auf jeden Fall aus dem Eimer tränken,

damit eine Rückinfektion durch die Selbsttränke verhindert wird. Ideal

wäre ein Brunnen am Stall, zu dem die Pferde zum Trinken geführt

werden. Das wäre auch eine zusätzliche Gelegenheit für das Pferd,

die Box hin und wieder zu verlassen.

FUTTERPferde fressen in der Freiheit ständig kleine Mengen leicht

verdaulichen Futters. Daher haben sie einen kleinen Magen und

einen empfindlichen Darm.

Im Stall erhalten sie Futter konzentriert in Form von Hafer oder

einem Gemisch aus Hafer und Mischfutter (Kraftfutter). Das

Volumen des Futters wird durch Heufütterung (Raufutter) erzielt.

Selbstverständlich darf nur allerbestes Heu verwendet werden. Es

sollte gut aufgeschüttelt und leicht angefeuchtet gereicht werden, da

es dann weniger staubt und die meisten Pferde ohnehin lieber

feuchtes Futter mögen, schließlich ist Gras auch stark wasserhaltig.

Die Pferde müssen so oft wie möglich gefüttert werden. Mindestens

aber dreimal täglich zu festgesetzten Zeiten. Das ist für die

Gesundheit des Magen-Darm-Traktes von großer Bedeutung.

Während der Futterzeit hat Ruhe im Stall zu herrschen. Nach dem

Füttern den Pferden mindestens eine Stunde Zeit zum Verdauen

lassen, bevor man reitet.

Die Fütterungsmenge richtet sich nach dem individuellen Bedarf des

einzelnen Tieres.

WichtigNicht zu viel Kraftfutter geben, wenn das Pferd nicht bewegt werden

kann. Es besteht die Gefahr von Hufrehe oder Kreuzverschlag.

Pferde, die stehen müssen, sind zufriedener, wenn sie mehr Heu

bekommen, dann sind sie nämlich beschäftigt.

Weidepferde

Weidepferde erhalten Zusatzfutter in Form von Kraftfutter oder Heu,

wenn die Weide nicht ausreicht oder wenn sie regelmäßig arbeiten

müssen.

Salzlecksteine

Salzlecksteine sind sowohl für Stall- als auch für Weidepferde

wichtig, da sie den Mineralhaushalt des Körpers ergänzen.

Zusatzfutter

Leckerbissen in Form von Brot, Obst, Möhren, ab und zu ein Ei und

Vitaminwürfel (statt Zucker) sind eine willkommene Abwechslung und

Ergänzung. Aber das Pferd ist kein Mülleimer. Schimmeliges Futter

macht krank! Kein geschnittenes Rasengras füttern! Ab und zu kann

man Birken-, Buchen-, Ebereschen-, Eichen-, Fichten-,

Rosskastanien- oder Tannenzweig zum Knabbern geben, weil darin

ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe enthalten sind. Vorsicht mit

giftigen Pflanzen! Keine plötzlichen Futterveränderungen, aber eine

kleine Abwechslung ist auch für Pferde appetitanregend.

MashEinmal in der Woche sollte auch ein Pferd eine warme Mahlzeit

bekommen, das können wir ruhig den Engländern nachmachen.

Rezept für MashEine große Tasse Leinsamen wird in reichlich Wasser eingeweicht,

24 Stunden stehen lassen. Danach aufkochen. Vorsicht, es brennt

leicht an. Sobald sich die erste Blase zeigt, etwas kaltes Wasser

zufügen und das Ganze nochmals aufkochen. Anschließend wird es

mit Kleie, etwas Hafer und eventuell ein wenig warmen Wasser zu

einem dicken Brei aufgerührt. Warm füttern.

Futterverweigerung

Jede Art von Unbehagen wird von sensiblen Pferden durch Ablehnen

des Futters angezeigt, z. B. psychische Unruhe, physische

Überforderung, fieberhafte Erkrankungen, Zahnerkrankungen. Wenn

selbst Mash, Kleie in Wasser angerührt, Leckerbissen, Möhren oder

Äpfel nicht aufgenommen werden, sollte man den Tierarzt rufen.

Gefahren in der Umwelt

Wenn ich früher lange Ritte machte, war es selbstverständlich, dass

ich mein Pferd während der Rast am Weg- oder Wiesenrand grasen

ließ. Heute kann man das nicht mehr so ohne Weiteres riskieren. In

den letzten zehn bis fünfzehn Jahren sind Gefahren entstanden, die

es früher nicht gab und die sich laufend steigern. Ich meine den sich

ständig ausweitenden Einsatz von chemischen Giften in der Natur,

ob es sich nun um Insekten- oder Unkrautvernichtungsmittel handelt.

Wo früher der Wegrand, der Graben ausgemäht wurde, wird heute

rasch eine Chemikalie versprüht. Das ist natürlich sehr viel einfacher,

doch für die Tiere, die vom frisch besprühten Gras naschen, eine

große Gefahr. Eine in den letzten Jahren rapide angestiegene

Gefahr ist die sich ständig weiter ausbreitende Tollwut. Kein

Weidepferd ist vor einer Begegnung mit einem tollwütigen Wildtier

sicher, darum müssen alle auf Weide gehender Pferde jährlich gegen

Tollwut geimpft werden.

Noch eine sehr erhebliche Gefahr sei hier angeprangert, die Infektion

mit Wundstarrkrampf. Eine kleine Verletzung, wie sie sich besonders

Weidepferde leicht zuziehen, ebenso eine Vernagelung beim

Beschlagen genügt, um diese fast immer tödliche Erkrankung

hervorzurufen. Auch hier ist eine vorbeugende Impfung möglich.

Macht der Pferdebesitzer davon keinen Gebrauch handelt er grob

fahrlässig.

Dass Weiden in der Nähe vielbefahrener Autostraßen einen

gefährlich hohen Bleigehalt aufweisen, ist bekannt.

Auch die modernen Fliegenbekämpfungsmittel scheinen mir nicht

ganz so harmlos zu sein, wie sie hingestellt werden. Allergien gegen

die darin enthaltenen Stoffe kommen sicher nicht nur bei uns

Menschen vor. Husten oder Atembeschwerden bei Pferden, in deren

Stall solche Fliegenstrips hängen, können durchaus darauf

zurückzuführen sein. Man sollte in so einem Fall immer sofort die

Strips entfernen und beobachten, ob der Zustand der Pferde sich

dann bessert.

Vor den giftigen Pflanzen, die die Natur in reichem Maß wachsen

lässt, warnt die Tiere im allgemeinen ihr Instinkt. Aber leider nicht

immer. So kommt es hin und wieder vor, dass ein Pferd an dem

hochgiftigen Taxus knabbert und elend eingeht. Man sollte genau

darauf achten, dass Pferde auf keinen Fall in die Nähe von Taxus

kommen.

Futterkrippe!

Es ist vielleicht auch noch ganz interessant, einige der giftigen

Pflanzen zu kennen, um sein Pferd davon fernhalten zu können. Den

hochgiftigen Taxus habe ich schon erwähnt, nicht minder gefährlich

sind die folgenden verbreiteten Pflanzen: Eibe, Christrose, Wolfsmilch, Lebensbaum, Hahnenfuß, Herbstzeitlose, Buchsbaum, Fingerhut, Schierling, Goldregen, Ginster, Akelei, Schachtelhalm (alle Arten), Seidelbast, Tollkirschen, Sumpfdotterblumen.Dies ist nur eine kleine Auswahl, um einen ungefähren Überblick zu

geben.

Bei unerklärlichen Krankheitssymptomen von Tieren, die auf solchen

Koppeln grasen, sollte man auch die Möglichkeit einer Bleivergiftung

erwägen.

Umweltgefahren hat es immer gegeben, aber sie waren früher natür-

licher Art, während man jetzt alle jene Bedrohungen einbeziehen

muss, die eine Begleiterscheinung der auf anderen Gebieten

nützlichen chemischen Mittel sind. Daran muss jeder Reiter denken

und darauf achten, dass sein Pferd nur dort grast, wo ihm das Grün

mit Sicherheit keinen Schaden bringen kann.

Sehr gefährlich ist es auch, dem Pferd das kurze Rasengras

vorzusetzen. Die kurzen Halme werden einfach verschluckt und

können so zu schweren Koliken führen. Was der Rasenmäher mäht,

gehört auf keinen Fall in die Futterkrippe.

Einige interessante Rassepferde

VOLLBLUTArabisches Vollblut OX

Basis für die Zucht der Wüstenpferde waren die edlen orientalischen

Rassen, die es in Kleinasien schon seit Langem gab. Sie müssen in

der lebensfeindlichen Wüste unvorstellbar harten

Auslesebedingungen unterworfen gewesen sein. Überleben und sich

fortpflanzen konnte nur das Beste, Zäheste, Anspruchsloseste.

Mohammed legte den Grundstein für die Zucht des Wüstenarabers,

weil er erkannt hatte, dass es der Kraft und Schnelligkeit einer

schlagkräftigen Reiterei bedurfte, um Allahs Wort über Arabiens

Grenzen hinaus zu verbreiten. Die Lebensbedingungen der

Beduinen waren erbarmungslos hart, sie hatten schon Mühe, für sich

selbst, ihre Ziegen und Dromedare genügend Nahrung und vor allem

Wasser zu finden. Wie sollten sie in dieser Umwelt noch die

wesentlich anspruchsvolleren Pferde halten und züchten! Aber der

Prophet machte seinen Anhängern klar, dass die Zucht edler, harter

Pferde religiöse Pflicht wäre. Er versprach jedem, der einen

reinblütigen Araber besaß, alle Wonnen des Paradieses und

erreichte tatsächlich, dass die Pferde das höchste Gut der Beduinen

wurden. Es waren also reine Expansionsgelüste, denen wir die Ent-

stehung des Vollblutarabers verdanken.

Seine erstaunliche Zuchtkonsistenz hat ihn zum Veredelungsfaktor

für die meisten Warmblut-Pferderassen der Welt, viele Ponyrassen

und sogar einige Kaltblutrassen werden lassen. Darüber hinaus

stellte er, mit dem Berber, die Stammväter des Englischen

Vollblüters.

In seiner eigentlichen Heimat Arabien besteht nur noch geringes

Interesse an seiner Zucht. Ägypten hat das wertvolle Erbe

übernommen, im staatlichen Gestüt El Zaraah bei Kairo wurzelt

heute die Zucht des reinblütigen Originalarabers.

Exterieur:Trockener, wohlgeformter, leichter Kopf mit breiter Stirn, harmonisch

in allen Linien, nach unten stark verjüngt mit Einsenkung des

Nasenbeins Araberknick, aber auch mit gerader Profillinie. Feine,

sichelförmig nach innen geschwungene Ohren, die sich fast

berühren. Große dunkle Augen, die weit auseinanderstehen. Sehr

große, dünnhäutige Nüstern. Schön gebogener, langer Hals, der nie

massig sein darf. Breite Brust, hoher Widerrist, kurzer Rücken mit

waagerechter Kruppe, die möglichst lang sein soll. Der hoch

angesetzte Schweif soll hochgetragen werden und seidig-weiches

Haar haben. Sehnige, trockene Gliedmaßen mit kurzen Röhren,

mittellangen Fesseln und runden, kleinen, harten Hufen. Die

Beinstellung ist nicht immer ideal. Araber haben dadurch leicht einen

bügelnden Gang. Das Körperhaar ist besonders fein und seidig,

auffallend die langen Wimpern an den Augen.

Größe: zwischen 145 cm und 160 cm Stockmaß. Die in Polen und

Ungarn gezüchteten Araber sind meist etwas größer und stärker als

die aus ihrer Urheimat kommenden Wüstenaraber. Farbe: sehr viel

Schimmel, aber auch Füchse, Rappen, Braune.

Verwendung: ein hervorragendes Freizeitpferd für alle, die mit einem

sensiblen Pferd umgehen können. Denn obwohl der Araber einen

sehr sanftmütigen Charakter hat und besonders zutraulich werden

kann, besitzt er viel Feuer und kann bei falscher Behandlung

genauso verdorben werden wie jedes andere edle Pferd. Dank

seiner großen Ausdauer ein idealer Partner für Wander- und

Distanzritte. Auch als Wagenpferd bestens geeignet, aber nicht für

den großen Turniersport, dafür ist er zu klein.

Der Araber wird noch heute in aller Welt gezüchtet.

Englisches Vollblut XXIn knapp 200 Jahren schufen die Engländer eine Pferderasse, die es

an Zuchtkonstanz mit dem arabischen Vollblut aufnehmen kann und

ebenso wie dieses zur Veredelung vieler Halbblutrassen

herangezogen wurde und wird, den Englischen Vollblüter.

Stammväter dieser Rassen sind orientalische Hengste, darunter

zumindest ein reiner Araber, der nach seinem Besitzer Darley

Arabian benannt wurde und in den Pedigrees der Vollblüter

dominiert. Stuten der heimischen Landschläge, vermutlich auch

Ponystuten und aus dem Orient eingeführte Stuten, bildeten die

Basis. Eine strenge Selektion nur nach Leistung fand statt. Ein

Rennpferd muss nicht schön sein, es muss Härte besitzen, mutig

und möglichst schneller als alle anderen sein.

1793 wurde das General Stud Book (GSB) zum ersten Mal von

James Weatherby zusammengestellt, und seitdem sind im GSB die

Namen aller Vollblutpferde verzeichnet, deren Abstammung auf im

GSB aufgenommene Eltern zurückgeht. Nur diese Vollblüter können

an den Zuchtrennen des Galoppsports teilnehmen.

Schon im jugendlichen Alter von zwei Jahren wird ein Vollblüter in

die Pflicht genommen und absolviert Rennen. Mit drei Jahren

bestreiten dann die Besten das wichtigste Rennen im Vollblutsport,

das Derby.

Der Derbysieger ist die absolute Spitze im Leben eines Vollblüters.

Ein paar Minuten und Bruchteile von Sekunden entscheiden über

Hunderttausende von Euro. Der Wert eines Derbysiegers schlägt

sich z. B. in der Höhe der Decktaxe nieder, wenn es ein Hengst, im

Wert der Fohlen, wenn es eine Stute ist. Es wäre aber ganz verfehlt,

in der Vollblutzucht eine Goldgrube zu sehen, das Gegenteil ist der

Fall. Vollblutzucht und Rennsport kosten in erster Linie Geld, viel

Geld.

England ist die Nabelschnur aller Vollblüter. Mögen sie auch in

Frankreich, Italien, Deutschland oder wo immer gezüchtet werden,

alle Pferde, die hinter ihrem Namen das doppelte XX haben,

stammen vom Englischen Vollblut ab, daran führt kein Weg vorbei.

Der Englische Vollblüter ist aber nicht nur eine Rennmaschine.

Größer als der Vollblutaraber, stellt er auch im Turniersport, selbst im

harten Springsport seinen Mann. Häufiger noch sieht man Vollblüter

in der Dressur. Aber auch als Jagdpferd und in

Vielseitigkeitsprüfungen, die mit das Härteste sind, was Sportpferde

zu leisten haben, findet man Vollblüter.

Exterieur:Da rein auf Leistung gezüchtet, uneinheitlich im Typ. Neben

bildschönen gibt es geradezu hässlich wirkende Vollblüter, aber das

ist eben keine Rasse, bei der Schönheit eine Rolle spielt.

Gewünscht ist ein trockener, edler Kopf mit großen, klugen Augen

und weiten Nüstern. Der Hals soll schön angesetzt und lang sein,

doch kommen sogenannte Hirschhälse häufig vor, die zwar im

Reitsport unerwünscht sind, im Rennsport jedoch keine Rolle

spielen.

Hoher Widerrist, lange, schräge Schulter, elastischer, gut

bemuskelter Rücken mit kräftiger Nierenpartie und lange, stark

bemuskelte Kruppe muss der Vollblüter ebenso haben wie einen

tiefen Brustkorb, der viel Platz für Herz und Lungen hat. Die

Gliedmaßen sollen muskulös mit klaren Sehnen sein und kräftige

Sprunggelenke haben. Die dünn behaarte, sehr feine Haut lässt das

Adergeflecht deutlich sichtbar werden. Größe: 160 cm bis 165 cm

Stockmaß, auch darüber. Farbe: alle Farben. Verwendung: Außer im

Rennsport für alle Zwecke des Turniersports geeignet, kein

Freizeitpferd im Sinne gemütlichen Bummelns. Der Vollblüter mit

seinem sprühenden Temperament braucht einen erfahrenen Reiter,

der mit so feinnervigen Pferden umzugehen versteht.

Anglo-AraberAus den beiden leistungsfähigen Vollblutrassen, Araber und

Engländer, formte man ein Pferd, das Schönheit und Sanftheit des

Arabers mit dem größeren Rahmen und dem Gangwerk des

Engländers verbindet, den Anglo-Araber. Da nun aber außer Vollblut-

Arabern auch Halbblütige zur Zucht genommen werden dürfen, ist

eine Unterscheidung zwischen Vollblut- und Halbblut-anglo-Arabern

nötig. Beide müssen mindestens fünfundzwanzig Prozent arabisches

Blut führen, der Vollblüter hat selbstverständlich zu hundert Prozent

eingetragene Vollblut-Ahnen und ist an dem X hinter seinem Namen

erkenntlich.

Exterieur:

Sehr nobles Pferd, oft im großen Rahmen mit edlem Kopf, schön

aufgesetztem Hals, langer, schräger Schulter und trockenen Beinen.

Größe: um 160 cm Stockmaß. Farbe: alle Farben. Verwendung:

hervorragendes Sportpferd, oft mit sehr großer Veranlagung zum

Springen. Auch als Freizeitpferd geeignet, aber nur für erfahrene

Reiter, die mit Blutpferden umzugehen wissen. Der Halbblut-anglo-

Araber hat im allgemeinen nicht ganz so viel Temperament.

TRABERIn vielen Ländern werden Traber gezüchtet, ohne dass diese zum

Halbblut gehörende Rasse einem Land speziell zugeordnet werden

könnte: Der Traber ist international.

Am Beginn seiner Entwicklungsgeschichte stand der Wunsch nach

besonders schnell und ausdauernd trabenden Kutschpferden, der in

England mit dem Norfolk-Trotter oder Hackney, in Russland mit dem

Orlow-Traber Erfüllung fand. Von da bis zum rein auf Leistung

gezüchteten Rennpferd war es nicht mehr weit.

Gegenüber dem ebenfalls nur auf Leistung gezüchteten Vollblüter

besteht der Unterschied, dass die Leistung im Trab und nicht im

Galopp erbracht werden muss.

Zu Hochburgen der Traberzucht entwickelten sich Frankreich und

Amerika. In Deutschland baute man erst auf den Orlow-Traber,

importierte dann aber bestes amerikanisches Zuchtmaterial und

verstand es, den Trabersport zu einem Volkssport zu machen.

Hamburg, München und Berlin sind Zentren des Trabersports.

Exterieur:Uneinheitlich im Typ, da nur auf Leistung gezüchtet wird. Manchmal

etwas grober Kopf mit großen, lebhaften Augen. Tief angesetzter

Hals, manchmal etwas kurz. Lange, gut bemuskelte Schulter,

weicher Rücken und kurze, runde, muskulöse Kruppe.

Sehr harte Beine mit kurzen Röhren und tiefsitzendem

Sprunggelenk, steile Fesselung, harte, kleine Hufe. Größe: 155 cm

bis 165 cm und darüber. Farbe: überwiegend Braune, aber auch

Rappen, Füchse, Schimmel. Verwendung: Spezialrasse für den

Rennsport, aber auch gutes Sport- und Freizeitpferd von lebhaftem,

aber meist gutartigem Temperament. Als Kutschpferd sehr geeignet.

TrakehnerDas in Ostpreußen gezüchtete Warmblutpferd ist nie in erster Linie

ein Wirtschaftspferd gewesen wie die im Norden und Süden

Deutschlands gezüchteten Rassen. Zwar wurde auch der Trakehner

zu jeglicher Arbeit in der Landwirtschaft eingespannt, aber Zuchtziel

war das harte, edle, leichte Reitpferd, wie die Kavallerie es bis in

unser Jahrhundert hinein in großer Zahl brauchte.

Das Zuchtvolumen in Ostpreußen war größer als in allen anderen

deutschen Pferdezuchtgebieten und umfasste bis zu 60000

Zuchtstuten, eine fast unvorstellbare Zahl! Ebenso unvorstellbar

aber, dass davon nur einige Hundert übrigblieben, dass der

Zusammenbruch 1945 fast das Ende dieser edlen Pferde gebracht

hätte. Etwa 800 Stuten und rund 40 Hengste überstanden die

enormen Strapazen des mörderischen Flüchtlings-Trecks und

wurden verstreut in ganz Westdeutschland untergebracht.

Aber sehr bald fanden sich engagierte Freunde dieser Rasse, sie

gründeten den Verband der Züchter und Freunde des

Warmblutpferdes Trakehner.

BERBERZu den ältesten Pferderassen gehört der in Nordafrika beheimatete

Berber. Zwei Jahrtausende hindurch trug er vor allem Krieger auf

seinem Rücken. In vielen Eigenschaften dem Araber ähnlich,

unterscheidet er sich äußerlich doch von seinem Wüstenbruder. Aber

wie der Araber hat auch der Berber maßgebend an der Entstehung

des Englischen Vollbluts mitgewirkt. Während der Araber sich jedoch

fast die ganze Welt erobert hat, sieht man den Berber außerhalb

seiner Heimat kaum.

Exterieur:Kräftiger, trockener Kopf, manchmal Rammsnase, kräftiger Hals,

kurzer Rücken mit abfallender Kruppe und tief angesetztem Schweif.

Kräftige, trockene und gut bemuskelte Gliedmaßen. Größe: um

150 cm Stockmaß, nur selten größer. Farbe: viel Schimmel, aber

auch andere Farben. Charakter: feuriges Temperament, aber

gutartig. Verwendung: stets nur als Reitpferd verwendet, schnell und

ausdauernd. Als Freizeitpferd durchaus geeignet. Diese Eignung

könnte dem Berber zu einer größeren Verbreitung außerhalb seiner

heimatlichen Grenzen verhelfen.

Zähigkeit und Ausdauer machen ihn zu einem idealen Pferd für

Wanderritte, und obwohl er nur wenige Zentimeter über Ponymaße

groß wird, ist er durchaus in der Lage, auch schwerere Reiter zu

tragen.

HannoveranerNicht umsonst hat Niedersachsen ein springendes Pferd im Wappen.

Pferde spielten und spielen in diesem Bundesland eine große Rolle.

1888 wurde das Hannoversche Stutenbuch gegründet. 1922 wurden

seine Aufgaben vom Provinzialverband hannoverscher

Pferdezüchter übernommen. Die Hengsthaltung liegt fast ausschließ-

lich in staatlicher Hand. Die Hengste werden einer monatelangen

Leistungsprüfung unterzogen, bevor sie zum Deckeinsatz kommen.

Neben den selbstverständlichen rein körperlichen Leistungen wird

größter Wert auf das Wesen gelegt. Temperament, Charakter, Lei-

stungswille, alles wird beurteilt. Der Hannoveraner soll nicht nur ein

hervorragendes Sportpferd sein, sondern auch dem Freizeitreiter ein

angenehmer, braver Partner.

Da auch der Hannoveraner heute nicht mehr allzu mächtig

gewünscht wird, ist der Vollblutanteil in der Zucht wieder etwas

angestiegen, vor allem aber haben sich Trakehner Hengste auch in

der hannoverschen Zucht bewährt. Das Warmblutpferd

hannoverscher Prägung hat bedeutende Nachzuchtgebiete in

Deutschland. Auf rein hannoverscher Grundlage züchtet man in

Bayern ein Warmblutpferd. Der Westfale ist im Grunde ebenfalls ein

Hannoveraner, wenn auch mit eigenem Stutbuch und eigenem

Landgestüt.

Exterieur:Der Kopf wirkt manchmal etwas schwer, ist aber trotzdem edel. Gut

angesetzter, langer Hals, tiefe Brust lange, schräge Schulter und

ausgeprägter Widerrist, der eine gute Sattellage verbürgt. Gut

bemuskelter, verhältnismäßig langer Rücken mit langer, leicht

abfallender Kruppe und schön getragenem Schweif. Kräftige

Gliedmaßen mit trockenen Sehnen und massiven Sprunggelenken,

kräftigen Hufen. Die in puncto Bodenverhältnisse recht

unterschiedlichen Aufzuchtgebiete des Hannoveraners bedingen

auch eine relativ große Bandbreite im Typ.

Es gibt ausgesprochen starke Gewichtsträger mit großem

Springvermögen und ausgesprochen edle, leichtgewichtigere

Hannoveraner, die im Dressursport und für den Freizeitreiter

besonders geeignet sind. Farben: sehr viel Braune und Füchse, aber

auch Rappen und Schimmel aller Schattierungen. Größe: 165 cm bis

175 cm Stockmaß.

Verwendung: für alle Zwecke des Reit- und Fahrsports. Im

Springsport stehen Hannoveraner in Europa sowohl der Quantität als

der Qualität nach an der Spitze der Turnierpferde.

WestfaleWie das Nachbarland Hannover hat auch Westfalen ein springendes

Ross im Wappen, hier wie dort hat die Pferdezucht eine alte

Tradition und große Bedeutung. 1826 wurde das Landgestüt

Warendorf gegründet, im März 1904 in Münster das Westfälische

Pferdestammbuch e. V. angelegt. Anfangs wurde der Westfale auf

Oldenburger Basis gezüchtet, auch Anglo-Normänner fanden in der

Zucht Verwendung. Aber seit 1920 ist die westfälische

Warmblutzucht auf hannoverscher Grundlage aufgebaut, das Zucht-

ziel ein charakterlich einwandfreies, großrahmiges Reitpferd von

ruhigem Temperament, das sowohl für den Turniersport als auch für

den Freizeitreiter geeignet ist. Aus dem westfälischen Zuchtgebiet

sind in den letzten Jahren hervorragende Springpferde gekommen,

eine nie zu unterschätzende Reklame für eine Pferderasse.

Auch in der wohl schwierigsten Disziplin des Reitsports, der Vielsei-

tigkeitsprüfung oder Military, beweisen Pferde aus dem

Westfalenland ihre hohen Qualitäten. Anziehungspunkt für Tausende

von Pferdefreunden ist alljährlich die Hengstschau in Warendorf.

Nach Hannover verfügt Westfalen über die größte Zahl ein-

getragener Stuten.

Exterieur:Edler Kopf, langer, gut aufgesetzter Hals, lange, schräge Schulter,

ausgeprägter Widerrist. Gut bemuskelter Rücken, lange, muskulöse

Kruppe. Kräftige Gliedmaßen mit trockenen Sehnen und massiven

Gelenken. Größe: 165 cm bis 175 cm Stockmaß. Farbe: alle Farben.

Verwendung: Sport- und Freizeitpferd für alle Zwecke.

HolsteinerAuf den fetten Weiden der Marschen ebenso wie auf den kargeren

Gründen der Geest wuchsen schon im Mittelalter hervorragende

Pferde heran. Holsteiner Herzöge, dänische Könige und nicht zuletzt

die Klöster waren Förderer der Pferdezucht zu Zwecken der

Bodenbearbeitung wie für Kriegsnöte, wie es in einer alten Chronik

heißt. Hengste aus Andalusien brachten dem Holsteiner das stolze

Gepräge, den hohen Aufsatz, die erhabene Knieaktion. Holsteiner

Hengste waren begehrt, wurden nicht nur Stammväter der

hannoverschen Zucht, sondern auch in Oldenburg, Mecklenburg,

Westfalen eingesetzt. Aber eine Festigung des Typs brachte erst die

Nachzucht von Yorkshire Coach-Hengsten, die im vorigen

Jahrhundert aus England eingeführt wurden.

In der »preußischen Zeit Holsteins wurde 1867 das Landgestüt

Traventhal gegründet. 1891 schlossen sich die Züchter des

Marschlandes zusammen. 1896 gründeten auch die Züchter der

Geestlande einen Verband … und 1935 taten sich beide zum Wohle

der Zucht zum Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes

zusammen.

Von erheblicher Bedeutung war die Gründung der Reit- und

Fahrschule Elmshorn im Jahr 1894. Ihr Ziel war und ist auch heute

noch: Ausbildung der Züchterjugend, Herausbringen bestens

vorbereiteter Pferde für den Sport, erfolgreiche Werbung für das

Holsteiner Pferd.

1960 musste das Landgestüt Traventhal geschlossen werden, die

Zahl der Stutenbedeckungen war rapid zurückgegangen. Der

Züchterverband übernahm den Beschälerbestand. Das Zuchtziel des

Verbandes: Produktion eines marktgängigen Pferdes mit den

Vorzügen eines Reitpferdes für jeden Gebrauch, bei Beibehaltung

der unabdingbaren Eigenschaften eines Wirtschaftspferdes.

Bei der auch in der Holsteiner Zucht angestrebten Veränderung zum

marktgängigen, also edleren Typ verwendet man vor allem Vollblut-

hengste mit Steeplereigenschaften, damit das gewaltige

Springvermögen der Holsteiner keine Einbuße erleidet. So entstand

ein dem englischen und irischen Hunter adäquates, zwar immer noch

starkes, aber dabei edles Pferd, das im Großen Springsport ebenso

gefragt ist wie im Fahrsport. Holsteiner Gespanne haben die Nase

bei allen Gespannprüfungen vorn. Das Zuchtvolumen Holsteins ist

wesentlich geringer als das in Hannover oder Westfalen, trotzdem

finden sich im Turniersport fast ebenso viele Holsteiner wie

Hannoveraner.

Man kann einen Streifzug durch die Holsteiner Pferdezucht nicht

beenden, ohne des berühmtesten vierbeinigen Holsteiners zu

gedenken. Fritz Thiedemanns Meteor war unter den vielen guten

Springpferden Holsteins Bester der Besten, ein Ausnahmepferd, das

jahrelang auf allen großen Turnierplätzen bekannt und erfolgreich

gewesen ist.

Meteor setzte man ein Denkmal; es ist vor der Reit- und Fahrschule

Elmshorn aufgestellt.

Exterieur:Ausdrucksvoller, manchmal etwas schwerer Kopf mit Rammsnase.

Gut angesetzter, schön getragener Hals, gut gelagerte Schulter, tiefe

und breite Brust, kräftiger, oft etwas langer Rücken mit muskulöser

Nierenpartie und gut bemuskelter Kruppe. Korrekt gestellte

Gliedmaßen mit klaren Sehnen und Gelenken. Im Urtyp ein starkkno-

chiges, großes Pferd mit raumgreifendem Galopp und gewaltigem

Springvermögen, im heutigen Typ etwas edler.

Farbe: überwiegend Braune von Hell- bis Schwarzbraun, selten

Füchse und Schimmel. Größe: 165 cm bis 175 cm Stockmaß.

Charakter: gutes, oft lebhaftes Temperament. Verwendung: ein

Allroundpferd zum Reiten und Fahren mit spezieller Begabung zum

Springen.

OldenburgerSchon vor 300 Jahren praktizierte Graf Anton Günther, Regent von

Oldenburg, ein Verfahren in der Landes Pferdezucht, das man nur

als vorbildlich bezeichnen kann, und das entsprechenden Erfolg

hatte. Die Bauern erhielten aus seinen Gestüten nicht nur gute

Stuten zugeteilt, er stellte für sie dann auch seine Gestüthengste zur

Verfügung. Der gewünschte Pferdetyp jener Zeit war ein Karossier

mit viel Aufsatz und hohem Kniebug. Man könnte sagen, der hoch

trabende Oldenburger Karossier war der Mercedes 600 jener Zeit.

Aber die Zeiten ändern sich. Kutschpferde sind nur selten gefragt,

schwere Reitpferde erst recht.

So stand auch die Oldenburger Pferdezucht vor dem Problem, den

Oldenburger zu einem leichteren Sportpferd um zu züchten, ohne die

solide Grundlage des verhältnismäßig kleinen Stutenstammes zu

zerstören. Die Umzüchtung zum edlen Sportpferd ist voll gelungen,

ohne dass das leichtere Kaliber dem Oldenburger die stolze Haltung,

die Energie im Gang genommen hätte.

Exterieur:Feiner, edler Kopf, hoch aufgesetzter Hals, gut gelagerte, lange

Schulter, ausgeprägter Widerrist, nicht zu langer, kräftiger Rücken

und gut bemuskelte Kruppe. Korrekt gestellte Gliedmaßen, trocken

und muskulös mit kräftigen Gelenken. Farbe: braune, Rappen,

seltener Schimmel und Füchse. Größe: ideal 165 cm, Streuung nach

oben und unten von etwa 5 cm.

Charakter: ruhiges, angenehmes Temperament. Verwendung: Sport-

und Freizeitpferd, auch als Kutschpferd immer noch mit her-

vorragenden Leistungen. Als Militarypferd sehr gefragt.

OstfrieseDen eigentlichen alten Ostfriesen gibt es nicht mehr. Er war ein

schwerer Warmblüter, hart an der Grenze zum Kaltblut stehend, aber

mit viel Gang und Nerv: ein vorzügliches Kutsch- und

Wirtschaftspferd, im Mittelalter ein beliebtes und bekanntes

Ritterpferd. Später wurden bereits leichte, edle Hengste eingekreuzt,

die nicht immer das gewünschte Resultat brachten. Vor rund sechzig

Jahren stellte man Vollblut-Araber auf. So hat man sich dazu

entschlossen, den Ostfriesen dem Hannoveraner anzugleichen, um

das gewünschte Sportpferd im großen Rahmen mit genügend Adel

und Schwung anbieten zu können. Nicht nur im Pferdetyp sucht man

sich hannoverisch zu orientieren, das Ostfriesische Stutbuch hat sich

dem Verband hannoverscher Warmblutzüchter angeschlossen, und

es werden nur noch Hengste gekört, die arabischer, hannoverscher

oder ostpreußischer Abstammung sind.

Exterieur:Edler, auffallend kleiner Kopf, häufig mit Rammsnase, schön

angesetzter, mächtiger Hals, tiefer, breiter Rumpf mit gerader, gut

bemuskelter Kruppe, gut gelagerte Schulter, wenig Widerrist, kurze

kräftige Gliedmaßen mit trockenen Sehnen und starken Gelenken.

Farbe: viel Füchse, aber auch Braune, Rappen, bei Friesenarabern

viel Schimmel. Größe: Friesenaraber.

Württemberger

Der Württemberger war ehemals ein| nahe am Kaltblut stehendes,

kräftigest Wirtschaftspferd, wie die Bauern des| Landes es

brauchten: solide, zuverlässig, gutartig, sicher im Zug. Aber was über

Jahrhunderte hinweg gut und richtig war, hatte plötzlich keinen Wert

mehr. Sollte die Zucht des Württemberger Warmbluts

weiterbestehen, musste auch hier der große Umbruch erfolgen.

Der Württemberger von heute ist ein Pferd, das es an Eleganz und

Schönheit mit den gestandenen Reitpferdrassen aufnehmen kann

und dabei Zuverlässigkeit und guten Charakter des alten Typs

behalten hat. So ist auf dem Boden des über vierhundert Jahre

bestehenden und damit ältesten deutschen Gestüts Marbach eine

alte Pferderasse in neuem Glanz erstanden.

Exterieur:Edler Kopf, schön angesetzter Hals, tiefe Brust, ausgeprägter

Widerrist, gut bemuskelter, nicht zu langer Rücken und breite,

muskulöse Kruppe. Schräge Schulter, kräftiges Fundament mit

korrekter Beinstellung, harte Hufe. Farbe: Braune, Füchse, Rappen,

selten Schimmel. Größe: 160 cm bis 165 cm und darüber.

Verwendung: vielseitig verwendbares Sportpferd mit gutem

Charakter.

Hessisches Warmblut

Obwohl nicht so bekannt wie Hannoveraner, Holsteiner oder

Trakehner, gehört der Hesse zur ersten Klasse unserer

Warmblutzuchten. Wurde früher der etwas schwere Typ bevorzugt,

ist der Hessische Warmblüter heute eleganter geworden. Neben

Hannoveranern wurden auch Trakehner Hengste eingesetzt, sodass

der überall gewünschte Sportpferd-Typ auch vom Hessen verkörpert

wird. Hessen ist wie Westfalen und Hannover ein Pferdeland und hat

einen sehr großen Stutenbestand.

Exterieur:Wie der Hannoveraner ein Warmblüter, der von Leicht- bis

Schwergewicht jeden Reiter zu tragen vermag. Ein elegantes Pferd

mit viel Temperament, für den großen Sport ebenso geeignet wie für

den Freizeitreiter. Ein Hesse war sogar Sieger des schweren Spring-

Derbys in Klein-Flottbek: Kosmos unter dem unvergessenen Hartwig

Steenken 1974.

Bayrisches WarmblutAus dem urbayrischen Rottaler wurde in Anpassung an das heute

gewünschte Sportpferd das Bayrische Warmblut. Die Zucht ist auf

dem leichteren Typ des Hannoveraners aufgebaut. Auch Englische

Vollblüter und einige Trakehner wurden eingesetzt.

Seit 1963 ist das Bayrische Warmblut als bodenständige Rasse

anerkannt, das Zuchtziel ist ein elegantes Warmblutpferd mit

raumgreifenden, flachen Gängen, für alle Zwecke des Sports zu

verwenden.

Exterieur:Elegantes Warmblutpferd in großem Rahmen, dem Hannoveraner

ähnlich: Gut angesetzter, langer Hals, tiefe Brust, lange, schräge

Schulter und ausgeprägter Widerrist. Gut bemuskelter, langer

Rücken, kräftige Gliedmaßen mit trockenen Sehnen und massiven

Sprunggelenken. Größe: bis 170 cm Stockmaß: Farbe: überwiegend

Braune und Füchse, andere Farben kommen vor. Verwendung:

vielseitiges Sportpferd mit gutem Charakter und raumgreifenden,

flachen Gängen.

Brandenburger1787 wurde das Gestüt Neustadt a. d. Dosse gegründet. Zuchtziel

war ein für alle Zwecke verwendbares Warmblutpferd, schwer genug,

um auch in der Landwirtschaft jede Arbeit ausführen zu können, als

Kutschpferd gängig und ausdauernd, als Reitpferd noch nicht zu

schwer. Nach dem letzten Weltkrieg baute man die Brandenburger

Rasse mit Hannoveranern und einigen ostpreußischen Hengsten

wieder auf, das Zuchtziel ist aber nicht mehr ein schwerer Warm-

blüter, sondern der heute überall erwünschte Typ des gängigen

Sportpferdes.

Exterieur:Mittelgroßer Kopf, gut aufgesetzter Hals mittlerer Länge, gerader,

kräftiger Rücken, gut bemuskelte, recht lange Kruppe. Kräftige,

trockene Gliedmaßen. Größe: 165 cm Stockmaß, auch weniger oder

mehr. Verwendung: Reit- und Wagenpferd mit ruhigem

Temperament. Farbe: überwiegend Braune.

Cleveland BayDer Cleveland-Bay oder Cleveland 1 Brown, wie er seiner

ausschließlich braunen Farbe wegen auch genannt wird, ist ein

mittelschweres Warmblutpferd. Die Geschichte seiner Zucht ist etwa

200 Jahre alt, seine engere Heimat die Grafschaft Yorkshire.

Seine heutige Bedeutung liegt in dem Wert, den er für die Produktion

des Hunters hat. 1884 gründeten die Züchter, die Cleveland Bay

Horse Society, und nur die in ihrem Stutbuch eingetragenen Pferde

gelten als reine Cleveland Bay. Übrigens haben Cleveland Bay-

Hengste in früherer Zeit auch großen Einfluss auf deutsche

Warmblutzuchten gewonnen, so auf die Oldenburger Zucht.

Exterieur:Etwas langer, aber nicht unedler Kopf, kräftiger, gut getragener Hals,

schräge, lange Schulter, langer, manchmal etwas weicher Rücken,

lange Kruppe. Trockenes Fundament, lange Röhren, breite

Sprunggelenke. Farbe: Nur Braune, weiße Abzeichen gelten als

fehlerhaft. Größe: 165 cm bis 170 cm. Verwendung: für alle Zwecke

geeignetes Warmblutpferd mit ruhigem Temperament, großem

Spring- und Galoppiervermögen.

Seit alters her besteht die Tradition, dass die Kutschpferde für den

Königlichen Marstall überwiegend Cleveland Bays sind. Das ist aber

nur noch ein freundlicher Nebenzweig der Cleveland-Bay-Zucht.

-

HunterIrische und englische Hunter genießen Weltruf. Sie sind ein Begriff,

aber keine eigene Rasse. Großrahmige Vollblüter, auf der Rennbahn

als Steepler erprobt, sind die Väter. Stuten sehr stabiler

Warmblutrassen. In England überwiegend des Cleveland Bay, in

Irland vom Irisch Draught Horse, einem hart am Kaltblüter stehenden

Zugpferd, die Mutter dieser begehrten Jagdpferde mit dem

legendären Ruf. Äußere Schönheit spielt nicht die geringste Rolle bei

der Hunterzucht, es gibt ausgesprochen hässliche Pferde unter

ihnen, Hauptsache, die Leistung stimmt.

Eine Exterieurbeschreibung erübrigt sich, da kein einheitliches

Rassebild besteht. Gewünschte Merkmale: großrahmiges,

muskulöses Pferd von gedrungenem Bau mit breiter, geräumiger

Brust und starken Gliedmaßen. Größe: Wird unterschiedlich

angegeben, etwa 160 cm und darüber. Farbe: alle Grundfarben.

Einteilung in drei Gewichtsklassen, wobei sich das Gewicht nicht auf

das Pferd, sondern auf den von ihm getragenen Reiter bezieht:

Schwergewichts-Hunter, Mittelgewichts-Hunter, Leichtgewichts-Hun-

ter.

Im Springsport wird heutzutage auch Schnelligkeit verlangt, so dass

Hunter mit hohem Vollblutanteil besonders gesucht sind. Sie können

nicht nur sauber, sondern auch schnell über Hindernisse gehen.

HackneyDieser auffallende Traber mit dem hohen Kniebug ist heute ein

reines Schau-Pferd. Seine Ahnen, die Norfolk-Trotter, wurden schon

vor Jahrhunderten von den Farmern der Grafschaften Yorkshire und

Norfolk ihre außerordentlich schnellen und ausdauernden Trabens

wegen als Reit- und Wagenpferde hoch eingeschätzt. 1882 gründete

man in Norwich eine Gesellschaft zur Veröffentlichung eines

Stutbuches für den englischen Traber und gab diesem Pferd den

Namen Hackney. Dieser Hackney, in dessen Adern Vollblut,

spanisches und arabisches Blut floss, entwickelte sich zum reprä-

sentativen Kutschpferd der Jahrhundertwende. Die Blütezeit der

Hackneyzucht währte bis zum Ersten Weltkrieg. Als wieder normale

Zeiten herrschten, musste das Kutschpferd seine dominierende Rolle

an das Auto abgeben. Das war für den Hackney beinah ein ver-

nichtender Schlag. Dabei hatten Hackney-Hengste ihre Meriten auch

als gute Vererber bewiesen, der Hackney besitzt nämlich ein sehr

gutes Springvermögen. So hatte zum Beispiel die Olympiasiegerin

1936 Tora einen Hackneyhengst zum Vater. Wenn es nicht immer

noch Menschen gäbe, die ihr Herz an diese Pferde hängen, so wäre

der Hackney wohl schon verschwunden.

Exterieur:Großer, aber trotzdem edler Kopf, manchmal etwas Rammsnase,

mäßig langer, muskulöser Hals, hoher Widerrist, kräftiger Rücken.

Meist steile Schulter, gerade, manchmal leicht ab fallende Kruppe,

kräftige Gliedmaßen, kurze Röhren, leicht schräge Fesseln, feste,

runde Hufe. Auf einen schön getragenen Schweif wird Wert gelegt.

Farbe: Braune aller Schattierungen, Füchse, Rappen, auffallende

weiße Abzeichen erwünscht.

Größe: 150 cm bis 160 cm. Charakter: sehr temperamentvoll.

Verwendung: Wagenpferd mit extrem hohem Kniebug und step-

pender Trabaktion. Ein kleiner Bruder ist der Zwerg-Hackney.

CobDer Cob ist keine eigenständige Rasse, so wenig wie der Hunter,

spielt aber trotzdem eine große Rolle in der Zucht.

Der Cob soll alles haben, was man von guten Reit-, Spring- und

Wagenpferden erwartet, dabei nicht über höchstens 155 cm

Stockmaß hinauswachsen und mit besten Charaktereigenschaften

ausgestattet sein. Er muss schwergewichtige Reiter über Hinder-

nisse tragen können, als Reitpferd einen flachen, raumgreifenden

Gang haben und als Wagenpferd an den hohen Kniebug des

Hackney herankommen. Das alles wird durch entsprechende

Kreuzungen z. B. von kräftigen Ponystuten mit Vollbluthengsten er-

reicht. Seine geringe Größe macht den Cob zu einem sowohl für

ältere als auch sehr junge Reiter geeigneten Pferd.

Exterieur:Ein kurzbeiniges, kräftiges Pferd, manchmal etwas derb wirkend, mit

sehr bemuskelter, runder Kruppe. Schulter soll lang und schräg sein,

der Hals ist meist sehr stark, die Brust breit. Die Idealgröße liegt bei

150 cm. Cobs sind hervorragende Freizeitpferde, weil sie vom Pony

die Robustheit mitbringen können und dazu einen liebenswürdigen

Charakter haben. Der einzige zuchtgefestigte Cob ist der Welsh Cob.

Der Cob ist ebenso wie der Welsh-Cob bei uns noch eine Seltenheit.

Als ich einer sehr pferdeerfahrenen Bekannten die Aufnahmen eines

Welsh-Cob- Hengstes zeigte, fragte sie erstaunt: Was ist ein Cob?

Es wäre zu wünschen. dass die in diesem Buch erfolgte Vorstellung

dieses vielseitigen Pferdes ihm auch bei uns zu größerer Verbreitung

verhilft.

Anglo-NormännerNimmt man Anglo-Araber und Traber aus, die zwar beide mit Erfolg

auch in Frankreich gezüchtet werden, aber keine französischen

Rassen im engsten Sinn sind, bleibt als Warmblutpferd französischer

Prägung der Anglo-Normanne übrig.

Ob es stimmt, dass die Wurzeln der Rasse bis zu der Zeit der

Mauren und einer armorikanischen Rasse zurückreichen, lässt, sich

nicht mit Sicherheit nachweisen.

Armorika ist die lateinische Bezeichnung für ein Gebiet, zu dem die

Bretagne, die Vendee und die westliche Normandie gehören. Die von

Skandinavien kommenden Normannen setzten sich an der

Westküste Frankreichs fest. Nach einer langen Blütezeit erlebte die

Zucht der Race Normande durch wahllose Einkreuzung von

Fremdblut einen Niedergang, der fast den Untergang der norman-

nischen Pferde gebracht hätte. Frankreich befand sich zu jener Zeit

ja allein rund hundert Jahre im Krieg mit England, die ständigen

Remontierungen ließen den Pferdebestand nahezu ausbluten. Erst

von 1830 an begann eine Regeneration. Man führte aus England

Vollblüter und Halbblüter ein, unter anderen den Norfolk-Trotter

Young Rattler. Mit ihm begann die eigentliche Geschichte des Anglo-

Normänners. Gleichzeitig wurden Leistungsprüfungen im Trab für die

zur Zucht bestimmten Pferde eingeführt. Ab 1860 gilt der Anglo-

Normanne als gefestigte Rasse.

Der Anglo-Normanne war um die Jahrhundertwende als

schnelltrabender Karossier, als Renntraber und auch als

Wirtschaftspferd sehr begehrt.

Der Traber wurde dann als Trotteur Francais sozusagen selbständig,

das Kutsch- und Wirtschaftspferd entwickelte sich zu einem

Sportpferd von hohen Graden. Französische Tumierreiter glänzten

mit Anglo-Normannen auf vielen Turnieren. Bisheriger Höhepunkt

war der Olympiasieg von Pierre J. d'Oriola auf dem Anglo-

Normannen Lutteur in Tokio.

Aber die Rasse erwies sich auch für andere Warmblutrassen als

wertvoll, sie stellte vorzügliche Vererber, die die Warmblutzuchten in

Deutschland (Oldenburg. Württemberg, Holstein), Schweiz

(Einsiedler. Freiberger). Schweden und Holland stark beeinflussten

und noch beeinflussen. Nicht zu vergessen Ungarn: der Anglo-

Normänner Nonius hat dort einer ganzen Rasse seinen Namen

gegeben. Hauptzuchtgebiet ist die Normandie mit den Gestüten Le

Pin und Saint-Lö.

Exterieur:Mittelgroßer Kopf, manchmal leichte Rammsnase, verhältnismäßig

große Ohren, langer, muskulöser Hals, gut entwickelter Widerrist,

lange, schräge Schulter. Verhältnismäßig langer Rücken, manchmal

etwas weich, muskulöse, wenig abfallende Kruppe. Kräftige

Gliedmaßen mit klaren Gelenken. Feste, manchmal etwas breite

Hufe. Der Anglo-Normanne wird seit 1967 offiziell Seile Francais

genannt (Französisches Reitpferd).

Außer diesem Sportpferdtyp wird in geringer Zahl auch noch der

Cob-Typ als mittelschweres, aber gängiges Wagen- und

Wirtschaftspferd gezüchtet. Größe: bis 165 cm Stockmaß; Cob etwa

10 cm. Farbe: überwiegend Braune und Füchse. Besonders zu

beachten ist die Spätreife der Anglo-Normänner, das bedeutet, sie

sind erst mit 6-7 Jahren erst voll belastbar. Charakter: lebhaft, aber

gutartig, mit dem Temperament ausgestattet, das ein gutes

Sportpferd laben muss.

Camargue-PferdDas Crin Blanc zieht viele begeisterte Touristen in jene

provenzalische Landschaft, nach der es genannt wird, die Tamargue.

In dem morastigen Mündungsgebiet der Rhone, das mehr als

7000 km2 umfasst, leben außer zahllosen Mücken und vielen

Vogelarten halbwilde kleinwüchsige, schwarze Rinder, von berittenen

Hirten bewacht. Zu dieser nicht ganz ungefährlichen Hütearbeit

werden entsprechende Pferde gebraucht. Sie sind in den ebenfalls

halbwild lebenden, unverwüstlichen Pferden der Camargue

sozusagen griffbereit« vorhanden. Die Hirten fangen sich aus der

Pferdeschar heraus, was sie brauchen. Um die anderen kümmert

man sich kaum, sie leben weitgehend sich selbst über- lassen. Das

Camargue-Pferd besitzt die wachen Instinkte des fast noch wild

lebenden Pferdes, hat ein schnelles Reaktionsvermögen, was bei der

Unberechenbarkeit der Stiere unbedingt nötig ist. Es springt gut und

sicher, was in dem unübersichtlichen Sumpfgelände ebenfalls sehr

wichtig ist, und hat bei allem Temperament einen gutartigen

Charakter. So lag es nahe, den vielen Naturfreunden, die alljährlich

das sehenswerte Tierreservat im Süden Frankreichs besichtigen,

einen Ritt auf den nur ponygroßen Camargue-Pferden anzubieten

und damit das Interesse von Freizeitreitern auf diese Pferde zu

lenken.

Das Crin Blanc soll von dem in der Altsteinzeit lebenden Solutrepferd

abstammen. Orientalisches Blut, Berber und iberische Rassen sind

eingekreuzt worden.

Die Bezeichnung Crin Blanc (Crin = Rosshaar, Mähnenhaar; blanc =

weiß) deutet darauf hin, dass es sich bei den Pferden ganz

überwiegend um Schimmel handelt, selten kommen Füchse vor. Es

besteht eine Zuchtorganisation, die Aufzucht erfolgt in halbwilden

Herden (Manades) von je vierzig bis fünfzig Tieren.

Exterieur:Schwerer, oft rammsnasiger, selten edler Kopf, große Ohren, große,

aufmerksam und klug blickende Augen. Kurzer, gerader Hals, häufig

Hirschhals, flache, breite Brust, wenig Widerrist, muskulöser,

kräftiger Rücken, schmale, kurze, manchmal abfallende Kruppe.

Trockene Gliedmaßen mit guten Gelenken und starken, gesunden

Hufen. Sehr üppiges Mähnen- und Schweifhaar. Größe: 145 cm

Stockmaß, selten mehr. Farbe: ganz überwiegend Schimmel, wenig

Füchse. Verwendung: ausdauerndes, hartes Gebrauchspferd für den

Spezialeinsatz als Hirtenpferd. Geduldiges, wenn auch durchaus

temperamentvolles Reitpferd für Erwachsene und Jugendliche.

Zuchtgebiet: Rhone-Delta, Südfrankreich.

Niederländisches WarmblutMit viel Gespür für die Zeichen der Zeit auf dem Pferdemarkt und

großem Geschick haben es Hollands Pferdezüchter verstanden, ihre

beiden schweren Warmblutrassen, Groninger und Gelderländer,

durch entsprechende Zufuhr leichteren Blutes in gängige Sportpferde

umzuwandeln. Turniergrößen wie Rex the Robber rückten Pferde

aus Holland ins Blickfeld der Reiterwelt. Pferde, die im Typ

Schwergewichtshuntern entsprechen, gewaltig springen können und

immer noch, fall erwünscht, hervorragende Kutschpferde abgeben.

Der Groninger alten Schlages ist dabei allerdings fast verschwunden,

es besteht ja auch kaum noch Nachfrage für ausgesprochene

Karossiers. Der durch Vollblut und Halbblut veredelte Groninger

wurde wiederum bei den Gelderländern eingesetzt, um ein möglichst

einheitliches Pferd im gewünschten Typ des vielseitig verwendbaren

Sportpferdes zu bekommen. Der Gelderländer des alten Typs, den

man auch noch findet, ist ein Wirtschaftspferd, für alle Arbeiten in der

Landwirtschaft geeignet, ein ausgezeichnetes Wagenpferd, aber

auch ein stabiles, gut gehendes Reitpferd. Typisch für ihn ist die

Fuchsfarbe mit vielen weißen Abzeichen. Wenn es auch heute noch

die Bezeichnungen Groninger und Gelderländer gibt, so wird es

vermutlich in einiger Zeit nur noch das Niederländische

Warmblutpferd geben, denn das ist die logische Konsequenz aus

den erfolgreichen Bemühungen der Pferdezüchter Hollands, ein

modernes Sportpferd zu züchten.

Exterieur:Edler Kopf, starker, gut aufgesetzter Hals, gut ausgeprägter

Widerrist, breiter, tiefer Rumpf, zwar leichter als der Urtyp, aber

immer noch mit viel Masse. Größe: 160 cm bis 170 cm Stockmaß.

Farbe: viel Füchse, auch Schimmel und Braune. Verwendung: sehr

gutes Sportpferd mit hervorragenden Gängen und Springvermögen.

Sehr gutes Wagenpferd. Zuchtgebiet: Niederlande.

I

i

FrieseKnochenfunde aus prähistorischer Zeit beweisen, dass in Friesland

schon vor Tausenden von Jahren ziemlich schwere Pferde

vorhanden waren. Dass sie die Vorfahren der Friesen sind, lässt sich

zwar vermuten, aber nicht mit Sicherheit behaupten. Der Friese, wie

wir ihn noch heute kennen, ist das Produkt einheimischer Pferde, die

mit den von den Spaniern im 16. Jahrhundert ins Land gebrachten

orientalischen Rassen vermischt wurden. Ein recht elegantes Pferd

mit hoher Trabaktion entstand. Als im 17. Jahrhundert Trabrennen

eine Art Volkssport wurden, begann man, den Friesen systematisch

zum Harddraver, zum schnellen Traber, um zu züchten. Auch der

Friese wurde dann von einem derart heftigen Niedergang der Rasse

bedroht, dass er fast verschwunden wäre. Es gab 1910 nur noch drei

Beschäler im ganzen Land! Auch in diesem Fall fanden sich in letzter

Minute Freunde der Rasse zusammen, ein neues Stutbuch wurde

aufgelegt und der Wiederaufbau der Rasse mit Geschick und

Engagement betrieben. Königin Juliane der Niederlande übernahm

1954 die Schirmherrschaft über die nun Königliche Friesische

Züchtergemeinschaft. Immer noch kann der Friese seine spanischen

Ahnen nicht verleugnen und trabt mit hoher Knieaktion. Ihn vor dem

Wagen zu sehen, ist erfreulich. Er bewährt sich auch als braves

Pferd zum Spazierenreiten, mit weichen Gängen; besonders für

Reiter geeignet, die sich ihrer Größe und ihres Gewicht wegen nicht

so gern auf ein Pony setzen.

Exterieur:Mittellanger Kopf mit völlig gerader Profillinie, aufmerksam gespitzten

Ohren, lebhaft blickenden Augen. Schön aufgesetzter, kräftiger Hals,

ziemlich steile Schulter, kurzer Rücken, manchmal leicht eingesenkt,

stark abfallende Kruppe, tiefer Schweifansatz.

Kräftige, aber verhältnismäßig schlanke Gliedmaßen, harte Hufe,

unterschiedlich starker Kötenbehang. Größe: um 160 cm Stockmaß.

Farbe: nur Rappen ohne Abzeichen, ein kleiner Stern wird akzeptiert.

Verwendung: durch sein überragendes Trabvermögen ein sehr

schönes Wagenpferd, das auch angenehm unter dem Reiter geht.

Ein gutartiges, fleißiges und langlebiges Pferd. Zuchtgebiet:

Westfriesland.

EinsiedlerDas Pferd mit dem eigenartigen Rassenamen ist tatsächlich ein

Pferd der Mönche gewesen. Bereits Mitte des 11. Jahrhunderts fand

die Pferdezucht der Benediktinermönche von der Abtei Einsiedeln im

Kanton Schwyz Erwähnung. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert

erreichte die Zucht der Cavalli della Madonna ihren Höhepunkt, um

als Folge der Napoleonischen Kriege fast ausgelöscht zu werden.

Die Pferde wurden als willkommene Beute weggeführt.

Der Wiederaufbau der Zucht gestaltete sich sehr mühsam. Die

Mönche kauften auf, was an rein gezüchteten Einsiedlern in der

Umgebung noch vorhanden war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts

wurde ein Yorkshire-Hengst aufgestellt, später zwei Anglo-

Normänner und mehrere Hackneys. Vor allem die Anglo-Normänner

setzten sich durch und beeinflussten die Zucht so, dass man den

Einsiedler von heute als Allroundpferd vom Anglo-Normänner-Typ

bezeichnen kann.

Exterieur:Edler Kopf, lebhafte, aufmerksam blickende Augen, gut aufgesetzter

Hals, tiefe Brust und kräftiger Rücken, leicht abfallende Kruppe,

kräftiges Fundament, gesunde, harte Hufe. Größe: um 160 cm

Stockmaß. Farbe: alle Grundfarben. Verwendung: Beliebtes

Kavalleriepferd, gesuchtes Reitpferd, auch für Turnierzwecke, mit

gutem Wesen. Ebenso sicher als Wagenpferd. Zuchtgebiet: Schweiz.

FreibergerDer Freiberger ist die zweite Schweizer Rasse. Es ist eigentlich

erstaunlich, dass dieses verhältnismäßig kleine Land zwei

bodenständige Pferderassen besitzt. Das Jurapferd, wie der

Freiberger auch genannt wird, war einst das Postkutschenpferd der

Schweiz. Mehrspännig zog es schnell und zuverlässig die

schwerbeladenen Postkutschen über die schwierigen Alpenstraßen.

Dazu waren nicht nur kräftige Pferde nötig, sondern auch besonders

scheufreie, absolut zuverlässig im Zug auch in kritischen Situationen.

Als die Eisenbahn ihren Siegeszug antrat, verlor der Freiberger seine

Aufgabe als Postkutschenpferd, behielt aber seine Bedeutung als

mittelschweres Pferd für die Landwirtschaft und als Militärpferd.

Auch der Freiberger erlebte das Auf und Nieder, das keiner

Pferderasse im Laufe ihrer Geschichte erspart bleibt. Anfang unseres

Jahrhunderts war der Freiberger durch die Zuführung von

Englischem Vollblut den Bauern zu leicht geworden, nun wurde

Kaltblut eingekreuzt. Dann richtete man die Zucht wieder nach den

Wünschen der Armee aus, die ein kräftiges, aber nicht schwerfälliges

Zugpferd brauchte. 1942 wurde ein Halbblut-Araber eingeführt, mit

dem kam wieder eine etwas leichtere Linie in die Zucht. Der

Freiberger von heute soll ein leichtes, gängiges Zugpferd sein,

sowohl für die Landwirtschaft als auch für den Dienst in der Armee

als Saumtier geeignet. Im Übrigen ist der Freiberger noch in einer

anderen Beziehung ein Zugpferd. Die Jurapferde sind eine echte

Touristen-Attraktion.

Exterieur:Feiner Kopf mit kleinen Ohren und aufmerksamen Augen.

Mittellanger, gut angesetzter Hals, kräftiger Rücken, gut bemuskelte

Kruppe, kräftige, kurze Gliedmaßen mit harten, gesunden Hufen.

Größe: um 160 cm Stockmaß. Farbe: alle Grundfarben.

Verwendung: gängiges Zugpferd mit Wandlungstendenz zum

Sportpferd. Zuchtgebiet: Schweiz.

Frederiksborger

Die Geschichte dieser einzigen bodenständigen dänischen

Warmblutrasse ist bunt, von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. 1562

wurde das Hofgestüt Frederiksborg bei Kopenhagen gegründet. Die

damals so beliebten andalusischen und neapolitanischen Hengste

bildeten den Stamm, und die Zucht erwies sich als äußerst erfolg-

reich. Nicht nur, dass der Frederiksborger Hengst Pluto Mitbegründer

der Lipizzaner war und die Stute Deflorata aus Frederiksborg Be-

gründerin einer Lipizzaner Mutterstutenlinie, kurioserweise soll sogar

König Philipp II. von Spanien Frederiksborger Zuchthengste aus

Dänemark für seine Reitpferdezucht nach Spanien geholt haben.

Die starke Nachfrage nach den statiösen Pferden, die sich vortrefflich

für die im Barock so beliebte Hohe Schule eigneten, führte zu einer

ziemlich wahllosen Vermehrung. Es wurden schließlich sogar

qualitätsvolle Zuchtpferde verkauft. Um die Mitte des vorigen

Jahrhunderts führte der Ausverkauf des Frederiksborgers zur

Schließung des Gestüts, aber nicht zur völligen Vernichtung der

Rasse. Private Züchter verwandelten den Frederiksborger

Karossiertyp zum vielseitig verwendbaren Wirtschaftspferd, einem

immer noch mit schönem Gang ausgezeichneten starken

Warmblüter.

Neuerdings bemüht man sich, dem allgemeinen Trend folgend, aus

dem Frederiksborger ein modernes, also noch etwas leichteres

Sportpferd zu machen, denn nur so wird es überleben.

Exterieur:Kleiner, edler Kopf, Rammsnase häufig, schön aufgesetzter Hals,

wenig markierter Widerrist, gut gelagerte Schulter, langer, oft etwas

matter Rücken, lange, schräge Kruppe. Kräftige, trockene

Gliedmaßen, gut geformte, kleine Hufe. Größe: 155 cm bis 160 cm

Stockmaß, auch darüber. Farbe: überwiegend Füchse, selten andere

Farben. Verwendung: energisch vorwärtsgehendes Wagen- und

Reitpferd, temperamentvoll, gutartig. Die Zucht liegt ganz in

bäuerlicher Hand.

Eine aparte farbliche Variante des Frederiksborgers ist der

Knapstruper, ein Tigerschimmel. Diese Sonderrasse war fast

verschwunden, wird aber neuerdings wieder vermehrt gezüchtet, da

die Nachfrage nach aparten Pferden steigt. Knapstruper Hengste, die

ihre Farbe gut vererben, sind gesucht, denn die Fellzeichnung mit

den kleinen, unregelmäßig verteilten runden Flecken wird

keineswegs sicher vererbt. Im Exterieur entspricht der Knapstruper

dem Frederiksborger.

Schwedisches WarmblutSchweden ist flächenmäßig ein großes Land, aber ein dünn

bevölkertes. Umso erstaunlicher erscheinen die stolzen Erfolge der

schwedischen Warmblutzucht.

Schon im vorigen Jahrhundert wurden Trakehner, Englisches Vollblut

und Anglo-Araber zur Veredelung des in Schweden gezogenen

Warmbluts angekauft, und zwar nur erstklassige Hengste. Auch

Anglo-Normänner kreuzte man ein, also alles Rassen im besten

Reitpferdtyp.

Vor etwa 300 Jahren wurde das Gestüt Flyinge bei Lund in der

Landschaft Schonen gegründet. Aber damals experimentierte man

viel, das ständige Hin und Her in der Zucht schadete mehr, als dass

es etwas einbrachte. Ab Mitte des vorigen Jahrhunderts besann man

sich auf eine einheitlich ausgerichtete Linie in der Zucht und führte

1874 ein Prämiensystem für das gesamte Zuchtmaterial ein. Das

Gestüt Flyinge wurde 1888 aufgelöst, aber 1924 als Hengstdepot

wieder eröffnet. Qualitätsvolle Hengste aus Hannover und beste

Trakehner wurden auch nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, so

dass der Typ des Schwedischen Warmblüters als edles,

leistungsfähiges Sportpferd noch mehr gefestigt und ein

Exportschlager wurde.

ExterieurHals, muskulös, aber nicht plump wirkend. starkes, trockenes

Fundament mit sehr gesunden Sehnen und Gelenken, starke Hufe,

fast kein Kötenbehang. Größe: bis 156 cm Stockmaß. Farbe:

überwiegend Braune und Rappen, selten Füchse und Falben. Ver-

wendung: leistungsfähiges Zugpferd mit sehr gutem Schritt und für

ein Pferd dieses Kalibers verblüffend leichtem. flotten Trabvermögen.

Temperamentvoll, aber gutartig und zuverlässig. Sehr hart,

ausdauernd und langlebig. Zuchtgebiet: Nordschweden, Hauptgestüt

Wangen.

Die Hengste müssen sich seit 1930 einer Leistungsprüfung

unterziehen und werden zur Zucht nur nach bestandener Prüfung

zugelassen.

DölepferdÄhnlich dem Nordschwedischen Pferd, zu dessen Ahnen es übrigens

gehören soll, ist Norwegens Dölepferd ein schwerer Warmblüter oder

ein leichter Kaltblüter, es kommt auf den Standpunkt an. Immerhin

stellt diese Rasse die Hälfte der Pferde Norwegens, ist wesentlich

flinker als Kaltblüter zu sein pflegen, und geht einen so schnellen,

munteren Trab, dass das Dölepferd wie sein schwedischer Nachbar

auch als Traber eingesetzt wird. So verwunderlich ist es vielleicht

nicht, wenn man hört, dass das Dölepferd aus Kreuzungen des

Alten, dem Fjordpferd ähnlichen Landschlag mit Englischem Vollblut

und Frederiksborgern Dänemark entstanden ist. Zwar wurde dann

später von der Landwirtschaft ein etwas schwererer Typ gezüchtet,

und man züchtete dann den Arbeitstyp und den Trabertyp. Aber da

die Nachfrage nach dem schweren Dölepferd aus bekannten

Gründen sehr nachgelassen hat, hat nun wieder der flinke Döletraber

die »Vorfahrt«.

Exterieur:Hübscher, edlen Ponys ähnlicher Kopf, kräftiger Hals mit langem,

dichtem Mähnenhaar, kräftiger Rücken, muskulöse, lange Kruppe.

Kräftige, gut gestellte Gliedmaßen mit einwandfreien Hufen, starker

Kötenbehang, üppiges Schweifhaar, ein harmonisch gebautes Pferd

von Mittelgröße. Größe: 150 cm bis 157 cm Stockmaß. Farbe: fast

nur Braune und Rappen.

Verwendung: zugfestes Arbeitspferd, flinker, ausdauernder Traber,

auch zum Reiten gut geeignet. Hart, genügsam und leichtfutterig.

Zuchtgebiet: vor allem das Gudbrandsdal, nach dem es auch

Gudbrandsdaler genannt wird.

LipizzanerJeder, der sich nur ein bisschen für Pferde interessiert, wird bei dem

Stichwort Österreich automatisch an die vierbeinigen Künstler der

Spanischen Hofreitschule in Wien, die Lipizzaner, denken. Zwar

werden in Österreich auch Kaltblüter (Noriker) und Ponys (Haflinger)

neben manchen eingeführten Pferderassen gezüchtet, aber die

österreichische Pferderasse aus den glanzvollen Zeiten der Donau-

Monarchie ist der Lipizzaner.

Erzherzog Karl von Österreich gründete 1580 das im Karst nahe

Triest gelegene Gestüt Lipizza. Den Stamm bildeten fünf Hengste

aus spanisch-italienischem Blut, denen sich später ein reinblütiger

Araber zugesellte. Die noch heute bestehenden, nach ihren

Begründern benannten Stämme heißen: Neapolitano…

Conversano…Favory… Maestoso … Pluto … Siglavy. Ihre Herkunft

verteilt sich so: Conversano und Neapolitano kommen aus Italien.

Aus dem Kaiserlichen Hofgestüt Kladrub bei Pardubitz kamen

Maestoso, Favory und der Original-Araber Siglavy. Pluto stammte

aus dem Dänischen Hofgestüt Frederiksborg, war aber auch

spanisch-italienischer Abkunft. Von Frederiksborg kam dann noch

eine Stute, deren Stamm ebenfalls bis auf den heutigen Tag erhalten

geblieben ist, sie hieß Deflorata.

Bis auf den Siglavy-Stamm haben alle Lipizzaner den hohen

Kniebug, der sie für die Hohe Schule prädestiniert.

Das Stammgestüt Lipizza wechselte in dem mehrfach geteilten und

verteilten Landstrich ebenso oft den Besitzer: Nach dem Zerfall der

Donaumonarchie gehörte es erst zu Italien und ist nun jugoslawisch.

Die Pferde, die den Namen des Gestüts tragen, wurden nach Piber

in der Steiermark umgesiedelt. Dort werden die Lipizzaner, nachdem

sie als Folge des Zweiten Weltkriegs fast vernichtet worden wären,

alter Tradition gemäß gezüchtet. Die besten Hengste gehen vier-

jährig an die Hofreitschule nach Wien zur Ausbildung, um später zum

Teil als Deckhengste zum Gestüt zurückzukehren.

Die Ausbildung der Hengste ist langwierig und erfolgt schonend,

denn der Lipizzaner gehört zu den spätreifen und langlebigen

Rassen. Die oft spektakulär wirkenden Sprünge der vierbeinigen

Künstler sind zur Vollendung getriebene natürliche Bewegungen.

Jeder Hengst führt nur die Sprünge aus, zu denen er von Natur aus

veranlagt ist. Auch die Stuten, die zur Zucht im Gestüt bleiben,

kommen mit 3 Jahren in eine Ausbildungsabteilung. Nur die Stuten,

die sich hier bewähren, werden der Mutterstutenherde zugeteilt.

Überzählige Stuten werden verkauft, ebenso kastrierte Hengste

(Wallache). Dank ihres noblen Wesens sind Lipizzaner begehrte

Freizeitpferde, die Nachfrage ist größer als das Angebot.

Exterieur:Ziemlich schwerer, aber sehr edler Kopf, manchmal rammsnasig.

Kleine! Ohren, große, lebhaft blickende Augen. Hoch angesetzter,

kräftiger, mittellanger Hals, häufig steile Schulter, breite Brust.

Widerrist wenig ausgeprägt, langer, manchmal etwas weicher

Rücken, gut gerundete, muskulöse Kruppe, hoch angesetzter, schön

getragener Schweif. Feine, trockenen Gliedmaßen mit klaren Sehnen

und ausdrucksvollen Gelenken, kleine, feste Hufe. Größe: bis

155 cm Stockmaß, selten größer. Farbe: überwiegend| Schimmel,

die dunkel geboren werden. Wenig Braune und Rappen.

Verwendung: Spezialrasse für die Hohe Schule sehr gutes

Wagenpferd. Für den, der Pferde mit hoher Knieaktion reiten mag,

sehr gutes Reitpferd. Für ein Pferd dieser Größe anspruchslos und

hart, sehr spät reif und langlebig. Zuchtgebiete: Österreich, Ungarn,

Jugoslawien.

Das Stammgestüt Lipizza war dem Verfall nahe, aber dann besann

man sich auf den hohen Wert der vierbeinigen Insassen auch für den

Tourismus. Eine Besichtigung des Gestüts und seiner schönen

Pferde gehört heute zum Programm jedes an Pferden interessierten

Besuchers. Man ist nun auch bemüht, die Hengste nach dem Muster

der Wiener Spanischen Hofreitschule zu ebensolchen Künstlern zu

machen. So dürfte auch hier die Zucht dieser edlen Pferderasse ge-

sichert sein, was jeden Pferdefreund nur freuen kann.

AndalusierDa jetzt viel von spanischem Blut die Rede war, ist es logisch, sich

mit der Rasse zu beschäftigen, die den hohen Kniebug, den

spanischen Schritt in Vollendung beherrscht. Viele Pferdezuchten in

der Welt haben einen mehr oder weniger starken Schuss

Andalusierblut in ihren Adern, das gilt besonders auch für jene

Rassen, die in erster Linie als Karossiers gezüchtet wurden. Wenn

auf ein Pferd die Attribute stolz und statiös angewendet werden

können, dann auf den Andalusier. Er wirkt wie sein eigenes

Denkmal. In der Blütezeit des Dressurreitens oder besser des

Reitens der Hohen Schule gehörte der Andalusier zu den

begehrtesten Pferden. Oft kommen sie im Zirkus zum Einsatz. Sie

sind besonders für die Hohe Schule geeignet. Zwar unter- scheidet

sich die Zirkusvorführung von der klassischen Hohen Schule, sie ist

mehr Show. Es dauert etwa 2 Jahre, bis ein Schulpferd manegereif

ist. Wer einmal Gelegenheit hatte, bei den Lehrstunden zuzusehen,

weiß, wie vernünftig mit den Tieren umgegangen wird. Nur mit einem

Pferd, das Vertrauen hat, lässt sich arbeiten.

Alter Real Hengst Wie im Nachbarland Spanien liebt man in Portugal edle Pferde mit

hohem Kniebug. Pferde, die speziell für die Kunst der Hohen Schule

oder den ins Auge fallenden »prahlenden« Trab vor Prunkkarossen

geboren zu sein scheinen. Außerhalb der Iberischen Halbinsel sieht

man diese statiösen Rassen fast nur im Zirkus. Sie sind zwar eine

Augenweide, für den Sport- und Freizeitreiter aber weniger geeignet.

Über 200 Jahre alt ist die Zucht des königlichen Alter, aufgebaut auf

andalusischem Blut. Die Beschlagnahme zahlreicher bester Pferde

durch Napoleons Armee, zog eine starke Reduzierung des

Stutenstammes nach sich. Desinteresse des Königshofes an der

Zucht des Alters brachte die Rasse fast zum Verschwinden.

Als man dann Rettungsversuche durch Einkreuzen zu viel fremden

Blutes machte, beschleunigte man nur den Abbau der Rasse fast bis

zum totalen Zusammenbruch. Erst als wieder andalusische Stuten

und Hengste zugeführt wurden, konnte man den Alter Real

regenerieren.

Exterieur:Dem Andalusier sehr ähnlich. Größe: 150 cm bis 160 cm Stockmaß.

Farbe: braun. Verwendung: Spezialisten für Hohe Schule. Gestüt:

Nationalgestüt Vila de Portei.

LusitanoDer Lusitano ist ebenfalls eine bodenständige portugiesische

Pferderasse und gleicht im Typ dem Andalusier. Mut, Schnelligkeit

und Wendigkeit muss der Lusitano in der Stierkampfarena beweisen.

Allerdings ist der Stierkampf in Portugal unblutig. Der Stier bleibt am

Leben und das Pferd natürlich erst recht. Der Lusitano ist auch hin

und wieder auf dem Lande in Bauernhand zu finden und war das

Reitpferd der Armee. Was über Andalusier und Alter Real gesagt

wurde, trifft auch auf den Lusitano zu. Größe: 150 cm bis 160 cm

Stockmaß. Farbe: überwiegend Schimmel, seltener andere Farben.

Aufgerichteter Hals, kurzer Widerrist, langer, gerader Rücken, breite,

kurze Kruppe. Die Schulter ist steil, doch gut bemuskelt. Die kräftigen

Gliedmaßen sind ebenfalls sehr gut bemuskelt mit trockenen Sehnen

und Gelenken. Sprunggelenk ziemlich steil, lange Fesselung, große,

steile Hufe. Schweif hoch angesetzt und schön getragen. Größe: Bis

180 cm soll möglichst darunter liegen. Farbe: Schimmel (Generale-

Linie), Rappen (Sacra- moso-Linie).

Verwendung: statiöses Kutschpferd, als Reitpferd für Dressur, aber

nicht zum Springen geeignet. Wer einen Kladruber reiten will, muss

Pferde mit hohem Kniebug und wenig raumgreifenden Gängen

mögen.

WielkopolskiNach 1945 entstand unter der Bezeichnung Wielkopolska ein

weiteres und zugleich das größte Warmblut-Zuchtgebiet Polens. Das

Warmblutpferd dieser Gegend, Wielkopolski genannt, ist ein Masure

Trakehner Prägung. Der zunehmende Pferdesport machte eine

Angleichung an den zu Sportzwecken gewünschten Typ nötig. Die

dazu nötigen edlen Pferde hatte man, und denen Stuten gekreuzt,

als so durchschlagender Vererber, dass er der Gründer einer neuen

Rasse wurde. Da seine Nachkommen ungewöhnlich ausgeglichen

waren, erkannte man den Nonius 1840 als eigenständige, gefestigte

Rasse an. Es gibt den Großen und den Kleinen Nonius.

Exterieur:Kleiner, trockener Kopf, bei dem großen Typ oft Rammskopf, gut

aufgesetzter, langer, kräftiger Hals, gut gelagerte. schräge Schulter,

langer Rücken, der manchmal etwas weich ist, kurze, etwas schmale

Kruppe. Sehr stämmige, gut bemuskelte Beine mit kräftigen Sehnen

und Gelenken, manchmal etwas schwach gefesselt, mittelgroße

Hufe. Größe: Typ Großer Nonius 155 cm bis 160 cm Stockmaß. Typ

Kleiner Nonius 145 cm bis 150 cm Stockmaß. Farbe: überwiegend

Rappen und Braune. Verwendung: Reit- und Kutschpferd, auch für

landwirtschaftliche Arbeit zu nutzen, gutes Temperament, gute

Gänge und gute Veranlagung zum Springen.

Furioso-North-StarDass eine ganze Pferderasse ihren Namen nach zwei Hengsten

erhält, ist einmalig. Der englische Vollblüter Furioso, 1840 nach

Ungarn eingeführt und im Gestüt Mezöhegyes aufgestellt, erwies

sich als hervorragender Vererber. Mit seinen zahlreichen, auf die

Deckstationen der KK-Monarchie verteilten Söhnen gründete er eine

Art Pferde-Dynastie: die Furioso-Linie. Zwölf Jahre später wurde ein

weiterer hochklassiger Hengst aus England eingeführt, der

Halbblüter North Star. Auch er wurde zu einem Volltreffer und gab

der North-Star-Linie seinen Namen.

Als man dann die beiden Linien miteinander verschmolz, ergab sich

eine Rasse, die in jeder Beziehung den Vorstellungen von einem

harten, genügsamen, edlen Halbblüter entsprach. Da beide Hengste

gleich viel Anteil an dieser Rasse hatten, erhielt sie gerechterweise

den Namen Furioso-North-Star.

Exterieur:Ein kräftiger Halbblüter mit edlem Kopf, geradem Rücken, gut

bemuskelter Kruppe und korrekten Gliedmaßen. Größe: um 160 cm

Stockmaß. Farbe: überwiegend Braune und Rappen, andere Farben

kommen vor. Verwendung: Sportpferd für alle Zwecke, Springen,

Dressur, Vielseitigkeit. Kann auch angespannt werden.

Der sehr korrekt gebaute Halbblüter verfügt über sehr angenehme

und harmonische Bewegungen in allen drei Gangarten, ihm ist ein

weiter, flacher Schritt, ein raumgreifender Trab und ein schneller,

weicher Galopp eigen.

Ausdauer und Härte zeichnen ihn ebenso aus, wie ein guter

Charakter. Man sagt ihm große Gelehrigkeit nach, und zu all diesen

Tugenden gilt er auch noch als genügsam.

In den Weiten Russlands hat man stets hervorragende Pferde

gebraucht und gezüchtet. Daran hat sich im Zeitalter der

Mechanisierung zwar einiges, aber zum Glück nicht alles geändert:

Pferde sind auch heute noch in Russland unentbehrlich. Von den

vielen vorhandenen Rassen sollen hier vier aufgeführt werden:

TerskNach der sehr Alten eine noch sehr junge russische Pferderasse. Sie

erhielt ihren Namen nach dem Gestüt Tersk. Dort wurde diese Rasse

herausgezüchtet. Stammväter waren zwei Hengste der einst

berühmten Streletzk-Araber, die als Einzige nach dem Ersten Welt-

krieg übriggeblieben waren. Man führte ihnen Vollblut- und

Halbblutaraberstuten vom Kuhajlan-Muniqui und Siglavy-Typ zu, war

aber stets darauf bedacht, den Streletzker-Typ her auszufiltern. Es

dauerte runde 30 Jahre, bis die Kreuzungsprodukte im Typ so

gefestigt waren, dass man von einer eigenständigen Rasse sprechen

konnte. Sie wurde 1949 unter dem Namen Tersk offiziell registriert.

Tersk-Pferde werden heute nicht mehr in ihrem Ursprungsgestüt,

sondern im Gestüt Stawropol gezüchtet.

Exterieur:Kleiner, feiner Araberkopf mit großen, lebhaft blickenden Augen.

Schön getragener Hals, kurzer Rücken, kräftige Kruppe, hoch

angesetzter Schweif, trockene Gliedmaßen. Größe: bis 154 cm

Stockmaß. Farbe: überwiegend helle Farben, weiß-grau-gelblich, das

seidige dünne Fell muss einen Silberschimmer haben.

Sie sind ebenso bewundernswert schön wie die Achal-Tekkiner!

Verwendung: Reitpferd mit besonderer Eignung zur Dressur. Sanfter

Charakter. Da der Tersk sich leicht abrichten lässt und durch seine

Schönheit bezaubert, ist er ein beliebtes Zirkuspferd.

Achal-TekkinerDieses bildschöne Pferd sieht man bei uns vorerst eigentlich nur im

Zirkus, dabei ist der Achal-Tekkiner ein hartes Gebrauchs- und

ausgezeichnetes Sportpferd. Ein großer Erfolg war der Gewinn der

Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1960 in der Dressur

durch Sergej Filatow auf dem Achal-Tekkiner Absent.

Während alle Halbblutrassen auf englisches und arabisches Vollblut

zurückgehen, ist das bei dem Achal-Tekkiner nicht der Fall, er ist

eine uralte eigenständige Rasse, seine Geschichte reicht in die Zeit

Alexander des Großen zurück. Die Steppen Turkmeniens sind seine

Urheimat, dort wird er auch heute noch gezüchtet.

Exterieur:Leichter Kopf mit geradem Nasenrücken und großen, feurig

blickenden Augen. Langer, schlanker Hals, gerader Rücken mit

hohem, langen Widerrist, leicht abfallende Kruppe, sehr hochbeinig,

trockene Gliedmaßen. Mähnen- und Schweifhaar seidig und Größe

bis 157 cm Stockmaß. Farbe: alle Farben und stets mit dem

speziellen Metallschimmer, der diese Pferde so außergewöhnlich

schön aus- sehen lässt. Verwendung: ungemein zähes Pferd, für

Langstreckenritte hervorragend geeignet, aber ebenso für Springen

und Dressur. Braucht feinfühligen, erfahrenen Reiter, da sehr

sensibel und eigenwillig. Kein Jedermannspferd!

Don-PferdMehr als 200 Jahre ist diese Rasse alt, die, wie die meisten

Pferderassen, ebenfalls ein Produkt der Landschaft war und ist. Die

weiten Steppen am Don sind die Heimat des Don-Pferdes, das

ursprünglich ein kleines, zähes, aber nicht sehr ansehnliches Pferd

mit orientalischem Einschlag war. Als man ein etwas größeres Pferd

wünschte, wurden Orlow-Traber, Streletzk-Araber und auch

englische Vollblüter eingekreuzt. Das Don-Pferd heutiger Prägung

entstand, edler und kräftiger als das ursprüngliche Pferd der Don-

Steppen, aber immer noch äußerst hart und fähig, rund um das Jahr

ohne Stall zu leben.

Exterieur:Nicht zu großer Kopf, manchmal rammsnasig, große Augen, kleine

Ohren, mittellanger Hals, gut ausgeprägter Widerrist, kurzer, kräftiger

Rücken, trockene, muskulöse Gliedmaßen. Größe: um 160 cm

Stockmaß. Farbe: Füchse. Verwendung: Solides, gutartiges Reit-

und Wagenpferd, dank seiner Ausdauer ideal für Wanderritte.

Orlow-TraberDie schönen, schnellen Pferde verdanken einem Günstling der Zarin

Katharina II. ihr Entstehen und ihren Namen: Graf Alexej Orlow

wollte ein ebenso ausdauerndes wie schnelles Wagenpferd züchten

und hatte Erfolg mit seinen Bemühungen. Am Anfang stand die

Verbindung von einem Schimmelhengst aus dem Orient (Araber oder

Perser) mit einer Frederiksborger Stute. Deren Sohn wurde mit einer

niederländischen Stute gekreuzt, und deren Sohn I. wurde Stamm-

vater der Orlow-Traber.

Exterieur:Im Ganzen kräftig gebaut. Ziemlich großer, aber hübscher Kopf mit

großen Augen und verhältnismäßig kleinen Ohren. Gut aufgesetzter

Hals, langer Rücken, breite Kruppe, kräftige, trockene Gliedmaßen.

Größe: um 160 cm Stockmaß. Farbe: viel Schimmel, aber auch

Braune und Rappen. Verwendung: Vorzügliches Wagenpferd geht

ausdauernd schnellen Trab mit mächtigem Schub aus der

Hinterhand. Temperamentvoll, aber gutartig. Um die Rasse dieser

Pferde voll zu erfassen, muss man sie in Aktion sehen! Kritischen

Tierfreunden müsste die traditionelle Troikaanspannung missfallen.

Den Außenpferden werden die Köpfe durch entsprechende

Ausbindezügel zur Seite gezerrt. In dieser unnatürlichen Halsstellung

müssen die Tiere lange Strecken zurücklegen. Dass das ohne

Schmerzen möglich sein soll, scheint mir unmöglich. Aber darüber

hat man sich wohl noch nicht viel Gedanken gemacht.

Quarter- HorseVor Millionen von Jahren lebten in Nordamerika die prähistorischen

Vorfahren der Pferdeartigen. Ein Teil wanderte über die damals noch

bestehende Landbrücke der Beringstraße nach Asien und Europa

aus. Die in Nordamerika verbliebenen wurden, wie so manche

andere Tierart, ein Opfer der Eiszeit, sie starben aus. Amerika, die

Wiege des Equus cabal- lus, musste Jahrmillionen bis ins 16.

Jahrhundert warten, bis wieder Pferdehufe die Urheimat betraten.

Hernando Cortez, der spanische Eroberer Mexikos, landete mit 16

Pferden auf Kuba und setzte von dort zu seinem Eroberungszug an.

Seine Pferde hatten andalusisches, arabisches und Berberblut. Ohne

Zweifel handelte es sich um Pferde von großer Härte. Wie hätten sie

sonst die Strapazen langer Reisen auf den mehr als primitiven

Segelschiffen überstehen sollen!

Den Indianern Mexikos blieb nicht verborgen, welchen Vorteil der

Besitz von Pferden mit sich brachte, im Laufe der Zeit ging so

manches Pferd, rechtmäßig oder unrechtmäßig, in ihren Besitz über.

Da andere als diese spanischen Pferde ja vorerst nicht ins Land

kamen, mussten die vorhandenen immer wieder untereinander

gepaart werden. Dass sie diese Inzucht über mehr als hundert Jahre

vertrugen, ist erstaunlich und zeugt ebenfalls von der hervor-

ragenden Qualität jener Pferde.

Im 17. Jahrhundert brachten dann Auswanderer aus europäischen

Ländern auch Pferde aus ihrer Heimat mit. Wiederum müssen es

äußerst zähe Rassen gewesen sein, um die endlosen Schiffsreisen

zu überleben.

Auf dem Rücken ihrer Pferde breiteten die Neuamerikaner sich

allmählich über den ganzen Kontinent aus und besiedelten das Land.

Das ist in aller Kürze ein Streifzug durch die Vorgeschichte der

Pferderassen Nordamerikas. Wir betrachten uns jetzt jene genauer,

die sich bei uns steigender Beliebtheit erfreuen, weil sie her-

vorragende Freizeitpferde sind.

Die Rasse mit dem eigenartigen Namen ist die älteste noch

vorhandene nordamerikanische Pferderasse. Mit den Einwanderern

aus Großbritannien kamen nicht nur Pferde ins Land, die mit den

vorhandenen spanischen gekreuzt wurden, sondern auch die

britische Leidenschaft zum Wetten. Da Rennbahnen wie in der

Heimat natürlich nicht zur Verfügung standen, half man sich auf

einfache Weise: Eine kurze Rennstrecke ließ sich schließlich überall

schaffen. Vierhundert Meter, eine Viertelmeile, eben a quarter, ge-

nügten da schon. Allerdings mussten Pferde für diese kurze Distanz

einen blitzschnellen Antritt haben und ein ebenso schnelles

Reaktionsvermögen, dem menschlichen 100-m-Läufer ähnlich, der ja

auch den Start nicht verschlafen darf. Bei einem Pferd muss dazu

noch eine enorme Schubkraft der Hinterhand kommen. Das alles

brachte das im Alltag als Cowpony bestens bewährte Pionierpferd

mit und wurde als Quarter Horse bekannt.

Exterieur:Kleiner, edler Kopf mit breiter Stirn und kleinen Ohren. Die Augen

stehen weit auseinander und haben einen ausgesprochen

freundlichen Ausdruck. Schwerer, kurzer Hals, tiefe und breite Brust,

kurzer Rücken und eine auffallend stark bemuskelte, runde Kruppe,

korrekte Gliedmaßen. Das Quarter- Horse ist oft leicht überbaut.

Größe: im Durchschnitt 152 cm Stockmaß. Farbe: überwiegend

Braune und Füchse. Schecken werden nicht ins Zuchtbuch

aufgenommen. Verwendung: wegen seiner Intelligenz und

Gutartigkeit ein ideales Freizeitpferd, ausdauernd und anspruchslos.

AppaloosaWie das Quarter- Horse gehört der Appaloosa zur Gruppe der

Western Horses. Es ist die eigenartige Fellzeichnung, die ihn so

besonders auffällig macht. Interessant auch, dass es ein

Indianerstamm war, dem diese Rasse ihr Entstehen verdankt. Im all-

gemeinen befassten die Indianer sich nicht mit geregelter Zucht, die

vorhandenen Pferde vermehrten sich eben einfach. Anders der

Stamm der Nez Perce, die Gefallen an ausgefallen gefleckten

Pferden gefunden hatten. Diese Indianer müssen ungewöhnlich

großes Geschick in züchterischen Fragen besessen haben. Sie

züchteten nicht nur die besonders aparte Fleckung heraus, sondern

festigten sie auch bis zur Reinzucht. Als später Weiße bis in diese

Gegend vordrangen, fanden sie eine Pferderasse vor, die schon vom

Äußeren her sofort ihr Interesse weckte, bei denen die

Scheckenzeichnung wie eine Prunkdecke über der Kruppe liegt. Sie

tragen denn auch den Namen Schabrackenscheck. Außerdem gibt

es den Leopardenscheck, den Schneeflockenscheck und den

Marmorscheck. Bei allen ist die Art der Zeichnung genau festgelegt.

Bei uns war der Appaloosa bis vor Kurzem nur auf der Leinwand in

Westernfilmen oder höchstens einmal im Zirkus zu sehen. Jetzt ist

er, wie auch die anderen Western Horses, auf dem besten Weg, als

ausgesprochenes Freizeitpferd bei uns Fuß zu fassen.

Exterieur:Nicht zu großer Kopf mit breiter Stirn, geradem Nasenrücken,

kleinen, spitzen Ohren und großen Augen, die einen ausgemacht

freundlichen Ausdruck haben. Gut bemuskelter und schön

getragener Hals, tiefe, schmale Brust. Gerader Rücken, gut

bemuskelte Kruppe. Größe: 145 cm bis 155 cm Stockmaß. Farbe:

Nur Schecken mit genau festgelegter Zeichnung. Verwendung:

vorzügliches Freizeitpferd für die ganze Familie.

PintoWieder ist es eine bunte Rasse, die im farbenfreudigen Amerika auf

die Pferdebeine gestellt wurde. Diesmal sind es Schecken, wie auch

wir sie kennen. Doch erfreuen sich Schecken bei uns als Reitpferde

keiner besonderen Vorliebe, abgesehen von Kinderponys. Warum

das so ist, lässt sich schwer erklären. Aus eigener Sicht muss ich

gestehen, dass ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, mir

einen Schecken als Reit- oder Wagenpferd bei denen die

Scheckenzeichnung wie eine Prunkdecke über der Kruppe liegt,

zuzulegen. Vielleicht kam einem das früher zu zirkusmäßig vor.

Dass diese Fellzeichnung bei den Indianern so beliebt war, kann

außer dem Spaß an der bunten Jacke tatsächlich noch einen

handfesten Grund gehabt haben. Jeder, der mit der Natur vertraut

ist, kennt die verblüffende Tarnwirkung mehrfarbiger Fell- oder

Gefiederzeichnung: Die Tiere verschmelzen mit der Umgebung. So

könnten auch die Schecken aus größerer Entfernung weniger

auffällig gewesen sein als einfarbige Pferde. Für die Indianer seiner-

zeit ein durchaus wichtiger Grund, es konnte lebensrettend sein.

Aber wie auch immer, der Pinto ist bis auf den heutigen Tag in

Amerika äußerst beliebt. Pintos werden in zwei Klassen nach ihrem

Farbmuster eingeteilt: bei dem Tobiano ist die Grundfarbe weiß, bei

dem Overo dunkel.

Exterieur:Kleiner, gerader Kopf mit großen Augen, gut getragener Hals, kurzer,

kräftiger Rücken, etwas abschüssige, gut bemuskelte Kruppe.

Größe: bis 155 cm Stockmaß. Farbe: Braunweiß und schwarzweiß

gescheckt. Verwendung: Gutartiges, flinkes und wendiges Reitpferd,

wird auch von Kindern gern geritten.

PalominoDer Vierte aus dem Bund der Western Horses ist wieder extravagant

gefärbt, diesmal aber einfarbig. Im Idealfall hat der Palomino ein Fell,

das in einem satten Goldton schimmert, Mähne und Schweif müssen

silbrig-weiß sein. Da die Palominofärbung nicht erbfest ist, gibt es bei

der Zucht immer wieder farbliche Abweicher, die selbstverständlich

nicht als Palominos gelten und nicht in das Stutbuch eingetragen

werden. Diese Färbung kommt hin und wieder auch bei anderen

Pferderassen vor, z. B. bei manchen Ponyrassen. Korrekt müsste

man sie dann Isabellen nennen. Doch seit Palominos auch in Europa

zu sehen sind, bürgert sich dieser Name für alle Goldisabellen ein.

Nun ist der amerikanische Palomino von sehr unterschiedlicher

Größe: vom Noch-Pony-Maß bis zu etwas mehr als 160 cm

Stockmaß ist er sowohl als Kinderreitpferd als auch für Erwachsene

geeignet.

Wie alle Western Horses besitzt er viel Intelligenz, ist wendig,

ausdauernd und anspruchslos. Als beliebtes Showpferd sieht man

Palominos im Zirkus, doch dank seiner Wendigkeit wird er auch als

Polopferd geschätzt. Zu seiner Verwendung ist zu sagen: ein äußer-

lich attraktives Reitpferd für viele Zwecke, mit Temperament und In-

telligenz, gutartig und auch für Kinder geeignet.

Die Amerikaner schätzen ihren Palomino sehr, nicht nur wegen

seiner schönen Färbung, sondern auch wegen des angenehmen

Wesens.

In das Stutbuch der Palomin Horse Breeders of America werden nur

Pferde eingetragen, die den gestellten Forderungen voll

entsprechen.

Die Zucht liegt überwiegend in Privathand, Palominos werden überall

in Amerika, besonders viel in Kalifornien, Texas und dem Süden

Kanadas gezüchtet. Als gutes Freizeitpferd wird der Palomino auch

bei uns häufiger.

PolopferdPolo, das schnelle Spiel mit dem langen Schläger und dem kleinen

Ball aus Bambusholz, ist das älteste Reiterspiel der Welt. Nur

katzengewandte, harte Pferde, die über große Schnelligkeit verfügen

und schärfste Stopps aus vollem Lauf verkraften, sind für diesen

Sport zu gebrauchen. Die Bezeichnung Polopony stammt noch aus

der Zeit, als in den Ursprungsländern und anfangs dann auch in

England auf einheimischen Ponyrassen geritten wurde. Die Ponys

waren nicht über 138 cm Stockmaß groß.

Heute ist Argentinien unbestritten das führende Land in der Zucht

von Polopferden, die eine Größe von 158 cm Stockmaß haben. Es

ist keine Rasse im eigentlichen Sinn, sondern wie Cob oder Hunter

ein bestimmter Pferdetyp, der folgende Merkmale haben muss: Härte

und Ausdauer, Schnelligkeit und extreme Wendigkeit, Temperament,

ohne heftig zu werden. Polopferde dürfen nicht kleben, sie müssen

sich jederzeit willig aus dem Pulk lösen lassen.

Sie dürfen auch nicht schreckhaft sein, sonst könnten sie den dicht

an ihren Köpfen vorbeisausenden Schläger nicht verkraften. Und viel

Intelligenz sollen sie ebenfalls haben. Dass sie außerdem auf

eisenharten Beinen stehen müssen, ist jedem klar, der einmal einem

Polospiel zugesehen hat und etwas von Pferden versteht: Derart

harte Stopps aus vollem Lauf hält nur ein Pferd aus, das bestens auf

den Beinen ist.

Der gute ReitstallDas Schulpferd

Ohne Frage ist das ältere gut ausgebildete Reitpferd immer der

beste Lehrmeister. Der gute Charakter, die Gesundheit und die gute

Grundausbildung eines Schulpferdes sind wichtiger als dessen

Schönheit. Es soll brav sein, weiche Bewegungen haben, nicht zu

faul, im Gelände sicher, umgänglich und stallfromm sein.

Schulpferde sind harte Arbeiter mit einer geduldigen Seele. Sie sind

Kummer mit ihren Anfängern gewohnt und bedürfen besonderer

Liebe und Pflege.

Der Reiter

Reiter kommt von Ritter. Die Tugenden des Ritters – Höflichkeit,

Bescheidenheit und Mut – sollten auch die Tugenden des Reiters

sein.

Reiten heißt sich bewähren an einem anderen Lebewesen. Das

verlangt eine ständige Überprüfung der eigenen Person.

Nicht das Pferd macht die Fehler, sondern der Reiter – jedenfalls

meistens!

Dass man reitet, braucht nicht dokumentiert zu werden, indem man

sporenrasselnd über die Straße geht. Sporen trägt man nur. Solange

man auf dem Pferd sitzt, und auch dann nur, wenn es unbedingt

nötig ist.

Nicht von ungefähr gibt es Auseinandersetzungen zwischen

Spaziergängern und Herrenreitern, die, durch Matsch und Pfützen

galoppierend, alle anderen Lebewesen ringsumher in Schrecken

versetzen! Der richtige Reiter dagegen versetzt sich ständig sowohl

in sein Pferd, seine Mitreiter als auch in die zu Fuß gehenden

Mitmenschen. Dann verfügt er vielleicht über das, was man

Reitertakt nennt.

Reitertakt wird aber weder durch Alkoholkonsum erworben noch

durch Beschimpfen des Pferdes als sturer Bock oder alte Krücke.

Die besten Tugenden des Reiters sind Geduld und Bescheidenheit.

Er genießt auch kleine Freuden und Fortschritte, ist hilfsbereit und

kümmert sich mehr um sein Pferd als um seine Zuschauer. Er

benutzt die Überlegenheit seines Verstandes dazu, gegebenenfalls

seine eigenen Bedürfnisse hinter die des Pferdes zu stellen, um ihm

gerecht zu werden.

Anfänger in der Reitbahn

Reiten in der Abteilung Dies bildet den sinnvollen Übergang von der Ausbildung an der

Longe zum Einzelreiten.

Ist der Anfänger an der Longe sicher genug geworden und hat er

gelernt, aktiv auf sein Pferd einzuwirken, so wird ihn der Reitlehrer in

eine Anfängerabteilung aufnehmen. Das ist für den Reiter die

einfachste Art, hinter einem geübten Anfangsreiter das Gelernte zu

erproben und einigermaßen selbständig anzuwenden, denn in der

Abteilung gehen die Schulpferde, dem Herdentrieb und der Stimme

des Reitlehrers folgend, ruhig und gleichmäßig hintereinander her.

Der Reiter hat daher durchaus noch die Möglichkeit, zwischendurch

einmal passiv zu sein und sich auf den Sitz zu konzentrieren.

Beim Reiten in der Abteilung lernt der Anfänger sein Pferd zu führen

und zu regulieren, so dass er den Sicherheitsabstand zum

Vordermann einhalten kann und sein Pferd die verschiedenen

Hufschlagfiguren korrekt ausführt.

Einzelreiten Hat der Reiter auch in dieser Gruppierung einige Sicherheit

gewonnen, ohne dass der Sitz gelitten hat, lässt ihn der Reitlehrer

Einzelaufgaben ausführen. Jetzt wird eine präzise Hilfengebung

notwendig und damit die Selbständigkeit des Reiter geprüft und

gefördert.

Das Beherrschen des Einzelreitens ist die Voraussetzung für den

ersten Ritt ins Gelände.

Aufbau einer ReitstundeDie Reitstunde gliedert sich im allgemeinen in drei Abschnitte von je

zwanzig Minuten:

1. Lösungs-und Vorbereitungsphase

2. Arbeitsphase

3. Nachbereitungs- und Entspannungsphase

Zu 1: Lösungs- und Lockerungsübungen für Reiter und Pferd:

Schritt am langen Zügel, Leichttraben, große Wendungen reiten,

Tempounterschiede.

Nachgurten nicht vergessen!

Zu 2: Erlernen neuer Lektionen, Übungen zum Verbessern und

Verfeinern der Hilfengebung.

Einlegen einer kurzen Erholungsphase vor dem Ende der

Arbeitsphase, bevor sie mit einer Übung beendet wird, die Pferd und

Reiter gut gemacht haben, denn jede Stunde sollte mit einem

Erfolgserlebnis (für beide) abgeschlossen werden.

Zu 3: Zügel aus der Hand kauen lassen, Pferd loben, Schritt reiten,

möglichst im Gelände spazieren reiten oder – führen.

Nach dem Absitzen Gurt lockern, Bügel hochziehen, Pferd

versorgen.

Die ReitbahnDie Reitbahn ist ein offenes oder überdachtes Rechteck von 20 x 40

oder 20 x 60 Metern mit zwei langen und zwei kurzen Seiten.

Die äußere Begrenzung der Reitbahn nennt man Bande.

Entlang der Bande verläuft der Hufschlag, der sich meist als

ausgetretene Rinne erkennen lässt. Zirka 1,5 Meter danebenliegt der

zweite Hufschlag.

- Innen ist die dem Inneren der Bahn zugekehrte Seite.

- Außen ist die der Bande zugekehrte Seite.

- Reitet man auf der rechten Hand, so reitet man rechts herum.

- Reitet man auf der linken Hand, so reitet man links herum.

- Die Reitbahn ist aufgeteilt und bezeichnet durch verschiedene

Punkte oder Buchstaben, die auch die Markierungspunkte für die

Hufschlagfiguren darstellen.

BahnregelnIn der Reitbahn gelten ganz bestimmte Regeln, die für die Sicherheit

von Reitern und Pferden wichtig sind:

- Betritt man die Bahn oder verlässt man sie, ruft man Tür frei und

wartet ein ist frei ab.

- Auf- und abgesessen wird in der Mitte des Zirkels.

- Im Schritt lässt man immer den Hufschlag frei, außer es wird

Abteilung geritten.

- Grundsätzlich hat Vorfahrt, wer auf der linken Hand reitet.

- Sind viele Reiter in der Bahn, ist es besser, wenn alle auf der

gleichen Hand reiten. Dann bittet der Reitlehrer oder der

älteste Reiter zirka alle 5 Minuten um Handwechsel.

- Auch in der Reitbahn gelten Sicherheits- und Höflichkeitsregeln,

etwa wie beim Skifahren:

Rücksicht, Vorsicht, Nachsicht.

Rücksicht nehmen auf junge Pferde und unerfahrene Reiter.

Der geübte Reiter kann sein Pferd besser kontrollieren als der

Anfänger.

Immer genügend Abstand zum Vordermann halten.

Immer genügend seitlichen Abstand halten.

Wichtige GrundbegriffeMan unterscheidet folgende Hufschlagfiguren:

... Ganze Bahn: CMBFAKEH

(rechte Hand)

… Halbe Bahn: CMBXEH

(rechte Hand)

…Lange Seite: MF oder KH

(rechte Hand)

…Kurze Seite: beiderseits C oder beiderseits A

… Mittellinie: (Länge der Bahn): CXA oder AXC

… Wechsellinie durch die ganze Bahn: MXK oder FXH

… Wechsellinie durch die halbe Bahn: ME oder FE oder KB oder

HB

… Mittelpunkt der Bahn: X

… Zirkel: Er ist ein Kreis von 20 m Durchmesser. Die Zirkelpunkte, die der

Reiter für die Dauer einer Pferdelänge berühren muss, liegen beim

Reiten auf der rechten Hand bei C, auf der Mitte zwischen der

Ecke

Nach C und B (10 m), bei X und auf der Mitte zwischen E und der

Ecke vor H (10 m).

Der zweite Zirkel liegt zwischen A und X sinngemäß.

… Aus dem Zirkel wechseln:

Nach Vollendung eines Zirkels reitet der Reiter durch den Punkt X

Und kommt zwangsläufig auf den zweiten Zirkel.

…Durch den Zirkel wechseln: Hier wendet der Reiter am Zirkelpunkt an der langen Seite in

einem Kreisbogen von 10 m Durchmesser ab, durchreitet den

Mittelpunkt des Zirkels und kehrt auf einem Kreisbogen von

10 m Durchmesser auf die Zirkellinie zurück.

… Wechselpunkte: Sind die Punkte M, F, K und H.

…Einfache Schlangenlinie: Sie ist eine gleichmäßig gebogene

Linie

Entlang der langen Seite, die sich maximal 6 Schritt (ca. 5 m) von

der langen Seite entfernt. Sie beginnt beim ersten Wechselpunkt

und endet beim folgenden Wechselpunkt an der langen Seite.

…Doppelte Schlangenlinie:

Sie wird an der langen Seite ausgeführt und entfernt sich zweimal

bis zu maximal 3 Schritt vor der langen Seite. Sie beginnt am

ersten

Wendepunkt der langen Seite, berührt B bzw. E mit einer Pferde

länge den Hufschlag und endet beim folgenden Wechselpunkt.

Beide Bogen müssen gleichmäßig sein.

… Schlangenlinien durch die ganze Bahn: Hier kann die Zahl der Bogen vorgeschrieben werden. Bei z. B.

Fünf Bogen muss der Reiter den Hufschlag der langen Seiten

außer an den beiden Wechselpunkten dreimal, jeweils mit einer

Pferdelänge, berühren.

… Volte: Sie ist ein Kreis von 6 Schritt (ca. 5 m) Durchmesser.

… Aus der Ecke kehrt: Dies ist eine Wendung, die bis zur Hälfte wie eine Volte von 6

Schritt (ca. 5 m) geritten wird und nach ca. 9 Schritt zur

Langen Seite hin endet.

…Doppelvolte: Eine Volte, die zweimal hintereinander ausgeführt wird.

… Acht:

Eine Volte auf der rechten (linken) Hand, der sich sofort eine

Volte auf der linken (rechten) Hand anschließt. Sie wird immer

im Mittelpunkt der Bahn, bei X, ausgeführt.

Was heißt reiten?Wissenswertes vor der ersten Reitstunde

Jeder weiß, dass wir unter reiten, das Sitzen auf einem Reittier

verstehen. Aber es ist ein Unterschied, ob wir uns von einem Esel

eine Anhöhe herauf tragen lassen oder selbständig ein Pferd über

einen

Parcours lenken wollen!

Richtiges Reiten hat eine rein technische (physische Seite), die jeder

erlernen kann. Die andere Seite ist Gefühlssache und kann durch

keine Reitlehre vermittelt werden. Die physische Seite des Reitens

soll in diesem Kapitel erklärt werden, damit wir auch einmal

verstehen, worauf die perfekte Ausbildung von Reiter und Pferd

abzielt.

Das Pferd befindet sich ohne Reiter im natürlichen Gleichgewicht,ebenso wie der Mensch ohne Lasten und andere den

Bewegungsmechanismus beeinträchtigende Hemmnisse keine

Bewegungsschwierigkeiten hat.

Sitzt nun ein Reiter auf einem Pferd, so stellt sich zunächst bei

beiden Lebewesen das Problem, mit dem neuen

Gleichgewichtsverhältnis fertig zu werden. Nicht nur der Reiter hat

anfangs Balanceschwierigkeiten, sondern auch das Pferd. Das

Gleichgewicht des Pferdes wird beeinträchtigt, durch das

ungewohnte Gewicht und durch die fehlende Übereinstimmung des

eigenen Schwerpunktes mit dem des Reiters.

Reiten ist zu Anfang eine Frage der Balance zwischen Reiter und Pferd.Dazu ein einfaches Beispiel: Tragen wir eine Last, so sind wir

bestrebt, diese genau über unseren Schwerpunkt zu bringen, da

dann das Tragen am leichtesten fällt.

Wer einen Rucksack trägt, beugt sich vor.

Beim Reiten besteht nun das Problem darin, die Schwerpunkte von

Pferd und Reiter in Einklang zu bringen, damit dem Pferd das Tragen

der Last erleichtert und es in seinem freien Bewegungsablauf nicht

mehr gehindert wird.

Steht das Pferd still, stimmen die Schwerpunkte von Reiter und Pferd

nicht überein: Der Schwerpunkt des Reiters liegt hinter den des

Pferdes. Je schneller sich das Pferd aber fort bewegt, desto mehr

streckt es sich und verlagert entsprechend auch seinen Schwerpunkt

immer weiter nach vorn.

Stimmen nun, bei schlechter Reitweise, die Schwerpunkte beider

Lebewesen nicht überein, so wird sich das Pferd verkrampfen und

unregelmäßig gehen und der Reiter entsprechend unbequem sitzen,

da er auf dem verkrampften Pferderücken geschüttelt wird.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten, die Schwerpunkte von Reiter und

Pferd in Einklang zu bringen:

- Der Reiter verlagert seinen Schwerpunkt über den des Pferdes,

indem er der Bewegung nach vorn durch Vorneigen des

Oberkörpers folgt (leichter Sitz).

- Das Pferd wird veranlasst, seine Körperhaltung so zu verändern,

dass sich sein Schwerpunkt nach hinten unter den des Reiters

verlagert (Dressursitz).

Wann nun die eine oder die andere Möglichkeit angewendet wird,

richtet sich nach der vom Pferd verlangten Leistung.

Zu 1: Beim Renn-, Spring- und Geländereiten liegt die Leistung in

erster Linie beim Pferd: Es muss die größtmögliche Geschwindigkeit

bzw. Sprunghöhe erbringen. Der Reiter unterstützt den

Bewegungsablauf dadurch, dass er in die Bewegung eingeht und

den Oberkörper über den Schwerpunkt des Pferdes beugt.

Zu 2: Beim Dressurreiten kommt es auf die Gymnastiziertheit des

Pferdes an: Es soll sich so schön und mühelos bewegen wie möglich

und dem Reiter so gehorchen, dass man keinerlei Einwirkung mehr

wahrnimmt.

Durch Gymnastizierung des Pferdes wird schließlich erreicht, dass

es mit der Hinterhand vermehrt unter den Schwerpunkt tritt

(Hinterhand-Hinterbeine-Motor des Pferdes). Jetzt hebt sich die

Vorhand, die Tritte werden erhabener, ausdrucksvoller, der Hals

wölbt sich und die Pferdenase steht leicht vor der Senkrechten.

Dadurch wirkt das Pferd runder.

In der Fachsprache nennt man diesen Vorgang Versammlung.

Die Versammlung wird nur über Losgelassenheit des Pferdes,

niemals durch Zwang und Verkrampfung erreicht. Dann kann auch

der Reiter entspannt senkrecht im Sattel sitzen bleiben, denn der

Schwerpunkt des Pferdes stimmt mit dem des Reiters überein.

Ist einmal Übereinstimmung im Gleichgewicht erreicht, stellt sich bei

Reiter und Pferd ein Gefühl der Mühelosigkeit ein.

Hat man es aber einmal erlebt, auf einem so mühelos gehorchenden

Pferd zu sitzen, so wird man immer wieder versuchen, diesen

Zustand herbeizuführen. Dies gelingt, je nach Fähigkeiten und

Ausbildungsstand von Pferd und Reiter, mehr oder weniger oft.

Jedes gerittene Pferd, ganz gleich ob Freizeit- oder Turnierpferd, Pony oder Springpferd, sollte lernen, unter dem Reiter gelöst und im Gleichgewicht zu gehen.

Dafür gibt es zwei Gründe:

- Ein nicht im Gleichgewicht gerittenes Pferd würde bald Schaden an

Sehnen und Gelenken erleiden.

- Auch der Freizeitreiter möchte eine gewisse Übereinstimmung

mit seinem Pferd erleben. Er sollte senkrecht und entspannt im

Sattel sitzen dürfen und ein entspanntes Pferd unter sich fühlen,

das sich mühelos lenken lässt.

Um sich mit seinem Reiter im Gleichgewicht zu befinden, muss das

Pferd einen größeren Teil der Last mit der Hinterhand tragen, den

Rücken entspannt aufwölben und den Hals gelöst fallen lassen,

wobei sich die Pferdenase der Senkrechten nähert.

Doch das alles tut kaum ein Pferd von allein, sondern der Reiter

muss lernen, es dazu zu veranlassen.

Wohlgemerkt nicht durch Zwang, denn man kann niemanden dazu

zwingen, sich zu entspannen!

Diese Feinabstimmung zwischen treibenden Hilfen (damit die

Hinterhand vermehrt unter den Schwerpunkt tritt) und verhaltenen

Hilfen (damit das Pferd durch das Treiben nicht eiliger, sondern

aktiver wird) erfordert viel Üben, viel Geduld und vor allem viel

Gefühl.

Und da sowohl jedes Pferd als auch jeder Reiter anders sind und

beide sich jeden Tag anders fühlen, lernt man lebenslänglich reiten!

Reiten heißt also eine Übereinstimmung zwischen zwei Lebewesen

herstellen.

Richtig reiten hat daher, abgesehen von allen anderen Zwecken, zunächst den Sinn, beiden, Pferd und Reiter, den neuen Bewegungszustand so angenehm und kräftesparend wie möglich zu machen, um daraus zu sportlichen Fähigkeiten zu gelangen oder einfach Vergnügen zu haben.

ENDE