0. Jahrg ang , Nr . 0 Mittwoch, 8. Februar 2017 Einzelpreis 1,60 … · 2019-03-21 · „Askren...

1
www.hassfurter-tagblatt.de 0. Jahrgang, Nr. 0 Einzelpreis 1,60 Euro Mittwoch, 8. Februar 2017 Im Blickpunkt Im Internet Ihre Zeitung 97437 Haßfurt, Augsfelder Straße 19 Leserservice: 0 95 21/6 99-25; E-Mail: leserservice@hassfurter-tagblatt.de Redaktion: 0 95 21/6 99-24 E-Mail: [email protected] Anzeigenannahme: 0 95 21/6 99-0. Mo. bis Do. 8.00 bis 16.00 Uhr, Fr. 8.00 bis 12.00 Uhr, So. 14.00 bis 15.00 Uhr. Email: [email protected] Geschäftsstelle/Kartenvorverkauf Brückenstraße 14, Telefon 0 95 21/17 14 Geschäftszeiten: Mo/Di/Do/Fr 9.30 bis 17.30 Uhr, Mi. 9.30 bis 13.30 Uhr. Bürgermeister Stefan Paulus (von links), Rektorin Hannelore Glass und Bauaufseher Marco Depner auf dem Marktplatz – nicht im Dorf, sondern im „Clus- ter“ der 1. und 2. Klassen der neuen Knetzgauer Schule. Dieservon Klassenräumen umgebene Marktplatz soll ein Ort des Lernen sein. FOTO: MARTIN SAGE Glasfassaden gehören zu den auffälligen Gestaltungselementen der sa- nierten Schulaula. FOTO: MARTIN SAGE Neue Fassade, eine Außentreppe und ein neues Pausenareal: Das tut sich von außen gesehen an der Dreibergschule. FOTO: MARTIN SAGE Auch das gibt es: Ein echter Baum im Forscherland. FOTO: M. SAGE ........................ „Wir haben eineinhalb Jahre am Konzept gearbeitet und uns erst dann, als wir genau wussten, was wir wollten, an die Architekten gewandt“ Hannelore Glass Rektorin der Dreibergschule ........................ Kein Kind soll den Lerneifer verlieren Wenn am 6. März die neue Knetzgauer Schule in Betrieb geht, startet auch ein völlig neues pädagogisches Konzept ................................................................................... Von unserem Redaktionsmitglied MARTIN SAGE ................................................................................... KNETZGAU Am ersten Schultag nach den Faschingsferien, das ist Montag, 6. März, kehren Knetzgaus 35 Lehrer und gut 350 Schüler in ihre Dreibergschule zurück, deren Sanie- rung und Umgestaltung vor zwei Jahren begann. Sie werden wenig Alt- bekanntes, sondern ein gänzlich neu- es Schulhaus vorfinden. Die Heimat- zeitung hat mit Bürgermeister Stefan Paulus, Rektorin Hannelore Glass und Kämmerer Marco Depner, der die gemeindliche Bauaufsicht führt, die Baustelle besucht, wo die letzten Ge- werke zum Endspurt ansetzen. „Hier kann man es sich als Schüler künftig nicht mehr leisten, nichts zu lernen“, witzelt Paulus am Montag beim Rundgang. Hinter diesem Scherz steckt die Begeisterung dafür, dass die Gemeinde ihr Schulhaus nicht bloß saniert. Sie hat das gegen- wärtig modernste pädagogische Konzept baulich umgesetzt, das den Schulkindern im wahrsten Sinne des Wortes neue Räume des Lernens er- öffnet: Ab März sind für die Knetz- gauer Grund- und Mittelschüler die Zeiten vorbei, in denen sie allein im Klassenzimmer büffelten; und vor- bei sind auch die Zeiten, in denen sie mit sechs Unterrichtsstunden Fron- talunterricht berieselt wurden, bei dem der Lehrer den größten Teil des Vormittags an der Tafel steht und vor der Klassengemeinschaft doziert. Um dem Besucher begreiflich zu machen, wie stattdessen künftig an der Hainerter Straße unterrichtet und gelernt wird, führt Rektorin Glass in eines von drei Clustern. In diesen abgegrenzten Bereichen sind die Klassenzimmer benachbarter Jahrgänge zusammengefasst und um einen gemeinsamen Lernraum, den die Schulleiterin „Marktplatz“ nennt, angeordnet „wie Häuser um den Dorfplatz“. Die Jahrgänge 1 und 2 bilden das erste Cluster, die 3. und 4. Klassen das zweite – und die 5. bis 9. Jahrgangsstufe der Mittelschule das letzte. Jedes Cluster ist seine eige- ne Welt, in die sich die dazu gehöri- gen Schüler während des Unterrichts zurückziehen, ohne ansonsten von den Gemeinschaftseinrichtungen wie Pausenhof, Musik- und Werksäle abgeschnitten zu sein. Den Frontalunterricht werde es auch künftig geben, erläutert Han- nelore Glass, „aber nur zur Einfüh- rung in ein Thema“. Dann aber, wenn es ums Üben und Vertiefen geht, besetzten die Schüler die ver- schiedensten Lernräume innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers: Erstklässler etwa, die schon fließend lesen, können sich auf dem Markt- platz an den einen Tisch setzen und sich an schwieriger Lektüre versu- chen, während diejenigen, die sich mit dem Alphabet schwer tun, in einer andere Nische Platz finden, um einzelne Wörter zu üben. Dabei können sich auch klassenübergrei- fend Gruppen bilden. Das setzt eine enge Kooperation der Lehrkräfte vo- raus – die sich von der Rolle der rei- nen Wissensvermittler mehr in Rich- tung von Organisatoren des Lernens entwickeln, erklärt Rektorin Glass. Fester Bestandteil eines jeden Clus- ters ist ein Lehrerstützpunkt, ein ge- meinsamer Arbeits- und Bespre- chungsraum für die Pädagogen. Um die vielen Kinder innerhalb und außerhalb der Klassenräume im Auge zu behalten, bedarf es der Kont- rolle. Diese Notwendigkeit schlägt sich baulich nieder: Jedes Cluster ist mit großen Fenstern ausgestattet, die Ein- und Ausblicke von Raum zu Raum ermöglichen. Fenster als zent- rale Bauelemente sorgen nicht nur für Überblick und Helligkeit, die vielen Glasfronten sind auch dem Brand- schutz geschuldet. Dessen Anforde- rungen sind streng, denn der zusätzli- che Raumbedarf, den die Cluster mit ihren Marktplätzen und Lehrerstütz- punkten mit sich bringen, haben die Planer vor allem durch Auflösung der alten Flure gedeckt, die aus heutiger Sicht „eine sinnlose Platzverschwen- dung sind“, wie der Bürgermeister meint. Allein die neue Mittagsbetreu- ung samt ihrer eigenen Küche ist durch Erweiterung, sprich durch einen Anbau, entstanden. Auch wenn bei der Ortsbesichti- gung überall Handwerker herumhu- schen, hier noch Böden verlegen, dort Kabel und Leitungen verschwin- den lassen und gerade die erste Groß- reinigung der Baustelle über die Büh- ne geht, so ist doch unübersehbar, wie modern und elegant das neue Schulhaus wird. Rektorin Glass unter- streicht indes, dass nie die Architek- tur, sondern immer die Pädagogik im Vordergrund stand. „Wir haben ein- einhalb Jahre am Konzept gearbeitet und uns erst dann, als wir genau wussten, was wir wollten, an die Architekten gewandt“. Für die Schul- leiterin war es ein Segen, dass die Ge- meinde, das Schulamt und ihr gesam- tes Kollegium hinter dem Projekt standen, die Dreibergschule in eine der modernsten Schulen der Republik zu verwandeln. Glass hätte schon längst in Ruhestand gehen können – doch sie wollte ihre Mitstreiter in der Sanierungsphase auf keinen Fall allei- ne lassen. Wenn sie schließlich doch am Ende dieses Schuljahres aus dem Dienst ausscheidet, setzt sie darauf, dass ihre Nachfolge das neue Konzept mit Clustern, Marktplätzen und Lerninseln mitträgt. Das hofft auch Bürgermeister Pau- lus, denn die Gemeinde hat sich die Sanierung und Umgestaltung der Schule viel kosten lassen. „Wir woll- ten eben nicht nur eine neue Hei- zung, ein neues Dach oder neue Fens- ter“, verteidigt der Rathauschef die Baukosten von rund 14 Millionen Euro, von denen Knetzgau selbst knapp 7 Millionen schultern muss. Welche Herausforderung dieser spe- ziell in der Pädagogik begründete Umbau war, weiß niemand besser als Bauaufseher Marco Depner. Er nennt die Zahl von 49 Gewerken am Bau und 19 beteiligten Fachplanungsbü- ros, deren Einzelbeitrage alle koordi- niert sein wollten. Ob er wollte oder nicht, der Kämmerer ist in den letz- ten zwei Jahren zum Experten am Bau geworden. Depner wollte: Seine Lei- denschaft für die neue Knetzgauer Schule ist ebenso unübersehbar wie diejenige von Bürgermeister und Rek- torin. Depner schwärmt von der Bar- rierefreiheit des gesamten Schulge- ländes, von der Energieeffizienz des Gebäudes, der Klimatisierung der Ein- zelräume und der modernen Haus- technik, die zum Beispiel dem Haus- meister anzeigt, wo gerade welches Fenster oder welche Türe offensteht. Rektorin Glass ist vor allem von dem begeistert, was Schülern und Lehrern unmittelbar nützt: Da sind zum Beispiel flexible Tafeln, die ihre Schulkinder aus dem Klassenzimmer herausnehmen können, um damit auf dem Marktplatz zu arbeiten. Haben sie ihre Aufgaben erledigt, können sie – zurück in der Klasse – ihre Ergebnisse mit Hilfe der Tafeln al- len vorstellen. Das ist ein entschei- dender Fortschritt, erklärt die Schul- leiterin: „Schüler müssen unbedingt besser lernen als früher, ihre Arbeit zu präsentieren.“ Wer das beherrsche, werde keine Probleme bei einem Vor- stellungsgespräch haben. Jede Klasse verfügt über ein Whiteboard, das so- wohl als klassische Tafel als auch Pro- jektionsfläche für einen darüber an- gebrachten Beamer dienen kann, an welchen sich wiederum Laptops oder Tablets anschließen lassen. Auch Bürgermeister Paulus rühmt die Medienausstattung des neuen Schulhauses, kann sich aber einen Seitenhieb nicht verkneifen. Für diese Technik gab es keine Zuschüsse, ob- wohl die Bildungspolitik doch er- kannt haben müsste, welch große Be- deutung das Beherrschen der neuen Medien für die heranwachsende Ge- neration habe, kritisiert er. „Da reicht es nicht, wenn unsere Politiker mal symbolisch einen Laptop an eine Schule überreichen.“ Ansonsten wirkt aber auch Paulus überaus zufrieden mit der Metamor- phose des Areals zwischen Rathaus und AWO-Seniorenheim,auch wenn die neuen Sportanlagen nicht im Sa- nierungspaket enthalten, sondern ein neues Projekt sind. Im vergange- nen Jahr sind in Knetzgau 62 Kinder und damit so viele wie schon lange nicht mehr zur Welt gekommen. Da sich der Trend jetzt im Januar fortge- setzt hat, weiß Paulus, dass sich die Investitionen in Cluster, Verwal- tungstrakt, Beratungsräume, Ganz- tagsbereiche, Schulküche oder auch in „Forex“ rentieren werden. Forex haben die Lehrer schon einmal vorab ihr Forscherland getauft, einen ge- meinsamen naturwissenschaftlich- technischen Saal für alle J ahrgangs- stufen von 1 bis 9, in dem die jungen Knetzgauer ihren Wissensdurst und Forscherdrang in Physik, Chemie oder Biologie befriedigen können. „Alle Kinder sind neugierig und wollen lernen“, sagt Hannelore Glass über die ABC-Schützen. Aber so, wie herkömmlich unterrichtet werde, hätten schon nach zwei Jahren im- mer einige Schüler Lust und An- schluss verloren, ohne, dass die Pä- dagogen genau erklären könnten, warum. Das zu verhindern ist ein Hauptansatz des neuen Konzeptes mit vielen individuellen Fördermög- lichkeiten, welches die Dreiberg- schule ab März verwirklichen will. ñ Weitere Fotos vom Knetzgauer Schulhaus siehe Seite 12 dieser Ausgabe. Razzia gegen Reichsbürger auch in Ebelsbach Die Staatsanwaltschaft in München ermittelt wegen banden- und ge- werbsmäßig begangener Urkunden- fälschung bundesweit gegen 16 so- genannte Reichsbürger, darunter eine 50-jährige Frau und ein 51-jähriger Mann aus Ebelsbach, ñ Franken Wie Bauernregeln Landwirte ärgern Steh’n im Stall zu viele Kühe, macht die Gülle mächtig Mühe.“ Und: „Oh- ne Blumen auf der Wiese geht’s der Biene richtig miese.“ So klingen sie, die „Neuen Bauernregeln“ von Bun- desumweltministerin Barbara Hend- ricks. Viele Bauern sind wenig begeis- tert davon. ñ Blick in die Welt Trump und der deutsche Handel Der deutsche Außenhandelsverband BGA hat in ungewöhnlich scharfer Form US-Präsident Donald Trump kritisiert und vor einem wirtschaft- lichen Niedergang gewarnt. Trump sei ein „von sich absolut überzeugter und machtbesessener“ Familienunter- nehmer ohne Bindung zur sozialen Marktwirtschaft, sagte BGA-Präsident Anton Börner. ñ Wirtschaft Schweinfurt bekommt einen neuen Stadtteil Die ehemalige US-Wohnsiedlung Askren Manor“ im Westen der Stadt wird neuer Schweinfurter Stadtteil mit einem bunten Mix aus Ein-, Mehrfamilienhäusern und sozia- lem Wohnungsbau. Über 1500 Men- schen sollen dort in naher Zukunft leben. 28 der 36 Wohnblocks wer- den abgebrochen, auch wegen eini- ger Altlasten darin. ñ Franken Eine Unterfränkin bei Heidi Klum Sabine Fischer aus Uettingen im Landkreis Würzburg ist die unter- fränkische Hoffnungsträgerin bei der neuen Staffel von Heidi Klums „Ger- many’s Next Topmodel“ (GNTM). Denn die 23-Jährige ist eine von 31 Kandidatinnen, die am Donnerstag, 9. Februar, um 20.15 Uhr an den Start gehen. ñ Aus aller Welt

Transcript of 0. Jahrg ang , Nr . 0 Mittwoch, 8. Februar 2017 Einzelpreis 1,60 … · 2019-03-21 · „Askren...

Page 1: 0. Jahrg ang , Nr . 0 Mittwoch, 8. Februar 2017 Einzelpreis 1,60 … · 2019-03-21 · „Askren Manor“ im Westen der Stadt wird neuer Schweinfurter Stadtteil mit einem bunten Mix

www.hassfurter-tagblatt.de

0 . J a h r g a n g , N r. 0 E i n z e l p r e i s 1 , 6 0 E u r oM i t t w o c h , 8 . F e b r u a r 2 0 1 7

Im Blickpunkt

Im Internet

Ihre Zeitung97437 Haßfurt, Augsfelder Straße 19Leserservice: 0 95 21/6 99-25; E-Mail:[email protected]: 0 95 21/6 99-24E-Mail: [email protected]: 0 95 21/6 99-0.Mo. bis Do. 8.00 bis 16.00 Uhr, Fr. 8.00bis 12.00 Uhr, So. 14.00 bis 15.00 Uhr.Email: [email protected]äftsstelle/KartenvorverkaufBrückenstraße 14, Telefon 0 95 21/17 14Geschäftszeiten: Mo/Di/Do/Fr 9.30 bis17.30 Uhr, Mi. 9.30 bis 13.30 Uhr.

Bürgermeister Stefan Paulus (von links), Rektorin Hannelore Glass und Bauaufseher Marco Depner auf dem Marktplatz – nicht im Dorf, sondern im „Clus-ter“ der 1. und 2. Klassen der neuen Knetzgauer Schule. Dieser von Klassenräumen umgebene Marktplatz soll ein Ort des Lernen sein. FOTO: MARTIN SAGE

Glasfassaden gehören zu den auffälligen Gestaltungselementen der sa-nierten Schulaula. FOTO: MARTIN SAGE

Neue Fassade, eine Außentreppe und ein neues Pausenareal: Das tut sichvon außen gesehen an der Dreibergschule. FOTO: MARTIN SAGE

Auch das gibt es: Ein echter Baumim Forscherland. FOTO: M. SAGE

........................

„Wir haben eineinhalbJahre am Konzept

gearbeitet und uns erstdann, als wir genau

wussten, was wir wollten,an die Architekten gewandt“

Hannelore GlassRektorin der Dreibergschule

........................

Kein Kind soll den Lerneifer verlierenWenn am6.März die neueKnetzgauer Schule in Betrieb geht, startet auch ein völlig neues pädagogisches Konzept...................................................................................

Von unserem RedaktionsmitgliedMARTIN SAGE

...................................................................................

KNETZGAU Am ersten Schultagnach den Faschingsferien, das istMontag, 6. März, kehren Knetzgaus35 Lehrer und gut 350 Schüler in ihreDreibergschule zurück, deren Sanie-rung und Umgestaltung vor zweiJahren begann. Sie werden wenig Alt-bekanntes, sondern ein gänzlich neu-es Schulhaus vorfinden. Die Heimat-zeitung hat mit Bürgermeister StefanPaulus, Rektorin Hannelore GlassundKämmererMarcoDepner, der diegemeindliche Bauaufsicht führt, dieBaustelle besucht, wo die letzten Ge-werke zum Endspurt ansetzen.

„Hier kannman es sich als Schülerkünftig nicht mehr leisten, nichts zulernen“, witzelt Paulus am Montagbeim Rundgang. Hinter diesemScherz steckt die Begeisterung dafür,dass die Gemeinde ihr Schulhausnicht bloß saniert. Sie hat das gegen-wärtig modernste pädagogischeKonzept baulich umgesetzt, das denSchulkindern im wahrsten Sinne desWortes neue Räume des Lernens er-öffnet: Ab März sind für die Knetz-gauer Grund- und Mittelschüler dieZeiten vorbei, in denen sie allein imKlassenzimmer büffelten; und vor-bei sind auch die Zeiten, in denen siemit sechs Unterrichtsstunden Fron-talunterricht berieselt wurden, beidem der Lehrer den größten Teil desVormittags an der Tafel steht und vorder Klassengemeinschaft doziert.

Um dem Besucher begreiflich zumachen, wie stattdessen künftig ander Hainerter Straße unterrichtetund gelernt wird, führt RektorinGlass in eines von drei Clustern. Indiesen abgegrenzten Bereichen sinddie Klassenzimmer benachbarterJahrgänge zusammengefasst und umeinen gemeinsamen Lernraum, dendie Schulleiterin „Marktplatz“nennt, angeordnet „wie Häuser umden Dorfplatz“. Die Jahrgänge 1 und2 bilden das erste Cluster, die 3. und4. Klassen das zweite – und die 5. bis9. Jahrgangsstufe der Mittelschuledas letzte. Jedes Cluster ist seine eige-ne Welt, in die sich die dazu gehöri-gen Schüler während des Unterrichtszurückziehen, ohne ansonsten vonden Gemeinschaftseinrichtungenwie Pausenhof, Musik- undWerksäleabgeschnitten zu sein.

Den Frontalunterricht werde esauch künftig geben, erläutert Han-nelore Glass, „aber nur zur Einfüh-rung in ein Thema“. Dann aber,wenn es ums Üben und Vertiefengeht, besetzten die Schüler die ver-schiedensten Lernräume innerhalbund außerhalb des Klassenzimmers:Erstklässler etwa, die schon fließendlesen, können sich auf dem Markt-platz an den einen Tisch setzen undsich an schwieriger Lektüre versu-chen, während diejenigen, die sichmit dem Alphabet schwer tun, ineiner andere Nische Platz finden, umeinzelne Wörter zu üben. Dabeikönnen sich auch klassenübergrei-fend Gruppen bilden. Das setzt eineenge Kooperation der Lehrkräfte vo-raus – die sich von der Rolle der rei-nenWissensvermittlermehr in Rich-tung von Organisatoren des Lernens

entwickeln, erklärt Rektorin Glass.Fester Bestandteil eines jeden Clus-ters ist ein Lehrerstützpunkt, ein ge-meinsamer Arbeits- und Bespre-chungsraum für die Pädagogen.

Um die vielen Kinder innerhalbund außerhalb der Klassenräume imAuge zu behalten, bedarf es der Kont-rolle. Diese Notwendigkeit schlägtsich baulich nieder: Jedes Cluster istmit großen Fenstern ausgestattet, dieEin- und Ausblicke von Raum zuRaum ermöglichen. Fenster als zent-rale Bauelemente sorgennicht nur fürÜberblick und Helligkeit, die vielenGlasfronten sind auch dem Brand-schutz geschuldet. Dessen Anforde-rungen sind streng, denn der zusätzli-che Raumbedarf, den die Cluster mitihren Marktplätzen und Lehrerstütz-punkten mit sich bringen, haben diePlaner vor allem durch Auflösung deralten Flure gedeckt, die aus heutigerSicht „eine sinnlose Platzverschwen-dung sind“, wie der Bürgermeistermeint. Allein die neueMittagsbetreu-ung samt ihrer eigenen Küche istdurch Erweiterung, sprich durcheinen Anbau, entstanden.

Auch wenn bei der Ortsbesichti-gung überall Handwerker herumhu-schen, hier noch Böden verlegen,dort Kabel und Leitungen verschwin-den lassen und gerade die erste Groß-reinigung der Baustelle über die Büh-ne geht, so ist doch unübersehbar,wie modern und elegant das neueSchulhauswird. RektorinGlass unter-streicht indes, dass nie die Architek-tur, sondern immer die Pädagogik imVordergrund stand. „Wir haben ein-einhalb Jahre am Konzept gearbeitetund uns erst dann, als wir genauwussten, was wir wollten, an dieArchitekten gewandt“. Für die Schul-leiterin war es ein Segen, dass die Ge-

meinde, das Schulamt und ihr gesam-tes Kollegium hinter dem Projektstanden, die Dreibergschule in einedermodernsten Schulender Republikzu verwandeln. Glass hätte schonlängst in Ruhestand gehen können –doch sie wollte ihre Mitstreiter in derSanierungsphase auf keinen Fall allei-ne lassen. Wenn sie schließlich docham Ende dieses Schuljahres aus demDienst ausscheidet, setzt sie darauf,dass ihreNachfolge das neue Konzeptmit Clustern, Marktplätzen undLerninseln mitträgt.

Das hofft auch Bürgermeister Pau-lus, denn die Gemeinde hat sich dieSanierung und Umgestaltung der

Schule viel kosten lassen. „Wir woll-ten eben nicht nur eine neue Hei-zung, ein neues Dach oder neue Fens-ter“, verteidigt der Rathauschef dieBaukosten von rund 14 MillionenEuro, von denen Knetzgau selbstknapp 7 Millionen schultern muss.Welche Herausforderung dieser spe-ziell in der Pädagogik begründeteUmbau war, weiß niemand besser alsBauaufseher Marco Depner. Er nenntdie Zahl von 49 Gewerken am Bauund 19 beteiligten Fachplanungsbü-

ros, deren Einzelbeitrage alle koordi-niert sein wollten. Ob er wollte odernicht, der Kämmerer ist in den letz-ten zwei Jahren zumExperten amBaugeworden. Depner wollte: Seine Lei-denschaft für die neue KnetzgauerSchule ist ebenso unübersehbar wiediejenige von Bürgermeister und Rek-torin. Depner schwärmt von der Bar-rierefreiheit des gesamten Schulge-ländes, von der Energieeffizienz desGebäudes, der Klimatisierungder Ein-zelräume und der modernen Haus-technik, die zum Beispiel dem Haus-meister anzeigt, wo gerade welchesFenster oder welche Türe offensteht.

Rektorin Glass ist vor allem vondem begeistert, was Schülern undLehrern unmittelbar nützt: Da sindzum Beispiel flexible Tafeln, die ihreSchulkinder aus dem Klassenzimmerherausnehmen können, um damitauf dem Marktplatz zu arbeiten.Haben sie ihre Aufgaben erledigt,können sie – zurück in der Klasse –ihre ErgebnissemitHilfe der Tafeln al-len vorstellen. Das ist ein entschei-dender Fortschritt, erklärt die Schul-leiterin: „Schüler müssen unbedingtbesser lernen als früher, ihre Arbeit zupräsentieren.“ Wer das beherrsche,werde keine Probleme bei einem Vor-stellungsgespräch haben. Jede Klasseverfügt über ein Whiteboard, das so-wohl als klassische Tafel als auch Pro-jektionsfläche für einen darüber an-gebrachten Beamer dienen kann, anwelchen sich wiederum Laptops oderTablets anschließen lassen.

Auch Bürgermeister Paulus rühmtdie Medienausstattung des neuenSchulhauses, kann sich aber einenSeitenhieb nicht verkneifen. Für dieseTechnik gab es keine Zuschüsse, ob-wohl die Bildungspolitik doch er-kannt habenmüsste, welch große Be-

deutung das Beherrschen der neuenMedien für die heranwachsende Ge-neration habe, kritisiert er. „Da reichtes nicht, wenn unsere Politiker malsymbolisch einen Laptop an eineSchule überreichen.“

Ansonsten wirkt aber auch Paulusüberaus zufrieden mit der Metamor-phose des Areals zwischen Rathausund AWO-Seniorenheim, auch wenndie neuen Sportanlagen nicht im Sa-nierungspaket enthalten, sondernein neues Projekt sind. Im vergange-nen Jahr sind in Knetzgau 62 Kinderund damit so viele wie schon langenicht mehr zur Welt gekommen. Dasich der Trend jetzt im Januar fortge-setzt hat, weiß Paulus, dass sich dieInvestitionen in Cluster, Verwal-tungstrakt, Beratungsräume, Ganz-tagsbereiche, Schulküche oder auchin „Forex“ rentieren werden. Forexhaben die Lehrer schon einmal vorabihr Forscherland getauft, einen ge-meinsamen naturwissenschaftlich-technischen Saal für alle Jahrgangs-stufen von 1 bis 9, in dem die jungenKnetzgauer ihren Wissensdurst undForscherdrang in Physik, Chemieoder Biologie befriedigen können.

„Alle Kinder sind neugierig undwollen lernen“, sagt HanneloreGlassüber die ABC-Schützen. Aber so, wieherkömmlich unterrichtet werde,hätten schon nach zwei Jahren im-mer einige Schüler Lust und An-schluss verloren, ohne, dass die Pä-dagogen genau erklären könnten,warum. Das zu verhindern ist einHauptansatz des neuen Konzeptesmit vielen individuellen Fördermög-lichkeiten, welches die Dreiberg-schule ab März verwirklichen will.

ñ Weitere Fotos vom KnetzgauerSchulhaus siehe Seite 12 dieser Ausgabe.

Razzia gegen Reichsbürgerauch in EbelsbachDie Staatsanwaltschaft in Münchenermittelt wegen banden- und ge-werbsmäßig begangener Urkunden-fälschung bundesweit gegen 16 so-genannte Reichsbürger, darunter eine50-jährige Frau und ein 51-jährigerMann aus Ebelsbach, ñ Franken

Wie BauernregelnLandwirte ärgern„Steh’n im Stall zu viele Kühe, machtdie Gülle mächtig Mühe.“ Und: „Oh-ne Blumen auf der Wiese geht’s derBiene richtig miese.“ So klingen sie,die „Neuen Bauernregeln“ von Bun-desumweltministerin Barbara Hend-ricks. Viele Bauern sind wenig begeis-tert davon. ñ Blick in die Welt

Trump und derdeutsche HandelDer deutsche AußenhandelsverbandBGA hat in ungewöhnlich scharferForm US-Präsident Donald Trumpkritisiert und vor einem wirtschaft-lichen Niedergang gewarnt. Trumpsei ein „von sich absolut überzeugterund machtbesessener“ Familienunter-nehmer ohne Bindung zur sozialenMarktwirtschaft, sagte BGA-PräsidentAnton Börner. ñ Wirtschaft

Schweinfurt bekommteinen neuen StadtteilDie ehemalige US-Wohnsiedlung„Askren Manor“ im Westen derStadt wird neuer SchweinfurterStadtteil mit einem bunten Mix ausEin-, Mehrfamilienhäusern und sozia-lem Wohnungsbau. Über 1500 Men-schen sollen dort in naher Zukunftleben. 28 der 36 Wohnblocks wer-den abgebrochen, auch wegen eini-ger Altlasten darin. ñ Franken

Eine Unterfränkinbei Heidi Klum

Sabine Fischer aus Uettingen imLandkreis Würzburg ist die unter-fränkische Hoffnungsträgerin bei derneuen Staffel von Heidi Klums „Ger-many’s Next Topmodel“ (GNTM).Denn die 23-Jährige ist eine von 31Kandidatinnen, die am Donnerstag,9. Februar, um 20.15 Uhr an denStart gehen. ñ Aus aller Welt