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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
24 R. MAYER, R. WAGNER UND J. FABIAN
Synthese und UV-Spektrum von Thiopyrano[4.3-b]indolR. M a y e r , R. W a g n e r und J. F a b ia n
Institut für Organische Chemie der Technischen Universität Dresden
(Z. Naturforsdig. 24 b, 24—27 [1969] ; eingegangen am 22. Mai 1968)
Thiopyrano [4.3-b] indol (1) wird durch Dehydrierung von Tetra-hydro-1 mit Chloranil erhalten und durch das UVS-Spektrum charakterisiert. SCF-LCI-PPP-Berechnungen werden auf Aza-schwe- felheterocyclen ausgedehnt und zur Berechnung des Spektrums von 1 verwendet.
Eine kürzlich erfolgte Veröffentlichung 1 veranlaßt
uns, eine ältere präparative Arbeit über die Dar
stellung des Thiopyrano-[4.3-b]indols ( l ) 2, die zu
theoretischen Untersuchungen über die ^-Elektro-
nenstruktur von Aza-schwefelheterocyclen führte,
anzugeben.
Bei Untersuchungen an Cyclopenta[c] thiopyranen
(2)3, die als iso-ir-elektronische Azulene anzusehen
sind, erwachte das Interesse an den isologen Aza-
verbindungen. 1 erwies sich als sehr einfach zugäng
lich und erlaubt Rückschlüsse auf die Eigenschaften
des bisher unbekannten Indeno [c] thiopyrans (3).
CgO uO OcO1 2 3
Quantenchemische Studien an Cyclopentathiopyra-
nen führten zu einem befriedigenden Verständnis
ihrer spektralen Absorptionen 4. So bedingt ein lang
welliger Übergang mittlerer Intensität die orange
rote Farbe der Cyclopenta[c]thiopyrane. Thiopyra
no [4.3-b] indol ist hingegen gelb und wird so zu
einem Prüfstein theoretischer Ansätze.
Darstellung und UVS-Spektrum von Thio
pyrano [4.3-b] indol
Die Darstellung von 1 ließ sich durch eine zwei
stufige Synthese verwirklichen: Danach wurde Thio-
cyclohexanon nach 1. c. 5 in eine F i s c h e r sehe In
dolsynthese eingesetzt und die resultierende Tetra
hydroverbindung von 1 einer Dehydrierung mit
Chloranil unterworfen.
Das UVS-Spektrum ist durch drei Absorptions
bereiche gekennzeichnet (Abb. 1).
Die Resultate von Y o un g et al. 1 entsprechen weit
gehend unseren Angaben 2.
Der kräftig gelbfarbene Heterocyclus verhält sich
erwartungsgemäß wie eine Base und konnte mit Er
folg quaternisiert werden.
1 + c h 3: fcO©ic h 3
nh-nh2 0
Das UV-Spektrum des Thiopyrano [4.3-b] indol-
methojodids zeigt große Ähnlichkeit zum Spektrum
des protonierten 1 1. Die längstwellige Bande er
scheint nur noch als Schulter bei 370 mju.
Quantenchemische Methode und Wahl der Parameter
Die Berechnung der n-Elektronenstruktur erfolgte
nach dem H a r t r e e - F o c k - R o o t h a a n SCF-
LCAO-Verfahren in der von P a r i s e r , P a r r und
P o p l e angegebenen vereinfachten und empirisierten
Form6 (PPP-Methode). Die Elemente der F-Matrix
werden durch die Gleichungen
F rr = U r + ~ (Jr 7 r r + 2 ( ^ s — ^ s ) } ’rs»^ s =t=r
F r s = ß r s — 2 P TS ^'rs
erhalten, wobei UT, ßTS und }'rs die folgenden Inte
grale darstellen:
UT= < *r*(l)|H °|Z r(l)> + I ZsyTS,r=ts
Ä .- < Z r * ( i)| Ä c l * . ( i ) > ,
< » * ( ! ) » ( ! ) ~ Z.*(2)Zs(2)>.
1 T. E. Y oung , C. J. O hnmacht u . C. R. H a m el , J. org . Chemistry 32, 3622 [1967],
2 R. W a g n er , Dissertation, TU Dresden 1965.3 R. W agner u . R. M a y e r , Z. Chem. 3, 25 [1963].
4 J. F a b ia n , A. M ehlhorn u . R . Z a h r a d n ik , J. physic. Chem.12, 3915 [1968].
5 C . U. R oge rs u . B. B. C orson , J. Amer. chem. Soc. 69, 2910 [1947],
SYNTHESE UND UV-SPEKTRUM VON THIOPYRANO [4.3-b] INDOL 25
Die verwendeten Parameter sind in Tab. 1 zusam
mengestellt. U s , ß cs un(l 7 S sind die gleichen, die
wir schon in einer früheren Arbeit 4 über S-Hetero-
cyclen verwendeten. Us und wurden von K w ia t -
k o w s k i et al. 8 übernommen (Berechnungen von
Azaheterocyclen). ßcs wurde vereinfachend gleich
Atom X u x [eV] ßcx [eV] 7xx [eV] Lit.
= C - - 11.42 - 2.318 10,84 7= N - - 14,16 - 2,318 12,81 8— S— - 20 - 1,623 10,84 4
Tab. 1. Parameter der PPP-Berechnungen.
ß c c gesetzt. Die Zweizentren-Wechselwirkungs-Inte-
grale yrs, wurden nach M a t a g a und N i s h im o t o 9 be
rechnet. Der Berechnung dieser Integrale liegt, so
weit nicht anders vermerkt, eine idealisierte Geome
trie zugrunde (regelmäßige Vielecke mit /?cc = ^cn
= 1,40Ä, die am Ringschwefel entsprechend Rqs =
1,70 Ä aufgeweitet wurden). Zur Berechnung der
spektralen Absorptionen wurde eine begrenzte Kon
figurations-Wechselwirkung mit einfach angeregten
Zuständen angesetzt.
Um die Brauchbarkeit und Anwendbarkeit der
Parameter zu prüfen, wurden die energiearmen
Übergänge von Thiazol (4), Benzthiazol (5), Thieno
[2.3-c]- (6 ) und Thienol[3.2-c]pyridin (7) berech
net und mit den experimentellen Daten verglichen
(Tab. 2). Die Übereinstimmung ist im Rahmen der
gewählten Näherung (Vernachlässigung der Bin
dungsalternierung) durchaus befriedigend (vgl.
Abb. 1).
Die beiden senkrecht zueinander polarisierten
Übergänge, die die längstwellige Bande des Thio-
phens bestimmen4, werden durch die Einführung
des Stickstoffs stärker getrennt und führen zu den
zwei Banden des Thiazols über 200 m u. Die Berück
sichtigung der von M e t z g e r et al. 12 abgeleiteten
Geometrie führte über die Wechselwirkungsintegrale
zu keiner merklichen Änderung der Übergangsener-
gien. Eine Korrektur im Sinne einer Verschiebung
zu höheren Energien ist jedoch bei Anwendung
varabler ß zu erwarten.
Das Spektrum der Banden des Benzthiazols ähnelt
durch die Intensitätsfolge dem Spektrum des iso-7i-
elektronischen Naphthalins, vgl. 1. c .10. Die Anteile
der Konfigurationen weisen aus, daß die längstwel
lige Bande vom a-Typ ist (vorwiegend Mischung
vom 1 — 2'- und 2 — l/-Übergang) und zu kürzeren
Wellenlängen p-Typ-Bande (vorwiegend 1 — 1 -
Übergang) und /3-Typ-Bande (vorwiegend wieder
1 — 2'- und 2 — ]/-Übergang) folgen. Der erste Über
gang unter 200 m u wird ebenfalls durch das Ex
periment bestätigt (vgl. Tab. 2). Zur Prüfung des
quantenchemischen Modells sind auch die Thieno-
und Thianaphtheno-pyridine geeignet. 6 und 8 zei
gen im Gegensatz zu 7 (und 5) eine intensivere
längstwellige Bande. Die Berechnungen machen die
sen Unterschied verständlich, da in 6 , wie in 8 , die
p-Typ-Bande langwelliger als die schwache a-Typ-
Bande berechnet wird.
Die guten Relationen zwischen Theorie und Ex
periment ermutigen zur quantenchemischen Berech
nung von 1 .
v.
Abb. 1. USV-Absorptionsspektren von Thiazol (in Heptan)13, von Benzthiazol (in Wasser)13 und Thiopyrano [4.3-b] indol (in Äthanol) und
berechnete n — rr*-Übergänge.
0 G . P a r r , Quantum Theory of Molecular Electronic Structure, W. A. Benjamin. N. Y. 1964.
7 J. K outecky , J. P aldus u . R. Z a h r a d n ik , J. chem. Physics 36, 3129 [1962].
8 S. K w iat ko w sk i u . B. Z u r a w s k i, Bull. Acad. po lo n . Sei. 13, 487 [1965].
9 N. M ataga u . K. N ih im o t o , Z. physik. Chem. N .F . 13, 140[1957],
10 B. E ll is u. P . J. F. G r if f it h s , Spectrochim. Acta [London] 21, 1881 [1965].
11 W. H erz u . L. T s a i, J. Amer. chem. Soc. 73, 5122 [1953],12 E . J. V incent , R. P ha n -Tan-Luu u . J. M et zger , Bull. Soc.
chim. France 1966, 3530.
0,62
82 6 R. MAYER, R. WAGNER UND J. FABIAN
Verb. Theorie Experiment LMa Lite^max[kcm ](lgf) i’maxLkcm (lge) ratur
4b 42,5 (- 0,61) 42,9 (- 0,58)c 42,9-43 (3,53) W 1046,1 (- 0,71) 46,3 (- 0,66)c 48,6-48,8 (3,34)
5d 34,3 (3,16) W 1034,9 - 1,27) 35,35 (3,25)
36.0-36,6 S (3,18)38,3 -0,51) 38,8-39,2 S (3,63)
40,0 (3.70)44.8 - 0,13) 46,3-46,5 (4,20)46.2 - 0,52)49,5 - 0,83) 51,0-51.2 (4,37)51,3 - 0,27)
6 C 32,9 (3,76) I 1133,6 - 0,66) 33.4 (3,88)37,3 - 0,98) 34,1 (3,68)
41.3 S44,0 - 0,15) 44,1 (4,23)46,3 - 0,79) 44,8 (4,24)49,9 - 0,67)50,6 - 0,17)
29.7 (3,35)7d 34,5 - 1,15) 34.4 (3.30)
35,6 (3,43)I 11
36,7 - 0,72) 36,5 S (3,45) 39,1 (3,63)
43,9 - 0,08) 42,0 (3,58)46,1 - 0,59) 45,0 (4,55)50,5 - 0,42)51,0 - 0,51)
8d 31,5 - 0,84) 29,6 (3,60) 30,5 (3.53)
I 11
37,1 - 1,83) 35,7 (4.03)38,1 - 0,96) 36,8 (3,88)41,2 - 0,18) 43,1 (4,61)42,9 - 1,39)44,7 - 0,40)47,1 - 0.64)49,6 - 1,71)
l d 22,4 - 0,58) 24.9 (3,39) Ä29,1 - 1,69) 28.4 S (3,47)33.7 - 0,22) 29,9 S (3,70)36,3 - 0,42) 33.0 S (4.16)38,9 - 0,18) 33,8 S (4.20)40,9 - 1,03) 35.8 (4,58)
36.8 S (4,53)43,8 - 0,39)45,0 - 0,75) 45,0 (4,23)
a Erklärung der Abkürzungen: LM Lösungsmittel, W Wasser, I Isooctan, Ä Äthanol, 15 LCI mit 4 Konfigurationen (re-^-n'; n, n — 1, 2). c Geometrie nach 1. c. 12. d LCI mit 16 Konfigurationen (n-+ n'; n, n = 1, 2, 3, 4).
Tab. 2. Berechnete und experimentelle spektrale Daten von 1,4 — 7.
Die rr-Elektronenstruktur von Thiopyra.no[4.3-b]-
indol
Die berechnete Ladungsverteilung von 1 wird in
Abb. 2 wiedergegeben. Das Thiopyransystem ver-
-0.013 0.050
-0.023 £----<%^S 0,325 a(
armt zugunsten des Indols an rr-Elektronen, die
Elektronenverteilung ist aber ausgeglichener als bei
den HMO-Berechnungen L Besonders die Ladungen
in a-Stellung zum Schwefel werden durch die Berück
sichtigung der Elektronenwechselwirkung erhöht.
Die Positivierung und die Bindungsverhältnisse des
ö's 0.527 S-Teilringes gleichen sich nur unvollkommen an die
Ladungsverteilung des Thiopyryliumkations an (vgl.
0.106 Abb. 2).
Abb. 2. Moleküldiagramme nach SCF-Berechnungen an Thio- pyrano[4.3-b] indol und Thiopyryliumion.
SYNTHESE UND UV-SPEKTRUM VON THIOPYRANO [4.3-b] INDOL 27
7 8
Die berechneten spektralen Übergänge sind in
Tab. 2 zusammengestellt und in Abb. 1 eingezeich
net. Der längstwellige Übergang ist wie bei 2 nach
dem Gewicht der Konfigurationen von überwiegend
p-Charakter. Er wird bei größeren Energien berech
net und erklärt so die beobachtete Farbaufhellung.
Für den zweiten Absorptionsbereich zwischen 245
und 365 m/i werden 5 Übergänge berechnet, die die
Strukturierung der Bande verständlich machen. Audi
der dritte kurzwellige Absorptionsbereich wird rich
tig wiedergegeben.
Eine Berechnung des Spektrums des bisher unbe
kannten 3 zeigt, daß Ähnlichkeiten zum UVS-Spek-
trum von 1 zu erwarten sind. Der kürzerwellige Be
reich sollte intensiver absorbieren und die Vorbande
ist bei etwa 440 m/i zu erwarten.
13 DMS UV Atlas organischer Verbindungen, Butterworth und Verl. Chemie, London und Weinheim 1967.
14 N. F. K u tscherow a , M. I. P etrutschenko u . W. A. S ago-
r e w s k i, J . allg. Chem. 32 , 3645 [1962].
Bechreibung der Versuche
Die UVS-Spektren wurden am Spektrometer CF4 der Firma Optica Milano in 96-proz. Äthanol als Lösungsmittel aufgenommen. Darstellung von Thiopyrano [4.3- bjthiopyran (1): 2 g (0,01 Mol) Tetrahydro-1, erhalten durch die F i s c h e r sehe Indolsynthese nach Rog e r s et al. 5 (Schmp. 159 —160 °C — Lit.: 156 — 157 °C) wurden in 100 ml Benzol und 10 ml Äthanol gelöst und 10 Stdn. mit 7,4 g (0,03 Mol) Chloranil unter Rückfluß erhitzt, dann alkalisch gemacht und noch zweimal mit je 20 ml Benzol extrahiert. Durch Ansäuern überführt man die Base in die wäßrige Phase, aus der sie unter Zugang von Säure wieder in Freiheit gesetzt wird. Ausbeute: 215mg (= 11% d. Th.). Schmp. 177 bis 179 °C, kanariengelbe Nadeln aus Benzol.
Cn H7NS (185,2)Ber. C 71,34 H 3,78 N 7,56 S 17,28,Gef. C 71,30 H 4,01 N 7,36 S 17,20.
UV-Spektrum: A[m/u] (löge): 222 (4,23), 272 S (4,53), 279 (4,58), 296 S (4,20), 303 S (4,16), 351 S (3,44), 402 (3,39).
Darstellung von Thiopyrano [4.3-b] indol-methojodid0,27 g (2 mMol) von 1 ergeben beim kurzen Aufkochen mit Methyljodid in Aceton einen grüngelben, feinkristallinen Niederschlag. Ausbeute: 0,33 g (= 78,5% d. Th.) Schmp. 239-241 °C.
C12H10JNS (327,1)Ber. N 4,28 S 9,80,Gef. N 4,18 S 9,43.
UV-Spektrum: ^[m/^] (log e) : 212 (4,27), 240 S (3,80), 270 S (4,13), 278 (4,15), 300 S (3,77), 332 S (3,41), 370 S (3,25).