00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15...

14
I. Einleitung I.1. BYZANTINISCHE KANONESKOMMENTARE Die theologische Auseinandersetzung mit der Heiligen Schriftund den Werken der Kirchenväter, auf denen die Hymnographie beruht, sowie die Erläuterung der oft anspruchsvollen und dichten Sprache der Hymnen führ- ten zur Abfassung der Hymnenkommentare. Diese Literaturgruppe, die sich hauptsächlich auf die hymnographische Gattung der Kanones konzentriert, erreichte ihren Höhepunkt im zwölften Jahrhundert. Ihre Anfänge lassen sich jedoch auf Grund der handschriftlichen Überlieferung bis zur Wende vom neunten zum zehnten Jahrhundert zurückverfolgen. Der exegetische Vor- gang in den Kanoneskommentaren zeigt,dass sie in der langen Tradition theologischer Kommentare stehen, welche vorund während der byzantini- schen Zeit zu verschiedenen Gattungen dertheologischen Literatur verfasst wurden, wie jene der Bibelexegese, der Kommentare zu Werken der Kir- chenväter oder der Liturgiedeutung in Form von Erotapokriseis, Florilegien und Katenen. Alsunmittelbare Vorgänger der Kanoneskommentare gelten exegetische Werke zu den religiösen Gedichten Gregors von Nazianz (329/30–um 390), die schon fhdas Verlangen nach Erläuterung weckten und zahlreiche Kommentare veranlassten, wie die des Maximos Homologe- tes (um 580–662), des Kosmas Melodos (um 675–752), des Niketas David aus Paphlagonien (um 885–um 950) und später, in der ersten lfte des zwölften Jahrhunderts, die des Euthymios Zigabenos, des Ioannes Zonaras und des Nikolaos (unter dem Mönchsnamen Neilos bekannt) Doxapatres 1 . Die Verbreitung der Kommentare zur Kirchendichtung fällt mit dem Rückgang der hymnographischen Produktion besonders vom elften Jahrhun- dert an zusammen, da durch die endgültige Gestaltung der Liturgie ein we- sentlicher Antrieb zur Abfassung neuer Hymnen fehlte. Die dogmatischen Kontroversen mit den Lateinern vermochten die Dichter nicht zu inspirieren, stattdessen war das Hauptaugenmerk auf die Weiterentwicklung der Musik –––––––––– 1 Die mit Verfassernamen oderunter falschem Autornamen erhaltenen Erklärungen zu den Gedichten Gregors sind aufgelistet bei: Fr.LEFHERZ, Studien zu Gregorvon Nazianz. My- thologie, Überlieferung, Scholiasten (Diss.). Bonn 1958, 157–198; J.SAJDAK, Historia cri- tica scholiastarum et commentatorum Gregorii Nazianzeni. Krakau 1914. Vgl. A. KAZHDAN (in coll. L.F.SHERRY Chr.ANGELIDI), A History of Byzantine Literature(650– 850)(EIE, Ερευνητική Βιβλιοθήκη / Research Series 2). Athen 1999, 118f.

Transcript of 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15...

Page 1: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung

I1 BYZANTINISCHE KANONESKOMMENTARE

Die theologische Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift und denWerken der Kirchenvaumlter auf denen die Hymnographie beruht sowie dieErlaumluterung der oft anspruchsvollen und dichten Sprache der Hymnen fuumlhr-ten zur Abfassung der Hymnenkommentare Diese Literaturgruppe die sichhauptsaumlchlich auf die hymnographische Gattung der Kanones konzentrierterreichte ihren Houmlhepunkt im zwoumllften Jahrhundert Ihre Anfaumlnge lassen sichjedoch auf Grund der handschriftlichen Uumlberlieferung bis zur Wende vomneunten zum zehnten Jahrhundert zuruumlckverfolgen Der exegetische Vor-gang in den Kanoneskommentaren zeigt dass sie in der langen Traditiontheologischer Kommentare stehen welche vor und waumlhrend der byzantini-schen Zeit zu verschiedenen Gattungen der theologischen Literatur verfasstwurden wie jene der Bibelexegese der Kommentare zu Werken der Kir-chenvaumlter oder der Liturgiedeutung in Form von Erotapokriseis Florilegienund Katenen Als unmittelbare Vorgaumlnger der Kanoneskommentare geltenexegetische Werke zu den religioumlsen Gedichten Gregors von Nazianz(32930ndashum 390) die schon fruumlh das Verlangen nach Erlaumluterung wecktenund zahlreiche Kommentare veranlassten wie die des Maximos Homologe-tes (um 580ndash662) des Kosmas Melodos (um 675ndash752) des Niketas Davidaus Paphlagonien (um 885ndashum 950) und spaumlter in der ersten Haumllfte deszwoumllften Jahrhunderts die des Euthymios Zigabenos des Ioannes Zonarasund des Nikolaos (unter demMoumlnchsnamen Neilos bekannt) Doxapatres1Die Verbreitung der Kommentare zur Kirchendichtung faumlllt mit dem

Ruumlckgang der hymnographischen Produktion besonders vom elften Jahrhun-dert an zusammen da durch die endguumlltige Gestaltung der Liturgie ein we-sentlicher Antrieb zur Abfassung neuer Hymnen fehlte Die dogmatischenKontroversen mit den Lateinern vermochten die Dichter nicht zu inspirierenstattdessen war das Hauptaugenmerk auf die Weiterentwicklung der Musikndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash1 Die mit Verfassernamen oder unter falschem Autornamen erhaltenen Erklaumlrungen zu denGedichten Gregors sind aufgelistet bei FrLEFHERZ Studien zu Gregor von Nazianz My-thologie Uumlberlieferung Scholiasten (Diss) Bonn 1958 157ndash198 JSAJDAK Historia cri-tica scholiastarum et commentatorum Gregorii Nazianzeni Krakau 1914 Vgl AKAZHDAN (in coll LFSHERRY ndash ChrANGELIDI) A History of Byzantine Literature (650ndash850) (EIE Ερευνητική Βιβλιοθήκη Research Series 2) Athen 1999 118f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 15

gerichtet Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca1000ndashnach ca10751081) Ioannes Zonaras oder Nikephoros Blemmydes (1197ndashca1269) sind in dieser Zeit zu erwaumlhnen Nach Meinung von K Krumba-cher schuf der Niedergang der hymnographischen Produktion guumlnstige lite-rarische Bedingungen fuumlr die Entstehung einer Gruppe von Kommentaren2Die Sprache der Kirchendichtung hatte sich immer mehr von der Umgangs-sprache entfernt und die Kommentatoren fuumlhlten sich verpflichtet wie dieumfangreiche handschriftliche Uumlberlieferung zeigt sich zum Wohle ihrerZeitgenossen zunaumlchst mit den schwerverstaumlndlichen Hymnen des Johannesvon Damaskos und Kosmas Melodos und vor allem mit den drei bekanntenjambischen Kanones zu befassen3 Das Interesse richtete sich hauptsaumlchlichauf die in dieser Zeit in der liturgischen Praxis gesungenen Hymnen DieKontakia des Romanos Melodos wurden daher zB nicht beruumlcksichtigt4ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash2 KKRUMBACHER Geschichte der byzantinischen Litteratur von Justinian bis zum Ende desOstroumlmischen Reiches (527ndash1453) Muumlnchen 21897 hier 679 (sect277) EWELLESZ AHistory of Byzantine Music and Hymnography Oxford 21961 237f Vgl ChrHANNICKin HHUNGER Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner Bd 2 Muumlnchen1978 198f

3 Die drei jambischen Kanones auf Weihnachten Epiphanie und Pfingsten sind im Gegen-satz zu den anderen Kanones nicht akzentuierend sondern im jambischen Trimeter kom-poniert und ihre Akrosticha formen je ein Epigramm aus zwei elegischen Distichen Siewerden von einem Teil der handschriftlichen Uumlberlieferung und der Kanoneskommentato-ren Johannes von Damaskos zugeschrieben eine Ansicht die auch von einigen heutigenForschern vertreten wird Zur Autorschaftsfrage siehe SRONCHEY Those bdquoWhose Wri-tings were Exchangedldquo John of Damascus George Choeroboscus and John bdquoArklasldquo ac-cording to the Prooimion of Eustathiusrsquos Exegesis in Canonem Iambicum de Pentecostein CSODE ndash STAKAacuteCS (Hrsg) Novum Millennium Studies on Byzantine History andCulture dedicated to Paul Speck Aldershot 2001 327ndash336 NBTOMADAKES Κλεὶς τῆςΒυζαντινῆς φιλολογίας ἤτοι Εἰσαγωγὴ εἰς τὴν Βυζαντινὴν φιλολογίαν Bd 1 Athen 31965(Ndr 1993) 213f vgl weiter unten S 19 und A 20 ZurMetrik siehe Ioannis DamasceniCanones iambici cum commentario et indice verborum ex schedis AUGUSTI NAUCK editi(iussu Imperialis Academiae edidit Petrus Nikitin) in Meacutelanges greacuteco-romains tireacutes duBulletin de lrsquoAcadeacutemie Impeacuteriale des Sciences de St Peacutetersbourg tome VI St Peacuteters-bourg 1893 199ndash223 Zum Anklang an Kommentare zu Gregor von Nazianz siehe FMONTANA Η θεολόγος φωνή Echi drsquoesegesi veterotestamentaria di Gregorio Nazianzenonel canone giambico per la Teofania attribuito a Giovanni Damasceno in CMORESCHINI(Hrsg) Esegesi parafrasi e compilazione in etagrave tardoantica atti del terzo ConvegnodellrsquoAssociazione di Studi Tardoantichi Napoli 1995 309ndash321

4 Es gibt jedoch eine von Manuel Philes verfasste Paraphrase des Akathistos Hymnos Ma-nuelis Philae Carmina ed EMILLER 2 Bde Paris 1855ndash1857 (Ndr Amsterdam 1967)hier Bd 2 317ndash426 Vgl dazu KMITSAKIS Ἕνας λαϊκὸς κρητικὸς bdquoἈκάθιστοςldquo τοῦ ΙΕ΄αἰώνα Byzantina 1 (1969) 25ndash38

I Einleitung16

Die Anspruumlche der Kommentatoren variierten und hingen jeweils vom ange-strebten Publikum ab So sind einerseits Scholien erhalten die ein hohesBildungsniveau voraussetzen5 und andererseits solche die fuumlr die Gebilde-ten nicht notwendig waren von der Mehrheit des Publikums aber als nuumltz-lich empfunden wurden6 Die Kanoneskommentare sind wie in der For-schung nachgewiesen wurde von zwei verwandten Gattungen der theologi-schen Literatur gepraumlgt worden von der Auslegung theologischer Schriftenund von denWoumlrter- und Scholiensammlungen zu einem bestimmten Text7Zunaumlchst begegnenWorterklaumlrungen und Epimerismen κατὰ στοιχεῖον zu

den Kanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos Die jambi-schen Kanones wurden vor allen anderen in Woumlrtersammlungen (unter demTitel Λέξεις τῶν κανόνων) aufgenommen wie die handschriftliche Uumlberliefe-rung um die Wende zum zehnten Jahrhundert bezeugt8 A Nauck der be-deutendste Erforscher der jambischen Kanones hat zum ersten Mal daraufhingewiesen dass ihre Glossen bald in den Bestand des Etymologicum Gu-dianum und Etymologicum Genuinum und daruumlber hinaus des EtymologicumMagnum aufgenommen wurden9 Die fruumlhesten Epimerismen zu den Kano-nes beider Hymnendichter sind unter dem Namen des Theodosios Gramma-tikos eines sonst wenig bekannten Gelehrten erhalten auf Grund der hand-schriftlichen Uumlberlieferung wurde das neunte Jahrhundert fuumlr seine Schaf-fenszeit vorgeschlagen10 Unter seinem Namen sind Anweisungen fuumlr die

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash5 Das ist bei der Anfuumlhrung von Zitaten ausWerken der klassisch-griechischen Autoren derFall Fuumlr Beispiele siehe PhDEMETRACOPOULOS The Exegeses of the Canons in theTwelfth Century as School Texts Diptycha 1 (1979) 143ndash157 hier 149 SRONCHEY Ri-ferimenti pindarici nellrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Qua-derni urbinati di cultura classica 54 ns 251 (1987) 53ndash56

6 So meint Gregorios Pardos im (unedierten) Kommentar zum Kanon des Kosmas auf denDonnerstag der Karwoche εὔληπτον τοῦτο ἐστὶ καὶ σφόδρα εὐνόητον ἀλλὰ καὶ ἡμᾶς χρὴπρὸς τὴν τῶν πολλῶν ὠφέλειαν ἐξηγήσασθαι τοῦτο (Cod Vind theol gr 121 fol 79r)waumlhrend er in einem anderen Kommentar zum Osterkanon des Johannes von Damaskoseine andere Meinung vertritt τοῦτο πάντῃ σαφὲς ὄν ἑρμηνείας ὅλως οὐ δεῖται φιλαυτίαςγὰρ ἂν εἰκότως κριθείημεν καὶ περιττῆς φιλοτιμίας εἰ τὰ σαφῆ καὶ εὔληπτα τοῖς φιλολόγοιςὡς ἀσαφῆ καὶ δύσληπτα ἐπεξεργαζόμεθα (ebenda fol 98r)

7 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 1438 Solche Woumlrtersammlungen sind im Cod Paris Coisl 345 zu finden EdLDE STEFANIPer le fonti dellrsquoEtimologico Gudiano BZ 16 (1907) 52ndash68 hier 57 Siehe unten A 10

9 Ioannis Damasceni Canones iambici 199f10 Es handelt sich um den Cod Paris Coisl 345 saec IXX siehe dazu ABOROVILOU Ba-roccianus gr 50 Ἐπιμερισμοὶ κατὰ στοιχεῖον γραφικά Terminus ante quem pour le lexi-que de Theacuteodose le Grammairien (IXe s) Byz 72 (2002) 250ndash269 hier 251 FMONTANA

1 Byzantinische Kanoneskommentare 17

Komposition eines Kanons sowie Paraphrasen zu den jambischen Kanonesbekannt die jedoch noch nicht vollstaumlndig ediert sind11 Aus dem elften Jahr-hundert ist Michael Psellos (1018ndashvielleicht 1078) zu nennen der sich mitdem Kanon auf den Donnerstag der Karwoche des Kosmas Melodos befassthat Sein Werk stellt keinen echten Kommentar dar sondern eine jambischeParaphrase es liegt in zwei Editionen vor12 In diesem Zusammenhang sindauch die Kommentare des Niketas von Herakleia (um 1060ndashnach 1117) zuden Kanones der erwaumlhnten Hymnographen zu nennen13Im zwoumllften Jahrhundert erfuhr diese Gattung eine Bluumltezeit mit Theodo-

ros Prodromos (um 1100ndash11561158) der ausfuumlhrliche Kommentare zu denKanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos auf die Herren-feste hinterlieszlig und damit zum Vorbild fuumlr die spaumlteren Kommentatorenwurde14 Sein Werk entbehrt jedoch immer noch einer vollstaumlndigen kriti-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Lrsquoinizio del Lessico di Teodosio Grammatico ai canoni liturgici nel Laur 5748 Rivista difilologia e di istruzione classica 123 (1995) 193ndash200

11 Eine vollstaumlndige kritische Edition seiner Paraphrasen zu den jambischen Kanones (CodVat gr 2130 saec XIndashXII) bleibt noch ein desideratum Zu seinen exegetischen Schrif-ten siehe AKOMINIS Γρηγόριος Πάρδος μητροπολίτης Κορίνθου καὶ τὸ ἔργον αὐτοῦRom ndash Athen 1960 102 Die Anweisungen wurden zum ersten Mal herausgegeben vonIBEKKER Anecdota Graeca Bd 3 Berlin 1821 1167 und spaumlter von J-BPITRA Hym-nographie de lrsquoeacuteglise grecque Rome 1867 32 Ἐάν τις θέλῃ ποιῆσαι κανόνα πρῶτον δεῖμελίσαι τὸν εἱρμόν εἶτα ἐπαγαγεῖν τὰ τροπάρια ἰσοσυλλαβοῦντα καὶ ὁμοτονοῦντα καὶ τὸνσκοπὸν ἀποσῴζοντα Zu ihrer Erlaumluterung siehe WCHRIST Uumlber die Bedeutung vonHirmos Troparion und Kanon in der griechischen Poesie des Mittelalters erlaumlutert an derHand einer Schrift des Zonaras in Beitraumlge zur kirchlichen Literatur der Byzantiner (Sit-zungsberichte der koumlniglichen bayerischen Akademie der Wissenschaften 2) Muumlnchen1870 1ndash30 hier 26 Eine Paraphrase die Theodosios zugeschrieben werden koumlnntewurde von FMONTANA ediert Tre parafrasi anonime bizantine del canone giambico pen-tecostale attribuito a Giovanni Damasceno Koinonia 17 (1993) 61ndash79

12 TMANIATE Ἀνέκδοτο ἔργο τοῦ Μιχαὴλ Ψελλοῦ Ἡ παράφραση τοῦ κανόνα στὴν Μεγά-λη Πέμπτη Κοσμᾶ τοῦ Μαϊουμᾶ Diptycha 1 (1979) 194ndash238 sowie Michaelis Pselli Poe-mata ed LGWESTERINK Stuttgart ndash Leipzig 1992 286ndash294 Zu seinen Kommentarenzu vereinzelten Troparien siehe KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 104

13 Er wird auch ὁ τοῦ Σερρῶν genannt nach seinem Onkel dem Bischof von Serrhai be-kannt als Katenist Scholiast und Kanonist Laut Beschreibung von HOMONT Inventairesommaire des manuscrits grecs de la Bibliothegraveque Nationale 3 Bde Paris 1886ndash1898hier Bd 2 254f finden sich im Codex Paris gr 2408 saec XIII (fol 199vndash207r) vonNiketas verfasste Kommentare zu Kirchendichtung die noch unveroumlffentlicht sind Siehedazu KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 105f Zu Person und Werk siehe DSTIERNON NiceacutetasdrsquoHeacuteracleacutee DSpir 11 (1982) 219ndash221

14 Die Aussagen seiner Zeitgenossen und der Nachwelt sowie die groszlige Zahl der Hand-schriften seiner Kanoneskommentare gelten als Beweis fuumlr das groszlige Ansehen das Pro-

I Einleitung18

schen Edition15 Gregorios Pardos (um 1103ndash1157) Metropolit von Korinthkommentierte 23 Christus- und Theotokoskanones beider Dichter16 auchdieses Werk wartet noch auf eine vollstaumlndige Edition nur einzelne Kom-mentare des Metropoliten wurden kritisch ediert17 Eine alte Ausgabe liegtfuumlr die Kommentare des Ioannes Zonaras (gest nach 1160) zu den Auferste-hungskanones der Oktoechos des Johannes von Damaskos vor18 mit wel-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

dromos als Kommentator genossWHOumlRANDNER Theodoros Prodromos Historische Ge-dichte (WBS 11)Wien 1974 32ndash35 und 44ndash45

15 Nur sechs der 17 Kommentare wurden bisher ediert Theodori Prodromi Commentarios incarmina sacra melodorum Cosmae Hierosolymitani et Ioannis Damasceni ad fidem coddmss primum ed HMSTEVENSON senior Romae 1888 Eine Paraphrase seiner Kom-mentare bietet NIKODEMOS HAGIOREITES Ἑορτοδρόμιον Venedig 1836 Zur handschrift-lichen Uumlberlieferung siehe HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 44f

16 Als Datierung seiner Lebenszeit wurde das zehnte Jahrhundert vorgeschlagen siehe VBECARES Ein unbekanntes Werk des Gregorios von Korinth und seine Lebenszeit BZ 81(1988) 247ndash248 fruumlher PMAAS Zur Datierung des Gregorios von Korinth BNJ 2 (1921)53ndash55 Eine vollstaumlndige Edition war bereits das Anliegen mehrerer Forscher HSTE-VENSON Lrsquohymnographie de lrsquoeacuteglise grecque Du rythme dans les cantiques de la liturgiegrecque Revue des questions historiques 2 (1876) 482ndash543 hier 491 A 5 AKOMINISΓρηγορίου τοῦ Κορίνθου ἐξηγήσεις εἰς τοὺς ἱεροὺς λειτουργικοὺς κανόνας Ἰωάννου τοῦΔαμασκηνοῦ καὶ Κοσμᾶ τοῦ Μελῳδοῦ in FDOumlLGER ndash H-GBECK (Hrsg) Akten des XIInternationalen ByzantinistenkongressesMuumlnchen 1958 Bd 1Muumlnchen 1960 248ndash253hier 253 A 29 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 94 A 5

17 FMONTANA I canoni giambici di Giovanni Damasceno per le feste di Natale Teofania ePentecoste nelle esegesi di Gregorio di Corinto Koinonia 13 (1989) 31ndash49 DERS Gre-gorio di Corinto Esegesi al canone giambico per la Pentecoste attribuito a Giovanni Da-masceno Pisa 1995 mit Literaturangaben zur Person und zum Werk des Kommentatorsvgl dazu PMAVROMMATIDES Unbekannte Handschriften des Kommentars von GregoriosPardos zum Canon pentecostalis von [Ioannes Damaskenos] in IVASSIS ndash GSHENRICHndash DRREINSCH (Hrsg) Lesarten Festschrift fuumlr Athanasios Kambylis zum 70 Ge-burtstag dargebracht von Schuumllern Kollegen und Freunden Berlin ndash New York 1998110ndash118 BECK Kirche 606f Zu Zitaten aus der antiken Literatur siehe FMONTANA Ze-none di Cizio citato da Gregorio di CorintoMaia ns 47 (1995) 175ndash182

18 SpLAURIOTES Ἰωάννης Ζωναρᾶς Ἑρμηνεία τῶν ἀναστασίμων κανόνων τοῦ Ἰωάννου Δα-μασκηνοῦ (ὁ Ἄθως 13ndash4) Athen 1920 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 109 A 5 kennt die-se Ausgabe nicht er weist jedoch darauf hin dass es in der Uumlberlieferung mehrere Ver-sionen und in Bezug auf die Autorschaft eine Verwechslung zwischen gleichnamigenAutoren gibt (ebenda 108ndash111) Die im Prooimion des Kommentars befindliche Abhand-lung uumlber den Kanon den Heirmos die Ode und das Troparion ist ediert das erste Malvon AMAI Spicilegium Romanum Bd 52 Roma 1841 384ndash389 (uumlbernommen in PG135 421Cndash428D) dann von J-BPITRA (bespr von CHRIST Uumlber die Bedeutung 26f)WCHRIST ndash MPARANIKAS Anthologia graeca carminum christianorum Leipzig 1871LX

1 Byzantinische Kanoneskommentare 19

chen der Kommentator die unvollendete Aufgabe des Niketas von Thessalo-nike weitergefuumlhrt hat19 Eine groumlszligere Aufmerksamkeit der Forschung als diezuvor genannten Kommentatoren genoss Eustathios von Thessalonike (um1115ndash11951197) wegen der groszligen Gelehrsamkeit die sein einziger Ka-nonkommentar der Kommentar zum jambischen Pfingstkanon offenbart20In diesem beruumlcksichtigt er sowohl die antike Literatur als auch die Scholiender fruumlheren Kommentatoren21 In der Frage der Autorschaft spricht

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash19 Dies raumlumt Zonaras laut Cod Regin gr 33 saec XIV (fol 248v) ein und dies wird auchdurch Cod Vindob theol gr 238 saec XV (fol 44r) bestaumltigt siehe KOMINIS Γρηγό-ριος Πάρδος 106f Der Verfasser ist wahrscheinlich Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας der von1132 bis zu seinem Tod (1145) Erzbischof von Thessalonike war Siehe dazuAKAZHDAN Niketas bdquoofMaroneialdquo ODB 1482 TL sv Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας 566fSeine Identifizierung mit Niketas von Herakleia wurde von DStiernon vorgeschlagenSTIERNON Niceacutetas drsquoHeacuteracleacutee 220 vgl HHUNGER ndash WLACKNER Katalog der griechi-schen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992127 Sie ist jedoch nicht haltbar KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 108 HHUNGER ndashWLACKNER Katalog der griechischen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbi-bliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992

20 Zur Datierung des Kommentars siehe SRONCHEY Sulla datazione dellrsquoExegesis in cano-nem iambicum di Eustazio di Tessalonica Athenaeum ns 64 (1986) 103ndash110 Der Textwurde erstmals (zum Teil) von LALLATIUS und dann (vollstaumlndig) von AMAI herausge-geben Spicilegium Romanum Bd 5 161ndash383 (daraus in PG 136 504Andash754D uumlber-nommen) Der Plan einer neuen kritischen Edition von SRONCHEY und PCESARETTIwurde im Rahmen des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses 1981 in Wien ange-kuumlndigt RBROWNING Projects in Byzantine Philology JOumlB 311 (1981) [= XVI Inter-nationaler Byzantinistenkongress Wien 1981 Akten I1] 59ndash74 hier 61 Vgl DominiEustathii Metropolitae Thessalonicensis Exegesis in canonem iambicum Ioannis Melodide festo die Spiritus Sancti ed S RONCHEY (Prooemium ndash Odae 13) ndash P CESARETTI(Odae 49) (Akten des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses Wien 4ndash9 Okto-ber 1981) Beiheft Section 21 Teile der Edition sind bereits fertig SRONCHEYLrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Saggio di edizione critica(acrostico ndash irmo dellrsquoode prima) Aevum 59 (1985) 241ndash266 PCESARETTI EustathiosrsquoCommentary on the Pentecostal Hymn Ascribed to St John Damascene A New CriticalEdition Svenska kommitteacuten foumlr bysantinska studier Bulletin 5 (1987) 19ndash22 vgl auch SRONCHEY An Introduction to Eustathiosrsquo Exegesis in Canonem Iambicum DOP 45(1991) 149ndash158 wo weitere Literatur angegeben wird

21 Zur Frage der Anlehnungen an Aristophanes Pindar und die Stoiker siehe PCESARETTIInterpretazioni aristofanee nel commento di Eustazio allrsquoinno pentecostale attribuito aGiovanni Damasceno Interpretazioni antiche e moderne di testi greci Ricerche di filolo-gia classica 3 (1987) 169ndash217 RONCHEY Riferimenti pindarici 53ndash56 PCESARETTI Eu-stazio di Tessalonica e lrsquoetimologia di physis una fonte stoica Studi classici e Orientali36 (1986) 139ndash145

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 2: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

1 Byzantinische Kanoneskommentare 15

gerichtet Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca1000ndashnach ca10751081) Ioannes Zonaras oder Nikephoros Blemmydes (1197ndashca1269) sind in dieser Zeit zu erwaumlhnen Nach Meinung von K Krumba-cher schuf der Niedergang der hymnographischen Produktion guumlnstige lite-rarische Bedingungen fuumlr die Entstehung einer Gruppe von Kommentaren2Die Sprache der Kirchendichtung hatte sich immer mehr von der Umgangs-sprache entfernt und die Kommentatoren fuumlhlten sich verpflichtet wie dieumfangreiche handschriftliche Uumlberlieferung zeigt sich zum Wohle ihrerZeitgenossen zunaumlchst mit den schwerverstaumlndlichen Hymnen des Johannesvon Damaskos und Kosmas Melodos und vor allem mit den drei bekanntenjambischen Kanones zu befassen3 Das Interesse richtete sich hauptsaumlchlichauf die in dieser Zeit in der liturgischen Praxis gesungenen Hymnen DieKontakia des Romanos Melodos wurden daher zB nicht beruumlcksichtigt4ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash2 KKRUMBACHER Geschichte der byzantinischen Litteratur von Justinian bis zum Ende desOstroumlmischen Reiches (527ndash1453) Muumlnchen 21897 hier 679 (sect277) EWELLESZ AHistory of Byzantine Music and Hymnography Oxford 21961 237f Vgl ChrHANNICKin HHUNGER Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner Bd 2 Muumlnchen1978 198f

3 Die drei jambischen Kanones auf Weihnachten Epiphanie und Pfingsten sind im Gegen-satz zu den anderen Kanones nicht akzentuierend sondern im jambischen Trimeter kom-poniert und ihre Akrosticha formen je ein Epigramm aus zwei elegischen Distichen Siewerden von einem Teil der handschriftlichen Uumlberlieferung und der Kanoneskommentato-ren Johannes von Damaskos zugeschrieben eine Ansicht die auch von einigen heutigenForschern vertreten wird Zur Autorschaftsfrage siehe SRONCHEY Those bdquoWhose Wri-tings were Exchangedldquo John of Damascus George Choeroboscus and John bdquoArklasldquo ac-cording to the Prooimion of Eustathiusrsquos Exegesis in Canonem Iambicum de Pentecostein CSODE ndash STAKAacuteCS (Hrsg) Novum Millennium Studies on Byzantine History andCulture dedicated to Paul Speck Aldershot 2001 327ndash336 NBTOMADAKES Κλεὶς τῆςΒυζαντινῆς φιλολογίας ἤτοι Εἰσαγωγὴ εἰς τὴν Βυζαντινὴν φιλολογίαν Bd 1 Athen 31965(Ndr 1993) 213f vgl weiter unten S 19 und A 20 ZurMetrik siehe Ioannis DamasceniCanones iambici cum commentario et indice verborum ex schedis AUGUSTI NAUCK editi(iussu Imperialis Academiae edidit Petrus Nikitin) in Meacutelanges greacuteco-romains tireacutes duBulletin de lrsquoAcadeacutemie Impeacuteriale des Sciences de St Peacutetersbourg tome VI St Peacuteters-bourg 1893 199ndash223 Zum Anklang an Kommentare zu Gregor von Nazianz siehe FMONTANA Η θεολόγος φωνή Echi drsquoesegesi veterotestamentaria di Gregorio Nazianzenonel canone giambico per la Teofania attribuito a Giovanni Damasceno in CMORESCHINI(Hrsg) Esegesi parafrasi e compilazione in etagrave tardoantica atti del terzo ConvegnodellrsquoAssociazione di Studi Tardoantichi Napoli 1995 309ndash321

4 Es gibt jedoch eine von Manuel Philes verfasste Paraphrase des Akathistos Hymnos Ma-nuelis Philae Carmina ed EMILLER 2 Bde Paris 1855ndash1857 (Ndr Amsterdam 1967)hier Bd 2 317ndash426 Vgl dazu KMITSAKIS Ἕνας λαϊκὸς κρητικὸς bdquoἈκάθιστοςldquo τοῦ ΙΕ΄αἰώνα Byzantina 1 (1969) 25ndash38

I Einleitung16

Die Anspruumlche der Kommentatoren variierten und hingen jeweils vom ange-strebten Publikum ab So sind einerseits Scholien erhalten die ein hohesBildungsniveau voraussetzen5 und andererseits solche die fuumlr die Gebilde-ten nicht notwendig waren von der Mehrheit des Publikums aber als nuumltz-lich empfunden wurden6 Die Kanoneskommentare sind wie in der For-schung nachgewiesen wurde von zwei verwandten Gattungen der theologi-schen Literatur gepraumlgt worden von der Auslegung theologischer Schriftenund von denWoumlrter- und Scholiensammlungen zu einem bestimmten Text7Zunaumlchst begegnenWorterklaumlrungen und Epimerismen κατὰ στοιχεῖον zu

den Kanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos Die jambi-schen Kanones wurden vor allen anderen in Woumlrtersammlungen (unter demTitel Λέξεις τῶν κανόνων) aufgenommen wie die handschriftliche Uumlberliefe-rung um die Wende zum zehnten Jahrhundert bezeugt8 A Nauck der be-deutendste Erforscher der jambischen Kanones hat zum ersten Mal daraufhingewiesen dass ihre Glossen bald in den Bestand des Etymologicum Gu-dianum und Etymologicum Genuinum und daruumlber hinaus des EtymologicumMagnum aufgenommen wurden9 Die fruumlhesten Epimerismen zu den Kano-nes beider Hymnendichter sind unter dem Namen des Theodosios Gramma-tikos eines sonst wenig bekannten Gelehrten erhalten auf Grund der hand-schriftlichen Uumlberlieferung wurde das neunte Jahrhundert fuumlr seine Schaf-fenszeit vorgeschlagen10 Unter seinem Namen sind Anweisungen fuumlr die

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash5 Das ist bei der Anfuumlhrung von Zitaten ausWerken der klassisch-griechischen Autoren derFall Fuumlr Beispiele siehe PhDEMETRACOPOULOS The Exegeses of the Canons in theTwelfth Century as School Texts Diptycha 1 (1979) 143ndash157 hier 149 SRONCHEY Ri-ferimenti pindarici nellrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Qua-derni urbinati di cultura classica 54 ns 251 (1987) 53ndash56

6 So meint Gregorios Pardos im (unedierten) Kommentar zum Kanon des Kosmas auf denDonnerstag der Karwoche εὔληπτον τοῦτο ἐστὶ καὶ σφόδρα εὐνόητον ἀλλὰ καὶ ἡμᾶς χρὴπρὸς τὴν τῶν πολλῶν ὠφέλειαν ἐξηγήσασθαι τοῦτο (Cod Vind theol gr 121 fol 79r)waumlhrend er in einem anderen Kommentar zum Osterkanon des Johannes von Damaskoseine andere Meinung vertritt τοῦτο πάντῃ σαφὲς ὄν ἑρμηνείας ὅλως οὐ δεῖται φιλαυτίαςγὰρ ἂν εἰκότως κριθείημεν καὶ περιττῆς φιλοτιμίας εἰ τὰ σαφῆ καὶ εὔληπτα τοῖς φιλολόγοιςὡς ἀσαφῆ καὶ δύσληπτα ἐπεξεργαζόμεθα (ebenda fol 98r)

7 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 1438 Solche Woumlrtersammlungen sind im Cod Paris Coisl 345 zu finden EdLDE STEFANIPer le fonti dellrsquoEtimologico Gudiano BZ 16 (1907) 52ndash68 hier 57 Siehe unten A 10

9 Ioannis Damasceni Canones iambici 199f10 Es handelt sich um den Cod Paris Coisl 345 saec IXX siehe dazu ABOROVILOU Ba-roccianus gr 50 Ἐπιμερισμοὶ κατὰ στοιχεῖον γραφικά Terminus ante quem pour le lexi-que de Theacuteodose le Grammairien (IXe s) Byz 72 (2002) 250ndash269 hier 251 FMONTANA

1 Byzantinische Kanoneskommentare 17

Komposition eines Kanons sowie Paraphrasen zu den jambischen Kanonesbekannt die jedoch noch nicht vollstaumlndig ediert sind11 Aus dem elften Jahr-hundert ist Michael Psellos (1018ndashvielleicht 1078) zu nennen der sich mitdem Kanon auf den Donnerstag der Karwoche des Kosmas Melodos befassthat Sein Werk stellt keinen echten Kommentar dar sondern eine jambischeParaphrase es liegt in zwei Editionen vor12 In diesem Zusammenhang sindauch die Kommentare des Niketas von Herakleia (um 1060ndashnach 1117) zuden Kanones der erwaumlhnten Hymnographen zu nennen13Im zwoumllften Jahrhundert erfuhr diese Gattung eine Bluumltezeit mit Theodo-

ros Prodromos (um 1100ndash11561158) der ausfuumlhrliche Kommentare zu denKanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos auf die Herren-feste hinterlieszlig und damit zum Vorbild fuumlr die spaumlteren Kommentatorenwurde14 Sein Werk entbehrt jedoch immer noch einer vollstaumlndigen kriti-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Lrsquoinizio del Lessico di Teodosio Grammatico ai canoni liturgici nel Laur 5748 Rivista difilologia e di istruzione classica 123 (1995) 193ndash200

11 Eine vollstaumlndige kritische Edition seiner Paraphrasen zu den jambischen Kanones (CodVat gr 2130 saec XIndashXII) bleibt noch ein desideratum Zu seinen exegetischen Schrif-ten siehe AKOMINIS Γρηγόριος Πάρδος μητροπολίτης Κορίνθου καὶ τὸ ἔργον αὐτοῦRom ndash Athen 1960 102 Die Anweisungen wurden zum ersten Mal herausgegeben vonIBEKKER Anecdota Graeca Bd 3 Berlin 1821 1167 und spaumlter von J-BPITRA Hym-nographie de lrsquoeacuteglise grecque Rome 1867 32 Ἐάν τις θέλῃ ποιῆσαι κανόνα πρῶτον δεῖμελίσαι τὸν εἱρμόν εἶτα ἐπαγαγεῖν τὰ τροπάρια ἰσοσυλλαβοῦντα καὶ ὁμοτονοῦντα καὶ τὸνσκοπὸν ἀποσῴζοντα Zu ihrer Erlaumluterung siehe WCHRIST Uumlber die Bedeutung vonHirmos Troparion und Kanon in der griechischen Poesie des Mittelalters erlaumlutert an derHand einer Schrift des Zonaras in Beitraumlge zur kirchlichen Literatur der Byzantiner (Sit-zungsberichte der koumlniglichen bayerischen Akademie der Wissenschaften 2) Muumlnchen1870 1ndash30 hier 26 Eine Paraphrase die Theodosios zugeschrieben werden koumlnntewurde von FMONTANA ediert Tre parafrasi anonime bizantine del canone giambico pen-tecostale attribuito a Giovanni Damasceno Koinonia 17 (1993) 61ndash79

12 TMANIATE Ἀνέκδοτο ἔργο τοῦ Μιχαὴλ Ψελλοῦ Ἡ παράφραση τοῦ κανόνα στὴν Μεγά-λη Πέμπτη Κοσμᾶ τοῦ Μαϊουμᾶ Diptycha 1 (1979) 194ndash238 sowie Michaelis Pselli Poe-mata ed LGWESTERINK Stuttgart ndash Leipzig 1992 286ndash294 Zu seinen Kommentarenzu vereinzelten Troparien siehe KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 104

13 Er wird auch ὁ τοῦ Σερρῶν genannt nach seinem Onkel dem Bischof von Serrhai be-kannt als Katenist Scholiast und Kanonist Laut Beschreibung von HOMONT Inventairesommaire des manuscrits grecs de la Bibliothegraveque Nationale 3 Bde Paris 1886ndash1898hier Bd 2 254f finden sich im Codex Paris gr 2408 saec XIII (fol 199vndash207r) vonNiketas verfasste Kommentare zu Kirchendichtung die noch unveroumlffentlicht sind Siehedazu KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 105f Zu Person und Werk siehe DSTIERNON NiceacutetasdrsquoHeacuteracleacutee DSpir 11 (1982) 219ndash221

14 Die Aussagen seiner Zeitgenossen und der Nachwelt sowie die groszlige Zahl der Hand-schriften seiner Kanoneskommentare gelten als Beweis fuumlr das groszlige Ansehen das Pro-

I Einleitung18

schen Edition15 Gregorios Pardos (um 1103ndash1157) Metropolit von Korinthkommentierte 23 Christus- und Theotokoskanones beider Dichter16 auchdieses Werk wartet noch auf eine vollstaumlndige Edition nur einzelne Kom-mentare des Metropoliten wurden kritisch ediert17 Eine alte Ausgabe liegtfuumlr die Kommentare des Ioannes Zonaras (gest nach 1160) zu den Auferste-hungskanones der Oktoechos des Johannes von Damaskos vor18 mit wel-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

dromos als Kommentator genossWHOumlRANDNER Theodoros Prodromos Historische Ge-dichte (WBS 11)Wien 1974 32ndash35 und 44ndash45

15 Nur sechs der 17 Kommentare wurden bisher ediert Theodori Prodromi Commentarios incarmina sacra melodorum Cosmae Hierosolymitani et Ioannis Damasceni ad fidem coddmss primum ed HMSTEVENSON senior Romae 1888 Eine Paraphrase seiner Kom-mentare bietet NIKODEMOS HAGIOREITES Ἑορτοδρόμιον Venedig 1836 Zur handschrift-lichen Uumlberlieferung siehe HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 44f

16 Als Datierung seiner Lebenszeit wurde das zehnte Jahrhundert vorgeschlagen siehe VBECARES Ein unbekanntes Werk des Gregorios von Korinth und seine Lebenszeit BZ 81(1988) 247ndash248 fruumlher PMAAS Zur Datierung des Gregorios von Korinth BNJ 2 (1921)53ndash55 Eine vollstaumlndige Edition war bereits das Anliegen mehrerer Forscher HSTE-VENSON Lrsquohymnographie de lrsquoeacuteglise grecque Du rythme dans les cantiques de la liturgiegrecque Revue des questions historiques 2 (1876) 482ndash543 hier 491 A 5 AKOMINISΓρηγορίου τοῦ Κορίνθου ἐξηγήσεις εἰς τοὺς ἱεροὺς λειτουργικοὺς κανόνας Ἰωάννου τοῦΔαμασκηνοῦ καὶ Κοσμᾶ τοῦ Μελῳδοῦ in FDOumlLGER ndash H-GBECK (Hrsg) Akten des XIInternationalen ByzantinistenkongressesMuumlnchen 1958 Bd 1Muumlnchen 1960 248ndash253hier 253 A 29 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 94 A 5

17 FMONTANA I canoni giambici di Giovanni Damasceno per le feste di Natale Teofania ePentecoste nelle esegesi di Gregorio di Corinto Koinonia 13 (1989) 31ndash49 DERS Gre-gorio di Corinto Esegesi al canone giambico per la Pentecoste attribuito a Giovanni Da-masceno Pisa 1995 mit Literaturangaben zur Person und zum Werk des Kommentatorsvgl dazu PMAVROMMATIDES Unbekannte Handschriften des Kommentars von GregoriosPardos zum Canon pentecostalis von [Ioannes Damaskenos] in IVASSIS ndash GSHENRICHndash DRREINSCH (Hrsg) Lesarten Festschrift fuumlr Athanasios Kambylis zum 70 Ge-burtstag dargebracht von Schuumllern Kollegen und Freunden Berlin ndash New York 1998110ndash118 BECK Kirche 606f Zu Zitaten aus der antiken Literatur siehe FMONTANA Ze-none di Cizio citato da Gregorio di CorintoMaia ns 47 (1995) 175ndash182

18 SpLAURIOTES Ἰωάννης Ζωναρᾶς Ἑρμηνεία τῶν ἀναστασίμων κανόνων τοῦ Ἰωάννου Δα-μασκηνοῦ (ὁ Ἄθως 13ndash4) Athen 1920 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 109 A 5 kennt die-se Ausgabe nicht er weist jedoch darauf hin dass es in der Uumlberlieferung mehrere Ver-sionen und in Bezug auf die Autorschaft eine Verwechslung zwischen gleichnamigenAutoren gibt (ebenda 108ndash111) Die im Prooimion des Kommentars befindliche Abhand-lung uumlber den Kanon den Heirmos die Ode und das Troparion ist ediert das erste Malvon AMAI Spicilegium Romanum Bd 52 Roma 1841 384ndash389 (uumlbernommen in PG135 421Cndash428D) dann von J-BPITRA (bespr von CHRIST Uumlber die Bedeutung 26f)WCHRIST ndash MPARANIKAS Anthologia graeca carminum christianorum Leipzig 1871LX

1 Byzantinische Kanoneskommentare 19

chen der Kommentator die unvollendete Aufgabe des Niketas von Thessalo-nike weitergefuumlhrt hat19 Eine groumlszligere Aufmerksamkeit der Forschung als diezuvor genannten Kommentatoren genoss Eustathios von Thessalonike (um1115ndash11951197) wegen der groszligen Gelehrsamkeit die sein einziger Ka-nonkommentar der Kommentar zum jambischen Pfingstkanon offenbart20In diesem beruumlcksichtigt er sowohl die antike Literatur als auch die Scholiender fruumlheren Kommentatoren21 In der Frage der Autorschaft spricht

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash19 Dies raumlumt Zonaras laut Cod Regin gr 33 saec XIV (fol 248v) ein und dies wird auchdurch Cod Vindob theol gr 238 saec XV (fol 44r) bestaumltigt siehe KOMINIS Γρηγό-ριος Πάρδος 106f Der Verfasser ist wahrscheinlich Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας der von1132 bis zu seinem Tod (1145) Erzbischof von Thessalonike war Siehe dazuAKAZHDAN Niketas bdquoofMaroneialdquo ODB 1482 TL sv Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας 566fSeine Identifizierung mit Niketas von Herakleia wurde von DStiernon vorgeschlagenSTIERNON Niceacutetas drsquoHeacuteracleacutee 220 vgl HHUNGER ndash WLACKNER Katalog der griechi-schen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992127 Sie ist jedoch nicht haltbar KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 108 HHUNGER ndashWLACKNER Katalog der griechischen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbi-bliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992

20 Zur Datierung des Kommentars siehe SRONCHEY Sulla datazione dellrsquoExegesis in cano-nem iambicum di Eustazio di Tessalonica Athenaeum ns 64 (1986) 103ndash110 Der Textwurde erstmals (zum Teil) von LALLATIUS und dann (vollstaumlndig) von AMAI herausge-geben Spicilegium Romanum Bd 5 161ndash383 (daraus in PG 136 504Andash754D uumlber-nommen) Der Plan einer neuen kritischen Edition von SRONCHEY und PCESARETTIwurde im Rahmen des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses 1981 in Wien ange-kuumlndigt RBROWNING Projects in Byzantine Philology JOumlB 311 (1981) [= XVI Inter-nationaler Byzantinistenkongress Wien 1981 Akten I1] 59ndash74 hier 61 Vgl DominiEustathii Metropolitae Thessalonicensis Exegesis in canonem iambicum Ioannis Melodide festo die Spiritus Sancti ed S RONCHEY (Prooemium ndash Odae 13) ndash P CESARETTI(Odae 49) (Akten des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses Wien 4ndash9 Okto-ber 1981) Beiheft Section 21 Teile der Edition sind bereits fertig SRONCHEYLrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Saggio di edizione critica(acrostico ndash irmo dellrsquoode prima) Aevum 59 (1985) 241ndash266 PCESARETTI EustathiosrsquoCommentary on the Pentecostal Hymn Ascribed to St John Damascene A New CriticalEdition Svenska kommitteacuten foumlr bysantinska studier Bulletin 5 (1987) 19ndash22 vgl auch SRONCHEY An Introduction to Eustathiosrsquo Exegesis in Canonem Iambicum DOP 45(1991) 149ndash158 wo weitere Literatur angegeben wird

21 Zur Frage der Anlehnungen an Aristophanes Pindar und die Stoiker siehe PCESARETTIInterpretazioni aristofanee nel commento di Eustazio allrsquoinno pentecostale attribuito aGiovanni Damasceno Interpretazioni antiche e moderne di testi greci Ricerche di filolo-gia classica 3 (1987) 169ndash217 RONCHEY Riferimenti pindarici 53ndash56 PCESARETTI Eu-stazio di Tessalonica e lrsquoetimologia di physis una fonte stoica Studi classici e Orientali36 (1986) 139ndash145

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 3: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung16

Die Anspruumlche der Kommentatoren variierten und hingen jeweils vom ange-strebten Publikum ab So sind einerseits Scholien erhalten die ein hohesBildungsniveau voraussetzen5 und andererseits solche die fuumlr die Gebilde-ten nicht notwendig waren von der Mehrheit des Publikums aber als nuumltz-lich empfunden wurden6 Die Kanoneskommentare sind wie in der For-schung nachgewiesen wurde von zwei verwandten Gattungen der theologi-schen Literatur gepraumlgt worden von der Auslegung theologischer Schriftenund von denWoumlrter- und Scholiensammlungen zu einem bestimmten Text7Zunaumlchst begegnenWorterklaumlrungen und Epimerismen κατὰ στοιχεῖον zu

den Kanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos Die jambi-schen Kanones wurden vor allen anderen in Woumlrtersammlungen (unter demTitel Λέξεις τῶν κανόνων) aufgenommen wie die handschriftliche Uumlberliefe-rung um die Wende zum zehnten Jahrhundert bezeugt8 A Nauck der be-deutendste Erforscher der jambischen Kanones hat zum ersten Mal daraufhingewiesen dass ihre Glossen bald in den Bestand des Etymologicum Gu-dianum und Etymologicum Genuinum und daruumlber hinaus des EtymologicumMagnum aufgenommen wurden9 Die fruumlhesten Epimerismen zu den Kano-nes beider Hymnendichter sind unter dem Namen des Theodosios Gramma-tikos eines sonst wenig bekannten Gelehrten erhalten auf Grund der hand-schriftlichen Uumlberlieferung wurde das neunte Jahrhundert fuumlr seine Schaf-fenszeit vorgeschlagen10 Unter seinem Namen sind Anweisungen fuumlr die

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash5 Das ist bei der Anfuumlhrung von Zitaten ausWerken der klassisch-griechischen Autoren derFall Fuumlr Beispiele siehe PhDEMETRACOPOULOS The Exegeses of the Canons in theTwelfth Century as School Texts Diptycha 1 (1979) 143ndash157 hier 149 SRONCHEY Ri-ferimenti pindarici nellrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Qua-derni urbinati di cultura classica 54 ns 251 (1987) 53ndash56

6 So meint Gregorios Pardos im (unedierten) Kommentar zum Kanon des Kosmas auf denDonnerstag der Karwoche εὔληπτον τοῦτο ἐστὶ καὶ σφόδρα εὐνόητον ἀλλὰ καὶ ἡμᾶς χρὴπρὸς τὴν τῶν πολλῶν ὠφέλειαν ἐξηγήσασθαι τοῦτο (Cod Vind theol gr 121 fol 79r)waumlhrend er in einem anderen Kommentar zum Osterkanon des Johannes von Damaskoseine andere Meinung vertritt τοῦτο πάντῃ σαφὲς ὄν ἑρμηνείας ὅλως οὐ δεῖται φιλαυτίαςγὰρ ἂν εἰκότως κριθείημεν καὶ περιττῆς φιλοτιμίας εἰ τὰ σαφῆ καὶ εὔληπτα τοῖς φιλολόγοιςὡς ἀσαφῆ καὶ δύσληπτα ἐπεξεργαζόμεθα (ebenda fol 98r)

7 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 1438 Solche Woumlrtersammlungen sind im Cod Paris Coisl 345 zu finden EdLDE STEFANIPer le fonti dellrsquoEtimologico Gudiano BZ 16 (1907) 52ndash68 hier 57 Siehe unten A 10

9 Ioannis Damasceni Canones iambici 199f10 Es handelt sich um den Cod Paris Coisl 345 saec IXX siehe dazu ABOROVILOU Ba-roccianus gr 50 Ἐπιμερισμοὶ κατὰ στοιχεῖον γραφικά Terminus ante quem pour le lexi-que de Theacuteodose le Grammairien (IXe s) Byz 72 (2002) 250ndash269 hier 251 FMONTANA

1 Byzantinische Kanoneskommentare 17

Komposition eines Kanons sowie Paraphrasen zu den jambischen Kanonesbekannt die jedoch noch nicht vollstaumlndig ediert sind11 Aus dem elften Jahr-hundert ist Michael Psellos (1018ndashvielleicht 1078) zu nennen der sich mitdem Kanon auf den Donnerstag der Karwoche des Kosmas Melodos befassthat Sein Werk stellt keinen echten Kommentar dar sondern eine jambischeParaphrase es liegt in zwei Editionen vor12 In diesem Zusammenhang sindauch die Kommentare des Niketas von Herakleia (um 1060ndashnach 1117) zuden Kanones der erwaumlhnten Hymnographen zu nennen13Im zwoumllften Jahrhundert erfuhr diese Gattung eine Bluumltezeit mit Theodo-

ros Prodromos (um 1100ndash11561158) der ausfuumlhrliche Kommentare zu denKanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos auf die Herren-feste hinterlieszlig und damit zum Vorbild fuumlr die spaumlteren Kommentatorenwurde14 Sein Werk entbehrt jedoch immer noch einer vollstaumlndigen kriti-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Lrsquoinizio del Lessico di Teodosio Grammatico ai canoni liturgici nel Laur 5748 Rivista difilologia e di istruzione classica 123 (1995) 193ndash200

11 Eine vollstaumlndige kritische Edition seiner Paraphrasen zu den jambischen Kanones (CodVat gr 2130 saec XIndashXII) bleibt noch ein desideratum Zu seinen exegetischen Schrif-ten siehe AKOMINIS Γρηγόριος Πάρδος μητροπολίτης Κορίνθου καὶ τὸ ἔργον αὐτοῦRom ndash Athen 1960 102 Die Anweisungen wurden zum ersten Mal herausgegeben vonIBEKKER Anecdota Graeca Bd 3 Berlin 1821 1167 und spaumlter von J-BPITRA Hym-nographie de lrsquoeacuteglise grecque Rome 1867 32 Ἐάν τις θέλῃ ποιῆσαι κανόνα πρῶτον δεῖμελίσαι τὸν εἱρμόν εἶτα ἐπαγαγεῖν τὰ τροπάρια ἰσοσυλλαβοῦντα καὶ ὁμοτονοῦντα καὶ τὸνσκοπὸν ἀποσῴζοντα Zu ihrer Erlaumluterung siehe WCHRIST Uumlber die Bedeutung vonHirmos Troparion und Kanon in der griechischen Poesie des Mittelalters erlaumlutert an derHand einer Schrift des Zonaras in Beitraumlge zur kirchlichen Literatur der Byzantiner (Sit-zungsberichte der koumlniglichen bayerischen Akademie der Wissenschaften 2) Muumlnchen1870 1ndash30 hier 26 Eine Paraphrase die Theodosios zugeschrieben werden koumlnntewurde von FMONTANA ediert Tre parafrasi anonime bizantine del canone giambico pen-tecostale attribuito a Giovanni Damasceno Koinonia 17 (1993) 61ndash79

12 TMANIATE Ἀνέκδοτο ἔργο τοῦ Μιχαὴλ Ψελλοῦ Ἡ παράφραση τοῦ κανόνα στὴν Μεγά-λη Πέμπτη Κοσμᾶ τοῦ Μαϊουμᾶ Diptycha 1 (1979) 194ndash238 sowie Michaelis Pselli Poe-mata ed LGWESTERINK Stuttgart ndash Leipzig 1992 286ndash294 Zu seinen Kommentarenzu vereinzelten Troparien siehe KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 104

13 Er wird auch ὁ τοῦ Σερρῶν genannt nach seinem Onkel dem Bischof von Serrhai be-kannt als Katenist Scholiast und Kanonist Laut Beschreibung von HOMONT Inventairesommaire des manuscrits grecs de la Bibliothegraveque Nationale 3 Bde Paris 1886ndash1898hier Bd 2 254f finden sich im Codex Paris gr 2408 saec XIII (fol 199vndash207r) vonNiketas verfasste Kommentare zu Kirchendichtung die noch unveroumlffentlicht sind Siehedazu KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 105f Zu Person und Werk siehe DSTIERNON NiceacutetasdrsquoHeacuteracleacutee DSpir 11 (1982) 219ndash221

14 Die Aussagen seiner Zeitgenossen und der Nachwelt sowie die groszlige Zahl der Hand-schriften seiner Kanoneskommentare gelten als Beweis fuumlr das groszlige Ansehen das Pro-

I Einleitung18

schen Edition15 Gregorios Pardos (um 1103ndash1157) Metropolit von Korinthkommentierte 23 Christus- und Theotokoskanones beider Dichter16 auchdieses Werk wartet noch auf eine vollstaumlndige Edition nur einzelne Kom-mentare des Metropoliten wurden kritisch ediert17 Eine alte Ausgabe liegtfuumlr die Kommentare des Ioannes Zonaras (gest nach 1160) zu den Auferste-hungskanones der Oktoechos des Johannes von Damaskos vor18 mit wel-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

dromos als Kommentator genossWHOumlRANDNER Theodoros Prodromos Historische Ge-dichte (WBS 11)Wien 1974 32ndash35 und 44ndash45

15 Nur sechs der 17 Kommentare wurden bisher ediert Theodori Prodromi Commentarios incarmina sacra melodorum Cosmae Hierosolymitani et Ioannis Damasceni ad fidem coddmss primum ed HMSTEVENSON senior Romae 1888 Eine Paraphrase seiner Kom-mentare bietet NIKODEMOS HAGIOREITES Ἑορτοδρόμιον Venedig 1836 Zur handschrift-lichen Uumlberlieferung siehe HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 44f

16 Als Datierung seiner Lebenszeit wurde das zehnte Jahrhundert vorgeschlagen siehe VBECARES Ein unbekanntes Werk des Gregorios von Korinth und seine Lebenszeit BZ 81(1988) 247ndash248 fruumlher PMAAS Zur Datierung des Gregorios von Korinth BNJ 2 (1921)53ndash55 Eine vollstaumlndige Edition war bereits das Anliegen mehrerer Forscher HSTE-VENSON Lrsquohymnographie de lrsquoeacuteglise grecque Du rythme dans les cantiques de la liturgiegrecque Revue des questions historiques 2 (1876) 482ndash543 hier 491 A 5 AKOMINISΓρηγορίου τοῦ Κορίνθου ἐξηγήσεις εἰς τοὺς ἱεροὺς λειτουργικοὺς κανόνας Ἰωάννου τοῦΔαμασκηνοῦ καὶ Κοσμᾶ τοῦ Μελῳδοῦ in FDOumlLGER ndash H-GBECK (Hrsg) Akten des XIInternationalen ByzantinistenkongressesMuumlnchen 1958 Bd 1Muumlnchen 1960 248ndash253hier 253 A 29 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 94 A 5

17 FMONTANA I canoni giambici di Giovanni Damasceno per le feste di Natale Teofania ePentecoste nelle esegesi di Gregorio di Corinto Koinonia 13 (1989) 31ndash49 DERS Gre-gorio di Corinto Esegesi al canone giambico per la Pentecoste attribuito a Giovanni Da-masceno Pisa 1995 mit Literaturangaben zur Person und zum Werk des Kommentatorsvgl dazu PMAVROMMATIDES Unbekannte Handschriften des Kommentars von GregoriosPardos zum Canon pentecostalis von [Ioannes Damaskenos] in IVASSIS ndash GSHENRICHndash DRREINSCH (Hrsg) Lesarten Festschrift fuumlr Athanasios Kambylis zum 70 Ge-burtstag dargebracht von Schuumllern Kollegen und Freunden Berlin ndash New York 1998110ndash118 BECK Kirche 606f Zu Zitaten aus der antiken Literatur siehe FMONTANA Ze-none di Cizio citato da Gregorio di CorintoMaia ns 47 (1995) 175ndash182

18 SpLAURIOTES Ἰωάννης Ζωναρᾶς Ἑρμηνεία τῶν ἀναστασίμων κανόνων τοῦ Ἰωάννου Δα-μασκηνοῦ (ὁ Ἄθως 13ndash4) Athen 1920 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 109 A 5 kennt die-se Ausgabe nicht er weist jedoch darauf hin dass es in der Uumlberlieferung mehrere Ver-sionen und in Bezug auf die Autorschaft eine Verwechslung zwischen gleichnamigenAutoren gibt (ebenda 108ndash111) Die im Prooimion des Kommentars befindliche Abhand-lung uumlber den Kanon den Heirmos die Ode und das Troparion ist ediert das erste Malvon AMAI Spicilegium Romanum Bd 52 Roma 1841 384ndash389 (uumlbernommen in PG135 421Cndash428D) dann von J-BPITRA (bespr von CHRIST Uumlber die Bedeutung 26f)WCHRIST ndash MPARANIKAS Anthologia graeca carminum christianorum Leipzig 1871LX

1 Byzantinische Kanoneskommentare 19

chen der Kommentator die unvollendete Aufgabe des Niketas von Thessalo-nike weitergefuumlhrt hat19 Eine groumlszligere Aufmerksamkeit der Forschung als diezuvor genannten Kommentatoren genoss Eustathios von Thessalonike (um1115ndash11951197) wegen der groszligen Gelehrsamkeit die sein einziger Ka-nonkommentar der Kommentar zum jambischen Pfingstkanon offenbart20In diesem beruumlcksichtigt er sowohl die antike Literatur als auch die Scholiender fruumlheren Kommentatoren21 In der Frage der Autorschaft spricht

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash19 Dies raumlumt Zonaras laut Cod Regin gr 33 saec XIV (fol 248v) ein und dies wird auchdurch Cod Vindob theol gr 238 saec XV (fol 44r) bestaumltigt siehe KOMINIS Γρηγό-ριος Πάρδος 106f Der Verfasser ist wahrscheinlich Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας der von1132 bis zu seinem Tod (1145) Erzbischof von Thessalonike war Siehe dazuAKAZHDAN Niketas bdquoofMaroneialdquo ODB 1482 TL sv Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας 566fSeine Identifizierung mit Niketas von Herakleia wurde von DStiernon vorgeschlagenSTIERNON Niceacutetas drsquoHeacuteracleacutee 220 vgl HHUNGER ndash WLACKNER Katalog der griechi-schen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992127 Sie ist jedoch nicht haltbar KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 108 HHUNGER ndashWLACKNER Katalog der griechischen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbi-bliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992

20 Zur Datierung des Kommentars siehe SRONCHEY Sulla datazione dellrsquoExegesis in cano-nem iambicum di Eustazio di Tessalonica Athenaeum ns 64 (1986) 103ndash110 Der Textwurde erstmals (zum Teil) von LALLATIUS und dann (vollstaumlndig) von AMAI herausge-geben Spicilegium Romanum Bd 5 161ndash383 (daraus in PG 136 504Andash754D uumlber-nommen) Der Plan einer neuen kritischen Edition von SRONCHEY und PCESARETTIwurde im Rahmen des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses 1981 in Wien ange-kuumlndigt RBROWNING Projects in Byzantine Philology JOumlB 311 (1981) [= XVI Inter-nationaler Byzantinistenkongress Wien 1981 Akten I1] 59ndash74 hier 61 Vgl DominiEustathii Metropolitae Thessalonicensis Exegesis in canonem iambicum Ioannis Melodide festo die Spiritus Sancti ed S RONCHEY (Prooemium ndash Odae 13) ndash P CESARETTI(Odae 49) (Akten des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses Wien 4ndash9 Okto-ber 1981) Beiheft Section 21 Teile der Edition sind bereits fertig SRONCHEYLrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Saggio di edizione critica(acrostico ndash irmo dellrsquoode prima) Aevum 59 (1985) 241ndash266 PCESARETTI EustathiosrsquoCommentary on the Pentecostal Hymn Ascribed to St John Damascene A New CriticalEdition Svenska kommitteacuten foumlr bysantinska studier Bulletin 5 (1987) 19ndash22 vgl auch SRONCHEY An Introduction to Eustathiosrsquo Exegesis in Canonem Iambicum DOP 45(1991) 149ndash158 wo weitere Literatur angegeben wird

21 Zur Frage der Anlehnungen an Aristophanes Pindar und die Stoiker siehe PCESARETTIInterpretazioni aristofanee nel commento di Eustazio allrsquoinno pentecostale attribuito aGiovanni Damasceno Interpretazioni antiche e moderne di testi greci Ricerche di filolo-gia classica 3 (1987) 169ndash217 RONCHEY Riferimenti pindarici 53ndash56 PCESARETTI Eu-stazio di Tessalonica e lrsquoetimologia di physis una fonte stoica Studi classici e Orientali36 (1986) 139ndash145

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 4: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

1 Byzantinische Kanoneskommentare 17

Komposition eines Kanons sowie Paraphrasen zu den jambischen Kanonesbekannt die jedoch noch nicht vollstaumlndig ediert sind11 Aus dem elften Jahr-hundert ist Michael Psellos (1018ndashvielleicht 1078) zu nennen der sich mitdem Kanon auf den Donnerstag der Karwoche des Kosmas Melodos befassthat Sein Werk stellt keinen echten Kommentar dar sondern eine jambischeParaphrase es liegt in zwei Editionen vor12 In diesem Zusammenhang sindauch die Kommentare des Niketas von Herakleia (um 1060ndashnach 1117) zuden Kanones der erwaumlhnten Hymnographen zu nennen13Im zwoumllften Jahrhundert erfuhr diese Gattung eine Bluumltezeit mit Theodo-

ros Prodromos (um 1100ndash11561158) der ausfuumlhrliche Kommentare zu denKanones des Johannes von Damaskos und Kosmas Melodos auf die Herren-feste hinterlieszlig und damit zum Vorbild fuumlr die spaumlteren Kommentatorenwurde14 Sein Werk entbehrt jedoch immer noch einer vollstaumlndigen kriti-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Lrsquoinizio del Lessico di Teodosio Grammatico ai canoni liturgici nel Laur 5748 Rivista difilologia e di istruzione classica 123 (1995) 193ndash200

11 Eine vollstaumlndige kritische Edition seiner Paraphrasen zu den jambischen Kanones (CodVat gr 2130 saec XIndashXII) bleibt noch ein desideratum Zu seinen exegetischen Schrif-ten siehe AKOMINIS Γρηγόριος Πάρδος μητροπολίτης Κορίνθου καὶ τὸ ἔργον αὐτοῦRom ndash Athen 1960 102 Die Anweisungen wurden zum ersten Mal herausgegeben vonIBEKKER Anecdota Graeca Bd 3 Berlin 1821 1167 und spaumlter von J-BPITRA Hym-nographie de lrsquoeacuteglise grecque Rome 1867 32 Ἐάν τις θέλῃ ποιῆσαι κανόνα πρῶτον δεῖμελίσαι τὸν εἱρμόν εἶτα ἐπαγαγεῖν τὰ τροπάρια ἰσοσυλλαβοῦντα καὶ ὁμοτονοῦντα καὶ τὸνσκοπὸν ἀποσῴζοντα Zu ihrer Erlaumluterung siehe WCHRIST Uumlber die Bedeutung vonHirmos Troparion und Kanon in der griechischen Poesie des Mittelalters erlaumlutert an derHand einer Schrift des Zonaras in Beitraumlge zur kirchlichen Literatur der Byzantiner (Sit-zungsberichte der koumlniglichen bayerischen Akademie der Wissenschaften 2) Muumlnchen1870 1ndash30 hier 26 Eine Paraphrase die Theodosios zugeschrieben werden koumlnntewurde von FMONTANA ediert Tre parafrasi anonime bizantine del canone giambico pen-tecostale attribuito a Giovanni Damasceno Koinonia 17 (1993) 61ndash79

12 TMANIATE Ἀνέκδοτο ἔργο τοῦ Μιχαὴλ Ψελλοῦ Ἡ παράφραση τοῦ κανόνα στὴν Μεγά-λη Πέμπτη Κοσμᾶ τοῦ Μαϊουμᾶ Diptycha 1 (1979) 194ndash238 sowie Michaelis Pselli Poe-mata ed LGWESTERINK Stuttgart ndash Leipzig 1992 286ndash294 Zu seinen Kommentarenzu vereinzelten Troparien siehe KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 104

13 Er wird auch ὁ τοῦ Σερρῶν genannt nach seinem Onkel dem Bischof von Serrhai be-kannt als Katenist Scholiast und Kanonist Laut Beschreibung von HOMONT Inventairesommaire des manuscrits grecs de la Bibliothegraveque Nationale 3 Bde Paris 1886ndash1898hier Bd 2 254f finden sich im Codex Paris gr 2408 saec XIII (fol 199vndash207r) vonNiketas verfasste Kommentare zu Kirchendichtung die noch unveroumlffentlicht sind Siehedazu KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 105f Zu Person und Werk siehe DSTIERNON NiceacutetasdrsquoHeacuteracleacutee DSpir 11 (1982) 219ndash221

14 Die Aussagen seiner Zeitgenossen und der Nachwelt sowie die groszlige Zahl der Hand-schriften seiner Kanoneskommentare gelten als Beweis fuumlr das groszlige Ansehen das Pro-

I Einleitung18

schen Edition15 Gregorios Pardos (um 1103ndash1157) Metropolit von Korinthkommentierte 23 Christus- und Theotokoskanones beider Dichter16 auchdieses Werk wartet noch auf eine vollstaumlndige Edition nur einzelne Kom-mentare des Metropoliten wurden kritisch ediert17 Eine alte Ausgabe liegtfuumlr die Kommentare des Ioannes Zonaras (gest nach 1160) zu den Auferste-hungskanones der Oktoechos des Johannes von Damaskos vor18 mit wel-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

dromos als Kommentator genossWHOumlRANDNER Theodoros Prodromos Historische Ge-dichte (WBS 11)Wien 1974 32ndash35 und 44ndash45

15 Nur sechs der 17 Kommentare wurden bisher ediert Theodori Prodromi Commentarios incarmina sacra melodorum Cosmae Hierosolymitani et Ioannis Damasceni ad fidem coddmss primum ed HMSTEVENSON senior Romae 1888 Eine Paraphrase seiner Kom-mentare bietet NIKODEMOS HAGIOREITES Ἑορτοδρόμιον Venedig 1836 Zur handschrift-lichen Uumlberlieferung siehe HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 44f

16 Als Datierung seiner Lebenszeit wurde das zehnte Jahrhundert vorgeschlagen siehe VBECARES Ein unbekanntes Werk des Gregorios von Korinth und seine Lebenszeit BZ 81(1988) 247ndash248 fruumlher PMAAS Zur Datierung des Gregorios von Korinth BNJ 2 (1921)53ndash55 Eine vollstaumlndige Edition war bereits das Anliegen mehrerer Forscher HSTE-VENSON Lrsquohymnographie de lrsquoeacuteglise grecque Du rythme dans les cantiques de la liturgiegrecque Revue des questions historiques 2 (1876) 482ndash543 hier 491 A 5 AKOMINISΓρηγορίου τοῦ Κορίνθου ἐξηγήσεις εἰς τοὺς ἱεροὺς λειτουργικοὺς κανόνας Ἰωάννου τοῦΔαμασκηνοῦ καὶ Κοσμᾶ τοῦ Μελῳδοῦ in FDOumlLGER ndash H-GBECK (Hrsg) Akten des XIInternationalen ByzantinistenkongressesMuumlnchen 1958 Bd 1Muumlnchen 1960 248ndash253hier 253 A 29 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 94 A 5

17 FMONTANA I canoni giambici di Giovanni Damasceno per le feste di Natale Teofania ePentecoste nelle esegesi di Gregorio di Corinto Koinonia 13 (1989) 31ndash49 DERS Gre-gorio di Corinto Esegesi al canone giambico per la Pentecoste attribuito a Giovanni Da-masceno Pisa 1995 mit Literaturangaben zur Person und zum Werk des Kommentatorsvgl dazu PMAVROMMATIDES Unbekannte Handschriften des Kommentars von GregoriosPardos zum Canon pentecostalis von [Ioannes Damaskenos] in IVASSIS ndash GSHENRICHndash DRREINSCH (Hrsg) Lesarten Festschrift fuumlr Athanasios Kambylis zum 70 Ge-burtstag dargebracht von Schuumllern Kollegen und Freunden Berlin ndash New York 1998110ndash118 BECK Kirche 606f Zu Zitaten aus der antiken Literatur siehe FMONTANA Ze-none di Cizio citato da Gregorio di CorintoMaia ns 47 (1995) 175ndash182

18 SpLAURIOTES Ἰωάννης Ζωναρᾶς Ἑρμηνεία τῶν ἀναστασίμων κανόνων τοῦ Ἰωάννου Δα-μασκηνοῦ (ὁ Ἄθως 13ndash4) Athen 1920 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 109 A 5 kennt die-se Ausgabe nicht er weist jedoch darauf hin dass es in der Uumlberlieferung mehrere Ver-sionen und in Bezug auf die Autorschaft eine Verwechslung zwischen gleichnamigenAutoren gibt (ebenda 108ndash111) Die im Prooimion des Kommentars befindliche Abhand-lung uumlber den Kanon den Heirmos die Ode und das Troparion ist ediert das erste Malvon AMAI Spicilegium Romanum Bd 52 Roma 1841 384ndash389 (uumlbernommen in PG135 421Cndash428D) dann von J-BPITRA (bespr von CHRIST Uumlber die Bedeutung 26f)WCHRIST ndash MPARANIKAS Anthologia graeca carminum christianorum Leipzig 1871LX

1 Byzantinische Kanoneskommentare 19

chen der Kommentator die unvollendete Aufgabe des Niketas von Thessalo-nike weitergefuumlhrt hat19 Eine groumlszligere Aufmerksamkeit der Forschung als diezuvor genannten Kommentatoren genoss Eustathios von Thessalonike (um1115ndash11951197) wegen der groszligen Gelehrsamkeit die sein einziger Ka-nonkommentar der Kommentar zum jambischen Pfingstkanon offenbart20In diesem beruumlcksichtigt er sowohl die antike Literatur als auch die Scholiender fruumlheren Kommentatoren21 In der Frage der Autorschaft spricht

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash19 Dies raumlumt Zonaras laut Cod Regin gr 33 saec XIV (fol 248v) ein und dies wird auchdurch Cod Vindob theol gr 238 saec XV (fol 44r) bestaumltigt siehe KOMINIS Γρηγό-ριος Πάρδος 106f Der Verfasser ist wahrscheinlich Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας der von1132 bis zu seinem Tod (1145) Erzbischof von Thessalonike war Siehe dazuAKAZHDAN Niketas bdquoofMaroneialdquo ODB 1482 TL sv Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας 566fSeine Identifizierung mit Niketas von Herakleia wurde von DStiernon vorgeschlagenSTIERNON Niceacutetas drsquoHeacuteracleacutee 220 vgl HHUNGER ndash WLACKNER Katalog der griechi-schen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992127 Sie ist jedoch nicht haltbar KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 108 HHUNGER ndashWLACKNER Katalog der griechischen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbi-bliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992

20 Zur Datierung des Kommentars siehe SRONCHEY Sulla datazione dellrsquoExegesis in cano-nem iambicum di Eustazio di Tessalonica Athenaeum ns 64 (1986) 103ndash110 Der Textwurde erstmals (zum Teil) von LALLATIUS und dann (vollstaumlndig) von AMAI herausge-geben Spicilegium Romanum Bd 5 161ndash383 (daraus in PG 136 504Andash754D uumlber-nommen) Der Plan einer neuen kritischen Edition von SRONCHEY und PCESARETTIwurde im Rahmen des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses 1981 in Wien ange-kuumlndigt RBROWNING Projects in Byzantine Philology JOumlB 311 (1981) [= XVI Inter-nationaler Byzantinistenkongress Wien 1981 Akten I1] 59ndash74 hier 61 Vgl DominiEustathii Metropolitae Thessalonicensis Exegesis in canonem iambicum Ioannis Melodide festo die Spiritus Sancti ed S RONCHEY (Prooemium ndash Odae 13) ndash P CESARETTI(Odae 49) (Akten des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses Wien 4ndash9 Okto-ber 1981) Beiheft Section 21 Teile der Edition sind bereits fertig SRONCHEYLrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Saggio di edizione critica(acrostico ndash irmo dellrsquoode prima) Aevum 59 (1985) 241ndash266 PCESARETTI EustathiosrsquoCommentary on the Pentecostal Hymn Ascribed to St John Damascene A New CriticalEdition Svenska kommitteacuten foumlr bysantinska studier Bulletin 5 (1987) 19ndash22 vgl auch SRONCHEY An Introduction to Eustathiosrsquo Exegesis in Canonem Iambicum DOP 45(1991) 149ndash158 wo weitere Literatur angegeben wird

21 Zur Frage der Anlehnungen an Aristophanes Pindar und die Stoiker siehe PCESARETTIInterpretazioni aristofanee nel commento di Eustazio allrsquoinno pentecostale attribuito aGiovanni Damasceno Interpretazioni antiche e moderne di testi greci Ricerche di filolo-gia classica 3 (1987) 169ndash217 RONCHEY Riferimenti pindarici 53ndash56 PCESARETTI Eu-stazio di Tessalonica e lrsquoetimologia di physis una fonte stoica Studi classici e Orientali36 (1986) 139ndash145

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 5: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung18

schen Edition15 Gregorios Pardos (um 1103ndash1157) Metropolit von Korinthkommentierte 23 Christus- und Theotokoskanones beider Dichter16 auchdieses Werk wartet noch auf eine vollstaumlndige Edition nur einzelne Kom-mentare des Metropoliten wurden kritisch ediert17 Eine alte Ausgabe liegtfuumlr die Kommentare des Ioannes Zonaras (gest nach 1160) zu den Auferste-hungskanones der Oktoechos des Johannes von Damaskos vor18 mit wel-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

dromos als Kommentator genossWHOumlRANDNER Theodoros Prodromos Historische Ge-dichte (WBS 11)Wien 1974 32ndash35 und 44ndash45

15 Nur sechs der 17 Kommentare wurden bisher ediert Theodori Prodromi Commentarios incarmina sacra melodorum Cosmae Hierosolymitani et Ioannis Damasceni ad fidem coddmss primum ed HMSTEVENSON senior Romae 1888 Eine Paraphrase seiner Kom-mentare bietet NIKODEMOS HAGIOREITES Ἑορτοδρόμιον Venedig 1836 Zur handschrift-lichen Uumlberlieferung siehe HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 44f

16 Als Datierung seiner Lebenszeit wurde das zehnte Jahrhundert vorgeschlagen siehe VBECARES Ein unbekanntes Werk des Gregorios von Korinth und seine Lebenszeit BZ 81(1988) 247ndash248 fruumlher PMAAS Zur Datierung des Gregorios von Korinth BNJ 2 (1921)53ndash55 Eine vollstaumlndige Edition war bereits das Anliegen mehrerer Forscher HSTE-VENSON Lrsquohymnographie de lrsquoeacuteglise grecque Du rythme dans les cantiques de la liturgiegrecque Revue des questions historiques 2 (1876) 482ndash543 hier 491 A 5 AKOMINISΓρηγορίου τοῦ Κορίνθου ἐξηγήσεις εἰς τοὺς ἱεροὺς λειτουργικοὺς κανόνας Ἰωάννου τοῦΔαμασκηνοῦ καὶ Κοσμᾶ τοῦ Μελῳδοῦ in FDOumlLGER ndash H-GBECK (Hrsg) Akten des XIInternationalen ByzantinistenkongressesMuumlnchen 1958 Bd 1Muumlnchen 1960 248ndash253hier 253 A 29 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 94 A 5

17 FMONTANA I canoni giambici di Giovanni Damasceno per le feste di Natale Teofania ePentecoste nelle esegesi di Gregorio di Corinto Koinonia 13 (1989) 31ndash49 DERS Gre-gorio di Corinto Esegesi al canone giambico per la Pentecoste attribuito a Giovanni Da-masceno Pisa 1995 mit Literaturangaben zur Person und zum Werk des Kommentatorsvgl dazu PMAVROMMATIDES Unbekannte Handschriften des Kommentars von GregoriosPardos zum Canon pentecostalis von [Ioannes Damaskenos] in IVASSIS ndash GSHENRICHndash DRREINSCH (Hrsg) Lesarten Festschrift fuumlr Athanasios Kambylis zum 70 Ge-burtstag dargebracht von Schuumllern Kollegen und Freunden Berlin ndash New York 1998110ndash118 BECK Kirche 606f Zu Zitaten aus der antiken Literatur siehe FMONTANA Ze-none di Cizio citato da Gregorio di CorintoMaia ns 47 (1995) 175ndash182

18 SpLAURIOTES Ἰωάννης Ζωναρᾶς Ἑρμηνεία τῶν ἀναστασίμων κανόνων τοῦ Ἰωάννου Δα-μασκηνοῦ (ὁ Ἄθως 13ndash4) Athen 1920 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 109 A 5 kennt die-se Ausgabe nicht er weist jedoch darauf hin dass es in der Uumlberlieferung mehrere Ver-sionen und in Bezug auf die Autorschaft eine Verwechslung zwischen gleichnamigenAutoren gibt (ebenda 108ndash111) Die im Prooimion des Kommentars befindliche Abhand-lung uumlber den Kanon den Heirmos die Ode und das Troparion ist ediert das erste Malvon AMAI Spicilegium Romanum Bd 52 Roma 1841 384ndash389 (uumlbernommen in PG135 421Cndash428D) dann von J-BPITRA (bespr von CHRIST Uumlber die Bedeutung 26f)WCHRIST ndash MPARANIKAS Anthologia graeca carminum christianorum Leipzig 1871LX

1 Byzantinische Kanoneskommentare 19

chen der Kommentator die unvollendete Aufgabe des Niketas von Thessalo-nike weitergefuumlhrt hat19 Eine groumlszligere Aufmerksamkeit der Forschung als diezuvor genannten Kommentatoren genoss Eustathios von Thessalonike (um1115ndash11951197) wegen der groszligen Gelehrsamkeit die sein einziger Ka-nonkommentar der Kommentar zum jambischen Pfingstkanon offenbart20In diesem beruumlcksichtigt er sowohl die antike Literatur als auch die Scholiender fruumlheren Kommentatoren21 In der Frage der Autorschaft spricht

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash19 Dies raumlumt Zonaras laut Cod Regin gr 33 saec XIV (fol 248v) ein und dies wird auchdurch Cod Vindob theol gr 238 saec XV (fol 44r) bestaumltigt siehe KOMINIS Γρηγό-ριος Πάρδος 106f Der Verfasser ist wahrscheinlich Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας der von1132 bis zu seinem Tod (1145) Erzbischof von Thessalonike war Siehe dazuAKAZHDAN Niketas bdquoofMaroneialdquo ODB 1482 TL sv Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας 566fSeine Identifizierung mit Niketas von Herakleia wurde von DStiernon vorgeschlagenSTIERNON Niceacutetas drsquoHeacuteracleacutee 220 vgl HHUNGER ndash WLACKNER Katalog der griechi-schen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992127 Sie ist jedoch nicht haltbar KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 108 HHUNGER ndashWLACKNER Katalog der griechischen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbi-bliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992

20 Zur Datierung des Kommentars siehe SRONCHEY Sulla datazione dellrsquoExegesis in cano-nem iambicum di Eustazio di Tessalonica Athenaeum ns 64 (1986) 103ndash110 Der Textwurde erstmals (zum Teil) von LALLATIUS und dann (vollstaumlndig) von AMAI herausge-geben Spicilegium Romanum Bd 5 161ndash383 (daraus in PG 136 504Andash754D uumlber-nommen) Der Plan einer neuen kritischen Edition von SRONCHEY und PCESARETTIwurde im Rahmen des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses 1981 in Wien ange-kuumlndigt RBROWNING Projects in Byzantine Philology JOumlB 311 (1981) [= XVI Inter-nationaler Byzantinistenkongress Wien 1981 Akten I1] 59ndash74 hier 61 Vgl DominiEustathii Metropolitae Thessalonicensis Exegesis in canonem iambicum Ioannis Melodide festo die Spiritus Sancti ed S RONCHEY (Prooemium ndash Odae 13) ndash P CESARETTI(Odae 49) (Akten des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses Wien 4ndash9 Okto-ber 1981) Beiheft Section 21 Teile der Edition sind bereits fertig SRONCHEYLrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Saggio di edizione critica(acrostico ndash irmo dellrsquoode prima) Aevum 59 (1985) 241ndash266 PCESARETTI EustathiosrsquoCommentary on the Pentecostal Hymn Ascribed to St John Damascene A New CriticalEdition Svenska kommitteacuten foumlr bysantinska studier Bulletin 5 (1987) 19ndash22 vgl auch SRONCHEY An Introduction to Eustathiosrsquo Exegesis in Canonem Iambicum DOP 45(1991) 149ndash158 wo weitere Literatur angegeben wird

21 Zur Frage der Anlehnungen an Aristophanes Pindar und die Stoiker siehe PCESARETTIInterpretazioni aristofanee nel commento di Eustazio allrsquoinno pentecostale attribuito aGiovanni Damasceno Interpretazioni antiche e moderne di testi greci Ricerche di filolo-gia classica 3 (1987) 169ndash217 RONCHEY Riferimenti pindarici 53ndash56 PCESARETTI Eu-stazio di Tessalonica e lrsquoetimologia di physis una fonte stoica Studi classici e Orientali36 (1986) 139ndash145

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 6: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

1 Byzantinische Kanoneskommentare 19

chen der Kommentator die unvollendete Aufgabe des Niketas von Thessalo-nike weitergefuumlhrt hat19 Eine groumlszligere Aufmerksamkeit der Forschung als diezuvor genannten Kommentatoren genoss Eustathios von Thessalonike (um1115ndash11951197) wegen der groszligen Gelehrsamkeit die sein einziger Ka-nonkommentar der Kommentar zum jambischen Pfingstkanon offenbart20In diesem beruumlcksichtigt er sowohl die antike Literatur als auch die Scholiender fruumlheren Kommentatoren21 In der Frage der Autorschaft spricht

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash19 Dies raumlumt Zonaras laut Cod Regin gr 33 saec XIV (fol 248v) ein und dies wird auchdurch Cod Vindob theol gr 238 saec XV (fol 44r) bestaumltigt siehe KOMINIS Γρηγό-ριος Πάρδος 106f Der Verfasser ist wahrscheinlich Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας der von1132 bis zu seinem Tod (1145) Erzbischof von Thessalonike war Siehe dazuAKAZHDAN Niketas bdquoofMaroneialdquo ODB 1482 TL sv Niketas ὁ τοῦ Μαρωνείας 566fSeine Identifizierung mit Niketas von Herakleia wurde von DStiernon vorgeschlagenSTIERNON Niceacutetas drsquoHeacuteracleacutee 220 vgl HHUNGER ndash WLACKNER Katalog der griechi-schen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992127 Sie ist jedoch nicht haltbar KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 108 HHUNGER ndashWLACKNER Katalog der griechischen Handschriften der Oumlsterreichischen Nationalbi-bliothek 1 Bd Teil 33Wien 1992

20 Zur Datierung des Kommentars siehe SRONCHEY Sulla datazione dellrsquoExegesis in cano-nem iambicum di Eustazio di Tessalonica Athenaeum ns 64 (1986) 103ndash110 Der Textwurde erstmals (zum Teil) von LALLATIUS und dann (vollstaumlndig) von AMAI herausge-geben Spicilegium Romanum Bd 5 161ndash383 (daraus in PG 136 504Andash754D uumlber-nommen) Der Plan einer neuen kritischen Edition von SRONCHEY und PCESARETTIwurde im Rahmen des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses 1981 in Wien ange-kuumlndigt RBROWNING Projects in Byzantine Philology JOumlB 311 (1981) [= XVI Inter-nationaler Byzantinistenkongress Wien 1981 Akten I1] 59ndash74 hier 61 Vgl DominiEustathii Metropolitae Thessalonicensis Exegesis in canonem iambicum Ioannis Melodide festo die Spiritus Sancti ed S RONCHEY (Prooemium ndash Odae 13) ndash P CESARETTI(Odae 49) (Akten des XVI Internationalen Byzantinistenkongresses Wien 4ndash9 Okto-ber 1981) Beiheft Section 21 Teile der Edition sind bereits fertig SRONCHEYLrsquoExegesis in canonem iambicum di Eustazio di Tessalonica Saggio di edizione critica(acrostico ndash irmo dellrsquoode prima) Aevum 59 (1985) 241ndash266 PCESARETTI EustathiosrsquoCommentary on the Pentecostal Hymn Ascribed to St John Damascene A New CriticalEdition Svenska kommitteacuten foumlr bysantinska studier Bulletin 5 (1987) 19ndash22 vgl auch SRONCHEY An Introduction to Eustathiosrsquo Exegesis in Canonem Iambicum DOP 45(1991) 149ndash158 wo weitere Literatur angegeben wird

21 Zur Frage der Anlehnungen an Aristophanes Pindar und die Stoiker siehe PCESARETTIInterpretazioni aristofanee nel commento di Eustazio allrsquoinno pentecostale attribuito aGiovanni Damasceno Interpretazioni antiche e moderne di testi greci Ricerche di filolo-gia classica 3 (1987) 169ndash217 RONCHEY Riferimenti pindarici 53ndash56 PCESARETTI Eu-stazio di Tessalonica e lrsquoetimologia di physis una fonte stoica Studi classici e Orientali36 (1986) 139ndash145

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 7: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung20

Eustathios den Pfingstkanon auf Grund stilistischer Kriterien Johannes vonDamaskos ab und weist ihn einem sonst unbekannten Dichter namens Ioan-nes Arklas zu Er stuumltzt sich dabei auf einen wenig bekannten Autor namensIoannes Merkuropulos Patriarch von Jerusalem der behauptete dass Ioan-nes Arklas der Autor aller drei jambischen Kanones sei22 Eustathios betrach-tet die Behauptung des Patriarchen als einen Versuch das Fortbestehen desPfingstkanons abzusichern23 Eustathiosrsquo Ansicht wird nicht nur von einemTeil der Kanoneskommentatoren sondern auch von heutigen Forschernvertreten24 Die Kommentare des Neophytos Enkleistos (1134ndashnach 1214) zuden Kanones auf die zwoumllf Herrenfeste sind wiederum nur zum Teil ediert25Die Gattung der Hymnenkommentare ist wenngleich nicht mehr soreichlich auch in den naumlchsten Jahrhunderten vertreten und zwar durchNikephoros Kallistos Xanthopulos (ca 1256ndashca1335)26 Markos Eugenikos(13912ndash1445)27 sowie Manuel Philes (1275ndash1345) mit seiner im Zwoumllf-

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash22 Die Schaffenszeit des Dichters wird in der zweiten Periode des Bilderstreites angesetztund als seine Wirkungsstaumltte das Sabas-Kloster angenommen RONCHEY An Introduction156 wo auch fruumlhere Uumlberlegungen uumlber die Autorschaftsfrage und uumlber die Bedeutungdes Namens bdquoArklasldquo dargelegt werden DIES Crise et continuiteacute agrave Byzance GeorgesChoiroboskos Jean Arklas deux auteurs de lrsquoeacutepoque iconoclaste dans le prologue delrsquoExegesis in canonem iambicum drsquoEustathe de Thessalonique in 17th International By-zantine Congress (Abstracts of Short Papers) Washington 1986 297ndash298 DIES Those327ndash336

23 APAPADOPULOS-KERAMEUS Ἀνάλεκτα ἱεροσολυμικῆς σταχυολογίας ἢ Συλλογὴ ἀνεκ-δότων Bd 4 St Petersburg 1897 (Ndr Bruxelles 1963) 347

24 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 122f A 3 RONCHEYAn Introduction 15625 Auszuumlge seines Werkes sind bei IPTSIKNOPOULOS Τὸ συγγραφικὸν ἔργον τοῦ ἁγίου

Νεοφύτου Kypriakai Spoudai 22 (1968) 147ndash155 zu finden vgl BECK Kirche 633 ZuPerson und Lebenszeit des Heiligen siehe CGALATARIOTOU The Making of a Saint theLife Times and Sanctification of Neophytos the Recluse Cambridge 1991

26 Er ist der Autor eines Kommentars zu den Anabathmoi der Oktoechos Dieser Kommentarbeginnt mit einer Abhandlung uumlber die Herkunft der Namen Hypakoe Kontakion Oikosund Exaposteilarion und endet mit einer Erklaumlrung des Hymnos auf die Theotokos (incΤὴν τιμιωτέραν) Nikodemos Hagioreites hat das Werk paraphrasiert und Stellung gegenXanthopulos bezuumlglich der Herkunft der Tonarten (Echoi) genommen NIKODEMOS HA-GIOREITES Νέα Κλῖμαξ ἤτοι Ἑρμηνεία εἰς τοὺς Ἀναβαθμοὺς τῆς Ὀκτωήχου ἀπὸ διαφό-ρων ἐκκλησιαστικῶν συγγραφέων Konstantinopel 1844 162f Eine Edition auf der Basiseiniger weniger Handschriften folgte spaumlter durch KATHANASIADES Ἑρμηνεία εἰς τοὺςἈναβαθμούς Jerusalem 1862 vgl KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 115f

27 Unter seinem Namen sind Kommentare zu den drei jambischen Kanones des Johannesvon Damaskos uumlberliefert (Cod Vatic gr 952 saec XVndashXVI) KGMAMONE Ἐπὶ τοῦβίου καὶ τοῦ ἔργου Μάρκου τοῦ Εὐγενικοῦ Athena 59 (1955) 198ndash221 vgl KOMINIS

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 8: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

1 Byzantinische Kanoneskommentare 21

silber verfassten Paraphrase zum Akathistos Hymnos28 Hierzu sind auchjene Hymnenkommentare zu rechnen die anonym uumlberliefert sind oder vonweniger bekannten Autoren stammen29Die umfangreiche Produktion der Kanoneskommentare des zwoumllften

Jahrhunderts wurde teilweise mit Recht hauptsaumlchlich dem Schulbetriebdieses Jahrhunderts zugeschrieben Die Ansicht dass diese Texte in ihrerGesamtheit als Lehrmaterial bzw Lektuumlre an der bdquoPatriarchalakademieldquo30und deren Dependancen in Konstantinopel in Gebrauch gewesen seien31 istjedoch nirgendwo expressis verbis bezeugt Der Terminus bdquoPatriarchalaka-demieldquo ist zwar umstritten32 und fuumlr die fruumlhbyzantinische Zeit endguumlltig

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashΓρηγόριος Πάρδος 118f Den Kommentar (bzw die Paraphrase) zum jambischen Kanonauf Epiphanie auf der Basis des Codex Vatic gr 952 saecXVXVI ediert ADPANAGIOTOU Ανάλεκτα παλαιολόγειου γραμματείας Bd 1 Thessalonike 2004

28 Manuelis Philae Carmina edMILLER Bd 2 317ndash42629 MONTANA Tre parafrasi 61ndash7930 RBROWNING The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century Byz 32(1962) 167ndash202 und 33 (1963) 11ndash40 hier 169 Es wird versucht die verschiedenen Ab-teilungen der Patriarchalschule zu lokalisieren und die bekannten Lehrer des zwoumllftenJahrhunderts vorzustellen DERS Erziehungs- und Bildungswesen in Byzanz LexMA 3(1986) 2203ndash2204 Zur Geschichte der bdquoPatriarchalakademieldquo nach dem Jahr 1204 sieheCNCONSTANTINIDES Higher Education in Byzantium in the Thirteenth and Early Four-teenth Centuries (1204ndashca1310) Nicosia 1982 50ndash65 siehe auch SMERGIALI LrsquoEn-seignement et les lettreacutes pendant lrsquoeacutepoque des Paleacuteologues (1261ndash1453) (Κέντρον Ερεύ-νης Βυζαντίου 3) Athen 1996 30ndash33

31 PHDEMETRACOPOULOS The bdquoExegesesldquo of the Canons in the 12th Century in XVe Con-gregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Athegravenes 5ndash11 Septembre 1976 (Reacutesumeacutes desCommunications) Athen 1976 DERS The Exegeses 144f unter Berufung aufBROWNING The Patriarchal School (1962) meint der Verfasser bdquoWe can find evidence incertain commentaries that they were written or delivered as exegetical lectures at thePatriarchal School or even more likely at the church-branches of this School which pro-vided a full secular educationldquo

32 Eine ausfuumlhrliche Darstellung der Forschungsgeschichte zur so genannten bdquoPatriarchal-akademieldquo bietet BKATSAROS Ἰωάννης Κασταμονίτης Συμβολὴ στὴ μελέτη τοῦ βίου τοῦἔργου καὶ τῆς ἐποχῆς του (Βυζαντινὰ κείμενα καὶ μελέται 22) Thessalonike 1988 163ndash209 mit weiteren Literaturangaben Siehe auch DERS Προδρομικοί θεσμοί για την οργά-νωση της ανώτερης εκπαίδευσης της εποχής των Κομνηνών από την προκομνήνεια περίο-δο in BNVLYSIDOU (Hrsg) Η Αυτοκρατορία σε κρίση () Το Βυζάντιο τον 11ο αιώνα(1025ndash1081) Athen 2003 443ndash471 PMAGDALINO The Empire of Manuel I Komnenos1143ndash1180 London 1993 327f Wie PWIRTH Die Jugendbildung des Eustathios vonThessalonike Zur Entmythologisierung der Patriarchalakademie von KonstantinopelOCP 34 (1968) 148ndash150 bereits bemerkt hat gibt es keinen Quellenbeleg fuumlr die Ansichtdass Eustathios seine Studien in dieser Akademie abgeschlossen hat Zu einer kurzen

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 9: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung22

widerlegt worden33 es steht aber fest dass abgesehen von den privaten Leh-rern das Patriarchat immer fuumlr die Ausbildung des Klerus sorgte34 Ein er-neutes Aufleben der Ausbildung signalisiert das Edikt von Alexios I imJahre 1107 Demnach wurden drei Lehrer fuumlr das Evangelium die Apostel-schriften und den Psalter vorgesehen welche die houmlchste Stellung in derLehrer-Rangordnung in Bezug auf das Bibelstudium besaszligen und in Verbin-dung mit der Sophienkirche in Konstantinopel standen Es ist bezeugt dassdie genannten Lehrer oumlffentliche Reden hielten35 Dagegen gibt es keinZeugnis dafuumlr dass sie Theologie im Rahmen einer Lehrveranstaltung unter-richteten36 Daher entbehrt die Behauptung dass die Kanoneskommentaredort Verwendung fanden jeder Grundlage Die grammatischen bzw syntak-tischen Bemerkungen die in unterschiedlichem Maszlig in diesen Texten vor-kommen sowie die Verwendung des Wortes διδάσκω und seiner Ableitun-ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash

Uumlbersicht uumlber das Thema siehe DERS Die sprachliche Situation im umrissenen ZeitalterRenaissance des Attizismus Herausbildung der neugriechischen Volkssprache in XVe

Congregraves International drsquoEacutetudes Byzantines Bd 2 (Rapports et Co-Rapports) Athen 197610f

33 Zur Bedeutung des Titels des οἰκουμενικὸς διδάσκαλος in der fruumlhbyzantinischen Zeitsiehe AMARKOPOULOS Βυζαντινή εκπαίδευση και οικουμενικότητα in Το Βυζάντιο ωςΟικουμένη Athen 2005 184ndash200 hier 196 Im zwoumllften Jahrhundert begegnet dieser Titelals Bezeichnung des Didaskalos des Evangeliums MLOUKAKI Remarques sur le corpsde douze didascales au XIIe siegravecle in ΕΥΨΥΧΙΑ Meacutelanges offerts agrave Heacutelegravene Ahrweiler(Byzantina Sorbonensia 16) Paris 1998 427ndash438 hier 432ff Der Titel stellt jedoch keineBezeichnung eines Lehrers der bdquoPatriarchalakademieldquo dar H-GBECK Bildung undTheologie im fruumlhmittelalterlichen Byzanz in PWIRTH (Hrsg) Polychronion FestschriftFranz Doumllger zum 75 Geburtstag Heidelberg 1966 69ndash81 77 Auch die Existenz kaiser-licher Universitaumltsgruumlndungen ist nicht nachweisbar siehe dazu PLEMERLE Le premierhumanisme byzantin Notes et remarques sur enseignement et culture agrave Byzance des ori-gines au Xe siegravecle Paris 1971158ndash165 und 242ndash266) PSPECK Die kaiserliche Univer-sitaumlt von Konstantinopel Praumlzisierungen zur Frage des houmlheren Schulwesens in Byzanzim 9 und 10 Jahrhundert (BA 14)Muumlnchen 1974 8ndash15

34 BROWNING The Patriarchal School (1962) 16935 Meistens wurden die Reden zu Beginn oder waumlhrend der Groszligen Fastenzeit vorgetragensiehe dazu SSCHOumlNAUER Eustathios von Thessalonike Reden auf die Groszlige Quadrage-sima (Meletemata 10) Frankfurt am Main 2006 65ndash78 MLOUKAKI Discours annuels enlrsquohonneur du patriarche Georges Xiphilin (Monographies 18) Paris 2005 34fAGIANNOULI Die exegetischen Didaskalien von Leon Balianites Einige Anmerkungenzu ihrem Charakter inWHOumlRANDNER ndash JKODER ndash MSTASSINOPOULOU (Hrsg)WienerByzantinistik und Neograumlzistik Beitraumlge zum Symposion bdquoVierzig Jahre Institut fuumlr By-zantinistik und Neograumlzistik der Universitaumlt Wienldquo im Gedenken an Herbert HungerWien 4ndash7 Dezember 2002 (BNV 24)Wien 2004 143ndash158

36 MAGDALINO The Empire ofManuel 326f

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 10: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

1 Byzantinische Kanoneskommentare 23

gen sind nur Hinweise auf ihren didaktischen Charakter aber kein hinrei-chender Beweis fuumlr den Gebrauch in dieser Schule37 Abgesehen davon wei-sen nicht alle Kommentare den gleichen Charakter oder die gleiche Gelehr-samkeit auf38 daher laumlsst ihre Abfassung jeweils an ein unterschiedlichesPublikum denken Es ist ferner bekannt dass sich die meisten ihrer Autorenmit der Grammatiklehre beschaumlftigt haben wofuumlr sie unter anderem auch dieHymnen verwendeten eine Beschaumlftigung im Rahmen der Patriarchats-schule ist jedoch nicht fuumlr alle bezeugt39 Allein das Exzerpieren aus derKanonesdichtung fuumlr die Erstellung grammatischer und syntaktischer Werkekann die Verwendung der hauptsaumlchlich theologischen Kanoneskommentarein der Schedographie nicht bestaumltigen40 Andererseits gilt auch fuumlr diese Zeitdas Gleiche wie fruumlher Wenn man sich der Theologie widmen wolltemusste man sich eine allgemeine Bildung (in Grammatik Rhetorik und Phi-losophie) bei privaten Lehrern oder in privaten Schulen aneignen um mitdem anspruchsvollen Sprachgebrauch und Stil der Kirchenvaumlter sowie derdogmatischen Terminologie vertraut zu werden41

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash37 Daher ist wie DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 und 156 darlegt die Annahme vonRONCHEY An Introduction 155 dass der Auftraggeber des Eustathios-Kommentars einGeistlicher moumlglicherweise ein Grammatikos (und zwar in der Patriarchalakademie) ge-wesen sei nicht uumlberzeugend

38 Manche Kommentare setzen beim Leser hohes Wissen voraus wie man den Zitaten undAnspielungen auf klassische und christliche Autoren ohne namentliche Nennung entneh-men kann Siehe dazu die Beispiele im Werk des Gregorios Pardos MONTANA I canonigiambici 45 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 149 Gleiches gilt auch fuumlr Eustathios(vgl oben A 20) und Theodoros Prodromos die Kommentare des Ioannes Zonaras sowiedes Niketas von Thessalonike weisen jedoch keinen solchen didaktischen Charakter aufDEMETRACOPOULOS The Exegeses 156 versucht das Phaumlnomen durch die Annahme zuerklaumlren dass Zonaras kein Lehrer der Patriarchalschule gewesen sei

39 DEMETRACOPOULOS The Exegeses 144 nennt unter Berufung auf BROWNING The Patri-archal School (1963) 22ndash23 Theodoros Prodromos als Lehrer dieser Schule was aber fuumlrProdromos widerlegt wurde siehe dazu HOumlRANDNER Theodoros Prodromos 28

40 Siehe RONCHEY An Introduction 155 DIES Those 328 Zum Exzerpieren aus der Kano-nesdichtung siehe ChrTHEODORIDIS Verse byzantinischer Dichter im Ilias-Kommentardes Eustathios BZ 81 (1988) 249ndash252 DERS Verse byzantinischer Dichter in grammati-schen Schriften und byzantinischen Lexika sowie Scholien-Sammlungen JOumlB 46 (1996)163ndash173

41 Zu privaten Lehrern im 13 und fruumlhen 14 Jahrhundert siehe CONSTANTINIDES HigherEducation 90ndash110 Eine schriftliche Vereinbarung aus dem 14 Jahrhundert zwischenLehrer und Schuumller erlaubt einen Einblick in die Umstaumlnde unter denen privater Unter-richt gehalten wurde PSCHREINER Zwei Bilder aus dem byzantinischen Schulleben By-zantina 13 (1985) 285ndash290 BECK Bildung 77

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 11: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung24

Unabhaumlngig vom formelhaften Charakter solcher Begruumlndungen die uumlb-lich fuumlr didaktische Werke sind ist auszligerdem zu beruumlcksichtigen dass dieAbfassung der meisten Kommentare eine Auftragsarbeit gewesen zu seinscheint42 und dass die Auftraggeber soweit erkennbar oft Geistliche bzwMoumlnche waren die nicht in Beziehung zu einer Patriarchalakademie standenGenannt seien hier der Archimandrit des Kouzena-Klosters Kallinikos oderNeophytos aus dem Kloster der Hodegetria beide Auftraggeber des Xantho-pulos43 Die Kloumlster haben auch ndash und zwar ausschlieszliglich ndash fuumlr die Unter-weisung ihrer Novizen gesorgt44 die Verwendung der Kommentare zu denbekanntesten Kanones fuumlr diesen Zweck waumlre gut vorstellbar Ferner laumlsst ihrstark homiletischer Charakter sowie ihr exegetischer Inhalt45 die Annahmeeines kirchlichen oder moumlnchischen Gebrauchs im Rahmen der Gemeindezu46

I2 THEMENSTELLUNG ZIELUND AUFBAU DER VORLIEGENDEN ARBEIT

Aus dem vorhergehenden Uumlberblick wird ersichtlich dass eine Untersu-chung dieser Literaturgattung sowie ihrer Rolle in der theologischen Aus-bildung in Byzanz nicht leicht durchzufuumlhren ist Veraltete und unvollstaumln-dige Ausgaben sowie das Fehlen von Editionen ndash selbst der beruumlhmtestenKommentatoren ndash erschweren jede Studie uumlber diese Gattung47ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash42 Dieses Phaumlnomen darf nicht als bloszliger locus communis verstanden werden wie DEME-TRACOPOULOS The Exegeses 150 meint

43 KOMINIS Γρηγόριος Πάρδος 116 A 3 und 117 A 144 Sie ist nicht mit jener der Klosterschulen im Bereich der lateinischen Kirche zu verglei-chen zu letzteren siehe RKOTTJE Klosterschulen LexMA 5 (1991) 1226ndash1228 Zur Bil-dung in monastischen und kirchlichen Gemeinden siehe NMKALOGERAS ByzantineChildhood Education and its Social Role from the Sixth Century until the End of Icono-clasm (Diss) ChicagoIllinois 2000 145ndash162 GCAVALLO Πόλις γραμμάτων Livelli diistruzione e uso di libri negli ambienti monastici a Bisanzio TM 14 (2002) (= MeacutelangesGilbert Dagron) 95ndash113

45 Damit ist die Polemik gemeint wie sie bei Theodoros Prodromos vorkommt (KOMINISΓρηγόριος Πάρδος 92) die theologische Vertiefung der Troparien wie bei Gregorios Par-dos (ebenda) sowie die rhetorische Darbietung in der Form der Erotapokriseis (MON-TANA I canoni giambici 36f)

46 Zur Predigt als Unterweisungsmethode und den Umstaumlnden unter denen sie vorgetragenwurde siehe MBCUNNINGHAM Preaching and the Community in RMORRIS (Hrsg)Church and People in Byzantium Birmingham 1990 29ndash47

47 Zu den wenigen unvollstaumlndigen nicht kritischen und oft unzugaumlnglichen Editionen der

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 12: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 25

Neben den bereits erwaumlhnten Kommentaren zu den Kanones von KosmasMelodos und Johannes von Damaskos sind die Kommentare zum GroszligenKanon des Andreas von Kreta anzufuumlhren einem Buszliglied dem eine beson-dere Stellung in den Akoluthien der Groszligen Fastenzeit der orthodoxen Kir-che von der byzantinischen Zeit an zukommt48 Auszligerdem zeigen die reicheUumlberlieferung seiner beiden byzantinischen Kommentare die groumlszligtenteilsaus nachbyzantinischer Zeit stammt sowie die marginalen Schreiber- bzwLesernotizen dass der Groszlige Kanon nicht nur wegen seiner Stellung in derLiturgie sondern auch wegen seines Themas immer das Interesse der Ge-lehrten genoss und daher verdient neben den anderen kommentierten Kano-nes eingehend untersucht zu werden49Gegenstand vorliegender Untersuchung sind die zwei aumlltesten und einzi-

gen aus byzantinischer Zeit stammenden Kommentare zum Groszligen Kanon50Der eine dieser beiden Kommentare ist unter dem Namen des Akakios Sa-baiumltes uumlberliefert und bildet laut Aussage seines Verfassers die erste voll-staumlndige Erklaumlrung des Kanons Der andere wurde faumllschlich Johannes vonDamaskos zugeschrieben und stellt eine Erklaumlrung ausgewaumlhlter Tropariendes Kanons dar entsprechend seiner Uumlberschrift wird er im Folgenden Syn-opsis genanntZiel dieser Arbeit ist eine quellenkritische und literarhistorische Studie

uumlber die beiden Kommentare deren erste kritische Edition bereits in Arbeit

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashKanoneskommentare siehe BROWNING Projects 61 Nach einem Jahrzehnt hatte sich andieser Situation wenig geaumlndert RONCHEYAn Introduction 149

48 Vgl AGIANNOULI Die Kommentartradition zum Groszligen Kanon des Andreas von Kreta ndasheinige Anmerkungen JOumlB 49 (1999) 143ndash159 DIES Βυζαντινὲς καὶ μεταβυζαντινὲς ἑρ-μηνεῖες τοῦ Μεγάλου Κανόνος in Ὁ Ἅγιος Ἀνδρέας ἀρχιεπίσκοπος Κρήτης ὁ Ἱερο-σολυμίτης πολιοῦχος Ἐρεσοῦ Λέσβου Πρακτικὰ Ἐπιστημονικοῦ Συνεδρίου 1ηndash4η Ἰου-λίου 2003Mytilene-Lesbos 2005 203ndash220

49 AGSKARBELI-NIKOLOPULU Τὰ μαθηματάρια τῶν ἑλληνικῶν σχολείων τῆς Τουρκοκρα-τίας Athen 1993 21ndash31 spricht von der Bedeutung der Kanoneskommentare fuumlr denUnterricht in der nachbyzantinischen Zeit beschraumlnkt sich jedoch dabei fast ausschlies-slich auf die Kanones von Johannes von Damaskos und KosmasMelodos

50 Eine spaumltbyzantinische Rede auf den Donnerstag des Groszligen Kanons (Λόγος διδασκαλι-κὸς εἰς τὰ Σόδομα καὶ Γόμαρα καὶ εἰς τὸν Μέγαν Κανόνα) die fuumlr den Donnerstag derfuumlnften Fastenwoche bestimmt war bietet ebenfalls eine Erklaumlrung zu einigen seiner Tro-parien Aus gattungsspezifischen Gruumlnden kann dieser Text nicht im Rahmen dieser Ar-beit behandelt werden Uumlberdies wird eine kleine Sammlung von Erlaumluterungen zu eini-gen Troparien des Groszligen Kanons im Codex Athen NB 2187 saec XV im Rahmen derEdition der beiden Kommentare beruumlcksichtigt siehe dazu GIANNOULI Βυζαντινὲς καὶ με-ταβυζαντινὲς ἑρμηνεῖες 212f

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 13: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

I Einleitung26

ist Zunaumlchst stellt sich die Frage nach der Abfassungszeit des von Akakiosverfassten Kommentars Sie haumlngt freilich mit der Frage der Lebens- undSchaffenszeit des Kommentators Akakios Sabaiumltes zusammen fuumlr die eskeine expliziten Aussagen gibt Unsere Kenntnisse beschraumlnken sich aufBemerkungen die aus der Untersuchung inhaltlicher Anhaltspunkte in denbeiden erhaltenen Werken dieses Autors ermittelt werden Eine weitereFrage gilt der Gestaltung dieses exegetischen Werkes und der Art seinerAbfassung bzw moumlglichen Quellen um so die Absicht des Kommentatorsund weiterhin den Charakter und die Funktion desWerkes herauszuarbeitenIn diesem Zusammenhang hat sich die Untersuchung der Synopsis sowieihrer Beziehung zum Kommentar des Akakios als aufschlussreich erwiesensowohl fuumlr die Entstehungsgeschichte des Kommentars als auch fuumlr die exe-getische Arbeitsweise des KommentatorsDie vorliegende Untersuchung gliedert sich folgendermaszligen In der Ein-

leitung wurde bereits eine Uumlbersicht uumlber die bisher bekannten byzantini-schen Kanoneskommentare ihre Editionen und die sie betreffenden Studiengegeben die auch die Forschungslage bezuumlglich dieser Gattungsgruppe er-hellt (Kapitel I) Im Kapitel II wird das Leben und das Werk des Predigersund Kirchendichters Andreas von Kreta in groben Umrissen skizziert damitder Charakter und die Stellung des Groszligen Kanons innerhalb der literari-schen Produktion des Erzbischofs ersichtlich werden Hier wird auch derTextbestand des Groszligen Kanons in Vergleich zur Edition von F Combefis(1644) bzw in ihrem Nachdruck im 97 Band in Patrologia Graeca von J-PMigne besprochen Der Kommentar des Akakios Sabaiumltes seine Datierungund Struktur bilden den Gegenstand des Kapitels III Zunaumlchst werden dieaufgefundenen Textzeugen des Kommentars aufgelistet und die handschrift-liche Grundlage der Edition begruumlndet Auf Grund inhaltlicher Anhalts-punkte in beidenWerken des Verfassers wird danach versucht sowohl seineLebenszeit als auch die Abfassungszeit seines Kommentars zu erschlieszligenDie Abfassungsgruumlnde des Kommentars werden unter Beruumlcksichtigung derAnreden an das Publikum erschlossen Die Besprechung der Struktur desKommentars zeigt weiters die Grundtendenzen der exegetischen Vorge-hensweise auf Im Kapitel IV wird die Untersuchung auf die Synopsis ge-lenkt Nach einer kurzen Darstellung der handschriftlichen Uumlberlieferung desTextes und der Begruumlndung der handschriftlichen Grundlage ihrer Editionwird versucht ihr Verhaumlltnis zum Kommentar des Akakios zu ermitteln51

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndash51 Eine ausfuumlhrliche Beschreibung der Codices die Eroumlrterung einzelner Fragen in Bezug

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition

Page 14: 00 00 aktuell teil01 aktualisiert auf Seite 01 04 29102007 file1. Byzantinische Kanoneskommentare 15 gerichtet. Nur vereinzelte Hymnographen wie Ioannes Mauropus (ca.1000– nach ca.1075/1081),

2 Themenstellung Ziel und Aufbau 27

Autorschafts- und Datierungsfragen Abfassungsgruumlnde anhand der Anredenan das Publikum der Aufbau der Synopsis ihr Charakter sowie die exegeti-sche Vorgehensweise ihres Verfassers werden ebenfalls in diesem Kapitelbehandelt Im naumlchsten Kapitel (V) werden einige Sonderfaumllle der Quellen-grundlage des Kommentars des Akakios besprochen welche die Interessenund die Arbeitsmethode des Verfassers sowie den Charakter seines Werkesaufzeigen Anschlieszligend werden Anmerkungen zu Sprachgebrauch und Stildes Kommentars beigefuumlgt Nach den Schlussbetrachtungen im Kapitel VIwerden im Anhang die Troparien des Groszligen Kanons in der Reihenfolgedargeboten in der sie innerhalb des Kommentars des Akakios vorkommenDaraus wird auch die Bedeutung des Kommentars als indirekter Textzeugedes Groszligen Kanons ersichtlich Abschlieszligend werden repraumlsentative hierbehandelte Textauszuumlge aus dem Kommentar und der Synopsis beigegebenauf der handschriftlichen Grundlage die in den entsprechenden Kapiteln(III1 und IV1) definiert wurde

ndashndashndashndashndashndashndashndashndashndashauf ihre Datierung sowie ihr stemmatisches Verhaumlltnis ist Gegenstand der bereits in An-griff genommenen kritischen Edition