Das pure Glück Musik: Edward Simoni auf seiner Panflöte My Way.
CBGB02 Teil01 Dt - Capital Bank · wo nichts knapp ist, braucht man kein Geld. In dieser Beziehung...
Transcript of CBGB02 Teil01 Dt - Capital Bank · wo nichts knapp ist, braucht man kein Geld. In dieser Beziehung...
2
Inhalt
3
Das Geld von morgen. Und übermorgen
Vorwort des Vorstandes
Organe
Lagebericht
Bericht des Aufsichtsrates
Bilanz
Gewinn- und Verlustrechnung
Anlagespiegel
Eigenmittelausstattung
Auszug aus dem Anhang
Bestätigungsvermerk
Capital Bank International
4
112
116
118
140
142
144
146
147
148
176
178
4
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Vorwort
5
6
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Vorwort. „Geld spielt keine Rolle“, sagt der Ober-
schurke im Film, wenn er seine Unterschurken los-
schickt, um den Helden zu fangen, der als einziger noch
zwischen ihm und der Weltherrschaft steht.
Und „Geld spielt keine Rolle“, sagt auch der Chef des
Helden, wenn er ihm den Auftrag gibt, mal eben die
Welt zu retten. Wenn’s ums Große, ums Ganze geht,
spielt Geld tatsächlich meist keine Rolle mehr – beim
Bau der Pyramiden oder des Tadsch Mahal, bei der
Entwicklung der Atombombe oder beim Apollo-Pro-
gramm.
Als Pharao, als Großmogul, als US-Präsident konnte
man es sich eben leisten, nicht aufs Geld zu schauen:
Es war ja genug davon da. So selten dieser Zustand in
der Geschichte vorkommt – für die Zukunft wird er
immer, immer wieder vorhergesagt.
Nämlich in den großen Utopien der Weltliteratur. Ob
es sich um Thomas Morus’ „Utopia“ handelt oder um
Tommaso Campanellas „Sonnenstaat“, um das biblische
Paradies, das märchenhafte Schlaraffenland, oder um
das marxistische Traumbild vom vollendeten Kommu-
nismus, in dem „Jedem nach seinen Bedürfnissen“
materielle Güter zugeteilt werden: Geld spielt keine
Rolle. Alle Bedürfnisse sind befriedigt; oder verboten;
oder, besonders praktisch, es sind nur all die Bedürf-
Von Hellsehen spricht man, wenn besonders begabte Menschen auf so genanntem paranormalem Wege Informationen erwerben.
7
nisse verboten, die nicht befriedigt werden könnten.
Auf diese Weise herrscht keine Knappheit mehr, und
wo nichts knapp ist, braucht man kein Geld.
In dieser Beziehung die einzige Ausnahme unter den
Utopien ist Edward Bellamys „Ein Rückblick aus dem
Jahre 2000 auf das Jahr 1887“ von 1886. In seiner
idealen Gesellschaft der Jahrtausendwende zahlten die
Bürger – mit Kreditkarten! Für seine Zeitgenossen war
so etwas unvorstellbar, bar jeglicher Realisierungschance.
Weshalb es nach Bellamys Veröffentlichung noch ein-
mal 60 Jahre dauerte, bevor die Kreditkarte ein zweites
Mal erfunden wurde.
Im 20. Jahrhundert sind viele verschiedene Gelder er-
funden worden – von den Sonderziehungsrechten über
das Schwund- und das Plastikgeld bis hin zu Paypal.
Es wäre vermessen zu glauben, dass damit die Entwick-
lung beendet ist. Wir werden noch Zahlungsweisen und
Zahlungsmittel erleben, die heute als kaum vorstellbar
erscheinen; oder tatsächlich nicht vorstellbar sind,
weil sie noch gar nicht existieren. Wie würde man
beispielsweise einem Menschen aus dem Jahr 1970 das
Wort „Internet“ erklären? Alle Versuche, aus der Sicht
von heute das Geld von morgen zu beschreiben,
sind denn zwangsläufig mit der gleichen prinzipiellen
Unsicherheit behaftet wie der Versuch, mit der Investi-
Diese beziehen sich auf einen bestimmten Gegenstand oder ein gleichzeitig ablaufendes physikalisches Ereignis.
8
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
tion von heute die Rendite von morgen zu erzielen.
Aber das hält uns nicht davon ab, zu investieren (und
damit auch Erfolgszahlen zu schreiben, wie ab Seite 142
zu sehen). Also lassen wir uns auch nicht davon abhal-
ten, einen Blick in die Zukunft des Geldes zu wagen.
Deshalb unternehmen die folgenden Seiten einen
Streifzug durch die Welt und durch die Technologien,
durch die Bedürfnisse und Träume der Menschen
von heute und morgen, um zu schauen, welche Gelder
uns das 21. Jahrhundert bescheren wird. Wenn etwas
dabei sein sollte, das Ihnen als unvorstellbar, bar jegli-
cher Realisierungschance erscheint: Warten Sie’s ab. In
60 Jahren sehen wir weiter.
Das kann – ... aber muss nicht – in der Gegenwart stattfinden.
9
10
Das Geld von morgen. Und übermorgen
Kapitel 1
Detlef Gürtler
11
12
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Wie wir bezahlen werden Kapitel 1 Bezahlen mit
Stäbchen? Vielleicht tragen Sie eines von diesen klei-
nen Dingern in der Tasche. Eines dieser Kleingeräte
zum
Musikhören, die früher MP3-Player und heute
meist iPod genannt werden; oder eines der noch klei-
neren Speicherstäbchen, die mangels eines eigens für
sie erfundenen Wortes noch umständlich USB-Sticks
genannt werden. Als Verbindung zur Außenwelt sind
sie regelmäßig mit einem etwa zwei Quadratzenti-
meter großen halboffenen Rechteck ausgestattet, der
sogenannten USB-Schnittstelle, mit der man heute
schon Mäuse mit dem Computer, Kühlschränke mit
dem Internet und eben Menschen mit Musik verbinden
kann.
Nur bezahlen kann man damit noch nicht. Aber das
ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit.
Wenn es MP3-Player gibt, sollte es doch auch ebensol-
che -Payer geben. Und so ein kleines Speicherstäbchen,
nicht größer als ein Zeigefinger, könnte problemlos
nicht nur als Daten-, sondern auch als Geldspeicher
dienen: Am Bankomaten füllt man statt der Brieftasche
den USB-Stick wieder auf, und an den Kassen bezahlt
man damit.
Das Wort „Geldspeicher“ ist allerdings schon
Bezieht sich der Informationserwerb auf die Vergangenheit, spricht man auch von Retro-kognition.
13
Bezieht er sich auf die Zukunft, spricht man von Präkognition. Ein schönes Wort.
anderweitig belegt: durch Dagobert Duck.
Dabei hat dessen Geldspeicher mit unserem kleinen
Gerätchen überhaupt nichts zu tun. Denn während
die reichste Ente der Welt ihr Geld bunkert, um es
eben möglichst wenig, am liebsten gar nicht, auszuge-
ben, bezweckt unser USB-Payer das genaue Gegenteil:
Er soll es uns ermöglichen, unser Geld möglichst
einfach und transparent wieder auszugeben. Also
versuchen wir es lieber mit einem anderen Begriff: dem
Geldstäbchen.
Das Wort „Geldstäbchen“ ist bislang noch so
wenig anderweitig belegt, dass es beim Googeln keinen
einzigen Treffer produziert. Der damit gemeinte USB-
Stick mit Geldbörsenfunktion ist eben noch nicht
existent. Aber dafür sehr leicht vorstellbar. Allerdings
würde das Geldstäbchen wohl ein wenig anders
aussehen als die heute üblichen Stäbchen zur Daten-
speicherung.
Es hätte nämlich ganz bestimmt ein kleines Display,
auf dem man sehen kann, wie viel Geld sich noch drauf
befindet – und wie viel an der Supermarktkasse tat-
sächlich abgezogen wird. Beim Geld kann man ja nicht
vorsichtig genug sein.
Im Vergleich mit den heute bereits üblichen Zahlungs-
systemen ähnelt das Geldstäbchen am ehesten der
14
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
„elektronischen Geldbörse“ oder Quick. Auch diese
Chipkarte braucht an der Kasse weder Geheimzahl
noch Unterschrift, kann aber aus Sicherheitsgründen
jeweils nur bis maximal 400 Euro aufgeladen
werden – am Bankomaten oder an speziellen Lade-
terminals (gegen Behebung vom Konto) sowie in Bank-
filialen (gegen Bargeld). Für den täglichen Einkauf und
die Busfahrkarte reicht Quick jedoch völlig aus.
Nun leidet Quick, wie alle vergleichbaren Geldkarten
auf der Welt, sehr darunter, dass man es fast überall
benutzen könnte, aber kaum einer es benutzt.
Dem Geldstäbchen könnte dieses traurige Schicksal
erspart bleiben.
Es hat nämlich gegenüber dieser und den anderen heu-
te üblichen Geld- und Kreditkarten für seine Besitzer
einige gewaltige Vorteile:
- Es passt in die Hosentasche. Quick muss in der
seriösen Brieftasche untergebracht werden, weil die
Karte sonst kaputtgeht. Das Geldstäbchen klimpert
locker zwischen Schlüsseln und Münzen oder wird gar
in den Schlüsselbund integriert. So ist es immer zur
Stelle und geht mit seinem Besitzer eine viel sinnliche-
re Beziehung ein als jedes Plastikkärtchen es könnte.
- Es passt in den Computer. Einstöpseln, mit dem
Konto verbinden, die gewünschte Geldmenge down-
Dass diese Informationen nicht auf dem herkömmli-chen Weg erworben werden – das heißt wie bei uns Normalsterblichen über die Sinne – , versteht sich an dieser Stelle von selbst.
15
loaden, ausstöpseln, und schon hat man die Tasche
wieder voller Geld. Ein spezielles Ladeterminal wie
bei Quick wird gar nicht erst gebraucht – nötig ist
einzig eine Sicherheitssoftware, und ist die erst mal
installiert, geht der Rest wie’s Brezelbacken. Und wenn
die Kassen, an denen man mit dem Stäbchen bezahlt,
darauf eingerichtet sind, kann es alle Bezahlvorgänge
speichern und dem Stäbchenbesitzer ein detailliertes
Kassenbuch schreiben: Stäbchen in den Computer
einstöpseln, Daten überspielen, und schon zeigt der
Rechner in allen Einzelheiten an, wann und wohin
welches Geld geflossen, und warum schon wieder ein-
mal am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist.
Es passt auch nicht nur eine Währung drauf.
Auf dem Stäbchen kann man beliebig viele Währungen
nebeneinander unterbringen. Ob nun „echte“ wie
Dollar, Euro oder Yen, oder eine der vielen halbechten
Währungen, für die man Waren oder Dienstleistungen
eintauschen kann, die aber nicht von einer staat-
lichen Zentralbank ausgegeben und kontrolliert wer-
den. Und dabei geht es nicht einmal so sehr um die
sich immer weiter ausbreitenden regionalen Tausch-
währungen (mehr darüber in Kapitel 6). Es geht um die
ganze Palette von geldwerten und geldähnlichen Ange-
boten, insbesondere Warengutscheine sowie Rabatt-
Aristoteles hat sie als die fünf Sinne erkannt, die moderne Physiologie hat vier weitere Sinne hinzugefügt.
16
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
und Bonussysteme.
Rabattdienstleister wie etwa Payback oder Points24
leiden stark darunter, dass viele Konsumenten keine
Lust mehr auf noch eine und noch eine und noch eine
Kundenkarte haben. Mag in den USA das hundert-
fache Anhäufen von Bezahlkarten aller Art ein
Statussymbol sein – in Europa lassen sich die meisten
Verbraucher nur auf so viele Karten ein, wie in den
Geldbeutel passen. Und da ist eigentlich bei vier schon
Schluss. Aber wenn die Paybacks, die Points, die
Bonusmeilen und alle ihre vieltausenden Geschwister
nun so im Geldstäbchen integriert wären, dass beim
Bezahlvorgang auch automatisch die Rabatt-
Punkte gebucht würden, hätte der Kunde keinerlei
weiteren Aufwand mit dem Rabattsystem, und der
Kassierer ebenso wenig.
Wer’s mag, kann auf seinem Stäbchen ja sogar völlig un-
echte, ungültige Währungen installieren: das Spielgeld
für Monopoly beispielsweise. Auch für selbst erfundene
Privatwährungen ist auf dem Speicherchip immer noch
Platz – etwa nach dem Muster „Dreimal ohne Süßig-
keitenquengeln durch den Supermarkt bringt eine neue
Playmobilfigur“.
So bestechend einfach und komfortabel ein solches
Geldstäbchen auch wäre, es hätte garantiert eine
Bei manchen Tieren kommen noch spezielle Fä-higkeiten für die Erkennung des Magnetfelds der Erde hinzu.
17
Schwachstelle: die Sicherheit. Wie raffiniert auch im-
mer der Prozess der Geldübertragung verschlüsselt und
geschützt wird, es wäre Ansporn für alle Computer-
hacker des Erdballs, den Code zu knacken. Und ist erst
einmal ein Weg gefunden, um sein Stäbchen aus dem
Nichts heraus aufzuladen, wird die Welt mit Falschgeld-
stäbchen überschwemmt.
Also sollten wir es mit dem Geldstäbchen vielleicht
doch nicht überstürzen. Wir könnten im wahrsten
Sinne des Wortes klein anfangen: Mit Kleingeld
beispielsweise, also einer festgelegten Obergrenze für
die Geldaufladung. Das verringert die Bedrohung
durch Fälschung oder Diebstahl gleich ungemein.
Oder mit Ersatzgeld, etwa indem ein Großkonzern das
Geldstäbchen zum Zahlungsinstrument für alle be-
triebsinternen Ausgaben seiner Mitarbeiter macht.
Vom Kantinenessen bis zum Privatgespräch übers
Diensttelefon wandert alles aufs Stäbchen und wird
einmal im Monat mit dem Gehalt verrechnet.
Den ersten Schritt auf das Geldstäbchen zu haben
inzwischen Tim Sutcliffe und Max Wehebrink vom
britischen „Royal College of Modern Art“ gemacht.
Sie haben im Jahr 2004 einen Zwitter aus Kredit-
karte und Speicherstäbchen entworfen: eine auf ein
Drittel der Ursprungsgröße zusammenfaltbare
Oder für die Polarisierung des Lichts. Wofür das auch gut sein sollte.
18
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kreditkarte, die im verkleinerten Zustand an jede be-
liebige USB-Schnittstelle angeschlossen werden kann.
Für den ersten Platz beim europäischen Design-
Wettbewerb der Kreditkartenfirma Visa hat das ge-
reicht – für eine Serienproduktion noch nicht.
19
20
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 2
21
22
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Wie wir bezahlen werden Kapitel 2 Bezahlen mit dem
Handy? Beim gleichen Design-Wettbewerb ging der
erste Platz in der deutschen Vorausscheidung an einen
Kreditkarten-Prototypen, der, na ja, eine Mischung aus
Kreditkarte und Handy zu werden verspricht.
Catrin Altenbrandt heißt die Nachwuchsdesignerin,
die ihren Kartenentwurf mit Antennen bestückte.
Allerdings nicht das, was wir Kinder des 20. Jahrhun-
derts uns unter Antennen vorstellen, sondern Schleifen
aus leitendem Material, die auf die Karte aufgedruckt
werden.
Auf diese Weise kann die Bezahlkarte mit anderen
Geräten kommunizieren, ohne diese zu berühren und
ohne mit ihnen physisch verbunden zu sein.
Damit geht das kleine Plastikkärtchen einen großen
Schritt auf die oft auch nicht viel größeren Mobil-
telefone zu – und schickt sich an, in deren Revier so zu
wildern, wie es das Handy im Revier der Zahlungsmit-
tel bereits tut.
Denn neben den diversen Geld- und Kreditkarten in
der Brieftasche ist das Funktelefon das einzige weitere
Utensil, das so gut wie jeder mit sich herumträgt,
und das mit Geld aufgeladen ist. Je nach Art der ein-
gelegten SIM-Karte repräsentiert das Handy entweder
eine bestimmte Menge Bargeld (bei Prepaidkarten)
Um einen Blick in die Zukunft des Gelds zu wagen, gehört aber mehr als gut zu riechen, hören, schmecken, tasten oder sehen.
Und auch die Nozizeption, der Gleichgewichtssinn oder die Fähigkeit, Tempe-raturen zu empfinden, sind von eher metaphorischer Bedeutung.
23
oder ist direkt mit dem Bankkonto verbunden (bei
Karten mit Vertrag). Also kann man prinzipiell auch
damit bezahlen.
Um die Jahrtausendwende waren viele Fortschrittspro-
pheten davon überzeugt, dass das Handy sich
sehr schnell als „Universalgerät zum Bezahlen“ durch-
setzen würde. Die Multimilliardenbeträge, die die
Telefonkonzerne damals für die UMTS-Frequenzen in
den Staaten Europas bezahlten, wurden nicht zuletzt
dadurch gerechtfertigt, dass es den Mobilfunkern damit
gelingen könnte, das Geschäft mit dem Zahlungsver-
kehr zu übernehmen:
All das, wofür bislang Münzen, Scheine, Schecks, Kar-
ten und Überweisungsformulare benutzt wurden, kann
draht- und problemlos das Handy erledigen.
Ganz besonders kühne Prognosen sahen als Konse-
quenz daraus sogar die Telekomkonzerne mit den
Banken verschmelzen: Wer den Fluss von Worten
und Daten beherrscht, wird ja wohl auch den Geldfluss
bewältigen können. In den meisten Fällen wird dabei ja
heutzutage nicht mehr real fassbares Geld von A
nach B bewegt, sondern es findet lediglich eine Infor-
mationsübertragung statt. Sie geben im Online-
banking eine TAN-Nummer ein oder drücken auf Ih-
rem Telefon eine Taste – und das Geld, das eben noch
24
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Sie hatten, hat jetzt ein anderer.
Sehr weit sind die Telekomkonzerne mit ihrer Ver-
wandlung in Banken allerdings bisher noch nicht
gekommen. Um den Zahlungsverkehr kümmern sich
weiterhin praktisch ausschließlich die Kreditinstitute,
das Handypayment ist faktisch noch auf einige wenige
Vorgänge beschränkt. Neben den direkten Kommuni-
kationskosten (Anruf, SMS, Datentransfer) handelt es
sich dabei um so aufregende Services wie das Down-
loaden von Klingeltönen, Logos oder Handyspielen.
Der legendäre Getränkeautomat am Flughafen von
Helsinki, an dem man schon vor der Jahrtausendwende
seine Cola mit dem Handy bezahlen konnte, hat seither
noch nicht viele Nachahmer gefunden.
Wir dürfen aber damit rechnen, dass sich die Entwick-
lung von mobilen Formen des Zahlungsverkehrs im
kommenden Jahrzehnt massiv beschleunigen wird.
Der Grund dafür sind die Antennchen, die Catrin
Altenbrandt auf ihre Designerkreditkarten gedruckt
hat. Denn im Hauptberuf sollen diese Mikro-Mikro-
chips auf Produktetiketten zum Einsatz kommen.
RFID heißt die dahinter stehende Technik, zu Deutsch:
Radiofrequenz-Identifikation, und sie wird nach und
nach alle Waren in den Zustand versetzen, in dem sich
in George Orwells „1984“ die Menschen befanden:
Als Nozizeption bezeichnet man übrigens die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden.
25
die totale Überwachung. Vom Fabriktor über den LKW
und die Lagerhalle bis ins Supermarktregal und schließ-
lich zur Kasse wird jedes Produkt damit lückenlos
erfasst.
Die Logistik-Experten in den Handelskonzernen und
bei den Speditionen geraten ins Schwärmen, wenn
sie auf RFID und dessen Vorteile zu sprechen kommen.
Für die Nicht-Logistiker unter uns wird diese Technik
aber erst interessant, wenn sie nicht nur in der Unter-
nehmenswelt zwischen Warenausgang des Produzenten
und Lieferanteneingang des Händlers eingesetzt wird,
sondern auch unser Einkaufserlebnis verändert.
Zum Teil werden diese Veränderungen uneingeschränkt
positiv sein: Ein RFID-Lesegerät im Supermarkt macht
es möglich, an der Kasse die Einkäufe zu erfassen,
ohne sie vorher aufs Fließband wuchten und am Scan-
ner vorbeiziehen zu müssen. Und ein RFID-Gerät am
Einkaufswagen zeigt uns nicht nur, was wir alles schon
in den Wagen gepackt haben (das sehen wir auch
so), sondern auch, was das insgesamt kostet. Außerdem
könnte RFID mit dem klassischen Ladendiebstahl
aufräumen – die unterm Mantel versteckten Waren
werden nämlich vom Lesegerät genauso registriert wie
die im Einkaufswagen.
Andere mit dieser Technik mögliche Neuerungen im
Nicht zu verwechseln mit der Fähigkeit, Schmerz zu ertragen, die im Bank-geschäft sehr wohl wichtig sein kann.
26
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Laden sind da schon gewöhnungsbedürftiger.
So etwa das intelligente Regal: Wenn wir den Fön aus
dem Regal nehmen, zeigt er uns auf einem in der Nähe
postierten Monitor nicht nur an, wie er im letzten
großen Fön-Vergleich der Zeitschrift „Konsument“
abgeschnitten hat, sondern teilt uns auch noch mit, in
welcher südchinesischen Fabrikhalle er das Licht der
Welt erblickte.
Noch wesentlich zwiespältiger werden die Reaktionen
auf so spannend klingende Erfindungen wie die „intelli-
gente Umkleidekabine“ ausfallen. Weil die Funk-
etiketten sich mit den anderen Produkten im Laden
verständigen können, kann Ihnen der dunkelblaue
Zweireiher mit Goldknöpfen, den Sie gerade anpro-
bieren, noch in der Kabine kleine Tipps geben, welche
der vorrätigen Krawatten besonders gut zu eben jenem
Anzug passen könnten.
Wenn in den kommenden Jahren die Produkte im
Kaufhaus lernen, drahtlos miteinander und mit der
Kasse zu kommunizieren, liegt es ja geradezu auf
der Hand, dass auch die drahtlosen Bezahlsysteme kräf-
tig etwas dazulernen werden. Schließlich könnte
am Ende ein Kunde einen mit RFID ausgerüsteten
Laden mit seinen Einkäufen wieder verlassen, ohne
auch nur mit einem einzigen Verkäufer in Kontakt zu
Hellsehen in einem negati-ven Sinne wird unter streng kommerziellen Gesichts-punkten von vermeintlichen Hellsehern praktiziert.
27
treten. Am Ausgang des Geschäfts wird dem Kunden
der Rechnungsbetrag aufs Handy gefunkt, er gibt
den Betrag zur Bezahlung frei – und die Tür öffnet sich
für ihn.
Die Prototypen der „Selbstzahlerkassen“, wie sie etwa
der Einzelhandelskonzern Metro AG in Versuchs-
supermärkten eingerichtet hat, funktionieren noch mit
Kartenzahlung: Der Kunde geht zum Erfassungspunkt,
das RFID-Lesegerät scannt sich durch seinen Einkaufs-
wagen, der Betrag erscheint im Kassendisplay,
Karte in den Schlitz, Geheimzahl eintippen, fertig.
Die Kartenzahlung ist schließlich milliardenfach
erprobt und kaum langsamer als die noch mit vielen
Kinderkrankheiten behaftete Bezahlung mit RFID-
Technologie.
Seine Vorzüge so richtig zur Geltung bringen wird
das Bezahlen per Handy denn wohl auch nicht im
herkömmlichen Supermarkt, sondern immer dann,
wenn bereits die Bestellung eines Produkts oder einer
Dienstleistung via Mobilfunk erfolgt. Das ist heute
noch nur äußerst selten der Fall: Shopping im Internet
boomt zwar, aber bislang ist dieser Boom noch nicht im
mobilen Internet angekommen. Sogar in den
Werbespots des Internetauktionshauses eBay beteiligen
sich nur Menschen an den Auktionen, die vor Compu-
Sie versprechen ihrer Kundschaft gegen Entgelt, ihnen Informationen verschaffen zu können, die sie auf andere Weise nie erhalten würden.
28
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
terbildschirmen und an Tastaturen sitzen.
Aber wie eBay oder Google bewiesen haben, kann ein
neues Geschäftsmodell innerhalb kürzester Zeit die
Welt erobern. Träumen nicht Millionen Menschen
davon, „Genau das da hätte ich auch gerne“ sagen zu
können – und dann tatsächlich die Schuhe, das Kleid,
den Laptop zu bekommen, den sie gerade eben gesehen
haben? Theoretisch schon heute kein Problem:
Mit der Handykamera das Objekt der Begierde fotogra-
fieren, das Bild per MMS verschicken, später Preis und
Lieferfrist per SMS absegnen, bei Lieferung wird per
Handyrechnung bezahlt. Das einzige Problem dabei:
Es gibt noch kein Unternehmen, das einen solchen
Service anbietet.
Und wenn das Bezahlen per Handy nicht mehr nur
technisch möglich ist, sondern auch tatsächlich von den
Benutzern stark nachgefragt werden sollte, wird der
momentan ruhende Konflikt zwischen den Kommuni-
kations- und den Finanzdienstleistern, also zwischen
den Telekomkonzernen und den Banken, wieder an
Schärfe zunehmen.
- Die Mobilfunkbetreiber gehen davon aus, dass das Be-
zahlen und/oder die Authentifizierung über sie abgewi-
ckelt wird, da ihre SIM-Karte bereits im Telefon steckt
und sie die Kundenbasis liefern können. Erforderlich
Diese angeblichen Hellseher sind jedoch meistens nur hyperästhesiv.
29
sei nur noch, dass die Banken einen Zugangsschlüssel
auf der Karte aufbringen, um den Zugriff auf das Konto
zu ermöglichen.
- Aus Sicht der Kreditinstitute sieht die sicherste,
bequemste und kundenfreundlichste Lösung genau an-
dersherum aus. Schließlich hat die jeweilige Hausbank
eine weit intensivere – und intimere – Beziehung zu
ihren Kunden als jeder Mobilfunkbetreiber.
Deshalb wäre es nur logisch, man würde die Informati-
onen der SIM-Karten auf die Bankkarten übertragen.
Das Rennen zwischen diesen Giganten, den Telekom-
und den Finanzkonzernen, um den ersten Platz beim
Mobile Payment ist noch nicht entschieden.
Aber wie die jüngste Geschichte lehrt, kann bei solchen
Großkonflikten um neue Märkte zumindest zwischen-
zeitlich ein ganz anderer das Rennen machen. Beim
Kampf um den Markt für das Downloaden von Musik
ist das so passiert: Die Musikkonzerne meinten,
das Geschäft müssten sie machen, weil sie im Besitz
der Rechte an den Musikstücken sind und nun mal als
Kernkompetenz das Verkaufen von Musik haben.
Die Telekomkonzerne meinten, dass ihnen das Ge-
schäft gehören sollte, schließlich laufen die Downloads
der Kunden über ihre Online- oder Mobilfunkzugänge.
Und beide wurden in die Zange genommen von Raub-
Sie lesen auf dem Weg der normalen Sinne Ge-fühle zum Beispiel aus den Händen.
30
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
loadservices wie Napster oder Gnutella, bei denen
die Musik umsonst zu haben war. Gewonnen hat das
Rennen schließlich jemand, den ursprünglich niemand
auf der Rechnung hatte: der Computerhersteller
Apple. Dem Unternehmen von Steve Jobs war es nicht
nur gelungen, einen schlichten MP3-Player mit coolem
Design und verdreifachtem Preis zum „iPod“ zu adeln,
sondern auch noch die iPod-Besitzer millionenfach
zum Musikdownload auf der Apple-eigenen Plattform
iTunes zu verleiten.
Wenn jetzt Steve Jobs auf die Idee käme, der Welt als
nächsten Designschnickschnack ein kleines Etwas zu
präsentieren, das gleichzeitig telefonieren und bezahlen
kann, hätte er tatsächlich gute Chancen, die sich
belauernden Rivalen im Mobile Payment für ein paar
Jahre auszubremsen.
Damit nicht zu verwechseln sind Wahrsager.
31
32
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 3
33
34
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Wie wir bezahlen werden Kapitel 3 Bezahlen mit
den Augen? Den ersten Eindruck davon, dass ein
Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes Geld wert
sein kann, bekamen wir im Jahr 2001. Vermittelt wurde
er uns durch zwei Beduinen, die mitten in der Wüste
fingerschnippend „Singin‘ in the Rain“ sangen. Und weil
sie das nicht nur im Beduinenzelt, sondern vor allem
auch in der Fernsehwerbung taten, bereiteten sie gleich
ein Millionenpublikum auf diese Zukunftstechnologie
vor.
Auftraggeber des Spots war die Kreditkartenorganisati-
on Visa, die sich zukunftsoffen präsentieren wollte.
Die jungen Beduinen wollen sich an einem muttersee-
leneinsamen Wüstenabend amüsieren, gehen dafür
aber nicht ins sicherlich einige tausend Kilometer ent-
fernte nächste Kino, sondern setzen sich Spezialbrillen
auf.
Ein Sender im Brilleninneren tastet die Augen ab,
identifiziert die Brillenträger als Visa-Kunden und gibt
damit den Filmdownload frei – Gene Kelly als „Ein
Amerikaner in Paris“.
Das Bezahlen per „Augenabdruck“ ist nur eines der so
genannten biometrischen Zahlungssysteme, an
denen derzeit geforscht wird. Der Name ist abgeleitet
von den beiden griechischen Worten „bios“ (Leben)
Kartenleger, Handleser, Astrologen und Traumdeuter.
35
und „metron“ (messen). Das bekannteste, und seit
langem bereits benutzte, biometrische Verfahren ist
die Identifizierung per Fingerabdruck: Keine zwei
Menschen auf der Welt haben das gleiche Rillenmuster
auf ihren Fingerkuppen – und wenn man sich die Finger
nicht verletzt oder gar abschneidet, bleibt das Muster
auch ein Leben lang gleich. Verfügt man über einen
Satz Fingerabdrücke eines Menschen, kann man also
eindeutig bestimmen, ob der Mensch, mit dem man
es gerade zu tun hat, derselbe ist wie der, von dem der
Satz Fingerabdrücke stammt.
Dass sich biometrische Verfahren, ob Finger- oder
Augenabdruck, zum Bezahlen eignen, ist deshalb
in der Theorie schon seit langer Zeit klar. Jedes Merk-
mal, das einen Menschen eindeutig identifizierbar
macht, ist prinzipiell in der Lage zu beweisen, ob die
zahlende Person tatsächlich die Person ist, die sie zu
sein vorgibt. Und nur, wenn eine solche Authentifizie-
rung möglich ist, kann ein Zahlungsvorgang stattfinden
– sofern er nicht auf Bargeld beruht.
Dazu kommt der höhere Komfort der biometrischen
Methoden. Das lästige Merken von Passwörtern (nicht
eines: viele Passwörter!) gehört der Vergangenheit
an, und möglicherweise auch das Herumtragen von
riesigen Schlüsselbunden. Alles, was der Kunde zum
Diese Form der „Psi-Fähigkeit“ wird von der Parapsychologie unter-sucht.
36
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Bezahlen, Betreten, Benutzen braucht, trägt er immer
bei sich – sich selbst.
Noch wird beim bargeldlosen Bezahlen die Authentifi-
zierung in der Regel von Magnetstreifen, Geheimzahl
und/oder Unterschrift geleistet. Doch diese Techniken
werden von Jahr zu Jahr risikoanfälliger. Geheim-
zahlen können gestohlen und Unterschriften gefälscht
werden, und auch der Magnetstreifen hat seine besten
Jahre wohl schon hinter sich. Er ist ein reines Speicher-
medium, noch dazu mit sehr begrenzter Kapazität,
er wird häufig unabsichtlich gelöscht oder beschädigt,
und, nicht ganz so häufig, gefälscht. Es stellt heute kein
Problem mehr dar, Daten von und auf Magnetstreifen
zu kopieren.
Dennoch wurden bis weit in die 90er Jahre hinein
die biometrischen Methoden als eher exotische Identi-
fizierungsvarianten angesehen: Sie sind vergleichs-
weise aufwändig, und bei Datenschützern generell
nicht sehr beliebt. Mit den Terroranschlägen vom 11.
September 2001 haben sich jedoch die Prioritäten
schlagartig geändert. Seither ist die Biometrie einer der
Forschungsschwerpunkte der Kommunikationstech-
nik, das Marktpotenzial wächst weltweit um etwa 60
Prozent pro Jahr.
Neben Finger- und Augenabdruck gibt es noch eine
Was nicht erstaunt: Es konnte noch nie nachvoll-ziehbar gezeigt werden, dass es tatsächlich Hellse-herei gibt.
37
ganze Reihe anderer biometrischer Merkmale, die
angeboren, einzigartig, unveränderbar und nicht trans-
ferierbar sind, und damit alle Bedingungen für eine
perfekte Identifizierung erfüllen.
Dazu gehören zum Beispiel das Gesicht, die Ohrform,
das Nagelbett oder der Geruch. Auf Finger und Augen
konzentrieren sich jedoch die meisten Forschungsmit-
tel, und auch die meisten Anwendungen.
Natürlich lässt sich bei genügend bösem Willen jedes
Erkennungssystem überlisten, wie es uns gerne in
James-Bond-Filmen demonstriert wird. Da schneiden
die Bösewichte einem Gefangenen einen Finger ab,
um mit dessen Fingerabdruck in die Kommandozentra-
le der Helden einzudringen – oder transplantieren ein
Auge, wenn sie so die Identifizierungshürde überwin-
den können.
Solche hässlichen Missbräuche biometrischer Daten
kommen nicht nur in schlechten Filmen vor. Wenn
ein Identifizierungssystem hundertprozentig sicher
arbeiten muss, müssen seine Entwickler jede auch nur
theoretisch denkbare Möglichkeit mit einkalkulieren,
mit der das System überlistet werden könnte.
Allerdings ist der Sicherungsaufwand, der bei Bezahl-
systemen getrieben wird, im Vergleich zu anderen
Einsatzgebieten biometrischer Authentifizierung relativ
Auch wenn sich Finanzmärkte manchmal so benehmen.
38
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
gering: Für die Identifizierung an der Supermarktkasse
kann man durchaus darauf verzichten, eine Fälschung
durch Augentransplantation mit einzukalkulieren.
Für den Zugang zum Atomschutzbunker des US-Präsi-
denten ist da schon ein größerer Aufwand erforderlich.
Aus diesem Grund ist damit zu rechnen, dass die
Bezahltechniken dauerhaft von den Innovationen profi-
tieren werden, die auf militärischem Gebiet entstehen.
Unter den biometrischen Erkennungsmethoden wird
eine mit großem Abstand am häufigsten angewandt und
auch am intensivsten erforscht: der Fingerabdruck.
Gemäß dem „Elsevier Biometric Industry Report“
haben Methoden zur Fingerabdruckerkennung im Jahr
2005 weltweit etwa genauso viel Umsatz generiert wie
alle übrigen biometrischen Methoden zusammen: 565
Millionen Dollar. In den kommenden Jahren, so die
Experten, dürfte der Vorsprung für die Fingerabdrücke
noch größer werden.
Im Zahlungswesen gibt es ein schlagendes Argument
für die Bevorzugung des Fingerandrucks gegenüber
dem Augenabdruck: Beim Fingerabdruck kann der
Kunde die Kontrolle über den Bezahlvorgang und
über seine Daten behalten. Der Fingerabdruck ist ein
einmaliger, gut kontrollierbarer Vorgang, beim Abtasten
der Iris hingegen ist es zumindest nicht ausgeschlossen,
Aber das fällt eher in den Bereich der „Selffulfilling Prophecy“.
39
dass eine Kamera diese Daten schon ermittelt, wenn
der Kunde noch gar nicht weiß, ob er tatsächlich etwas
kaufen will. Im Spielfilm „Minority Report“ hat
Steven Spielberg schon einmal gezeigt, wie das ausse-
hen könnte: Jedes Geschäft, an dem der Polizist John
Anderton alias Tom Cruise vorbeiläuft, scannt seine
Augen, checkt in Millisekundenschnelle das zu diesem
Augenabdruck gehörende Geschmacks- und Konsum-
profil und offeriert dann die dazu am besten passenden
Produkte: „Mr. Anderton, brauchen Sie nicht einen
neuen Winterpullover? Den letzten haben Sie vor einem
Jahr gekauft ...“
Aber natürlich ist auch das Bezahlen per Fingerabdruck
datenschutzrechtlich problematisch: Würden die
digitalen Fingerabdrücke von Millionen von Bürgern in
einer zentralen Datei gespeichert, wäre einem poten-
ziellen Missbrauch Tür und Tor geöffnet – oder auch
„nur“ der offensichtlich den Behörden nicht auszu-
treibenden Neugier. Eher noch schlechter steht es um
die Datensicherheit, wenn die Fingerabdrücke von den
Handelsunternehmen selbst gespeichert werden:
Am Ende liegt dann die sensible Information nicht nur
in einer, sondern gleich in ein paar Dutzend Datenban-
ken.
Bei den ersten in Deutschland installierten Fingerab-
Der Begriff „Selbsterfüllende Prophezeiung“ wurde vom amerikanischen Sozi-ologen Robert K. Merton geprägt, ebenso wie das logische Gegenstück dazu – die „Selfdestroying Pro-phecy“.
40
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
druckkassen wurde, wurde genau diese Variante ge-
wählt. Seit 2003 können Kunden des OfficeCom-Shops
im baden-württembergischen Offenburg ohne Geld
und Karte mit ihrem Zeigefinger bezahlen – aber nur,
wenn sie vorher im Laden ihren individuellen Fingerli-
niendatensatz abgegeben haben sowie eine Ermächti-
gung zum Bankeinzug der jeweiligen Rechnungsbeträge
erteilen. Von Neukunden, die per Fingerabdruck bezah-
len wollen, holt das Geschäft zuerst einmal eine Bank-
auskunft ein; schließlich ist der Fingerabdruck allein ja
noch kein Beweis für die Solvenz des Kunden.
Neben diesem Computerladen haben inzwischen auch
ein Biergarten und ein Supermarkt in Süddeutschland
das Bezahlen per Fingerabdruck eingeführt. Techni-
sches Rückgrat dieses Bezahlsystems ist „Digiproof“,
das Produkt eines deutschen Biometriedienstleisters.
An Technik benötigt die Fingerabdruckkasse zudem
einen Scanner, eine Spezialsoftware für die Bildbearbei-
tung und -auswertung sowie einen handelsüblichen PC
für die Verarbeitung der gewonnenen biometrischen
Daten.
So einfach und technisch sauber die Fingerabdruckkas-
se auch funktioniert: Die Erfassung und Speicherung
der Fingerabdrücke beim Verkäufer kann allenfalls
für den Probebetrieb die richtige Lösung sein. Wenn
Diese Prophezeiungen sind grundsätzlich von natur-wissenschaftlichen Progno-sen zu unterscheiden.
41
überhaupt, sollte die Speicherung den Hausbanken
der Kunden überlassen werden. Banken verfügen über
langjährige Erfahrung im vertraulichen Umgang mit
personenbezogenen Daten – sie werden auch mit bio-
metrischen Daten entsprechend umsichtig umgehen.
Noch sicherer für den Kunden wäre es sicherlich, wenn
der Fingerabdruck einzig und allein bei ihm gespeichert
wird – und zwar auf dem Chip des Personalausweises
oder der Bankkarte. Allerdings ginge dabei der Charme
der biometrischen Lösung verloren, zum Bezahlen
nicht mehr als sich selbst dabeihaben zu müssen: Ohne
die Bank- oder Ausweiskarte könnte kein Kauf abge-
schlossen werden.
Ein anderer der Zukunfts-Werbespots von Visa aus dem
Jahr 2001 entschied sich denn auch für die kartenlose
Variante: Ein Chinese verläuft sich beim Joggen in einer
fremden Stadt. Ohne Orts- und Sprachkenntnis findet
er den Weg zurück ins Hotel, indem er im Sportge-
schäft einen Turnschuh mit eingebautem Navigations-
system kauft, das ihn auf Chinesisch durch die fremden
Straßen dirigiert. Bezahlt hat er den Schuh mit seinem
Fingerabdruck – der ihn als solventen Kunden des
Kreditkartenunternehmens ausweist.
Denn das Objekt einer solchen Vorhersage kann gleichzeitig ein han-delndes Subjekt sein, weil es die Voraussage mitzuhören und darauf zu reagieren vermag.
42
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 4
43
44
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Wie wir bezahlen werden Kapitel 4 Bezahlen mit den
Genen? In der Biometriestudie des deutschen „Bun-
desverbands Informationswirtschaft, Kommunikation
und neue Medien“ vom April 2005 tauchen ganz am
Ende der Liste mit den unveränderlichen, für biometri-
sche Methoden geeigneten Merkmalen des Menschen
die drei Buchstaben DNA auf. Das ist zwar insoweit
völlig korrekt, als die Erbsubstanz jedes Menschen
einzigartig und unveränderlich ist – die Milliarden von
Bausteinen, aus denen sich die Doppelspirale des DNA-
Moleküls zusammensetzt. Fälschungssicherer als die
eigene Desoxyribonukleinsäure kann kein körperliches
Merkmal sein. Damit scheint sich die DNA perfekt
als absolut sicheres Zahlungssystem zu eignen: Wir
reichen dem Verkäufer eine Speichelprobe und verlassen
mit unseren Einkäufen unbehelligt den Laden. Aber
ganz so einfach geht es auch mit den Genen nicht. Zu-
erst einmal wäre es wohl sehr gewöhnungsbedürftig, für
etwas so Profanes wie das Bezahlen von Einkäufen oder
Rechnungen die eigenen Gene auf den Tisch zu legen.
Das wäre so, als würde man mit den sprichwörtlichen
Kanonen auf Spatzen schießen.
Außerdem werden Gentests zwar immer schneller und
preiswerter, aber von der beim Bezahlvorgang benötig-
ten Geschwindigkeit sind sie noch Lichtjahre entfernt.
So kann eine falsche Prognose dazu führen, dass Unternehmen durch den Vertrauensentzug ihrer Geschäftspartner schwer geschädigt werden.
45
Stellen Sie sich einfach vor, Sie müssten nach dem
Abgeben ihrer Speichelprobe noch so lange im Laden
bleiben, bis der Verkäufer den Gentest ausgewertet
hat ...
Natürlich werden die heute noch eher umständlichen
Gentests in Zukunft schneller und komfortabler
werden. Es gibt sogar bereits Methoden, die auf eine
DNA-Analyse nach einem ähnlichen System wie dem
Strichcode auf Produktverpackungen hinarbeiten.
So haben Wissenschaftler der amerikanischen Cornell
University ein System entwickelt, bei dem ähnlich wie
an der Supermarktkasse ein Computer Tausende ver-
schiedene Bestandteile eines Stoffes registrieren kann.
Durch die Kennzeichnung anhand eines synthetischen,
baumförmigen DNA-Codes ermöglicht die neue Tech-
nologie das Erkennen von Genen, Krankheitserregern,
illegalen Drogen und anderer chemischer Substanzen.
Die so genannten Nanobarcodes beginnen bei der
Bestrahlung durch ultraviolettes Licht in verschiedenen
Farben zu fluoreszieren und können von einem Compu-
terscanner leicht zugeordnet werden.
Ob sich aus solcher medizinischer Grundlagenforschung
eines Tages Systeme entwickeln werden, die einen
superschnellen Gentest für Menschen ermöglichen, ist
noch nicht absehbar. Aber selbst wenn, wird es noch ei-
Umgekehrt können aber solide Voraussagen – etwa eines Attentats – durch rechtzeitige Nachsuche und Entschärfung der Bomben oder Täter falsch werden.
46
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
nige Jahrzehnte dauern. Und auch dann werden solche
Techniken wohl eher am Flughafen und bei militäri-
schen Einrichtungen als beim Bäcker um die Ecke
eingesetzt werden – bis die Anschaffung der notwendi-
gen Geräte sich für den Bäckerladen amortisiert, wür-
den nicht Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte vergehen.
Es ist also damit zu rechnen, dass auf absehbare
Zeit die Gene beim klassischen Bezahlvorgang keine
Rolle spielen werden. So groß ist der Sicherheitsvor-
sprung gegenüber der Kombination von Bankkarte und
Personalausweis nicht, dass er den größeren Zeitauf-
wand und vor allem die Mehrkosten des Gentests
aufwiegen würde.
Damit bleibt die DNA-Analyse auf eine Gruppe von
ganz bestimmten Zahlvorgängen beschränkt: nämlich
all die, bei denen der Zahlungspflichtige nicht greif-
bar ist, aber dafür die eine oder andere seiner Hinter-
lassenschaften. Den größten Aufruhr verursacht dabei
seit einigen Jahren die Variante, bei der diese Hinter-
lassenschaft aus einem Kind besteht – der DNA-Vater-
schaftstest. Rein technisch kann die DNA-Analyse
also auch in solchen Fällen die Urheber identifizieren,
in denen diese gar nicht identifiziert werden wollten;
was allerdings die heikle juristische Frage noch nicht
beantwortet, unter welchen Bedingungen ein solcher
Robert K. Merton prägte auch die Begriffe Focus Group, „Role Model“ und „Wissenskommunis-mus“.
47
Test rechtlich anerkannt werden kann und ob er tat-
sächlich eine Zahlungspflicht begründet.
Juristisch weniger heikel, aber in den Medien ähnlich
heiß umstritten, war im März 2005 eine Entschließung
des Ortsbeirats Mitte in Dresden, Hauptstadt des
deutschen Bundeslandes Sachsen. Die Kommunalpo-
litiker verlangten nämlich von ihrem Bürgermeister
die Einführung einer durch DNA-Analyse festgelegten
Hundekotsteuer.
Technisch sollte das Verfahren etwa wie folgt ablaufen:
Jeder Hund gibt bei seiner hundesteuerlichen Erfas-
sung eine Speichelprobe ab. Dann können städtische
Angestellte (oder freiwillige Helfer, die bei diesem
Thema bestimmt leicht zu bekommen wären) von allen
auf Straßen und Grünflächen aufgespürten Hunde-
haufen Kotproben einsammeln. Im Labor werden
diese Proben analysiert und jeweils ein genetischer
Haufenabdruck erstellt. Weil jeder Hund seine spezi-
fische DNA besitzt, ermöglicht der Abgleich mit der
Speichelprobendatenbank eine eindeutige Zuordnung
von Haufen zu Hund und damit zum steuerpflichtigen
Halter. Da die Steuer sicherlich einige Dutzend Euro je
nicht sachgemäß entsorgtem Hundekothaufen betragen
würde, allein schon um die Kosten der DNA-Analyse
zu decken, müsste dadurch das Problem des innerstäd-
Und er rief das Gleichnis „Auf den Schultern von Giganten „ wieder in Erin-nerung.
So viel dazu.
48
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
tischen Hundedrecks ein für alle Mal erledigt sein.
In den aufgeregten Diskussionen, die nach diesem
Vorschlag durch Zeitungen und Fernsehsendungen
brandeten, konnte zumindest erwiesen werden,
dass die Hundekotsteuer inklusive DNA-Analyse tech-
nisch machbar wäre – politisch durchsetzbar hingegen
war sie in Dresden noch nicht. Möglicherweise
fürchteten sich die Kommunalpolitiker davor, bei den
nächsten Wahlen von der Hunde-Lobby abgestraft zu
werden.
Sowohl bei Vaterschafts- als auch bei Hundehaufen-
tests handelt es sich um noch vergleichsweise primitive
DNA-Analysen. Es wird lediglich untersucht, ob zwei
Proben organischen Materials von ein und dem-
selben Lebewesen stammen, beziehungsweise das eine
von dem anderen Lebewesen abstammt. Im weiteren
Verlauf des 21. Jahrhunderts wird unsere Kenntnis über
das, was unsere DNA eigentlich bedeutet, dramatisch
anwachsen. Schon jetzt wird jede zweite Woche in
irgend einem Forschungslabor ein neues Gen ent-
schlüsselt. Mal entdecken Forscher der US-Universität
Pennsylvania, dass das Gen mit der Registriernummer
SLC24A5 ausschlaggebend für die Hautfarbe ist:
99 Prozent der Europäer haben eine Version dieses
Gens in ihrem Erbgut, 93 bis 100 Prozent aller Afri-
Aber das ist ein völlig ande-res Thema.
49
kaner eine andere Version. Mal wird die Gensequenz
KIAA0319 auf Chromosom 6 von US-Wissenschaftlern
als vermutliche Ursache von Legasthenie, der angebore-
nen Lese- und Rechtschreibschwäche, entdeckt.
So vielfältig, wie das menschliche Genom nun einmal
ist, ist damit zu rechnen, dass die Wissenschaftler noch
einen guten Teil dieses Jahrhunderts damit beschäftigt
sein werden, die Geheimnisse unserer Erbanlagen zu
entschlüsseln. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sie
dabei ein Verschwendungs-Gen oder eine genetische
Veranlagung zum Steuerbetrug finden, möglich ist
hingegen, dass der Check auf das Vorhandensein einer
bestimmten Erbanlage ins Geschäftsleben Einzug hält.
So könnte sich beispielsweise herausstellen, dass unsere
Bereitschaft, hohe Risiken einzugehen, von einer
bestimmten genetischen Konstellation mit beeinflusst
wird. Der volkstümliche Verdacht, dass es geborene
Unternehmer und ebensolche Unterlasser gibt, würde
damit bestätigt. Dann könnten Venture-Capital-Gesell-
schaften das Fehlen respektive die Existenz eben
dieser Genkombination zur Voraussetzung dafür ma-
chen, in das Start-up eines Unternehmers zu investie-
ren. Bei diesen Investitionsentscheidungen geht
es jeweils um sechs- bis achtstellige Euro-Beträge, da
ist es nur zu verständlich, wenn der Investor im Vorfeld
Hier und heute geht es um Vorhersagen.
50
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
sein Risiko begrenzen bzw. seine Chancen maximieren
möchte.
Sicherlich würde eine solche Verknüpfung von Geld-
vergabe und Genanalyse heiße Diskussionen auslösen
– insbesondere, wenn auch die Banken damit anfingen,
die Höhe des Überziehungskredits auf Girokonten
von einem DNA-Test abhängig zu machen. Aber diese
Debatte wären nur ein laues Lüftchen, gemessen an den
Kontroversen, die uns bevorstünden, wenn auch die
Politiker den diskreten Charme der Genetik entdecken.
Und eine DNA-Steuer erheben.
Wenn wir eines Tages so weit sein werden, durch die
Analyse einer einzigen Hautschuppe alles über den
Menschen erfahren zu können, von dem sie stammt,
und aus einem einzigen Tropfen Fruchtwasser treffsi-
cher prognostizieren zu können, was für ein Mensch
sich aus dem Embryo im Mutterleib entwickeln wird,
kann man sich nicht nur seiner Entwicklung und
Erziehung viel zielgerichteter annehmen, sondern
auch taxieren, wie hoch das genetische Potenzial eines
Menschen ist – und dann jene mit hohem Potenzial
steuerlich stärker belasten als diejenigen mit niedrigem.
Steuer- und sozialpolitisch hätte eine solche Potenzial-
steuer einiges für sich. Wenn die Menschen nicht mehr
danach besteuert werden, was sie tatsächlich geleistet
Im weitesten Sinn also geht es um Präkognition.
51
haben, sondern nach dem, was sie leisten könnten, gibt
es keinen Anreiz mehr, sich auf die faule Haut zu legen
– und dafür sehr starke Anreize, das Bestmögliche aus
sich herauszuholen. Genau umgekehrt, also produkti-
vitätssenkend, ist der Mechanismus bei der heute am
stärksten sprudelnden Einnahmequelle des Fiskus: der
Einkommensteuer. Je höher die Einkommensteuer ist,
desto geringer der Anreiz zur Arbeit. Man würde sich ja
doch nur für den Finanzminister krumm schuften.
Mag sein, dass es eines Tages einmal eine hoch span-
nende Diskussion sein wird, ob eine DNA-Steuer sozial
gerecht ist. Heute können wir sie nur schlecht führen.
Wir wissen noch nicht, wie detailliert die Auskünfte
sein werden, die sich aus dem individuellen Erbgut ent-
nehmen lassen. Wir wissen nicht, ob sich daraus eine
Maßzahl für die Qualität der genetischen Ausstattung
ermitteln lassen wird. Wir wissen nicht, was die Men-
schen damit anfangen werden, wenn sie wissen, wer sie
sind, rein genetisch zumindest. Aber wir sollten damit
rechnen, dass wir das noch erleben werden.
Eine Form des Voraussehens oder der Vorhersage eines Ereignisses oder Sachverhal-tes aus der Zukunft.
52
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 5
53
54
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Mit welcher Währung wir bezahlen werden Kapitel 5
Mit Weltgeld? Noch nie war die Weltwirtschaft so
global wie heute. Der Song „Money makes the world
go ‘round“ passt ins Jahr 2006 noch besser als in das
Jahr 1972, in dem Liza Minnelli ihn in „Cabaret“ sang.
Die Globalisierungsbestrebungen der führenden
Nationen und Konzerne stellen nationale Grenzen in
Frage oder heben sie gleich ganz auf. Die technischen
Möglichkeiten von Onlineshopping und -payment
erschüttern festgefügte Institutionen, die Zoll- und
die Finanzämter, und stellen auch die Banken vor neue
Herausforderungen. Die Glieder der Wertschöpfungs-
kette rücken kommunikativ immer dichter zusammen,
von Forschung und Beschaffung über die Produktion
bis hin zum Verbraucher. Gleichzeitig können sie
sich räumlich immer weiter entfernen. Die deutsch-
sprachige Hotline eines Produzenten kann genauso
gut in Namibia oder auf Mallorca angesiedelt sein, die
Produktentwicklung in Indien, und die Produktion ist
ohnehin schon längst nach China abgewandert.
Noch weit schneller als die Produkte oder die Dienst-
leistungen bewegen sich allerdings die Währungen
rund um den Globus. Mehr als eine Billion, tausend
Milliarden Euro passieren im Devisenhandel die
Landesgrenzen. Pro Tag. Dollar gegen Yen, Yen gegen
Und zwar ohne, dass hierfür zum Zeitpunkt der Voraussicht rationales Wis-sen zur Verfügung gestanden hätte.
55
Euro, Euro gegen Dollar, oder genau umgekehrt, oder
auch südafrikanische Rand gegen russische Rubel, was
der Markt gerade hergibt. Aber die immer schneller
werdende Globalisierung des Geldhandels überdeckt
eine erstaunliche Lücke der globalen Wirtschaft –
das Fehlen einer globalen Währung, eines Weltgelds.
Einige Jahrzehnte im 20. Jahrhundert gab es ein solches
Weltgeld. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914
waren die großen Währungen der damaligen Zeit alle-
samt an das Gold gekoppelt, hatten feste Umtauschver-
hältnisse und waren für den internationalen Handel so
gut wie eine einzige Währung. Danach brachen nicht
nur, aber auch die Währungen zusammen, die interna-
tionale Austauschbarkeit ging verloren, die Weltwirt-
schaft re-nationalisierte sich.
Doch drei Jahrzehnte, zwei Weltkriege und eine
Weltwirtschaftskrise später gab es noch einmal 27 Jahre
lang ein Weltgeld. Diesmal hieß es US-Dollar. Zwi-
schen 1944, dem Jahr des Weltwährungsabkommens
von Bretton Woods, und 1971, der Aufkündigung des
Goldstandards durch US-Präsident Richard Nixon, war
der US-Dollar nicht nur als Leitwährung der westli-
chen Welt anerkannt, sondern auch tatsächlich eine
berechenbare Währung. In dieser Zeit erholte sich
die Weltwirtschaft von den Folgen des Weltkriegs und
Sie alle tummeln sich unter dem Überbegriff der außersinnlichen Wahrneh-mung.
56
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
vernetzte sich erneut, intensiver als vorher. Seit 1971 ist
der US-Dollar zwar immer noch weltweit akzeptiert,
aber als Leitwährung nicht mehr unangefochten – und
berechenbar ist er schon gar nicht.
Erst gab es die amerikanische Hochzinspolitik Anfang
der 80er Jahre, mit der US-Präsident Ronald Reagan
den Dollar und gleichzeitig das nationale Selbst-
bewusstsein immer weiter in die Höhe trieb, aber als
Nebeneffekt halb Südamerika in den Staatsbankrott
riss. Dann folgte ein ebenso schneller wie tiefer Fall der
US-Währung, der die amerikanischen Staatsschulden
faktisch halbierte, aber natürlich auch das Vermögen
der vorwiegend japanischen Investoren, die ihr Geld in
US-Staatsanleihen investiert hatten.
Die Kombination aus nationaler Währung – die im
nationalen Interesse einzusetzen ist – und Welt-
währung, die entsprechend jenseits nationaler Inte-
ressen zu agieren hat, kann naturgemäß nur so lange
funktionieren, wie die nationalen Interessen, in diesem
Fall der USA, den globalen Interessen ähnlich sind,
zumindest in die gleiche Richtung gehen.
Davon kann derzeit keine Rede sein. In den vergan-
genen Jahren hat der damals amtierende US-Noten-
bankchef Alan Greenspan mehrfach versucht, den
Wechselkurs des Dollars nach unten zu drücken, um
ASW bezeichnet generell subjektive Wahrnehmungen, denen ein irgendwie gearteter, metaphysischer Kontext zugeschrieben wird. Von wem auch immer.
57
damit die amerikanische Schuldenlast zu erleichtern.
Jedes Mal haben ihm seine Hauptgläubiger, Japan und
China, durch massive Dollarkäufe einen Strich durch
die Rechnung gemacht.
Natürlich sind die USA nicht die einzige Wirtschafts-
macht, die über ihre Währungspolitik eigene Inte-
ressen verfolgt. Sowohl die asiatischen als auch die
europäischen Industrienationen sind an einem hohen
Dollarkurs interessiert, um über hohe Exporte ihre
Konjunktur zu stützen. Doch genau dadurch wachsen
die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte weiter,
insbesondere die Verschuldung und das Leistungsbi-
lanzdefizit der USA.
Einer der Hauptschauplätze, auf denen die großen
Wirtschaftsmächte den Kampf um Einfluss und wirt-
schaftlichen Erfolg austragen, ist der Konflikt um
die Leitwährung. In welcher Währung werden die Roh-
stoffe an den Weltbörsen gehandelt? Wie sind die
einzelnen Währungen in den Devisenreserven der Zen-
tralbanken gewichtet? In den vergangenen Jahren hat
der Euro gegenüber dem Dollar hier stark aufgeholt.
Wenn es unter den existierenden Währungen einen
Konkurrenten zur Leitwährung US-Dollar gibt, dann
die neue europäische Einheitswährung. So konnte etwa
Nationalbank-Gouverneur Klaus Liebscher zufrieden
58
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
feststellen: „Die beste „Werbung“ für eine Währung
ist und bleibt ihre innere Stabilität. Die internationale
Rolle unserer Währung basiert auf dieser Stabilität und
der damit verbundenen Glaubwürdigkeit der Geldpo-
litik.“
Möglicherweise war die Erwartung einer für den US-
Dollar nur schwer zu bestehenden Stabilitätskonkur-
renz mit dem Euro der Grund, warum Alan Greenspan
schon lange vor der Euro-Einführung Häme über den
Rivalen ausschüttete: „Der Euro wird kommen.
Aber er wird keinen Bestand haben.“ Derzeit sieht es
eher so aus, als habe es sich dabei um einen unfrommen
Wunsch gehandelt.
Allerdings scheint die Weltwirtschaft inzwischen auch
ganz gut damit klarzukommen, wenn es keine Leit-
währung, keine verlässlichen Austauschbeziehungen
gibt. Der Grund hierfür sind die oftmals so gescholte-
nen Devisenspekulanten sowie die überbordende
Vielfalt an Finanzderivaten: Exportierende Unterneh-
men können sich dadurch an den Devisenmärkten ge-
gen Kursschwankungen absichern und sich so für einige
Monate oder auch einige Jahre Kalkulationssicherheit
erkaufen. Die Spekulanten übernehmen das Risiko, die
Unternehmen zahlen dafür eine Art Versicherungsprä-
mie.
Das Problem – jedenfalls für die Verfechter der außer-sinnlichen Wahrnehmung: Wissenschaftlich fundierte Beweise oder Studien, ...
59
Eine kleine, aber lautstarke Gruppe an den Finanz-
märkten behauptet seit vielen Jahren, dass weder der
Dollar noch eine der anderen existierenden Währun-
gen der Weltwirtschaft Sicherheit geben können – und
schon gar nicht die Devisenspekulanten.
Diese Krisenpropheten werden von den Börsianern
zärtlich „Gold-Käfer“ genannt. Sie sind nämlich an den
Finanzmärkten dafür bekannt, dass sie jederzeit aus
den geringsten Anlässen heraus Szenarien konstruieren,
die auf einen unmittelbar bevorstehenden Zusammen-
bruch des Weltwährungssystems hinauslaufen, und
damit die Rückkehr zur einzig wahren, einzig sicheren
Währung erzwingen – zum Gold.
Für den Schweizer Ex-Banker und eingefleischten
Gold-Käfer Ferdinand Lips besteht darin die einmalige
Qualität des Edelmetalls: „Gold ist keine Verbindlich-
keit, für niemand. Wenn man Gold besitzt, so hat man
etwas Reelles. Hat man Papiere, dann besitzt man ein
Versprechen, das nichts bedeuten kann.“ Und genau das
sei der Grund für eine gigantische Verschwörung gegen
das Gold: „Die Banken, gewisse Zentralbanken und
Regierungen lieben das Gold nicht. In einem gewissen
Sinn ist Gold ein Barometer, das uns mitteilt, wann et-
was in unserer Welt nicht stimmt. Darum möchten die
Befürworter der Papierwährungen das Gold loswerden.“
... die einen Beleg für die Existenz von außersinn-lichen Wahrnehmungen erbringen, sind nicht bekannt.
60
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Im September 2003 war die Studie „Alles, was glänzt“
ein gefundenes Fressen für die Gold-Fraktion.
Darin hatte die Investmentbank Dresdner Kleinwort
Wasserstein errechnet, wie hoch der Goldpreis steigen
würde, wenn sich die versammelten Weltwährungen
gegenseitig ins Inflationsnirwana katapultieren.
Sie kamen auf einen „Gleichgewichtsgoldpreis“ von
15.087 Dollar je Unze. Es handle sich zwar, so die
Studie, um ein „zugegebenermaßen entferntes Risiko“,
aber die Zahl war in der Welt. Ein guter Teil des jüngs-
ten Goldpreisanstiegs auf mehr als 500 Dollar je Unze
(31,1 Gramm) ist denn auch auf Anleger zurück-
zuführen, die den großen Währungen skeptisch gegen-
überstehen und zumindest einen Teil ihres Vermögens
auf die vermeintlich sichere Seite bringen wollen.
Doch wenn es tatsächlich zu einer Situation käme, in
der sich Dollar, Yen und Euro gegenseitig hinwegin-
flationieren, ist auch die Sicherheit des Goldes höchst
relativ – aller Wahrscheinlichkeit nach würde es sich
bei einer solchen Situation nämlich um den Ausbruch
einer dramatischen Weltwirtschaftskrise handeln.
Müssen wir also damit leben, in einem System heftig
schwankender, beständig gegeneinander kämpfen-
der Währungen zu leben, die nur von einer Horde
Spekulanten immer wieder in ein labiles Gleichgewicht
Der Nachweis dafür gestaltet sich problematisch, da eine wesentliche Forderung der Beweisführung das Prinzip der „Wiederholbarkeit“ eines Experimentes ist.
61
gebracht werden? Nicht unbedingt. Sollte sich dieses
System als zu anfällig, nicht krisensicher genug erwei-
sen, muss die Welt nicht auf den totalen Zusammen-
bruch warten, um dann auf den uralten Goldstandard
zurückzufallen. Die Alternative hierzu wäre vermutlich
eine Weltwährungskonferenz, ähnlich der von Bretton
Woods im Jahr 1944, die eine neue Architektur des
Währungssystems entwerfen und in die Tat umsetzen
könnte.
Am Ende einer solchen Konferenz könnte durchaus
eine neue Weltwährung, ein künstliches Weltgeld
stehen. Eine solche Währung wurde 1944 in Bretton
Woods geschaffen und existiert auch heute noch:
die Sonderziehungsrechte (SZR). Bei ihnen handelt es
sich um einen gewogenen Durchschnitt aus den wich-
tigsten Weltwährungen: Je höher das in dieser Wäh-
rung erwirtschaftete Sozialprodukt, desto höher ihre
Gewichtung im Korb der Sonderziehungsrechte.
Verwendet wird die Kunstwährung SZR praktisch nur
von den beiden Bretton-Woods-Institutionen, der
Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds.
Ansonsten führt sie ein Schattendasein, ähnlich der
Kunstsprache Esperanto. Und es ist durchaus frag-
lich, ob in einer Situation, in der eine Alternative zum
bisherigen Währungssystems auf der Tagesordnung
Viele Aspekte der außersinn-lichen Wahrnehmung werden damit von vornherein ausgeschlossen.
62
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
steht (und ohne eine solche Situation gäbe es keine
neue Weltwährungskonferenz), eine Kunstwährung den
Zuschlag bekommt, die gerade aus den so kritisierten
bisherigen Währungen zusammengesetzt ist.
Alternativ hierzu wäre ein Weltgeld denkbar, das nicht
wie die SZR auf einem Währungskorb, sondern auf
einem Warenkorb basiert. Von dem belgischen Finanz-
publizisten Bernard Lietaer stammt der Vorschlag einer
globalen Referenzwährung namens Terra, die nicht an
einen bestimmten Nationalstaat gebunden ist und als
stabile und verlässliche Referenzwährung für den inter-
nationalen Handel dienen soll. Terra, so Lietaer, „wird
definiert durch einen Standardwarenkorb von Gütern
und Dienstleistungen, die im internationalen Handel
besonders wichtig sind, und ihr relatives Gewicht in
dem Warenkorb würde im Idealfall das Gewicht wider-
spiegeln, das sie im internationalen Handel haben.“ So
lägen dann Rohöl, Weizen, Kupfer, Kaffee, Gold und
Strom friedlich nebeneinander im Terra-Warenkorb
und addierten sich zum Weltgeld. Das wäre dann in der
Tat nicht mehr den Devisenspekulanten ausgeliefert
– aber dafür den nicht minder abgebrühten Händlern
an den Warenterminbörsen.
Wie zum Beispiel die Ahnung.
63
64
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 6
65
66
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Mit welcher Währung wir bezahlen werden Kapitel 6
Mit Dorfgeld? Während sich in der Weltliga der Wäh-
rungen nur eine Handvoll verschiedener Konkurrenten
tummeln, geht es in den Kreis- und Regionalligen
wesentlich bunter zu. Eine fast schon unüberschaubare
Fülle von Lokal- und Ersatzwährungen versucht, dem
jeweils gültigen, und zwar eigentlich alleine gültigen
Zahlungsmittel Konkurrenz zu machen. Sie haben
Namen wie Waldviertler, Chiemgauer, Peanuts, Gogo
oder Knochen, sind jeweils nur in einem eng begrenz-
ten Gebiet gültig, und werden von ihren Initiatoren
als wirksames Medikament gegen Globalisierungsbe-
schwerden und Verödung angepriesen.
Der Schremser Unternehmer Heini Staudinger, Eigen-
tümer der Waldviertler Schuhwerkstatt, erklärt mit
äußerst einfachen Worten, wie sehr seine Region davon
profitieren soll, wenn dort mit einem Regionalgeld
gezahlt wird: „Wenn wir einem Reichen 100 Euro ge-
ben, gibt er’s auf die Bank, die gibt es als Einlagenüber-
schuss nach Wien, die geben es nach China, weil dort
Rendite. Wenn wir nun 100 Euro einem geben,
der das Geld dringend braucht, dann sind die schnell
im Wirtschaftskreislauf zurück, allerdings via Hofer,
Billa, Spar auch gleich wieder weg. Wenn wir nun 100
Euro in Form von „Waldviertler Gutscheinen” jeman-
Im allgemeinen Sprachgebrauch zur Um-schreibung der Vermutung verwendet, ...
... wird das Phänomen auch im Sinne einer Vorahnung als ein vager Gedanke, Gefühl oder eine Eingebung über eine zukünftige Entwicklung betrachtet.
67
dem geben, der es dringend braucht, dann kann er
Biolebensmittel, Waldviertler Schuhe, Waldviertler
Brennholz usf. kaufen. Das Geld bleibt im Kreislauf
und lädt ein zu einer neuen Großzügigkeit.“
Auf marktwirtschaftlich formuliert heißt das in etwa:
Wir schaffen es im Waldviertel nicht, das Geld so gut
arbeiten zu lassen, dass die Renditen im nationalen
oder internationalen Maßstab konkurrenzfähig wären.
Also entziehen wir uns diesem Wettbewerb und basteln
uns ein eigenes Geld – besser, das Geld ist schlecht im
Waldviertel angelegt als gut irgendwo in der Welt-
wirtschaft. Und das Waldviertel scheint derzeit überall
zu sein: Allein in der deutschen Arbeitsgemeinschaft
der Regionalwährungen sind derzeit 47 Gruppen
vertreten; die meisten von ihnen haben bereits ein
Regionalgeld auf den heimischen Markt gebracht.
Jedem Dorf sein eigenes Geld – sieht so die Zukunft
des Währungssystems aus? Doch hoffentlich nicht.
Ziemlich genau so sah es nämlich schon einmal in der
Vergangenheit aus. Im ausgehenden Mittelalter war
diese Währungsvielfalt am größten. Als 1984 in der
Lübecker Altstadt die Wechselkasse eines Hanse-Kauf-
manns aus dem frühen 16. Jahrhundert ausgegraben
wurde, enthielt sie 865 verschiedene Münzsorten aus
mindestens 84 verschiedenen europäischen Münz-
68
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
stätten! Jeder Duodezfürst fühlte sich bemüßigt, sein
eigenes Geld prägen zu lassen, Münzverschlechterung
durch klammheimliche Senkung des Metallgehalts
war an der Tagesordnung. Das gute, solide Geld wurde
gehortet, das schlechte, minderwertige versuchte jeder
so schnell wie möglich wieder in Umlauf zu bringen.
„Das schlechte Geld verdrängt das gute“, war eine Er-
kenntnis, die heute als „Greshamsches Gesetz“ bekannt
ist, nach dem Begründer der Londoner Börse, Thomas
Gresham (1519–1579). Als Erster publiziert hatte sie
allerdings der Thorner Domherr Nikolaus Kopernikus,
den die Welt viele Jahre später wegen ganz anderer
Erkenntnisse kennen lernen sollte.
Und die überwältigende Mehrheit der heute kursieren-
den Dorfwährungen ist im wahrsten Sinne des Wortes
„schlechtes Geld“ – denn es verliert in regelmäßigen
Abständen automatisch einen Teil seines Wertes.
„Geld muss stinken!“, hieß denn auch das Motto eines
der ersten Lokalgelder Deutschlands, des „Knochen“,
den 1993 eine Künstlergruppe im Berliner Szeneviertel
Prenzlauer Berg aus der Taufe hob. Jede Woche verlo-
ren die Knochen-Scheine fünf Prozent ihres Wertes,
was in der Theorie jeden Geldbesitzer dazu bringen
soll, seine Scheine so schnell wie möglich wieder aus-
zugeben und damit den neuen lokalen Geldkreislauf in
„Eine Ahnung von etwas haben“, heißt aber auch, über Kenntnisse oder Sachver-stand auf einem bestimmten Gebiet zu verfügen.
69
Gang zu halten.
In Berlin klappte das mit dem Kreislauf damals nicht
so recht: Weil die Knochen-Scheine von renommier-
ten Künstler wie etwa A. R. Penck gestaltet worden
waren, fielen die meisten von ihnen Sammlern in die
Hände, die statt auf den schnellen Wertverlust lieber
auf eine langfristige Wertsteigerung spekulierten. Die
verbleibenden Knochen-Reste zirkulierten tatsächlich
als Lokal-Geld: in ein paar Szenelokalen am Prenzlauer
Berg.
Die immer wieder als rührende und rührige Provinzler
beschriebenen Regionalwährungs-Experimentatoren
sind denn auch praktisch durchgängig keine bäuerli-
chen Dickschädel, sondern meist freundliche, aber im-
mer unbelehrbare Ideologen. All ihre Konzepte gehen
auf die ursprüngliche Konzeption des “Schwundgelds“
zurück, das der belgisch-argentinische Ökonom Silvio
Gesell (1862–1930) entwickelte. Dabei wird praktisch
das Geld mit einem negativen Zinssatz ausgestattet,
indem man es zu vorher festgelegten Zeitpunkten in
einem ebenso festgelegten Ausmaß entwertet.
Es gibt genau eine Situation, in der sich auch die meis-
ten Volkswirte für ein solches Geld erwärmen können:
Wenn die produzierende Wirtschaft darniederliegt
(Depression), gleichzeitig die Preise fallen (Deflation)
Was die Ahnung wiederum in die Nähe des Wissens rücken würde.
70
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
und die Bevölkerung in Käuferstreik geht, dann kann
es sinnvoll sein, durch negative Zinsen die Menschen
geradezu dazu zu zwingen, ihr Geld auszugeben.
In der großen Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1934
lag eine solche Situation vor. Und mitten in jener Zeit,
im Jahr 1932, konnten Gesell-Anhänger in der Tiroler
Gemeinde Wörgl einSchwundgeldsystem etablieren,
das auch tatsächlich anfangs wie gewünscht funktio-
nierte.
Die Langfristfolgen des Schwundgelds musste man in
Wörgl damals nicht erleben, weil das Experiment von
der österreichischen Regierung gestoppt wurde.
Die Entwertung des Geldes führt zu einer Überkon-
sumtion und zu Inflation, langfristig wirkende Investi-
tionen unterbleiben, die Bürger verschulden sich mehr
und mehr, bis auch das gutwilligste Schwundgeldinsti-
tut ihnen den Hahn zudrehen muss und die Volks- bzw.
Dorfwirtschaft in sich zusammenfällt.
Das völlig zurecht restlos zerstörte Vertrauen in das
Geld ist nur durch eine Währungsreform wieder
herstellbar, am besten durch die Wiedereinführung
der eben noch verspotteten nationalen Währung. Da
bislang alle Schwundgeldwährungen nach einer kurzen
Phase der Anfangserfolge wieder in sich zusammen-
fielen oder bestenfalls stagnierten, ist den offiziellen
Wie man dann mit dem Phänomen der außersinn-lichen Wahrnehmung bei Tieren umgeht, bleibt trotzdem offen.
71
Geldpolitikern vor dieser Sorte Regionalgeld nicht
bange. Gerhard Rösl, Volkswirt der Deutschen Bun-
desbank: „Der aggregierte Umlaufswert der Schrumpf-
gelder dürfte die Marke von 100.000 Euro nicht
wesentlich übersteigen, was im Vergleich zu der von der
Bundesbank emittierten Euro-Bargeldmenge in Höhe
von derzeit rund 190 Milliarden Euro eine zu vernach-
lässigende Größe darstellt. Die von den Initiatoren ins
Feld geführten „Vorteile“ dürften auch weiterhin wohl
kaum eine breite Masse von Geldhaltern überzeugen.“
Schon wesentlich bedenklicher stimmt Experten wie
Rösl das breite und positive Echo, das Alternativwäh-
rungen in der Bevölkerung finden. „Das spiegelt das
mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in die Geldpoli-
tik wider.“ In zwei Situationen führt solch ein Ver-
trauensverlust besonders häufig zur Suche nach einem
Ersatz für das offizielle Geld: wenn dieses durch eine
Inflation ständig an Wert verliert, und wenn man mit
einer Ersatzwährung mehr Güter kaufen kann als mit
dem amtlichen Zahlungsmittel.
So druckten während der deutschen Hyper-Inflation
Anfang der zwanziger Jahre Kommunen und Unter-
nehmen Notgeld, weil die staatlichen Druckerpressen
nicht hinterherkamen. Zum Teil erhielten diese Ersatz-
währungen sogar den offiziellen Segen der Regierung.
Das Verhalten von Hunden oder Katzen wird schon seit Jahrzehnten intensiv von Parapsychologen beobachtet.
72
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hingegen
etablierte sich auf den Schwarzmärkten eine Vielzahl
von Schattenwährungen – als die stabilste und liquides-
te galten amerikanische Zigaretten. In den Jahren des
Kalten Krieges war in den Ländern des Ostblocks der
Einsatz offiziell nicht zugelassener Devisen wie Dollar
oder D-Mark oft die einzige Möglichkeit, um begehrte
Produkte überhaupt kaufen zu können.
Von der Rückkehr zur Zigarettenwährung mögen wir
heute und auf absehbare Zeit weit entfernt sein.
Aber in einem ist sie weit näher an einer praktikablen
Alternative zum heutigen Währungssystem als all die
Regionalwährungen aus dem Waldviertel oder dem
Burgenland: Sie galt in ihren besten Zeiten als stabi-
ler und vertrauenswürdiger, schlicht als besser als die
offiziell umlaufende Währung. Und in einer Zeit, in
der eine Währung nicht so sehr von ihrem Edelmetall-
gehalt bestimmt wird, sondern vom Vertrauen, das die
ausgebenden Stellen genießen, kann das offizielle Geld
nachhaltig nur von einer Währung bedrängt werden,
die besser ist.
Unter den derzeit in Mitteleuropa kursierenden
Ersatzwährungen gilt das allenfalls für eine: für den
WIR in der Schweiz, die weltweit erfolgreichste noch
existierende Ersatzwährung. 1934 als Wirtschaftsring-
Ob sich deren außersinnli-che Wahrnehmungen von Instinkten abgrenzen lassen, ist allerdings unklar.
73
Genossenschaft entstanden, handelte es sich dabei um
eine Währung, in der kleine und mittlere Schweizer
Unternehmen ihre untereinander getätigten Umsätze
abrechneten, und in der sie einen Kredit zu konkur-
renzlos günstigen Konditionen erhalten konnten.
Wechselkursprobleme traten dabei nie auf: 1 WIR ist
immer genau 1 Schweizer Franken.
Besonders niedrige Kreditzinsen kann jedoch dauerhaft
nur derjenige gewähren, der von seinen Schuldnern
besonders hohe Sicherheiten verlangt – was die WIR-
Genossen erst einmal nicht taten, und deshalb schon
wenige Jahre später wegen einiger geplatzter Kredite
am Rande der Pleite standen. Danach wurden aller-
dings die Zügel fester gezogen, um zu verhindern, dass
die „Solidarität des gewerblichen Mittelstandes durch
Bindung seiner Kaufkraft“ von einzelnen schwarzen
Schafen ausgenutzt werden kann. Und seither läuft das
Geschäft der Kleinunternehmer-Genossenschaft. 1958
wurden 50 Millionen WIR umgesetzt, 1991 waren es
bereits zwei Milliarden.
Den WIR gibt es weder als Münze noch als Schein,
es handelt sich um reines Buchgeld. Für die daran
beteiligten Unternehmen stellt er eine Möglichkeit dar,
sich zusätzliche Liquidität zu verschaffen. Zudem ist er
als Marketinginstrument verwendbar. Um als solches
Zurück zu den Blicken in die Zukunft.
74
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
funktionieren zu können, muss die Genossenschaft
klarmachen, dass nicht jeder in WIR handeln kann.
Deshalb sind in der Satzung Großkonzerne und staat-
liche Stellen als Mitglieder ausgeschlossen, und auch
Mittelständler müssen eine gute Bonität nachweisen
können, um aufgenommen zu werden.
Spezielles Geld für spezielle Zielgruppen – das dürfte
im Zweifelsfall die größere Bedrohung für unsere heuti-
gen Währungen sein als die doch eher folkloristischen
Dorf- oder Regionalwährungen. Sie sind in ihrem
Wirkungskreis zu beschränkt, in ihrer Argumentation
zu defensiv, in ihren Konsequenzen zu reaktionär, als
dass sie eine Alternative zu den herkömmlichen Wäh-
rungen darstellen könnten.
Ein tatsächlicher, zählbarer Nutzen eines Spezialgeldes
kann erst dann entstehen, wenn durch die damit bezah-
lenden Mitglieder eine vorher nicht erreichbare Kauf-
kraft entsteht, oder wenn Kredite in dieser Währung
wegen besonders guter Bonität der Schuldner beson-
ders günstig sein können. Beides sind Bedingungen, die
eher von einer über das Land, oder gar über den Globus
verstreuten Elite erfüllt werden als von der Bevölkerung
eines Landkreises. Möglicherweise könnten wir damit
irgendwann einmal in eine Situation hineinkommen, in
der sich der soziale Status einer Person an der von ihr
Etwa vermittels der Telepathie. Der direkten Informationsaufnahme ohne Vermittlung über Sinnesorgane.
75
verwendeten Währung ablesen lässt. Das wäre immer-
hin in der Weltgeschichte das erste Mal.
76
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 7
77
78
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Mit welcher Währung wir bezahlen werden Kapitel 7
Mit Zeitgeld? Die eigene Lebenszeit ist eines der
ältesten Zahlungsmittel der Weltgeschichte. Das Alte
Testament berichtet von einem solchen Geschäft, das
zwischen dem jungen Jakob und dem alten Bauern
Laban geschlossen wurde. Jakob verdingte sich für
sieben Jahre als Labans Knecht – als Lohn wurde ihm
dessen Tochter Rahel versprochen, in die sich Jakob
nun einmal unsterblich verliebt hatte. Eben dieser
ausgehandelte Lohn wurde Jakob nach den sieben Jah-
ren jedoch rechts- und absprachewidrig vorenthalten:
Er wurde mit einem späten Mädchen, Rahels älterer
Schwester Lea abgespeist. Erst nach weiteren sieben
Jahre Schufterei durfte Jakob endlich auch seine Rahel
heiraten.
Für arme Teufel wie Jakob, die nicht in der Lage waren,
einen ordentlichen Kaufpreis für die gewünschte
Braut auf den Tisch bzw. in den Stall des Brautvaters zu
legen, war der Weg in die Knechtschaft oft der einzige
Weg, überhaupt eine Frau zu bekommen. Noch ärmere
Teufel, die Sklaven nämlich, hatten in vielen Gesell-
schaften die Chance, nach ein bis drei Jahrzehnten
harter Arbeit von ihren Herren freigelassen zu werden,
sich also quasi durch Arbeitszeit freizukaufen. Bei der
heutzutage oft größten Einzelinvestition im Leben,
Jedenfalls ohne die uns be-kannten Sinnesorgane dafür zu verwenden.
79
dem Hausbau, hat sich noch bis in die Gegenwart ein
Anklang an diese Sorte von Zeitgeld erhalten: die Mus-
kel-Hypothek. Wer sich verpflichtet, beim Hausbau
selbst in relevantem Ausmaß mit anzupacken, kann bei
vielen Banken diese Eigenleistung zu seinem monetären
Eigenkapital hinzurechnen.
Doch ansonsten hat sich praktisch durchgängig die
Arbeit vom Ersatz für nicht vorhandenes Geld zum
Instrument verwandelt, mit dem man eben dieses
Geld verdienen kann. Heute müsste ein ebenso armer
wie verliebter Jakob so lange arbeiten und vor allem
sparen, bis er genügend Geld beisammen hat, um dem
gestrengen Schwiegerpapa in spe beweisen zu können,
dass er eine Familie ernähren kann – und endlich seine
Rahel bekommt.
Eine solche spätkapitalistische Liebesgeschichte endet
also nicht wesentlich anders als die alttestamentarische
– Jakob muss lange schuften, am Ende kriegen sie sich
doch. Dennoch beschleicht viele Menschen ein Un-
behagen, wenn sie sehen, wie sehr sich die Arbeit, und
damit ein großer Teil unserer Lebenszeit, dem Diktat
des Geldes unterwerfen muss. Da verrotten Spielplätze,
verdrecken Parks, weil nicht genug Geld da sei, um sie
zu pflegen. Und die Hunderten von Arbeitslosen,
die in eben diesen Parks zu finden sind, beklagen uni-
Und ohne eine Diskussion darüber zu beginnen, ob es andere gibt.
80
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
sono, dass niemand da ist, dem sie gute Arbeit für gutes
Geld machen könnten.
Das große, brachliegende Arbeitskräftepotenzial hat
in den meisten Industriestaaten zu Initiativen geführt,
die Arbeit nicht in Geldeinheiten, sondern in Zeit-
einheiten zu bezahlen – so wie beim klassischen „Wie
du mir, so ich dir“ der Nachbarschaftshilfe: Gehst du
heute mit meinem Hund raus, hol ich dir morgen deine
Kinder vom Spielplatz ab.
In den USA besonders weit verbreitet ist das Sys-
tem der Time Dollars. Das Konzept wurde 1986 von
Edgar S. Cahn entwickelt, einem Jura-Professor in
der Bundeshauptstadt Washington. Ursprünglich war
das System nur für Rentner-Wohnanlagen in Florida,
einen Schulbezirk in Chicago und ein Sozialprojekt
in Washington gedacht, doch inzwischen gibt es noch
Hunderte von anderen Anwendungen.
Das System der Time Dollars unterscheidet sich an
zwei entscheidenden Stellen von der einfachen nach-
barschaftlichen Hilfe: Alle geleisteten Arbeiten werden
erfasst, erzeugen Guthaben (bei dem, der etwas tut)
und Verbindlichkeiten (bei dem, für den etwas getan
wird). Und der zweite Punkt: Man kann sein Guthaben
bei jedem anderen Mitglied des Time-Dollar-Systems
einlösen.
Denn dafür gibt es Spezialisten – die Parapsy-chologen.
81
Ein Beispiel macht das Prinzip deutlicher. Grandpa
John muss ein Paket abholen, aber der Weg ist ihm zu
weit. Also fragt er Lucy. Die knapst sich eine Stunde
am Vormittag ab und bringt Grandpa John das Paket.
Dafür bekommt Lucy ein Guthaben über eine Stunde,
John dagegen ist mit einer Stunde im Soll.
Beides wird am Schwarzen Brett vor dem Büro des
Verwalters vermerkt.
Wenn John jetzt eine Stunde lang die Hecke in Lucys
Garten stutzen würde, wäre das ein einfaches Tausch-
geschäft. Aber um sein Time-Dollar-Konto wieder aus-
zugleichen, kann Grandpa John auch in jedem anderen
Garten die Hecke stutzen. Lucy hingegen muss nicht
sauertöpfisch warten, bis John auf die Idee kommt,
seine Schulden abzuarbeiten – sie kann ihr Guthaben
für den Kauf von Barbaras selbst eingekochter Brom-
beermarmelade verwenden. Durch diese Möglichkeit
zum multiplen Austausch sind Time Dollars wesentlich
komfortabler als einfache Tauschgeschäfte.
Genau genommen sind Time Dollars damit schon
echtes Geld. Sie beruhen nämlich auf der Vereinbarung
in einer Gemeinschaft, etwas (in diesem Fall Arbeits-
stunden) als Tauschmittel zu verwenden. Die Kosten
für diese Variante der Geldschöpfung belaufen sich
praktisch auf null. In kleinen Gemeinschaften kann
Zusammengefasst wird ihre Arbeit in der Psi-Forschung, der Erkundung der Para Sensual Intelligence.
82
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
man ein Schwarzes Brett oder ein Heft verwenden.
Die Namen aller Teilnehmer werden mit kleinen
Plus- oder Minuszeichen aufgeführt. Bei größeren Ge-
meinschaften können auch Computerprogramme zum
Einsatz kommen.
Theoretisch könnte sich auf diese Weise ein Mitglied
einer solchen Gemeinschaft ein riesiges Guthaben
von Time Dollars aufbauen. Allerdings gäbe es keinen
finanziellen Anreiz für diese Sorte des „Sparens“, da
dieses Zeitgeld nicht in Geldgeld getauscht werden
kann. Mit einem Guthaben von 1000 Time Dollars
hat man auf nichts anderes Anspruch als auf insge-
samt 1000 Stunden Zeit von anderen Mitgliedern der
Gemeinschaft. Gewünscht – und in der Regel auch
erreicht – wird jedoch ein anderes Verhalten: Nirgends
im ganzen System fließt auch nur ein herkömmlicher
Dollar, und trotzdem hat Grandpa John sein Paket,
Lucy ihre Brombeermarmelade und Barbara einen
gepflegten Garten.
Für eine der Kernzielgruppen der Time-Dollar-Ini-
tiatioren, die Bewohner von Rentner-Wohnanlagen,
wurde gleich eine ganze Reihe von positiven Effekten
der Zeitwährung nachgewiesen. In Wohnanlagen,
die Time Dollars verwendeten, entwickelte sich ein
engerer Kontakt unter den Bewohnern: Sie grüßen
83
sich, an Geburtstagen feiert die ganze Wohnanlage ein
großes Fest, die Bewohner achten aufeinander. Einmal
in der Woche findet ein gemeinsames Essen statt, zu
dem jeder etwas mitbringt, ein gemeinsamer Garten
wurde angelegt. Kurz gesagt, eine Gemeinschaft wurde
geschaffen. Und sogar der Gesundheitszustand der
Teilnehmer entwickelte
sich besser als in Wohnanlagen ohne Time Dollars.
Gerade bei Gemeinschaften mit hohem Durchschnitts-
alter zeigen sich schnell die Grenzen dieses einfachen
Zeitgeld-Ansatzes. Sobald ein Mitglied der Gemein-
schaft dauerhaft pflegebedürftig wird, kann es nichts
mehr geben, sondern nur noch nehmen.
Es würde schnell und in großem Stil zum Schuldner der
Gemeinschaft, ohne Möglichkeit, die Schulden jemals
wieder zu tilgen. In US-Rentnerstädten werden solche
Fälle für gewöhnlich schnell gelöst: Wer pflegebedürftig
wird, fliegt raus, die rüstigen Rentner sollen unter sich
bleiben.
Begibt man sich hingegen von der Ebene einer ein-
zelnen Siedlung auf die Ebene eines ganzen Staates,
fällt diese ebenso einfache wie ruppige Lösung aus
– Österreich kann seine pflegebedürftigen Rentner
schließlich nicht einfach nach Moldawien exportieren.
Wenn ein System, das Nachbarschaftshilfe zu Zeitgeld
Englisch für außersinnliche Wahrnehmung, von man-chen auch als der 6. Sinn“ bezeichnet.
84
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
machen will, im großen Maßstab eingesetzt werden
soll, muss es für solche (und viele andere) Probleme
eine praktikable Lösung vorweisen können.
Bedarf dafür wäre durchaus vorhanden: Fast alle Indus-
triestaaten bewegen sich schließlich in hohem Tempo
auf eine Altersstruktur zu, die der in einer solchen
Rentnerstadt ähnelt.
Schon ziemlich nahe dran an einer Ideallösung ist eine
Währung namens Hureai Kippu. Das ist japanisch und
heißt „Pflege-Beziehungs-Ticket“. Das klingt freundli-
cher als Pflegewährung, läuft aber so ziemlich auf
das Gleiche hinaus. Bei diesem in ganz Japan verbreite-
ten System werden die Stunden, die ein Freiwilliger
bei der Pflege oder Unterstützung alter oder behinder-
ter Menschen verbringt, auf einem „Zeitkonto“ ver-
bucht. Dieses Zeitkonto wird genau wie ein Sparkonto
geführt, der einzige Unterschied besteht darin, dass
die Rechnungseinheiten nicht Yen sind, sondern Stun-
den. Mit dem Guthaben des Zeitkontos kann man die
normale Krankenversicherung ergänzen.
Verschiedene Aufgaben werden verschieden bewertet.
So erhält man beispielsweise für eine Mahlzeit, die
werktags zwischen 9 und 17 Uhr serviert wird, ein
geringeres Zeitguthaben als für Mahlzeiten am Abend
oder am Wochenende; auch für Arbeiten im Haushalt
Mit dem 6. Sinn wird gern die Fähigkeit bezeichnet, Dinge wahrzunehmen, die anscheinend – oder scheinbar – nicht mit den Sinnesorganen aufgenommen wurden.
85
und fürs Einkaufen wird weniger angerechnet als etwa
für Körperpflege. Das Guthaben in der Pflegewäh-
rung kann von den Freiwilligen für sich selbst oder
für jemanden ihrer Wahl innerhalb und außerhalb der
Familie verwendet werden, wann immer entsprechen-
de Hilfe benötigt wird. Manche bieten einfach ihre
Dienste an und hoffen, ihr Guthaben nie zu brauchen.
Insgesamt haben sich bisher mehr als drei Millionen
Japaner an Hureai Kippu beteiligt.
Amerikanisches Zeitgeld besteht also vorwiegend
darin, dass sich rüstige Rentner gegenseitig unterstüt-
zen. Japanisches Zeitgeld dagegen besteht darin, dass
junge Menschen sich um alte Menschen kümmern,
damit später, wenn sie selbst alt sind, sich jemand um
sie kümmert. Und in Europa? Wo liegt da das Zeitgeld?
Auf Arbeitszeitkonten. Und manchmal wirft es sogar
Zinsen ab.
Zum Beispiel bei der Volkswagen AG. Die verfügt seit
2001 über einen unternehmenseigenen Pensionsfonds,
in den der Konzern jedes Jahr einen bestimmten
Prozentsatz der Lohnsumme einzahlt, um dann das
Geld arbeiten zu lassen – so lange, bis die Anspruchs-
berechtigten in Rente gehen und das Kapital wieder aus
dem Pensionsfonds auf das Rentnerkonto fließt.
So weit, so normal für einen Großkonzern. Parallel zu
Biologen benutzen den Begriff zunehmend, um damit elektrische und mag-netische Sinne von Tieren zu beschreiben.
86
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
diesen vom Unternehmen kommenden Euro-Beiträgen
können jedoch die VW-Mitarbeiter an den deutschen
Standorten auch Überschüsse ihres Arbeitszeitkontos
ansparen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt dafür
zu nutzen, früher in Rente zu gehen, oder einmal ein
Jahr Auszeit vom Beruf zu nehmen, oder oder oder.
Allerdings wäre es kein sonderlich attraktives Geschäft,
heute eine Stunde mehr zu arbeiten, um dafür in 30
Jahren eine Stunde früher in Rente gehen zu können.
Deshalb werden die eingebrachten Zeitgutschriften als
geldwerte Leistung behandelt und in speziellen Kapital-
fonds angelegt. Von der Einführung dieses Zeit-Wert-
papiers im Jahr 1998 bis Ende 2004 wies VW für diesen
Fonds eine durchschnittliche Rendite von 5,7 Prozent
pro Jahr aus.
Im Zuge der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeits-
welt wird es in den kommenden Jahren sicherlich zu
weiteren Formen der Zeit-Anlage kommen. Denn nur
die wenigsten Menschen wünschen sich ein Arbeits-
leben, bei dem sie von Anfang bis Ende beständig die
gleichen Arbeitszeiten haben. Es gibt immer Phasen,
in denen man gerne mehr Zeit zu Hause verbringen
möchte – etwa als junge Eltern – und andere Phasen,
in denen man gerne mehr Zeit im Büro verbringen
will – etwa direkt nach einer Trennung vom bisherigen
An Rotkehlchen, Tauben und diversen anderen Vögeln wurde ein Magnetsinn experimentell nachgewiesen.
Klapperschlangen haben einen gut ausgeprägten Wärmesinn.
87
Lebenspartner. Es ist denkbar, dass einige Arbeitge-
ber bereit sind, die Instrumente für die hierfür nötige
Flexibilisierung zur Verfügung zu stellen. Ebenso
denkbar ist aber auch, dass es hierfür unternehmensü-
bergreifende Lösungen geben wird, etwa in Form von
Zeitsparkassen.
Der Begriff „Zeitsparkasse“ ist allerdings bereits be-
setzt – und zwar denkbar negativ: durch Michael Endes
Bestseller „Momo“. Dort stahlen die bösen Grauen
Herren den Menschen ihre Lebenszeit, indem sie
ihnen vorgaukelten, diese Zeit gewinnbringend auf der
Zeitsparkasse anzulegen. Allein schon deswegen wird
jeder Versuch, eine wie auch immer geartete Variante
von Zeitgeld einzuführen, in den deutschsprachigen
Ländern auf massiven Widerstand aller Feuilletons
stoßen. In Deutschland wird ja sogar ein Wort
wie „Humankapital“ als Unwort des Jahres gebrand-
markt! So begrüßenswert es auch für praktisch alle
Menschen wäre, in größerem Ausmaß Herren bzw.
Damen über ihre eigene Zeit zu sein, die Erwerbsarbeit
stärker an die eigenen Bedürfnisse anpassen zu können:
Momo wird schon dafür sorgen, dass diese Variante
des Fortschritts nicht von Mitteleuropa aus die Welt
erobern wird.
Zitteraale senden elektrische Felder aus. An der Wahrneh-mung vor deren Änderungen erkennen sie im Dunkeln ihre Beute.
88
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 8
89
90
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Mit welcher Währung wir bezahlen werden Kapitel 8
Mit Kopfgeld? Zahlen Sie einfach mit Ihrem guten
Namen, sagt die Kreditkarten-Werbung.
Dabei zahle ich nicht mit dem Namen, sondern mit
meiner Solvenz und Kreditwürdigkeit – und am Ende
wird die Kaufsumme, für die man mit seinem Namen
bezahlt, ja auch nicht vom Namenskonto abgebucht,
sondern vom Bankkonto. Aber vielleicht wird das spä-
teren Generationen altmodisch vorkommen:
Vielleicht geht der Betrag eines Tages wirklich vom Na-
menskonto ab – so wie im christlichen Kinderglauben
alle guten und alle bösen Taten in Gottes großes Buch
eingetragen werden, damit dann beim Jüngsten Gericht
Bilanz gezogen werden kann.
In Ansätzen funktioniert das Bezahlen mit dem Namen
tatsächlich auch heute schon: bei Prominenten.
Fernsehstars werden mit topmodischer Kleidung von
ihren Ausstattern nur so zugeschüttet, Sänger, Sport-
ler, Filmschauspieler werden von Lifestyle-Konzernen
großzügig „bemustert“ – der Vorbildfunktion wegen.
Um Speis und Trank braucht man sich ab einem gewis-
sen Bekanntheitsgrad ohnehin nicht mehr kümmern.
So kann ein Prominenter ersten Grades wie Niki Lauda
seine persönlichen Lebenshaltungskosten gering halten,
indem er sich jeden Abend auf einer anderen Feier
Diese Sinne haben jedoch alle eine konkrete Veranke-rung im Biologischen und sind genau erforscht.
91
blicken lässt. Und Gastgeber, die sich gerne mit einem
Gast wie Niki Lauda schmücken, gab und gibt es in ei-
ner Stadt von der Größenordnung Wiens jeden Abend
dutzendweise.
Während früher Prominente nur dann ein Honorar
bekamen, wenn sie auch tatsächlich etwas taten für ihr
Geld – singen, Autogramme geben, Vorträge halten –,
gehören heute auch reine Antrittsprämien zum Instru-
mentarium der Partyveranstalter. Je höher der Bekannt-
heitsgrad und je besser das Image des Einzuladenden,
desto höher die Gage. Und auf der anderen Seite stei-
gen die Preise, je schlechter das Image des Gastgebers
ist: Motivationsveranstaltungen für die Topverkäufer
schmieriger Drückerkolonnen sind deshalb für beson-
ders hohe Gagen gut. Ein Star, der sich für gutes Geld
in derart schlechte Gesellschaft begibt, läuft allerdings
Gefahr, sein eigenes Image dadurch zu beschädigen.
Dieser Weg des Kopfgeldes ist allerdings nur für wenige
Menschen gangbar: Merkmal des Prominenten ist
es eben, dass es nur relativ wenige davon gibt. Zwar
sorgen Big Brother, Deutschland sucht den Superstar,
Dschungelcamp und andere Erzeugnisse des real exis-
tierenden Privatfernsehens für eine ordentliche Vergrö-
ßerung des Star-Reservoirs. Aber damit sind wir immer
noch sehr weit von Andy Warhols Forderung entfernt,
Übernatürliches ist an ihnen nichts. Jedenfalls nicht mehr.
Auch Eigenschaften des Menschen, die auf einen vermeintlichen 6. Sinn zurückgeführt werden, haben nachvollziehbare Ursachen.
92
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
jeder solle 15 Minuten lang ein Star sein. Die große
Zahl von Semi- bzw. Fernseh-Prominenten sorgt jedoch
dafür, dass tatsächlich auch noch für das Betriebsfest
des Supermarkts und den Vorarlberger Friseusenkong-
ress die Versorgung mit auftrittswilligen Prominenten
gesichert ist.
Bei Menschen, die erst noch prominent werden wollen
oder sollen, geht es dann andersherum. Da muss
erst einmal in das Individuum investiert werden, um
hinterher die entsprechende Rendite einfahren zu
können. Innerfamiliär kennen wir solche Investitions-
modelle unter dem Begriff „Eislauf-Mutti“: Eltern, die
alles opfern, inklusive das Glück ihres Kindes, um den
Sprössling zu einem Star zu machen. Aber es gibt
solche Geschichten inzwischen auch jenseits der Fami-
lie – an den Kapitalmärkten.
So zum Beispiel: Als zwei hoffnungsvolle Tenniskinder
ihre ersten Jugendmeisterschaften gewonnen hatten,
dachte sich ihr Vater etwas ganz Besonders aus.
Er gründete im Jahr 1990 eine GmbH, deren Zweck es
war, die Karriere der Kinder zu finanzieren, um hinter-
her durch die Beteiligung an den Preisgeldern Rendite
zu erwirtschaften. 15 Investoren steuerten jeweils
50.000 D-Mark bei und freuten sich auf viele, viele
Turniersiege. Bei dem einen der beiden Wunderkin-
Im Anterior Cingulate Cortex hat unsere Species ein Frühwarnsystem, das bei drohender Gefahr einer Fehlentscheidung aktiv wird.
93
der kamen die auch. Thomas Haas, so hieß der Junge,
schaffte 1999 kurzzeitig sogar den Sprung in die Top
Ten der Tennis-Weltrangliste und holte 2000 in Sydney
Olympia-Silber. Seine ältere Schwester Sabine dagegen
war dem Druck des Tennisgeschäfts nicht gewachsen
und stieg aus, ohne den Investoren Erträge zu bringen.
Doch obwohl diese Investoren 1990 ihr Geld in
einen 12-Jährigen gesteckt hatten, aus dem tatsäch-
lich Deutschlands bester Tennisspieler wurde, fiel die
Rendite für sie nur mäßig aus: Die Beteiligung an den
Preisgeldern war so niedrig angesetzt, dass sie gerade
mal ihren Einsatz zurückbekamen – und von den lukra-
tiven Werbeeinnahmen bekamen sie nichts ab.
Der britische Ökonom Charles Leadbeater malt sich
sogar aus, dass wir in Zukunft intellektuelle Fähig-
keiten auf speziell dafür entwickelten Märkten handeln,
„weil sich das als der beste Weg herausstellen könnte,
um intellektuelle Potenziale zu bewerten“. Aber so
recht überzeugend ist das Modell noch nicht: Die Auf-
nahmefähigkeit des Kapitalmarktes für den Handel mit
Futures oder Aktien auf Individuen und ihre Potenziale
dürfte nur gering sein:
- das Risiko, dass einem einzelnen Menschen etwas
Menschliches zustößt (Krankheit, Tod, Sinnkrise, die
große, alles verzehrende Liebe) und dadurch der Ein-
Diese in der Nähe der vorde-ren Stirnhirnlappen liegende Hirnregion empfängt laufend Umgebungssignale, die auf Gefahren hin analysiert werden.
94
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
satz verloren geht, ist zu hoch.
- Intellektuelle Fähigkeiten lassen sich nur schwer in
eines der Bewertungsraster packen, die Finanzinvesto-
ren nun mal für ihre Entscheidung benötigen.
Nach welchem Kriterium soll man Charles-Leadbeater-
Aktien bewerten? Nach seinem Einkommen? Das wird
er kaum verraten wollen. Und wenn doch? Soll man
das Schwarzgeld mitzählen? Nach seinem Innovati-
onsgrad? Der wird sich kaum messen lassen. Nach der
Zahl seiner Vorträge? Das ließe sich herausbekommen,
sagt aber nicht viel aus. Oder nach der Qualität seiner
Vorträge? Das würde viel sagen, ließe sich aber nicht
herausbekommen. Wenn das alles nicht, dann bleibt
– nach Gefühl. Und daraus lassen sich keine effizienten
Märkte machen.
- Es gibt nicht wirklich viele Menschen, die so bekannt
sind, dass genügend Investoren für den Aufbau eines
liquiden Marktes bereit stünden. Robbie-Williams-Ak-
tien? Jederzeit! Charles-Leadbeater-Futures? Da wird’s
schon schwieriger. Detlef-Gürtler-Optionen? Keine
Chance! Selbst wenn weltweit die Fähigkeiten von
100.000 Menschen auf diese Weise handelbar wären,
was ein extrem ehrgeiziges Ziel darstellte, blieben
noch schlappe sechs Milliarden Menschen übrig, mit
deren Fähigkeiten nicht gehandelt werden könnte.
Wird eine Situation als gefährlich eingestuft, schlägt das Frühwarnsystem Alarm.
95
Kein gutes Verhältnis. Noch dazu werden von den we-
nigen wirklich Prominenten, in deren Aktien jederzeit
gehandelt werden könnte, nur die wenigsten es nötig
haben, über die Börse Kapital aufzunehmen.
Investitionen in Menschen könnten allerdings bei einer
ganz besonderen Personengruppe ein für alle Beteilig-
ten sinnvolles Instrument sein: bei vielversprechenden
jungen Menschen in der Ausbildung oder in den ersten
Berufsjahren. Diese Personengruppe wird ihr Potenzial
besser entfalten können, wenn sie sich die bestmög-
liche beziehungsweise die am besten passende Ausbil-
dung finanzieren kann. Sie kann es sich dadurch eher
leisten, in den ersten Berufsjahren stärker auf den
Erwerb von Wissen und Erfahrung aus zu sein, statt
hier Kompromisse zu machen, nur um den Lebensun-
terhalt zu sichern. Und diese Personengruppe wird
in der Lage sein, in späteren Berufsjahren einen
Einkommensanteil an die Investoren abzutreten, der
diesen eine attraktive Rendite sichert.
In der Tat sind die ersten Finanzprodukte dieser
Art schon auf dem Markt. Bereits im Jahr 2000 hat
beispielsweise die Hamburger Vereins- und Westbank
einen ersten Humankapitalfonds aufgelegt. Dieser
investiert in einzelne Menschen oder Personengrup-
pen (zum Beispiel ganze Studienjahrgänge) und erzielt
Wer auf diese Weise rechtzeitig einer Gefahrensi-tuation entronnen ist, führt das manchmal auf seinen 6. Sinn zurück.
Es erscheint daher nahe liegend, für die paranormalen Wahrnehmungen den Aus-druck 7. Sinn zu verwenden.
96
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Rückflüsse aus einer Beteiligung am künftigen Gehalt
seiner Schützlinge. Aus ähnlichen Produkten einer
privaten Ausbildungsförderung könnte sich im Laufe
der Jahre in der Tat ein ansehnliches Kapitalmarktseg-
ment entwickeln.
Doch auch hier gibt es Einwände, wenn auch nicht so
sehr praktischer, als vielmehr grundsätzlicher Natur:
- Mit einem gesicherten Lebensunterhalt in der Ausbil-
dungszeit wird man in vielen Fällen eher eine geradlini-
ge Karriere befördern, was nicht unbedingt renditestei-
gernd sein muss. Gerade unter den Genies, unter den
Berühmtesten der Berühmten, ist eine besonders hohe
Zahl von krummen Biographien zu verzeichnen.
Albert Einstein wäre ohne materielle Sorgen nie
Patentamts-Angestellter geworden – hätte er trotzdem
die Relativitätstheorie entdeckt? Und welcher Human-
kapitalfonds wäre auf die absurde Idee gekommen, in
jene arbeitslose Lehrerin Joanne Rowling zu investie-
ren, die in Cafés sitzend wie besessen ein Kinderbuch
schrieb?
- Wie behandeln Finanzinvestoren eine Untergruppe
der in Ausbildung befindlichen Personen, die zwar ein
gutes Potenzial vorweisen kann, aber relativ schlechte
Renditechancen bietet – die Frauen? Müssen die unter-
schreiben, dass sie bis zum 35. Lebensjahr keine Kinder
Es werden hiermit weder die fünf normalen Sinne noch die verschie-denen, ebenfalls auf physikalischen Wahrneh-mungen beruhenden 6. Sinne gemeint.
97
bekommen? Geht wohl nicht. Dass sie nach höchstens
einem Jahr Babypause wieder in den Beruf zurückge-
hen? Klingt auch nicht gut. Dass im Fall eines Ausstiegs
aus der Erwerbsarbeit der Mann die Verpflichtungen
den Investoren gegenüber übernimmt? Macht sich als
Mitgift ganz schlecht. Möglich wäre immerhin eine
Aussteiger-Klausel, dass im Fall eines Abbruchs der
beruflichen Karriere ein Festbetrag als Restanspruch
der Investoren festgelegt wird, der in Monatsraten
abzuzahlen ist. Aber auch da bleibt ein fader Nachge-
schmack.
Angesichts der vielen kleinen und großen Haken, die
bei diesen und anderen denkbaren Investitionsvarian-
ten auftauchen, ist es vielleicht doch am sinnvollsten,
die traditionelle Methode zu fördern, sein Geld in
Menschen zu investieren – einfach, ertragreich und
milliardenfach erprobt: Kriegen Sie Kinder! Freuen Sie
sich an ihnen, ärgern Sie sich über sie, lehren Sie sie
und lernen Sie von ihnen. Besser können Sie Ihr Geld
gar nicht anlegen.
Amerikanische Forscher an der Washington-Universität in St. Louis untersuchten das „Überraschungszentrum“ des Gehirns.
98
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Kapitel 9
99
100
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
Mit welcher Währung wir bezahlen werden Kapitel 9
Oder werden wir gar nicht bezahlen? So viel Fantasie auch
in den Währungs- und Bezahlsystemen der nahen und
fernen Zukunft steckt (besonders bei letzteren),
in einem Punkt sind sie allesamt stocknüchtern: Sie
gehen davon aus, dass es weiterhin Geld gibt. Diese An-
nahme enthält gleichzeitig eine gute und eine schlechte
Nachricht. Die schlechte: Die Menschen möchten wei-
terhin mehr haben, als sie sich leisten können; die Din-
ge bleiben knapp. Und die gute: Auch weiterhin werden
die Menschen selbst darüber entscheiden können, was
sie sich leisten wollen; die Diktatur bleibt aus.
Die großen Utopisten der Weltgeschichte wären gerne
ohne diktatorische Systeme ausgekommen, um die
Ansprüche ihrer Untertanen mit der Leistungsfähig-
keit des Staates in Einklang zu bringen. Aber schon
der erste von ihnen, der griechische Philosoph Platon,
wollte in seinem idealen Staat nur den Philosophen die
Führung überlassen: „Der Weise soll führen und herr-
schen, und der Unwissende soll ihm folgen.“ Denn was
tun diese Unwissenden, wenn sie losgelassen?
„Sie suchen erfinderisch nach Gelegenheiten, um sich
in prachtvoller Weise zur Schau zu stellen und um Geld
zu verbrauchen; zu diesem Zwecke verdrehen sie die
Gesetze; und sie und ihre Weiber gehorchen nicht der
„Wir konnten nun zeigen, dass diese Gehirnregion lernen kann, bevorstehende Schwierigkeiten oder Fehler vorauszuahnen.“
101
Verfassung; und jeder will den anderen übertreffen.“
In den positiven Utopien müssen die Herrscher keine
Gewalt anwenden, weil sich die Menschen ihres Staates
freiwillig mit ihrem Schicksal bescheiden. In den
negativen Utopien sorgt der Staat mit Lüge, Kontrolle
und/oder Gewalt dafür, dass die Untertanen sich fügen.
Platon erlaubte das seinen Philosophen-Königen sogar
ausdrücklich: „Also kommt es in der Tat, wenn über-
haupt jemandem, den Herrschern des Staates zu, Lügen
zu verbreiten und die Feinde sowie die eigenen Bürger
zum Besten des Staates zu täuschen; und kein anderer
darf dieses Vorrecht anrühren.“
Genau diese Worte Platons hätte sich „Big Brother“,
der Herrscher in George Orwells bitterer Utopie
„1984“, als Motto erwählen können. Seine Macht über
die Wahrheit ging sogar so weit, dass es alte Zeitungen
regelmäßig umschreiben und neu drucken ließ – und
mit einem „Neusprech“-Wörterbuch die Sprache so
weit in Ketten legen wollte, dass er gar nicht mehr
möglich sein würde, unbotmäßige Gedanken überhaupt
zu formulieren.
In Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ von 1932 wird
das gleiche Ziel nicht linguistisch, sondern züchterisch
erreicht: Schon die Embryos werden durch gezielte Do-
sierung der Nährstoffversorgung in die für sie vorgese-
Was Detlev Gürtler hier versucht, ist demnach als Vorhersage zu bezeich-nen.
102
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
hene Menschenklasse eingeteilt. Die unteren Klassen,
die Deltas und Epsilons, sind deshalb von vornherein
so stumpfsinnig, dass sie sich mit dem Denken gar
nicht erst belasten müssen und klaglos die stupidesten
Arbeiten verrichten.
Edward Bellamys 1886 veröffentlichtes Buch „Im Jahre
2000. Ein Rückblick auf das Jahr 1887“ ist sicher-
lich nicht die berühmteste aller Utopien. Aber es ist
diejenige, die sich die größte Mühe gegeben hat, ein
Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zu ersinnen, das
ohne Diktatur auskommt, auf Freiwilligkeit basiert,
und dabei trotzdem nicht auf finanzielle Anreize setzt.
Bellamys Schlüssel hierfür ist die Erziehung: In Schule
und Ausbildung wird intensiv darauf geachtet, dass die
Jugendlichen sich für die Berufslaufbahn entscheiden,
die ihnen am meisten liegt – und gleichzeitig auch Spaß
macht. Wenn am Ende so jeder das Richtige arbeitet,
wird sich keiner mehr daran stören, dass er dafür kei-
nen besonderen, sondern einen Einheitslohn bekommt;
dass also das erwirtschaftete Sozialprodukt zu gleichen
Teilen unter den Bürgern verteilt wird.
Diese Verteilung läuft wie eine Mischung aus Ein-
kaufsbummel und Onlineshopping: Man sucht sich im
staatlichen Warenhaus etwas heraus, und bevor man
nach Hause kommt, ist es schon geliefert. Die Preise
Da auch Krankheitsbilder wie Schizophrenie und aggressive Verhaltensstörun-gen mit Änderungen in der gleichen Region des Gehirns einhergehen, verspricht die weitere Erforschung spannend zu werden.
103
entsprechen den jeweiligen Kosten für die Produktion
des jeweiligen Produkts – es müssen ja keine Gewinne
gemacht werden, weil alle Industrieunternehmen dem
Volk gehören. Bezahlt wird nicht mit Geld, sondern
mit einer Kreditkarte, auf der der individuelle Anteil
am Volkseinkommen verzeichnet ist. Jeder Einkauf ver-
ringert den Kredit – aber weil ja alle Bürger vernünftig
sind, lebt eben keiner über seine Verhältnisse.
So sehr wir es uns wünschen könnten, dass unsere
Erziehungssysteme tatsächlich darauf abzielen, jeden
Jugendlichen zu dem Beruf hinzuführen, der am
besten zu ihm passt, so wenig wünschenswert wäre der
Versuch, alle Preise automatisch aus den Herstellungs-
kosten errechnen zu lassen. In einem solchen System
hätten Veränderungen jeglicher Art nämlich keinen
Platz: Alle Preise, alle Mengenverhältnisse müssten
vorab bekannt sein, Fortschritt ausgeschlossen.
Zudem würde ein solches System nur funktionieren,
wenn alle daran Beteiligten nicht eigen- sondern ge-
meinnützig handeln. Der Eigennutz würde es nämlich
für jeden Einzelnen lohnenswert machen, möglichst
wenig zu arbeiten: Die Gesamtmenge der zu verteilen-
den Güter in einer Volkswirtschaft verringert sich nur
ganz wenig, wenn ein Einziger sich auf die faule Haut
legt, weshalb dieser Einzige fast genau die gleiche Men-
Also Aussagen über Ereig-nisse oder Zustände in der Zukunft.
Sie können auf unterschied-lichem Wege gewonnen werden:
104
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
ge an Gütern bekommt, ob er arbeitet oder nicht.
Die Summe aus vielen Einzelnen, die so ihren eigenen
Nutzen maximieren, ergibt eine Volkswirtschaft,
die keinem nutzt: in der, wenn überhaupt, dann unpro-
duktiv gearbeitet wird, in der jeder Ansprüche hat, aber
keiner einen Ansporn – also ziemlich genau die Situati-
on, die in den kommunistischen Staaten Osteuropas bis
1989 herrschte und deren ökonomischen Zusammen-
bruch mit verursachte.
Natürlich wird sich eine solch verheerende Situation
dann nicht einstellen, wenn, so wie in Bellamys Utopie,
alle Bürger Spaß an ihrer Arbeit haben, und gar nicht
genug davon bekommen können. Aber ein Zustand, in
dem alle Menschen gerne arbeiten, ist etwa ebenso
weit entfernt, und damit ebenso unwahrscheinlich, wie
ein Zustand, in dem kein Geld mehr gebraucht wird.
Muss man vielleicht einfach nur weit genug in die
Zukunft reisen, um ans Ende des Geldes, und damit
der Knappheit zu gelangen? Die TV-Serie Star Trek
nährt diese Hoffnung. Sie spielt im 24. Jahrhundert,
und Jean-Luc Picard, Kapitän des Raumschiffs USS
Enterprise, erklärt uns, dass es dort kein Geld mehr
gibt. Und das Ganze gilt nicht nur im Star-Trek-Univer-
sum der Next Generation, sondern bereits in der ersten
Staffel der Serie, noch unter dem Kommando des
Als Prognose durch wissen-schaftliche Methoden oder Argumente begründet.
105
legendären Captain James T. Kirk, der mit seiner Crew
in der Mitte des 23. Jahrhunderts herumschippert. Wie
wenig die Enterprise-Besatzung mit Geld und dessen
Bedeutung anfangen kann, wird in der Episode „Zurück
in die Gegenwart“ deutlich, in der die Mannschaft aus
dem 23. Jahrhundert in das Los Angeles unserer Zeit zu-
rückkehrt, und hilf- und fassungslos mit Dollarscheinen
konfrontiert wird.
Die Star-Trek-Serie kommt, jedenfalls innerhalb ihrer
Förderation Vereinter Planeten, einem umfassenden
Zusammenschluss von mehr als 100 Sternensystemen
unter Führung der Erde, ohne jedes Geld aus.
Erreicht hat sie dies (immer den Drehbüchern folgend)
vor allem durch den Replikator. Dabei handelt es sich
um eine Maschine, die etwa so arbeitet wie die gute Fee
im Märchen: Sobald man sich etwas wünscht, stellt sie
es her und dem Auftraggeber zur Verfügung. Wissen
jeder Art wird ebenfalls aufwands- und damit kostenlos
durch Computer geliefert.
Das mit dem Wissen hat sich in den vier Jahrzehnten,
die seit dem Start des Raumschiffs Enterprise vergangen
sind, bereits realisiert: Mit Internet, Google
und Wikipedia ist praktisch jede gewünschte Infor-
mation praktisch kostenlos zu bekommen. An der
Wunschreplikator hingegen müssen wir wohl noch
Als Prophezeiung, auf Glau-ben und göttlicher Berufung im engeren religiösen Sinn basierend.
106
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte weiter arbeiten.
Prinzipiell konstruierbar sollten solche Maschinen
allerdings auch jenseits von Science-Fiction-Fernseh-
sendungen sein. Davon ist zumindest der wohl genialste
und treffsicherste Futurologe des 20. Jahrhunderts
überzeugt – Stanislaw Lem. In seinem Buch „Summa
Technologiae“ von 1964 umreißt der polnische Schrift-
steller grob des Konstruktionsprinzip: „„Wir haben“,
erklären wir dem Ingenieur, „das Schema eines
Apparats gesehen, der aus acht Billionen Elementen
besteht. Dieser Apparat vermag so viele Funktionen
auszuüben, dass ein Leben nicht ausreicht, sie alle
aufzuzählen. Und trotzdem nimmt das ganze Schema
nicht mehr als acht Tausendstel Kubikmillimeter
ein.“ Der Ingenieur erwidert, das sei unmöglich. Er irrt
sich, denn ich sprach von der Spitze einer menschli-
chen Samenzelle.“
Wenn, so Lem, es der Natur in fünf Milliarden Jahren
Evolution möglich gewesen ist, einen so komplexen
Bauplan wie den des Menschen in eine einzige Sa-
menzelle einzuarbeiten, müsste es irgendwann einmal
auch dem Menschen gelingen können, Fabriken durch
Samenzellen zu ersetzen: „Man kann sich eine Arbeits-
Samenzelle vorstellen, die außer der Information,
wie das Objekt aussehen soll und wie sie dabei vorzuge-
Als unwissenschaftliche, para- oder pseudowissen-schaftliche Vorhersage eines Wahrsagers oder Hellsehers.
Oder, wenn es sich um Vorgänge in der Gesellschaft handelt, durch Beobachtung von Trends.
107
hen hat, zusätzlich die Information besitzt, wie sie Ma-
terialien aus der Umgebung zu dem benötigten Baustoff
verarbeiten kann. In den Sand gepflanzt, würde eine
solche „Samenzelle“ bei entsprechendem Programm
alles produzieren, was sich aus Siliziumdioxid herstellen
lässt.“
Theoretisch müsste es demnach sogar möglich sein,
eine „Samenzelle“ dazu zu programmieren, dass sie
sich aus einer „Nährlösung“ mit den benötigten Ele-
menten und Molekülen all das zusammensucht, was
sie zur Konstruktion eines Küchenmixers oder eines
Rolls-Royce benötigt. Mit solchen Maschinen wären
wir dann in der Tat nicht mehr weit von dem Repli-
kator entfernt, der bei Star Trek das Geld überflüssig
gemacht haben soll.
Aber könnte man wirklich das Geld abschaffen, wenn
dank wundersamer Entwicklung der Technik alle mate-
riellen Güter in praktisch unbegrenzter Menge zur Ver-
fügung stehen? Ganz so einfach lässt sich das Paradies
denn doch nicht konstruieren. Eine bestimmte Gruppe
von Gütern ist schließlich auch mit dem ausgefeiltesten
Replikator nicht herzustellen: die immateriellen Güter.
Hierzu gehören alle bezahlten Dienstleistungen vom
Haarschnitt bis zum Coaching, sowie alle weiteren
Zwischenmenschlichkeiten, von der Mutterliebe bis
Fernab also von den Prophe-zeiungen des Nostradamus.
108
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
zum Fußball-Fanclub.
Einige von diesen Leistungen gehören nach herkömmli-
chem Verständnis grundsätzlich nicht in diese finanziel-
le Sphäre: Liebe zum Beispiel. Aber Zyniker und einige
Ökonomen sehen sogar das anders. Zyniker wie der
amerikanische Liedermacher Randy Newman in seinem
Song „It’s Money That I Love“: „They say that money /
Can‘t buy love in this world / But it’ll get you
a half-pound of cocaine / And a sixteen-year old girl /
And a great big long limousine / On a hot September
night / Now that may not be love / But it is all right.“
Und Ökonomen wie der US-Nobelpreisträger Gary
Becker, der uns erklärt, dass Liebe eine Veranstaltung
zur Senkung der individuellen Transaktionskosten ist –
wer liebesmäßig versorgt ist, braucht schließlich nichts
mehr in Aufbrezelung und Partnersuche zu investieren.
Und Kinder sind in Beckers Ökonomie der Liebe erst
einmal langlebige Konsumgüter wie ein Auto oder eine
Tiefkühltruhe, können sich aber auch als Investiti-
onsgüter entpuppen, wenn sie unsere Altersvorsorge
übernehmen.
Aber ob wir jetzt alle oder nur einige Zwischenmensch-
lichkeiten der bezahlbaren Sphäre zurechnen, macht
für die Frage nach der Abschaffung des Geldes keinen
Unterschied. Dienstleistungen lassen sich weder im La-
Der französische Apotheker (und angebliche Arzt) steht für seine Anhänger noch heute für Weissagungen im großen Stil.
Für Kritiker ist und bleibt er kontrovers.
109
bor züchten noch in der Maschine replizieren. Und da
jede Dienstleistung vom Leistenden Zeit beansprucht,
und dessen Zeit begrenzt ist, scheint hierfür weiterhin
und dauerhaft eine finanzielle Gegenleistung benötigt
zu werden – zumindest solange die Menschheit nicht
zu hundert Prozent aus altruistischen Menschenfreun-
den besteht.
In der Föderation Vereinter Planeten des 24. Jahrhun-
derts ist dieses Ziel offenbar erreicht. „Wir arbeiten,
um uns selbst zu verbessern und den Rest der Mensch-
heit“, sagt Enterprise-Kapitän Picard. Wie allerdings
dieser beneidenswerte Zustand erreicht wurde, verrät
uns Picard leider nicht.
Da ist wiederum Stanislaw Lem realistischer, der in
dem Buch „Der Futurologische Kongress“ seinen Hel-
den Ijon Tichy in der Welt des Jahres 2098 erwachen
lässt. Er sieht dort eine Menschheit in ihrer höchsten
Blüte. Technik, Sozialwesen, Medizin – alles ist vom
Feinsten, alle Menschen leben in Luxus und reinster
Glückseligkeit. Scheinbar. Bis Tichy in das Geheimnis
hinter diesem paradiesischen Zustand eingeweiht
wird: Die Menschheit wird mit Hilfe von Maskonen,
chemischen Wohlfühlkeulen, verblendet, um ihr Elend
nicht zu bemerken. Denn in Wahrheit ist die Welt gna-
denlos überbevölkert, verdreckt, wirtschaftlich, sozial
Typische Merkmale seiner Prophezeiungen sind das Fehlen von Zeitangaben und Namen sowie die sehr metaphorische Sprache.So blieben seine Prophe-zeiungen bis in unsere Zeit rätselhaft und lassen immer neue Deutungen zu.
110
Das Geld von morgen. Und übermorgen Detlef Gürtler
und technisch ruiniert und ökologisch kollabiert. Das
alles ist dank der chemischen Benebelung nicht sicht-
bar: Die Herrscher dieser Welt haben der Menschheit,
wenn sie schon untergehen muss, diesen „schönen“
Untergang ersonnen.
So bitter diese Utopie ist, sie dürfte treffen. So wie wir
für die materielle Welt eine Wunscherfüllungsmaschine
brauchen, um ohne Geld auszukommen, so bräuchten
wir hierfür in der immateriellen Welt Psychodrogen,
die uns das Gefühl geben, geliebt, bedient, versorgt zu
werden – auch wenn es gar nicht so ist.
Nach diesem mal bitteren, mal süßen Ausflug in die
Gedankengänge der Utopisten können wir also
eine Welt ohne Geld als zumindest theoretisch ver-
wirklichbar bezeichnen. Wo sie es kann, erfüllt eine
solche Welt unsere Wünsche; wo nicht, gaukelt sie
es uns vor. Aus heutiger Sicht scheint uns eine solche
Welt allerdings nicht besonders lebenswert zu sein.
Aber darauf kommt es wahrscheinlich auch nicht an.
Allein schon die technische Realisierbarkeit einer
solchen Welt ist noch so weit in der Zukunft angesie-
delt, dass niemand der derzeit lebenden Menschen
mit der Frage konfrontiert werden wird, ob er diese
Welt ohne Geld haben möchte.
Fest steht, dass sämtliche Deutungen des Nostradamus im Nachhinein erfolgten.
Und ausnahmslos kein Ereignis im Vorhinein vorausgesagt wurde.
Halten Sie sich also lieber an Detlef Gürtler.
Und die Spezialisten der Capital Bank.
111
112
Sehr geehrte Geschäftspartner, geschätzte Freunde der
Capital Bank Gruppe!
Schon wieder ein Vorwort. Und dann ist es auch noch
länger als vergangenes Jahr. Trotzdem zahlt es sich
aus, es zu lesen. Der Grund dafür in einem Satz: 2005
hat sich viel getan, denn 2005 war ein sehr erfolgreiches
Jahr.
Im Mittelpunkt standen unter anderem unsere
Investment Banking Abteilungen. Speziell das Geschäft
mit den institutionellen Kunden, die unser Know-how
bei strukturierten Kapitalmarktprodukten und High-
Yield-Bonds schätzen, trug hier seinen Teil zum guten
Ergebnis bei.
Ein Wort zum Organisatorischen:
Die Corporate Finance Tätigkeiten der Capital Bank
wurden in das Merchant Banking integriert, neben dem
Beratungsgeschäft werden hier auch alle Kapitalmarkt-
transaktionen umgesetzt. 2005 stand dabei ganz im
Zeichen von Süd- und Osteuropa. Wenig überraschend
schätzen auch dort führende Unternehmen unser En-
gagement, unsere Kreativität und Professionalität bei
Finanzierungsfragen. Was uns naturgemäß freut. Gute
Nachrichten gibt es ebenfalls von der Wiener Börse.
Die Capital Bank hat die Position als einer der aktivsten
Händler ausgebaut und ist derzeit Market Maker für
Vorwort des Vorstandes Capital Bank 2005
113
elf Titel. Erfolgreich durchgeführte Börsengänge und
Kapitalerhöhungen runden ein spannend verlaufenes
Aktienjahr 2005 ab. Aktienresearch und Sales-Team
arbeiteten wie gehabt perfekt zusammen, das Ergebnis
waren immer wieder neue, erfolg- und ertragreiche
Investmentideen.
Bevor es zu theoretisch wird, zur Auflockerung ein
paar Zahlen: Die „Assets under Management“ wurden
um 30% auf 4,5 Mrd.€ gesteigert. Mit ein Ergebnis der
Performance unserer Tochter Security KAG, die zur
besten kleinen KAG von Morningstar in der Kategorie
Rentenfondsperformance ausgezeichnet wurde.
Tschechien, die Slowakei, die Ukraine – und Kitzbühel.
Klingt wie eine ungewöhnliche Kombination, passt aber
zum Haus. Während in den erstgenannten Ländern
innerhalb eines starken Netzwerks der Private Banking
Bereich forciert wurde, entstand mit der Eröffnung unse-
rer Dependance in Kitzbühel bereits der vierte Standort
in Österreich. Es geht also voran, national wie interna-
tional. Das Plattformgeschäft wurde ebenfalls deutlich
auf mittlerweile über 40.000 Kunden ausgeweitet. Die
in dieser Art österreichweit einzigartige Fondsplattform
betreut mittlerweile viele große Finanzdienstleister.
114
Capital Bank 2005
Eine Neuerung, mit der wir unser Commitment zur
Entwicklung des österreichischen Kapitalmarktes bestä-
tigen, ist das Forum Capital. Zwei bis drei Mal pro Jahr
treffen sich Investoren und Unternehmer in exklusiver,
kleiner Runde, um sich in einem informellen Rahmen
auszutauschen. Das werden sie auch 2006 tun – wir sind
gespannt auf die Ergebnisse.
Bei so viel Dynamik war klar, dass wir unsere Infra-
struktur erweitern mussten. Mit dem Umzug von der
Kolingasse in Wien ins neu adaptierte Palais Esterhazy
wurde die Basis für eine weitere Expansion geschaffen.
Auch wenn es unsere Aufgabe ist, Geld für unsere
Kunden und unseren Eigentümer zu verdienen, wollen
wir im Rahmen unserer Corporate Social Responsibility
gerade die Menschen nicht aus den Augen verlieren,
die abseits der Geschäftswelt Unterstützung benötigen.
Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei für ihre
Unterstützung bei den zahlreichen Charities ebenso
gedankt wie unseren Partnern.
Zu guter Letzt: Bei aller Ernsthaftigkeit gehört
„all work, no play“ nicht zu den bevorzugten Triebfedern
unserer Unternehmenskultur. Es gibt einiges zu feiern:
Bei der Privat Banking Survey 2006 von Euromoney
wurde die Capital Bank gleich bei der ersten Teilnahme
unter die Top-5-Privatbanken innerhalb Österreichs
Vorwort des Vorstandes
115
gereiht. Dieser weltweite Wettbewerb verschafft einen
objektiven Überblick über den Private Banking Markt
einzelner Länder. Und beim ARC Award, dem maßgeb-
lichsten internationalen Wettbewerb für Geschäftsbe-
richte in New York, wurde unser Geschäftsbericht mit
Gold und Bronze ausgezeichnet.
Die größte Auszeichnung für uns aber ist die Zufrieden-
heit, die Treue und das Vertrauen unserer Kunden, denen
wir uns auch im nächsten Jahr zu 100% verpflichtet
fühlen.
Bilanzsumme Forderungen an Kunden Verbindlichkeiten gegenüber Kunden Betriebsergebnis EGT Eigenmittel in % der Bemessungsgrund-lage gemäß § 22 Abs. 2 BWGKundendepotvolumenexcl. Security KAG Mitarbeiter (ohne Tochtergesellschaften)
31.12.2002TSD. EUR
173.22467.94265.658
7.9692.522
47,3%
1.545.278
86
31.12.2003TSD. EUR
221.49359.92299.03124.58413.904
56,0%
1.782.958
84
31.12.2004TSD. EUR
225.97569.75072.79826.66614.830
47,5%
2.238.136
111
31.12.2005TSD. EUR
389.05466.778
111.02925.85815.961
30,9%
3.074.756
110
Entwicklung und Kennzahlen
Christian Jauk, MBA Vorsitzender des Vorstandes
Mag. Constantin Veyder-MalbergMitglied des Vorstandes
116
Capital Bank 2005
Organe
Organe
117
Vorstand
Christian Jauk, MBAVorsitzender des Vorstandes
Mag. Constantin Veyder-MalbergMitglied des Vorstandes
Aufsichtsrat
Mag. Dr. Othmar EdererGeneraldirektor der Grazer Wechselseitigen VersicherungVorsitzender des Aufsichtsrates
Dr. Siegfried GriggGeneraldirektor-Stellvertreter der Grazer Wechselseitigen Versi-cherung, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates
DDIng. Mag. Dr. Günther PuchtlerMitglied des Vorstandes der Grazer Wechselseitigen VersicherungMitglied des Aufsichtsrates
Dr. Dolf StockhausenIndustrieller, Mitglied des Aufsichtsrates
Vom Betriebsrat entsandte Mitglieder
Rudolf LaudonChristina Wolf
Vertreter der Aufsichtsbehörde
Oberrätin Mag. Andrea MörtlStaatskommissär
Mag. Peter MaerschalkStaatskommissär-Stellvertreter
118
Capital Bank 2005
Lagebericht 2005
Mit 31.12.2005 hat die Capital Bank das dritte Rekord-
jahr in Folge abgeschlossen. Erfreulicherweise konnte
der Anteil der laufenden Erträge am Gesamterfolg stark
gesteigert werden. Damit reduzierte sich die Abhän-
gigkeit von Einmalerträgen in den Investmentbanking-
sparten. Durch die kontinuierliche Expansion, sowohl
im Private- als auch im Investmentbanking, international
wie national, wird eine breite Basis geschaffen, welche zu
größerem Ertragspotential bei gleichzeitig geringerem
Risiko führt.
Lagebericht 2005
119
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Die weltwirt-
schaftlichen Rahmenbedingungen der Finanzmärkte
im Jahr 2005 waren durchwegs positiv. Auf den Aktien-
märkten begünstigte uns wie schon im Jahr 2004 die
außergewöhnlich gute Entwicklung des österreichischen
Marktes. Dies begründet sich vor allem mit der her-
vorragenden Stellung der führenden österreichischen
Unternehmen in den CEE-Staaten. Dieses Jahr lieferten
auch die internationalen Aktienmärkte eine durchwegs
erfolgreiche Performance. Vor allem die osteuropäischen
Märkte können auf ein sehr erfreuliches Jahr zurückbli-
cken. Von den großen Kapitalmärkten schlossen einzig
die US-Indizes das Jahr unverändert bzw. sogar leicht im
Minus ab. Auf der Fixed-Income-Seite lässt sich feststel-
len, dass das Zinsniveau in Europa weiterhin sehr tief ist,
wobei erste Zinsanhebungen durch die EZB bereits eine
Zinswende eingeläutet haben. Das Weltwirtschaftsklima
hat sich 2005 generell deutlich aufgehellt, auch wenn mit
einem Ölpreis, der sich die meiste Zeit deutlich über
60 $/Barrel aufgehalten hat, nicht gerade perfekte Vor-
aussetzungen gegeben waren.
120
Capital Bank 2005
Das Jahr 2005 war nach 2004 neuerlich von stark anstei-
genden Rohstoffpreisen geprägt. Der daraus entstehende
Druck auf die Notenbanken, diesen inflationären Ent-
wicklungen mittels Zinsanhebungen entgegenzuwirken,
könnte 2006 einer der kritischen Punkte für den gerade
angesprungenen Wirtschaftsmotor werden.
Lagebericht 2005
121
Bilanz Die Bilanzsumme wuchs insbesondere aufgrund
der vielen eigenen Emissionen um 72,2% von 226,0 Mio.
EUR auf 389,1 Mio. EUR an. Im Vergleich zu anderen
Banken liegt die Bilanzsumme nach wie vor auf niedrigem
Niveau und spiegelt die Fokussierung auf das Provisions-
geschäft wider. Auf der Aktivseite stiegen die Forderun-
gen an Kreditinstitute um 172,5% auf 104,7 Mio. EUR,
während die Forderungen an Kunden um 4,3% auf 66,8
Mio. EUR gesunken sind. Auf der Passivseite kam es zu
einer Erhöhung der Verbindlichkeiten sowohl gegenüber
Kunden (+52,5% auf 111,0 Mio. EUR) als auch gegenüber
Kreditinstituten (+590,1% auf 52,9 Mio. EUR).
Die anrechenbaren Eigenmittel der Bank betrugen zum
Jahresende rund 80,0 Mio. EUR und stiegen um weitere
19,3% an. Die Eigenmittelquote gemäß BWG sank per
Jahresende auf 30,9%, bedingt durch den Anstieg der
Bemessungsgrundlage. Im Vergleich mit anderen öster-
reichischen Banken liegt die Eigenmittelquote der Bank
aber immer noch im Spitzenfeld. Der Eigenmittelüber-
schuss beträgt rund 59,0 Mio. EUR bzw. 281,3%.
122
Capital Bank 2005
Kundendepotvolumen Das Wachstum des Wertpapier-
depotvolumens der Bank mit rund 40% von 2,2 Mrd.
EUR auf 3,1 Mrd. EUR zeigt, dass der Trend der vorange-
gangenen Jahre weiter fortgesetzt werden konnte. Neben
den erfolgreichen Private-Banking-Aktivitäten wird das
vor allem auch durch die österreichweit einzigartige
Fondsplattform begründet, welche von den Finanz-
dienstleistungsunternehmen hervorragend angenommen
wird. Gemeinsam mit der 100%-Tochter Security KAG
steigt das gesamte Kundendepotvolumen um über 33%
von 3,3 Mrd. EUR auf 4,4 Mrd. EUR.
Lagebericht 2005
123
GuV Im erträgsmäßig dominanten Investment
Banking konnte die erfreuliche Entwicklung der letzten
Jahre prolongiert werden. Dies führte, gemeinsam mit
den immer erfolgreicher werdenden Private-Banking-
Aktivitäten, zu einem neuen Rekord bei den Betriebser-
trägen (+7,3% auf 46,1 Mio.€). Die Dienstleistungser-
träge, ausgedrückt durch das Nettoprovisionsergebnis,
erreichten 35,4 Mio. EUR und steigerten sich um 2,8
Mio. EUR bzw. 8,5%. Die Nettozinserträge stiegen um
erfreuliche 10,5% auf 4,9 Mio. EUR, spielen aber im
Vergleich zu den Provisionserträgen nach wie vor eine
eher untergeordnete Rolle. Die Ertragsstruktur spiegelt
die Geschäftspolitik des provisionsorientierten Geschäf-
tes wider.
Die Betriebsaufwendungen stiegen um 24,2% auf 20,2
Mio. EUR. Hauptverantwortlich dafür sind die Personal-
kosten, die durch das leistungsorientierte Entlohnungs-
system, stark gestiegen sind. Durch das hervorragende
Ergebnis und den damit verbundenen Bonifikationen für
die Mitarbeiter stieg der Personalaufwand von 11,2 Mio.
EUR im Jahr 2004 auf 13,2 Mio. EUR im Jahr 2005. Der
Sachaufwand betrug 2005 5,5 Mio. EUR und stieg damit
um 25%.
Wie bereits im Jahr 2003 und 2004 wurde auch heuer
das sehr gute Betriebsergebnis dazu genutzt ausreichen-
124
Capital Bank 2005
de Risikovorsorgen vorzunehmen. Summiert ergeben die
GuV-Positionen 11–14 einen Betrag von 9,9 Mio. EUR
nach 11,8 Mio. EUR im Jahr 2004. Vom Wahlrecht des §
57 Abs. 1 BWG wurde im Jahr 2005 wie schon im Vorjahr
großzügig Gebrauch gemacht.
Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg
von 14,8 Mio. EUR auf 16,0 Mio. EUR und somit um
7,6% an.
Die Eigenkapitalrentabilität beträgt auf Basis des Eigen-
kapitals exklusive Gewinn 23,23% und liegt somit – trotz
der hohen bilanziellen Überkapitalisierung – deutlich
über dem Branchenschnitt.
Lagebericht 2005
125
Vorgeschlagene Dividende Im Geschäftsjahr 2005
konnte ein Jahresüberschuss von 10,1 Mio. EUR erwirt-
schaftet werden. Nach erfolgter Dotation der Rücklagen
verbleibt ein Jahresgewinn von 5,0 Mio. EUR und ein
Bilanzgewinn von 7,9 Mio. EUR. Die Capital Bank wird
nach erfolgter Beschlussfassung in der Hauptversamm-
lung eine Dividende im Ausmaß von 3,75 Mio. EUR an
die CBH-Holding Österreich GmbH sowie 1,25 Mio.
EUR an die Grazer Wechselseitige Versicherung auszah-
len. Der Rest, 2,9 Mio. EUR, wird auf neue Rechnung
vorgetragen.
126
Capital Bank 2005
Ausblick Das neuerliche Rekordergebnis 2005 stellt eine
große Herausforderung für das Geschäftsjahr 2006 dar.
Wesentlich für die Fortsetzung dieser Erfolge sind auch
die Rahmenbedingungen, die sich aus der Entwicklung der
Finanzmärkte ergeben.
Im Investment Banking soll die weitere Forcierung der
Corporate-Finance-Aktivitäten in den CEE-Ländern im
Vordergrund stehen, wo bereits 2005 ansehnliche Erfolge
zu verzeichnen waren. Gleichzeitig soll der erfolgreiche
Aktienbereich ausgebaut und verstärkt werden. Wir wollen
die Position als einer der führenden Anbieter von kom-
plexen, strukturierten Finanzprodukten für institutionelle
Investoren halten.
Die vor kurzem neu eröffnete Repräsentanz in Kitzbühel
soll gemeinsam mit der Forcierung des Private Bankings
auf den internationalen Märkten zu einer Stärkung der
laufenden Erträge führen.
Im Geschäft mit den unabhängigen Finanzdienstleistern
soll mittels der Fondsplattform die ausgezeichnete Ent-
wicklung des vergangenen Jahres auch heuer fortgesetzt
werden. Damit könnte ein weiterer Schritt in Richtung
weniger Abhängigkeit von den nach wie vor dominie-
renden Einmalerträgen des Investment Banking getätigt
werden.
Lagebericht 2005
127
Die zunehmend umfangreicheren rechtlichen Rahmen-
bedingungen, Basel II und MiFiD, stellen für alle Banken
eine große Herausforderung dar. Mit entsprechenden
Investitionen in die Infrastruktur, speziell in die Infor-
mationstechnologie, werden entsprechende Maßnahmen
getroffen werden, um hier allen geforderten Standards
Rechnung zu tragen.
Wir werden auch im Jahr 2006 ausschließlich den Interes-
sen unserer Kunden verpflichtet sein.
128
Capital Bank 2005
Risikobericht Die Capital Bank – GRAWE Gruppe
AG ist eine auf das Wertpapiergeschäft spezialisierte
Bank, die aber auch andere mit diesem Bereich im
Zusammenhang stehende Geschäfte anbietet. Ziel ist
es, das Provisionsergebnis bei gegebenem Risikoniveau
zu maximieren und das Zinsergebnis durch risikoadjus-
tierte Margen zu optimieren und damit ein langfristiges
Wachstumspotential für das Unternehmen zu sichern.
Das wird durch den Grundsatz unterstrichen, dass bei
jedem Bankgeschäft ein dem Risikogehalt angemessener
Ertrag erwirtschaftet werden soll.
Lagebericht 2005
129
Um eine gewünschte Risiko/Rendite-Verteilung zu erhal-
ten, erfolgt eine Limitierung der einzelnen Geschäftsbe-
reiche mittels Risiko- und/oder Volumenvorgaben unter
Berücksichtigung der Risikotragfähigkeit des Unterneh-
mens.
Zur Begrenzung und Kontrolle der mit dem Geschäft
verbundenen Risiken ist in der Capital Bank – GRAWE
Gruppe AG ein funktionsfähiges Risikomanagement und
Risikocontrolling eingerichtet. Ergänzend dazu ist jeder
Mitarbeiter angehalten, Risikopotentiale zu erkennen
und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Die Methoden der Risikobewertung und -messung wer-
den gemäß dem jeweiligen Umfang, der Komplexität und
dem Risikogehalt der Geschäfte ausgestaltet und ein-
gesetzt. Es werden grundsätzlich nicht nur Risiken des
Handelsgeschäfts erfasst, sondern auch jene, die sich aus
einer Gesamtbankbetrachtung ergeben. Die Flexibilität
in der Methodenauswahl soll sinnvolle Weiterentwick-
lungen ermöglichen.
130
Capital Bank 2005
Risikomanagement In der Capital Bank –
GRAWE Gruppe AG ist ein zentrales Risikomanage-
ment eingerichtet, das für die Identifikation, Messung
und Überwachung der Risiken zuständig ist. Gemäß
den vom Vorstand festgelegten Leitlinien der Risikopo-
litik erfolgen sowohl die Risikosteuerung als auch die
qualifizierte und zeitnahe Überwachung der Risiken im
Zusammenspiel mit den einzelnen Unternehmensberei-
chen und der unabhängigen Risikofunktion.
Zur Steuerung der Risiken sind das Risk Management
Komitee (RIMCO) und das Investment Komitee (IC)
eingerichtet, denen jeweils der Vorstand, jeweils ein Ver-
treter des Risikomanagements, Kreditrisikomanagements
und der Innenrevision sowie weitere Entscheidungsträger
angehören.
Die umfassenden Regelungen zu den Risiken in der
Capital Bank – GRAWE Gruppe AG sind in einem Risi-
kohandbuch sowie in einem Kredithandbuch festgelegt
und dokumentiert.
Für die Überwachungs- und Steuerungsprozesse im
Risikomanagement werden zumindest folgende Risikoar-
ten unterschieden: Marktrisiko/Adressenausfallrisiko/
Liquiditätsrisiko/Operationales Risiko/Sonstige Risiken.
Lagebericht 2005
131
Marktrisiko, Adressenausfallrisiko (im Wertpapierbereich) und
Liquiditätsrisiko Für das Markt-, Adressenausfall- und
Liquiditätsrisiko werden innerhalb eines umfassenden
Limitsystems entsprechende Einzellimite vom Vorstand
festgelegt. Die Anpassung dieser Limite erfolgt regelmä-
ßig.
Die Capital Bank – GRAWE Gruppe AG führt gem.
BWG ein „großes Handelsbuch“ und berechnet die
Eigenmittelerfordernisse entsprechend den Grundsätzen
des §22b Abs. 1. Dabei wird der Standardansatz (Durati-
onsmethode) angewendet. Für 2005 betrug das Eigen-
mittelerfordernis der Handelsbücher im Durchschnitt
844.000 EUR (1,29 Mio. 2004).
Für die mit dem Wertpapiergeschäft in Zusammenhang
stehenden gegebenen Garantien werden das Manage-
ment und die Wertentwicklung vom Risikomanagement
überwacht und allenfalls notwendige risikobegrenzende
Schritte veranlasst. Zum Bilanzstichtag sind Garantien
mit einer Gesamtgarantiesumme von rund 166 Mio.
EUR ausstehend. Diesen Garantien stehen entsprechen-
de werthaltige Bilanz-, aber auch Kundenpositionen
gegenüber.
132
Capital Bank 2005
Derivative Finanzinstrumente Die derivativen Positi-
onen werden je nach zugrunde liegendem Finanzinstru-
ment in die Kategorien Zinssatzverträge, Wechselkurs-
verträge und wertpapierbezogene Verträge eingeteilt. In
allen Kategorien wird zwischen OTC (over-the-counter)
und börsegehandelten Produkten unterschieden.
Zum Bilanzstichtag sind ausschließlich OTC-Produkte
vorhanden. Der größere Teil des Derivatvolumens wird
im Interbankenhandel abgewickelt, der Anteil des Kun-
denhandels nimmt jedoch an Bedeutung zu.
Die derivativen Positionen dienen fast ausschließlich
der Absicherung von Grundgeschäften und nicht dem
Aufbau von spekulativen Positionen.
Für Risikomanagementzwecke erfolgt die Bewertung der
derivativen Verträge anhand von anerkannten Modellen
zu Tagespreisen bzw. zu aktuellen Marktpreisen.
Eine Aufstellung über die derivativen Finanzinstrumente
der Capital Bank – GRAWE Gruppe AG befindet sich
im Anhang zur Bilanz.
Lagebericht 2005
133
Operationales Risiko Für das operationale Risiko wur-
den 2005 besonders im Hinblick auf Basel II Vorarbeiten
geleistet, um mögliche Risiken genauer zu identifizieren
und zu quantifizieren. Für das Jahr 2006 ist die Imple-
mentierung einer Risikomanagementsoftware geplant.
134
Capital Bank 2005
Kreditrisiko Die Risikosteuerung im Kreditbereich
erfolgt in der Capital Bank - GRAWE Gruppe AG nach
in den „Richtlinien für das Kreditgeschäft“ festgelegten
Grundsätzen. Diese Richtlinien wurden an die „deut-
schen Mindestanforderungen für das Kreditgeschäft“
angelehnt und genügen auch den Anforderungen der
Richtlinien der österreichischen FMA.
Zu den Grundsätzen des Kreditgeschäftes in der Capital
Bank - GRAWE Gruppe AG gehört eine klare Kredit-
politik. Kernpunkt dieser Politik ist es, Kredite in erster
Linie gegen Hereinnahme von Sicherheiten zu vergeben.
Als Sicherheit dienen im Wesentlichen Wertpapiere. Die
Belehnsätze für Wertpapiere sind nach verschiedenen
Kriterien differenziert. Der Beurteilung der wirtschaft-
lichen Situation des Kreditnehmers kommt nur dann
Bedeutung zu, wenn ausreichende Sicherheiten nicht
vorhanden sind. Die Capital Bank - GRAWE Gruppe
AG bedient sich diesbezüglich eines 10-stufigen Systems.
Die Überprüfung der Deckung erfolgt regelmäßig auch
von der vom Marktbereich unabhängigen Stelle „Kredit-
management“. Bei der organisatorischen Verankerung
des Kreditprozesses wurde überhaupt Wert auf die Tren-
nung der kundenbetreuenden Stelle und des Kreditrisi-
komanagements gelegt.
Lagebericht 2005
135
Revision Die Interne Revision überwacht als unab-
hängiger unternehmensinterner Bereich die Betriebs-
und Geschäftsabläufe, das Risikomanagement sowie das
Interne Kontrollsystem. Bei der Berichterstattung und
bei der objektiven Bewertung der Prüfungsergebnisse
agiert die Interne Revision weisungsungebunden. Die
Interne Revision berichtete 2005 vierteljährlich den
Aufsichtsratsmitgliedern.
Christian Jauk, MBA Vorsitzender des Vorstandes
Mag. Constantin Veyder-MalbergMitglied des Vorstandes
136
Capital Bank 2005
02. BILANZSUMME IN MIO. EUR
01. EGT IN TSD. EUR
2001 :2002 :2003 :2004 :2005 :
1.8482.552
13.90414.83015.961
2001 : 167,0552002 : 173,2242003 : 221,4932004 : 225,9752005 : 389,054
Lagebericht 2005
137
03. BETRIEBSERGEBNIS IN TSD. EUR
2001 :2002 :2003 :2004 :
2.8567.969
24.58426.666
2005 : 25.858
138
Capital Bank 2005
04. ASSETS UNDER MANAGEMENT (INKL. SECURITY KAG) IN MIO. EUR
2001 : 2.3002002 : 2.1002003 : 2.5502004 : 3.2852005 : 4.572
2001 : 14.6972002 : 21.3302003 : 39.1942004 : 42.9482005 : 46.086
05. BETRIEBSERTRÄGE IN TSD. EUR
Lagebericht 2005
139
06. NETTOZINSERTRAG IN TSD. EUR
2001 : 2.2302002 : 3.1372003 : 3.4212004 : 4.4622005 : 4.931
07. PERSONALAUFWAND IN TSD. EUR
2001 : 2002 : 2003 : 2004 : 2005 :
6.6628.7989.915
11.232 13.222
140
Capital Bank 2005
Bericht des Aufsichtsrates
Der Aufsichtsrat hat während des Geschäftsjahres 2005
die Entwicklung aufmerksam verfolgt und die Geschäfts-
führung des Vorstandes fortlaufend, entsprechend der
ihm nach Gesetz und Satzung zugewiesenen Aufgaben,
überwacht.
Der Aufsichtsrat hat dabei die Geschäftsführung
beratend begleitet. In den Aufsichtsratssitzungen, aber
auch durch schriftliche und mündliche Berichte, hat uns
der Vorstand laufend über den Geschäftsgang, die Lage
des Unternehmens und über wichtige Angelegenheiten
unterrichtet.
Im Jahr 2005 fanden 4 Aufsichtsratssitzungen und eine
ordentliche Hauptversammlung statt.
Jahresabschluss 2005 Buchführung und Jahresabschluss
2005 samt Lagebericht wurden von der KPMG Wirt-
schaftsprüfungs- u. Steuerberatungs GmbH geprüft.
Diese Prüfung hat keinen Anlass zu Beanstandungen
ergeben. Der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk
wurde erteilt.
Bericht des Aufsichtsrates
141
Nach dem abschließenden Ergebnis unserer eigenen Prü-
fung stimmen wir mit dem Ergebnis der Prüfung durch
den Abschlussprüfer überein und sehen keinen Anlass
zu Beanstandungen. Wir billigen den vom Vorstand
aufgestellten Jahresabschluss, der gemäß § 125 Abs. 2 des
Aktiengesetzes festgestellt ist.
Gewinnverwendung Das Geschäftsjahr 2005 hat einen
Jahresgewinn von EUR 5.001.297,60 und einen Bilanzge-
winn von EUR 7.873.623,01 erbracht. Die Verwendung des
Gewinnes wurde wie folgt beschlossen:
Ausschüttung EUR 5.000.000,00
Vortrag auf neue Rechnung EUR 2.873.623,01
Dank Im Namen aller Mitglieder des Aufsichtsrates
bedanke ich mich beim Vorstand, bei den leitenden
Angestellten und Arbeitnehmervertretern sowie bei allen
Mitarbeitern für die Leistungen im Geschäftsjahr 2005.
Graz, im März 2006
Mag. Dr. Othmar EdererVorsitzender des Aufsichtsrates
142
Capital Bank 2005
08. BILANZ DER CAPITAL BANK – GRAWE GRUPPE AG ZUM 31.12.2005
AKTIVA
01. Kassenbestand, Guthaben bei Zentralnotenbanken 02. Schuldtitel öffentlicher Stellen, die zur Refinanzie-
rung bei der Zentralnotenbank zugelassen sind03. Forderungen an Kreditinstitute a) täglich fällig b) sonstige Forderungen04. Forderungen an Kunden 05. Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 06. Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere 07. Beteiligungen darunter: an Kreditinstituten 08. Anteile an verbundenen Unternehmen darunter: an Kreditinstituten 09. Immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens10. Sachanlagen11. Sonstige Vermögensgegenstände12. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME DER AKTIVA
01. Auslandsaktiva
81.258.351,6623.465.148,19
8.575,38
10.900.925,13
31.12.2005EUR
4.566.290,90
6.635.740,84 104.723.499,85
66.778.125,53
22.748.924,92
152.568.497,73 9.318,42
11.984.365,30
52.952,221.285.448,03
16.849.162,16 851.960,62
389.054.286,52
117.576.788,67
31.12.2004TSD. EUR
3.025
1.60238.42736.663 1.764
69.750
23.343
66.655 9 9
11.011 10.901
33 1.9469.823
351
225.975
53.796
Bilanz
143
PASSIVA
01. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten a) täglich fällig b) mit vereinbarter Laufzeit od. Kündigungsfrist02. Verbindlichkeiten gegenüber Kunden a) Spareinlagen
aa) täglich fällig ab) mit vereinbarter Laufzeit od. Kündigungsfristb) sonstige Verbindlichkeiten ba) täglich fällig bb) mit vereinbarter Laufzeit od. Kündigungsfrist
03. Verbriefte Verbindlichkeiten andere verbriefte Verbindlichkeiten 04. Sonstige Verbindlichkeiten 05. Rechnungsabgrenzungsposten 06. Rückstellungen a) Rückstellungen für Abfertigungen b) Rückstellungen für Pensionen c) Steuerrückstellungen d) sonstige 07. Gezeichnetes Kapital 08. Kapitalrücklagen a) gebundene b) nicht gebundene 09. Gewinnrücklagen a) gesetzliche Rücklagen b) andere Rücklagen10. Haftrücklage gemäß § 23 Abs. 6 BWG11. Bilanzgewinn
SUMME DER PASSIVA 01. Eventualverbindlichkeiten Verbindlichkeiten aus Bürgschaften und Haftungen aus der Bestellung von Sicherheiten 02. Kreditrisken03. Anrechenbare Eigenmittel gemäß § 23 Abs. 14 BWG04. Erforderliche Eigenmittel gemäß § 22 Abs. 1 BWG darunter: erforderliche Eigenmittel gemäß § 22 Abs. 1 Z 1 und 4 BWG 05. Auslandspassiva
51.832.719,721.041.746,59
3.283.149,14 2.181.361,301.101.787,84
107.745.690,80100.175.037,59
7.570.653,21
76.963.367,25
890.358,66 760.137,00 212.751,56
29.611.026,46
35.082.987,224.832.674,43
1.504.504,45
16.034.197,23
2.656.282,55
20.587.793,76
31.12.2005EUR
52.874.466,31
111.028.839,94
76.963.367,25
35.065.262,4811.710,47
31.474.273,68
10.000.000,00 39.915.661,65
17.538.701,68
6.308.380,05 7.873.623,01
389.054.286,52
2.656.282,55
5.590.369,01
79.974.051,97 20.976.793,76
28.239.746,06
31.12.2004TSD. EUR
7.6626.729
93372.789 2.9562.261
69569.84268.054
1.788 23.93023.930 6.803
19 38.179
778 769
7.430 29.203 10.000 39.916 35.083
4.833 13.689
1.505 12.184
5.108 7.872
225.975
4.193
4.193 1.919
67.058 12.009
11.16125.528
144
Capital Bank 2005
09. GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DER CAPITAL BANK – GRAWE GRUPPE AG FÜR
DAS GESCHÄFTSJAHR 2005
01. Zinsen und ähnliche Erträge darunter: aus festverzinslichen Wertpapieren02. Zinsen und ähnliche Aufwendungen I. NETTOZINSERTRAG 03. Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen a) Erträge aus Aktien und nicht festverzinslichen
Wertpapieren b) Erträge aus Beteiligungen c) Erträge aus Anteilen an verbundenen
Unternehmen04. Provisionserträge05. Provisionsaufwendungen06. Erträge/Aufwendungen aus Finanzgeschäften07. Sonstige betriebliche Erträge
II. BETRIEBSERTRÄGE 08. Allgemeine Verwaltungsaufwendungen a) Personalaufwand aa) Löhne und Gehälter ab) Aufwand für gesetzlich vorgeschriebene
soziale Abgaben und vom Entgelt abhängige Abgaben und Pflichtbeiträge ac) sonstiger Sozialaufwand ad) Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung ae) Dotierung/Auflösung der Pensionsrückstellung af) Aufwendungen für Abfertigungen und Leistun- gen an betriebliche Mitarbeitervorsorgekassen
b) sonstige Verwaltungsaufwendungen (Sachaufwand)09. Wertberichtigungen auf die in den Aktivposten 9 und 10 enthaltenen Vermögensgegenstände10. Sonstige betriebliche Aufwendungen
III. BETRIEBSAUFWENDUNGEN
IV. BETRIEBSERGEBNIS Übertrag
31.12.2005EUR
6.723.572,97
-1.792.463,10
4.931.136,87
950.863,47
67.320.046,33-31.955.591,75
4.575.097,21264.879,17
46.086.431,30
-18.706.736,70
-1.492.166,98-29.213,92
-20.228.117,60
25.858.313,70
31.12.2004TSD. EUR
5.6951.971
-1.233
4.463
2.077
1.0071
1.07055.698-23.116
3.709117
42.948
-15.606-11.232-10.057
-1.067-94
-18315
153
-4.375
-649-27
-16.282
26.666
1.780.552,93
937.640,39723,08
12.500,00
-13.222.499,42-11.560.223,84
-1.172.477,88-148.728,85
-183.868,070,00
-157.200,78
-5.484.237,28
Gewinn- und Verlustrechnung
145
IV. BETRIEBSERGEBNIS Übertrag
11. Wertberichtigungen auf Forderungen und Zuführung zu Rück-stellungen für Eventualverbindlichkeiten und für Kreditrisken
12. Erträge aus der Auflösung von Wertberichtigungen auf Forde-rungen und aus Rückstellungen für Eventualverbindlichkeiten und für Kreditrisken
13. Wertberichtigungen auf Wertpapiere, die wie Finanzanlagen bewertet sind, sowie auf Anteile an verbundenen Unternehmen
14. Erträge aus der Veräußerung von Wertpapieren, die wie Fi-nanzanlagen bewertet sind, sowie auf Anteile an verbundenen Unternehmen
V. ERGEBNIS DER GEWÖHNLICHEN GESCHÄFTSTÄTIGKEIT 15. Steuern vom Einkommen 16. Sonstige Steuern, soweit nicht in Posten 18 auszuweisen VI. JAHRESÜBERSCHUSS
17. Rücklagenbewegung darunter: Dotierung der Haftrücklage
VII. JAHRESGEWINN
18. Gewinnvortrag
VIII. BILANZGEWINN
31.12.2005EUR
25.858.313,70
-12.402.916,54
2.106.749,69
-43.604,02
442.384,04
15.960.926,87
-5.870.084,03-39.545,24
10.051.297,60
-5.050.000,00
5.001.297,60
2.872.325,41
7.873.623,01
31.12.2004TSD. EUR
26.666
-14.250
1.977
-282
719
14.830
-7.472-41
7.317
-2.300130
5.017
2.855
7.872
1.200.000,00
146
Capital Bank 2005
11. ANLAGESPIEGEL DER CAPITAL BANK – GRAWE GRUPPE AG PER 31.12.2005
Schuldtitel öffentlicher StellenForderungen an Kunden (Wertpapiere)Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche WertpapiereAktien und andere nicht festverzinsliche WertpapiereBeteiligungenAnteile an verbundenen UnternehmenImmaterielle VermögensgegenständeSachanlagevermögen
GESAMTANLAGEVERMÖGEN
Stand am 01.01.2005
1.614.360,003.638.317,49
14.482.582,49
20.918.023,389.334,89
11.011.065,0889.989,18
4.691.387,32
56.455.059,83
Zugänge
526.025,000,00
0,00
9.156.050,000,00
973.300,2245.892,65
806.564,43
11.507.832,30
Abgänge
798.560,003.638.317,49
0,00
8.059.370,600,000,000,00
153.490,69
12.649.738,78
Anschaffungs- und Herstellungskosten in EUR
Anlagespiegel/Eigenmittelausstattung
147
10. EIGENMITTELAUSSTATTUNG
Erforderliche Eigenmittel gemäß § 22 Abs. 1 BWGBemessungsgrundlage gemäß § 22 BWGAnrechenbare Eigenmittel gemäß § 23 Abs. 14 BWGEigenmittelüberschussEigenmittel in % der Bemessungsgrundlage gemäß § 22 Abs. 2 BWG
31.12.2005EUR
20.976.794257.347.422
79.974.05258.997.258
30,9%
31.12.2004EUR
12.009.218139.515.227
67.058.22955.049.011
47,5%
Stand am 31.12.2005
1.341.825,000,00
14.482.582,49
22.014.702,789.334,89
11.984.365,30135.881,83
5.344.461,06
55.313.153,35
kumuliert
41.825,000,00
482.582,49
753.977,0316,47
0,0082.929,61
4.059.013,03
5.420.343,63
31.12.2005
1.300.000,000,00
14.000.000,00
21.260.725,759.318,42
11.984.365,3052.952,22
1.285.448,03
49.892.809,72
01.01.2005
1.598.560,003.638.317,49
14.000.000,00
17.324.609,389.318,42
11.011.065,0832.960,07
1.945.900,48
49.560.730,92
2005
26.025,000,00
0,00
0,000,000,00
25.900,501.467.016,48
1.518.941,98
Abschreibung Buchwert Buchwert Abschreibung
148
Capital Bank 2005
A
Auszug aus dem Anhang
149
150
Capital Bank 2005
AUSZUG AUS DEM ANHANG ZUM JAHRESABSCHLUSS PER
31.12.2005 A Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
Der Jahresabschluss 2005 wurde nach den Bestim-
mungen des Handelsgesetzbuches in der Fassung des
Rechnungslegungsgesetzes vom 28. Juni 1990 unter
Berücksichtigung der bankspezifischen Vorschriften
des Bankwesengesetzes aufgestellt.
Dem Vorsichtsprinzip wurde dadurch Rechnung getra-
gen, dass nur die am Abschlussstichtag verwirklichten
Gewinne ausgewiesen wurden, alle erkennbaren Risi-
ken und drohenden Verluste wurden berücksichtigt.
Die Fremdwährungsbeträge der Bilanz werden mit den
Devisen-Mittelkursen (Valuten mit dem Valuten-Mit-
telkurs) am Bilanzstichtag bewertet.
Termingeschäfte sind mit dem jeweiligen Termin-Kurs
angesetzt.
Die Wertpapiere werden zu den Anschaffungskosten
oder niedrigeren Marktkosten bzw. bei festverzinsli-
chen Wertpapieren dem niedrigeren Rückzahlungsbe-
trag bewertet (strenges Niederstwertprinzip), unabhän-
gig davon, ob sie dem Anlage- oder Umlaufvermögen
angehören. Die Differenz aus den Anschaffungskosten
und dem höheren Marktwert am Bilanzstichtag
bei den zum Börsehandel zugelassenen Wertpapieren,
die nicht die Eigenschaft von Finanzanlagen haben, be-
Auszug aus dem Anhang
151
trägt in Tausend EUR 1.052,5 (Vorjahr 168,2 in Tausend
EUR).
Das Kreditinstitut hat im Jahr 2000 die Grenzen für
ein kleines Wertpapierhandelsbuch im Sinne des § 22b
Abs 2 BWG überschritten und hat daher ab
2001 das Eigenmittelerfordernis für ein großes Wertpa-
pierhandelsbuch gemäß § 22b Abs 1 BWG berechnet.
Das Volumen der darin enthaltenen Wertpapiere und
sonstigen Finanzinstrumente beträgt EUR 22.791.606,11
(Vorjahr 10,8 Mio. EUR).
Allen im Kreditgeschäft erkennbaren Risiken wird
durch Bildung von angemessenen Einzelwertberichti-
gungen Rechnung getragen.
Vom Wahlrecht des § 57 Abs. 1 BWG wurde im Jah-
resabschluss 2005 ebenso wie im Vorjahr Gebrauch
gemacht.
Die Beteiligungen und Anteile an verbundenen Un-
ternehmen werden zu Anschaffungskosten bzw. bei dau-
erhafter Wertminderung gegebenenfalls mit
ihrem niedrigeren Wert am Bilanzstichtag bewertet.
Die Gebäude sowie die Betriebs- und Geschäftsausstat-
tung werden zu Anschaffungskosten, vermindert um die
planmäßige Abschreibung, bewertet.
Die planmäßige Abschreibung wird linear vorgenom-
men. Die geringwertigen Wirtschaftsgüter werden im
152
Capital Bank 2005
Jahr der Anschaffung zur Gänze abgeschrieben.
Die Abschreibungssätze betragen bei den unbewegli-
chen Anlagen 2,5% bis 10% p. a., bei den beweglichen
Anlagen 10% bis 33,3% p. a. Von den Zugängen in der
ersten Hälfte des Geschäftsjahres wird die volle Jahres-
abschreibung, von den Zugängen in der zweiten Hälfte
die halbe Jahresabschreibung verrechnet.
Die immateriellen Vermögensgegenstände des Anla-
gevermögens beinhalten ausschließlich angeschaffte
Software. Die Abschreibung erfolgt linear mit Ab-
schreibungssätzen von 25% bzw. 33,3% p.a.
Die verbrieften Verbindlichkeiten enthalten Positionen,
deren Rückzahlungsbetrag vom Kurswert definierter
Basisinvestments abhängt und daher mit dem aktuellen
Marktwert dieser Positionen bewertet werden. Diese
verbrieften Verbindlichkeiten stellen mit den in ver-
schiedenen Positionen ausgewiesenen Aktiva eine Be-
wertungseinheit dar. Die verbrieften Verbindlichkeiten
sind teilweise mit einer Kapitalgarantie ausgestattet.
Die Pensionsrückstellung betrifft nur noch Pensionis-
ten und wird nach anerkannten versicherungsmathema-
tischen Grundsätzen auf Basis eines Zinssatzes von 4%
unter Zugrundelegung der Richttafeln von Pagler-Pag-
ler (1999) berechnet.
Die Abfertigungsrückstellung wird finanzmathematisch
Auszug aus dem Anhang
153
unter Verwendung eines Zinssatzes von 4% für ein
Pensionsalter von 65 Jahren bei Männern und 60 Jahren
bei Frauen unter Berücksichtigung der Übergangsregeln
gem. Pensionsreform 2003 ermittelt.
Die übrigen Rückstellungen wurden in Höhe der vor-
aussichtlichen Inanspruchnahme gebildet; sie berück-
sichtigen alle erkennbaren Risiken und der Höhe nach
noch nicht feststehende Verbindlichkeiten.
Verbindlichkeiten sind mit dem Rückzahlungsbetrag
angesetzt.
154
Capital Bank 2005
B
Auszug aus dem Anhang
155
156
Capital Bank 2005
31.12.2005TSD. EUR
17.1675.787
0511
23.465
31.12.2004TSD. EUR
16689
1.43376
1.764
31.12.2005TSD. EUR
2.41121.21711.03517.852
52.515
31.12.2004TSD. EUR
9.67517.101
5.60123.361
55.738
Forderungen an Kreditinstitute
bis 3 Monatemehr als 3 Monate bis 1 Jahrmehr als 1 Jahr bis 5 Jahremehr als 5 Jahre
SUMME
Forderungen an Kunden
bis 3 Monatemehr als 3 Monate bis 1 Jahrmehr als 1 Jahr bis 5 Jahremehr als 5 Jahre
SUMME
AUSZUG AUS DEM ANHANG ZUM JAHRESABSCHLUSS PER
31.12.2005 B Erläuterungen zu Bilanzposten
B1. Forderungen an Kreditinstitute und Kunden
Gliederung der nicht täglich fälligen
Forderungen an Kreditinstitute und Kunden nach
Restlaufzeiten:
In den Forderungen an Kreditinstituten
sind Tsd. EUR 15.000 echte Pensionsgeschäfte
enthalten.
Auszug aus dem Anhang
157
B2. Schuldtitel öffentlicher Stellen
Bei den unter diesem Posten ausgewiesenen
Wertpapieren handelt es sich hinsichtlich eines Betrages
von EUR 1.300.000,00 um Anlagevermögen, hinsicht-
lich EUR 5.335.740,84 um sonstiges Umlaufvermögen.
Das Kriterium der Zugehörigkeit zum Anlagevermögen
ist die nachhaltige Erzielung von Erträgen bzw.
das Vorhandensein von Verfügungsbeschränkungen.
158
Capital Bank 2005
B3. Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche
Wertpapiere
Von den unter diesem Bilanzposten ausgewiesenen
Wertpapieren werden 2006 Nominale EUR 32.000 (im
Vj. 1.024 in Tsd. EUR) zur Tilgung fällig. Zum
Bilanzstichtag waren wie schon im Vorjahr keine Wert-
papiere im Rahmen echter Pensionsgeschäfte in Pension
gegeben. Das Kriterium der Zugehörigkeit zum
Anlagevermögen ist die nachhaltige Erzielung von
Erträgen bzw. das Vorhandensein von Verfügungsbe-
schränkungen.
Zum Börsenhandel
festverzinsliche WPhievon:
AnlagevermögenUmlaufvermögenHandelsbestand
nicht zugelassen EUR
0,00
0,000,000,00
GesamtEUR
22.748.924,92
14.000.000,003.415.790,925.333.134,00
zugelassen undbörsennotiert EUR
22.748.924,92
14.000.000,003.415.790,925.333.134,00
Auszug aus dem Anhang
159
B4. Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere
Von den Aktien und anderen nicht festverzinslichen
Wertpapieren stellen EUR 21.260.725,75 Anlagevermögen
dar, EUR 998.823,66 sind dem Handelsbestand und
EUR 130.308.948,32 dem sonstigen Umlaufvermögen
zugeordnet. Das Kriterium der Zugehörigkeit zum An-
lagevermögen ist die nachhaltige Erzielung von Erträgen
bzw. das Vorhandensein von Verfügungs-
beschränkungen.
Zum Bilanzstichtag war in dieser Position Treuhandver-
mögen mit einem Buchwert von EUR 8.287.795,73
enthalten. Auf den beiliegenden Anlagespiegel wird
verwiesen.
Zum Börsenhandel
AktienAndere nicht festverzinsliche Wertpapiere
SUMME
nicht zugelassen EUR
1.898.142,65
126.227.306,35
128.125.449,00
GesamtEUR
26.121.162,55
126.447.335,18
152.568.497.73
zugelassen undbörsennotiert EUR
24.223.019,90
220.028.83
24.443.048,73
160
Capital Bank 2005
B5. Beteiligungen
Die ausgewiesenen Beteiligungen sind nicht zum Börsen-
handel zugelassen.
B6. Anteile an verbundenen Unternehmen
Mit der Corporate Finance – GRAWE
Gruppe GmbH besteht eine Umsatzsteuerorganschaft.
Das Stammkapital der Corporate Finance – GRAWE
Gruppe GmbH wurde im Berichtsjahr erhöht.
Die ausgewiesenen Anteile an verbundenen
Unternehmen sind nicht zum Börsenhandel zugelassen.
B7. Sachanlagen
Zum Bilanzstichtag 31.12.2005 verfügt die Bank im Sach-
anlagevermögen weder über bebaute noch unbebaute
Gründstücke.
Auszug aus dem Anhang
161
B8. Sonstige Vermögensgegenstände
Darin sind insbesondere enthalten:
Sonstige Vermögensgegenstände
Verrechnungskonto FinanzamtZinsabgrenzungen WertpapiereForderungen gegenüber verb. UnternehmenDeckungswert aus LebensversicherungenVerrechnungssalden auf AbwicklungskontenForderungen aus SchadensfallGrundstücke
31.12.2005EUR
336.415,53148.346,47
791,14 4.411.763,613.655.181,991.040.092,502.466.000,00
31.12.2004TSD. EUR
212393
1.3854.1132.3501.040
0
162
Capital Bank 2005
B9. Als Sicherheit gestellte Vermögensgegenstände
Für folgende Geschäftsarten sind Wertpapiere und Bar-
kautionen als Sicherheit gestellt:
Kaution Wertpapiergeschäft
Festverzinsliche Wertpapiere und InvestmentzertifikateBarkautionen
SUMME
TSD. EUR
7.70850
7.758
Auszug aus dem Anhang
163
B10. Als Sicherheit gestellte Vermögensgegenstände
Gliederung der nicht täglich fälligen Verbindlichkeiten
gegenüber Kreditinstituten und Kunden nach
Restlaufzeiten:
Verbindlichkeiten gegenüber Kunden
bis 3 Monatemehr als 3 Monate bis 1 Jahrmehr als 1 Jahr bis 5 Jahremehr als 5 Jahre
SUMME
31.12.2005 TSD. EUR
5.178 928
1.2851.385
8.776
31.12.2004TSD. EUR
1.921562
00
2.483
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
bis 3 Monatemehr als 3 Monate bis 1 Jahrmehr als 1 Jahr bis 5 Jahremehr als 5 Jahre
SUMME
31.12.2005 TSD. EUR
1.042000
1.042
31.12.2004TSD. EUR
424508
00
932
164
Capital Bank 2005
Die restlichen Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinsti-
tuten und Kunden sind täglich fällig.
Die Berechnung der Restlaufzeiten der Spareinlagen
erfolgte auf Basis der durchschnittlichen Verweildauer.
Zum Bilanzstichtag waren in der Position
Verbindlichkeiten gegenüber Kunden Treuhandeinlagen
in Höhe von EUR 8.287.795,73 enthalten.
Zum 31. Dezember 2005 waren keine Mündelgeldspar-
einlagen vorhanden.
Auszug aus dem Anhang
165
B11. Sonstige Verbindlichkeiten
Unter diesem Posten sind Finanzamtverbindlichkeiten
in Höhe von Tsd. EUR 1.223 (Vorjahr Tsd. EUR 1.096),
Verbindlichkeiten aus Wertpapierverrechnung in Höhe
von Tsd. EUR 7.738 (Vorjahr Tsd. EUR 1.534) sowie
Verbindlichkeiten gegenüber dem Gruppenträger in
Höhe von Tsd. EUR 6.132 (Vorjahr 0) ausgewiesen.
B12. Aktienkapital
Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt
EUR 10.000.000,00 und ist in 1.376.030 Stückaktien
zerlegt.
166
Capital Bank 2005
B13. Ergänzende Angaben
Angabe der Aktiva und Passiva der Bilanz, die auf fremde
Währung lauten:
Im Vorjahr betrugen die Aktiva in fremder Währung
Tsd. EUR 38.196 die Passiva in fremder Währung
Tsd. EUR 14.443.
Zum Bilanzstichtag standen Devisenterminkäufe in der
Höhe von Tsd. EUR 6.834 (Vorjahr Tsd. EUR 4.525)
Devisenterminverkäufen in gleicher Höhe gegenüber.
Weiters bestanden zum 31. Dezember 2005 Verkaufs-
kontrakte aus Devisenswaps und Devisentermin-
geschäften über Tsd. EUR 32.683
(Vorjahr Tsd. EUR 23.552) zur Absicherung von Wäh-
rungsrisken sowie ein Absicherungsgeschäft in Höhe von
Tsd. EUR 29.722 für ein Kreditderivat.
Aktiva
Summe EUR 48.882.199,70
Passiva
Summe EUR 14.886.758,65
Auszug aus dem Anhang
167
Das derivative Geschäftsvolumen der Capital Bank
– GRAWE Gruppe AG stellt sich unter Verwendung von
Fair Values per 31.12.2005 wie folgt dar:
IN TSD. EUR
01. ZinssatzverträgeOTC-ProdukteZinstermingeschäfteZinsoptionenZinsswapsAndere vergleichbare Verträge
Börsengehandelte Produkte02. Wechselkursverträge
OTC-ProdukteDevisentermingeschäfteWährungsoptionenWährungsswapsAndere vergleichbare Verträge
Börsengehandelte Produkte03. Wertpapierbezogene Verträge
OTC-ProdukteGekaufte AktienoptionenVerkaufte AktienoptionenWertpapierswapsAndere vergleichbare Verträge
Börsengehandelte Produkte
GESAMT
Nominalbetrag
--
35.000--
68.881-
9.614--
18.43115.03333.664
-0
180.623
Marktwert positiv
-----
372-
35--
240---
35
682
Marktwert negativ
--
113--
381-
41--
-10
3.841--
4.386
168
Capital Bank 2005
C
Auszug aus dem Anhang
169
170
Capital Bank 2005
AUSZUG AUS DEM ANHANG ZUM JAHRESABSCHLUSS PER
31.12.2005 C Erläuterungen zur Gewinn- und Verlust-
rechnung
Auszug aus dem Anhang
171
Im Posten Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen
sind Tsd. EUR 13 (Vorjahr Tsd. EUR 1.070) an Aus-
schüttung von verbundenen Unternehmen enthalten.
Im Posten Erträge/Aufwendungen aus Finanzgeschäften
stehen Veräußerungsgewinnen aus Wertpapiergeschäften
in Höhe von Tsd. EUR 5.720 (Vorjahr Tsd. EUR 4.507)
Kursverluste aus diesem Bereich von Tsd. EUR 1.590
(Vorjahr Tsd. EUR 949) gegenüber.
Die Wertberichtigungen auf Forderungen und Zufüh-
rungen zu Rückstellungen für Eventualverbindlichkeiten
und für Kreditrisiken enthalten 5,1 Mio. EUR für die
Abwicklung von zum Teil aus Vorjahren stammenden
Schadensfällen (im Vorjahr 6,38 Mio. EUR für vorwie-
gend aus Vorjahren stammenden Schadensfällen) sowie
die Ausübung des Wahlrechts gem. § 57 BWG.
172
Capital Bank 2005
D
Auszug aus dem Anhang
173
174
Capital Bank 2005
AUSZUG AUS DEM ANHANG ZUM JAHRESABSCHLUSS PER
31.12.2005 D Sonstige Angaben
In den Forderungen an Kunden per 31.12.2005 sind
Kredite an Mitglieder des Vorstandes in Höhe von
EUR 12.232,50 (Vorjahr Tsd. EUR 40) und des Aufsichts-
rates in Höhe von EUR 619.570,24 (Vorjahr Tsd.
EUR 146) enthalten. Die Verzinsung und sonstigen
Bedingungen (Laufzeit und Besicherung) sind branchen-
üblich.
Beschäftigtenzahl
zum Jahresende (nach Köpfen)ArbeiterAngestellte (ohne Vorstand)
Summe
hievon karenziert
im Jahresdurchschnitt (ohne Karenzierte, gewichtet)ArbeiterAngestellte (ohne Vorstand)
Summe
2005
7103
110
2
4,1293,57
97,69
2004
6105
111
1
3,4986,39
89,88
Auszug aus dem Anhang
175
Bezüge der Mitglieder des Vorstandes:
Die Bestimmung gem. § 241 (4) HGB wurde in Anspruch
genommen. Die im Geschäftsjahr tätigen Mitglieder des
Aufsichtsrates haben keine Bezüge erhalten.
Die Gesellschaft ist Mitglied in der Kreditinstituts-
gruppe der Capital Bank International - GRAWE Group
AG, welche als übergeordnetes Institut einen Konzern-
abschluss für die Kreditinstitutsgruppe erstellt. Dieser
ist am Sitz der Gesellschaft in 8010 Graz, Burgring 16
erhältlich. Ein Konzernabschluss für den größten
Kreis von Unternehmen wird von der GRAWE Vermö-
gensverwaltung erstellt. Der Konzernabschluss ist am
Sitz des Unternehmens in 8010 Graz Herrengasse 18-20
erhältlich.
Aufwendungen für Abfertigungen und Pensionen
VorstandsmitgliederLeitende AngestellteAndere
Summe
31.12.2005 EUR
23.552,7873.362,26
235.793,78
332.708,82
31.12.2004EUR
43.035,2163.380,23
-93.991,35
12.424,10
176
Capital Bank 2005
Uneingeschränkter Bestätigungsvermerk
Wir haben den Jahresabschluss der Capital Bank -
GRAWE Gruppe AG, Graz, für das Geschäftsjahr vom
1. Jänner bis 31. Dezember 2005 unter Einbeziehung der
Buchführung geprüft. Die Buchführung, die Aufstellung
und der Inhalt dieses Jahresabschlusses sowie des Lage-
berichtes in Übereinstimmung mit den österreichischen
handelsrechtlichen Vorschriften liegen in der Verantwor-
tung der gesetzlichen Vertreter der Gesellschaft. Unsere
Verantwortung besteht in der Abgabe eines Prüfungs-
urteils zu diesem Jahresabschluss auf der Grundlage
unserer Prüfung und einer Aussage, ob der Lagebericht in
Einklang mit dem Jahresabschluss steht.
Wir haben unsere Prüfung unter Beachtung der in Öster-
reich geltenden gesetzlichen Vorschriften und Grund-
sätze ordnungsgemäßer Abschlussprüfung durchgeführt.
Diese Grundsätze erfordern, die Prüfung so zu planen
und durchzuführen, dass ein hinreichend sicheres Urteil
darüber abgegeben werden kann, ob der Jahresabschluss
frei von wesentlichen Fehlaussagen ist, und eine Aussage
getroffen werden kann, ob der Lagebericht mit dem
Jahresabschluss in Einklang steht. Bei der Festlegung
der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über
die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und
rechtliche Umfeld des Unternehmens sowie die Erwartun-
Auszug aus dem Anhang
177
gen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der
Prüfung werden die Nachweise für Beträge und sonstige
Angaben in der Buchführung und im Jahresabschluss auf
Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst
ferner die Beurteilung der angewandten Rechnungsle-
gungsgrundsätze und der von den gesetzlichen Vertretern
vorgenommenen, wesentlichen Schätzungen sowie eine
Würdigung der Gesamtaussage des Jahresabschlusses. Wir
sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend
sichere Grundlage für unser Prüfungsurteil abgibt.
Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. Auf
Grund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse ent-
spricht der Jahresabschluss nach unserer Beurteilung den
gesetzlichen Vorschriften und vermittelt ein möglichst
getreues Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des
Unternehmens in Übereinstimmung mit den österreichi-
schen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung. Der
Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss.
Wien, am 3. März 2006
Mag. Wilhelm Kovsca ppa Mag. Klaus-Peter Schmidt Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
Der Jahresabschluss wird beim Firmenbuch des Landes-gerichtes für ZRS Graz unter FN 112471 z eingereicht und im Amtsblatt der Wiener Zeitung veröffentlicht.
178
Capital Bank 2005
CBI
179
180
BILANZ DER CAPITAL BANK INTERNATIONAL - GRAWE GROUP AG
ZUM 31.12.2005
AKTIVA
01. Kassenbestand ,Guthaben bei Zentralnotenbanken02. Schuldtitel öffentlicher Stellen, die zur Refinanzie-
rung bei der Zentralnotenbank zugelassen sind03. Forderungen an Kreditinstitute a) täglich fällig b) sonstige Forderungen04. Forderungen an Kunden 05. Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere06. Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere 07. Beteiligungen
darunter: an Kreditinstituten08. Anteile an verbundenen Unternehmen darunter: an Kreditinstituten09. Immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens10. Sachanlagen11. Sonstige Vermögensgegenstände12. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME DER AKTIVA
01. Auslandsaktiva
8.927.258,640,00
0,00
0,00
31.12.2005EUR
516.017,04
1.029.893,888.927.258,64
7.187.508,17
2.966.610,70
3.308.088,00 0,00
70.000,00
8.884,0021.518,16
6.975.682,06 0,00
31.011.460,65
11.486.575,94
31.12.2004TSD. EUR
452
1.04112.172
8.5173.6554.320
13.963 0 0 0
700
406173 16
32.208
18.989
Bilanz Capital Bank International 2005
181
PASSIVA
01. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten a) täglich fällig b) mit vereinbarter Laufzeit od. Kündigungsfrist02. Verbindlichkeiten gegenüber Kunden a) Spareinlagen aa) täglich fällig ab) mit vereinbarter Laufzeit od. Kündigungsfrist b) sonstige Verbindlichkeiten ba) täglich fällig bb) mit vereinbarter Laufzeit od. Kündigungsfrist03. Verbriefte Verbindlichkeiten andere verbriefte Verbindlichkeiten 04. Sonstige Verbindlichkeiten 05. Rechnungsabgrenzungsposten 06. Rückstellungen a) Rückstellungen für Abfertigungen b) Rückstellungen für Pensionen c) Steuerrückstellungen d) sonstige 07. Gezeichnetes Kapital 08. Kapitalrücklagen a) gebundene b) nicht gebundene 09. Gewinnrücklagen a) gesetzliche Rücklagen b) andere Rücklagen10. Haftrücklage gemäß § 23 Abs. 6 BWG11. Bilanzgewinn
SUMME DER PASSIVA 01. Eventualverbindlichkeiten Verbindlichkeiten aus Bürgschaften und Haftungen aus der Bestellung von Sicherheiten 02. Kreditrisken03. Verbindlichkeiten aus Treuhandgeschäften04. Anrechenbare Eigenmittel gemäß § 23 Abs 14 BWG05. Erforderliche Eigenmittel gemäß § 22 Abs 1 BWG darunter: erforderliche Eigenmittel gemäß § 22 Abs 1 Z 1 und 4 BWG06. Auslandspassiva
0,000,00
521.027,76 521.027,76
0,007.605.878,017.605.878,01
0,00
0,00
107.103,75 0,00
1.800.000,00 130.129,56
1.335.268,145.000.000,00
14.534,57
5.331.670,77
986.142,15
31.12.2005EUR
0,00
8.126.905,77
0,00
286.416,790,00
2.037.233,31
6.000.000,00 6.335.268,14
5.346.205,34
1.365.522,55 1.513.908,75
31.011.460,65
471.050,00565.191,16
70.521,31 19.913.601,73
986.142,15
7.045.616,22
31.12.2004TSD. EUR
2.02175
1.94614.526
619509110
13.9075.391 8.516
00
580
262 97
00
1656.000 6.335 1.335 5.000 1.346
151.331
517 1.143
32.208
1.200 581
014.159
792
78920.048
182
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DER CAPITAL BANK INTERNATIONAL -
GRAWE GROUP AG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2005
01. Zinsen und ähnliche Erträge darunter: aus festverzinslichen Wertpapieren02. Zinsen und ähnliche Aufwendungen I. NETTOZINSERTRAG 03. Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen a) Erträge aus Aktien, anderen Anteilsrechten und nicht
festverzinslichen Wertpapierenb) Erträge aus Beteiligungenc) Erträge aus Anteilen an verbundenen Unternehmen
04. Provisionserträge05. Provisionsaufwendungen06. Erträge/Aufwendungen aus Finanzgeschäften07. Sonstige betriebliche Erträge
II. BETRIEBSERTRÄGE 08. Allgemeine Verwaltungsaufwendungen a) Personalaufwand aa) Löhne und Gehälter ab) Aufwand für gesetzlich vorgeschriebene soziale Abgaben und vom Entgelt abhängige Abgaben und Pflichtbeiträge ac) sonstiger Sozialaufwand ad) Aufwendungen für Altersversorgung und
Unterstützungae) Dotierung/Auflösung der Pensionsrückstellungaf) Aufwendungen für Abfertigungen und Leistungen an betriebliche Mitarbeitervorsorgekassen
b) sonstige Verwaltungsaufwendungen (Sachaufwand)
09. Wertberichtigungen auf die in den Aktivposten 9 und 10 enthaltenen Vermögensgegenstände10. Sonstige betriebliche Aufwendungen
III. BETRIEBSAUFWENDUNGEN
IV. BETRIEBSERGEBNIS Übertrag
31.12.2005EUR
935.155,23
-179.738,01
755.417,22
2,38
1.101.414,82-91.902,4027.311,51
6.850.191,32
8.642.434,85
-1.007.737,56
-42.293,78-59.952,04
-1.109.983,38
7.532.451,47
31.12.2004TSD. EUR
1.045375
-268
777
0
00
01.057
-92108281
2.131
-1.328-621-492
-98-14
-80
-9
-707
-64-1
-1.393
738
514.923,03
2,380,00
0,00
-577.311,50-457.125,05
-101.143,78-743,97
-8.494,950,00
-9.803,75
-430.426,06
Gewinn- und Verlustrechnung Capital Bank International 2005
183
IV. BETRIEBSERGEBNIS Übertrag
11. Wertberichtigungen auf Forderungen und Zuführungen zu Rückstellungen für Eventualverbindlichkeiten und für Kreditrisiken12. Erträge aus der Auflösung von Wertberichtigungen auf Forderungen und aus Rückstellungen für Eventualverbindlichkeiten und für Kreditrisiken13. Wertberichtigungen auf Wertpapiere, die wie Finanzanlagen bewertet sind, sowie auf Anteile an verbundenen Unternehmen14. Erträge aus der Veräußerung von Wertpapieren, die wie Fi-
nanzanlagen bewertet sind, sowie auf Anteile an verbundenen Unternehmen
V. ERGEBNIS DER GEWÖHNLICHEN GESCHÄFTSTÄTIGKEIT 15. Außerordentliche Erträge 16. Außerordentliche Aufwendungen
17. Außerordentliches Ergebnis (Zwischensumme aus Posten 15 und 16)18. Steuern vom Einkommen19. Sonstige Steuern, soweit nicht in Posten 18 auszuweisen auszuweisen
VI. JAHRESÜBERSCHUSS
20. Rücklagenbewegung darunter: Dotierung der Haftrücklage
VII. JAHRESGEWINN
18.Gewinnvortrag
VIII. BILANZGEWINN
31.12.2005EUR
7.532.451,47
-886.531,06
619.148,69
-177.060,37
0,00
7.088.008,73
0,000,00
0,00-1.868.328,50
-542,74
5.219.137,49
-4.848.578,88
370.558,61
1.143.350,14
1.513.908.75
31.12.2004TSD. EUR
738
-101
559
0
0
1.196
30
3-62
-1
1.136
00
1.136
7
1.143
848.578,88
184
Konzernverflechtungen der Capital Bank International –
GRAWE Group AG
Am 31. Dezember 2005 ist die Grazer Wechselseitige
Versicherung Aktiengesellschaft zu 100% am
Grundkapital der Capital Bank International – GRAWE
Group AG beteiligt.
Das Kreditinstitut ist seit 26. September 2005 das über-
geordnete Kreditinstitut im Sinn des § 30 BWG
und erstellt einen eigenen Konzernabschluss. Dieser
ist am Sitz der Gesellschaft in 8010 Graz, Burgring 16
erhältlich.
Die Gesellschaft steht mit der Grazer Wechselseitige
Versicherung Aktiengesellschaft, Graz, und deren
verbundenen Unternehmen in einem Konzernverhältnis
und wird in den Konzernabschluss der GRAWE
Vermögensverwaltung, Graz, einbezogen. Dieser ist am
Sitz der Gesellschaft in 8010 Graz, Herrengasse 18-20
erhältlich.
Konzernverflechtungen Capital Bank International 2005
185
BilanzsummeForderungen an KundenVerbindlichkeiten gegenüber KundenBetriebsergebnisEGTanrechenbare Eigenmittel gemäß § 23 Abs. 14 BWGerforderliche Eigenmittel gemäß § 22 Abs 1 BWGEigenmittelüberschussEigenmittel in % der Bemessungsgrundlage gemäß § 22 Abs. 2 BWG 14KundendepotvolumenAssets under management
31.12.2004TSD. EUR
32.2084.320
14.526 738
1.196 14.159
792 13.367
143,53% 77.53792.063
31.12.2005TSD. EUR
31.011 7.188 8.127 7.532 7.088
19.914986
18.928 161,55%
95.788 103.915
Entwicklung und Kennzahlen
Bestätigungsbericht
Dem Jahresabschluss der Capital Bank International
– GRAWE Group AG zum 31.12.2005 wurde am
06. März 2006 vom gewählten Abschlussprüfer - KPMG
Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH -
der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk gemäß § 274
Abs 2 HGB erteilt.
Der Jahresabschluss wird beim Firmenbuch des
Landesgerichtes für ZRS Graz unter FN 76198g einge-
reicht und im Amtsblatt der Wiener Zeitung veröffent-
licht.
186
Eigentümerstruktur der Capital Bank Gruppe
Grazer Wechselseitige Versicherung AG
Capital Bank International - GRAWE Group AG
100%
CBH-Holding Österreich GmbH
100%
CBH-Holding International GmbH
100%
Capital Bank - GRAWE Gruppe AG
74,99%
Corporate Finance - GRAWE Gruppe GmbH
Security KAG
100% 100%
Security Finanz Service GmbH
100%
25,01%
Eigentümerstruktur/Geschäftsfelder Capital Bank Gruppe
187
Geschäftsfelder der Capital Bank Gruppe
- Private Banking (Graz/Salzburg/Wien/Kitzbühel)- Private Banking International- Family Office- Corporate Investments- Equities (Sales/Trading/Research)- Merchant Banking- Institutional Sales/Structured Finance- High Yield Investments- Investment Services- Fondsmanagement
188
189
Herausgeber:Capital Bank – GRAWE Gruppe AGCapital Bank International – GRAWE Group AGBurgring 16, 8010 GrazTel.: + 43-316 / 80 72-0, Fax: + 43-316 / 80 [email protected], www.capitalbank.at
Standort Wien:Capital Bank – GRAWE Gruppe AGCapital Bank International – GRAWE Group AGPalais Esterhazy, Wallnerstraße 4, 1010 WienTel.: +43/1/316 14, Fax: +43/1/316 14 - [email protected]
Standort Salzburg:Capital Bank – GRAWE Gruppe AGBergstraße 22, A-5020 SalzburgTel.: +43/662/870810, Fax: +43/662/[email protected]
Standort Kitzbühel:Capital Bank – GRAWE Gruppe AGKitzbühler Hof, Franz Reisch Str. 1, A-6370 KitzbühelTel.: +43/[email protected]
Für den Inhalt verantwortlich:
Mag. Constantin Veyder-Malberg, Eva SallmutterMag. Gerd Stöcklmair, Mag. Bernhard Köck
Konzeption, Gestaltung und Produktion:
ArgeCC, www.argeCC.com,Konzeption: Ekkehard Schitter, Albert HandlerArt Direktion: Albert Handler, Grafik Design: Julia Klinger, Text: Christian Halmdienst
Text (S. 4 - 111):
Detlef Gürtler, Berlin
Druck:
Gedruckt auf der PaperNet Lagersorte Yupo FEB 110 85 gr/m2,ALANOVA Druckerei GmbH., S. Osoinig, A-1190 Wien