012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro....

5
Heiko Hornung A n einem ganz normalen Montag- morgen fällt die Hand voll De- monstranten vor dem Justizpalast in München fast nicht auf. Auf einem großen Banner fragen sie, ob Jäger Lust- töter seien und machen auf den Fall auf- merksam, der drinnen verhandelt wird. Dort wehrt sich der CSU-Landtagsabge- ordnete und Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke, gegen ein Pamphlet, in dem er als Lusttöter verun- glimpft wurde. Urheber des farbigen Flugblatts ist die Initiative zur Abschaf- fung der Jagd des Heilbronner Biologen Kurt Eicher. Eicher wird von Dr. Christi- an Sailer vertreten, dem Hausanwalt der totalitären Sekte Universelles Leben (UL). Nach hitzigen Wortgefechten untersagt der Richter der Initiative, Vocke als Lust- töter zu bezeichnen. Der Begriff über- schreite die Grenzen der Meinungsäuße- rung, so das Landgericht. Der Begriff „Lusttöter“ ist nicht neu. Zusammen mit den Phrasen wie „Jagd ist feiger Mord“, „Stoppt die Lustö- ter“, „Schafft die Jagd ab“, „Massaker in Wald und Flur“, „Jäger führen Krieg ge- gen die Schöpfung Gottes“ oder „Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geistes- krankheit“, die sauber gedruckt auf Pla- katen und Transparenten stehen, tingelt die Eicher-Initiative durch Deutschland. Demonstrationen gab es in Berlin, Mün- chen, Dortmund, Siegen, Leer, Mainz, Würzburg, Saarbrücken und anlässlich der „Erschießung“ des Problembären Bruno natürlich auch in Schliersee. Wei- tere sind für diesen Herbst geplant. Anfänglich wehrte sich die Initiative noch gegen die Unterstellung, dass es sich um eine Organisation aus dem Dunstkreis des UL handele. Als der Berli- ner Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, Thomas Gandow, und Pfarrer Michael Fragner auf die Verbindungen der Initiative zur Sekte hinwiesen, kon- terte Eicher, dass beide nur Interessen der Jägerlobby vertreten würden. Inzwi- schen geht die Anti-Jagd-Initiative unbe- fangener mit ihrem UL-Hintergrund um. Spätestens nach dem Prozess in Mün- ANTI-JAGD-SZENE Tierschutz als Fassade Anti-Jagd-Demos in Deutschland – Größten Einfluss auf die Szene hat die totalitäre Sekte Universelles Leben, die mit einem Netzwerk aus Vereinen und Tarnorganisationen gegen die Jagd hetzt. Der Tierschutz ist dabei ein raffinierter Köder, mit dem das Gedankengut der „Ur-Christen“ verbreitet und das Geschäft mit vegetarischen Produkten angekurbelt wird. 12 WILD UND HUND 19/2007 FOTOS: DUNJA KOELWEL (1), BURKHARD STÖCKER (1), ARCHIV (6) 12 WILD UND HUND 19/2007 IM VISIER

Transcript of 012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro....

Page 1: 012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro. Irrtum vorbehal ten. Jetztauch imKaliber 8x57IS! 012_016_Im_Visier_1907.indd 13

Heiko Hornung

An einem ganz normalen Montag-morgen fällt die Hand voll De-monstranten vor dem Justizpalast

in München fast nicht auf. Auf einem großen Banner fragen sie, ob Jäger Lust-töter seien und machen auf den Fall auf-merksam, der drinnen verhandelt wird. Dort wehrt sich der CSU-Landtagsabge-ordnete und Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke, gegen ein Pamphlet, in dem er als Lusttöter verun-glimpft wurde. Urheber des farbigen Flugblatts ist die Initiative zur Abschaf-fung der Jagd des Heilbronner Biologen Kurt Eicher. Eicher wird von Dr. Christi-an Sailer vertreten, dem Hausanwalt der

totalitären Sekte Universelles Leben (UL). Nach hitzigen Wortgefechten untersagt der Richter der Initiative, Vocke als Lust-töter zu bezeichnen. Der Begriff über-schreite die Grenzen der Meinungsäuße-rung, so das Landgericht.

Der Begriff „Lusttöter“ ist nicht neu. Zusammen mit den Phrasen wie „Jagd ist feiger Mord“, „Stoppt die Lustö-ter“, „Schafft die Jagd ab“, „Massaker in Wald und Flur“, „Jäger führen Krieg ge-gen die Schöpfung Gottes“ oder „Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geistes-krankheit“, die sauber gedruckt auf Pla-katen und Transparenten stehen, tingelt die Eicher-Initiative durch Deutschland. Demonstrationen gab es in Berlin, Mün-

chen, Dortmund, Siegen, Leer, Mainz, Würzburg, Saarbrücken und anlässlich der „Erschießung“ des Prob lembären Bruno natürlich auch in Schlier see. Wei-tere sind für diesen Herbst geplant.

Anfänglich wehrte sich die Initiative noch gegen die Unterstellung, dass es sich um eine Organisation aus dem Dunstkreis des UL handele. Als der Berli-ner Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, Thomas Gandow, und Pfarrer Michael Fragner auf die Verbindungen der Initiative zur Sekte hinwiesen, kon-terte Eicher, dass beide nur Interessen der Jägerlobby vertreten würden. Inzwi-schen geht die Anti-Jagd-Initiative unbe-fangener mit ihrem UL-Hintergrund um. Spätestens nach dem Prozess in Mün-

A N T I - J A G D - S Z E N E

Tierschutz als FassadeAnti-Jagd-Demos in Deutschland – Größten Einfluss auf die Szene hat die totalitäre Sekte

Universelles Leben, die mit einem Netzwerk aus Vereinen und Tarnorganisationen gegen

die Jagd hetzt. Der Tierschutz ist dabei ein raffinierter Köder, mit dem das Gedankengut der

„Ur-Christen“ verbreitet und das Geschäft mit vegetarischen Produkten angekurbelt wird.

12 WILD UND HUND 19/2007

FOT

OS

: DU

NJA

KO

EL

WE

L (

1),

BU

RK

HA

RD

ST

ÖC

KE

R (

1),

AR

CH

IV (

6)

12 WILD UND HUND 19/2007

IM VISIER

012_016_Im_Visier_1907.indd 12 19.09.2007 19:11:18 Uhr

Page 2: 012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro. Irrtum vorbehal ten. Jetztauch imKaliber 8x57IS! 012_016_Im_Visier_1907.indd 13

chen ist klar, dass Eicher mit Anwalt Sailer an seiner Seite, mit einem der Führungsköpfe der Sekte und ihrem Netzwerk unter einer Decke steckt.

Zentrale Figur des UL mit rund 10 000 Anhängern ist die „Prophetin“ Gabriele Wittek, die sich selbst als „Sprachrohr Gottes“ versteht. Trotz Rückbezug auf Jesus Christus und der Bezeichnung „Ur-Christen“ vertritt das UL kaum christliche Inhalte. Vielmehr ist die Lehre Witteks ein Mix aus ost-asiatischen Religionen, esoterischen Inhalten und Ufologie. Traditionelle Institutionen wie Ehe und Familie wer-den abgewertet, Staat, Kirche und Ge-sellschaft abgelehnt und bekämpft, so-weit sie sich nicht in die Vorstellungen des UL fügen.

Das Heil ist an die Person Witteks gebunden. Persönliche Bindungen und materielles Vermögen sollen zugunsten des „Gemeinwohls“ aufgegeben wer-den. In der UL-Gemeindeordnung sieht das Landgericht Hamburg genügend Ansatzpunkte für ein „Ausbeute-“ und „Ausnützungssystem“. Tiere sind für die Prophetin Geschwister, die nicht getötet werden dürfen.

Während die sonstigen Demos von Jagdgegnern in der Vergangenheit be-quem in einen Polizeibus passten, ge-

raten die Demos unter der Initiative zur Abschaffung der Jagd zu Veranstal-tungen mit mehreren hundert Teilneh-mern. Unter dem Dach der Eicher-Ini-tiative sammeln sich inzwischen rund 40 Initiativen und Gruppierungen aus dem Tier- und Naturschutz.

Auf der Unterstützerliste stehen Na-men wie Peta, Verein Natur ohne Jagd, Vogelschutz-Komitee, Animal Public, TUN-Tier und Naturschutz, Initiative jagdgefährdeter Haustiere, Wir Füchse, Vier Pfoten, die Tierschutzpartei und viele andere. Gerne behauptet Eicher angesichts seiner zahlreichen Unter-stützer und mit einer zweifelhaften Umfrage im Rücken, dass die Mehrheit der Deutschen gegen die Jagd sei.

Die Zahl der Organisationen, die zum UL gehören, ist inzwischen nicht mehr überschaubar. Einige davon sind komplett von der Sekte gesteuert, bei anderen kann es aufgrund der von ihr verwendeten Materialien und Aussa-gen nur vermutet werden.

Die Aktivitäten der Sekte sind nicht nur auf Deutschland gerichtet. UL-Ex-perten und Anhänger tauchen unter anderem bei Initiativen in Österreich (Verein gegen Tierfabriken, Initiative zur Abschaffung der Jagd Österreich), in der Schweiz (Anti-Jagd-Forum), Polen und Italien auf und umgekehrt. Das UL-nahe Anti-Jagd-Netzwerk hat eine pro-fessionelle Qualität erreicht, die voll-kommen neu ist. Es wird immer schwie-riger, den seriösen Tierschutz überhaupt

Im Umgang mit Jägern ist die sektennahe „Initiative zur Abschaffung der Jagd“ nicht zimperlich. Oben ein Plakat bei einer Demo, rechts ein Flugblatt zum Prozess gegen Jägerpräsident Vocke.

Verkauf über den Frankonia Versandhandel,in unseren 15 Ladengeschäften

und im ausgewählten Fachhandel.Tel. 01 80 / 5 37 26 98* . Fax 01 80 / 5 37 26 92*

Katalogsortiment online unter www.frankonia.de* für 14 Cent/Min., Festnetz der T-Com/Mobilfunkpreise abweichend

SLB 2000+Bewährt und für seine

Sicherheit und Zuverlässigkeitgerühmt: das H&K-Selbst-

ladesystem. Neu ist das diemoderne Linie der SLB 2000+

prägende Schaftdesign.Die Form ist optimiertfür den schnellen, in-

stinktiven Schuss.Kaliber .308 Win.,.30-06, 8x57 IS,

9,3x62,.300 Win. Mag.

Nr. 141671-73 1149,–

dto., mit Drück-jagdschiene

Kaliber .308 Win.,.30-06, 9,3x62.

Nr. 141792-73 1149,–

Jagd- und Sportwaffen

Weitere Infor-mationen undAngebotein unseremneuen Jahres-katalog.

Abg

abenu

ran

Inha

bereine

rErwerbserlaub

nis

Alle

Preise

inEu

ro.Irrtum

vorbeh

alten.

Jetzt auchim Kaliber8x57 IS!

012_016_Im_Visier_1907.indd 13 19.09.2007 19:11:27 Uhr

Page 3: 012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro. Irrtum vorbehal ten. Jetztauch imKaliber 8x57IS! 012_016_Im_Visier_1907.indd 13

noch zu erkennen. Die großen Tierschutz-verbände in Deutschland halten sich mit Äußerungen zum UL sehr zurück. Es sieht fast so aus, als fürchte man dort die fi-

nanzstarke Konkurrenz mit ihrem geisti-gen Zentrum in Unterfranken. Denn die kann sich immer wieder teuere Plakat-kampagnen auf Großflächen leisten oder

auch schon Werbespots zur besten Sende-zeit kurz vor der Tagesschau in der ARD schalten. Stück für Stück gräbt die Sekte an einem Tierschutz-Thema nach dem anderen: Da ist Abschaffung der Jagd an sich und der Jagdschutz auf Hund und Katz im Besonderen, Massentierhaltung, Tiertransporte, Tierversuche, Gnadenhö-fe und vieles andere.

Achim Stößer von der Tierrechtsini-tiative Maqi (bei weitem kein Jäger-freund) wettert seit Jahren und versucht darüber aufzuklären, wie die Sekte syste-matisch die Tierschutz- und Tier-rechtsszene mit dem Ziel unterläuft, An-hänger zu rekrutieren und Kunden für vegetarische Produkte zu werben. Auf-klären wollte auch eines der wenigen Tierrechtsmagazine der Szene: „Voice“. Nach einer Reihe von Prozessen der Sek-te gegen die Berichterstattung von „Voice“ war Herausgeber Hochstein am Ende und stellte das Blättchen ein. Ange-sichts der Kommunikations- und Finanz-

Niemand weiß, dass zwischen den Plakaten oben und rechts ein Zusammenhang besteht. Der „primitive Fleischesser“ soll sich von seinem Tun abwenden...

012_016_Im_Visier_1907.indd 14 19.09.2007 19:11:47 Uhr

Page 4: 012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro. Irrtum vorbehal ten. Jetztauch imKaliber 8x57IS! 012_016_Im_Visier_1907.indd 13

macht des UL-Umfelds fast rührend sind die Versuche aus der antifaschistischen Szene, die Menschen aufzuklären, indem sie vor den UL-nahen Läden Flugblätter verteilen oder mit Plakaten stehen, auf denen anti semitische Äußerungen der UL-Prophetin Gabriele Wittek abge-druckt sind.

Bei den Anti-Jagd-Demos werden gerne kostenlos vegetarische Suppen und aufwändige Broschüren verteilt. Die Demonstranten tragen professionell ge-machte Schilder und Transparente. Es gibt meist eine Bühne, auf der die Musi-ker der AJ-Gang ihren jagdfeindlichen, aber wohl kaum massentauglichen Rap abliefern und mehr oder minder bekann-te Redner auftauchen.

Das alles fordert eine umfangreiche Logistik und Geld. Das UL, oder besser, das von UL-Anhängern kontrollierte Fir-menimperium, hat beides. Es umfasst nach Expertenmeinungen knapp 100 Betriebe. Zu ihnen gehören Bauernhöfe,

ein Verlag, Apotheken, eine Klinik sowie eine Ladenkette, ein Versandhandel, Su-permärkte und Produzenten für vegeta-rische Produkte.

Öko- und Bioprodukte sind „in“ und dürften den UL-nahen Betrieben reich-lich Profit bringen. Allein der Markt mit biologisch erzeugten Produkten wuchs

... und endlich auf höherem Niveau vegetarische Produkte aus den „Christusbetrieben“ konsumieren. Letzteres füllt die Kasse.

F O R A L L E X T R E M E S – E S T . 1 8 9 7

B L U E C O L L A R by CHO I C E .

H U N T I N G 2 0 0 7 / 2 0 0 8

BROADSIDE

P R O S P E K T B E I M H Ä N D L E R A B H O L B A R HÄNDLERSERVICE +45 7026 1500 • [email protected]

M A K E T H E M O S T O F

H U N T I N G

10” Realtree Hardwoods® HD

1200 g

10” Brown, 400 g.

8” Broadside GTX®

Brown, 200 g

8 ” Broadside GTX®Brown

QUAD COMFORT® HUNTING SOHLENSYSTEM. 100% WASSERDICHTE UND ATMUNGSAKTIVE GORE-TEX® MEMBRAN.STOSSDÄMPFENDE EVA-ZWISCHENSOHLE. QUAD-CORE™ MIT STOSSDÄMPFENDEM EVA IN FERSE UND VORFUSS. 2-LAGIGE,ANATOMISCH GEFORMTE INNENSOHLE. VERSIEGELTES SOHLENSYSTEM = WASSERDICHT AUCH VON UNTEN. LEDEROBERSCHUH,BEI EINIGEN MODELLEN MIT CORDURA® KOMBINIERT. STABILISIERENDES NYLONGELENK. ERHÄLTLICH MIT THINSULATE ULTRA200G, 400G ODER 1200G ISOLIERUNG. ERHÄLTLICH AUCH NICHT ISOLIERT MIT LEDEROBERTEIL UND LUFTDURCHLÄSSIGEMCORDURA-RAHMEN FÜR HEISSE TAGE QUAD COMFORT® HUNTING LAUFSOHLE FÜR SICHEREN HALT AUF JEDEMUNTERGRUND. GERINGES GEWICHT UND ZUSÄTZLICHE VERSTÄRKUNG AN FERSE UND ZEHEN.

012_016_Im_Visier_1907.indd 15 19.09.2007 19:12:00 Uhr

Page 5: 012 016 Im Visier 1907 - WILD UND HUND...katalog. Abgabe nuran Inhabereiner Erwerb serlaubnis Euro. Irrtum vorbehal ten. Jetztauch imKaliber 8x57IS! 012_016_Im_Visier_1907.indd 13

IM VISIER

in den letzten sechs Jahren um sagen-hafte 125 Prozent. Insgesamt setzt dieser Markt inzwischen 4,5 Milliarden Euro um. Die UL-nahen „Christusbetriebe“ profitieren von diesem Boom. Vor allem weil sie mit ihrer aggressiven Kommuni-kation den Nerv des potenziellen Käufers treffen. Nach einer Studie, die für den Spiegel erstellt wurde, gaben 70 Prozent der Käufer von Bioprodukten an, aus ge-sundheitlichen Gründen Bio zu kaufen, 20 Prozent tun es aus Umwelt- und Tier-schutzgründen.

Vor allem Tierschutzthemen und die gesunde Lebensalternative in einer veganen Lebensweise sind es, mit denen das UL-Anhänger und die Betriebe aus dem UL-Netzwerk ihre Kunden fangen. Schon vor Jahren entstanden rund um die Glaubensgemeinschaft Betriebe, die sich auf vegetarische Ernährung ausge-richtet haben. Zu ihnen gehören unter anderem die Marken „Gut zum Leben“, „Lebe gesund“, „Hin zur Natur“. Nicht zuletzt können die Betriebe deswegen günstig produzieren, weil UL-Anhänger dort zum Gotteslohn arbeiten, wie Aus-steiger aus der Sekte berichten. Kritiker sprechen deshalb von einem knallharten und raffinierten „Ausbeutersystem“.

Filialen der sektennahen Betriebe schießen aus dem Boden wie Pilze. Lä-den gibt es unter anderem am Viktuali-enmarkt in München, in Nürnberg, Mannheim, Stuttgart, Würzburg. Wo noch keine festen Häuser oder Läden in-stalliert sind, ist man auf Wochen-, Weihnachts- und Bauernmärkten wie in Düsseldorf, Leonberg, Rüdesheim, Hil-

desheim und vielen anderen vertreten. Nur in wenigen Fällen erkennen die Kunden, bei wem sie da eigentlich ein-kaufen. Gelegentlich gibt es Broschüren und Flyer, die etwas zu dem geistigen Unterbau aussagen. Tatsache ist, dass mit aggressiver Anti-Jagd, Anti-Kirche, Anti-Fleisch-Rethorik gerade in Städten Men-schen angesprochen werden, die einen alternativen Lebensentwurf suchen. Sek-tenexperten warnen, dass die Religion mit Tierschutzhintergrund zur bloßen Kulisse verkomme, die totalitär und ex-trem gefährlich sei.

Wo der Tierschutz auftaucht, ist meist auch die Politik nicht fern. Vor allem den Grünen scheint es nichts auszumachen, sich mit einer problematischen Sekte auf die Straße zu stellen, denen gerichtlich ei-ne totalitäre und antisemitische Grund-haltung attestiert wurde. Die tierschutz-politische Sprecherin der Bundestagsfrak-tion, Undine Kurth, stand schon auf der Rednerliste einer Anti-Jagd-Demo in Ber-lin. Sie sagte ihre Teilnahme erst in letzter Minute ab.

In Bayern wirbt die Grünen-Landtags-abgeordnete Barbara Rütting für die pro-blematische Glaubensgemeinschaft und erhält dafür von ihrem Fraktionsvorsit-zenden im Landtag, Sepp Dürr, im Baye-rischen Fernsehen auch noch Applaus.Gern gesehener Gast ist auch der Peta-Aktivist und bündnisgrüne Stadtabge-ordnete von Schwerin, Dr. Edmund Ha-ferbeck.

Aber auch die SPD hat inzwischen Ab-geordnete, die bewusst oder unbewusst UL-Aktivitäten fördern. So sympathisiert die tierschutzpolitische Sprecherin der

Saar-SPD und Vorsitzende der Tierschutzstiftung des Saar-landes, Gisela Kolb, mit den UL-freundlich Vereinen „Wir Füch-se“ und „Initiative-Pro-Fuchs“. Sie macht sich nicht nur für de-ren Themen stark, die Stiftung fördert auch die Aktivitäten der Jagdgegner.

Probleme im Umgang mit der Sekte hat aber auch die CSU. Ob-wohl mit Minister Eberhard Sin-ner oder der populären Barbara Stamm zwei CSU-Schwerge-wichte aus Unterfranken, dem geistigen Zentrum des UL, kom-men, will die Politik nicht richtig

ran an das Thema. Das Kultusministerium erkannte so-

gar eine UL-Schule staatlich an, obwohl die verfassungsfeindliche Zielsetzung des UL nicht ausgeschlossen werden konnte. Der Verfassungsschutz kümmert sich zwar um Scientology nicht aber um UL. Auf dem Gut Greußenheim, dem Zen-trum der Sekte, fällt kein Schuss. Ein Ver-such der Behörden, eine Zwangsbeja-gung von Sauen wegen Überpopulation durchzusetzen, schlug fehl.

Große Teile des Gutes werden außer-dem mit Kameras überwacht und sind umzäunt – trotz Protesten aus der Bevöl-kerung. Während UL-nahe Organisation massiv auf die Straße gehen, gibt sich die Glaubensgemeinschaft hier äußerst zuge-knöpft.

Kritiker, die über das UL und ihr Netzwerk aus Firmen und Vereinen In-formationen sammeln und verbreiten, oder darüber berichten, werden mit Pro-zessen überzogen, ihre Namen mit Adres-sen im Internet oder in Flugblättern ge-nannt und ihr guter Ruf diffamiert. Das musste jetzt auch Jägerpräsident Vocke erfahren. Er befindet sich dabei in guter Gesellschaft. Zu ihr gehören Verleger Stefan Holtzbrinck, Landesbischof Jo-hannes Friedrich, Sektenbeauftragte der evangelischen und katholischen Kirche, Ex-WDR-Chef Fritz Pleitgen, Journalisten wie der Main-Post-Redakteur Tilman Töpfer und Politiker wie die SPD-Land-tagsabgeordnete Carla Bregenzer. Auch WuH stand mehrmals vor dem Kadi. Der demokratische Rechtsstaat wird bis an seine Grenzen ausgereizt. e

Kinder und Kulleraugen – Den Sektenhintergrund sieht man nicht.

16 WILD UND HUND 19/2007

012_016_Im_Visier_1907.indd 16 19.09.2007 19:12:08 Uhr