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REISE Das Okawango-Delta mit seiner faszinierenden Tierwelt, die berühmten Victoria-Fälle gleich hinter der Grenze in Sambia, die »brüllenden« Dünen des Witsand Nature Reserve im Nachbarland Südafrika – von Botswana aus ist das alles leicht mit Chartermaschinen erreichbar. Besonders, wenn man dort von einem deutschen Unternehmen betreut wird It‘s Africa! Chartertour durch Botswana 22 www.fliegermagazin.de 8/2008 8/2008 www.fliegermagazin.de 23 Horst Finnern, bei diesem Club ihre Validation machten, Dagmar und ich in Maun. Bei der Anreise trennten sich unsere Wege in Johannesburg. Dagmar und ich fanden ein wun- derschönes Quartier im Crocodile Camp, etwa zwölf Kilometer vom Flugplatz Maun entfernt. Nach dem Checkflug fuhren wir am späten Nachmittag gut gelaunt mit Heike zu unserer Unterkunft zurück und bereiteten uns auf die schriftliche Luftrechtprüfung vor, die für den nächsten Tag angesetzt war. Mit etwas Gin Tonic (gegen Malaria) war die Vorbereitung fast ein Kinderspiel. Allerdings fand am gleichen Abend im Crocodile Camp eine wilde Buschpiloten- Party statt, die das Lernen nicht gerade verein- fachte. Die Prüfung sollte im Flughafengebäude statt- finden. Ein Angestellter des Department of Ci- vil Aviation (DCA) wollte sie abnehmen. Leider mussten wir am nächsten Morgen feststellen, dass der Herr vom DCA sein Versprechen nicht einhielt, die Prüfung in Maun abzunehmen – »it’s Africa«, versuchte man uns zu beschwich- tigen. Schließlich sorgte Heike dafür, dass der Airport-Manager unsere Prüfung beaufsich- tigte und dann die Ergebnisse zum DCA nach Gaborone faxte. Nach zwei Tagen hatten auch Horst und Hol- ger ihre Checkflüge und die Luftrechtsprüfung erledigt. Anschließend flogen sie mit der Kala- hari-172 über Francistown zu uns nach Maun. Die gemeinsame Fliegerreise konnte beginnen. Livingstone in Sambia war unser erstes Ziel: die Victoria-Fälle! Die Flugzeit hatten wir mit zwei Stunden und 15 Minuten kalkuliert. Das Wetter über ganz Botswana, Namibia und Sam- bia: CAVOK! Auf unserer Route von Maun nach Living- stone überflogen wir das Okawango-Delta, das uns mit seinen prächtigen Farben und der be- eindruckenden Tierwelt immer in Erinnerung bleiben wird. Einen Ausflug in diese faszinieren- de Buschlandschaft hatten wir bereits mit Hei- ke im Geländewagen unternommen, während Horst und Holger auf dem Weg zu uns waren. Am Ostende des Caprivi-Zipfels, wo Namibia weit hineinreicht ins Grenzgebiet von Botswana, Simbabwe und Sambia, erreichten wir Kasane, die nördlichste Stadt Botswanas. Hier überflogen wir – mit Flugplan – die Grenze nach Sambia. Dem Zambezi River nach Osten folgend hiel- ten wir direkt auf Livingstone zu. Schon von weitem konnten wir die riesige Gischtwolke se- hen: die Victoria Falls! Wir hatten Glück, der Zambezi war prall gefüllt und das Naturphäno- men dadurch umso imposanter. Einreise nach Sambia in Livingstone. Der Zoll war unkompliziert, der Reisepass alles, was wir benötigten. Das notwendige Visum gab’s vor Ort für 20 Dollar. Als Unterkunft wählten wir das Zambezi Sun, direkt an den Victoria Falls. In der offenen Bar ließen wir den erfolgreichen Tag mit Livemusik und netten Menschen ausklingen. Ganz links: Nur aus der Luft lässt sich das Farbenspiel des Oka- wango-Deltas in seiner ganzen Pracht erleben. Oben: ein Kral in der Nähe von Francistown. Links: Charterkundin Dagmar Müller (links) mit Heike Schweigert vom Pilot Shop Maun im Crocodile Camp Text: Hans Wenkel Fotos: Dagmar Müller, Hans Wenkel S üdafrika kannten wir schon. Die Steige- rung sollte Botswana sein. Ich hatte mir den Namen Heike Schweigert gemerkt, die in Maun als Fluglehrerin sowie Berufspilotin ar- beitet. Über die Flugschule Hamburg erhielten wir ihre Adresse. Sofort sicherte uns Heike für Anfang Mai 2007 zum Chartern zwei Cessna 172 zu: eine von der Flugschule in Maun, die andere sollte ihre eigene Maschine sein – die »Cat«, weil sie die Registrierung A2-CAT trägt und ihr Motor wie eine Katze schnurrt. Dann der Schock: Zehn Tage vor unserem Abreisetermin erhielten wir die Nachricht, dass die Cessna der lokalen Flugschule nicht zur Ver- fügung stehe! Heike versprach uns aber, eine Er- satzmaschine beim Kalahari Flying Club in der Landeshauptstadt Gaborone zu besorgen. So kam es, dass zwei von uns, Holger Späthe und

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REISE

Das Okawango-Delta mit seiner faszinierenden Tierwelt,die berühmten Victoria-Fälle gleich hinter der Grenze in Sambia, die »brüllenden« Dünen des Witsand NatureReserve im Nachbarland Südafrika – von Botswana aus ist das alles leicht mit Chartermaschinen erreichbar.Besonders, wenn man dort von einem deutschen Unternehmen betreut wird

It‘sAfrica!Chartertour durch Botswana

22 www.fliegermagazin.de 8/2008 8/2008 www.fliegermagazin.de 23

Horst Finnern, bei diesem Club ihre Validationmachten, Dagmar und ich in Maun.

Bei der Anreise trennten sich unsere Wege inJohannesburg. Dagmar und ich fanden ein wun-derschönes Quartier im Crocodile Camp, etwazwölf Kilometer vom Flugplatz Maun entfernt.Nach dem Checkflug fuhren wir am spätenNachmittag gut gelaunt mit Heike zu unsererUnterkunft zurück und bereiteten uns auf dieschriftliche Luftrechtprüfung vor, die für dennächsten Tag angesetzt war. Mit etwas Gin Tonic(gegen Malaria) war die Vorbereitung fast einKinderspiel. Allerdings fand am gleichen Abendim Crocodile Camp eine wilde Buschpiloten-Party statt, die das Lernen nicht gerade verein-fachte.

Die Prüfung sollte im Flughafengebäude statt-finden. Ein Angestellter des Department of Ci-vil Aviation (DCA) wollte sie abnehmen. Leidermussten wir am nächsten Morgen feststellen,dass der Herr vom DCA sein Versprechen nicht

einhielt, die Prüfung in Maun abzunehmen –»it’s Africa«, versuchte man uns zu beschwich-tigen. Schließlich sorgte Heike dafür, dass derAirport-Manager unsere Prüfung beaufsich-tigte und dann die Ergebnisse zum DCA nach Gaborone faxte.

Nach zwei Tagen hatten auch Horst und Hol-ger ihre Checkflüge und die Luftrechtsprüfungerledigt. Anschließend flogen sie mit der Kala-hari-172 über Francistown zu uns nach Maun.Die gemeinsame Fliegerreise konnte beginnen.

Livingstone in Sambia war unser erstes Ziel:die Victoria-Fälle! Die Flugzeit hatten wir mitzwei Stunden und 15 Minuten kalkuliert. DasWetter über ganz Botswana, Namibia und Sam-bia: CAVOK!

Auf unserer Route von Maun nach Living-stone überflogen wir das Okawango-Delta, dasuns mit seinen prächtigen Farben und der be-eindruckenden Tierwelt immer in Erinnerungbleiben wird. Einen Ausflug in diese faszinieren-

de Buschlandschaft hatten wir bereits mit Hei-ke im Geländewagen unternommen, währendHorst und Holger auf dem Weg zu uns waren.

Am Ostende des Caprivi-Zipfels, wo Namibiaweit hineinreicht ins Grenzgebiet von Botswana,Simbabwe und Sambia, erreichten wir Kasane,die nördlichste Stadt Botswanas. Hier überflogenwir – mit Flugplan – die Grenze nach Sambia.Dem Zambezi River nach Osten folgend hiel-ten wir direkt auf Livingstone zu. Schon vonweitem konnten wir die riesige Gischtwolke se-hen: die Victoria Falls! Wir hatten Glück, derZambezi war prall gefüllt und das Naturphäno-men dadurch umso imposanter.

Einreise nach Sambia in Livingstone. Der Zollwar unkompliziert, der Reisepass alles, was wirbenötigten. Das notwendige Visum gab’s vor Ortfür 20 Dollar. Als Unterkunft wählten wir dasZambezi Sun, direkt an den Victoria Falls. In deroffenen Bar ließen wir den erfolgreichen Tag mitLivemusik und netten Menschen ausklingen.

Ganz links: Nur aus der Luft lässt sich dasFarbenspiel des Oka-wango-Deltas in seinerganzen Pracht erleben.Oben: ein Kral in derNähe von Francistown.Links: CharterkundinDagmar Müller (links)mit Heike Schweigertvom Pilot Shop Maunim Crocodile Camp

Text: Hans WenkelFotos: Dagmar Müller, Hans Wenkel

Südafrika kannten wir schon. Die Steige-rung sollte Botswana sein. Ich hatte mirden Namen Heike Schweigert gemerkt, die

in Maun als Fluglehrerin sowie Berufspilotin ar-beitet. Über die Flugschule Hamburg erhieltenwir ihre Adresse. Sofort sicherte uns Heike fürAnfang Mai 2007 zum Chartern zwei Cessna172 zu: eine von der Flugschule in Maun, dieandere sollte ihre eigene Maschine sein – die»Cat«, weil sie die Registrierung A2-CAT trägtund ihr Motor wie eine Katze schnurrt.

Dann der Schock: Zehn Tage vor unseremAbreisetermin erhielten wir die Nachricht, dassdie Cessna der lokalen Flugschule nicht zur Ver-fügung stehe! Heike versprach uns aber, eine Er-satzmaschine beim Kalahari Flying Club in derLandeshauptstadt Gaborone zu besorgen. Sokam es, dass zwei von uns, Holger Späthe und

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Vom Zambezi Sun aus erreichten wir zu Fußin kürzester Zeit alle Aussichtspunkte, an denenwir das gewaltige Schauspiel der Victoria Falls inuns aufsaugen konnten.

Zwei Tage später ging’s zurück nach Botswa-na; Francistown hieß unser Zielflugplatz. Etwazehn Nautische Meilen vor Erreichen der Kon-trollzone versuchten wir, Funkkontakt mit demTower aufzunehmen. Doch auch nach mehrerenVersuchen aus beiden Flugzeugen gelang unsdas nicht. Sehr irritierend, denn wir hatten einenFlugplan aufgegeben. Glücklicherweise erinnertesich Holger an die Frequenz von Gaborone Cen-ter, die er bei der Validation benutzt hatte. Undtatsächlich: Gaborone Center antwortete, teilteuns aber mit, dass der Kontrollturm in Francis-town nicht besetzt war; wir sollten nach eige-nem Ermessen landen. Am Boden stellte sichheraus, dass die Tower-Besatzung Mittagspausemachte – it’s Africa.

Francistown ist mit etwa 90 000 Einwohnerndie zweitgrößte Stadt in Botswana. Für den Le-bensunterhalt der meisten Menschen sorgt dieTextil-, Keramik- und Chemieindustrie. Bedeu-tende touristische Sehenswürdigkeiten gibt esdort nicht. Also weiter, mit Flugplan, nach SunCity in Südafrika. Pilanesberg heißt der nahegelegene Platz, von dem das Spielerparadies zuerreichen ist.

Vor dem Abflug mussten wir unser Gepäckgründlich durchsuchen lassen, wobei die Secu-rity besonders auf Drogen achtete. Als wir dieKontrollzone verlassen hatten, rasteten wir wie

üblich die Bord-Bord-Frequenz. Doch nach un-gefähr einer halben Stunde bemerkten wir, dassirgend etwas mit unserer Elektrik nicht in Ord-nung war: Es war unmöglich, mit der A2-AETKontakt aufzunehmen. Horst bat uns, mit denFlächen zu wackeln, wenn wir ihn verstünden.Wir reagierten; das Kommunikationsproblemblieb. Deshalb flogen wir jetzt eine etwas enge-re Formation. Schnell war uns klar, dass der Al-ternator defekt ein musste. Wir schalteten den

Hauptschalter aus und genossen das Schnurrender »Katze«. Horst und Holger hatten mittler-weile mit Johannesburg Information Kontaktaufgenommen und uns für die Landung in Pi-lanesberg als Formation angekündigt.

Am Boden schlug ein Anlassversuch fehl –die Batterie war leer! Obere Cowling runter, undsiehe da: Das Erregerkabel des Alternators warab. Selbst konnten wir das Problem nicht behe-ben, und am Platz gab’s keinen Betrieb, der da-

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zu imstande gewesen wäre. Hilfe leistete dieFlughafenfeuerwehr: Mit ihrem Ladegerät mach-te sie unsere Batterie wieder arbeitsfähig, um dieMaschine für den Weiterflug starten zu können.

Den Rest des späten Nachmittages verbrach-ten wir in der Kwa Maritane Lodge, die ganz inder Nähe des Flughafens auf einer Anhöhe liegt.Von dort aus ist es nicht weit nach Sun City.

Für den Formationsflug nach Kimberly warvorgesehen, dass Horst und Holger wieder den

Funkverkehr übernehmen. In Kimberly solltees einen Servicebetrieb geben. Unterwegs zeig-te sich das Wetter wie hier fast immer um dieseJahreszeit von seiner besten Seite: CAVOK. Le-diglich einige kleine Schleierwolken waren ausder Ferne über Kimberly zu sehen.

Die Stadt liegt in der nördlichen Cap Provinzund ist hauptsächlich durch Diamantenabbaubekannt. Der erste Diamantenfund geht zurück

aufs Jahr 1867, als ein Bau-ernsohn glitzernde Steinefand und sie seinen

Schwestern zum Spielen schenkte. Drei Jahrespäter fand man auf der Farm von Nicolaas deBeers mehrere Diamanten – ein großer Dia-mantenrausch setzte ein. In der Folge entstanddas größte von Menschenhand geschaffene Loch(The Big Hole). Beim Anflug auf Kimberly fie-len uns mehrere solcher großen Löcher auf.Noch heute lebt die Stadt vom Diamanten-abbau.

Mit einem Betrieb, der in der Lage gewesenwäre, unser Alternator-Problem zu lösen, sah’sschlecht aus. Auch die Suche nach einem Hotelund einem geeigneten Leihwagen gestaltete sichschwierig. Letztendlich bekamen wir dann dochnoch ein Auto und fanden ein sehr schönes Hotel etwas außerhalb der Stadt.

Am nächsten Morgen dann eine tolle Über-raschung: Vom Hotelzimmer aus entdeckte Dag-mar an einem nahe gelegenen See eine riesigeAnsammlung von Flamingos. Später betrachte-ten wir die Vogel-Kolonie aus der Nähe.

Chartern in Maun■ Ansprechpartner: Heike Schwei-

gert, Pilot Shop Maun, P. O. Box20976, Boseja, Maun, Botswana,www.pilot-shop-maun.com, Te-lefon +267-72-86 84 48, E-Mail [email protected] [email protected]

■ Kosten pro Flugstunde: umge-rechnet ca. 100 Euro

■ Bestes Flugwetter: Mai und Juni

Fliegerische Dokumente■ Pilotenlizenz■ Medical■ Sprechfunkzeugnis■ Kopie der letzten drei Seiten aus

dem Flugbuch (von Flugschu-le/Fluglehrer abgestempelte Ko-pien im voraus an Heike Schwei-gert schicken).

■ ICAO-Karten von Botswana,1:1 000 000

■ Airfields Directory for SouthernAfrica. Enthält Infos über Flug-plätze, teilweise mit Fotos, dazuviele allgemeine Informationen,zum Teil auch über Unterkünfte in derNähe von Flugplätzen. ICAO-

Karten und Airfields Directorysind auch über den Pilot ShopMaun (siehe oben) erhältlich.

■ Für Sambia (Vicoria Falls): Iden-tifizierungsnummer, wird vomsambischen Militär vergeben, zuerfragen bei der Flugsicherung inLivingstone – muss im Flugplanvermerkt sein!

Reisedokument■ Reisepass mit mindestens drei

Monaten Gültigkeitsdauer

Unterkünfte■ Botswana: Crocodile Camp in

Maun (ebenfalls empfehlenswert:Bar und Restaurant »The Buckand Hunter«, Pilots Day jedenFreitag), Marang Hotel in Fran-cistown, Metcourt Inn (gut undgünstig) in Gaborone

■ Sambia: Zambezi Sun Hotel in Livingstone

■ Südafrika: Kwa Maritane Lodge inPilanesberg, Road Lodge etwasaußerhalb von Kimberley, DeWerft Lodge in Keimoes naheUpington

INFOS BOTSWANA

Ausflug nach Sambia zu den Victoria-Fällen: Wenn der Zambezi viel Wasser führt, ist das Naturphänomen besondersimposant. Gelandet wird in Livingstone

Stromausfall! Durch Flächenwackeln signalisiert die Crew der »CAT«, dass sie die andere Cessna versteht. In Formation geht’s weiter.In Pilanesberg lässt sich der Defekt zwar nicht beheben. Aber die Flughafenfeuerwehr hilft, wenigstens die Batterie wieder zu laden

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: H. F

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Die weitere Strecke führte uns von Kimberlyweiter nach Upington. Im Formationsflug warenwir mittlerweile perfekt. Upington liegt inmitteneiner trockenen Halbwüstenlandschaft amOrange River. Neben Weizen und Gemüse wirdhier hauptsächlich Wein angebaut.

Einen der Weinbauern haben Dagmar undich vor Jahren in Südafrika kennengelernt –wann immer wir nach Upington kommen, sindwir auf der 20 Quadratkilometer großen Farmherzlich willkommen. Ferdinand, der Sohn derFamilie Richter, hatte passendes Werkzeug fürdie Reparatur an unserer Maschine. Schnell warder Kabelbruch behoben – fortan mussten wirnicht mehr stromlos über Afrika fliegen.

Von Upington aus besuchten wir das WitsandNature Reserve, etwa 120 Kilometer weiter öst-lich. Dort gibt es ein ungewöhnliches Natur-phänomen: weiße Sanddünen inmitten einerwüstenartigen Landschaft, die sich über zirkaneun Kilometer Länge erstrecken und 20 bis 30meter hoch sind, das ganze etwa 1200 Meterüber dem Meeresspiegel. Bei bestimmten Wet-terlagen geben diese Dünen Geräusche von sich,als ob sie brüllten (Roaring Sand).

Den letzten Abend in Upington verbrachtenwir mit der Farmerfamilie in Keimoes, südlichvon Upington am Orange River. Wie fast alleOrtschaften an diesem Fluss ist auch Keimoes

eng mit dem Weinbau verflochten. Allerdingswerden die Beeren hier meist nicht zu Wein ver-arbeitet, sondern auf riesigen Feldern zumTrocknen ausgebreitet. Die sehr intensive Son-neneinstrahlung verwandelt die Weintraubendann in Rosinen, die hauptsächlich in Europavermarktet werden.

Unsere weitere Planung: von Upington überden südafrikanischen Flugplatz Mafikeng nachBotswana einreisen. Unsere Unterlagen wiesenMafikeng als »port of entry« aus – allerdings

nicht am Wochenende, wie wir feststellen muss-ten. Und es war Samstag! Mafikeng liegt 70 Nau-tische Meilen südlich von Gaborone und wäredaher für die Einreise nach Botswana ideal ge-wesen. Ein Direktflug nach Gaborone kam we-gen des starken Gegenwinds nicht in Frage. Wirbeschlossen, trotzdem Mafikeng Airport aufzu-suchen, dort zu tanken und dann wieder überPilanesberg weiter nach Gaborone zu fliegen.

Hier endete der fliegerische Teil für Horst undHolger, nachdem sie die A2-AET wieder dem

Kalahari Flying Club übergeben hatten. Dagmarund ich machten uns am anderen Morgen aufdie letzte Etappe von Gaborone über Francis-town zurück nach Maun; 24 Stunden Gesamt-flugzeit, verteilt auf 2500 Nautische Meilen soll-ten es am Ende sein. Eines der letzten großenHighlights war der Streckenabschnitt über dieMakgadikgadi Pans. Mit mehr als 12000 Qua-dratkilometern ist dieses Salzpfannen-Gebietdas größte seiner Art weltweit. Besonders spek-takulär sind die Pans während der Regenzeit,

wenn sich das Wasser oft knöcheltief staut. Tau-sende Tiere folgen dann dem Okawango und sei-ner Nebenflüsse auf ihrer jährlichen Migrationin dieses Gebiet. Außerdem trifft man dort in dergleichen Jahreszeit riesige Flamingo-Kolonien an.

Eine der besten Möglichkeiten, sich durch dieSümpfe im Labyrinth des Okawango-Deltas zu

bewegen, ist das Ein-baumkanu, Mokorogenannt. Zurück im

Crocodile Camp buchten wir eine ganztägigeMokoro-Tour ins Okawango-Delta. Die Anfahrtmit einem Landrover ging an malerisch gelege-nen typischen Lehmrundhütten vorbei überstaubige Sandwege bis in die Sümpfe.

An der Bootstour hat uns besonders faszi-niert, mit welchem Geschick die Steuermän-

REISE

ner die schmalen Mokoros durch die Sümpfemanövrierten. Und: Wo sonst sieht manSchwärme von Flamingos, Pelikanen und Störchen? Nach zweieinhalb Stunden auf demWasser eine Pause an Land. Wir wanderten zueinem Wasserloch, wo wir Elefanten und Fluss-pferden gegenüberstanden. Ein tolles Aben-teuer, wilden Tieren so nahe zu sein.

Nie hätten wir gedacht, dass uns Botswana-so gut gefallen würde. ■

LESOTHO

B O T S W A N A

NAMIBIA

SIMBABWE

SÜD-AFRIKA

SAMBIAANGOLA

O r a n g e

Ha

rt s

V a a l

L i mp o p o

O k a wa n g o

O k a w a n g o -D e l t a

C a p r i v i S t r i p

K A L A H A R I -

W Ü S T E

LakeKariba

MakgadikgadiPans

Vaaldam

0 500 Kilometer 400 300 200 100

❶❷

❼❽

Bloemfontein

Maseru

Pretoria

Upington

Johannesburg

Gaborone

Francistown

Kimberley

Bulawayo

Livingstone

Maun

Mafikeng Sun City

Victoria-Fälle

Pilanesberg

Highlights der Botswana-Tour: Zwischen Francistown und Maun erstrecken sich die Makgadikgadi Pans, die größten Salzpfannen der Welt.Durch die Sümpfe des Okawango-Deltas bewegt man sich am besten in einem Einbaumkanu, dem Mokoro

The Big Hole: das größte von Menschenhand geschaffenen Loch. Es entstand, nachdem der Diamantenrausch in Kimberley eingesetzt hatte. Noch heute lebt die Stadt vom Diamantenabbau