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Nothilfekurs

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Nothilfekurs

Der Inhalt dieser Ausbildungsunterlage, ist eine Zusammenstellung aus verschiedenen Fachunterlagen.Der Schweizerische Militär-Sanitäts-Verbandes SMSV bietet weitere Kurse.Diese Angaben finden Sie auf der Homepage des Schweizerischen Militär-Sanitäts-Verbandes SMSV.

www.smsv.choderwww.aula-jugendlager.ch

Redaktion:Erwin GrafJakob BählerIsabella Ramseier

Mitarbeit:Maria Walter

Nothilfekurs Niveau 1

www.smsv.ch Seite 3 Ausgabe 2011

InhaltsverzeichnisThema: Seite

Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................................................2Einleitung..................................................................................................................................................................4Verhalten im Notfall .................................................................................................................................................4Rettungskette .............................................................................................................................................................4Ampelschema ............................................................................................................................................................5Checkliste der Alarmierung........................................................................................................................................5Notrufnummern ..........................................................................................................................................................5Alarmierung ..............................................................................................................................................................6Patientenbeurteilung und LESOMA .......................................................................................................................8Grundsätze...............................................................................................................................................................10Patient untersuchen .................................................................................................................................................11Bewusstlosigkeit ....................................................................................................................................................11Die Überlebenskette...............................................................................................................................................12Airways – Atemwege................................................................................................................................................12Breathing – Atmung (Beatmen) ...............................................................................................................................13Circulation – Compression .......................................................................................................................................13Vorgehen der Herz-Lungen Wiederbelebung ..........................................................................................................13bei Kindern (1 bis 8 Jahre) .......................................................................................................................................14bei Säuglingen (bis 1 Jahr) ......................................................................................................................................14Defibrillation .............................................................................................................................................................15Anwendung eines AED ............................................................................................................................................15Gefahren beim AED-Einsatz ....................................................................................................................................15Gründe, warum es zu einem Herzstillstand kommen kann .....................................................................................15Ziel einer Reanimation .............................................................................................................................................15Retten (Unterarmgriff) ..............................................................................................................................................17Wer muss aus dem Auto geborgen werden?...........................................................................................................18Wirbelsäulentrauma .................................................................................................................................................18Blutungen................................................................................................................................................................19Was darf man benützen? .........................................................................................................................................20Blutstillung................................................................................................................................................................20Innere Blutungen......................................................................................................................................................20Äussere Blutungen...................................................................................................................................................20Druckverband...........................................................................................................................................................21Notverbände.............................................................................................................................................................21Amputat ..................................................................................................................................................................22Amputatversorgung..................................................................................................................................................23Sonderfälle ...............................................................................................................................................................23Schock.....................................................................................................................................................................25Atemsystem..............................................................................................................................................................26Herz- Hirnnotfall .......................................................................................................................................................28Herzinfarkt................................................................................................................................................................28Symptome des Herzinfarkts .....................................................................................................................................28Verhalten beim Herz-Notfall .....................................................................................................................................28Eine Streifung oder TIA (transitorische ischämische Attacke).................................................................................29Hirnschlag ................................................................................................................................................................29Symptome des Hirnschlags .....................................................................................................................................29Verhalten beim Hirn-Notfall ......................................................................................................................................30Mögliche Risikofaktoren ...........................................................................................................................................30Psychische Erste Hilfe...........................................................................................................................................30Die 4-S-Regeln.........................................................................................................................................................30Vermeiden beim Gespräch ......................................................................................................................................31Knochenbrüche......................................................................................................................................................31Ursachen..................................................................................................................................................................31Sportverletzungen ....................................................................................................................................................32Krampfanfälle ...........................................................................................................................................................33Verkehrsunfall ........................................................................................................................................................34Allgemeines Strassennetz........................................................................................................................................34Besondere Regeln beim Autobahnunfall .................................................................................................................35

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EinleitungJeder Mensch kann in eine Notsituation geraten, in der er auf die Hilfe anderer angewiesen ist.Es ist daher notwendig, dass jeder Mensch imstande ist, einem anderen in einer Notsituationangemessene Hilfe zu leisten – Nothilfe eben.

Art. 128 StGB

Unterlassung der NothilfeWer einem Menschen, den er verletzt hat, oder einem Menschen, der in unmittelbarerLebensgefahr schwebt, nicht hilft, obwohl es ihm den Umständen nach zugemutet werdenkönnte, wer andere davon abhält, Nothilfe zu leisten, oder sie dabei behindert, wird bestraft.

Verhalten im Notfall

RettungsketteSobald eine Notsituation erkannt ist, bildet die Nothilfe das erste Glied in der Rettungskette. DieRettungskette ist aber nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Daher muss von Anfang an eineeffiziente Nothilfe durchgeführt werden.

Laie Rettungsdienst

►Bergen/ ►Lebensrettende ►WeitereAlarmieren Sofort- Hilfe

massnahmen

►Transportfähigkeit ►Notfallstationerstellen/erhalten

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Ampelschema

Schauen – Situation überblicken Was ist passiert?

Wie viele sind betroffen?

Welche Verletzungen haben sie?

Denken – Gefahren erkennen Gefahr für Helfer?

Gefahr für Opfer / Andere?

Nötige Sofortmassnahmen?

Wie setze ich Helfer und Material ein?

Handeln Unfallstelle sichern

Patienten aus Gefahrenzone retten

Alarmieren

lebensrettende Basismassnahmen

Checkliste der Alarmierung

Wo? ist Ihr Einsatzort, der Notfall?

Wer? Name des Melders

Was? Art des Notfalls, des Geschehens, beteiligte Fahrzeuge, usw.

Wann? Zeitpunkt des Notfalls

Wie viele? Anzahl der Patienten und deren Zustand, Kinder

Weiteres? Besondere Gefahren (z.B. Brände, Einsturzgefahr, elektrische Leitungen,Explosionsgefahr, Strassenverhältnisse, usw.)

Notrufnummern

Sanitätsnotruf 144

Rega 1414

Polizei 117

Feuerwehr 118

Europäischer Notruf 112

Toxikologisches Institut 145

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Alarmierung

Ziel:

Korrekte Angaben mit allen notwendigen Angaben, damit möglichst schnell das richtigePersonal und das richtige Material auf dem Notfallplatz eintreffen. Zudem soll derLaienhelfer Anweisungen der professionellen Kontaktstelle entgegennehmen undumsetzen können.

Inhalte dazu:Kenntnisse der Kontaktstellen: Rettungsdienste, Polizei, FeuerwehrGefahren sind am Unfallplatz nicht zu unterschätzen. Wichtige Mitteilungen, z.B. auch übersolche Gefahrentafeln sind enorm wichtig.Wo auch immer angerufen wird, sollten diese Zeichen und evtl. lesbare Ziffern am Telefonbekannt gegeben werden.

Unbedingt Abstand halten von diesen Fahrzeugen oder Räumlichkeiten.

Heizöl/Diesel schnell entflammbar Hochspannung Strahlengefahr

Je nach Notfall ist zu alarmieren:

Sanität: 144

Diese Nummer darf auch angerufen werden, wenn man nichtsicher ist, in wieweit ein Patient ein medizinischer Notfall istoder nicht.

Sie beraten jeden in Zweifelsfällen, ob der Patient ins Spitaloder zum Arzt muss.

Sie unterstützen uns auch während einer Reanimation(Wiederbelebung) am Telefon (Telefon-Rea).

Polizei: 117

Sie wird durch die Sanitätszentrale aufgeboten, falls es sich um einen Verkehrsunfallhandelt. Die Polizei wird immer aufgeboten, wenn es verletzte Personen hat. Ebenso beieinem Brand wird die Feuerpolizei alarmiert. Sie nimmt auch das Telefon ab, wenn ichden Euronotruf wähle.

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Internationaler Notruf: 112

Wichtige INFO:

Vorteile des Euronotrufes 112 Zugriff auf ALLE verfügbaren Mobilnetze (Armee, SBB.... ), Europaweit Möglich, auch wenn kein Empfangssignal ersichtlich ist Sim-Card MUSS eingesetzt sein Funktion OHNE Pin-Code möglich Funktion OHNE Geräte-Code

Hinweis: die Nummer wird erst bei Eingabe aller drei Ziffern der Nummer 112freigegeben.>> dieser Anruf wird von der Kantonspolizei entgegen genommen.

Feuerwehr: 118

Rufe ich die Ambulanz 144 und erzähle von eingeklemmtenPatienten, wird die Feuerwehr durch die Einsatzzentrale derSanität für uns aufgeboten. Wir müssen keine weiteren Telefonatetätigen.

Haben wir es mit gefährlichen Stoffen zu tun, wird sie ebenfallsfür uns alarmiert, unter anderem auch die Chemiewehr.

Sie wird ebenfalls aufgeboten bei Brand, Vergiftungsgefahr derUmgebung oder Explosionsgefahr (z.B. Tanklastwagen,Säuren, die aus defekten Fässern auslaufen etc.).

REGA: 1414

Bei Hirnverletzungen, Schwerverletzten oder in denBergen kann die REGA direkt angerufen werden.Falls sie aber besetzt sind, wettermässig nichtfliegen können etc. werden sie das Bodenpersonalschicken (Sanität/Ambulanz). Das heisst aber nichtimmer, dass sie gar nicht erscheinen.

Toxzentrum :145

Das toxikologische Zentrum ist ein Zentrum, wo man sich melden kann, wenn es um eineVergiftung geht. Z.B.:

Medikamentenüberdosierungen Ein Kind erwischt Seife, himmelblaue Schneckenkörner etc. Ein Kind isst ein Blatt von einem Blumenstock Falsch aufbewahrte Flüssigkeiten wurden aus Versehen

getrunken u.v.m.

Klare Bedingung um diese Nummer anzurufen: Die Patienten dürfen KEINEBewusstseinsstörungen haben!! Sonst muss die Sanität 144 gerufen werden.

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Meldevorgang

Wo? Genauer Einsatzort z.B. Ortschaft, Strasse, Hausnummer, optimaler Zusatzwegoder TreffpunktZusätzliches: Hauseingang beleuchten und Ambulanz einweisen

Wer? Name, Telefonnummer und Adresse der anrufenden Person, Firma oderInstitution

Wann? Zeitpunkt des GeschehensWeiss man es Nicht: Zeitpunkt des Eintreffens des Anrufers

Was? Ereignis: Verkehrs-, Betriebs-, Sport-, Haushaltunfall etc., Brand,Explosion, Überfall usw. Akute Erkrankung (medizinischer Notfall)

Wie viele? Anzahl der Patienten und AlterskategorieZustand der Patienten (wach, bewusstlos, ohne Lebenszeichen wiez.B. keine Atmung, keine Bewegungen, kein Räuspern etc.) oderKopfverletzungen, Pfählungen, Verbrennungen, sichtbare Brüche)

Weiteres? Sind besondere Bergungen der Patienten erforderlich, z.B. Eingeklemmte,VerschütteteGefahren am Einsatzort: Rauchentwicklung, Feuer, Explosionsgefahr, Strom,Wasser, Gas, Glatteis, auslaufende Flüssigkeiten (Benzin, Bremsflüssigkeit,Heizungsöl etc.), toxische StoffeGefahrengut: hat ein Fahrzeug eine orange Tafel mit Ziffern montiert?Kommt die Luftrettung: Landeplatz, Wetter, Stromleitungen, Hindernisse

Rückmeldung? Personen, die wir zum Telefonieren geschickt haben, bitten, sie sollenunbedingt an den Unfallort zurückkommen (können als weitere Helfereingesetzt werden und gibt Sicherheit, dass sie tatsächlich angerufen haben)

Anweisungen der professionellen Dienststelle entgegennehmen.

Patientenbeurteilung und LESOMA

Primäres ABC (D), sprich die Bedeutung und dessen Anwendung. Theoretisch und praktisch.Vorgehen nach Algorithmen A B C und Blutstillung.

Ziel: Der Teilnehmer kann die Patientenbeurteilung nach einfachen Schemen und die ersten

Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der unmittelbarlebensnotwendigen Vitalfunktionen vornehmen, sowie die wichtigsten Handlungsabläufedefinieren.

Die drei wichtigsten Organsysteme sind Herz, Lunge, GehirnIst eines dieser drei Organsysteme betroffen, ist es eine Frage der Zeit, bis die anderen zweiunter der entstandenen, mangelnden Versorgung, leiden.

Wie lange kann ich ohne Sauerstoff leben?Meinungen gehen weit auseinander. Weltrekord ist: 17 Min. (Tiefseetaucher)

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Wird die Hirnversorgung mit sauerstoffgesättigtem Blut auch nur für zehn Sekunden ganzunterbrochen, verlieren wir das Bewusstsein; ein Sauerstoffmangel über diesen Zeitraumhinaus kann schwere Hirnschäden nach sich ziehen.Je nach dem, wie gut die Sauerstoffspeicherung des Patienten ist, umso günstiger für ihn. Wirsprechen meistens von 3-5 Minuten.

Bewusstsein: Bewusstsein prüfen:AntwortenSchmerzäusserungen Laut ansprechenAugen öffnen

Spontane Lebenszeichen: Spontane Lebenszeichen prüfen:Atmen Ohr über Nase / MundBewegen Kopf mit Blick Richtung BrustHusten Atmung 5-10 Sekunden kontrollieren

Zentrales Nervensystem mit Rückenmark und Gehirn

Atmung / Lunge Blutkreislauf / Herz

Ansprechbare, antwortende Patienten Nicht unnötig bewegen und starke Blutungen stillen Zuerst Patient untersuchen, feststellen von Schmerzen, Verletzungen und neurologischen

Ausfällen (Lähmungserscheinungen, z.B. Beine) Patienten mit Atem- und Herzproblemen Oberkörper hoch lagern Dem Patienten gegenüber immer wieder Fragen stellen (solange ich ihn wach halten kann,

erfahre ich etwas von ihm) Alarmieren und Witterungsschutz nicht vergessen Ist eine Wirbelsäulenverletzung auszuschliessen, darf der Patient nach seinen Wünschen

gelagert werden

LebenswichtigeOrgansysteme

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Nicht antwortende PatientenNach ABCD-Schema überprüfen

Ist der Patient bewusstlos, atmet aber BewusstlosenlageIst der Patient bewusstlos, atmet aber nicht Wiederbelebung beginnen

Grundsätze

Sorgfältig Behutsam, schonend und gewissenhaft absuchen

Genau Kontrolle am ganzen Körper (von Kopf bis Fuss)

Speditiv Rasch und zügig arbeiten (=Sofortmassnahmen!)

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Patient untersuchenSpontane Lebenszeichen sind vorhanden:Körper absuchen nach.....

Prellungen Wirbelsäulenverletzung Stabilisierung der WS / HWS

Blutungen Sichtbaren Blutungen Blutung stillen

Frakturen Knochenbruch Fraktur ruhig halten / fixieren

BewusstlosigkeitSeitenlagerung (Bewusstlosenlagerung) beengende Kleidungsstücke öffnen

Stellung der Gliedmassen wie Abbildung, Kopf sorgfältig nach hinten, Gesicht schräg gegen

den Boden gerichtet, Mund geöffnet

Patienten grundsätzlich auf unverletzte Seite lagern (Ausnahme: Brustverletzung und

Blutungen aus dem Ohr, Schwangere links lagern!)

Witterungsschutz

Überwachen

Gleitende Bewusstlosigkeit Wach Kurze Absenzen Benommen Schläfrig (Bewusstlos) Schluckreflex fällt aus Hustenreflex fällt aus Brechreflex fällt aus Puppillenreflex fällt aus Tiefe Bewusstlosigkeit >> Koma << TOD

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Die hier dargestellte Reihenfolge des Zustandes der Bewusstlosigkeit ist starkvereinfacht. Gültige Regeln lassen sich praktisch nicht aufstellen, die Reihenfolgekann sich verändern und der zeitliche Ablauf stark schwanken!

1. Hilfe Patient kurz abchecken, ob weitere Verletzungen sichtbar sind Sofort in die stabile Seitenlage bringen Kopfhaltung ist absolut wichtig! Weitere Überwachung mit Puls, Atmung und evt. jetzt erst sichtbaren Verletzungen Witterungsschutz

Die Überlebenskette

Airways – Atemwege

Unter Punkt A des ABCD-Schemas wird das Freimachen der Atemwege und die Kontrolle derAtmung behandelt.

Bringen Sie den Kopf des Patienten schonend in eine Mittelstellung.

Um die Atmung des Patienten zu kontrollieren, legen Sie ihre Hand auf den Brustkorb/Oberbauch und gehen Sie mit Ihrem Ohr nahe an die Nase des Patienten. Fühlen und sehenSie, ob sich der Bauch bewegt, hören und fühlen Sie die Atemgeräusche des Patienten.

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Breathing – Atmung (Beatmen)

Mund des Patienten schliessen.

2 Beatmungsstösse (je 1 Sek.) in die Nase blasen bis sich der Brustkorb hebt.

Danach Kopf Richtung Brustkorb des Patienten abdrehen, frische Luft einatmen und das

Ausatmen des Patienten kontrollieren (sehen, fühlen, hören).

Wenn die Nase verstopft oder verletzt ist: Nase des Patienten mit zwei Fingern geschlossen halten 2 Beatmungsstösse (je 1 Sek.) in

den Mund blasen bis sich der Brustkorb hebt.

Circulation – CompressionBei einem Kreislaufstillstand kann das Herz kein Blut mehr in den Körper „pumpen“.Deshalb muss diese Funktion der Ersthelfer mit den Thoraxkompressionen übernehmen.

Der richtige Druckpunkt für die Kompressionen liegt zwischen den Brustwarzen. Wird dieKompression an einer falschen Stelle ausgeführt, besteht die Gefahr der Wirkungslosigkeit undknöcherne Strukturen sowie Organe können verletzt werden. Es ist aber wichtig, trotz dieserGefahren die Thoraxkompressionen nicht zu unterlassen.Knien Sie ganz nahe an den Patienten und strecken Sie Ihre Arme ganz durch. Legen Sie dieHandballe einer Hand auf den Druckpunkt, die andere Hand darüber. Achten Sie darauf, dassdie Finger keinen Druck auf den Brustkorb ausüben. Durch lautes Zählen (1-und-2-und-3…)erreichen Sie einen gleichmässigen Rhythmus und erleichtern das Zusammenspiel zweierHelfer.

Vorgehen der Herz-Lungen Wiederbelebung

Der leblose Patient muss auf eine harte Unterlage gelegt werden

Beginn mit zwei Atemstössen (siehe Beatmung)

30 Thoraxkompressionen (Frequenz 100/min)

Kompressionstiefe 4 – 5cm

Zwei Beatmungsstösse, sofort ohne Pause weitere 30 Kompressionen

Diesen Ablauf weiterführen bis Lebenszeichen erkennbar sind

Bei Eintreffen eines AED auf dessen Anweisungen hören

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bei Kindern (1 bis 8 Jahre)

CPR-Technik entspricht derjenigen bei Erwachsenen(Kraftaufwand unbedingt dem Alter und Körperbau desPatienten anpassen!)

Beatmungsluft in Nase einblasen bis sich der Brustkorb

hebt.

Kompressionstiefe 2 – 4 cm

bei Säuglingen (bis 1 Jahr)

Ursache des Kreislaufstillstandes ist meist Sauerstoffmangel wegen ungenügender Atmung.Grundsätzlich gilt das gleiche Vorgehen wie beim Erwachsenen. Wenn Sie alleine sind, sollteder Rettungsdienst erst nach 5 Zyklen alarmiert werden, da eine Wiederbelebung so schnell wiemöglich einsetzen muss.

Beatmungsluft in Mund und Nase einblasen bis sich der Brustkorb hebt

Kompressionstiefe 1 – 2 cm

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Defibrillation

Bei der Defibrillation wird während der Reanimation mit einem kontrollierten elektrischen Schlagdas Herz des Patienten dazu angeregt, wieder zu schlagen.Dafür finden sich heute an immer mehr öffentlichen Orten so genannte AED (AutomatischerExterner Defibrillator). Diese Geräte sind so aufgebaut, dass Sie von jedem bedient werdenkönnen, aber genügend sicher sind, dass man keine lebenden Personen defibrillieren kann.

Anwendung eines AED

Gerät öffnen, einschalten und nach den Anweisungen des AED arbeiten.Elektroden auf den Brustkorb kleben (s. Bild)

Während der Analyse Patient nicht berühren

Bei „Schock empfohlen“ Patient nicht berühren und Schock auslösen, danach sofort mit der

Wiederbelebung fortfahren.

Bei „Schock nicht empfohlen“ sofort mit der Wiederbelebung

fortfahren, bis zur nächsten Rhythmuskontrolle usw.

Gefahren beim AED-Einsatz

Leitender Untergrund

Wasser, Feuchtigkeit

Explosive Stoffe/Dämpfe

Medikamentenpflaster

Schmuck

Gründe, warum es zu einem Herzstillstand kommen kann

Elektrounfall Atemstillstand Herzinfarkt Herzrhythmusstörungen Vergiftungen rasche Abkühlung (Sturz ins kalte Wasser) Gewalteinwirkungen auf den Thorax Ertrinken Schock (Allergie oder grosser Blutverlust)

Ziel einer Reanimation

Alle lebenswichtigen Organe mit sauerstoffreichem Blut versorgen

Freilegen der AtemwegeWenn man bei der Beatmung Widerstand spürt, müssen, wegen drohendem Ersticken, dieAtemwege freigelegt werden. Dazu geht man folgendermassen vor:

Kopf vorsichtig strecken, nicht überstrecken Der Kopf wird zum Schutze der Wirbelsäule nicht überstreckt. Jedoch kann durch diese

Massnahme bereits wieder eine Eigenatmung einsetzen.

Die Kontrolle der Eigenatmung in dieser Position ist wichtig, da die Hauptursache für denAtemstillstand die zurückgefallene Zunge des bewusstlosen Patienten ist.

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Durch Drücken mit Daumen und Zeigefinger auf das Kinn den Mund öffnen Mit dem Daumen die Wange des Patienten fest zwischen seine Zahnreihen drücken, dass

der Mund offen bleibt und der Verletzte nicht zubeissen kann Mit den Fingern der anderen Hand sichtbare Fremdkörper entfernen Nur lose Prothesen entfernen Vorsicht: Zu tiefes Eindringen kann Würgereiz und Erbrechen auslösen!

Kontrolle: Atmung ist fühlbar, hörbar, sichtbar.

AspirationDefinition: Eindringen von Flüssigkeiten oder festen Stoffen in die Luftröhre oder Lunge.

Fremdkörper im Hals können zum Ersticken führen. Bei Erwachsenen geschieht das meist beimEssen. Kinder hingegen sind sehr neugierig und lernen Gegenstände mit seinen Ecken undKanten, sowie Rundungen kennen, indem sie sie mehrfach im Mund drehen. Somit sind schnellkleinere Teile aus Versehen zu weit hinten und rutschen in die Luftröhre.Die Personen entwickeln in der Folge meistens einen heftigen Hustenreiz und verspürenmassive Atemnot. Dadurch entsteht Panik, was die Atemnot zusätzlich verstärkt.Kinder werden schnell im Gesicht zyanotisch (Blauverfärbung), nicht nur an den Lippen, da ihrKreislauf noch klein ist und der Sauerstoffmangel sich viel schneller bemerkbar macht.

Symptome:

Plötzlich einsetzende Atemnot, oft auch pfeifendes Atemgeräusch Blauverfärbung der Haut, vor allem der Lippen Patient umgreift sich häufig den Hals mit beiden Händen und hat Panik

Heimlich-Manöver

Anwendung bei stehendem oder sitzendem PatientenBeim stehenden oder sitzenden Patienten umfasst der Helfer von hinten den betroffenenPatienten mit beiden Händen im Bereich zwischen Nabel und Rippenbogen und zieht dannruckartig und kräftig schräg nach oben zum Körper. Ziel ist es, durch die Druckerhöhung in derLunge den Fremdkörper aus den Atemwegen zu befördern.Bei fehlendem Erfolg muss das Manöver mehrere Male wiederholt werden. Der Brustkorb selbstsollte dabei nicht zusammengedrückt werden.

Anwendung bei liegendem PatientenBeim liegenden Patienten kniet der Helfer über dem Patienten, bringt seine übereinandergelegten Hände wiederum an der gleichen Stelle in Position und drückt in Richtung Zwerchfell.

Anwendungsbedingte Begleitschäden und FolgenBei unsachgemässer Anwendung des Heimlich-Manövers besteht die Gefahr vonRippenbrüchen und inneren Verletzungen beim Patienten (z.B. Milzriss, Leberriss).

Insbesondere bei Kindern unter einem Jahr sollte kein Heimlich-Handgriff gemachtwerden.

Durch die Einführung des Heimlich-Handgriffs in den verschiedenen Rettungsdiensten undLaienhelfer-Verbänden wird dessen Gefährlichkeit (Rippenbrüche und innere Verletzungen) ausnachfolgenden Gründen relativiert.

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Bei der Atemwegsverlegung handelt es sich um eine lebensbedrohliche Situation. Nach dreiMinuten ohne Atmung können selbst bei einer erfolgreichen Wiederbelebung irreparableSchäden am Gehirn aufgrund von Sauerstoffmangel auftreten. Aus diesem Grund werdensolche Begleitschäden in Kauf genommen.Jede weitere Minute ohne Sauerstoffversorgung verringert überdies die Überlebens-Wahrscheinlichkeit drastisch. Dadurch ergibt die Entscheidung, geringere Verletzungen in Kaufnehmen zu wollen, einen Sinn. Sogar die schlimmstenfalls vorkommenden, innerenVerletzungen (z.B. Milzverletzung) benötigen im Gegensatz zur Atemwegsverlegung keinezeitkritische Behandlung.

Führt alles nicht zum Ziel, ist der Patient unverzüglich zu reanimieren, bis die inzwischen alarmiertenFachkräfte eintreffen.

Retten (Unterarmgriff)

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Wer muss aus dem Auto geborgen werden?Nur bewusstlose Patienten, die keine spontanenLebenszeichen haben ---- Bedingung: Die Sicherung des Unfallortes muss gewährleistet

sein, sonst alle Ebenfalls dürfen keine Flüssigkeiten unter und rund

ums Auto auslaufen Oder bei weiteren Gefahren, wie gefährliche Stoffe

beteiligter Fahrzeuge Beim Lösen der Sicherheitsgurte aufpassen,

Patient kippt nach vorn!

Achtung: Sicherung des Autos Handbremse anziehen Zündungsschlüssel entfernen und sichtbar im

Auto liegen lassen Warnblinker einschalten: Sie funktionieren ohne

Zündungsschlüssel Pannendreieck aufstellen oder Helfer als „Verkehrsregler“ einspannen

WirbelsäulentraumaWirbelsäulenverletzte sind in die Kategorie Schwerverletzte einzuordnen, da immer eine Gefahrder Querschnittlähmung besteht, dies aufgrund des im Wirbelkanal verlaufenden Rückenmarks.

Ursachen Auffahrunfall Badeunfall bei Kopfsprung Starke Schläge auf den Kopf Unfälle mit hoher Geschwindigkeit Sturz aus grosser Höhe Stich- oder Schussverletzungen

Eine Verletzung des Rückenmarks muss dann vermutet werden, wenn grosse Kräfte auf dieWirbelsäule eingewirkt haben. Dies kann bleibende Lähmungen hinterlassen.

Schleudertraumas gehören ebenfalls in den Bereich der Wirbelsäulenverletzten.Schleudertrauma nennt man alle Traumata, welche eine gewaltsame und schnelle Vor- undRückbewegung des Kopfes mit einer entsprechenden Zerrung des Halses bedingen. EinSchleudertrauma kann durch einen Autounfall, schwere Schläge beim Sport oder auch durcheinen banalen Sturz entstehen.So kann es mit der Halswirbelsäule passieren, dass sich einzelne Wirbel beim Aufprall zwarnicht verbiegen, aber in eine ungünstige Position verschieben, so dass das vorherigeGleichgewicht gestört wird.

1.Hilfe:

Patienten, die Antwort geben: Unverzüglich einen Halsschienengriff machen ABCD-Beurteilung mit äusserster Vorsicht Patient in dieser Position halten bis der Rettungsdienst eintrifft

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Bewusstlose: En bloc-Drehung in die Seitenlage mit Halsschienengriff wäre optimaler Vorteil (funktioniert nur mindestens zu zweit) Beine nicht anwinkeln, Seitenlage ohne Verdrehung der Längsachse. Hat der Patient bereits eine Seiten- oder Bauchlage: So belassen Stetige Überwachung vor allem der Atmung

Blutungen

AllgemeinesBei erwachsenen Menschen beträgt die Blutmenge etwa 7% des Körpergewichtes, also hat ein70 Kg schwerer Mensch etwa 5 Lt. Blut. Verliert ein Mensch innert kurzer Zeit über 1 Lt. Blut,besteht Lebensgefahr. Deshalb ist es wichtig, eine massive Blutung sofort zu stoppen.Zum Schutz vor gefährlichen Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel AIDS oder Hepatitis-B,direkten Kontakt mit fremdem Blut vermeiden. Schutzhandschuhe tragen.

Blutende Wunden sind zunächst mit einer Wundauflage abzudecken. Eventuelle Fremdkörperin der Wunde sollten abgepolstert, ihre Entfernung Fachpersonal überlassen werden. Beistarken Blutungen, die insbesondere bei Verletzung einer grösseren Arterie (Schlagader) odereiner grösseren Vene (Blutader) auftreten, kann es darüber hinaus nötig sein, einenDruckverband anzulegen. Das Anlegen eines Druckverbandes kann aber auch zusätzlicheGefahren und Komplikationen auslösen und sollte in einem Lehrgang erlernt/geübt werden.Das Abdrücken einer grösseren Arterie oder Vene (ausser als vorübergehende Massnahmebeim Anlegen eines Druckverbandes) oder gar das Abbinden der betroffenen Extremität ist zuunterlassen. Nach den aktuellen Richtlinien wird es auch nicht in Erste-Hilfe- oder LRSM-Lehrgängen gelehrt. Beim Abbinden durch Laien kommt es häufig ohnehin nur zu einerStauung des venösen Rückflusses des Blutes von der Wunde zum Herzen, nicht aber zu einerStauung der Arterie, die weiteres Blut vom Herzen zur Wunde transportiert. Dadurch wird dieBlutung nicht beendet, sondern im Gegenteil sogar verstärkt.Der Abschnürverband kann Amputationen zur Folge haben.Bagatellblutungen können unter Umständen unversorgt bleiben. Da die Blutung einenwundreinigenden Effekt hat, verringert sich die Gefährdung durch Wundinfektionen. Auf garkeinen Fall sollten Wunden ausgewaschen werden.

Vorgehen: Immer zuerst den Patienten lagern, am besten auf den Boden setzen (Gefahr des

Umkippens) Verletztes Körperteil hochhalten (Blutzufluss verringert sich) Gegendruck mit saugfähigem Material in die Wunde

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Blutung mit Druckverband stoppen Nach der Blutstillung den verletzten Körperteil hoch lagern und ruhigstellen Alarmieren (zuerst Blutung stoppen, dann alarmieren = Blutverlust!) Patient unbedingt über Allgemeinzustand überwachen Nicht selber zum Arzt fahren (könnte unterwegs bewusstlos werden!)

Einmal aufgelegte Wundauflagen nicht wieder entfernen.Weitere Wundauflagen aufbinden, wenn die Blutung durchdrückt.

Was darf man benützen?

Alles was saugfähig ist Stoffstücke Kompressen und Binden (Achtung: elastische Binden nicht zu stark anlegen) Verbandspatronen, Kombiverbände Schal Handtücher, Dreiecktücher

Blutstillung

Blutverlust durch stark fliessende oder pulsierende Blutung ist lebensbedrohlich. Jede Blutungmuss sofort gestillt werden.

Innere Blutungen

Lagerung flach lagern

Äussere Blutungen

Lagerung Patienten zweckmässig lagernverletzten Körperteil hoch lagern

Hochhalten Blutenden Körperteil hoch haltenVerband Druckverband für die BlutstillungFixieren Ruhigstellung

1. Lagern 2. Hoch halten

3. Druckverband 4. Hoch lagern, Ruhigstellen

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Druckverband

Zum Anlegen eines Druckverbandes eignet sich das Verbandspäckchen besonders gut, da esgebrauchsfertig alle dafür nötigen Bestandteile kombiniert: Wundauflage, Polsterung undBefestigungsmaterial.

Notverbände

DreiecktuchverbandJeder Verbandkasten enthält Dreiecktücher, mitdenen keimfreie Wundauflagen so fest angelegtwerden können, dass sie nicht mehr verrutschen.Mit Mullbinde und Dreiecktuch sind im Notfalleinfache Verbände möglich.Beim Anlegen von Dreiecktuchverbänden ist zubeachten, dass Verletzte die Wundauflagezunächst festhalten, Knoten niemals im Bereicheiner Wunde angelegt werden, Knoten keineSchmerzen durch Druck verursachen, Knotenniemals zu fest angezogen werden.

Ziel: Wunden einfachabdecken, somit Schutz vorUmwelt gewähren.

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AmputatSchweregrad: Totale Amputation mit völliger Durchtrennung des Gesamtquerschnitts einer Extremität Subtotale Amputation mit Durchtrennung oder Verletzung der wichtigen

Versorgungsgefässe.

Unfallmechanismen: Glatte Amputationen ohne Quetschverletzung, Sägeamputationen mit begrenzter Quetschung und oberflächlicher Zerreissung, Ausrissamputationen mit unterschiedlicher Abtrennungshöhe der Strukturen und

zusätzlicher Dehnungsverletzung insbesondere der Gefäss-, Nervenstränge, Quetschamputationen durch grossflächige Gewalteinwirkung meist stumpfer, aber auch

scharfer Natur.

Vorgehen am Unfallort:Nach Klärung des Unfallherganges- und Zeitpunktes sowie der Untersuchung aufBegleitverletzungen geschieht die Akutversorgung bei einer Amputation rasch und mit grössterSorgfalt. Die schonende Blutstillung und Verbandanlage am Stumpf und die kompletteAsservation (Aufbewahrung) des Amputats sowie seine sachgerechte Kühlung sindgrundsätzliche Voraussetzungen für eine später mögliche Replantation.

Stumpfversorgung:Im Regelfall kann die Blutstillung durch sachgerechte Anlage eines Druckverbandes undHochlagerung erfolgen.

Nach kompletter Durchtrennung ziehen sich Arterien etwas zurück und verschliessen sichinnerhalb kürzester Zeit weitgehend von selbst durch Einrollung der Intima (innerste Schicht derGefässwand der Arterien, Venen und Lymphgefässe). Bei partieller (teilweiser) Durchtrennungeiner Arterie kann die Blutung schwerer zu stillen sein und evtl. zusätzlich eine direkteKompression notwendig werden. Venen kollabieren spontan oder im Druckverband.Gefässstümpfe sollten bei der Blutstillung möglichst nicht direkt abgebunden werden, da dieReanastomosierung (Wiedervereinigung durchtrennter Strukturen, wie z.B. von Nerven undGefässen) durch den Wegfall der beschädigten Gefässstrecke erschwert wird.Durchtrennte Gefäss- und Nervenenden des Stumpfes sollten also aus dem oben angegebenenGrund nicht mit Klemmen oder ähnlichem fixiert werden.

Eine Säuberung und Entfernung von Fremdkörpern sollte nicht vor Ort vorgenommen werden,da Blutungen verstärkt und zusätzliche Läsionen gesetzt werden können.

Der Notverband des Stumpfes ist ein unter leichtem Zugangelegter kuppenförmiger Druckverband, wobei die Druckkraftvon distal (vom Körperzentrum weg) und nicht von proximal (zumKörperzentrum hin) her wirken soll. Haltepflaster werden sparsameingesetzt, in Längsrichtung der Extremität,um eine Einschnürung (Tourniqueteffekt mitVerstärkung der Ischämie (Blutleere)) zuverhindern. Die Lagerung der Extremität aufder Transportliege erfolgt schonend, alsoetwa auf einer möglichst faltenarmangepassten Vakuummatratze.

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Amputatversorgung

Das Amputat sollte komplett asserviert (aufbewahrt) und idealerweise in einem speziellenPlastikbeutel wasserdicht verpackt und adäquat gekühlt werden. Zur Kühlung wird dieser ineinen zweiten Beutel mit Eiswasser gelegt. Die wasserdichte Versorgung dient zur Vermeidungeiner Gewebequellung und -mazeration (Aufweichung), die Kühlung zur Verlängerung derIschämiezeit, wodurch die Replantationschancen deutlich steigen.Dazu können Haushaltplastik- oder Gefriertüten eingesetzt werden. Das Verhältnis von kaltemWasser und Eis sollte etwa 1:1 betragen, um eine Temperatur um 4° Celsius zu erreichen.Auch ein Anfrieren des Amputats sollte unbedingt vermieden werden. Das Eis sollte daher unterkeinen Umständen direkten Kontakt mit dem Amputat haben. Das Eis kann vor der Mischungmit dem kalten Wasser zerkleinert und der Beutel ab und zu bewegt werden, um Eisan-haftungen zu lösen.Weitere Prellungen oder Druckverletzungen des Amputats sind auf dem Transport zuvermeiden, der Amputatbeutel sollte in der Hand gehalten oder an sicherem Ort (z.B.Waschbecken) aufbewahrt werden.

Sonderfälle

Explosionsverletzungen:Die Verletzungsschwere ist bei Explosionsverletzungen vor Ort sehr schwer einzuschätzen, daFremdkörper durch die Explosion entlang von Gewebebahnen, wie Gefäss-, Nervenscheidenbis weit in unverletzte Regionen vordringen können. Die adäquate sterile Versorgung desStumpfes mit Druckverband, die Ruhigstellung und Hochlagerung, sowie die Versorgung desAmputats erfolgt in beschriebener Weise.

Dentaltrauma:Die optimale Transportart für ausgeschlagene Zähne besteht bei wachen, kooperativenPatienten darin, sie dem Patienten in die Backentasche oder unter die Zunge zu legen. ImÜbrigen sollten Zähne in jedem Fall asserviert und feucht gehalten werden, z.B. in einerwassergetränkten Kompresse.

Kinderzähne / Milchzähne Zahnunfälle sind relativ häufig >30% aller > 8 jährigen spezielles Transportmedium

(Dentosafe®)

oderKochsalzlösung, Milch, Speichel>90% Zahn reimplantiert bei Kindernd.h. Milchzähne werden je nach Zustand desZahnes und des Zahnfleisches vom Zahnarzteinfach wieder eingesteckt und sie halten!

Mini-Amputationen:Mini-Amputationen (Abrisse der Nasenspitze, ein Teil des Ohrläppchens, der Fingerkuppe oderkleine Gewebsstücke besonders aus der Gesichtsregion) sind ebenso zu versorgen wiegrössere Amputationen; das amputierte Gewebe sollte stets aufbewahrt werden.

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Auch sehr kleine oder aussichtslos zerfetzt erscheinende Gewebsabrisse, vor allem imGesichtsbereich, können replantiert werden.

DringlichkeitDie Ischämiezeit des Amputats beginnt mit dem Zeitpunkt des Unfalles und reicht bis zumWiederanschliessen der arteriellen Versorgung, somit bis in die Operationszeit hinein. Demnachist jede Amputationsverletzung äusserst dringlich zu transportieren. Besonders Grossamputate,die Muskelgewebe enthalten, müssen innerhalb von 4–6 Stunden komplett mit Gefässen wiederangeschlossen sein, da das Muskelgewebe sonst irreversibel geschädigt und somit nekrotisch(absterben) wird. Bereits bei einer Ischämiezeit (blutleere Zeit) von 30 Min. werden muskuläreNekrosen mikroskopisch sichtbar. Amputationen ausserhalb des Stadtgebietes sind in derRegel Indikationen für einen Hubschraubertransport in das entsprechende, meist weit entferntgelegene Replantationszentrum.Die Operationszeit eingerechnet, können distale Amputationen der oberen Extremität nochmaximal 10–12 Stunden nach dem Unfall replantiert werden. Die Möglichkeit einerZeitverlängerung entscheidet sich durch die adäquate Kühlung der Amputate.

ReplantationSeit den ersten Replantationen in den sechziger Jahren ist die Erfolgsrate von 20–30% auf 80–90% gestiegen. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Replantation liegt in hohem Masse inder sachgerechten Akutversorgung, während mit der Verfeinerung mikrochirurgischerTechniken nunmehr auch früher aussichtslos erscheinende Replantationen möglich wurden.

Die Entscheidung, ob eine Replantation möglich ist, sollte immer der Operateur treffen.

Es kann am Notfallort unmöglich entschieden werden, ob eine Replantation erfolgversprechendist oder nicht. In der präklinischen Phase ist ein schnelles, sorgfältiges Vorgehen mitentscheidend für den Erfolg einer Operation, ob eine orthotope (korrekte Stellung) vollständigeoder teilweise Replantation oder lediglich eine Optimierung der Weichteilverhältnisse unterEinbeziehung von Teilen des Amputates durchgeführt wird. Wichtig sind präklinisch diesorgfältige Versorgung des Stumpfes und sachgerechte Kühlung des Amputates.Besonders in Fällen von Amputationen der oberen Extremität bei kindlichen Patienten und beijungen, motivierten Patienten, die handwerklich tätig sind, noch mehr, wenn glatte Verletzungenvorliegen, sind gute Replantationschancen gegeben. In ungünstigeren Fällen sollteselbstverständlich ebenso dringlich die Aufnahme in ein geeignetes Replantationszentrumangestrebt werden.

Nach Möglichkeit sollte auch bei Mehrfachverletzungen, wenn die Amputation eines Fingersbeispielsweise nur eine untergeordnete Bedeutung hat, so verfahren werden wie bei derMonotrauma Amputation. Ein korrekt asserviertes Amputat kann durchaus, auch wenn eineReplantation nicht möglich ist, als Quelle für Gewebsteile dienen, die an anderer Stelle eineRekonstruktion ermöglichen, wobei die zusätzliche Gewebsentnahme an gesunder Stelle evtl.entfällt.

Im Extremfall des Schwerverletzten mit ausgedehnter Amputation gilt selbstverständlich derSatz «life before limb» (Leben vor Verletzung), zumal die Komplikationsrate nach Replantationvon Grossamputaten erhöht ist, und verstärkt schwerere Komplikationen, z.B. durch dieNekrose grosser Muskelanteile auftreten können.

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Schock

Schock (Medizin)

Der Begriff Schock bezeichnet in der Medizin ein lebensbedrohliches Zustandsbild, bei dem dieBlutzirkulation in den Kapillaren vermindert ist. Als Folge treten eine Sauerstoffunterversorgungder Gewebe und in letzter Konsequenz Stoffwechselstörungen auf.Ursache ist eine absolute oder relative Verminderung des zirkulierenden Blutes. Ersteres trittnach Blut- oder Flüssigkeitsverlust auf, letzteres bei einem Versagen der Kreislaufregulation inder Körperperipherie, etwa bei Blutvergiftung oder allergischen Reaktionen vom Soforttyp(Anaphylaxie). Auch wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut in diePeripherie zu pumpen, kann es zum Schock kommen.

Ursachen: Mehrfachverletzungen (z.B. diverse Brüche, innere und äussere Verletzungen) Allergische Reaktionen (z.B. Bienenstiche oder Medikamente) Vergiftungen (z.B. Blutvergiftungen, Infektionen, Medikamente) Flüssigkeitsverluste (z.B. Blut, bei Brech-Durchfall, Verbrennungen) Wirbelsäulentrauma (z.B. Rückenverletzungen inkl. Rückenmark) Herzproblemen allgemein

Symptome: Blasse Haut (meist grau-weisse Farbe) Oberflächliche Atmung Kalter Schweiss Puls bei Erwachsenen über 100 p/ Min. Teilnahmslos bis aggressiv Evtl. bläulich-weisse Lippen und Fingernägel Verschlechterung des Allgemeinzustandes

1.Hilfe: Alarmieren Wenn möglich Patienten vorsichtig flach lagern Nicht unnötig bewegen Vorgehen nach ABCD-Schema Aggressive Patienten belassen, aber immer beobachten wo sie sind Witterungsschutz Weiter überwachen, Betreuung und Beruhigung ist das Wichtigste

Diese Patienten wissen oft nicht was passiert ist Fragen immer wieder das gleiche Können am Strassenrand sitzen und ins Leere starren

Merkregel: Keine Schocklagerung (Beine hoch) bei Verletzungen von Birne (Kopf,Bewusstsein), Buckel (Rücken, Wirbelsäule), Brust, Bauch, Becken, Beinen,Bibbern (Unterkühlung) und Bewusstlosigkeit.

Daher allgemeine Flachlagerung!!

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Atemsystem

Speiseweg: Kehldeckel und Gaumen sind geschlossen, damit keine Speisen in die Luftröhregelangen.

Atemweg: die Speiseröhre schliesst nicht ganz, so wird auch immer etwas Luft in den Magenkommen.Beatmet man jemand übermässig, wird mehr Luft in den Magen gelangen, was wiederum zuErbrechen, somit aber auch zu Aspiration führen kann (Erbrochenes gelangt in die Luftröhre).

Obere Atemwege Untere Atemwege

Nase / Mund Kehlkopf (Larynx) und KehldeckelRachen (Pharynx) Luftröhre

BronchienLungenbläschen (Alveolen)

In jedem Luftzug, der aus ca. 500ml Luft besteht, hat es ca. 21% Sauerstoff. ViaLungenbläschen wird dieser dem Blutkreislauf mitgegeben und zum Herzen transportiert.Das Blut ist für Sauerstoff und Nährstoffe ein reines Transportmittel.

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Kreislauf

Das Blut, angereichert mit Sauerstoff (O2), fliesst von der Lunge in den linken Vorhof desHerzens. Von da aus weiter in die linke Kammer, bevor es in den grossen Kreislauf, auchKörperkreislauf genannt, weiter gepumpt wird (rote Seite). Dies sind Arterien. Diese „roteSeite“ hat Power drauf, sprich, das Blut kommt aus dem Herzen und jeder Herzschlag ist alsPulsschlag zu spüren.

Nach dem Gasaustausch in den Organen fliesst das Blut zurück in den rechten Vorhof und viarechte Kammer zurück zur Lunge, wo wir die Schlackenstoffe ausatmen (blau).Das Herz ist etwa faustgross und befördert pro Herzschlag ca. 0,7dl Blut.

Damit das Herz schlägt, hat es einen Taktgeber(Sinusknoten) und ein „elektrisches“ System.Gerät dieses elektrische System durcheinander,werden Herzrhythmus und Pumpbewegung desHerzmuskels gestört. Es kommt zu einem Gewitter vonunkontrollierten elektrischen Impulsen. Das Herz fängtan zu „flimmern“ und pumpt beziehungsweise schlägtnicht mehr. Ein solches Kammerflimmern, das häufigals Komplikation eines Herzinfarktes auftritt, ist in viervon fünf Fällen der Grund für einen plötzlichenHerzstillstand.

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Herz- HirnnotfallAn der Aussenschicht des Herzens hat es Herzkrankgefässe (Arterien und Venen), die kleinund fein sind, um das Herz rundherum mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.Gibt es Ablagerungen in einer solchen Arterie, kann es zu einer absoluten Herzenge mitgrossen Schmerzen kommen. Dies vor allem bei Anstrengungen und Stress.Wir nennen diesen Anfall „Angina pectoris-Anfall“. Kann man als sofortige 1.Hilfe diesePersonen beruhigen, mit Fenster öffnen für frische Luft sorgen, verschwindet der Schmerzmeist wieder. Sofortige ärztliche Abklärung ist nun wichtig, denn kommen diese Anfälle immerwieder, kommt es zum Verschluss eines Gefässes, somit zum Herzinfarkt.

HerzinfarktDurch Verschluss einer Herzkranzarterie mit einem Blutgerinnsel, wird ein Teil des Herzmuskelsnicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Es kommt zum lebensbedrohlichen Herzinfarkt.

Symptome des Herzinfarkts

Beengender, ev. brennender Schmerz im Bereich des Brustbeins oder der Herzgegend.Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schwächegefühl, Schweissausbruch, Atemnot,unregelmässiger Puls, Angst, Blässe.Schmerzen im Oberbauch bei der Frau können auch ein Zeichen für einen Herzinfarkt sein!Mindestens 15 Minuten andauernde Schmerzen.

Verhalten beim Herz-Notfall

Sofort alarmieren – 144

Oberkörper hoch lagern

Enge Kleider öffnen

Bei Bewusstlosigkeit nach ABCD-Schema vorgehen

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Eine Streifung oder TIA (transitorische ischämische Attacke)

Ablagerungen an den Innenwänden kann es überall im Körper, in den Organen und Gefässengeben. Verheerende Folgen kann es nicht nur im Herzen haben, sondern leider auch im Gehirn.TIA ist ein Begriff aus der Medizin und bezeichnet vorübergehende neurologischeAusfallerscheinungen, die nicht länger als 24 Stunden anhalten. Ursache ist meist eineumschriebene Durchblutungsstörung einer Gehirnregion. Die TIA hat heute in derNotfallmedizin eine grosse Bedeutung, weil die möglichst rasche Erkennung und Behandlungder Ursache bei vielen Patienten einen „grossen“ Schlaganfall verhindern kann. Auch eineStreifung kann Hirnschädigungen hinterlassen, respektive sich nicht ganz regenerieren!Ein Hirninfarkt hingegen regeneriert sich nicht in 24 Std. Dem Schlaganfall liegt ein plötzlicherMangel der Nervenzellen an Sauerstoff und Nährstoffen zugrunde.Die Blutzufuhr wird in irgendeiner Hirnregion unterbrochen. Das Ausmass und dieschwerwiegenden Folgen hängen vom betroffenen Hirnteil ab. Vier von fünf Hirnschlägenwerden durch Arteriosklerose (Kalkablagerungen in den Gefässen) verursacht.

Achtung: Ist es wirklich „nur“ eine Streifung / TIA, oder ein Schlaganfall / Hirnschlagoder gar eine Hirnblutung?

HirnschlagEin Hirnschlag kann sich in zwei Formen zeigen, dem Hirninfarkt und der Hirnblutung.Bei beiden Formen tritt eine Durchblutungsstörung in den Hirngefässen auf.

Symptome des Hirnschlags

Einseitige LähmungEinseitiges „absinken“ einerGesichtshälfte

Seh- undWahrnehmungsstörungen

Sprechstörungen Drehschwindel

Kopfschmerzen

Es kann vorkommen, dass die Betroffenen die Symptome nicht wahrnehmen oder verneinen.Trotzdem ist die sofortige Einweisung in ein Spital erforderlich

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Verhalten beim Hirn-Notfall

Sofort alarmieren – 144

Oberkörper hoch lagern

Patient betreuen und überwachen

Bei Herzstillstand sofort reanimieren

Bei Bewusstlosigkeit Seitenlagerung

Mögliche Risikofaktoren

Rauchen Bluthochdruck Diabetes Hohe Blutfettwerte Alkoholexzesse Wasser-, Vitamin- und Mineralienmangel

führen zu Arteriosklerose Herzinfarkt Hirnschlag PAvK (Raucherbein) Lungenerkrankungen usw.

Psychische Erste Hilfe

In aussergewöhnlichen Situationen (Notfällen) können unterschiedliche psychische Reaktionenwie Schrecken, Angst, Hilflosigkeit, Aggression, Panik, Erstarrung usw. auftreten. DieReaktionen werden durch verschiedene Einflüsse wie Alter, Geschlecht, Kultur, bereitsgemachte Erfahrungen, familiäre Situation, Probleme usw. beeinflusst.Es können Patienten, Unfallverursacher, weitere Beteiligte, Angehörige, Zuschauer und Helferpsychische Reaktionen zeigen.

Es ist wichtig, dass Helfende darauf reagieren und den Betroffenen sagen, dass dieseReaktionen normal sind und dazu beitragen, das Erlebte zu verarbeiten.

Betroffene sollen spüren, dass Sie in dieser Situation nicht alleine sind. Gehen Sie zu denBetroffenen, knien Sie sich neben sie hin und versuchen Sie, beruhigend auf sie einzuwirken.

Die 4-S-Regeln

Gehen Sie nach den 4-S-Regeln vor:

S Sagen Sie, wer Sie sind, dass Sie für die Betroffenen da sind und dass Sie für Hilfe sorgenS Sprechen Sie ruhig und hören Sie aktiv zuS Suchen Sie vorsichtig KörperkontaktS Schützen Sie den oder die Patienten vor Zuschauern

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Vermeiden beim Gespräch

Vorwürfe

Hektik und Nervosität

Schuldfragendiskussionen

Eigene Meinungen und Problemlösungen aufzudrängen

Knochenbrüche

UrsachenIn der Regel entstehen Knochenbrüche durch mechanische Gewalt. Dies kann z. B. beiUnfällen, beim Sport, bei Stürzen und ähnlichen Hergängen passieren. Es kommt auch vor,dass ein Knochen durch eine Dauerbelastung langsam immer weiter geschädigt wird undirgendwann bei einem eher geringeren Anlass bricht (Ermüdungsfraktur, Stressfraktur).

Bei einem Knochenbruch treten Schmerzen auf, besonders bei Belastung des jeweiligenKörperteils. Die ursprüngliche Funktion ist abgeschwächt oder nicht mehr ausführbar. Meistbesteht eine Schwellung und eventuell ein Bluterguss. Bei verschobenen Brüchen kann derKörperteil bisweilen sichtbar verformt oder übermässig bewegbar sein. Eine so genannte offeneFraktur liegt vor, wenn Knochenbereiche aus der Haut herausragen.

In der Regel ist auch Gewebe um den Knochen herum mitverletzt, z. B. Muskeln, Sehnen, Bänder oder auch dieHaut. Ebenfalls kann eine Blutgefäss- oderNervenverletzung bestehen. Im Rumpf- beziehungsweiseBeckenbereich können innere Organe geschädigt sein.

1.Hilfe:

Allgemeine Massnahmen

Möglichst wenig bewegenNicht umlagern, wenn keine unmittelbare Gefahr besteht

Offene Brüche müssen Sie sofort mit, wenn möglich keimfreien Wundauflagen oder einemVerbandtuch bedecken.

Der Bruchbereich ist über die angrenzenden Gelenke hinaus mit geeignetem, weichemPolstermaterial ruhig zustellen.

Rufen Sie den Rettungsdienst (Notruf). Witterungsschutz und Betreuen des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Bei geschlossenen Brüchen entwickelt sich oft eine Schwellung, die Sie mit kalten

Umschlägen versorgen können. Die Kühlung lindert zudem die Schmerzen.

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Achtung Schockgefahr: Innere Blutungen sind kaum abzuschätzen

Sportverletzungen

Sportverletzungen gibt es überall, z.B.:Schwimmen, Radsport, Fussball, Grümpelturniere, Joggen, Kraftsport etc.Dies kann ein Muskelkater bis hin zu einem Muskelabriss sein oder gar ein Knochenbruch.

Verletzungszeichen:Druck- und Dehnungsschmerz im zuvor geforderten Muskelbereichevtl. Muskelverhärtungen

Ursachen:Starke Belastungen (bevorzugt nach ungewohnten Abbremsbewegungen), d.h. arbeitenderMuskel wurde durch äussere Kräfte überdehnt.

1. Hilfe:

P Pause; sofortige Einstellung der sportlichen Aktivität und Untersuchung zurSchadensfeststellung

E Eis; Kälteanwendung zur Schmerzlinderung

C Compression; Anlegen eines Druckverbandes mit mässiger Spannung

H Hochlagerung; Hochlagern des verletzten Körperabschnittes

Geringe Verletzung heisst: Aufhören mit Sport Kälteanwendungen mit fliessend kaltem Wasser Kühlpackungen (mit Wasser getränkte Binden oder Schwämme, die mit Eiswürfeln gekühlt wurden) Eis, Eisbeutel, Eis-Lollis verformbare Cool Packs, Hot-Ice-Packungen Notfalls auch Schnee

Sofort nach der Verletzung 20 Min. kühlen»» Kältereiz verengt die durchtrennten Blutgefässe»» verhindert weiteren Blutaustritt»» verhindert weitere Anschwellung des Gewebes»» Kälte wirkt schmerzstillend

Überdehnung oderUnterbrechungder Zusammenhänge eineskleinen oder grossen Anteilsvon Fasern der Muskulatur.

Je nach Schwereunterscheidetman zwischen drei Graden.

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Krampfanfälle

Krampfanfälle sind nicht immer gleich Epilepsie-Anfälle.

Man bezeichnet sie auch als:

„Gewitter im Kopf“

Ursachen: EPI-Anfälle kann man auch nach Verkehrsunfällen urplötzlich bekommen. Alkohol - oder Drogenentzug Medikamentenentzug Hirnhaut- oder Hirnentzündungen (z.B. bei Masern, Keuchhusten oder Windpocken) Hirnverletzungen durch Sturz oder Unfall Stoffwechselstörungen (z.B. Kalkmangel, Störungen im Eiweiss- o. Fettstoffwechsel) Fortschreitende Gehirnerkrankungen (z.B. Gehirngeschwülste oder vorzeitiger Zerfall von

Gehirnsubstanz) Vererbung Fieberkrämpfe z.B. bei Kindern (zu schneller Anstieg der Temperatur) Diverse Hirnzellen werden dabei absterben, da zu langer Sauerstoffmangel (>3 min.)

Was passiert bei einem Krampfanfall?»» meist Beginn mit Kopfdruck und Schwindel»» einige Sekunden erleben sie bewusst den Anfall, sind dabei akustisch und optisch gestört»» plötzlicher Bewusstseinsverlust mit Aufschrei und Hinfallen»» ganzer Körper zuckt geradezu Unmenschlich (Krämpfe)»» Atemstillstand und Zyanose setzt ein»» Gesicht verzerrt, Pupillen weit und Lichtstarr (einseitiger Blick)»» Zuckungen werden nach etwa 30'' schneller, dabei schlägt die Zunge den Speichel zu

Schaum (rötlich= Zungenbiss)»» ca. 1-2 Min. später setzt eine totale Erschöpfung ein, oft auch länger»» Atem setzt wieder ein»» dann kommt eine Nachschlafphase

WAS TUN?-- Alles rundherum wegräumen, damit sich der Betroffene nicht verletzt-- wenn er nicht selber atmet, beatmen-- Unverzüglich den Rettungsdienst rufen, betreuen, beobachten

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Verkehrsunfall

Allgemeines Strassennetz

Schauen, Denken, HandelnBei Verkehrsunfällen ist die konsequente Anwendung des Ampel-Schemas für ein strukturiertesVorgehen besonders wichtig.Beachten Sie die orangen Warntafeln und Gefahrenzettel an den Fahrzeugen und erwähnenSie diese bei der Alarmierung!

Alarmieren

Selbstschutz, Schutz der Patienten (Warnweste anziehen, Unfallstelle sichern)

mit den lebensrettenden Sofortmassnahmen beginnen (auch bei eingeklemmten Patienten)

Überwachung der Patienten

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Besondere Regeln beim Autobahnunfall

1. Noch fahrbare Fahrzeuge sofort auf den Pannenstreifen verschieben.

2. Unfallstelle sichernWarnblinkanlage einschalten (gilt für alle nachfolgenden Fahrer auch),Pannendreieck mindestens 100m vor der Unfallstelle aufstellen.

3. Verletzte von der Fahrbahn in Sicherheit bringen.

4. Sanität und Polizei über Notrufsäule alarmieren.

5. Erste Hilfe leisten.

6. Fahrbahn nicht mehr betreten.

7. Bei Stau in der Mitte eine Gasse für Notfallfahrzeuge bilden!Bei abgestellten Fahrzeugen immer den Schlüssel stecken lassen!

8. Nachfolgende Fahrzeuge dürfen nicht anhalten.Konzentrieren Sie sich auf den Verkehr!