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seitenbühne 05. 06 Das Journal der Staatsoper Hannover

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DIE LIEBE ZUM NEUEN

In einer kürzlich im Klassikmagazin crescendo veröffentlichten Polemik hat der Komponist Moritz Eggert (einer der bemerkenswertesten und erfolgreichsten Tonschöpfer der jüngeren Generation) seinem Unmut über das seiner Meinung nach viel zu sehr rückwärtsgewandte Opernrepertoire Luft gemacht. Von den deutschen Opernpremieren der aktuellen Spielzeit, die Eggert fleißig ausgezählt hat, stammten nur 63 von lebenden Komponisten.Zugegeben: Ein Großteil unseres Repertoires entspringt dem 19. Jahrhundert, und ohne Meisterwerke wie La traviata, Lucia di Lammermoor oder La Bohème wäre wohl auch kein Spielplan denkbar. Dennoch dient die Staatsoper Hannover als Gegenbeispiel zu Eggerts These, denn die Pflege der zeitgenössischen Oper wird hier groß geschrieben und mit be-sonderer Hingabe und Überzeugung betrieben. Ein besonderes Highlight ist in dieser Hin-sicht die Uraufführung von Giorgio Battistellis Oper Lot, die noch bis Ende Mai auf dem Spielplan steht. Die Produktion des Auftragswerks der Staatsoper Hannover (Libretto: Jenny Erpenbeck) konnte in der Regie von Frank Hilbrich und mit Brian Davis in der Titelrolle ei-nen großen Erfolg beim Publikum feiern. Auch die Medien waren begeistert (siehe Seite 18). In dieser Spielzeit stand ein weiteres zeitgenössisches Werk auf dem Spielplan und eroberte die Herzen des Publikums: Hans Werner Henzes Tier-Parabel Die englische Katze.Dieser Liste wären noch die neuen Stücke hinzuzufügen, die in der Jungen Oper (ur)aufge-führt wurden, in dieser Saison sind es zwei von drei Neuproduktionen. Nach Mischa Tangians Moby Dick zu Beginn der Spielzeit steht in diesem Monat die Neufassung von Detlev Glanerts Leyla und Medjnun auf dem Programm. Kinder und Jugendliche sind übrigens, da zumeist nicht »vorbelastet«, erstaunlich offen für Neue Musik.Ruft man sich nun noch das Klangbrücken-Festival des Monats April in Erinnerung, das dem Komponisten Wolfgang Rihm gewidmet war, wird einem bewusst, wie sehr die Neue Musik an der Staatsoper gepflegt, gelebt und ja: geliebt wird. Das hannoversche Publikum ist die-sen Weg sehr aufmerksam und interessiert mitgegangen, von Nonos Intolleranza 1960 bis zu Glanerts Caligula. Mit Hans Werner Henzes Jungem Lord findet sich auch in der neuen Spielzeit 2017/18, deren Programm Ende April veröffentlicht wurde, ein weiteres Werk der Moderne auf dem Spielplan. Zwar weilt der Komponist nicht mehr unter den Lebenden und taugt daher Moritz Eggerts strengen Maßstäben nicht – dafür ist er an der Staatsoper Han-nover um so lebendiger, wovon sich das Publikum ab dem 2. September 2017 überzeugen mag!

Dr. Olaf RothPresse und Kommunikation

PROSZENIUM

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02. FOYER03OPERDER JUNGE LORD Hans Werner Henze | ab 02.09.2017

WEST SIDE STORY Leonard Bernstein | ab 29.09.2017

WILHELM TELL (KONZERTANT) Gioachino Rossini | ab 31.10.2017

SALOME Richard Strauss | ab 18.11.2017

DIE ZAUBERFLÖTE Wolfgang Amadeus Mozart | ab 13.01.2018

AIDA Giuseppe Verdi | ab 14.04.2018

DIALOGUES DES CARMÉLITES Francis Poulenc | ab 02.06.2018

BALLETTDAPHNIS – LOST LOVE (UA) Ballett von Jörg Mannes, Musik von Maurice Ravel und Philip Glass | ab 09.12.2017

MOVING LIGHTS Choreographien von Nils Christe und Jörg Mannes, Musik von John Adams und Giovanni Sollima | ab 17.02.2018

MARILYN (UA) Ballett von Jörg Mannes | ab 05.05.2018

JUNGE OPERCLUB FIGARO Jugendproduktion mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart u. a., ab 13 Jahren, Ballhof Eins | ab 20.10.2017

EIN SANFTER RIESE (DE)Oper von Stephen McNeff, ab 6 Jahren, Ballhof Zwei | ab 09.02.2018

DIE DREI SPINNERINNEN (UA)Musiktheater von Gregor A. Mayrhofer nach den Brüdern Grimm, ab 8 Jahren, Ballhof Eins | ab 06.04.2018

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DER NEUE SPIELPLAN IST DA!

In diesen Tagen erscheint das neue Spielzeitheft der Staatsoper mit den neuen, schon sehnlich erwarteten Premieren – diesmal buchstäblich von Aida bis Zauberflöte! Mit dem Maler Michael Hafftka konnte erneut ein international gefeierter Künstler gewonnen wer-den, der ausgewählte Werke zur Verfügung gestellt hat, damit diese in einen produktiven Dialog mit den Opern- und Ballett-Neuproduktionen treten können. Auch das Konzertheft mit dem umfangreichen sinfonischen Programm ist nun gratis an den Kassen in Opern- und Schauspielhaus erhältlich, hier sind es die Virtual Landscapes des Fotografen Dieter Seitz, die den Betrachter in ferne, fremde Räume entführen.

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Wahre Liebe kennt nur Ausschließlichkeit. Einzig das geliebte We-sen vermag einem liebeskranken Herzen Erlösung von dessen Sehnsucht gewähren, und um sich mit jenem Subjekt zu vereinen, ist kein Opfer zu groß, keine Qual zu schmerzvoll. Selbst der Einsatz des eigenen Lebens ist kein zu hoher Preis für jene einzige, glück-spendende Verbindung, denn ohne den geliebten Anderen verliert die eigene Existenz gänzlich an Bedeutung. In Gaetano Donizettis komischer Oper Der Liebestrank, die 1832 am Teatro alla Cannobiana in Mailand uraufgeführt wurde, tritt Nemori-no als glühender Anhänger jenes geschilderten romantischen Lie-besideals auf den Plan. Sein Herz verzehrt sich nach der schönen und für ihn unnahbaren Adina, die eine völlig gegensätzliche Auf-fassung vertritt: ein steter Wechsel von Liebespartnern und die sich daraus ergebenden pragmatischen, oberflächlichen Beziehungen entsprechen ihrer Welt und ihrer Art zu lieben. Besteht die ernst-hafte Gefahr, tiefergehende Gefühle zu entwickeln – Vorboten einer ernsthaften Bindung – ergibt sich für sie zwangsläufig aus Gründen des Selbstschutzes nicht nur das prompte Ende der Liebesbezie-hung, sondern auch die Motivation, schnellstmöglich eine neue Ver-bindung einzugehen. Folgerichtig erteilt Adina dem bedingungslos liebenden und ausschließlich auf sie fixierten Nemorino eine Abfuhr. Nachdem dieser weder in der Lage ist, sein geringes Selbstwertge-fühl (seinem Namen entsprechend, ein wortwörtliches Nichts) an-derweitig auszugleichen, noch sich von Adina zu lösen vermag, be-darf es bei Donizetti eines besonderen Kunstgriffes, um ihn von seiner idealisierenden Liebe, der Verehrung aus der Distanz, hin zu einer wirklichen Liebesbeziehung zu führen.Der Librettist Felice Romani, der das Textbuch nach Eugène Scribes Libretto zu Aubers Le philtre (1831) schuf, exponiert zu Beginn des Stückes mit Adina und Nemorino zwei gegensätzliche Charaktere. Um am Ende des Stückes als Liebespaar vereint zu werden und so dem Komödienschema Rechnung zu tragen, bedarf beider Verhalten einer positiven Entwicklung. Die Konstellation des glücklosen Schwärmers und der distanzierten Schönen sprengt Romani, indem er ohne viel Federlesens einen Rivalen in Form des eitlen Protzes Sergeant Belcore einführt, dessen Überheblichkeit Donizetti mit Pauken und Trompeten unterfüttert. Wenngleich sich Adinas Inte-resse für jenen schwadronierenden Pfau (»Ich bin galant, ich bin Sergeant«) in Grenzen hält, so ist er aufgrund seines Wesens und Werbens zweifelsohne das Gegenstück zu dem schüchternen Nemo-rino und schon aus diesem Grunde interessant. Durch jene Bedro-hung herausgefordert, setzt der Verzagte seine gesamte Hoffnung

WUNSCHTRAUMZu Gaetano Donizettis Liebestrank

STEFFI MIESZKOWSKI

auf ein Wundermittel, das ebenso wie der Liebestrank aus der vor-gelesenen Erzählung von Tristan und Isolde bewirken soll, was dem Hilflosen aus eigener Kraft nicht gelingen will: in Adinas Augen lie-benswert zu erscheinen. Praktischerweise betritt der geschwätzige Scharlatan Dulcamara in diesem Moment die Szene. Donizetti lässt ihn im Parlando-Stil, wortgewandt und bestens vertraut mit den menschlichen Schwächen, in Erscheinung treten. Aus der offen-sichtlichen Liebeskrankheit weiß er zielsicher Kapital zu schlagen. Die Stimmung des Käufers hebt sich augenblicklich beim Erhalt eines vermeintlichen Liebeselixiers, was Donizetti im ersten Duett zwischen Dulcamara und Nemorino musikalisch mittels eines alle-

gro vivace (»Obbligato! Son felice, son contento …«), dem Zusatz con

trasporto (mit Inbrunst) sowie eines notierten Höhenflugs bis zum g˝ auskleidet. Es ist der stärkste Kontrast zu Nemorinos sonst vorherr-schender Liebesmelancholie, die sich später im zweiten Akt, in der berühmten in b-Moll notierten Romanze »Una furtiva lagrima« auf anrührende Weise niederschlägt. Der felsenfeste Glaube an garan-tierte Gefühlsänderung, die sich dank des Liebestranks binnen 24 Stunden bei Adina vollziehen soll, verleiht Nemorino das größtmög-liche an Zuversicht und Energie. Die Tatsache, dass es sich bei der wundertätigen Flüssigkeit um reinen Bordeaux handelt, bleibt ihm ebenso verborgen wie der damit einhergehende Grund für seine urplötzliche Heiterkeit. Meisterhaft verknüpft Felice Romani die psychologisch motivierten

Reaktionen der Figuren mit simplen komödientypischen Wen-dungen, die dem Handlungsverlauf trotz ihres fiktionalen Cha-

rakters Plausibilität verleihen und die Weichen für das glück-liche Ende stellen. Nemorinos neu gewonnene Selbst sicherheit lässt ihn eine veränderte Verhaltensweise an den Tag legen: er ignoriert Adina, was die bis dahin Hofier te zunächst ver-wundert und schließlich verärgert. Ihre Trotzreaktion schlägt sich in der Einwilligung zur Hochzeit mit Belcore nieder, die wiederum Nemorino am Ende des ersten Aktes in Verzweif-

lung stürzt.Der Tod von Nemorinos Onkel zu Beginn des zweiten Akts dient gleich auf mehreren Ebenen als Wendepunkt: Die Nach-richt des segensreichen Erbes erreicht alle außer das noch nicht vereinte Liebespaar. Als Nemorino im Ansehen aller Damen steigt und plötzlich im Mittelpunkt des Interesses

steht, interpretiert er dies irrtümlich als Bestätigung für die Wir-kung des Liebestrankes. Gleichzeitig leitet sich hieraus Adinas

Eifersucht sowie ihre gekränkte Eitelkeit ab, beides Motivation, um

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auf Belcores Drängen zur baldigen Hochzeit einzugehen. Noch ist Adina nicht fähig, den wahren Wert einer Liebesbeziehung zu er-kennen, stattdessen sucht sie in der Bestätigung ihres Selbstwerts Zuflucht, konkretisiert durch die Verbindung mit Belcore, der eben-falls einen hohen sozialen Status genießt. Die von Dulcamara initi-ierte Barkarole der Gondoliera Nina und des Senators Tredenti im zweiten Akt – gezielt während der Hochzeitsvorbereitungen ange-stimmt – hat nicht zuletzt auch Adinas Wahl zwischen einer mit Sozialprestige verbundenen Heirat und einer wahren Liebesbezie-hung zum Thema. Das gute Ende von Donizettis Oper wird hier be-reits vorweg genommen, nachdem die von Adina gesungene Gon-doliera Nina der Liebesbeziehung den Vorzug gibt. Die Ungleichheit des Paares war für das Publikum des 19. Jahrhunderts bereits aus der Besetzung ersichtlich, in der Adina als reiche Pächterin eine hi-erarchisch höhere Position einnimmt als der arme Bauer Nemorino. Bemerkenswert scheint allerdings, dass es, im Gegensatz zu bei-spielsweise Flotows 1847 komponierter romantisch-komischer Oper Martha, in Donizettis Liebestrank zwar eines glücklichen Zufalls, aber keiner deus ex machina-Lösung bedarf, um den ›sozialen Ma-kel‹ des Ehegatten in spe am Ende des Stücks wettzumachen. Ne-morinos reicher Onkel sowie das damit verbundene Erbe sind für die glückliche Verbindung des Liebespaares wenn überhaupt, dann nur von marginaler Bedeutung. Im Vordergrund steht vielmehr das An-gleichen der beiden extremen Positionen, die unterschiedliche Lie-beskonzepte repräsentieren.Tobias Ribitzki fokussiert sich in seiner Lesart des Stückes auf Nemo-rinos schwärmerische Huldigung und setzt sie gleich mit der Vereh-rung eines Minnesängers, der in seiner Kunst ein idealisiertes und stilisiertes Bild der »vrouwe« preist, das mit der realen Frau aber nur wenig gemein hatte, oder mit Don Quixotes imaginiertem Minne-dienst für Dulcinea. Der Mangel an Realitätsbezug sowie der unbe-dingte Glaube an die selbst imaginierte Illusion wird dahingehend erweitert, dass Nemorino dem Illusionszauber einer Scheinwelt ver-fällt und die von ihm verehrte Sängerin als Projektionsfläche seiner Wünsche und Träume fungiert. Seine Wunschvorstellung möchte er mit einer solchen Vehemenz Realität werden lassen, dass er sich in Adinas Sphäre, unter die Bühnendarsteller begibt, wo er das erhoffte Glück zu finden sucht, während der künstliche Schein der Theater-welt für die realen Zuschauer als Staffage klar erkennbar bleibt. Ne-morinos Prinzip, sein unbedingter Glaube an die Existenz eines Lie-bestrankes wird dahingehend übersetzt als unbedingter Wille, die Scheinwelt für bare Münze zu nehmen.

DER LIEBESTRANKKomische Oper in zwei Akten von Gaetano Donizetti (1832)

Libretto von Felice Romani

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

MUSIK ALISCHE LEITUNG Daniel Klein INSZENIERUNG Tobias Ribitzki BÜHNE Florian

Parbs KOSTÜME Rebekka Zimlich LICHT Elana Siberski CHOREINSTUDIERUNG Dan

Ratiu DRAMATURGIE Steffi Mieszkowski ADINA Ania Vegry/Athanasia Zöhrer NEMO­

RINO Robin Kim/Sung-Keun Park BELCORE Byung Kweon Jun/Matthias Winckhler

DULCAMARA Tobias Schabel / Frank Schneiders GIANETTA Anna-Doris Capitelli /

Karine Minasyan /Ylva Stenberg

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

EINFÜHRUNGSMATINEE Sonntag, 28. Mai 2017, 11 Uhr, Laves-Foyer

ÖFFENTLICHE GENERALPROBE Donnerstag, 1. Juni 2017, 18.30 Uhr

PREMIERE Samstag, 3. Juni 2017, 19.30 Uhr

WEITERE VORSTELLUNGEN Do, 08.06. | So, 11.06. | Do, 15.06. | Mi, 21.06. Fr, 23.06.17

Mit freundlicher Unterstützung

Mit uneingeschränktem Jubel begrüßt das Volk Henry Tudor auf dem englischen Thron. Strahlend vor Kraft und Tatendrang überragt der siebzehnjährige Monarch seinen Hofstaat um mehr als Hauptes-länge. Beeindruckt von seiner Offenheit, seinem Selbstbewusstsein und seinem blendenden Aussehen schenkt man ihm volles Ver-trauen. Die Startposition Heinrichs des Achten ist fabelhaft, zumal sein Vater ihm gut gefüllte Staatskassen und ein befriedetes Land hinterlassen hat.Der König begeistert sich für die Jagd und den sportlichen Wettstreit – im Bogenschießen, Ringen, Tennis, Fußball und vor allem im Turnier, wo er das gefährliche Lanzen-stechen bevorzugt. Wenn Mitstreiter und Pferde längst erschöpft sind, drängt es Henry zum Feiern, zu Tanz und Glücksspiel. Seine Kondition scheint keine Grenzen zu kennen. Doch der robuste Mann stellt sich aus der Nähe betrachtet ganz an-ders dar. Seine feinen Gesichts - züge, sein blasser Teint, kleiner Mund und rotes Haar lassen ihn zart und sensibel erscheinen. Hier offenbart sich der feinsinnige, gebildete Renaissance-Mensch. Henry spricht mehrere Sprachen, dichtet, musiziert und komponiert. Schon mit neun Jahren war er selbstbewusst genug, den berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam zu be ein-drucken, später steht er mit ihm in jahrelangem Briefwechsel.Große Erwartungen werden in den jungen Regenten gesetzt. Die Untertanen wünschen

sich andauernden Frieden und ein sicheres Auskommen. Die Elite hofft auf eine umsichtige Herrschaft im Sinne des Humanismus zum Wohl der Menschen, offen für Neuerungen in Wissenschaft und Technik, mit intellektuellem Austausch und Handel über die Gren-zen hinweg. Für seine Streitschrift gegen den Reformator Martin Luther wird Henry als Verteidiger des Katholizismus von Papst Leo X. der Titel Fidei defensor verliehen. Nichts deutet darauf hin, dass er

sich ein Jahrzehnt später aus Eigennutz an die Spitze der Church of England stellen wird. Getrieben von dem Willen,

die Dynastie der Tudors dauerhaft an der Macht zu halten, besiegelt der König damit die Lossagung von

der römisch-katholischen Kirche.

WAS FÜR EIN MANN!Heinrich der Achte von England ist Titelheld des neuen Balletts von Jörg Mannes

BRIGITTE KNÖSS

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08. 09 BALLETT BALLETT

Die Unauflöslichkeit der Ehe wird gelockert, Schei dung und Wieder-verhei ratung ermöglicht. Aber trotz seiner sechs Ehen bleibt Henrys Bemühen um einen legitimen männlichen Thronfolger lange verge-blich. Nach seinem Tod wird sein einziger Sohn, der neunjährige Edward, zum König gekrönt. Er stirbt nach nur sechsjähriger Re-gentschaft. Die beiden Töchter Mary und Elizabeth erreichen das Erwachsenenalter und folgen nacheinander ihrem Bruder auf den Thron.Henrys Charisma beeindruckt sein Volk selbst dann noch, als der Monarch seine Pflichten zugunsten privater Neigungen vernachläs-sigt. Hatte sein Vater Heinrich der Siebte als gewiefter Geldein-nehmer den Staatshaushalt saniert, zeigt er selbst sein größtes Ge-schick darin, die Kassen zu leeren. Allen Warnungen zum Trotz gibt er Unsummen für aussichtslose Militäraktionen aus, seine Hofhal-tung und seine Prunksucht tun das Übrige. Henry beauftragt die besten Architekten mit Neu- und Umbauten seiner Residenzen, die bedeu-tendsten Künstler lässt er für sich arbeiten, und er besitzt die zu seiner Zeit größte Sammlung von Tapisserien. All dies geschieht zum eigenen Vergnügen – aber auch, um Freunde und Feinde mit solcher Pracht in Erstaunen zu versetzen. Der König umgibt sich mit einem Beraterstab aus Klerikern, Diplomaten und Strategen, die England als ernstzunehmende Macht neben Frankreich, Spanien und dem römisch-deutschen Reich positionieren. Darüber hinaus fällt die Geldbeschaffung in ihr Resort. Käufliche Titel und Ämter können den Bedarf des Monarchen auf Dauer nicht sichern, deshalb werden Kirchengüter enteignet, Klöster aufgelöst und ein ungeheurer Bilder-sturm entfesselt.Kein Masterplan liegt Henrys Handeln zugrunde, er lässt sich ganz von seinen Launen leiten. Seine Interessen wie seine Gunst sind abrupten Wechseln unterworfen – mit fatalen Folgen für die in Un-gnade Gefallenen. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Königs rapide. Die Auswirkungen einer Malaria plagen ihn von Jugend an, und seit seinem 45. Lebensjahr leidet er an den Folgen eines schweren Turnierunfalls, die ihn zusehends verändern. Seine Leidenschaft für den Sport muss er aufgeben, stattdessen isst und trinkt er immer unmäßiger. Der einst glänzende Hoffnungsträger wandelt sich zum brutalen, paranoi-den Tyrannen. Henry wird immer unberechenbarer. Er fordert unbe dingte Loyalität, sonst drohen Kerker oder Schlimmeres.

Zehntausende werden durch Erlass des Regenten zum Tode verur-teilt, darunter mehrere seiner engsten Vertrauten und zwei seiner sechs Ehefrauen. Seinem lang ersehnten Thronerben Edward hin-terlässt Henry ein ausgeblutetes und verarmtes Königreich. Aller-dings hat er mit der Loslösung vom Vatikan den entscheidenden Impuls für die dauerhafte Souveränität des Inselstaates gegeben.

HENRY VIIIBallett von Jörg Mannes

Musik von Mark Polscher (Uraufführung), Edward Elgar und Johann Sebastian

Bach (arr. Leopold Stokowski)

CHOREOGRAPHIE Jörg Mannes MUSIK ALISCHE LEITUNG Andrea Sanguineti / Cameron

Burns BÜHNE Mathias Fischer-Dieskau KOSTÜME Alexandra Pitz LICHT Sascha

Zauner TON Christoph Schütz DRAMATURGIE Brigitte Knöß

Ballett der Staatsoper Hannover

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

URAUFFÜHRUNG Samstag, 6. Mai 2017, 19.30 Uhr

WEITERE VORSTELLUNGEN Do, 11.05. | Do, 18.05. | Mi, 24.05. | Sa, 27.05.

Fr, 02.06. | So, 04.06. (18.30 Uhr) | Di, 13.06. | Sa, 17.06. (zum letzten Mal in

dieser Spielzeit); jeweils 19.30 Uhr (wenn nicht anders angegeben)

Mit freundlicher Unterstützung

WAS MICH AN HENRY FASZINIERT

JÖRG MANNES

Henry VIII trat schon vor Jahren in mein Leben. Geweckt wurde mein Interesse durch eine BBC-Sendung, die seinen Weg vom ju-gendlich-heldenhaften und sportlichen Idealherrscher zum fetten, launischen, mörderischen Tyrannen dokumentierte. Mich fasziniert, wie so eine Verwandlung vor sich geht, wie sich ein Bild völlig um-kehren kann. Und nicht zuletzt interessiert mich die Frage nach der Macht. Was bewirkt sie bei einem Menschen, und was stellt ein Mensch mit ihr an? Im Tanz als Darstellungsmittel kommen natürlich persönliche Ge-fühle stärker zum Ausdruck als abstrakte Gegebenheiten. Trotzdem versuche ich, der Historie bis zu einem gewissen Grad gerecht zu werden, indem ich sie episodisch als Aktion und Reaktion darstelle. Ich schaue auf diesen Henry, der seit 470 Jahren tot ist, und sehe so – wie durch einen Filter – die heutige Zeit und uns selbst.Das Prinzip, zurückliegende Dinge und Vorkommnisse durch die Brille der jeweiligen Zeit zu betrachten, spielte auch bei der Zusam-menstellung der Musik eine Rolle. Werke von Johann Sebastian Bach werden in Arrangements für Orchester von Leopold Stokowski und in der Bearbeitung von Edward Elgar aufgeführt. In den 1920er Jahren und danach entstanden, repräsentieren sie eine bereits his-torische Bach-Adaption. Daneben stellen wir neue Kompositionen von Mark Polscher, der seinerseits jene Sichtweise reflektiert und in Klangräume für Orchester und Elektronische Musik einbindet. Diese unterschiedlichen Standorte und Farben sind mir in Verbindung zu meiner Choreographie sehr wichtig.

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10. 11 JUNGE OPER JUNGE OPER

das letzte entschieden. So hat die Ud ihren Raum, mit Liedern, die auf Leyla und Medjnun Bezug nehmen. Und die Zentraltöne dieser Musik dienen als Scharniere in meiner Musik.Köhnecke: Der Islamwissenschaftler Rudolf Gelpke schreibt im Nachwort seiner Übersetzung von Leyla und Medjnun, dass ihre Lie-be nicht tragisch im abendländischen Sinn sei. Sie können in dieser Welt nicht zusammen sein und richten ihre Sehnsucht und Hoffnung auf das Jenseits, »durchdrungen von mystischer Gläubigkeit«.Glanert: Das sehe ich ganz anders. Die Geschichte ist unausweich-lich und erfüllt alle Bedingungen der attischen Tragödie: Die Lie-benden werden gleich am Anfang getrennt, damit sind die Kräfte so divergierend angelegt, dass sie konsequent in Tod und Untergang führen. Die Vision, dass es anders sein könnte, das könnte man als orientalisch beschreiben, aber das gibt es auch in der westlichen Kultur. Meine Autoren, Peter Schneider und Aras Ören, glaubten nicht an den Schluss im Jenseits. Deshalb haben sie eine Rahmen-handlung geschaffen: Der Zenne, eine Zaubergestalt des alten os-manischen Theaters, imaginiert alles. Er muss diese Geschichte nacherfinden, und seine Erfindung verselbstständigt sich. Das ist das Wunderbare und Magische an diesem Stück. Die Figuren tun nicht mehr das, was ihr Erfinder will, sondern sie führen ihm etwas vor, von dem er sagt, so etwas habe es nie gegeben und werde es nicht geben: die Liebe im Paradies. Er vergisst, dass die Menschen das gerne möchten. Sie möchten sich das Unmögliche vorstellen dürfen. Das ist eine große Antriebskraft: Sich vorzustellen, was nicht stattgefunden hat, was man sich aber sehnlichst wünscht.Köhnecke: Ein Märchen aus dem alten Orient zu spielen, wirft die Frage nach dem Orient heute auf. Gibt es diese Geschichten noch?Glanert: Ich fürchte, diese Geschichte spielt sich jeden Tag so ab. Die Menschen, sofern sie nicht tot sind, leben dort in der Hölle. Und es ist anzunehmen, dass es auch da Liebesgeschichten gibt, doch die Grenzziehung läuft über Straßengrenzen oder zwischen Häu-sern. Die Geschichte, dass es zwei unterschiedliche Konzeptionen von Liebe gibt, die ursprünglich mal etwas Gutes wollten, dass die-se so gegeneinander stoßen, dass der Aufprall nur Tote macht, die ist übersetzbar in jede Sekunde der jetzigen Existenz des Orients. Das ist das grauenhaft Aktuelle an dem Stück.

VORSTELLUNGSKRAFT FÜR DAS UNMÖGLICHE

SWANTJE KÖHNECKE

Detlev Glanerts »Märchen für Musik op. 16«, vor 30 Jahren ur-

aufgeführt, wird in einer überarbeiteten Fassung zu neuem

Bühnenleben erweckt. Dafür kehrte der inzwischen renom-

mierteste deutsche Opernkomponist nach sieben großen Opern

zu seinem Frühwerk zurück. Im Gespräch mit Dramaturgin

Swantje Köhnecke gab der Komponist Auskunft über Entste-

hungsgeschichte, Stoff und Aktualität des Werkes.

Swantje Köhnecke: Leyla und Medjnun war dein erstes großes Musiktheater-Stück, es entstand nach der Kammeroper Leviathan (1985) als Auftragswerk der Münchener Biennale 1987/88. Wie ist deine Erinnerung an diese Zeit vor 30 Jahren?Detlev Glanert: Ich wollte immer Opern schreiben. Als ich 16 Jahre alt war, hatte ich mit einer riesigen fünfaktigen Oper angefangen, und bin nicht über die zweite Seite hinausgekommen. Insofern war die Reduktion der Mittel durch Leviathan genau der richtige Ein-stieg. Direkt danach hatte ich angefangen mit meiner großen Oper Der Spiegel des großen Kaisers, die ich ohne Chance auf eine Auf-führung nur für mich geschrieben habe. Plötzlich kam Hans Werner Henze und suchte für die 1. Münchener Biennale einen Komponisten für diesen Stoff, Leyla und Medjnun. Den habe ich dann gelesen und liebend gerne sofort zugegriffen, weil Komponisten aufgeführt sein wollen. Musik existiert erst in dem Moment, wenn sie gespielt wird. Alles andere ist eitle Augenwischerei. Und Bühnenerfahrung ist die einzige Möglichkeit, um etwas zu lernen. Durch Leyla und Medjnun habe ich eine Menge gelernt, weil ich partiell auch gescheitert bin. Die Uraufführung dauerte viel zu lange, über zwei Stunden. Als Michael Klügl mir angeboten hat, eine neue Version für die Junge Oper Hannover zu erstellen, dachte ich, das ist eine gute Gelegenheit, um all die alten Fehler wegzukriegen. Ich habe das Ganze auf eine Länge von weniger als anderthalb Stunden gebracht. Die Gesangsstimmen habe ich professioneller gesetzt, die gesamte Dynamik und Phrasierung im Orchester verändert und gan-ze Partien neu instrumentiert. Aber den Gehalt des Stückes habe ich nicht angetastet.Köhnecke: Hans Werner Henze hat dich damals mit einer sehr kon-kreten Konzeption konfrontiert: ein Kulturen verbindendes Cross-

over-Projekt. Der Stoff war gewählt, das Libretto weit fortgeschrit-ten. Wie bist du damit als junger Komponist umgegangen?Glanert: Mit der Idee von Hans Werner Henze konnte ich mich so-fort anfreunden. Der Stoff hat mich fasziniert: Nizami, die prächtige Welt des Orients. Die Geschichte, die in dieser Welt spielt, ist auf ein allgemein gültiges Grundproblem fokussiert: Zwei Menschen, die sich lieben und nicht zueinander kommen können. Damit konnte ich etwas anfangen.Köhnecke: Welche Instrumente hast du eingesetzt, welche Klang-welt erwartet das Publikum?Glanert: Ich wollte auf kleinstmöglichem Raum den größtmöglichen Reichtum: alle fünf Streichinstrumente, Bläserquintett, dazu die Ud als Zupfinstrument, Harfe, Klavier, Celesta und Schlagzeug …Köhnecke: Reiches Schlagzeug – in der Partitur finden sich 19 Schlaginstrumente, dazu 14 verschiedene Gongs!Glanert: Aber es waren mal 26 … in der Neufassung habe ich deut-lich reduziert.Köhnecke: Die Erfahrung deiner sieben großen Opern seit Leyla

und Medjnun ist also in die Überarbeitung eingeflossen.Glanert: Ja, es ist so, wie Henze einmal sagte: Man nimmt als äl-terer Lehrer das eigene jüngere Ich an die Hand und zeigt ihm, wie es geht. Man verbessert als respektvoller Älterer die grauenvollen Fehler des Jüngeren. Und das ist sehr zwiespältig: In den unausge-gorenen Momenten gibt es wunderbare Einfälle, denn die Imagina-tionsfähigkeit in der Jugend ist sehr viel größer als im Alter, aber die Technik fehlt, sie auszudrücken. Köhnecke: Zwischen den Szenen gibt es musikalische Übergänge mit auskomponierter Musik für Ud, das Lauteninstrument aus dem Vorderen Orient. Hattest du dich vorher schon mit orientalischer Mu-sik beschäftigt?Glanert: Nein. Aber ich habe mir von dem Ud-Spieler der Urauffüh-rung so viele Noten geben lassen, wie er hatte. Die türkische Musik hat ein ausgefeiltes Drittel- und Vierteltonsystem, das intonatorisch mit unseren westlichen Instrumenten ungewollt kollidieren würde. So hatte ich drei Möglichkeiten: mich diesem Tonsystem anzupas-sen, es in einem unaufgelösten Kontrast mit meiner Musik zusam-menzufügen oder beide auseinanderzuhalten, und ich habe mich für

Die wohl berühmteste Liebesgeschichte des Vorderen Orients kommt in der nächsten Premiere der Jungen Oper auf die Bühne: Leyla und Medjnun, als »Märchen für Musik« des deutschen Kom-ponisten Detlev Glanert.

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JUNGE OPER1312. 13

Zum Stück

Mit Leyla und Medjnun hat Detlev Glanert das berühmteste Märchen des Vorderen Orients in Musik gefasst, das von dem persischen Dichter Nizami im Jahr 1188 aus verschiedenen Fassungen einer weit verbreiteten Legende in einem romantischen Liebesepos zu-sammengefasst wurde. Bis heute ist die unerfüllte Liebe von Leyla und Medjnun im Vorderen Orient berühmter als Romeo und Julia in der westlichen Hemisphäre. Ihre Liebe ist sprichwörtlich geworden: »Man muss die Leyla mit den Augen des Medjnun sehen«, sagen Iraner bis heute, wenn die Verliebtheit zweier Menschen anderen unbegreiflich bleibt. Leyla und Medjnun lieben sich. Ihre Familien stellen sich aber ge-gen diese Verbindung: Leylas Eltern wünschen sich einen anderen Bräutigam für ihre Tochter; Medjnuns Vater sorgt sich, weil Medjnun seine Liebe zu Leyla sogar über die Gottesliebe stellt. Die Menschen bezeichnen den jungen Mann als Verrückten – auf Arabisch »mad-schnun«. Niemand kann Medjnun seine Liebe ausreden, und an Worten wird er selbst reicher als alle anderen. Aus dem Schmerz der Liebe erwachsen Verse, Medjnun wird ein »Sultan der Worte«, ein großer Poet. Er zieht sich zurück in die Wüste, seine Verse werden paradoxer, verwirrender, fast bedrohlich in ihrer verführerischen Kraft. Doch ist nicht auch die Liebe paradox und verwirrend? Der-weil muss Leyla den für sie vorbestimmten Bräutigam heiraten und hoffen, dass der Wind ihre Klagen und ihr unendliches Sehnen zu Medjnun in die Wüste hinausträgt. Erst der Tod macht ihre Liebe unsterblich, verbunden mit der Hoffnung auf eine Liebe im Paradies.Nur in sechs Vorstellungen im Mai ist Leyla und Medjnun zu sehen, Sebastian Welker (Die Hoffmann-Show, Zaide) inszeniert die tra-gische Liebesgeschichte für Jugendliche ab 13 Jahren.

LEYLA UND MEDJNUNMärchen für Musik op. 16 von Detlev Glanert (1987/88)

Uraufführung der Neufassung (2016)

Libretto von Aras Ören und Peter Schneider nach dem Epos von Nizami

ab 13 Jahren

MUSIK ALISCHE LEITUNG Siegmund Weinmeister INSZENIERUNG Sebastian Welker

BÜHNE UND KOSTÜME Rebekka Zimlich CHOREOGRAPHIE Grazyna Przybylska-

Angermann DRAMATURGIE Christopher Baumann, Swantje Köhnecke MUSIKTHEATER­

PÄDAGOGIK Maike Fölling

LEYLA Karine Minasyan MEDJNUN Edward Mout ZENNE Matthias Buss IN WEITEREN

ROLLEN Marlene Gaßner, Anna Mengel, Ylva Stenberg, Michael Chacewicz, Uwe

Gottswinter, Gihoon Kim und Jan Szurgot

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

PREMIERE Freitag, 12. Mai 2017, 19.30 Uhr, Ballhof Eins

WEITERE VORSTELLUNGEN Mi, 17.05. | Do, 18.05. | Mi, 24.05. | Do, 25.05.17

ZUM LETZTEN MAL Sa, 27.05.; jeweils 19.30 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung

SPRACHLERNKLASSEN EROBERN DIE JUNGE OPER

Musik und Sprache als verbindende Formen der Kommunikation ste-hen im Mittelpunkt eines interkulturellen Projektes, das die Staats-oper Hannover und die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover im Frühjahr 2017 für Sprachlernklassen weiterführender Schulen rund um die Vorstellungen von Leyla und Medjnun anbie-ten. Studierende besuchen ein mehrtägiges Blockseminar unter An-leitung von Prof. Dr. Andrea Welte, Leiterin des musikpädagogischen Seminars der HMTMH, und Maike Fölling, Leiterin der Musiktheater-pädagogik und der Jungen Oper an der Staatsoper Hannover. In die-sem Rahmen entwickeln sie ein Workshop-Konzept zur Vermittlung der Oper an Sprachlernklassen. Insgesamt sechs Gruppen von vier Schulen, der IGS Büssing weg, der KGS Neustadt, der Geschwister-

Scholl-Schule Seelze und der Robert-Koch-Realschule Langenha-gen, werden das Angebot aus Workshop, Opernbesuch und Nachbe-sprechung kostenlos in Anspruch nehmen können. In Sprachlern-klassen weiterführender Schulen lernen Jugendliche, die gerade nach Deutschland gekommen sind, die deutsche Sprache, bevor sie am Regelunterricht teilnehmen.

Mit freundlicher Unterstützung

»EVITA« IN STAR BESETZUNGAndrew Lloyd Webbers Welterfolg in Hannover

WIE IN BAYREUTHFestlicher Opernabend Der fliegende Holländer mit Thomas J. Mayer und Camilla Nylund

DIE FRIST IST UMWagners Holländer im Todestrakt

Eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit Richard Wagners Oper Der fliegende

Holländer ist im Juni im Ballhof Eins zu erle-ben. In ihrem Projekt ziehen Volker Bürger und Stefan Wiefel eine Parallele zwischen einem Häftling, der seit über 20 Jahren in Texas in der Todeszelle auf seine Hinrich-tung wartet, und dem Fliegenden Holländer, der zu ewigem Umherirren verdammt ist und den nur die Liebe einer Frau erlösen kann. Ein Sänger- und ein Sprecherpaar er-kunden auf Basis eines realen Briefwechsels und Arien aus Wagners Holländer die Ab-gründe eines Lebens in der Todeszelle und die Sehnsucht nach Erlösung von einer großen Schuld. Können wir Erlösung in einem anderen Menschen finden?

DIE FRIST IST UMEin dokumentarisches Opernprojekt

LEITUNG UND KONZEPT Volker Bürger, Stefan Wiefel

AUSSTATTUNG Birgit Klötzer, Dennis Ennen SPRECHER

Isabelle Barth, Stefan Wiefel SÄNGER Caroline Mel-

zer (Senta), Hans Gröning (Holländer) KLAVIER Yun

Qi Wong

PREMIERE 22. Juni 2017, Ballhof Eins, 19.30 Uhr

WEITERE VORSTELLUNG 24.06.17, 19.30 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturbüros der

Landeshauptstadt Hannover, der Nds. Sparkassen-

stiftung Hannover, der Sparkasse Hannover (geför-

dert aus Mitteln der Lotterie Sparen + Gewinnen),

der Stiftung Edelhof Ricklingen V. J. v. der Osten,

der Karin André Stiftung und des Richard Wagner-

Verbandes Hannover e. V.

Kooperation mit der Staatsoper Hannover

Vom 27. Juni bis 9. Juli 2017 gastiert Evita an der Staatsoper. Als eines der erfolgreichsten Musicals aus der Feder von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice wurde Evita mit dem Oli-vier- und dem Tony- ausgezeichnet und begeistert bis heute auf den größten Bühnen dieser Welt. Bill Kenwrights und Bob Tomsons Produktion erzählt in prächtigen Panoramen und monumentalen Bildern von den eindrucksvollen Lebensstationen der legendären First Lady Argentiniens. Das Publikum erlebt die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau zwischen Liebe und Macht hautnah. Eins ist schon jetzt sicher: Jeder Zuschauer wird das Opernhaus mit dem Evergreen »Don’t cry for me, Argentina!« auf den Lippen oder im Ohr verlassen!

PREVIEW Dienstag, 27. Juni 2017 PREMIERE Mittwoch, 28. Juni 2017 WEITERE VORSTELLUNGEN bis 09.Juli 2017

Im Sommer 2017 zieht es Thomas J. Mayer wieder auf den Grünen Hügel, wo er bei den Bayreuther Festspielen Wanderer, Telra-mund und Holländer singen wird. Bei einem festlichen Opernabend (18. Juni 2017, 18.30 Uhr) singt er die Titelpartie im Holländer. Als Senta ist das ehemalige hannoversche En-semblemitglied Camilla Nylund – inzwischen weltweit erfolgreich – zu erleben. Wie im-mer findet im Anschluss an die Vorstellung im Marschner-Saal eine Autogrammstunde statt.

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14. JUNGE OPER

Bevor der morgendliche Berufsverkehr einsetzt, bevor man das Kü-chenradio mit seiner Musik aus der Konserve anschaltet, bevor das Gewirr menschlicher Stimmen und Klingeltöne von Mobiltelefonen in Stadtbahn und Büro die Ohren verstopft, ist es da: Das Zusam-menklingen der Stimmen der erwachenden Natur – eine Sinfonie im ursprünglichsten Sinne. Wer jedoch nicht das Glück hat, im Umfeld seiner Wohnung ein Stück Natur vorzufinden, oder wer die frühen Morgenstunden noch im Zustand des seligen Schlummerns verbrin-gen darf, sollte der Einladung des Niedersächsischen Staatsor ches-ters Hannover und seines Generalmusikdirektors Ivan Repušic fol-gen, beim 8. Sinfoniekonzert zum Abschluss der Saison ganz be son deren Naturlauten zu lauschen. Gustav Mahler, dessen 1. Sinfonie D-Dur als Hauptwerk in der zwei-ten Konzerthälfte auf dem Programm steht, verstand unter »Natur-laut« freilich mehr als nur das allmorgendliche Konzert von Vogel- und Insektenstimmen, wie er in einem Brief offenbarte: »Daß diese Natur alles in sich birgt, was an Schauerlichem, Großem und auch Lieblichem ist (...), davon erfährt natürlich niemand etwas. Mich be-rührt es ja immer seltsam, daß die meisten, wenn sie von ›Natur‹ sprechen, nur immer an Blumen, Vöglein, Waldesduft etc. denken. Den Gott Dionysos, den großen Pan kennt niemand. So: da haben Sie schon eine Art Programm – d. h. eine Probe, wie ich Musik ma-che. Sie ist immer und überall nur Naturlaut!« Wie der erste bläuliche Schimmer am Horizont geben die hohen Streicher mit einem ätherisch schwebenden, langgehaltenen Ton dem ersten Satz der Sinfonie eine erste Ahnung des Tageslichts; verschiedene melodische Ereignisse reihen sich aneinander: die traditionell mit dem Gott Pan assoziierten Holzbläser intonieren erste Fanfaren und imitieren Vogellaute, eine sentimentale Hornme-lodie tritt dazu, um das idyllische Naturbild zu komplettieren. Ur-sprünglich war dieser Abschnitt von Mahler programmatisch über-schrieben mit dem Hinweis »Frühling und kein Ende ... Die Einleitung stellt das Erwachen der Natur aus langem Winterschlafe dar«, einem Zitat aus Jean Pauls Roman Titan, welcher der gesamten Sinfonie ihren Beinamen verlieh. Als Jahre später die Drucklegung der Sinfonie vorbereitet wurde, tilgte Mahler diese und ähnliche Satz-Überschriften aus Sorge vor Festlegungen und verengter Interpretationen sowie einen mit Blumine überschrieben Satz zwischen Eröffnungs- und dem heutigen zwei-ten Satz. Einzig dem ersten Satz ist neben der Tempobeschreibung »Langsam. Schleppend« ein Zusatz beigegeben: »Wie ein Natur laut«. Damit hebt Mahler subtil die Bedeutung dieser Einleitung heraus, eine Bedeutung, die sich überraschend, weil retrospektiv vom Final-

satz her gesehen ergibt: Wirken die Anlage der Einleitung und das vorherrschende Quartmotiv geradezu simpel, so soll es sich als der Ursprung aller wesentlichen Themen der Sinfonie entpuppen. Auch die beiden Werke der ersten Konzerthälfte verbinden natur-hafte Klänge und Orchesterfarben. Wie Gustav Mahler studierte der 1873 in Dubrovnik geborene Blagoje Bersa in Wien Komposition bei Robert Fuchs, und wie Mahler war Bersa der Natur stark zugewandt, was sich in seiner Sinfonischen Dichtung Suncana polja (Sonnige

Felder) niederschlug. Es gilt heute als eines der berühmtesten kroa-tischen Orchesterwerke aus der Übergangszeit zum 20. Jahrhundert und wartet mit saftigem Hörnerklang auf. Die naturgemäße Dominanz des Soloinstruments sowie der Umstand, dass es ebenfalls ein »Erstling« ist, verbinden das 1. Hornkonzert von Richard Strauss mit Mahlers Sinfonie. Strauss widmete es sei-nem Vater, seines Zeichens Solohornist der königlich bayerischen Hofkapelle, der ihm den Weg in die Welt der Musik geebnet hatte. Das konzise Jugendwerk, das der frisch gebackene Abiturient in den Jahren 1882 /83 komponierte, weist stilistisch noch auf Mendels-sohn und Weber hin, doch deutet es durch außergewöhnliche Klangfarbenmischungen und Motivverwandtschaft auf den Stil der reifen Tondichtungen voraus. Das Wetter mag im hannoverschen Sommer so manches Naturerleb-nis im Freien vereiteln – mit dem Besuch des Konzertfestes bietet sich die Gelegenheit, auf »Nummer sicher« zu gehen: Das Kammer-musikprogramm in den Foyers des Opernhauses lädt während der verlängerten Konzertpause zu einem musikalischem Spaziergang, und bei gutem Wetter kann der Abend auf dem Opernhausbalkon bei einem sommerlichen Getränk ausklingen.

8. SINFONIEKONZERT KONZERTFEST »NATURLAUTE«

BLAGOJE BERSA Suncana polja (Sonnige Felder) (1919)

RICHARD STRAUSS Konzert für Horn und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 11 (1882/83)

GUSTAV MAHLER Sinfonie Nr. 1 D-Dur Titan (1884–88)

DIRIGENT Ivan Repušic

SOLIST Radovan Vlatkovic (Horn)

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Samstag, 24. Juni 2017, 19 Uhr

Sonntag, 25. Juni 2017, 17 Uhr

LAUTE DER NATURWerke von Mahler, Bersa und Strauss beim Konzertfest

CHRISTOPHER BAUMANN

DIE MACHT DES SCHICKSALSOper von Giuseppe Verdi

MUSIKALISCHE LEITUNG Gregor Bühl INSZENIERUNG Frank

Hilbrich BÜHNE Volker Thiele KOSTÜME Gabriele Rupprecht

CHOR Dan Ratiu

MARCHESE VON CALATRAVA Michael Dries LEONORA DI VARGAS

Brigitte Hahn DON CARLO DI VARGAS Brian Davis ALVARO

Xavier Moreno PREZIOSILLA Khatuna Mikaberidze PATER

GUARDIANO Shavleg Armasi FRA MELITONE Joachim Goltz/

Karel Martin Ludvik CURRA Marlene Gaßner/Danuta Volpe

ALCALDE Daniel Eggert MASTRO TRABUCO Gevorg Aperánts

EIN CHIRURG Marek Durka/ Mohsen Rashidkhan

Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

WIEDERAUFNAHME Freitag, 9. Juni 2017

WEITERE VORSTELLUNGEN Mi, 14.06. | Do, 22.06.;

jeweils 19.30 Uhr

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Mit freundlicher Unterstützung

EIN PACKENDES,

MUSIKALISCH

ERSTKLASSIGES

OPERNERLEBNIS

NDR KULTUR

1514.

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16. 17 KINDER KINDER

Der Sommer naht! Und mit

ihm die alljährlichen

Club-Vorstellungen, die den

krönenden Abschluss

monatelanger Probenarbeit

bilden. Seit September

vergangenen Jahres impro-

visieren, tanzen, musizieren,

singen und spielen die

insgesamt knapp 50 Kinder

und Jugendlichen des

Club XS, Club XL und Club

Tanz je einmal wöchentlich

und in intensiven Proben-

wochen enden. Im Laufe

der Monate haben sie dabei

unter professioneller

Anleitung künstlerisches

Handwerk erlernt, individu-

elle Ausdrucksweisen

erforscht, Ideen gesponnen

und schließlich eigene

Musik theater- und Tanzpro-

duktionen entwickelt. Sie

entführen – jede auf eigene

Weise – in phantastische

Welten und laden zum Mit-

fiebern, Nachdenken und

Träumen ein. Und wer dabei

Lust bekommt, ab nächster

Spielzeit selbst mitzuwirken,

kann sich ab Mitte August

anmelden.

CLUB XL (16 BIS 21 JAHRE): »JASON UND DIE ASTRO­NAUTEN ODER DIE SUCHE NACH DEM GOLDENEN VLIES«

König Äson wurde von seinem Bruder Pelias vertrieben. Seinem Sohn Jason wird somit das Anrecht auf seinen Thron geraubt. Jason fordert jedoch sein Erbrecht ein. So wird er auf die Reise geschickt, das Goldene Vlies zu finden. Nur dann darf er den Thron zurück verlangen. Doch diese Reise ist verbunden mit vielen Gefahren.Die Jugendlichen des Club XL haben diese Reise ganz neu definiert. Gerade im jungen Alter stellt sich oft die Frage nach der Zukunft. Während der Erarbeitung von Jason und die Astronauten durch-lebten die Jugendlichen ihre eigene kleine Reise. Wie wichtig und wie realistisch ist es, seine Zukunft genauestens zu planen? Sollte man sich auf einen einzigen Traum beschränken? Lohnt es sich, in Ungewissheit ein Ziel anzustreben und dabei die vielen Facetten, die das Leben bietet, zu übersehen oder auszublenden? Kann nicht jeder ein wenig mehr aus sich herausholen, als nur eine geradlinige Spur zu verfolgen? Diesen Fragen wird szenisch und musikalisch auf den Grund gegan-gen. Die Gruppe junger Heldinnen und Helden macht sich also auf die Suche nach dem Goldenen Vlies. Dabei sind sie gefangen in einem Raum, nur in diesem kann ihre Suche erfolgreich sein. Trauen Sie sich, die Gruppe auf ihrer Reise zu begleiten?

JASON UND DIE ASTRONAUTEN ODER DIE SUCHE NACH DEM GOLDENEN VLIES

LEITUNG Ann-Kathrin Büdenbender MUSIK ALISCHE LEITUNG Fabian Bender DRA­

MATURGISCHE MITARBEIT Aylin Karaaslan MITWIRKENDE 9 Teilnehmer des Club XL

im Alter von 16 bis 21 Jahren

PREMIERE Samstag, 6. Mai 2017, 17 Uhr, Probebühne 2

WEITERE VORSTELLUNGEN So, 07.05., 14 Uhr und 08.05., 17 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung

CLUB TANZ (10 BIS 13 JAHRE): »ZAUBERLEHRLINGE«

Erzählungen von Magie und Zauberei üben seit jeher auf viele von uns eine gewisse Faszination aus. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt: Was wäre, wenn ich zaubern könnte? Wenn es Magie wirk-lich gäbe? Was würde ich tun? Wenn ich mich in ein Tier verwan-deln könnte, was für eines wäre ich dann?Im diesjährigen Club TANZ beschwören 11 Zauberlehrlinge die sie umgebenden Elemente, brauen Zaubertränke, geraten in unerwar-tete Situationen und zaubern sich in fremde Welten. Auf ihrem Weg stellen sie sich gemeinsam magischen Prüfungen und Aufgaben: Wie kommt man zum Beispiel aus einer Kristallkugel heraus oder findet Leuchtsteine im Zauberwald? Was passiert, wenn man sich bei einem Zauber ein wenig vertut und plötzlich in der Urzeit wie-derfindet? Kennt jemand den richtigen Umkehrspruch zum Zurück-kehren? Allen ist klar, dass sie nur gemeinsam alle Aufgaben lösen können, denn jeder von ihnen übt eine besondere Magie aus und verfügt über spezielle Fähigkeiten. Die Magie der Musik, das Ergänzen ihrer Kräfte und unermüdlicher Einfallsreichtum treibt die Lehrlinge vo-ran. Mit jedem gelungenen Zauber kommen sie ihrem gemeinsamen Ziel näher: Jungzauberer zu werden.

ZAUBERLEHRLINGEEine Produktion des CLUB TANZ der Staatsoper Hannover

KÜNSTLERISCHE LEITUNG Bettina Stieler CHOREOGRAPHIE Bettina Stieler in Zusam-

menarbeit mit den Kindern und Jugendlichen des Club TANZ MITWIRKENDE 11

Kinder des Club TANZ im Alter von zehn bis dreizehn Jahren

PREMIERE Freitag, 16. Juni 2017, 18 Uhr, Probebühne 2

WEITERE VORSTELLUNGEN Sa, 17.06., 18 Uhr und So, 18.06., 17 Uhr

VON HELDEN, ZAUBERLEHRLINGEN UND ZELTLAGER-KINDERNDie Tanz- und Musiktheater-Clubs der Staatsoper Hannover laden zu ihren selbstentwickelten Produktionen ein

CLUB XS (8 BIS 11 JAHRE): »TICK, TACK, C’EST LA VIE!«

Es ist der letzte Abend im Zeltlager. Alle Kinder würden am liebsten noch viel länger Urlaub machen. Also beschließen sie, die noch ver-bliebene Zeit so intensiv wie möglich auszukosten, versammeln sich ums Lagerfeuer und beginnen, sich gegenseitig Geschichten zu er-zählen. Denn beim Geschichten-Erzählen vergeht die Zeit lang-samer!Es wird eine Nacht, in der sich die Kinder auf die Suche nach dem Wesen der Zeit begeben. Dabei kommt es zu Begegnungen mit in-dischen Gottheiten, riesigen Verwaltungsapparaten und gefährlichen Werwölfen. Und über allen Geschichten schwebt die Frage: Wie ge-hen wir mit der uns zur Verfügung stehenden Zeit um?Diese Frage bildete den Ausgangspunkt zahlreicher philosophischer Überlegungen und spielerischer Improvisationen zum Thema Zeit. Trotz ihrer jungen Jahre haben die Kinder des Club XS nämlich ei-nen bemerkenswerten Zugriff auf das zunächst abstrakt wirkende Motiv: Wann verwandeln sich zu viele Hobbies in Freizeitstress? Warum haben Eltern oft so wenig Zeit für ihre Kinder? Und dafür Großeltern oft umso mehr? Warum kriecht die Zeit manchmal im Schneckentempo dahin, wenn man sich langweilt und vergeht wie im Flug, wenn man Spaß hat? Diesen und weiteren Fragen gehen die Kinder bei ihren phantasievollen Lagerfeuergeschichten auf den Grund.

TICK, TACK, C’EST LA VIE!Eine Produktion des Club XS der Staatsoper Hannover

GESAMTLEITUNG UND TEXT Kirsten Corbett MUSIK ALISCHE LEITUNG Barbara Sielaff

MITARBEIT Sophie Luther MITWIRKENDE 25 Kinder des Club XS im Alter von acht

bis elf Jahren

PREMIERE Samstag, 13. Mai 2017, 17 Uhr, Probebühne 2

WEITERE VORSTELLUNGEN So, 14.05., 15 Uhr und Mo, 15.05., 17 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung

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18. 19 OPER18. 19

FLUCHT UND ZUFLUCHTLesung mit der Lot-Librettistin Jenny Erpenbeck im Laves-Foyer

OPEN STAGEJunge Ensembles stürmen das Opernhaus

GELOBTER »LOT«Pressestimmen zur Battistelli-Uraufführung

SING MIT »LOT«Publikumschor widmet sich der Uraufführung

OLAF ROTH MAIKE FÖLLING

Sie zählt zu den großen deutschsprachigen Literatinnen unserer Tage, die aus Ostberlin stammende Erfolgsautorin Jenny Erpenbeck. Großen Anklang fand ihr Libretto zu Giorgio Battistellis Oper Lot, die noch bis Ende Mai im Opernhaus zu sehen ist. Bei ihrer Neuerzäh-lung der bekannten Geschichte aus dem Alten Testament um den Untergang der Städte Sodom und Gomorrha setzt Erpenbeck ganz eigene Akzente und bringt dem Zuschauer von heute die Geschich-te dadurch nahe. Im Rahmen einer Lesung im Laves-Foyer präsen-tiert sich die preisgekrönte Schriftstellerin mit eigenen Werken. Insbesondere mit Gehen, ging, gegangen, einem Roman, der sich mit der Flüchtlingsproblematik auseinandersetzt (und 2019 in Nie-dersachsen Abiturthema ist), machte Erpenbeck zuletzt nachdrück-lich auf sich aufmerksam.

FLUCHT UND ZUFLUCHT – LESUNG MIT JENNY ERPENBECK Montag, 8. Mai 2017, 19.30 Uhr, Laves-Foyer

Es kommt nur selten vor, dass eine Opern-Uraufführung minuten-lange »Standig Ovations« erntet. Bei Lot aber überschlug sich das Premierenpublikum förmlich. Auch die Presse äußerte sich sehr po-sitiv zu dieser überregional vielbeachteten Oper. »Der Regisseur Frank Hilbrich hat die vielschichtige Parabel als ein beklemmendes Traumspiel und verstörendes Experiment inszeniert«, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung und lobt auch die musikalische Aus-führung: »Mit dem Niedersächsischen Staatsorchester gelingt Mark Rohde eine fesselnde Aufführung. Im Mittelpunkt des ausgezeichne-ten Ensembles stehen Brian Davis als Lot, Khatuna Mikaberidze als Frau und Dorothea Maria Marx in der Partie der ersten Tochter.« Während die Süddeutsche Zeitung die politische Dimension von Jenny Erpenbecks Libretto hervorhob – »Die aktuelle politische Bri-sanz der biblischen Episode liegt auf der Hand« –, befassten sich andere Medien sogar mit der gattungsgeschichtlichen Relevanz der neuen Battistelli-Oper: »Die Aufführung zeigte einmal mehr, dass es die moderne Oper nicht gibt«, schrieb die neue musik zeitung und konstatierte im Gegenteil »eine manchmal unübersehbare Vielzahl von Ansätzen«.

Bereits zum zwölften Mal finden sich am 15. Mai sangesfreudige Besucherinnen und Besucher zusammen, um gemeinsam mit einem Ensemblemitglied der Staatsoper zu singen. Diesmal mit dabei ist Mezzosopranistin Mareike Morr, die in Battistellis Lot eine (Wut-)Bürgerin Sodoms spielt. Die Bewohner der Stadt dominieren den ersten Akt der Oper und bilden den Gegenpol zur tugendhaften Titel figur. Entsprechend lautet das Motto des Publikumschors im Mai »Der Fluch des Gerechten«. In lockerer Atmosphäre werden sowohl ein Ausschnitt aus Lot als auch Stücke quer durch alle Genres rund um das Thema angestimmt. Mitmachen kann jeder, der gerne singt – unabhängig von den musikalischen Vorkenntnissen.

Montag, 15. Mai 2017, 19 bis 21 Uhr, Laves-Foyer

21 Bands, Orchester und Ensembles werden bei open stage,

der Jugendkonzertnacht in der Staatsoper Hannover, das

Opernhaus erobern. Nach der Eröffnung durch das Niedersäch-

sische Staatsorchester Hannover gehören am 10. Juni 2017

fünf Bühnen im Haus und auf dem Laves-Balkon jungen Musi-

kern aller musikalischen Richtungen. Auf der großen Bühne

mit dabei ist erneut das Jugendsinfonieorchester der Musik-

schule Hannover. Maike Föllig sprach mit Thomas Aßmus, Lei-

ter des Ensembles.

Sie haben sich nach 2014 noch einmal für die open stage be-

worben. Die Motivation für die Orchestermitspieler, hier in der Oper aufzutreten, ist einfach sehr groß!Was ist anders als bei anderen Konzerten? Die Atmosphäre für die Jugendlichen ist überwältigend. Sie haben das Gefühl, sehr ernst genommen zu werden, und dadurch, dass viele Zuhörer da sind, entsteht einfach riesiger Spaß am Spielen.Welche Rolle spielt für Sie der Aspekt des Zuhörens? Das Nieder-sächsische Staatsorchester zu hören ist natürlich immer wieder toll. Welche Gruppen sich unsere Musiker beim letzten Mal außerdem angehört haben, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Jeder hat hier sehr individuelle Eindrücke mitgenommen.Was ist denn aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung? Die Herausforderung an sich ist, dass die Jugendlichen die Konzentrati-on auf das Spiel behalten, denn die Situation auf einer so großen Bühne in einem so großen Saal ist eine völlig andere als in der Schulaula. Das ist etwas, wofür sie auch den Kopf frei bekommen müssen. Aufzutreten ist etwas, woran wir generell arbeiten müssen. Wie verhalte ich mich auf der Bühne? Das wird in einer Musikschu-le natürlich anders trainiert als bei Profis, denen das durch das Stu-dium mitgegeben ist.

Was spielen Sie denn eigentlich? Wir werden zwei Ungarische Tänze von Johannes Brahms und den Danzon No.2 von Arturo Mar-quez spielen. Die Programmauswahl macht bei uns ein Lehrerteam, aber natürlich sind Vorschläge von den Jugendlichen immer sehr willkommen!Im Vorfeld der open stage bekommen Sie ja zusätzlich Besuch

von Musikern des Niedersächsischen Staatsorchesters. Können

Sie erklären, was es mit diesen »Orchesterlotsen« auf sich hat?

Letztes Mal haben wir sehr gute Tipps bekommen, nicht im Sinne von »Mach das mal alles ganz anders«, sondern sehr unterstützend und hilfreich. Diesmal haben wir das große Glück, so hat mir Mi-chael Kokott, der die Orchesterlotsen organisiert, schon mitgeteilt, dass wir gleich zweimal Besuch bekommen. Das finden wir natürlich ganz toll, zumal ich weiß, dass beide Kollegen die kommen, eine sehr große Affinität zur Arbeit mit Jugendlichen mitbringen. Frank Dumdey kenne ich schon aus der Arbeit beim Landesjugendsin-fonieorchester und Peter Meiers Tochter spielt im Orchester.Was ist das Besondere an Ihrem Orchester? Wer spielt mit? Musikinteressierte Jugendliche von 13 bis 18 Jahren, die aus der Musikschule oder dem Umfeld kommen, und die Lust haben am klassischen Orchestermusizieren. Sie möchten erste Orchestererfah-rung sammeln und schätzen das Orchesterspiel auch wegen des Ge-meinschaftserlebnisses sehr.

OPEN STAGESamstag, 10. Juni 2017, 18 Uhr

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AUS DEN ABTEILUNGEN2120. FUNDUS

DIE ORCHESTERWARTE»Wir tragen die Musik im Herzen und die Kontrabässe auf die Bühne«

Generalmusikdirektor Ivan Repušic gibt das Zeichen zum Einsatz, die Blechbläser schicken die ersten unheilvollen Töne aus Verdis Ouvertüre von La forza del destino in den Zuschauerraum. Während das Orchester zur Höchstform aufläuft, dürfen sich Sorin Ticmeanu, Matthias Hartmann, Arne Westphal und Johannes Lauenstein nach einem finalen Blick auf die Bühne eine kleine Verschnaufpause gön-nen. Das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich sehen lassen: 76 Musiker befin-den sich samt ihrer Noten an über vierzig beleuchteten Pulten, di-verse Podeste erhöhen einzelne Instrumentalisten und selbstver-ständlich den Dirigenten, auf dessen Pult die Partitur für den Fest-lichen Opernabend sorgfältig eingerichtet wurde. Jedes Notenblatt, jedes Pult, Podest, jeder Stuhl und selbstredend alle größeren In-strumente werden von den Orchesterwarten je nach Bedarf an den eigens dafür vorgesehenen Ort gebracht, in die richtige Position ma-növriert sowie im Anschluss wieder abgebaut. Keine Kleinigkeit, zieht man das Gewicht einer Harfe, die Unhandlichkeit eines Kon-trabasses oder den sperrigen Umfang eines Konzertflügels in Be-tracht. Orchesterinspektor Sorin Ticmeanu: »Die Sinfoniekonzerte, in denen das Orchester auf der Bühne sitzt, betreuen wir fast immer zu viert. Parallel zum Opernhaus sowie dem Orchesterproberaum in der Bultstraße gilt es noch den Ballhof als dritte Spielstätte zu betreuen. Den Überblick über sämtliche Instrumente zu behalten, zählt zu den tagtäglichen Herausforderungen, denen sich die Orchesterwarte über den Verlauf einer gesamten Spielzeit stellen. In Fragen der Lo-gistik unterstützen einerseits Orchesterdirektor Joachim Schwarz und seine Mitarbeiterin Andrea Rubke, andererseits auch einzelne Stimmgruppen, beispielsweise die Schlagzeuger. Gerade die sehn-lichst erwartete Neuproduktion von Giorgio Battistellis Lot erwies sich im Hinblick auf das zahlreiche, mehrteilige Schlagwerk als be-sonders zeitintensiv: »Zweieinhalb bis drei Stunden müssen wir als Aufbauzeit für Lot einplanen«, so Matthias Hartmann, seines Zei-chens Erfinder der Süßigkeitenbox – ein kleines Behältnis voller Naschkram, das im Orchesterwartzimmer speziell für die dienstha-benden Musiker parat steht und regelmäßig für starke Nerven, ge-paart mit einer kleinen Endorphinausschüttung sorgt: »Bei Stücken mit großer Orchesterbesetzung ist ein Verzehr von zehn Kilogramm pro Woche durchaus möglich.« Den besonderen Anforderungen eines künstlerischen Betriebs ge-recht zu werden, kommt nicht nur vor Vorstellungsbeginn zum Tra-gen. Arne Westphal, ebenso wie Sorin Ticmeanu studierter Musiker, weiß um die Ausnahmesituation vor dem Auftritt: »Wenn ein Kollege

gleich ein Solo zu spielen hat, sind wir natürlich in der Lage, die Anspannung nachzuempfinden und entsprechend zu reagieren. Hat jemand einen schlechten Tag, versuche ich, sie oder ihn aufzuhei-tern, weil mir die gute Stimmung insgesamt sehr wichtig ist.« Auch in der Betreuung der Probespiele sind Menschenkenntnis sowie Einfühlungsvermögen Gold wert – nehmen die Orchesterwarte doch die Kandidaten eines Probespiels als Erstes in Empfang. Vor dem Vorspiel vor dem versammelten Orchester kämpft in der Abgeschie-denheit des Stimmzimmers so mancher Absolvent der Musikhoch-schule mit der eigenen Nervosität. Johannes Lauenstein hat seine eigene Methode, um die nervenraubende Situation der Kandidaten auf seine Art zu lindern: »Für mich ist in solchen Fällen besonders wichtig, Ruhe auszustrahlen und den Bewerbern Sicherheit zu ver-mitteln.« Die organisatorische Leitung der Abteilung liegt in den Händen des Orchesterinspektors Sorin Ticmeanu, der zusätzlich über die Anwe-senheit von über 100 Musikern wacht. Sein oberstes Ziel lautet stets, die Vorstellung zu sichern – trotz kurzfristiger Krankheitsfälle, Verkehrschaos und all der anderen unvorhersehbaren Zwischenfäl-len, die dem einzelnen Zuschauer zwar den Theaterabend verder-ben können, aber im Falle eines kurzfristig verhinderten Musikers nie zu einem Vorstellungsausfall führen dürfen. Kollegialität wie Flexibilität werden groß geschrieben – sowohl im Orchester als auch bei Sorin, Matthias, Arne und Johannes: »Wenn man in so einem festen Dienstplan arbeitet, geht das nur gut, wenn man sich auf den Kollegen verlassen kann und wenn im Notfall der eine für den anderen einspringt.« Zehneinhalb Monate am Stück zu bestrei-ten, davon Abend-, Wochenend- und Feiertagsdienste, diese Bedin-gungen gelten für beide Gruppen gleichermaßen. Was motiviert über eine derart lange Zeitspanne? »Das Schönste ist, wenn die Mu-siker zufrieden sind, die Zusammenarbeit insgesamt gut funktio-niert. Die Begeisterung seitens der Musiker seit dem Dienstbeginn von Ivan Repušic war und ist deutlich spürbar; da macht das Proben Spaß und alle freuen sich auf das Konzert. Sowas strahlt dann durchs ganze Haus.«

HELENA SCHEELE

EIN MUSIKALISCHER VATERTAGSGRUSSEnsemblemitglied Carmen Fuggiss blickt ins »Familienalbum«

DIE GANZE VIELFALT DES THEATERSDie 16. Lange Nacht der Theater am 20. Mai präsentiert Theater an 31 Spielorten

Zum Vatertag präsentieren Sopranistin Carmen Fuggiss und ihr be-währter Klavierbegleiter Jonathan Seers ein Programm, das Glück und Unglück von Familienbeziehungen erforscht. Neben Liedern von Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms er-klingen Chansons von Friedrich Hollaender, Noël Coward und Bobby Timmons sowie gesprochene Texte.

FAMILIENALBUMLiederabend mit Carmen Fuggiss und Jonathan Seers

Donnerstag, 25.05.17, 19.30 Uhr, Cumberlandsche Galerie

Seit 16 Jahren verwandelt sich Hannover an einem Abend pro Jahr in eine einzigartige, große Bühne für Comedy, Kabarett, szenische Lesungen, Sprechtheater, Varieté, Improtheater, Revue, Figurenthe-ater, Akrobatik, zeitgenössischen Tanz, Oper und Schauspiel sowie Musiktheater für Kinder und Jugendliche. Die Staatsoper zeigt das Ballett Gefährliche Liebschaften, das auch in zwei »Einzelportionen« goutiert werden kann (19.30 Uhr). Ensemblemitglieder verführen – nur musikalisch – zu Hochprozentigem (22 Uhr), und weil’s gar so schön war, lädt Kapellmeister Siegmund Weinmeister (nomen est omen) um 23 Uhr in die musikalische Welt des Heurigen. Ehrensa-che, dass das beliebte Opernchor-Karaoke um Mitternacht den Schlusspunkt setzt. Mitmachen heißt es im Ballettsaal, dort dürfen ausnahmsweise auch Menschen ohne Ballettausbildung tanzen! Gesangs- und Rhythmus-Workshops gibt es von 19 bis 23 Uhr auf der Probebühne 2. Im Ballhof Eins werden Ausschnitte aus Detlev Glanerts Leyla und Medjnun gezeigt, im Ballhof Zwei aus Das Mär-

chen vom Märchen im Märchen (jeweils 18 und 19 Uhr). Näheres unter: www.langenachtdertheater-hannover.de

IN DER »PREMIEREN FABRIK«Ungewohnte Einblicke im Probenzentrum Bornum beim Tag der offenen Tür

Zum ersten Mal öffnet das Proben- und Logistikzentrum des Staats-theaters in der Bornumer Straße 152 a seine Pforten für die theater-interessierte Öffentlichkeit: Am Samstag, 6. Mai, von 12 bis 17

Uhr können die Besucher erleben, wie Theater entsteht.

Nur wenigen Zuschauern ist das Probenzentrum in Bornum bekannt, von außen ein schmuckloser Zweckbau. Und doch wird hier ein Großteil dessen produziert, was später auf der Bühne zu sehen ist. Hier entstehen Bühnenbilder und Requisiten, und hier wird auch für die einzelnen Opern- und Schauspielproduktionen geprobt. Beim Tag der offenen Tür erhält man Einblick in die aufwändigen Vorbe-reitungen im Umfeld einer Theaterpremiere. Im Rahmen einer öf-fentlichen Probe zur Neuinszenierung von Donizettis Der Liebes-

trank erlebt der Zuschauer hautnah mit, wie Regisseur Tobias Ribitzki mit den Sängern arbeitet.Besucher des diesjährigen Opernballs mit dem Motto »Hallo, Wien!« sollten sich die große Versteigerung für einen guten Zweck um 15.30 Uhr mit Auktionator Stefan Adam nicht entgehen lassen: die viel bestaunten und bewunderten Reproduktionen von Gustav Klimt und Egon Schiele – in den theatereigenen Werkstätten von den Theatermalern der Staatstheater selbst gefertigt! – kommen unter den Hammer. Der Erlös geht an das Zahnmobil Hannover, das eine zahnärztliche Grundversorgung für sozial Schwache gewährleistet. Führungen, Kurzvorträge zum Ausbau des Probenzentrums durch den Kaufmännischen Geschäftsführer Jürgen Braasch und Technik-vorführungen ergänzen das vielfältige Programm.

STEFFI MIESZKOWSKI

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GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES22. GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES

WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES. JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN!Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e. V. VORSTANDS VOR SITZENDER Christoph Trestler | POSTANSCHRIFT DER

GFO­GESCHÄFTSSTELLE Geschäftsstelle der GFO, c / o Nord / LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover | BANKVER­

BINDUNG IBAN: DE33 2505 0000 0101 4247 37, BIC: NOLA DE2H XXX | Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen

für eine Einzelperson 50 €, für jedes weitere Familienmitglied 25 €, für Schüler und Studenten 10 €, für Firmen 200 €. Fragen

zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin Friederike Schlömer (friederike.

[email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO. Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de

KLAUS HAGEDORN

Besuch der Bühnenorchesterprobe Lot

Von den düsteren und verstörenden Geschenissen, die das Alte Tes-tament über die Stadt Sodom, über Lot , seine Frau und seine beiden Töchter berichtet, ist den meisten wohl jene Episode bekannt, in der Lots Weib – beim Verlassen des dem Untergang geweihten Sodom – gegen das göttliche Verbot verstößt, sich noch einmal umzuschauen, und dafür bestraft wird, indem sie zur Salzsäule erstarrt.In Giorgio Battistellis Oper Lot, die jetzt an der Staatsoper ihre Urauf-führung erlebte, kommt diese Szene natürlich auch vor. Und die GFO-Mitglieder, die am 23. März 2017 einer Bühnenorchesterprobe beiwohnen durften, hatten Gelegenheit, auch diese Szene zu hören und zu sehen. Ihre Eindrücke, auch ihre Einwände und Fragen konnten sie gleich im Anschluss an die Probe loswerden, im Ge-spräch nämlich mit dem Regisseur Frank Hilbrich und dem Chefdra-maturgen Klaus Angermann.Warum – so wurde etwa gefragt – »passiere« denn seitens der Insze-nierung so wenig im entscheidenden Moment der Umwandlung zur  Salzsäule? Warum laufe die Frau einfach zurück in den Bühnen-hintergrund, um dort im Dunkel zu verschwinden? Hilbrich begrün-det seine scheinbare Zurückhaltung als Regisseur in dieser Szene lapidar und einleuchtend:  »Die Salzsäule hör´ ich nicht. Die große Show – sie ist hier von der Musik her nicht gewollt.« In der Tat kom-

poniert Battistelli hier keinen »Knalleffekt«, den die Regie entspre-chend umsetzen müsste. Er legt das Gewicht viel stärker auf den vorangehenden Monolog von Lots Frau, der von weit gespan nten melodischen Linien geprägt ist und schließlich auf einer Tonhöhe ver-harrt und verklingt und damit sich deutlich abhebt von dem sonst überwiegend sprunghaft-rezitativischen Gestus der Gesangspar-tien, wie sie die Zuhörer in der Probe erlebten.Regisseur Frank Hilbrich beeindruckte die Probengäste in der Nach-besprechung durch die unprätentiöse  offene Art, in der er sein Kon-zept erläutert. Und das ist darauf angelegt, den Intentionen des Komponisten so weit wie möglich gerecht zu werden, indem es sich an den hörbaren Aussagen der Musik orientiert. Der Schöpfer dieser Musik in Gestalt von Giorgio Battistelli ist im Gegensatz zu den aller-meisten heutzutage gespielten Opernkomponisten noch sehr leben dig. Ein paar Tage nach der Bühnenorchesterprobe kommt er selbst nach Hannover, um sich mit der fast fertigen Inszenierung  seiner Oper ver-traut machen. Die Probenbesucher der GFO hatten im Falle Lot jedenfalls ein spek-takuläres Vorrecht. Als erste Zuhörer erlebten wir Ausschnitte einer zeitgenössischen Oper in ihrer originalen Orchestrierung live, bevor der Komponist selbst dazu Gelegenheit hat! Ein großes Dankeschön!

FRIEDERIKE SCHLÖMER

GFO-Tanzworkshop don’t think twice !

Am 5. Februar 2017 lud Tanzpädagogin Bettina Stieler alle tanz-

freudigen Opernfreunde zu einem an die Ballettproduktion »don’t

think twice !« angelehnten Tanzworkshop in den kleinen Ballettsaal

ein. Nach drei Stunden intensiver Tanzerfahrung ließen fünf der

Teilnehmerinnen den Workshop bei einem kühlen Getränk in der

Kantine des Opernhauses noch einmal Revue passieren:

»Ich fand es sehr anregend und es hat wieder viel Spaß gemacht. Es wurde Kreativität gefordert – mehr als ich erwartet habe. Man hat etwas für seinen Körper getan und war nicht passiv, sondern aktiv dabei.«»Dass man selbst kreativ sein konnte, hat mir besonders gefallen. Die Ideen fand ich total spannend und anregend. Diese Vorstellung, in einer Kugel zu tanzen – das auf der Bühne zu sehen, war ja schon faszinierend. Und jetzt imaginär selbst in diese Kugel zu kriechen – das war wirklich richtig toll. Darin konnte ich so richtig aufgehen, gerade weil ich ja schon eine Idee dazu hatte. Bettina macht das sehr nett und sehr anregend. Sie ermutigt einen gut.«»Und sie hat auch diese Spannbreite gut bewältigt – bei einer Gruppe, in der einige nur ganz wenig und andere ganz viel Tanzerfahrung mitbringen.«»Das alles so unter einen Hut zu bringen, die verschiedenen Alters-gruppen, den unterschiedlichen Erfahrungsschatz, den wir mitbrin-gen, und was unsere Wünsche sind. Angefangen haben wir mit Imitation, wo wir Dinge nachgemacht haben. Aber es folgte auch Improvisation – kreative Gestaltung. Alles sehr schön herunterge-brochen für uns Laien, so dass jeder mitmachen konnte auf seinem Niveau. Jeder konnte für sich entscheiden, wie weit er geht, ob er alle Ebenen oder nur eine Ebene benutzt, ob er ins Schwitzen kommt oder nicht.«

»Die einen können mehr, die anderen können weniger. Das alles hat Bettina sehr gut aufgefangen mit ihrer frischen Art, jedem Mut zu machen. Auch mir, so dass ich mir gesagt habe, jetzt hole ich mal alles aus mir heraus. Und dafür bedanke ich mich herzlich bei Betti-na, aber auch bei Frau Schlömer und der GFO, dass so etwas über-haupt angeboten wird.«»Zu verbessern gibt es eigentlich nur, dass es öfter stattfinden könnte. Und bei der Grundidee sollte man bleiben: in das Bewe-gungsrepertoire eines Stücks oder, was man ja auch machen könnte, eines Choreographen einzusteigen. Also nicht – man macht mal ir-gendwie einen Workshop – sondern, dass es Parameter gibt, an denen entlang gearbeitet wird. Also wenn das bliebe, entweder ein inhaltliches Sujet oder ein Bewegungsrepertoire als Grundlage, auf der gearbeitet wird, ich finde das wäre gut.«»Das möchte ich auch noch einmal bestärken. Diesen thematischen Zusammenhang finde ich total super. Eine klasse Idee, uns, die wir das Stück schon ein bisschen kannten, die Impulse zu geben und uns dann wirklich selbst daran arbeiten zu lassen. Und dabei haben wir Szenen selbst kreiert mit unseren Bewegungen, also eine eige-ne Choreographie entwickelt.«»Und ich hab immer auch das Gefühl, dass ich, wenn ich solche Sachen mitmache, das Stück noch einmal ganz anders durchdringe. Man kommt an das Stück noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise heran. Auch noch einmal darüber zu philosophieren: Don´t think twice – it´s allright. Ich habe heute für mich eine neue Mög-lichkeit entdeckt, dieses Stück, das ich schon gesehen habe, wahr-zunehmen. Ich gehe noch einmal rein, um diese andere Sicht zu haben.«

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ORCHESTER24 FUNDUS

Die Sängerinnen und Sänger des Opernensembles sind in den näch-sten Monaten an zahlreichen Bühnen zu Gast. Die Mezzosopranistin Mareike Morr gastiert erneut bei den Bay-reuther Festspielen und singt dort im Juli und August den 2. Knap-pen/Klingsors Zaubermädchen in Parsifal und Sigrune in Die Wal-

küre. Im Rahmen ihres Jenny Lind-Stipendiums 2017 führt So pra nistin Ylva Stenberg eine Konzertreise im Juni und Juli durch die USA, Kanada und Schweden. Ania Vegry, Sopran, wirkt Anfang Mai beim Abschlusskonzert des Ring Barock der NDR Radiophilharmonie mit. Unter der Leitung von David Stern stehen Werke von Hasse, Haydn und Bach auf dem Programm. Pawel Brozek bleibt seiner

polnischen Heimat auch in Gastengagements verbunden: Im Juni feiert der Tenor sein Rollendebüt als Tamino in der neuinszenierten Zauberflöte am Theatr Wielki in Posen. Seinen Fachkollegen Uwe

Gottswinter, ab nächster Saison neues Ensemblemitglied, hinge-gen zieht es in den Süden: Im August singt er Basilio und Don Curzio in der Neuinszenierung Die Hochzeit des Figaro bei den Bregenzer Festspielen. Im Juni wirkt Bariton Matthias Winckhler bei den Mu-sikfestspielen Potsdam mit. Auf dem Programm stehen Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Tänzerin Cássia

Lopes ist mit dem Solo »Granny« aus Stirb du, wennst kannst bei mehreren Galas in Chemnitz, Lüneburg und Kassel zu Gast.

HANNOPERANER UNTERWEGS

Auf gleich zwei literarische Väter kann sich die gesuchte Oper beru-fen. Am ungleich älteren der beiden müssen sich bis heute nicht nur die Dramatiker seines Heimatlandes messen lassen. Etliche seiner Werke dienten Komponisten als Inspiration für Opern, doch die ge-suchte fußt auf einem Stoff, der zwar eine der meistzitierten Zeilen der Weltliteratur enthält, doch verhältnismäßig selten vertont wur-de. Der Titel dieses Dramas ist ein Teil des Operntitels; der zweite Bestandteil stammt aus dem Dramentext selbst, fällt als Wort nur ein einziges Mal und ist als eine Umschreibung von »Herz« zu verstehen. Ein entsprechend häufig in diesem fünfteiligen Musiktheaterwerk vorkommendes Handlungsmotiv ist das Verspeisen ebendieses le-benswichtigen Organs. Weitere freudianisch besetzte Themenkom-plexe, die zwischen je einer mehrfach gesplitteten und gedoppelten männlichen und weiblichen Hauptfigur verhandelt werden, sind das Verhältnis zum Vater, Inzest und der vergebliche Wunsch nach einer Reversibilität der eigenen Geburt. Anhand dieser familiär-biogra-fischen Problematiken reflektiert das Werk, dessen erster Teil mit

»Familienalbum« überschrieben ist, die gesellschaftlich-politischen Katastrophen der abendländischen Geschichte und ist dank eines komplexen Spiels zeitlicher Ebenen Zustandsbeschreibung und Rückblick in einem. Neben dem Titel des Werks werden dessen Komponist sowie der Name des zweiten literarischen Vaters gesucht.

Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 30. Mai 2017 an:

Staatsoper Hannover, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Opernplatz 1, 30159 Hannover, oder auch per Mail an [email protected]. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 3 × 2 Karten für das Ballett Henry VIII am 4. Juni 2017, 18.30 Uhr.

Die Lösung der vergangenen Ausgabe war Ifigenia in Aulide des spanischen Komponisten Vicente Martín y Soler. Den Gewinnern herzlichen Glückwunsch!

OPERNRÄTSEL

IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl REDAKTION Dr. Olaf Roth TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTAL TERISCHE

UMSETZUNG Philipp Baier DRUCK Steppat Druck FOTOS Philipp Baier (4/5), BB Promotion (13 u.), Katharina Behling (18), Kirsten Corbett (16), Thomas Jauk (1, 11), Jörg Landsberg (Titel, 15, 23), Jörg Mannes (7), Katrin Ribbe (20), Melina-Celine Rudolf (17), Friederike Schlömer (22) TITEL Franz Mazura und ein Statist in Giorgio Battistellis Lot

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