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1 Medienunterstützung in der Selbsthilfe und Prävention: Bibliotherapie Seminar SoSe 05 Medienunterstützung in der klinisch – psychologischen Intervention: Möglichkeiten für die Planung, Durchführung und Evaluation Leitung: C. Eichenberg 18.06.2005 Referentin: Melanie Engelmann

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Medienunterstützung in der Selbsthilfe und

Prävention:Bibliotherapie

Seminar SoSe 05Medienunterstützung in der klinisch – psychologischen Intervention: Möglichkeiten für die Planung, Durchführung und Evaluation

Leitung: C. Eichenberg

18.06.2005

Referentin: Melanie Engelmann

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Bibliotherapie Referatsgliederung

1. Was ist Bibliotherapie? • Definition, Zielsetzungen, Anwendungsvoraussetzungen und

– bereiche• Ratgeber und Selbsthilfemanuale • Kriterien zur Beurteilung von Selbsthilfebüchern

2. Exemplarische Studien• Fallbeispiel: Hurra, ich lebe wieder• Interventionsstudie: Verhaltenstherapeutische

Raucherentwöhnung

3. Metaanalyse zur Effektivität von Bibliotherapie• Methode und Ergebnisse

Beispiel: Hör - CD

Beispiel: Selbsthilfemanual

Beispiel: Videosequenz

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Bibliotherapie Definition „ Nutzen ausgewählter Lektüre zur therapeutischen

Unterstützung von Medizin und Psychiatrie wie ebenfalls Anleitung zur Lösung persönlicher Probleme über gesteuertes Lesen.“Third International Dictionary (1961)

„....zur Veränderung von emotionalen und Verhaltensproblemen, aber auch als Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung...“ Santrock et al. (1994)

• I.d.R. nicht für Fachleute sondern für Betroffene und Angehörige

• Literarisches Material, Videokassetten, DVD, Hör – CD, Computerprogramme

• Ratgeber vs. Selbsthilfemanuale

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Bibliotherapie: Leitbild „Der Patient wird nicht als passiver

Empfänger therapeutischer Maßnahmen angesehen, sondern als ein die Behandlung aktiv mitgestaltender Akteur“ J. Angenendt, R.-D. Stieglitz

Patient ist in der Lage einen wesentlichen Betrag für Veränderung und Stabilisierung zu leisten

Wissen ist eine entscheidende Voraussetzung für effektives Problemlösen

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Bibliotherapie Zielsetzungen

Wissen und Information über die Erkrankung vermitteln Symptome, Ursachen, Krankheitsmodelle

Emotionale Entlastung und Unterstützung gewähren Abbau von Schuld- und Schamgefühlen Vermittlung realistischer Hoffnungen

Wege einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der Störung / dem Problem aufzeigen Förderung einer differenzierten Selbstbeobachtung Möglichkeit der Förderung von Compliance für

therapeutische Maßnahmen

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Bibliotherapie: Ratgeber• Wichtiges Instrument der Psychoedukation• Informations- und Aufklärungshilfe für

spezielle Störungen und Probleme• Häufig mit Fallbeispielen

• Allgemeine Hinweise auf Möglichkeiten der Selbsthilfe

• Adressenverzeichnisse, weiterführende Literatur

• Beinhalten keine präzisen Instruktionen und Techniken zur Selbsttherapie

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Bibliotherapie: Selbsthilfemanuale Resultieren teilweise aus dem

Anliegen etablierte VT Verfahren und Techniken schriftlich darzubieten

Beinhalten ebenfalls allgemeine Informationen über Symptome, Krankheitsmodelle ect.

Zusätzlicher Schwerpunkt sind Übungen zur systematischen Selbstbehandlung

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Bibliotherapie: Selbsthilfemanual

3 Anwendungsmodalitäten:• Kein Therapeutenkontakt

• -> Problem: Diagnostik• Minimaler Therapeutenkontakt

• -> ist beschränkt auf kurze, unregelmäßige Rückmeldung z.T. auch telefonisch

• Therapeuten angeleitete Programme • -> regelmäßige, stark strukturierte

Sitzungen zur Vertiefung der Inhalte des Therapieprogramms

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Bibliotherapie: Anwendungsbereiche

Ratgeber:• Therapievorbereitung und frühe

Therapiephase mit überwiegend psychoedukativer Zielsetzung

• Angehörigenaufklärung• Prävention und allgemeine

Gesundheitsaufklärung

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Bibliotherapie: AnwendungsbereicheSelbsthilfemanual:• Trainieren aktives

Bewältigungsverhalten innerhalb und außerhalb professioneller Hilfsangebote

• Unterstützen therapeutische Hausaufgaben, verringern den Therapeutenaufwand

• Stabilisieren in der Nachbehandlung

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Bibliotherapie: Anwendungsbereiche

• Psychische und körperliche Krankheiten• Zwangsstörungen, Angststörungen generell,

Panikstörungen, Depression, Schizophrenie....• Erziehungsfragen

• Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, Unsicheres Elternverhalten......

• Diverse Lebensprobleme • Gewichtsreduktion, Redeängstlichkeit,

Schlafstörungen......Selbsthilfemanuale nicht bei akuten Erkrankungen mit

schweren Symptommerkmalen (akute Schizophrenie, Impulskontrollstörungen, Anorexia nervosa, Suizidalität...)

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Bibliotherapie: Beurteilungskriterien

Klare Aussagen für welches Problem mit welchem Schweregrad das Buch Hilfestellung leisten kann

Hinweise auf potentielle Ansprechpartner falls Schwierigkeiten auftreten

Vermittlung realistischer Vorstellungen über: Ziele, Zeitaufwand und mögliche Hindernisse

Berücksichtigung individueller Unterschiede, besonders bei Übungen

Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit Informationen (Krankheitsmodell) auf aktuellem

Forschungsstand Empirische Überprüfung des Programms

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Bibliotherapie: Anwendungsvoraussetzung

• Bei freikäuflichen Büchern findet oft eine „Selbstdiagnose“ des Lesers statt

• Kann zu Problemen führen (kontraindiziert, Überforderung,...)

• Im Rahmen einer Therapie muss der Therapeut die Indikation des Buches diagnostisch ableiten

• Er sollte soweit wie möglich Sicherheit, Effektivität und Qualität der Methode positiv beurteilen, sofern diese nicht empirisch geprüft wurde

• Er muss eventuelle Gründe gegen den Einsatz abklären• Kognitive Beeinträchtigungen, motivationale Schwierigkeiten,

Prioritätsabwägung emotionaler vs. technischer Unterstützung

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Bibliotherapie Referatsgliederung

1. Was ist Bibliotherapie? • Definition, Zielsetzungen, Anwendungsvoraussetzungen und

– bereiche• Ratgeber und Selbsthilfemanuale • Kriterien zur Beurteilung von Selbsthilfebüchern

2. Exemplarische Studien• Fallbeispiel: Hurra, ich lebe wieder• Interventionsstudie: Verhaltenstherapeutische

Raucherentwöhnung

3. Metaanalyse zur Effektivität von Bibliotherapie• Methode und Ergebnisse

Beispiel: Hör - CD

Beispiel: Selbsthilfemanual

Beispiel: Videosequenz

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Beispiel Selbsthilfemanual

Neue Wege aus dem TraumaGottfried Fischer

Gerafftes und kommentiertes Inhaltsverzeichnis:

0. Vorbemerkung• Zielgruppe: Betroffene, Angehörige, Freunde,

Bekannte und interessierte Leser• Grenzen und Möglichkeiten:

• Hinweis-> Diagnose?• Hinweis-> kein Ersatz für psychotherapeutische Behandlung• Allg. Ziele-> Informationsvermittlung und Hilfe zur

Selbsthilfe

1. Was ist ein Trauma? Psychoedukativer Teil

• Definition: Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit• Aktueller Forschungsstand• Krankheitsmodell u.a. Informationen

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Beispiel Selbsthilfemanual

Neue Wege aus dem TraumaGottfried Fischer

2. Wie kann das Trauma überwunden werden?• konkrete Übungen

• Distanzierung und Beruhigung • Körperachtsamkeitsübungen• Den Traumafilm stoppen• Selbstschutzmaßnahmen

• Prinzip der Individualität• Zum Konzept von NEUE WEGE gehört eine größtmögliche

Wahlmöglichkeit der Patientin, d.h. die Patientin kann sich passende Übungen aussuchen und andere ablehnen

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Beispiel Selbsthilfemanual

Neue Wege aus dem TraumaGottfried Fischer

3. Unfälle, Gewalterfahrungen, Naturkatastrophen – spezielle traumatische Situationen und ihre Folgen

• Beispiele zu diversen Traumaereignissen4. Kindern helfen

• Zum Umgang mit belasteten / traumatisierten Kindern

• Zielgruppe sind vor allem Eltern5. Wann wende ich mich an Fachleute und wo

bekomme ich Unterstützung? – Die Grenzen der Selbsthilfe erkennen

• Grenzen des SM und potentielle Ansprechpartner, sowie Kontaktadressen

• Beantwortung häufiger Fragen

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Bibliotherapie Referatsgliederung

1. Was ist Bibliotherapie? • Definition, Zielsetzungen, Anwendungsvoraussetzungen und

– bereiche• Ratgeber und Selbsthilfemanuale • Kriterien zur Beurteilung von Selbsthilfebüchern

2. Exemplarische Studien• Fallbeispiel: Hurra, ich lebe wieder• Interventionsstudie: Verhaltenstherapeutische

Raucherentwöhnung

3. Metaanalyse zur Effektivität von Bibliotherapie• Methode und Ergebnisse

Beispiel: Hör - CD

Beispiel: Selbsthilfemanual

Beispiel: Videosequenz

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Exemplarische Studie:Hurra, ich lebe wieder!

Fallbeispiel zur Arbeit mit dem Selbsthilfemanual Neue Wege aus dem Trauma:

• 25jährige Patientin• Diagnose: verzögerte Anpassungsstörung und

PTBS• Traumatische Situation: Krebsdiagnose der

Mutter, nachdem die Patientin schon aufgrund weiterer Lebensereignisse vorbelastet war.

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Exemplarische Studie:Hurra, ich lebe wieder!

Behandlungsverlauf:• Insgesamt 31 Sitzungen; in die Therapie wurde

die Lektüre des Selbsthilfemanuals integriert• 1. – 5. Sitzung: Datenerhebung und Anamnese

• Kölner – Risiko – Index, Punktwert 8 -> erhöhtes Risiko (>6.4)

• Nach von der Kolk-> Diagnose kPTBS • 6. – 10. Sitzung: Stabilisierung

• Erzählen lassen, teilnehmendes Zuhören,....• Psychoedukative Aspekte (Krankheitsmodell),

Aspekt der Normalität

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Exemplarische Studie:Hurra, ich lebe wieder

• 11. Sitzung: Einführung des Selbsthilfemanuals• Instruktion: „Lesen Sie sich bitte – so weit Sie Zeit

haben und sich in der Lage fühlen – das ... Kapitel in dieser Broschüre durch. Notieren Sie sich bitte alle Fragen, die Ihnen dabei in den Sinn kommen. Notieren Sie sich bitte auch, welche Informationen oder Übungen hilfreich waren und welche Sie als weniger hilfreich empfunden haben.“

• ......

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Exemplarische Studie:Hurra, ich lebe wieder

• In den folgenden Sitzungen werden Fragen zur Broschüre und die Notizen der Patienten besprochen.

• Einzelne Übungen (Trauma wegpacken) werden in der Sitzung durchgeführt, da sich die Patientin alleine unsicher war.

• Ende nach 31. Sitzung• Nacherhebung nach 2 Monaten

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Exemplarische Studie:Hurra, ich lebe wieder

• Nach Beendigung der Behandlung weist die Patientin nur noch eine milde Symptomatik auf

• Sie konnte das traumatische Ereignis in ihren Lebensentwurf integrieren

• Die Patientin selbst bewertet die Broschüre als sehr hilfreich, besonders in Bezug auf...

• die Übung das Trauma wegpacken• die störungsspezifischen Informationen

• Sie ist froh sagen zu können: „Hurra, ich lebe wieder!“

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Exemplarische Studie:Hurra, ich lebe wieder!

Beziehungsdynamik:Die Broschüre eröffnet einen triadischen

Raum

Ausweg aus dem Dilemma zwischen Kontrollbedürfnis und Sicherheit, sowie

demWunsch nach Autonomie und

Selbstgestaltung

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Exemplarische Studie:Verhaltenstherapeutische Raucherentwöhnung in Arztpraxen

Ziel der Studie:• Vergleich einer

verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie mit einem Selbsthilfemanual als Interventionsformen bei der Raucherentwöhnung

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Exemplarische Studie:Verhaltenstherapeutische Raucherentwöhnung in Arztpraxen

Methode:• 29 Arztpraxen, insgesamt 152 Pbn• Pbn wurden über Ärzte gewonnen und den Bedingungen

randomisiert zugeordnet, Ø 40,5 Jahre; m=41,4%, w=58,6%,

• Ø 24,8 ZigarettenGruppentherapie:• n = 72 • 9 Sitzungen, schrittweise Reduktion und lernen

unterschiedlicher TechnikenBibliotherapie (Selbsthilfemanual):• n = 80• 6 Kapitel, die wochenweise ausgegeben werden. Kapitel

entsprechen in etwa den Techniken der Gruppentherapie

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Exemplarische Studie:Verhaltenstherapeutische Raucherentwöhnung in Arztpraxen

Ablauf:• Die Behandlung bzw. die Ausgabe der

Kapitel erfolgte direkt in den Arztpraxen und wurde von Mitarbeitern des Projektes durchgeführt.

Messzeitpunkte:• Direkt nach Ende• Nach einem Monat• Nach einem Jahr

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Exemplarische Studie:Verhaltenstherapeutische Raucherentwöhnung in ArztpraxenErgebnisse:Abstinenzquote in Prozent

nach Ende Nach 1 Monat

Gruppentherapie

65,3 % 42,5 %

Selbsthilfemanual

42,5 % 33,5 %-Keine signifikanten Unterschiede mehr nach 1 Monat

-Bibliotherapie ist eine zeit- und kostengünstige Alternative

-Langfristiger Erfolg bleibt noch abzuwarten

-Motivation bleibt der entscheidende Prädiktor

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Bibliotherapie Referatsgliederung

1. Was ist Bibliotherapie? • Definition, Zielsetzungen, Anwendungsvoraussetzungen und

– bereiche• Ratgeber und Selbsthilfemanuale • Kriterien zur Beurteilung von Selbsthilfebüchern

2. Exemplarische Studien• Fallbeispiel: Hurra, ich lebe wieder• Interventionsstudie: Verhaltenstherapeutische

Raucherentwöhnung

3. Metaanalyse zur Effektivität von Bibliotherapie• Methode und Ergebnisse

Beispiel: Hör - CD

Beispiel: Selbsthilfemanual

Beispiel: Videosequenz

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Zur Effektivität von BibliotherapieMeta – analysis of bibliotherapie studiesMarrs, R.W. (1995)

• 79 Studien ( ab 1968) • Kategorisierung z.B.

• Ob klinische Stichprobe oder nicht • Art des behandelten Problems• Länge des bibliotherapeutischen Materials • Art des Therapeutenkontaktes ect.

• Untersucht wird die Frage nach der generellen Effektivität bibliotherapeutischer Methoden

• Daher Umwandlung in einheitliche Effektgröße

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Zur Effektivität von BibliotherapieMeta – analysis of bibliotherapie studiesMarrs, R.W. (1995)

Ergebnisse:• Die Berechnung des allgemeinen Effekts ergab ein

mäßiges Ausmaß an Effektivität (d=.56)• Ein anschließender Signifikanztest ergab unterschiedliche

Effektstärken.• Moderatorvariablen

• Problemtypen, z.B. höhere Effektstärken bei sexuellen Funktionsstörungen oder Durchsetzungsfähigkeit

• Art der Kontrollgruppe: Die Effektgröße war bei Placebo – Kontrollgruppen jeweils signifikant kleiner als die Effektgröße bei Kontrollgruppen ohne Behandlung.

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Zur Effektivität von BibliotherapieMeta – analysis of bibliotherapie studiesMarrs, R.W. (1995)

• Nicht publizierte vs. publizierte Studien Nicht publizierte Studien ergaben geringere Effekte als Publizierte.

• Direkter Vergleich zwischen Bibliotherapie und Therapeuten – angeleiteter Therapie: Beide Arten der Therapie unterscheiden sich nicht signifikant von einander. Es gab keine signifikanten Unterschiede, egal wie ausgeprägt der Therapeutenkontakt stattfand.

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Zur Effektivität von BibliotherapieMeta – analysis of bibliotherapie studiesMarrs, R.W. (1995)

Diskussion der Ergebnisse:• Bibliotherapie scheint eine mäßige Effektivität

aufzuweisen.• Durchsetzungsfähigkeit, Angst und sexuelle

Dysfunktion scheinen mittels Bibliotherapie besonders gut beeinflussbar zu sein.

• Suchtprobleme, Gewichtsverlust und Lernprobleme scheinen hingegen weniger geeignet für eine Behandlung durch Bibliotherapie

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Literatur Angenendt, J. (1996). Patientenratgeber und Selbsthilfematerialien. In J. Margraf (hrsg.),

Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Rahmenbedingungen (S.597-612). Berlin: Springer

Anegendt, G. & Fischer, G. (2001). Hurra, ich lebe wieder! Arbeit mit einem Selbsthilfemanual in der Psychotherapie chronifizierter Traumatisierung. Psychotraumatologie, 4.

Angenendt, J. & Stieglitz, R.-D. (1995). Psychoedukation, Patientenratgeber und Selbsthilfemanuale. In H. Freyberger & R.-D. Stieglitz, Kompendium der Psychiatrie und Psychotherapie (S. 392-403). Basel: Karger.

Batra, A., Brömer, A., Grüninger, K., Schupp, P. & Buchkremer, G. (1994). Verhaltenstherapeutische Raucherentwöhnung in Arztpraxen. Erste Ergebnisse einer kontrollierten Interventionsstudie. Verhaltensmodifikation und Verhaltensmedizin, 15, 4, 364-376.

Fischer, G. (2003). Neue Wege aus dem Trauma. Erste Hilfe für schwere seelische Belastungen. Düsseldorf: Walter. (inkl. Video)

Marrs, R.W. (1995). A meta-analysis of bibliotherapy studies. Journal of community psychology, 23, 843-870.

Hörbuch: Reddemann, R. (2003). Imagination als heilsame Kraft. Hör-CD mit Übungen zur Aktivierung von Selbstheilungskräften. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta.