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1 Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik – Perspektiven für den Strukturwandel in der Landwirtschaft Dr. Achim Lampe Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Vechta, den 28.10.2004

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Neuausrichtung der Gemeinsamen

Agrarpolitik – Perspektiven für den

Strukturwandel in der Landwirtschaft

Dr. Achim LampeNiedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Vechta, den 28.10.2004

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Vortragsgliederung

Grundzüge der EU-Beschlüsse zur Reform der

Agrarpolitik (Midterm-Review)

Auswirkungen der Reform auf – die landwirtschaftliche Produktion– die Strukturentwicklung– den ländlichen Raum

Fazit: In welche Richtung entwickeln sich die

Strukturen in der Landwirtschaft?

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Reformschritte der EU ab 1950

Ab 1950 Ernährungssicherung

1970 - 1992 Einkommensstützung über Preisstützung

(Interventionspreise, Zölle, Kontingente, etc.)

1992 - 2005

(MacSharry und

Agenda 2000)

Einkommensstützung über Tier- und

Flächenprämien; Preissenkungen

2005 - 2013

(Midterm-Review)

Einkommensstützung über produkt-

entkoppelte Zahlungen verbunden mit

Produktionsauflagen

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Auswirkungen der Agrarpolitik vor 2005

Durch produktgebundene Zahlungen (Tier- und

Flächenprämien) und relativ hohe Preisabsicherung:– am Markt: Milchseen, Butterberge, Fleischberge usw. – im Betrieb: relativ intensive Produktion, Begünstigung preis-

und prämiengestützter Produkte (Milch, Rindfleisch, Getreide, Zucker, usw.)

– regional: Sicherung der Kuh- und Rinderhaltung in Grünlandgebieten, Getreide auch auf

ertragsschwachen Standorten, usw.

Fazit: flächendeckende Landbewirtschaftung

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Zahl der Mutterkühe in Deutschland

0

100

200

300

400

500

600

700

800

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

in 1

000

Steuerungswirkung der Agrarpolitik bis 2005: Ausweitung der Mutterkuhhaltung durch Prämienzahlungen und Preisabsicherung (1)

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Steuerungswirkung der Agrarpolitik bis 2005: Ausweitung der Mutterkuhhaltung durch Prämienzahlungen und Preisabsicherung (2)

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Hauptelemente der EU-Agrarreform (MidTerm Review)

Einkommensstützung über produktentkoppelte Direktzahlungen

Handelbarkeit der Direktzahlungen (Zahlungsansprüche)

Modulation Cross Compliance Marktregelungen Finanzielle Disziplin (= Degression)

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Was heißt Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion?

„Der Landwirt erhält die Direktzahlungen unabhängig

davon, ob oder was oder wieviel er produziert.“

- Er braucht z.B. kein Rindvieh mehr zu halten

- Er kann die Flächen sogar brach liegen lassen

- Die Flächen müssen nur in einem ordnungsgemäßen

Zustand gehalten werden.

Fazit: Zahlungsansprüche statt Flächen- oder

Tierprämien

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Alte und neue Berechnung der Direktzahlungen für die Landwirtschaft

100 €/Tier

10 ha und 20 Schlachttiere: 5.000 €

500 €10 Zahlungsansprüche á:abrufbar nur in Verbindung mit je 1 ha beihilfefähiger Fläche!

300 €/ha

Vor 2005

ab 2005

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Was ist ein Zahlungsanspruch (ZA)?

Der Landwirt erhält ein „Recht“ (Wertpapier), jedes Jahr Direktzahlungen zu erhalten. - Der ZA wird einmalig in 2005 vergeben.

- Der ZA ist innerhalb der Region handelbar.

- Der ZA kommt nur in Verbindung mit einer Fläche zur Auszahlung.

- Die Auszahlung ist mit Verpflichtungen verbunden (Stilllegung, Cross Compliance).

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Was für Zahlungsansprüche gibt es?

ZA für Dauergrünland (ZA-DGL)

ZA für Acker (ZA-Acker)

ZA für Stilllegung (ZA-Stilllegung, 7,57 %)

Hinweis: Alle ZA sind handelbar über ganz

Niedersachsen!

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Wie bemessen sich zukünftig die Direktzahlungen für einen Landwirt?

Ziel:

In 2013 einheitliche Prämienbeträge für alle (Flächen), in Nds. ca. 326 € /ZA

Problem:

Heute unterschiedlich hohe Prämien pro Hektar/Betrieb (bis zu 900 € /ha), sofortige Umstellung würde Betriebe in Schwierigkeiten bringen.

Deshalb einheitliche Flächen-/Grundbeträge mit betriebsindividuellen Zuschlägen in Übergangszeit. - Kombimodell -

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Wie werden im Kombimodell die Prämien errechnet?

Alle Landwirte erhalten 2005 für alle ha LF einen Zahlungsanspruch differenziert nach Acker (259 €), Stilllegung (259 €) und Dauergrünland (102 €).

Bestimmte Landwirte erhalten einen Zuschlag (x €) in Abhängigkeit von ihren bisherigen Prämien.

259 € + x € (betriebsindiv.) bei Acker102 € + x € (betriebsindiv.) bei DGL

Bis 2010 verändern sich die Prämien nicht.

2010 - 2013 werden alle Prämien angepasst auf 326 €.

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Kernaussage zur Wirkung der zukünftigen Agrarpolitik

Durch die Entkopplung der Direktzahlungen von der

Produktion hat die Agrarpolitik kein direktes Instrument

mehr, die landwirtschaftliche Entwicklung

von Betrieben

und Regionen

zu steuern.

In Zukunft werden in erster Linie die Marktkräfte

maßgebend sein.

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Auswirkungen der Agrarreform auf Produktion und räumliche Struktur (1)

Allgemeine Auswirkungen:

Tendenzieller Rückgang der Produktionsintensität (Dünger, Pflanzenschutz,…)

Neue Produktionsmuster (Fruchtfolge)

Verstärkte Betriebsaufgaben verstärktes Wachstum leistungsfähiger Betriebe.

Zunahme von Brachflächen (mit Pflegeauflagen)

Räumliche Konzentration von „Stilllegungsflächen“ (Ursache: Handelbarkeit der Stilllegungs-ZA)

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Auswirkungen der Agrarreform auf Produktion und räumliche Struktur (2)

Spezielle Auswirkungen

Zuvor prämienbegünstigte Kulturen oder Betriebszweige verlieren an relativer Vorzüglichkeit.

Erwartet werden erhebliche Produktionseinschränkungen bei

Roggenanbau, Bullenmast, Mutterkuhhaltung und Schafhaltung(Milch?).

Zum Teil verbesserte Konkurrenzstellung für nach-wachsende Rohstoffe (Energieprämie 45 €/ha).

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Was geschieht auf dem Grünland?

Milchkuhhaltung wird tendenziell zurückgehen,

Rindfleischerzeugung und Schafhaltung werden

eingeschränkt.

Zukünftige Nutzung der Grünlandflächen?– Umbruch zu Acker (bis zu 10 % möglich) ?– 1 mal jährlich mulchen oder alle zwei Jahre mähen

und abfahren?– Biomasse für Energieerzeugung?

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Wie sieht die EU die zukünftige Förderung der Landwirtschaft, wenn keine produktgebundenen Zahlungen mehr zulässig sind?

Umschichtung der Fördermittel von Direktzahlungen zu Maßnahmen des ländlichen Raumes über Modulation.Kürzung der Direktzahlungen in den Jahren

2005 um 3 % (15,6 Mio. € in Nds.)

2006 um 4 % (23,2 Mio. € in Nds.)

2007 um 5 % (32 Mio. € in Nds.) Es gibt einen Freibetrag von 5.000 €/ Betrieb. Die Länder müssen das Geld in Förderprogramme für den

ländlichen Raum stecken (z.B. Umweltschutz, Tierschutz, AFP, Vermarktung).

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Fördermaßnahmen für den ländlichen Raum in Niedersachsen

Maßnahmen für den ländlichen Raum (PROLAND, bisher ca. 200 Mio. €/Jahr)

AgrarinvestitionsprogrammVerbesserung der Verarbeitung und VermarktungAgrarumweltprogrammeForstwirtschaftliche MaßnahmenFlurbereinigung, DorferneuerungFörderung des TourismusFörderung des ländlichen Handwerks

Ziel der EU ist es, statt einer sektorspezifischen Förderung eine integrierte Förderung des ländlichen Raumes umzusetzen.

Einflussnahme auf die Landwirtschaft nur indirekt.

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Fazit

Zukünftig wird die betriebliche und regionale Entwicklung in erster Linie durch den Markt bestimmt.

Veränderungen sind z.Z. nicht quantifizierbar. Hiesige Einschätzung:

Verlagerung der Agrarproduktion auf Gunst-standorte (z.B. Hildesheimer Raum, Uelzener Raum, Veredelungszentren Vechta, Cloppenburg, Emsland)

Bindung der Direktzahlungen an Cross Compliance: weitere Entlastung von Boden, Wasser und Luft,Erhaltung von Landschaftselementen

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Leitbild der GAP: Das Europäische Agrarmodell

Landwirtschaft soll als Wirtschaftsfaktor multifunktional, nachhaltig und wettbewerbsfähig sein, d. h.

• sich flächendeckend über den gesamten europäischen Raum verteilen – auch in peripheren Räumen

• die Landschaft pflegen, die Naturräume erhalten und zur Vitalität des ländlichen Raumes beitragen.

Und sie soll den Forderungen der Verbraucher gerecht werden in Bezug auf

• Qualität und Sicherheit der Lebensmittel, Umwelt-schutz und Tierschutz.

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Kulturlandschaften

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