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Inhaltliche und didaktische Erläuterung der Unterrichtseinheit Thematischer Schwerpunkt und Inhalte der Unterrichtseinheiten Die Unterrichtseinheit führt in die moderne Theorie des Geistes (und der Seele) ein. Sie enthält 8 Teileinheiten sowie einen allgemeinen Lehrerband zum gesamten 1 Projekt. Der allgemeine Lehrerband enthält zusätzlich zu diesen Erläuterungen folgende Ab- schnitte (in gesonderten Dokumenten): (1) Der didaktische Trend zur modernen systematischen Philosophie (2) Die praktische Erprobung der Unterrichtseinheit (3) Literaturangaben zur Einführung (4) Curriculare Bestimmungen in Bundesländern zu Philosophie / Anthropologie Sekundarstufe II (5) Publikationen von Wolfgang Detel zur Theorie des Geistes (6) Klausur (7) Erwartungshorizont zur Klausur Die 8 Teileinheiten enthalten folgende Themen: (1) Die Kontur des Geistes (erste Erläuterung grundlegenden Merkmale des Geistes: Repräsentationaliät und Bewusstsein). (2) Geist, Algorithmen und Wahrnehmungen (das kognitionswissenschafliche Bild vom Geist). (3) Geist und Repräsentation (Vertiefung der Theorie der Repräsentation). (4) Geist, Bewusstsein und Gefühle (Vertiefung der Theorie des Bewusstseins). (5) Gedankenlesen und Interpretation (der Zugang zum Geist). (6) Kognitive Anthropologie (die kognitive Auszeichnung des Menschen im Ver- gleich zu Primaten). (7) Geist, Gehirn und Religion (Neurobiologie, Psychologie, Theologie). Zu den Autoren: Helga Detel-Seyffarth, pensionierte Studienrätin; Prof. Dr. Wolfgang Detel, emeri 1 - tierter Lehrstuhlinhaber im Fach Philosophie (zuletzt Philosophisches Institut der Universität Frank- furt/Main). Zu den Publikationen von W. Detel zur Theorie des Geistes (vgl. das gesonderte Doku- ment dazu). 1 zur Vollversion

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  • Inhaltliche und didaktische Erläuterung der Unterrichtseinheit

    Thematischer Schwerpunkt und Inhalte der Unterrichtseinheiten

    Die Unterrichtseinheit führt in die moderne Theorie des Geistes (und der Seele)

    ein. Sie enthält 8 Teileinheiten sowie einen allgemeinen Lehrerband zum gesamten 1

    Projekt.

    Der allgemeine Lehrerband enthält zusätzlich zu diesen Erläuterungen folgende Ab-

    schnitte (in gesonderten Dokumenten):

    (1) Der didaktische Trend zur modernen systematischen Philosophie

    (2) Die praktische Erprobung der Unterrichtseinheit

    (3) Literaturangaben zur Einführung

    (4) Curriculare Bestimmungen in Bundesländern zu Philosophie / Anthropologie

    Sekundarstufe II

    (5) Publikationen von Wolfgang Detel zur Theorie des Geistes

    (6) Klausur

    (7) Erwartungshorizont zur Klausur

    Die 8 Teileinheiten enthalten folgende Themen:

    (1) Die Kontur des Geistes (erste Erläuterung grundlegenden Merkmale des

    Geistes: Repräsentationaliät und Bewusstsein).

    (2) Geist, Algorithmen und Wahrnehmungen (das kognitionswissenschafliche Bild

    vom Geist).

    (3) Geist und Repräsentation (Vertiefung der Theorie der Repräsentation).

    (4) Geist, Bewusstsein und Gefühle (Vertiefung der Theorie des Bewusstseins).

    (5) Gedankenlesen und Interpretation (der Zugang zum Geist).

    (6) Kognitive Anthropologie (die kognitive Auszeichnung des Menschen im Ver-

    gleich zu Primaten).

    (7) Geist, Gehirn und Religion (Neurobiologie, Psychologie, Theologie).

    Zu den Autoren: Helga Detel-Seyffarth, pensionierte Studienrätin; Prof. Dr. Wolfgang Detel, emeri1 -tierter Lehrstuhlinhaber im Fach Philosophie (zuletzt Philosophisches Institut der Universität Frank-furt/Main). Zu den Publikationen von W. Detel zur Theorie des Geistes (vgl. das gesonderte Doku-ment dazu).

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  • (8) Geist und Freiheit (Einbettung der Freiheitstheorie in die Theorie des

    Geistes).

    Struktur der Teileinheiten

    Jede Teileinheit enthält zwei Bände:

    A Schülerband, der aus zwei Teilen besteht:

    1. Power-Point-Präsentation zum jeweiligen Unterthema, die

    ➢ anhand von Fragen und kleinen Aufgaben unter Angabe der Lösungen in das

    Thema einführt, und

    ➢ diese Einführung durch Beispiele, Bilder und Videos unterstützt und den In-

    halt einübt, wobei

    ➢ die Rechte der Bilder von den Autoren gehalten werden, während die Videos

    durch Links angegeben werden und am Computer oder Smartboard direkt im

    Internet aufgerufen werden können.

    2. Übungsteil mit

    ➢ einer Zusammenfassung des Inhalts der Teileinheit

    ➢ Hausaufgaben zum systematischen Inhalt

    ➢ Spezielle Aufgaben zu einschlägigen Texten

    ➢ Allgemeine Aufgaben zu vier klassischen Texten

    B Lehrerband, der aus folgenden Teilen besteht:

    Zusammenfassung und Lösungen:

    (1) Zusammenfassung des Inhalts in Gestalt von Definitionen und Erläuterungen.

    (2) Lösungen der innerhalb der PPP (also im Unterricht) gestellten Aufgaben.

    (3) Lösungen der Hausaufgaben.

    (4) Lösungen (mit Vorschlagscharakter) zu den speziellen Textaufgaben der

    Textarbeit

    (5) Analysevorschläge zu den vier klassischen Texten

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  • Aufbau der Teileinheiten

    1. Die acht Teileinheiten bilden einen kontinuierlich aufgebauten Unterrichts-

    gang und enthalten so viel Material, dass der Unterricht der gesamten Ein-

    heit mindestens drei Monate (mit 2 Stunden pro Woche) in Anspruch nehmen

    würde.

    2. Doch können die Teileinheiten auch gekürzt oder ganz aus dem Unterricht

    herausgenommen werden.

    3. Die einleitende erste Teileinheit führt in kurzer Weise diejenigen geist-theo-

    retischen Grundbegriffe ein, die in allen weiteren Teileinheiten vorausge-

    setzt und zum Teil noch genauer entwickelt werden.

    4. Daher kann jede der Teileinheiten 2 – 8 zusammen mit der ersten Teileinheit

    auch gesondert unterrichtet werden.

    5. Die erste Teileinheit muss also in jedem Fall unterrichtet werden. Aber da-

    nach kann jede beliebige Kombination aus den Teileinheiten 2 – 8 im Unter-

    richt thematisiert werden (flexibles Modell Erste Teileinheit Plus).

    Curriculare Hinweise

    1. Im Rahmen des Curriculums im Fach Philosophie lässt sich die Unterrichts-

    einheit problemlos in der ersten Hälfte der 11. Klasse des Gymnasiums unter

    dem – für diese zeitliche Periode üblichen – Schwerpunkt Anthropologie an-

    siedeln.

    2. Denn alle Bundesländer schreiben das Thema Anthropologie zu Beginn der

    Sekundarstufe II für den Philosophie-Unterricht vor, und zwar fast immer mit

    ausdrücklichem thematischem Verweis auf die geist-theoretischen Grundla-

    gen der Anthropologie (vgl. das gesonderte Dokument dazu).

    3. Diese Platzierung ist tatsächlich mehr als berechtigt, denn

    a. die Anthropologie hat in letzter Zeit eine kognitive Wende erfahren; Was

    den Menschen ausmacht, und wodurch er sich von den Tieren unterschei-

    det, wird primär auf kognitiver Ebene diskutiert und erforscht.

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  • b. Die Theorie des Geistes entwickelt sich immer mehr zu einer philosophi-

    schen Grundlagendisziplin, die beispielsweise für Logik, Erkenntnis- und

    Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie, aber auch für die Ethik syste-

    matisch vorausgesetzt werden muss.

    4. Genau diese neue Entwicklung und philosophische Ausrichtung wird in unse-

    rer Unterrichtseinheit thematisiert (vgl. das gesonderte Dokument dazu).

    Pädagogische Hinweise

    1. Es handelt es sich um fertige und ausgearbeitete Unterrichtseinheiten, die in

    der vorliegenden Form ohne weitere Vorbereitung unterrichtet werden kön-

    nen. Alle Teileinheiten zusammen füllen ca. ein Halbjahr aus.

    2. Die Verwendung der Videos im Unterricht setzt Smartboards in den Klassen-

    räumen voraus. Wenn diese Voraussetzung nicht gegeben ist, gibt es zwei Al-

    ternativen:

    a. Die Fragen zu den Videos können in Hausaufhaben umgemünzt werden, so

    dass die SchülerInnen die Videos zu Hause am Computer anklicken und

    betrachten können.

    b. Die LehrerInnen laden die Videos nur zu Zwecken des Unterrichts selbst

    herunter und framen (integrieren) sie selbst in ihr eigenes erworbenes

    Unterrichtsmaterial (dieses Framen ist nach deutschem Recht in kosten-

    pflichtigem Material bisher nicht erlaubt, nach europäischem Recht aller-

    dings seit kurzem bereits zugelassen).

    Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass die in den Teileinheiten

    aufgeführten Videos aus dem Internet herausgenommen werden. In diesem

    Fall gibt es folgende Alternativen:

    a. Das Video und die entsprechenden Fragen werden im Unterricht ausgelas-

    sen.

    b. Die LehreInnen suchen selbständig nach Ersatz im Netz (der sich fast im-

    mer finden lässt).

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  • c. Die LehrerInnen geben dem Verlag Bescheid (darum würden wir in jedem

    Fall bitten). Dann werden wir alternative Videos im Netz suchen und auf

    der Website des Verlages aufführen.

    3. Die Unterrichtseinheit weicht vom Vorgehen im üblichen Philosophie-Unter-

    richt an der gymnasialen Oberstufe und den meisten verbreiteten Schulbü-

    chern für Philosophie recht deutlich ab, entspricht jedoch einem zunehmen-

    den neuen Trend (vgl. das gesonderte Dokument dazu):

    a. Die Arbeit an kurzen Auszügen aus klassischen Texten der Philosophie

    steht nicht mehr im Mittelpunkt des Unterrichts.

    b. Stattdessen versucht die Unterrichtseinheit, vornehmlich gegenwärtige

    philosophische Theorien einzubringen. Dabei soll auch die interdisziplinä-

    re Vernetzung, die für die gegenwärtige Philosophie zunehmend an Be-

    deutung gewinnt, ansatzweise deutlich werden.

    c. Dabei wird unterstellt, dass die verschiedenen Komponenten der interdis-

    ziplinären Theorie des Geistes empirisch gestützte und demnach fallible

    Theorien sind. Dies gilt auch für die philosophische Komponente (insbe-

    sondere gehen wir im Einklang mit einflussreichen neueren philosophi-

    schen Ansätzen wie beispielsweise der Philosophie Donald Davidsons da-

    von aus, dass philosophische Begriffsarbeit und empirische Forschung

    nicht methodisch separiert werden können).

    d. Die philosophische Theorie des Geistes soll möglichst multimedial, an-

    schaulich und klar präsentiert werden. Die vielen Übungsaufgaben sollen

    eine feste Lösbarkeitserwartung mit sich führen, die für SchülerInnen zu

    bewältigen ist und ihnen manchmal vielleicht sogar Spaß machen kann.

    e. Die aufgeführten Definitionen, Explikationen, und Erläuterungen sollen

    im Unterricht so weit wie möglich anhand der Beispiele, Bilder, Videos

    und Fragen erarbeitet werden. Die Power-Point-Präsentationen führen

    dann die exakte Form der Definitionen etc. explizit auf. Das wirkt auf

    den ersten Blick ein wenig hölzern. Wir haben jedoch die Erfahrung ge-

    macht, dass es am Ende der Diskussionen in der Klasse günstig ist, wenn

    eine SchülerIn die Definition etc. laut vorliest und die SchülerInnen gege-

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  • benenfalls zu der Definition noch Fragen stellen oder Bemerkungen ma-

    chen können.

    f. Die Textarbeit wird keineswegs ausgeklammert:

    ➢ Es werden vier sehr gut geeignete klassische philosophische Texte zum

    Thema Geist und Seele aufgeführt (Platon, Descartes, Leibniz, Hegel),

    die aus ihrem historischen Kontext heraus gewürdigt, aber auch aus Sicht

    der modernen Philosophie des Geistes kritisch kommentiert werden sollen

    (diese vier Texte können bereits nach Abschluss der ersten Teileinheit be-

    arbeitet werden).

    ➢ Die Beilage jeder Teileinheit enthält weitere Vorschläge für eine gezielte

    Textarbeit.

    4. Für diese didaktische Ausrichtung eignet sich die Behandlung der Theorie des

    Geistes und der Seele besonders gut, denn sie liegt an der Schnittstelle von

    Philosophie, kognitiver Psychologie, Linguistik, Primatologie, Anthropologie

    und Kulturtheorie (und kann gleichwohl auf ein erträgliches Schulniveau her-

    untergebrochen werden). Trotz mancher Kontroversen im Detail kann man

    heute sagen, dass Grundlagen einer Theorie über die "Maschinerie" unseres

    Geistes auch an der Schule gelehrt werden und interessante, zum Teil le-

    benspraktisch relevante Themen involvieren.

    5. Wir haben 6 der 8 Teileinheiten dieser Unterrichtseinheit in einem acht-wö-

    chigen Unterrichtsversuch an zwei Hamburger Gymnasien getestet – mit gro-

    ßem Erfolg, wie eine anonyme Evaluierung durch die beteiligten Schüler und

    Schülerinnen ergeben hat (vgl. das gesonderte Dokument dazu).

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  • Lehrerband

    Zusammenfassung

    und

    Lösungen

    zu Teileinheit 4

    Geist, Bewusstsein, Gefühle

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  • Inhaltsverzeichnis

    1. Inhaltliche Zusammenfassung ……………………….. 3

    2. Lösungen zu PPP-Aufgaben ………………………………… 6

    3. Lösungen zu den Hausaufgaben …………………….. 11

    4. Lösungsvorschläge zu speziellen Textaufgaben … 12

    5. Analysevorschläge zu den vier klassischen Texten .. 16

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  • 1. Inhaltliche Zusammenfassung

    M 4.1 Zwei Formen von Bewusstsein (1) Subjekt-Bewusstsein:

    Die Fähigkeit von Personen (= Subjekten), sinnliche Reize für eine vorteilhafte Verhaltenssteuerung auszunutzen (mittels algorithmischer Berechnungen). Wenn einer Person das Subjekt-Bewusstsein fehlt, dann ist sie bewusstlos.

    (2) Zustandsbewusstsein: Der innere Zustand einer Person, der mit einer inneren Erfahrungsqualität oder

    Erlebnisqualität verbunden ist und es der Person ermöglicht, zu erfahren oder zu erleben, wie es ist, in diesem Zustand zu sein. Wenn einer Person das Zustandsbewusstsein fehlt, dann ist es empfindungslos.

    (3) Das Zustandsbewusstsein erzeugt eine Erlebnisfähigkeit und geistige Innerlichkeit, die eine Voraussetzung dafür ist, dass es uns in unserem Leben überhaupt um etwas gehen kann.

    M 4.2 Vier Arten von Zustandsbewusstsein: (1) Monitorbewusstsein: Gedanken über eigene mentale Zustände haben. (2) Selbstbewusstsein: Ich-Gefühl, Gedanken über sich selbst haben. (3) Zugangsbewusstsein: Zugänglichkeit eigener mentaler Zustände für

    Argumentationen, Entscheidungen und Handlungen. (4) Phänomenales Bewusstsein: Wahrnehmungen, die eine Erlebnisqualität

    aufweisen.

    M 4.3 Drei Arten von Gefühlen (1) Körpergefühle, bezogen auf Zustände des eigenen Körpers (oft Defizit-

    Zustände). (2) Emotionen, bezogen auf externe Objekte. (3) Stimmungen ohne bestimmten Inhalt oder mit sehr allgemeinem Inhalt.

    M 4.4 Basis-Emotionen (1) Einem führenden Emotionsforscher (Paul Ekman) zufolge gibt es sieben Basis-

    Emotionen: Wut, Freude, Ekel, Trauer, Angst, Überraschung, Verachtung. (2) Die Basis-Emotionen lassen sich an der Mimik des Gesichts deutlich erkennen. (3) Die Basis-Emotionen und die korrelierte Mimik kommen in allen menschlichen

    Kulturen vor und werden anhand der Mimik in allen Kulturen verstanden. (4) Von den Basis-Emotionen sind soziale Emotionen zu unterscheiden, deren

    Auftreten von sozialen oder kulturellen Standards abhängen und daher vom kulturellen Kontext abhängig ist.

    M 4.5 Merkmale von Emotionen, kognitive Emotionstheorie (1) Emotionen

    (a) enthalten eine repräsentationale Wahrnehmung, (b) sind mit einem phänomenalen Bewusstsein korreliert, (c) manifestieren sich oft in Gesichtszügen oder Körperhaltungen,

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  • (6) Unsere mentalen Zustände sind aufgrund ihrer semantischen Gehalte holistisch vernetzt. d.h. bilden semantische Netzwerke, deren Elemente erst durch ihre Beziehungen untereinander Kontur gewinnen.

    (7) Diese Beziehungen in semantischen Netzwerken sind von logischer und rationaler Art, d. h. sind weitgehend widerspruchsfrei (kohärent) und beruhen weitgehend auf logisch gültigen Folgerungen (Inferenzen).

    (8) Die logische und rationale Struktur ist konstitutiv für den Geist, d. h. gehört zu den Bedingungen dafür, dass es einen individuellen Geist, eine individuelle Seele und eine individuelle handelnde Person überhaupt geben kann.

    M 4.9 Das phänomenale Ich (1) Alle perzeptiven und sonstigen materiellen Objekte bewegen sich auf Weltlinien

    durch die Raum-Zeit. Jedes Objekt hat im Verlauf seiner Existenz eine Weltlinie, die einzigartig ist und mit keiner Weltlinie eines anderen Objekts identisch ist. Das ist eine grundlegende Komponente der Individualität von Objekten.

    (2) Geistige Wesen sind intimer in der Welt in, als Wasser in einem Glas ist: Die Struktur der Umwelt prägt die Struktur der geistiger Wesen, aber die Struktur geistiger Wesen prägt ihrerseits auch die Umwelt.

    (3) Geistige Wesen organisieren ihr Überleben und ihre Reproduktion Kontrolle, Regulation und Modifikation ihrer Interaktion mit der Umwelt (basale Autonomie).

    (4) Unsere Bewegung von Ort zu Ort beruht auf Pushmi-Pullyu-Repräsentationen, die ihrerseits eingebettet sind in einen elementaren Wahrnehmungs – Bewegungs – Kreislauf : Wir bewegen uns im Raum, um etwas wahrzunehmen und zu evaluieren, und wir nehmen Dinge wahr und evaluieren sie, um uns richtig im Raum zu bewegen.

    (5) Dabei läuft ein implizites (d.h. nicht reflektiertes) Gewahren der Eigenkörperbewegung und insbesondere der eigenen Position im Raum mit (Kinästhesie).

    (6) Pushmi-Pullyu-Repräsentationen, Wahrnehmungs – Bewegungs – Kreislauf mit seinen Feed-Back-Prozessen sowie Kinästhesie führen zu einem elementaren phänomenalen Ich-Gefühl (einem Gewahren unserer eigenen Bewegung, Raumposition und Wahrnehmung).

    M 4.10 Geist und geteilte neuronale Repräsentationen (1) Wenn A und B Gehirnzustände sind und die kognitiven Aktivitäten K bzw. K*

    hervorrufen und A und B sich stark überlappen, weisen K und K* eine geteilten neuronale Repräsentation durch A und B auf.

    (2) Folgende Zustände weisen geteilte neuronale Repräsentationen auf: (a) Bewegung einer Person P / P´s Wahrnehmung der Bewegung anderer

    Personen. (b) P`s Wahrnehmungen eigener Bewegungen / P´s Wahrnehmung der

    Bewegung anderer Personen. (c) P´s mentale Handlungsabsichten / P´s Verstehen der Handlungsabsichten

    anderer Personen. (e) P´s Emotionen / P´s Verstehen (mentales Simulieren) der Emotionen

    anderer Personen. (3) Die Neuronen, von denen die in (a) – (f) genannten Prozesse geteilt neuronal

    repräsentiert werden, heißen Spiegelneuronen.

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  • 4. Geist, Bewusstsein, Gefühle

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  • Geist, Bewusstsein, Gefühle 2

    Wenn Affen oder Vögel in den Spiegel sehen – können Sie sich dann selbst erkennen?

    Wenn ja, so haben sie eine Form von Bewusstsein.

    Das Bewusstsein ist eine zentrale Komponente des Geistes

    - und stellt unser nächstes Thema dar.

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  • Geist, Bewusstsein, Gefühle 8

    Wir können über unsere Gefühle zu unserer ersten Freundin, über unsere Beurteilung des Bundeskanzlers oder über unsere Aggressivität gegenüber unseren Kindern nachdenken.

    Dabei machen wir uns unsere eigenen Gedanken bewusst, indem wir sie wie auf einem inneren Monitor betrachten.

    Das ist das Monitorbewusstsein.

    Wenn wir in Gedanken auf unser Ich zurückgreifen, so handelt es sich um Selbstbewusstsein oder Ichbewusstsein.

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  • Schülerband

    Zusammenfassung und Aufgaben

    zu Teileinheit 3

    Geist und Repräsentation

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  • Inhaltsverzeichnis

    1. Inhaltliche Zusammenfassung ……………………….. 3

    2. Hausaufgaben …………………………………………………. 6

    3. Aufgaben zu speziellen Texten …………………….. 7

    4. Allgemeine Aufgaben zu vier klassischen Texte …… 11

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  • 1. Inhaltliche Zusammenfassung

    M 4.1 Zwei Formen von Bewusstsein (1) Subjekt-Bewusstsein:

    Die Fähigkeit von Personen (= Subjekten), sinnliche Reize für eine vorteilhafte Verhaltenssteuerung auszunutzen (mittels algorithmischer Berechnungen). Wenn einer Person das Subjekt-Bewusstsein fehlt, dann ist sie bewusstlos.

    (2) Zustandsbewusstsein: Der innere Zustand einer Person, der mit einer inneren Erfahrungsqualität oder

    Erlebnisqualität verbunden ist und es der Person ermöglicht, zu erfahren oder zu erleben, wie es ist, in diesem Zustand zu sein. Wenn einer Person das Zustandsbewusstsein fehlt, dann ist es empfindungslos.

    (3) Das Zustandsbewusstsein erzeugt eine Erlebnisfähigkeit und geistige Innerlichkeit, die eine Voraussetzung dafür ist, dass es uns in unserem Leben überhaupt um etwas gehen kann.

    M 4.2 Vier Arten von Zustandsbewusstsein: (1) Monitorbewusstsein: Gedanken über eigene mentale Zustände haben. (2) Selbstbewusstsein: Ich-Gefühl, Gedanken über sich selbst haben. (3) Zugangsbewusstsein: Zugänglichkeit eigener mentaler Zustände für

    Argumentationen, Entscheidungen und Handlungen. (4) Phänomenales Bewusstsein: Wahrnehmungen, die eine Erlebnisqualität

    aufweisen.

    M 4.3 Drei Arten von Gefühlen (1) Körpergefühle, bezogen auf Zustände des eigenen Körpers (oft Defizit-

    Zustände). (2) Emotionen, bezogen auf externe Objekte. (3) Stimmungen ohne bestimmten Inhalt oder mit sehr allgemeinem Inhalt.

    M 4.4 Basis-Emotionen (1) Einem führenden Emotionsforscher (Paul Ekman) zufolge gibt es sieben Basis-

    Emotionen: Wut, Freude, Ekel, Trauer, Angst, Überraschung, Verachtung. (2) Die Basis-Emotionen lassen sich an der Mimik des Gesichts deutlich erkennen. (3) Die Basis-Emotionen und die korrelierte Mimik kommen in allen menschlichen

    Kulturen vor und werden anhand der Mimik in allen Kulturen verstanden. (4) Von den Basis-Emotionen sind soziale Emotionen zu unterscheiden, deren

    Auftreten von sozialen oder kulturellen Standards abhängen und daher vom kulturellen Kontext abhängig ist.

    M 4.5 Merkmale von Emotionen, kognitive Emotionstheorie (1) Emotionen

    (a) enthalten eine repräsentationale Wahrnehmung, (b) sind mit einem phänomenalen Bewusstsein korreliert, (c) manifestieren sich oft in Gesichtszügen oder Körperhaltungen, (d) lösen eine möglichst vorteilhafte körperliche Reaktion aus, (e) bewerten (evaluieren) die repräsentierte Situation, derart dass diese

    Bewertung korrekt oder inkorrekt ist, und

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  • (7) Diese Beziehungen in semantischen Netzwerken sind von logischer und rationaler Art, d. h. sind weitgehend widerspruchsfrei (kohärent) und beruhen weitgehend auf logisch gültigen Folgerungen (Inferenzen).

    (8) Die logische und rationale Struktur ist konstitutiv für den Geist, d. h. gehört zu den Bedingungen dafür, dass es einen individuellen Geist, eine individuelle Seele und eine individuelle handelnde Person überhaupt geben kann.

    M 4.9 Das phänomenale Ich (1) Alle perzeptiven und sonstigen materiellen Objekte bewegen sich auf Weltlinien

    durch die Raum-Zeit. Jedes Objekt hat im Verlauf seiner Existenz eine Weltlinie, die einzigartig ist und mit keiner Weltlinie eines anderen Objekts identisch ist. Das ist eine grundlegende Komponente der Individualität von Objekten.

    (2) Geistige Wesen sind intimer in der Welt in, als Wasser in einem Glas ist: Die Struktur der Umwelt prägt die Struktur der geistiger Wesen, aber die Struktur geistiger Wesen prägt ihrerseits auch die Umwelt.

    (3) Geistige Wesen organisieren ihr Überleben und ihre Reproduktion Kontrolle, Regulation und Modifikation ihrer Interaktion mit der Umwelt (basale Autonomie).

    (4) Unsere Bewegung von Ort zu Ort beruht auf Pushmi-Pullyu-Repräsentationen, die ihrerseits eingebettet sind in einen elementaren Wahrnehmungs – Bewegungs – Kreislauf : Wir bewegen uns im Raum, um etwas wahrzunehmen und zu evaluieren, und wir nehmen Dinge wahr und evaluieren sie, um uns richtig im Raum zu bewegen.

    (5) Dabei läuft ein implizites (d.h. nicht reflektiertes) Gewahren der Eigenkörperbewegung und insbesondere der eigenen Position im Raum mit (Kinästhesie).

    (6) Pushmi-Pullyu-Repräsentationen, Wahrnehmungs – Bewegungs – Kreislauf mit seinen Feed-Back-Prozessen sowie Kinästhesie führen zu einem elementaren phänomenalen Ich-Gefühl (einem Gewahren unserer eigenen Bewegung, Raumposition und Wahrnehmung).

    M 4.10 Geist und geteilte neuronale Repräsentationen (1) Wenn A und B Gehirnzustände sind und die kognitiven Aktivitäten K bzw. K*

    hervorrufen und A und B sich stark überlappen, weisen K und K* eine geteilten neuronale Repräsentation durch A und B auf.

    (2) Folgende Zustände weisen geteilte neuronale Repräsentationen auf: (a) Bewegung einer Person P / P´s Wahrnehmung der Bewegung anderer

    Personen. (b) P`s Wahrnehmungen eigener Bewegungen / P´s Wahrnehmung der

    Bewegung anderer Personen. (c) P´s mentale Handlungsabsichten / P´s Verstehen der Handlungsabsichten

    anderer Personen. (e) P´s Emotionen / P´s Verstehen (mentales Simulieren) der Emotionen

    anderer Personen. (3) Die Neuronen, von denen die in (a) – (f) genannten Prozesse geteilt neuronal

    repräsentiert werden, heißen Spiegelneuronen.

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  • 2. Hausaufgaben

    Hausaufgabe 1: Welche Arten des Zustandsbewusstseins kommen in den folgenden Beispielen vor? (a) Günther überlegt sich, ob seine bisherige Meinung zur Politik der

    Bundesregierung gut genug begründet ist. (b) Der Philosoph Kant behauptete, dass die Vorstellung Ich denke alle meine

    anderen Vorstellungen begleiten können muss. (c) Manchmal ist sich Andreas der Tatsache bewusst, dass er selbst es ist, der

    bestimmte Wahrnehmungen, Meinungen, Wünsche, Gefühle und Träume hat. (d) Regine fragt sich, ob ihre beiden Wünsche, viel Geld zu verdienen und

    Klavierlehrerin zu werden, miteinander vereinbar sind. (e) Erwin fragt Hermann: „Hast du einen Grund dafür, auf Martina eifersüchtig zu

    sein?“ Hermann überlegt eine Weile und sagt dann: „Eigentlich nicht – ich weiß auch nicht, warum ich so eifersüchtig bin.“

    (f) Martina ist sich absolut darüber im klaren, dass sie Psychologie studieren will, weil sie als Therapeutin Menschen helfen will, die in seelischer Not sind.

    Hausaufgabe 2: Welche der folgenden Gefühle sind Körpergefühle, welche sind Emotionen, und welche Stimmungen? (a) Optimismus; (b) Panik; (c) Eifersucht; (d) Kopfschmerzen; (e) Phantomschmerzen; (f) Interesse.

    Hausaufgabe 3: Eine weit verbreitete Auffassung (insbesondere auch in der Psychotherapie) zu den Emotionen ist: Emotionen sind subjektiv und irrational, denn: - Emotionen sind Bewertungen, die ohne die fühlenden Wesen nicht da wären. - Emotionen entstehen spontan und nicht aufgrund von rationalen Begründungen. Wir können uns daher unsere Emotionen gegenseitig deutlich machen, aber wir können und sollten nicht versuchen, uns unsere Emotionen auszureden, sie sind nun einmal da und müssen hingenommen werden – wir müssen lernen, damit umzugehen. Nimm Stellung zu dieser These!

    Hausaufgabe 4:

    Der Philosoph Descartes hat notiert:

    „Nun bemerke ich hier, dass … der Körper … stets teilbar, der Geist hingegen unteilbar ist. Denn wenn ich den Geist betrachte, d.h. mich selbst, insofern ich nur ein denkendes Wesen bin, so kann ich in mir keine Teile unterscheiden…. Auch darf man nicht die Fähigkeiten des Wollens, Empfindens, Erkennens usw. als seine

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  • 4. Allgemeine Aufgaben zu vier klassischen Texten

    Aufgabe (zu allen vier Texten) (1) Schreibe eine Paraphrase des Textes, die

    (a) textgetreu ist und die Kerngedanken des Textes angibt, (b) Begründungsstrukturen im Text zu ermitteln versucht.

    (2) Bewerte den Text kurz aus moderner geist-theoretischer Perspektive.

    Platon über die Seele

    Text

    Phaidon

    Was sagen wir also von der Seele, daß sie sichtbar sei oder nicht sichtbar?

    Nicht sichtbar. Also unsichtbar? Ja… Und nicht wahr, auch das haben wir schon lange gesagt, daß die Seele, wenn sie sich des Leibes bedient, um etwas zu betrachten, es sei durch das Gesicht oder das Gehör oder irgend einen andern Sinn, denn das heißt vermittelst des Leibes, wenn man vermittelst eines Sinnes etwas betrachtet, dann von dem Leibe gezogen wird zu dem, was sich niemals auf gleiche Weise verhält, und daß sie dann selbst schwankt und irrt und wie trunken taumelt, 1

    weil sie ja eben solches berührt? - Das haben wir gesagt. -

    Wenn sie aber durch sich selbst betrachtet, dann geht sie zu dem reinen, immer seienden, nicht Sterblichen und sich stets Gleichen , und als diesem verwandt hält 2

    sie sich stets zu ihm, wenn sie für sich selbst ist und es ihr vergönnt wird, und dann hat sie Ruhe von ihrem Irren und ist auch in Beziehung auf jenes immer sich selbst gleich, weil sie eben solches berührt, und diesen ihren Zustand nennt man eben die Vernünftigkeit?

    Auf alle Weise, o Sokrates, sagte er, ist dies schön und wahr gesagt. (79 B-e)…

    Gemeint ist die physische, körperliche Welt, die sich in ständiger Veränderung befindet,1

    Gemeint sind die platonischen Ideen, die jedoch nicht mentale Elemente sind, sondern Formen (Strukturen) wie 2

    etwa mathematische Gebilde, die immer gleich bleiben (der Ausdruck Idee kommt von griech. eidos = Form, Struktur).

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  • 2. Meditation: Über die Natur der menschlichen Seele, und dass sie uns bekannter ist als ihr Körper.

    Die gestrige Untersuchung hat mich in so viel Zweifel gestürzt, dass ich sie nicht mehr vergessen kann, noch weiß, wie ich sie lösen soll…Dennoch will ich ausharren und nochmals den gestern eingeschlagenen Weg betreten, indem ich Alles fern halte, was dem geringsten Zweifel unterliegt, …und ich will fortfahren, bis ich etwas Gewisses erreiche….Es gilt mir daher Alles, was ich sehe, für falsch; ich lasse nichts von dem gelten, was das trügerische Gedächtnis mir von dem Früheren vorführt; ich habe gar keine Sinne; mein Körper, meine Gestalt, Größe, Bewegung, Ort sind Chimären. Was bleibt da Wahres? Vielleicht das Eine, dass es nichts Gewisses gibt.

    Aber woher weiß ich, dass es Nichts gibt, was, im Unterschied von allem bisher Aufgezählten, nicht den mindesten Anlass zum Zweifeln gibt? …Bin ich selbst wenigstens nicht Etwas? ….Aber ich habe mich überredet, dass es nichts in der Welt gibt, keinen Himmel, keine Erde, keine Seelen, keine Körper; weshalb also nicht auch, dass ich selbst nicht bin? – Gewiss aber war ich, wenn ich mich überredet liebe. – Aber es gibt einen, ich weiß nicht welchen höchst mächtigen und listigen Betrüger, der absichtlich mich immer täuscht. – Aber unzweifelhaft bin ich auch dann, wenn er mich täuscht; und mag er mich täuschen, so viel er vermag, nimmer wird er es erreichen, dass ich nicht bin, so lange ich denke, dass ich Etwas bin. Alles in Allem reiflich erwogen, muss zuletzt der Satz anerkannt werden: »Ich bin, ich existiere, so oft von mir Etwas ausgesagt oder vorgestellt wird.«

    Aber noch erkenne ich nicht genügend, wer ich denn Jener bin, der ich bin, und ich muss mich vorsehen, damit ich nicht etwa voreilig etwas Anderes statt meiner aufnehme und so selbst in jenem Gedanken auf Abwege gerate, welchen ich als den gewissesten und offenbarsten von allen behaupte. Ich werde deshalb nochmals überlegen, wofür ich mich früher gehalten liebe, ehe ich auf diesen Gedanken geriet. Davon will ich dann Alles abziehen, was durch beizubringende Gründe im Geringsten erschüttert werden kann, so dass zuletzt nur genau das übrig bleibt, was gewiss und unerschütterlich ist.

    Wofür also habe ich mich bisher gehalten? – Für einen Menschen. – Aber was ist der Mensch? Soll ich sagen: ein vernünftiges Tier? – Nein; denn ich müsste dann untersuchen, was ein Tier und was vernünftig ist, und so geriete ich aus einer Frage in mehrere und schwierigere….Also zuerst bemerkte ich, dass ich ein Gesicht, Hände, Arme und jene ganze Gliedermaschine hatte, wie man sie auch an einem Leichnam sieht, und die ich mit dem Namen »Körper« bezeichnete. Ich bemerkte ferner, dass ich mich nährte, ging, fühlte und dachte; ich bezog diese Tätigkeiten auf die Seele; aber was diese Seele sei, nahm ich nicht wahr, oder ich stellte sie mir als ein feines Etwas vor, nach Art eines Windes oder Feuers oder Äthers, welcher meinen gröberen Bestandteilen eingeflösst war. Über meinen Körper hatte ich nicht den mindesten Zweifel, sondern meinte, dessen Natur bestimmt zu kennen, und wenn ich versucht hätte, diese Natur so zu beschreiben, wie ich sie mir vorstellte, würde ich gesagt haben: Unter Körper verstelle ich Alles, was durch eine Gestalt begrenzt und örtlich umschrieben werden kann; was den Raum so erfüllt, dass es jeden anderen Körper davon ausschließt; was durch Gefühl, Gesicht, Gehör, Geschmack oder Geruch wahrgenommen werden und sich auf verschiedene Weise bewegen kann; zwar nicht von selbst, aber von etwas Anderem, von dem es gestoßen wird. Denn ich nahm an, dass die Kraft, sich selbst zu bewegen, zu empfinden und zu denken, auf keine Weise zur Natur des Körpers

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  • winzigen Teile desselben, nämlich von dem, worin der Gemeinsinn seinen Sitz haben soll. Sooft sich dieser Teil nun in demselben Zustand befindet, läßt er den Geist dasselbe empfinden, selbst wenn inzwischen die übrigen Teile des Körpers ihren Zustand geändert haben sollten, wie unzählige Erfahrungen beweisen, die ich hier nicht aufzuzählen brauche.

    Leibniz über die Monaden

    Text

    Monadologie

    (Übersetzung des Jenaer Staatsrechtlers Heinrich Köhler, eines Zeitgenossen von Leibniz)

    Lehr-Sätze von den Monaden / von der Seele des Menschen … 

    §. 1. Die Monaden / [Fußnote] wovon wir allhier reden werden / sind nichts anders als einfache Substanzen / woraus die zusammen gesetzten Dinge oder composita bestehen. Unter dem Wort / einfach / verstehet man dasjenige / welches keine Teile hat.

    §. 2. Es müssen dergleichen einfache Substanzen sein, weil composita vorhanden sind; denn das Zusammengesetzte ist nichts anders als eine Menge oder ein Aggregat von einfachen Substanzen.

    §. 3. Wo nun keine Teile vorhanden sind / daselbst kann auch weder eine Ausdehnung in die Länge / Breite und Tiefe / noch eine Figur / noch eine Zerteilung möglich sein. Und diese Monaden sind die wahrhaften Atomi der Natur und mit einem Worte / die Elemente derer Dinge.

    §. 4. Gleichergestalt ist auch bei denenselben keine dissolution zu befürchten; noch weniger kann man sich eine Manier gedenken / nach welcher eine einfache Substanz natürlicher Weise untergehen könnte.

    §. 5. Um eben dieser Ursache willen kann man keine Art und Weise begreifen / wie eine einfache Substanz natürlicher Weise einen Anfang nehmen könne; weil sie durch die Zusammensetzung oder Composition nicht kann hervorgebracht werden……durch die Schöpfung….

    §. 7. Es ist auch kein Mittel vorhanden / wodurch man zu erklären vermögend wäre / wie eine Monade in ihrem innerlichen Wesen durch eine andere Kreatur könnte alterieret oder verändert werden; weil man in derselben nichts versetzen / noch einige innerliche Bewegung begreifen kann / welche darinnen erreget / dirigieret / vermehret oder vermindert werden könnte; gleichwie sich dieses in denen zusammengesetzten Dingen gedenken läßt / allwo unter denen Teilen eine Veränderung vorgehet. Die Monaden haben keine Öffnungen / wodurch etwas in dieselben hineintreten oder aus ihnen herausgehen könnte….

    §. 8. Unterdessen müssen die Monaden gewisse Eigenschaften haben / denn sie sonst keine Entia oder würklichen Dinge wären. Und wenn die einfachen Substanzen in Ansehung ihrer Eigenschaften nicht von einander unterschieden wären, so würde kein Mittel vorhanden sein / wodurch man in denen Dingen einige

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