10 Beton- und 105. Jahrgang 668 Stahlbetonbau A 1740 · 3 M. Molz/G. Wehrle · Industrialisiertes...

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10 105. Jahrgang Oktober 2010, S. 660 - 668 ISSN 0005-9900 A 1740 Sonderdruck Beton- und Stahlbetonbau - Industrialisiertes Planen im Stahlbeton- und Spannbetonfertigteilbau Markus Molz Günter Wehrle

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10105. Jahrgang

Oktober 2010, S. 660 − 668ISSN 0005-9900

A 1740

Sonderdruck

Beton- undStahlbetonbau

− Industrialisiertes Planen im Stahlbeton- und Spannbetonfertigteilbau Markus Molz Günter Wehrle

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2 © 2010 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Beton- und Stahlbetonbau 105 (2010), Heft 10

Berichte

DOI: 10.1002/best.201000059

In dem vorliegenden Bericht wird dieEinführung der 3D Planung zusam-men mit der Erzeugung von komple-xen automatischen Elementplänen fürden Stahlbeton- und Spannbeton-fertigteilbau erläutert. Die angewen-dete Methode basiert auf der Erstel-lung eines einfachen 3D Volumen-modells, welches durch die Hinzu-fügung von Attributen zu einem 3DModell aus intelligenten „Elementen“wird. Aus diesen „iParts“ werden da-nach, basierend auf der Elementplan-technologie, „prüffähige“ Element-pläne bei verringerter Planungszeitund hoher Planqualität erzeugt.

Nebeneffekte wie 3D PDF zurKommunikation mit den Auftragge-bern und den weiteren Fachplanernsowie die Erzeugung von Maschinen-daten werden dadurch ermöglicht undführen zu einer höheren Akzeptanzbei den Projektbeteiligten. Die Bereit-stellung von 3D Planungsdaten viaInternet an den Auftraggeber ist der-zeit noch ungewöhnlich, dürfte sichjedoch in der Zukunft durchsetzen.

1 Einleitung

Das Spannungsdreieck aus Zeit, Qua-lität und Kosten stellt die Ingenieur-büros bei den Projekten stets aufsNeue vor Herausforderungen; einGrund, die CAD Planung zu über-denken und neu auszurichten. Plaka-tiv gesagt, den Schritt von 2D nach3D zu wagen.

Der Anspruch: komplett, bis indie Ausführungsplanung in 3D zuplanen.

Das Ziel: Mehrwerte aus dem3D-Modell zu generieren und diesefür den Auftraggeber sowie für die In-genieurbüros als Auftragnehmer wirt-schaftlich nutzbar zu machen.

Eine derartige Umstellung erfor-dert die Bereitschaft zu Veränderun-gen und Investitionen. Heute könnendie Autoren nach den Erfahrungenaus den ersten realisierten Projektenbereits absehen, dass der eingeschla-gene Weg richtig war, und sie sehen,dass dieser Paradigmenwechsel Chan-cen eröffnet.

2 Erwartungen an die 3D Planung

Als Ingenieurbüro für Bauwesen ar-beiten die Autoren vornehmlich imIndustriebau, und haben sich dort inder Erstellung von Konzepten, stati-schen Berechnungen und Übersichts-bzw. Werkstattzeichnungen für Stahl-beton- und Spannbetonfertigteilkon-struktionen spezialisiert. Bei derÜberlegung, in 3D zu planen, ließensie sich vom Wunsch leiten, dassnach der Erstellung des Gebäude-modells die Bauteilpläne weitgehendautomatisch (Elementpläne) gene-riert werden sollten. Weitere Aspektewie das Gebäudemodell nach allenFacetten auswerten zu können, esPlanungspartnern zur Verfügung zustellen und besser kommunizieren zukönnen, waren Punkte, von denen siesich direkte wie indirekte Vorteile er-hofften. Ganz pragmatische Dingewie „prüffähige“ Elementpläne beiverringerter Planungszeit und min-destens gleicher Planqualität, setztensie voraus.

3 Umsetzung und Ablauf der neuen 3D Planung

3.1 Die ersten Erfahrungen

Die ersten Projekterfahrungen warenorganisatorischer Natur, denn in derAnfangsphase eines Projektes benö-tigt man für die 3D Planung mehr In-

formationen als man üblicherweiseerhält. So beinhaltet das 3D Modellsämtliche Festlegungen wie Ausspa-rungen, Einbauteile für Bauteilver-bindungen, Einbauteile für haustech-nische Anlagen, Ausführungsdetailsund die entsprechenden Montagehil-fen wie Transportanker, Montage-und Vergussrohre usw. (Bild 1).

Heute werden diese Informatio-nen konsequent bei Auftraggebern so-wie den jeweiligen Fachplanern ein-gefordert. Zu den Angaben und De-tails, die nicht durch Angaben desAuftraggebers geklärt werden, werdenkonstruktive Lösungsvorschläge ge-macht, die in der Regel gerne von denBeteiligten angenommen werden. Da-durch können die „Tragwerksplaner“ihrem Namen und der Aufgabe ge-recht werden und frühzeitig ein Ge-bäudemodell mit konstruktiven Vor-schlägen liefern, was in der Summezu einer positiven Resonanz bei denPlanern und Auftraggebern führt. Denetwas größeren Aufwand zu Projekt-beginn nehmen die Autoren dabei inKauf, wissen sie ja nun rückblickend,dass diese Zeit bei der Erstellung derElementpläne wieder gut gemacht

Markus MolzGünter Wehrle

Industrialisiertes Planen im Stahlbeton- und Spannbetonfertigteilbau

Bild 1. Auszug aus dem Modell mitallen Einbauteilen

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wird. Dies liegt daran, dass die oftschwierigen und versteckten Punkteanhand des 3D Modells früher in Er-scheinung treten und dann aufgrundder plastischen Darstellungsmöglich-keiten wesentlich schneller, besserund effizienter gelöst werden können.

In Baubesprechungen wird miteinem Beamer gearbeitet und die Pla-nung diskutiert, indem das virtuelleBauwerk präsentiert und den Betei-ligten das Modell als 3D PDF zur Ver-fügung gestellt wird. Dieses 3D PDFist quasi ein Nebenprodukt. Sowohlfür Planungsfachleute als auch für Per-sonen ohne „Planlesequalifikation“ist dies ein optimales Kommunikati-onsmittel. Jeder kann damit umgehen,Details sofort verstehen und Kom-mentare direkt verankern bzw. jedebeliebige 3D Perspektive und Schnitt-führung ausdrucken und ggf. hand-schriftlich oder mit einer entspre-chenden Software ergänzen (Bild 2).

3.2 Automatische Pläne von komplexen Bauteilen

Von Einzelplattenauszügen bei Ele-mentdecken und Elementwänden istbekannt, dass man aus einem Über-sichtsplan automatisch die Schal-und Bewehrungspläne für die einzel-nen vorgenannten Fertigteilarten inForm von mehr oder weniger gutenEinzelblattauszügen erzeugen kann.Warum also nicht ein ganzes Gebäu-de modellieren, ganz oder teilweiseaus Fertigteilen konstruieren, um sich

dann die Elementpläne für konstruk-tive Fertigteile wie Stützen, Wand-platten, Spannbetonbinder, Unterzü-ge oder Spannbeton-TT-Platten auto-matisch generieren zu lassen?

Sind Automatismen in der Lage,baureife, les- und prüfbare Pläne zu-sammen mit eventuell erforderlichenMaschinendaten zur Ansteuerungvon Laserprojektionsanlagen, Biege-maschinen, Mattenschweißanlagenoder Verlegerobotern zu erzeugen?Und wie flexibel kann man auf Ände-rungen reagieren?

Die Anforderungen beschränkensich dabei nicht auf einfache parame-

trisierte Bauteile, wie diese beispiels-weise im Stahlbau vorkommen. Viel-mehr orientieren sie sich an komple-xen Bauteilen des Stahlbeton- undSpannbetonfertigteilbaus, die aus ei-nem Konglomerat von Stahlbeton-,Stabstahl-, Matten- oder Spannstahl-bewehrung und Einbauteilen beste-hen. Da die Bauwerke geometrischwie gestalterisch immer aufwändigerwerden und die Anbausituation anden Bestand bzw. in bestehende Bau-lücken heute eher den Standardfalldarstellt, ist die zentrale Anforderungan die Software größtmögliche Flexi-bilität und Leistungsfähigkeit.

Die Antwort auf diese Fragensind 3D Elemente, die nach der Mo-dellierung aus beliebigen Volumen-modellen oder vordefinierten para-metrisierten Bauteilen wie Stützen,Wandplatten oder Spannbetonbin-dern in so genannte iParts umgewan-delt werden. Diesen iParts fügt derErsteller im weiteren Planungspro-zess und der Erstellung des ModellsEinbauteile und sonstige Eigenschaf-ten zu und lässt sie somit zu intelli-genten Bauteilen werden. Gleichgül-tig, wie ein Bauteil aussieht bzw. kon-struiert ist – die iParts erzeugen dannautomatisch Pläne. Hat man einGebäude mit seinen Bauteilen kom-plett in 3D vorliegen, bekommt manfür ein Bauteil auf Knopfdruck einenElementplan mit allen für einenbaureifen Plan notwendigen Informa-tionen. Der Automatismus liefertzunächst diesen „lesbaren“ Plan

Bild 2. Auszug aus einer 3D PDF-Datei mit handschriftlicher Ergänzung.Kommunikation und Dokumentation in der Baubesprechung mit Bauherren,Fachplanern und den ausführende Firmen.

Bild 3. Ausschnitt aus einem automatischen Elementplan eines Stahlbeton-sandwichelements

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(Bild 3). Je komplexer die Teile je-doch werden, desto mehr wird mandiesen Plan ergänzen und überarbei-ten müssen. Neben dem Modell hatman jetzt auf dem Bildschirm nocheinen „2D Plan“. Der große Vorteilist, dass dieser wie gewohnt mit CADbearbeitet werden kann.

Jetzt stellt sich natürlich sofortdie Frage, was mit diesen Änderun-gen oder Ergänzungen passiert, dieim „2D Plan“ vorgenommen werden.Bisher weiß man, dass nach einemVerlassen von 3D aus dem Plan keineMöglichkeit zur Rückkehr zum Mo-

dell besteht. Dies ist mit ein Grunddafür, weshalb sich 3D in der Ausfüh-rungsplanung bislang nicht durchge-setzt hat. Dieses Problem ist mit derElementplan-Technologie grundsätz-lich gelöst. Gleichgültig, wo man ar-beitet, im Modell oder im Element-plan, die Informationen werdengleichzeitig in jeder Darstellung mit-geführt. Es ist also keine Einbahn-straße, sondern man kann in beidenRichtungen arbeiten. Beispielsweisekonstruieren die Autoren so ihre Be-wehrungspläne (Bild 4). Auch hatman die Möglichkeit, dem größten

Problem im Planungsprozess derTragwerksplaner, den häufigen Ände-rungen durch die beteiligten Fachpla-ner sowie dem Auftraggeber gelasse-ner zu begegnen. Grund hierfür ist,dass mit der oben erläuterten Ele-menplantechnologie die Möglichkeitbesteht, die Änderungen entweder andem fertigen 3D Modell mit automa-tischer Übernahme in die Element-pläne oder an den fertigen Element-plänen mit automatischer Übernah-me in das 3D Modell durchzuführen.Das Ergebnis ist identisch, der Auf-wand ist jedoch teilweise erheblichgeringer. Somit entsteht hier ein ech-ter Vorteil gegenüber derArbeitsweisein 2D.

3.3 Hybride Arbeitsweise, z. B. beimKonstruieren der Bewehrung

Die Konstrukteure haben sich schonimmer gewünscht, dass man eine Bie-geform dort konstruiert oder verlegt,wo dies von der Geometrie her ambesten ist. Beispielsweise einen Bügelim Schnitt und die Verlegung in derAnsicht. Dabei legt man fest, wie derBügelkorb im Plan dargestellt werdensoll. Früher gingen die Konstrukteuremit Ansichten und Schnitten sparsamum, denn es war mühsam, den Planmit sämtlichen Schnitten und Ansich-

Bild 4. Ausschnitt aus einem automatischen Elementplan mit Vervollständigungdurch manuelle Ergänzungen wie z. B. die Beschriftung der Bewehrung

Bild 5. Screenshot bei der Bearbeitung und optische Kontrolle der Einbauteile mit der Schalung und Bewehrung. Links Darstellung in der gewohnten 2D Arbeitsweise, rechts im „3D Modell“

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ten stets schlüssig darzustellen undnoch aufwändiger, Änderungendurchgängig zu verfolgen. Heute wer-den beliebig viele Schnitte generiert,einfach um optimal konstruieren zukönnen. Praktischerweise entstehtjetzt der Bewehrungskorb im Modell.Das Programm prüft auf Bewehrungs-kollisionen, und man erkennt leicht,ob die Konstruktion unter der Be-rücksichtigung von Einbauteilen usw.auch herstellbar ist (Bild 5). Gleich-zeitig hat man die perfekte gewohnteDarstellung im Plan wie gewohnt.

3.4 Erreichen von Planlayouts, die alsVisitenkarten des Büros fungieren

Um für alle Arten von Bauteilen opti-male Planlayouts zu bekommen, kön-nen mit einem graphischen LayoutEditor Vorlagen/Templates erstelltwerden. Beispielsweise definieren dieAutoren für einen bestimmten Stüt-zentyp ein Planlayout mit Schnitten,Ansichten, Maßketten, Beschriftung,Legenden und Stempelfeld. Mit die-ser einmaligen Vorbereitung hat man

die Gewähr, dass man gleichartige,lesbare und bauspezifische Pläne er-hält. Die Darstellung von Geometrie,Bewehrung, Einbauteilen usw. lässtsich für eine bessere Übersicht auchgetrennt schalten. Die Erfahrung derersten Projekte zeigt, dass der auto-matische Plan bei einfacheren Bau-teilen kaum nachgearbeitet werdenmuss. Komplexere Bauteile sind mitLiebe zum Detail weiter auszuarbei-ten. So ist der graphische Layouterein Werkzeug zur Sicherstellung ei-nes einheitlichen Qualitätsstandards.

Bei der Erstellung eines Ele-mentplanes wird eine automatischeStahlliste pro verwendeter Stahlsorteund Stahlart sowie eine automatischgenerierte Liste der Einbau- und Mon-tageteile erwartet (Bild 6). Gesteuertwerden kann aber noch mehr. Bei-spielsweise kann man einen Plankopfmit den wesentlichen Werten einesFertigteils wie Bauteil- und Planbe-zeichnung, Volumen, Gewicht, Stück-zahl, Betongüte, Expositionsklassensowie Brandschutzanforderungen etc.automatisch erstellen (Bild 7).

Wie stellt der Planer heute si-cher, dass die Betonqualität aus demPlankopf und die dazu passendeSchraffur oder das Filling in denSchnitten übereinstimmen? Indem esman es prüft und – wenn Änderungenkommen – hofft, dass nichts überse-hen wird. In der Elementplanungwird dies automatisch geregelt. Er-hält eine Stütze eine andere Beton-qualität, gleichgültig ob im großenÜbersichtsmodell oder im Plan, eineinziges Attribut also, ist alles durch-gängig geändert. Im Plankopf stehtdie neue Qualität, und alle Schnittehaben das passende Filling.

4 Investition in Veränderungen

Natürlich muss der Umgang mit ei-nem 3D Programm erst erlernt undErfahrungen müssen gesammelt wer-den (Bild 8). So wie wir uns früherGedanken über Layerkonzepte, Sym-bole etc. gemacht haben, mussten wirdies „neu“ für 3D erarbeiten. Am Bei-spiel eines Einbauteiles lässt sichdies schön beschreiben. In der

Bild 6. Auszug eines automatischen Elementplanes mit teilweiser manueller Ergänzung

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Computeranimation soll das Teilmöglichst realistisch dargestellt wer-den, auf dem Plan in einer vom Maß-stab abhängigen, reduzierten Dar-stellung. Und da Ergebnisse auf„Knopfdruck“ erwartet werden, er-folgt dies auch für die signifikantenProjektionen. Das Ergebnis ist dannauch beeindruckend. Bild 9 zeigt dieComputeranimation einer Baugrup-

pe mit einer Stahlplatte und ange-schweißtem Rundstahl. Dazu erhältman Ansicht und Schnitt mit Maß-ketten und Texten dann per Knopf-druck im Elementplan. Einen Aus-schnitt aus dem Einbauteilplan –vollautomatisch – zeigt (Bild 10).

Ein weiterer wichtiger Punkt wardie Konzeption der Layouts für diebereits oben beschriebenen Element-

pläne. Um sicherzustellen, dass alleMitarbeiter den definierten Standardeinhalten und damit sowohl eineformale als auch inhaltliche Planqua-lität gewährleistet wird, haben dieAutoren einiges an Zeit investiert.Die Mitarbeiter wenden dies wieselbstverständlich an und müssensich um viele formale und inhaltlicheDinge nicht mehr kümmern. Die Er-stellung eines einzelnen Templateskostet nun kaum noch Zeit, welchejedoch bei der Erstellung jedes Plansum ein Mehrfaches zurückgegebenwird.

In der Summe können die Auto-ren rückblickend festhalten, dass fürdie Einarbeitungszeit, abhängig vonder Mitarbeiterstruktur und vom Bil-dungsgrad im Bereich CAD sowie derentsprechenden Hardwarevorausset-zungen, ca. drei bis sechs Monate kal-kuliert werden müssen. Im Ingenieur-büro der Autoren wurde schon nachca. sechs Wochen Einarbeitungszeitdas erste Projekte in Angriff genom-men und nach weiteren sechs Wo-chen erfolgreich abgeschlossen. Da-bei ist jedoch zu erwähnen, dass sievorher schon den Schritt von 2Dnach 3D vollzogen hatten. Die Mit-arbeiter sind begeistert von denNeuerungen und der zukunftweisen-den Arbeitsweise und arbeiten mitgroßem Einsatz begeistert mit.

5 Verschiebung von Tätigkeiten

Eine zunächst nachteilig empfundeneErfahrung bewerten wir jetzt überauspositiv. Die abgebildete Pyramide(Bild 11) soll die zwei Tätigkeitsberei-che im jetzigen Planungszyklus dar-stellen: In der Spitze wird das Modellerstellt, am Fuß werden die Element-pläne bearbeitet. Beim Start einesProjektes muss etwas mehr Aufwandfür das 3D-Modell betrieben werden,da frühzeitig mehr Informationen fürden Ersteller des Modells benötigtwerden. Der Ersteller des Modells hatdie komplette Verantwortung für dasProjekt und den Überblick über allePlanunterlagen. Das bedeutet, die ho-rizontale Linie in Bild 11, die Schnitt-stelle zwischen „Projektleitung“ – In-genieur/Techniker und Elementplan-ersteller – Konstrukteur, hat sich inder ersten Bearbeitung des Modellsbzw. der Elementpläne gegenüber derbisherigen Arbeitsweise nach untenverschoben. Ein Großteil der Zeit in

Bild 7. Auszug eines Plankopfes des Elementplanes mit automatischer Auswer-tung der iParts wie Volumen, Gewicht, Stückzahl, Betongüte, Expositionsklasse,Brandschutzanforderungen und Einbauteilliste

Bild 8. Einfügen von 3D Bauteilen und Bauteilgruppen. Rechts in der Perspek-tive, links werden gleichzeitig automatisch die Einbauteile in den Schnitten undAnsichten dargestellt bzw. übernommen

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Bild 9. Screenshot eines Models mitden entsprechenden Einbauteilen. Sinddie 3D Modelle der Einbauteile einmalerstellt können Sie immer wieder ver-wendet werden Bild 10. Einbauteilezeichnung als Resultat des in Bild 9 dargestellten 3D Modells

Bild 11. Der verantwortliche Projektleiter, Ingenieur und Techniker, bearbeitet das Modell, die Konstrukteure bekommen dieautomatischen Elementpläne per Knopfdruck und arbeiten diese weiter aus

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der oberen Hälfte der Pyramide – In-genieur- und Technikerstunden –wird durch die Reduzierung der Plan-kontrolle wieder zurück gewonnen.Der hier tätige Ingenieur/Technikerhat mehr Verantwortung als bisher.Er klärt alle Schnittstellen, was direk-te, handfeste Vorteile für die Bearbei-tung der Elementpläne mit sichbringt.

6 Verringerung der Planungszeit

Wenn das Modell steht (Bild 12), sindsofort die automatischen Bauteilplä-ne verfügbar. Einbau- und Montage-teile, die i. d. R. auch schon erfasstsind, stehen in der Stückliste sowieweitere vordefinierte Informationenwie Gewicht, Betongüte etc. (Bild 7).Eine „Kollisionskontrolle“ der Bau-teile sowie die optische Kontrollmög-lichkeit der 3D Bauteile im Modellentlastet den Techniker nachhaltigvon der Durchsicht der „anderen“Planunterlagen wie Architektenpläneusw. (Bild 13). Die geometrische Plan-kontrolle kann reduziert werden, dadie Elemente, die dem Modell zu-grunde liegen, identisch sind mit demElementplan.

Die Konstrukteure erstellen nundie Bewehrungspläne, und damit be-ginnt auch die Optimierung vonSchalung und Bewehrung. Bereitsbeim Modellieren hat das System er-kannt, welche Bauteile identisch sind,und diese entsprechend mit einer Po-sitionsnummer versehen. Man erhältbeispielsweise für fünf identischeBauteile einen Elementplan mit derStückzahl fünf. Das Teil wird bewehrt(Bild 14), der Elementplan fertig ge-macht. Diesen Elementplan kannman nun komplett oder in selektier-

ten Teilen auf ähnliche Bauteile über-tragen, so dass Konstruktionsarbeiteingespart wird. Wie bei 2D üblich,werden Dinge kopiert, nur eben in3D und mit automatischer Veranke-rung im Modell. Das reale Bauwerk,welches ausgeführt wird, korrespon-diert dann mit dem Modell (Bild 15).

Diese Methodik bietet wesent-liche Vorzüge. Man minimiert diePlanungsarbeit und die Anzahl derPläne. Gleichzeitig besteht die Chan-ce, die Losgrößen zu optimieren, dadas System identische Teile automa-tisch erkennt. Über das gesamte Mo-dell und alle Pläne hinweg erhält mangesicherte Stückzahlen. Im Übrigenwird von der Software hier alles über-prüft: Identische Geometrie, Beweh-rung, Einbauteile und natürlich dieAttribute wie Betongüte usw.

Die Autoren sind davon über-zeugt, dass sich im Fertigteilwerk mitdieser Methodik noch sehr viel mehran Nutzen erzielen ließe, denn damitkann auch der kostspielige Scha-lungsbau optimiert werden.

7 Rationalisierungspotentialeausschöpfen

Bei der Bearbeitung der Bauteile ste-hen die Ingenieurbüros immer wiedervor der Frage, wie sie mit Einbautei-len umgehen sollen, die von Herstel-lern wie Halfen, Schöck etc. kom-men. Wie oben bereits beschrieben,benötigt man die dazugehörigen ak-tuellen Daten in entsprechend aufbe-reiteter Weise, in 3D und 2D jeweilsin unterschiedlicher Ausprägung. AlsIngenieurbüro sehen sich die Autorenzwar nicht als Absatzmittler dieserHersteller, jedoch ist es de facto so.Umso mehr erwarten sie sich, dass

die Hersteller in Zukunft deutlichbesseres Datenmaterial liefern.

Hier liegt ein großes Rationali-sierungspotential, das ausgeschöpftwerden sollte.

8 3D Arbeiten mit dem virtuellenBauwerk via Internet

Zur 3D CAD Arbeit benötigt manausgebildete Ingenieure, Technikerund Konstrukteure. Ist das Modelleinmal fertig gestellt, könnte es auchvon „CAD Laien“ benutzt werden.Die Autoren stellen ihre virtuellenBauwerke via Internet den Kundensowie den sonstigen an der Planungbeteiligten Personen zur Verfügung

Bild 12. Modell einer geometrisch aufwändigen Garage mitFertigteilwänden und Fertigteilstütze (dunkelgrau dargestellt)sowie Decken usw. in Ortbeton

Bild 13. Kollisionskontrolle der Bewehrung aus dendiversen Fertigteilelementen mit der Bewehrung der Ort-betonbauteile im 3D Modell

Bild 14. Fertigteilstütze mit Bewehrungund Einbauteile als 3D Modell

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(Bild 16). Dazu wird frühzeitig einerstes Grobmodell zur Verfügung ge-stellt, damit der Kunde und dessenbeauftragte Fachplaner damit IhreLeistungsverzeichnisse, Arbeitsvorbe-reitung und Ablauf- oder Produktions-planung durchführen können. DieFarben im Bild 17 signalisieren denStatus eines Elements bzw. Bauteils(z. B. rot – grob, blau – Elementplangezeichnet und zur Prüfung an dieBeteiligten verschickt, grün – ausfüh-rungsreif und genehmigt, Bild 17). Dadie Planer hier eine Datenbank zurVerfügung stellen, kann der Kundeauch jede beliebige Auswertung vor-nehmen. Das Sortieren und Selektie-ren ist äußerst einfach, und es bestehtder Vorteil, dass nicht nur Zahlen-berge bearbeitet werden, sondern dieVeränderung am Bauwerk sichtbarist. Selbst eine Ablaufsimulation istbequem machbar, und man sieht fil-misch, wie das Bauwerk wächst.

Mit diesem Angebot betreten dieAutoren Neuland, jedoch ist es derkonsequente Schritt, wie die Arbeitder Ingenieurbüros nutzbar gemachtwerden kann. Auch für die Akquisiti-on sehen die Autoren hier zukünftigweiteres Potential, denn die Möglich-keiten, in der Angebotsphase mit ei-nem 3D Modell zu arbeiten, ist für dieIngenieurbüros eine kleine Revolu-tion, derer sich die Autoren heuteschon teilweise bedienen (Bild 18).Die ergänzende Darstellung des An-gebotes in einer 3D Zeichnung kannteilweise bei der Vergabe der Leistun-gen entscheidend sein. Die Autorensind überzeugt, dass hier noch vielNeues kommen wird.

Bild 15. Ergebnis der Planung vor dem Einschalen derDecken und Unterzüge

Bild 16. Bereitstellung eines ersten Grobkonzeptes fürunsere Kunden nach Fertigstellung des Modells

Bild 17. Ständige Verfeinerung des Modells mit Informationen für unsere Kundenje nach Bearbeitungsgrad des Projektes

Bild 18. Screenshot eines Models, welches unterstützend zur Akquise und demHonorarvorschlag zur Tragwerksplanung für einen Auftragnehmer erstellt wurde

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9 Fazit

Vor etwa 25 Jahren wurden die Inge-nieurbüros mit CAD konfrontiert,dies war ein gewaltiger Fortschritt.Der Zeichenstift wurde durch Soft-ware ersetzt. Im Laufe der Jahre stiegProduktivität und Qualität. Man re-det schon lange von 3D und seinenVorzügen, aber durchgesetzt hat essich in der Bauplanung nur in Teilbe-reichen, insbesondere in der Ent-wurfsphase. Wir erkennen, dass wirdie reine Zeichenarbeit rentabler fürdie Ingenieurbüros und die ausfüh-renden Firmen und Fertigteilwerkegestalten können, wenn wir die Chan-cen nutzen, die sich aus der 3D Ar-beitsweise ergeben.

Der Mehrwert, der durch dieWertschöpfung in den Ingenieurbürosdurch die 3D Arbeitsweise geschaffenwird, kann bei konsequenter Anwen-dung und Verwendung der bereitge-stellten Daten zu entscheidendenwirtschaftlichen Vorteilen für die In-genieurbüros und die Fertigteilwerkeführen. Grundlage hierfür muss sein,dass neben „Papierplänen“ auchDaten und Information, die einenrealen „Mehrwert“ für die ausführen-den Firmen bedeuten, honoriert wer-den.

Literatur

Nemetschek Engineering: Programmbe-schreibung zum Allplan Precast 2010 Günter Wehrle

Ingenieurbüro WMW GmbHBurgerstraße 1679199 [email protected]

Dipl. Ing. (FH) Markus Molz

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