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„VON DER IDEE ZUR WIRKLICHKEIT“ November 2016 100 JAHRE KINDERFREUNDE MÖDLING

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„VON DER IDEE ZUR WIRKLICHKEIT“November 2016

100 JAHRE KINDERFREUNDE MÖDLING

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100 Jahre Gemeinschaft mit viel Herz Vor 100 Jahren hätte niemand daran gedacht, dass es einmal eine Festschrift geben wird, die auf eine sehr wechselhafte Vereins- geschichte zurückblickt.

Um eine Tradition wie jene der Mödlinger Kinderfreunde aufrechtzuer-halten, braucht es engagierte Menschen mit viel Herz! Als Vorsitzender erfüllt es mich mit Stolz, dass es genau diese Menschen in unserer 100-jährigen Vereinsgeschichte gab!

Es ist nicht selbstverständlich, auf Idealisten zurückzugreifen, die oft schon als Kinder die Heim-stätte – das heutige Schöffel-Haus – besucht haben. An diesem Ort des gesellschaftlichen Zusam-menhaltes wurden nicht nur innerhalb der Kinderfreunde viele Freundschaften geschlossen.In unserer schnelllebigen Zeit ein wertvolles Gut!

Heute darf ich mich bei allen bedanken, die uns Kinderfreunden und später dem Verein Volksheim Josef Schöffel-Haus in der sehr bewegten Geschichte geholfen haben. Es freut mich von ganzem Herzen, dass es uns als Team gelungen ist, vor allem Kinder und Menschen aller Generationen schöne erinnerungsreiche Stunden zu bereiten. Unzählige Menschen fühlten sich bei uns wohl und haben uns ein Stück des Weges begleitet. Das lässt unser Kinderfreundeherz höherschlagen!

Meine Dankesworte und den Streifzug durch unsere 100-jährige Geschichte widme ich einem Wort, das unsere Bewegung prägte und uns hoffentlich noch lange begleiten wird. Maria Koch, ein Kinderfreundekind aus Wien Favoriten, hat es in den 30er Jahren als Gruß für ihre Spiel-gefährten vorgeschlagen. Dieser Gruß fand so viel Gefallen, dass es bald ganz Österreich und einige andere Länder eroberte: FREUNDSCHAFT!

EuerAndreas HolzmannVorsitzender der Kinderfreunde Mödling, Kassier des Vereins Volksheim Josef Schöffel-Haus

Der Vorstand der Kinderfreunde Mödling

Vorsitzender KommR Andreas Holzmann Vorsitzende-Stv. Helene Bernold Schriftführer Mag. Gert Schweiger Kassierin Claudia HaiszanKassierin-Stv. Sylvia Tromayer Beisitzer Ing. Manfred BrunnerBeisitzerin GRin Silvia Drechsler Beisitzer Harald Haberhofer Beisitzer Alfred Haiszan Beisitzerin Regina HegerBeisitzerin Heidi Mann Beisitzerin Lisbeth Moor Beisitzerin Doris Schredl Beisitzer Gerhard StaarBeisitzerin Vlasta Schantl Rechnungsprüfer Altbürgermeister Werner Burg Rechnungsprüfer GR Stephan Schimanowa

Obmänner der letzten Jahrzehnte:1916 bis 1922 Alois Röss 1955 bis 1966 Karl Maruna 1922 bis 1935 Arthur Haselrieder 1966 bis 1988 Johann Schiebinger Jän. 1935 behördliche Auflösung seit 1988 Andreas Holzmann 1945 bis 1955 Thomas Gollubits

IMPRESSUM – Österreichische Kinderfreunde OG Mödling, Vorsitzender Andreas Holzmann, Mannagettagasse 23, 2340 Mödling

Vorwort

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Liebe Leserin, lieber Leser, jedes Unternehmen, jede Organisation und natürlich auch jeder Verein möchte an seinen Ursprung erinnern. Das Wissen um die Anfänge und die Erinnerung an frühere Zeiten stärken das WIR-GEFÜHL und stiften Identität.

Die Vereinsgeschichten der Kinderfreunde Mödling und des Vereins Volksheim Josef Schöffel-Haus sind fast untrennbar miteinander ver-bunden. Die Tätigkeiten der beiden Vereine beeinflussten maßgeblich deren Mitglieder, das nahe Umfeld und nicht zuletzt das „Schöffel-Haus“.

Anders gesagt: das gesellschaftliche und soziale Miteinander standen seit jeher im Fokus des Handelns und das hat sich heute, 100 Jahre später, nicht geändert! Und das ist gut so. Denn in einer Zeit, die vor allem durch Tempo geprägt ist, braucht es diese Art der Beständigkeit. Diese gemeinsame Festschrift ist gebührender Rahmen, um die Höhepunkte der Vereinstätigkeiten zu würdigen und einen Ausblick in die Zukunft zu geben.

Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen und Eingebunden sein.

Ihre Gemeinderätin Silvia Drechsler

Vorstandsmitglied der Kinderfreunde und des Vereins Volksheim Josef Schöffel-Haus, Klubsprecherin der SPÖ Gemeinderatsfraktion

Liebe Kinderfreundinnen, liebe Kinderfreunde,Eine Idee wird 100 Jahre altEine Idee, die aus der Realität gesponnen wurde. Engagierte Männer und Frauen entwickelten daraus die Kinderfreundebewegung. Für ein besseres Leben: vor allem für ihre Kinder. Der Start erfolgte einst in Graz – die Weiterentwicklung erfasste schon bald ganz Österreich.

So auch die Stadt Mödling. Viele Generationen an FunktionärInnen lenkten dort das Geschick und unzählige Kinder kamen in den Genuss von Solidarität und Freundschaft. Die Idee der Kinderfreunde mag alt sein. Die Notwendigkeit, im Interesse unserer Kinder für eine Welt von Frieden und Gleichheit einzutreten, ist jung geblieben. Würde es die Kinderfreunde noch nicht geben, wir müssten sie heute erfinden.

Ich bedanke mich bei allen Menschen, die in den letzten hundert Jahren die Idee der Kinder-freunde in der Stadt Mödling mit Leben gefüllt haben. Sie haben mit ihrem Einsatz das Leben von vielen Kinder, aber auch Erwachsenen ein Stück lebenswerter gestaltet.

Andreas KollrossLandesvorsitzender der Kinderfreunde NÖ

Vorwort

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Alois Röss, erster Obmann der Mödlinger Kinderfreunde

1908 - 1916

1908 – Afritsch´s IdeeAls Anton Afritsch am 23. Februar 1908 den Arbeiterverein Kinderfreunde gründete, wusste er nicht, welch großartige und widerstandsfähige Interessenvertretung für die Kinder sich in den nächsten Jahrzehnten daraus entwickeln würde. Afritsch ist ein Beispiel dafür, dass er nicht nur seine Kinder zum Spielen und Wandern animierte, er wollte auch die Nachbarskinder für fröhliche Stunden begeistern.

Genau dieser Gedanke war der Anstoß zur Gründung der Kinderfreunde: Solidarität zeigen und leben. Eine Aufgabe der Kinderfreunde vom ersten Tag an!

1916 – Gründung in MödlingEs war im Jahr 1916 – noch während des 1. Weltkrieges – als Alois Röss (er wurde zum ersten Obmann gewählt), Ferdinand Fuchs, Johann Wels, Karl Kozak, Josef Zandler, Maria Paces und Flora Pohan der Idee von Anton Afritsch folgten und auch in Mödling den „Arbeiterverein Kin-derfreunde“ ins Leben riefen.

Die Wirren und das sichtbare Leid des 1. Weltkrieges waren noch an jeder Straßenecke spürbar zu sehen. Die Situation der Arbeiterfamilien, vor allem jene der Kinder, war von großer Not und kaum vorstellbarem Elend geprägt. Mit großer Hingabe versuchten die Funktionäre des „Arbei-tervereines Kinderfreunde“, die Kinder von der Straße wegzuholen. Viele Väter befanden sich

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1918 – Kinderheller. Weit mehr als nur ein „Notgroschen“Der Bedarf und die Motivation zu helfen waren so groß, dass man versuchte, eine fixe Heim-stätte, einen Ort des Miteinanders, für den noch jungen Verein in Mödling zu finden. Das Anlie-gen von Max Winter, dem damaligen Reichsobmann der Kinderfreunde und Vizebürgermeister von Wien, kam zur rechten Zeit: Es schlug vor, von jedem Arbeiter einen sogennanten „Kinder-heller“ einzuheben, um die Not der Kinder zu lindern.

Nachdem am 8. September 1917 in der Arbeiterzeitung der Ausweis zum Erholungsstätten-fonds erstmals veröffentlicht wurde, in diesem kam erstmals das Wort „Kinderheller“ öffentlich vor, entwickelte sich diese Idee immer weiter. Vor allem in Niederösterreich waren in Richtung Kinderheller immer mehr Aktivitäten und Werbemaßnahmen spürbar. Viele Arbeiter waren motiviert, ein Prozent ihres Lohnes an diesen ersten Solidaritätsfonds abzuliefern.

Auch viele Betriebe erklärten sich bereit, zumindest eine Abschlagszahlung im Sinne des Kinderhellers regelmäßig beizusteuern. Der Niederösterreichische Landesverband verwaltete diese Gelder und es wurde jeder Ortsgruppe die Möglichkeit eingeräumt, diese zu verwenden, wenn sie dringend Benötigtes kaufen oder bauen wollten. Unter größten Anstrengungen und mit viel Herz wurde die Idee in Mödling auf- und angenommen.

im Krieg, die Mütter mussten für den Lebensunterhalt sorgen. Die Betreuung der Kinder stand im Mittelpunkt der Vereinsaufgaben. Hilfestellungen bei der Erledigung von Hausaufgaben war ein besonders wichtiges Anliegen des Vereines. Das war genau genommen die erste Bildungsi-nitiative der Kinderfreunde.

„Die Bildung, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, der Kampf gegen die damals übliche Prü-gelstrafe sowie die Schaffung von Solidarität unter den Arbeiterkinder waren von Anfang an wichtige Ziele der Kinderfreunde!“

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1918 – Kauf des Gasthauses Holecek, „Die Heimstätte“Mödling war die erste Ortsgruppe, die durch den Kinderheller großen Nutzen ziehen konnte: 1918 konnte aus den Mitteln des Kinderhellers das damalige Gasthaus Holecek in der Man-nagettagasse 23 erworben werden. In Mödling wurden 20.000 Kronen für den Kinderheller binnen kürzester Zeit gesammelt. Vorbildlich engagierten sich dabei die Schuhfabrik Klein und deren Betriebsrat Leopold Müller sowie weitere Betriebe in der Stadt.

Weitere 15.000 Kronen wurde dem Arbeiterverein Kinderfreunde Mödling als Darlehen aus die-sem Fonds gewährt. So konnte der Kauf des ersten Kinderfreundeheimes in Österreich, samt einem geeigneten Spielplatz im Hof, günstig abgeschlossen werden.„Ein Meilenstein in der Kinderbetreuung aus damaliger Sicht!“

Erste Betreuungseinrichtung

Der Andrang der Kinder in diese erste Betreuungseinrichtung der Kinderfreunde in Mödling wuchs binnen kürzester Zeit so stark an, dass Ferdinand Fuchs als Heimleiter angestellt werden musste, um den Bedarf abdecken zu können. Flora Pohan, die „Pohan Mami“, wie sie liebevoll von den Kindern genannt wurde, stand ihm damals als ehrenamtliche Mitarbeiterin zur Seite.

Berufstätige Mütter hatten nun die Möglichkeit, ihre Kinder in der Heimstätte – so wurde das Haus ab diesem Zeitpunkt liebevoll genannt – betreuen zu lassen.„Die Geburtsstunde des ersten kinderfreundlichen Hortes in Mödling!“

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Hilfeleistungen – Ausspeisungen

Die Kinderfreunde organisierten in der Heimstätte während der Kriegszeit Ausspeisungen, die zu einer spürbaren Entlastung der Eltern führten. Für diese Aktivitäten waren die Kinderfreun-de in der Stadt bald bekannt. Der Betrieb und die Aktivitäten wurden damals ausschließlich mit den Beiträgen der Mitglieder und durch Mittel aus dem „Kinderheller“ finanziert.

Von öffentlichen Zuwendungen für die Arbeiterschaft konnte damals, weil Klassenfeind, keine Rede sein!

An den Sonntagen standen Ausflüge in die wunderschöne Umgebung Mödlings am Programm. An diesen beteiligten sich auch viele Eltern. Mit Mandolinenmusik und Gesang, von Ferdinand Fuchs auf der Gitarre begleitet, marschierten die Kinderfreunde damals in die Natur.

Gleich nach dem Ersten Weltkrieg organisierte Otto Felix Kanitz, als damaliger pädagogischer Referent des Arbeitervereines, Kinderfreunde in Österreich, ein Sommerferienlager in Gmünd. Viele Mödlinger Kinder nahmen daran teil. Ebenso sind Auslandsaufenthalte für Mödlinger Kinder in Italien, Ungarn und Holland in Erinnerung.

1918

Blunzenverein

Die Not zu dieser Zeit war sehr groß und die Kinder für jede Zuwendung dankbar. Auf der Spielwiese der ersten genossenschaftlich errichteten Wohnhausanlage Fünfhaus in Mödling Schulgasse (der heutigen Buchberger-Gasse und jetzige Leopold Müller Hof) organisierten die Kinderfreunde die ersten Kasperlaufführungen. Alois Röss und Karl Kozak holten jeden Samstag einen Rucksack voll mit Blutwürsten (Blunzn) aus Wien, um sie an die Kinder zu verteilen. Russische Kriegsgefangene, die in St. Gabriel un-tergebracht waren, wollten dort selbsterzeugte Gegenstände, beispielsweise geflochtene Ringe aus Rosshaar, gegen die Blutwürste eintauschen. Mit wenig Erfolg, wie sich jeder vorstellen kann, denn Lebensmittel waren durch nichts zu ersetzen.Damals wurde der Arbeiterverein Kinderfreunde im Volksmund auch als „Blunzenverein“ bezeichnet.

Kulturelles Leben etabliert sich

Anfang der 20er Jahre übernahm der Lehrer Arthur Haselrieder die Leitung des Arbeiterver-eines Kinderfreunde. Ab diesem Zeitpunkt verstärkten sich die Aktivitäten in der Heimstätte. Neben der Betreuung der Arbeiterkinder konnten auch Jugendliche das Haus für Veranstaltun-gen nutzen.

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1918

Eine bessere Werbung hätten die obersten Vertreter der römisch-katholischen Kirche dem Arbeiterverein Kinderfreunde nicht machen können!

Auch wenn weiter zu lesen war: „...Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, wer ihn aber lieb hat, hält ihn in der beständigen Zucht. Schlägst du dein Kind mit der Rute, so wird es daran nicht sterben, wohl aber wirst du seine Seele vor der Hölle bewahren; denn Rute und Strafe geben Weisheit. Ein Kind aber, dem sein Wille gelassen wird, macht seiner Mutter Schande.“

Max Winter, damaliger Obmann der Österreichischen Kinderfreunde, belehrte die Kleriker: „... Sparet die Rute, denn Rute und Strafe geben Rohheit, Rute und Strafe sind Feigheit, Rute und Strafe bringen Unterwürfigkeit. Die Bischöfe Österreichs unter der Führung des Erzbischofes von Wien nennen sich Stellvertreter Christi auf Erden. Können wir uns Christus vorstellen, wie er Kinder züchtigt? Sie aber, die seine Stellvertreter sein wollen, muntern die Eltern auf, dass sie solches tun mögen, und bestärken die Eltern in der alten Rohheit, die soviel Unheil in die Welt gebracht hat. Alles Unheil auf der Welt kommt von der Gewalt und von der missbräuchlichen Anwendung der Gewalt. Die Gewalt stützt sich auf das sogenannte ,Recht des Stärkeren‘ ...“.

Es kann uns alle mit großem Stolz erfüllen, dass die Ziele der Kinderfreunde bis heute nicht nur Gültigkeit haben, sondern von der Gesellschaft voll akzeptiert und unterstützt werden.

Ein reges kulturelles Leben begann: Das Heim etablierte sich zu einem wichtigen Treffpunkt für die proletarischen Kinder. Eine große Rolle spielte damals zweifellos Musik und Gesang. Eine Mandolinengruppe und auch die Pfeifferlbuben – unter der Leitung von Ferdinand Fuchs – übten damals fleißig und spielten auch bei verschiedenen Veranstaltungen. „Das gemeinsame Erleben als ein Gefühl der Zusammengehörigkeit wirkte sich gerade bei den Arbeiterkindern positiv aus!“

Entwicklung der Kinderfreunde & die Kirche

Die Entwicklung der Kinderfreunde und die Auswirkungen der erfolgreichen Arbeit blieben in ganz Österreich nicht ohne Folgen. Und es meldeten sich nicht nur Befürworter zu Wort: 1922 befasste sich ein äußerst aggressiver Hirtenbrief, der am 26. Februar von allen Kanzeln verle-sen wurde, mit der Arbeit der Kinderfreunde.

Darin heißt es unter anderem: „...Die Ziele und Ideen der Kinderfreunde sind nicht nur mit dem Christentum gänzlich unvereinbar, sondern sie sind in Wahrheit gerichtet auf die Auflö-sung der ganzen bisherigen Gesellschaftsordnung. Wir können das nur auf das tiefste bedau-ern und schärfstens dagegen protestieren, dass christliche Arbeiterfamilien durch unerträgli-chen Terror gezwungen werden, ihre Kinder den Kinderfreunden auszuliefern...“

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1925 – ein sehr wechselhaftes JahrDas Jahr 1925 war ein sehr wechselhaftes für die Arbeiterbewegung und die Kinderfreunde in Mödling. So wurde der große Förderer der Mödlinger Kinderfreunde, der damalige Gemeinde-rat und Lokalobmann der Sozialdemokraten Leopold Müller, der sich große Verdienste um die Heimstätte erworben hat, am 20. Mai 1925 von einer vorfaschistischen Frontkämpfertruppe bestialisch niedergeschlagen. Er erlag zwei Tage später seinen schweren Verletzungen und war damit leider eines der ersten Gewaltopfer des beginnenden Faschismus.

Die Roten-Falken waren geboren

Die Funktionärinnen und Funktionäre der Kinderfreunde ließen sich nicht einschüchtern und die Weiterentwicklung der Aktivitäten wurde vorangetrieben. Als weiterer Meilenstein in der Geschichte der Kinderfreunde kann die Gründung der Roten-Falken im Jahr 1925 durch Anton Tesarek betrachtet werden. Er erkannte, dass vor allem die 12- bis 14-Jährigen in ihrem Drang, Neues zu erleben, nicht zu bremsen waren.

Eine erste Aktion, die den jungen Menschen in ihrer sozialen Entwicklung entgegenkam, war das Mödlinger-Ferienlager auf der „Krausten Linde“ am Anninger. Die Jugendlichen wurden dort von Alois Pohan, Karl Pfeiffenstein und Karl Rohata betreut. Ein Erlebnis der beson-deren Art war dabei ein Esel, der als Tragtier für Lebensmittel und Zelte fungier-te. Das erste Zeltlager der Roten-Falken in Mödling war Wirklichkeit geworden.

Frühlingsfeste – Gegenveranstaltung zur Fronleichnamsprozession

Ab Mitte der 20er Jahre waren die jährlichen Frühlingsfeste auf der Turnerwiese im Mödlinger Waldgebiet ein besonderer Höhepunkt der Arbeit der Kinderfreunde und Roten-Falken. Ein großer farbenfroher Festzug bewegte sich vom Arbeiterheim Ecke Duursmagasse/Neudorfer-Straße unter Musikbegleitung durch Mödling zum Festplatz, wo der Tag mit fröhlichen Spielen und lustigen Wettbewerben verbracht wurde. Traditionsgemäß fanden diese Feste am Fron-leichnamstag statt.

Weshalb die Feste gerade an diesem Tag angesetzt wurden, hatte folgenden Grund: „Die Arbeiter erlebten deutlich, wie ihre Söhne und Töchter, also Kinder armer Proletarier, weinend nach Hause kamen, weil sie beim Umgang – der Fronleichnamsprozession – entweder ganz ausge-schlossen wurden oder in der trübseligen Masse der armen Kinder zu gehen hatten. Denn: schö-ne Festkleider, weiße Handschuhe oder bunte Schärpen konnten sich die Eltern nicht leisten. So entstanden diese alternativen Kinderfeste, wie einst in der Reformationszeit, die Frühlingsfeste. Auf der einen Seite entfaltete sich der Glanz der katholischen Kirche, auf der anderen Seite wuchs von Jahr zu Jahr in immer stärkerem Maße die Bedeutung des proletarischen Kindes.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Kinderfreunde, diesen Tag des Kindes auf den Herbst, die Zeit des Schulanfanges, zu verlegen.

1925

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1930 - 1945

1930er – Die politische Lage spitzt sich zuGegen die 30er Jahre hin spitzte sich die politische Lage immer mehr zu, es kam vermehrt zu Zusammenstößen mit gegnerischen Störenfrieden bei diesen Kinderfesten.

Die Weiterentwicklung der Kinderfreunde endete mit den Ereignissen im Jahr 1934.Vom 12. bis 16. Februar 1934 wurden nicht nur die Sozialdemokratische Partei, sondern auch die Kinderfreunde aufgelöst und das gesamte Vermögen beschlagnahmt. Es war das vorläufige bittere Ende des Erziehungs- und Schulvereins „Freie Schule Kinderfreunde“ in Mödling.

Die Arbeiterkinder waren ihrer liebgewordenen Bildungs- und Freizeitstätte – ihrer Heimstätte – beraubt:

Mit Schreiben vom 19. Jänner 1935 wurde der Bürgermeister der Stadt Mödling von der Baube-zirksleitung Wr. Neustadt aufgefordert, aufgrund der behördlichen Auflösung die Beschlagneh-mung des Vermögens und der Liquidierung des Vereines „Sozialdemokratischer Erziehungs- und Schulverein – Freie Schule-Kinderfreunde“ einzuleiten.

Sämtliche vorhandene Baupläne des Objektes in der Mannagettagasse 23 und die Adressen der Lokalverwalter waren unverzüglich zu übermitteln. Der damalige Bürgermeister Josef Lowatschek teilte der Behörde mit, dass die Verwaltung des Hauses der Herz Jesu-Pfarre Neumödling übertra-gen wurde. Im Jahre 1938 okkupierten die Nationalsozialisten die Heimstätte des Arbeitervereines Kinderfreunde und nisteten sich dort ein.

1945 – Neubeginn nach dem 2. WeltkriegAm 19. Juni 1945 wurde in einer Sitzung des Parteivorstandes der Sozialistischen Partei die Neugründung der Kinderfreunde beschlossen. Am 14. Dezember 1945 beschließt der erste Parteitag der SPÖ die Eingliederung der Freien Schule – Kinderfreunde in die Partei.

Es war eine schwierige Zeit. Die Kinderfreunde versuchten sich neu zu organisieren. In Mödling waren es die Genossen Thomas Gollubits, Franz Cermak und Karl Maruna, die den Verein wie-der ins Leben riefen. Der Betrieb in der Heimstätte, wie in der Zeit vor dem Austrofaschismus und dem Nationalsozialismus, konnte in der seinerzeitigen Form nicht mehr aufgenommen werden. Freiwillige Helfer legten Hand an, um die Heimstätte in Schwung zu setzen.

Unter dem Obmann Thomas Gollubits gelang es, diesem geschichtsträchtigen Ort wieder ein wenig Leben einzuhauchen. In dieser Zeit wurden Ausspeisungen und Bekleidungsaktionen für die Menschen in der Schöffelstadt organisiert. Mit Hilfe der Gemeinde Wien gelang es Thomas Gollubits und Franz Cermak, einen Kindergarten in der Heimstätte einzurichten. Dieser musste wegen zu geringen Besuches nach einiger Zeit wieder geschlossen werden. Die ArbeiterInnen konnten sich nicht dazu durchringen, ihre Kinder wieder in die Heimstätte zu schicken. Der Auf-bau einer Kinderfreundegruppe ging in dieser Zeit nur sehr zäh voran.

„Zu tief schienen die Wunden der vergangenen Jahre zu sein!“

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1955 – verstärkte AktivitätenIm Jahr 1955 wurde Mödling von Wien losgelöst und war wieder eine selbstständige Stadt. Damals lenkte Karl Maruna bis zum Jahr 1966 die Geschicke des Vereins. Er war nicht nur in der Mödlinger Gruppe verankert, sondern auch seit Kriegsende Kassier der Landesgruppe in Niederösterreich. Neue Leute brachten neuen Schwung in den Verein. Auf Initiative von Anton Peperna und dem späteren Obmann Johann Schiebinger wurde im Jahre 1956 erstmals ein Kindermaskenfest in der Heimstätte abgehalten.

Diese inzwischen traditionsreichste Veranstaltung wird bis heute von den Kinderfreunden organisiert. Schiebinger und Peperna versuchten mit Erfolg, die Interessen der Kinder und Jugendlichen zu wecken.

Mit Erfolg: Die jungen Menschen verbrachten mehr und mehr ihre Freizeit vor Ort!

Ende der 50er Jahre bzw. Anfang der 60er Jahre stießen Werner Burg – als Kassier – Willi Haber-hofer und Ewald Deutsch zu den Kinderfreunden und komplettierten das Team um Franz Feigl, Sidonie Michalek und Erna Schabauer. Sie betreuten zweimal in der Woche in regelmäßigen Heimstunden die Kinder. Mit Wanderungen und Ausflügen wurde ebenfalls begonnen. Karl Maruna fungierte sozusagen als Lehrmeister. Er stärkte das Selbstwertgefühl der jungen Leute, die mehr und mehr lernten, Verantwortung zu übernehmen.

1955

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Zweite Kinderfreundegruppe in der Kolonie

Die 60er Jahre waren aber auch eine Zeit, in der versucht wurde, eine zweite Kinderfreunde-gruppe in Mödling zu etablieren. Der Plan war, eine Sektion in der Arbeitersiedlung „Kolonie“ im Hermann Buchinger-Heim zu installieren. Bald entstand dort eine äußerst aktive Kinder-freundegruppe. Akive Menschen wie Heindl, Staber, Knoll und Getzinger zeichneten sich für den Aufbau verantwortlich und sind uns bis heute ein Begriff geblieben.

Das Hermann Buchinger-Heim, das sogar über ein eigenes Kinderschwimmbad verfügte, erlebte einen unglaublichen Zulauf an Kindern. Ausflüge mit dem Bus, Wanderungen, Kinder-maskenbälle, Jugendfeiern, Weihnachtsfeiern und Heimabende sind vielen Kindern aus diesem Stadtteil in unvergessener Erinnerung geblieben. Die ebenfalls gegründeten Roten Falken beteiligten sich an Zeltlagern.

Unvergessen auch die Kinderspielfeste in den 70er Jahren am Spielplatz Hartigstraße, der ebenso wie die Bewegungsfläche Süd „Auf der Sumpfwies‘n“ auf Initiative der dortigen Kinderfreunde er-richtet wurde. Leider musste sich die Ortsgruppe 30 Jahre später wieder auflösen. Doch die Mödlin-ger Kinderfreunde organisierten weiterhin in diesem Stadtteil Spielfeste und Kindernachmittage.

1966 – Aufschwung in Neu-Mödling geht weiter1966 übergab Karl Maruna die Geschicke des Vereins an Johann Schiebinger, der ab nun als Obmann Verantwortung übernahm. Willi Haberhofer fungierte als Stellvertreter, Gerd Plamin-ger als Schriftführer, mit Fritz Hraby und Albert Pohan standen weitere freiwillige Mitarbeiter zur Verfügung. Werner Burg war ja bereits seit Jahren als Kassier tätig. Mit viel Elan wurden sportliche Aktivitäten wie beispielsweise Tischtennis und Schwimmen gefördert. Für viele Kin-der und Jugendliche gelten die bis in die 80er Jahre ausgetragenen Tischtennisturniere und Schwimmwettkämpfe als legendär.

Fritz Hraby organisierte für die Kinder Gruppenwanderungen und es wurde die Jugendfeier für 14-Jährige eingeführt. Höhepunkt und unvergesslich waren dabei die Ausflüge in den Wie-ner Prater, aber nicht ohne vorher das Österreichische Parlament zu besuchen. 1968, beim ersten Mödlinger Faschingstreiben, nahm eine große Gruppe der Kinderfreunde am großem Faschingsumzug teil. Adventfeiern, Theaterbesuche, das gute Buch zu Weihnachten der Kin-derfreunde wurden zur ständigen Einrichtung. Es war für die Kinder damals einfach toll, in die Heimstätte zu gehen und dort die Freizeit mit Freunden zu verbringen.

In dieser Zeit fand sich eine große Gruppe der Sozialistischen Jugend zusammen. Über 100 Mitglieder der Jugendorganisation trafen sich mehrmals wöchentlich in der Heimstätte. Unter der Führung von Ferdinand Woltran organisierte man Partys, Ausflüge, sportliche und politische Aktivitäten.

1966

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Heiligen Abend fand die Aktion Licht der Kinderfreunde statt. Dabei besuchten wir öffentliche Dienststellen, die am Weihnachtsabend Dienst versehen mussten, Politiker und alleinstehende ältere Mitbürger, mit selbst gebastelten Geschenken.

Neuzeit – neue Aktionen

Für die pädagogische Leiterin Heidi Mann war es besonders wichtig, gesellschaftspolitische Ziele der Kinderfreunde zu verfolgen. Aktionen wie „Die Waffe ist kein Spielzeug – schenkt kein Kriegsspielzeug“ gehen auf diese Zeit zurück.

Die Roten-Falken nahmen erstmals am Bundespfingstlager in Wr. Neustadt teil. Diese Pfingst-treffen sollten später noch zu weiteren Höhepunkten der Vereinsgeschichte zählen. Die ange-botenen pädagogischen Jahresspiele der Landesorganisation gehörten zum fixen Bestandteil der politischen Gruppenarbeit. Viele unserer heutigen Mitarbeiter haben zu dieser Zeit mit großem Stolz und Ehrgeiz die Falkenbewährung (d.i. die Prüfung zur Aufnahme in die Gruppe der Roten Falken) abgelegt. Besonders lustig und attraktiv waren jedoch die zahlreichen Tanz-partys, die im kleinen Rahmen in der Heimstätte organisiert wurden.

Es war aber auch jene Zeit, in der die Aktion „Kinderfreundliches Krankenzimmer“ aus der Taufe ge-hoben wurde. Die Kinderfreunde besuchten kranke Kinder im Spital und organisierten Vorlesungen, Kasperltheater und Zauberer, um ein wenig Freude ans Krankenbett zu bringen.

1970 - 1980

1970 – Rote-Falken-Gruppe in Mödling1970 wechselten Werner Burg als gschf. Obmann und Willi Haberhofer als Kassier die Vor-standsfunktionen. Heidi Mann konnte als pädagogische Leiterin der Kindergruppen gewonnen werden. Kurze Zeit später gründete sich neuerlich eine Gruppe der Roten-Falken in Mödling. Als erste Gruppenfalken fungierten Peter Kraushofer und Herbert Raab. Später noch Reinhold Bayer, Manfred Brunner und Andreas Holzmann.

Die Freizeitaktivitäten der Kinderfreunde Mödling wurden immer umfangreicher. Ganz- und Halbtagswanderungen sowie Busausflüge entwickelten sich zu unvergessenen Erlebnissen für die Kinder. Heutige Traditionsveranstaltungen wie das Ostereiersuchen, seinerzeit noch als Wanderung zur Burg Liechtenstein geführt, gehen auf diese Zeit zurück. Eine besondere Attrak-tion war die Installierung einer Modelleisenbahn, betreut von Bertl Pohan, und einer Modellau-torennbahn für die Kinder.

Im Sommer 1976 wurde das wahrscheinlich erste Ferienspiel in Mödling mit Besuchen öffent-licher Institutionen, Fußballmatches, Badeausflügen, Zeltlager nach Forchtenstein organisiert. Der Besuch der Freiwilligen Feuerwehr, mit der Besichtigung des modernsten Hubsteigers war sicherlich ein Höhepunkt, an den sich viele mit Freude zurückerinnern. Am 24. Dezember war die Heimstätte ganztägig zum „Tag der offenen Tür“ mit Kinderspielfilmen geöffnet. Und am

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Tiefgreifende Veränderungen standen an

Die Kinderfreunde feierten nicht nur das 60-jährige Vereinsjubiläum. Das heute größte Möd-linger Kinderfest, das Fest zum „Welttag des Kindes“, wurde erstmals organisiert. Die Roten Falken nahmen erstmals am großen internationalen Sommercamp in Döbriach teil. Das Jubilä-umsjahr 1976 sollte in der Geschichte des Vereins auch als ein besonders hartes in Erinnerung bleiben.

Es war nicht zu übersehen: An der Heimstätte nagte der Zahn der Zeit und sie wurde zusehends renovierungsbedürftig.

„Es zeigte sich, dass es immer schwieriger wurde dieses Haus, das die schlimmsten Zeiten wie den Faschismus und den 2. Weltkrieg überstanden hat, zu erhalten bzw. zu sanieren.“

Der damalige Vorstand konnte einfach nicht genügend Mittel für die Renovierung aufbringen. Deshalb entschlossen sich die Verantwortlichen, an der Spitze die Obmänner Johann Schiebinger und Werner Burg, Verbündete und Finanzierungsquellen zu suchen, die es ermöglichten, auf überparteilicher Basis eine Lösung zu finden, die den Fortbestand der für die Kinderfreunde so bedeutenden Heimstätte zu sichern.

Von der Idee zur Realität: Aus der Heimstätte wurde ein überparteiliches Volksheim geschaffen, das den Kinderfreunden ein uneingeschränktes Nutzungsrecht auf Bestand des Vereines Volks-heim einräumt. In diesem Jahr gründete sich der Verein Volksheim Josef Schöffel-Haus.

„Viele Jahre schmerzte – unter Berücksichtiung der bewegten Geschichte des Vereins und vieler persönlicher Erinnerungen – diese Maßnahme. Um 45.000 Kronen aus dem Kinderheller erwor-ben und um den symbolischen Beitrag von einem Schilling verkauft!“Der Schenkungsvertrag wurde am 18. November 1976 unterschrieben. Aus heutiger Sicht eine richtige Entscheidung.

Am 21. Juni 1979 konnte das Josef Schöffel-Haus nach 11 Monaten Bauzeit feierlich eröffnet wer-den. Die Kinderfreunde und die Roten Falken waren in dieser Zeit weiterhin aktiv. Die Heimstun-den wurden in einem Ausweichlokal abgehalten. Wochenendwanderungen auf Hütten, Pfingstla-ger, Jugendfeiern und Spielefeste standen weiterhin am Programm.

Erste Kasperltheateraufführungen in den „GESIBA-Bauten“ waren schnell neu eingeführt. Walter Mann folgte Werner Burg als gschf. Obmann und Andreas Holzmann wurde Gruppenfalke.

1970 - 1980

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Mit Blick nach vorne

Im neuen Haus war es zunächst sehr schwierig, mit den Heimstunden Fuß zu fassen. Aber Heidi und Walter Mann sowie Reinhold Bayer ließen nicht locker. Jahresspiele der Kinderfreun-de und Ferienheimaufenthalte im Sommer zählten zu den Höhepunkten der Arbeit mit den Kindern. Einerseits sorgten kritische Auseinandersetzungen mit Traditionsveranstaltungen für Diskussionen. Andererseits führte man weiterhin die traditionellen Tischtennisturniere, über die sich besonders Obmann Johann Schiebinger freute, durch. Fester Bestandteil des Jahres-programms waren weiterhin die Kindermaskenfeste, bei denen der Clown Andy als Animateur für Furore sorgte. Bei diesen Festen konnte man sich im Schöffel-Haus kaum noch umdrehen, so viele Kinder und Erwachsenen waren anwesend.

Es war aber auch eine Zeit, in der nach Alternativen für Jugendliche gesucht wurde. Andreas Holzmann richtete einen Jugendclub im Keller des Hauses ein, der für so manche Aufregung im neuen Haus sorgte. Anfang der 80er Jahre entwickelte sich aus der Kinderfreundegruppe, der sogenannten Kleinen, eine neue von Doris Mann und Uschi Mangel geführte Falkengruppe.

Anerkennung für die Kinderfreundearbeit in Mödling – Anton-Tesarek-Preis

Ein besonders schöner Höhepunkt der Kinderfreundearbeit in Mödling war sicherlich die Verleihung des Anton-Tesarek-Preises im Jahr 1984, für die Aktion „kinderfreundliches Krankenzimmer“, in Kla-genfurt. Mödling war eine der ersten Ortsgruppen, die diesen Preis entgegennehmen durfte.

1980 - 1988

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1988 - 2016

1988 – GenerationenwechselNach 22 Jahren übergab Obmann Johann Schiebinger am 20. Februar 1988 den Verein in jüngere Hände. Andreas Holzmann wurde zum Vorsitzenden und Johann Schiebinger zum Ehrenobmann gewählt.

Heidi Mann und Herbert Raab wurden seine Stellvertreter, Eva Withalm Schriftführerin und auch der spätere Obmann des Vereins Volksheim Josef Schöffel-Haus, Andreas Burghart, kam ins Team. Zwei Jahre später folgten Maria Burghart als Kassierin und der jetzige Obmann des Vereins Volksheime, Alfred Haiszan, ins Team.

Neue Aktivitäten und Aktionen

In den 90er Jahren zeichnete sich die Arbeit der Kinderfreunde durch ein neues Konzept aus: Monatliche Kindernachmittage mit Puppen- und Kindertheater, Zauberer und Clowns führten zu einem wahren Boom an Besuchern. Spielebuseinsätze auf den Mödlinger Spielplätzen wur-den ebenso organisiert, wie Schulanfängerpartys, Teenagerpartys, Nikolofeiern, Familienfeste, Indoor-Spielefeste, Flohmärkte, Ostereiersuchen, usw. Auch dem Solidaritätsgedanken wurde Folge geleistet. So konnten wir das Behindertenturnen des ASKÖ finanziell unterstützen. Aber auch in Not Geratenen und Hilfesuchenden wird bis zum heutigen Tag mit namhaften Unter-stützungsbeiträgen geholfen. „Es ist schön, anderen helfen zu dürfen!“

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Mödling Hinterbrühl - Meiereiwiese

jubiläumspfingstlager

Jahre

1908 –2008

minis freundschafts

kinder rote

falken

PfingstenSa, 10. Mai –Mo, 12. Mai2008

1991 – Erstmals Mödlinger Puppenspieltage1991 zeichneten sich die Kinderfreunde für die Organisation der ersten Mödlinger Puppenspiel-tage verantwortlich. Zeltlager im Arnold Schönberg-Park durften am Programmzettel ebenso wenig fehlen. Dort entwickelte sich in den 90er Jahren das Kinderfest zum „Welttag des Kindes“ zu einer Mödlinger Großveranstaltung. 1500 bis 2000 Besucher waren dort keine Seltenheit.

1993 – Eröffnung der Spielethek im Schöffel-HausIm Jahre 1993 eröffneten die Kinderfreunde im Keller des Schöffel-Hauses eine Spielethek. Hunderte Spiele konnten sich interessierte Familien dort ausborgen. In diesem Jahr organisier-ten Christine Holzmann und die SPÖ Frauen die Babypatscherlaktion: jedes neugeborene Kind bekam von den Kinderfreunden ein kleines Geschenk und die Eltern Glückwünsche. Das war auch jene Zeit, in der Harald Haberhofer und Regina Heger zum Team stießen.

Im Jahr 1994 fand in den ehemaligen Steinbrüchen „An der Goldenen Stiege“ in Mödling das Landespfingsttreffen der Roten Falken statt. Ein tolles Erlebnis, das uns mit Stolz erfüllte.

1995 – Fahrten zum Schnee1995 ging es erstmals mit Tagesausflügen zum Schnee. In weiterer Folge organisierten wir in den Semesterferien Familienschiurlaube. Aber auch die großen Weihnachtsbuchaktionen für jedes Kind, das uns im Schöffel-Haus besuchte, wurde wieder ins Leben gerufen.

Regelmäßige Bastelnachmittage betreut von Eva Withalm und Christine Holzmann fielen in die Zeit der Jahrtausendwende bis heute. Silvia Tromayer stieß als weitere Betreuerin für diese Bastel- und Kindernachmittage zum Team hinzu. Die beliebten Bezirks- und Pfingstlager schenkten weiterhin vielen Kindern viele Abenteuererinnerungen.

Ferienaufenthalte am Gösselsdorfer See, am Attersee oder in Döbriach am Millstätter See zählen zu den Sommer-Höhepunkten in den Jahren bis 2010.

1988 - 2016

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2008 – Jubiläumspfingstlager in Mödling – 100 Jahre Österreichische Kinderfreunde Besonders stolz sind die Mödlinger Kinderfreunde auf die Organisation des Bundespfingst-treffens im Jahr 2008 in Mödling. Über 3000 Kinder und Jugendliche samt Betreuer aus ganz Österreich waren anlässlich des 100-jährigen Bestandes der Österreichischen Kinderfreunde in unserer Stadt zu Gast.

Nur mit der großartigen Unterstützung der Stadtgemeinde Mödling und Bürgermeister Hans Stefan Hintner konnte dieses dreitägige Kinderlager auf der Meiereiwiese durchgeführt wer-den, ein Highlight und eine große organisatorische Herausforderung für unseren Verein. In einem besonders sensiblen Bereich der Stadt konnten wir dort binnen einer Woche die not-wendige Infrastruktur für eine Kinderzeltstadt für 3000 Menschen errichten.

Höhepunkt bei diesem Pfingsttreffen war der Sternenmarsch zum Schrannenplatz mit ab-schließendem Fackelzug von dort zur Meiereiwiese und ein über das Wochende dauerndes Stadtspiel für die Kinder. Die Disziplin der Teilnehmer war so vorbildlich, dass wir viel Lob ernteten. Zwei Tage nach Beendigung des Treffens waren keine Spuren eines Pfingstlagers auf der Meiereiwiese zu bemerken.

Fortschreitende Weiterentwicklung

Neben unseren beliebten Bastelstunden, Kindertheatervorführungen und Familienausflügen konnten wir Seminare im Rahmen der Elternschule und zahlreiche Info- und Diskussionsveran-staltungen mit familienpolitischen Inhalten organisieren.

2016 – ZwergerltreffDie Kinderfeunde wollen ihre Arbeit immer an die Bedürfnisse von Eltern und Kindern anpas-sen. Daher hat Conny Rausch den „Zwergeltreff“ ins Leben gerufen. Dort treffen sich Eltern mit ihren Kleinkindern bis zu 5 Jahren zum Small-Talk und Erfahrungsaustausch in gemütlicher und kindgerechter Atmosphäre.

Im heurigen Jahr greifen wir wieder auf Bewährtes aus der Vergangenheit zurück. In Koope-ration mit dem Kulturreferat der Stadt Mödling organisieren wir im Schöffel-Haus monatlich Kindernachmittage im Rahmen des Kinder-Buch-Theaters.

Daher bleibt am Ende dieser Festschrift vor allem eines: Ein großes Dankeschön an die vielen helfenden Hände in den vergangenen 100 Jahren!

2008 – 2016

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