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informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste i b v 11/04 26. Mai 2004 Der Arbeitsmarkt für hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte Jahresbericht 2004 Arbeitsmarkt-Informationsservice der ZAV Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV), Bonn Zentrale ZAV/PP 53 5/2004

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informationenfür die Beratungs- und Vermittlungsdienste

ibv11/0426. Mai 2004

Der Arbeitsmarktfür hoch qualifizierteFach- und Führungskräfte

Jahresbericht 2004

Arbeitsmarkt-Informationsservice der ZAV

Zentralstelle für Arbeitsvermittlung(ZAV), Bonn Zentrale ZAV/PP 53 5/2004

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▲Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Überblick über die Gesamtentwicklung . . . . 5

Der Arbeitsmarkt für hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Führungskräfte der oberenund obersten Leitungsebene . . . . . . . . . . . . . 14

Akademiker und Führungskräftemit Behinderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Einzeldarstellungen der Teilarbeitsmärkte für Fach- und Führungskräfte . . . . . . . . . . 19

Ingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Bauingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Architekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Vermessungsingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Elektroingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Maschinenbauingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Wirtschaftsingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Sonstige Ingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Naturwissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Chemiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Chemieingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Physiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Physikingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Mathematiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Biologen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Geographen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Geowissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Haushalts- und Ernährungswissenschaftler . . 51

Ärzte und Apotheker . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Humanärzte insgesamt . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Ärzte ohne Gebietsbezeichnung (Assistenzärzte) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Ärzte im Praktikum (AiP) . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Ärzte mit Gebietsbezeichnung (Fachärzte) . . . 58

Zahnärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Tierärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Apothekerinnen und Apotheker . . . . . . . . . . . 63

Hoch qualifizierte kaufmännische und Verwaltungsberufe . . . . . . . . . . . . . . . . 65

Einkäufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Verkaufsleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

Bank- und Sparkassenfachleute . . . . . . . . . . 70

Versicherungsfachleute . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

Geschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter . . . . 75

Unternehmensberater . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer . . . . . . . . . . 81

Datenverarbeitungsberufe . . . . . . . . . . . . . . . 83

Juristen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Diplom-Volkswirte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Diplom-Kaufleute, Diplom-Betriebswirteund sonstige Betriebswirte . . . . . . . . . . . . . . 96

Sozialwissenschaftliche Berufe . . . . . . . . . 102

Psychologen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Soziologen/Sozialwirte, Politologen . . . . . . . 107

Diplom-Pädagogen und Erziehungswissenschaftler . . . . . . . . . . 110

Sozialpflegerische Berufe . . . . . . . . . . . . . 114

Sozialarbeiter und Sozialpädagogen . . . . . . 115

Publizistische Berufe . . . . . . . . . . . . . . . . 118

Publizistische Berufe insgesamt . . . . . . . . . . 119

Journalisten, Redakteure . . . . . . . . . . . . . . . 119

Dolmetscher, Übersetzer . . . . . . . . . . . . . . . 123

Bibliothekare, Dokumentare, Archivare undMuseumsfachleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

Inhalt

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Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Lehrer und Geisteswissenschaftler . . . . . . 128

Lehrer insgesamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

Hochschullehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

Gymnasiallehrer und Realschullehrer . . . . . . 133

Grund- und Hauptschullehrer . . . . . . . . . . . . 134

Sonderschullehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

Berufsschullehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

Lehrer für musische Fächer . . . . . . . . . . . . . 138

Sportlehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Geisteswissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . 141

Berufe im gestalterischen Bereich . . . . . . 146

Gestalterische Berufe insgesamt . . . . . . . . . 147

Grafiker und Designer . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Innenarchitekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150

Beratungs- und Führungskräftein der Land- und Forstwirtschaft . . . . . . . 152

Agraringenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

Ingenieure des Gartenbaus und der Landespflege . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

Forstingenieure und Forstwirte . . . . . . . . . . . 155

Tabellen und Grafiken . . . . . . . . . . . . . . . . 156

Dokumentation: A 365, A 4118, A 31 und G 714

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▲Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Dieser Bericht über den Arbeitsmarkt für hoch qualifizierte Fach- undFührungskräfte in der Bundesrepublik Deutschland wird im Rahmender Informationspflicht der Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht.

● Zur Analyse dieses Teilarbeitsmarktes werden herangezogen:

a) Die Statistik über arbeitslose Universitäts- und Fachhoch-schulabsolventen. Sie basiert auf Bestandszahlen, die sichjeweils auf den 30. September eines jeden Jahres beziehen.

b) Statistiken über Bestand und Zugang an offenen Stellen,Bewerbern und Arbeitsvermittlungen, die sich jeweils auf dasJahresende beziehen.

c) Ausführliche Berichte von den 60 Hochschulteams derBundesagentur für Arbeit

● Für die Beurteilung der Entwicklung werden neben den statisti-schen Daten auch Beobachtungen von berufsständischen Orga-nisationen, Verbänden, Forschungsinstituten und den Tarifpar-teien mit berücksichtigt.

● Der Arbeitsmarktbericht ist eine Beschreibung der Lage und Ent-wicklung auf den jeweils relevanten Teilarbeitsmärkten für Fach-und Führungskräfte des Jahres 2003. Er darf nicht als Prognosefür mittelfristige, geschweige denn längerfristige Aussichten inden beschriebenen Berufsfeldern verstanden werden.

Berufsbezeichnungen und Bewerberangaben in männlicher Form gelten uneingeschränkt auch für Frauen

Vorbemerkungen

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Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

● Apothekerinnen und Apotheker● Ärztinnen und Ärzte● Bauingenieurinnen und Bauingenieure● Biologinnen und Biologen● Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure● Existenzgründung –

Chancen für Akademiker/innen● Geld- und Kreditwirtschaft● IT-Experten – Talsohle erreicht● Journalistinnen und Journalisten● Juristinnen und Juristen● Maschinenbauingenieurinnen und

Maschinenbauingenieure● Mathematikerinnen und Mathematiker● Personalmanagement –

Chancen für Akademikerinnen und Akademiker● Psychologinnen und Psychologen● Soziologinnen und Soziologen● Werbung und Marketing● Wirtschaftsingenieurinnen

und Wirtschaftsingenieure● Wirtschaftswissenschaftlerinnen

und Wirtschaftswissenschaftler

Jährlich erscheint ein Bericht über den gesamtenAkademikerarbeitsmarkt. Die Herausgabe derArbeitsmarkt-Informationen wird kontinuierlichfortgesetzt.

(Autoren: Manfred Bausch, Dr. Bernhard Hohn, Dr. Beate Raabe)

Schriftliche Bestellungen an:

Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) – AMS –, Villemombler Str. 76, 53123 BonnTelefonisch: (02 28) 7 13-12 92 oder Telefax (02 28) 71 32 70-19 99

E-Mail: [email protected]

Internet: Alle Broschüren sowie der Jahresbericht sind als PDF-Datei abrufbar unter:www.arbeitsagentur.de

Weiterer Suchweg:Stichwortsuche: ZAV/AMS – Service & Publikationen – Link und Dateiliste!

Lieferbare „Arbeitsmarkt-Informationen“– Stand: Mai 2004 –

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Das Wachstum der deutschen Volkswirtschaftschrieb eine rote Null, die Zahl der Erwerbstäti-gen ging zurück, die Arbeitslosigkeit erhöhtesich auf einem hohen Ausgangsniveau weiter,die Preise stiegen moderat, den Außenhandelprägte ein kräftiger Leistungsbilanzüber-schuss: So lässt sich für das Jahr 2003 in weni-gen Sätzen die gesamtwirtschaftliche Entwick-lung in Deutschland zusammenfassen. Das Ver-halten der Verbraucher und Unternehmen wargeprägt von Verunsicherungen über die wirt-schaftliche Entwicklung, die Reformen, dieKrise der öffentlichen Haushalte und schließ-lich die Entwicklung der Irakkrise.1)

Der Anstieg des Preisniveaus fiel überaus mode-rat aus. Die monatlichen Verbraucherpreisindizes(früher: „Preisindex für die Lebenshaltung aller pri-vaten Haushalte“) erhöhten sich gegenüber ihrenVorjahreswerten im Jahresverlauf zwischen +0,7 %und +1,3 %. Im Jahresdurchschnitt betrug dieTeuerungsrate nur 1,1 %. Das war die niedrigsteJahresteuerungsrate seit 1999.

Im Jahresdurchschnitt sank das preisbereinigteBruttoinlandsprodukt (BIP) um –0,1 %, nachdemes im Vorjahr um 0,2 % gestiegen war. 2003 wardas dritte Jahr mit geringem oder keinem Wirt-schaftswachstum und das erste Jahr seit 1993 miteinem Rückgang des BIP. Positiv wirkten sich dieEntwicklung der Wertschöpfung in den BereichenHandel, Gastgewerbe und Verkehr (+0,6 %), pro-duzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe (+0,5 %)und Finanzierung, Vermietung und Unternehmens-dienstleister (+0,3 %) auf das Wirtschaftswachs-tum aus. Rückläufig war dagegen die Wertschöp-fung in der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei(–0,8 %) und im Baugewerbe (–4,7 %). Die Bau-wirtschaft erlebte damit – nur unterbrochen vomJahr 1999 (+0,1 %) – das achte rezessive Jahr inFolge2).

2003 wuchs der Wert der Exporte gegenüber demVorjahr um 1,6 %. Da die Importe stärker zunah-

men (+2,6 %), verringerte sich preisbereinigt derExportüberschuss. Diese Verringerung allein zogdas BIP um 0,2 Prozentpunkte nach unten. Im Vor-jahr hatte das Wachstum des Exportüberschussesdas BIP noch um denselben Wert nach obengedrückt.

Auch 2003 sank die Erwerbstätigkeit. Meldetedas Statistische Bundesamt3) für Januar saison-bereinigt noch 38,318 Mill. Erwerbstätige, warenes im Dezember nur noch 38,200 Mill. – also minus118.000. Im Laufe des Vorjahres war die Erwerbs-tätigkeit allerdings saisonbereinigt um ca. 503.000Personen zurückgegangen. Im Jahr 2003schwächte sich also der Abwärtstrend ab. Dienicht saisonbereinigten Werte stiegen sogar – bisauf die Monate Februar und Juli – von Januar bisOktober an. Im Dezember waren schließlich 38,455Mill. Personen erwerbstätig. Im Januar waren eserst 37,794 Mill. gewesen. Erfreulich war auch,dass seit Februar der prozentuale Rückstand zumVorjahresmonat von Monat zu Monat abnahm. ImFebruar 2003 waren noch 1,5 % weniger Men-schen erwerbstätig als im Februar 2002. ImDezember 2003 waren es dann nur noch 0,5 %weniger als ein Jahr zuvor. Die saisonbereinigteEntwicklung zeigte einen ähnlichen Verlauf. Jah-resdurchschnittlich erbrachten 38,246 Mill. Er-

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Überblick über die Gesamtentwicklung

Der Arbeitsmarkt für hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte in Deutschland

1) Siehe SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutach-tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung:Jahresgutachten 2003/04: Staatsfinanzen kon-solidieren – Steuersystem reformieren, Wiesba-den November 2003, S. 1.

2) Siehe Pressemitteilung des StatistischenBundesamtes vom 15. 1. 2004: Wirtschaftsleis-tung im Jahr 2003 leicht rückläufig.

3) Siehe Pressemitteilung des StatistischenBundesamtes vom 4. 3. 2004: Dezember 2003:175.000 weniger Erwerbstätige als ein Jahrzuvor.

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werbstätige die Wirtschaftsleistung, d.h. 425.000Personen weniger (–1,1 %) als 2002.

Parallel zur sinkenden Erwerbstätigkeit stieg dieArbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen wuchsim Laufe des Jahres 2003 um 91.431. EndeDezember betrug sie 4.316.535. In demselbenZeitraum stieg die Arbeitslosenquote von 10,1 %auf 10,4 %. Im Durchschnitt des Jahres 2003waren 4.376.027 Personen arbeitslos gemeldet,315.710 mehr als im Vorjahr. Die jahresdurch-schnittliche Arbeitslosenquote kletterte um 0,7Prozentpunkte auf 10,5 %.

Das wegen der wirtschaftlichen Stagnation – vonwenigen Berufen abgesehen – verringerte Stellen-angebot machte auch den hoch qualifiziertenFach- und Führungskräften, die Arbeit suchten,zu schaffen. Auf der anderen Seite der Medailleerlebten die meisten Arbeitgeber die angenehmeSituation, aus einem mit guten Kandidaten reich-lich gefüllten Bewerberpool den am besten geeig-neten auswählen zu können.

Die Arbeitgeber boten im Laufe des Jahres 2003den Agenturen für Arbeit nur noch 109.665 offeneStellen zur Besetzung mit Akademikern an. Daswaren 17.171 oder 13,5 % weniger als im Jahr2002. Der Rückgang von 2002 zu 2001 (–36.890oder –22,5 %) schwächte sich damit deutlich ab.

Mehr als die Hälfte dieser Stellen entfiel auf dieBerufsgruppen der Ingenieure (27,4 %) und derhoch qualifizierten kaufmännischen und Verwal-tungsberufe (23,8 %). Unter den Einzelberufen ver-buchten die höchsten Anteile die Maschinen- undFahrzeugbauingenieure (12,2 %), Sozialarbeiter/-pädagogen (10,0 %), Humanmediziner (6,6 %),Betriebswirte (4,9 %) und die Elektroingenieure(6,0 %). Weitere von Arbeitgebern sehr gefragteBerufe waren Informatiker (2,8 %) und Unterneh-mensberater/Organisatoren (2,1 %). Für die mei-sten Berufe schrumpfte das Stellenangebot – zumTeil drastisch. Für die am stärksten nachgefragtengroßen Berufe fielen besonders die negativen Ent-wicklungen bei den Sozialarbeitern/-pädagogen(–31,1 %), Humanärzten (–19,7 %) und Bauingeni-euren (19,5 %) auf. Der überdurchschnittlicheRückgang bei den Humanärzten ist darauf zurük-kzuführen, dass die Arbeitgeber angesichts dervermeintlichen Aussichtslosigkeit, auf diese Weisean Bewerber zu kommen, den Agenturen für Arbeitweniger Stellen meldeten.

Es gab aber auch etliche Berufe mit einem hohenStellenvolumen, an denen das Interesse derArbeitgeber deutlich unterdurchschnittlich sankoder sogar stieg: Gymnasiallehrer (+61,9 %), Real-

schullehrer (+25,7 %), Grund- und Hauptschulleh-rer (+22,3 %), Fachschul-, Berufsschul- und Werk-lehrer (+20,5 %), Marketing- und Vertriebsfachleu-te (+5,4 %), Betriebswirte (–0,5 %), Unterneh-mensberater/Organisatoren (–1,3 %), Diplompäda-gogen (–2,6 %), Geschäftsführer und Geschäfts-bereichsleiter (–3,0 %), Informatiker (–5,1 %) sowieMaschinen- und Fahrzeugbauingenieure (–5,2 %).Unter den Berufen mit einem vergleichsweisegeringen Stellenvolumen fielen besonders positivauf: Sonderschullehrer (+84,5 %), Bank- und Spar-kassenfachleute (+48,6 %), Physikingenieure(+33,3 %), Marktforscher und Statistiker (+28,0 %),Verkaufsleiter (+25,0 %), Einkäufer (+20,6 %) undVolkswirte (+2,8 %).

Akademiker arbeiten in den verschiedensten Auf-gabenfeldern und Funktionen. Deswegen variier-ten auch die Anforderungen der Arbeitgeber stark.Generell beeinflusst die Lage am Arbeitsmarkt, wieanspruchsvoll die Arbeitgeber die Anforderungenan die Bewerber stellen konnten. Bei Berufen miteinem ausgeprägten Bewerbermangel akzeptierendie Arbeitgeber auch Bewerber mit mittlerenAbschlussnoten oder Seiteneinsteiger. SolcheArbeitsmärkte fanden 2003 z.B. Humanmedizinerund Lehrer vor. Wenn Bewerber um vergleichs-weise wenige Stellen konkurrieren, legen dieArbeitgeber die Messlatte dagegen sehr hoch.Dies traf 2003 auf die meisten Berufe zu. Dort for-derten Unternehmen nicht nur exzellente fachliche,sondern auch außerfachliche Kompetenzen. Siebevorzugten Kandidaten mit fachlicher Breite undnur ausnahmsweise Spezialisten. Das erlaubteihnen, auch bei verringertem Personalbestand ihreMitarbeiter flexibel einzusetzen, wenn die Anforde-rungen des Marktes dies erforderten. Gern sahendie Arbeitgeber es auch, wenn Bewerber schonerste Berufserfahrung vorweisen konnten, dieunmittelbar zum Stellenprofil passte.

Die in den Semesterferien üblichen Praktika brach-ten kaum noch Wettbewerbsvorteile. Zu sehr sindsie schon zu einer Selbstverständlichkeit gewor-den. Die Unternehmen gingen davon aus, dassKandidaten mit den geschilderten Eigenschaftenüber aktuelles Fachwissen verfügten, erste ver-wertbare praktische Erfahrungen gesammelt hat-ten, noch vergleichsweise bescheidene Einkom-menswünsche realisieren wollten, lernfähig undlernbereit sowie ehrgeizig und regional mobilwaren. Möglichst sicheres Englisch und aktuelleKenntnisse der gängigen Office- und der jeweiligentätigkeitsspezifischen IT-Programme rundetennach Meinung sehr vieler Arbeitgeber das Anforde-rungsprofil ab. Älteren Bewerbern oder Bewer-

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bern, die aus Langzeitarbeitslosigkeit, nach einermehrjährigen Familienpause u.ä. in das Berufsle-ben zurückkehren wollten, wurden diese Fähigkei-ten und Eigenschaften nicht mehr ohne weitereszugetraut. Auch die Menge der erwünschten sogenannten „Soft Skills“ war umfangreich und bunt.Zu den gefragtesten Persönlichkeitsmerkmalengehörten Flexibilität, Team-, und Kommunikations-fähigkeit sowie die Fähigkeit, selbstständig zuarbeiten.

Der seit 2001 wieder festzustellende Anstieg derZahl der Bewerber mit Hochschulabschluss setz-te sich fort. Ende 2003 waren bei den Agenturenfür Arbeit 350.234 Arbeit suchende Akademikergemeldet. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr fielmit +11,5 % deutlich aus. 2002 gegenüber 2001war die Steigerungsrate erheblich niedriger gewe-sen (+7,0 %).

19.754 (33,2 %) aller Vermittlungen erfolgten2003 auf befristete Stellen. Das waren 36,1 %mehr als im Vorjahr. Bei einem zwar abnehmenden,aber immer noch großen Teil dieser Vermittlungenhandelte es sich allerdings um Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen. Ohne diese blieb der Anteil der befristeten an allen Vermittlungen mit knapp24,4 % auf dem Niveau der Vorjahre. Die absoluteZahl der Vermittlungen in Arbeitsbeschaffungs-maßnahmen sank erneut kräftig von 6.928 im Jahr2002 auf 5.208 (–24,8 %). Schon im Vorjahr wardiese Zahl um 36,5 % zurückgegangen.

Neben dem Einstieg als Angestellte oder Beamteentschieden sich Akademiker auch für die Alterna-tive der beruflichen Selbstständigkeit. Oft sahengerade diejenigen, die kein Arbeitgeber einstellte,darin eine Chance, beruflich Fuß zu fassen.Besonders Bewerber, deren Ausbildung oderberuflicher Werdegang sie dafür prädestinierte, wieArchitekten, Berater oder Juristen, machten sichselbstständig. Auch viele Ältere sahen darin dieeinzige Möglichkeit, wieder am Erwerbsleben teil-zunehmen. Davon hielt sie auch die Zunahme derUnternehmensinsolvenzen nicht ab. Deren Zahlstieg von 37.579 im Jahr 2002 auf 39.320. Nichtzuletzt mit Blick auf diese Entwicklung taten dieGründungswilligen gut daran, sich auf ihr Vorha-ben intensiv vorzubereiten. Hierbei halfen zum Bei-spiel von den Agenturen für Arbeit finanzierte Existenzgründerseminare. In Form des Existenz-gründungszuschusses bei der Gründung der neueingeführten Ich-AG und des bewährten Über-brückungsgeldes griff die Bundesagentur denJungunternehmern auch finanziell unter die Arme.

Entwicklung der Akademikerarbeitslosigkeit4)

Ende September 2003 waren in Deutschland ins-gesamt 4.206.836 Menschen arbeitslos gemeldet,d.h. 6,3 % mehr als ein Jahr zuvor. Schon im Vor-jahr war die Arbeitslosigkeit um 5,3 % gestiegen.Die Zahl der arbeitslosen Akademiker klettertedeutlich stärker nach oben, nämlich um 11,3 %oder 29.734 auf 253.332. Allerdings verlangsamtesich der Anstieg stark. Hatte doch die Zahl derarbeitslosen Akademiker von 2001 zu 2002 nochum 23,9 % zugenommen. Der Anteil der Akademi-ker an allen Arbeitslosen betrug 6,0 %. Er lagdamit sowohl über dem Vorjahr als auch über demlangjährigen Mittelwert von 5,3 %. Trotzdem ist diespezifische Arbeitslosenquote von Akademikernnach wie vor sehr viel geringer als die generelleArbeitslosenquote. Schätzungen sprechen von ca.vier Prozent.

Von den am 30.9.2003 arbeitslos gemeldeten Aka-demikern verfügten 87.125 über einen Fachhoch-schulabschluss (2002: 73.012). 166.207 hatten ihrExamen an einer Universität erworben (2002:150.586). Die Zahl der arbeitslosen Akademiker miteinem FH-Abschluss stieg mit +19,3 % deutlichstärker als die Zahl derjenigen mit einem Uni-Abschluss (+10,4 %). Damit setzte sich eine Ent-wicklung fort, die sich seit 2001 abzeichnet. DieGründe lassen sich nur vermuten. Möglicherweisespielten das Abschmelzen der mittleren Führungs-ebene, das Vordringen der Universitätsabsolven-ten in frühere Arbeitsbereiche der FH-Absolventenoder der stärker gefragte breitere fachliche Ansatzvon Universitätsabsolventen eine Rolle. Der Anteilvon arbeitslosen mit FH-Diplom an allen arbeitslo-sen Akademikern betrug 34,4 % (2002: 32,7 %;2001: 29,4 %), derjenige der arbeitslosen Univer-sitätsabsolventen 65,6 % (2002: 67,3 %; 2001:70,6 %). Von den arbeitslos gemeldeten Akademi-kern waren am Stichtag Ende September 200312,1 % noch jünger als 30 Jahre, also überwie-gend Berufsanfänger (2002: 12,2 %). In Fünfjah-resgruppen betrachtet, nahm die Arbeitslosigkeitder 50- bis 54-jährigen am stärksten zu. Sie stiegum 6.961 (+25,1 %) auf 34.749.

Ende September 2003 waren 114.843 Frauen mitHochschulabschluss arbeitslos gemeldet. Daswaren 14,4 % mehr als im Vorjahr. Der Zuwachslag geringfügig über dem für alle Akademiker(+13,3 %). Folglich stieg der Anteil der arbeitslosenFrauen an allen arbeitslosen Akademikern von

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4) Siehe Tabelle 1.

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44,9 % auf 45,3 %. 78.341 arbeitslose Akademi-kerinnen hatten einen Universitäts- (2002: 70.632)und 36.502 (2002: 29.792) einen Fachhochschul-abschluss. Damit lag der Zuwachs bei den arbeits-losen Frauen mit Fachhochschulexamen mit +22,5 % erneut erheblich über dem der arbeitslo-sen Frauen mit Universitätsabschluss (+10,9 %).

Nähere Angaben zur Arbeitslosigkeit in den einzel-nen Berufen bzw. Fachrichtungen enthalten die fol-

genden Kapitel. Detaillierte Angaben über Strukturund Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Personenmit Hochschulabschluss finden sich in den Amt-lichen Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit(ANBA) als Sondernummer („Strukturanalyse2003“) und auf der Homepage der Bundesagentur(http://www.arbeitsagentur.de; dort unter der Kate-gorie „Service von A bis Z“, dann „Statistik“, dann„Statistik – Gesamtangebot“).

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Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Entwicklung in einzelnen Berufsgruppen

Eckdaten der Arbeitsmärkte für hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte

Berufsgruppen Stellenzugang1) Arbeitslose2)

Ingenieure 30.026 (27,4 %) 65.080 (25,7 %)

Naturwissenschaftler 4.753 (4,3 %) 19.780 (7,8 %)

Ärzte und Apotheker 9.207 (8,4 %) 9.148 (3,6 %)

Hoch qualifizierte kfm. und Verwaltungsberufe 26.152 (23,8 %) 44.814 (17,7 %)

Sozialwissenschaftler 2.722 (2,5 %) 12.832 (5,1 %)

Sozialpflegerische Berufe 10.992 (10,0 %) 10.827 (4,3 %)

Publizistische Berufe 1.461 (1,3 %) 4.417 (1,7 %)

Lehrer und Geisteswissenschaftler 9.381 (8,6 %) 36.628 (14,5 %)

Berufe im gestalterischen Bereich 986 (0,9 %) 6.623 (2,6 %)

Beratungs- und Führungskräfte in der Land- und Forstwirtschaft 1.009 (0,9 %) 5.379 (2,1 %)

Sonstige 12.976 (11,8 %) 37.804 (14,9 %)

Summe 109.665 (100 %) 253.332 (100 %)

1) Januar bis Dezember 2003

2) Bestand am 30.9.2003

Ingenieure

Der Arbeitsmarkt für Ingenieure zeigte sich im Jahr2003 insgesamt weiterhin schwierig. DeutlicheAnzeichen einer Verbesserung waren noch nicht zuerkennen. Die Stellenangebote für Ingenieure, diebei der Bundesagentur für Arbeit eingingen, kamenin der Mehrzahl von kleinen und mittleren Unter-nehmen und von öffentlichen Arbeitgebern. Insge-samt war für alle Ingenieurberufe im Durchschnittein Rückgang der Stellen um 11 % zu verzeichnen,die einzelnen Ingenieurberufe schnitten jedochsehr unterschiedlich ab.

In den Bereichen Maschinenbau und Elektrotech-nik etwa hat sich die Zahl der freien Stellen redu-ziert, aber weit weniger stark als im Baubereich.Für Arbeit suchende Architekten sah 2003 dieLage auf dem Arbeitsmarkt extrem negativ aus. Ander Stellen- und Arbeitslosenentwicklung ist ineinigen Berufen der Unterschied der wirtschaft-lichen Entwicklung in Ost- und Westdeutschlandabzulesen.

An vielen Orten war eine Spaltung des Arbeits-marktes für Bewerber zu beobachten. Während ersich für Absolventen und junge Berufserfahrene

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verhältnismäßig gut gestaltete, sah es für die älte-ren Bewerber deutlich düsterer aus. Ein Einfluss-faktor mag hier die größere regionale Mobilität derjüngeren Ingenieure gegenüber der familiengebun-denen Sesshaftigkeit Älterer sein. Jedoch spielendie den älteren Bewerbern oft abgesprochenenaktuellen Fachkenntnisse ebenso eine Rolle wiedie höheren Personalkosten.

Das Qualifikationsniveau der arbeitslosen Inge-nieure war durchweg sehr hoch. Hinsichtlich derFachkenntnisse und fachübergreifenden Fähigkei-ten waren die meisten Bewerber den Arbeitgebernals versierte Fachkräfte zu empfehlen. Bei denIngenieurberufen setzte sich 2003 der Trend desVorjahres fort, dass der Anteil der Arbeitslosen mitUniversitätsabschluss leicht sank, während dieIngenieure, die eine Fachhochschule besucht hat-ten, einen etwas größeren Teil der Arbeitslosenihrer Berufsgruppe stellten.

Die Arbeitgeber stellten sehr hohe Ansprüche anihr neues Personal. Neben ausgewiesenen Fach-kenntnissen verlangten sie vorrangig Berufserfah-rung in den angebotenen Tätigkeitsfeldern. Arbeit-geber waren daran interessiert, Bewerber zu fin-den, die vollständig dem Anforderungsprofil ge-nügten. Charakteristisch für die Offerten ist eingestiegenes Anforderungsprofil sowie der hoheStellenwert, den Soft Skills auch bei den Inge-nieurberufen einnehmen. Auch Führungsqualifika-tionen sind gefragt.

In Einzelfällen unterstützten die Agenturen fürArbeit Bewerber, indem sie die Teilnahme anbetrieblichen Trainingsmaßnahmen finanziertenoder während der Einarbeitungszeit Eingliede-rungszuschüsse zahlten. Berufseinsteiger warenbesonders an Strategieberatung interessiert undnahmen an Bewerbercoachings teil. Ingenieure,die sich mit einem fundierten Konzept für dieSelbstständigkeit entschieden hatten, unterstütz-ten die Agenturen für Arbeit durch Überbrückungs-geld.

Naturwissenschaftler

Naturwissenschaftler sahen sich 2003 einemschwierigen Arbeitsmarkt gegenüber. Bei allenStudienfachrichtungen war ein deutlicher Anstiegder Arbeitslosigkeit zu beobachten. Er lag überdem durchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosig-keit aller Akademiker. In den meisten naturwissen-schaftlichen Berufen lag dies jedoch an dem star-ken Anstieg der Arbeitslosigkeit in den neuenBundesländern. Mit dem Wachsen der Arbeitslo-sigkeit ging zumeist auch ein Stellenrückgang für

die jeweilige Berufsgruppe einher. Für die Natur-wissenschaftler insgesamt lag der Stellenrückgang mit –20,6 % über dem durchschnittlichen Rück-gang aller akademischen Berufe.

Naturwissenschaftler zählten in vielen Branchentrotzdem zum gesuchten Fachpersonal. Alle natur-wissenschaftlichen Berufsgruppen waren nicht nurin einer Branche gefragt. Hochschulen und Dienst-leistungsunternehmen, das produzierende Gewer-be und Behörden schrieben 2003 Stellen für Natur-wissenschaftler aus, wenn auch in begrenzteremUmfang. Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittlerwaren bei der Suche in allen Berufsgruppenbesonders stark vertreten.

Auch 2003 setzte sich die Haltung der Arbeitgeberfort, einen möglichst passgenauen Bewerber zufinden. Damit verlängerten sie oft die Dauer derPersonalsuche. Die Fachqualifikationen, die sieverlangten, waren oft sehr spezifisch. Wichtig war,dass das Wissen anwendungsbezogen sein sollte.Zugleich legten die Arbeitgeber großen Wert auffächerübergreifende Fähigkeiten und die Persön-lichkeit des Bewerbers.

Die Entwicklung der Stellenmeldungen und derArbeitslosenzahlen in Ostdeutschland unterschei-det sich bei den Naturwissenschaftlern erheblichvom westdeutschen Trend. In allen naturwissen-schaftlichen Studienfachrichtungen lag zudem derAnteil der arbeitslos gemeldeten Frauen im Ostenüber dem Frauenanteil in Westdeutschland.Zugleich ist festzustellen, dass der Anteil derarbeitslosen Frauen über ihrem Anteil in derGesamtbeschäftigung der jeweiligen Berufsgruppeliegt.

2003 wurden nur wenige Qualifizierungsmaßnah-men für Naturwissenschaftler gefördert. In Einzel-fällen nahmen Teilnehmer an Qualifizierungen inbenachbarten Agenturregionen teil. Insgesamtwaren die meisten Bewerber besonders an orien-tierender Beratung interessiert. Bewerbungsstrate-gien und alternative Berufswege standen dabei imVordergrund. Auch Unterstützung bei der Selbst-vermarktung war bei den Naturwissenschaftlernsehr gefragt.

Ärzte

Die Zahl der arbeitslosen Humanärzte (ohne Zahn-ärzte) ist auf 5.910 weiter zurückgegangen, wennauch nicht mehr im gleichen Umfang wie im ver-gangenen Jahr. Bezogen auf die 304.000 berufstä-tigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland errechnetsich daraus eine Arbeitslosenquote, die nunmehrknapp unter die Zwei-Prozent-Marke gesunken ist.

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Damit ist ein Wert erreicht, der in diesem SegmentVollbeschäftigung signalisiert. Dabei ist eine deut-liche Diskrepanz zu erkennen zwischen dem Frau-enanteil unter den Arbeitslosen, der mit 61 %wesentlich höher lag als ihr Anteil an den Berufstä-tigen, der nur knapp 38 % betrug. Die gegenwärti-ge Struktur der Arbeitslosigkeit scheint in ersterLinie auf die Probleme von Frauen hinzuweisen,die aufgrund stärkerer sozialer und familiärer Bin-dungen regional weniger mobil sind und bei derArbeitszeit eher familienfreundliche Lösungenanstreben, die bei vielen Kliniken nicht durchsetz-bar sind.

Fachärzte aller Gebiete hatten während desgesamten Jahres kaum Probleme bei der Stellen-suche, aber auch Assistenzärzte und AiP trafen aufeinen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. Der Nach-fragerückgang bei den Dienststellen der Bundes-agentur spiegelte wohl auch die nun schon überzwei Jahre währende Erfahrung der Stellenanbieterwider, dass die Vermittler in den Agenturen fürArbeit angesichts der historisch geringen Arbeits-losenzahl nur selten in der Lage waren, geeigneteBewerber zu vermitteln. Dies galt vor allem fürweite Teile Ostdeutschlands und für ländlicheRegionen Westdeutschlands. Zunehmend klagtenaber auch viele große Häuser an attraktiven Stand-orten über Probleme bei der Stellenbesetzung. DieSituation wurde insgesamt dadurch verschärft,dass das Interesse der jungen Ärzte an nichtkura-tiven Tätigkeiten oder Beschäftigungsmöglichkei-ten im Ausland nach wie vor sehr groß war. EineAusnahme bildete – wie schon 2002 – dasBundesland Berlin. Die Zahl der Bewerber über-stieg hier deutlich die Nachfrage.

Hoch qualifizierte kaufmännische und Verwaltungsberufe

Die wirtschaftliche Stagnation drückte die Nach-frage nach IT-Experten, Kaufleuten, Wirtschafts-wissenschaftlern und Juristen auch im Jahr 2003.Die privaten und öffentlichen Unternehmen mel-deten den Agenturen für Arbeit 7,2 % wenigeroffene Stellen als 2002. Der Nachfragerückgangschwächte sich damit deutlich ab. Denn von 2001zu 2002 war die Zahl der offenen Stellen noch um28,8 % gesunken. Auch gegenüber den Stellen-angeboten für alle Berufe standen die besondersqualifizierten kaufmännischen und Verwaltungsbe-rufe vergleichsweise gut da. Insgesamt ging näm-lich das Stellenangebot für Akademiker um 13,5 %– also fast doppelt so viel – zurück.

Überdurchschnittlich positiv entwickelte sich dieNachfrage nach Bank- und Sparkassenfachleuten

(+48,6 %), Verkaufsleitern (+25,0 %) und Ein-käufern (+20,6 %). Außergewöhnlich heftig sankdas Stellenangebot für Versicherungsfachleute(–22,5 %), Programmierer (–20,2 %) sowie Steuer-berater und Wirtschaftsprüfer (–18,6 %).

Der Rückgang der Stellenangebote für IT-Fach-leute entsprach mit –13,8 % dem Durchschnitt füralle Akademiker. Die dramatischen Abstürze derbeiden vergangenen Jahre setzten sich nicht fort(2002: –44,2 %; 2001: –37 %). Die Nachfrage nachInformatikern – sie ist traditionell unter allen IT-Berufen am größten – verlief mit –5,1 % besondersmoderat (2002: –43 %). Ende 2003 waren 39,9 %mehr IT-Experten im Bewerberpool der Arbeitsäm-ter als ein Jahr vorher. Die Arbeitslosigkeit stiegzum 30.9.2003 um 52,1 %.

Auch das Stellenangebot für Juristen ging zurück– allerdings im Verhältnis zu anderen akademischenBerufen unterdurchschnittlich: Im Laufe des Jahres2003 gab es 7,5 % weniger Offerten als ein Jahrzuvor (2002: –16,7 %). Hinzu kamen steigendeBewerber- und Arbeitslosenzahlen. Zum Jahres-ende lag die Zahl der Bewerber um 19,5 % überdem Vorjahreswert; die Arbeitslosigkeit war EndeSeptember um 21,6 % gewachsen. Viele Juristenmachten aus der Not eine Tugend und öffneten ihreeigene Kanzlei. Die Konkurrenz unter den niederge-lassenen Rechtsanwälten ist inzwischen aber sogroß geworden, dass zahlreiche Junganwälte nachkurzer Zeit das Handtuch warfen.

Bewerber mit wirtschaftsnahen Ausbildungen littennaturgemäß besonders unter der anhaltendenWachstumsschwäche. Deswegen stieg die Zahlder arbeitslosen Wirtschaftswissenschaftler bin-nen Jahresfrist um 19,2 %. Zu dieser Entwicklungtrugen Volkswirte mit 15,0 % und Betriebswirte mit20,4 % bei. Volkswirte profitierten wohl davon,dass sie auch wirtschaftsferne Tätigkeiten aus-übten. Nachdem das Stellenangebot für dieseBerufsgruppe im Jahr 2002 noch um 34,1 %gesunken war, blieb es 2003 nahezu unverändert(–0,2 %). Die Unternehmen nutzten offenbar dieGunst der Stunde dazu, einerseits ältere Mitarbei-ter zu entlassen, um sie andererseits durch jünge-re zu ersetzen.

Lehrer

Trotz einer leichten Zunahme der Arbeitslosigkeithat sich der Lehrerarbeitsmarkt insgesamt auch imJahr 2003 – von der Bewerberseite aus betrachtet– positiv dargestellt. Der tendenzielle Mangel anjungen, geeigneten Absolventen wird sich voraus-sichtlich auch in den kommenden Jahren fortset-

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zen. Der Bedarf an Lehrkräften für berufsbildendeSchulen und für die Sekundarstufe I konntebundesweit im vergangenen Jahr nicht ausrei-chend durch vollausgebildete Nachwuchslehrergedeckt werden. Dieser Umstand veranlasste eineReihe von Bundesländern, den Schuldienst nochstärker für Seiteneinsteiger zu öffnen. Chancenboten sich hier vor allem Naturwissenschaftlern,Ingenieuren und Informatikern. Unter den 26.386im Jahr 2003 im öffentlichen Schuldienst Deutsch-lands neu eingestellten Lehrkräften befanden sich1.230 Seiteneinsteiger.

Aber auch die allermeisten Absolventen andererLehramtsstudiengänge konnten im vergangenenJahr in den Schuldienst übernommen werden.

Dagegen war die Nachfrage von außerschulischenBildungseinrichtungen nach Lehrern auf einenTiefpunkt gesunken. Der Paradigmenwechsel inder Arbeitsmarktpolitik, der seinen Ausdruck fandin der verstärkten Förderung kurzer, markt- undkundenorientierter Weiterbildungsmodule mitmöglichst hohen betrieblichen Praxisanteilen, ver-minderte den Personalbedarf bei Bildungsinstitu-tionen erheblich.

Geistes- und Sozialwissenschaftler

Ein originärer Arbeitsmarkt für Geistes- und Sozial-wissenschaftler war im Jahr 2003 nur in sehr gerin-gem Umfang vorhanden. Auch der öffentliche Sek-tor, der bislang einen Teil der Bewerber absorbie-ren konnte, meldete kaum noch Bedarf an Absol-venten dieser Studienrichtungen.

Die seit Jahren zunehmende Offenheit von Geis-tes- und Sozialwissenschaftlern für Funktionen inder Privatwirtschaft äußerte sich vor allem in deut-lich veränderten Bewerberprofilen. Viele von ihnenkonnten sowohl auf betriebliche Praktika in denverschiedensten Einsatzfeldern verweisen wieauch auf qualifizierte Zusatzkenntnisse mit kauf-männischen und EDV-Schwerpunkten.

Die Hürden für Seiteneinsteiger aus den Geistes-und Sozialwissenschaften in Funktionen der Per-sonalwirtschaft, der Werbung und des Marketingsoder im Vertrieb waren trotz des grundsätzlichenInteresses von Arbeitgebern angesichts der Viel-zahl der Bewerber mit einschlägigen Studien-abschlüssen in den Wirtschaftswissenschaftenschwerer zu überwinden.

Am ehesten führten gezielte, projektgebundenePraktika in kleineren und mittleren Unternehmender Bereiche Kultur, Medien, Werbung oder Film zueiner – wenn auch oft befristeten – Anstellung.

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

Die Diskrepanz zwischen individuellen Bewerber-eigenschaften einerseits und Arbeitsplatzanforde-rungen andererseits erforderte auch 2003 den Ein-satz arbeitsmarktpolitischer Instrumente. Ange-sichts der knappen Haushaltslage prüften dieBerater und Vermittler noch mehr als früher injedem Einzelfall, ob Förderung grundsätzlich derwirtschaftlichste Weg der Wiedereingliederung inden ersten Arbeitsmarkt war und, wenn ja, welcheArt der Förderung. Häufiger als früher fiel die Ent-scheidung negativ aus. Der Umfang der Förderungsank. Vereinzelt entschlossen sich Agenturen auchim Jahr 2003, für die Zielgruppe der Akademikerüberhaupt keine speziellen Maßnahmen der beruf-lichen Weiterbildung mehr zu finanzieren. Dagegenrückten Hilfestellungen zur Existenzgründung wieSeminare und Überbrückungsgeld sowie derExistenzgründungszuschuss für die 2003 neu ein-geführte Ich-AG weiter in den Vordergrund.

Von den 109.665 im Laufe des Jahres 2003 gemel-deten offenen Stellen für Akademiker entfielen5.910 auf Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM).Das entsprach einem Anteil von 5,4 %. 2002 warennoch 7.651 oder 6 % der offenen Stellen ABMgewesen (2001: 12.177 oder 7,4 %). Damitschrumpfte die Zahl der ABM-Angebote fürAkademiker erneut und zwar um 22,8 % (2002:–37,2 %; 2001: –25,5 %). Auch 2003 richteten sichdie meisten Offerten für ABM an Sozialarbeiter,Sozialpädagogen (1.791 oder 16,3 % aller offenenStellen für diese Berufsgruppe) und Geisteswis-senschaftler (344 oder 29,7 %).

Im Laufe des Jahres 2003 begannen insgesamt246.245 Personen eine Maßnahme zur beruflichenWeiterbildung (2002: 456.301). Das bedeutet einenRückgang gegenüber 2002 in Höhe von 210.056oder –46,0 %. 19.479 oder 7,9 % der Teilnehmerwaren Akademiker. Im Vorjahr waren es 30.157 (6,6 %). Demnach schrumpfte zwar auch die Zahlder Teilnehmer mit einem Hochschulabschlussstark (–35,4 %), aber sehr viel weniger als bei allenTeilnehmern.

So unterschiedlich wie die Defizite der Teilnehmerwaren auch die Lerninhalte. Das Spektrum reichtevon sehr allgemeinen Maßnahmen der Selbstver-marktung (z.B. Bewerbungs-, Rhetorik- und Prä-sentationstraining) über Office- und Fremdspra-chenkurse bis hin zu so speziellen Inhalten wiedem Umgang mit Geo-Informations-Systemen.Der Trend ging zu kurzen modularen Maßnahmen,um gezielt – oft in Absprache mit potenziellen spä-

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teren Arbeitgebern – Defizite abzubauen. Ausge-dehnte und gut vorbereitete Phasen im Betrieberleichterten den späteren Übergang in den erstenArbeitsmarkt.

Allerdings gelang dieser nicht mehr so reibungsloswie früher. Das sinkende Stellenangebot beein-trächtigte auch die Integrationschancen von aka-demisch vorgebildeten Maßnahmeabsolventen.

Gesamtzugang (alle bei den Agenturen für Arbeit gemeldete Stellen); 2003: N = 2.503.605

für Akademiker bei den Agenturen für Arbeit gemeldete Stellen; 2003: N = 109.665

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 1

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198.000202.700 205.900 207.300

227.000

198.300 197.900

176.300180.400

223.600

253.300

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslos gemeldete Akademiker

© 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

Grafik 2

142.700 144.800 146.000 148.200

163.500

142.300 142.400

126.000 127.000

150.600

87.100

73.000

53.00050.000

55.50056.000

63.60059.20059.900

57.80055.300

166.200

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Fachhochschulausbildung Universitätsausbildung

Quelle: Bundesagentur für Arbeit ©2004, BA-AMS

Arbeitslose mit abgeschlossener Fachhochschul- bzw. Universitätsausbildung

Erhebungszeitpunkt jeweils Ende September

Grafik 3

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Führungskräfte der oberenund obersten Leitungsebene

Die Teams aus dem Bereich Führungskräfte derWirtschaft der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung(ZAV) beraten und vermitteln Führungskräfte derobersten und oberen Leitungsebene:

● Vorstände, Geschäftsführer, Generalbevoll-mächtigte und Direktoren

● Verbandsgeschäftsführer

● Bereichs-, Hauptabteilungs- und Abteilungslei-ter

● Werks- und Betriebsleiter

● Leitende Stabskräfte

● Interim Manager

● Führungskräftenachwuchs für das obereManagement

Vermittlungsergebnis

Die Personaldienstleistung für Führungskräfte war2003 wie bereits im Vorjahr von einem schwierigenMarktgeschehen geprägt: Konjunkturschwäche,Firmenfusionen, der Trend zu abgeflachten Hierar-chien, die Konzentration der Unternehmen auf ihrKerngeschäft und damit verbunden die Auslage-rung von Betriebsteilen.

Trotz dieser anhaltend ungünstigen Situation konn-te die ZAV 198 Führungskräfte in Positionen deroberen und obersten Leitungsebene platzieren.

Im Jahr 2003 war der Bedarf an Führungskräftenfür die Vorstands- und Geschäftsführungsebeneweiter rückläufig. Nur 23 % der von der ZAV ver-mittelten Manager fanden in diesem Bereich eineneue Aufgabe (2002: 27 %; 2001: 31 %).

Als Bereichs- oder Hauptabteilungsleiter platziertedie ZAV 35 % der Bewerber, als Abteilungsleiter 32 %, 10 % als Leitende Stabskräfte – beispiels-weise einen Leiter der Rechtsabteilung oder Unter-nehmenskommunikation.

Der Frauenanteil an den Vermittlungen lag in In-dustrieunternehmen bei 8 % und in den SektorenHandel und Dienstleistung bei 10 %.

Den größten Anteil an Vermittlungen haben die fol-genden Tätigkeitsfelder: Geschäftsleitung/GeneralManagement (42), Vertrieb/Marketing/Export/Wer-bung und Public Relations (42), Produktion/Ferti-gung/Qualitätssicherung (29), Personal/Recht (24)

sowie Controlling/Finanz- und Rechnungswesen(20).

Die Führungskräftevermittlung versteht sich alsPersonaldienstleister insbesondere für den Mittel-stand. In kleinere und mittlere Unternehmen mit biszu 500 Beschäftigten platzierte sie knapp 77 % derFührungskräfte.

Bei rund 60 % der Vermittlungen ging es um Jah-resgehälter ab 75.000 €. Manager in den neuenBundesländern verdienten weiterhin deutlich weni-ger als Manager in vergleichbaren Führungsposi-tionen in den alten Bundesländern.

Ältere Führungskräfte hatten 2003 große Schwie-rigkeiten bei Bewerbungen um Positionen derobersten und oberen Leitungsebene. Dass 23 %(Vorjahr: 31 %) der insgesamt von der ZAV ver-mittelten Führungskräfte 50 Jahre und älter waren,kann sie in diesem Zusammenhang als erfolgrei-ches Ergebnis bewerten.

Stellenstruktur

Die ZAV erhielt im Jahr 2003 von Arbeitgebern ins-gesamt 929 Stellenangebote für Führungskräfteder Wirtschaft. Davon entfielen 62 % auf die Indus-trie, 34 % auf den Dienstleistungssektor und 4 %auf den Handel. Im Vergleich zum Vorjahr ging dieZahl der Suchaufträge um 42 % zurück.

Unternehmen aus den Sektoren Maschinenbauund Elektrotechnik mit der zugehörigen Zuliefer-industrie fragten verstärkt technische Führungs-kräfte nach. Der Bedarf der Telekommunikations-und IT-Branche hat sich auf niedrigem Niveau sta-bilisiert. Mit Ausnahme der Bereiche Automotive/Kunststoffverarbeitung sowie Pharma/Chemiehielten sich die ostdeutschen Unternehmen mit derEinstellung neuer Mitarbeiter noch stärker zurückals die Westdeutschen.

Logistikunternehmen hatten, wie schon im Vorjahr,einen großen Bedarf an Führungskräften, die her-vorragende Kenntnisse für Kontrakt-Logistik unddie Beratung im Bereich Outsourcing mitbrachten.

Die Anbieter unternehmensnaher Dienstleistungenerteilten der ZAV 48 % weniger Suchaufträge als2002. Im Finanzdienstleistungssektor ging dieNachfrage sogar um 71 % zurück. Dieser Sektorwar durch verschiedene Faktoren stark belastet:Fusionen innerhalb der Institutsgruppen, Auslage-rung von Geschäftsfeldern mit einem hohen Anteilan IT-Aufgaben und Stellenabbau.

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Bewerberstruktur

Im Laufe des Jahres 2003 hat die ZAV 3260 Füh-rungskräfte neu in ihren Bewerber-Pool aufgenom-men. Das waren 13,9 % weniger als im Vorjahr. DieBewerber kamen aus dem Dienstleistungssektor(45 %), der Industrie (47%) und dem Handel (8 %).Über Führungspraxis als Vorstand oder Geschäfts-führer verfügten 25 % der Bewerber. Zu Führungs-kräften der zweiten Managementebene zählten 39 % und zu Abteilungsleitern in Linienfunktionoder zu leitenden Stabskräften 36 %.

In ungekündigter Position waren zu Beginn ihrerStellensuche 19 % (Vorjahr: 26 %) der Bewerber.Einen Aufhebungsvertrag hatten 31 % der Bewer-ber geschlossen, die zum Zeitpunkt ihrer Bewer-bung noch nicht arbeitslos waren. Bereits arbeits-los waren 50 %.

Der Anteil von Managern in der Altersgruppe bisEnde 30 erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um6,4 auf 24,8 %. Der Anteil der Führungskräfte ab50 Jahre war mit 23,5 % leicht rückläufig.

Entwicklungen

Manager nach Maß und auf Zeit einzustellen, liegtim Trend der aktuellen Personalpolitik. So verstär-ken viele Unternehmen ihr Managementteam füreine absehbare Zeit mit qualifizierten und hochspezialisierten Führungskräften. Dies spart hohePersonalkosten und trägt zur allgemeinen Einspa-rung von Kosten bei – für alle Unternehmen derzeitvon zentraler Bedeutung.

Unter dem Titel „Interim Management – Innovationfür den Mittelstand“ hat die ZAV im Oktober 2003ein Symposium veranstaltet. Sanierungs- undRestrukturierungsaufgaben, Projektmanagementund plötzlich auftretende Vakanzen sind typischeHerausforderungen für einen Interim Manager.Viele Führungskräfte entscheiden sich für Manage-ment auf Zeit, wenn sie ihre vorherige Führungs-position durch die Übernahme des Unternehmens,durch Insolvenz oder Einsparungen verloren habenoder aufgrund ihres Alters kaum noch Aussicht aufeine Festanstellung sehen. Für andere Führungs-

kräfte ist der Wechsel in das Interim Managementeine freiwillige und bewusste Entscheidung für dieandere berufliche Richtung.

Für die ZAV ist die Vermittlung von Interim Mana-gern ein Geschäftsfeld mit wachsender Bedeu-tung. Arbeitsmarktexperten sehen in Deutschlandein Potenzial von 10.000 bis 15.000 Führungskräf-ten für Aufgaben im Interim Management. Davonist jedoch – wie in den Niederlanden oder in Groß-britannien – jeweils nur ein Teil aktiv im Einsatz.

Bei einem Bewerber-Pool von permanent 5.000Führungskräften der Wirtschaft sieht die ZAV guteMöglichkeiten, die Vermittlung von Interim Mana-gern auszuweiten. Für das Jahr 2004 plant die ZAVgemeinsam mit den Agenturen für Arbeit mehrereVeranstaltungen zum Interim Management. Damitmöchte sie vor allem mittelständische Unterneh-men über diese innovative Beschäftigungsformumfassend informieren.

Selbstständigkeit als Chance

Das klassische Arbeitsverhältnis hat in den letztenJahren an Bedeutung verloren. Heute wechselnFührungskräfte häufiger ihre Funktion: vom ange-stellten Manager zum Interim Manager undschließlich zum selbstständigen Unternehmer.

Die ZAV hat sich zum Ziel gesetzt, sie in diesemProzess zu fördern und zu begleiten – unter ande-rem mit dem Projekt PHOENIX und dem dazuge-hörigen vierwöchigen Trainings- und Coaching-Programm. Rund zwei Drittel der mehr als 80arbeitslosen Teilnehmer, die im Jahr 2003 diesesTrainings-Programm absolviert haben, entschie-den sich anschließend für den Schritt in die Selbst-ständigkeit.

Viele Führungskräfte tragen sich seit längerem mitdem Gedanken, als Nachfolger in die Unterneh-mensspitze einzutreten, ein Unternehmen zu grün-den oder sich in der Beratung selbstständig zumachen. Die ZAV führt daher das Projekt PHOENIXin 2004 fort und möchte weitere 50 Teilnehmerdabei unterstützen, den Weg in eine selbstständi-ge Existenz zu wagen.

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Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Quelle: Bundesagentur für Arbeit ©2004, BA-AMSn=3.260

Grafik 4

Quelle: Bundesagentur für Arbeit ©2004, BA-AMSn=929

Grafik 5

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▲Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Akademiker undFührungskräfte mitBehinderungen

Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) infor-miert, berät und vermittelt schwerbehinderte Füh-rungskräfte und schwerstbehinderte Absolventin-nen und Absolventen von Fachhochschulen,Gesamthochschulen und Universitäten.

Die ZAV konnte in diesem Geschäftsfeld im Jahr2003 mit 193 Vermittlungen an gute Vermittlungs-ergebnisse der Vorjahre anschließen. Dabei fälltauf, dass von den vermittelten Bewerbern allein 95Personen einen Grad der Behinderung von 100besitzen und viele noch zusätzlich einer persön-lichen oder pflegerischen Unterstützung amArbeitsplatz bedürfen. Bei zahlreichen Kandidatenlagen auch andere Merkmale vor, die eine Vermitt-lung erschwerten. Dazu zählen Langzeitarbeits-losigkeit, das Lebensalter und eine wenig markt-gängige Qualifikation.

Dass die Vermittler dieses Geschäftsfeldes den-noch Erfolge verbuchen können, liegt unter ande-

rem an dem großen Engagement bei der Stellen-akquisition und an der Pflege von Kontakten zuArbeitgebern mit großer Bereitschaft zur Koopera-tion.

Öffentliche Arbeitgeber hielten sich jedoch 2003,wie schon im Vorjahr, bei der Einstellung von Aka-demikern und Führungskräften mit Behinderungensehr zurück.

Dies trifft auch auf viele Arbeitgeber aus demBereich freier und gemeinnütziger Träger zu, denennotwendige Sparmaßnahmen auferlegt waren.Vielfach kamen geplante Einstellungen nichtzustande, weil die erwarteten Zuschüsse der Län-der oder Kommunen entfielen. So mussten dieVermittler der ZAV oft finanzielle Förderinstrumen-te einsetzen.

Ein großer Teil ihrer Vermittlungen ergab sich nur,weil die Arbeitgeber die Bewerber vorher zur Probebeschäftigten.

Häufig mussten die Vermittler auch Leistungen derberuflichen Rehabilitation gewähren, wenn es not-wendig war, den jeweiligen Arbeitsplatz behinde-rungsgerecht zu gestalten. Dadurch konnten siedie örtlich zuständigen Agenturen für Arbeit ent-

n=929 StellenangeboteQuelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

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lasten. Die gute Zusammenarbeit mit den Techni-schen Beratungsdiensten war für die Fachkräfte inder Vermittlung besonders wichtig, da diese zen-trale Entscheidungsgrundlagen liefern.

Entwicklungen

Im Jahr 2004 will die ZAV in diesem Geschäftsfelddie intensive Zusammenarbeit mit Selbsthilfegrup-pen und Initiativen von behinderten Studierendenfortsetzen. Eine enge Kooperation besteht mit derBeratungsstelle des Deutschen Studentenwerks

für Studierende mit Behinderungen, an deren halb-jährlich stattfindenden Beiratssitzungen ein Vertre-ter der ZAV teilnimmt.

Ende des Jahres 2003 befanden sich 1.700 Aka-demiker und Führungskräfte mit Behinderungen imBewerberpool – 400 Kandidaten mehr als im Vor-jahr. Die ZAV hält nicht nur mit diesen BewerbernKontakt, sondern auch zu etwa 2.000 bereits ver-mittelten Personen, für die in den ersten Berufsjah-ren Leistungen der beruflichen Rehabilitation zuerbringen sind.

Naturwissenschaften; 9

Psychologie; 10

BWL/VWL; 21

Sozialarbeit, Pädagogik; 45

Medizin, Pharma; 29

Geisteswissen-

schaften; 22

Rechtswissenschaften; 19

Informatik; 8Sonstige; 13

Ingenieurwissenschaften; 17

Quelle: Bundesagentur für Arbeit n = 193

Vermittlungen schwerbehinderter Akademiker 2003 nach Berufsfeldern

© 2004, BA-AMS

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Einzeldarstellungen der Teilarbeitsmärktefür Fach- und Führungskräfte

Ingenieure

● Ingenieure

● Bauingenieure

● Architekten

● Vermessungsingenieure

● Elektroingenieure

● Maschinenbauingenieure

● Wirtschaftsingenieure

● Sonstige Ingenieure

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Der Arbeitsmarkt für Ingenieure zeigte sich im Jahr2003 insgesamt weiterhin schwierig. DeutlicheAnzeichen einer Verbesserung waren noch nicht zuerkennen. Allerdings gab es Unterschiede in derEntwicklung in Ost- und Westdeutschland.

Große Ingenieurbüros und Großunternehmen stel-len laufend geeignete Absolventen ein, auch ohnekonkrete Stellenausschreibungen zu veröffent-lichen. Dabei werden Bewerber bevorzugt, diebereits durch ein Praxissemester oder durch ihreDiplomarbeit Kontakt mit dem Unternehmen hat-ten. Die Stellenangebote für Ingenieure, die bei derBundesagentur für Arbeit eingingen, kamen in derMehrzahl von kleinen und mittleren Unternehmenund von öffentlichen Arbeitgebern. Insgesamt warfür alle Ingenieurberufe im Durchschnitt ein Rück-gang der Stellen um 11,1 % zu verzeichnen.

In den Bereichen Maschinenbau und Elektrotech-nik hat sich die Zahl der freien Stellen zwar auchreduziert, aber weit weniger stark als im Baube-reich. Firmenumstrukturierungen, Insolvenzen undAuftragseinbrüche führten dazu, dass etwa für dieMaschinenbauingenieure die Zahl der Stellenange-bote bei den Arbeitsagenturen auf 13.391 zurück-ging (– 5,2 %). In Relation zu anderen Berufen wardieser Rückgang verhältnismäßig moderat: ImDurchschnitt aller akademischen Berufe gingen dieStellenmeldungen um 13,5 % zurück. Insgesamtlässt sich festhalten, dass trotz des Stellenrück-gangs insgesamt gerade Absolventen der Fach-richtungen Maschinenbau und Elektrotechnikinnerhalb kurzer Zeit qualifikationsgerechte Tätig-keiten aufnehmen konnten – sofern sie überregio-nal mobil waren. Lediglich fehlende Berufserfah-

rung stellte eine Berufsbarriere dar und führte zueiner längeren Suchphase.

Für Arbeit suchende Architekten sah 2003 dieLage auf dem Arbeitsmarkt extrem negativ aus.Die weiter zurückgehende Baukonjunktur, Firmen-schließungen und die Entlassung bewährter Mit-arbeiter verdeutlichen den Ernst der Lage. VieleArchitekten suchten den Weg in die Selbstständig-keit. Die schwierige Auftragslage ließ sie dabeijedoch nicht immer erfolgreich sein. Bewerberohne Berufserfahrung hatten in dieser Berufsgrup-pe keine Chance, einen Arbeitsplatz zu finden.

An der Stellen- und Arbeitslosenentwicklung ist ineinigen Berufen der Unterschied der wirtschaft-lichen Entwicklung in Ost- und Westdeutschlandabzulesen. Im Westen stieg die Zahl der arbeitslo-sen Bauingenierue um 16,4 %, in den neuen Bun-desländern um 8,1 %. Der Ost-Anteil der Arbeitslo-sen dieser Berufsgruppe machte 47,7 % aus. In derEntwicklung der Stellenangebote für Bauingenieureschnitten die neuen Bundesländer etwas besserab. Hier lag der Rückgang bei 31,5 % gebenüber –36,1 % im Westen. Dabei ist jedoch zu beachten,dass Baumaßnahmen in der Folge der Hochwas-serschäden des Vorjahres noch nachwirken.

Bei den Maschinenbau- und bei den Elektroingeni-euren bestanden leichte Unterschiede bei der Ent-wicklung der Arbeitslosigkeit in den alten (+12,3 %bzw. +14,2 %) und neuen Bundesländern (+9,7 %bzw. + 8,5 %). In den alten Bundesländern stelltendie Maschinenbauingenieure 52,4 %, die Elektroin-genieure 59 % der Arbeitslosen ihrer Berufgruppe.Auf dem Stellenmarkt war der Stellenrückgang imOsten ausgeprägter als im Westen.

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Ingenieure

Arbeitslose Stellenzugang

Bauingenieure 13.748 (+12,6 %) 4.490 (–19,5 %)

Architekten 8.973 (+20,9 %) 1.162 (–27,6 %)

Vermessungsingenieure 922 (+27,7 %) 299 (–12,3 %)

Elektroingenieure 12.751 (+11,8 %) 6.581 (–14,0 %)

Maschinenbauingenieure 16.859 (+11,1 %) 13.391 (–5,2 %)

Wirtschaftsingenieure 3.734 (+11,7 %) 1.275 (–12,3 %)

Sonstige Ingenieure 8.092 (+ 2,8 %) 2.828 ( –6,5 %)

alle Ingenieure 65.079 (+11,9 %) 30.026 (–11,1 %)

alle Akademiker 253.332 (+13,3 %) 109.665 (–13,5 %)

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Stellen für Maschinenbauingenieure nahmen imWesten um 2,9 % ab, im Osten um 16,4 %. DieStellenangebote im Osten machten 14,8 % allergemeldeten Stellen für Maschinenbauer aus. Ähn-lich sah die Stellensituation der Elektroingenieureaus. Hier sanken die Meldungen in den altenBundesländern um 11,1 %, in den neuen Ländernum 25,8 % (= 17,1 % des Gesamtangebots fürElektroingenieure).

Auch bei den Wirtschaftsingenieuren zeichnetensich Unterschiede ab. Ihre Arbeitslosenzahl stiegim Westen um 17,5 %, im Osten um 6,5 %. In denalten Bundesländern nahm die Stellenzahl fürdiese Berufsgruppe zu (+9,2 %), im Osten ging siefast um die Hälfte zurück (–48,7 %).

Das Qualifikationsniveau der Bewerber war durch-weg sehr hoch. Hinsichtlich der Fachkenntnisseund fachübergreifenden Fähigkeiten waren diemeisten Bewerber den Arbeitgebern als versierteFachkräfte zu empfehlen. Zu beobachten war,dass insbesondere Berufsanfänger realistischergeworden sind, vor allem in Hinblick auf Gehalt,räumliche Mobilität und berufliche Flexibilität. Ineinigen Berufsgruppen wurden die Wunschvorstel-lungen völlig hintan gestellt. Im Vordergrund standdas Ziel, überhaupt eine Arbeitsstelle zu finden.Vor allem bei Berufsanfängern war das Interesseerkennbar, bei der Stellensuche auch das europäi-sche Ausland mit in den Blick zu nehmen.

An vielen Orten war eine Spaltung des Arbeits-marktes für Bewerber zu beobachten. Während ersich für Absolventen und junge Berufserfahreneverhältnismäßig gut gestaltete, sah es für die älte-ren Bewerber deutlich düsterer aus. Ein Einfluss-faktor mag hier die größere regionale Mobilität derjüngeren Ingenieure gegenüber der familiengebun-denen Sesshaftigkeit Älterer sein. Jedoch spielendie den älteren Bewerbern oft abgesprochenenaktuellen Fachkenntnisse ebenso eine Rolle wiedie höheren Personalkosten. Bei allen Akademi-kern lag der Anteil der arbeitslosen Bewerber über45 Jahre bei 37 %. Bei den arbeitslosen Bauinge-nieuren stellte diese Altersgruppe mehr als 50 %,bei den Elektro- und Maschinenbauingenieurenmehr als 60 % der Arbeitslosen.

In Einzelfällen konnten Bewerber von den Arbeits-agenturen dadurch unterstützt werden, dassbetriebliche Trainingsmaßnahmen gefördert oderEingliederungszuschüsse während der Einarbei-tungszeit gezahlt wurden. Berufseinsteiger warenbesonders an Strategieberatung interessiert undnahmen an Bewerbercoachings teil. Ingenieure, diesich mit einem fundierten Konzept für die Selbst-

ständigkeit entschieden hatten, unterstützten dieAgenturen für Arbeit durch Überbrückungsgeld.

Bei den meisten Ingenieurberufen setzte sich 2003der Trend des Vorjahres fort, dass der Anteil derArbeitslosen mit Universitätsabschluss leicht sank,während die Ingenieure, die eine Fachhochschulebesucht hatten, einen etwas größeren Teil derArbeitslosen ihrer Berufsgruppe stellten. Jedochliegt dieser Anteil zumeist noch deutlich unter demAnteil der beschäftigten Ingenieure mit FH-Abschluss. Gleichzeitig ist in der Beschäftigtensta-tistik zu beobachten, dass die Zahl der Ingenieuremit Universitätsabschluss in den letzten Jahrenleicht angestiegen ist, während die Zahl der Inge-nieure mit FH-Diplom auf gleichem Niveau blieboder leicht sank.

Zu den neuen Studienabschlüssen ist im Bereichder Ingenieurwissenschaften derzeit keine Aussagemöglich. Bisher treten Bewerber mit entsprechen-den Abschlüssen noch sehr selten auf. Auch sei-tens der Arbeitgeber war keine spezifische Nach-frage nach entsprechenden Bewerbern zu ver-zeichnen. Oft fehlt jedoch auch die notwendigeInformation, Skepsis herrscht – vielleicht mit Aus-nahme einiger größerer Unternehmen – noch vor.Das Diplom wird als altbewährter Studienabschlussangesehen, eine Umstellung fällt noch schwer.

Die Verdienstmöglichkeiten sind für Ingenieuresehr weit aufgefächert. Während die Bezahlung fürangestellte Architekten und gerade für Berufs-anfänger sich in den letzten Jahren nach untenbewegten, liegt ansonsten das Einkommensniveaubei Ingenieuren noch immer hoch. Gleichwohl gibtes eine beachtliche Bandbreite, für die eine Reihevon Einflussfaktoren verantwortlich sind.

Je nach Position und Verantwortungsgrad einesIngenieurs unterscheiden sich die Gehälter. AuchBerufserfahrung steigert zumeist das Einkommen.Während ein Trainee manchmal bereits mit 37.000 € im Jahr einsteigen kann, lagen Abtei-lungsleiter bei 66.000 € durchschnittlichem Brut-toeinkommen. Abgestuft zwischen diesen Verant-wortungsebenen stehen mit jeweils unterschied-licher Entlohnung der Projekt-Ingenieur, der Pro-jektmanager und der Teamleiter. Mit dem höherenVerantwortungsgrad nimmt auch die Personalver-antwortung zu, die ebenfalls eine Einflussgröße aufdie Gehaltshöhe hat.

Tarifverträge sind in einigen Branchen mitentschei-dend für die Gehaltshöhe, sofern der ArbeitgeberMitglied im Verband ist. Nach einer Untersuchungder vdi-Nachrichten liegt hier die Chemiebranchemit 53.900 € durchschnittlichem Jahresgehalt in

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der Bezahlung vorn, dicht gefolgt von der Elektro-technikbranche und dem Fahrzeug- und Maschi-nenbau. Auf hinteren Plätzen in dieser Rangfolgelanden das Baugewerbe und Ingenieur- und Pla-nungsbüros.

In allen Gehaltsuntersuchungen wird darauf auf-merksam gemacht, dass es innerhalb einer Tätig-keit weitere Abweichungen geben kann. Die Mitar-beiterzahl eines Unternehmens spielt hier ebensoeine Rolle wie der Standort. Das Gehaltsniveau inden neuen Bundesländern liegt unter dem west-deutschen Niveau. Gleichwohl gibt es auch inner-halb dieser beiden Regionen Abstufungen. So ver-dient ein Ingenieur in Bayern und Baden-Württem-berg häufig mehr als ein Ingenieur in Niedersach-sen oder Bremen.

Die Arbeitgeber stellten sehr hohe Ansprüche anihr neues Personal. Neben ausgewiesenen Fach-kenntnissen verlangten sie vorrangig Berufserfah-rung in den angebotenen Tätigkeitsfeldern. Arbeit-geber waren daran interessiert, Bewerber zu fin-den, die vollständig dem Anforderungsprofilgenügten. Sie zeigten kaum Bereitschaft, Abstri-che hinzunehmen. Gern sahen die Unternehmenbei den Bewerbern eine stringente Berufsbiografieund aktuelle Fachkenntnisse. Ein zügiges Studiumist ebenfalls zu einem Idealprofil hinzuzurechnen.

Charakteristisch für die Offerten ist ein gestiege-nes Anforderungsprofil sowie der hohe Stellen-wert, den Soft Skills auch bei den Ingenieurberufeneinnehmen. Neben hoher fachlicher Kompetenzhaben persönlichkeitsbezogene Eigenschaften anBedeutung gewonnen. Teamfähigkeit, Problem-lösevermögen, eine selbstständige Arbeitsweise,interdisziplinär vernetztes Denken. Kommunika-tionsfähigkeit im Team und im Umgang mit Kundensollten die Bewerber mitbringen. Auch Führungs-qualifikationen sind gefragt – gerade bei Team-oder Abteilungsleiterpositionen. Die Bereitschaftzur Mobilität (bis hin zu einer Tätigkeit Ausland)war ebenfalls ein wichtiges Kriterium bei der Per-sonalsuche.

Die Internationalisierung der wirtschaftlichen Ab-läufe, verbunden mit einem gestiegenen Kosten-druck erhöht die Notwendigkeit zur Innovationsfä-higkeit der Unternehmen bei gleichzeitig verstärk-ter Ausrichtung auf Kundenwünsche. Damit wer-den auch bei den Ingenieurberufen mehr Manage-mentqualifikationen vorausgesetzt. Anforderungenwie Zielkostenmanagement, ein hohes Maß anSelbstorganisation und unternehmerisches Den-ken waren Bestandteil mancher Stellenausschrei-bung. Die Zunahme offener Stellen im Vertrieb und

die Ausrichtung der Unternehmen auf ausländi-sche Märkte bringen es mit sich, dass Bewerberverhandlungssicher im Englischen – und im Hin-blick auf Osteuropa teilweise auch im Russischen– sein sollen.

Bauingenieure

Arbeitslose: 13.748 (+12,6 %)

Frauenanteil: 31,1% (2002: 30,1 %)

mit Universitätsabschluss: 47,2 % (2002: 49,1 %)

Stellenzugang: 4.490 (–19,5 %)

Die Bauwirtschaft befand sich 2003 weiter ineinem Abwärtstrend. So ging wiederum auch dieNachfrage nach Bauingenieuren zurück. Insge-samt hat sich das bereits 2002 bestehendeUngleichgewicht zwischen Bewerbern und offenenStellen weiter deutlich zu Ungunsten der Bewerberverschoben. Die Zahl der Stellenmeldungen gingum 19,5 % zurück auf 4.490. Häufig war zu beob-achten, dass Unternehmen freiberufliche Projekt-tätigkeiten anboten, statt neues Personal einzu-stellen. Bei diesen freiberuflichen Angebotenwurde oft auf Bewerber zurückgegriffen, die einmalim Unternehmen tätig gewesen, aber wegen feh-lender Aufträge entlassen worden waren.

Die Zahl der Studienanfänger im Bauingenieurwe-sen hat sich in den letzten zehn Jahren deutlichverringert. Während im Winter 1993 noch über10.000 Erstsemester an die Hochschulen dräng-ten, waren es 2002 weniger als 7.000. Aufgrundder sinkenden Studierendenzahlen werden sich inden kommenden Jahren die Absolventenzahlenverringern. Mittelfristig könnte dies zu Engpässenbei der Personalrekrutierung führen, falls sich diewirtschaftliche Lage der Baubranche positiv verän-dern sollte.

Die gegenwärtig sehr angespannte Situation in derBaubranche führte jedoch dazu, dass derzeit zahl-reiche Bewerber auf dem Arbeitsmarkt sind. ImVergleich zu 1996 hat sich ihre Zahl nahezu ver-doppelt. Anders als Mitte der 90er Jahre, als vorallem jüngere Bewerber arbeitslos waren, war imJahr 2003 nur ein Fünftel der Bewerber jünger als35 Jahre, während mehr als die Hälfte der Bau-ingenieure mit einem Lebensalter über 45 einen

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schweren Stand hatten und teilweise einige Ver-mittlungshemmnisse mitbrachten. Etwa die Hälfteder Bewerber konnte 2003 ein Fachhochschuldi-plom vorweisen (52,8 %). Im Vergleich zum Vorjahrist damit der Anteil der Bauingenieure mit Fach-hochschuldiplom deutlich angestiegen.

Die meisten Bewerber verfügten über langjährigeBerufserfahrung und brachten entsprechendeFachkenntnisse mit. Besonders häufig waren sie inder Bauleitung tätig gewesen, sehr viele verfügtenüber Kenntnisse aller Leistungsphasen. Die meis-ten von ihnen zeigten Interesse daran, in die Berei-che einzusteigen, in denen sie bereits gearbeitethatten. Zugleich waren sie so flexibel, sich auchandere Einsatzfelder vorstellen zu können. DieSpanne reichte vom Hochbau und Stahlbau überdie Wasserwirtschaft bis hin zum Verkehrswesen.Kenntnisse im Projektmanagement, in diversenCAD-Programmen, in der effizienten Büroorgani-sation oder im Controlling hatte eine Reihe derBewerber, einige verfügten auch über Wissen imBereich Sanierung oder hatten Erfahrung als Sach-verständige. Viele beherrschten Englisch in Wortund Schrift. Die Soft Skills der meisten waren über-aus ausgeprägt. Ihre Team- und Kommunikations-fähigkeit, ihr Verhandlungsgeschick und ihreEigeninitiative hatten die berufserfahrenen Bewer-ber bereits gezielt unter Beweis stellen können.Betriebswirtschaftliche Kenntnisse waren den mei-sten Bewerbern ebenfalls geläufig.

Vorwiegend meldeten kleine und mittlere Unter-nehmen 2003 Stellen für Bauingenieure, auchIngenieurbüros waren immer wieder auf Personal-suche. Eine Reihe der Arbeitsangebote war zeitlichbefristet. Eher zurückhaltend fielen Stellenmeldun-gen aus dem Öffentlichen Dienst aus. Architektur-und Ingenieurbüros machten 24,3 % der Stellen-angebote aus. Aus dem Baugewerbe kamen19,7 % der Offerten, 14,4 % aus dem öffentlichenBereich, von Zeitarbeitsfirmen 6,8 %. Aus Verbän-den und sonstigen Interessenvertretungen wurden4,7 % der Stellen gemeldet. Hochschulen und Ein-richtungen der Erwachsenenbildung stellten 4,2 %der Offerten, Unternehmen des Grundstücks- undWohnungswesens 4,4 %. In geringerem Umfangkamen Stellenangebote aus dem Maschinenbau,aus der Landwirtschaft, aus der Abwasserwirt-schaft oder aus dem Groß- und Einzelhandel.

Viele Bewerber, die 2003 keine Festanstellung fin-den konnten, wählten den Weg in die Selbststän-digkeit, oftmals gefördert durch die Agenturen fürArbeit. Einige Bauingenieure nutzten die Situationdes Lehrermangels an beruflichen Schulen und

gingen ins Lehramt. Besonders mobile Kandidatensuchten eine Tätigkeit im Ausland.

Die Arbeitgeber stellten sehr hohe Ansprüche anihr neues Personal. Neben ausgewiesenen Fach-kenntnissen verlangten sie vorrangig Berufserfah-rung in den ausgeschriebenen Tätigkeitsfeldern.Damit war die gewünschte Qualifikation sehr viel-fältig. Während Großunternehmen eher Spezialis-ten einstellen wollten, war bei kleineren Baufirmender Allrounder gefragt, der sich in allen Leistungs-phasen auskennt. Unter den geforderten Fach-kenntnissen sind zu nennen: Kenntnisse der Bau-leitung, der Bauüberwachung, aber auch Kennt-nisse des konstruktiven Ingenieurbaus, der öffent-lichen Ausschreibungs- und Vergaberichtlinien undder Kalkulation. Fast ausnahmslos war ausgepräg-tes CAD-Wissen gefordert, je nach Anwendungs-bereich Kenntnisse in der Statik, der Bauphysik,der Arbeitssicherheit, des Brandschutzes oder desBaurechts. Die Bewerber sollten teilweise auchüber Erfahrungen in der Abwassertechnik, imUmweltschutz, im Qualitätsmanagement, in derGebäudetechnik, im Straßen- und Gleisbau oderim Vertrieb verfügen. Neben den fachlichen Anfor-derungen legten die Arbeitgeber sehr großen Wertauf die soziale Kompetenz der Bewerber. Sie soll-ten teamfähig sein und über Organisationstalentverfügen. Mit Verhandlungsgeschick, Führungser-fahrung, Durchsetzungsvermögen und Verantwor-tungsbewußtsein ausgestattet wünschten sichviele Unternehmen ihre zukünftigen Mitarbeiter.Unter den geforderten Fremdsprachenkenntnissenrangierte Englisch an erster Stelle, in Grenzregio-nen wurde auch Französisch gefordert, mit Aus-richtung auf die Bauwirtschaft in Osteuropa solltenBewerber auch Russisch- oder weitere osteuropä-ische Sprachkenntnisse mitbringen.

Berufsanfänger ohne Praxiserfahrung hatten kaumChancen, von Arbeitgebern bei der Personalsuchein die engere Wahl genommen zu werden. Praxis-semester oder fachrelevante Ferientätigkeiten sind daher für angehende Bauingenieure sehrwichtig.

Bei älteren Bewerbern war eine Mobilität oft nurschwer erreichbar. Insbesondere wenn sie dannlänger arbeitslos waren, verringerten sich ihreChancen, eine Stelle zu finden. Bewerber, die ihrStudium im Ausland absolviert hatten, die nichtüber Berufserfahrung in Deutschland verfügtenund die oft zudem schlecht Deutsch sprachen,hatten keine Chancen, als Bauingenieur Arbeit zufinden.

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Nur in wenigen Fällen förderte die Arbeitsverwal-tung 2003 Fortbildungsmaßnahmen, auch wenndie Nachfrage danach sehr groß war. Um einenanschließenden Vermittlungserfolg zu erzielen, wardie Analyse des Bewerberdefizits im Vorfeldbesonders wichtig. Gefördert wurden Maßnah-men, die die CAD-Kenntnisse der Bewerber aktua-lisierten, Qualifikationen im Baumanagement, imFacility Management oder für eine Sachverständi-gentätigkeit. Bei diesen Seminaren lag großer Wert

auf einem hohen Praktikumsanteil. BetrieblicheTrainingsmaßnahmen, bei denen sich Arbeitgeberein Bild von der Qualifikation eines Bewerbersmachen konnten, führten, wenn es die Auftragsla-ge zuließ, 2003 hin und wieder zu Festeinstellun-gen von Bauingenieuren. Existenzgründerseminarefanden regen Zuspruch. Bei Absolventen undBerufsanfängern war besonders ein Coachingoder eine Karriereberatung gefragt.

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Ingenieure insg.

Architekten

Bauingenieure

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

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Architekten

Arbeitslose: 8.973 (+20,9 %)

Frauenanteil: 44,4 % (2002: 45,0 %)

mit Universitätsabschluss: 50,0 % (2002: 51,6 %)

Stellenzugang: 1.162 (–27,6 %)

Für Arbeit suchende Architekten sah 2003 dieLage auf dem Arbeitsmarkt nahezu katastrophalaus. Die weiter zurückgehende Baukonjunktur, Fir-menschließungen und die Entlassung selbst lang-jährig tätiger Mitarbeiter verdeutlichen die Drama-tik. Insgesamt ging die Zahl der Stellenmeldungenbei der Bundesagentur für Arbeit um 27,6 % auf1.162 Stellen zurück. Die Bewerber interessiertensich oft für eine Anstellung im Öffentlichen Dienst,da ihnen hier die Perspektive eines sicherenArbeitsplatzes attraktiv erschien. Angesichts derSparmaßnahmen in öffentlichen Haushalten erga-ben sich hier jedoch nur wenige Anstellungsmög-lichkeiten. Ernüchternd ist festzustellen, dass auchBewerber mit Berufserfahrung, sehr guten Refe-renzen, hoher beruflicher und regionaler Mobilitätgroße Schwierigkeiten hatten, einen entsprechen-den Arbeitsplatz zu finden.

Freie projektbezogene Mitarbeit in Architekten-Netzwerken gewann an Bedeutung. FacilityManagement, Machbarkeitsstudien von Baupro-jekten und umweltbezogene Gutachten wurdenpunktuell zu ausbildungsnahen Einsatzbereichenfür Architekten. Wie zugespitzt die Lage ist, zeigtdie Bereitschaft junger Absolventen, ohne Vergü-tung zu arbeiten, um auf diesem Wege die Aner-kennungsvoraussetzungen zu erfüllen.

Meldungen von der angespannten Situation in derBaubranche zeigten – anders als im Bauingenieur-wesen – keinen Einfluss auf die an die Hochschu-len strömenden Erstsemester und die Absolven-tenzahlen. Das Architekturstudium erfreut sichkonstant großer Beliebtheit. Die Zahl der Studien-anfänger unterlag in den letzten Jahren nur gering-fügigen Schwankungen. Bei diesem gleich blei-bendem Interesse an dem Studienfach werden dieAbsolventenzahlen mittelfristig auf hohem Niveaubleiben, so dass Arbeitgeber sich bei der Perso-nalrekrutierung die qualifiziertesten Bewerber wer-den aussuchen können.

8.973 arbeitslose Architekten standen 2003 für dieBesetzung vakanter Stellen zur Verfügung, dreimal

mehr als 1995. Architektinnen stellten in den ver-gangenen Jahren durchweg einen Anteil von mehrals 40 %. Unter allen Bewerbern ist in den letztenJahren der Anteil der Fachhochschularchitektengestiegen und machte 2003 50 % aus. Etwa 40 %der Bewerber 2003 war mittleren Alters (35–45Jahre) und entsprechend berufserfahren. Ein Drit-tel aller Bewerber war jünger und konnte damit nurwenige Jahre Berufserfahrung vorweisen.

Viele der Bewerber waren fachlich gut, einige sehrgut qualifiziert. Die Mehrzahl verfügte über diegeforderten CAD-Kenntnisse. Mit Ausnahme eini-ger Absolventen konnten auch alle Berufserfah-rung vorweisen. Damit brachten die Bewerberauch Kenntnisse in der Bauleitung, in der Ausfüh-rungsplanung und im Projektmanagement mit. Beivielen erstreckte sich das Wissen über alle neunLeistungsphasen. Daneben verfügten einige Kan-didaten über Kenntnisse der Haus- und Versor-gungstechnik, der Innenarchitektur, des Marke-tings und des Qualitätsmanagements. Andere hat-ten in ihrer Berufstätigkeit bereits ihre ausgeprägteBeratungskompetenz unter Beweis stellen können.Einige Fachhochschularchitekten konnten darüberhinaus mit den Kenntnissen ihrer früheren Berufs-ausbildung (Schreiner, Bauzeichner) aufwarten. Inder Mehrzahl waren die Bewerber sehr engagiert,kommunikativ und flexibel, insbesondere hinsicht-lich des regionalen Einsatzes. Viele von ihnenbrachten Auslandserfahrung mit. Auch Sprach-kenntnisse waren insgesamt oft vorhanden.

Arbeitsstellen wurden oft befristet oder als freibe-rufliche Aktivität angeboten. Auffällig war 2003,dass immer öfter Fachaufgaben auch an Prakti-kanten vergeben wurden, so dass Stellenaus-schreibungen sich aus Arbeitgebersicht erübrig-ten. Die wenigen Stellenangebote verteilten sichauf unterschiedliche Unternehmens- und Wirt-schaftsbereiche. Sie kamen zu 48,8 % aus Archi-tektur- und Ingenieurbüros, zu 9,2 % von öffent-lichen Arbeitgebern, zu 8,6 % aus dem Grund-stücks- und Wohnungswesen, zu 8,5 % aus demBaugewerbe, zu 4,5 % von Zeitarbeitsfirmen, zu3,2 % aus Hochschulen und Einrichtungen derErwachsenenbildung und zu 2,8 % von Verbändenund Interessenvertretungen. Weitere Einzelmel-dungen legten das Ernährungsgewerbe, die Land-wirtschaft oder der Einzelhandel und Unterneh-mensberatungen vor.

Viele Architekten suchten 2003 den Weg in dieSelbstständigkeit. Die schwierige Auftragslage ließsie dabei jedoch nicht immer erfolgreich sein. Um

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sich dennoch wirtschaftlich halten zu können,kombinierten einige dieser selbstständigen Archi-tekten ihre Fachtätigkeit mit Zusatzaktivitäten, z.B.als Sachverständige, im Vertrieb von Bauproduk-ten oder mit der Verwaltung von Immobilien. Einpaar Architekten schlugen 2003 auch den Wegzum Lehramt in Berufsschulen ein.

Bewerber ohne Berufserfahrung hatten 2003 keineChance, einen Arbeitsplatz zu finden. Ohne fun-dierte CAD-Kenntnisse blieben Bewerbungenebenfalls durchweg erfolglos. Je nach Tätigkeits-feld wünschten die Arbeitgeber Fachkenntnisse inallen Leistungsphasen. Auch legten die Unterneh-men Wert auf Querschnittswissen oder Spezialwis-sen, z.B. in Baurecht oder Betriebswirtschaft. Aus-schreibungskenntnisse und Kenntnisse der techni-schen Dokumentation waren punktuell auchgewünscht.

Als selbstverständlich sahen die Arbeitgeber diehohe Sozialkompetenz ihrer Idealkandidaten an.Sie sollten team- und kommunikationsfähig seinund über Organisationstalent verfügen, möglichstauch Leitungserfahrung mitbringen, belastbarauch hinsichtlich Mehrarbeit und mobil sein. Einstringenter Werdegang und Fremdsprachenkennt-nisse rundeten das Wunschprofil ab.

Um die Zeit der Arbeitslosigkeit sinnvoll zu über-brücken, nutzten vor allem FH-Absolventen ver-stärkt das Angebot eines Aufbaustudiums mitMaster-Abschluss, um im Stoff zu bleiben bzw.Lücken im Lebenslauf zu vermeiden. Aussiedler/Ausländer haben besondere Schwierigkeiten beider Stellensuche, insbesondere wenn sie ihr Stu-dium im Ausland absolviert haben, nicht über ein-schlägige Berufserfahrung in Deutschland verfü-gen und unzureichend Deutsch können.

Die Beratungsdienstleistung der Arbeitsämter waroft gefragt, von Absolventen und Berufsanfängernhinsichtlich Berufsplanung, von älteren Architektenauch hinsichtlich einer kompletten Neuorientie-rung. Über einzelne geförderte betriebliche Trai-ningsmaßnahmen wurden die fachlichen Kompe-tenzen der Bewerber erhalten und Kontakte aufge-baut. In wenigen Fällen kam es in der Folge auchzu einer Anstellung. Modular, praxisnah und orien-tiert an den Qualifikationsdefiziten der Bewerberfanden einige Schulungsmaßnahmen für Architek-ten zu CAD, Projektmanagement und FacilityManagement statt. Auf großes Interesse stießenExistenzgründerseminare.

Vermessungsingenieure

Arbeitslose: 922 (+27,7 %)

Frauenanteil: 33,6 % (2002: 30,2 %)

mit Universitätsabschluss: 41,3 % (2002: 40,9 %)

Stellenzugang: 299 (–12,3 %)

Die weiterhin ungünstige Situation in der Baubran-che wirkte sich auch 2003 wieder auf den Arbeits-markt für Vermessungsingenieure aus. Auftrags-rückgänge führten teilweise zu Firmenschließungen,erhoffte Bautätigkeiten, etwa im Ausbau von Bahn-strecken und Autobahnen, fanden nicht statt. Dieder Bundesagentur für Arbeit für diese Berufs-gruppe gemeldeten Stellen gingen 2003 um 12,3 %auf 299 Stellen zurück. Eine Entspannung der Lagedeutete sich auch zum Jahresende nicht an.

Die Zahl der Vermessungsingenieure, die 2003eine neue berufliche Position suchten, ist im Ver-gleich zum Vorjahr um 27,7 % auf 922 angestie-gen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil derVermessungsingenieure mit Universitätsabschlussleicht auf 41,3 % der Bewerber. 58,7 % der Bewer-ber hatten eine Fachhochschule besucht.

Die Mehrzahl der Bewerber konnte sehr gute theo-retische Kenntnisse vorweisen, einige verfügtenauch über ausgewiesenes Datenbank- und Netz-werkwissen. Insbesondere das Interesse an unddie Kenntnis von Geo-Informatik-Systemen hat inden letzten Jahren zugenommen. Einige Bewerberbrachten überdies Verwaltungserfahrung mit, dasie im Öffentlichen Dienst das Referendariat absol-viert hatten. Besonders jüngere Bewerber waren2003 bundesweit mobil und daran interessiert, sichberuflich fortzubilden.

Berufsanfänger mussten 2003 mit einer gewissenZeit der Sucharbeitslosigkeit rechnen. Wenn sieregional mobil waren, erhöhten sie ihre Chancen,eine Stelle zu finden, deutlich. Initiativbewerbun-gen waren immer wieder ein erfolgreicher Bewer-bungsweg.

Vor allem Ingenieur- und Architekturbüros sowieöffentliche Verwaltungen suchten 2003 Vermes-sungsingenieure. Die Öffentlichen Arbeitgeberstellten 21,9 % der Offerten, die Mitarbeitersucheder Ingenieurbüros machte 65,4 % der Stellen aus.Vereinzelt boten auch Bauunternehmungen (3,2 %)Stellen an, Tätigkeiten in Erziehung und Unterrichtmachten ebenfalls 3,2 % der Stellenofferten aus.

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Zu den Aufgaben der gesuchten Vermessungs-ingenieure zählten Vermessungsarbeiten bei Bau-maßnahmen, Raumentwicklungsplanung, aberauch Bauleitungen.

2003 wagten einige berufserfahrene Vermessungs-ingenieure den Schritt in die Selbstständigkeit undwurden dabei mit Überbrückungsgeld finanziellgefördert.

Die Qualifikation der Bewerber sollte aus Sicht derArbeitgeber vielschichtig sein. Sehr gute fachbe-zogene EDV-Kenntnisse (GIS, CAD) waren ebensoerwünscht wie Datenbank-Kenntnisse, Kenntnissein der Erstellung von Web-Sites und allgemeinesEDV-Wissen. Berufserfahrung, insbesondere inProjektleitung und mit digitalen Vermessungstech-niken sowie Lernbereitschaft, Fremdsprachen-und BWL-Kenntnisse tauchten 2003 in Stellenaus-schreibungen wiederholt auf. Darüber hinaus warden Arbeitgebern daran gelegen, Mitarbeiter zugewinnen, die flexibel, belastbar und kommunika-tiv in einem Team arbeiten können.

Elektroingenieure

Arbeitslose: 12.751 (+11,8 %)

Frauenanteil: 12,9 % (2002: 12,8 %)

mit Universitätsabschluss: 47,7 % (2002: 47,7 %)

Stellenzugang: 6.581 (–14,0 %)

Mit weiterhin schwacher Konjunktur blieb auch2003 die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgebergering. Betriebliche Umstrukturierungen und Stel-lenabbau in großen Unternehmen und die Verlage-rung von Produktionsteilen ins Ausland führtenteilweise zu Entlassungen. Insolvenzen kleinererBetriebe verengten den Arbeitsmarkt zusätzlich.Betroffen waren insbesondere Stellen für Elektro-ingenieure in der Telekommunikation, in der Nach-richtentechnik, in der Medizintechnik und bei Auto-mobilzulieferern. Erst gegen Ende des Jahreswaren vereinzelt positivere Entwicklungen bei denStellenmeldungen zu beobachten, sicherlich ein-hergehend mit dem teilweise wieder steigendenAuftragsvolumen und der besseren Kapazitätsaus-lastung, etwa in der Elektroindustrie. Insgesamtging die Zahl der für Elektroingenieure gemeldetenStellen im Jahr 2003 um 14 % auf 6.581 zurück.

Um sich neu zu orientieren, war bewerberseits vielEigeninitiative notwendig. Zielführend war u. a.,bestehende Kontakte für die Stellensuche zu akti-vieren.

Arbeitgeber konnten 2003 aus einer Vielzahl vonBewerbern ihren Personalbedarf decken. Im Ver-gleich zu 2002 war die Arbeitslosenzahl um 11,8 %auf 12.751 angestiegen. 47,7 % verfügten, wieauch im Vorjahr, über ein Universitätsdiplom, 52,3 % hatten eine Fachhochschule besucht. Mit1.647 Personen stellten die Ingenieurinnen einenBewerberanteil von 12,9 %. Damit liegt der Frau-enanteil unter den Bewerbern dieser Berufsgruppedeutlich höher als ihr Beschäftigtenanteil. Hierstellten etwa im Jahr 2002 die Elektroingenieurin-nen 6,1 % der abhängig beschäftigen Elektroinge-nieure mit Universitätsabschluss.

Das Qualifikationsniveau der Bewerber hat 2003weiter zugenommen. Hinsichtlich der Fachkennt-nisse und fachübergreifender Fähigkeiten warendie meisten Bewerber den Arbeitgebern als ver-sierte Fachkräfte zu empfehlen. Zu beobachtenwar, dass insbesondere Berufsanfänger realisti-scher geworden sind in Bezug auf Gehalt, die Not-wendigkeit zu Mobilität und den jetzt breitergestreuten Wunsch, in ganz bestimmten Unterneh-men tätig zu werden.

Viele Bewerber brachten Berufserfahrung undBranchenkenntnisse mit. Die Fachkenntnissewaren entsprechend der Breite des Ausbildungs-angebots und der entsprechenden Einsatzfelderfür Elektroingenieure vielfältig. Die Bewerber ver-fügten über Kenntnisse der Automatisierungstech-nik und der Nachrichten- und Telekommunika-tionstechnik. Auch Erfahrungen in Mikroelektronik,Medizintechnik, Mess-, Steuer- und Regeltechnik,im Sondermaschinenbau oder der Energieversor-gung konnten einige Bewerber vorweisen. CAD-,SPS-, Linux-, C++-Kenntnisse waren den meistenArbeit suchenden Elektroingenieuren geläufig.Viele kannten sich aus in der Arbeitsvorbereitung,im Qualitätswesen und im Projektmanagement.Fremdsprachen beherrschten die meisten. Einigehatten bereits Auslandserfahrung. Auch überBWL-Wissen verfügten eine Reihe der Bewerber.Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke rundetebei den meisten das Profil ab.

Im Jahr 2003 waren 13,4 % der Bewerber jüngerals 35 Jahre, 25,4 % zwischen 35 und 45 Jahre alt.Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil derBewerber dieser mittleren Altersgruppe leichterhöht. Dies kann als Beleg für die schwierige Wirt-schaftssituation gesehen werden. Bewerber über

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45 Jahre stellten 2003 61,2 %. Ihr Anteil ist im Vor-jahresvergleich leicht gesunken.

Im Jahr 2003 meldeten besonders häufig Unter-nehmen des Dienstleistungssektors Stellen bei derBundesagentur für Arbeit. Ingenieurbüros, dieunternehmensnahe Dienstleistungen erbrachten,stellten 19,4 % der Offerten, Firmen der Arbeit-nehmerüberlassung 17,3 %. Softwarehäuser undDatenverarbeitungsdienste meldeten 6,2 % derStellen, Unternehmen der Medizintechnik, derMess-, Steuer- und Regeltechnik 6,3 %. Aus demMaschinenbau wurden 5,4 % aller Offerten gemel-det, aus der Rundfunk-, Fernseh- und Nachrich-tentechnik 4,5 %. Aus Unternehmen, die sich mitder Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeu-gung befassen, kamen 4,7 % des gemeldeten Per-sonalbedarfs. Unternehmensberatungen machtenmit ihren Stellenmeldungen 4,3 % des Angebotsaus. Auch das Baugewerbe suchte Elektroingeni-eure (2,9 %), ebenso Hochschulen und dieErwachsenbildung (3,2 %). Die vielfältigen Einsatz-möglichkeiten für Elektroingenieure verdeutlichendie vielen Einzelmeldungen auch aus anderenWirtschaftsbereichen (Chemische Industrie, Luft-fahrt, Grundstücks- und Wohnungswesen, Verbän-de).

Eine Reihe von Elektroingenieuren, die 2003 vonArbeitslosigkeit bedroht waren oder bereits ihreStelle verloren hatten, machten sich mit der finan-ziellen Unterstützung der Agenturen für Arbeitselbstständig. Vereinzelt schlugen auch Absolven-ten diesen Weg ein. Unter den älteren Ingenieurenzeigte sich die Selbstständigkeit oft als Möglich-keit, vorhandene Kenntnisse und Erfahrungen inForm freier Mitarbeit für den früheren Arbeitgeberzu realisieren. Andere Elektroingenieure orientier-ten sich völlig neu und wählten das Lehramt anberuflichen Schulen als neues Einsatzfeld. DerLehrermangel in diesen Schularten ermöglichtediesen beruflichen Wechsel.

Arbeitgeber waren 2003 bei ihrer Personalsuchebesonders daran interessiert, Bewerber zu finden,die vollständig dem Anforderungsprofil genügten.Sie zeigten kaum Bereitschaft, Abstriche hinzu-nehmen. Gern sahen die Unternehmen bei denBewerbern eine stringente Berufsbiografie und

aktuelle Fachkenntnisse. Angesichts der schnellenEntwicklung im Elektronikbereich sind Bewerberhier gefordert, durch Fortbildungsbereitschaft undEigeninitiative kontinuierlich auf der Höhe desaktuellen Wissenstandes zu bleiben. Ein langesStudium, mangelnde Sprachkompetenz und feh-lende Praktika wirken sich bei der Arbeitsplatz-suche von Berufseinsteigern negativ aus.

Da die Einsatzbereiche für Elektroingenieure über-aus breit sind, waren die in den Stellenprofilengeforderten Detailkenntnisse vielfältig. Kenntnisseder Automatisierungstechnik waren besondershäufig Bestandteil des Stellenprofils, gefolgt vonKenntnissen der Mess-, Steuer- und Regeltechnik.Hard- und Softwareentwicklung oder hardware-nahe Programmierung waren ebenfalls oftgewünscht. Hier spielt zunehmend eine Rolle, dassElektroingenieure, die ihr Fachwissen mit IT-Kennt-nissen kombiniert haben, in einigen Einsatzberei-chen stärker gefragt sind als reine IT-Fachleute.Insgesamt waren beim Anforderungsprofil fürElektroingenieure EDV-Kenntnisse von großemBelang. CAD-, SAP-, SPS-Wissen sollten dieBewerber für viele Stelle vorweisen können. Jenach Anwendungsgebiet waren dann ebensoKenntnisse in Prozessleittechnik, Energietechnik,Antriebstechnik, Medizintechnik, Schaltungselek-tronik, Nachrichtentechnik und technischer Kyber-netik gefordert. Darüber hinaus wünschten sich dieArbeitgeber Berufserfahrung und Branchenkennt-nisse. Die Fachkenntnisse der Bewerber solltenergänzt werden durch fachübergreifende Fähigkei-ten. Team- und Kommunikationsfähigkeit standenhier an erster Stelle, aber auch die Bereitschaft zuReisetätigkeiten (auch längerfristig im Ausland).Einsatzbereitschaft und Initiative zeichneten ausSicht der Arbeitgeber die geeigneten Bewerberaus. Fremdsprachenkenntnisse, Verhandlungsge-schick und betriebswirtschaftliches Denken hattenebenfalls einen hohen Stellenwert.

In Einzelfällen konnten Bewerber von den Agentu-ren für Arbeit dadurch unterstützt werden, dassbetriebliche Trainingsmaßnahmen gefördert oderEingliederungszuschüsse während der Einarbei-tungszeit gezahlt wurden. Berufseinsteiger warenbesonders an Strategieberatung interessiert undnahmen am Bewerbercoaching teil.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSjeweils Zugangsdaten von Januar bis Dezember

Grafik 9

unter 35 Jahre 35-45 Jahre über 45 JahreQuelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 10

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Ingenieurbüros19,4 %

Sonstige21,9 %

Zeitarbeit u. Personalvermittler

17,3 %

Mess-, Steuer-Regeltechn.,Optik

6,3 %

Datenverabeitung und Datenbanken

6,2 %

Maschinenbau5,4 %

Herstellung von Geräten der

Elektrizitätserzeugung4,7 %

Baugewerbe2,9 %

Hochschulen u. Erwachsenenbildung

3,2 %

Unternehmensberatung4,3 %

Handel3,9 %

Rundfunk-, Fernseh- u.Nachrichtentechnik

4,5 %

Wer suchte 2003 Elektroingenieure?

Quelle: Bundesagentur für Arbei © 2004,BA-AMSn=6.581

Grafik 11

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 12

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Maschinenbauingenieure

Arbeitslose: 16.859 (+11,1 %)

Frauenanteil: 16,8 % (2002: 16 %)

Anteil mit Universitätsabschluss: 45,9 % (2002: 46,1 %)

Stellenzugang: 13.391 (–5,2 %)

Der Arbeitsmarkt für Maschinenbauingenieureblieb 2003 von der konjunkturellen Schwäche nichtverschont. Firmenumstrukturierungen, Insolvenzenund Auftragseinbrüche führten dazu, dass die Zahlder Stellenangebote bei den Arbeitsagenturen auf13.391 zurückging (– 5,2 %). In Relation zu ande-ren Berufen war dieser Rückgang verhältnismäßigmoderat: Im Durchschnitt aller akademischenBerufe gingen die Stellenmeldungen um 13,5 %zurück.

Wie schon im Vorjahr setzte sich 2003 der Trendfort, dass die Bewerbungsverfahren sehr langedauerten, weil die Arbeitgeber darauf aus waren,den passgenauen Bewerber zu finden, und vonihren spezifischen Anforderungen wenig Abstrichemachten. Unternehmen deckten ihre Produktions-spitzen oftmals auch durch den Einsatz von Zeitar-beitskräften ab. Der Trend zum Personalleasing istAnzeichen dafür, dass die Unternehmen sich beiPersonalinvestitionen vorerst zurückhielten. Unterden Bewerbern ist die Akzeptanz dieser Beschäfti-gungsform gestiegen, wohl auch, weil sich diemögliche maximale Beschäftigungsdauer in derLeihfirma verlängert hat. Verhaltene Signale derBesserung zeigten sich zum Jahresende.

Parallel zu der zurückhaltenden Nachfrage derArbeitgeber hat sich 2003 die Zahl der arbeitslosenBewerber erhöht. Sie lag mit 16.859 um 11,1 %höher als im Vorjahr, wobei der Anstieg in denneuen Bundesländern (+ 9,7 %) leicht unter demAnstieg in den alten Bundesländern (+12,3 %) lag.Der Anteil der Maschinenbauingenieure mit Fach-hochschuldiplom stieg leicht an auf 54,1 %. Seitetwa zwei Jahren ist zu beobachten, dass Maschi-nenbauingenieure mit Fachhochschuldiplom einenwachsenden Anteil der arbeitslosen Ingenieuredieser Fachrichtung stellen. Gleichzeitig ist in derBeschäftigtenstatistik zu beobachten, dass insge-samt seit 1996 der Anteil der Maschinenbauinge-nieure mit Universitätsabschluss im Steigen begrif-fen ist.

Alle Altersgruppen waren unter den Bewerbernvertreten. Die größte Gruppe der Kandidaten warälter als 45 Jahre und verfügte über langjährigeBerufspraxis. Ein Viertel der Bewerber war zwi-schen 35 und 45 Jahre alt. Im Vergleich zum Vor-jahr ist der Anteil dieser mittleren Altersgruppeangestiegen – ein Hinweis auf die angespannteMarktsituation. Darauf deutete ebenfalls hin, dass2003 auch Ingenieure das Beratungsangebot derArbeitsagenturen verstärkt in Anspruch genom-men haben, die sich noch in ungekündigter Stel-lung befanden. Nur 11 % der Bewerber waren2003 jünger als 35 Jahre.

Die Maschinenbauingenieure, die 2003 ein neuesBeschäftigungsverhältnis suchten, brachten zu-meist spezifische Berufskenntnisse mit, viele vonihnen konnten Berufserfahrung vorweisen. CATIA-,CAD- und Auto-CAD-Kenntnisse hatten die meis-ten der Bewerber, einige waren auch erfahren inSAP R3, Pro Engineer oder Solid Designer undUnigraphics. Entsprechend ihrer Studienschwer-punkte und Arbeitserfahrungen waren viele Bewer-ber in speziellen Ausrichtungen des Maschinen-baus versiert. Sie waren Fachleute der Fahrzeug-technik, der Fertigungstechnik, der Versorgungs-technik oder der Messtechnik, kannten sich aus imAnlagenbau, mit der Finite Elemente Methode, inDatenbanken und Softwareentwicklung. Auch inNachbarbereichen wie Elektronik oder Optik hat-ten einzelne Bewerber Fachwissen. Kenntnisse dertechnischen Redaktion, des Projektmanagements,der Qualitätssicherung oder Erfahrungen alsFachauditor konnten zahlreiche Bewerber vorwei-sen. Einige Bewerber waren promoviert oder hat-ten Auslandserfahrung. Fremdsprachenkenntnisseund betriebswirtschaftliches Grundlagenwissenhatten sich viele angeeignet. Insgesamt zeigten siesich als überregional mobil und leistungsbereit.Kommunikations- und Teamfähigkeiten waren beider Mehrzahl der Bewerber gut ausgeprägt, einigeverfügten auch über Leitungserfahrung.

Stellenmeldungen für Maschinenbauingenieuregingen bei der Bundesagentur für Arbeit vorwie-gend von mittelständischen Unternehmen ein. DieMehrzahl der Angebote kam aus dem Dienstleis-tungssektor. Hier waren insbesondere Konstruk-tions- und Ingenieurbüros auf der Suche nach Per-sonal (25,6 % der gemeldeten Stellen), Zeitarbeits-firmen suchten häufig Maschinenbauingenieure(15,4 %). Mit 10,7 % waren Unternehmen desMaschinenbaus unter den Stellenanbietern vertre-ten. Weitere 4,5 % der Stellen kamen aus Unter-nehmen, die an der Herstellung von Metallerzeug-nissen arbeiten. Unternehmensberatungen boten

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3,8 % der Stellen an, die 2003 den Arbeitsagentu-ren gemeldet wurden. Das vielfältige Einsatzspek-trum der Maschinenbauingenieure wird darandeutlich, dass eine Vielzahl weiterer Wirtschafts-zweige in kleinerem Umfang Stellen meldeten.Hierzu zählen die Kunststoffindustrie ebenso wiedas Baugewerbe, die Energiewirtschaft und dieNachrichtentechnik, das Holzgewerbe oder diechemische Industrie und Hochschulen.

Eine Reihe von Maschinenbauingenieuren, die2003 von Arbeitslosigkeit bedroht waren oderbereits ihre Stelle verloren hatten, machte sich mitder finanziellen Unterstützung der Agenturen fürArbeit selbstständig. Vereinzelt schlugen auchAbsolventen diesen Weg ein. Andere Maschinen-bauingenieure orientierten sich neu und wähltendas Lehramt an beruflichen Schulen als neues Ein-satzfeld. Der 2003 in dieser Schulart besonderseklatante Lehrermangel ermöglichte diesen beruf-lichen Wechsel.

Bewerber mit aktuellen Fachkenntnissen und eini-gen Jahren Berufserfahrung sowie hoher Mobilitätwaren 2003 von Arbeitgebern besonders gerngesehen. Entsprechend der Branchenvielfalt desEinsatzes von Maschinenbauingenieuren wurdenteilweise sehr spezifische Kenntnisse nachgefragt.Auch die Fähigkeit zum Direkteinstieg in Tätigkei-ten ohne formalisierte Einarbeitung gewann weiteran Bedeutung, da eine gezielte Einarbeitung immerseltener vorgesehen ist.

Unter den geforderten Fachkenntnissen rangiertenCAD-, Auto-CAD und CATIA-Kenntnisse an ersterStelle, aber auch Kenntnisse von ProEngineer,Solid Works oder Unigraphics sollten die Maschi-nenbauingenieure oft mitbringen. Selbst CNC-Techniken wurden punktuell als bekannt vorausge-setzt. Maschinenbauingenieure mit Konstruktions-kenntnissen wurden 2003 am häufigsten gesucht.Fachwissen im Fahrzeugbau, in der Messtechnik,in der Arbeitsvorbereitung, der Vakuumtechnikoder der Lasertechnik waren je nach Stelle ebensogefragt wie Kenntnisse der Fertigungs- und Inves-

titionsplanung, des Projektmanagements und derQualitätssicherung. Mit zunehmender Automatisie-rung gewinnen auch Elektronikkenntnisse anBedeutung.

Die Zunahme offener Stellen im Vertrieb und dieAusrichtung der Unternehmen auf ausländischeMärkte bringen es mit sich, dass Bewerber ver-handlungssicher im Englischen – im Hinblick aufOsteuropa – teilweise auch im Russischen seinsollen. Immer größeren Wert legten die Arbeitgeberauf die Sozialkompetenz der Bewerber. Kommuni-kationsfähigkeit im Team und im Umgang mit Kun-den waren häufig gefordert. Auch Führungsqualifi-kationen nahmen – gerade bei Team- oder Abtei-lungsleiterpositionen – einen hohen Stellenwertein. Eine selbstständige Arbeitsweise und dieBereitschaft zu Mobilität (auch im Ausland) warenwichtige Kriterien bei der Personalsuche. Außer-dem sahen es Arbeitgeber besonders gern, wenndie jüngeren Bewerber ihr Studium zielstrebigabsolviert hatten. Zuweilen erwies sich auch einevorgelagerte praktische Berufsausbildung von Vor-teil.

Bewerber, die Berufserfahrung oder als Absolven-ten Praktika vorweisen konnten, hatten es 2003leichter, eine berufliche Position zu finden. Studie-rende erleichtern sich ihren Berufseinstieg, wennsie frühzeitig den Anwendungsbezug ihres Wis-sens etwa durch Praktika anstreben.

Um wieder im Berufsleben Fuß zu fassen, war fürältere arbeitslose Maschinenbauingenieure vonVorteil, an betrieblichen Trainingsmaßnahmen teil-zunehmen. Hier konnten sie auf die Unterstützungder Agenturen für Arbeit zählen. Sofern es die Auf-tragslage zuließ und die Bewerber in ihrer Tätigkeiteinen guten Eindruck im Unternehmen hinterlie-ßen, erhielten sie vereinzelt einen Arbeitsvertrag.Schließlich konnten die Hochschulteams ein ver-mehrtes Interesse der Bewerber an gezielterBewerbungsberatung und Beratung zur Strategie-planung verzeichnen.

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Baugewerbe2,50 %

Öffentl.Verwaltg.3,60 %

Hochschulen1,70 % Medizin-,Mess-,Steuer-

Regeltechn.1,90 %

Interessenvertretg.1,00 %

Unternehmensberatungen3,80 %

Sonstiger Fahrzeugbau4,20 %

Unternehmen der Datenverabeitung

1,40 %

Herstellung von Metallerzeugnissen

4,50 %

Maschinenbau10,70 %

Sonstige18,60 %

Zeitarbeitsfirmen u. Personalvermittler

20,50 %

Konstruktions- u. Ingenieurbüros

25,60 %

Wer suchte 2003 Maschinenbauingenieure ?

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 13

Baden-Württemberg

NRW

Bayern

Hamburg

Niedersachsen

Hessen

Sachsen

Rheinland-Pfalz

Berlin

Thüringen

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Bremen

Saarland

Mecklenburg-Vorpommern

Brandenburg

Quelle: Bundesagentur für Arbeit ©2004, BA-AMSn=13.191Stellenzugänge von Januar - Dezember 2003

Grafik 14

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Wirtschaftsingenieure

Arbeitslose: 3.734 (+11,7 %)

Frauenanteil: 35,0 % (2002: 34,7 %)

mit Universitätsabschluss: 48,6 % (2002: 50,1 %)

Stellenzugang: 1.275 (–12,3 %)

Die Nachfrage nach Wirtschaftsingenieuren war imJahr 2003 aufgrund der konjunkturellen Situationweiterhin schwach. Auch Wirtschaftsingenieure,die in Folge von Unternehmensauflösungen ihreStelle verloren, mussten sich in dieser angespann-ten Gesamtsituation neu orientieren. Insgesamtlagen der Arbeitsverwaltung 2003 mit 1.275 Stellen12,3 % weniger Offerten für diese Berufsgruppevor als noch im Vorjahr.

Jungen Wirtschaftsingenieuren, die gerade ihreAusbildung abgeschlossen hatten, wurde der Ein-stieg dann erleichtert, wenn sie Praxis-Semester-Erfahrungen nachweisen konnten. Demgegenüberhatten es Bewerber mit weniger stringenten Stu-dienverläufen schwer bei der Arbeitsplatzsuche.

Vereinzelt nannten die Arbeitgeber bei ihren Offer-ten auch Altersbegrenzungen für die Bewerber.

Die Zahl der Wirtschaftsingenieure, die 2003 eineneue berufliche Position suchten, ist im Vergleichzum Vorjahr um 11,7 % auf 3.734 angestiegen.51,4 % hiervon verfügten über ein Fachhochschul-diplom. Damit ist der Anteil der Fachhochschulab-solventen unter den Arbeit suchenden Wirtschafts-ingenieuren erneut leicht gestiegen. Der Frauen-anteil unter den Bewerbern betrug 35,0 %.

Viele der Bewerber verfügen über fundierte Berufs-erfahrung. Verbunden mit diesem Erfahrungswis-sen konnten sie vielfältige Fachkenntnisse mitbetriebswirtschaftlichen und technischen Schwer-punkten vorweisen. Diese reichten von Marketing-und Logistikkenntnissen über Kenntnisse der Pro-duktions- und Ablaufplanung und Erfahrungen imE-Commerce bis hin zu differenzierten EDV-Kennt-nissen (SAP, BWL-Software). Durchweg guteKenntnisse mindestens einer Fremdsprache warenfür die Mehrzahl der Bewerber selbstverständlich.Sie waren zumeist auch regional mobil, brachtengelegentlich Leitungserfahrung mit. Manche warenauch bereits im Ausland beruflich tätig gewesen.

Die Stellenangebote für Wirtschaftsingenieurekamen aus Unternehmen aller Größen und für alle

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit ©2004 BA-AMS

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produktionstechnische Bereiche. Jedoch wandtensich Großunternehmen auf der Suche nach Wirt-schaftsingenieuren oft direkt an die Hochschulen.Daher war es für junge Bewerber hilfreich, sichschon im Hauptstudium um derartige Kontakt-möglichkeiten zu bemühen oder selbst die Initiati-ve zu ergreifen.

Die Vielfalt der Tätigkeitsbereiche für Wirtschafts-ingenieure spiegelte 2003 die Tatsache wider, dassStellenmeldungen aus sehr vielen Wirtschaftszwei-gen vorlagen. 7,2 % der Offerten kamen aus Inge-nieurbüros, 6,9 % aus dem Maschinenbau, 8,2 %aus Unternehmensberatungen. Arbeitgeber desGroß- und des Einzelhandels meldeten 7,2 % derStellen, Unternehmen der Metallbearbeitung undder Herstellung von Metallerzeugnissen 4 %. AufUnternehmen der Medizintechnik und der Mess-,Steuer- und Regeltechnik bezogen sich weitere 4 % der Stellen, die chemische Industrie verzeich-nete 1,8 % und die Kunststoffindustrie 1,6 % derStellen für Wirtschaftsingenieure. Mit 3,1 % warenUnternehmen der Datenverarbeitung unter denPersonal suchenden Arbeitgebern vertreten.Hochschulen stellten 1,8 % der Angebote. Mit 9,3 % waren schließlich Zeitarbeitsfirmen beson-ders zahlreich unter den Stellenanbietern.

Einige der arbeitslosen Wirtschaftsingenieurezogen bei ihrer Suche auch Stellenangebote, diesich zunächst nur an Betriebswirte richteten, inErwägung. Andere nutzten die Möglichkeit, sichselbstständig zu machen. In begründeten Fällenunterstützten die Arbeitsagenturen dieses Vorha-ben mit Überbrückungsgeld.

Wirtschaftsingenieure waren 2003 in allen produk-tionstechnischen Bereichen gefragt. Die Arbeits-platzangebote aus kleinen und mittleren Unterneh-men richteten sich an Allrounder dieser Berufs-gruppe. Vertriebs- und Controllingkenntnisse wur-den in den Stellenofferten besonders häufig ver-langt. Die Arbeitgeber forderten Berufserfahrungund aktuelle Branchenkenntnisse, Kenntnisse derProzessoptimierung, des Produkt- und des Qua-litätsmanagements. Auch umfangreiche IT-Kennt-nisse, die von kaufmännischer Software über SAPteilweise bis hin zu CAD-Wissen reichten, solltendie Bewerber vorweisen. Da die Tätigkeiten sehroft im Vertrieb angesiedelt waren, sollten dieBewerber verhandlungssichere Englischkennt-nisse ebenso mitbringen wie die Bereitschaft zuReisetätigkeit. Großen Wert legten die Arbeitgeberauf Schlüsselqualifikationen wie Kommunikations-fähigkeit, Teamfähigkeit, Belastbarkeit und Verant-wortungsbewusstsein.

Sonstige Ingenieure

Bergbauingenieure Die abnehmende Bedeutung des Bergbaus inDeutschland hat in den letzten Jahren zu einemdeutlichen Stellen- und Beschäftigungsrückganggeführt. Somit sah der Arbeitsmarkt für die Berg-bauingenieure auch 2003 problematisch aus. Dadie Baubranche weiter in Schwierigkeiten war,konnten Bergbauingenieure auch kaum in diesesFeld ausweichen, in dem sie aufgrund ihrer fach-lichen Qualifikation auch Einsatzmöglichkeitenhätten. 2003 blieb die Zahl der für diese Berufs-gruppe gemeldeten Stellen auf dem sehr niedrigenVorjahresniveau (49 Stellen).

Auch die Bewerberzahlen bei den Bergbauinge-nieuren waren 2003 auf Vorjahresniveau, bedingtdurch die niedrige Zahl an Studierenden undAbsolventen und die hohe Zahl älterer Ingenieure,die in den – oft vorzeitigen – Ruhestand eintraten.Mit 682 arbeitslosen Bewerbern 2003 waren 0,4 %weniger bei der Bundesagentur für Arbeit regis-triert. Unter den Bergbau-, Tiefbohr- und Erdöl-ingenieuren sind fast zwei Drittel der Bewerberälter als 45 Jahre (64,1 %), nur 8,2 % sind jüngerals 35 Jahre. Vor dem Hintergrund der Bergbau-stilllegungen ist diese Altersstruktur erklärlich.

Bergbauingenieure auf Stellensuche brachtenBranchenkenntnis und Berufserfahrung aus derTagebauförderung mit. Die Bewerber waren aberauch versiert in Spreng- und Tiefbohrtechnik sowiein Bergbaufolgetätigkeiten, wie Rekultivierungnach Kohleförderung und Umweltschutzaspekten.

Seit 1996 sind die Beschäftigtenzahlen der Berg-bau-, Hütten- und Gießereiingenieure zurückge-gangen. Für die Ingenieure die eine Fachhoch-schule besucht hatten, um 25 %, für diejenigen,die an einer Universität studiert hatten, um 17 %(2002). Parallel zu diesem Rückgang ist auch dieZahl der jüngeren Ingenieure in dieser Beschäftig-tengruppe gesunken.

Als Arbeitgeber auf Personalsuche traten 2003 zu15 % Zeitarbeitsfirmen an die Agenturen für Arbeitheran, 10 % der Stellenofferten kamen von Inge-nieurbüros, 14,7 % aus Unternehmen der Metall-erzeugung und -bearbeitung, 6,3 % aus demMaschinenbau.

Anders als für andere Ingenieurberufe empfahl sichfür die Bergbauingenieure der Weg in dieSelbstständigkeit nicht. Angebracht ist eher derBlick in fachangrenzende Tätigkeiten oder ggf. dievöllige berufliche Neuorientierung. Der Versuch,

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bei Bergbauzulieferern im Maschinenbau etwa imVertrieb unterzukommen, stellte sich für wenigeBewerber als fachnahe Ausweichmöglichkeit dar,sofern sie bereits Vertriebskenntnisse mitbrachten.Auch wenn die Bergbauingenieure neben den koh-lespezifischen Qualifikationen Kenntnisse aus demElektrobereich vorwiesen, ergaben sich Möglich-keiten, in anderen Einsatzbereichen einen Arbeits-platz zu finden.

Für die klassischen Einsatzbereiche derBergbauingenieure erwarteten ArbeitgeberBerufserfahrung und Kenntnisse des Tiefbaus unddes Deponiebaus sowie Kenntnisse derMineralogie. In einigen Fällen waren auchKenntnisse der Bergbausanierung gefragt. FürBergbauingenieure, die sich für angrenzendeTätigkeitsfelder im Baubereich oder in derEnergiewirtschaft interessierten, war wichtig,Fachkenntnisse aus diesen Nachbarbereichen mit-zubringen.

Hütten- und GießereiingenieureAnders als bei den Bergbauingenieuren, bei denenes vorrangig um die – in Deutschland rückläufige –Rohstoffgewinnung geht, steht bei den Hütten-und Gießereiingenieuren die Weiterverarbeitung imVordergrund, für die es vielfältige Einsatzfelder improduzierenden Gewerbe gibt. So verwundertnicht, dass 2003 die kleine Gruppe der Hütten-und Gießereiingenieure einen leichten Stellenzu-wachs auf 219 gemeldete Offerten (+9, 5 %) ver-zeichnete.

Die Bewerberzahl der arbeitslosen Hütten- undGießereiingenieure stieg 2003 an auf 733 (+11,2 %). Sie wiesen zu 43,4 % ein Fachhoch-schuldiplom vor. Damit ist der Anteil der FH-Ingenieure in der Bewerbergruppe dieser Fachrich-tung im Vergleich zum Vorjahr leicht gewachsen(+1 %). Insbesondere waren ältere Ingenieure vonder Arbeitslosigkeit betroffen. Sie gehörten oft zumKreis der Langzeitarbeitslosen. Einen hohen Anteilmachten in diesem Berufszweig die Aussiedleraus.

Hütten- und Gießereiingenieure auf Stellensuchewaren Spezialisten in der Materialprüfung undQualitätssicherung. Einige der Bewerber brachtenErfahrungen in der Renovierung und Modernisie-rung von Hüttenanlagen mit.

Hütten- und Gießereiingenieure wurden vor allemin der Metallerzeugung und -bearbeitung gesucht,von Ingenieurbüros sowie in geringem Maße imMaschinenbau und in der chemischen Industrie.

Sie sollten Kenntnisse und Erfahrungen in derStahlverformung und Gießereitechnik vorweisenund sich in Fragen der Produktionsoptimierungauskennen. Auch hier kamen Bewerber nicht ohneBerufserfahrung und Branchenkenntnisse aus.

FertigungsingenieureAuch die Fertigungsingenieure, deren Fach-spektrum von der Holz- und Papiertechnik überFarben, Lacke und Kunststoffe bis hin zur Druck-technik oder zur Werkstofftechnik, zur Lebens-mitteltechnologie und zur Verpackungstechnikreicht, konnten einen leichten Stellenzuwachs aufinsgesamt 968 Stellen verzeichnen (+4,3 %).

Fertigungsingenieure standen mit insgesamt 3.023arbeitslosen Bewerbern dem Arbeitsmarkt zahl-reich zur Verfügung. Im Vorjahresvergleich bedeu-tet dies ein Anstieg um 8,3 %, von dem jedoch dieNahrungsmittel- und die Textilingenieure wenigerbetroffen waren als andere Ingenieure imFertigungsbereich. Fast die Hälfte der Bewerber indieser Berufsgruppe war älter als 45 Jahre, nur14,5 % jünger als 35 Jahre.

Die Bewerber brachten Kenntnisse der Fertigungs-und Produktionsplanung sowie der Mate-rialprüfung mit. Einige Bewerber brachtenLaborerfahrungen und Konstruktionskenntnissemit. Sie waren versiert in Qualitätssicherung undim Produktionsmanagement, einige verfügten überVertriebskenntnisse. Die erfahrenen Druckerei-ingenieure kannten sich gut in Multimediage-staltung und der entsprechenden EDV aus.

Auch die Beschäftigtenzahlen der Fertigungs-ingenieure lagen 2002 deutlich niedriger als noch1996. Um 5 % (Ingenieure mit Universitäts-abschluss) bzw. 15 % (mit FH-Abschluss) war dieZahl der abhängig Beschäftigten dieserBerufsgruppe gesunken. Auch nahm der Anteil derjüngeren Beschäftigten unter 35 Jahre hier ab.

Je nach Fachansatz waren die Fertigungsinge-nieure in unterschiedlichen Branchen gefragt. DasErnährungsgewerbe (10,9 %) suchte sie ebensowie das Holz- und Papiergewerbe (6,5 bzw. 8,7 %),die chemische und Kunststoffindustrie (8,7 bzw.6,5 %) , der Maschinenbau (2,2 %) und Ingenieur-büros (6,5 %). Gefragt waren sehr gute Fach- undMethodenkenntnisse. Für eine Sachverständigen-tätigkeit war ein aktueller Nachweis der Befähi-gung erforderlich. Produkt- und Branchenkennt-nisse wurden bei den Bewerbern ebenfalls voraus-gesetzt. Die qualifizierten Bewerber rundeten ihrProfil durch betriebswirtschaftliche undFremdsprachenkenntnisse ab.

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● Chemiker

● Chemieingenieure

● Physiker

● Physikingenieure

● Mathematiker

● Biologen

● Geographen

● Geowissenschaftler

● Haushalts- und Ernährungswissenschaftler

Naturwissenschaftler

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Naturwissenschaftler sahen sich 2003 einemschwierigen Arbeitsmarkt gegenüber. Bei allenStudienfachrichtungen war ein deutlicher Anstiegder Arbeitslosigkeit zu beobachten. Er lag überdem durchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosig-keit aller Akademiker. In den meisten naturwissen-schaftlichen Berufen lag dies jedoch an dem star-ken Anstieg der Arbeitslosigkeit in den neuenBundesländern. Mit dem Wachsen der Arbeitslo-sigkeit ging zumeist auch ein Stellenrückgang fürdie jeweilige Berufsgruppe einher. Für die Natur-wissenschaftler insgesamt lag der Stellenrückgang mit 20,6 % über dem durchschnittlichen Rückgangaller akademischen Berufe.

Der deutliche Stellenrückgang ist zurückzuführenauf die schlechte Konjunktur, Insolvenzen, fehlen-de Mittel für Forschung und Entwicklung und spar-samster Umgang mit Haushaltsmitteln im Öffent-lichen Dienst. Die Zurückhaltung von Unternehmenbei der Personalrekrutierung ist auch daran ables-bar, dass sie Festanstellungen seltener anboten;dafür wurde punktueller Personalbedarf auchdadurch abgedeckt, dass Zeitarbeitsfirmen einge-schaltet wurden. Für Biologen oder Geographenschlug darüber hinaus zu Buche, dass die Zahl dergeförderten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, dieBewerber in der Vergangenheit besonders häufiggenutzt hatten, deutlich zurückging.

Die Verweildauer in Arbeitslosigkeit ist angestie-gen. Dies betrifft auch jüngere Bewerber, insbe-sondere bei weniger nachgefragten Studiengän-

gen wie Geographie oder Ökotrophologie. Gleich-wohl war 2003 zu beobachten, dass in der Alters-verteilung der arbeitslosen Bewerber jüngere Kan-didaten etwa der Elektrotechnik oder des Maschi-nenbaus weniger zahlreich waren als noch vor eini-gen Jahren. Hintergrund dieser Entwicklung sinddie sinkenden Absolventenzahlen, die den Markt-wert der Bewerber, die die Hochschulen frischausgebildet verlassen, erhöhten. Wichtig warjedoch auch für diese Bewerbergruppe, dass siesich bei der Stellensuche überregional mobil zeig-ten und nicht auf ein bestimmtes Anwendungsge-biet fixierten. Besonders mobile Bewerber suchtensich einen Arbeitsplatz sogar im Ausland.

Zusätzlich erleichterten sich Absolventen den Ein-stieg ins Arbeitsleben, wenn sie bereits währenddes Studiums Einblicke in das Berufsleben gewon-nen hatten, etwa durch Praxissemester. Bei diesenKandidaten konnten sich die Arbeitgeber leichtervorstellen, dass sie ihr theoretisches Wissen auchim außerhochschulischen Bereich einsetzen kön-nen.

Bewerber gleich welchen Alters, die regionalgebunden waren, taten sich besonders schwer beider Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Insbe-sondere, wenn sie noch dazu in hohem Maße inihrem Fachgebiet spezialisiert waren, dauerte ihreArbeitslosigkeit recht lang. Zudem verkennenArbeitgeber noch immer die besonderen Qualifika-tionen, die sie sich durch die Beschäftigung ältererBewerber entgehen lassen. Die vorhandene Be-

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Naturwissenschaftler

Arbeitslose Stellenzugang

Chemiker 4.223 (+15,3 %) 1.071 (–10,2 %)

Chemieingenieure 1.964 (+10,0 %) 600 (–19,5 %)

Physiker 2.628 (+19,2 %) 597 (–20,0 %)

Physikingenieure 426 (+19,7 %) 160 (+33,3 %)

Mathematker 1.905 (+26,4 %) 285 (–3,4 %)

Biologen 4.365 (+13,4 %) 1.243 (–21,9 %)

Geographen 1.638 (+27,2 %) 114 (–35,6 %)

Geowissenschaftler 1.855 (+12,6 %) 317 (–17,2 %)

Ökotrophologen 774 (+21,5 %) 120 (–25,9 %)

Naturwissenschaftler 19.894 (+14,2 %) 4.507 (–20,6 %)

alle Akademiker 253.332 (+13,3 %) 109.665 (–13,5 %)

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rufserfahrung und die auch durch Lebenserfahrungausgeprägte Sozialkompetenz älterer Bewerberwird kaum als produktivitätssteigerndes Argumentins Feld geführt, während vermeintlich fehlendeaktuelle Fachkenntnisse noch immer oft ein Aus-schlusskriterium bei Bewerbern in fortgeschritte-nerem Lebensalter sind. Dass im konkreten Fallauch lebensältere Bewerber als fähige Mitarbeiterim Arbeitsleben wieder Akzeptanz fanden, beleg-ten 2003 die Fälle, in denen es durch Eingliede-rungszuschüsse oder durch betriebliche Trainings-maßnahmen zu Festanstellungen kam.

Die Krise des Informatiker-Arbeitsmarktes wirktesich 2003 auch auf die Beschäftigungsmöglichkei-ten derjenigen Naturwissenschaftler aus, die sichin der Datenverarbeitung fundiertes Fachwissenerarbeitet hatten. Die Möglichkeiten des Querein-stiegs in die IT-Branche waren verstellt bzw. blie-ben überaus spärlich. Demgegenüber konnteneinige Naturwissenschaftler von dem Lehrerman-gel, insbesondere an berufsbildenden Schulen,profitieren. Eine Reihe von Bewerbern wählte denQuereinstieg ins Lehramt und wurde dort geradewegen der andersartigen Berufsbiografie durchausgeschätzt. Schwieriger war für interessierteBewerber der Schritt in die Selbstständigkeit. Zwarförderten die Arbeitsagenturen bei einigen wenigenKandidaten die Unternehmensgründung, jedochsahen sich die neuen Selbstständigen einer dün-nen Auftragslage gegenüber.

Unverändert spürbar waren 2003 die Auswirkun-gen der Novellierung des Hochschulrahmengeset-zes und die damit verbundene Nichtverlängerungvon Arbeitsverhältnissen an Hochschulen. Bewer-ber, die lange Zeit an der Hochschule in der For-schung tätig waren, hatten oftmals Schwierigkei-ten, wenn sie den Hochschulbereich verlassenwollten/mussten. Wenn ihr Forschungsschwer-punkt rein universitär ausgerichtet war, tratenihnen Arbeitgeber überaus skeptisch gegenüber,da sie bei diesen Bewerbern den unternehmeri-schen Praxisbezug vermissten.

Die neuen Studienabschlüsse Bachelor undMaster spielen zur Zeit eine mehr als untergeord-nete Rolle. Bisher finden sich noch wenige Absol-venten mit diesen Abschlüssen auf dem Arbeits-markt. Auch Offerten von Arbeitgebern lassenerkennen, dass diese akademischen Abschlüssebisher nicht gefragt oder nicht ausreichendbekannt sind.

Auch 2003 setzte sich die Haltung der Arbeitgeberfort, einen möglichst passgenauen Bewerber zufinden. Damit verlängerten sie oft die Dauer der

Personalsuche. Die Fachqualifikationen, die sieverlangten, waren oft sehr spezifisch. Wichtig war,dass das Wissen anwendungsbezogen sein sollte.Es erwies sich für Bewerber als Vorteil, wenn sieüber Produkt- und Branchenkenntnisse verfügten.EDV- und BWL-Kenntnisse waren überauserwünscht. Fremdsprachenkenntnisse nehmen anBedeutung zu.

Zugleich legten die Arbeitgeber großen Wert auffächerübergreifende Fähigkeiten und die Persön-lichkeit des Bewerbers. Hier gewannen Soft Skillswie Team- und Kommunikationsfähigkeit, Organi-sationstalent und die Fähigkeit, selbstständig zuarbeiten, an Bedeutung.

Naturwissenschaftler zählen in vielen Branchenzum gesuchten Fachpersonal. In allen Berufsgrup-pen waren sie nicht nur in einer Branche gefragt.Hochschulen und Dienstleistungsunternehmen,das produzierende Gewerbe und Behörden schrie-ben 2003 Stellen für Naturwissenschaftler aus,wenn auch in begrenzterem Umfang. Zeitarbeitsfir-men und Personalvermittler waren bei der Suchenach Naturwissenschaftlern in allen Berufsgrup-pen besonders stark vertreten. Angesichts derengen Marktlage waren die Bewerber durchausrealistisch. Zwar hatten sie konkrete Vorstellungenüber das angestrebte Tätigkeitsfeld. Doch zeigtensie durchweg inhaltliche und regionale Mobilität.Allein Familienbindungen begrenzten dies bei eini-gen Bewerbern, zumeist Frauen oder lebensälte-ren Kandidaten.

Die Entwicklung der Stellenmeldungen und derArbeitslosenzahlen in Ostdeutschland unterschei-det sich bei den Naturwissenschaftlern in einigenAspekten.

Bei den Chemikern ist der Anstieg der Arbeitslo-sigkeit ähnlich (West: +14,9 %; Ost: +16 %). EinDrittel aller arbeitslosen Chemiker lebte in denneuen Bundesländern. Unterschiede waren bei derStellenentwicklung festzustellen. Während dieStellenzahl in den neuen Bundesländern um 25,6 %sank, lag der Rückgang im Westen bei um 3 %.

Bei den Biologen lag der Unterschied anders. DerStellenrückgang zeigte noch eine ähnliche Ent-wicklung in beiden Regionen (West: –20,9 %, Ost:–26,6 %). Bei der Arbeitslosigkeit divergiertenbeide Landesteile. Im Westen nahm die Arbeitslo-sigkeit um 2 %, im Osten um 21,5 % zu.

Dass die Stellenmeldungen für Physiker 2003 somassiv zurückgingen, liegt vor allem an dem Trendin Ostdeutschland. Hier reduzierte sich die Stellen-zahl um 40,3 %, während im Westen ein Rückgang

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von 12,7 % zu beobachten war. 80 % der Stellenfür Physiker wurden aus Westdeutschland gemel-det. Bei den Arbeitslosen dieser Berufsgruppe istder Anstieg eher auf die Entwicklung im Westenzurückzuführen. Hier waren im Vorjahresvergleich26,0 % mehr Physiker arbeitslos gemeldet. ImOsten lag der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei 4,5 %. Gleichwohl stellten die in den alten Bundes-ländern lebenden Physiker 72 % der Arbeitslosenihres Berufs.

Die Stellenmeldungen für Mathematiker, die sich inOstdeutschland auf niedrigem Niveau bewegten,erfuhren 2003 einen leichten Zuwachs. Zeitgleichstieg dort jedoch auch die Zahl der arbeitslosgemeldeten Mathematiker. In den alten Bundes-ländern lag der Anstieg der Arbeitslosigkeit in die-ser Berufsgruppe bei 34,4 %, sogar höher. DieStellenmeldungen schrumpften hier um 7 %.

In allen naturwissenschaftlichen Studienfachrich-tungen lag der Anteil der arbeitslos gemeldetenFrauen im Osten über dem Frauenanteil in West-deutschland. Zugleich ist festzustellen, dass derAnteil der arbeitslosen Frauen über ihrem Anteil inder Gesamtbeschäftigung der jeweiligen Berufs-gruppe liegt. Frauen suchten aufgrund familiärerBindungen häufig allein im Tagespendelbereicheine Arbeitsstelle oder wollten nur Teilzeit arbeiten.Damit verringern sich ihre Einmündungschancen inden gegenwärtigen Arbeitsmarkt.

Im Ost-West-Vergleich war in beiden Landesteilenin den naturwissenschaftlichen Berufsgruppenjeweils die Relation der arbeitslosen Bewerber mitFachhochschul- bzw. Universitätsabschluss ver-gleichbar hoch. Hinsichtlich der Arbeitslosenent-wicklung blieben von 2002 zu 2003 die Bewerber-anteile der beiden Hochschularten in den naturwis-senschaftlichen Fachrichtungen insgesamt in etwagleich, anders als bei den Ingenieurwissenschaften.

Der Anteil der Naturwissenschaftler, die eine Fach-hochschule besucht haben, ist traditionell sehrniedrig. In der Beschäftigtenstatistik des Jahres2002 (zu Redaktionsschluss lagen jüngere Zahlennicht vor) war zudem abzulesen, dass in den natur-wissenschaftlichen Berufsgruppen der Anteil der-jenigen, die an einer Fachhochschule studiert hat-ten, im Mehrjahresvergleich zu 1996 leicht zurück-ging, während der Anteil der Naturwissenschaftlermit Universitätsstudium im selben Zeitraumzunahm.

Genauso wie innerhalb eines einzelnen Berufs istbei den Naturwissenschaftlern insgesamt dieSpanne der Verdienstmöglichkeiten sehr weit auf-gefächert. Abhängig davon, ob das Arbeitsverhält-

nis im Öffentlichen Dienst oder in der Industriegeschlossen wurde, in einem großen oder kleinenUnternehmen und in welcher Branche, variierendie Gehälter. Einflussgrößen sind oftmals auch dasLebensalter oder die Betriebszugehörigkeit. Beieinem öffentlichen Arbeitgeber etwa verdient einlediger 30-jähriger Geograph mit Universitätsab-schluss, eingruppiert in die Gehaltsstufe BAT IIa,3.139 € brutto im Monat. Auf dem freien Arbeits-markt steigen Geographen auch mit niedrigerenGehältern ein. Freiberuflich auf Honorarbasis ist ihrEinkommen völlig von der – augenblicklich schwie-rigen – Auftragslage abhängig.

Das Einkommen anderer Berufsgruppen im Öffent-lichen Dienst bewegt sich, sofern sie ein Universi-tätsstudium absolviert haben, auf demselbenNiveau. Eine Promotion schlägt sich hier nichtgehaltssteigernd nieder. Ein Abschluss an einerFachhochschule kann zu einer tariflichen Anfangs-eingruppierung in die Tarifgruppe Vb führen. Füreinen 30-jährigen verheirateten FH-Biologen ineiner Landschaftsverwaltung bedeutet diesmonatlich 2.324 € brutto. In den neuen Bundes-ländern lag 2003 das Gehaltsniveau nach BAT auf90 % des Westniveaus. Die Angleichung der Ost-einkommen auf das Westniveau soll 2007 bzw.2009 abgeschlossen sein.

Die Bezahlung bei einer Beschäftigung in derIndustrie ist oft ebenfalls von tarifvertraglichenBestimmungen abhängig, in vielen Bereichenjedoch auch frei verhandelbar. Der Tarifvertrag inder chemischen Industrie sah 2003 etwa vor, dassBeschäftigte mit Hochschulabschluss im zweitenBeschäftigungsjahr ein durchschnittliches Gehaltvon 46.550 € jährlich erhalten. Im ersten Jahr kön-nen Bezüge frei verhandelt werden. PromovierteBewerber verdienen im Durchschnitt jährlich 5.000 € mehr. Zudem gilt es zu bedenken, dassnicht alle Unternehmen dieser Branche Mitglied imArbeitgeberverband sind. Für Nicht-Mitgliederbesteht eine Tarifbindung nicht und somit werdenoft niedrigere Gehälter gezahlt. Wirtschaftsent-wicklung und Mitarbeiterzahl schlagen dann beider Gehaltshöhe deutlich zu Buche.

So wie Bezahlungen sich von Branche zu Brancheunterscheiden (können), ist auch ein Gehaltsunter-schied zwischen den Bundesländern festzustellen.Hierin spiegelt sich beispielsweise die wirtschaftli-che Entwicklung der Region wider. So verwundertnicht, dass 2003 das Durchschnittsgehalt fürnaturwissenschaftliche Berufe in Mecklenburg-Vorpommern deutlich unter dem Niveau von Sach-sen lag und das von Bayern über dem von Berlin-Brandenburg oder Niedersachsen.

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2003 wurden nur wenige Qualifizierungsmaßnah-men für Naturwissenschaftler gefördert. In Einzel-fällen nahmen Teilnehmer an Qualifizierungen inbenachbarten Agenturregionen teil. Insgesamtwaren die meisten Bewerber besonders an orien-

tierender Beratung interessiert. Bewerbungsstrate-gien und alternative Berufswege standen dabei imVordergrund. Auch Unterstützung bei der Selbst-vermarktung war bei den Naturwissenschaftlernsehr gefragt.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

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Chemiker

Arbeitslose: 4.223 (+15,3 %)Frauenanteil: 39,5 % (2002: 38,7 %)

mit Universitätsabschluss: 88,8 % (2002: 89,6 %)

Stellenzugang: 1.071 (–10,2 %)

Deutschland ist der drittgrößte Chemieproduzentweltweit. Im Rahmen globalisierter Produktions-prozesse und einer hohen Exportorientierung istauch diese Industriesparte stark abhängig von derweltweiten Konjunkturentwicklung. In der Summeblieb im Jahr 2003 die Chemieproduktion in etwaauf dem Niveau des Vorjahres. Auch vor demHintergrund dieser verhaltenen Entwicklung blieb2003 die Nachfrage nach Chemikern breit gestreutund beschränkte sich nicht allein auf eine Branche.Großunternehmen und Mittelständler der Chemie-und Pharmaindustrie, der Biotechnologie, derLebensmittelindustrie und weiterer produzierenderGewerbe zeigten Interesse, Chemiker für sehrunterschiedliche Tätigkeitsbereiche einzustellen.Vereinzelt waren auch Stellen im ÖffentlichenDienst ausgeschrieben. Die schlechte Konjunktur,Insolvenzen, fehlende Mittel für Forschung undEntwicklung und sparsamster Umgang mit Haus-haltsmitteln im Öffentlichen Dienst zogen gleich-wohl einen deutlichen Rückgang der Stellenange-bote für Chemiker nach sich. Die Zahl der Stellen,die der Arbeitsverwaltung gemeldet wurden, sank2003 im Vergleich zum Vorjahr um 10,2 % auf1.071.

Die angespannte wirtschaftliche Lage führte 2003dazu, dass die Zahl der arbeitslosen Bewerber miteinem Chemiestudium um 15,3 % auf 4.223anstieg. Dabei blieb der Anteil der Universitätsab-solventen nahezu gleich. 39,5 % der Bewerberwaren Frauen. Damit ist der Frauenanteil im Ver-gleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Ein Viertelder Bewerber war jünger als 35 Jahre, die 35- bis45-Jährigen stellten 31,1 % der Bewerbergruppe.Den größten Anteil machten die Bewerber aus, dieälter als 45 Jahre waren. Da in den letzten Jahrendie Zahl der Absolventen im Fach Chemie im Ver-gleich zu früheren Jahren deutlich niedriger ausge-fallen war, verwundert nicht, dass jüngere Bewer-ber seltener von Arbeitslosigkeit betroffen waren.

Bewerber, die lange Zeit an der Hochschule in derForschung tätig waren, hatten 2003 oftmalsSchwierigkeiten, wenn sie beruflich den Hoch-schulbereich verlassen wollten. Wenn ihr For-

schungsschwerpunkt rein universitär ausgerichtetwar, traten ihnen Arbeitgeber überaus skeptischgegenüber, da sie bei diesen Bewerbern denunternehmerischen Praxisbezug vermissten.

Arbeitgeber konnten 2003 bei der Personalsucheauf eine Vielzahl von Spezialqualifikationen unterden Chemikern auf dem Arbeitsmarkt zurückgrei-fen. Eine große Zahl der Bewerber war promoviertund wies Berufserfahrungen vor. Die Fachkennt-nisse reichten von der organischen Chemie, derBiochemie, der physikalischen Chemie, derElektrochemie und der Polymerchemie über Chro-mographie, Nanotechnologie, der Halbleitertech-nik oder der Lebensmittelchemie bis hin zur Bio-informatik und zu fundierten EDV-Kenntnissen(auch Datenbankbetreuung) und Rechtskenntnis-sen. Viele Bewerber konnten Projekterfahrungenvorweisen, z. T. sogar in Leitungspositionen. Diemeisten verfügten auch über umfangreiche Labor-erfahrungen. Ihre Fachkenntnisse wurden oftmalsergänzt durch Fremdsprachen-, Branchen- undMarketingkenntnisse. Schlüsselqualifikationen wieBelastbarkeit und Teamfähigkeit zeichneten dieMehrzahl der Bewerber aus. Ihre berufliche Mobi-lität stellten einige ausgeprägt unter Beweis, indemsie sich bei der Stellensuche mangels geeigneterAngebote in Deutschland auch auf dem Arbeits-markt im Ausland umschauten und in den USAoder auch Australien attraktive Positionen annah-men.

In der Mehrzahl kamen die Stellen, die den deut-schen Arbeitsagenturen gemeldet wurden, ausdem Dienstleistungsbereich (22,4 %). Hierzu zähl-ten Labordienstleistungen ebenso wie Beratungs-tätigkeiten, aber auch Tätigkeiten für Zeitarbeitsfir-men. Stellenangebote aus der chemischen undpharmazeutischen Industrie waren mit 14,5 % ver-treten, die Angebote aus der übrigen Industrie mit13 %. Ebenfalls recht häufig wurden Chemiker fürTätigkeiten an Hochschulen und im Unterricht (13 %) sowie in der Forschung und Entwicklung(10,9 %) gesucht. Die Hochschulen boten dabeiPromotionsmöglichkeiten an, jedoch waren dieArbeitsverträge oft befristet. Zu 11,6 % kamen dieOfferten aus der öffentlichen Verwaltung, etwa ausVeterinärämtern oder der Lebensmittelaufsichtoder aus Krankenhäusern. In kleiner Zahl warenauch Stellen bei Verbänden und Interessenvertre-tungen zu besetzen (2,8 %).

Während sich auch für Chemiker, die im IT-Bereichfundierte Kenntnisse vorweisen konnten, vor eini-gen Jahren noch Einsatzmöglichkeiten in derDatenverarbeitung ergeben hatten, stand diese

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berufliche Alternative 2003 nicht mehr offen. EinigeBewerber wählten jedoch den Berufswechsel zumLehramt, der möglich war, weil in einigen Bundes-ländern auch 2003 noch Fachlehrer in den techni-schen und naturwissenschaftlichen Fächern ge-sucht wurden. Unternehmensberatungen schätz-ten das analytische Potenzial der Naturwissen-schaftler, insbesondere wenn sie in ihrer Ausbil-dung eine interdisziplinäre Richtung eingeschlagenhatten. In diesem Berufsfeld werden auch Chemi-ker weiterhin punktuell Einsatzmöglichkeiten fin-den können.

Die Fachqualifikationen, die die Arbeitgeber ver-langten, waren oft sehr spezifisch, abhängig vomjeweiligen Einsatzbereich. Zugleich legten einigeArbeitgeber auch großen Wert auf eine fächerüber-greifende Qualifikation. Wichtig war durchgehend,dass das Wissen der Bewerber anwendungsbezo-gen sein sollte. Kenntnisse der meltallorganischenChemie, der chemisch-physikalischen Analytikoder der Oberflächenchemie waren ebensogefragt wie das Wissen über molekular-biologi-sche Arbeitstechniken, spektroskopische Metho-den und das Datenbankmanagement für klinischesMonitoring. Selten waren auch Positionen zubesetzen, für die bauchemisches Fachwissengefragt war. Für die Bewerber erwies es sich vonVorteil, wenn sie über Berufserfahrung und Pro-dukt- und Branchenkenntnisse verfügten. AuchKenntnisse im Projektmanagement, im Marketingoder zu EU-Vorschriften sollten sie haben. EDV-und BWL-Kenntnisse wurden von den Arbeitge-bern oft vorausgesetzt. Besonders großen Wertlegten sie auf die Fremdsprachenkenntnisse unddie regionale und zuweilen weltweite Mobilität derBewerber. Für einige Einsatzbereiche (Forschung,Vertrieb) wurde ausdrücklich die Promotion ver-langt. Schließlich waren die Unternehmen anBewerbern interessiert, die über ein hohes Maß anSozialkompetenz verfügten. Teamfähigkeit, Belast-barkeit, Kommunikationsstärke und Kundenorien-tierung (insbesondere bei Vertriebsaufgaben) undselbstständiges Arbeiten wurden als Kriterienimmer wieder genannt.

Da Hochschulen und Unternehmen häufig im For-schungsbereich eng miteinander verzahnt sindund in Drittmittelprojekten kooperieren, erfolgt diePersonalrekrutierung oftmals innerhalb dieserbestehenden Forschungsnetzwerke. Für Studie-rende kann es deshalb hilfreich sein, sich gegenStudienende gezielt in ein solchen Netzwerk einzu-klinken, um für ihre berufliche Perspektive ersteUnternehmenskontakte zu knüpfen.

Chemieingenieure

Arbeitslose: 1.964 (+10,0 %)

Frauenanteil: 43,9% (2002: 42,6 %)

mit Universitätsabschluss: 52,5% (2002: 54,9 %)

Stellenzugang: 600 (–19,5 %)

Im Kontext der angespannten gesamtwirtschaft-lichen Lage ging 2003 auch die Nachfrage nachChemieingenieuren deutlich zurück. Mit nur 600Stellen lagen den Agenturen für Arbeit 19,5 %weniger Angebote vor als im Vorjahr. Großunter-nehmen suchten jedoch ebenso wie kleine undmittelständische Firmen qualifiziertes Fachperso-nal für unterschiedliche Aufgabenbereiche.

Das Studienfach Chemieingenieurwesen ist tradi-tionell eine kleine Fachrichtung. Zudem war seit1999 die Zahl der Absolventen rückläufig. Vor die-sem Hintergrund erstaunt nicht, dass 2003 jungeChemieingenieure unter 35 Jahren nur 14,5 % derBewerber stellten. Demgegenüber war die Gruppeder über 45-Jährigen mit 57,2 % sehr zahlreichvertreten. Im Vergleich zu 2002 ist die Zahl der ar-beitslosen Chemieingenieure insgesamt um 10 %auf 1.964 angestiegen. Der Anteil der Universitäts-absolventen unter den Bewerbern sank leicht von54,9 auf 52,5 %.

Die fachliche Qualifikation, die die Bewerber vor-weisen konnten, war sehr breit gefächert. Von aus-geprägten Kenntnissen der Verfahrenstechnik, dertechnischen Chemie sowie der Biochemie undBiotechnologie reichte ihr Wissen fallweise weiterüber Umweltanalytik, Kunststoffchemie, Baustoff-chemie und Abwasserchemie bis hin zur Textilche-mie. Darüber hinaus brachten viele auch BWL- undFremdsprachen-Kenntnisse, einige Führungs-oder Lehrerfahrung mit. Regionale Mobilität undBelastbarkeit waren für die meisten Bewerberselbstverständlich. Ein Einsatz in der Forschungoder Entwicklung stellte für viele Bewerber die Ide-alvorstellung dar, doch waren sie durchweg offenfür unterschiedliche Tätigkeitsbereiche. Allein demEinsatz als Pharmareferent standen sie eher ableh-nend gegenüber.

Chemieingenieure sollten Aufgaben im Laborbe-reich, in der Diagnose und in der Produktion undQualitätssicherung genauso übernehmen wie imVertrieb. Arbeitgeber waren Hochschulen undUnternehmen der Lebensmittelchemie, der Kunst-stoffverarbeitung, der Halbleiterfertigung und des

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Anlagenbaus. 19 % der Stellen meldete die chemi-sche Industrie. Forschungs- und Entwicklungstä-tigkeiten vor allem in pharmazeutischen und medi-zinischen Unternehmen machten 8,5 % der Stel-lenangebote aus. 7,9 % der Stellen kamen aus deröffentlichen Verwaltung, 6,8 % aus den Hochschu-len und dem übrigen Bildungsbereich. Ingenieur-büros unterbreiteten 4,5 % der Stellen, Unterneh-mensberatungen 3,7 %. Zeitarbeitsfirmen und Per-sonalvermittler meldeten 8,3 % der Angebote. Wiebreit gefächert die Nachfrage nach der kleinenGruppe der Chemieingenieure ist, belegen die vie-len Einzelmeldungen aus Bereichen wie demErnährungsgewerbe, der Papierindustrie oderUnternehmen der Kunststofferzeugung.

Die Arbeitgeber erwarteten 2003 von den Chemie-ingenieuren Kenntnisse der Verfahrenstechnik, derBiotechnologie, der Kunststofftechnik oder derBiotechnologie. Daneben sollten die Bewerber ver-siert sein im Projektmanagement und in labortech-nischen Methoden und sich in allen zertifiziertenQualitätsstandards auskennen. Auch betriebswirt-schaftliches Denken war besonders gefragt. Gernstellten Arbeitgeber Bewerber mit ausgeprägtemVerhandlungsgeschick und Kommunikationsfähig-keiten ein. Engagiert, teamfähig und mobil solltendie Bewerber darüber hinaus auch sein. EDV- undFremdsprachenkenntnisse rundeten das Wunsch-bild eines geeigneten Bewerbers ab.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

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Physiker

Arbeitslose: 2.628 (+19,2 %)Frauenanteil: 16,4 % (2002: 16,5 %)

mit Universitätsabschluss: 92,9 % (2002: 93,6 %)

Stellenzugang: 597 (–20 %)

Auf die Beschäftigungsmöglichkeiten von Physi-kern wirkte sich 2003 aus, dass die IT-Branchekaum aufnahmefähig war und auch andere fürPhysiker attraktive Branchen wie die Telekommu-nikation oder die Halbleitertechnik eher schwä-chelten. Die Zahl der gemeldeten Stellenangeboteging 2003 um 20 % auf 597 zurück. Unverändertspürbar waren auch 2003 die Auswirkungen derNovellierung des Hochschulrahmengesetzes unddie damit verbundene Nichtverlängerung vonArbeitsverhältnissen an Hochschulen. Bewerbermit rein wissenschaftlicher Laufbahn – und mögli-cherweise sehr forschungslastigen Fachqualifika-tionen – hatten es schwer, den Wechsel in dieIndustrie zu vollziehen. Gleichzeitig kamen Physi-ker in solchen Bereichen zum Einsatz, in denenqualifizierte Ingenieure nicht vorhanden waren.Hieran wird deutlich, dass Physiker oft in unmittel-barer Konkurrenz etwa zu Elektroingenieuren ste-hen. Stellenausschreibungen richten sich häufigdaher auch nicht ausschließlich an Physiker.

Vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaft-lichen Entwicklung ist die Zahl der arbeitslosenBewerber 2003 deutlich angestiegen. Sie lag mit2.628 um 19,2 % höher als im Vorjahr. Dabeimachten die Frauen wieder etwas mehr als 16 %aus, die Mehrzahl der Bewerber hatte ein Universi-tätsstudium absolviert (92,9 %).

Da im Studienfach Physik ein sehr breites The-menspektrum gewählt und teils mit Nebenfächernkombiniert werden kann, war auch das Fachwis-sen der Bewerber sehr vielfältig. Sie konntenKenntnisse und Erfahrungen in der Oberflächen-physik, in Kernphysik, in Festkörperphysik, inMesstechnik und Laserdiagnostik vorweisen oderverfügten über Kenntnisse der Softwareentwick-lung, der Werkstofftechnik und der Nachrichten-technik. Diverse Programmier- und Datenbank-kenntnisse (Fortran, Pascal, C++, Flux PDE, Lab-view, Origin, Linux) waren vorhanden. Auch zeich-neten sich viele Bewerber dadurch aus, dass sieüber sehr gute Englischkenntnisse verfügten. Siewaren gewohnt, überfachlich zu denken, undregional mobil.

Die für Physiker ausgeschriebenen Arbeitsplätzekamen aus Hochschulen und Forschungseinrich-tungen und waren oftmals zeitlich befristet (21 %der Angebote). Auch Softwarehäuser und Unter-nehmensberatungen oder Automobilzulieferer undUnternehmen der Elektrotechnik und der Laser-und Mikrotechnik suchten 2003 Physiker. Insge-samt kamen 22 % der Angebote aus Unternehmendes Bereichs Forschung und Entwicklung mit denSchwerpunkten Natur- und Ingenieurwissenschaft,gefolgt von Medizin. 14,9 % der Offerten betrafenden Dienstleistungsbereich, in dem die Ingenieur-büros die stärksten Anteile stellten. Mit 5,6 bzw.3,5 % waren Unternehmen der Mess-, Steuer- undRegeltechnik bzw. der Nachrichtentechnik nochverhältnismäßig zahlreich unter den Stellenanbie-tern vertreten. Kreditinstitute meldeten 4,8 % derStellen für Physiker.

Der eine oder andere Physiker wanderte 2003 insLehramt ab, wo der Lehrermangel in technischenFächern den Direkteinstieg in den Schuldienstauch ohne Staatsexamen ermöglichte. Qualifizier-te und mobile Bewerber suchten sich auch eineArbeitsstelle im Ausland.

Die Arbeitgeber verlangten 2003 von den Bewer-bern eine fachlich fundierte Grundlagenausbil-dung. Die Spezialkenntnisse variierten je nach aus-geschriebenem Tätigkeitsfeld. Hier waren Kennt-nisse der Halbleitertechnologien, der Lasertech-nik, der Medizinphysik und Schnittstellentechnikebenso gefragt wie Werkstoffkunde, Optik, Mess-,Steuer- und Regeltechnik oder Biophysik, physika-lische Chemie, Strahlenkunde und Kernphysik. DieArbeitgeber wollten Teamplayer mit analytischemDenken und sehr guten EDV-Kenntnissen einstel-len. Und die Bewerber sollten diverse Program-miersprachen und Datenbankkenntnisse mitbrin-gen. Bei jungen Kandidaten sahen die Arbeitgebergern, wenn sie Auslandserfahrungen und entspre-chende Sprachkenntnisse mitbrachten. Berufser-fahrung, kaufmännische Kenntnisse und vereinzeltdie Promotion rundeten das ideale Bewerberprofilab.

Festzustellen war, dass die Sockelarbeitslosigkeitälterer Bewerber wächst; wenn sie über veralteteFachkenntnisse verfügen, bleiben ihre Chancenzur Reintegration in den Arbeitsmarkt gering. Aucharbeitslose Physiker mit mangelnder deutscherBerufserfahrung hatten nur geringe Aussichten beider Arbeitsplatzsuche.

Die Arbeitsämter mussten 2003 einem hohenBeratungsbedarf seitens der Bewerber nachkom-men. Dies betraf Fragen der Umorientierung oder

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grundlegende Orientierungsfragen. Auch Seminarezur Steigerung der Selbstvermarktungsfähigkeitenstießen auf sehr großes Interesse. Die wenigendurchgeführten Qualifizierungsmaßnahmen zeig-ten sich in Einzelfällen erfolgreich, insbesonderewenn sie betriebliche Trainings umfassten.

Physikingenieure

Arbeitslose: 426 (+19,7 %)

Frauenanteil: 16,7 % (2002: 20,5 %)

mit Universitätsabschluss: 45,3 % (2002: 44,1 %)

Stellenzugang: 160 (+ 33,3 %)

Physikingenieure sind eine überaus kleine Berufs-gruppe, die sich auch in Einsatzfelder der Physi-ker, Elektroingenieure oder Informatiker einfügenkönnen. Für die Physikingenieure gab es im Jahr2003 wenige direkt an sie gerichtete Angebote.Stellen, die der Fachausbildung entsprachen,waren wiederum nur für bundesweit mobileBewerber zu finden. Mit 160 Stellen ausdrücklichfür Physikingenieure waren 2003 ein Drittel mehrStellen gemeldet als im Vorjahr.

Die Bewerberzahl stieg 2003 um 19,7 % auf 426an. Die Physikingenieure mit Universitätsabschlussstellten mit 45,3 % fast die Hälfte der Bewerber.Die Bewerber kannten sich in unterschiedlichenVertiefungsgebieten ihres Faches aus, Schwer-punkte waren Elektronik und Sensorik sowie Optik.Auch in IT-Anwendungen waren sie versiert.Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit wiesensie ebenfalls vor.

Physikingenieure waren gesucht für Gutachter-tätigkeiten, in der Qualitätssicherung und im Ver-trieb, aber auch in der Anlagentechnik und inUnternehmensberatungen. Die Mehrzahl der Stel-lenmeldungen kam aus dem Dienstleistungssek-tor: Ingenieurbüros (5,9 %), Firmen der Arbeitneh-merüberlassung (8,2 %). Die öffentliche Verwal-tung meldete 15,3 % der Stellen, Unternehmen derMedizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik 10,6%.Die Rundfunk- und Nachrichtentechnik sorgte für6,5 % der Angebote. Auch in Interessenvertretun-gen und Verbänden boten sich Arbeitsmöglichkei-ten für Physikingenieure (4,1%).

Bewerber sollten Fachkenntnisse in Verfahrens-technik, technischer Mechanik, Grenzflächendy-namik oder Prozessautomatisierung und Strahlen-schutz mitbringen. Ein mobiler, teamfähiger undkommunikativer Kandidat mit Fremdsprachen-kenntnissen hatte gute Chancen auf eine Einstel-lung. Berufsanfänger nahmen vereinzelt die Bera-tung der Hochschulteams in Anspruch und hattenbei bundesweiter Suche recht schnell Erfolg. Einekurze Studienzeit und Fremdsprachenkenntnisseerwiesen sich dabei als hilfreich.

Mathematiker

Arbeitslose: 1.905 (+26,4 %)

Frauenanteil: 35,4 % (2002: 35,6 %)

mit Universitätsabschluss: 88,1 % (2002: 88,5 %)

Stellenzugang: 285 (–3,4 %)

Der Arbeitsmarkt für Mathematiker war 2003geprägt von einer ausgesprochenen Dynamik.Überregional mobile Bewerber mit kurzer Studien-dauer und guten Examina hatten kaum Probleme.Auch für Berufsanfänger war es unter diesenGegebenheiten nicht schwierig, eine Stelle zu fin-den. Gerade Absolventen gelang der Berufsein-stieg häufig über die Diplomarbeit, Drittmittelpro-jekte oder Praktika. Demgegenüber war die Lageüberaus schwierig für Bewerber mit nur theoreti-schen Schwerpunkten. Die Zahl der bei denArbeitsämtern gemeldeten Stellen ging um 3,4 %auf 285 zurück, ein Rückgang, der im Vergleich zuanderen Berufsgruppen moderat ausfiel. Immerwieder suchten Finanzdienstleister und Versiche-rungen, Unternehmensberatungen und Hochschu-len nach mathematischem Fachpersonal, selbst imIT-Bereich hatten qualifizierte Kräfte weiterhin rela-tiv gute Chancen.

Im Jahr 2002 schlossen 1.782 Mathematiker ihrStudium erfolgreich ab. Im Vergleich zu den Vor-jahren war dies eine recht niedrige Zahl, warendoch Mitte der 90er Jahre jährlich jeweils mehr als2.400 Mathematiker von den Hochschulen gekom-men. Vor diesem Hintergrund verwundert kaum,dass 2003 jüngere Mathematiker unter 35 Jahrenmit knapp zwanzig Prozent nicht besonders häufigin der Bewerbergruppe vertreten waren. Dem-

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gegenüber fanden sich 52,2 % Mathematiker über45 Jahre darunter, denen der Wiedereinstiegschwer fiel.

2003 waren mit 1.905 arbeitslosen Bewerbern um26,4 % mehr gemeldet als im Vorjahr. Mit 35,4 %lag der Frauenanteil auf ähnlichem Niveau wie2002. Entsprechend der Ausbildungsstruktur anden Hochschulen hatte die Mehrzahl der Bewerber(88,1 %) ein Universitätsstudium absolviert.

Die Mathematiker brachten fundierte Fachkennt-nisse mit und konnten zumeist arbeitsmarktnaheAusrichtungen wie Finanzmathematik, Versiche-rungsmathematik oder Technomathematik undBiometrie in ihrer Hochschulausbildung nachwei-sen. Viele verfügten über Berufserfahrung oderPraxiseinblicke durch Praktika. Insgesamt hattensie gute EDV-Kenntnisse, oft vertieft in RichtungSoftwareentwicklung, Datenbanken und Netzwer-ke, so dass sie für spezialisierte IT-Arbeitsplätzeals Fachleute in Frage kamen. Einige Kandidatenbrachten auch Lehr- oder Beratungserfahrung mit.Die hohe persönliche und regionale Flexibilität dermeisten Bewerber sowie das durch ihre Fachaus-bildung besonders stark ausgeprägte Abstrak-tionsvermögen machten sie in vielen Bereichentrotz der angespannten Gesamtwirtschaftslage zugefragten Mitarbeitern.

Stellenangebote für Mathematiker kamen aus vie-len kleinen Unternehmen, aber auch aus überre-gionalen Großunternehmen. Der mit 25,2 % derOfferten stark vertretene Hochschulbereich bot oftArbeitsplätze mit Promotionsmöglichkeiten, dieStellen waren jedoch zumeist zeitlich befristet. DasKreditgewerbe stellte 12,5 % der Angebote, dasVersicherungsgewerbe 9,8 %. Unternehmensbera-tungen boten 10,8 % der Stellen an, die Datenver-arbeitung 8,9 %, die öffentliche Verwaltung 3,9 %.Mathematiker waren des weiteren vereinzelt imMaschinenbau- und in der Automobilzulieferunggefragt, aber auch im Handel, im Gesundheitswe-sen oder in der Verbandsarbeit.

Die Bewerber mit einem Mathematikstudium müs-sen anwendungsorientierte Zusatzkenntnisse undErfahrungen in technischen, betriebswirtschaft-lichen oder im EDV-Bereich haben, um bei der Per-sonalauswahl in die engere Wahl zu kommen. Jenach Branche erwarteten die Arbeitgeber Kennt-nisse in Elektrotechnik oder Elektronik oder Bio-informatik. Programmier- und Datenbankkenntnissewaren ebenso erwünscht wie in einigen Einsatzfel-dern die Zusatzausbildung zum Aktuar und versi-cherungsmathematische Kenntnisse. Von Vorteilwaren ebenso Erfahrungen im Projektmanagement

und einschlägige Branchenkenntnisse. Die Bewer-ber sollten außerdem die Fähigkeit mitbringen,sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbei-ten. Ausgeprägte Soft Skills fanden neben denFachkenntnissen im Anforderungskatalog immerwieder Erwähnung. Teamfähigkeit, Belastbarkeit,Flexibilität, Kreativität und Kommunikationsfähig-keit sowie Fremdsprachenkenntnisse rundetendas gewünschte Bewerberprofil ab.

Bewerber aus dem akademischen Mittelbau,denen außeruniversitäre Berufspraxis fehlte, hattenes schwer. Aussiedlern in dieser Berufsgruppe halfallein die Anerkennung ihres Hochschuldiplomsnicht weiter. In kleinem Umfang konnten ihre Chan-cen durch Maßnahmen vergrößert werden, indenen sie ihre Deutschkenntnisse verbesserten.Endsemester suchten die Beratung der Arbeits-agenturen, um sich zu Fragen der Bewerbung unddes Berufseinstiegs zu informieren.

Biologen

Arbeitslose: 4.365 (+13,4 %)

Frauenanteil: 55,0 % (2002: 55,5 %)

mit Universitätsabschluss: 95,3% (2002: 95,3 %)

Stellenzugang: 1.243 (–21,9 %)

Biologen standen 2003 einem angespanntenArbeitsmarkt gegenüber. Geringere Drittmittel beiden Hochschulen, Firmenschließungen oder Ver-kleinerungen von Betriebsteilen im Biotechnologie-sektor ließen die Stellenmeldungen zurückgehen.Erschwerend kommt hinzu, dass Biologen hier inunmittelbarer Konkurrenz zu anderen Studienrich-tungen (Chemie, Chemieingenieur, Verfahrensinge-nieur) stehen, so dass sich die potenzielle Bewer-berzahl auf eine Stelle vervielfacht.

Traditionell hatten Biologen mit ökologischer Aus-richtung auch Einsatzmöglichkeiten im Umweltbe-reich gefunden. Auch hier ist im letzten Jahr durchSparmaßnahmen bei Öffentlichen Einrichtungenund die Reduzierung der Zahl der Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen (ABM) der Markt deutlich engergeworden. Generell ließ sich 2003 feststellen, dassfür Kandidaten ohne Berufserfahrung der Einstiegins Berufsleben eine sehr hohe Hürde darstellte.

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Insgesamt gingen bei den Arbeitsagenturen 1.243Stellen für Biologen ein, im Vorjahresvergleichbedeutet dies ein Rückgang um 21,9 %.

2003 waren 4.365 arbeitslose Biologen auf derSuche nach einem neuen Betätigungsfeld, 55 %davon waren Frauen; damit entspricht der Frauen-anteil unter den Bewerbern in etwa ihrem Anteil derHochschulabsolventen. 4,7 % der Bewerber hat-ten ein Fachhochschulstudium absolviert; auchdieser Anteil ist vergleichbar mit ihrem Absolven-tenanteil. Damit scheint die Wahl der Hochschulartfür Biologen wenig Einfluss auf die Arbeitsmarkt-chancen zu haben. Gut ein Viertel der Bewerberwar älter als 45 Jahre, 43 % waren zwischen 35und 45 Jahre alt. 30,2 % waren jünger als 35. Derhohe Anteil gerade auch junger und mittelalterBewerber zeigt deutlich, wie schwierig die Arbeits-marktsituation aus Bewerbersicht 2003 war.

Die meisten der Bewerber waren gut bis sehr gutqualifiziert und brachten Fachkenntnisse aus ihrerwissenschaftlichen Tätigkeit oder früheren Berufs-stationen mit. Besonders ausgeprägt waren dieKenntnisse in Molekular- und Mikrobiologie undBiochemie. Aber auch Kenntnisse der Genetik, derImmunologie oder der Biotechnologie inclusiveaktuellster Labormethodik konnten viele Bewerbervorweisen. Einige hatten lange Zeit klinische Stu-dien betreut und kannten sich im Projektmanage-ment aus. Auch verfügten sie punktuell über Bio-metrie- und Bioinformatikkenntnisse oder warenExperten in Toxikologie oder Limnologie. MancheBewerber hatten sich fachlich spezialisiert aufÖkologie, Zoologie oder Botanik und Pflanzenphy-siologie, einige wenige waren Experten in Meeres-und Fischereibiologie.

Die meisten Bewerber konnten sehr gut Englischund hatten ausgeprägtes EDV-Wissen. Viele warenpromoviert. Betriebswirtschaftliche Kenntnissewaren teilweise ebenfalls vorhanden. In jedem Fallwaren die meisten Bewerber regional flexibel.Allerdings zeigten sich einige Biologinnen ausfamiliären Gründen ortsgebunden. Die Bewerberhatten eine starke Teamorientierung und warenhoch motiviert.

Die Stellen für Biologen kamen aus sehr unter-schiedlichen Wirtschaftsbereichen. Unternehmender gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassungmeldeten 2003 13,7 % der Offerten. Angebote ausForschung und Entwicklung in Unternehmenmachten 14,3 % aus. Hochschulen stellten – oftbefristet – 11,7 % der Angebote. Das Gesund-heitswesen meldete 8,4 % der Offerten für Biolo-

gen, die öffentliche Verwaltung 8,0 %, Interessen-vertretungen und Verbände 7,7 %.

In den Jahren des IT-Booms war die Datenverar-beitung für IT-fachkundige Biologen eine Aus-weichmöglichkeit gewesen. Diese Alternative istangesichts der wirtschaftlichen Krise auch im IT-Bereich kaum noch gegeben, da bei der ange-spannten Marktlage keine Nachfrage nach Quer-einsteigern besteht. 2003 wählten einige Biologenbei ihrer beruflichen Neuorientierung das Lehramt,z. B. an berufsbildenden Schulen. Andere machtensich selbstständig, jedoch weniger unmittelbarausbildungsbezogen, sondern auch in berufsfrem-den Bereichen.

Die Arbeitgeber stellten an die Bewerber hohefachliche und außerfachliche Anforderungen. Ein-schlägige Berufserfahrung war immer erwünscht.Von jüngeren Biologen erwartete man ein gutesExamen nach einem zügigen Studium und aktuel-le Fach- und Methodenkenntnisse. Besondersgefragt waren hier die Wissensgebiete Molekular-biologie und Mikrobiologie. Biochemische Kennt-nisse und Kenntnisse der Biotechnologie schlos-sen in der Häufigkeit an. Oft verlangten die Arbeit-geber eine hohe Laborkompetenz und Kenntnisseim Projektmanagement. In einzelnen Nachfragenwurden auch Fachleute der Pflanzenzüchtung, derLebensmitteldiagnostik, der Qualitätssicherungoder der Botanik gesucht. Für Aufgaben imUmweltschutz sollten sich die Bewerber auch aus-kennen in den umweltrelevanten gesetzlichenRegelungen. Für die (bei den Biologen nichtsonderlich beliebten) Vertriebstätigkeiten imPharmabereich waren Marketingkenntnisse, Prä-sentationskompetenz und Verkaufstalent gefragt.Unverzichtbar für eine erfolgreiche Bewerbungwaren in allen Einsatzbereichen Fremdsprachen-kenntnisse und Schlüsselqualifikationen wie Team-und Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit undFlexibilität.

Nur in wenigen Fällen unterstützten die Arbeits-agenturen die Bewerber durch Fortbildungen, etwazu betriebswirtschaftlichen Themen. Vereinzeltwurden betriebliche Trainingsmaßnahmen geför-dert. In Einzelfällen kamen ABM im Umweltschutz-bereich zustande. Einige Biologen erhielten Über-brückungsgeld oder einen Existenzgründungszu-schuss, als sie sich 2003 selbstständig machten.Besonders nachgefragt waren Bewerbungstrai-nings und Beratungen zum Berufseinstieg oder beiälteren arbeitslosen Bewerbern zur völligen beruf-lichen Neuorientierung. Auch organisierten dieArbeitsagenturen lokale Jobbörsen für Biologen.

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Kreditgewerbe4,6 %

Unternehmens-beratungen

2,9 %

Chemische Industrie2,4 %

Handelsvermittlung und Grosshandel

7,1 %

Interessenvertretg.7,7 %

Öffentl. Verwaltung8,0 %

Gesundheitswesen8,4 %

Hochschulen11,7 %

Sonstige16,6 %

Zeitarbeit u. Personalvermittler

16,3 %

Forschung und Entwicklung14,3 %

Quelle: Bundesagentur für Arbeit n=1243 © 2004, BA-AMS

Grafik 18

ü.45

35-45

u.35

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 19

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Geographen

Arbeitslose: 1.638 (+27,2 %)

Frauenanteil: 49,8 % (2002: 51,0 %)

mit Universitätsabschluss: 93,9 % (2002: 93,6 %)

Stellenzugang: 114 (– 35,6 %)

Geographen standen 2003 einem sehr ungünsti-gen Arbeitsmarkt gegenüber. Private und öffentli-che Arbeitgeber verhielten sich vielfach nochzurückhaltender als bereits im Vorjahr. SelbstBewerbern mit sehr guter Qualifikation gelang esnicht ohne weiteres, schnell einen adäquatenArbeitsplatz zu finden. Ein großes Ausmaß an Initi-ative und Findigkeit und selbstverständlich regio-nale Mobilität waren nötig, um bei der Arbeits-platzsuche erfolgreich zu sein. Die Stellen im Pla-nungsbereich und im Tourismus, für die Geogra-phen besonders geeignet sind, waren rar. VieleBewerber begannen auch, über eine völlige beruf-liche Neuorientierung nachzudenken. Der Stellen-rückgang auf 114 Offerten (–35,6 %), der in einzel-nen Regionen besonders ausgeprägt zu spürenwar, gab Anlass dazu.

Steigende Studienanfängerzahlen lassen anneh-men, dass mittelfristig die Absolventenzahl auf ver-hältnismäßig hohem Niveau bleiben wird. Beiihrem Blick aufs Berufsleben ist für angehendeGeographen daran zu denken, dass sie mit ihrerinterdisziplinär ausgelegten Ausbildung amArbeitsmarkt immer auch in Konkurrenz zu ande-ren ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fach-richtungen stehen.

1.638 arbeitslose Geographen standen 2003 demArbeitsmarkt zur Verfügung, 27,2 % mehr als einJahr zuvor. Viele der Bewerber waren Wirtschafts-geographen, einige Siedlungsgeographen, wenigeBiogeographen. Sie brachten alle gemäß ihremStudienfach eine breit gefächerte Qualifikation mit.Viele verfügten über Kenntnisse der Geo-Informa-tionsysteme, kannten sich in Fragen der Regional-planung und des Tourismus aus oder hatten einenWissensschwerpunkt im Marketing. In der Mehr-zahl verfügten sie über Fremdsprachenkenntnisse,einige hatten Auslandserfahrungen. Sie warenregional mobil.

In der Bewerbergruppe der Geographen warenüberwiegend jüngere Bewerber unter 35 (40,7 %)und Kandidaten zwischen 35 und 45 Jahren

(44,3 %) vertreten. Die Bewerber über 45 Jahremachten nur 15 % aus. Dies deutet darauf hin,dass Geographen in fortgeschrittenem Lebensaltersich beruflich etabliert haben, sei es in Anwen-dungsbereichen, die ihrem Studiengebiet entspre-chen, sei es, dass sie sich völlig neu orientierten.

Die Mehrzahl der Stellenmeldungen kam 2003 ausöffentlichen Verwaltungen (29,3 %). Häufig botendann Ingenieurbüros den Geographen Stellen an(12,9 %), gefolgt von Interessenvertretungen undVerbänden (9,5 %), Unternehmensberatungen (7,8 %), Einrichtungen der beruflichen Erwachse-nenbildung (6,9 %) und Unternehmen des Grund-stücks- und Wohnungswesens (5,1 %). In vielenFällen waren die Angebote befristet. Insgesamthandelte es sich bei 22,8 % um Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen.

Einige Geographen suchten den Weg in die Selbst-ständigkeit. Mangels Aufträgen hatte dieser Wegnur geringe Erfolgsaussichten.

Ohne ausreichende Berufserfahrung war es fürBewerber kaum möglich, von einem Arbeitgeberals Kandidat akzeptiert zu werden. Fachkennt-nisse, insbesondere auch in Geo-Informations-Systemen, Erfahrung im Projektmanagement undunternehmerisches Denken, kombiniert mitbetriebswirtschaftlichem Wissen, sollten dieBewerber mitbringen. Für Tätigkeiten bei öffent-lichen Arbeitgebern war zumeist Verwaltungser-fahrung erforderlich. Schlüsselqualifikationen wieTeam- und Kommunikationsfähigkeit waren allenArbeitgebern wichtig.

Geowissenschaftler

Arbeitslose: 1.855 (+12,6 %)

Frauenanteil: 33,7 % (2002: 32,6 %)

mit Universitätsabschluss: 92,1 % (2002: 92,8 %)

Stellenzugang: 317 (–17,2 %)

Geowissenschaftler standen 2003 einem proble-matischen Arbeitsmarkt gegenüber. Standort-,Deponie- und Sedimentanalysen – für dieseBerufsgruppe klassische Einsatzbereiche – wurdenseltener durchgeführt. Angesichts der für die meis-ten Berufsgruppen angespannten Arbeitsmarkt-lage war ein Ausweichen in Nachbarbereiche wiedem Chemieumfeld kaum möglich. Im Vorjahres-

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vergleich ging insgesamt die Zahl der Stellen um17,2 % auf 317 gemeldete Stellen zurück.

Mit 1.855 Geowissenschaftlern lag die Zahl derarbeitslosen Bewerber 2003 um 12,6 % höher als2002. Alle Altersgruppen waren unter den Bewer-bern vertreten. Mit 38,5 % stellten die Geowissen-schaftler über 45 Jahre den größten Anteil, etwagenauso viele kamen aus der Altersgruppe zwi-schen 35 und 45 Jahre (37,1 %). Der Anteil derarbeitslosen Geowissenschaftler bis 34 betrug24,4 %.

Die Geowissenschaftler zeichnete eine hohe fach-liche Qualifikation aus. Sie waren versiert in Mine-ralogie, Hydrologie, Geophysik, Geodäsie undGeoökologie, kannten sich in spezifischen Analy-semethoden und der Altlastensanierung aus undbrachten größtenteils auch Auslandserfahrung mit.

Trotz der geringen Zahl der Stellenangebote, diebei den Arbeitsagenturen für Geowissenschaftlergemeldet wurden, war das Spektrum der poten-ziellen Arbeitgeber weit gefächert. Allerdingswaren viele Arbeitsangebote befristet. Ingenieur-büros standen als potenzielle Arbeitgeber an ersterStelle (15,5 %), gefolgt von Hochschulen (13,3 %)und der öffentlichen Verwaltung (allgemeine Ver-waltung 10,2 %, Wirtschaftsförderung und -auf-sicht 10,8 %). Ebenfalls häufig mit 9,3 % suchtenBausparkassen nach Geowissenschaftlern. Ver-bände und Interessenvertretungen stellten 3,1 %der Angebote. Stellenmeldungen in geringeremUmfang kamen aus dem Garten- und Land-schaftsbau, aus dem Baugewerbe, aber auch ausder Datenverarbeitung, der Entsorgungswirtschaft,der Energieversorgung oder dem Fahrzeugbauund der Nachrichtentechnik.

Die Arbeitgeber wünschten von den BewerbernBerufserfahrung und je nach EinsatzbereichKenntnisse der Mineralogie, der Geochemie, derGeoökologie oder Hydrologie. Kartierungerfahrungund Vertrautheit im Umgang mit Digitalisierungs-techniken und Redaktionsaufgaben waren eben-falls gefragt. Fremdsprachenkenntnisse sollten dieBewerber ebenso mitbringen wie Verhandlungsge-schick, sicheres Auftreten und die Bereitschaft zuAuslandstätigkeiten. Auch betriebswirtschaftlicheKenntnisse waren ein Pluspunkt für die Bewerber.

Vereinzelt unterstützten die Arbeitsagenturenbetriebliche Trainingsmaßnahmen. Vor allem aberhatte die Beratung der Bewerber, auch hinsichtlicheiner möglichen beruflichen Neuorientierung,große Bedeutung. Bei allen Bewerbern zielte dieseoft darauf ab, die Selbstmarketingfähigkeiten zuerhöhen und die Eigeninitiative zu unterstützen.

Haushalts- undErnährungswissenschaftler

Arbeitslose: 774 (+21,5 %)

Frauenanteil: 79,5% (2002: 82,1 %)

mit Universitätsabschluss: 66,3% (2002: 63,1 %)

Stellenzugang: 120 (–25,9 %)

Der Arbeitsmarkt für Ökotrophologen war auch2003 angespannt. Gerade auf dem akademischenNiveau blieb das Stellenangebot zurückhaltend.Ernährungsberater waren auch von Firmen gefragt,die Akademiker für die Vermarktung und den Ver-trieb neuer Produkte als Multiplikatoren einsetzenwollten. Die wiederkehrenden Angebote großerUnternehmen, als Pharmareferent zu arbeiten,sahen die meisten Bewerber nicht als besondersattraktiv an. 120 Stellen für Ökotrophologen wur-den 2003 den Arbeitsagenturen gemeldet, 25,9 %weniger als 2002.

Die Zahl der arbeitslosen Bewerber ist im Vergleichzum Vorjahr um 21,5 % auf 774 angestiegen. Wiezuvor war auch 2003 der Frauenanteil hier sehrhoch (79,5 %). Ökotrophologen mit Universitäts-abschluss machten 66,3 % der arbeitslosenBewerber aus.

Die gut ausgebildeten Ernährungswissenschaftlerbrachten oftmals Berufs- oder Praktikumserfah-rungen mit, verfügten über Pharmakenntnisse undkonnten sehr gut mit der EDV umgehen. Viele vonihnen zeigten sich als Organisationstalente undhatten durch verschiedene Berufsstationen, auchfreiberuflicher Art, ihre Flexibilität unter Beweisgestellt. Für ihre weitere Tätigkeit favorisierten dieBewerber Beratungstätigkeiten.

Die Stellenangebote für Ökotrophologen warentrotz der geringen Gesamtzahl recht weit gestreut.Das Gesundheitswesen bot 13,8 % der Stellen an,das Ernährungsgewerbe 6 %, Verbraucherorgani-sationen 4,9 %. Der Groß- und der Einzelhandelmeldete je 7,1 %, im Bereich Erziehung und Unter-richt waren 5,6 % der Stellen vakant. Zu 12,3 %kamen die Stellenangebote von Zeitarbeitsfirmen,zu 5,6 % von Unternehmensberatungen. Vereinzeltwaren Bewerber mit freiberuflichen Tätigkeitenerfolgreich, etwa in der Beratung von Krankenkas-sen und Gesundheitseinrichtungen.

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Gute Fachkenntnisse forderten alle Arbeitgeber,auch Berufserfahrung war erwünscht. Für Arbeits-plätze in der Forschung sollten die BewerberKenntnisse der Zellforschung nachweisen. Vonangehenden Pharmareferenten erwarteten dieArbeitgeber die Bereitschaft zum Außendienst. Füralle Bewerber waren Schlüsselqualifikationen wieKommunikationsfähigkeit, Flexibilität und Belast-barkeit von Vorteil, auch Organisationsfähigkeitund Durchsetzungsvermögen wurden gern gese-hen. Um einen Arbeitsplatz zu finden, sollten dieBewerber ortsungebunden sein. Die notwendigeMobilität war einer Reihe Bewerber nicht möglich,so dass ihre Einsatzmöglichkeiten sich verringer-ten.

Die Berater und Vermittler der Arbeitsagenturenwaren bei dieser Berufsgruppe besonders gefragt,um Alternativen aufzuzeigen oder um die Bewer-ber darin zu unterstützen, geeignete Selbstver-marktungsstrategien zu entwickeln. BetrieblicheTrainingsmaßnahmen haben sich in Einzelfällen alserfolgreich für eine Integration erwiesen.

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● Humanärzte insgesamt

● Ärzte ohne Gebietsbezeichnung (Assistenzärzte) einschl. Ärzte im Praktikum (AiP)

● Ärzte mit Gebietsbezeichnung (Fachärzte)

● Zahnärzte

● Tierärzte

● Apothekerinnen und Apotheker

Ärzte und Apotheker

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS Erhebungszeitpunkt jeweils Ende September

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

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Humanärzte insgesamt

Arbeitslose: 5.910 (–3 %)

Frauenanteil: 61 % (2002: 60 %)

Stellenzugang: 7.237 (–20 %)

Die Zahl der arbeitslosen Humanärzte (ohne Zahn-ärzte) ist weiter zurückgegangen, wenn auch nichtmehr im gleichen Umfang wie im vergangenenJahr. Bezogen auf die 304.000 berufstätigen Ärz-tinnen und Ärzte in Deutschland errechnet sichdaraus eine Arbeitslosenquote, die nunmehrknapp unter die Zwei-Prozent-Marke gesunken ist.Damit ist ein Wert erreicht, der in diesem SegmentVollbeschäftigung signalisiert. Dabei ist eine deut-liche Diskrepanz zu erkennen zwischen dem Frau-enanteil unter den Arbeitslosen, der mit 61 %wesentlich höher lag als ihr Anteil an den Berufs-tätigen, der nur knapp 38 % betrug.

Die gegenwärtige Struktur der Arbeitslosigkeitscheint in erster Linie auf die Probleme von Frauenhinzuweisen, die aufgrund stärkerer sozialer undfamiliärer Bindungen regional weniger mobil sindund bei der Arbeitszeit eher familienfreundlicheLösungen anstreben, die bei vielen Kliniken nichtdurchsetzbar sind.

Fachärzte aller Gebiete hatten während desgesamten Jahres kaum Probleme bei der Stellen-suche, aber auch Assistenzärzte und AiP trafen aufeinen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. Der Nachfra-gerückgang bei den Dienststellen der Bundes-agentur spiegelte wohl auch die nun schon überzwei Jahre währende Erfahrung der Stellenanbieterwider, dass die Vermittler in den Agenturen fürArbeit angesichts der historisch geringen Arbeits-losenzahl nur selten in der Lage waren, geeigneteBewerber zu vermitteln. Dies galt vor allem fürweite Teile Ostdeutschlands und für ländlicheRegionen Westdeutschlands. Zunehmend klagtenaber auch viele große Häuser an attraktiven Stand-orten über Probleme bei der Stellenbesetzung. DieSituation wurde insgesamt dadurch verschärft,dass das Interesse der jungen Ärzte an nichtkura-tiven Tätigkeiten oder Beschäftigungsmöglichkei-ten im Ausland nach wie vor sehr groß war. EineAusnahme bildete – wie schon 2002 – dasBundesland Berlin. Die Zahl der Bewerber über-stieg hier deutlich die Nachfrage.

Ärzte ohne Gebiets-bezeichnung (Assistenzärzte) einschl. Ärzte im Praktikum (AiP)

Arbeitslose Assistenzärzte: 4.385 (+1 %)

Frauenanteil: 61 % (2002: 60 %)

Arbeitslose Ärzte im Praktikum: 206 (–8 %)

Frauenanteil: 61 % (2002: 55 %)

Stellenzugang für Assistenzärzte und AiP: 4.853 (–22 %)

Zum 30. September 2003 waren 4.385 arbeitsloseÄrzte ohne Gebietsbezeichnung (+1 %) und 206Ärzte im Praktikum (–8 %) bei den Dienststellender Bundesagentur gemeldet.

Von den arbeitslos gemeldeten Bewerbern waren28,2 % unter 35 Jahre alt, 44,4 % waren zwischen35 und 45 Jahre alt und 27,4 % waren älter als 45Jahre. Zum Vergleich die Altersstruktur allerarbeitslosen Personen mit abgeschlossener Uni-versitätsausbildung: bis 35 Jahre: 27,1 %, zwi-schen 35 und 45: 32,4 % und älter als 45 Jahre:40,5 %. Der Vergleich mit der Gesamtgruppebelegt, dass ältere Ärzte ohne Gebietsbezeichnungrelativ selten arbeitslos waren.

Zum Wintersemester 2002/03 lag die Zahl der Stu-dierenden im Fach Humanmedizin insgesamt beirund 80.000 und war damit gegenüber dem Vorjahrfast unverändert. Die Zahl der Studenten im erstenFachsemester hatte sich im gleichen Zeitraum um523 auf 9.772 erhöht (+6 %). Im Jahr 2002 wurdeninsgesamt 8.852 Prüfungen im Bereich Human-medizin abgelegt, rund 100 weniger als 2001. Von1993 bis 1996 hatten die Absolventenzahlenjeweils noch deutlich über 10.000 gelegen. Diegesunkene Absolventenzahl ist einer der Gründefür die aktuell niedrige Arbeitslosigkeit.

Viele der bei den Agenturen für Arbeit gemeldetenjüngeren deutschen Assistenzärzte verfügtenbereits über breit gestreute Erfahrungen aus demklinischen Bereich. Bei einem Mindestmaß anregionaler Mobilität hatten sie nur geringe Schwie-rigkeiten beim Berufseinstieg. Ein relativ hoherAnteil der Bewerber verfügte allerdings über aus-

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ländische Studienabschlüsse. Meist war hier eineAnpassungsfortbildung notwendig, um eine Be-rufserlaubnis in Deutschland zu erhalten.

Die Zahl der berufstätigen Ärzte stieg laut Bundes-ärztekammer (BÄK) zum 31. Dezember 2003 ins-gesamt um 1 % auf 304.117. Davon waren145.536 stationär tätig, 1,2 % mehr als im Vorjahr,und 132.349 arbeiteten im ambulanten Sektor(Steigerungsrate: 0,8 %). Unter den bei der BÄKregistrierten Ärzten befanden sich 74.220 ärztlichtätige Mediziner ohne Gebietsbezeichnung; weite-re 25.219 dieser Ärztegruppe waren lt. BÄK nichtals Ärzte tätig. Des weiteren waren 17.460 Ärzte imPraktikum bei der BÄK gemeldet. Die rechnerischeArbeitslosenquote bei Ärzten ohne Gebietsbe-zeichnung inklusive ÄiP lag damit deutlich über derQuote bei den Fachärzten; es gilt jedoch zu beden-ken, dass es bei den gemeldeten Assistenzärztensehr häufig lediglich um kurze Phasen der Such-arbeitslosigkeit zwischen zwei Weiterbildungsab-schnitten ging.

Bedingt durch die ungünstige Altersstruktur derdeutschen Ärzteschaft insgesamt gehen vieleÄrzte in der nächsten Zeit in den Ruhestand.Zugleich bricht der Nachwuchs weg, da immerweniger junge Mediziner bereit sind, in der kurati-ven Patientenversorgung tätig zu werden.

Sowohl Assistenzärzte wie auch AiP können beieinem Mindestmaß an Mobilität in der Regel untermehreren Angeboten wählen. Dabei liegt derSchwerpunkt des Interesses bei den großen Häu-sern, vorzugsweise Universitätskliniken, die übervolle Weiterbildungsermächtigungen in den einzel-nen Fachgebieten verfügen. Weiterbildungen beikleineren Häusern oder niedergelassenen Ärztensind in der Regel aus Sicht der Bewerber „zweiteWahl“.

Dem Nachwuchsmangel an deutschen Ärzten wirdzunehmend dadurch begegnet, indem verstärktÄrzte im europäischen Ausland angeworben wer-den.

Der Anteil der den Arbeitsämtern am Jahresende2003 vorliegenden Stellenangebote aus Kranken-häusern war mit 61 % noch höher als ein Jahrzuvor (55 %). Die Offerten von niedergelassenenÄrzten (13 %) stiegen gegenüber dem Vorjahres-wert (6 %) ebenfalls wieder an. Dagegen sank derAnteil der Reha-Einrichtungen auf 6 % (Vorjahr:9 %). Die Nachfrage aus der Privatwirtschaft, vorallem aus der Pharmazeutischen Industrie, gingmit einem Anteil von nur noch 3 % besondersdeutlich zurück. Der sonstige Öffentliche Dienst(z. B. Gesundheitsämter) war mit 5 % der Vakan-

zen vertreten (Vorjahr: 4 %). Daneben lagen Ange-bote von Krankenkassen und aus der Medizintech-nik vor. Vereinzelt lagen auch Offerten für Medizi-ner als Dozenten an Fachschulen, z.B. für Kran-kenpflege und Krankengymnastik, vor. Knapp 20% der Angebote bezog sich auf Tätigkeiten imAusland.

Forderungen nach besonderen zusätzlichen Fach-qualifikationen wurden aufgrund des Ärztemangelsnur selten aufgestellt. In der Regel reichte dasberufsübliche Ausbildungsprofil aus. Auch dieaußerfachlichen Qualifikationen spielten aufgrundder für die Nachwuchsärzte insgesamt komfor-tablen Arbeitsmarktsituation nur eine sehr unterge-ordnete Rolle. Bedingung bei Ausländern, Aus-siedlern und Kontingentflüchtlingen waren gutedeutsche Sprachkenntnisse sowie eine vorhande-ne Berufserlaubnis.

Der Einstieg für Assistenzärzte erfolgt bei Arbeit-gebern des Öffentlichen Dienstes nach Vergü-tungsgruppe II oder Ib Bundesangestellten-Tarif-vertrag (BAT). Ein 30-jähriger lediger Arzt würdedemnach nach Vergütungsgruppe II BAT rund3.000 € brutto im Monat erhalten. Hinzu könnenZulagen für Nacht- und Wochenenddienste kom-men.

Alternative Beschäftigungsmöglichkeiten bietenvor allem die Pharmazeutische Industrie und dieMedizintechnik. Medizininformatik, Umweltmedi-zin, Gesundheitsmanagement und Public Healthsind weitere Bereiche, in denen langfristig miteinem zunehmenden Bedarf zu rechnen sein dürf-te.

Nach wie vor bieten vor allem die skandinavischenLänder auch für Assistenzärzte die Möglichkeit, dieWeiterbildung ganz oder teilweise dort zu absolvie-ren. Bessere Chancen für eine Beschäftigung hatman allerdings mit einer abgeschlossenen Fach-arztweiterbildung. Ähnliches gilt für England,Frankreich, Irland und neuerdings auch die Nieder-lande.

Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeitsplätzenhatten vor allem Bewerberinnen und Bewerber, dieihre ärztliche Qualifikation im Ausland erworbenhaben; hier waren ggfs. Anpassungsmaßnahmenzur Erlangung der Berufserlaubnis in Deutschlanderforderlich. Auch fehlende deutsche Sprach-kenntnisse bilden oft eine Barriere und konntenhier und da mit Unterstützung der Agenturen fürArbeit ausgeglichen werden.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSStichprobe: Ende 2003

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSStichprobe: Ende 2003

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Ärzte mit Gebiets-bezeichnung (Fachärzte)

Arbeitslose: 1.319 (–13,2 %)

Frauenanteil: 60 % (2002: 58 %)

Stellenzugang: 2.384 (–15,3 %)

Die Zahl der arbeitslosen Fachärzte ist weitergesunken. Im September 2003 waren nur noch1.319 Personen mit abgeschlossener Facharztaus-bildung bei den Dienststellen der Bundesagenturarbeitslos gemeldet. Daraus ergibt sich eineArbeitslosenquote von unter 1 %, mithin Vollbe-schäftigung. Außer in wenigen Ballungsräumen(z.B. Berlin) war der Markt praktisch „leergefegt“.

16 % der arbeitslosen Bewerber waren jünger als35 Jahre, 45 % waren zwischen 35 und 44 Jahrealt und 39 % waren 45 Jahre und älter. Zum Ver-gleich die Altersstruktur aller arbeitslosen Bewer-ber mit abgeschlossener Universitätsausbildung:bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44: 32,4 %und älter als 45 Jahre: 40,5 %. Der geringe Anteilder Arbeitslosen unter 35 Jahren erklärt sich vorallem daraus, dass die Facharztausbildung in allerRegel erst deutlich nach dem Eintritt in das vierteLebensjahrzehnt abgeschlossen ist.

Nach Fachgebieten verteilten sich die arbeitslosenFachärzte prozentual (in Klammern die jeweiligenFrauenanteile an der Arbeitslosigkeit) wie folgt:

Innere Medizin 14,6 (Frauenanteil: 57,6), Allge-meinmedizin 14,1 (68,9), Kinderärzte 11,1 (80),Chirurgen 10,2 (31,7) Frauenärzte 9,7 (72), Anäs-thesisten 5,6 (67,8), Augenärzte 4,6 (54,7), Radio-logen 4,2 (42,6), Hautärzte 4,1 (74,2), Psychiater3,9 (55,6), Orthopäden 2,7 (27,3) Neurologen 2,3(75,7), Hals-, Nasen- und Ohrenärzte 2,3 (59,9),Urologen 1,9 (16,1), Arbeitsmediziner 1,5 (58,3)und sonstige Fachärzte (kleine Gruppen, derenArbeitslosenzahl sich im einstelligen Bereichbewegte) zusammen 7,1 % (54,8).

Eine stichprobenartige Untersuchung der bei denDienststellen der Bundesagentur gemeldeten Stel-len für Fachärzte ergab im Hinblick auf die Fach-gebiete die größte Nachfrage für Internisten (18 %), gefolgt von Psychiatern und Fachärzten fürPsychotherapie (15 %), Allgemeinmedizinern(10 %), Anästhesisten (8 %), Orthopäden (eben-falls 8 %), Kinderärzte (7 %), Neurologen (7 %),Radiologen (6 %), Gynäkologen (5 %), Arbeitsme-dizinern (4 %) und Augenärzten (1 %). Die hohe

Nachfrage nach Internisten ist allerdings dadurchzu relativieren, dass es sich hierbei auch um diegrößte Bewerbergruppe unter den Fachärzten han-delt, so dass hier rein rechnerisch eine wesentlichhöhere Zahl potenzieller Bewerber auf eine Stellekam als z.B. bei Psychiatern oder Neurologen. 43% der Positionen kamen aus dem Bereich derAkutkrankenhäuser, 17 % von Kur- und Reha-Ein-richtungen, 15 % von niedergelassenen Ärzten, 10% aus dem Bereich der Kranken- und Sozialversi-cherung, 8 % aus dem öffentlichen Gesundheits-wesen, 4 % aus der Privatwirtschaft (vor allem derPharmazeutischen Industrie) und 3 % aus Einrich-tungen der Forschung und Lehre. Rund 10 % derPositionen bezogen sich auf Tätigkeiten im Aus-land.

Bezogen auf die Relation von arbeitslosen Fach-ärzten zu offenen Stellen gab es in vielen Fachge-bieten bundesweit mehr Vakanzen als Bewerbervorhanden waren. Am günstigsten war die Lagebei Psychiatern mit drei arbeitslosen Bewerbern je10 offene Stellen, bei Neurologen und Orthopäden(4 : 10) und bei Anästhesisten (8 : 10). Mehrarbeitslose Bewerber als offene Stellen gab es inder Chirurgie (13 : 10), in der Allgemeinmedizin, derKinderheilkunde (18 : 10), der Gynäkologie (21 : 10)und der Augenheilkunde (38 : 10). Die Relationenwaren überwiegend in den Fachgebietenbesonders ungünstig, bei denen es einen hohenFrauenanteil an den Arbeitslosen gab, wie bei derKinderheilkunde und der Gynäkologie.

Im nichtkurativen Bereich in Deutschland botensich u.a. Möglichkeiten im Klinikmanagement, demöffentlichen Gesundheitswesen, der Pharmazeuti-schen Industrie, in Unternehmen der Medizintech-nik, aber auch bei Unternehmensberatungen.

Gute Beschäftigungsmöglichkeiten im kurativenBereich bestehen im Ausland, vor allem in Großbri-tannien, den skandinavischen Ländern, Frankreichund in den Niederlanden. Weltweit gibt es Einsatz-möglichkeiten bei Hilfsorganisationen.

Die Erwartungen der Arbeitgeber beziehen sichderzeit im Wesentlichen auf die gesuchte Fach-arztqualifikation; weitergehende Ansprüche lassensich kaum durchsetzen, da der Markt weitestge-hend leergefegt ist.

Vergütungen richten sich im Klinikbereich überwie-gend nach den Grundsätzen des ÖffentlichenDienstes. Demnach wird ein Facharzt, der alsOberarzt in einer Klinik arbeitet, mindestens nachder Vergütungsgruppe Ib bezahlt, für einen 31-jäh-rigen ledigen Arzt ergibt sich in Westdeutschlanddaraus ein Monatsgehalt von rund 3.500 €.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSStichprobe: Ende 2003

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSStichprobe: Ende 2003

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Zahnärzte

Arbeitslose: 935 (–7 %)

Frauenanteil: 57 % (2002: 54 %)

Stellenzugang: 365 (–9 %)

Bei den Dienststellen der Bundesagentur warenzum 30. September 2003 935 Zahnärzte arbeitslosgemeldet, 7 % weniger als ein Jahr zuvor. DieArbeitslosenquote auf der Grundlage der von derBundeszahnärztekammer erfassten 64.500 zahn-ärztlich tätigen Personen beträgt demnach knapp1,5 %. Unter den von der Bundeszahnärztekam-mer registrierten Zahnärzten gab es 2.600 Fach-zahnärzte für Kieferorthopädie und 1.130 für Oral-chirurgie. Ihnen standen lediglich 34 arbeitsloseFachzahnärzte gegenüber.

57 % der arbeitslosen Zahnärzte waren Frauen.Damit lag der Anteil der arbeitslosen Frauen erheb-lich über ihrem Anteil an der Zahl der berufstätigenZahnärzte (37 %). Diese Überrepräsentanz bei derArbeitslosigkeit dürfte damit zusammenhängen,dass durch die Bedarfsplanung zur Niederlassungvor allem in einer Reihe städtischer Ballungsräumedie Eröffnung einer Praxis nicht mehr oder nurunter erschwerten Bedingungen möglich ist. Die-ser Umstand erfordert eine gewisse Mobilität, diebei Frauen – familiär bedingt – erfahrungsgemäßdeutlich weniger gegeben ist als bei ihren männ-lichen Kollegen. Dagegen werden in ländlichenRäumen nicht selten dringend Praxisnachfolger fürausscheidende Zahnärzte gesucht.

Im Laufe des Jahres gingen bei den Agenturen fürArbeit 365 Stellenangebote ein, 36 weniger als2002. Insgesamt war die Bundesagentur bei denAusgleichsprozessen am Arbeitsmarkt wenigbeteiligt. Die Stellensuche lief eher über die Zahn-ärztekammern oder durch Veröffentlichungen inFachzeitschriften. Insgesamt konnte durchaus voneinem ausgeglichenen Arbeitsmarkt die Rede sein.

Die Zahl der Studierenden der Zahnmedizin ist inden Jahren seit 1992 relativ stabil geblieben; diesgilt auch für die Zahl der Studienanfänger. Zur Zeitgibt es rund 2.400 Studienanfänger, die Absolven-tenzahl lag im Jahr 2002 bei 1.450 Personen.Wegen der fortdauernden Zulassungsbeschrän-kungen in diesem Studiengang ist auch mittelfri-stig weiterhin mit stabilen Absolventenzahlen zurechnen. Jünger als 35 Jahre waren 42 %, zwi-schen 35 und 44 Jahre 32 % und 45 Jahre undälter 26 %.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %.

Ein Blick auf die Vergleichsgruppe zeigt, dass älte-re Zahnärzte relativ selten arbeitslos waren. Beiden Jüngeren hatte die Arbeitslosmeldung eher dieFunktion, die beabsichtigte Niederlassung durchentsprechende Zuschüsse der Agenturen (Über-brückungsgeld) zu erleichtern.

Unter den Bewerbern waren 2003 insgesamt 34,die eine Ausbildung als Fachzahnarzt aufweisenkonnten. Im vorangegangenen Jahr waren es noch51 gewesen.

11 % der arbeitslosen Zahnärzte waren Aussiedlerund Asylanten bzw. Asylbewerber, die in der Regelihren Studienabschluss nicht in Deutschlanderworben hatten (Durchschnitt bei allen Arbeitslo-sen mit Universitätsausbildung: 6 %). Hier mangel-te es häufig an Sprachkenntnissen und/oder aneiner Approbation für eine Tätigkeit in Deutsch-land. Auch der Ausländeranteil an den arbeitslosenBewerbern war hier mit 20 % überdurchschnittlichhoch (Durchschnitt: 14 %). Im Gegensatz zu denAussiedlern und Asylanten verfügten die meistender ansonsten gemeldeten Ausländer allerdingsüber einen deutschen Studienabschluss und hat-ten deshalb kaum Arbeitsmarktprobleme. Für Per-sonen, die ihre zahnärztliche Ausbildung im Aus-land außerhalb der Europäischen Union erworbenhaben (neben Ausländern im allgemeinen vor allemAsylberechtigte und Aussiedler), gilt als Grundvor-aussetzung für die Erteilung der Approbation alsZahnarzt der Nachweis der Gleichwertigkeit desAusbildungsstandes mit einem in der Bundesrepu-blik Deutschland ausgebildeten Zahnarzt. Dieswird durch ein Fachgespräch sowie eine prakti-schen Überprüfung bei der Zahnärztekammernachgewiesen. Für alle Fälle der Approbation sinddurch die Ärztin oder den Arzt Sprachkenntnissenachzuweisen, die eine adäquate Kommunikationmit deutschen Patientinnen und Patienten ermög-lichen.

Das entsprechende Verfahren zum Erhalt derApprobation führt allerdings nicht immer zu einembefriedigenden Ergebnis für die jeweiligen Medizi-nerinnen und Mediziner.

Die meisten jüngeren Bewerber, die bei den Agen-turen gemeldet waren, beabsichtigten, sich ineigener Praxis niederzulassen und warteten aufeine entsprechende Möglichkeit.

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Ende 2002 gab es laut Bundeszahnärztekammer inDeutschland rund 80.000 Zahnärzte. 15.500 vonihnen übten keine zahnärztliche Tätigkeit aus. Alsniedergelassene Zahnärzte übten 55.000 ihrenBeruf aus. In den Praxen arbeiteten weitere 6.500als Angestellte. 3.000 Zahnärzte waren als Beamteund Angestellte außerhalb von Zahnarztpraxen,z.B. bei Zahnkliniken oder im öffentlichen Gesund-heitswesen beschäftigt. Die Zahl der in Deutsch-land tätigen Zahnärzte ist seit 1994 um 7 % ange-stiegen.

Die meisten Stellenangebote für Zahnärzte kom-men aus Zahnarztpraxen. Daneben gibt es einegewisse Nachfrage aus dem öffentlichen Gesund-heitswesen und aus dem Hochschulbereich.

Der typische Hauszahnarzt arbeitet als Generalist –Implantologie und Parodontologie gehören in jedePraxis – mit ein bis zwei Bereichen, auf denen ersich spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten erwor-ben hat, um Menschen vom Säuglingsalter biszum hohen Lebensalter betreuen zu können. Vor-aussetzung und Schwerpunkt ist Prophylaxe.

Im öffentlichen Gesundheitswesen werden hin undwieder Zahnärzte gesucht, die u.a. Untersuchun-gen in Kindergärten und Schulen, gruppenprophy-laktische Maßnahmen und Projekte durchführenund gutachterliche Stellungnahmen zu Kosten-übernahmeanträgen nach dem BSHG und denBeihilfevorschriften erarbeiten sollen.

Vereinzelt suchten auch DentalartikelherstellerZahnärzte zur Mitwirkung bei der Produktentwick-lung und der Unterstützung von Marketingaktivitä-ten, für Handlingtests von Dentalmaterialien undfür die Planung und Durchführung von Weiterbil-dungsmaßnahmen.

Neben den fachlichen Voraussetzungen wird vonden Zahnärzten, die Partner oder Angestellte fürihre Praxis suchen, Motivation und Einsatzbereit-schaft für den Beruf, gepflegtes Äußeres und aus-geprägte Patientenorientierung erwartet.

Nachfrage gab es aus Großbritannien und Irland,vereinzelt auch aus den Niederlanden. Verdienst-möglichkeiten in Großbritannien für deutscheZahnärzte liegen bei etwa 40.000 Pfund im Jahr.

Informationen zu Niederlassungsmöglichkeiten(regionale Bedarfsplanung) erhalten Berufseinstei-ger und Berufserfahrene über die jeweiligen Kas-senzahnärztlichen Vereinigungen in den Bundes-ländern.

Bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungenkonnten die Agenturen für Arbeit die Gründung

oder Übernahme einer Praxis finanziell unterstüt-zen.

Tierärzte

Arbeitslose: 796 (+10 %)

Frauenanteil: 61 % (2002: 62 %)

Stellenzugang: 343 (–25 %)

Bei den Dienststellen der Bundesagentur warenzum 30. September 2003 796 Tierärzte arbeitslosgemeldet, 10 % mehr als ein Jahr zuvor. 61 % derarbeitslosen Tierärzte waren Frauen. Im Laufe desJahres gingen bei den Agenturen für Arbeit 343Stellenangebote ein, ein Viertel weniger als 2002.Der Arbeitsmarkt für Tierärzte blieb insgesamt sehrangespannt. Vor allem in städtischen Regionenmussten die Arbeitsuchenden bei fehlender Mobi-lität viele Kompromisse eingehen, was Bezahlung,soziale Absicherung und Arbeitszeiten betraf.Anfangsgehälter für Assistenten in Kleintierpraxenum die 1.000 € waren durchaus keine Ausnahme.

Jährlich beginnen rund 1.000 Studierende dasStudium der Tiermedizin; zur Zeit gibt es insge-samt rund 6.400 Studierende in diesem Fach andeutschen Hochschulen. Die Zahl der Absolventenlag in den letzten Jahren jeweils bei durchschnitt-lich 900.

Knapp 6.000 der 31.400 bei der Bundestierärzte-kammer registrierten Tierärzte verfügen über eineoder mehrere Fachtierarztanerkennungen; die Zahlder Fachtierärzte, die bei den Agenturen für Arbeitgemeldet sind, lässt sich statistisch nicht darstel-len. Der überwiegende Teil der bei den Agenturenfür Arbeit gemeldeten Tierärzte interessiert sich fürTätigkeiten bei niedergelassenen Tierärzten oderfür die Gründung einer eigenen Praxis. Danach fol-gen Tätigkeiten im Öffentlichen Dienst, z.B. beiVeterinärämtern und in der PharmazeutischenIndustrie. Tätigkeiten als Pharmaberater sind dabeiam wenigsten begehrt.

36 % der arbeitslos gemeldeten Tierärzte warenjünger als 35 Jahre, 38 % waren zwischen 35 und44 Jahre alt und 26 % waren 45 Jahre und älter.Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %. Damit liegt

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bei den Tierärzten der Schwerpunkt der Arbeitslo-sigkeit im Gegensatz zur Vergleichsgruppe vorallem bei den jüngeren Bewerbern.

Zur Jahreswende 2002/2003 waren bei der Bun-destierärztekammer rund 31.400 Tierärzte regis-triert. Von ihnen übten 21.700 eine tierärztlicheTätigkeit aus, der Frauenanteil betrug 56 %. Voninsgesamt 4.991 Tierärztinnen und Tierärzten imÖffentlichen Dienst waren 1.486 als Beamtinnenund Beamte und 3.505 als Angestellte tätig. In derIndustrie gab es 1.240 Tierärztinnen und Tierärzte,die meisten in der pharmazeutischen Industrie.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf-tigten hat sich zwischen 1996 und 2002 um 38 %auf 5.876 erhöht und gehört damit zu den starkwachsenden Beschäftigtengruppen.

Die meisten Stellen für Tierärzte kamen aus Tier-arztpraxen und Tierkliniken. Auch Städte, Land-kreise und Ministerien suchten Tierärzte für Aufga-ben im Bereich der Tierhygiene und Seuchenbe-kämpfung. Bedarf meldete auch die Pharmazeuti-sche Industrie für Tierärzte in der Forschung oderals Pharmareferenten. Nur wenige Vakanzen gabes im Hochschulbereich, bei Futtermittelherstellernoder bei großen Agrarunternehmen.

Die wichtigsten aktuellen Tätigkeitsfelder für Tier-ärzte sind:

Tierarztpraxis:

In den Tierarztpraxen gibt es neben der gelegent-lich geforderten Spezialisierung auf bestimmteTierarten keine besonderen fachlichen Vorausset-zungen. Gern gesehen, aber meist nicht Voraus-setzung, ist eine gewisse Berufserfahrung. DerEinsatz umfasst die Behandlung der Tiere, dieBeratung und Betreuung der Tierhalter und Aufga-ben in der Praxisorganisation.

Amtstierärztlicher Dienst (vorwiegend beiLandkreisen):

Das Aufgabengebiet bei den Veterinärämtern derLandkreise umfasst alle Tätigkeiten des amtstier-ärztlichen Dienstes mit den Schwerpunkten Tier-seuchenbekämpfung, Schlachttier- und Fleisch-untersuchung und Lebens- und Futtermittelmittel-überwachung. Hier wird gelegentlich auch dieLaufbahnbefähigung für den höheren Veterinär-dienst (Amtstierarztexamen) oder eine Fachtier-arztqualifikation für Lebensmittelhygiene erwartet.Dienst auch außerhalb der üblichen Arbeitszeitenund die Teilnahme an wechselnden Wochenend-diensten ist einzuplanen.

Tierklinik:

Hier wird meist eine mehrjährige Berufserfahrungin der Kleintiermedizin vorausgesetzt, verbundenmit fundierten theoretischen und praktischenKenntnissen. Ausgeprägtes kundenfreundlichesAuftreten wird ebenso erwartet wie die Bereit-schaft, aktiv im Team mitzuarbeiten. Gelegentlichbieten die Tierklinken auch Möglichkeiten zurWeiterbildung zum Fachtierarzt für Kleintiermedizinan: Zum Tätigkeitsprofil gehört auch die selbst-ständige Durchführung kleiner Routineoperationensowie die Wahrnehmung von Nacht- und Notdien-sten.

Pharmazeutische Industrie:

In der Pharmazeutischen Industrie werden u.a.Stellen in der Forschung angeboten, die z.B. dieOrganisation, Durchführung und Auswertung klini-scher Prüfungen von Tierimpfstoffen beinhalten.Mitarbeit in Teams und wissenschaftlichen Projekt-gruppen gehören oft ebenso zum Tätigkeitsbildwie die Anleitung von Versuchsassistenten. Jenach Größe des Unternehmens wird auch die Kon-taktpflege mit Kooperationspartnern in Wissen-schaft, Praxis und Industrie erwartet.

Bei Aufgaben in Vertrieb und Marketing geht es vorallem um die Positionierung bzw. Neuauflage vonSchlüsselprodukten, verbunden mit Aufgaben inder Verkaufsförderung und der Entwicklung vonPreisstrategien.

Bei den niedergelassenen Tierärzten ist die Bezah-lung oft sehr gering, im öffentlichen Dienst wirdebenso wie in der Pharmazeutischen Industrienach Tarif gezahlt. Ein 30-jähriger lediger Tierarztwürde demnach als Angestellter im öffentlichenDienst rund 3.000 € brutto monatlich erhalten.

Aufgrund der schwierigen Beschäftigungssituationempfahlen die Berater der Agenturen jungen Tier-ärzten eine bundesweite Stellensuche.

Einigen jungen Absolventen konnten die Hoch-schulteams über eine Praktikumsbeihilfe den Wegzur Anstellung öffnen.

Trainingsmaßnahmen konnten im Einzelfall Defiziteim Großtierbereich korrigieren. Für ältere Bewerberführte hier und da der Einsatz eines Eingliede-rungszuschusses (EGZ) zum Integrationserfolg.

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Apothekerinnen undApotheker

Arbeitslose: 998 (+46 %)Frauenanteil: 72 % (2002: 71 %)

Stellenzugang: 1.262 (–42 %)

Zum 30. September 2003 waren 998 Apothekerin-nen und Apotheker arbeitslos gemeldet, der Frau-enanteil lag bei 72 % (Vorjahr: 71 %). Damit ist dieArbeitslosenzahl um 46 % angestiegen. Dennochliegt die rechnerische Arbeitslosenquote, bezogenauf die Gesamtzahl der berufstätigen Apothekerunter 2 % und gehört trotz der hohen Steigerungs-raten nach wie vor zu den Teilarbeitsmärkten miteiner besonders geringen Arbeitslosigkeit.

Auch die Nachfrage hat sich im vergangenen Jahr– analog zu der gestiegenen Arbeitslosigkeit –negativ entwickelt. Während des ganzen Jahreswurden den Agenturen insgesamt 1.262 Stellenan-gebote für Apotheker unterbreitet, 42 % wenigerals 2002.

Der weitaus größte Teil der Nachfrage kam wiede-rum von öffentlichen Apotheken (Offizinapothe-ken), die sich allerdings aufgrund der ungewissenwirtschaftlichen Entwicklung im Zusammenhangmit den Gesundheitsreformen im vergangenenJahr stark zurückhielten bei der Ausschreibungvon Stellen. Nicht selten kam es wegen ungünsti-ger Umsatzentwicklungen auch zu Personalfreiset-zungen. Eine stärkere Nachfrage dürfte erst wiederzu erwarten sein, wenn die Auswirkungen dergesetzlichen Neuregelungen nach einer Konsoli-dierungsphase für die einzelnen Unternehmenbesser abzuschätzen sind. Die Arbeitsmarktsitua-tion war im Schnitt in Süd- und Ostdeutschlandetwas günstiger als im übrigen Bundesgebiet.

Zur Zeit gibt es in Deutschland rund 13.000 Phar-maziestudenten. Die Zahl ist wegen der Regle-mentierung des Studienzugangs in den letztenJahren relativ stabil geblieben; ihnen stehen54.000 berufstätige Apothekerinnen und Apothe-ker gegenüber. Im Jahr 2002 haben 1.900 Pharma-ziestudenten ihr Studium erfolgreich abgeschlos-sen, auch diese Zahl ist seit Jahren relativ stabil.

Der weitaus größte Teil der bei den Agenturengemeldeten Bewerber verfügte über die Approba-tion als Apotheker bzw. über eine gültige Berufs-erlaubnis. Viele Bewerber verfügten über Kennt-nisse in pharmaziespezifischen EDV-Anwendun-gen und über entsprechende Kenntnisse in derBetriebswirtschaftslehre. Einige Bewerber hatten

vor dem Studium eine Berufsausbildung abge-schlossen (Pharmazeutisch Technischer Assistentoder Apothekenhelfer).

Berufserfahrene Bewerber konnten darüber hinausoft Zusatzqualifikationen, etwa in der Ernährungs-ergänzungsberatung oder in der Homöopathie,nachweisen. Auch Auslandserfahrungen undFremdsprachenkenntnisse lagen bei einem Teil derjüngeren Bewerber vor.

Bei den männlichen Bewerbern, insbesondere beiden Berufsanfängern, bestand großes Interesse aneiner Tätigkeit in der Pharmaindustrie (Herstellung,Entwicklung, Forschung). Viele der männlichenAbsolventen waren deshalb nach Ende ihres Phar-maziepraktikums und dem Ablegen der Approba-tionsprüfung auf der Suche nach einer Promo-tionsstelle oder einem entsprechenden Stipen-dium, um nach Abschluss der Promotion den Wegin die Industrie zu gehen.

Die meisten Frauen unter den Bewerbern wünsch-ten dagegen eine Anstellung in einer öffentlichenApotheke, oft verbunden mit Teilzeitwünschen.Berufserfahrene Kräfte streben häufig die Selbst-ständigkeit an; dieser Wunsch ist wegen der hohenApothekendichte, vor allem in Ballungsräumen, oftnur schwer zu realisieren.

Relativ hoch war mit 10 % der Anteil der Aussied-ler und Kontingentflüchtlinge unter den Bewerbern(im Durchschnitt aller Arbeitslosen mit einer Uni-versitätsausbildung lag dieser Wert bei 4 %).

Die jüngeren arbeitslosen Bewerber bildeten miteinem Anteil von 30,4 % die kleinste Gruppe,gefolgt von den 35- bis 44-jährigen mit 32,3 % undden über 45 Jahre alten Bewerbern mit 37,4 %.Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %. Damitwaren die Abweichungen zur Vergleichsgruppe nurgering. Der höhere Anteil der Jüngeren bei denarbeitslosen Apothekern deutet auf die aktuellenProbleme beim Berufseinstieg hin.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäf-tigten Apothekerinnen und Apotheker ist zwischen1996 und 2002 um 7 % auf 20.992 angestiegen.Für 2003 liegen die entsprechenden Daten nochnicht vor, jedoch ist davon auszugehen, dass dieZahl der Beschäftigten aufgrund der mit derGesundheitsreform zusammenhängenden Unsi-cherheiten nicht weiter angestiegen ist. Dennochgehören Apothekerinnen und Apotheker, mittelfri-stig betrachtet, zu den Berufsgruppen mit relativhohen Beschäftigungsgewinnen.

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Auch jüngere Bewerber stoßen derzeit auf größereHindernisse beim Berufseinstieg als in den voran-gegangenen Jahren. Regionale Einschränkungenund besondere Teilzeitwünsche, vor allem bei denFrauen, können den Berufseinstieg erheblicherschweren. Jüngere Apothekerinnen und Apothe-ker mit Promotion können mittelfristig auf einenweiterhin aufnahmefähigen Arbeitsmarkt in derPharmaindustrie rechnen.

Ältere Bewerber, die als angestellte Apotheker auf-grund der wirtschaftlichen Probleme ihre Stelleverloren haben, sind nur schwer wieder in eineadäquate Position zu vermitteln – auch wegen derentsprechend höheren Gehaltsvorstellungen. Kon-tingentflüchtlinge und Aussiedler waren nur beiVorliegen der Approbation und guter Sprachkennt-nisse zu vermitteln.

Rund vier Fünftel der Stellenangebote kamen imvergangenen Jahr aus dem Bereich der Öffent-lichen Apotheken, die meisten übrigen Offertenwurden von der Industrie unterbreitet. Nur seltenwurden Vakanzen von Krankenhausapotheken,Krankenkassen oder aus dem Hochschulbereichgemeldet. Ein ausgewiesener Bedarf für deutscheApotheker besteht z.B. in Kanada und in Irland.

Im Bereich der Öffentlichen Apotheken standenKundenberatung, Verkauf, Vertretung des Inhabersbei dessen Abwesenheit und Mitarbeiterführung imVordergrund; EDV-Kenntnisse sollten in jedem Fallvorhanden sein. In geringerem Umfang war dieTätigkeit verbunden mit der Prüfung und Herstel-lung von Arzneimitteln und einfachen Laborunter-suchungen.

Für eine Tätigkeit in Krankenhausapotheken wur-den meist erste Berufserfahrungen in einem Kran-kenhaus und die abgeschlossene Weiterbildungzum klinischen Pharmazeuten vorausgesetzt.

In der Arzneimittelzulassung der Pharmazeuti-schen Industrie waren meist die folgenden Tätig-keitsschwerpunkte anzutreffen:

Selbstständige Erstellung von Dokumenten imRahmen der Arzneimittelentwicklung und -zulas-sung, Durchsicht von analytischen Unterlagen(Labordokumente) und Betreuung von Arzneimit-telzulassungsverfahren und Anfragen von Behör-den.

Bei der Arzneimittelherstellung in der Pharmazeuti-schen Industrie wurden u.a. die folgenden Schwer-punkte angeboten:

Entwicklung und Validierung neuer Herstellmetho-den. Kenntnisse in GMP (Good ManufacturingPractice) und GLP (Good Laboratory Practice)waren hier erwünscht.

Bei der Klinischen Forschung in der Pharmazeuti-schen Industrie ging es schwerpunktmäßig um diefolgenden Funktionen: Planung, Initiierung undDurchführung von nationalen und internationalenStudien, Führung von Projektteams, Budgeterstel-lung und Verwaltung; Aufrechterhaltung und Inten-sivierung von Kundenkontakten.

Das Berufsbild eines Laborleiters in der Pharma-zeutischen Industrie beinhaltete meist Schwer-punkte wie: Entwicklung und Validierung vonUntersuchungsmethoden für neue pharmazeuti-sche Zubereitungen, Festlegung von Prüfspezifika-tionen für Arzneiformulierungen, die analytischeBetreuung bei der Formulierungsfindung und Opti-mierung sowie die Validierung von Herstellverfah-ren.

Stellenangebote von Krankenkassen bezogen sichu.a. auf Vertragsverhandlungen mit Standesorgani-sationen, Verhandlungen mit Apotheken, Kranken-häusern und sonstigen Leistungserbringern sowieFallmanagement und leistungsrechtliche Beurtei-lungen.

Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter an Univer-sitäten beinhalteten – je nach Forschungsschwer-punkt – unterschiedliche Aufgabenstellungen.

In der Regel ging es hier um Forschungsarbeitenzur Entwicklung, Optimierung und Charakterisie-rung von Arzneiformen, Betreuung von Diplomar-beiten, Vorbereitung und Durchführung von Prakti-ka zur Arzneiformlehre und die Durchführung vonLehrveranstaltungen.

Die Erwartungen der Arbeitgeber waren für denEinsatz in öffentlichen Apotheken vor allem auf dieApprobation und Kundenorientierung gerichtet. Inder Industrie standen Promotion und Berufserfah-rung sowie Interesse und Erfahrungen in techni-schen Produktions- und Arbeitsabläufen imVordergrund der Arbeitgebererwartungen.

In der Pharmazeutischen Industrie liegen die Ein-stiegsgehälter je nach Voraussetzung (Promotion)bei etwa 45.000 bis 53.000 €. Im ÖffentlichenDienst würde ein 30-jähriger lediger Apothekerrund 38.000 € Jahresgehalt (BAT IIa, brutto) erwar-ten können. Das tarifliche Bruttoanfangsgehalt fürapprobierte Apotheker in öffentlichen Apothekenbeträgt bundeseinheitlich rund 2.700 € monatlichund ist damit deutlich geringer als in der Industrie.

Gelegentlich kam vor allem von älteren Bewerberndie Frage nach EDV- oder Internetqualifizierungwegen des verstärkten PC-Einsatzes in öffent-lichen Apotheken. Kürzere Trainingsmaßnahmenmit derartigen Inhalten wurden den Bedürfnissen inder Regel gerecht.

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● Einkäufer

● Verkaufsleiter

● Bank- und Sparkassenfachleute

● Versicherungsfachleute

● Geschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter

● Unternehmensberater

● Steuerberater, Wirtschaftsprüfer

● Datenverarbeitungsberufe

● Juristen

● Diplom-Volkswirte

● Diplom-Kaufleute, Diplom-Betriebswirte und sonstige Betriebswirte

Hoch qualifizierte kaufmännische und Verwaltungsberufe

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Einkäufer

Bewerber: 585 (+9,8 %)

Frauenanteil: 25,3 % (2002: 27,4 %)

mit Universitätsabschluss: 40,2 % (2002: 37,3 %)

Stellenzugang: 299 (+20,6 %)

Der Einkauf erholte sich wieder. Der BME/ReutersEinkaufsmanager-Index erreichte nach Angabendes Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkaufund Logistik im Dezember 2003 den höchstenWert seit Januar 2001. Der Teilindex für den Auf-tragseingang erreichte sogar einen Wert, wie erseit August 2000 nicht mehr vorgekommen war.Gleichzeitig verstetigte sich der Trend, nichtstrate-gische Aufgaben des Einkaufs in mehr oder weni-ger großem Stil externen Dienstleistern zu übertra-gen („Outsourcing“). Der BME ließ hierzu Unter-nehmen aus 14 europäischen Ländern und ausden USA befragen. Im Schnitt wollte fast die Hälf-te der Unternehmen in den nächsten drei Jahrendie Beschaffung ganz oder teilweise auslagern –eine gegenüber dem augenblicklichen Anteil von22 % enorme Steigerung. In Deutschland warendie Outsourcing-Absichten mit 39 % noch ver-gleichsweise gering ausgeprägt. Dabei ergab dieBefragung, dass größere Betriebe hier eher zumOutsourcing neigen als kleinere. Aber auch diesehaben Geschmack daran gefunden.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 31.000sozialversicherungspflichtige Einkäufer und Ver-käufer mit Hochschulabschluss (eine differenzier-tere Gliederung existiert nicht) beschäftigt. Dasentsprach dem Wert des Vorjahres.

Am 31. 12. 2003 betreuten die Agenturen für Arbeit585 Einkäufer mit akademischem Hintergrund alsBewerber –9,8 % mehr als vor Jahresfrist. 25 %der Bewerber waren Frauen. Wenn auch Bewerberaller Altersgruppen gemeldet waren, so waren älte-re doch überproportional häufig vertreten.

In der Regel hatten die Bewerber ein Studium derBetriebswirtschaftslehre oder der Ingenieurwis-senschaften hinter sich. Vier von zehn Bewerbernhatten ihr Diplom an einer Universität erworben;die übrigen an Fachhochschulen. Kandidaten mitBachelor- oder gar Master-Titel spielten (noch)keine Rolle. Fast alle (90 %) verfügten über Berufs-erfahrung. Die unterschiedlichsten Branchen

waren vertreten. Die Bewerber wussten, dassArbeitgeber Branchenwissen schätzen. Wer längerkeine Arbeitsstelle fand, war aber bereit, die Bran-che zu wechseln. Bewerber mit bisher hohenGehältern akzeptierten auch Einschnitte. DieMehrzahl kannte sich in den relevanten IT-Anwen-dungen aus. Auch gute Kenntnisse – zum Teil meh-rerer – Fremdsprachen waren weit verbreitet. Vielekonnten Führungserfahrung nachweisen und woll-ten auch wieder Führungsaufgaben übernehmen.Der eine oder andere Bewerber hegte eine beson-dere Vorliebe für Betriebe einer bestimmten Größe.In Bezug auf die Gesamtheit aller Bewerber gab esaber keinen Trend zu einer bestimmten Größen-klasse. Ein heikles Thema stellte manchmal dieMobilität dar. Denn insbesondere aus familiärenGründen wollten einige Bewerber nur Stellenantreten, die im Tagespendelbereich lagen.

Neben den so genannten marktgängigen Bewer-bern betreuten die Vermittler auch Personen, dieohne Weiterbildungsmaßnahmen nur geringe Chan-cen haben, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.Besonders Erfolg versprechend sind Maßnahmen,bei denen die Teilnehmer einen großen Teil ihrer Zeitim Betrieb verbringen. Unternehmen hatten so dieChance, einen Kandidaten kennen zu lernen, ohneein arbeitsrechtliches Risiko einzugehen.

Summa summarum profitierten die Bewerber imletzten Jahr nur wenig von den Entwicklungen imEinkauf. Die Zahl der den Agenturen für Arbeit imLaufe des Jahres 2003 angebotenen Stellen stiegzwar von 248 auf 299. Dieses Plus reicht aber beiweitem nicht aus, allen Bewerbern einen Arbeits-platz zu verschaffen. Vielmehr stieg die Zahl derarbeitslos gemeldeten Einkäufer mit akademi-schem Hintergrund binnen Jahresfrist um 25 %.Besonders krass verdeutlicht die Relation vonBewerbern und Stellen zum Stichtag 31. 12. 2003die Situation am Arbeitsmarkt für Einkäufer mitakademischem Hintergrund: Auf eine Stelle kamenzehn Bewerber.

Von den gewerbsmäßigen Personalüberlassernund -vermittlern abgesehen (27 %) kamen 2003die meisten Stellenangebote aus dem Handel(zehn Prozent). An zweiter Stelle folgte der Maschi-nenbau (neun Prozent). Unternehmensberatungen(vier Prozent) komplettierten das Spitzentrio. Darü-ber hinaus streute die Nachfrage nach Einkäufernüber viele Branchen, wobei Unternehmen derIndustrie deutlich mehr Personalbedarf meldetenals der Handel und Dienstleister.

Stellten die Arbeitsvermittler die Frage nach denwichtigsten Anforderungen, nannten die Arbeitge-

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ber immer wieder drei Merkmale: einschlägigeBerufserfahrung, Mobilität und ein Alter möglichstnicht jenseits der 45. Es gibt nur wenige kaufmän-nische Tätigkeiten, bei denen die Arbeitgeber soviel Wert auf gute Branchen- und Produktkennt-nisse legen wie beim Einkauf. Dass der Erwerbdieses Wissens Zeit braucht, akzeptierten dieUnternehmen. Deswegen lag die magische Alters-grenze, deren Überschreiten die Stellensuchedeutlich schwieriger werden ließ, mit 40 bis 45Jahren höher als bei vielen anderen Berufen. Zwarhaben auch Berufspraktiker ohne Hochschulab-schluss noch Einstiegschancen. Für leitende Auf-gaben suchten die Unternehmen aber eher Akade-miker. Je nach Produkt waren mal mehr Ingenieu-re, mal mehr Betriebswirte gefragt.

Globalisierung und Technisierung führten zwei wei-tere Merkmale in der Rangliste der wichtigstenSkills nach ganz oben: Fremdsprachen- und IT-Kenntnisse. Wer beim globalen Einkaufsbummel(„Global Sourcing“) die besten und günstigstenLieferanten identifizieren will, kommt ohne Eng-lisch nicht mehr aus. Andere Fremdsprachen spie-len für bestimmte Unternehmen ebenfalls einegroße Rolle. Der Expansionsdrang deutscher

Unternehmen nach Osteuropa ließ vereinzelt auchdie entsprechenden Sprachen interessant erschei-nen. Da die gesamte Logistik über branchenspezi-fische IT-Anwendungen gesteuert wird, verlangtendie Arbeitgeber neben den üblichen Office-Kennt-nissen auch den sicheren Umgang mit den ein-schlägigen Branchenlösungen.

Die Liste der Soft Skills ist lang: Kommunikations-fähigkeit, Verhandlungsgeschick, Flexibilität undBelastbarkeit waren die gefragtesten Eigenschaf-ten.

Weitere gefragte Eigenschaften waren ausgepräg-te Kenntnisse der Marktanalyse, der Preiskalkula-tion und der Angebotserstellung, die Fähigkeit,den Einkaufsprozess optimal zu organisieren, Kun-denorientierung, Verhandlungsgeschick und siche-res Auftreten. Auch vertragsrechtliche Kenntnisseverbesserten die Einstellungschancen.

Abgesehen davon, dass es sich die Arbeitgeberangesichts des aus ihrer Sicht komfortablenArbeitsmarktes leisten konnten, nur Bewerber zuakzeptieren, die passgenau ihren Anforderungenentsprachen, hatten es einzelne Bewerbergruppengrundsätzlich schwer, unterzukommen. Dazu

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16,0 %

6,5 %

9,2 %

17,6 %

9,5 %

27,1 %

5,3 %

8,8 %Maschinenbau

Fahrzeugbau

Sonstige Industrie

Handel

Zeitarbeit

Gewerbliche Personalvermittlung

Unternehmensberatung

Sonstige Dienstleistungen

Grafik 26

n=262Quelle: Bundesagentur für Arbeit ©2004, BA-AMS

Welche Branchen suchten 2003 Einkäufer?

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gehörten in erster Linie ältere Bewerber. Sie ent-schlossen sich mehr als jüngere dazu, den Weg indie berufliche Selbstständigkeit zu beschreiten.Dort konnten sie als Logistikdienstleister vom Out-sourcing profitieren. Die Agenturen für Arbeit flan-kierten diese Existenzgründungen oft finanziell undinhaltlich. Schwer hatten es auch Bewerber mitTeilzeitwunsch – häufig Frauen –, langzeitarbeitslo-se und gesundheitlich eingeschränkte Bewerber.

Verkaufsleiter5)

Bewerber: 902 (–3,3 %)

Frauenanteil: 26,5 % (2002: 24,0 %)

mit Universitätsabschluss: 45,2 % (2002: 44,9 %)

Stellenzugang: 220 (+25,0 %)

Aus Sicht der Bewerber blieb der Arbeitsmarkt fürVerkaufsleiter angespannt. Immer noch standenvergleichsweise vielen Bewerbern wenige offeneStellen gegenüber. Dazu trugen zum einenEntlassungen wegen Fusionen, Betriebsaufgabenoder Insolvenzen bei. Zum anderen berichtetenArbeitsvermittler auch von Unternehmen, diedurch verstärkten Einsatz des Internets selbsthoch qualifizierte Arbeitsplätze im Vertrieb einspar-ten. Allerdings meldeten die Arbeitgeber denAgenturen für Arbeit im Laufe des Jahres 2003 einViertel mehr Stellen zur Besetzung als im Vorjahr.Gleichzeitig ging die Zahl der Arbeit Suchenden –wenn auch nur geringfügig – zurück. Die Zahl derArbeitslosen blieb konstant.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 31.000sozialversicherungspflichtige Einkäufer undVerkäufer mit Hochschulabschluss (eine differen-ziertere Gliederung existiert nicht) beschäftigt. Dasentsprach dem Wert des Vorjahres.

Ende 2003 waren 902 Verkaufsleiter mitHochschulabschluss bei den Agenturen für Arbeitals Bewerber gemeldet, drei Prozent weniger alsein Jahr vorher. Darunter waren 239 Frauen.

Da das Erreichen von Vertriebsleiterpositioneneinige Jahre braucht, waren auch fast keineBewerber unter 30 Jahre im Markt. Knapp dreiViertel aller Bewerber waren 40 Jahre alt oder älter.Die 50 hatten 42 % erreicht.

Soweit die Bewerber studiert hatten, kamen sieüberwiegend aus betriebswirtschaftlichen und

ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. 45 %hatten ihr Studium an einer Universität abge-schlossen; die übrigen an Fachhochschulen.Bachelor- und Mastertitel fielen (noch) nicht insGewicht. Nahezu alle (92 %) konnten Berufs-erfahrung nachweisen. Berufsanfänger waren sogut wie nicht vertreten. Den aus allen Branchenkommenden Bewerbern war die Bedeutung derBranchenzugehörigkeit durchaus bewusst. Sieinteressierten sich darum sinnvollerweise in ersterLinie für den Einstieg in Unternehmen der vertrau-ten Branche. Der Wunsch nach einem Branchen-wechsel war eher aus der Not geboren, überhaupteinen neuen Arbeitsplatz zu finden. Auch dieGröße des zukünftigen Arbeitgebers war vielenwichtig, ohne dass eine Mehrheit für eine be-stimmte Größe erkennbar war. Es fällt auf, dasssehr viele exzellent qualifizierte Bewerber jenseitsder 40 Jahre im Markt waren. Unternehmen, diedie Vorzüge nicht mehr ganz so junger Bewerberzu schätzen wussten, konnten sich aus der Füllehoch qualifizierter Bewerber den passenden he-raus suchen. Diese verfügten dann nicht nur übereinschlägige Branchenerfahrungen, sondern be-herrschten mindestens Englisch als Fremdspracheund die gängigen IT-Anwendungen und brachtenauch noch Managementkompetenz mit. Vielewaren darüber hinaus auch überregional mobil.Diejenigen, die bisher überdurchschnittlich gut ver-dient hatten, waren durchaus zu Abstrichen bereit.

Die früher einmal in Betrieben übliche Aufteilungzwischen Verkauf (unmittelbarer Kundenkontakt)und Vertrieb (Kontakt über Dritte wieHandelsvertreter oder Generalvertreter) ist kaumnoch zu finden. Heute sind die Funktionen beimVertriebsleiter oder sales manager zusammenge-fasst, der auch Marketingaufgaben übernehmenkann.

Je nach Größe und Aufgabenverteilung einesUnternehmens sind im Vertrieb unterschiedlicheFührungspositionen zu besetzen. Sie reichen vomBereichsleiter Vertrieb über Regional- und Bezirks-oder Gebietsleiter bis hin zum Filial- oderGeschäftsstellenleiter. Abhängig von seinemVerantwortungsbereich setzt der Vertriebsleiter

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5) Die hier getroffenen Aussagen über Verkaufslei-ter beziehen sich auf Stellen und Bewerber, dievon den örtlichen Arbeitsämtern betreut werden.Den Arbeitsmarkt für Spitzenkräfte dagegen (inder Regel mehr als 70.000 E Jahreseinkommen)bedient die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung(ZAV); siehe auch Kapitel „Führungskräfte derobersten und oberen Leitungsebene“.

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Ziele und Unterziele für bestimmte Zeiträume fest,plant die Maßnahmen und den Ressourceneinsatzzur Zielerreichung und steuert diese.

Die meisten Stellenangebote kamen 2003 aus demHandel (20 %). Es folgten Personalvermittler, -überlasser (14 %) und Unternehmensberatungen(12 %), die allerdings nahezu ausnahmslos geeig-nete Mitarbeiter für Dritte suchten. An vierter Stelleplatzierten sich der Maschinenbau (siebenProzent). Den fünften Rang belegten mit sechsProzent die IT-Dienstleister.

Die Arbeitgeber erwarteten in erster Linie einschlä-gige Branchen- und Produktkenntnisse, Mobilität,gutes Englisch, Flexibilität in Bezug auf dieArbeitszeit, die Beherrschung allgemeiner Office-und spezieller IT-Anwendungen und ein Alter mög-lichst nicht jenseits der 45. Vertriebsleiter solltenauch in der Lage sein, Preise zu kalkulieren undAngebote zu erstellen. Wenn überhaupt einStudium gefordert war, dann hing die Art desStudienfachs vom Produkt ab. In Unternehmen miterklärungsbedürftigen technischen Produkten hat-ten Ingenieure die Nase vorn. Ansonsten warenBetriebswirte gefragt.

Nahezu selbstverständlich waren die Persön-lichkeitsmerkmale Kundenorientierung, Verkaufs-talent, Verhandlungsgeschick, Kontaktfreude,Belastbarkeit, Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit,Organisationsgeschick und Führungsfähigkeit.Insbesondere Unternehmen, die osteuropäischeAbsatzmärkte ins Visier nahmen, bevorzugtenBewerber mit entsprechenden Sprachkenntnissen.

Im Vertrieb ist die Vergütung besonders stark mitdem Erfolgsbeitrag des Einzelnen und der ihmunterstellten Mitarbeiter verknüpft. Deswegen sindAussagen über die Höhe des normalen Gehaltsnoch weniger als bei anderen Berufen möglich. DieAnalyse gängiger Online-Gehaltsübersichten zeigtimmerhin, dass Vertriebsleiter zu den Topver-dienern gehören. Branche, Betriebsgröße, Verant-wortungsumfang, Standort, Bildungsabschluss,Alter u.a. führen wie üblich zu mehr oder wenigergravierenden Unterschieden beim Jahresein-kommen. In der Industrie verdienen Vertriebsleiteram meisten. Eine Promotion steigert die Vergütungnur beim Berufseinstieg – und das auch nurgeringfügig. Im Laufe des Berufslebens verliert siean Bedeutung.

Leitende Positionen im Vertrieb sind Berufsan-fängern weitestgehend verschlossen. Neuein-steiger müssen zunächst im operativen Geschäftbeweisen, ob sie Verkaufstalent haben. Denn nurerwiesenermaßen guten Verkäufern traut der

Arbeitgeber zu, in leitender Funktion Mitarbeiteroder Dritte zu Verkaufserfolgen zu führen oderGroßkunden zu akquirieren und zu betreuen.

Wer in seinem Berufsleben mehrere Branchen ken-nen lernen will, sollte dies am Anfang seinerVertriebskarriere machen. Denn der Zugang zumanchen Branchen ist branchenfremdenBewerbern später, auf höheren Hierarchieebenen,kaum noch möglich.

Vertriebsleiter, die die Branche wechseln wollen,haben es grundsätzlich schwerer als Mitbewerber,die in ihrer Branche bleiben. Die Schwierigkeiten,in einer anderen Branche einen neuen Job zu fin-den, wachsen zum einen tendenziell mit derErklärungsbedürftigkeit der Produkte. Dies trifftbesonders auf Produkte zu, die technischeEinzellösungen darstellen. Im Convenience-Bereich gelingt der Branchenwechsel leichter. Zumanderen erschweren auch branchenspezifischeUnterschiede der Vertriebsstruktur den Wechsel.Während etwa bei industriellen Zulieferern busi-ness to business („b2b“) Beziehungen vorherr-schen, ist der Handel von business to customer(„b2c“) Beziehungen geprägt. Schließlich unter-scheiden sich Branchen auch in der Art, wie dieUnternehmen den Vertrieb steuern. DasVertriebscontrolling und die Steuerungsinstru-mente einer Bank sind völlig anders aufgebaut alsdas Pendant eines Fahrzeugherstellers.

Das starke Arbeitsmarktungleichgewicht zuGunsten der Arbeitgeber versetzte diese in dieangenehme Lage, nur solche Bewerber einzustel-len, die nahezu vollständig dem Anforderungsprofilentsprachen. Bewerber, die ihre beruflichenQualitäten nicht umfassend und exakt darstellten,verminderten damit ihre Einstellungschancen.

Umgekehrt folgte daraus, dass bestimmteBewerbergruppen signifikant größere Problemehatten, einen Stelle zu finden, als andere. Dazugehörten Bewerber jenseits der 45, Langzeitar-beitslose, Bewerber mit gesundheitlichen Ein-schränkungen und solche mit dem Wunsch nachTeilzeit- oder starren Arbeitszeiten. Letzteres betrafvor allem Frauen. Die Agenturen halfen diesenKundengruppen mit Zuschüssen an Arbeitgeberoder für Fortbildungsmaßnahmen, wo immer diesErfolg versprach und wirtschaftlich sinnvoll war.Besonders ältere Arbeitslose entschieden sich indieser Situation dafür, ein Unternehmen zu grün-den. Auch sie nutzten dafür den Service der Agen-turen für Arbeit. Das heißt, sie nahmen an Exis-tenzgründerseminaren teil oder beanspruchtenfinanzielle Hilfen wie Überbrückungsgeld oderExistenzgründungszuschüsse.

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Bank- undSparkassenfachleute

Bewerber: 1.786 (+36,6 %)

Frauenanteil: 35,4 % (2002: 36,6 %)

mit Universitätsabschluss: 55,7 % (2002: 57,5 %)

Stellenzugang: 523 (+48,6 %)

Der Personalabbau im Banken- und Finanzsektorsetzte sich weiter fort. Betroffen waren besondersdie Bereiche Wertpapierhandel, Investmentban-king und Mergers & Acquisitions. Dort schlossenBanken ganze Abteilungen wegen unzureichenderUmsätze. Ausländische Institute beendeten ihreGeschäftstätigkeit in Deutschland. Die Folgen fürden Arbeitsmarkt der Banker mit akademischemHintergrund: Die Zahl der Arbeit Suchenden stiegweiter an, von 1.307 Ende 2002 auf 1.786 Ende2003 (plus 36,6 %). Unter den Bewerbern waren

633 (35,4 %) Frauen. Die Zahl der arbeitslosenBanker erhöhte sich in demselben Zeitraum eben-falls kräftig (plus 29,7 %).

Dieser Prozess – so berichtet die Agentur für Arbeitam wichtigsten deutschen Bankenplatz Frankfurt –hat sich in der zweiten Jahreshälfte aber deutlichverlangsamt. Aufgrund positiver Wirtschaftssigna-le und positiver Einschätzung der Unternehmens-entwicklung sollen erweiterte Personalbudgets2004 wieder Einstellungen zulassen. Schon 2003schnellte die Nachfrage nach Bankern nach oben.Im Laufe des Jahres gingen bei den Agenturen fürArbeit 49 % mehr Stellenmeldungen ein als im Vor-jahr. Eine andere Agentur berichtete sogar, dassmehr offene Stellen als Bewerber vorlägen. Fürallzu großen Optimismus ist es aber noch zu früh.Denn die Strukturveränderungen der Kreditbran-che sind noch lange nicht abgeschlossen. Das giltinsbesondere für den großen Bereich der öffent-lich-rechtlichen und der genossenschaftlichenInstitute. Auch die Themen „Auslagerung vonGeschäftsprozessen“ (z.B. Zahlungsverkehr anTransaktionsbanken, IT-Bereich an IT-Dienstleister)

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22,5 %

6,4 %

11,6 %

12,1 %

20,2 %

20,2 %

6,9 %Maschinenbau

Sonstige Industrie/Erzeugung

Handel

Unternehmensberatung

Gewerbliche Personalvermittlung

IT-Dienstleistungen

Sonstige Dienstleistungen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSn=173

Grafik 27

Welche Branchen suchten 2003 Verkaufsleiter?

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und „Verlagerung in Niedriglohnländer“ werden dieBranche und den Arbeitsmarkt zukünftig beschäf-tigen.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 59.000sozialversicherungspflichtige Bank- und Sparkas-senfachleute mit Hochschulabschluss beschäftigt.Das entsprach ungefähr dem Wert des Vorjahres.

Noch nicht einmal 30 Jahre alt waren 17 % derarbeitslosen Bewerber. Zwischen 30 und 39 lag dasAlter von weiteren 31 %. Also hatte die Hälfte derarbeitslosen Bewerber noch nicht einmal das vier-zigste Lebensjahr vollendet. Die Gruppe der 40- bis49-Jährigen stellte 29 % der Bewerber ohne Arbeit.Im nächsten Lebensjahrzehnt sank der Anteil auf19 %. 60 Jahre und älter waren drei Prozent.

56 % der Bewerber mit einem akademischenAbschluss konnten ein Universitätsstudium nach-weisen. Die übrigen hatten ein Fachhochschulstu-dium absolviert. Üblich war ein betriebswirtschaft-liches Studium. Viele hatten vor ihrem Studiumeine kaufmännische Ausbildung – in der Regel eineBanklehre – abgeschlossen. Die Bewerber verfüg-ten über die erforderlichen IT-Kenntnisse. AuchEnglisch war für die meisten kein Problem. Vielewaren – manche auch international – mobil. Nichtwenige hatten bankinterne Weiterbildungssemina-re besucht.

Die meisten (85 %) verfügten über Berufserfah-rung. Berufsanfänger waren also in der Minderheit.Ihre Erfahrungen hatten die Bewerber in den unter-schiedlichsten Bereichen gesammelt: Sie kamenaus dem Anlage- wie aus dem Kreditgeschäft, ausdem Börsenhandel wie aus dem Bauspargeschäft.Es waren sowohl Bewerber vertreten, die im FrontOffice gearbeitet hatten – etwa als Kundenbera-ter –, als auch solche, die im Back Office beschäf-tigt waren – zum Beispiel im Marketing oder Con-trolling. Berufserfahrene, die bisher viel verdienthatten, waren durchaus zu einem Gehaltsabschlagbereit.

Begreiflicherweise suchten die Bewerber überwie-gend nach einer Beschäftigung in ihrem ange-stammten Tätigkeitsfeld in Banken oder Versiche-rungen. Wegen der aus ihrer Sicht kritischen Lageeines Teilarbeitsmarktes erwogen manche aberauch einen Aufgaben- oder gar Branchenwechsel.So waren Banker bereit, Arbeitsplätze bei Versi-cherungen oder anderen Finanzdienstleisternanzutreten. Einige Bank- und Sparkassenfachleutewollten außerhalb der Finanzbranche arbeiten. Sieerwogen zum Beispiel, in der Erwachsenenbildungoder in Behörden tätig zu werden.

Nach derzeitigen Erkenntnissen haben 28 % allerFührungskräfte in Banken einen Hochschulab-schluss. Davon waren 60 % Wirtschafts- oderSozialwissenschaftler und 18 % Juristen.

Der Schreibtisch eines Bankers steht typischer-weise bei einem Finanzdienstleister. So kamen2003 auch 42 % aller Stellenmeldungen von dort.Diese verteilten sich auf das Kreditgewerbe (28 %),den Versicherungsbereich (zwölf Prozent) undsonstige Vermögensberatungen (zwei Prozent).Während Banker mit akademischem Abschluss imKreditgewerbe auf nahezu allen Arbeitsplätzen fürHochqualifizierte zu finden sind, konzentrieren siesich bei den übrigen Finanzdienstleistern auf dieEntwicklung und noch mehr auf den Vertrieb vonFinanzprodukten, insbesondere von Bankproduk-ten. Wer willens und fähig ist, im Vertrieb und mithäufig stark erfolgsabhängiger Vergütung zu arbei-ten, hat dort gute berufliche Perspektiven.

Unternehmensberatungen (i.d.R. im Auftrag Drit-ter) stellten 21 % der Nachfrage, gewerbsmäßigeVermittler und Zeitarbeitsunternehmen weitere sie-ben Prozent. Auch der Handel fiel mit sieben Pro-zent des Stellenangebots auf. Im Vergleich zu vie-len anderen beruflichen Qualifikationen bietet dieWirtschaft Bank- und Sparkassenfachleuten nurein geringes Spektrum an Einsatzmöglichkeitenaußerhalb des Finanzbereichs. Nur vereinzeltsuchten daher Industrie- und andere Dienstleis-tungsbetriebe nach ihnen.

Einschlägige Berufserfahrung, Mobilität, zeitlicheFlexibilität, ein allenfalls mittleres Alter, hohe Ein-satzbereitschaft, Englisch als Fremdsprache undSelbstständigkeit beflügelten die Stellensuche.

Zwar konnten in der Vergangenheit auch Berufs-praktiker ohne Hochschuldiplom in Banken Karrie-re machen; die Zahl der Akademiker in Banken undSparkassen wächst aber stetig. Unter den Berufs-anfängern waren besonders Betriebswirte mitguten Noten in entsprechenden Wahlfächerngefragt. Außerdem sollten sie einschlägige Erfah-rungen, z.B. aus einer Bankausbildung oder ausPraktika, nachweisen können. Office- und bank-spezifische IT-Kenntnisse verbesserten die Bewer-bungschancen weiter. Auch im Ausland gesam-melte Erfahrungen konnten Vorteile bringen. Daviele Banken daran interessiert waren, dass neueingestellte Mitarbeiter sehr schnell zumGeschäftserfolg beitragen konnten, suchten sieunter den Berufserfahrenen in erster Linie gestan-dene Spezialisten, zum Beispiel für das Emissions-geschäft oder den Devisenhandel. Zu alt durftenaber auch die Berufserfahrenen nicht sein. Neben

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ihrer Fachkompetenz sollten sie Soft Skills wieZiel- und Kundenorientierung, Kommunikationsfä-higkeit, analytisches Denkvermögen sowie Team-,Konflikt- und Durchsetzungsfähigkeit mitbringen.

Versicherungen und andere Finanzdienstleister, dieBank- und Sparkassenfachleute für den Vertriebsuchten, erwarteten regionale Mobilität, Verkaufs-talent, Verhandlungsgeschick und Lernbereit-schaft. Je nach Arbeitsplatz sollten die Bewerberbereit sein, auf Provisionsbasis zu arbeiten.

Zunehmend finden sich auch bei Banken erfolgs-abhängige Vergütungsbestandteile. Ihr Anteil ander Gesamtvergütung wächst, je weiter jemand aufder Karriereleiter nach oben klettert. Im Vertriebvon Finanzdienstleistungen ist dies schon langeTradition. Schon wegen der Erfolgsabhängigkeitmacht es wenig Sinn, konkrete Zahlen zur Höheeines durchschnittlichen oder als normal zu bewer-tenden Gehalts zu nennen. Zusätzlich beeinflussenBranche, Betriebsgröße, Aufgabe, Verantwor-tungsumfang, Standort, Bildungsabschluss, Alteru.a. die Höhe und die Struktur der Vergütung. Ein-schlägige Studien lassen aber Tendenzen und

Strukturen erkennen. Demnach stiegen 2003 dieGehälter von Führungskräften in Banken umdurchschnittlich 3,2 %. Dass die Spannweite derAntworten sehr breit war, passt zu den einleitendenAussagen. Sie reichte von 40.000 bis zu 200.000 €.Die Manager in privaten Geschäftsbanken verdien-ten am meisten, die in Genossenschaftsbankenam wenigsten. Sehr weit verbreitet war die betrieb-liche Altersversorgung. 88 % aller Führungskräftein Banken kamen in den Genuss. Einen Firmenwa-gen steuerten 49 % der Führungskräfte der erstenEbene und neun Prozent der zweiten Ebene.

Bestimmte Bewerbergruppen hatten erheblichgrößere Probleme, einen Arbeitsplatz zu finden alsandere. Dazu gehörten ältere (über 45 Jahre),Langzeitarbeitslose, allein erziehende Mütter undBewerber mit gesundheitlichen Einschränkungen.Auch vor der Einstellung von Bewerbern, die län-gere Zeit Führungsfunktionen inne hatten, scheu-ten die Arbeitgeber zurück. Sie befürchteten, dassdie Integration nicht reibungslos gelingen könnte.Manch einer von denen, die keinen Arbeitsplatz imAngestelltenverhältnis fanden, entschied sich fürdie Gründung einer eigenen beruflichen Existenz.

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19,4 %

3,2 %

3,5 %

3,8 %

12,3 %

21,4 %

28,0 %

6,8 %

1,7 %Industrie

Handel

Kreditgewerbe

Unternehmensberatung

Versicherungsgewerbe

Gewerbliche Personalvermittlung

Erwachsenenbildung

Zeitarbeit

Sonstige Dienstleistungen

n=603Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 28

Welche Branchen suchten 2003 Banken- und Sparkassenfachleute?

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Häufig machten sie sich freiberuflich im Sinne des§ 84 HGB als Versicherungs-, Vermögens- oderFinanzberater selbstständig. Die Agenturen fürArbeit unterstützten solche Gründungen zum Teildurch Existenzgründerseminare, zum Teil durchfinanzielle Zuschüsse. Aber auch denen, die weitereine abhängige Beschäftigung suchten, konnteneinige Agenturen durch gezielte Fortbildung helfen– zum Beispiel im IT- oder Fremdsprachenbereich(Wirtschaftsenglisch). In einem Agenturbezirk ver-half eine Fortbildungsmaßnahme zum ThemaRating/Basel II den Teilnehmern zu einem neuenArbeitsplatz.

Versicherungsfachleute

Bewerber: 520 (+12,8 %)

Frauenanteil: 28,7 % (2002: 26,5 %)

mit Universitätsabschluss: 55,6 % (2002: 59,0 %)

Stellenzugang: 200 (–22,5 %)

Die deutsche Versicherungswirtschaft blickt aufein gutes Geschäftsjahr 2003 zurück, so meldet ihrGesamtverband (GDV) in seiner Presseerklärungvom 16. 3. 2004. Gegenüber 2002 wuchsen dieBeitragseinnahmen, die Schadensaufwendungengingen zurück. Für das Jahr 2004 erwartet der Ver-band erneut eine günstige Entwicklung. Probleme,wie die drohende Insolvenz einer deutschen Versi-cherung – hier half die Auffanggesellschaft Protek-tor – oder die von ständig weiter sinkenden Über-schüssen aus ihrem Anlagegeschäft geplagtenLebensversicherer steckte die Branche weg.

Um im Wettbewerb zu bestehen, prüfen die Versi-cherer Kostensenkungspotenziale. Deswegen ver-schlanken und standardisieren sie Geschäftspro-zesse. Gleichzeitig steigern sie dadurch deren IT-Fähigkeit. Die hauseigene IT wiederum stand ganzoben auf der Liste der Unternehmensbereiche, diefür ein Outsourcing zur Diskussion standen odertatsächlich schon ausgelagert wurden. Teils ginges dabei nur um die Hard- und Software, teils auchum das Personal. Die Verlagerung anderer Back-Office-Prozesse in Niedriglohnländer, das sogenannte Offshoring, scheint nur eine Frage derZeit. Die Osterweiterung der EU eröffnet denUnternehmen hier ganz neue Möglichkeiten.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 28.000sozialversicherungspflichtige Versicherungsfach-leute mit Hochschulabschluss beschäftigt. Daswaren ungefähr fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Versicherungsfachleute mit Hochschulabschlusswaren 2003 eher von den negativen Folgen derRestrukturierungen der Versicherungswirtschaftals vom Wachstum der Branche betroffen. Denn imLaufe des Jahres 2003 meldeten die Arbeitgeber22,5 % weniger offene Stellen für diese Berufs-gruppe. Gleichzeitig waren Ende 2003 520 Versi-cherungsfachleute mit einem akademischenAbschluss bei den Agenturen für Arbeit als Bewer-ber gemeldet. Das waren 12,8 % mehr als voreinem Jahr. Frauen waren mit 28,7 % vertreten.

Zwölf Prozent der arbeitslos gemeldeten Bewerberhatten das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet.Insgesamt 42 % waren jünger als 40 Jahre und 66 % jünger als 50 Jahre.

56 % der Bewerber mit einem abgeschlossenenStudium kamen von Universitäten. Die übrigenhatten an Fachhochschulen studiert. Mehrheitlichhandelte es sich um Betriebswirte. Vereinzeltwaren aber auch andere Studienrichtungen darun-ter, zum Beispiel Ingenieure. 86 % der ArbeitSuchenden verfügten über Berufserfahrung. DieAgenturen für Arbeit führten nur wenige Berufsan-fänger in ihrer Bewerberdatenbank. Allerdingshatte sich ihre Zahl Ende 2003 gegenüber Ende2002 um 50 % erhöht. Die Hälfte der arbeitslosgemeldeten Bewerber war am Stichtag 30. 9. 2003weniger als ein halbes Jahr lang arbeitslos.

Ein großer Teil der Berufserfahrenen interessiertesich eher für einen Job im Innendienst als imAußendienst. Manche neigten dazu, dem privatenVersicherungsgewerbe auch ganz den Rücken zukehren. Sie strebten zum Beispiel in die Kreditwirt-schaft, die Erwachsenenbildung oder in denÖffentlichen Dienst. Diejenigen, die nach vielenJahren der Berufstätigkeit zuletzt über ein hohesJahreseinkommen verfügt hatten, waren bereit, beider nächsten Arbeitsstelle Gehaltseinbußen hinzu-nehmen. Die Bewerber konnten überwiegend mitder gängigen Bürokommunikationssoftware umge-hen und beherrschten eine Fremdsprache.

Die Konzentration auf nur wenige Branchen ist beiden Versicherungsfachleuten mit Hochschulab-schluss besonders stark ausgeprägt. Sie arbeitenüblicherweise in der privaten Versicherungswirt-schaft. Stellenangebote aus dieser Branche kamen2003 zu zwei Dritteln von Versicherungsunterneh-men selbst und zu einem Drittel von Versiche-

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rungsmaklern und -vertretern. Die Branche suchtein erster Linie Mitarbeiter für den Vertriebsaußen-dienst, dort häufig als selbstständige Handelsver-treter nach § 84 HGB6). Wer sich behaupten konn-te, fand sich in einem interessanten Aufgabenge-biet mit einem vielschichtigen Mix aus Personal-führung, fachlicher Arbeit und Kundenbetreuungwieder. Neben dem Außendienst waren Versiche-rungsfachleute mit Hochschulabschluss für an-spruchsvolle Sachbearbeitungstätigkeiten gefragt.Hier hatten sie z.B. die Bonität bei Neuanträgen zuprüfen oder Schäden zu regulieren. Weitere Aufga-ben erwarteten sie beim Entwickeln von innovati-ven Produkten und Marketingstrategien (z.B. imBereich des Hochschulmarketing) sowie im Con-trolling und Rechnungswesen. Auch das komplexeund anspruchsvolle Firmenkundengeschäft istmeist Akademikern vorbehalten. Dasselbe gilt fürdie höchsten Managementpositionen. Nach einerUntersuchung, die eine Unternehmensberatungbei in Deutschland ansässigen Versicherungsge-sellschaften 2003 durchführte, besetzten Akade-miker 64 % der Positionen der ersten Ebene unterdem Vorstand. In der zweiten Ebene hielten sieeinen Anteil von 41 %.

Einige Stellenangebote kamen noch aus dem Kre-ditgewerbe und von gesetzlichen Krankenversi-cherern. Finanzdienstleister suchten konstantjunge Akademiker für ihren Vertrieb. Die übrigenBranchen meldeten keinen oder nur einen sehrgeringen Bedarf an Mitarbeitern mit dieser Qualifi-kation. Gewerbsmäßige Personalvermittler und -überlasser interessierten sich für dieses Klientelkaum.

Wem der Einstieg in das Angestelltenverhältnis beieinem Unternehmen nicht gelingt oder wer dieseinfach nicht will, steht als Versicherungsfachmannvor der Alternative der Selbstständigkeit. Hält esihn in der Branche, kann er sich als Versicherungs-makler oder selbstständiger Versicherungsvertre-ter niederlassen. Ist er bereit, über diese engenGrenzen hinaus sein Angebot um Bankprodukte zuerweitern, kommt die Finanzberatung infrage. Diezweite Alternative, nämlich als Angestellter dieBranche zu wechseln, gelang am ehesten Versi-cherungsfachleuten mit fundierten kaufmänni-schen Kenntnissen, z.B. aus einem betriebswirt-schaftlichen Studium.

Versicherer suchten für den Vertrieb den engagier-ten, kommunikativen, sicher auftretenden undoffensiven Verkäufertypus, der in der Lage war,sich selbstständig zu organisieren. Mit diesenEigenschaften sollte er einen Kundenbestand hal-ten und erweitern können. Stark schwankende

Arbeitszeiten und Mobilität durften ihm keineSchwierigkeiten bereiten. Auch die Bezahlung aufProvisionsbasis, individuelles Bench-markingsowie den damit verbundenen Erfolgsdruck sollteer als sportliche Herausforderung betrachten. GuteMS-Office-Kennntisse galten als selbstverständ-lich. Welches Fach die Bewerber studiert hatten,war ohne Belang.

Immer schneller variieren Versicherungsunterneh-men ihre Produkte. Wer nicht bereit und fähig ist,ständig dazuzulernen, ist schnell aus dem Rennen.Die erforderlichen Kenntnisse vermitteln die Versi-cherer üblicherweise in unternehmensinternenSeminaren.

In der Regel bezogen Berufsanfänger in den erstenMonaten ein Fixgehalt. Später löste dies eineKombination aus Fixum und Provisionen ab. DasErreichen vereinbarter Umsatzziele trieb die vari-ablen Vergütungsanteile nach oben. Wer außerdemnoch bei den vom eigenen Arbeitgeber ausgelob-ten und weit verbreiteten Wettbewerben – z.B. umdas höchste Neugeschäft bei einer bestimmtenVersicherungsart – die Nase vorn hatte, wurde mitweiteren Incentives (Reisen, Sachpreise usw.)belohnt.

Das Fixum leitender Angestellter 2003 stieggegenüber 2002 um 3,1 %. In den Jahren davorhatten die Steigerungsraten ein bis eineinhalb Pro-zentpunkte darüber gelegen. Von allen Spartenzahlten die Rückversicherer ihren Topmanagern(erste Ebene unter dem Vorstand) das höchsteJahresdurchschnittsgehalt, die Rechtsschutzversi-cherer das niedrigste. Bezogen auf die Funktionkonnten sich IT-Gesamtleiter über höchste Jahres-einkommen freuen, dicht gefolgt von den Perso-nalchefs, den Vertriebsleitern und den Vermögens-verwaltern. Fast alle Führungskräfte in Versiche-rungen kommen in den Genuss einer betrieblichenAltersvorsorge. Einen Firmenwagen gestehen dieVersicherungsunternehmen 52 % ihrer Managerder ersten Ebene und 15 % der Manager auf derzweiten Ebene zu.

Gerade jungen Akademikern bieten Versiche-rungsunternehmen die Möglichkeit, erste Berufser-

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6) § 84, Abs. 1 HGB: „Handelsvertreter ist, wer alsselbstständiger Gewerbetreibender ständigdamit betraut ist, für einen anderen Unterneh-mer … Geschäfte zu vermitteln oder in dessenNamen abzuschließen. Selbstständig ist, wer imWesentlichen frei seine Tätigkeit gestalten undseine Arbeitszeit bestimmen kann.“

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fahrung als Trainee zu erwerben. Die entsprechen-den Stellenangebote richten sich meistens anAbsolventen wirtschafts- und rechtswissenschaft-licher Studiengänge sowie an (Wirtschafts-)Mathematiker. Leitende Funktionen besetzen Ver-sicherungen eher mit Mitarbeitern aus den eigenenReihen. Solche Stellen schreiben sie allenfallsintern aus.

Geschäftsführer,Geschäftsbereichsleiter7)

Arbeitslose: 947 (–4,1 %)

Frauenanteil: 27,6 % (2002: 24,3 %)

mit Universitätsabschluss: 58,7 % (2002: 60,7 %)

Stellenzugang: 1.856 (–3,0 %)

Ausbleibendes Wirtschaftswachstum, die –bundesweit gesehen – gegenüber 2002 noch ein-

mal gestiegene Zahl von Unternehmensinsolven-zen, Verjüngung (Älteren folgten „billigere“ Jüngerenach), Geschäftsaufgabe, Standortverlagerung,Outsourcing, Restrukturierung usw. bedeutetenauch 2003 für viele Geschäftsführer undGeschäftsbereichsleiter den Verlust ihres Arbeits-platzes. Allerdings ging die Zahl der arbeitslosGemeldeten im Vergleich zum Vorjahr leichtzurück. Ein Grund hierfür könnte sein, dassGeschäftsführer und -bereichsleiter, die ihrenArbeitsplatz verloren, eine eigene berufliche Exis-tenz gründeten oder wegen ihres fortgeschrittenen

14,3 %

1,8 %

3,1 %

4,0 %

26,3 %

47,3 %

1,8 %

1,3 %Industrie

Handel

Unternehmensberatung

Versicherungsgewerbe

Gewerbliche Personalvermittlung

Kreditgewerbe

Zeitarbeit

Sonstige Dienstleistungen

n=224Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 29

Welche Branchen suchten 2003 Versicherungsfachleute?

7) Die hier getroffenen Aussagen über Geschäfts-führer und -bereichsleiter beziehen sich auf Stel-len und Bewerber mit Hochschulabschluss, dievon den örtlichen Agenturen für Arbeit betreutwerden. Den Arbeitsmarkt für Spitzenkräftedagegen (in der Regel mehr als 75.000 € Jah-reseinkommen) bedient die Zentralstelle fürArbeitsvermittlung (ZAV); siehe auch Kapitel„Führungskräfte der obersten und oberen Lei-tungsebene“.

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Lebensalters Vorruhestandregelungen in Anspruchnahmen. Möglicherweise machte auch bei demeinen oder anderen die erreichte finanzielle Unab-hängigkeit den Gang zur Agentur für Arbeit über-flüssig. Gleichzeitig sank auch die Zahl der offenenStellen geringfügig. 2003 meldeten die Arbeitgeberden Agenturen drei Prozent weniger Stellen fürGeschäftsführer und -bereichsleiter als 2002.

Obwohl in den neuen Bundesländern 2003 weni-ger Unternehmen Insolvenz anmelden mussten als2003 und auch weniger als im Westen, sank imOsten die Zahl der den Agenturen für Arbeitgemeldeten Stellen um 22,4 %. In den altenBundesländern dagegen entwickelte sich die Stel-lensituation deutlich günstiger. Gegenüber 2002gab es einen kräftigen Zuwachs um 10,3 %. DieZahl der Arbeitslosen dieser Berufsgruppe sankum 8,1 %.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca.117.000 sozialversicherungspflichtige Geschäfts-führer und Geschäftsbereichsleiter mit Hochschul-abschluss beschäftigt. Das entsprach dem Wertdes Vorjahres.

Am 30. 9. 2003 waren in den Agenturen für Arbeit947 Geschäftsführer und -bereichsleiter arbeitslosgemeldet, 4,1 % weniger als ein Jahr vorher. Da-runter waren 27,6 % Frauen.

Dass einige Berufsjahre vergehen, bis jemandGeschäftsführer oder Geschäftsbereichsleiterwird, macht sich auch beim Alter der arbeitslosenBewerber bemerkbar. Zum Stichtag Ende Septem-ber 2003 waren lediglich 7,2 % der arbeitslosgemeldeten Bewerber noch unter 30. Zwischen 30und 39 Jahre alt waren weitere 18,9 %, zwischen40 und 49 28,9 % und 50 oder älter 45,1 %.

58,7 % der arbeitslosen Bewerber hatten ihrenAbschluss an einer Universität erworben, die übri-gen an Fachhochschulen. In der Regel handelte essich um Betriebswirte und Ingenieure. Fast alleBewerber hatten schon Berufserfahrung in Füh-rungspositionen gesammelt. Berufsanfänger wa-ren so gut wie nicht vertreten. Weniger als dreiMonate arbeitslos gemeldet waren am 30. 9. 200329 %. Langzeitarbeitslos (ein Jahr und länger ar-beitslos) waren 32 %.

Die Zeichen stehen für Arbeitgeber, die Geschäfts-führer und Geschäftsbereichsleiter suchen, sogünstig wie schon lange nicht mehr. Denn sie kön-nen aus dem Vollen schöpfen. Kennzeichnet doch,insgesamt gesehen, die Bewerber eine im Ver-gleich zu anderen Berufsgruppen außergewöhnli-

che Heterogenität. Sie bringen die unterschied-lichsten Erfahrungen und Voraussetzungen mit, siekommen aus nahezu allen Branchen und Funktio-nen und sie interessieren sich ihrer Herkunft ent-sprechend für Betriebe aller Wirtschaftszweigeund für alle Aufgabengebiete. Die meisten hattengute Fremdsprachenkenntnisse im Gepäck. DieAnwendung der üblichen IT-Programme stellteebenfalls kein Hindernis dar. Ein Knackpunkt istmanchmal die Mobilität. Denn hin und wieder wol-len Bewerber nur im Tagespendelbereich arbeiten.Viele sind aber bundesweit mobil, einige sogareuropa- und weltweit. Diejenigen mit vergleichs-weise hohen Gehältern waren im Einzelfall durch-aus bereit, Abstriche hinzunehmen. Im Gegensatzzu anderen Berufen fiel auf, dass ein verhältnismä-ßig großer Teil der Bewerber aus der beruflichenSelbstständigkeit kam und insofern überdurch-schnittliches unternehmerisches Denken nachwei-sen konnte.

Ein Kennzeichen dieser Berufsgruppe ist ihre All-gegenwärtigkeit: Sie fehlt in keiner Branche.Gleichwohl gab es einzelne Wirtschaftszweige miteinem überdurchschnittlichen Bedarf an Ge-schäftsführern und -bereichsleitern, der sich nurzum Teil damit erklären lässt, dass dieser Branchebesonders viele Betriebe angehören. Abgesehenvon Unternehmensberatungen und Personal-dienstleistern – sie suchten in erster Linie im Auf-trag Dritter –, meldeten 2003 Handelsunternehmenden größten Bedarf (11,9 % aller den Agenturengemeldeten offenen Stellen). Interessenvertreter(Verbände, Parteien usw.) folgten mit 7,7 %. Nen-nenswert viele Stellenmeldungen kamen noch vonInstitutionen des Gesundheits- und Sozialwesens(4,9 %), von Maschinenbauunternehmen (3,6 %)und IT-Dienstleistern (drei Prozent). Die übrigeNachfrage verteilte sich über alle Branchen.

Manche Unternehmen suchten sehr allgemein denGeschäftsführer als General Manager oder den„kaufmännischen Leiter“. Andere suchten Ge-schäftsführer und -bereichsleiter für unternehmeri-sche Teilaufgaben. Besonders häufig waren diesControlling, Finanz- und Rechnungswesen sowieMarketing. Weniger häufig waren Stellenangebotefür Produktions-, Logistik-, Personal-, Verwal-tungsleiter usw. zu finden.

Da sie es gewohnt sind, unternehmerisch zu han-deln, stehen gerade Geschäftsführer und -be-reichsleiter der Gründung eines eigenen Unterneh-mens sehr aufgeschlossen gegenüber. Häufig ent-schieden sie sich 2003 für eine Tätigkeit als Unter-nehmensberater. Weitere Alternativen waren dieÜbernahme projektbezogener Stellen oder der Ein-

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stieg ins Interim Management. Betriebe schätztenInterim Manager – übrigens ein zunehmend wichti-ger werdendes Geschäftsfeld der Zentralstelle fürArbeitsvermittlung (ZAV), Bonn –, um die Lebens-und Berufserfahrung älterer Führungskräfte für dieBewältigung zeitlich begrenzter Aufgaben zu nut-zen, ohne sich arbeitsvertraglich lange binden zumüssen. Interim Manager wiederum schätzten dieAbwechslung, die klare zeitliche und inhaltlicheBegrenzung der Aufgabenerledigung sowie ihrepersönliche Unabhängigkeit.

Der Wechsel von der Führungsebene einesGeschäftsführers oder -bereichsleiters in die Fach-schiene scheint angesichts der Vorbehalte derArbeitgeber keine günstige Alternative. Denn vieleArbeitgeber fürchten, dass solchen Bewerbernaktuelles Fachwissen fehlt und dass Integrations-probleme die Zusammenarbeit mit den Vorgesetz-ten und Kollegen belasten. Außerdem vermutensie, dass sie der neue Mitarbeiter bei erstbesterGelegenheit verlassen wird, um auf eine adäquateFührungsposition zu wechseln.

Die Aufgabenpalette für Geschäftsführer und -be-reichsleiter ist geprägt von einer im Vergleich zuanderen Berufsgruppen außergewöhnlichen Hete-rogenität. Deswegen lassen sich nur wenige gene-relle Hinweise zu den Erwartungen der Arbeitgeberformulieren. Bewerber sollten nicht älter als 45 bis50 Jahre sein. Zu junge Kandidaten waren aberauch nicht gern gesehen. Denn über ein gerütteltMaß an Berufserfahrung sollte der künftigeGeschäftsführer oder -bereichsleiter verfügen.Berufsanfängern ist der Zutritt zu diesem Teilar-beitsmarkt also verwehrt. Sie müssen sich erst aufnachgeordneten Hierarchieebenen oder als Assis-tent/Persönlicher Referent der Geschäftsleitungihre Sporen verdienen. Reisebereitschaft gehörtebenfalls zu den auffallend häufig genanntenAnforderungskriterien.

Weitere wichtige Einstellungsvoraussetzungensind Führungserfahrung, Branchenkenntnisse,betriebswirtschaftliches Wissen, Kenntnisse desArbeitsrechts, Organisationstalent, Erfahrungen imProjektmanagement, IT-Kenntnisse, ein selbst-ständiger, konzeptionell und analytischer Arbeits-stil, großes Engagement, flexibler Umgang mit dereigenen Arbeitszeit, hohe Belastbarkeit, soziale(zum Beispiel Team- und Kommunikationsfähig-keit) und Führungskompetenzen (zum BeispielDurchsetzungs-, Motivations- und Konfliktfähig-keit). Auch Fremdsprachenkenntnisse spielten einewichtige Rolle. Dabei dominierte Englisch. Weitausseltener verlangten Arbeitgeber, dass die Kandida-ten die französische oder die spanische Sprache

beherrschen sollten. Zahlreiche andere Fremd-sprachen – auch asiatische und osteuropäische –füllten sehr sporadisch die Wunschzettel. Hoch-schuldiplome spielten bei Geschäftsführern undGeschäftsbereichsleitern eine eher untergeordneteRolle. Nachweisbare Erfolge und Referenzenmachten dieses „Manko“ wett. Wenn Arbeitgeberein Studium erwarteten, dann häufig BWL oder eintechnisches Fach. Arbeitgeber schätzten eszudem, wenn Bewerber so gut mit Wissen ausge-stattet waren, dass sich Kosten treibende und Zeitbindende Einarbeitungen erübrigten.

Die Jahreseinkommen von Geschäftsführern undGeschäftsbereichsleitern hängen ab von zahlrei-chen Kriterien. Zu den wichtigsten gehören dieBetriebsgröße, die Branche, der Verantwortungs-bereich, das Lebensalter und die Dauer derBetriebszugehörigkeit. Erfahrungsgemäß beein-flusst die Betriebsgröße die Höhe des Jahresein-kommens von allen Faktoren am stärksten: je grö-ßer das Unternehmen, desto höher die Bezüge.Chemie- und Mineralölverarbeitungsunternehmenzahlten am meisten, gefolgt von den BranchenTransport, Verkehr und Logistik sowie Groß- undAußenhandelsunternehmen. Die Geschäftsführerund -bereichsleiter der IT-Dienstleistungsbranchetrugen 2003 die rote Laterne. Bezahlt machte sichauch eine Promotion oder Habilitation. Mit solchenakademischen Würden ausgestattete Geschäfts-führer und -bereichsleiter erzielten im Schnitt ein25 % höheres Einkommen als ihre Kollegen, dielediglich studiert hatten. Ob es sich dabei um einUniversitäts- oder ein Fachhochschulstudium han-delte, spielte wiederum für die Höhe des Einkom-mens keine Rolle.

Darüber hinaus bestimmen der wirtschaftlicheErfolg des Unternehmens sowie der Beitrag, dender Geschäftsführer bzw. -bereichsleiter zu verant-worten hat, die Höhe des variablen Anteils. Diemeisten Arbeitsverträge enthalten mehr oder weni-ger umfangreiche variable Einkommenskompo-nenten.

2003 wuchsen die Bäume nicht in den Himmel.Der fixe Einkommensteil wuchs, wenn überhaupt,nur noch sehr moderat. Ein Arbeitgeberwechselwar manchmal auch mit Gehaltseinbußen verbun-den.

Zu denen, die nur schwer einen neuen Arbeitsplatzfanden, gehörten besonders diejenigen, die meh-rere der gängigen Anforderungskriterien nichterfüllten. Dazu gehörten zum Beispiel fehlendeBerufs- und Branchenerfahrung, ein zu weit fortge-schrittenes Lebensalter, Langzeitarbeitslosigkeit,

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eingeschränkte Arbeitszeitmöglichkeiten, nichtausreichende Fremdsprachenkenntnisse, zu gerin-ge Mobilität und fehlende „Chemie“ zum neuenArbeitgeber. Soweit möglich, versuchten die Agen-turen für Arbeit, solchen Bewerbern Brücken inden ersten Arbeitsmarkt zu bauen. Sie fördertenetwa den Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnisdurch das Angebot gezielter Seminare, in denendie Teilnehmer ihre Defizite ausgleichen konnten.Dabei ging es in erster Linie um Wirtschaftseng-lisch, IT im Allgemeinen oder SAP im Besonderen,Projektmanagement und Controlling. MancheSeminare richteten sich speziell an ältere Bewer-ber. Eine Alternative war auch die vorübergehendefinanzielle Unterstützung des Arbeitgebers. DenEinstieg in die berufliche Selbstständigkeit flan-kierten die Agenturen, indem sie die Teilnahme anExistenzgründerseminaren finanzierten oder Über-brückungsgeld und Existenzgründungzuschüssezahlten.

Besondere Probleme, einen neuen Arbeitsplatz zufinden, hatten Ingenieure, die ohne betriebswirt-schaftliches Studium als Geschäftsführer gearbei-tet hatten. Sie fanden weder eine Stelle im kauf-

männischen Bereich, da ihnen dazu das Wissenfehlte, noch eine Stelle als Ingenieur, da ihr Wissendort nicht mehr aktuell war. Auch ihnen versuchtendie Vermittler mit den oben genannten Möglichkei-ten zu helfen. Dabei bestand der inhaltlicheSchwerpunkt der Fortbildungsmaßnahmen in derVermittlung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse.

Unternehmensberater

Arbeitslose: 922 (+23,4 %)

Frauenanteil: 40,8 % (2002: 39,1 %)

mit Universitätsabschluss: 55,1 % (2002: 57,2 %)

Stellenzugang: 2.331 (–1,3 %)

Die Unternehmensberatungs-Branche verdiente2003 erneut weniger als 2002. Allerdings war derRückgang gering. Insbesondere kleinere Bera-

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24,1 %

3,0 %

4,9 %

5,7 %

5,9 %

7,7 %

13,2 %

11,9 %

17,0 %

2,8 %

3,6 %Maschinenbau

Baugewerbe

Sonstige Industrie/Erzeugung

Handel

Unternehmensberatung

Interessenvertretungen(Verbände etc.)

GewerblichePersonalvermittlung

Zeitarbeit

Gesundheits-, Veterinär-und Sozialwesen

IT-Dienstleistungen

Sonstige Dienstleistungen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSn=1.549

Grafik 30

Welche Branchen suchten 2003 Geschäftsführer und -bereichsleiter?

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tungsunternehmen mussten wegen Auftragsman-gel ihre Geschäftstätigkeit beenden; die verblei-benden nutzten die Zeit zur Konsolidierung. In die-sem Zusammenhang reduzierten viele Beratungs-unternehmen die Zahl ihrer Berater. Davon warenweniger die erfahrenen Consultants, Senior Con-sultants und Partner betroffen als vielmehr JuniorConsultants. Zum Jahresende hellte sich die Stim-mung wieder auf, sodass die Branche mit Wachs-tumserwartungen in das Jahr 2004 ging.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 48.000sozialversicherungspflichtige Unternehmensbera-ter mit Hochschulabschluss beschäftigt. DieserWert überstieg den des Vorjahres um etwa vierProzent.

Ende September 2003 waren bei den Agenturenfür Arbeit 922 Unternehmensberater arbeitslosgemeldet. Das waren 23,4 % mehr als vor einemJahr. Darunter waren 40,8 % Frauen.

Da sich kaum Berufsanfänger arbeitslos meldeten,fiel der Anteil der arbeitslosen Bewerber, die nochkeine 30 Jahre alt waren, mit 13,4 % gering aus.Die meisten waren zwischen 30 und 39 Jahren alt(39,6 %). In den Vierzigern waren 27,1 % und 20 %50 Jahre und älter.

55,1 % der arbeitslos gemeldeten Bewerber hat-ten ihren Hochschulabschluss an einer Universitäterworben; die übrigen an einer Fachhochschule.Die meisten brachten ein wirtschaftswissenschaft-liches Diplom mit. Auch Ingenieure waren häufigervertreten. Juristen, Mediziner, Psychologen undAbsolventen anderer Studienfächer kamen nurvereinzelt vor. Diejenigen, die aus der Personalbe-ratung kamen, hatten öfter ein geistes- oder sozi-alwissenschaftliches Fach studiert. Nahezu alleBewerber verfügten über einschlägige Berufser-fahrung. Zum Stichtag Ende September 2003 dau-erte bei 36 % die Arbeitslosigkeit noch keine dreiMonate an. Länger als ein Jahr warteten zu diesemZeitpunkt 19,3 % der Bewerber auf eine neueArbeitsstelle.

Die Bewerber hatten die unterschiedlichsten beruf-lichen Erfahrungen gesammelt. Sie kamen ebensoaus der Strategie-, Personal-, Organisations- undIT-Beratung wie aus der Controlling-, Marketing-und Vertriebsecke. Manche kannten sich bestensim Ein- und Verkauf oder in der Logistik aus; ande-re in den Bereichen Finanz- und Investitionspla-nung oder im Rechnungswesen. Auch Marktfor-schungs-, Statistik- und REFA-Experten warendarunter. Einen auffälligen Schwerpunkt gab esnicht. Sie beherrschten i.d.R. die gängige Büro-

kommunikationssoftware, häufig auch spezielleAnwendungsprogramme. Viele konnten eine odermehrere Fremdsprachen vorweisen. Einige hattenauch schon im Ausland gearbeitet. Neben ihrenfachlichen Kompetenzen brachten die Bewerberauch die für einen Unternehmensberater erforder-lichen außerfachlichen Eigenschaften mit wieKommunikations- und Konfliktfähigkeit, Verhand-lungsgeschick und Kundenorientierung. Sie konn-ten präsentieren und moderieren, organisieren undsteuern, dachten unternehmerisch, waren projekt-erfahren, ziel- und kostenbewusst. Sie konntenengagiert, selbstständig und im Team arbeiten.Viele waren bundesweit, manche europa- undweltweit mobil. Nur wenige taten sich schwer, ihrenTagespendelbereich zu verlassen.

Ähnlich wie ihre bisherigen beruflichen Schwer-punkte streuten auch ihre Interessen breit. Ein gro-ßer Teil wollte beim Consulting bleiben. Anderewollten, wie für Unternehmensberater nach einigenJahren Berufserfahrung durchaus üblich, Aufga-ben außerhalb der Unternehmensberatung über-nehmen. Am häufigsten nannten die Bewerberdabei Controlling, Personalwesen, Organisation,Marketing und Vertrieb als zukünftiges Einsatzge-biet. Das Rechnungswesen, Qualitätsmanage-ment, die Verwaltung usw. kamen ebenfalls vor.Manche strebten auch die Position eines kaufmän-nischen Geschäftsführers oder eines Assistentender Geschäftsführung an. Von der Unternehmens-beratung abgesehen gab es keine bestimmtenBranchenschwerpunkte. Auch die Frage nach derArt des Arbeitsverhältnisses beantworteten dieBewerber sehr unterschiedlich. Die einen sahenihre berufliche Zukunft in einem dauerhaften Ange-stelltenverhältnis. Andere konnten sich auch vor-stellen, als Selbstständige projektgebunden zuarbeiten.

Stellenangebote für Unternehmensberater kamen2003 erwartungsgemäß in erster Linie von Bera-tungsunternehmen (15 % aller den Agenturen fürArbeit gemeldeten Offerten). In der Reihenfolge derHäufigkeit folgten der Handel (9,5 %), Interessen-vertretungen wie Verbände, Kammern usw. (6,4 %)und IT-Dienstleister (4,3 %). Ansonsten streute dieNachfrage weit, wobei fast drei Viertel aller Stellen-angebote aus dem Dienstleistungssektor kamen.

Die Arbeitgeber hatten für Unternehmensberaterauffallend häufig Stellen im Vertrieb, im Marketing,im Controlling und im Projektmanagement vorge-sehen. Aber auch andere Funktionen waren aus-geschrieben. Dazu gehörten zum Beispiel Fach-und Führungsaufgaben in der Erwachsenenbil-dung, im Personal- und im Rechnungswesen, in

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der Logistik und im Forschungsbereich. Vereinzeltging es um Geschäftsführerpositionen. Dabeispielte auch die Frage der Unternehmernachfolgeeine Rolle.

Viele Unternehmensberater, die aus den unter-schiedlichsten Gründen keine Festanstellung fan-den oder wollten, machten sich selbstständig – inder Regel wieder als Unternehmensberater. Beiguten Erfolgsaussichten unterstützten die Agentu-ren für Arbeit solche Vorhaben. Sie finanzierten dieTeilnahme an Existenzgründerseminaren und zahl-ten Existenzgründerzuschüsse oder Übergangs-geld.

Beratungsunternehmen legten größten Wert da-rauf, dass Bewerber die erforderliche Mobilität mit-brachten. Denn Beraten ohne Reisen geht nichtzusammen. Mit der Betreuung ausländischerKlienten sind auch Auslandsreisen verbunden.Sehr wichtig waren ihnen außerdem Berufs- undBranchenerfahrung, Fachkompetenz, Projekter-fahrung und Fremdsprachenkenntnisse (üblich warmindestens verhandlungssicheres Englisch). Gän-gig war auch die Forderung, auf der Klaviatur vonMS-Office und SAP spielen zu können. Im außer-

fachlichen Bereich dominierten Ansprüche an dieKommunikations- (insbesondere Beratungs-), Füh-rungs- und Teamfähigkeit. Wichtig waren den Stel-lenanbietern auch Belastbarkeit, zeitliche Flexibi-lität, Selbstständigkeit und Verantwortungsbe-wusstsein. Als weitere Anforderungen nannten sieunter anderem Zielorientierung, Kostenbewusst-sein, Kundenorientierung, Akquisegeschick, analy-tisches Denkvermögen, Ideenreichtum, Lernbereit-schaft, Stressfestigkeit, technisches Verständnisund Auslandserfahrung. Das Lebensalter beein-flusste auch auf diesem Arbeitsmarkt das Einstel-lungsverhalten. Bewerber über 45 hatten esschwerer als jüngere, von Arbeitgebern akzeptiertzu werden.

Beratungsassistenten mussten sich mit manchmalrecht niedrigen Einstiegsgehältern zufriedengeben. Zum Teil lagen sie bei 20.000 € Jahresge-halt, zum Teil aber auch deutlich darüber. Das Jah-reseinkommen steigt über die Ebenen Juniorbera-ter, Berater, Seniorberater und Partner an. Wie inder Wirtschaft üblich, hängen auch bei Beratungs-unternehmen Struktur und Höhe der Vergütungvon vielen anderen Faktoren wie Größe, Verant-

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25,3 %

6,4 %

2,6 %

12,0 %

4,2 %

14,9 %

4,3 %

3,0 %

9,5 %

15,3 %

2,3 %Maschinenbau

Sonstige Industrie/Erzeugung

Handel

Finanzdienstleistungen

IT-Dienstleistungen

Unternehmensberatung

Gewerbliche Personalvermittlung

Zeitarbeit

Erziehung und Unterricht

Interessenvertretungen (Verbändeetc.)

Sonstige Dienstleistungen

n=3.32

1Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

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Welche Branchen suchten 2003 Unternehmensberater?

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wortungsumfang und Qualifikation ab. Den Nach-teil des geringeren Verdienstes in kleineren Bera-tungsunternehmen gleichen häufig mehr Eigenver-antwortung, flachere Hierarchien und abwechs-lungsreichere Aufgaben aus.

Unternehmensberatern, denen die Integration inden ersten Arbeitsmarkt schwer fiel, halfen dieAgenturen unter anderem durch die Finanzierungvon Fremdsprachenkursen, von allgemeinen Offi-ce- oder speziellen SAP-Fortbildungen, Integra-tionscoaching, Projektplanungsseminaren undBewerbungstrainings.

Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen, dieBewerbern ohne Berufserfahrung verschlossensind, steht die Unternehmensberatung auch Jung-akademikern offen. Vorzugsweise stellten Unter-nehmensberatungen Absolventen als Trainee oderdirekt als Beratungsassistent oder als Junior Con-sultant ein, die ihr wirtschaftswissenschaftlichesoder Informatikstudium schnell und mit überdurch-schnittlichen Noten absolviert hatten und betriebli-che Praktika nachweisen konnten.

Neueinsteiger fanden Ihren Weg in die Unterneh-mensberatung über Recruiting-Veranstaltungen,Praktika oder durch das Bearbeiten eines vomzukünftigen Arbeitgeber formulierten Diplomar-beitsthemas.

Steuerberater,Wirtschaftsprüfer

Bewerber: 792 (+40,9 %)

Frauenanteil: 46,7 % (2002: 50,5 %)

mit Universitätsabschluss: 59,8 % (2002: 61,4 %)

Stellenzugang: 316 (–18,6 %)

Steuerberater und Wirtschaftsprüfer litten 2003vergleichsweise wenig unter der schwachen Kon-junktur, wenn auch der Auftragsmangel ihresArbeitgebers für manchen Angehörigen dieserBerufe die Entlassung bedeutete. Folglich stieg dieZahl der Arbeit Suchenden. Ende 2003 waren 792Steuerberater und Wirtschaftsprüfer als Bewerbergemeldet, 40,9 % mehr als im Vorjahr. Von denBewerbern waren 46,7 % Frauen. Ihnen standen316 offene Stellen gegenüber, die Arbeitgeber denAgenturen für Arbeit im Laufe des Jahres 2003gemeldet hatten. Das waren 18,6 % weniger als im

Vorjahr. Dieser Rückgang fand allein in West-deutschland statt (minus 20,1 %). In Ostdeutsch-land verringerte sich dieser Wert nur halb so stark(minus 10,8 %). Von dort kam allerdings auch nurein knappes Fünftel der Stellen. Die Zahl derArbeitslosen blieb nahezu konstant: ein Zeichendafür, dass dieser Arbeitsmarkt – im Gegensatz zueinigen anderen Akademiker-Arbeitsmärkten –relativ ausgeglichen war. Einzelne Hochschulteamsberichteten sogar, dass sich bei ihnen im Jahr2003 kein einziger Steuerberater oder Wirtschafts-prüfer arbeitslos gemeldet hätte.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 32.000sozialversicherungspflichtige Wirtschaftsprüferund Steuerberater mit Hochschulabschluss be-schäftigt. Dieser Wert überstieg den des Vorjahresum etwa sechs Prozent. Unabhängig von ihremBildungsabschluss waren zum Stichtag 1. 1. 2004bei den Wirtschaftsprüferkammern 11.767 Wirt-schaftsprüfer (+3,6 % gegenüber 1. 1. 2003) undbei den Steuerberaterkammern 65.282 Steuerbe-rater (+2,4 %) als Mitglieder registriert.

Bei den Steuerberatern spricht langfristig dieAltersstruktur für eher günstige Jobchancen. Dennnach den Angaben der Bundessteuerberaterkam-mer betrug am Stichtag 1. 1. 2004 der Anteil derJüngeren (bis 40 Jahre alt) 30 %. Die Älteren (älterals 50) dagegen waren mit 43 % vertreten.

Die Mehrzahl der 65.282 registrierten Steuerbera-ter arbeitete Ende 2003 im Bezirk der Steuerbera-terkammer München (7.742). Es folgten Düsseldorf(6.697), Westfalen-Lippe (6.014), Hessen (5.676)und Stuttgart (5.664). Die wenigsten hatten ihrenSitz in Mecklenburg-Vorpommern (557), Bremen(657), Sachsen-Anhalt (663), Brandenburg (676)und im Saarland (772) (siehe www.bstbk.de).

Von den 11.716 Wirtschaftsprüfern im Inlandsaßen Ende 2003 die meisten in Nordrhein-West-falen (3.076). Es folgten Bayern (1.940), Baden-Württemberg (1.759) und Hessen (1.535). Diewenigsten hatten ihren Standort in Brandenburg(45), Sachsen-Anhalt (58), Mecklenburg-Vorpom-mern (63) und Thüringen (69) (siehe www.wpk.de).

Die Zulassung zum Steuerberater- und zum Wirt-schaftsprüferexamen verlangt auch Akademikernmehrere Jahre einschlägiger Berufserfahrung ab.Schon allein deswegen fällt die Zahl der arbeitslo-sen Bewerber, die am Stichtag 30. 9. 2003 nochkeine 30 Jahre alt waren, mit 7,5 % sehr niedrigaus. Zwischen 30 und 39 Jahre alt waren weitere31,7 %, zwischen 40 und 49 Jahre 33,7 % und 50oder älter 27 %.

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59,8 % der Arbeit Suchenden hatten ihren Hoch-schulabschluss an einer Universität erworben, dieübrigen an Fachhochschulen. In der Regel handel-te es sich um Betriebswirte, seltener um Juristen.Die Bewerber hatten überwiegend schon übermehrere Jahre hinweg Berufserfahrung sammelnkönnen. Berufsanfänger waren kaum vertreten. Diemeisten Bewerber waren am Stichtag 30. 9. 2003weniger als drei Monate arbeitslos (35,3 %). Bei14,7 % der Bewerber dauerte die Arbeitslosigkeitdrei bis sechs Monate. Insgesamt war also exaktdie Hälfte der Bewerber erst relativ kurze Zeitarbeitslos. Lediglich 27,4 % galten als langzeitar-beitslos, weil sie länger als ein Jahr arbeitslosgemeldet waren.

Die den Agenturen für Arbeit bekannten Bewerberbewegten sich überwiegend auf einem rechthohen Qualifikationsniveau. Viele hatten die Steu-erberaterprüfung, einige auch schon das Wirt-schaftsprüferexamen in der Tasche. Sich ständigauf dem Laufenden zu halten – die conditio sinequa non von Steuerberatern und Wirtschaftsprü-fern – war für sie üblich. Auch der Umgang mit dergängigen Büro-Software und mit den fachspezifi-schen IT-Anwendungen gehörte für die meistenzum beruflichen Alltag. Sie waren es gewohnt,sowohl selbstständig als auch im Team zu arbei-ten. Insbesondere jüngere Bewerber beherrschtendie englische Sprache. In den neuen Bundeslän-dern kannten manche Bewerber sich auch in derrussischen oder in anderen osteuropäischen Spra-chen aus. Einige wenige taten sich mit der Mobi-lität schwer. Dabei handelte es sich in der Regelum privat begründete Ausnahmen.

Ihrer Ausbildung entsprechend suchte die Mehr-zahl der Bewerber einen Arbeitsplatz in Steuerbe-ratungskanzleien, Wirtschaftsprüfungsgesellschaf-ten oder bei Unternehmensberatern. Die Steuerab-teilung von Großunternehmen galt ebenfalls alsinteressanter Arbeitsplatz. Andere wollten ins Con-trolling, ins Finanz- und Rechnungswesen sowie inden Personalbereich einsteigen. Seltener war dasInteresse an einem Job in Verbänden, im Öffent-lichen Dienst oder in Hochschulen.

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind Spezia-listen. Dementsprechend konzentrierten sich 2003die meisten Stellenangebote auf Steuerberatungs-und Wirtschaftsprüfungsunternehmen (47,8 %).Unternehmensberatungen belegten mit 16,4 %den zweiten Platz der Nachfrage. An dritter Stellefolgten Interessenvertretungen wie Verbände, Par-teien usw. (8,5 %). Mit 6,5 % stellten gewerbsmä-ßige Arbeitsvermittler und -überlasser und mit fünfProzent Unternehmen aus dem Grundstücks- und

Wohnungswesen noch einen nennenswerten Teilder Stellenangebote. Die übrigen offenen Stellenverteilten sich auf eine Handvoll weiterer Bran-chen. Außerhalb des Prüfungs- und Beratungsge-schäfts suchten Arbeitgeber das spezifische Wis-sen dieser Berufsgruppe besonders für den Ein-satz im Controlling sowie im Finanz- und Rech-nungswesen. In einigen Offerten boten sie Tätig-keiten im Vertrieb, im Marketing und in der Logistikan.

Unabdingbar war grundsolide Fachkompetenz.Deswegen schätzten Steuerberatungs- und Wirt-schaftsprüfungsunternehmen Absolventen mitüberdurchschnittlichen Examina oder Bewerbermit einschlägiger Berufserfahrung. Gut kam auchdie Kombination von betrieblicher Berufsausbil-dung (idealerweise Steuerfachangestellter) undStudium an. So wie bei anderen kaufmännischenBerufen auch sollten Bewerber mit gängiger Büro-Software umgehen können. Für Steuerberater kamder Wunsch nach Kenntnissen der DATEV-Soft-ware hinzu. Oft wünschten Arbeitgeber auchFremdsprachenkenntnisse. Erwartungsgemäß do-minierte Englisch. Schon an zweiter Stelle nanntensie osteuropäische Sprachen, allen voran russisch,polnisch und ungarisch. Mobilität erleichterte nichtnur die Stellensuche, wenn in Wohnortnähe geeig-nete Arbeitsstellen fehlten. Sie war auch Einstel-lungsvoraussetzung. Unternehmen mit einemüberregionalen, oft globalen Klientenkreis konntenimmobile Bewerber nicht beschäftigen. Insbeson-dere internationale Gesellschaften suchten aus-landserfahrene Mitarbeiter. Von der Persönlichkeiterwarteten die Stellenbieter teamfähige undzugleich selbstständig arbeitende, kommunikative,kontaktfähige, zielorientierte, analytisch vorgehen-de, dauerhaft lernbereite, engagierte, belastbare,zuverlässige und flexible Mitarbeiter. Flexibilitätgalt auch im Hinblick auf die Arbeitszeit. Der Ter-mindruck ist mit starren Arbeitszeiten in der Regelnicht zu vereinbaren. In der Branche ist es ande-rerseits im Einzelfall und nach vorheriger Vereinba-rung möglich, dass Neueinsteiger in Zeiten derUnterauslastung die angesammelten Überstundenen bloc abfeiern dürfen, um sich auf das Steuer-berater- oder das Wirtschaftsprüferexamen vorzu-bereiten.

Am Beginn der Steuerberater- und der Wirt-schaftsprüferlaufbahn sind die Gehälter im Ver-gleich zu anderen akademischen Berufen eher immittleren Segment angesiedelt. Einstiegsgehältervon ca. 35.000 € sind üblich. Bei entsprechendenLeistungen können sie sich überdurchschnittlichentwickeln. Im Übrigen gilt wie für andere Berufe

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auch, dass die Höhe des Jahreseinkommens vonzahlreichen betrieblichen und persönlichen Fakto-ren abhängt. Dazu gehören zum Beispiel die Größeund die wirtschaftliche Situation des Unterneh-mens sowie der Verantwortungsumfang, dieBetriebszugehörigkeit und die Vorbildung des Mit-arbeiters.

Vergleichsweise schwierig gestaltete sich dieSuche nach einem Arbeitsplatz für Arbeit Suchen-de jenseits der 50, Langzeitarbeitslose, nach einerElternzeit, immobile Bewerber und Bewerber mitinflexiblen Arbeitszeitvorstellungen. Soweit sinn-voll und möglich unterstützten die Agenturen fürArbeit diese Kundengruppen beim Einstieg in denersten Arbeitsmarkt. Sie finanzierten die Teilnahmean Seminaren (Wirtschaftsenglisch, Projektma-nagement, Datenverarbeitung, Steuerrecht, Rech-nungswesen usw.), um Defizite auszugleichen. Siehalfen durch Zuschüsse und Existenzgründersemi-nare beim Schritt in die berufliche Selbstständig-keit oder sie ersetzten dem neuen Arbeitgeberwährend der ersten Monate des Beschäftigungs-verhältnisses Teile des Gehalts.

Datenverarbeitungsberufe

Arbeitslose: 6.431 (+52,1 %)

Frauenanteil: 21,4 % (2002: 22,6 %)

mit Universitätsabschluss: 52,9 % (2002: 56,4 %)

Stellenzugang: 7.235 (–13,8 %)

Die Talsohle der Stellenmeldungen scheinterreicht. Zwar meldeten die Arbeitgeber auch imLaufe des Jahres 2003 der Bundesagentur fürArbeit weniger Stellen (7.235) zur Besetzung mit IT-Fachleuten als 2002 (8.396). Aber der Rückgangfiel mit 13,8 % erheblich niedriger aus als in denVorjahren. Trotz der positiven Signale von der Stel-lenseite blieb der Arbeitsmarkt im Ungleichge-wicht. Denn die Zahl der arbeitslosen IT-Fachleutestieg weiter stark an. Sie wuchs innerhalb einesJahres von 4.227 (30. 9. 2002) auf 6.431 (+52,1 %).Darunter waren 21,4 % Frauen.

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14,4 %

5,0 %

6,5 %

8,5 %

16,4 %

16,4 %

28,9 %

2,0 %

2,0 %Industrie

Handel

Steuerberatungspraxen,-gesellschaften

Wirtschaftsprüfungspraxen,-gesellschaften

Unternehmensberatungen

Interessenvertretungen(Verbände etc.)

Gewerbliche Personalvermittlung,Zeitarbeit

Immobiliendienstleistungen

Sonstige Dienstleistungen

n=201Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

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Welche Branchen suchten 2003 Wirtschaftsprüfer und Steuerberater?

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Der Blick zurück zeigt die Dramatik der Entwick-lung dieses Arbeitsmarktes. Am Stichtag 31. 12.2000 lagen den Arbeitsämtern ca. 8.900 Stellenan-gebote für ca. 5.700 Bewerber vor. Statistischgesehen kamen auf 100 Bewerber 156 offene Stel-len. Nur ein Jahr später hatte sich die Relation inihr Gegenteil verkehrt. Sie betrug nur noch 100 zu42. Ein weiteres Jahr später, Ende 2002, konkur-rierten 100 Bewerber um 14 offene Stellen; am 31. 12. 2003 um 9. Dies ist einerseits die Folge dergesamtwirtschaftlichen Stagnation und anderer-seits der Talfahrt der IT-Konjunktur.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca.157.000 sozialversicherungspflichtige DV-Exper-ten mit Hochschulabschluss beschäftigt. DieserWert überstieg den des Vorjahres um etwa dreiProzent.

Die wichtigsten Studiengänge für DV-Fachleutesind Informatik, Wirtschafts-, Medizin-, Medien-,Bio- und technische bzw. Ingenieurinformatik. ImWintersemester 2002/2003 begannen 26.915 Per-sonen einen der genannten Informatik-Studien-gänge. Das waren 11,7 % weniger als ein Jahrzuvor, aber mehr als doppelt soviel wie Mitte derneunziger Jahre. Davon entfielen zwei Drittel aufden Studiengang Informatik und ein Fünftel auf dieWirtschaftsinformatik. In demselben Wintersemes-ter stieg die Zahl der Studierenden auf den Re-kordwert von 122.990 (+5,8 % gegenüber demVorjahr). Im Jahr 2002 (Zahlen für 2003 liegen nochnicht vor) schlossen 5.899 Absolventen ihr Stu-dium erfolgreich ab (+11,5 %).

Am stärksten war 2003 die Altersgruppe der 30-bis 39-Jährigen von Arbeitslosigkeit betroffen. Sieallein machten 38,6 % der arbeitslosen IT-Expertenaus. Jüngere waren mit einem Anteil von 18 % ver-treten. 40- bis 49-Jährige stellten 26,8 %, 50- bis59-Jährige 15,1 % und 60-Jährige und ältere 1,5 %.

52,9 % der am 30. 9. 2003 arbeitslos gemeldetenBewerber mit akademischer Vorbildung hattenihren Abschluss an einer Universität erworben, dieübrigen an Fachhochschulen. 2003 waren beinahefünfmal so viele IT-Fachleute aus Fachhochschulenarbeitslos wie im Jahr 2000. Die Arbeitslosigkeitvon Universitätsabsolventen dagegen hat sichvom Tiefststand 2000 bis zum Jahr 2003 um denFaktor 3,4 erhöht. Der Anteil der Bewerber ohneBerufserfahrung war gering, aber deutlich höherals ein Jahr vorher. Ende September 2003 waren37,6 % aller arbeitslosen IT-Experten weniger alsdrei Monate arbeitslos. Vier bis sechs Monate dau-

erte die Arbeitslosigkeit bei 19,7 % und bis zueinem Jahr bei 23,8 %. Langzeitarbeitslos (ein Jahrund länger arbeitslos) waren 18,9 % der arbeitslo-sen Bewerber.

Einstellungswilligen Unternehmen konnten dieAgenturen für Arbeit viele sehr hoch qualifizierteBewerber (u.a. mit Doktortitel) anbieten. Sie kamenfachlich und branchenmäßig aus allen Regionender IT-Landschaft. Darunter waren neben denAbsolventen der verschiedenen Informatikstudien-gänge auffallend viele Seiteneinsteiger. Diesekamen häufig als Ingenieure, Mathematiker oderPhysiker aus Informatik nahen Studiengängen. Diemeisten Bewerber kannten die gängigen Program-miersprachen. Sie brachten Firmenzertifikate dergroßen Software-Anbieter mit, waren erfahren inSystem- und Anwendungsprogrammierung, konn-ten Netzwerke und Datenbanken planen undbetreuen und waren geübte Kundenberater. Einigehatten als Projektmanager gearbeitet, Rechenzent-ren geleitet, als Dozent gearbeitet, kannten sichaus in Fragen der IT-Sicherheit oder hatten Berufs-erfahrung im Ausland gesammelt. Zumindest Eng-lisch sprachen die meisten. Manche konnten auchhierzulande eher seltene Sprachkenntnisse wiechinesisch vorweisen. Bewerber, die ihre Schulzeitin Ostdeutschland verbracht hatten, beherrschtenoft die russische Sprache.

Auffallend war der stark ausgeprägte Arbeitswille.Den Bewerbern war bewusst, dass längereArbeitslosigkeit ihr Fachwissen veralten und damitihre Einstellungschancen sinken ließ. Sie zeigtensich hoch belastbar, räumlich mobil, zeitlich flexi-bel, teamfähig, kommunikativ und kreativ. Das klei-ne Einmaleins des Präsentierens hatten sie eben-falls gelernt.

Insgesamt gesehen waren ihre Interessen so breitgestreut wie ihre fachliche Herkunft. Aber auch derEinzelne war im Bewusstsein des aus Bewerbersichtschwierigen Arbeitsmarktes sehr flexibel, das heißtweder auf eine Branche noch eine spezielle Tätigkeitfestgelegt. Die meisten wollten Software entwickeln,Netzwerke und Systeme betreuen, Datenbankenentwickeln und betreuen oder als Berater arbeiten.Stark war auch der Wunsch nach Tätigkeiten alsProjektmanager, als Web-Designer und im Vertriebvertreten. Vereinzelt suchten IT-Experten nachArbeitsplätzen in den Bereichen Marketing, Control-ling, Schulung, Forschung und Entwicklung, IT-Sicherheit, Organisation oder Multimedia.

Stellenanbietern präsentierten sich bei der Suchenach IT-Experten auch Mathematiker, Physikeroder Elektroingenieure. Denn auch in diesen Stu-

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diengängen lernen Studierende zu programmieren.Sie bringen darüber hinaus Fachkompetenz ausihrem originären Studienfach mit – eine gegebe-nenfalls vorteilhafte Kombination. Geisteswissen-schaftler versuchten mit ihrer besonderen kommu-nikativen Kompetenz zu punkten.

Als Vertreter einer Querschnittstechnologie arbei-teten IT-Experten in allen Branchen. Dementspre-chend streuten die Stellenangebote stark. Die meis-ten der den Agenturen für Arbeit 2003 gemeldetenStellenangebote entfielen auf Anwenderunterneh-men. Nur ein gutes Viertel der offenen Stellen kamaus der IT-Branche. Den Spitzenplatz hielten IT-Dienstleister (IT-Entwicklungs- und -Beratungs-unternehmen sowie Datenerfasser) mit 25,7 %aller Stellenangebote. Ihnen folgten Unternehmen,die gewerbsmäßig Personal vermitteln – oder inder Zeitarbeitsbranche angesiedelt sind (10,5 %).Den dritten Platz belegten Unternehmensberatun-gen (8,1 %), gefolgt vom Handel (6,1 %). Weiterenennenswerte Stellenkontingente kamen ausHochschulen (5,5 %), Behörden (4,9 %) und Archi-tektur- und Ingenieurbüros (4,5 %). Nur wenigeBranchen erhöhten im Jahr 2003 die Zahl der Stel-lenanzeigen gegenüber dem Vorjahr. Dazu gehör-ten Unternehmen der Telekommunikation, derHardware-Beratung, der Werbebranche, Personal-vermittler und Zeitarbeitsunternehmen, Interessen-vertreter (Verbände, Gewerkschaften usw.) undSozialversicherungen.

Am weitaus häufigsten suchten Unternehmen IT-Experten für die Softwareentwicklung. Stellen fürProgrammierer, System- und Netzwerkbetreuersowie im Vertrieb teilten sich den zweiten Platz.Nennenswert war auch die Nachfrage nach Daten-bankentwicklern und -administratoren, nach Kun-denbetreuern (besonders mit SAP-Kenntnissen),Organisatoren, IT-Sicherheitsexperten, Trainernsowie Webdesignern und -administratoren. Deut-lich seltener ging es um Projektleitung, Forschungund Lehre, Hardware-Beschaffung, Online-Redak-tion, Marketing, Controlling und die Dokumenta-tion. Ein Arbeitgeber suchte einen Projektmanagerfür die Verlagerung von Teilen der IT-Produktion inNiedriglohnländer („Offshoring“). Angesichts derTatsache, dass Offshoring an Gewicht gewinnenwird, könnte sich hier eine interessante Nische fürerfahrene Projektmanager mit internationalemHintergrund auftun.

Einen von Informatikern wenig beachteten Arbeits-markt stellten die allgemein- und berufsbildendenSchulen dar. Im Einzelfall lohnte sich ein Gesprächmit den Einstellungsbehörden zum Thema Seiten-einstieg in den Schuldienst.

Die Lage am IT-Arbeitsmarkt versetzte die Stellen-anbieter in die komfortable Situation, die Latte derAnforderungskriterien hoch legen zu können. Siegingen davon aus, dass sie den idealen Mitarbeiterfinden würden, selbst wenn sich die Suche in dieLänge zog.

Ohne Fachkompetenz ging es nicht. Ob eher derSpezialist – am besten auf mehreren Gebieten –oder der Generalist die besseren Karten hatte, ent-schied der Einzelfall. Allerdings ging in den letztenJahren der Trend dahin, auch vom Spezialisten eingrößeres Wissensspektrum zu erwarten. Diesermöglichte dem Arbeitgeber, ihn flexibel gleich-zeitig oder nacheinander für fachlich unterschiedli-che Aufgaben einzusetzen. Der „Multispezialist“und der Spezialist mit fundiertem Generalwissenwaren zunehmend mehr gefragt. Dass neben denoriginären IT-Kenntnissen oft auch Fachkompeten-zen aus anderen Studiengängen gefragt waren,erhöhte die Chancen für die Absolventen von sogenannten Bindestrichstudiengängen wie Wirt-schaftsinformatik, Bioinformatik usw.

Der Markt der Betriebssysteme war fest in derHand von Microsoft. UNIX folgte auf Rang zwei.Das Open-Source-System Linux folgte dichtauf.Die gefragten Netzwerktechniken waren TCP/IP(Transmission Control Protocol/Internet Protocol)und WindowsNT. Die Spitzenreiter bei der Daten-banktechnik hießen SQL und Oracle. Die gefrag-testen Programmiersprachen waren C++, VisualBasic, Visual C++ und C. Die Internetprogrammie-rung dominierte Java. Eine geringere Zahl vonStellenanbietern wünschte XML- oder HTML-Kenntnisse. Unter den Anwendungen stand nebenden üblichen Office-Paketen und der Fähigkeit,sich im Internet bewegen zu können, das Beherr-schen der gängigen Unternehmens-IT-Progamme(ERP=Enterprise-Resource-Planning) hoch imKurs. Das gefragteste war 2003 SAP R/3. Gefor-dert waren häufig kaufmännisches Zusatzwissen,Erfahrungen im Projektmanagement oder der Pro-jektleitung und die Fähigkeit, Dokumentationen zuerstellen. Als Fremdsprache dominierte erwar-tungsgemäß Englisch die Szene.

Daneben sollten auch IT-Fachleute über außer-fachliche Qualifikationen verfügen. Am häufigstennannten die Unternehmen Organisationsgeschick,Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Kunden-orientierung, selbstständige Arbeitsweise undEigeninitiative. Wegen der geringen Verfallszeit desIT-Fachwissens standen IT-Fachleute in der Pflicht,ihr Wissen ständig aktuell zu halten. PermanenteLernfähigkeit und -bereitschaft waren damit weite-re wichtige Qualifikationen.

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Je nach Arbeitsplatz kamen andere hinzu, wie dieFähigkeit zu konzeptionellem Denken, Führungsfä-higkeit, Kreativität oder repräsentables äußeresErscheinungsbild. Auch das Alter spielte eineRolle. Bewerbern, die die 45 mehr oder wenigerdeutlich überschritten hatten, standen viele Arbeit-geber reserviert gegenüber. Mal passte das Gehaltnicht, mal unterstellte man fehlende Flexibilität undveraltetes Fachwissen, mal fürchtete man, derBewerber sei ausgebrannt.

Mittelständische Unternehmen hatten besondereAnforderungen an ihre IT-Fachleute. Sie konntensich mangels Mitarbeiterzahl eine weitgehendeDifferenzierung ihres IT-Personals nicht leisten.Generalisten waren gefragt. Diese mussten darü-ber hinaus weitere Qualifikationen vorweisen. Diewichtigste war die der Kunden- oder Serviceorien-tierung. Denn der IT-Experte musste beispiels-weise nicht nur eine IT-Lösung für einen Kundenentwickeln, sondern auch mit ihm. Er musste ver-handeln, beraten, sich in die Wünsche des Kundenhinein versetzen können. Hinzu kam, dass er –noch mehr als in Großunternehmen – die kaufmän-nische Seite seiner Arbeit im Kopf haben musste,um mit seinen kaufmännischen Kollegen kommu-nizieren zu können. Wortkarge und menschen-scheue Spezialisten mit Tüftlermentalität waren imMittelstand auf keinen Fall gefragt.

Drei generelle Trends zeigten alle Befragungen undAnalysen zur Vergütung. Erstens: Sie stiegen 2003,wenn überhaupt, nur noch sehr moderat. Zwei-tens: Arbeitgeber nutzten zunehmend das Instru-ment der variablen Vergütung. Drittens: Arbeitge-ber machten die Zahlung variabler Vergütungsbe-standteile vom Erreichen ehrgeizigerer Ziele alsbisher abhängig.

Unter den Fachleuten verdienten IT-Berater ammeisten, gefolgt von SAP-Spezialisten. Eine Pro-motion steigerte die Vergütung kaum noch. Ob einIT-Experte von einer Fachhochschule oder einerUniversität kam, war ebenfalls ohne großen Ein-fluss. Die Höhe der Vergütung hing eher ab von derUnternehmensgröße, der Zahl der unterstelltenMitarbeiter, dem verantworteten Budget, der Bran-che, dem Alter und der Hierarchie-Ebene.

Bestimmte Bewerbereigenschaften erschwertendie erfolgreiche Suche nach einem neuen Arbeits-platz. Dazu gehörte zum einen veraltetes Fachwis-sen. Davon waren besonders IT-Experten mitschon länger dauernder Arbeitslosigkeit betroffen.Zum anderen gehörte dazu fehlende fachliche Fle-xibilität; das wiederum kennzeichnete viele Quer-einsteiger. Die verfügten zwar durchaus über sehr

tiefes Fachwissen in dem einen oder anderenGebiet. Sie konnten aber, was die Breite des Wis-sens anbelangt, Informatikern nicht das Wasserreichen. Generelle Vermittlungsprobleme bereite-ten außerdem Immobilität, Arbeitszeiteinschrän-kungen, fehlende Berufserfahrung und ein Alterjenseits der 45.

Um auch solchen Bewerbern den Einstieg in denersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen, finanziertendie Agenturen nach Prüfung des Einzelfalles u.a.die Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen. EineVermittlungsgarantie stellte die erfolgreiche Teil-nahme allerdings nicht dar. Vereinzelt stelltenArbeitgeber Teilnehmer sogar nicht ein, denen sievorab eine Einstellungszusage gegeben hatten.Generell steigerten hohe betriebliche Anteile einerMaßnahme die Eingliederungsaussichten. Lernzie-le waren, vorhandenes Fachwissen zu aktualisie-ren oder Wissenslücken zu schließen. Lerninhaltemit vergleichsweise guten Eingliederungsaussich-ten waren aktuelle Programmiersprachen wieJava, C, C++, Visual Basic, PHP, XML, HTML, SAP,Linux und Datenbanksprachen (Oracle, mySQLetc.), Netzwerk- und Datenbankadministrationsowie SAP-Beratung. Auch Projektmanagement,Wirtschaftsenglisch, kaufmännische Grundlagenoder der Erwerb von Industriezertifikaten standenauf den Stundenplänen. Schulungen in IT-Sicher-heit verbesserten hingegen wider Erwarten die Ver-mittlungsfähigkeit kaum.

Den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit flan-kierten die Agenturen, soweit die Voraussetzungenvorlagen, indem sie die Teilnahme an Existenz-gründerseminaren finanzierten und Überbrü-ckungsgeld oder Existenzgründerzuschüsse zahl-ten. Manche Unternehmen stellten Bewerber nurein, wenn die Agenturen deren Gehalt mit Einglie-derungszuschüssen subventionierten. Das halfbesonders älteren Bewerbern.

Juristen

Arbeitslose: 9.232 (+21,6 %)

Frauenanteil: 45,1 % (2002: 43,5 %)

mit Universitätsabschluss: 94,3 % (2002: 93,9 %)

Stellenzugang: 1.984 (–7,5 %)

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22,4 %

4,5 %

4,9 %

5,5 %

8,1 %

10,5 %

25,7 %

6,1 %

5,6 %

1,2 %

1,5 %

2,5 %

1,5 %Maschinenbau

Medizin-, Mess-, Steuer-, Regeltechnik, Optik

Rundfunk-, Fernseh-, Nachrichtentechnik

Herstellung Büromaschinen, DV-Geräte

Sonstige Industrie

Handel

IT-Dienstleistungen

Gewerbliche Personalvermittlung, Zeitarbeit

Unternehmensberatung

Hochschulen

Öffentliche Verwaltung

Architektur- und Ingenieurbüros

Sonstige Dienstleistungen

n=6.784Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 33

Welche Branchen suchten 2003 DV-Fachleute?

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 34

n=1.744

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Die schwache Konjunktur schlug auch auf denArbeitsmarkt für Juristen durch. Kanzleien bautenihr Personal ab oder gaben – nicht zuletzt infolgeder Übersättigung des Marktes – auf, Unterneh-men verschlankten ihre Rechtsabteilungen oderlagerten sie aus („Outsourcing“). Alles in allemsank die Nachfrage nach Juristen. Im Laufe desJahres 2003 meldeten die Arbeitgeber den Agen-turen für Arbeit nur noch 1.984 offene Stellen, 7,5 % weniger als 2002. Der traditionell aufnahme-fähige Öffentliche Dienst konnte den Rückgang imprivaten Sektor nicht kompensieren. Die ange-spannte Lage der öffentlichen Kassen engte denSpielraum für Einstellungen weiter ein. Paralleldazu stieg die Zahl der arbeitslosen Bewerber.Jeweils zum 30. 9. kletterte sie von 7.593 (2002)auf 9.232 (2003). Davon waren 45,1 % Frauen. DerZuwachs fiel mit 21,6 % überdurchschnittlich hochaus. Die Zahl aller arbeitslosen Akademiker war„nur“ um 13,3 % gestiegen. Diese Konstellationversetzte die Arbeitgeber in die angenehme Lage,die Ansprüche heben und die Rahmenbedingun-gen diktieren zu können. Sie konnten aus demreichlich sprudelnden Quell der Initiativbewerbun-gen schöpfen. Für die Bewerber verlängerte sichdie Suche nach einem Arbeitsplatz.

In dieser Lage waren die meisten Bewerber froh,überhaupt einen ausbildungsadäquaten Job zu fin-den. Dahinter standen Wünsche nach speziellenTätigkeiten oder Branchen zurück. Die Suche nacheinem Arbeitsplatz verlängerte sich auch für Jung-assessoren. Eineinhalb Jahre für den Berufsein-stieg und 500 Bewerbungen waren zwar nicht dieRegel, kamen aber vor. Insbesondere im Rechts-anwaltsbereich verdrängten vermehrt Stellenange-bote für selbstständige Tätigkeiten (freie Mitarbeitetc.) solche mit einem festen Angestelltenverhält-nis.

Die Gründung einer eigenen Rechtsanwaltskanzleigeschah in der Regel mehr aus der Not heraus,keine Festanstellung gefunden zu haben, als ausÜberzeugung. Die von Jahr zu Jahr steigende Zahlder niedergelassenen Rechtsanwälte (31. 12. 2002:121.420; 31. 12. 2003: 126.799) erhöht allerdingsinzwischen die Anwaltsdichte so sehr, dass für denEinzelnen vielerorts das Kanzleieinkommen nichtmehr zum Lebensunterhalt ausreicht. Das ist einerder Gründe dafür, dass zunehmend mehr Jung-juristen ihre Anwaltszulassung schon nach kurzerZeit an die Rechtsanwaltskammer zurückgeben.

Zum Stichtag 30. 6. 2002 (aktuellere Zahlen lagenbei Redaktionsschluss nicht vor) waren ca. 23.000Juristen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.Dieser Wert überstieg den des Vorjahres um etwa

sechs Prozent. Der Anteil der Juristinnen betrug 40 %; er steigt seit Jahren langsam, aber stetig.Die sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-gungsverhältnisse waren 2002 nur zu ca. zwölfProzent in der Industrie angesiedelt; der großeRest bei Dienstleistern. Darunter waren Kanzleiendie Spitzenreiter. Zahlreiche versicherungspflichti-ge Arbeitsplätze fanden sich auch im Kredit- undVersicherungsgewerbe. Der Blick auf alle Arbeits-plätze, also auch die nicht versicherungspflichti-gen, zeigt ein ähnliches Bild: Knapp 60 Prozentarbeiteten als Rechtsanwälte und Notare; der Restverteilte sich auf die Öffentliche Verwaltung, dieJustiz und die Privatwirtschaft.

Im Wintersemester 2002/2003 begannen 16.811Studierende ihr Jurastudium. Obwohl dieser Wertden des Vorjahres um knapp 14 % übertraf, ent-sprach er – allerdings im oberen Bereich – dem seitvielen Jahren üblichen. In demselben Winterse-mester befanden sich insgesamt 99.292 Studie-rende im Jurastudium, 0,7 % weniger als im WS01/02. Dass in den 90er Jahren die Zahl der Stu-dienanfänger zwar wenig, aber stetig gesunken ist,wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahrenauch bei der Zahl der Studierenden bemerkbarmachen. Ihr erstes Staatsexamen bestanden imPrüfungsjahr 2002 10.838 Absolventen, das zwei-te Staatsexamen 10.330. Auch diese Zahlen wer-den sich mittelfristig leicht nach unten entwickeln.

Die Bewerber waren überwiegend noch jung. 27,9 % der arbeitslosen Bewerber hatten amStichtag Ende September 2003 noch nicht dasdreißigste Lebensjahr erreicht, insgesamt 56,9 %noch nicht das fünfunddreißigste. 45 und älterwaren lediglich 20,1 %.

Nahezu alle Bewerber hatten an einer Universitätstudiert (94,3 %), der kleine Rest an Fachhoch-schulen – ca. zwei Dutzend Fachhochschulen bil-den Wirtschaftsjuristen aus. Einige Bewerber ver-fügten über einen Doktor- oder den internationalausgerichteten LL.M.-Titel (Master of Laws). SeitJahren gelingt es konstant nur ca. einem Sechstelaller erfolgreichen Kandidaten beide Examina miteiner Prädikatsnote (mindestens „vollbefriedigend“bzw. 10 von 18 möglichen Punkten) abzuschließen.Diese Bewerber waren sich ihres Qualifikationsni-veaus durchaus bewusst. Entsprechend suchtensie Arbeitsplätze in (internationalen) Großkanzleien,(internationalen) Wirtschaftsunternehmen, in derJustiz oder in der öffentlichen Verwaltung.

Mehr als zwei Drittel der arbeitslosen Bewerberwaren am Stichtag 30. 9. 2003 noch keine dreiMonate arbeitslos und nur 18,6 % länger als ein

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Jahr. Die meisten Bewerber meldeten sich nachihrem Referendariat arbeitslos. Aber auch vieleBerufserfahrene nutzten den Vermittlungsserviceder Bundesagentur für Arbeit.

Ein großer Teil der berufserfahrenen Bewerber warFachanwalt oder hatte zumindest den theoreti-schen Teil der Ausbildung zum Fachanwalt in derTasche. Sie suchten häufig gezielt nach solchenArbeitsplätzen, an denen sie die für die Zulassungerforderliche einschlägige Praxiserfahrung erwer-ben konnten. Berufserfahrene Bewerber hattenvorher in den unterschiedlichsten Branchen undFunktionen gearbeitet. Sie kamen sowohl aus denRechtsabteilungen von Wirtschaftsunternehmenals auch aus Rechtsanwaltskanzleien und Verbän-den, manche auch aus dem Öffentlichen Dienst.Auch führungserfahrene Juristen waren darunter.Eine große Zahl kannte sich in so gefragtenRechtsgebieten wie Arbeits-, Steuer- oder Wirt-schaftsrecht aus. Andere waren z.B. spezialisiertauf Zivil-, Sozialversicherungs-, Europa-, Familien-,Verwaltungs-, Sozial-, Wettbewerbs- oder Bank-recht. Neben der juristischen brachten einzelneBewerber weitere Fachkompetenzen mit. Dazugehörten z.B. betriebswirtschaftliche Grundkennt-nisse (insbesondere bei Wirtschaftsrechtlern), dieAusbildereignungsprüfung oder Kompetenzen inMediation, Konfliktlösung oder im Qualitätsma-nagement.

Viele beherrschten eine Fremdsprache, meistensEnglisch. Einige Bewerber – besonders in Ost-deutschland – konnten Russisch oder eine andereosteuropäische Sprache. Vereinzelt brachtenBewerber auch Auslandserfahrung mit. Vielewaren bereit, für einen neuen Arbeitsplatz denWohnort zu wechseln. Die Agenturen führten auchBewerber mit europaweiter Mobilität in ihren Kun-dendatenbanken.

Den Bewerbern war klar, dass sie nicht mit derRegelarbeitszeit rechnen konnten. Insofern warensie zeitlich flexibel. Nahezu ausnahmslos konntendie Bewerber mit der gängigen Office-Softwareumgehen. Auch Kenntnisse in spezifischen juristi-schen IT-Programmen waren weit verbreitet.

Wegen der großen Zahl der arbeitslosen Bewerber(30. 9. 2003: 9.232) erübrigt sich der Versuch, allevertretenen Soft-Skills aufzuzählen. Darum hier nureine kleine Auswahl der von den Agenturen fürArbeit besonders hervorgehobenen Qualitäten: DieBewerber konnten analytisch denken, geschicktverhandeln, präsentieren, beraten, waren sprach-gewandt, teamfähig, brachten Organisationsge-schick mit usw.

Die Mehrzahl der Bewerber wollte in Rechtsan-waltskanzleien, im Öffentlichen Dienst – dortsowohl in der Justiz als auch im allgemeinen Ver-waltungsdienst – und in privaten Unternehmenarbeiten. Dabei strebten die meisten in Rechts-und Personalabteilungen. Unter den privatenUnternehmen waren Versicherungen und Bankendie beliebtesten Arbeitgeber. Die Bewerber inte-ressierten sich außerdem für Arbeitsplätze in Ver-bänden, in internationalen Organisationen, beiSteuerberatern und Wirtschaftsprüfern, bei Unter-nehmens- und Personalberatern, in der Öffentlich-keitsarbeit, im Journalismus, in der Schuldnerbe-ratung usw. Für Stellen im Vertrieb von Versiche-rungen interessierten sich zwar nur wenige Bewer-ber; die Bereitschaft, dort zu arbeiten, nahm aberzu. Wegen ihrer nicht gerade rosigen Arbeitsmarkt-aussichten waren die meisten Bewerber ohnehinnicht auf eine bestimmte Branche festgelegt.Neben den klassischen juristischen Tätigkeitenrichteten sie ihren Blick insbesondere auf Tätigkei-ten im Personalwesen. Daneben waren z.B. Mar-keting, Controlling und nichtjuristische Sachbear-beitung gefragt.

Für die typischen juristischen Betätigungsfelder inKanzleien, Justiz und Öffentlicher Verwaltungdrängen sich in erster Linie Juristen mit der klassi-schen Universitätsausbildung und dem zweitenStaatsexamen auf. Arbeitgeber, die die Kombina-tion mit wirtschaftlichen Kenntnissen suchen, kön-nen sich auch unter den Wirtschaftsjuristen umse-hen. Diese können zwar nicht mit dem breitenjuristischen Wissen der Universitätsabsolventenaufwarten. Dafür verfügen sie aber über solidekaufmännische Kenntnisse.

Die breite Ausbildung und die juristische Relevanzin fast allen wirtschaftlichen Sachverhalten ver-schafft Juristen einen Arbeitsmarkt in allen Bran-chen. Gleichwohl konzentrierte sich die Nachfragenach Juristen im Jahr 2003 auf Kanzleien (30,1 %)und die öffentlichen Arbeitgeber (10,2 %). Sieallein stellten also zwei Fünftel der den Agenturengemeldeten Offerten. Ebenfalls viele Stellenange-bote kamen aus den Hochschulen (5,8 %) unddem Versicherungsgewerbe (5,6 %), von Unter-nehmensberatungen (5,4 %), gewerblichen Perso-nalvermittlern und Zeitarbeitsunternehmen (5 %),von Verbänden, Gewerkschaften und anderenInteressenvertretungen (4,9 ) und aus dem Kredit-gewerbe (4 %). Industrie- (4,4 %) und Handels-unternehmen (2 %) machten sich eher rar.

Kanzleien der unterschiedlichsten Schwerpunkteboten Stellen an. Vom Arbeitsrecht über Bau-,Insolvenz- oder Medienrecht bis zum Wettbe-

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werbsrecht war alles vertreten. Wirtschaftsunter-nehmen suchten Juristen in erster Linie für dieRechtsabteilung. Dort leisteten sie präventivRechtsberatung und halfen bei der Lösung gege-benenfalls auftretender juristischer Probleme.Daneben waren sie auch als Assistenten derGeschäftsleitung bzw. im Vorstandssekretariat, imFinanz- und Rechnungswesen, in der Personalab-teilung sowie in der Aus- und Weiterbildungbeschäftigt.

Finanzdienstleister suchten außerdem für die juris-tische Schadenssachbearbeitung und den Ver-trieb. Wem es gelang, dort erfolgreich Fuß zu fas-sen und sich zu behaupten, fand sich in eineminteressanten Aufgabengebiet mit einem viel-schichtigen Mix aus Personalführung, fachlicherArbeit und Kundenbetreuung wieder. Das Errei-chen der vereinbarten Umsatzziele trieb die vari-ablen Vergütungsanteile nach oben. Wer außerdemnoch bei den vom eigenen Arbeitgeber ausgelob-ten und weit verbreiteten Wettbewerben – z.B. umdas höchste Neugeschäft bei einer bestimmtenVersicherungsart – die Nase vorn hatte, wurde mitweiteren Incentives (Reisen, Sachpreise usw.)belohnt.

Verbände setzten Juristen als Referenten, Dezer-nenten und Geschäftsführer ein. Im ÖffentlichenDienst arbeiten Juristen als Richter oder Staatsan-wälte in der Justiz, als Beamte des höheren Diens-tes in Behörden, Ministerien usw. und in Lehre undForschung. Bei entsprechendem Interesse undentsprechender Befähigung übernahmen sie auchFührungspositionen, z.B. als Geschäftsführer oderleitender Richter.

Neben den eher klassischen Arbeitsplätzen stan-den Juristen eine ganze Reihe weiterer Optionenoffen, die allerdings quantitativ nur eine unterge-ordnete Bedeutung spielten. Dazu gehörten z.B.der Journalismus, Mediatoren- und Schlichtertä-tigkeiten, die Schuldner- und die Verbraucherbera-tung.

Wer sein Jura-Studium abgebrochen, lediglich daserste Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen,nach dem Referendariat jahrelang fachfremd gear-beitet hatte oder aus anderen Gründen keinen dertypischen Arbeitsplätze für Juristen ergatternkonnte oder wollte, dem standen bedeutend weni-ger berufliche Optionen offen. In der Regel handel-te es sich dabei um Stellen, bei denen die juristi-sche Fachkompetenz nicht im Vordergrund derTätigkeit stand. Beispiele sind der Vertrieb vonFinanzdienstleistern und die Schadenssachbear-beitung von Versicherungen. Einige orientierten

sich auch beruflich neu. Sie begannen eine neueAusbildung, z.B. im gehobenen Dienst von öffent-lichen Arbeitgebern, oder suchten sich eineArbeitsstelle, die der ggf. vor dem Jurastudiumabsolvierten Ausbildung entsprach.

Wegen des aus Bewerbersicht klammen Arbeits-marktes legten die Arbeitgeber die Messlatte ihrerAnforderungen hoch. Das machte sich auch 2003in erster Linie bei den Examensnoten bemerkbar.Kaum ein Arbeitsmarkt wird so von Notenbeherrscht wie der für Juristen. Wer zwei Prädi-katsexamina, also mindestens 10 von insgesamt18 möglichen Punkten und ein zügiges Studiumvorweisen konnte, hatte grundsätzlich alle beruf-lichen Möglichkeiten. Große, internationale Kanz-leien, Großunternehmen, der höhere öffentlicheVerwaltungsdienst und Stellen in der Justiz alsRichter oder Staatsanwalt standen ihm offen. Den-noch überzeugten gute Noten allein noch keinenArbeitgeber. Je nach Arbeitsplatz mussten ver-schiedene weitere Eigenschaften hinzu kommen.Internationale Großkanzleien und Unternehmenerwarteten zusätzlich verhandlungssichere Fremd-sprachenkenntnisse in mindestens einer Fremd-sprache – in der Regel Englisch –, Mobilität, oftauch Auslandserfahrung, eine Promotion oder eineausländische Zulassung.

Für die anderen ca. fünf Sechstel ohne Prädikats-examina interessierten sich eher mittlere und klei-nere Kanzleien, weniger bekannte Unternehmenfür ihre Rechtsabteilung sowie Versicherungen undVersicherungsmakler für die Schadenssachbear-beitung oder den Vertrieb. Es wäre allerdings einIrrglaube anzunehmen, dabei handele es sich umanspruchslose Arbeitgeber. Auch diese erwartetenje nach Arbeitsplatz gehobene fachliche undaußerfachliche Qualitäten von ihren Mitarbeitern.So sahen Kanzleien gerne die Zulassung als Fach-anwalt, Verantwortungsbereitschaft, Organisa-tionsgeschick, Belastbarkeit, die Bereitschaft zuausgedehnten Arbeitszeiten, Selbstdisziplin, Kom-munikations- und Beratungskompetenz, Lernbe-reitschaft und die Fähigkeit, sowohl im Team alsauch selbstständig zu arbeiten. Im Vertrieb war derkommunikationsstarke, selbstsichere, verhand-lungssichere und unternehmerisch handelnde Mit-arbeiter mit viel Selbstdisziplin, organisatorischemGeschick und einer hohen Frustrationstoleranzgefragt. Wer dort eine Führungsposition einneh-men wollte, musste neben dem Fachwissen auchManagementqualitäten wie die Fähigkeiten zumstrategischen Denken, Mitarbeiter zu motivieren,Konflikte zu lösen, sich durchzusetzen, sich anZielen zu orientieren usw. verfügen.

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Inzwischen fällt auf, dass Arbeitgeber in sehr vielenStellenangeboten, unabhängig von der Branche,wirtschaftliches Grundverständnis verlangen.Großkanzleien honorierten oft auch MBA-, LL.M.-und Doktortitel. Generell sollten Bewerber mitBüro-Software umgehen können und idealerweiseauch juristische Fachprogramme beherrschen. Diegefragtesten Rechtsgebiete lässt eine Auswertungvon mehr als 200 den Agenturen für Arbeit 2003gemeldeten Stellen erkennen. An erster Stellestand das Arbeitsrecht. Es folgten in der Reihen-folge ihrer Häufigkeit das Vertrags-, das Wirt-schafts- und das Bürgerliche Recht, das Verwal-tungs-, das Zivilverfahrens-, das Straf-, das So-zial-, das Steuer- und das Mietrecht.

Die Vergütung streut stark. Hochqualifizierte Be-rufseinsteiger konnten mit deutlich mehr als50.000 € Jahresgehalt rechnen. Die andere Seiteder Medaille bildeten unbezahlte Praktika undDumpingpreise für freiberufliche Tätigkeiten. DieGehälter im Öffentlichen Dienst richten sich beiJuristen, die als Beamte arbeiten, nach den jeweilsgültigen Besoldungsordnungen. Nach der Besol-dungsordnung A und der Besoldungsgruppe A13(das ist die Eingangsgruppe im höheren Dienst)verdient ein 30-Jähriger lediger Jurist in West-deutschland ca. 46.000 €. Derselbe könnte alsAngestellter rund 38.000 € Jahresgehalt (BAT IIa,brutto) erwarten. Für Richter und Staatsanwältegelten ebenso eigene Besoldungsordnungen wiefür die Spitzenpositionen des Öffentlichen Diens-tes (Ministerialräte, -dirigenten, Staatssekretäre,Leiter und oberste Führungskräfte großer Behör-den).

Ab dem 45. bis 50. Lebensjahr sahen sich ArbeitSuchende Juristen mit sprunghaft steigendenProblemen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden,konfrontiert. Einschlägige Berufserfahrung, einbreites fachliches Spektrum und bundesweite Mo-bilität vorausgesetzt, hatten allerdings auch sieChancen auf dem Arbeitsmarkt. Alternativ suchtensie ihr Heil in der beruflichen Selbstständigkeit. DieAgenturen unterstützten dies, indem sie die Teil-nahme an Existenzgründerseminaren oder Coa-ching für Existenzgründer finanzierten. Soweitsinnvoll und möglich, halfen sie mit Überbrü-ckungsgeld oder Existenzgründungszuschüssenüber die klamme Startphase hinweg. Davon konn-ten auch Jüngere profitieren, die sich selbstständigmachen wollten. Ohne zweites Staatsexamen fan-den Juristen kaum ihrer fachlichen Ausbildung ent-sprechende Arbeitsplätze. Sie wichen aus zumVersicherungsaußendienst, arbeiteten als Vermitt-ler in Zeitarbeitsunternehmen, als nichtjuristische

Sachbearbeiter in Wirtschaft und Verwaltung usw.Die Erwartungen an die Qualifikation war allerdingsgegenüber früheren Jahren gestiegen. Probleme,eine Anstellung zu finden, hatten auch Bewerbermit Teilzeitwunsch. Dazu gehörten insbesondereMütter. Hier stellte die freie Mitarbeit eine Alterna-tive dar. Manche Arbeitgeber waren bereit, Juristenmit tatsächlichen oder vermuteten Defiziten einzu-stellen, wenn die Agenturen in der Anfangsphasedes Beschäftigungsverhältnisses Teile des Gehaltssubventionierten.

Soweit Agenturen für Arbeit die Fortbildung finan-zierten, stand die Vermittlung von Steuer-, Wirt-schafts- und Arbeitsrecht im Vordergrund – häufig,um den theoretischen Teil der Ausbildung zumFachanwalt zu absolvieren. In anderen Seminarenerwarben die Teilnehmer betriebswirtschaftliche,IT- oder Fremdsprachenkompetenzen, Kenntnisseaus dem Personal-, dem Rechnungswesen, derBilanzbuchhaltung oder der Mediation. Vereinzeltging es auch um Vertrieb, Marketing oder Control-ling. Hin und wieder nahmen Juristen auch anBewerbertrainings teil. Generell erhöhten be-sonders solche Maßnahmen die Einstiegschancen,bei denen die Teilnehmer – selbstverständlichvorab gut vorbereitet – einen großen Teil des Lehr-gangs in einem Betrieb verbrachten. Das ver-schaffte dem Betrieb die Gelegenheit, potenziellezukünftige Mitarbeiter ausgiebig kennen zu lernenund eine Einstellungsentscheidung auf der Basisgesicherter Erkenntnisse treffen zu können.

Inzwischen beschäftigen nahezu alle Bundeslän-der Referendare in einem öffentlich-rechtlichenAusbildungsverhältnis. Da dieses Ansprüche aufLeistungen der Arbeitslosenversicherung begrün-det, können auch solche Junganwälte auf finan-zielle Unterstützung durch die Agenturen hoffen,die unmittelbar nach dem zweiten Staatsexamenihre eigene Kanzlei eröffnen wollen. Dementspre-chend gewährten die Agenturen in ausgewähltenFällen Überbrückungsgeld.

Die Wege ins Ausland führten Juristen in interna-tionale Organisationen (EU, UN, OECD usw.) sowiezu den Global Playern unter den Unternehmensbe-ratungsgesellschaften, Kanzleien und anderenWirtschaftsunternehmen.

Die Ansprüche an die Bewerber waren hier tradi-tionell besonders hoch. Zu den herausragendenund oft streng geprüften speziellen Fachkenntnis-sen kamen Auslandserfahrung, mindestens eineverhandlungssichere Fremdsprache, Mobilität,multikulturelle Flexibilität und hohe Belastbarkeithinzu.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 36

22,6 %

4,0 %

4,9 %

5,0 %

5,4 %

5,6 %

5,8 %

10,2 %

30,1 %

2,0 %

4,4 %Erzeugung, Industrie

Handel

Rechtsanwälte, Notare

Öffentliche Verwaltung

Hochschulen

Versicherungsgewerbe

Unternehmensberatungen

Gewerbliche Personalvermittlung,Zeitarbeit

Interessenvertretungen (Verbändeetc.)

Kreditgewerbe

Sonstige Dienstleistungen

Welche Branchen suchten 2003 Juristen?

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSn=2.123

Grafik 35

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Diplom-Volkswirte

Arbeitslose: 6.023 (+15,0 %)

Frauenanteil: 44,5 % (2002: 43,1 %)

mit Universitätsabschluss: 85,8 % (2002: 85,3 %)

Stellenzugang: 475 (+2,8 %)

Traditionell gibt es exklusiv für Volkswirte nur ver-gleichsweise wenige Arbeitsplätze. Dieser ohnehinnur kleine und seit Jahren aus Bewerbersichtschwierige Arbeitsmarkt litt 2003 zum einen darun-ter, dass die Ausweichmöglichkeiten zu betriebs-wirtschaftlichen Tätigkeiten noch geringer warenals sonst. Denn das Stellenangebot für Betriebs-wirte ging ebenfalls zurück. Hinzu kam, dass auchdiesen die wachsende Arbeitslosigkeit zu schaffenmachte, sodass Volkswirte unter zusätzlichen Kon-kurrenzdruck gerieten. Zum anderen stellte derÖffentliche Dienst als größter Arbeitgeber fürVolkswirte weniger ein. So registrierten die Agentu-ren für Arbeit am 30. 9. 2003 mit insgesamt 6.023arbeitslosen Volkswirten 15 % mehr als ein Jahrzuvor. Dieser Zuwachs übertraf den Anstieg der

Arbeitslosenzahl bei allen Akademikern (+13,3 %).Widersprüchlich entwickelte sich der Arbeitsmarktfür Volkswirte in Westdeutschland. Hier wuchs dieZahl der Arbeitslosen binnen Jahresfrist um 18,5 %.Die Zahl der Stellen, die öffentliche und privateUnternehmen im Laufe des Jahres 2003 über dieAgenturen mit Volkswirten besetzen wollten, stiegebenfalls und zwar um 13,2 %. In Ostdeutschlanddagegen schrumpfte das Stellenangebot (–20,1 %); die Zahl der Arbeitslosen nahm dort zu(+10,5 %). Mehr Arbeitslose und kaum mehr Stel-len verlängerten die Dauer der Arbeitsplatzsuche.Besonders betroffen waren Volkswirte, die frischvon der Hochschule kamen. Aber auch berufser-fahrene Bewerber mit fundierten Spezialkenntnis-sen und hoher Motivation fanden nur schwer einenneuen Arbeitsplatz.

Im Wintersemester 2002/2003 begannen 6.847Personen ein Studium der Volkswirtschaftslehre,also 3,2 % mehr als ein Jahr vorher. Seit vielenJahren wächst die Zahl der Anfänger mit zeitweisezweistelligen Steigerungsraten. Bis auf wenigeAusnahmen, die an Fachhochschulen begannen,zog es die Studienanfänger – wie in früheren Jah-ren – zur Universität (98,8 %). In demselben Win-tersemester studierten insgesamt 26.792 Perso-nen VWL; das waren 7,8 % mehr als 2001/2002.

4.376 4.246

3.373

4.336 4.351

5.062

6.1576.366

6.537

5.935

6.466

5.3975.648

7.593

9.232

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Arbeitslos gemeldete Juristen ab 1992 gesamtes Bundesgebiet

Bestand: jeweils Ende September

Grafik 37

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98,7 % studierten an Universitäten. In den Jahrenvorher hatte sich die Zahl der Studierenden kaumverändert. Sie schwankte zwischen ca. 22.000 undknapp 24.000. Die paradoxe Situation stark stei-gender Studienanfänger- bei nur geringfügigwachsenden Studierendenzahlen löst eine einfa-che Erklärung auf: Zahlreiche Anfänger nutztendas in der Regel zulassungsfreie VWL-Studium,um nach kurzer Zeit in die zulassungsbeschränk-ten BWL-Studiengänge zu wechseln. Im Laufe desJahres 2002 beendeten 1.240 VWLer ihr Studiumerfolgreich. Zum ersten Mal seit seinem Maximumim Jahr 1996 (2.271 Absolventen) stieg dieser Wert(+5,8 %). 96,6 % erwarben ein Universitäts-, dieübrigen mehrheitlich ein FH-Diplom. 17 Personenschlossen mit einem Bachelor ab.

Von den am 30. 9. 2003 bei den Dienststellen derBundesagentur für Arbeit gemeldeten 6.023 ar-beitslosen Bewerbern waren 44,5 % Frauen. Be-werber unter 35 Jahren waren mit 17,3 % vertre-ten. Weniger als 45 Jahre alt waren weitere 31 %und unter 55 weitere 35,1 %.

Ihrem dominierenden Studienanteil entsprechendhatten die meisten Bewerber ein Universitätsdi-plom (85,8 %). Große Teile waren entweder Berufs-anfänger ohne praktisch verwertbare Berufserfah-rung oder lebensältere Berufserfahrene. Letzterebrachten Erfahrungen aus nahezu allen Dienstleis-tungsbranchen und aus dem Handel mit, selteneraus der Industrie. Sie hatten sowohl als Sachbear-beiter als auch als Referent, als wissenschaftlicherMitarbeiter oder als Führungskraft, in der Linie, inStäben oder in (Projekt-)Teams gearbeitet. Vielekonnten gute bis sehr gute volkswirtschaftlicheKenntnisse nachweisen. Ein großer Teil hatte auchan der Hochschule oder im Laufe des Berufsle-bens betriebswirtschaftliche Kenntnisse erworben.Typischerweise kannten sie sich in Statistik, inÖkonometrie, in nationaler und internationalerWirtschaftpolitik sowie in Wettbewerbsrecht und -politik bestens aus. Besonders Berufserfahrenehatten darüber hinaus Kenntnisse im Personalwe-sen oder im Controlling, im Marketing oder imFinanzwesen sammeln können oder sie kanntenz.B. das kleine Einmaleins des Organisierens oderder Bildungsplanung. Zusätzlich brachten sie ihreBranchenerfahrung mit. Diejenigen, die an einerHochschule tätig waren, kannten wissenschaftli-che Methoden; sie konnten Lehrveranstaltungenkonzipieren und durchführen.

Die meisten Bewerber beherrschten eine, mancheauch zwei oder mehr Fremdsprachen. Am verbrei-tetsten war Englisch. Einige hatten während ihresStudiums oder danach Auslandserfahrung gesam-

melt. Da die lokalen Stellenmärkte den Volkswirtenkaum ausreichend viele Arbeitsplätze anboten,waren sie in der Regel mobil. Selbst ältere Bewer-ber mit Familien waren bereit, ihren Wohnort zuwechseln. Der Umgang mit der gängigen Bürokom-munikationssoftware war den meisten vertraut.Viele beherrschten auch spezielle Anwendungenaus der SAP-Produktfamilie oder statistische Pro-gramme, z.B. SPSS (Statistical Program for theSocial Sciences). Auch die häufig geforderten SoftSkills waren vertreten, wie Kommunikationsfähig-keit, selbstständige Arbeitsweise, analytisches undlogisches Denken. Bewerber aus Führungspositio-nen brachten auch Führungserfahrung mit.

Zwar zog es viele Bewerber zu den einschlägigenArbeitsgebieten (volkswirtschaftliche Abteilungen,Forschung, wissenschaftliche Mitarbeit, Verbands-und Gewerkschaftsarbeit, Erwachsenenbildungusw.). Sehr viele konnten sich aber durchaus vor-stellen, ins eher betriebswirtschaftliche Fach zuwechseln. Sie strebten Tätigkeiten im Marketing,im Vertrieb, im Controlling, im Personalwesen, imRechnungswesen usw. an. Daneben waren auf derWunschliste zahlreiche weitere betriebliche undandere Funktionen vertreten wie (Assistent der)Geschäftsführung, Projektleitung, qualifiziertekaufmännische Sachbearbeitung, IT-Beratung, -Programmierung und -Organisation, Anlagebera-tung, Kundenbetreuung, Öffentlichkeitsarbeit,Marktforschung, allgemeine Verwaltung und Buch-haltung. Ein Grund für das breite Interesse war dieTatsache, dass Stellenangebote speziell für Volks-wirte rar waren. Wer nicht über den volkswirt-schaftlichen Tellerrand hinaus schaute, hatte nurgeringe berufliche Perspektiven.

Ähnlich verhielten sich die Volkswirte auch beiihren Branchenwünschen. Es gab durchaus einverstärktes Interesse an den klassischen Arbeitge-bern (Behörden, Ministerien, Sozialversicherun-gen, Verbände und andere Interessenvereinigun-gen, Institutionen der politischen und der Erwach-senenbildung, Banken und Versicherungen mitihren volkswirtschaftlichen Abteilungen, internatio-nale Organisationen usw.). Daneben erfüllten aberauch andere Branchen die beruflichen Vorstellun-gen. Bewerber nannten z.B. Unternehmens- undSteuerberatungen, Finanzdienstleister, Werbe-agenturen, Medienwirtschaft, IT-Dienstleister, Han-dels- und Tourismusunternehmen. Einige versuch-ten auch, über Zeitarbeitsunternehmen beruflichFuß zu fassen.

Vergleichsweise wenige Branchen – überwiegendDienstleister – suchten 2003 explizit Volkswirte.Aus Industrie und Handel kamen nur 5,9 % der

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offenen Stellen, die Betriebe den Dienststellen derBundesagentur für Arbeit meldeten. Die Hälfte derStellenangebote konzentrierte sich auf nur dreiBranchen: Öffentliche Verwaltungen (21,3 %),Unternehmensberatungen (15,2 %) und Einrich-tungen der Erwachsenenbildungen (13,7 %). Nen-nenswerte Nachfrage kam noch aus Hochschulen(8,8 %), dem Kreditgewerbe (7,2 %), Sozialversi-cherungen (6,9 %) und Interessenvertretungen wieVerbänden, Gewerkschaften usw. (5,7 %).

Besonders gefragt waren Volkswirte für Tätigkeitenin den Gebieten Controlling, Rechnungs-, Finanz-wesen, Marketing, Marktforschung, Vertrieb, Per-sonal, wissenschaftliche Mitarbeit sowie Projekt-entwicklung und -betreuung. Weitere Aufgabenge-biete waren das Anfertigen von volkswirtschaft-lichen Gutachten, Forschung und Lehre und Lob-byarbeit. Einige Stellen waren auch für den Einkaufoder Verkauf, Logistik oder als Interviewer ausge-schrieben.

Die Erwartungen der Arbeitgeber gegenüberVolkswirten waren auch 2003 hoch. Junge Bewer-ber mit erster Berufserfahrung (ca. ein bis dreiJahre) hatten noch die besten Chancen. Allerdingsmusste die Berufserfahrung sehr genau zum neuenArbeitsplatz passen. Gute Noten und betriebswirt-schaftliche Zusatzkenntnisse sollte der Idealbe-werber außerdem mitbringen. Je nach Arbeitsplatzwünschten die Arbeitgeber Fachkompetenzen ausden unterschiedlichsten Bereichen wie Marktfor-schung, Statistik, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit,Kundenbetreuung, Beratung, Organisation, Rech-nungswesen, Kosten- und Leistungsrechnung,Controlling, Dokumentation, Forschung, Gesund-heitswesen und Sozialversicherung. Auch juristi-sche Fachkenntnisse waren erwünscht.

Üblicherweise sollten Volkswirte die englischeSprache beherrschen. Mit großem Abstand dazuäußerten Arbeitgeber den Wunsch nach französi-schen Sprachkenntnissen. Noch seltener erwarte-ten sie süd- oder osteuropäische Sprachen. FürArbeitsplätze mit Auslandskontakten bevorzugtensie Kandidaten mit Auslandserfahrung.

Nahezu alle Arbeitgeber setzten voraus, dass ihreMitarbeiter mit Bürokommunikationsprogrammenumgehen und sich im Internet bewegen können.Bei mehr betriebswirtschaftlich ausgerichtetenArbeitsplätzen kommen die aktuellen kaufmänni-schen SAP-Module hinzu. Bei Arbeitsplätzen miteinem statistischen Bezug sollte es SPSS (Statisti-cal Program for the Social Sciences) sein.

Generell erwarteten die Arbeitgeber das Vorhan-densein bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, der

so genannten Soft Skills. Am häufigsten nanntensie Kommunikations- und Teamfähigkeit sowiefachliche Flexibilität. Außerdem sollten die zukünf-tigen Mitarbeiter u.a. kundenorientiert, einsatzbe-reit, belastbar, lernbereit und kontaktfreudig seinsowie präsentieren und selbstständig arbeitenkönnen. Für Führungspositionen setzten sie Mana-gementkompetenzen wie Überzeugungskraft,Organisationstalent, unternehmerisches Denkenusw. voraus.

Die Einstiegsgehälter sind generell gesunken. Zurabsoluten Höhe der Vergütung lässt sich nur wenigKonkretes aussagen. Dazu sind die Positionen zuunterschiedlich. Einige verdienen knapp 20.000 €jährlich, andere weit über 100.000 €. Wie in derPrivatwirtschaft generell üblich hängen Höhe undStruktur der Vergütung (Verhältnis von fixen zuvariablen Gehaltsbestandteilen und von monetä-ren zu nichtmonetären Vergütungskomponenten)in erster Linie vom Umfang des individuellen Ver-antwortungsbereichs, der Branche, der Betriebs-größe und dem Lebensalter ab. Die Höhe der vari-ablen Zahlungen ist meistens an die Höhe desUnternehmensgewinns und/oder das Erreichender individuell vereinbarten Jahresziele geknüpft.Volkswirte im Öffentlichen Dienst arbeiten in derRegel nicht als Beamte, sondern als Angestellte imhöheren Dienst. Demnach verdient ein 30-Jährigerlediger Volkswirt in Westdeutschland ein Bruttojah-resgehalt von 38.000 € (BAT IIa). Sollte derselbeals Beamter tätig sein, kann er nach der Besol-dungsgruppe A13 (das ist die Eingangsgruppe imhöheren Dienst) 46.000 € erwarten, wovon –anders als beim Angestellten – die Beiträge zurKrankenversicherung noch abzuziehen sind.

Neben den Absolventen ohne Berufserfahrunghatten es auch ältere Volkswirte, die nicht mehrüber aktuelles theoretisches Wissen verfügten unddie sich im Laufe ihres Berufslebens spezialisierthatten, schwer, einen Arbeitsplatz zu finden. Teil-weise verhalf den Bewerbern schon allein eine Ver-besserung ihrer Selbstvermarktung durch Bera-tung oder Bewerberseminare ins Arbeitsleben. Beianderen ermöglichten befristete Eingliederungszu-schüsse an Arbeitgeber, solche Bewerber imArbeitsmarkt zu platzieren, die nicht den Idealvor-stellungen entsprachen. Dritte wiederum entschie-den sich für den Schritt in die berufliche Selbst-ständigkeit. Agenturen für Arbeit unterstütztendiese Pläne, indem sie die Teilnahme an Existenz-gründerseminaren finanzierten oder den Existenz-gründern zu Beginn ihrer Selbstständigkeit finan-zielle Unterstützung gewährten.

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Wenn dies im konkreten Einzelfall Erfolg versprach,finanzierten die Agenturen auch die Teilnahme anMaßnahmen zur Fortbildung. Häufig handelte essich um Trainingsmaßnahmen mit längeren Phasenin einem Betrieb. Die Bewerber interessierten sichüberwiegend dafür, ihre IT- (besonders SAP-), ihreFremdsprachen- und ihre betriebswirtschaftlichenKenntnisse zu stärken. Controlling, Marketing undRechnungswesen waren besonders beliebt. Auffal-lend oft halfen Trainingsmaßnahmen. Wegen desso genannten „Klebeeffekts“ erhöhten sie dieChancen, eine Stelle zu finden, beträchtlich. AuchSAP-Fortbildungen gehörten zu den erfolgreichenMaßnahmen.

Da es vergleichsweise wenige Stellenangeboteexklusiv für Volkswirte gibt und sie in der Regel mitBetriebswirten um dieselben Stellen konkurrieren,fällt besonders Anfängern ohne betriebswirtschaft-liche Kenntnisse der Einstieg in das Arbeitslebenschwer. Betriebswirtschaftliche Studienfächer ver-breitern das infrage kommende Stellenspektrumebenso wie Diplomarbeiten, die die angehendenVolkswirte in Unternehmen angefertigt haben.Auch Praktika- oder erste Berufserfahrungen, in

denen die Bewerber Fertigkeiten außerhalb derVolkswirtschaftslehre erwerben, sind nützlich,wenn ein Arbeitgeber genau diese Fertigkeitensucht. Sinnvoll ist es auch, sich von vorne hereinauf einen Wohnortwechsel einzustellen. Mangeln-de Mobilität macht die Suche nach einem Arbeits-platz fast aussichtslos.

Diplom-Kaufleute, Diplom-Betriebswirte undsonstige Betriebswirte

Arbeitslose: 20.250 (+20,4 %)

Frauenanteil: 43,2 % (2002: 41,4 %)

mit Universitätsabschluss: 53,5 % (2002: 55,3 %)

Stellenzugang: 5.357 (–0,5 %)

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11,2 %

4,2 %

5,7 %

6,9 %

7,2 %

8,8 %

13,7 %

15,2 %

21,3 %

2,5 %

3,4 %Industrie

Handel

Öffentliche Verwaltung

Unternehmensberatung

Erwachsenenbildung

Hochschulen

Kreditgewerbe

Sozialversicherungen

Interessenvertretungen (Verbändeetc.)

Sozialwesen

Sonstige Dienstleistungen

n=475Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 38

Welche Branchen suchten 2003 Volkswirte?

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Die konjunkturellen und strukturellen Probleme derdeutschen Wirtschaft beeinflussten 2003 denArbeitsmarkt für Betriebswirte ganz besonders.Angehörige dieser Berufsgruppe gehören per defi-nitionem zu denjenigen, deren berufliche Situationdie wirtschaftliche Entwicklung entweder über dieMaßen begünstigt oder belastet. Abbau von Per-sonal im Allgemeinen und von Führungsstellen imBesonderen, nur noch Ersatzpersonal, stattzusätzliche Stellen, Rückzug auf den betriebsinter-nen Stellenmarkt, steigende Suchdauer auchmobiler und sehr gut qualifizierter Bewerber sowiedie große Zahl an Bewerbungen pro ausgeschrie-bener Arbeitsstelle und pro Bewerber kennzeich-neten den Arbeitsmarkt für Betriebswirte 2003.Charakteristisch war auch die zurückgehende Zahlvon Unternehmen, die sich an Recruiting-Veran-staltungen beteiligten. Zunehmend wurden auchdie Absolventen von Berufsakademien arbeitslos,da die ausbildenden Betriebe sie nicht übernah-men. Hinzu kam die starke Konkurrenz vieler gutausgebildeter Absolventen, die nach dem Examenauf den Arbeitsmarkt drängten.

Am 30. 9. 2003 waren bei den Agenturen für Arbeit20.250 arbeitslose Betriebswirte als Bewerbergemeldet, 20,4 % mehr als im Jahr davor. Alle Aka-demiker mussten „nur“ eine Steigerung von 13,3 % hinnehmen. Mit 11,9 % fiel der Zuwachs inOstdeutschland unterdurchschnittlich aus (Wes-ten: +24,3 %). 43,2 % der arbeitslosen Bewerberwaren Frauen. Demgegenüber meldeten die Unter-nehmen den Agenturen im gesamten Jahr 2003nur 5.357 offene Stellen für diese Berufsgruppe.Dieser Wert fiel um 0,5 % geringer aus als 2002(alle Akademiker: –13,5 %). In den westlichenBundesländern stieg der Wert sogar um 5,4 % an.Im Osten Deutschlands dagegen ging er um 25,2 % zurück.

Die Betriebswirtschaftslehre ist das beliebtesteStudienfach. Im Wintersemester 2002/2003begannen 28.096 Studienanfänger mit diesemFachstudium. Ein Jahr zuvor waren es kaum weni-ger. Die Zahlen steigen seit vielen Jahren mit Stei-gerungsraten zwischen 0,3 % und 7,5 %. Fach-hochschulen und Universitäten waren wie in denVorjahren ungefähr gleich beliebt. Hinzu kamen16.023 Anfänger des KombinationsstudiengangsWirtschaftswissenschaften/Ökonomie.

Insgesamt 151.191 Studierende betriebswirt-schaftlicher Fächer waren im Wintersemester2002/2003 immatrikuliert; 2,9 % mehr als ein Jahrzuvor und ungefähr gleich viele an Universitätenwie an Fachhochschulen. Der Trend der Studieren-denzahlen zeigt nach oben. Jahr für Jahr nehmen

die Fachhochschulen den Universitäten mehr Stu-dierendenanteile weg. Außerdem studierten83.618 das Kombifach Wirtschaftswissenschaf-ten/Ökonomie und weitere 6.603 Wirtschaftspäda-gogik.

Im Jahr 2002 bestanden 17.570 Studierende ihrBWL-Examen. Das entsprach in etwa dem seitMitte der Neunziger Jahre üblichen Volumen. 45,5 % erwarben ein Universitäts- und 53 % einFachhochschuldiplom. Die Zahl der Bachelor- (52)und Masterabsolventen (217) fiel noch gering aus:An dieser Stelle ist aber mit einem rapiden Anstiegzu rechnen. Neben den reinen BWLern bestanden5.477 Studierende ihre Abschlussprüfungen inWirtschaftswissenschaften/Ökonomie, darunter 39Bachelor- und 96 Master-Absolventen. Weitere573 erhielten ihr Diplom als Wirtschaftspädago-gen.

Ein gutes Drittel (34 %) der Bewerber war am 30.9. 2003 noch keine 35 Jahre alt. Unter 45 warenweitere 33,8 % und unter 55 Jahren 21,9 %.

Von den arbeitslosen Bewerbern des Stichtages30. 9. 2003 hatten 53,5 % ihr Studium an einerUniversität abgeschlossen; die übrigen an einerFachhochschule. Überwiegend handelte es sichum Diplom-Kaufleute und Diplom-Betriebswirte.Vereinzelt waren auch promovierte Betriebswirteunter den Bewerbern. Einige Bewerber hatteneinen Bachelor- oder Master-Titel erworben – inder Regel im Ausland, aber auch schon inDeutschland. Diese Zahlen werden zwangsläufigsteigen, da die deutschen Hochschulen nach undnach alle Studiengänge auf Bachelor- und Master-Abschlüsse umstellen. Bis 2010 muss die Umstel-lung abgeschlossen sein.

35 Prozent der arbeitslosen Bewerber waren am30. 9. 2003 weniger als drei Monate arbeitslosgemeldet und weitere 19,5 % weniger als ein hal-bes Jahr. Länger als ein Jahr dauerte die Arbeitslo-sigkeit bei 23,1 %.

Unter den Bewerbern waren sowohl viele Berufs-anfänger als auch Betriebswirte mit erster Berufs-erfahrung und gestandene Profis vertreten. Aberselbst Berufsanfänger brachten schon praktischeErfahrungen mit. Die einen hatten vor ihrem Stu-dium eine Berufsausbildung abgeschlossen – ins-besondere viele FH-Absolventen –, die anderenPraktika absolviert oder ehrenamtlich gearbeitet.Einige wenige hatten sogar während ihres Studi-ums ein eigenes Unternehmen betrieben.

Berufserfahrene Bewerber aller Branchen undTätigkeitsgebiete sowie Absolventen allerbetriebswirtschaftlichen Fächer suchten Arbeits-

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stellen. Dementsprechend breit war das Angebotan gut qualifizierten Kandidaten. Auffallend vieleBewerber kamen aus dem Marketing und demControlling. Das liegt zum einen daran, dassbesonders viele junge Leute hier ihre Studien-schwerpunkte setzen. Zum anderen arbeiten indiesen Bereichen traditionell sehr viele Betriebs-wirte. Die Bewerber brachten zum Teil sehr hohefachliche und außerfachliche Kompetenzen mit.Insbesondere Absolventen konnten mit aktuellemtheoretischen Wissen punkten. In der Mehrzahlbrachten sie auch ein breiteres theoretisches Wis-sen mit. Viele andere hatten sich während ihresStudiums auf eine bestimmte betriebliche Tätigkeitspezialisiert. Dazu gehörten in erster Linie die obengenannten Fächer Controlling und Marketingsowie Steuerwesen und Wirtschaftsprüfung.Berufserfahrene verfügten in Bezug auf Branchen,Produkte oder Tätigkeiten oft über sehr vertiefteSpezialkenntnisse. Während ihres Berufslebenshatten sie auch schon Wissen aus Nachbargebie-ten erwerben können. Sie brachten z.B. techni-sches oder naturwissenschaftliches Verständnismit oder hatten journalistische, pädagogische (mitAusbildereignungsprüfung) oder, z.B. als Personal-manager, juristische Fachkenntnisse erworben.Außerdem hatten sie Projekt(leitungs-)- und Füh-rungserfahrung gewonnen.

Viele beherrschten eine Fremdsprache, in derRegel Englisch. In den ostdeutschen Bundeslän-dern hatten manche Bewerber auch osteuropäi-sche Sprachen erlernt. Ein Teil der Bewerber hatteim Ausland gearbeitet oder studiert. Denn inzwi-schen haben immer mehr Studiengänge eineninternationalen Anteil – z.B. durch ein integriertesAuslandsstudium. Deren Absolventen verfügenschon unmittelbar nach dem Examen über ent-sprechende Kenntnisse, etwa im InternationalenRecht oder im Internationalen Marketing. Mobilitätwar für einen großen Teil der Bewerber kein Prob-lem. Manche waren auch willens, europa- oderweltweit zu arbeiten.

Nahezu alle Bewerber kannten sich mit den gängi-gen Bürokommunikationsprogrammen aus. Darü-ber hinaus waren viele in der Lage, die aktuellenkaufmännischen Module von SAP zu benutzen.Wer aus der IT-Branche oder aus dem IT-Bereicheines Anwenderunternehmens kam, verfügte häu-fig über noch weitergehende Kenntnisse, z.B. inden Bereichen Multimedia oder Webdesign.

In der Regel waren die Bewerber mit den gängigenSoft Skills ausgestattet. Sie konnten im Teamsowie selbstständig arbeiten, verfügten über kom-

munikative Kompetenz, waren leistungsbereit undgeistig flexibel, verfügten über organisatorischesGeschick, konnten präsentieren, gingen analytischvor, zeigten Kundenorientierung usw. Bewerberaus Führungspositionen brachten entsprechendeKompetenzen mit.

Im Bewerberpool der Bundesagentur für Arbeitwaren Interessenten für alle betrieblichen Tätigkei-ten vorhanden – vom Einkauf bis zum Verkauf, vonder Buchhaltung bis zur Aus- und Fortbildung, vonder Organisation bis zur Öffentlichkeitsarbeit, vonder kaufmännischen Sachbearbeitung bis zumManagement. Angesichts der mancherorts trübenAussichten stand eine Reihe von Bewerbern aller-dings für jede Tätigkeit zur Verfügung, die halb-wegs ihrer Qualifikation entsprach. Insgesamtgesehen waren die Interessen nicht gleichmäßigverteilt. Die meisten suchten einen Arbeitsplatz imControlling, im Marketing, im Personalwesen undim Rechnungswesen. Häufig waren auch die Wün-sche vertreten, im Vertrieb, im Logistikbereich oderals Assistent der Geschäftsführung zu arbeiten.Besonders ältere Bewerber strebten (wieder) Füh-rungspositionen an.

Die Frage nach der Wunschbranche ergab ein ähn-liches Bild wie die Frage nach der Wunschtätigkeit:ein insgesamt breites Spektrum, die Bereitschaftvieler, überall zu arbeiten, und eine – allerdings nurschwach ausgeprägte – Konzentration auf wenigeBranchen. Dabei handelte es sich um Unterneh-mensberatungen, den Öffentlichen Dienst, Ban-ken, Versicherungen und Steuerberater. Häufigernannten die Bewerber auch den Wunsch, im Tou-rismus, im Handel, in der Werbung, bei Verbänden,in Medien-, IT-, Immobilien-, in Industrieunterneh-men oder bei Wirtschaftsprüfern zu arbeiten.

Tendenziell suchen Absolventen für den Berufsein-stieg eher nach Stellen in Großunternehmen. Ins-besondere waren dort die seltener als früher ange-botenen Traineestellen begehrt. Berufserfahreneinteressierten sich dagegen auch für kleine undmittlere Unternehmen.

Erwartungsgemäß suchten Arbeitgeber aller Bran-chen nach Betriebswirten. Ein Sechstel der offe-nen Stellen, die Arbeitgeber 2003 einer Agenturmeldeten, kam aus der Industrie; drei Viertel derNachfrage kamen von Dienstleistern, der Rest ausdem Handel. Den größten Bedarf aus der Industriehatten Maschinenbauer (2,2 % aller Stellenange-bote). Unter den Dienstleistern ragten die Unter-nehmensberater (13,9 %), gefolgt von Zeitarbeits-unternehmen, die gewöhnlich für den Einsatz beiihren Kunden suchten (8,6 %), die Kredit- und Ver-

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sicherungswirtschaft (6,9 %), die Öffentliche Ver-waltung (6,1 %), Interessenvertretungen, z.B. Ver-bände und Gewerkschaften (4,4 %), Hochschulen(3,2 %) und gewerbliche Personalvermittler (2,9 %)heraus.

Am häufigsten boten Arbeitgeber den Betriebswir-ten eine Tätigkeit als Controller an. Sehr gefragtwaren sie auch für das Finanz- und Rechnungswe-sen, den Vertrieb, das Marketing, das Personalwe-sen, die Logistik und den Einkauf. Die Palette derweiteren Tätigkeiten ist groß. Sie reicht von derkaufmännischen Sachbearbeitung über die Büro-,Projektleitung und Geschäftsführungsassistenz biszum Geschäftsführer. Dabei ging es um Tätigkeitenin Produktion, Finanz- und Investitionsplanung,Marktforschung, Statistik, Produktmanagement,Verkauf, Steuerwesen, Risikomanagement, Öffent-lichkeitsarbeit, Revision, Wissenschaft und For-schung usw.

Die Anforderungen der Arbeitgeber an ihre zukünf-tigen Mitarbeiter waren auch 2003 sehr hoch.Passte das Kandidatenprofil nicht in allen Einzel-heiten zum Stellenprofil, lehnten sie ihn meistensab und tolerierten eher eine längere Vakanz.

Da sich Arbeitgeber den Aufwand der Einarbeitungsparen und gleichzeitig nicht auf aktuelles theore-tisches Wissen verzichten wollten, bevorzugten siein der Regel junge BWLer, die zwar schon ein-schlägige Berufs- und Branchenerfahrung gesam-melt hatten, deren Examen aber erst zwei bis dreiJahre zurück lag. Ersatzweise akzeptierten siemanchmal auch eine vor dem Studium absolviertepassende Berufsausbildung (für die Kreditwirt-schaft eine Bankausbildung, für die Steuerbera-tung eine Steuerfachausbildung usw.) oder wäh-rend des Studiums absolvierte passende Praktika.Darüber hinaus sollten die Bewerber schnell, min-destens mit der Note zwei und den passendenStudienschwerpunkten studiert haben. Häufigspielte es keine Rolle, ob die Bewerber von einerUniversität oder einer Fachhochschule kamen.Idealerweise waren sie flexibel einsetzbar; gesuchtwaren also Allrounder oder „Multispezialisten“.Den von Arbeitgebern am häufigsten angebotenenEinsatzfeldern entsprechend, waren besondersKenntnisse im Controlling und im Rechnungswe-sen gefragt. Übereinstimmend mit der Fülle derOfferten für Betriebswirte (2003: 5.357) streute dasSpektrum der weiteren fachlichen Anforderungenstark. Kenntnisse im Projektmanagement, in derVertriebssteuerung, im Marketing, aus der Bera-tung oder in internationaler Rechnungslegung (IAS– International Accounting Standards –; US-GAAP

– Generally Accepted Accounting Principles –;IFRS – International Financial Reporting Stan-dards) waren ebenso gesucht wie Erfahrungen ausder Lobby- oder Öffentlichkeitsarbeit. Je nachArbeitsplatz sollten die Bewerber auch über denTellerrand der BWL hinaus geschaut haben. Will-kommen waren Kandidaten mit zusätzlichen IT-,Rechts- und technischen Kenntnissen.

Die Hitliste der gefragtesten Fremdsprachen führteEnglisch an. Mit sehr weitem Abstand folgte Fran-zösisch. Sehr vereinzelt interessierten sich Unter-nehmer auch für Kenntnisse ost- oder südeuropäi-scher Sprachen. Unternehmen mit internationalenBeziehungen schätzten Bewerber mit Auslandser-fahrung.

Selbstverständlich mussten sich die Bewerber mitder gängigen Bürokommunikationssoftware undmit dem Internet auskennen. In erster Linie Con-troller, aber auch andere, sollten die aktuellenbetriebswirtschaftlichen Module von SAP beherr-schen.

Viele Bewerber, insbesondere aus den östlichenRegionen mit einem nur geringen Volumen offenerStellen, fanden ohne Mobilität keine neue berufli-che Perspektive. Aber auch am jeweiligen Arbeits-platz war Mobilität gefragt, je nach Unternehmenin lokalen Regionen, bei großen Unternehmen eherbundesweit oder international.

Die Arbeitgeber orientierten sich zudem stark amLebensalter der Bewerber. Ab einem Alter von ca.45 bis 50 Jahren gelang der Wiedereinstieg auchBewerbern mit gradlinigen Lebensläufen undaktuellem Wissen nicht mehr so einfach wie ihrenjüngeren Konkurrenten. Dies galt auch dann, wenndie Kandidaten breit qualifiziert und räumlich mobilwaren. Im Vertrieb lag die magische Grenze, ab derdie Erfolgswahrscheinlichkeit der Stellensucherapide sank, bei 50, ansonsten oft bei 45 Jahren.Dass es auch anders geht, beweisen die Vermitt-lungen Älterer, bei denen die Arbeitgeber von denAgenturen für Arbeit einen Eingliederungszu-schuss erhielten, und die Besetzung hochrangigerPositionen mit lebensälteren Personen.

Bei den außerfachlichen Anforderungskriterien leg-ten die Arbeitgeber großen Wert auf die passendenSoft Skills. Unabhängig von der Tätigkeit standenTeam- und Kommunikationsfähigkeit sowie Enga-gement ganz oben auf der Wunschliste der Arbeit-geber. Gefragt waren außerdem Kunden- und Ziel-orientierung, Verantwortungsbewusstsein, Lernbe-reitschaft, Belastbarkeit, Kontaktfreude, Verkaufs-talent und unternehmerisches Denken; Freude am

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Umgang mit Menschen und mit Zahlen sowie dieFähigkeiten, selbstständig zu arbeiten, zu präsen-tieren und Konflikte zu lösen. Führungskräfte soll-ten daneben spezifische Führungskompetenzen,wie Überzeugungskraft, Organisationsgeschickund strategisches Denken mitbringen.

Im Schnitt mussten die Bewerber 2003 Abstrichebei der Vergütung hinnehmen. Das galt sowohl fürBerufsanfänger wie für Jobwechsler. EinzelneAgenturbezirke meldeten Rückgänge in Höhe von15 %. Die Durchsicht entsprechender Internetsei-ten gibt einen ungefähren Eindruck von der Vergü-tungshöhe für Neueinsteiger wieder. Demnachboten die Unternehmen Betriebswirten Einstiegs-gehälter zwischen ca. 30.000 und 40.000 € jähr-lich. Eine Promotion machte sich im Schnitt mitzusätzlichen 10.000 € bezahlt. Im Übrigen hingenHöhe und Struktur (Verhältnis von fixen zu vari-ablen Gehaltsbestandteilen und von monetären zunichtmonetären Vergütungskomponenten) in ersterLinie vom Umfang des individuellen Verantwor-tungsbereichs, der Branche, der Betriebsgrößeund dem Lebensalter ab. Die Höhe der variablenZahlungen ist üblicherweise an die Höhe desUnternehmensgewinns und/oder das Erreichender individuell vereinbarten Jahresziele geknüpft.

Besonders schwer zu vermitteln waren Absolven-ten ohne jegliche Berufserfahrung und immobileBewerber. Auch Arbeitszeitwünsche und Gehalts-vorstellungen, die nicht den Erwartungen desArbeitgebers entsprachen, beeinträchtigten dieArbeitsplatzsuche. Schwerer als andere hatten esBerufsrückkehrer. Fehlende Fachkompetenz wareine weitere schwer zu überwindende Hürde aufdem Weg zu einem Arbeitsplatz. Hatte ein Bewer-ber mehrere dieser Eigenschaften, potenzierte dasdie Vermittlungsschwierigkeiten.

In einigen Fällen reichte es schon aus, wenn eineAgentur einem Bewerber durch Information, Bera-tung, Bewerberseminar oder Bewerbercoachingbei der Selbstvermarktung half. In anderen Fällenhalf die befristete Zahlung von Eingliederungszu-schüssen an Arbeitgeber, Bewerber im erstenArbeitsmarkt zu platzieren, die nicht der Idealvor-stellung entsprachen.

Eine weitere Alternative, beruflich Fuß zu fassen,war für manche Bewerber die Gründung eineseigenen Unternehmens. Dabei entschieden siesich häufig für den Steuer-, Unternehmensberater,Wirtschaftsprüfer-, Finanz- und Anlageberater.Agenturen für Arbeit unterstützten solche Pläne,indem sie die Teilnahme an Existenzgründersemi-

naren finanzierten oder den Existenzgründernwährend der ersten Monate ihrer Selbstständigkeitfinanzielle Unterstützung gewährten.

Soweit im konkreten Einzelfall Erfolg verspre-chend, finanzierten die Agenturen Fortbildungsse-minare. Keine Maßnahme konnte einen Arbeits-platz garantieren. Anschließend fanden überdurch-schnittlich häufig diejenigen Teilnehmer einenArbeitsplatz, die während einer Trainingsmaßnah-me längere Zeit in einem Betrieb verbracht hatten.Sinnvoll war es auch, Aufbau und Inhalt einer sol-chen Maßnahme mit Arbeitgebern zu planen. Inden Fortbildungsmaßnahmen, die sehr erfolgreichwaren und deren Teilnahme die Agenturen häufigfinanzierten, lernten die Teilnehmer, MS-Officeoder die aktuellen einschlägigen Module von SAPanzuwenden, (Wirtschafts-)Englisch oder Control-ling. Andere erfolgreiche Maßnahmen vermitteltenz.B. Kenntnisse im Controlling, im Steuer- oder imRechnungswesen oder sie bereiteten auf die Aus-bildereignungsprüfung vor.

Wenn Berufseinsteiger nach dem Examen keinenArbeitsplatz fanden, dann war häufig fehlendeBerufserfahrung schuld. Traineeprogramme warenhier eine Option. Sie werden eher von Großunter-nehmen angeboten. Das Angebot sprudelte aber2003 bei weitem nicht mehr so kräftig wie in frühe-ren Jahren. Eine weitere Möglichkeit, erste Berufs-erfahrung zu sammeln, besteht darin, nach demExamen Praktika zu absolvieren. Wie einzelneAgenturen berichteten, waren dabei Bezahlungenin Höhe von ca. 1.000 € üblich. Eine dritte und vonAbsolventen hin und wieder auch genutzte Varian-te ist die, sich von einem Zeitarbeitsunternehmenunter Vertrag nehmen zu lassen.

Manche Neueinsteiger entschieden sich auch zupromovieren. Für eine wissenschaftliche Karriereist der Doktortitel unerlässlich. Auch in freien Beru-fen wird er gerne gesehen. Allerdings dauert einePromotion mehrere Jahre und kostet Geld. AlsAlternative zur Arbeitslosigkeit taugt sie fürBetriebswirte nicht, weil sie die Distanz zur Praxisnicht verringert, zur – für Neueinsteiger eherungünstigen – Spezialisierung führt und das Alterdes Berufseintritts weiter erhöht. Seine Doktorar-beit parallel zum Job zu schreiben, überschreitethäufig den Rahmen des Möglichen. Interessantersind da schon Aufbaustudiengänge wie der MBA.Sie können berufsbegleitend oder zumindest inrelativ kurzer Zeit insbesondere den internationa-len Horizont erweitern und erhöhen damit dieAttraktivität des Absolventen für Arbeitgeber.

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2,2%

14,9%

7,3%

13,9%

8,6%

6,9%

6,1%

4,4%

3,2%

2,9%

29,6%

Maschinenbau

Sonstige Industrie

Handel

Unternehmensberatung

Zeitarbeit

Kredit-, Versicherungswirtschaft

Öffentliche Verwaltung

Interessenvertretungen (Verbändeetc.)

Hochschulen

Gewerbliche Personalvermittlung

Sonstige Dienstleistungen

n=5.335Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 39

Welche Branchen suchten 2003 Betriebswirte?

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● Psychologen

● Soziologen/Sozialwirte, Politologen

● Diplom-Pädagogen und Erziehungswissenschaftler

Sozialwissenschaftliche Berufe

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Sozialpflegerische Berufe

● Sozialarbeiter und Sozialpädagogen

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Sozialarbeiter undSozialpädagogenArbeitslose: 8.508 (+27 %)Frauenanteil: 74 % (2002: 75 %)

Stellenzugang: 10.992 (–31,0 %)

In diesem Abschnitt wird der Arbeitsmarkt vonSozialarbeitern und Sozialpädagogen beschrie-ben, die ihre Qualifikation an einer Fachhochschu-le oder einer vergleichbaren Hochschule erworbenhaben (vgl. Kapitel „Diplom-Pädagogen“).

Im Vergleich zu anderen Berufsfeldern hatte dieKonjunkturflaute bis in das Jahr 2002 hinein nochkeine dramatischen Folgen für diesen Teilarbeits-markt gehabt. Die Arbeitslosenzahl bei den Sozial-pädagogen und Sozialarbeitern stieg in einemwesentlich geringeren Umfang als beim Durch-schnitt aller Personen mit einem Fachhochschul-abschluss. Erst im Jahr 2003 trat eine deutlicheVerschlechterung der Arbeitsmarktlage ein. Dieshängt damit zusammen, dass Haushaltsplanungenim öffentlichen Sektor erst mit einer gewissen Ver-zögerung den Markt beeinflussen, da sie in derRegel langfristiger angelegt sind als in der Privat-wirtschaft. Umso deutlicher fiel der Anstieg derArbeitslosigkeit und der Rückgang der Nachfrageim Berichtsjahr aus. Auch die Zahl der geförder-ten Arbeitsverhältnisse ging hier deutlich zurück(–26,5 %), wenn auch etwas geringer als die Ge-samtnachfrage.

Erstmals mussten in 2003 auch kirchliche Arbeit-geber, wie z.B. Bistümer oder Generalvikariate,wegen massiven Rückgang des Kirchensteuerauf-kommens in größerem Umfang ArbeitnehmernKündigungen aussprechen. Da auf allen Ebenen imletzten Jahr massive Kürzungen ausgesprochenwurden, mussten auch viele sonstige Träger, diebisher von Mitteln der Öffentlichen Hand profitierthatten (z.B. im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs-maßnahmen), Mitarbeiter entlassen. Eine Verbes-serung ist kurzfristig nicht zu erkennen.

Die typischen Arbeitgeber waren gemeinnützigeOrganisationen, Vereine, Kirchen, freie Wohlfahrts-verbände, Seniorenpflegeheime, Bildungsträger,Gesundheitswesen, Kommunen und Kliniken. Ca.ein Sechstel der Stellenangebote kamen 2003bundesweit von ABM-Trägern. In einzelnen Regio-nen Ostdeutschlands wurden bis zu 50 % undmehr der Stellen im Rahmen von öffentlichen För-dermitteln angeboten, allerdings mit deutlich sin-kender Tendenz. Kirchen und den Kirchen nahestehende Institutionen verlangten häufiger als in

der Vergangenheit die kirchliche Bindung derBewerber. Aufgrund des hohen Bewerberüber-hangs war diese Forderung auch relativ leichtdurchzusetzen.

Die Tätigkeiten bezogen sich ganz überwiegendauf die Arbeit mit Jugendlichen und Behinderten.Die Betreuung von Ausländern und Asylbewerberntrat gegenüber den Vorjahren deutlich in denHintergrund. Offene Jugendarbeit, Schülerbetreu-ung in Schulstationen und die Betreuung von ver-haltensauffälligen Jugendlichen sowie die Wohn-gruppenbetreuung in Behinderteneinrichtungen,aber auch die Begleitung von Auszubildenden undArbeitnehmern in Institutionen der beruflichenRehabilitation, spielten eine wichtige Rolle. Kleine-re Anteile der Stellenangebote bezogen sich aufdie Arbeit mit Arbeitslosen, Suchtkranken, Senio-ren und Obdachlosen.

Arbeitgeber erwarteten Flexibilität hinsichtlich derArbeitszeiten, Teamfähigkeit und die Bereitschaft,Konflikte im Team zu lösen. Pünktlichkeit, Zuver-lässigkeit, Motivation und Belastbarkeit hinsicht-lich der Anforderungen an die Tätigkeit warenabsolute Voraussetzung.

Die Vergütung richtet sich in der Regel nach demBundesangestellten-Tarif (BAT) mit der Eingangs-vergütung Vb. Die großen Sozialhilfeträger und dieKirchen haben Haustarife, die sich zwar an denBAT anlehnen, meist aber etwas ungünstigergestaltet sind. Da die verschiedenen Formen spe-zifischer Controllingverfahren zunehmend auch insozialen Einrichtungen Einzug halten, sind nachge-wiesene betriebswirtschaftliche Kompetenzen infast allen Tätigkeitsfeldern von großem Vorteil. Fürdie Arbeit mit bestimmten Personengruppen (psy-chisch Kranke, Behinderte, Suchtkranke etc.) wirdhäufig eine erste therapeutische Zusatzqualifika-tion erwartet. Ähnliches gilt für den Einstieg in eineBeratungstätigkeit, etwa bei Einrichtungen derFamilienberatung.

Aufgrund der schwierigen Arbeitsmarktlage warenBewerberinnen und Bewerber mit Kenntnissen undErfahrungen in fast allen denkbaren Einsatzfeldernder Sozialarbeit/Sozialpädagogik am Markt. ImGegensatz zu früheren Jahren gab es in kaumeinem Tätigkeitsbereich einen ausgesprochenenBewerbermangel.

Fast alle Bewerber verfügten über eine abgeschlos-sene Ausbildung als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge.Ein großer Teil war daneben mit Kenntnissen ausFortbildungen in den Bereichen Geriatrie, Suchtthe-rapie, Gestalttherapie, Supervision, Mediation, Per-sonalwesen, Jugendhilferecht, Sozialrecht, Medien,BWL oder Qualitätsmanagement ausgestattet.

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Zu den außerfachlichen Qualifikationen der Bewer-ber gehörten meist Kompetenzen in Gesprächs-führung sowie Teamfähigkeit, Konfliktlösung undMotivation.

Von den zum Stichtag (30. September 2003)gemeldeten Arbeitslosen waren 74 % Frauen, rundein Viertel von ihnen hatte Kinder unter 15 Jahrenzu betreuen (Teilerhebung in einzelnen Regionen).Bei berufserfahrenen Kräften war häufig ein Burn-out-Syndrom festzustellen.

Jüngere Bewerber ohne über das Anerkennungs-praktikum hinausreichende Berufserfahrung hattennach wie vor häufig überzogene Erwartungen andie beruflichen Anforderungen und Einsatzfelder.Der hohe Frauenanteil und die damit in Verbindungstehenden familiären Verpflichtungen führten zuörtlichen und zeitlichen Einschränkungen, die dieEinmündung in Arbeit erheblich erschwerten.Zudem schränkten sich viele Bewerber/innen ein,weil sie nicht in den „harten“ Bereichen der Sozial-arbeit (Sucht, Obdachlose, psychisch und phy-sisch Kranke, Streetwork) tätig werden wollten.Bewerberinnen suchten oftmals so genannte Bera-tungstätigkeiten mit „normalen Arbeitszeiten“.

Von den arbeitslos gemeldeten Bewerbern waren29,5 % jünger als 35 Jahre, 40 % waren zwischen35 und 45 Jahre alt und 30,5 % waren älter als 45Jahre (zum Vergleich: Altersstruktur aller Personenmit FH-Ausbildung: unter 35: 26,6 %, zwischen 35und 45: 31,4 %, über 45: 42 %).

Die Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten, sind fürdiese Berufsgruppe im allgemeinen sehrbeschränkt. Eine Ausnahme bildet Großbritannien.Hier kann der Bedarf in den so genannten „SocialServices“ zurzeit nicht mit heimischen Arbeitskräf-ten gedeckt werden. Gesucht werden Sozialpäda-gogen vor allem in der Kinder- und Familienbetreu-ung, aber auch in der Jugendarbeit und der Arbeitmit Behinderten. Zwei Jahre Berufserfahrung sindideal, aber auch Berufseinsteiger haben eineChance, ebenso ältere Bewerber. Englische Arbeit-geber locken mit vielen Extras, wie beispielsweiseUmzugshilfen, Bonuszahlungen, Weiterbildungenoder einem Auto, das man auch privat nutzenkann. Wer sich für einen Job in Großbritannieninteressiert, kann auf der Internetseite www.arbei-ten-in-england.de ein Online-Bewerbungsformularausfüllen.

Sozialarbeiter und Sozialpädagogen gehören zuden Gewinnern der Beschäftigungsentwicklung inDeutschland. In den entsprechenden Berufsfel-dern waren 2002 rund 580.000 Arbeitnehmer sozi-alversicherungspflichtig beschäftigt, davon etwa120.000 mit einem Hochschulabschluss. Allein

gegenüber 1996 ergab sich eine Zunahme dersozialversicherungspflichtigen Beschäftigungenum rund 30 % (zum Vergleich: alle Arbeitnehmer:–1 %).

Zu den bevorzugten Arbeitgebern gehörten ausSicht der Bewerber vorrangig der ÖffentlicheDienst und diesem nahe stehende Einrichtungenwie Kirchen, Vereine, Wohlfahrtsverbände, ge-meinnützige Organisationen, Gesundheitswesen,Bildungsträger, Verwaltungen, Kinderbetreuungs-einrichtungen und Schulen.

Dabei bevorzugten sie Tätigkeiten, die mit Bera-tung diverser Personengruppen zu tun hatten(Schuldner-, Senioren-, Jugendlichen-, Familien-beratung). Interessant erschienen außerdem Tätig-keiten im Bereich des Bildungswesen, z.B. Erar-beitung von Schulungsmaterial, konzeptionelleArbeiten, einschließlich Forschungsvorhaben.Gesucht waren auch Tätigkeiten in der Hort- undKinderbetreuung, in Schulstationen und in derSeniorenbetreuung. Weniger attraktiv waren ausBewerbersicht Tätigkeiten in der offenen Jugend-arbeit, als Streetworker, in der Obdachlosenarbeitund der Betreuung psychisch und/oder physischkranker Menschen, da diese Tätigkeiten oft mitextremen seelischen Belastungen und hoher zeit-licher Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeiten ver-bunden waren.

Informationen über Einstellungsmöglichkeiten wer-den stärker als bei anderen Berufsgruppen überinformelle Netze ausgetauscht. Viele der Arbeitge-ber, wie kommunal und regional operierende Verei-ne und gemeinnützige Einrichtungen, sind Teil die-ses Netzwerkes. Sowohl Arbeitnehmer als auchArbeitgeber, die sich dieser Netzwerke bedienen,können erfolgreicher sein als andere, die sich aufherkömmliche Suchwege beschränken.

Flexible (Arbeitszeit, Arbeitsort) jüngere und unge-bundene Bewerber hatten noch relativ gute Chan-cen, im Bereich der harten Sozialarbeit oder deroffenen Jugendarbeit in den ersten Arbeitsmarkteinzumünden. Schwer vermittelbar waren Frauenmit Kindern, vorrangig Alleinerziehende sowie älte-re Bewerber mit längerer Arbeitslosigkeit. VieleBewerber schränkten ihre Tätigkeitsfelder starkein, schlossen Bereiche der Sozialarbeit aus undwünschten sich eine reine Beratungstätigkeit, oft-mals unspezifiziert.

Zusatzausbildungen im therapeutischen Bereich(Sucht, Gestalttherapie, Supervision, systemischeTherapie) und Zusatzausbildungen im Bereich derRehabilitation erleichterten eine Einmündung inden Arbeitsmarkt, wenn sie mit beruflichen Erfah-rungen verbunden waren.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 45

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

- Erhebungszeitpunkt jeweils Ende September -

© 2004, BA-AMSStichprobe: Ende 2003

Grafik 46

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Diplom-Pädagogen 3.585 3.260 3.206 2.942 3.118 3.235 3.983

Psychologen 3.253 2.938 2.820 2.520 2.485 2.606 2.933

Soziologen 2.573 2.230 2.255 2.089 2.204 2.434 2.842

Politologen 1.531 1.320 1.377 1.161 1.357 1.611 1.843

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Quelle: Bundesagentur für Arbei© 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende Septembe

Arbeitslos gemeldete Sozialwissenschaftler

Grafik 40

SozialwissenschaftlicheBerufe

Psychologen

Arbeitslose: 2.933 (+12,5 %)

Frauenanteil: 72 % (2002: 67 %)

Stellenzugang 1.253 (–34 %)

Zur Stichtagserhebung am 30. September 2003wurden insgesamt 2.933 arbeitslose Psychologin-nen und Psychologen mit einer Universitätsausbil-dung registriert (+12,5 %). Hinzu kamen 150 Per-sonen mit einem Fachhochschulabschluss. DerFrauenanteil an den Arbeitslosen betrug wie imVorjahr 67 %. Die Nachfrage ging im Jahr 2003gegenüber dem Vorjahr drastisch zurück und zwarum 34 % auf 1.253 Stellenangebote.

Die Zahl der erwerbstätigen Psychologen beträgtgegenwärtig rund 47.000. Die beachtliche Expan-sion in den letzten 10 Jahren (+65 %) ist u.a. mit

einer erheblichen zeitlichen Flexibilisierung derArbeitsangebote und -plätze zu erklären. Der Anteilder Teilzeitbeschäftigten an den Erwerbstätigendürfte zurzeit nahe 50 % liegen und tendenziellweiter steigen. Diese Entwicklung hängt wiederumunmittelbar mit dem hohen Frauenanteil bei denAbsolventenzahlen der letzten Jahre (75 %) zu-sammen.

Die weit überwiegende Zahl der Bewerber interes-siert sich für Klinische Psychologie, ohne aber eineeinschlägige, von den Arbeitgebern nahezu aus-nahmslos nachgefragte therapeutische (gelegent-lich auch beraterische) Zusatzqualifikation nach-weisen zu können. Die sehr hohen Kosten derZusatzqualifikation „Psychologischer Psychothe-rapeut“ sorgen für einen circulus vitiosus: ohneWeiterbildung keine Stelle, ohne Stelle keineWeiterbildung. Die Beschäftigungssituation hatsich insbesondere durch den Abbau von Bera-tungsangeboten auf der kommunalen und regiona-len Ebene und die Reduzierung von Maßnahmender Fort- und Weiterbildung im vergangenen Jahrdeutlich verschlechtert. In einzelnen Regionen,z.B. in Thüringen, ist der Arbeitsmarkt noch befrie-digend.

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Zum Wintersemester 2002/03 studierten an deut-schen Hochschulen rund 34.500 PersonenPsychologie, ein Viertel der Studierenden warenMänner. Entsprechende Diplomprüfungen an Uni-versitäten legten im Jahr 2002 insgesamt 2.871Studierende ab, der Männeranteil betrug ebenfalls25 %. Einen Fachhochschulabschluss erlangten27, einen Bachelorabschluss 24 und einen Master-abschluss 7 Personen. Die Absolventenzahl hatsich zwischen 1993 und 2002 um 31 % erhöht.

27,5 % der Bewerber waren jünger als 35 Jahre,zwischen 35 und 44 Jahren waren 37,6 % und 45Jahre und älter waren 34,9 %.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %. Der Anteilder älteren Psychologen an den Arbeitslosen liegtdemnach erheblich unter dem Durchschnitt. Aberauch die jüngeren Psychologen hatten nach dieserstatistischen Erhebung keine signifikant größerenProbleme beim Berufseinstieg als andere Berufs-gruppen.

Bewerber mit einem FH-, Bachelor- oder Master-abschluss waren bei den Agenturen praktischnicht gemeldet.

An der primär klinischen Ausrichtung der meistenAbsolventen hat sich nichts geändert. Nur rund 15bis 20 % der Bewerber hatten den Studienschwer-punkt Arbeits- und Organisationspsychologiegewählt. Viele Bewerber hatten bereits Weiterbil-dungen in den Bereichen systemische Therapie,Körpertherapie, Gesprächsführung, Verhaltensthe-rapie, Tiefenpsychologie etc. begonnen bzw.abgeschlossen.

Daneben verfügten einige Bewerber über Zusatz-qualifikationen und Erfahrungen im weiteren so-zialwissenschaftlichen und sozialpädagogischenBereich wie: Supervision, Mediation, Gewaltprä-vention, Coaching u.ä.

Auch die außerfachlichen Qualifikationen warensehr breit gefächert und reichten von umfangrei-chen Datenverarbeitungskenntnissen (MS-Office-Anwendungen, SPSS, HTML) über Sprachkennt-nisse, Medienkompentenz und Projekterfahrungenbis zu unterschiedlichen psychologischen Metho-denkompetenzen.

Entsprechend ihrer Aus- und Vorbildung suchte dieMehrheit der Bewerber nach Stellen im klinischenBereich. Die als Voraussetzung für die Niederlas-

sung und viele klinische Tätigkeiten geforderteAnerkennung zum PPT (Psychologischer Psycho-therapeut) stellte für viele jüngere Psychologeneine kaum überwindbare Hürde dar. Insbesonderefür Absolventen ist die hierzu geforderte Praxis-erfahrung in Kliniken sowie die theoretische Aus-bildung nur über viele Stationen zu erreichen. EinTeil dieser Bewerber, die ihre langfristige Perspek-tive in der klinischen Psychologie sehen, befandsich in mühsam privatfinanzierter, länger dauern-der (i.d.R. mind. 5 Jahre) berufsbegleitender Quali-fizierung zum PPT. Danach wird in der Regel dieSelbstständigkeit angestrebt.

Die am häufigsten genannten gewünschten Ein-satzfelder der bei den Agenturen gemeldetenPsychologen waren: Klinische Psychologie, Kin-der- und Jugendpsychiatrie, Coaching, Prozess-begleitung, Organisationsentwicklung, Personal-entwicklung, Changemanagement und besondersstark vertreten die Niederlassung als Psychologi-scher Psychotherapeut.

Jüngere Psychologen suchten deshalb überwie-gend Tätigkeitsbereiche, in denen sie entspre-chend ihrer berufsbegleitenden WeiterbildungenPraxisfälle sammeln konnten.

Auch ein Teil der klinisch ausgerichteten Psycholo-gen zeigte sich aufgrund der hohen Hürden in derklinischen Psychologie offen für Tätigkeiten in derPrivatwirtschaft.

Die meisten Angebote bezogen sich auf diverseklinische Tätigkeiten. Die Approbation als Psycho-logischer Psychotherapeut und weitere therapeuti-sche Zusatzausbildungen waren dabei besondersoft genannte Voraussetzungen. Arbeitgeber warenu.a. Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, Kom-munen, Vereine und Verbände. Neben den klassi-schen klinischen Einsatzbereichen wurden, wie imVorjahr, bei insgesamt zurückgegangenem Stellen-volumen vor allem Funktionen in der Jugend- undErziehungshilfe sowie in der Beratung von Sucht-und Drogenabhängigen angeboten. Angebote fürTätigkeiten in der Arbeits-, Betriebs- und Orga-nisationspsychologie von Personaldienstleisternoder aus entsprechenden Unternehmensbereichengingen gegenüber dem Vorjahr weiter zurück.

Einige typische Arbeitsplatzangebote werden hierstichwortartig dargestellt:

Klinik: psychologische Betreuung der Patienteneiner Psychiatrischen oder Reha-Klinik. Vorausset-zung ist die begonnene bzw. abgeschlossene ver-haltenstherapeutische Ausbildung.

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Altenheim: psycho-soziale Betreuungsarbeit mithochbetagten, pflegebedürftigen Menschen. Not-wendig sind gerontopsychatrische Kenntnisse,Kommunikationsfreudigkeit und Erfahrungen inTeamführung.

Marktforschung: Auswertung von Marktfor-schungsfragebögen, Datenaufbereitung, Daten-analyse, Internetrecherche; sehr gute Statistik-und SPSS-Kenntnisse sind unverzichtbar.

Personalberatung: Personalgespräche, Personal-bewertung, Personalauswahl im Auftrag, Kunden-betreuung.

Mitarbeit bei Niedergelassenen Psychotherapeu-ten: Therapie von psychosomatischen und neuro-logischen Störungen. Voraussetzung: Approbationund weitere Therapieausbildungen.

Privatunternehmen: Traineestelle im Bereich Per-sonalentwicklung und Changemanagement. Auf-gabenschwerpunkte liegen in der Mitarbeit beiPersonalauswahl- und Potenzialverfahren, derKonzeption und Durchführung von Personalent-wicklungsmaßnahmen, der Prozessbegleitung, derModeration und Seminardurchführung.

Erziehungs- und Konfliktberatung: fachliche Lei-tung der Erziehungsberatungsstelle. Leitungskom-petenz, Erfahrung in der Erziehungs-, Partner-schafts-, und Scheidungsberatung werden voraus-gesetzt.

Hochschule: Mitarbeit an statistischen Analysender Daten zu Forschungsprojekten, inhaltliche Auf-bereitung der Ergebnisse und Erstellung von Publi-kationen. Übernahme von weiteren Aufgaben inLehre und Forschung.

Sozialpsychiatrischer Dienst: Personifizierte Hilfenfür Menschen mit psychischer Erkrankung oderBehinderung, fachliche, personelle, organisatori-sche und wirtschaftliche Leitung des Sozialpsychi-atrischen Dienstes.

Justizvollzugsanstalten: Schwerpunkte des Aufga-bengebiets liegen im diagnostisch-prognostischenBereich – Mitwirkung bei der Ausgestaltung desVollzuges im Rahmen der Behandlungsuntersu-chung, gutachterliche Stellungnahmen zur Vorbe-reitung von Entscheidungen für den weiteren Straf-vollzug.

Nach der Erlangung der Approbation streben vielePsychologen eine eigene Niederlassung mit Kas-senzulassung als Psychologischer Psychothera-peut an. Selbstständige Existenzen werden auchim Bereich Coaching, Unternehmensberatungoder Gutachtenerstellung beobachtet.

Bei Absolventen reichte vielfach das Diplom nichtmehr aus. Es wurden Zusatzqualifikationen, wiez.B. Methodenkompetenzen und therapeutischeZusatzausbildungen erwartet. Es wurden oftBerufserfahrungen, die zu den jeweiligen Zielgrup-pen passen, vorausgesetzt. Je nach Einsatzfeldwaren diverse therapeutische Zusatzqualifikatio-nen notwendig bis hin zur abgeschlossenen Aus-bildung als Psychologischer Psychotherapeut.Tätigkeiten in der Privatwirtschaft erforderten z.B.im Einsatzfeld Personalwesen profunde Kennt-nisse der gängigen Personalauswahl- und Ent-wicklungsinstrumente sowie weitere betriebswirt-schaftliche und EDV-Kenntnisse. Im Forschungs-bereich wurden entsprechende empirische For-schungskenntnisse und -erfahrungen vorausge-setzt.

Ein großer Teil der Stellenangebote kam aus demÖffentlichen Dienst oder ist verbunden mit Vergü-tungen, die an die Regelungen des ÖffentlichenDienstes angelehnt sind. Der Einstieg für Psycho-logen erfolgt bei diesen Arbeitgebern nach Vergü-tungsgruppe II BAT. Ein 30-jähriger lediger Psycho-loge würde demnach rund 3.000 € brutto erhalten.Hinzu können im Klinikbereich Zulagen für Nacht-und Wochenenddienste kommen.

In Bezug auf die Privatwirtschaft lassen sich nursehr allgemeine Hinweise zu den Einstiegsgehäl-tern geben, da man auf sehr unterschiedliche Tarif-vereinbarungen trifft; in kleineren Agenturen undprivaten Forschungsinstituten greifen Tarifverein-barungen zum Teil überhaupt nicht. Die Mehrzahlder Einstiegsgehälter für Vollzeitstellen in größerenUnternehmen wird sich im Bereich zwischen30.000 und 40.000 € bewegen. Zur Einkommens-situation freiberuflich tätiger Psychologen lässtsich keine verbindliche Aussage treffen, da diesesehr stark vom eingebrachten zeitlichen Aufwandund zum Beispiel von der Zahl der zu therapieren-den Patienten abhängt.

Neben den klassischen Suchwegen (Zeitungsinse-rate, Virtueller Arbeitsmarkt der Bundesagentur fürArbeit etc.) spielt auch für Psychologen die Jobsu-che über das Internet eine immer wichtigere Rolle.Gerade für Psychologen, die nach einer Weiterbil-dungsmöglichkeit zum PPT suchen, gleicht dasAufspüren geeigneter Angebote oft einem unüber-sichtlichen Puzzlespiel. Deshalb werden einigepsychologentypische Links zu diesem Themagenannt.

Eine der wichtigsten Adressen im Internet fürarbeitsuchende Psychologen ist „psychjob“(www.hogrefe.de/PsychJob), die sich ausschließ-

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lich auf Stellenangebote für Psychologen speziali-siert hat. Die Bundesvereinigung StudentInnen imBerufsverband Deutscher Psychologinnen undPsychologen hat unter http://www.gp.tu-berlin.de/psy11/bv_praktikumsboerse/abfrage.htm eineVielzahl von Kliniken und Institutionen zusammen-getragen, die Praktika, unter anderem auch für dieAusbildung zum Psychologischen Psychothera-peuten, anbieten. Hier gibt es auch eine Samm-lung von Einrichtungen im Ausland, die Praktikaanbieten. Speziell für den Bereich „Neuropsycho-logie“ empfiehlt sich die folgende Webadresse:http://hometown.aol.com/EriKasten/007.html. Hierwerden neben aktuellen Stellenangeboten auchAdressenlisten vorgehalten, z.B. sämtliche Reha-Kliniken mit neurologischen Schwerpunkten.

Auf den Seiten der Universität Bielefeld steht eineumfangreiche Linksammlung für die Suche nachArbeits- und Praktikumsstellen für Psychologinnenund Psychologen zur Verfügung(http://www.psychologie.uni-bielefeld.de/public/upfingst/job/start.htm).

Ältere Bewerber ohne Weiterbildung bzw. Weiter-bildungsbereitschaft, die nicht überregional mobilwaren, hatten nur geringe Chancen, eine neueStelle zu finden.

Von den Bewerbern wurden häufig fachbezogenetherapeutische Zusatzqualifikationen nachgefragt,

die jedoch in der Regel nach dem Sozialgesetz-buch III nicht gefördert werden konnten. Vereinzeltwurden auch EDV-Fortbildungen oder Projekt-managementkurse, Angebote zur Existenzgrün-derschulung und ab und an auch Lehrgänge inMediation nachgefragt.

Besonders hilfreich für eine Integration in denArbeitsmarkt erwiesen sich (meist selbstfinanzier-te) Zusatzqualifikationen in Systemischer Beratungund Familientherapie, in der Supervision; in derPsychosozialen Beratung oder in klientenzentrier-ter Gesprächsführung. Auch die Vermittlung vonEDV-Anwenderkenntnissen verbesserten das Pro-fil der Bewerber. Für Bewerber, deren Ziel einArbeitsplatz in der Privatwirtschaft war, erwiesensich Qualifizierungen im Projektmanagement, inbetriebswirtschaftlichen Feldern und im Personal-management als hilfreich.

Eine Reihe von Psychologen machte sich mitfinanziellen Hilfen der Agenturen für Arbeit selbst-ständig. Der Weg in die Selbstständigkeit war beivorherigem Absolvieren entsprechender Work-shops oder Lehrgänge zur Existenzgründungnachweisbar erfolgreicher.

Einigen älteren Psychologinnen und Psychologengelang mit dem Einsatz von Eingliederungszu-schüssen die Rückkehr in das Berufsleben.

Quelle. Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSN = 1.253

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Soziologen/Sozialwirte,Politologen

Soziologen/Sozialwirte

Arbeitslose: 2.842 (+17 %)

Frauenanteil: 50 % (2002: 50 %)

Stellenzugang: 403 (–28,3 %)

Politologen

Arbeitslose: 1.843 (+14 %)

Frauenanteil: 38 % (2002: 38 %)

Stellenzugang: 63 (–50 %)

Im Gefolge der schwachen Konjunktur und demdamit verbundenen Rückgang der Nachfrage nachAkademikern im Allgemeinen hat sich auch dieArbeitslosigkeit von Sozial- und Politikwissen-schaftlern deutlich erhöht. Zum 30. September2003 waren 2.842 Soziologen (+17 %) und 1.843Politologen (+14 %) arbeitslos gemeldet. Der Frau-enanteil betrug bei den Soziologen 50 % und beiden Politologen 38 %. Für Soziologen wurden imJahresverlauf bundesweit 403 Stellenangeboteunterbreitet (–28 %), für Politologen halbierte sichdas ohnehin karge Stellenaufkommen auf nur noch63 Vakanzen. Zusätzlich beeinträchtigte das Feh-len öffentlicher Gelder den Stellenmarkt für Sozial-und Geisteswissenschaftler besonders. Auffallendist, dass selbst geplante Projekte nicht zur Durch-führung kamen bzw. nicht fortgeführt wurden.

Wie bereits im Jahr 2002 hat sich auch imBerichtsjahr der Rückgang der Nachfrage nachSoziologen und Politologen weiter deutlich fortge-setzt. Die wenigen Stellenangebote, die sich direktan diese Berufsgruppen wandten, wurden denAgenturen noch seltener gemeldet. Sie kamenzumeist aus den Bereichen Wissenschaft und For-schung und bezogen sich – für Soziologen – u.a.auf empirische Forschungsprojekte an Universitä-ten und außeruniversitären Forschungsinstituten,sozialwissenschaftliche Begleitung von Verände-rungsprozessen in Verwaltungen und an Hoch-schulen, empirisch-statistische Analysen vonWeiterbildungsprozessen und Dozententätigkeiten

(teilweise auf Honorarbasis) an Fachschulen fürdas Fach Sozialwissenschaften. Dabei warenexzellente Kenntnisse in der empirischen Sozial-forschung und Erfahrungen in DV-gestützten Pro-grammen wie SPSS in der Regel unerlässlich.

Stellenangebote, die die im Studium erworbenenKernkompetenzen von Politologen voraussetzten,lagen nur ganz vereinzelt vor. Es handelte sich –wie schon in den vorangegangenen Jahren – u.a.um wenige Vakanzen bei Parteien, Gewerkschaf-ten, Einrichtungen der Politischen und Erwachse-nenbildung, Verbänden und Universitäten. Die Auf-gaben bezogen sich dabei u.a. auf die Konzeptionund Erstellung von Lehrmaterialien, Dozententätig-keit in der Politischen Bildung, Planung und Durch-führung von Veranstaltungen, die wissenschaftli-che Begleitung von Qualitätsmanagementprozes-sen in Verbänden sowie die Fachbereichsleitung„Politische Bildung“ an Volkshochschulen.

Die ohnehin nur eingeschränkten Möglichkeiten fürsozialwissenschaftliche Berufsperspektiven imengeren Sinne haben sich ebenso weiter ver-schlechtert wie die Chancen zum Seiteneinstieg. Innahezu allen Bereichen der Privatwirtschaft gab eskaum noch Nischen für Quereinsteiger. In der Kon-kurrenz mit auf den Markt drängenden – inzwi-schen ebenfalls von Arbeitslosigkeit bedrohten –Wirtschaftswissenschaftlern blieben Sozialwissen-schaftler meist auf der Strecke. Dennoch konntensich regelmäßig Absolventen insbesondere in klei-nen Firmen der Bereiche Kultur, Medien, Werbungoder Film immer wieder im Rahmen von projektge-bundenen Praktika „unentbehrlich machen“, waszur Festanstellung führte. Die Einstiegsgehälterlagen dabei häufig deutlich unter 2000,– €.

Bei den Soziologen waren 26,3 % der arbeitslosenBewerber jünger als 35 Jahre, 32,9 % waren zwi-schen 35 und 44 Jahre alt und 40,8 % waren 45Jahre und älter. Bei den Politologen lagen dieseWerte bei 32,0, 37,5 und 30,4 %. Zum Vergleichdie Altersstruktur aller arbeitslosen Bewerber mitabgeschlossener Universitätsausbildung: bis 34Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44: 32,4 % und 45Jahre und älter: 40,5 %. Damit entspricht dieAltersverteilung bei den Soziologen fast exakt demDurchschnitt aller Arbeitslosen mit einer Hoch-schulausbildung, während ältere Politologen deut-lich seltener von Arbeitslosigkeit betroffen waren.

Zunehmend mehr Absolventen konnten nebenihrer Fachqualifikation Studienaufenthalte im Aus-land und praktische Erfahrungen, wie Praktikaoder Projektarbeit, vorweisen. Auch die Fremd-sprachenkenntnisse der Absolventen haben sich in

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den vergangenen Jahren deutlich verbessert;immer mehr verfügten – neben Englischkenntnis-sen – über sichere Sprachfertigkeit in mindestenseiner weiteren Sprache.

Breite sozialwissenschaftliche Kenntnisse je nachSchwerpunkt- und Fächerwahl im Studium, teil-weise gute BWL- und VWL-Kenntnisse, fundierteKenntnisse in der empirischen Sozialforschunggehörten zu den fachlichen Profilen vieler Bewer-ber.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen verfügteüber ein breites Spektrum an Zusatzqualifikationenaus Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, überumfassende EDV-Kenntnisse, Erfahrungen in Mul-timedia, Qualitäts- und Bildungsmanagementsowie in der Bildungsberatung.

Bevorzugte Arbeitgeber dieser Bewerbergruppewaren öffentliche Einrichtungen wie Behörden,Verwaltungen oder Kommunen und wissenschaft-liche Institutionen, insbesondere Hochschulen.Groß- und mittelständische Unternehmen habenbei der Suche nach potenziellen Arbeitgebern inden letzten Jahren deutlich aufgeholt. Im Privat-sektor zählten daneben Marktforschungsinstitute,Verlage, Träger der Erwachsenenbildung, Redak-tionen, Personalberatungsunternehmen und Me-dien zu den Favoriten.

Die am häufigsten genannten erwünschten Funk-tionen waren wissenschaftliche Tätigkeit in For-schung und Lehre sowie Funktionen in der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, gefolgt von Aufgaben imPersonalwesen, in Marketing und Werbung und imProjektmanagement.

Das Interesse der Soziologen tendierte insgesamteher in Richtung Sozialforschung oder Public Rela-tions, das der Politologen in Richtung Verwaltung,Politikberatung, non-profit-Organisationen sowieWerbung und Marketing.

Ungebrochen ist die Tendenz bei Politologen undSoziologen, in den Tätigkeitsbereichen Kultur, Ver-lagswesen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit undJournalismus durch Praktika nach dem StudiumFuß zu fassen. Zunehmend rücken aber auchberatende Berufe im Bereich Organisationsbera-tung, Personalentwicklung, Coaching und Media-tion in das Blickfeld der Absolventen.

Die üblichen Soft Skills wie Kommunikations- undTeamfähigkeit, Kreativität und Engagement warenbei dieser Bewerbergruppe überdurchschnittlichausgeprägt.

Sozialwissenschaftler zeigten überwiegend Bereit-schaft, sich bundesweit zu bewerben. Durch dieGewährung von Umzugskostenbeihilfe als Zu-schuss wurde die Mobilitätsbereitschaft der Be-werber zusätzlich unterstützt (§ 53 SGB 3:„Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohteArbeitsuchende, die eine versicherungspflichtigeBeschäftigung aufnehmen, können durch Mobili-tätshilfen gefördert werden, soweit dies zur Auf-nahme der Beschäftigung notwendig ist“).

Da viele Personen dieser Berufsgruppe alsschwervermittelbar gelten müssen, standen hier jenach persönlicher Voraussetzung verschiedenearbeitsmarktpolitische Instrumente zur beruflichenIntegration zur Verfügung. Beispielhaft sei in die-sem Zusammenhang der Eingliederungszuschuss(EGZ) nach §§ 217 ff. SGB III genannt, der es denAgenturen für Arbeit ermöglicht, bis zu 50 % dertariflichen Arbeitsentgelte bis zu einem Jahr lang(bei Arbeitnehmern über 55 Jahre bis zu zwei Jah-ren) zu übernehmen. Von diesem Instrument wurdegerade bei Sozialwissenschaftlern gerne Gebrauchgemacht.

Nur bei einer kleinen Minderheit der angebotenenTätigkeiten wurden explizit Sozialwissenschaftlergesucht. Bei den anderen Stellen wurden ganz all-gemein Akademiker, Geisteswissenschaftler u.a.gesucht, bzw. die Position in der jeweiligen Firmaoder die zukünftige Tätigkeit benannt. Hier waren –unter vielen anderen potenziellen Kandidaten auchBewerber aus den Sozialwissenschaften ange-sprochen. Das heißt, die Suche nach Alternativenzum engeren sozialwissenschaftlichen Einsatzfeldwar hier die Norm und nicht die Ausnahme.

Bei den Hochschulen gab es noch den höchstenAnteil von Stellen, die explizit Sozialwissenschaft-ler anforderten.

Wissenschaftliche Mitarbeiter im Bereich Politi-sche Wissenschaften sollten z.B. bei der Konzep-tion für die neuen Bachelor- und Master-Studien-gänge mitarbeiten und entsprechende Lehrtätig-keiten ausüben. Voraussetzung war für derartigewissenschaftliche Tätigkeiten ein sehr gut abge-schlossenes Studium der Politikwissenschaften,oft auch eine abgeschlossene Promotion mit deut-lichem Bezug zur angebotenen Tätigkeit undKenntnisse in Verwaltung und Organisation desHochschulbetriebs.

Ähnliche Anforderungen wurden an Soziologengestellt, die von den Hochschulen gesucht wur-den. Auch hier ging es u.a. oft um die Mitwirkungan der Entwicklung des Curriculums und des Stu-dienmaterials zu den neuen Studienabschlüssen

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BA und MA und um die Entwicklung des didakti-schen und methodischen Designs von Lerneinhei-ten. Neben dem hervorragend abgeschlossenenStudium wurde oft auch einschlägige Forschungs-erfahrung erwartet. Je nach Einsatzfeld solltengelegentlich auch Erfahrungen Didaktik undMethodik des E-Learning sowie in jedem Fall sehrgute Kenntnisse der Empirie sowie Englisch undweitere EDV-Kenntnisse vorliegen.

Typisch ist die große Vielfalt und die breite Streu-ung der Einsatzfelder für Sozialwissenschaftler inden außeruniversitären Einsatzfeldern. Die wich-tigsten Arbeitgeber im Privatsektor waren Agen-turen (Marketing-, PR-, Multimedia- und Werbe-agenturen) und Verlage, Personaldienstleister, Ver-sicherungen und Banken, Handel und Messege-sellschaften.

Deshalb macht es auch keinen Sinn, an dieserStelle einzelne Arbeitsfelder detailliert zu beschrei-ben. Die Fülle der Tätigkeiten lässt sich anhand dervielen Berufsbezeichnungen ablesen, mit denensich Bewerber aus dem sozialwissenschaftlichenUmfeld mit angesprochen fühlen durften. Bezeich-nungen wie Referent, Geschäftsführer, wissen-schaftlicher Mitarbeiter oder Projektleiter etc.

waren dabei die am häufigsten benutzten Funk-tionsbezeichnungen. Aber auch Tätigkeiten mitausgeprägten kaufmännischen Schwerpunktenkamen bei Vorliegen nachweisbarer betriebswirt-schaftlicher Kompetenzen in Betracht.

Von den Arbeitgebern wurden einschlägige Berufs-erfahrungen, EDV- und Fremdsprachenkenntnisseerwartet. Erfahrungen in der empirischen Sozialfor-schung, breite Kenntnisse im Fach und im gewähl-ten Studienschwerpunkt und je nach Ausgestal-tung der angebotenen Funktion mehrjährigeBerufserfahrung auch Leitungs- und Führungs-erfahrung, Kenntnisse im Sozialmanagement undProjekterfahrung kamen hinzu.

Hohe Flexibilität, soziale Kompetenzen und dieFähigkeit der eigenverantwortlichen, ergebnis-orientierten und termingerechten Arbeitsorganisa-tion waren die wichtigsten Anforderungen imBereich der Soft Skills. Darüber hinaus wurdensicheres Auftreten, Kommunikationsfähigkeit,große Belastbarkeit, Bereitschaft zu Überstundenbzw. unregelmäßiger Arbeitszeit erwartet.

Die Erwartungen der Arbeitgeber hinsichtlich derberuflichen Vorerfahrung wurden teilweise genaupräzisiert, so dass zum Beispiel für die Auswertung

SoziologenUni insgesamt

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

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von empirischen medizinischen Forschungsstu-dien ein entsprechender Kenntnisstand im BereichMedizin (ggf. sogar durch vorherige Berufsausbil-dung) vorhanden sein sollte. Zentrale Vorausset-zung für einen erfolgreichen Berufseinstieg vonSozialwissenschaftlern ist das Sammeln möglichstvieler berufspraktischer Erfahrungen. Bewerber,die z.B. während ihres Studiums die an ihrem Stu-dienort bestehenden Praxisprogramme genutzthatten, waren bei der Stellensuche signifikanterfolgreicher als Bewerber ohne praktische Vorer-fahrungen.

Das zur beruflichen Integration der Bewerberdurch die Agenturen für Arbeit eingesetzte Instru-mentarium war vielfältig. Es reichte von der Förde-rung von Praktika von Absolventen, um Berufs-erfahrung zu erreichen und den Einstieg zu ermög-lichen über die Gewährung von Eingliederungszu-schüssen bei älteren oder besonders schwer ver-mittelbaren Sozialwissenschaftlern bis hin zubetrieblichen Trainingsmaßnahmen.

Auch für Wirtschaftsenglisch oder im EDV-Bereichwurden Trainingsmaßnahmen durchgeführt.

Diplom-Pädagogen undErziehungswissenschaftler

Arbeitslose: 3.983 (+23 %)

Frauenanteil: 72 % (2002: 72 %)

Stellenzugang: 1.003 (–3 %)

Zum 30. 9. 2003 wurden 3.983 arbeitslose Bewer-berinnen und Bewerber gezählt, das waren 23 %mehr als 2002. Der Frauenanteil lag wie im Vorjahrbei 72 %.

Die Zahl der Stellenangebote, die die Dienststellender Bundesagentur im Laufe des Jahres erreich-ten, ging nur geringfügig um 27 auf 1.003 zurück.Insofern blieb die Nachfrage auf niedrigem Niveaurelativ stabil.

29 % der arbeitslosen Bewerber waren jünger als35 Jahre, 35 % waren zwischen 35 und 44 Jahrealt und 36 % waren 45 Jahre und älter. Zum Ver-gleich die Altersstruktur aller arbeitslosen Bewer-ber mit abgeschlossener Universitätsausbildung:

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSN = 448

Grafik 43

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bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44: 32,4 %und 45 Jahre und älter: 40,5 %.

Der Anteil der älteren Bewerber war damit deutlichgeringer als beim Durchschnitt der Erwerbslosenmit einer Universitätsausbildung.

Die Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewer-ber waren entsprechend der breiten Studienhinter-gründe und Spezialisierungen in der Erwachsenen-pädagogik, der Medienpädagogik, der Umweltpä-dagogik oder der Sozialpädagogik sehr heterogen.Entsprechend breit waren auch die beruflichenErfahrungen aus Praktika, ABM oder Projekten undvorangegangenen Beschäftigungsverhältnissen.Kennzeichnend waren jedoch stark fragmentierteErwerbsbiografien.

Berufserfahrene Bewerber brachten häufig auchorganisatorische, Personalführungs- und betriebs-wirtschaftliche Kenntnisse mit sowie z.T. sehr guteDV-Anwenderkenntnisse. Viele Bewerber verfüg-ten darüber hinaus über spezifische Zusatzqualifi-kationen, z.B. im Bereich Gesprächsführung oderMediation. Auch Therapieausbildungen (z.B.systemische Beratung) waren nicht selten anzu-treffen.

Diejenigen Bewerber, die im Studium keine, demuniversitären Niveau angemessene, klare fachlicheOption gewählt hatten, stießen auf die größtenSchwierigkeiten beim Berufseinstieg. Aufgrund derfehlenden Praxiskenntnisse hatten sie auch in derKonkurrenz zu Fachhochschulabsolventen keinerealistische Chance auf dem Arbeitsmarkt.

In den typischen Bereichen der Sozialarbeit/-päda-gogik, in denen vorrangig nach Inhabern von FH-Diplomen gesucht wurde, wie Jugendarbeit inKommunen (Sozial- und Jugendämter), kirchlicheSozial- und Gemeinwesenarbeit und Schulsozial-arbeit waren die meisten Arbeitgeber nur dannalternativ auch an Diplom-Pädagogen interessiert,wenn diese einschlägige Berufserfahrungen mit-brachten.

Der größere Teil der Bewerber hatte während desStudiums verschiedene Praktika absolviert undwar in der Regel auch während der Phase derArbeitssuche durchaus bereit, weiterhin Erfahrun-gen mit Praxismodulen zu sammeln.

Berufserfahrene Bewerber waren meist erfreulichflexibel und nutzten in Suchphasen auch vorüber-gehend freiberufliche Tätigkeiten, um ihre Qualifi-kation zu erhalten und ihre Chancen zu verbes-sern.

Auch bei den außerfachlichen Qualifikationen wardie Palette breit gestreut. Viele Pädagoginnen undPädagogen brachten umfangreiche PC-Anwen-derkenntnisse mit (MS-Office, HTML, zum Teilauch selbsterlernte Programmiersprachen). Eben-so lassen sich hier verschiedenste Sprachkennt-nisse, Zusatzqualifikationen im Bereich Rhetorik,Supervision, interkulturelle Pädagogik und be-triebswirtschaftliche Kenntnisse nennen. Kommu-nikationsfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Teamfä-higkeit gehörten fast selbstverständlich zum Quali-fikationsprofil dieser Bewerbergruppe.

Die Wunscharbeitgeber der Bewerber waren über-wiegend Hochschulen, Pädagogische Einrichtun-gen, Beratungsstellen, Bildungsträger, ÖffentlicherDienst, Verlage, sonstige Bildungseinrichtungen,größere Unternehmen (PR-Arbeit oder Personal-wesen), Therapieeinrichtungen oder Wohlfahrts-verbände.

Dabei erhofften sie sich die Mitarbeit in den fol-genden Funktionsbereichen: WissenschaftlicheMitarbeit, Beratungstätigkeiten, Leitungs- undFührungsaufgaben, Unterrichtstätigkeiten, Lekto-rat, Öffentlichkeitsarbeit, Personalentwicklung,Wohngruppen- und Wohnheimbetreuung, thera-peutische Tätigkeiten.

Der Heterogenität der Bewerberprofile entspre-chend waren auch die Tätigkeitsfelder bei denStellenangeboten sehr breit gefächert. Einige typi-sche Aufgabenstellungen seien hier genannt:

● Offene Jugendarbeit: Leitung und Betreuungeines Schülercafés, Betreuung straffälligerJugendlicher in sozialen Trainingskursen.

● Beratung: Schwangerschaftskonfliktberatungund Familienplanung; hier wird meist eine min-destens zweijährige Berufserfahrung vorausge-setzt sowie häufig Zusatzausbildungen, z.B. inGesprächsführung. Auch die Bereitschaft zurTeilnahme an Fortbildung in Supervision ist oftunerlässlich.

● Wohnheimleitung – Verantwortung für die fachli-che Planung, Leitung und Steuerung derBewohnerbetreuung.

● Tätigkeiten bei Bildungsträgern: Bewerbungs-training und Coaching, Erstellung von Eignungs-tests, Unterricht, Pädagogische Betreuung vonberufsvorbereitenden Maßnahmen, beruflicheIntegration von langzeitarbeitslosen Menschen.

● Hochschule: Wissenschaftliche Assistentenmeist mit Promotion in Erziehungswissenschaf-ten und einschlägigen Forschungskenntnissen

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und praktischen Erfahrungen in den jeweiligenForschungsschwerpunkten.

● Geschäftsführung von Jugendhilfeprojekten:Zusammenarbeit mit Institutionen, Behörden,Dienststellen und Verbänden auf dem Gebietdes Kinder- und Jungendschutzes.

● Behinderteneinrichtungen: Einrichtungsleitungund Sozialdienstorganisation, Mitarbeiterfüh-rung (Einstellungen, Entlassungen), konzeptio-nelle Weiterentwicklung.

● Privatwirtschaft: z.B. Einsatz in Sprachenschu-len in der Personalplanung und Projektkoordina-tion.

● Unterricht: Fachschulen für Sozialpädagogik –meist auf Honorarbasis.

● Medienpädagogik: Konzeption und Realisierungvon Öffentlichkeitsarbeit für medienpädagogi-sche Angebote.

Vereinzelt kamen Diplom-Pädagogen auch alsBewerber für Traineestellen in Betracht.

Die Palette war insgesamt sehr breit und differen-ziert. Viele der Angebote – vor allem im Bildungs-sektor und im engeren sozialpädagogischenBereich – waren befristete, Teilzeit- oder Honorar-stellen.

Chancen für eine dauerhafte Berufsperspektiveeröffneten sich letztlich nur solchen Bewerberin-nen und Bewerbern, die über nachweisbareZusatzqualifikationen und praktische Erfahrungenverfügten und regional mobil waren. Je nach ange-strebtem Einsatzfeld sollten Kenntnisse im kauf-männischen Bereich, im Personalwesen, therapeu-tische Zusatzqualifikationen und EDV-Kenntnissenachgewiesen werden können. In der Konkurrenzzu den Sozialpädagogen und Sozialarbeitern inden Kerntätigkeiten der Sozialen Arbeit sindBerufsanfänger mit einem Universitätsabschlussohne intensive Praxiserfahrungen meist chancen-los.

Arbeitgeber erwarteten darüber hinaus meistenseinschlägige Vorerfahrungen im jeweiligen Tätig-keitsfeld.

Zusätzliche Weiterbildungen und Qualifikationen(z.B. Supervision, spezielle Therapien), waren –abhängig von dem angebotenen Einsatzfeld – oftebenfalls Einstellungsvoraussetzung. Bei den SoftSkills wurden am häufigsten genannt: Kommunika-tionsstärke, Organisations- und Teamfähigkeit.

Viele der Positionen wurden in Einrichtungen ange-boten, deren Vergütung sich nach den Tarifen des

Öffentlichen Dienstes richtete. Die Spannbreite fürBerufseinsteiger reichte dabei von Vergütungs-gruppe Vb bis II. Ein großer Teil der Tätigkeitenfand daneben auf Honorarbasis mit sehr unter-schiedlicher Vergütung statt.

Die Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten, sind fürdiese Berufsgruppe im allgemeinen sehr be-schränkt. Eine Ausnahme bildet Großbritannien.Hier kann der Bedarf in den so genannten „SocialServices“ zur Zeit nicht mit heimischen Arbeits-kräften gedeckt werden (vgl. Kapitel über „Sozial-arbeiter und Sozialpädagogen“). Gesucht werdenSozialpädagogen vor allem in der Kinder- undFamilienbetreuung, aber auch in der Jugendarbeitund der Arbeit mit Behinderten. Zwei Jahre Berufs-erfahrung sind ideal, aber auch Berufseinsteigerhaben eine Chance, ebenso ältere Bewerber. Eng-lische Arbeitgeber locken mit vielen Extras wie bei-spielsweise Umzugshilfen, Bonuszahlungen,Weiterbildungen oder einem Auto, das man auchprivat nutzen kann. Auch Diplom-Pädagogen sind– soweit sie über praktische Vorerfahrungen verfü-gen – als Bewerber willkommen.

Besonders wichtig für Berufsanfänger waren vor,während oder nach dem Studium erworbene Pra-xiserfahrungen in dem angestrebten Einsatzfeldsowie Kenntnisse in den wichtigsten DV-Anwen-dungen und in Betriebswirtschaft.

Berufserfahrene Arbeitskräfte, die z.B. Funktionenin der klassischen Sozialarbeit erfolgreich wahrge-nommen haben, erhielten gelegentlich die Chance,in die Leitungsebene aufzusteigen. Diplom-Päda-gogen, die in der Privatwirtschaft Erfahrungen imPersonalwesen gesammelt hatten, traten beieinem beabsichtigten Stellenwechsel nicht mehrals Diplom-Pädagogen, sondern z.B. als Personal-referenten oder Personalleiter in Erscheinung.

Wissenslücken konnten mit Unterstützung derAgenturen für Arbeit vor allem bei fehlendembetriebswirtschaftlichem Grundwissen oder beimangelhaften PC-Kenntnissen ausgeglichen wer-den; dies führte zu einer deutlichen Verbesserungder Arbeitsmarktchancen. Auch andere gezielteTrainingsmaßnahmen (hierbei ging es um dieunterschiedlichsten Themen, wie PC-Anwender-kenntnisse, Bewerbungskompetenzen, in Einzel-fällen auch um spezielle pädagogische Bereiche,wie Waldorfpädagogik sowie heil- u. frühpädago-gische Zusatzkenntnisse) und – vor allem bei älte-ren Bewerbern – Eingliederungszuschüsse konn-ten die Integration in den Arbeitsmarkt erleichtern.

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n = 1003Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 44

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Publizistische Berufe

● Journalisten, Redakteure

● Dolmetscher, Übersetzer

● Bibliothekare, Dokumentare, Archivare und Museumsfachleute

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▲Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Publizistische Berufe insgesamt

Arbeitslose: 5.126 (+13 %)

Frauenanteil: 65 % (2002: 65 %)

mit Universitätsabschluss: 74 % (2002: 71 %)

Stellenzugang: 1.461 (–24 %)

Zu den publizistischen Berufen gehören Journa-listen, Verlagslektoren, Dolmetscher, Übersetzer

sowie Bibliothekare, Archivare, Dokumentare undMuseumsfachleute. Bei fast allen dieser Berufs-gruppen stieg die Arbeitslosigkeit erheblich an unddie Nachfrage nahm teilweise dramatisch ab. Diestraf vor allem für diejenigen Akademiker zu, derenAusbildung vorwiegend auf eine Tätigkeit imÖffentlichen Dienst ausgerichtet war, wie Biblio-thekare und Archivare. Eine Ausnahme bildetenhier die Bibliothekare mit einer an einer Universitäterworbenen wissenschaftlichen Ausbildung. ImVergleich zu der Gesamtgruppe der Publizisti-schen Berufe erschien die Arbeitsmarktsituationvon Journalisten – angesichts nur leichter Verän-derungen gegenüber dem Vorjahr – als erstaunlichstabil.

4.652 4.794 4.692 4.170 4.357 3.746 3.755 3.344 3.696 4.553 5.126

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

Arbeitslos gemeldete Publizisten, Dolmetscher/Übersetzer einschließlich Bibliothekare mit abgeschlossener Universitäts- bzw. Fachhochschulausbildung

Grafik 47

Journalisten, Redakteure

Arbeitslose: 1.657 (+2 %)Frauenanteil: 52 % (2002: 52 %)

mit Universitätsabschluss: 87 % (2002: 88 %)

Stellenzugang: 747 (–6 %)

Im folgenden Abschnitt wird der Arbeitsmarkt vonausgebildeten Journalisten und Redakteuren miteinem akademischen Hintergrund betrachtet.

Unter Einbeziehung der Berichte und Erfahrungender Berater und Vermittler der Bundesagentur fürArbeit dürfen die hier dargestellten Ergebnissejedoch als repräsentativ für den gesamten journa-listischen Arbeitsmarkt gelten. Der besseren Les-barkeit wegen wird die Berufsgruppe in diesemAbschnitt unter dem Begriff Journalisten zusam-mengefasst.

Die Euphorie, die durch Multimedia und Internetam Ende des vergangenen Jahrzehnts auch denArbeitsmarkt für Journalisten beflügelt hatte, ist in

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den letzten Jahren in eine weitgehende Ernüchte-rung gemündet. Auslöser hierfür waren die Kon-junkturschwäche im Allgemeinen und der Nieder-gang der New Economy im Besonderen. Dieschlechte wirtschaftliche Lage hat deutliche Spu-ren in der Werbewirtschaft hinterlassen. Vor allemdie Ausgaben für Werbung in den klassischenMedien wie Zeitungen und Zeitschriften, Funk undFernsehen gingen zum Teil drastisch zurück. Diegroßen Tageszeitungen traf und trifft diese Schwä-che besonders heftig. Namentlich das Volumender Stellenanzeigen ist gegenüber dem letztenBoomjahr 2000 in den folgenden Jahren auf einenBruchteil geschrumpft. Erst in der jüngsten Ver-gangenheit konnten sich die Einnahmen aus denStellenanzeigen auf niedrigem Niveau stabilisieren.Große Tageszeitungen reagierten mit Entlassun-gen, dem Einstellen von Beilagen und zum Teil mitPreiserhöhungen. Auch Hörfunk und Fernsehenmüssen heute mit deutlich kleineren Werbeeinnah-men auskommen. Die überdimensionierten Ge-schäftserwartungen im Privatfernsehen haben er-hebliche Dämpfer erlitten. Viele Internetfirmen, diefür die Bereitstellung ihres Contents Online-Jour-nalisten beschäftigten, sind in der Zwischenzeitzusammengebrochen. Dies alles hat den Konzen-trations-Prozess in den Medien weiter beschleu-nigt.

Die Nachfrage nach Journalisten, selbst nachhochkarätigen Fachkräften, ist durch diese Ent-wicklungen sehr stark zurückgegangen. Selbsterfahrene, langjährig bewährte Fachjournalisten,verloren ihren Arbeitsplatz und konkurrieren heutemit den Absolventen der als Eliteeinrichtungen gel-tenden bekannten Journalistenschulen um Aufträ-ge. Auf der anderen Seite belegt die gegenüberdem Vorjahr fast unverändert gebliebene Arbeitslo-sigkeit, dass die Arbeitsmarktlage keineswegs dra-matisiert werden darf. Die auch im Vergleich zuanderen Akademikergruppen eher günstigeArbeitsmarktentwicklung ist vor allem auf die gera-de in diesem Bereich wirksam gewordene Förde-rung selbstständiger Existenzen durch die Agentu-ren für Arbeit beeinflusst worden. Mit 1.657arbeitslos gemeldeten Journalistinnen und Journa-listen mit einem akademischen Abschluss gab esdaher am 30. 9. 2003 nur einen sehr geringenAnstieg gegenüber dem Vorjahr (+2 %). Über einenUniversitätsabschluss verfügten 87 % der Arbeits-losen. Der Frauenanteil an den Arbeitslosen betrug52 %. Die Zahl der im Laufe des Jahres gemelde-ten Stellen ging um 6,2 % auf 747 zurück. Ange-sichts des Rückgangs der Gesamtnachfrage nachAkademikern um 13,5 % ist auch dies ein ehergünstiger Wert.

Die Zugangsmöglichkeiten zum Journalistenberufsind vielfältig, meist ist heute jedoch ein Hoch-schulstudium die Voraussetzung. Dabei ist ein ein-schlägiges Studium – etwa des Journalismus oderder Publizistik – nur eine der möglichen Zugangs-optionen. Daten zur Entwicklung der Studenten-und Absolventenzahlen in diesen beiden Fächernspiegeln das Interesse am Berufsfeld Journalismusalso nur unvollkommen wider. Die Absolventen-zahlen in den beiden genannten Studiengängenpendelten in den vergangenen Jahren jeweils zwi-schen 320 und 360.

25,5 % der arbeitslosen Bewerber waren unter 35Jahre alt, 35,7 % zwischen 35 und 44 Jahre und38,8 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosgemeldeten Bewerber mit Universitäts- oder Fach-hochschulausbildung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis44 Jahre: 32 %, 45 Jahre und älter: 41 %. Damitwird deutlich, dass bei Journalisten die mittlereAltersgruppe stärker betroffen war als beim Durch-schnitt der akademischen Berufe. Dies entsprichtder Erfahrung, dass im vergangenen Jahr von denMedien besonders viele Journalisten im bestenBerufs- und Lebensalter freigesetzt wurden.

Die meisten berufserfahrenen Journalisten kamenaus dem Bereich der klassischen Medien wie Fern-sehen und Hörfunk, Tageszeitungen und Zeit-schriften (35 %). Kleinere Gruppen hatten zuvor inder Privatwirtschaft, bei Fachzeitschriften, Nach-richtenagenturen, Verbänden oder in PR- und Wer-beagenturen gearbeitet.

Berufsanfänger verfügten in der Regel über abge-schlossene Ausbildungen in den Bereichen Jour-nalistik oder Publizistik. Viele konnten auch Kennt-nisse in einschlägigen Softwareprodukten (z.B.Photoshop oder Freehand) nachweisen.

Viele hatten passende Praktika während des Stu-diums absolviert und konnten auf durch längereAuslandsaufenthalte erworbene Fremdsprachen-kompetenzen verweisen.

Die gemeldeten Bewerber waren interessiert anallen Tätigkeitsbereichen, in denen sie ihre journa-listische Kompetenz einbringen konnten, vor alleman den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Presse,Funk, Fernsehen, Redaktionen und Werbung.

Wegen des hohen Anteils freiberuflich tätiger Jour-nalisten sowie geringfügig Beschäftigter lässt sichdie genaue Zahl der erwerbstätigen Journalisten inDeutschland nur schwer ermitteln. QualifizierteSchätzungen gehen davon aus, dass zurzeit rund69.000 hauptberufliche Journalisten, etwa 10.000

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mehr als 1997, in Deutschland tätig sind. Davonbefinden sich ca. 45.000 in einem festen Anstel-lungsverhältnis. 1997 waren noch etwa 72 % derberufstätigen Journalisten mit einer Festanstellungversehen, während es 2003 nur noch 65 % waren.Entsprechend ist die Zahl der „Freien“ in der glei-chen Zeit erheblich angestiegen.

Im vergangenen Jahr suchten nur wenige überre-gionale Tageszeitungen Mitarbeiter als klassischeRedakteure, z.B. für ihre Politik-, Wirtschafts- oderSportredaktionen.

Rundfunk-Nachrichtenredaktionen boten u.a.Tätigkeiten an, die mit der Auswertung der aktuel-len und landespolitischen Nachrichten- und The-menlage, dem Recherchieren von aktuellen undHintergrund-Themen sowie der Erstellung aktuellerBerichte und Reportagen für das Landespro-gramm verbunden waren.

Relativ selten gab es bei Wissenschaftlichen Fach-verlagen Vakanzen für entsprechend vorgebildeteRedakteure. Hier sollten u.a. redaktionelle Rubri-ken wie Kurzberichte aus der Wissenschaft undKongressberichte betreut und bearbeitet werden,mit externen Autoren zusammengearbeitet, undmit den wissenschaftlichen Schriftleitungenkooperiert und ggfs. Besuche von Kongressen undIndustrieveranstaltungen koordiniert werden.

Gelegentlich suchten größere Kommunen Journa-listen für ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.Dabei ging es darum, eine professionelle Informa-tion der Medien zu erzielen, Pressetermine vorzu-bereiten und zu organisieren sowie Fernseh- undHörfunkkontakte herzustellen. Meist war die Tätig-keit auch verbunden mit der Koordinierung desInternetauftritts und der Entwicklung und Redak-tion regelmäßiger Publikationen.

In der Verbandsarbeit ging es ebenfalls vor allemum klassische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,die vorwiegend die Pflege von Kontakten zuMedien, die Erstellung und Verbreitung von Mate-rialien zur internen und externen Kommunikationund die redaktionelle Betreuung des jeweiligenInternetauftritts beinhaltete.

PR-Fachleute in der Industrie hatten vor allem dieAufgabe, Presseinformationen zu erstellen, Pres-segespräche und -konferenzen zu planen unddurchzuführen, Unternehmenspräsentationen fürdas In- und Ausland zu erstellen, Kontakte zuMedien und relevanten Institutionen herzustellen,sowie Dossiers zu aktuellen Themenschwerpunk-ten zu erarbeiten.

Handel und Industrie suchten ebenso wie Inge-nieurbüros auch Technische Redakteure zur Erstel-lung von technischen Dokumentationen undBetriebsanleitungen. Hier waren allerdings eherschreibfreudige Ingenieure gefragt.

Bei großen bekannten Tageszeitungen und Perio-dika wird heute von Bewerbern für Volontariateüberwiegend ein abgeschlossenes Hochschulstu-dium erwartet. Häufig ist ein fachbezogenes Hoch-schulstudium in den Bereichen Wirtschaft undTechnik eine mindestens ebenso tragfähigeGrundlage für eine journalistische Berufstätigkeitwie ein Journalistik- oder Publizistikstudium. Aus-schlaggebend ist jedoch in jedem Fall das nachge-wiesene Schreibtalent. Bewerber für Volontärsstel-len sollten aus Sicht der Arbeitgeber darüber hi-naus bereits journalistische Erfahrungen als „Freie“mitbringen, eine bereits absolvierte Journalisten-schule nach dem Studium kann die Erfolgschan-cen meist erhöhen. Allerdings werden diese Mehr-fachqualifikationen dann sehr schnell zur Makula-tur, wenn das 30. Lebensjahr überschritten ist. Ört-liche und zeitliche Flexibilität, Belastbarkeit undDurchsetzungsvermögen werden von Arbeitge-bern als selbstverständlich vorausgesetzt.

Bei Berufseinsteigern werden einschlägige Prakti-ka sowohl in Agenturen als auch journalistischePraxis bei Printmedien erwartet. Sozialkompetenz,Teamfähigkeit und Fremdsprachenkenntnisse(mindestens gute Englischkenntnisse) runden dieMindestanforderungen ab.

Für die Einkommenssituation von Journalistinnenund Journalisten lässt sich nur eine sehr grobe Ein-schätzung geben. Zwar existieren für einzelneBereiche Tarifvereinbarungen, es sind jedoch beiweitem nicht alle potenziellen Arbeitgeber denjeweiligen Arbeitgeberverbänden angeschlossen.Auf der anderen Seite spielt sich ein inzwischensehr großer Teil der Erwerbstätigkeit von Journa-listen in der in Euro und Cent nur schwer quantifi-zierbaren Zone der Freiberuflichkeit ab.

Beispielhaft seien deshalb an dieser Stelle nur dietariflich vereinbarten monatlichen Bruttogehälterfür Redakteurinnen und Redakteure in den erstenBerufsjahren bei Tageszeitungen genannt:

im 1. und 2. Berufsjahr E 2.765

im 3. und 4. Berufsjahr E 3.208

im 5. und 6. Berufsjahr E 3.502

Als Einzelkämpfer ist es unter den gegenwärtigenBedingungen sehr schwer geworden, eine ausrei-

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Durch BA geförderte Existenzgründungen (Nachrichten- und Korrespondentenbüros)

Arbeitslose Journalisten mit Universitätsausbildung

Quelle: Bundesagentur für Arbeit© 2004, BA-AMS

Grafik 48

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 49

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chende Existenzgrundlage als freier Journalist zubegründen. Hochspezialisierten Journalisten, diesich bereits einen Namen gemacht haben, gelingtdies am ehesten. Oder man muss eine nochschwach besetzte Nische entdecken; da aberbereits Tausende von Kollegen ebenfalls auf derSuche nach derartigen Nischen sind, dürfte diesgerade Neueinsteigern sehr schwer fallen.

Am vielversprechendsten erscheinen Strategien,die auf eine Zusammenarbeit in einem vorhande-nen Netzwerk, einem Verbund oder die Mitarbeit inbestimmten Projektgruppen ausgerichtet sind.

Die Erkenntnis ist, dass es zwar kaum noch Fest-anstellungen gibt, dass es deshalb aber nichtweniger zu tun gibt. Der Verbund hat den Vorteil,dass viele Kompetenzen gebündelt sind, die eserlauben, komplexe Sachverhalte gemeinsam zubearbeiten oder für sehr spezielle Fragestellungenfast immer den richtigen Fachmann oder die richti-ge Fachfrau präsentieren zu können. So könnenfast alle journalistischen Dienstleistungen für alledenkbaren Medien immer aus einer Hand geliefertwerden.

Die Ökonomisierung der Kommunikation verlangtnach einem neuen Kommunikationsmanager, dersowohl soziologische als auch ökonomische Kom-petenz in sich vereint. Dies bedeutet, dass inZukunft in größeren Unternehmen die Presse- undÖffentlichkeitsarbeit im Einklang mit der Unterneh-mensstrategie von umfassend ausgebildetenMedienmanagern durchgeführt wird. Besondersfür Fachleute, die diese Kompetenzen in sich ver-einen, kann in den nächsten Jahren eine starkansteigende Nachfrage erwartet werden.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Segmentender Medienwirtschaft blickt auch die Corporate-Publishing-Branche optimistisch in die Zukunft.Auch in den vergangenen Krisenjahren gab es imBereich von Kunden- und Mitarbeiterzeitschriftenso gut wie keine Einbrüche. Dabei gehen die Auf-träge inzwischen weit über das Erstellen von Kun-denzeitschriften hinaus. Von den entsprechendenAgenturen und Dienstleistern werden heute zuneh-mend komplexe Aufgaben im Rahmen von Custo-mer Relationship Management (CRM) erfüllt.

Auch Mitarbeiterzeitschriften haben gerade in wirt-schaftlich angespannten Zeiten eine große Bedeu-tung, denn die Veränderungsprozesse bewirkenbesondere Anforderungen an die interne Kommu-nikation. Der Bereich des Corporate Publishingkönnte gerade auch für berufserfahrene Journa-listen eine echte Alternative sein.

Als kaum lösbare Aufgabe erwies es sich auch imBerichtsjahr, theoretisch und wissenschaftlich aus-gebildete Publizisten, Absolventen geistes- undsozialwissenschaftlicher Studiengänge und Teil-nehmer an journalistischen Qualifizierungsmaß-nahmen in den journalistischen Teilarbeitsmarkt zuintegrieren.

Das Wunschziel vieler Absolventen geisteswissen-schaftlicher Fachrichtungen nach einer hauptbe-ruflichen journalistischen Tätigkeit blieb für diemeisten trotz oft vielfältiger studienbegleitenderAktivitäten als freie Mitarbeiter unerreichbar.

Im Vordergrund der Beratungstätigkeit der Hoch-schulteams standen Existenzgründerseminare undentsprechende finanzielle Hilfen der Agenturen fürArbeit wie Überbrückungsgeld und Existenzgrün-dungszuschuss. Hiervon machten arbeitsloseJournalisten in deutlich höherem Maße Gebrauchals andere arbeitslose Akademiker.

Dolmetscher, Übersetzer

Arbeitslose: 1.437 (+17,4 %)

Frauenanteil: 80 % (2002: 79 %)

mit Universitätsabschluss: 76 % (2002: 81 %)

Stellenzugang: 186 (–38,6 %)

Der seit Jahren sehr schwache Arbeitsmarkt hatsich weiter verschlechtert. Eigenständige Dolmet-scher und Übersetzerdienste sind fast nur noch ingroßen internationalen Organisationen in nennens-werter Zahl vertreten. Sprachmittlerfunktionen sindseit Jahren Gegenstand von Outsourcing – selbstin multinationalen Unternehmen. Dieser Trend hatsich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Sostieg die Arbeitslosigkeit um 17,4 % auf 1.437 unddie Stellenzugänge lagen mit 186 Offerten um38,6 % unter dem Vorjahreswert. 79,9 % der ar-beitslos Gemeldeten waren Frauen. Der Anteil derPersonen mit einem Universitätsabschluss betrug 76,3 %. Damit war zwar deren Anteil an der Ar-beitslosigkeit deutlich höher als der entsprechendeAbsolventenanteil, auf der anderen Seite stieg dieZahl der Arbeitslosen mit einer Fachhochschulaus-bildung stärker an. Die Freiberuflichkeit war in die-sem Arbeitsmarktsegment oft der einzige Ausweg.Eine Basis für eine tragfähige Existenz war damitallerdings seltener als in anderen Berufen verbun-den.

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Im Bereich angewandte und berufsbezogeneSprachwissenschaften wurden im Jahr 2002 ins-gesamt 248 Diplom- und vergleichbare Abschluss-prüfungen abgelegt. 135 der Prüfungen entfielenauf Fachhochschulen. Unter den Absolventenwaren insgesamt 37 Männer.

28 % der arbeitslosen Bewerber war unter 35Jahre alt, 35 % zwischen 35 und 44 Jahre und 37 % waren über 45 Jahre alt. Zum Vergleich dieAltersstruktur aller arbeitslos gemeldeten Bewer-ber mit Universitäts- oder Fachhochschulausbil-dung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis 44 Jahre: 32 %,45 Jahre und älter: 41 %.

Der Ausländeranteil war mit einem guten Fünftelder Bewerber überdurchschnittlich hoch. Ein Teilder Bewerber verfügte bereits über eine mehrjähri-ge entsprechende berufliche Praxis.

Die Sprachkompetenzen der Bewerber bezogensich schwerpunktmäßig auf Englisch, Französisch,Spanisch und Russisch. Aber auch alle anderenbedeutenden Sprachen waren bei einzelnenBewerbern vertreten. Viele brachten kaufmänni-sche, technische oder rechtswissenschaftlicheKenntnisse mit, die sie sowohl in ihren Studien-gängen wie auch in der Praxis erworben hatten.Wegen des hohen Ausländeranteils war auch derAnteil der „Native Speaker“ beträchtlich.

Kaum ein Angehöriger dieser Berufsgruppe ver-schloss die Augen vor der Tatsache, dass sich dieTätigkeitsinhalte ihrer Arbeit in Richtung Sachbe-arbeitung, Fremdsprachensekretariat und Ge-schäftsführungsassistenz verschieben.

Interesse bestand verständlicherweise an Arbeits-inhalten, in denen die studierten Sprachen imVordergrund stehen. Ein großer Teil der Bewerberverfügte über hervorragende Kenntnisse in dergängigen Bürokommunikations-Software. AuchUnterrichtserfahrungen und Kenntnisse im Projekt-management waren bei berufserfahrenen Dolmet-schern und Übersetzern anzutreffen.

Die räumliche Mobilität und die berufliche Flexibi-lität ist bei dieser Bewerbergruppe wegen der tra-ditionell schwierigen Arbeitsmarktlage eine Selbst-verständlichkeit. Die Bewerber suchten eine Tätig-keit mit dem Schwerpunkt Sprache, da reine Über-setzerstellen selten sind, weichen die Bewerberauch auf Stellen in Büro oder Verwaltung aus.

Die Beschäftigtenstatistik aus dem Jahr 2002weist 6.562 sozialversicherungspflichtige Dolmet-scher und Übersetzer aus, darunter ca. 2.870 Per-sonen mit einem Universitäts- oder Fachhoch-schulexamen. Aufgrund der Absolventenzahlen

lässt sich der Schluss ziehen, dass etwa die Hälfteder akademisch vorgebildeten Übersetzer undDolmetscher in nicht versicherungspflichtigenBeschäftigungsverhältnissen steht. Die Zahl derBeschäftigten ist in den letzten sechs Jahren um 2 % angestiegen und hat sich damit etwas günsti-ger als die Gesamtbeschäftigung entwickelt.

In Übersetzungsbüros waren die seltenen sozial-versicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigungenmeist nicht nur verbunden mit einer reinen Über-setzertätigkeit. Sie beinhalteten darüber hinausAufgaben im Projekt-Management, Auftragssach-bearbeitung und Kontakte mit Kunden und freibe-ruflichen Übersetzern. Außer der Sprachkompe-tenz waren hier sehr gute betriebswirtschaftlicheund EDV-Kenntnisse erforderlich.

Software- und IT-Dienstleister suchten zur Aktuali-sierung von Handbüchern und Software Fachkräf-te z.B. als Technische Redakteure mit der Aufgabe,technische Sachverhalte zielgruppenorient in Eng-lisch oder anderen Sprachen darzustellen. BeiSoftwarehäusern war auch die Entwicklung vonfremdsprachigen Terminologiedatenbanken hierund da Teil der Aufgabenstellung.

Bei den wenigen hauptamtlichen Stellen in derIndustrie spielte neben der Übersetzung fachspe-zifischer Texte auch die Kommunikation mit Unter-nehmen im Ausland eine Rolle. Bei einigen Positio-nen mit Leitungsfunktionen gehörte auch die Koor-dination mehrsprachiger Übersetzungen sowie dieKonzepterstellung für den Übersetzungsworkflow,die Steuerung und Beauftragung von externenÜbersetzungen und die Überprüfung extern verge-bener Übersetzungen auf Qualität, Terminologieund Layout zum Aufgabenspektrum.

Im Bereich der Internationalen Organisationen gibtes grundsätzlich immer wieder Vakanzen für Dol-metscher und Übersetzer. Für eine Beschäftigung,z.B. bei der Europäischen Union, wird im Allgemei-nen neben einem hervorragend abgeschlossenenHochschulstudium die Beherrschung von mindes-tens zwei weiteren EU-Sprachen zusätzlich zurMuttersprache vorausgesetzt; bei manchen Aus-wahlverfahren kann auch eine bestimmte Spra-chenkombination verlangt sein. Weitere Auskünfteüber die Möglichkeiten im sprachlichen Bereicherhält man über den Server „Europa“ („Einstellungvon Übersetzern“) oder direkt bei der Generaldi-rektion Dolmetschen und der GeneraldirektionÜbersetzung der Europäischen Kommission.Übersetzungs- und Dolmetscherdienste gibt esbeim Europäischen Gerichtshof und dem Europäi-schen Parlament, während Rat, Rechnungshof,

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der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschussund der Ausschuss der Regionen jeweils nur einenÜbersetzungsdienst haben.

Die weitaus meisten Stellenangebote setzten per-fekte Englischkenntnisse voraus. Es folgten (nachHäufigkeit der Nennungen) Französisch, Spanisch,Russisch und Italienisch. Alle anderen Sprachkom-petenzen wurden nur sehr vereinzelt nachgefragt.Sehr oft wurden ausschließlich Muttersprachlergesucht und in vielen Fällen zumindest bevorzugt.

Je nach Schwerpunkt der Übersetzungstätigkeitenwurden IT-Kenntnisse, technische, wirtschaftswis-senschaftliche oder juristische Kenntnisse erwartetsowie die Beherrschung der entsprechendenFachterminologien erwartet. Der überwiegende Teilder Übersetzungstätigkeiten bezog sich jedoch auftechnische Sachverhalte.

Auch Erfahrungen in den Übersetzungssoftware-systemen Trados oder Transit wurden gelegentlichvorausgesetzt. Erfahrungen im Umgang mit Soft-wareprogrammen zum Desk Top Publishing (DTP)rundeten das Bild des idealen Bewerbers ab. Aucherste Erfahrungen im Projektmanagement waren

sehr vorteilhaft. Die wenigen Positionen in derIndustrie waren zum Teil auch mit Kundenkontak-ten und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verbun-den.

Vergleichsweise gute Chancen auf dem Arbeits-markt hatten Muttersprachler. Dolmetscher undÜbersetzer mit Erfahrungen und Kenntnissen imtechnischen Bereich standen dabei im Vorder-grund des Interesses. Nicht zu vermitteln warenBewerber, die ihre Qualifikation im Ausland erwor-ben haben und nur unzureichend die deutscheSprache beherrschen. Für die Integration in denArbeitsmarkt erwiesen sich betriebliche Trainings-maßnahmen mit kaufmännischen Schwerpunktenund in Einzelfällen auch die Förderung der Exis-tenzgründung mit Hilfe finanzieller Mittel der Agen-turen für Arbeit als erfolgreich. Vor allem bei älterenArbeitnehmern wurden hier und da erfolgreich Ein-gliederungszuschüsse eingesetzt.

Dolmetschern und Übersetzern, die ihre Ausbil-dung im Ausland absolviert hatten, blieb als Aus-weg meist nur die völlige berufliche Neuorientie-rung.

© 2004, BA-AMSStichprobe: Ende 2003Quelle: Bundesagentur für Arbeit

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Bibliothekare, Dokumentare,Archivare undMuseumsfachleuteArbeitslose: 1.271 (+19,5 %)Frauenanteil: 75 % (2002: 75 %)

mit Universitätsabschluss: 45 % (2002: 48 %)

Stellenzugang: 496 (–36 %)

Bei den Bibliothekaren, Archivaren und Dokumen-taren haben sich die überwiegend negativen Ent-wicklungen des Vorjahres fortgesetzt. Den größtenTeil der arbeitslos gemeldeten Bewerber dieserBerufsgruppen bildeten die Bibliothekare (70 %).Die Beschäftigungschancen für die verschiedenenAusbildungsrichtungen nahmen allerdings sehrunterschiedliche Entwicklungen. Bei den Bibliothe-karen, deren Hochschulausbildung eher auf dasBibliothekswesen außerhalb der Hochschulenabzielte, war eine Fortsetzung der Arbeitsmarkt-entwicklung des vorangegangenen Jahres zu ver-zeichnen. Hier nahm die Zahl der Arbeitslosen sehrstark um 39 % zu. In dieser Entwicklung spiegeltesich vor allem die Haushaltsschwäche der öffent-lichen Hand, vor allem der Kommunen, wider.Dagegen hat sich der Trend des Rückgangs derArbeitslosigkeit bei wissenschaftlichen Bibliothe-karen (–7,5 %), die in der Mehrzahl über ein abge-schlossenes wissenschaftliches Universitätsstu-dium verfügten, auch 2003 fortgesetzt, wenn auchin abgeschwächter Form.

Auch bei den Archivaren und Dokumentaren gingdie Arbeitslosigkeit steil nach oben (+25 %). ImBereich der Museumsfachleute, zu denen u.a.Konservatoren, Restauratoren und Kustoden zäh-len, stieg die Arbeitslosigkeit ebenfalls erneut starkan (+45 %). Der Kreis der Betroffenen blieb jedochmit bundesweit 90 Personen überschaubar.

Am Jahresende gab es noch 64 offene Stellen fürdiese akademischen Berufsgruppen. Damit wardas Stellenvolumen gegenüber dem Vorjahres-stand auf die Hälfte geschrumpft. Sieben derOfferten richteten sich an Museumsfachleute, derRest verteilte sich zu etwa gleichen Teilen aufDokumentare und Diplom-Informationswirte einer-seits und Bibliothekare andererseits.

23,8 % der arbeitslosen Bewerber war unter 35Jahre alt, 34,7 % zwischen 35 und 44 Jahre und41,5 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosgemeldeten Bewerber mit Universitäts- oder Fach-

hochschulausbildung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis44 Jahre: 32 %, 45 Jahre und älter: 41 %.

Die Bewerber waren in der Regel gut qualifiziertund beherrschten die einschlägigen Softwarepro-gramme. Viele waren kompetent in verschiedenenMethoden der Datenbankrecherche, der Doku-mentation und in allgemeinen EDV-, Internet- undGrafikanwendungen. Teilweise lagen auch Pro-grammierkenntnisse, sowie didaktische und päda-gogische Erfahrungen ebenso wie Kenntnisse imProjektmanagement, der Organisation undSprachkenntnisse vor. Jüngere Bewerber warenmeist regional flexibel und neuen Aufgabenstellun-gen gegenüber, die nur am Rande mit ihrer Ausbil-dung zu tun hatten, meist aufgeschlossen.

Im Jahr 2002 wurden rund 13.500 Angehörige die-ser Berufsgruppen mit einem Universitätsab-schluss oder einem Fachhochschuldiplom in sozi-alversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhält-nissen gezählt. Ihre Zahl war in den letzten Jahrenleicht rückläufig.

Stellen für Bibliothekare mit einer Fachhochschul-ausbildung kamen überwiegend von Universitäts-bibliotheken. Ihre Hauptaufgaben waren die Bera-tung der Benutzer in allen Fragen der bibliographi-schen Recherche und der Ausleihe, die Durchfüh-rung von Benutzerschulungen und Bibliotheksfüh-rungen und Tätigkeiten im Bereich der Bearbeitungelektronischer und konventioneller Medien.

Positionen für Bibliothekare im Höheren Dienstsetzten ein abgeschlossenes wissenschaftlichesHochschulstudium und ein entsprechendes Refe-rendariat im Bibliotheksdienst voraus. Sie umfass-ten die eigenverantwortliche Wahrnehmung vonFachreferaten, z.B. im wirtschafts- oder naturwis-senschaftlichen Bereich. Einen weiteren Schwer-punkt bildeten die Betreuung und Weiterentwick-lung moderner Informations- und Kommunikations-dienste, wie z.B. Administration und Betrieb vonCD-ROM-Servern und Volltextservern und die Mit-arbeit im Bibliotheksmanagement in Form der Über-nahme von Organisations- und Planungsaufgaben.

Die rar gewordenen Angebote für Bibliothekare anStadtbibliotheken setzten neben den berufsüb-lichen Aufgaben wie Organisation des Leihver-kehrs, Pflege und Weiterentwicklung der Beständeund der Koordination der Arbeit des nachgeordne-ten Bibliothekspersonals zunehmend Schwer-punkte im Veranstaltungsmanagement und derÖffentlichkeitsarbeit. Hierzu gehörte die Zu-sammenarbeit mit den örtlichen Schulen und denanderen Kulturinstitutionen, aber auch die Planungund Durchführung von Ausstellungen und Lesun-gen.

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Größere Industrieunternehmen suchten gelegent-lich Dokumentare, Archivare oder Bibliothekare fürden Aufbau und die Pflege DV-gestützter Doku-mentationen; damit verbunden waren die Erstel-lung von Präsentationen und die Mitarbeit an fach-übergreifenden Projekten.

Für akademisch vorgebildete Museumsfachleutegingen auch im letzten Jahr so gut wie keine Stel-lenangebote ein, die eine Festanstellung boten.Museen und Galerien waren oft aus finanziellenGründen auf freie Mitarbeiter angewiesen. Aucherhielten Museen viele Initiativbewerbungen, so-dass eine Ausschreibung über die Agenturen fürArbeit für Stellen auf mittlerer Ebene nicht notwen-dig war. Leitungspositionen in diesem Bereich wur-den fast ausschließlich in Fachzeitschriften undüberregionalen Tageszeitungen annonciert.

Die wenigen Museologen, die im Laufe des Jahresgesucht wurden, sollten Aufgaben in derMuseumsverwaltung, der Organisation von Dauer-und Sonderausstellungen, der Museumsdidaktikund in der Öffentlichkeitsarbeit wahrnehmen.

Positionen, die von Vereinen und gemeinnützigenInstitutionen für die Pflege ihrer Bibliotheks- undArchivbestände angeboten wurden, waren deutlichseltener vertreten als im Vorjahr. Derartige Einrich-tungen können die Gehälter meist nicht selbst voll-ständig finanzieren und sind deshalb auf öffentli-che Mittel angewiesen. Diese blieben aber imBerichtsjahr weitgehend aus, sodass viele derarti-ge Projekte auf Eis gelegt werden mussten.

Relativ gute Chancen gab es im Bereich der techni-schen und medizinischen Dokumentation. Arbeitge-ber waren hier vor allem die Industrie, Einrichtungender medizinischen Forschung und Ingenieurbüros.Hier wurde jedoch häufig ein ingenieurwissen-schaftliches oder Medizinstudium vorausgesetzt,sodass nur vereinzelt technisch und medizinischversierte Dokumentare zum Zuge kamen.

In den meisten Fällen waren hervorragende EDV-Kenntnisse eine zwingende Einstellungsvorausset-zung für Bibliothekare. Vor allem für den Einsatz anHochschulbibliotheken mussten die Bewerberspezifische Verfahren der Katalogisierung und derBibliotheksverwaltung beherrschen. Wie im voran-gegangenen Jahr wurde wieder am häufigsten dersichere Umgang mit RAK-WB (Regeln der alpha-betischen Katalogisierung an WissenschaftlichenBibliotheken) genannt. Daneben spielten Kennt-nisse in Pica (Bibliothekssoftware für kooperativeKatalogisierung, Fernleihe und lokale Bibliotheks-systeme) und „bibliotheca 2000“ (multimedialeBibliotheksverwaltung) eine wichtige Rolle. Je

nach fachlicher Ausrichtung oder Größe einerBibliothek wurden auch andere spezifische DV-gestützte Verfahren wie Alephino (Client/Server-basiertes, modular aufgebautes Einzelbibliotheks-system, vor allem für mittlere und kleinere Biblio-theken), SISIS (Geschäftsprozesse von der Erwer-bung bis hin zur Katalogisierung und Ausleihe)oder BIS-LOK (Bibliothekssystem für kleine Biblio-theken mit bis zu acht Arbeitsplätzen) genannt. Vorallem für Positionen, die mit Publikumsverkehr ver-bunden waren, wurden auch hohe Anforderungenan die außerfachlichen Qualifikationen gestellt.Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Flexibilitätstanden hierbei im Vordergrund. Für leitende Posi-tionen waren auch Erfahrungen in der Personalfüh-rung unerlässlich.

Archivare, die z.B. vereinzelt von Bundesbehördengesucht wurden, sollten über umfassende Kennt-nisse der Archivgesetzgebung des Bundes und derLänder und des Datenschutzes und einschlägigeEDV-Kenntnisse verfügen.

Auch junge, regional mobile und fachlich flexibleDokumentare mit hervorragenden DV-Kenntnissenund technischen, naturwissenschaftlichen odermedizinischen Ausbildungshintergründen wurdenvon verschiedenen Arbeitgebern gesucht und hat-ten immer noch passable Einstiegsmöglichkeiten.

Die Eingangsvergütung für Bibliothekare, Doku-mentare oder Archivare im gehobenen Dienst beiöffentlichen Einrichtungen (FH-Ausbildung – Ver-gütungsgruppe Vb) beträgt für einen 25-Jährigenledigen Angestellten rund 2.100 € brutto im Monatin den westlichen Bundesländern. Für einen 29-Jährigen Angestellten im Höheren Dienst (wissen-schaftliches Studium an einer Universität – Vergü-tungsgruppe IIa) beträgt das Monatsgehalt rund3.100 € brutto. Für Tätigkeiten außerhalb desÖffentlichen Dienstes lassen sich keine allgemein-gültigen Aussagen zum Gehalt machen.

Jüngere Bibliothekare und Dokumentare, die übererste Berufserfahrungen verfügten, die gängigenSoftwareprogramme beherrschten und bundes-weit mobil waren, hatten durchaus Chancen, eineadäquate Anstellung zu finden. Kaum lösbar warallerdings die Aufgabe, ältere Fachkräfte ohne aus-reichende DV-Kenntnisse in den Arbeitsmarkt zuintegrieren. Gelegentlich konnten die Agenturen fürArbeit durch den Einsatz von betrieblichen Trai-ningsmaßnahmen oder mit Hilfe von Eingliede-rungszuschüssen für schwervermittelbare Bewer-ber die Integration in den ersten Arbeitsmarkt errei-chen. Einige Bibliothekare und Dokumentare nah-men auch finanzielle Hilfen für eine Existenzgrün-dung in Anspruch.

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Lehrer und Geisteswissenschaftler

● Hochschullehrer

● Gymnasiallehrer und Realschullehrer

● Grund- und Hauptschullehrer

● Sonderschullehrer

● Berufsschullehrer

● Lehrer für musische Fächer

● Sportlehrer

● Geisteswissenschaftler

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Lehrer insgesamt

Arbeitslose: 20.046 (+7,6°%)

Frauenanteil: 67 % (2002: 67 %)

mit Universitätsabschluss: 86 % (2002: 87 %)

Stellenzugang: 8.221 (+9,8 %)

Trotz einer leichten Zunahme der Arbeitslosigkeithat sich der Lehrerarbeitsmarkt insgesamt auch imJahr 2003 – von der Bewerberseite aus betrachtet– positiv dargestellt. Der tendenzielle Mangel anjungen, geeigneten Absolventen wird sich voraus-sichtlich auch in den kommenden Jahren fortset-zen.

Diese Feststellung gilt nach einer Untersuchungder OECD vom Herbst 2003 sowohl für Deutsch-land wie auch für viele andere Industrieländer.

Demnach ist in 15 von 19 OECD Ländern, für dieDaten verfügbar sind, die Mehrzahl der Lehrer im Primarbereich mindestens 40 Jahre alt. InDeutschland und Italien sind fast 50 % der Lehrerim Sekundarbereich älter als 50 Jahre und in

Schweden, Island, den Niederlanden, Norwegen,Finnland und Neuseeland ist noch mehr als einDrittel der Lehrerschaft älter als 50 Jahre. DieseLänder werden laut OECD große Probleme bei derEinstellung neuer Lehrer bekommen, um einenzukünftigen Lehrkräftemangel zu vermeiden.

Geht man von der derzeitigen Situation inDeutschland aus (Lehrer- und Schülerbestände,Hochrechnungen zu der Zahl der Lehramtsabsol-venten in den kommenden Jahren und zur Schü-lerentwicklung), wird bis zum Jahr 2015 nach über-einstimmenden Prognosen eine Lücke von rund70.000 Lehrkräften mit voller Lehrbefähigung anden allgemein bildenden und beruflichen Schulenklaffen. Allerdings gilt diese Aussage hauptsäch-lich für die westlichen Bundesländer; in denmeisten ostdeutschen Ländern ist hingegen in denkommenden Jahren aufgrund der spezifischendemographischen Entwicklung mit einem Über-hang an Lehrkräften zu rechnen. Aber auch imwestlichen Bundesgebiet muss die Lage differen-ziert betrachtet werden. Durch die Erhöhung desStundendeputats für Lehrkräfte an öffentlichenSchulen ist die Nachfrage aus dem BundeslandHessen z.B. – vermutlich nur vorübergehend –zurückgegangen. Da das Instrument der Erweite-rung der Lehrverpflichtungen nicht beliebig ausge-

Grund- und Hauptschullehrer 6609 5612 5506 3785 3575 3491 3888

Gymnasiallehrer 6778 5399 5112 4088 3570 3285 3531

Realschullehrer 2923 2601 2392 1904 1704 1808 1980

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Entwicklung der Arbeitslosigkeit ausgewählter Lehrergruppen

© 2004, BA-AMSErhebungszeitpunkt jeweils Ende September

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Quelle: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Einstellung von Lehrkräften 2003 © 2004, BA-AMS

Grafik 52

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 53

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dehnt werden kann, dürften jedoch auf dieseWeise Engpässe in der Zukunft nicht zu vermeidensein.

Insgesamt bietet der Teilarbeitsmarkt Schule inden kommenden Jahren, auf ganz Deutschlandbezogen, weiter hervorragende Chancen, die jenach Lehramt und Fächerwahl variieren.

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten für Deutschland,die für das vergangene Jahr einen leichten Anstiegder Arbeitslosigkeit von Lehrern belegen, sind keinWiderspruch zu diesen positiven Grundaussagen;sie kommen vielmehr durch die Schrumpfungspro-zesse der außerschulischen Bildungslandschaftzustande, die u.a. durch die veränderte Arbeits-marktpolitik der Bundesagentur für Arbeit mit aus-gelöst wurden.

Lehrkräfte, die über Ausbildungen ohne Lehramts-befähigungen für das öffentliche Schulwesen ver-fügten, wie z.B. Hochschullehrer, Diplom-Sportleh-rer oder Kunst-, Zeichen- und Musiklehrer, trafenim Vergleich zu den anderen Pädagogengruppenauf eine sehr geringe Nachfrage, die gegenüberdem Vorjahr nochmals deutlich zurückging.

Am 30. September 2003 wurden insgesamt 20.046arbeitslose Lehrer registriert, 7,6 % mehr als einJahr zuvor. Der Anteil der arbeitslosen Bewerbermit einem abgeschlossenen Universitätsstudiumbetrug 86,2 %, der Frauenanteil 67,4 %.

Im Laufe des Jahres gingen 8.221 Stellenangebo-te für Lehrer bei den Agenturen für Arbeit ein, 9,8 % mehr als 2002. Der Zuwachs des Stellenvo-lumens ist allerdings in erster Linie darauf zurück-zuführen, dass das Land Nordrhein-Westfalenwegen des drohenden akuten Lehrermangels dazuübergegangen ist, die Stellenangebote komplettim Stellenpool der Agenturen für Arbeit zu platzie-ren. Ansonsten sind die Einstellungsverfahren derLänder für Lehrer allgemein bekannt und laufenüberwiegend ohne Einschaltung der Agenturen fürArbeit bzw. der Hochschulteams ab.

Hochschullehrer

Arbeitslose: 627 (+2,6 %)

Frauenanteil: 50 % (2002: 49 %)

Stellenzugang: 473 (–0,6 %)

Hochschullehrer im Sinne dieses Berichts umfas-sen neben Hochschullehrern, wissenschaftlichen

Assistenten und wissenschaftlichen Mitarbeiternan Hochschuleinrichtungen im engeren Sinne (Uni-versitäten und Fachhochschulen) auch Dozentenan Berufsakademien, höheren Fachschulen undanderen Akademien. Bei den Offerten, die sich aufTätigkeiten an Universitäten, Fachhochschulenund Berufsakademien bezogen, überwogen dieStellen als wissenschaftliche Mitarbeiter oder wis-senschaftliche Assistenten. Nur selten wurden dieAgenturen für Arbeit auch von Professorenstellenin Kenntnis gesetzt, vor allem, weil diese Positio-nen durch ein genau festgelegtes Berufungsver-fahren vergeben werden.

Am 30. September 2003 waren 627 arbeitsloseHochschullehrer bei den Agenturen für Arbeit regis-triert. Genau die Hälfte der arbeitslos Gemeldetenwaren Frauen (Vorjahr: 49 %). Für diese Lehrer-gruppe wurden im Laufe des Jahres 473 Stellenan-gebote unterbreitet, drei weniger als im Vorjahr.

Nur 8,5 % der arbeitslosen Hochschullehrer warenunter 35 Jahre alt, 23,0 % zwischen 35 und 44Jahre und 68,9 % waren über 45 Jahre alt. ZumVergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %.

Das Angebot an offenen Stellen und die bei denAgenturen für Arbeit gemeldeten arbeitslosenBewerber wichen in ihrer Struktur erheblich vonei-nander ab. Zum einen hatte mehr als die Hälfte derArbeitslosen das 50. Lebensjahr überschritten undkam somit für Assistentenstellen nicht in Betracht.Überdies kamen die meisten aus sozialwissen-schaftlichen, philologischen und sprachwissen-schaftlichen Gebieten, während sich das Stellenan-gebot zu fast drei Vierteln auf andere Fachgebietebezog. Viele der Bewerber waren promoviert, man-che auch habilitiert. Oft hatten sie eine langjährigewissenschaftliche Tätigkeit hinter sich, die durchdie Veränderungen des Hochschulrahmengesetzesin den vergangenen Jahren jäh abgebrochen war.Bedingt durch die ungünstige Altersstruktur war dieBereitschaft zur regionalen Mobilität nur in sehrgeringem Umfang vorhanden. Der Ausländeranteillag weit über dem Durchschnitt.

Die meisten Stellen kamen aus dem Bereich derwissenschaftlichen Hochschulen (56,5 %), 27 %der Offerten kamen aus privaten Akademien undForschungseinrichtungen, knapp 12 % von Fach-hochschulen und weitere 4 % von sonstigen wis-senschaftlichen Institutionen. Sie richteten sichüberwiegend an wissenschaftliche Assistentenoder wissenschaftliche Mitarbeiter (54 %). 27 %

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der Angebote richteten sich unspezifisch anDozenten oder Lehrbeauftragte und kamenzumeist aus dem Bereich der Privaten Akademien.Bei einem knappen Fünftel ging es schließlich umdie Besetzung von Professorenstellen an Univer-sitäten und Fachhochschulen. Nach Fachrichtun-gen betrachtet kamen je ein Viertel der Angeboteaus den Bereichen Naturwissenschaften sowieGeistes- und Sozialwissenschaften. 15 % der Stel-lenanbieter suchten wissenschaftliches Personalfür die Mitarbeit in ingenieurwissenschaftlichenFachdisziplinen, 13,5 % richteten sich an Wirt-schaftswissenschaftler und Juristen, 12 % anMediziner und knapp 10 % an Informatiker.

Einstellungsvoraussetzungen für eine Professoren-stelle waren: ein abgeschlossenes Hochschulstu-dium, pädagogische Eignung, besondere Befähi-gung zu wissenschaftlicher Arbeit (in der Regeldurch Promotion nachgewiesen), mindestens 5-jährige hauptberufliche Praxis nach dem Hoch-schulabschluss (davon mindestens 3 Jahre außer-halb des Hochschulbereichs). Für wissenschaftli-che Hochschulen wurde darüber hinaus die abge-schlossene Habilitation erwartet. Bewerber für eineProfessorenstelle mussten darüber hinaus auf eine

Reihe wissenschaftlicher Publikationen verweisenkönnen und über nachweisbare Lehrerfahrungenverfügen.

Von Bewerbern für Stellen als wissenschaftlicheAssistenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter anHochschulen wird als Mindestvoraussetzung einStudienabschluss in der jeweiligen Fachrichtungmit Prädikatsexamen erwartet. Sehr gute engli-sche Sprachkenntnisse und einschlägige prakti-sche Erfahrungen gehörten überwiegend ebenfallszu den zwingenden Voraussetzungen. Bei Positio-nen in geistes- oder sozialwissenschaftlichen Dis-ziplinen wurde häufig bereits eine abgeschlossenePromotion erwartet.

Mangelnde Sprachkenntnisse, verbunden mit fort-geschrittenem Lebensalter, waren bei Ausländern,Kontingentflüchtlingen und Aussiedlern unter dengemeldeten Hochschullehrern oft unüberwindbareHürden bei dem Versuch, eine dauerhafte berufli-che Integration zu erreichen. Im Einzelfall konntenEingliederungszuschüsse oder die finanzielleUnterstützung für eine Existenzgründung als Gut-achter oder in der Beratungsbranche einen Aus-weg bieten.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMSStichprobe aufgrund der offenen Stellen am Jahresende 2003

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Gymnasiallehrer undRealschullehrer

Gymnasiallehrer

Arbeitslose: 3.531 (+7,5 %)

Frauenanteil: 63 % (2002: 61 %)

Stellenzugang: 1.792 (+62 %)

Realschullehrer

Arbeitslose: 1.980 (+9,5 %)

Frauenanteil: 71 % (2002: 71 %)

Stellenzugang: 821 (+26 %)

Die Chancen für eine Einstellung in den öffent-lichen Schuldienst waren für Realschullehrer etwasgünstiger als für Gymnasiallehrer. Daran wird sichvoraussichtlich auch in den kommenden Jahrenwenig ändern. Die Zahl der Einstellungen imöffentlichen Schulwesen überstieg in der Sekun-darstufe I rein rechnerisch die Zahl der Absolven-ten des Referendariats um 28 % und in der Sekun-darstufe II um 19 %. Damit kamen erneut Lehrerin-nen und Lehrer zum Zuge, die schon länger aufeine Einstellung warteten. Die Einstellungsmög-lichkeiten blieben dennoch abhängig von derFächerkombination und auch den Noten in denStaatsexamina. Die besten Chancen bestandenwieder für Mathematiklehrer und Lehrkräfte mitnaturwissenschaftlichen Fächern.

Dennoch waren am 30. September 2003 3.531Gymnasiallehrer (+7,5 %) und 1.980 (+9,5 %) Real-schullehrer bei den Agenturen für Arbeit arbeitslosgemeldet. Der Frauenanteil betrug bei Gymnasial-lehrern 63 % und bei Realschullehrern 72 %. DieSteigerung der Arbeitslosigkeit ist vor allem aufwirtschaftliche Schwierigkeiten zahlreicher Bil-dungsträger und die damit verbundenen Entlas-sungen von Lehrkräften zurückzuführen. Die Zahlder Stellenangebote im vergangenen Jahr belegtdie dennoch hohe Nachfrage nach Lehrern dieserSchularten – sie kamen zum überwiegenden Teilaus dem öffentlichen Schulwesen. 1.792 Offerten(+62 %) lagen für Gymnasiallehrer und 821 (+32 %)für Realschullehrer vor. Der Zuwachs des Stellen-volumens ist allerdings vorrangig darauf zurückzu-führen, dass das Land Nordrhein-Westfalen wegendes drohenden akuten Lehrermangels dazu über-

gegangen ist, die Stellenangebote komplett imStellenpool der Agenturen für Arbeit zu platzieren.

Im Jahr 2002 gab es 8.000 Studienanfänger fürdas Lehramt im Sekundarbereich I und fast 20.000Studenten, die ein Studium für das Lehramt anGymnasien begannen. Hier sind zur Zeit steigendeAnfängerzahlen zu beobachten. Im Jahr 2003 wur-den für den Sekundarbereich I rund 3.000 und fürden gymnasialen Bereich rund 7.000 Lehramtsprü-fungen abgelegt.

24,3 % der arbeitslosen Gymnasiallehrer warenunter 35 Jahre alt, 25,2 % zwischen 35 und 44Jahre und 50,5 % waren über 45 Jahre alt. Bei denRealschullehrern war der Anteil der Jüngeren mit17,1 % noch wesentlich geringer, der Anteil dermittleren Gruppe war mit 25,4 % fast gleich hoch,dafür waren mit 57,5 % besonders viele ältereRealschullehrer von Arbeitslosigkeit betroffen.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %.

In der Gruppe der über 45-jährigen gab es vieleLehrer, die nach dem Referendariat nicht über-nommen wurden und danach vielfach berufsfremdoder z.B. bei Bildungsträgern gearbeitet hattenund jetzt von den erheblichen Einsparungenbetroffen waren. In dieser Gruppe gibt es aucheinen zunehmenden Anteil an Langzeitarbeitslo-sen.

Die für alle Lehrämter zusammen in den Jahren2002 bis 2015 voraussichtlich im Durchschnittjährlich fehlenden knapp 3.200 Lehrkräfte (bei ins-gesamt 789.000 hauptberuflich beschäftigten Leh-rerinnen und Lehrern) konzentrieren sich laut Kul-tusministerkonferenz auf die Lehrämter für denSekundarbereich II (berufliche Fächer) oder für dieberuflichen Schulen*), die Lehrämter für alle odereinzelne Schularten des Sekundarbereichs I*)sowie die übergreifenden Lehrämter des Primarbe-reichs und aller oder einzelner Schularten desSekundarbereichs I*). Damit sind im WesentlichenBerufliche Schulen sowie Haupt- und Realschulengemeint.

Im Jahr 2003 wurden von Bildungsträgern nurnoch wenige Stellen gemeldet. Nachdem dieArbeitsmarktpolitik zu einer drastischen Umsteue-rung und Kostenreduzierung im Bereich der beruf-

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*) Die Begriffe sind der Terminologie der Kultusmi-nisterkonferenz entnommen.

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lichen Weiterbildung geführt hat, mussten hier imGegenteil zum Teil auch langjährig tätige Lehrkräf-te entlassen werden. Auch aus der übrigen Privat-wirtschaft, z.B. aus dem betrieblichen Bildungswe-sen oder dem Personalmanagement, gab es keineNachfrage nach Gymnasial- oder Realschulleh-rern.

Einige Angebote lagen vor für den Unterricht anFachschulen, z.B. für Altenpflege oder Erzieher-fachschulen. Meist handelte es sich dabei umHonorarangebote.

Vereinzelt boten Universitäten oder PädagogischeHochschulen Positionen für Lehrkräfte mit zweitemStaatsexamen im Hochschuldienst an. Hier wurdemeist eine mehrjährige Berufspraxis im öffent-lichen Schulwesen nach dem zweiten Staatsexa-men vorausgesetzt. Dabei ging es u.a. um die Mit-wirkung bei Forschung und Lehre im Bereich vonAllgemeiner Didaktik. Kenntnisse empirischerUnterrichtsforschung wurden dabei nicht seltenvorausgesetzt.

Von Kultusbehörden, Schulverwaltungseinrichtun-gen und Regierungspräsidien wurden berufserfah-rene Pädagogen für schulaufsichtliche Funktionengesucht. Sie sollten durch Zielvereinbarungen mitden Lehrkörpern das Qualitätsmanagement voran-treiben und damit die Sicherung der Umsetzungbildungspolitischer Vorgaben erreichen.

Privatschulen, z.B. Waldorfschulen oder Montes-sorischulen, benötigten dringend verschiedeneFachlehrer. Voraussetzung war hier, dass die Lehr-kräfte sich dem speziellen pädagogischen Konzeptgegenüber aufgeschlossen und entsprechend fort-bildungsbereit zeigten.

Viele Nachhilfeinstitute suchten für fast alle Fächerund Schulstufen auf Honorarbasis Lehrer. Wegender guten Möglichkeiten im regulären Schuldienststießen diese Angebote jedoch auf wenig Gegen-liebe.

Gelegentlich wurde auch die Übernahme oderGründung eines Nachhilfeinstituts auf Franchise-Basis angeboten.

Auch kirchliche Schulen unterbreiteten eine Reihevon Angeboten.

Das Bundesverwaltungsamt suchte Lehrer für Ein-satz an deutschen Schulen im Ausland. Hierbeikonnten Lehrkräfte entweder in unmittelbarenAnschluss an das Referendariat oder mit einerBeurlaubung aus dem innerdeutschen Schuldienstzum Einsatz kommen.

Medienproduktionen suchten vereinzelt berufs-erfahrene Lehrer als Redakteure für die Produktionmultimedialer Lerneinheiten. Multimedia-Affinitätund Textstärkewaren neben den fachlichen Qua-litäten die Hauptvoraussetzungen, um im Rahmenvon Internetplattformen entsprechende pädagogi-sche und didaktische Konzeptionen entwickeln zukönnen.

Erwartet wird von allen Arbeitgebern grundsätzlicheine abgeschlossene Lehrerausbildung (2. Staats-examen). Bei Schulen in kirchlicher Trägerschaftwird mindestens die Kirchenmitgliedschaft erwar-tet.

Nach den Kriterien des Öffentlichen Dienstes ist fürBerufseinsteiger mit 2. Staatsexamen je nachFamilienstand und Status (Angestellter oderBeamter) im alten Bundesgebiet mit einemMonatsgehalt von 3.000 bis 3.400 € zu rechnen.

Vor allem für das Berufliche Schulwesen und dieSekundarstufe I bestand in der Mehrzahl derBundesländer die Möglichkeit, auch ohne Staats-examina in den Schuldienst zu gelangen. Voraus-setzung war ein abgeschlossenes Studium inFächern, bei denen ein Mangel an Lehrkräftenbestand. Gute Chancen hatten vor allem Ingenieu-re. Im Jahr 2003 wurden bundesweit insgesamt1.230 Seiteneinsteiger eingestellt, fast 7 % mehrals 2002.

Grund- und Hauptschullehrer

Arbeitslose: 3.888 (+11,4 %)

Frauenanteil: 81 % (2002: 81 %)

Stellenzugang: 1.592 (+22 %)

Im Jahr 2003 wurden insgesamt 3.160 Lehrerinnenund Lehrer für Lehrämter der Grundschule bzw.des Primarbereichs eingestellt. Diese Zahl war fastdeckungsgleich mit der Summe der Absolventendes Vorbereitungsdienstes. Für die Lehrämter, dieauch den Haupt- und Realschulbereich enthalten(übergreifenden Lehrämtern des Primarbereichsund aller oder einzelner Schularten des Sekundar-bereichs I sowie Lehrämter für alle oder einzelneSchularten des Sekundarbereichs I*) überstieg dieZahl der Neueinstellungen bei weitem das Angebotan Absolventen der Vorbereitungsdienste.

Laut der von der Kultusministerkonferenz im Sep-tember 2003 vorgelegten Untersuchung zum Leh-

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rereinstellungsbedarf bis 2015 zeichnet sich für dieLehrämter der Sekundarstufe I, zu denen auch dieHauptschulen gehören, in den kommenden Jahreneine erhebliche Bewerberlücke ab. Bei den Grund-und Primarschulen dagegen ist zukünftig miteinem ausgeglichenen Verhältnis von Angebot undNachfrage zu rechnen, mit der Tendenz zu einemleichten Überangebot auf der Bewerberseite.

Zum 30. September waren 3.888 Grund- undHauptschullehrer bei den Agenturen für Arbeitarbeitslos gemeldet (+11,4 %). Der Frauenanteilbetrug – wie im vorangegangenen Jahr – 81 %. ImLaufe des Jahres gingen 1.592 Stellenangebote fürGrund- und Hauptschullehrer bei den Agenturenfür Arbeit ein, 22 % mehr als im vorangegangenenJahr.

Seit 1995, als 4.776 Absolventen gezählt wurden,ist die Zahl der Grundschullehrer stark rückläufig;sie betrug 2003 nur noch 3.093. Die Zahl der Stu-dienanfänger betrug 2002 bundesweit 4.748 (Vor-jahr: 5.285). Bei den Absolventengruppen, ausdenen sich auch die Lehrkräfte für die Sekundar-stufe I bzw. die Hauptschule rekrutierten, verlief dieEntwicklung umgekehrt; hier gab es 1995 rund5.900 erste Lehramtsprüfungen und acht Jahrespäter 6.500. Die Zahl der Studienanfänger betrugin diesem Bereich im Jahr 2002 16.160 (Vorjahr:15.300).

33,5 % der arbeitslosen Grund- und Hauptschul-lehrer waren unter 35 Jahre alt, 23,5 % zwischen35 und 44 Jahre und 43 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %. DeutlicheAbweichungen gibt es hier nur bei der mittlerenGruppe zugunsten der Grund- und Hauptschulleh-rer. Gerade die mittleren Jahrgänge haben sichinzwischen dauerhaft im öffentlichen Schulwesenintegriert und treten deshalb nur selten als arbeits-los gemeldet in Erscheinung.

Der größere Teil der Bewerberinnen und Bewerberwar dem Primarstufenbereich zuzurechnen. DerAusländeranteil bewegte sich im Durchschnitt derakademischen Berufe. Die meisten verfügten überdas erste und zweite Staatsexamen. Eine auffälligeMinderheit der Bewerber bestand aus Lehrkräften,die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Leh-rerberuf aussteigen wollten und/oder sich den psy-chischen Belastungen im Schulalltag nicht mehrgewachsen fühlten. Daneben gab es viele Frauenmit Teilzeitwünschen und geringer regionalerMobilität und vereinzelte Lehrer mit ausländischen

Hochschulabschlüssen. Diese drei Gruppen warenbesonders betreuungs- und beratungsintensiv.

Die meisten Stellenangebote wurden den Agentu-ren für Arbeit aus dem öffentlichen Schulwesenunterbreitet, die hier nicht näher betrachtet wer-den. Der größte Teil der übrigen Offerten kam vonprivaten Schulträgern, die entweder den großenKirchen zuzuordnen waren oder einer reformpäda-gogischen Ausrichtung verpflichtet waren. Be-trächtliche Nachfrage kam auch aus privaten Bil-dungs- und Nachhilfeinstitutionen. Dagegen ver-ebbte die Nachfrage von Trägern der beruflichenBildung – mit Ausnahme von Rehabilitationsein-richtungen – fast völlig.

Privatschulen, z.B. Waldorf- oder Montessorischu-len suchten Grund- und Hauptschullehrer, die sichmit den jeweiligen pädagogischen Ansätzen iden-tifizieren konnten und bereit waren, spezifischeZusatzausbildungen zu absolvieren. Schulen inkirchlicher Trägerschaft waren ausschließlich anchristlich orientiertem Lehrpersonal interessiert.

Die wenigen Angebote von Bildungsträgern bezo-gen sich auf die berufliche Orientierung, die Erstel-lung von Leistungsprofilen, die Vermittlung vonGrundlagenkenntnissen in Deutsch, Mathematik,Wirtschafts- und Sozialkunde und EDV. Entspre-chende Verträge mit Lehrkräften wurden fast nurnoch befristet für die Dauer einer Maßnahmeabgeschlossen.

Auch in den Einrichtungen der beruflichen Rehabi-litation für Jugendliche oder Erwachsene stand dieVermittlung schulischer Grundkenntnisse imVordergrund. Daneben waren Beurteilungen überdie Teilnehmer hinsichtlich ihrer beruflichen Eig-nung abzugeben.

Heimschulen und Therapiezentren suchten Grund-und Hauptschullehrer für kranke oder psychischgestörte Kinder. Auch Mutter- und Kind-Klinikensuchten hier und da Grundschullehrer.

Justizvollzugsanstalten boten HauptschullehrernStellen für den Unterricht von Strafgefangenen an.

Pädagogische Institute, die sich auf die Betreuungvon Kindern und Jugendlichen mit einer Lese-Rechtschreibschwäche spezialisiert hatten, such-ten Grund- und Hauptschullehrer auf Honorar-basis.

Auch Sonderschulen für Erziehungshilfe, die sichin erster Linie um verhaltensauffällige Schülerinnenund Schüler bemühten, waren – aus Mangel anBewerbungen von Sonderschullehrern – an derBeschäftigung von Grund- und Hauptschullehrerninteressiert.

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Immer wieder suchten auch Privathaushalte Lehr-kräfte auf Honorarbasis für gezielten Nachhilfe-unterricht.

Erwartet wird von allen Arbeitgebern grundsätz-lich eine abgeschlossene Lehrerausbildung (2.Staatsexamen).

Nach den Kriterien des Öffentlichen Dienstes ist fürBerufseinsteiger mit 2. Staatsexamen je nachFamilienstand und Status (Angestellter oderBeamter) im alten Bundesgebiet mit einemMonatsgehalt von 3.000 bis 3.400 € zu rechnen.

Wegen der nach wie vor recht günstigen Lage aufdem Lehrerarbeitsmarkt wurden arbeitsmarktpoli-tische Instrumente im Jahr 2003 nur sehr selteneingesetzt.

Sonderschullehrer

Arbeitslose: 283 (+16,5 %)Frauenanteil: 73 % (2002: 73 %)

Stellenzugang: 430 (+84,5 %)

Im Jahr 2003 wurden 2.172 Sonderschullehrer inden öffentlichen Schuldienst eingestellt. Diese Zahlentsprach fast genau derjenigen der Absolventendes Vorbereitungsdienstes. Bereits in den drei vor-angegangenen Jahren war das Verhältnis von Neu-einstellungen zu neu ausgebildeten Referendarenausgeglichen. Die wenigen Sonderschullehrer, dieihre erste Ausbildungsphase in Ostdeutschlandabgeschlossen hatten, trafen sogar auf ein rechne-risches Überangebot an Lehrerstellen.

Zum 30. September waren 283 Sonderschullehrerbei den Agenturen für Arbeit arbeitslos gemeldet(+16,5 %). Der Frauenanteil betrug unverändert 73 %. Im Laufe des Jahres gingen 430 Stellen-angebote für Sonderschullehrer bei den Agenturenfür Arbeit ein, 84,5 % mehr als im vorangegange-nen Jahr.

Vom Beginn der neunziger Jahre bis zum Jahr1999 verdreifachte sich die Zahl der Lehr-amtsabsolventen für Sonderschulen nahezu auf2.810. Seither hat sich wieder ein leichterRückgang auf 2.429 im Jahr 2003 ergeben. DieZahl der Studienanfänger betrug 2002 bundesweit3.267. Sie hat sich damit seit 1997 auf Werte zwi-schen 3.000 und 3.300 eingependelt.

37,8 % der arbeitslosen Sonderschullehrer warenunter 35 Jahre alt, 27,6 % zwischen 35 und 44Jahre und 34,6 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %.

Die meisten der gemeldeten arbeitslosen Bewer-ber warteten auf den nächsten Einstellungstermin.Der überwiegende Teil verfügte über beide Staats-examina. Bei den Studienschwerpunkten warendiejenigen Lehrkräfte in der Mehrzahl, die sich aufLernbehindertenpädagogik spezialisiert hatten.

Eine im Auftrag der Kultusministerkonferenz er-stellte Lehrerbedarfsanalyse bis 2015 kommt zudem Ergebnis, dass sich in Deutschland zwischenEinstellungsangebot und -bedarf für die sonderpä-dagogischen Lehrämter ein weitgehend ausge-glichenes Verhältnis abzeichnet. Denn hier treffenauf die voraussichtlich jährlich knapp 2.000 benö-tigten Lehrkräfte ca. 1.800 Neuabsolventen derzweiten Staatsprüfung, die sich um eine Einstel-lung in den öffentlichen Schuldienst bewerben.Unter Einbeziehung einiger Altbewerber erhöhtsich das Lehrereinstellungsangebot für die sonder-pädagogischen Lehrkräfte auf insgesamt mehr als1.900 jährlich und entspricht damit auch in denkommenden Jahren nicht ganz dem Bedarf.

Private – meist kirchliche – Schulträger, die oft ineinem organisatorischen und räumlichen Verbundmit weiteren Rehabilitationseinrichtungen standen(z.B. Klinik, Werkstatt für Behinderte etc.) suchtenzum Teil händeringend Sonderschullehrer.

Andere freie Schulträger suchten für Unterricht undBetreuung von Grundschülern mit Behinderung inintegrativen altersgemischten Grundschulklassenpädagogische Fachkräfte mit verschiedenensonderpädagogischen Lehrbefähigungen. Darun-ter waren auch Waldorf- und Montessorischulen.

Einige Bildungsträger stellten – meist befristet – fürdie Berufsvorbereitung von benachteiligtenJugendlichen Sonderschullehrer ein. In der Kon-kurrenz zu der nach wie vor recht guten Nachfrageaus dem öffentlichen und privaten Schulwesenstießen sie jedoch auf Schwierigkeiten bei derBesetzung ihrer Positionen.

Nachhilfeinstitute und private Einrichtungen derLernförderung suchten Sonderpädagogen, z.B. imZusammenhang mit der Lerntherapie mit Kindernund Jugendlichen im Bereich Legasthenie undDyskalkulie. Sie sollten über pädagogische Berufs-erfahrungen und lerntherapeutisches Grundwissenverfügen.

Erwartet wird von allen Arbeitgebern grundsätzlicheine abgeschlossene Lehrerausbildung (2. Staats-

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examen). Für den Einsatz in Privatschulen wirdeine akzeptierende Grundhaltung gegenüber demjeweiligen pädagogischen Konzept erwartet. BeiSchulen in kirchlicher Trägerschaft wird minde-stens die Kirchenmitgliedschaft vorausgesetzt.

Nach den Kriterien des Öffentlichen Dienstes ist fürBerufseinsteiger mit 2. Staatsexamen je nachFamilienstand und Status (Angestellter oderBeamter) im alten Bundesgebiet mit einemMonatsgehalt von 3.000 bis 3.400 € zu rechnen.

Berufsschullehrer

Arbeitslose: 1.005 (+5,6 %)

Frauenanteil: 60 % (2002: 61 %)

Stellenzugang: 1.352 (+20,5 %)

In diesem Abschnitt steht das öffentliche Berufs-schulwesen im Vordergrund.

Im Jahr 2003 wurden 2.488 Berufschullehrer in denSchuldienst eingestellt, davon 2.303 in den altenLändern. Seit Jahren kann der Bedarf an denBerufsschulen nicht mehr durch eine entsprechen-de Zahl von Absolventen des Vorbereitungsdiens-tes gedeckt werden. Dadurch erhalten vor allem anBerufsschulen auch Akademiker, die ursprünglichnicht das Schulwesen im Visier hatten, die Chance,als Seiteneinsteiger den Lehrerberuf zu ergreifen.

Am 30. September 2003 waren 1.005 arbeitsloseFachschul-, Berufsschul- und Werklehrer bei denAgenturen für Arbeit registriert. 60 % der arbeitslosGemeldeten waren Frauen (Vorjahr: 61 %). Fürdiese Lehrergruppe wurden im Laufe des Jahres1.352 Stellenangebote unterbreitet, 20,5 % mehrals im Vorjahr.

Die Zahl der Studienanfänger für Lehrämter desberuflichen Schulwesens hat sich seit 1995 um 50 % auf 4.416 im Jahr 2002 erhöht. Die Zahl derAbsolventen mit 1. Lehramtsprüfung hat mit dieserEntwicklung allerdings nicht Schritt gehalten. Nacheinem zwischenzeitlichen Anstieg auf 1.815 imJahr 1999 ging sie danach sukzessive zurück undbetrug im vergangenen Jahr nur noch 1.399.

15,1 % der arbeitslosen Berufsschullehrer warenunter 35 Jahre alt, 25,1 % zwischen 35 und 44Jahre und 59,8 % waren über 45 Jahre alt. ZumVergleich die Altersstruktur aller arbeitslosen

Bewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %. Der hoheAnteil älterer Bewerber erklärt sich aus demUmstand, dass eine beträchtliche Zahl ältererPädagogen aus privaten Einrichtungen der beruf-lichen Aus- und Weiterbildung freigesetzt wurden,die aufgrund ihres Alters wenig Chancen hatten, indas öffentliche Schulwesen einzumünden. Dergeringe Anteil jüngerer Bewerber beruht auf densehr guten Chancen, nach der Ausbildung anöffentlichen Schulen unterrichten zu können; eineKontaktaufnahme zu den Agenturen für Arbeit waraus diesem Grund in der Regel verzichtbar.

Nur 50 der bundesweit 1.005 arbeitslos gemelde-ten Bewerber verfügten über eine Lehrerausbil-dung im gewerblich-technischen Bereich (Vorjahr:54). Meist befanden sie sich in der Wartezeit zwi-schen Ende der Ausbildung und dem nächstenEinstellungstermin. Daneben waren bundesweit223 (Vorjahr: 188) arbeitslose Berufsschullehrer mitkaufmännischen Schwerpunkten bzw. Diplom-Handelslehrer gemeldet. Auch diese Gruppe hattebei der Einmündung in den Schuldienst kaumProbleme. Hinzu kamen 16 Berufsschullehrer mithauswirtschaftlichen und 12 mit landwirtschaft-lichen Schwerpunkten. Gut die Hälfte der arbeits-losen Lehrkräfte waren Lehrer für allgemein bilden-de Fächer an Berufsschulen oder Fachlehrer mitanderen Schwerpunkten.

Laut Kultusministerkonferenz besteht in dennächsten 10 Jahren ein Einstellungsbedarf vonjährlich etwa 3.700 Lehrkräften an den beruflichenSchulen. Da jedoch durchschnittlich nur rund2.300 neuausgebildete Berufsschullehrer zur Ver-fügung stehen, ist mittelfristig mit einer hohenUnterdeckung zu rechnen. Der Einstellungsbedarfkann demnach im Durchschnitt nur zu 65 %gedeckt werden. Deshalb wird in den kommendenJahren in hohem Maße auf das Instrument des Sei-teneinstiegs zurückgegriffen werden müssen.

Die Privatwirtschaft, die grundsätzlich als Arbeit-geber für Berufspädagogen, z.B. im Bereich derbetrieblichen Aus- und Weiterbildung, in Betrachtkommt, hielt sich im vergangenen Jahr mit Stellen-ausschreibungen für diese Lehrergruppe auffallendzurück. Die meisten Angebote kamen aus demöffentlichen berufsbildenden Schulwesen. Aberauch andere Institutionen, z.B. private berufsbil-dende Fachschulen, waren sehr an ausgebildetenBerufsschullehrern für alle denkbaren Einsatzfel-der, wie Kosmetik, Krankenpflege, Heilpädagogik,Sozialpädagogik oder Technik interessiert.

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So suchten u.a. Technische Fachschulen fürberufsbegleitende Lehrgänge zum Staatlichgeprüften Techniker festangestellte und freiberufli-che Dozenten.

Auch private Wirtschaftsschulen versuchten,Berufspädagogen mit attraktiven Angeboten zuködern; sie hatten jedoch in der Konkurrenz zumöffentlichen Schulwesen einen schweren Stand.

Wesentlich seltener als in den vorangegangenenJahren suchten Bildungsträger u.a. Diplom-Han-delslehrer für Fortbildungs- und Umschulungs-maßnahmen im kaufmännischen Bereich oderBerufsschullehrer für gewerblich-technischeFächer für entsprechende Ausbildungsgänge imMetall- oder Elektrobereich. Anstellungen wurdenimmer häufiger nur für die Dauer einer Maßnahmeangeboten.

Industrie- und Handelskammern sowie Hand-werkskammern boten Berufsschullehrern mit ver-schiedenen Bildungshintergründen Positionen zurPlanung, Organisation und Gestaltung beruflicherBildungsmaßnahmen in ihrem Bezirk.

Einige wenige Vakanzen wurden auch aus demHochschulbereich gemeldet, vor allem Assisten-tenstellen in Wirtschafts- und Berufspädagogik.

Hier und da waren – vor allem in Ostdeutschland –auch Diplom-Medizin-Pädagogen als Lehrkräftefür theoretischen und fachpraktischen Unterrichtan Alten- und Krankenpflegeschulen gefragt. AlsVoraussetzung wurde meist ein pflegerischerGrundberuf erwartet. Auch Ärzte oder Diplom-Pfle-gewissenschaftler kamen für solche Lehrtätigkei-ten in Betracht.

Berufsschullehrer mit technischen und betriebs-wirtschaftlichen Schwerpunkten waren wieder diegesuchtesten Fachkräfte. Aber auch der Bedarf anLehrkräften mit hauswirtschaftlichen oder landwirt-schaftlichen Schwerpunkten konnte nicht völligdurch die wenigen in diesen Fachrichtungen aus-gebildeten Lehrer gedeckt werden. Die Erwartun-gen der Arbeitgeber waren wegen des Bewerber-mangels eher bescheiden. Wert legten sie vorallem auf hohe fachliche Kompetenz und persönli-ches Engagement bei der pädagogischen Arbeitmit Jugendlichen.

Nach den Kriterien des Öffentlichen Dienstes ist fürBerufseinsteiger mit 2. Staatsexamen je nachFamilienstand und Status (Angestellter oderBeamter) im alten Bundesgebiet mit einemMonatsgehalt von 3.000 bis 3.400 € zu rechnen.

Im Bereich der Berufsschulen gab es zahlreicheEinstellungsmöglichkeiten für so genannte Seiten-

einsteiger. Ihr Einsatz erfolgte, damit das Unter-richtsangebot trotz des Mangels an ausgebildetenBerufsschullehrern halbwegs sichergestellt werdenkonnte. Als Seiteneinsteiger werden Lehrkräftebezeichnet, die zwar über einen Hochschul-abschluss verfügen, aber keine Lehramtsprüfungabgelegt haben. Sie erhalten im Falle ihrer Ein-stellung entweder vorangestellte Trainee-Maß-nahmen oder berufsbegleitende pädagogischeZusatzqualifikationen. Die Gestaltung der Ausbil-dung und der Examina ist in den einzelnen Bun-desländern unterschiedlich.

Am häufigsten kommen für Berufsschulen Inge-nieure des Maschinenbaus und der Elektrotechnikund Wirtschaftswissenschaftler als Seitenein-steiger in Betracht. Kleinere Seiteneinsteiger-Kon-tingente waren aus dem Berufsschulsektor für denUnterricht in Ernährung und Hauswirtschaft undSozialpädagogik nachgefragt. Insgesamt wurdenbundesweit im Jahr 2003 1.230 Seiteneinsteigereingestellt, davon 487 für berufliche Fächer. DasBeratungsangebot der Hochschulteams in Fragendes Seiteneinstiegs wurde rege in Anspruch ge-nommen.

Lehrer für musische Fächer

Arbeitslose: 1.515 (+9,5 %)

Frauenanteil: 67 % (2002: 67 %)

mit Universitätsabschluss: 78 % (2002: 79 %)

Stellenzugang: 198 (–23 %)

Der Arbeitsmarkt für Musikpädagogen undKunsterzieher, die Ausbildungen absolviert hatten,die nicht für das staatliche Schulwesen qualifizier-ten, blieb sehr schwach. Die Zahl der Arbeitslosenstieg erneut um 9,5 % auf 1.515. Zwei Drittelwaren – wie im Vorjahr – Frauen. Unter denArbeitslosen verfügten 78 % über einen universitä-ren Abschluss.

Die meisten Musiklehrer hatten Instrumen-talausbildungen; ein weiterer beträchtlicher Teilwar schwerpunktmäßig in elementarer Musiker-ziehung ausgebildet. Ein Viertel der Bewerber be-stand aus Aussiedlern, Kontingentflüchtlingen undAsylbewerbern bzw. -berechtigten. Gegenüberdem Anteil dieser Personengruppen an allenarbeitslos gemeldeten Akademikern (4,4 %) wardies ein außerordentlich hoher Wert.

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Im Jahr 2002 gab es rund 12.500 sozialversiche-rungspflichtig beschäftigte Lehrer für musischeFächer, rund 300 weniger als 1996. Im Vergleichzur durchschnittlichen Beschäftigungsentwicklungvon Akademikern, die im gleichen Zeitraum einenkräftigen Zuwachs verzeichnen konnte, gehörtensie damit zu denjenigen, die zunehmend aus denregulären Arbeitsverhältnissen herausfielen.

21,3 % der arbeitslosen Bewerber waren unter 35Jahre alt, 30,4 % zwischen 35 und 44 Jahre und48,8 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosgemeldeten Bewerber mit Universitäts- oder Fach-hochschulausbildung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis44 Jahre: 32 %, 45 Jahre und älter: 41 %. Arbeits-lose Lehrer für musische Fächer waren demnachunter der Altersgruppe der über 45-Jährigen signi-fikant stärker vertreten als dies beim Durchschnittaller Akademiker der Fall war.

An der Struktur der wenigen Stellenangebote hatsich kaum etwas geändert. Angebote für Musik-lehrer gab es fast ausschließlich von privaten undwenigen kommunalen Musikschulen, z.B. für diemusikalische Früherziehung oder für den Instru-mentalunterricht. Zu der Unterweisung an mehre-ren Instrumenten trat bei Positionen in der Musika-lischen Früherziehung die Kontaktpflege mit Kin-dergärten und Grundschulen für die Planunggemeinsamer Veranstaltungen.

Auch Privatschulen, z.B. Waldorfschulen, botenhin und wieder Beschäftigungsverhältnisse an.Gelegentlich suchte der Musikalien- und Musikin-strumentehandel Musiklehrer für Demonstrations-oder Unterweisungszwecke.

Wie im vergangenen Jahr wurden Musiklehrer vorallem für Klavier, Keyboard und Gitarre gesucht.Für den Unterricht an anderen Instrumenten (z.B.Schlagzeug, Streichinstrumente, Querflöte, Block-flöte, Klarinette und Akkordeon) lagen nur verein-zelte Angebote vor. Selten gab es Offerten fürChorleitung und Gesangsunterricht. Da es sich fastausschließlich um Offerten auf Honorarbasis han-delte, boten sie in der Regel keine ausreichendeLebensgrundlage, sodass viele Musiklehrer aufausbildungsfremde Tätigkeiten ausweichen muss-ten. Andere Musiklehrer versuchten, durch Ertei-lung von Privatunterricht ihre Existenz zu sichern.Nur ganz vereinzelt gab es daneben Stellen fürMusikerzieher von privaten allgemeinbildendenSchulen, die aber das zweite Staatsexamen undgenau definierte Fächerkombinationen voraussetz-ten. Offerten für Kunsterzieher lagen den Arbeits-ämtern im Jahr 2003 so gut wie nicht vor.

Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und derZielgruppen mussten Lehrer für musische Fächeraußerordentlich kompromissbereit sein. Nur jünge-re, gut qualifizierte, mit pädagogischem Geschickund ersten Berufserfahrungen versehene Be-werber ohne Mobilitätshindernisse hatten realisti-sche Chancen auf existenzsichernde Beschäf-tigungen. Die zahlreichen älteren Arbeitslosenkonnten allenfalls versuchen, durch Einzelunter-richt ihren Lebensunterhalt auf niedrigem Niveauzu bestreiten. Bewerber aus dem Ausland mitmangelhaften Deutschkenntnissen waren nahezuchancenlos.

Einige Musiklehrer versuchten sich mit finanziellerUnterstützung der Agenturen für Arbeit selbststän-dig zu machen. Dies geschah gelegentlich auchdurch den Einstieg in entsprechende Franchise-angebote.

Sportlehrer

Arbeitslose: 1.631 (+6 %)

Frauenanteil: 38 % (2002: 37 %)

mit Universitätsausbildung: 83 % (2002: 81 %)

Stellenzugang: 453 (–29 %)

Die Arbeitsmarktlage war einerseits gekennzeich-net durch einen Rückgang der öffentlichenFörderung der Sportangebote im kommunalenBereich, bedingt durch die Schwäche der öffent-lichen Haushalte. Betroffen waren hier vor allemkleinere Vereine, die in der Vergangenheit oft mitHilfe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen odervon Fördermitteln der Städte und GemeindenSportlehrer und Trainer beschäftigen konnten. Dader Sportbereich auf der anderen Seite grundsätz-lich als zukunftsträchtiger Bereich einzustufen ist,sind hier mittelfristig dennoch Chancen sichtbar,sei es im organisierten Sport oder in derSportartikel- und Freizeitbranche, im Fachhandelund Tourismus oder in anderen sportnahenBereichen.

In den Fächern Sportpädagogik und Sportwissen-schaften legten im Jahr 2002 insgesamt 3.100Studierende eine Abschlussprüfung ab. Der Trendbei der Studienwahl geht insgesamt weg von derSportpädagogik hin zur Sportwissenschaft.

1.631 Sportlehrer waren zum Stichtag 30. 9. 2003arbeitslos gemeldet (+6 %), der Frauenanteil

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betrug 38 %; 82 % der arbeitslos gemeldeten ver-fügten über einen Universitätsabschluss.

Im Laufe des Jahres 2003 gingen 453 Stellenange-bote für Sportlehrer bei den Dienststellen derBundesagentur ein, 182 (–28,7 %) weniger als imVorjahr.

23 % der arbeitslosen Bewerber war unter 35Jahre alt, 32 % zwischen 35 und 44 Jahre und 45 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosgemeldeten Bewerber mit Universitäts- oder Fach-hochschulausbildung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis44 Jahre: 32 %, 45 Jahre und älter: 41 %. Die älte-ren Bewerber waren damit unter den Sportlehrerndeutlich häufiger vertreten als im Durchschnitt.Dies deutet auf einen Teilarbeitsmarkt hin, derbesonders schwer für Lebensältere zugänglich ist.

Die meisten Bewerber verfügten über ein Universi-tätsdiplom als Diplom-Sportlehrer und brachtenvielfältige Kenntnisse und Lizenzen in einzelnenSportarten mit; viele verfügten auch über betriebs-wirtschaftliche Zusatzqualifikationen. Auch Kennt-nisse in der Sportmedizin oder aus der Rehabilita-tion waren häufig vertreten.

Zwischen 1996 und 2002 ist die Zahl der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten in diesemBereich um 25 % auf insgesamt 34.157 angestie-gen; damit hat sich dieser Sektor erheblich besserals der Gesamtdurchschnitt entwickelt. Unter denBeschäftigten befanden sich 2002 rund 6.000 Per-sonen mit einer Universitäts- oder Fachhochschul-ausbildung. Ihre Zahl ist jedoch nicht so schnellangestiegen, wie die der Sport- und Gymnastikleh-rer ohne Hochschulausbildung.

Die weitaus meisten Stellenangebote kamen ausdem Bereich der Fitnesstudios und verwandter Ein-richtungen. Dabei standen die folgenden Funktio-nen im Vordergrund: Leitung von Studios, Training,Trainingsqualitätskontrolle, Programmgestaltungund Beratung der Kunden. Arbeitgeber erwartetenvon den potenziellen Bewerbern u.a. Erfahrung inder Einweisung an den Geräten, Kenntnisse in Ent-spannungstechniken, evtl. auch Massagekennt-nisse sowie Werbe- und Verkaufskenntnisse.

Von Sportvereinen wurden Positionen als Übungs-leiter für Gymnastik, Geräteturnen und Leichtathle-tik angeboten, oft verbunden mit Wochenend-dienst; die meisten Tätigkeiten fanden auf Hono-rarbasis statt. Festanstellungen boten nur Groß-vereine und Verbände an. Gelegentlich lagen auchAngebote von Vereinen oder Altenheimen für denSeniorensport vor.

Auch der Seiteneinstieg in das öffentliche Schul-wesen wurde gelegentlich ermöglicht. Der Einsatzim Bereich der Sonderpädagogik stand dabei imVordergrund, mehrjährige Berufserfahrung warVoraussetzung.

Auch Unterrichtstätigkeiten an Privatschulen, z.B.an Waldorfschulen, wurden angeboten; hier wurdedie Offenheit für anthroposophische Grundhaltun-gen als Voraussetzung genannt.

In der Privatwirtschaft (z.B. Sportartikelhersteller)wurden Sportlehrer für die Kundenakquisition bzw.Kundenbetreuung, für die Angebotserstellung oderdie Reklamationsbearbeitung gesucht. Hierfürwurden Dienstleistungserfahrungen, Kommunika-tionsfähigkeit, Kontaktfähigkeit und EDV-Kennt-nisse vorausgesetzt.

Seltener als in den vergangenen Jahren boten Rei-severanstalter Beschäftigungsmöglichkeiten an.Dabei ging es u.a. um Animation der Urlaubsgäste.Hierfür wurden Trainerkompetenzen in verschiede-nen Sportarten, vor allem Wassersport und/oderTrendsportarten, vorausgesetzt. Kommunikations-fähigkeit und Organisationstalent waren hierbesonders gefragt. Auch Sprachkenntnisse, min-destens in Englisch, bildeten meist eine unabding-bare Voraussetzung. Es handelte sich jedoch meistum saisonal begrenzte Beschäftigungsmöglichkei-ten.

Gelegentlich wurden auch Stellen in Sport- undRehabilitationszentren angeboten. Hier solltenManagementkenntnisse im Gesundheits- undRehabilitationssport vorliegen sowie entsprechen-de Zusatzqualifikationen; neben grundlegendenErfahrungen im Trainingsbereich sollten danebenkonzeptionelle, planerische, organisatorische undsoziale Kompetenzen für derartige Tätigkeiten vor-liegen.

Aus dem Klinikbereich gab es hier und da Offertenfür Sportlehrer, die orthopädische und traumatolo-gische Patienten betreuen sollten. Therapieerfah-rung in klassischen und alternativen Entspan-nungsverfahren waren dabei unerlässlich; eswurde eine abteilungsübergreifende Zusammenar-beit mit anderen therapeutischen Fachdisziplinenerwartet. Oft waren auch zusätzliche therapeuti-sche Qualifikationen (z.B. EAP = erweiterte ambu-lante Physiotherapie) und Berufserfahrung erfor-derlich.

Alternativen boten sich bei entsprechenderZusatzqualifikation in BWL und Marketing, z.B. imVertrieb bei Sportartikelherstellern oder im Sport-sponsoring im Agenturbereich.

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Zusammenfassend erwarteten Arbeitgeber vonden Bewerbern vielfältige Zusatzkenntnisse imtherapeutischen und kaufmännischen Bereich.Hohe Sozialkompetenz, pädagogisches Geschick,Kommunikationsfähigkeit und Organisationstalentwurden fast immer vorausgesetzt.

Weitgehende Mobilität, Kompetenzen und Erfah-rungen in den jeweils angesagten Sportarten,Offenheit auch für medizinische Zusammenhängeund kaufmännische Grundkenntnisse konnten denBerufseinstieg junger Sportlehrer wesentlicherleichtern.

Angestrebte Existenzgründungen von Sportlehrernim Fitness- und Freizeitbereich wurden teilweiseüber Ich-AG oder mit Hilfe von Überbrückungsgeldgefördert.

Geisteswissenschaftler

Arbeitslose: 11.764 (+12,7 %)

Frauenanteil: 60 % (2002: 60 %)

Stellenzugang: 1.160 (–13 %)

Die hier gewählte Definition von Geisteswissen-schaftlern umfasst die Absolventen philosophi-scher, theologischer, sprach-, geschichts- und kul-turwissenschaftlicher Studiengänge an wissen-schaftlichen Hochschulen.

Zur Stichtagserhebung am 30. September 2003wurden insgesamt 11.764 arbeitslose Geisteswis-senschaftler registriert (+ 12,7 %). Der Frauenanteilan den Arbeitslosen betrug wie im Vorjahr 60 %.Den größten Anteil einer einzelnen Studienfach-richtung an der Arbeitslosigkeit von Geisteswis-senschaftlern stellten die Germanisten (15,9 %),gefolgt von den Historikern (14,7 %), den Kunst-historikern (11,4 %), den Philosophen (5,7 %), denArchäologen (4,8 %), den Anglisten (4,6 %), denKulturwissenschaftlern (4,2 %), den Ethnologen(3,5 %), den Romanisten (3,4 %), den Theaterwis-senschaftlern (3,2 %), den evangelischen Theo-logen (2,8 %) und den klassischen Philologen (2,7 %). Weitere 23,2 % der Bewerber verteilte sichauf die vielen kleineren geisteswissenschaftlichenEinzeldisziplinen.

Die Nachfrage nach Geisteswissenschaftlern gingim Jahr 2003 gegenüber dem Vorjahr weiter zurückund zwar um 13 % auf 1.160 Stellenangebote.

Für alle Geisteswissenschaftler gilt: Rund ein Drit-tel der Bewerber sind Männer, zwei Drittel Frauen.Ein originärer Arbeitsmarkt in dem Sinne, dassaußerhalb von Hochschulen oder der ÖffentlichenHand explizit Germanisten oder Literatur- und Kul-turwissenschaftler gesucht wurden, war kaumexistent. Aber auch der öffentliche Sektor meldetenur noch in sehr geringem Maße Vakanzen. InKommunen z.B. wurden auf mehrere Jahre ange-legte Projekte zum Teil kurzfristig eingestellt, ge-plante Maßnahmen im Kulturbereich wurden deut-lich reduziert. Aber auch die Kulturarbeit in großenUnternehmen wird zunehmend outgesourct, so-dass auch hier hauptberufliche Perspektiven selte-ner geworden sind. Die Hürden für Seiteneinsteigeraus den Geisteswissenschaften in Funktionen derPersonalwirtschaft, der Werbung und des Marke-tings oder im Vertrieb waren angesichts der Viel-zahl der Bewerber mit originären Studienabschlüs-sen immer schwerer zu überwinden.

29 % der arbeitslosen Geisteswissenschaftlerwaren jünger als 35 Jahre, 42 % gehörten zurGruppe der 35–44-Jährigen und 29 % waren älterals 45 Jahre.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosenBewerber mit abgeschlossener Universitätsausbil-dung: bis 34 Jahre: 27,1 %, zwischen 35 und 44:32,4 % und 45 Jahre und älter: 40,5 %. Aus dieserGegenüberstellung ergibt sich, dass im Gegensatzzur Vergleichsgruppe vorwiegend jüngere Bewer-ber bzw. Berufsanfänger von Arbeitslosigkeitbetroffen waren. Frauen gehörten seltener zurGruppe der Langzeitarbeitslosen als ihre männ-lichen Kollegen. Obwohl sie die große Mehrheitunter den arbeitslos Gemeldeten stellten, warensie bei den Leistungsbeziehern in der Minderheit.

Es meldeten sich auch vermehrt Bewerber, die beiWeiterbildungsträgern angestellt waren und durchdie Kürzungen in diesem Bereich arbeitslos wur-den.

An fast allen deutschen Universitäten ist dieUmstellung aller geisteswissenschaftlichen Stu-diengänge auf Bachelor- und Masterstudiengängein vollem Gang. Bewerber mit diesen neuenAbschlüssen traten im vergangenen Jahr aller-dings noch sehr selten in Erscheinung. Die meistenverfügten noch über die bisherigen Magisterab-schlüsse.

Im Vergleich zu früheren Jahren wird die Fachqua-lifikation bei vielen Absolventen vermehrt durchausgesprochen interessante, überlegt geplanteund vielfach auch wirtschaftsnahe Praktikaergänzt.

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Viele der berufserfahrenen Bewerber konnten aufzum Teil mehrjährige Tätigkeiten in den BereichenMuseum, Ausstellungswesen, Öffentlichkeitsarbeitoder Marketing zurückblicken.

Die originären Interessen der Geisteswissenschaft-ler lagen verständlicherweise nahe bei den an derHochschule erworbenen Kompetenzen. Zu denWunschperspektiven gehörten aus dieser Sichtdas Lektorat in Verlagen, redaktionelle Tätigkeiten,Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungswe-sen, Beratungstätigkeiten, wissenschaftlicheTätigkeiten und Bildungsarbeit.

Allerdings nahm im Vergleich zu den neunzigerJahren bei der beruflichen Zielfindung von Geis-teswissenschaftlern wegen fehlender Berufspers-pektiven die Bedeutung klassischer, fachnaherBerufsziele deutlich ab.

Großes Interesse bestand deshalb zunehmend aneinem Einstieg in Bereiche der Privatwirtschaft, aufdie die geisteswissenschaftlichen Soft Skills pas-sen, wie etwa Öffentlichkeits- und Pressearbeit,Marketing, Personalwesen, Aus- und Fortbildung.

Sieht man sich den beruflichen Werdegang derberufserfahrenen Bewerber an, findet sich in vielenFällen das typische Patchwork-Muster aus Pro-jektarbeit, befristeten Beschäftigungsverhältnissenund freier Mitarbeit.

Zu den fachlichen Qualifikationen der Bewerberlässt sich im Grunde keine verallgemeinernde Aus-sage treffen; zu vielfältig sind die Studienhinter-gründe und die individuellen Erfahrungen. Den-noch waren bei den Bewerbern des Jahres 2003einige Schwerpunkte zu erkennen. So lagen beieinem Teil der Bewerber sehr gute DV-Kenntnissejeder Art vor (dies trifft vor allem auf solche zu, diein der IT-Branche gearbeitet hatten). Auch solidewirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse warenkeine Seltenheit. Hinzu kamen umfangreicheErfahrungen im Projektmanagement.

Organisations- und Büro- bzw. Sekretariatserfah-rung, Unterrichtserfahrung, Beratungserfahrung,Auslandserfahrung, Sprachkenntnisse, Erfahrun-gen als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, jour-nalistische und redaktionelle Kenntnisse sowiediverse Erfahrungen im Veranstaltungsmanage-ment runden das Bild der am häufigsten registrier-ten Kompetenzen ab. Viele Bewerber verfügtendarüber hinaus über eine abgeschlossene Promo-tion (rund 25 %).

Auch Berufsanfänger konnten mehr denn je mitnachweisbaren Zusatzqualifikationen aus denBereichen BWL und EDV aufwarten, mit denen sie

versuchten, den veränderten Markterfordernissenzu entsprechen.

In der Regel verfügten die meisten gemeldetenGeisteswissenschaftler über die ihnen zugeschrie-benen typischen Soft Skills wie Vielseitigkeit, Kre-ativität, Organisationsfähigkeit, Selbstständigkeitund analytische Fähigkeiten.

Im Jahr 2002 standen 19.282 sozialversicherungs-pflichtige Geisteswissenschaftler in Deutschland ineinem sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-gungsverhältnis. Hierbei ist allerdings zu berück-sichtigen, dass mit Sicherheit eine Untererfassungin dem Sinne vorliegt, da es sich hier um Personenhandelt, die explizit in ihrer Studienrichtung arbei-ten, z.B. der Germanist, der an einem entspre-chenden Lehrstuhl arbeitet oder der in einemMuseum tätige Kunsthistoriker. Die Mehrzahl derAbsolventen eines geisteswissenschaftlichen Stu-diums arbeitet jedoch in Funktionen und Berufen,die nicht ohne weiteres Rückschlüsse auf ihrenStudienhintergrund zulassen, z.B. Marketingleiter,Assistent der Geschäftsleitung oder Personalbera-ter etc. Dennoch erscheint der Umstand interes-sant, dass im Jahr 2002 3 % mehr Geisteswissen-schaftler beschäftigt waren als 1996, während dieGesamtbeschäftigung – bezogen auf alle Sozial-versicherungspflichtigen – im gleichen Zeitraumum 1 % zurückging. Diese Entwicklung spricht fürdie häufig vertretene These, dass Geisteswissen-schaftler zwar ein erheblich schwierigeres Entréein den Arbeitsmarkt vorfinden, auf Dauer jedoch –ähnlich wie viele andere Akademikergruppen –eher zu den Beschäftigungsgewinnern gehören.

Grundsätzlich sind Bewerber aus geisteswissen-schaftlichen Fachrichtungen gehalten, sich nichtnur auf die fachnahen Stellenangebote zubeschränken, sondern zunächst ihren angestreb-ten beruflichen Funktionsbereich (z.B. Marketing,Vertrieb, betriebliche Bildung etc.) zu definierenund ihr Studium entsprechend zu gestalten. Dannkommen für Geisteswissenschaftler Stellenange-bote aus vielen denkbaren Branchen und Betriebs-formen in Frage. Insoweit geht es in erster Liniedarum, Arbeitgeber davon zu überzeugen, dassGeisteswissenschaftler auch für Arbeitsstellen inFrage kommen, die nicht explizit an sie gerichtetsind.

In diesem Zusammenhang hat die Wirtschaftsnähevon Geistes- und Sozialwissenschaftlern insge-samt weiter deutlich zugenommen. Das äußertesich nicht nur durch vermehrte Praktika in diesenBereichen, sondern auch durch gewünschte Auf-gabenbereiche und Schwerpunkte mit eindeutigen

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BWL-Bezügen (z.B. Management, Marketing usw.).Leider stieß dieses Interesse der Geisteswissen-schaftler im Berichtsjahr deutlich seltener auf ent-sprechendes Gegeninteresse bei Arbeitgebern.

Deutlich mehr Frauen (erheblich mehr als ihremprozentualen Anteil an den Bewerbern entsprach)als Männer nahmen die Beratungsangebote derHochschulteams wahr. Arbeitslose und arbeitsu-chende Geisteswissenschaftler mit Berufserfah-rung suchten in dem Maße vermehrt um eineintensive Beratung nach, in dem sich die Arbeits-marktlage ungünstiger entwickelt hat. In denGesprächen im Hochschulteam wurde auch ver-stärkt die Möglichkeit eines Quereinstieges in dasLehramt eingebracht. Die vorhandenen Fächer-kombinationen gehörten aber in der Regel nicht zudem im Schuldienst nachgefragten Fächerkanon,sodass sich hier nur ganz vereinzelt Möglichkeiteneröffneten. Bei den meisten Bewerbern standweniger das Instrument der klassischen Vermitt-lung im Vordergrund als vielmehr eine Beratungund Strategieentwicklung zum Berufseinstieg oder-umstieg, die dann eine bessere Selbstvermark-tung ermöglichte.

So heterogen sich die Bewerber sowohl von denStudiengängen- und verläufen wie auch von ihrenberuflichen Vorerfahrungen her präsentieren, sovielfältig und bunt ist auch die Palette der Ein-stiegsmöglichkeiten. Gemeinsam ist jedoch allengeisteswissenschaftlichen Berufsverläufen, dassdas Entrée außerhalb der klassischen Einsatzbe-reiche meist holprig und in vielen Schritten verläuft.Das spiegeln auch die Stellenangebote wider. Nurbei einer Minderheit der Offerten werden dauerhaf-te Vollzeitstellen angeboten. Befristete Honorar-und Projekttätigkeiten sind dagegen fast die Regel.Gemeinsam ist vielen der Angebote aus der Wirt-schaft auch, dass sie sich nicht in erster Linie anGeisteswissenschaftler richten, sondern dass Kan-didaten aus den Bereichen Sprach- und Kulturwis-senschaften dann zum Zuge kommen, wenn sieüber passgenaue Zusatzqualifikationen verfügen.

Das Stellenangebot für Akademiker aus dem geis-teswissenschaftlichen Bereich war insgesamtstark rückläufig. Arbeitgeber suchten in begrenz-tem Umfang Bewerber im redaktionellen/journalis-tischen Bereich, für PR- und Marketingtätigkeitenund vereinzelt im Kulturmanagement sowie fürDozententätigkeiten. Bei einigen Angeboten han-delte es sich auch um Volontariate, unbezahltePraktika und so genannte Freelancer-Tätigkeiten.

Einige der typischen Funktionen und Einsatzfelderfür Geisteswissenschaftler, die im vergangenen

Jahr von Arbeitgebern angeboten wurden, seienhier stichwortartig aufgeführt.

Von Kommunen wurden z.B. Historiker im Rahmeneiner befristeten Tätigkeit gesucht für die Befra-gung von Zeitzeugen zum Thema Nationalsozia-lismus.

Politische Stiftungen suchten ebenfalls gelegent-lich Historiker für die Entwicklung und Umsetzungneuer Konzeptionen für die Öffentlichkeits- undhistorisch-politische Bildungsarbeit, verbundenmit der Durchführung von Seminaren und Vor-tragsveranstaltungen.

Museen boten Kunsthistorikern und Historikern,deren Ausbildung und Studienschwerpunkte zuden Inhalten der Museen passen mussten, Volon-tariate oder Assistenzverträge an.

Vollzeitstellen für die Betreuung von speziellenGemäldesammlungen setzten eine klar definiertewissenschaftliche Vorbildung und eine entspre-chende Promotion voraus. Hier ging es auch umdie Vorbereitung und Durchführung von Ausstel-lungen und die wissenschaftliche Betreuung derdazugehörigen Bibliotheken.

Kunsthistoriker wurden Tätigkeiten bei Kunstgale-rien für die Konzeption von Katalogen, verbundenmit allen anfallenden Galeriearbeiten und Sekreta-riatsaufgaben angeboten. Einschlägige Berufser-fahrung im Galeriebereich wurden hierfür voraus-gesetzt.

Vereine suchten – in Zusammenhang mit dem sel-ten gewordenen Instrument Arbeitsbeschaffungs-maßnahme – für die kulturelle Projektarbeit inKommunen befristete Beschäftigungsmöglichkei-ten, wobei entsprechende berufliche Vorerfahrun-gen allerdings zur Einstiegsbedingung gemachtwurden.

Sprachschulen boten Philologen mit verschiede-nen Sprachkompetenzen Stellen als Sprachlehrerauf Honorarbasis an.

Universitäten und Fachhochschulen meldeten hinund wieder Vakanzen für wissenschaftliche Mitar-beiter in diversen Lehr- und Forschungsgebieten.Neben der Erledigung administrativer Aufgabenwurde die Konzeption und Durchführung eigenerLehrveranstaltungen erwartet. Die Organisationvon Tagungen und die redaktionelle Bearbeitungvon Editionen gehörten oft mit zum Stellenprofil.Die Ausschreibungen richteten sich vorzugsweisean jüngere Akademiker des jeweiligen Fachgebie-tes, die oft auch promoviert sein mussten.

Im Bereich von Non-Profit-Organisationen wurdengelegentlich Stabstellen für die strategischeWeiterentwicklung angeboten. Bewerber mussten

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mit den inhaltlichen und fachlichen Zielen vertrautsein und unternehmerisches Denken mitbringen.

Einige Reiseveranstalter im gehobenen Segmentsuchten für die kulturelle und sprachliche Betreu-ung ihrer Kunden hochgebildete entsprechendeGeisteswissenschaftler auf Honorarbasis.

International agierende Unternehmen suchten hierund da für ihre Niederlassungen im Ausland Geis-teswissenschaftler mit betriebswirtschaftlichenQualifikationen, die die jeweilige Landessprache inWort und Schrift perfekt beherrschen mussten.

Gelegentlich suchten Unternehmens- und Perso-nalberatungen und Agenturen Trainees mit geis-teswissenschaftlichem Hintergrund, z.B. für PR-und Marketingkonzeptionen oder für die Erstellungvon Recherchekonzepten und die Identifizierungpotenzieller Kandidaten, die im Auftrag Drittergesucht wurden.

Auch die Industrie bot in seltenen Fällen Geistes-wissenschaftlern die Mitarbeit in den BereichenVertrieb, Kundenbetreuung oder Presse- undÖffentlichkeitsarbeit an. Zu den Aufgaben gehörteu.a. die Präsentation des Unternehmens nachaußen, die Betreuung von Medienvertretern unddie Mitarbeit beim Erstellen von Informationsmate-rialien.

Zum Aufbau und zur Pflege von Geschäftsbezie-hungen suchten Verlage vereinzelt Geisteswissen-schaftler als Key Account- oder als Senior AccountManager, die über mehrjährige Verkaufserfahrun-gen verfügen sollten.

Deutlich seltener als in den Jahren zuvor wurdeGeisteswissenschaftlern die Gelegenheit zumQuereinstieg in den Bereich der Neuen Mediengegeben, z.B. für das Projektmanagement im Be-reich Suchmaschinen-Marketing. Hervorragendeentsprechende DV-Kenntnisse waren unabdingbar.

Diejenigen Arbeitgeber der Privatwirtschaft, die mitgeisteswissenschaftlichen Abschlüssen vertrautsind (z.B. über Praktika oder aktive Absolventen-netzwerke), gaben den Absolventen dieserAbschlüsse auch eine Chance. Andere Arbeitgeberhingegen taten sich zum Teil sehr schwer, die viel-fältigen, teilweise auch kaufmännisch geprägten,Qualifikationen der Geisteswissenschaftler richtigeinzuschätzen und können sie sich in betrieblichenFunktionen außerhalb ihrer originären Wissensge-biete nur schwer vorstellen. Hinzu kommt, dassdas Angebot an Bewerbern mit BWL-Abschlussund guten Fremdsprachenkenntnissen sehr großist. Auch die neuen Bachelor- und Masterab-schlüsse sind für viele Arbeitgeber, vor allem aus

klein- und mittelständischen Unternehmen, nochein Buch mit sieben Siegeln.

Auch bei den Arbeitgebern aus dem Bereich desÖffentlichen Dienstes, z.B. Hochschulen, warendie Anforderungen sehr hoch. Für Positionen alswissenschaftliche Mitarbeiter wurde oft bereitseine Promotion mit fachlich passenden Schwer-punkten vorausgesetzt. Die Stellen waren fastimmer befristet.

Auch Träger der selten gewordenen Arbeitsbe-schaffungsmaßnahmen hegten bezüglich derBewerber hohe Erwartungen, was passende beruf-liche Vorerfahrungen, kommunikative und sozialeKompetenzen betraf.

Vor allem Absolventen benötigen ein klares Berufs-konzept und eine fundierte Strategie, um denBerufseinstieg zu schaffen. In der Wirtschaft habensie als Seiteneinsteiger nur noch dann eine Chan-ce, wenn sie u.a. über nachweisbare betriebswirt-schaftliche Kompetenzen verfügen, z.B. durch dieWahl des Nebenfaches Betriebswirtschaft. Eineüberdurchschnittlich lange Studiendauer mit feh-lender Berufserfahrung und ein später Einstieg inden Arbeitsmarkt senken die Vermittlungschancen.Berufspraxis, Volontariate oder Betriebspraktikakönnen die Vermittlung erleichtern. Fachliche Fle-xibilität und überregionale Mobilität waren darüberhinaus oft der Schlüssel zum erfolgreichen Berufs-einstieg.

Schwer zu vermitteln waren u.a. diejenigen Bewer-ber, die sich im Laufe ihres Studiums und der fol-genden beruflichen Entwicklung zu einseitig aufdie wissenschaftliche Laufbahn konzentriert hatten.

Viele der Bewerber äußerten Wünsche nach EDV-Training, betriebswirtschaftlichen Lehrgängen oderQualifizierungen in Multimedia. Als besondersErfolg versprechend erwiesen sich aus Sicht derBerater in den Hochschulteams vor allem Qualifi-zierungsangebote mit einem hohen Praxisanteil.

Zur Unterstützung der beruflichen Eingliederungwurden von den Agenturen für Arbeit deshalb u.a.betriebliche Trainingsmaßnahmen und Maßnah-men in Richtung Bewerbercoaching und Vermitt-lung von PC-Kenntnissen angeboten.

Unterstützung erfolgte für ältere Bewerber außer-dem über Eingliederungshilfen und Förderung derAufnahme der freiberuflichen Tätigkeit. Oft genughandelte es sich allerdings bei den freiberuflichenProjekten um Tätigkeiten mit unsicherer Ertragsla-ge (Zeilenhonorar, tageweise Dozententätigkeit),die nur einen sehr bescheidenen Lebensunterhaltsichern konnten.

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit© 2004, BA-AMS

Erhebungszeitpunkt jeweils Ende September

Grafik 55

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Grafik 56

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Berufe im gestalterischen Bereich

● Grafiker und Designer

● Innenarchitekten

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Gestalterische Berufe insgesamt

Arbeitslose: 7.431 (+17 %)

Frauenanteil: 59 % (2002: 59 %)

mit Universitätsabschluss: 38 % (2002: 40 %)

Stellenzugang: 982 (–1 %)

Zu dieser Berufsgruppe gehören Bildende Künst-ler, Grafiker, Designer und Innenarchitekten.

Der ungünstige Trend des Vorjahres hat sich fürGrafiker und Designer nicht mehr fortgesetzt. ImGefolge der leichten Belebung der Werbebranchein der zweiten Hälfte des vergangenen Jahreswaren sie wieder etwas mehr gefragt. Dagegenwirkte sich für die Innenarchitekten die fortdauern-de Flaute der Baukonjunktur sehr ungünstig aufdie Arbeitsmarktchancen aus.

Grafiker und Designer

Arbeitslose: 5.462 (+18,5 %)

Frauenanteil: 59 % (2002: 59 %)

mit Universitätsabschluss: 36 % (2002: 37 %)

Stellenzugang: 795 (+6 %)

Die Werbebranche hat im Laufe des Jahres 2003wieder zunehmend Tritt gefasst. Besonders imletzten Quartal legte auch die Nachfrage nach Gra-fikern und Designern wieder deutlich zu, sodassmit 795 Stellenangeboten für das ganze Jahr einerfreuliches Plus von 6 % gegenüber 2002 zustan-de kam. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit konn-te jedoch noch nicht mit dieser Entwicklung Schritthalten. So wurden zum Stichtag am 30. September2003 mit insgesamt 5.462 arbeitslosen Grafikernund Designern noch einmal 18,5 % mehr Erwerbs-lose gezählt als ein Jahr zuvor. Fast unverändert

410 410 540 580 590 575 602 616 667 956 1171

3874 4068 4076 3930 4025 3720 3752 3461 3989 5416 6309

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Arbeitslos gemeldete Grafiker, Designer und Innenarchitektenmit abgeschlossener Universitäts-/Fachhochschulausbildung

Innenarchitekten

Grafiker, Designer, bild. Künstler

Erhebungszeitpunkt jeweils Ende September

Grafik 57

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blieb der Frauenanteil (59 %) und der Anteil derUniversitätsabsolventen (36 %).

Im Jahr 2002 wurden in den Bereichen Grafik undDesign insgesamt 2.450 Abschlussprüfungen andeutschen Hochschulen abgelegt. Die Schwer-punkte lagen in den Fächern Grafik-Design undKommunikationsgestaltung mit insgesamt ca.1.500 Absolventen (Frauenanteil: 62 %) und Indus-triedesign/Produktgestaltung mit 670 Absolventen(Frauenanteil: 50 %).

32 % der arbeitslosen Bewerber waren unter 35Jahre alt, 36 % zwischen 35 und 44 Jahre und 32 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosgemeldeten Bewerber mit Universitäts- oder Fach-hochschulausbildung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis44 Jahre: 32 %, 45 Jahre und älter: 41 %. Der Ver-gleich bestätigt, dass vor allem die Gruppe der jün-geren berufserfahrenen Grafiker und Designerstärker von Arbeitslosigkeit betroffen war als ande-re Berufsgruppen mit einer Hochschulausbildung.Verbunden mit der meist sehr guten Qualifikationder Bewerber bietet dieser Umstand interessiertenArbeitgebern aktuell – voraussichtlich nur für einenbegrenzten Zeitraum – die hervorragende Chance,ihre Auswahl unter einer relativ großen Zahl ver-sierter Fachkräfte treffen zu können.

Die meisten der bei den Agenturen für Arbeitgemeldeten Grafiker und Designer verfügten übergute bis sehr gute Fachkompetenzen undbeherrschten in der Regel auch die am häufigstengefragten Softwareanwendungen (z.B. Photoshop,QuarkXpress oder Freehand). Viele brachten mehr-jährige Berufserfahrungen mit. Männliche Bewer-ber kamen eher aus den Bereichen Produkt-, Gra-fik- und Kommunikationsdesign. Frauen gaben alsSchwerpunkt häufiger den künstlerisch-kreativenBereich an, wie Textil- und Glasdesign oder Illus-tration. Nur vereinzelt wurde vor der Meldung inden Agenturen – meist von Männern – eine leiten-de Funktion ausgeübt.

Viele Absolventen brachten die Bereitschaft zurräumlichen Mobilität mit, die notwendig ist, umeine adäquate Stelle zu finden. Auffallend war diegroße Gruppe sehr gut qualifizierter Bewerber zwi-schen 30 und 45 Jahren.

Die Bewerber interessierten sich in der Regel fürUnternehmen, die „am Markt etabliert sind“.Mittel- und Kleinunternehmen standen im Vorder-grund, da hier eher eine vielseitige und kreativeTätigkeit vermutet wird.

Neu ist, dass bei der Arbeitssuche als Zielberuferstmalig der Einstieg in das Lehramt an beruf-lichen Schulen wiederholt genannt wurde. Hierspiegelt sich wohl der Wunsch nach „Arbeitsplatz-sicherheit“ wider.

In der Berufsgruppe der Grafiker und bildendenKünstler, die zu rund 70 % aus Grafikern und De-signern besteht, waren im Jahr 2002 etwa 6.500sozialversicherungspflichtig Beschäftigte miteinem Hochschulabschluss gemeldet (da traditio-nell viele der Berufsangehörigen als Selbstständi-ge tätig sind (Freelancer), ist die Zahl aller erwerbs-tätigen Grafiker und Designer allerdings wesentlichhöher einzuschätzen). Zwischen 1996 war die Zahlaller in dieser Berufsordnung registrierten Beschäf-tigten um rund 30 % angestiegen. Erst seit 2001 istdiese Entwicklung im Gefolge der konjunkturellenFlaute in der Werbebranche wieder mit negativenVorzeichen versehen. Mit der Konsolidierung derAuftragslage in den entsprechenden Wirtschafts-bereichen dürfte sich im Jahr 2004 auch dieBeschäftigtenzahl stabilisieren.

Rund die Hälfte der offenen Stellen, die den Agen-turen für Arbeit am Jahresende vorlagen, kamenaus dem Agenturbereich. Gegen Ende des Jahresmeldeten allerdings auch die Industrie (20 % derVakanzen) und der Handel (7 %) wieder einenetwas höheren Bedarf – gleichsam als Vorbotender erwarteten Konjunkturbelebung. Der Rest derAngebote verteilte sich auf die gesamte Breite desDienstleistungssektors.

In den klassischen Werbeagenturen, die einen FullService zur Verfügung stellten, ging es von derReinzeichnung, der Gestaltung von Werbemitteln,wie Prospekten, Flyern oder Werbegeschenkenüber die Beratung in Marketingfragen bis hin zurUmsetzung von Internetauftritten um alle denkba-ren Formen der Werbung.

Bei den Aufgaben in der Industrie waren u.a. tech-nische Illustrationen zu erstellen, die grafischeBearbeitung technischer Handbücher in Abstim-mung mit den Konstrukteuren vorzunehmen oderAblaufpläne für Werksführungen graphisch aufzu-bereiten. Aber auch die Pflege der homepages unddie Erstellung von Online-Präsentationen gehörteebenso zum Aufgabenspektrum wie die Mitarbeitan Unternehmensbroschüren und die Gestaltungdes Corporate Designs (CD).

Web-Designer in Internet- und Multimediaagentu-ren sollten neben der Produktion von Web-Sites imKundenauftrag digitale Periodika entwickeln undpflegen, die Gestaltung, Abwicklung und Verwal-tung von elektronischen Marketingaussendungen

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übernehmen, die Erstellung und Organisation vonFirmen-Templates verantwortlich bearbeiten undSchnittstellenfunktionen zu technischen Redaktio-nen bei der Pflege von Produktinformationen über-nehmen. Dies alles hatte in enger Anlehnung an dieCD-Vorgaben der Auftraggeber zu erfolgen. ImInternet spielte dabei das Handling der Bedien-oberflächen eine sehr wichtige Rolle.

Auch von Finanzdienstleistern wurden gelegentlichGrafiker und Designer gesucht, die Promotion-Materialen erarbeiten sollten.

Manchmal boten Reiseunternehmen Designernoder Grafikern Positionen an, die vor allem die kre-ative und selbstständige Gestaltung von Katalog-seiten, Anzeigen, Flyern und sonstigem Werbema-terial mit Reiseangeboten zum Inhalt hatten.

Einige Positionen kamen aus der Textil- und Mode-industrie. Hier waren branchen- und entwurfser-fahrene Fachleute mit entsprechenden Ausbil-dungshintergründen gefragt.

Vereinzelte Nachfragen gab es auch von Software-unternehmen, z.B. für die Entwicklung von Spielen,aus dem Messebau zur Entwicklung von Displaysoder aus Verlagen und Druckereien für die grafi-sche Gestaltung von Printmaterialien.

Gemeinnützige Organisationen und Vereine such-ten – manchmal im Rahmen von Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen – Multimediafachleute mit einerAusbildung in Kommunikationsdesign für dieErstellung von themenbezogenen Präsentationen,etwa zu Fragen einer gesunden Ernährung. Nebenden reinen Fachkompetenzen musste hier auch eingewisses pädagogisches und didaktischesGeschick vorliegen.

Eine der wichtigsten Anforderungen der Arbeitge-ber war eine möglichst mehrjährige, für das jewei-lige Tätigkeitsfeld relevante Berufserfahrung. Mit-unter war auch eine vorangegangene handwerkli-che Ausbildung aus Sicht der Arbeitgeber von Vor-teil.

Berufsanfänger hatten nur selten eine echte Chan-ce und wenn doch, dann meist als Praktikantenoder Volontäre. Die Bewerber sollten belastbarsein, Projektstress aushalten können und beiBedarf zu überlangen Arbeitszeiten bereit sein. Invielen Fällen wurden auch sehr gute Englisch-kenntnisse erwartet. In den klassischen Tätigkeits-feldern der Werbeagenturen sollten von der kreati-ven Idee über die Druckvorstufe bis zu Umsetzungsämtliche Arbeitsprozesse – einschließlich derdigitalen Darstellungsformen – sicher beherrscht

21,5 %

17,7 %

10,1 %9,5 %

7,6 %7,0 %

5,7 %5,1 %

4,4 %4,4 % 3,8 %

3,2 %

CAD Java-Script Corel Draw Mac allg. Dream-

weaver

HTML-

Progr.

Flash Illustrator Freehand Quark

Xpress

Photo-shop Sonstige*

Quelle: Bundesagentur für Arbeit © 2004, BA-AMS

Von Arbeitgebern bei Grafikern und Designern erwartete Softwarekenntnisse

Stichprobe: Ende 2003

Grafik 58

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werden. Industriedesigner sollten über fundierteErfahrungen in der jeweiligen Branche und überentsprechendes technisches Verständnis verfü-gen. Hier kamen gelegentlich auch kreativ begab-te Ingenieure zum Zuge.

Die wenigen Positionen für Führungskräfte, z.B. fürArt Direktoren, setzten neben dem Nachweis her-vorragender Fachkompetenzen vorangegangeneFührungserfahrungen voraus.

Die gesuchten Grafiker und Designer sollten einGespür für neue Trends und eine hohe sozialeKompetenz mitbringen. Fachkräfte, die nicht überSoftwarekenntnisse verfügten, hatten am Arbeits-markt keine Chancen.

Bei den von den Bewerbern erwarteten Software-kenntnissen hat sich die Reihenfolge in der Häufig-keit der Nennungen kaum geändert. An der Spitzestand wieder Photoshop, gefolgt von QuarkXpressund Freehand. Die Nennung der Softwareanforde-rungen hat sich jedoch weiter diversifiziert. DieDominanz der drei wichtigsten Softwareprogram-me ist teilweise einer großen Zahl von einzelnenspeziellen Einzelanwendungen gewichen, die sichunter der Rubrik „Sonstige“ wieder finden, z.B.InDesign, GoLive oder PHP. Die weiteren am häu-figsten genannten Softwareprogramme waren – inder Reihenfolge ihrer quantitativen Nennungen –Illustrator, Flash, HTML-Programmierung, Dream-weaver, Corel Draw, Java-Script-Programmierung,Skribbles und CAD-Anwendungen. In der Regelsollten die Bewerber wenigstens zwei bis drei derwichtigen Programme beherrschen.

Jungen, mobilen und gut qualifizierten Grafikernund Designern gelang auch bei angespannterArbeitsmarktlage – bei geringen Ansprüchen andie Einstiegsvergütung, Bereitschaft zu hoherArbeitsbelastung und hoher Mobilität – der berufli-che Einstieg.

Die Unterstützung gezielter betrieblicher Praktikaoder Trainingsmaßnahmen konnte vor allem beijüngeren Angehörigen der gestalterischen Berufezum Eingliederungserfolg führen. In Einzelfällenwurden auch fehlende Softwarekenntnisse durchmodulartige Lehrgänge ausgeglichen.

Ältere Bewerber ohne moderne IT-Kenntnisse hat-ten kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ganzallgemein waren im Übrigen Grafiker und Designerjenseits der Altersgrenze von 40 Jahren kaum ver-mittelbar. Ihnen blieb oft nur der Weg in die Selbst-ständigkeit, der ihnen bei Vorliegen der persön-lichen Voraussetzungen von den Arbeitsämtern mitentsprechender finanzieller Unterstützung geebnet

wurde. Allerdings führte die Förderung der Selbst-ständigkeit wegen der unsicheren konjunkturellenLage nicht in allen Fällen zu einer dauerhaftenExistenzsicherung. Auch die Gewährung vonfinanziellen Leistungen an Arbeitgeber ermöglichtein einigen Fällen die berufliche Eingliederungschwer vermittelbarer älterer Fachkräfte.

Innenarchitekten

Arbeitslose: 1.122 (+17 %)

Frauenanteil: 69 % (2002: 69 %)

mit Universitätsabschluss: 21 % (2002: 23 %)

Stellenzugang: 158 (–17 %)

Die schwache Konjunktur im Bau- und Bauneben-gewerbe war weiterhin der entscheidende Ein-flussfaktor bei der Arbeitsuche der Innenarchitek-ten.

Am 30. September 2003 wurde mit 1.122 arbeits-los gemeldeten Innenarchitekten erneut eine Stei-gerung um 17 % registriert. Der Frauenanteilbetrug wie im Vorjahr 69 %. Knapp 21 % (2002: 23 %) der Arbeitslosen waren Bewerber mit einemuniversitären Abschluss. Damit ist die Zahl derarbeitslosen Innenarchitekten mit einer Fachhoch-schulqualifikation erneut erheblich stärker ange-stiegen. Der Stellenzugang des vergangenen Jah-res hat sich nach der schon seit Jahren rückläufi-gen Nachfrage mit 158 Offerten (–17 %) weiterdeutlich reduziert.

Im Jahr 2002 haben 744 Innenarchitekten ihr Stu-dium abgeschlossen, darunter 31 an wissen-schaftlichen Hochschulen. Drei Viertel aller Absol-venten waren Frauen.

26,8 % der arbeitslosen Bewerber waren unter 35Jahre alt, 39,6 % zwischen 35 und 44 Jahre und33,6 % waren über 45 Jahre alt.

Zum Vergleich die Altersstruktur aller arbeitslosgemeldeten Bewerber mit Universitäts- oder Fach-hochschulausbildung: unter 35 Jahre: 27 %, 35 bis44 Jahre: 32 %, 45 Jahre und älter: 41 %. Der Ver-gleich bestätigt, dass vor allem die Gruppe derberufserfahrenen Innenarchitekten zwischen 35und 44 Jahren stärker von Arbeitslosigkeit betrof-fen war als andere Berufsgruppen mit einer Hoch-schulausbildung.

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Die jüngeren Bewerber verfügten in der Regelbereits durch ihre Hochschulausbildung über ent-sprechende Softwarekenntnisse, wie CAD (Com-puter Aided Design speziell mit Vector Works),Autocad, und Nemetschek. Meist kannten sie auchdie einschlägigen Vergabe- und Abrechnungsver-fahren.

Im Jahr 2002 wurden rund 2.000 sozialversiche-rungspflichtig beschäftigte Erwerbstätige miteinem Hochschulabschluss im Bereich Innenarchi-tektur und Raumplanung gezählt. Das waren 6,4 %weniger als im Jahr 1996. Damit unterscheidet sichdie Entwicklung in dieser Berufsgruppe signifikantvon der Beschäftigungsentwicklung bei allen Per-sonen mit einer universitären oder Fachhochschul-ausbildung. Hier war im gleichen Zeitraum einAnstieg um 12 % auf 2.440.000 Beschäftigte fest-zustellen. Die Gründe für die ungünstige Entwick-lung bei den Innenarchitekten liegen in der seitMitte der neunziger Jahre unverändert schlechtenLage der Baubranche und der Baunebenbranchen,von denen die Berufsaussichten von Innenarchi-tekten in einem hohen Maße beeinflusst werden.Die Folge war ein überdurchschnittlich raschanwachsender Anteil an meist ungesicherten frei-beruflichen Existenzen, die in der Beschäftigungs-statistik keine Berücksichtigung finden.

Der größte Teil des kleinen Stellenvolumens bezogsich auf Tätigkeiten in Planungs-, Architektur- undIngenieurbüros. Entwurf, Planung und Beratungbis hin zur Bauleitung für Innenausbaumaßnahmenwaren dabei die häufigsten Aufgabenstellungen.Neben dem gehobenen privaten Bedarf für die Pla-nung von Inneneinrichtungen ging es dabei umProjekte im Messe- und Ladenbau, die Einrichtungvon Verwaltungsgebäuden, von Konferenz- undSchulungsräumen, von Hotels und Gaststätten,

die Konzeptionierung und Planung von Spaß- undWellnessanlagen bis hin zur innenarchitektoni-schen Gestaltung von Krankenhäusern.

Die Funktionen im Handel, z.B. Möbelhäuser,Küchenstudios oder Einrichtungshäuser für dengehobenen Sanitärbedarf lagen dagegen schwer-punktmäßig in den Bereichen Beratung, Verkaufund Vertrieb.

Von den Planungs-, Ingenieur- oder Architekturbü-ros wurden in aller Regel vertiefte Kenntnisse inCAD gefordert, meist noch darüber hinausgehen-de Erfahrung mit spezieller Software wie z.B. Auto-CAD, Archi CAD, 3D-Studio-Max, CADMicrosta-tion, MiniCAD, CADBAU oder Nemetschek/Speedikon u.Ä. Auch einschlägige Kenntnisse inder Statik und der Kalkulation und Abrechnungwaren vielfach hilfreich für eine Erfolg verspre-chende Bewerbung.

Im Handel, z.B. Möbelhäuser, waren Verkaufs- undBeratungserfahrungen, Branchenkenntnisse, eingepflegtes Erscheinungsbild sowie eine kompro-misslose Kundenorientierung unerlässliche Vo-raussetzungen.

Einige Bewerber konnten im Rahmen von Maßnah-men der Fort- und Weiterbildung Defizite im Soft-warebereich kompensieren. Mangels geeigneterBeschäftigungsmöglichkeiten wuchs auch dasInteresse an der Gründung selbstständiger Exis-tenzen. Zur Realisierung der Selbstständigkeitwurden in einer Reihe von Fällen Überbrückungs-geld oder Existenzgründungszuschüsse gewährt.

Ältere Bewerber ohne die notwendigen Software-kenntnisse waren nahezu chancenlos. Im Einzelfallhalfen hier Eingliederungszuschüsse an Arbeitge-ber.

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Beratungs- und Führungskräftein der Land- und Forstwirtschaft

● Agraringenieure

● Ingenieure des Gartenbaus und der Landespflege

● Forstingenieure und Forstwirte

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Agraringenieure

Arbeitslose: 3.441 (+9,2 %)Frauenanteil: 47,9 % (2002: 45,8 %)

mit Universitätsabschluss: 71,2 % (2002: 73,5 %)

Stellenzugang: 555 (–34,9 %)

Die Nachfrage nach Agraringenieuren und land-wirtschaftlichen Beratern war 2003 stark rückläu-fig. Im Vergleich zum Vorjahr gingen dieStellenmeldungen um mehr als ein Drittel zurück.Die wenigen Offerten, die bei den Agenturen fürArbeit eingingen, kamen aus öffentlichenEinrichtungen, die etwa aufgrund der neuenVerbraucherschutzgesetze vermehrt Personalsuchten, oder von Planungsbüros und Unter-nehmen der Tier- und Pflanzenzucht. Aus Sicht derBewerber hat sich die ungünstige Beschäfti-gungssituation verfestigt. Aufgrund der Struktur-veränderungen in der Landwirtschaft in Ost-deutschland ist dort seit Jahren ein besondersdeutlicher Stellenrückgang festzustellen.

Fast dreieinhalbtausend arbeitslose Bewerberstanden 2003 dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.Damit ist im Vergleich zum Vorjahr die Zahl um 9,2 % angestiegen. Nahezu drei Viertel der Be-werber hatten ihr Studium an einer Universitätabsolviert. 47,9 % der Bewerber waren Frauen.Den geringsten Anteil unter den Kandidaten stell-ten junge Agrarwissenschaftler unter 35 Jahren(13,0 %), während mehr als die Hälfte derBewerber über 45 Jahre alt war (51,8 %). ImMehrjahresvergleich hat sich hier die Situationdeutlich zugunsten jüngerer Bewerber verändert,die vor zehn Jahren noch ein Drittel der arbeitslo-sen Bewerber stellten.

Fachlich waren die Bewerber sehr gut ausgebildet.Sie kannten sich aus in Tier- und Pflanzenzucht,hatten teilweise auch Ausbildungsschwerpunkteim ökologischen Landbau oder in derEntwicklungszusammenarbeit. Auch Agrarökono-mie zählte zu den oftmals vorhandenen Fach-gebieten. Die meisten Bewerber verfügten überBerufserfahrung, einige waren im Ausland in derEntwicklungszusammenarbeit tätig gewesen,andere brachten Praxiskenntnisse aus derLandschaftspflege mit. Zu ihrem Fachwissengesellten sich EDV-Anwendererfahrungen undProgrammierkenntnisse. Viele Bewerber über-zeugten mit fundiertem BWL-Wissen und geradejüngere Kandidaten hatten Fremdsprachenkennt-nisse. Einige brachten Erfahrungen in Führungs-

positionen mit und kannten sich aus im Pro-jektmanagement. Vielen waren die modernen Prä-sentationstechniken geläufig.

Aufgrund der kaum vorhandenen Nachfrageäußerten die Bewerber keine besonderenWünsche zu bevorzugten Einsatzgebieten. DieBereitschaft, auch berufliche Alternativen zusuchen, war bei dieser Fachrichtung zwangsläufignotwendig, um Langzeitarbeitslosigkeit nicht ein-treten zu lassen. Flexible, überregional mobileBewerber hatten bei intensiver Suche durchausChancen. Ein Teil der Bewerber suchte nachBeschäftigungsmöglichkeiten im Ausland, z.B.nach England oder in die Schweiz. OrtsgebundeneKandidaten hatten es schwer. Auch der Wunschvieler Agraringenieurinnen nach Teilzeittätigkeitkonnte nicht erfüllt werden.

Das Studium diente vielen Agraringenieuren auchdazu, sich nach einer dualen Ausbildung weiter zuqualifizieren. Wenn sie im Anschluss an dasStudium aufgrund der schwierigen Marktsituationlängere Zeit arbeitslos waren, sahen einige eineAlternative darin, wieder im erlernten Ausbildungs-beruf tätig zu werden, anstatt sich komplett neu zuorientieren.

Die Zahl der abhängig beschäftigten Agrar-ingenieure und Landwirtschaftsberater ist insge-samt rückläufig. Von 1996 bis 2002 sank dieBeschäftigtenzahl um 11 bzw. 16 % (Uni- und FH-Anteile). Nahezu gleich blieb jedoch in diesemZeitraum die Branchenstruktur der Beschäftigten.Weder der Anteil der in Land-, Forst- undGartenbau beschäftigten Agraringenieure noch derim Dienstleistungssektor, in der öffentlichenVerwaltung oder in der Produktion Tätigen verän-derte sich auffällig.

Einsatzmöglichkeiten boten sich für Agrar-ingenieure trotz der geringen Stellenzahl in ver-schiedenen Wirtschaftsbereichen. In der Land-wirtschaft wurden sie von gemischten landwirt-schaftlichen Betrieben gesucht (3,0 % derOfferten), Unternehmen des Pflanzenbaus boten2,2 % der Stellen an, Betriebe der Tierzucht 1,3 %.Unternehmen der Dienstleistungen im Garten- undLandschaftsbau meldeten 9,8 % der Stellen. Einegroße Zahl von Offerten kam aus der öffentlichenVerwaltung (19,0 %), wo insbesondere Ein-richtungen der Wirtschaftsförderung und desGesundheitswesens auf der Suche nach Agrar-ingenieuren waren. Wirtschafts- und Arbeitgeber-verbände offerierten 5,0 % der Stellen, Ein-richtungen der beruflichen Erwachsenenbildungmachten einen Anteil von 8,5 % aus, Hochschulen2,3 %.

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Die Arbeitgeber legten sehr großen Wert auf dieaußerfachlichen Qualifikationen wie Flexibilität,Mobilität, Engagement und Belastbarkeit. Dasfachliche Wissen hinsichtlich Nutztierhaltung,Pflanzenzucht, ökologischem Landbau oderUmweltrecht setzten sie als selbstverständlich vo-raus. Gern wurden auch EDV-Kenntnisse gesehen.Dies betraf sowohl die allgemeine Bürosoftware alsauch Fachsoftware, Datenbanksysteme oder Geo-Informations-Systeme. Berufserfahrung war in denmeisten Stellenangeboten erwünscht. Absolventenkonnten sich durch ein zügiges Studium hervortun.Erfahrung in Personalführung hatte in einigenAngeboten einen besonderen Stellenwert. Erwartetwurde von den Bewerbern auch, dass sie sich aufunübliche Arbeitszeiten einließen.

Gefragt waren bei den ArbeitsagenturenExistenzgründerseminare und alternative Berufs-wegplanungen. Förderung von Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen (ABM) fanden 2003 kaum nochstatt. Hin und wieder unterstützten die Arbeits-agenturen die Arbeitsaufnahme durch finanzielleZuschüsse bei der Einarbeitung oder fördertenbetriebliche Trainingsmaßnahmen.

Ingenieure des Gartenbausund der Landespflege

Arbeitslose: 1.773 (+14,5 %)

Frauenanteil: 57,8 % (2002: 58,5 %)

mit Universitätsabschluss: 46,6 % (2002: 49,9 %)

Stellenzugang: 390 (–30,2 %)

Ingenieure des Gartenbaus und Landschafts-architekten standen auch 2003 einem für sieäußerst problematischen Arbeitsmarkt gegenüber.Die geringe Stellenzahl in diesem Bauneben-gewerbe ist, wie bereits im Vorjahr, im Zusam-menhang mit der sich fortsetzenden Krise derBauindustrie zu sehen. Stellenofferten öffentlicherAuftraggeber gingen 2003 ebenfalls zurück.Insgesamt ging 2003 die Zahl der den Arbeits-ämtern gemeldeten Stellen für diese Berufsgruppeum 30,2 % auf 390 zurück.

Vor dem Hintergrund der angespannten Lage aufdiesem Teilarbeitsmarkt ist 2003 die Zahl derarbeitslosen Bewerber im Bereich Gartenbau undLandschaftsarchitektur um 14,5 % auf 1.773gestiegen. Mit 53,4 % stellten die Bewerber mitFachhochschulabschluss den größeren Bewerber-

anteil. In den vergangenen beiden Jahren ist ihrAnteil unter den arbeitslosen Bewerbern deutlichangestiegen, im Vergleich zu 2002 um mehr alsdrei Prozent. Da Frauen einen Großteil derBerufsgruppe ausmachen, verwundert nicht, dasssie auch unter den arbeitslos gemeldeten Be-werbern mit 57,8 % zahlreich vertreten sind.

Besonders zahlreich waren die Bewerber, die zwi-schen 35 und 45 Jahre alt waren und damitzumeist auch einige Jahre Berufserfahrung mit-brachten (39,9 %). Auch die Zahl der Bewerberunter 35 Jahren war auffällig hoch (34,5 %), wäh-rend Ältere nur ein Viertel der Arbeit suchendenGartenbauingenieure stellten.

Die arbeitslosen Gartenbauingenieure brachtenErfahrungen aus unterschiedlichen Tätigkeits-feldern mit. Sie hatten gearbeitet in der Entwurfs-und Ausführungsplanung, waren in der Bauleitungtätig gewesen, brachten Kenntnisse im Zier-pflanzenbau mit und kannten sich im Angebots-wesen aus. Eine Reihe von ihnen verfügte auchüber spezifisches IT-Wissen, insbesondere in CADund GIS. Betriebswirtschaftliches Wissen konnteeine Vielzahl der Bewerber vorweisen. Fast alleBewerber waren bundesweit mobil. Einige beleg-ten ihr Interesse am Einsatzbereich Umweltschutzdurch langjähriges ehrenamtliches Engagement.Die meisten Bewerber waren auch inhaltlich flexi-bel und zeichneten sich durch Team- undKommunikationsfähigkeit aus.

Gartenbauingenieure sind eine verhältnismäßigkleine Berufsgruppe. Zählt man die sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten mit Hochschul-abschluss, so waren es 2002 insgesamt 4.593.Seit 1996 ist diese Zahl leicht gesunken. Innerhalbder Berufsgruppe gingen die Beschäftigungs-anteile der Ingenieure, die eine Fachhochschulebesucht hatten, zugunsten derjenigen, die an einerUniversität studiert hatten (2002: 1.925), zurück.Bei Ingenieuren mit Universitätsdiplom lag derFrauenanteil bei 45,0 % (Fachhochschule: 34,2 %).Mehr als drei Viertel der abhängig Beschäftigtenarbeiten im Dienstleistungssektor, nur sehr wenigeim produzierenden Gewerbe. Die verbleibendenGartenbauingenieure sind in der Land- undForstwirtschaft und im Gartenbau beschäftigt.

Die Stellenangebote wurden 2003 zumeist vonkleineren Unternehmen, freien Trägern oder vonöffentlichen Arbeitgebern gemeldet. 16,1 % derOfferten kamen aus öffentlichen Verwaltungen, 16 % aus dem Garten- und Landschaftsbau, 13,9 % von Interessenvertretungen und Verbän-den, 10, 5 % aus Architektur- und Ingenieurbüros.Das Baugewerbe machte mit 4,8 % einen kleine-

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ren Teil der Personal suchenden Unternehmen aus.Zeitarbeitsfirmen boten 2,1 % der Stellen fürGartenbauingenieure an.

Viele Architekturbüros erwarteten von Kandidatenauch die Bereitschaft zur Existenzgründung, da sienur projektbezogen freie Mitarbeit in Aussicht stel-len wollten. Einige Gartenbauingenieure schlugen2003 den Weg in die Selbstständigkeit auch einund wurden dabei von den Agenturen für Arbeitunterstützt. Die schwierige Arbeitsmarktlage führteeinige Bewerber auch in ihren vor dem Studiumerlernten gärtnerischen Ausbildungsberuf zurück.

Arbeitgeber wünschten von den Bewerbern vorallem Berufserfahrung in den unterschiedlichenAnwendungsbereichen. Damit waren Kenntnisse inder Entwurfs- und Ausführungsplanung ebensogefragt wie Management- und Vertriebserfahrung.In diesem Zusammenhang sollten sie kaufmänni-sches Denken und DTP-Kenntnisse vorweisen. Beiplanerischen Tätigkeiten sollten sich die Bewerberin Auto-CAD und in Geoinformationssystemenauskennen. Neben dem Fachwissen legten dieArbeitgeber großen Wert auf eine selbstständigeArbeitsweise, Belastbarkeit und Engagementsowie Kommunikationsstärke und Mobilitäts-bereitschaft. Auch Fremdsprachenkenntnissewaren zuweilen gefragt.

Forstingenieure undForstwirte

Arbeitslose: 595 (+20,2 %)

Frauenanteil: 22,7 % (2002: 21,0 %)

mit Universitätsabschluss: 61,5 % (2002: 63,5 %)

Stellenzugang: 64 (–31,9 %)

Forstingenieure trafen 2003 auf einen sehr proble-matischen Arbeitsmarkt. Die Zahl der Stellenmel-dungen ging um 31,9 % zurück. Für viele Bewer-ber gab es damit kaum Vermittlungschancen,zumal wenn sie nicht bundesweit mobil waren.Angesichts der Verwaltungsreformen in einzelnenBundesländern und der mit der Zusammenlegungvon Forstbezirken verbundenen Personalreduzie-rung ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Lagebessern wird. Insgesamt hatten unter den Forstin-genieuren und Forstwirten auch jüngere qualifizier-te Bewerber Probleme, eine adäquate Stelle zu fin-den. Mobilität, Eigeninitiative und Praxiskontakte

waren von großer Bedeutung bei einer erfolgrei-chen Arbeitsplatzsuche.

595 arbeitslose Bewerber waren am 30. 9. 2003auf der Suche nach einer neuen beruflichen Posi-tion. Wie bereits im Vorjahr ist der Anteil der Forst-ingenieure mit Universitätsabschluss in der Bewer-bergruppe leicht gesunken, der Frauenanteil stiegleicht an.

Die Bewerber verfügten alle über ein abgeschlos-senes FH- bzw. Universitätsstudium, sind alsGeneralisten zu sehen, die nicht nur sehr guteforstwissenschaftliche, Biologie- und Landespfle-ge-Kenntnisse mitbringen, sondern auch fundier-tes BWL-Wissen. Auch ihre Kenntnisse der Ver-messungstechnik waren sehr gut. Die meistenBewerber waren in hohem Maße flexibel undmobil, teamfähig und kommunikativ, unternehme-risches Denken ist ihnen nicht fremd. Zudem ver-fügten die meisten über fundiertes EDV- Wissen,auch GIS-Kenntnisse waren oft anzutreffen.Berufserfahrung konnten die meisten Bewerberauch vorweisen.

Die Mehrzahl der Stellenangebote kam von Inte-ressenvertretungen und Verbänden (23,4 %). DieLandwirtschaft stellte mit dem Schwerpunkt Gar-ten- und Landschaftsbau 14,6 % der Offerten, dieForstwirtschaft 13,3 %. 10,9 % der Stellen kamenaus öffentlichen Verwaltungen, 8,8 % aus Hoch-schulen oder Einrichtungen der beruflichen Bil-dung. Ingenieurbüros und Unternehmensberatun-gen meldeten 4,4 % der Stellen. Botanische Gär-ten und Naturparks legten 4,4 % der Angebotevor.

Einige Bewerber machten sich mit Existenzgründer-leistungen der Arbeitsagenturen selbstständig. Alserfolgreiche Unterstützung für eine nachfolgendeArbeitsaufnahme erwiesen sich betriebliche Trai-ningsmaßnahmen mit unterschiedlichen inhaltlichenSchwerpunkten. Das Referendariat wurde – man-gels anderer Perspektive – von einigen Bewerbernals Notlösung angetreten, mit der Bereitschaft, esabzubrechen, wenn sich eine Stelle findet.

Ortsgebundene Kandidaten hatten es schwererund suchten Überlebensmöglichkeiten in Werkver-trägen zur Forstinventur oder als Sachverständige.Da sich hier jedoch nur selten eine dauerhaftePerspektive entwickelte, gehörten diese Bewerberoft zu der Gruppe der Langzeitarbeitslosen, für diedann eine berufliche Neuorientierung erforderlichist.

Arbeitgeber erwarteten Fachkenntnisse, einschlä-gige Berufserfahrung und Branchenkenntnisse.Auch Leitungserfahrung war gewünscht. Die großeforstliche Staatsprüfung wurde seltener gefordert.

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Tabellen und Grafiken

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Tabelle 1: Vergleich zwischen Arbeitslosen (insgesamt) und Arbeitslosen mit abgeschlossener Fachhochschul- und/oder Universitätsausbildung in der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

Tabelle 2: Arbeitslose mit abgeschlossener Universitätsausbildung nach ausgewähltenAusbildungsfachgruppen in der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

Tabelle 3: Arbeitslose mit abgeschlossener Fachhochschulausbildung nach ausgewählten Ausbildungsfachgruppen in der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

Grafik 1: Stellenzugänge für Akademiker in Deutschland seit 1997 im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . 12

Grafik 2: Arbeitslos gemeldete Akademiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Grafik 3: Arbeitslose mit abgeschlossener Fachhochschul- bzw. Universitätsausbildung . . . . . . . 13

Grafik 4: Tätigkeitsfelder der Neuzugänge im Führungskräfte-Bewerberpool der ZAV 2003 . . . . . . 16

Grafik 5: Betriebsgröße der Anbieter von Stellen für Führungskräfte der Wirtschaft 2003 . . . . . . . 16

Grafik 6: Stellenangebote für Führungskräfte der Wirtschaft im Jahr 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Grafik 7: Vermittlungen schwerbehinderter Akademiker 2003 nach Berufsfeldern . . . . . . . . . . . . . 18

Grafik 8: Arbeitslos gemeldete Architekten und Bauingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Grafik 9: Stellenangebote für Elektro-, Bau- und Maschinenbauingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Grafik 10: Arbeitslose Elektroingenieure nach Alter 1991–2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Grafik 11: Wer suchte 2003 Elektroingenieure? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Grafik 12: Elektroingenieure – Arbeitslose nach Dauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Grafik 13: Wer suchte 2003 Maschinenbauingenieure? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Grafik 14: Die meisten Stellen für Maschinenbauingenieure gab es 2003 in Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Grafik 15: Arbeitslose Maschinenbau-, Elektro-, Wirtschaftsingenieure 1999–2003 . . . . . . . . . . . . . 34

Grafik 16: Stellenangebote für Biologen, Chemiker, Mathematiker und Physiker . . . . . . . . . . . . . . . 41

Grafik 17: Chemieingenieure – Stellenzugang 2003 nach Branchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Grafik 18: Nachfrage nach Biologen 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49

Grafik 19: Arbeitslose Biologen nach Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49

Grafik 20: Arbeitslos gemeldete Ärzte und Apotheker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54

Grafik 21: Arbeitslos gemeldete Zahnärzte und Tierärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Grafik 22: Welche Arbeitgeber suchten Assistenzärzte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Grafik 23: Für welche Fachgebiete wurden Assistenzärzte gesucht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Grafik 24: Welche Fachärzte wurden gesucht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Grafik 25: Welche Arbeitgeber suchten Fachärzte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Tabellen und Grafiken

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Grafik 26: Welche Branchen suchten 2003 Einkäufer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Grafik 27: Welche Branchen suchten 2003 Verkaufsleiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

Grafik 28: Welche Branchen suchten 2003 Banken- und Sparkassenfachleute? . . . . . . . . . . . . . . . 72

Grafik 29: Welche Branchen suchten 2003 Versicherungsfachleute? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75

Grafik 30: Welche Branchen suchten 2003 Geschäftsführer und -bereichsleiter? . . . . . . . . . . . . . . . 78

Grafik 31: Welche Branchen suchten 2003 Unternehmensberater? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Grafik 32: Welche Branchen suchten 2003 Wirtschaftsprüfer und Steuerberater? . . . . . . . . . . . . . . 83

Grafik 33: Welche Branchen suchten 2003 DV-Fachleute? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Grafik 34: Welche IT-Dienstleister suchten 2003 DV-Fachleute? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Grafik 35: Welche Branchen suchten 2003 Juristen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Grafik 36: Top Ten der von Arbeitgebern gefragtesten Rechtsgebiete 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Grafik 37: Arbeitslos gemeldete Juristen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Grafik 38: Welche Branchen suchten 2003 Volkswirte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

Grafik 39: Welche Branchen suchten 2003 Betriebswirte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

Grafik 40: Arbeitslos gemeldete Sozialwissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Grafik 41: Nachfrage nach Psychologen 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

Grafik 42: Arbeitslosigkeit bei Soziologen im Vergleich zu allen Arbeitslosen mit Universitätsabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Grafik 43: Nachfrage nach Sozialwissenschaftlern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

Grafik 44: Nachfrage nach Diplom-Pädagogen 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

Grafik 45: Entwicklung des Stellenzugangs in Deutschland für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen seit 1997 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

Grafik 46: Welche Arbeitgeber suchten Sozialarbeiter und Sozialpädagogen? . . . . . . . . . . . . . . . . 117

Grafik 47: Arbeitslos gemeldete Publizisten, Dolmetscher/Übersetzer einschließlich Bibliothekare mit abgeschlossener Universitäts- bzw. Fachhochschulausbildung . . . . . 119

Grafik 48: Korrelation: Gründung von Journalistenbüros und tendenzielle Reduzierungvon Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

Grafik 49: Nachfrageentwicklung in Medienhochburgen nach Journalisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

Grafik 50: Diplom-Übersetzer und Diplom-Dolmetscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

Grafik 51: Entwicklung der Arbeitslosigkeit ausgewählter Lehrergruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

Grafik 52: Einstellungen von Lehrern in den öffentlichen Schuldienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

Grafik 53: Die Nachfrage nach Lehrern im Jahr 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

Grafik 54: Für welche Fachgebiete wurden Hochschullehrer gesucht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

Grafik 55 Entwicklung der Arbeitslosigkeit bei Geisteswissenschaftlern und Universitäts-Absolventen insgesamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

Grafik 56: Verteilung der Arbeitslosigkeit bei Geisteswissenschaftlern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

Grafik 57: Arbeitslos gemeldete Grafiker, Designer und Innenarchitekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Grafik 58: Von Arbeitgebern bei Grafikern und Designern erwartete Softwarekenntnisse . . . . . . . . 149

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Vergleich zwischen Arbeitslosen (insgesamt) und Arbeitslosen mit abgeschlossener Fachhochschul- und/oder Universitätsausbildung in der Bundesrepublik Deutschland1)

Monatsendeabsolut2)

Arbeitsloseinsgesamt

absolut2)Arbeits-losen-

Quote %absolut2) %3) absolut2) %3) absolut2) %3)

darunter: Arbeitslose mit abgeschlossenerFachhoch- oder

HochschulausbildungFachhochschul-

ausbildung Hochschulausbildung

1 2 3 4 5 6 7 8

September 1973 . . . . . . . . 219 105 1,0 10 083 4,6 4 566 2,1 5 517 2,5(–) (–) (–) (–)

September 1974 . . . . . . . . 556 876 2,4 19 882 3,6 10 624 1,8 9 618 1,17(+ 154,2%) (+ 97,2%) (+ 124,8%) (+ 74,3%)

September 1975 . . . . . . . . 1 006 554 4,4 30 408 3,0 14 917 1,5 15 491 1,5(+ 80,8% (+ 52,9%) (+ 45,3%) (+ 61,1%)

September 1976 . . . . . . . . 898 314 3,9 36 841 4,1 16 505 1,8 20 336 2,3(– 10,8%) (+ 21,2%) (+ 10,6%) (+ 31,3%)

September 1977 . . . . . . . . 911 257 4,0 39 761 4,4 15 984 1,8 23 777 2,6(+ 1,4%) (+ 7,9%) (– 3,2%) (+ 16,9%)

September 1978 . . . . . . . . 864 243 3,8 34 919 4,0 12 499 1,4 22 420 2,6(–5,2%) (– 12,2%) (–21,8%) (– 5,7%)

September 1979 . . . . . . . . 736 690 3,2 36 511 5,0 12 460 1,7 24 051 3,3(–14,8%) (+ 4,6%) (– 0,3%) (+ 7,3%)

September 1980 . . . . . . . . 822 701 3,5 41 890 5,1 13 627 1,7 28 263 3,4(+ 11,7%) (+ 14,7%) (+ 9,4%) (+ 17,5%)

September 1981 . . . . . . . . 1 256 396 5,4 59 866 4,8 18 999 1,5 40 867 3,3(+ 52,7%) (+ 42,9%) (+ 39,4%) (+ 44,6%)

September 1982 . . . . . . . . 1 818 638 7,5 82 602 4,5 28 108 1,5 54 494 3,0(+ 44,8%) (+ 38,0%) (+ 47,9%) (+ 33,3%)

September 1983 . . . . . . . . 2 133 900 8,6 105 362 4,9 35 050 1,6 70 312 3,3(+ 17,3%) (+ 27,6%) (+ 24,7%) (+ 29,0%)

September 1984 . . . . . . . . 2 143 008 8,6 114 610 5,3 35 534 1,7 79 076 3,7(+ 0,4%) (+ 8,8%) (+ 1,4%) (+ 12,5%)

September 1985 . . . . . . . . 2 150 897 8,6 117 535 5,5 35 951 1,7 81 584 3,8(+ 0,4%) (+ 2,6%) (+ 1,2%) (+ 3,2%)

September 1986 . . . . . . . . 2 045 837 8,2 114 315 5,6 33 795 1,7 80 520 3,9(– 4,9%) (– 2,7%) (– 6,0%) (– 1,3%)

September 1987 . . . . . . . . 2 106 950 8,4 125 618 6,0 36 134 1,7 89 484 4,2(+ 3,0%) (+ 9,9%) (+ 6,9%) (+ 11,1 %)

September 1988 . . . . . . . . 2 099 638 8,1 138 869 6,6 39 545 1,9 99 324 4,7(– 0,3%) (+ 10,5%) (+ 9,4%) (+ 11,0%)

September 1989 . . . . . . . . 1 880 644 7,3 127 502 6,8 36 991 2,0 90 511 4,8(– 10,4%) (– 8,2%) (– 6,5%) (– 8,9%)

September 1990 . . . . . . . . 1 727 742 6,6 119 967 6,9 34 058 2,0 85 909 5,0(– 8,1%) (– 5,9%) (– 7,9%) (– 5,1%)

September 1991 . . . . . . . . 1 609 500 6,0 110 401 6,9 31 199 1,9 79 202 4,9(– 6,8%) (– 8,0%) (– 8,4%) (– 7,8%)

September 1992 . . . . . . . . 1 783 623 6,5 117 299 6,6 34 423 1,9 82 876 4,6(+ 10,8%) (+ 6,2%) (+ 10,3%) (+ 4,6%)

September 1993 . . . . . . . . 3 447 223 8,9 198 017 5,7 55 280 1,6 142 737 4,1(–) (–) (–) (–)

September 1994 . . . . . . . . 3 493 334 9,1 202 688 5,8 57 848 1,7 144 840 4,1(+ 1,3%) (+ 2,4%) (+ 4,6%) (+ 1,5%)

September 1995 . . . . . . . . 3 521 049 9,2 205 881 5,8 59 868 1,7 146 013 4,1(+ 0,8%) (+ 1,6%) (+ 3,5%) (+ 0,8%)

September 1996 . . . . . . . . 3 848 449 10,1 207 331 5,4 59 171 1,5 148 160 3,8(+ 9,3%) (+ 0,7%) (– 1,2%) (+ 1,5%)

September 1997 . . . . . . . . 4 308 097 11,2 227 040 5,3 63 561 1,5 163 479 3,8(+ 11,9%) (+ 9,5%) (+ 7,4%) (+ 10,3%)

September 1998 . . . . . . . . 3 965 381 10,3 198 299 5,0 56 047 1,4 142 252 3,6(– 8,0%) (– 12,7%) (– 11,8%) (– 13,0%)

September 1999 . . . . . . . . 3 943 236 10,1 197 932 5,0 55 499 1,4 142 433 3,6(– 0,6%) (– 0,2%) (– 1,0%) (+ 0,1%)

September 2000 . . . . . . . . 3 684 790 9,0 176 255 4,8 50 344 1,4 125 911 3,4(– 6,6) (– 11,0) (– 9,3) (– 11,6)

September 2001 . . . . . . . . 3 743 022 9,0 180 399 4,8 53 083 1,4 127 316 3,4(+ 1,6) (+ 2,4) (+ 5,4) (+ 1,1)

September 2002 . . . . . . . . 3 941 832 9,5 223 598 5,7 73 012 1,9 150 586 3,8(+ 5,3) (+ 23,9) (+ 37,5) (+ 18,3)

September 2003 . . . . . . . . 4 206 836 10,1 253 332 6,0 87 125 2,1 166 207 4,0(+ 6,3) (+ 11,7) (+ 16,2) (+ 9,4)

1) Bis September 1992 nur Bundesgebiet West, ab September 1993 Bundesgebiet West und Bundesgebiet Ost.2) Neben Absolut-Zahlen werden in Klammern die prozentualen Veränderungen gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres angegeben.3) Arbeitslose des entsprechenden Ausbildungsniveaus in % von Sp. 1; die in den Spalten 4, 6 und 8 ausgewiesenen Anteilswerte dürfen

also nicht als ausbildungsniveauspezifische Arbeitslosenquoten verstanden werden.

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Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Arbeitslose mit abgeschlossener Universitätsausbildung nach ausgewähltenAusbildungsfachgruppen in der Bundesrepublik Deutschland1)

Monatsende

1 2 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 163

Arbeits-lose

insgesamt2)

darunter (Sp. 1)

Ingenieure(einschl. Architekten)

Chemiker/Physiker/Mathematiker

Rechtswahrer,-berater

LehrerWirtschafts- und

Sozialwissenschaftler

absolut

Verän-derunggegen-

überVor-

jahres-monatin %

%3) absolut

Verän-derunggegen-

überVor-

jahres-monatin %

%3) absolut

Verän-derunggegen-

überVor-

jahres-monatin %

%3) absolut

Verän-derunggegen-

überVor-

jahres-monatin %

%3) absolut

Verän-derunggegen-

überVor-

jahres-monatin %

%3)

September 1973 5 517 959 17,4 – 406 7,4 – 450 8,2 – 753 13,6 – 1 060 19,2 –(–)

September 1974 9 618 2 025 21,1 +111,2 552 5,7 +36,0 798 8,3 +77,3 1 423 14,8 +89,0 2 016 21,0 +90,2(+74,3%)

September 1975 15 491 2 960 19,1 + 46,2 1 058 6,8 +91,7 1 349 8,7 +69,0 2 658 17,2 +86,8 3 525 22,8 +74,9(+61,1%)

September 1976 20 336 3 613 17,8 + 22,1 1 523 7,5 +44,0 1 577 7,8 +16,9 3 913 19,2 +47,2 4 461 21,9 +26,6(+31,3%)

September 1977 23 777 3 810 16,0 + 5,5 1 601 6,7 + 5,1 1 568 6,6 –0,6 5 702 24,0 +45,7 4 729 19,9 + 6,0(+16,9%)

September 1978 22 420 2 716 12,1 – 28,7 1 362 6,1 –14,9 1 180 5,3 –24,7 6 562 29,3 +15,1 4 111 18,3 –13,1(– 5,7%)

September 1979 24 051 2 541 10,6 – 6,4 1 395 5,8 + 2,4 1 051 4,4 –10,9 6 777 28,2 + 3,3 4 199 17,5 + 2,1(+ 7,3%)

September 1980 28 263 2 679 9,5 + 5,4 1 360 4,8 –2,5 1 134 4,0 + 7,9 8 550 30,3 +26,2 4 917 17,4 +17,1(+17,5%)

September 1981 40 867 4 045 9,9 + 51,0 1 877 4,6 +38,0 1 573 3,8 +38,7 13 473 33,0 +57,6 6 762 16,5 +37,5(+44,6%)

September 1982 54 494 5 948 10,9 + 47,0 2 778 5,1 +48,0 2 170 4,0 +38,0 18 076 33,2 +34,2 8 638 15,9 +27,7(+33,3%)

September 1983 70 312 7 208 10,3 + 21,2 3 460 4,9 +24,6 2 838 4,0 +30,8 24 858 35,4 +37,5 10 498 14,9 +21,5(+29,0%)

September 1984 79 076 7 770 9,8 + 7,8 3 554 4,5 + 2,7 3 348 4,2 +18,0 28 220 35,7 +13,5 10 916 13,8 + 4,0(+12,5%)

September 1985 81 584 7 373 9,0 – 5,1 3 032 3,7 –14,7 3 224 4,0 – 3,7 28 954 35,5 + 2,6 11 189 13,7 + 2,5(+ 3,2%)

September 1986 80 520 6 265 7,8 – 15,0 2 878 3,6 – 5,1 3 277 4,1 + 1,6 27 411 34,0 – 5,3 11 124 13,8 – 0,6(– 1,3%)

September 1987 89 484 7 426 8,3 + 18,5 3 084 3,4 + 7,2 3 699 4,1 +12,9 27 802 31,1 + 1,4 11 777 13,2 + 5,9(+11,1%)

September 1988 99 324 8 048 8,1 + 8,4 3 782 3,8 +22,6 4 490 4,5 +21,4 29 092 29,3 + 4,6 13 622 13,7 +15,7(+11,0%)

September 1989 90 511 8 543 9,4 + 6,2 4 260 4,7 +12,6 4 376 4,8 – 2,5 23 727 26,2 –18,4 12 395 13,7 – 0,9(– 8,9%)

September 1990 85 909 8 769 10,2 + 2,6 4 504 5,2 + 5,7 4 246 4,9 – 3,0 21 189 24,7 –10,7 11 806 13,7 – 4,8(– 5,1%)

September 1991 79 202 8 922 11,3 + 1,7 5 186 6,5 +15,1 3 373 4,3 – 20,6 17 480 22,1 –17,5 10 832 13,7 – 8,3(– 7,8%)

September 1992 82 876 10 289 12,4 + 15,3 6 182 7,5 +19,2 3 407 4,1 + 1,0 16 403 19,8 – 6,2 11 653 14,1 + 7,6(+ 4,6%)

September 1993 142 737 24 845 17,4 – 10 489 7,3 – 4 351 3,0 – 25 045 17,5 – 18 105 12,7 –(–)

September 1994 144 840 24 956 17,2 + 0,4 11 467 7,9 + 9,3 5 062 3,5 +16,3 23 548 16,3 – 6,0 19 086 13,2 +5,4(+ 1,5%)

September 1995 146 013 26 049 17,8 + 4,4 11 325 7,8 – 1,2 6 157 4,2 +21,6 22 604 15,5 – 4,0 19 105 13,1 + 0,1(+ 0,8%)

September 1996 148 160 30 370 20,5 + 16,6 11 546 7,8 + 2,0 6 478 4,4 + 5,2 24 304 16,4 + 7,5 20 945 14,1 + 9,6(+ 1,5%)

September 1997 163 479 34 471 21,1 + 13,5 12 009 7,3 + 4,0 6 648 4,1 + 2,6 28 967 17,7 +19,2 22 331 13,7 + 6,6(+10,3%)

September 1998 142 252 29 729 20,9 – 13,8 9 578 6,7 – 20,2 6 014 4,2 – 9,5 24 323 17,1 –16,0 19 316 13,6 –13,5(–13,0%)

September 1999 142 433 30 422 21,4 + 2,3 9 088 6,4 – 5,1 6 539 4,5 + 8,7 23 485 16,5 –3,4 19 572 13,7 + 1,3(+0,1%)

September 2000 125 911 27 222 21,6 –10,5 7 527 6,0 –17,2 5 296 4,2 –19,0 18 706 14,9 –20,3 17 220 13,7 –12,0(–11,6%)

September 2001 127 316 27 139 21,3 –0,3 7 297 5,7 –3,1 5 524 4,3 + 4,3 16 845 13,2 –9,9 18 111 14,2 +5,2(+1,1%)

September 2002 150 586 28 529 18,9 + 5,1 7 930 5,3 + 8,7 7 194 4,8 + 30,2 16 204 10,8 –3,8 20 978 13,9 +15,8(+18,3%)

September 2003 166 207 27 408 16,5 – 4,1 9 009 5,4 + 13,6 8 764 5,3 + 21,8 17 276 10,4 + 6,6 24 257 14,6 + 15,6(+ 9,4)

1) Bis September 1992 nur Bundesgebiet West, ab September 1993 Bundesgebiet West und Bundesgebiet Ost.2) Angaben in Klammern geben jeweils die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres an.3) in % aller Arbeitslosen mit abgeschlossener Universitätsausbildung (Sp. 1).

Quelle: „Strukturanalyse der Arbeitslosen“ ANBA, diverse Jahrgänge, eigene Berechnungen.

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Nr. 11 vom 26. Mai 2004 Publikationenibv

Arbeitslose mit abgeschlossener Fachhochschulausbildung nach ausgewählten Ausbildungsfachgruppen in der Bundesrepublik Deutschland1)

Monatsende

Arbeitsloseinsgesamt2)

darunter (Sp. 1)

IngenieureKünstler und

zugehörige Berufesozialpflegerische Berufe

Wirtschafts- undSozialwissenschaftler

VeränderunggegenüberVorjahres-

monatin %

absolut %3)

42 3 75 6 108 9 1311 12

VeränderunggegenüberVorjahres-

monatin %

absolut %3)

VeränderunggegenüberVorjahres-

monatin %

absolut %3)

VeränderunggegenüberVorjahres-

monatin %

absolut %3)

1

September 1973 4 566 2 278 49,9 – 383 8,4 – 153 3,4 – 533 11,7 –(–)

September 1974 10 264 4 780 46,6 +109,8 1 304 12,7 +240,5 513 5,0 + 235,3 1 267 12,3 +137,7(+124,8%)

September 1975 14 917 7 727 51,8 + 61,7 1 585 10,6 + 21,5 968 6,5 + 88,7 1 676 11,2 + 32,3(+ 45,3%)

September 1976 16 505 8 227 49,8 + 6,5 1 386 8,4 – 12,6 1 903 11,5 + 96,6 1 810 11,0 + 8,0(+ 10,6%)

September 1977 15 984 7 360 46,0 – 10,5 1 368 8,6 – 1,3 2 331 14,6 + 22,5 1 577 9,9 – 12,9(– 3,2%)

September 1978 12 499 4 843 38,7 – 34,2 1 452 11,6 + 6,1 2 411 19,3 + 3,4 1 057 8,5 – 33,0(– 21,8%)

September 1979 12 460 3 775 30,3 – 22,1 1 316 10,6 – 9,4 2 962 23,8 + 22,9 1 058 8,5 + 0,1(– 0,3%)

September 1980 13 627 4 158 30,5 + 10,1 1 606 11,8 + 22,0 3 314 24,3 + 11,9 937 6,9 – 11,4(+ 9,4%)

September 1981 18 999 6 174 32,5 + 48,5 1 914 10,1 + 19,2 4 582 24,1 + 38,3 1 395 7,3 + 48,9(+ 39,4%)

September 1982 28 108 9 468 33,7 + 53,4 2 348 8,4 + 22,7 6 824 24,3 + 48,9 1 754 6,2 + 25,7(+ 47,9%)

September 1983 35 050 12 650 36,1 + 33,6 2 714 7,7 + 15,6 8 060 23,0 + 18,1 2 130 6,1 + 21,4(+ 24,7%)

September 1984 35 534 12 778 36,0 + 1,0 2 790 7,9 + 2,8 8 662 24,4 + 7,5 2 252 6,3 + 5,7(+ 1,4%)

September 1985 35 951 11 735 32,6 – 8,2 3 423 9,5 + 22,7 9 860 27,4 + 13,8 2 256 6,3 + 0,2(+ 1,2%)

September 1986 33 795 10 140 30,0 – 13,6 3 332 9,9 – 2,7 9 862 29,2 ± 0,0 2 251 0,7 – 0,2(– 6,0%)

September 1987 36 134 11 154 30,9 + 10,0 3 276 9,1 – 1,7 9 778 27,1 – 0,9 2 552 7,1 + 13,4(+ 6,9 %)

September 1988 39 545 12 559 31,8 + 12,6 3 004 7,6 – 8,3 10 650 26,9 + 8,9 2 832 7,2 + 11,0(+ 9,4%)

September 1989 36 991 11 711 31,7 – 6,8 2 772 7,5 – 7,7 9 516 25,7 – 10,6 2 724 7,4 – 3,8(– 6,5%)

September 1990 34 058 11 530 33,9 – 1,5 2 613 7,7 – 5,7 7 578 22,3 – 20,4 2 725 8,0 ± 0,0(– 7,9%)

September 1991 31 199 11 219 36,0 – 2,7 2 258 7,2 – 13,6 6 257 20,1 – 17,4 2 555 8,2 – 6,2(– 8,4%)

September 1992 34 423 13 212 38,4 + 17,8 2 527 7,3 + 11,9 6 623 18,4 + 1,1 2 975 8,6 + 16,4(+ 10,3%)

September 1993 55 280 22 482 40,7 – 3 068 5,5 – 7 762 14,0 – 4 682 8,5 –(–)

September 1994 57 848 25 110 43,4 + 11,7 3 257 5,6 + 6,2 7 180 12,4 – 7,5 5 077 8,8 + 8,4(+ 4,6%)

September 1995 59 868 26 681 44,6 + 6,3 3 365 5,6 + 3,3 7 288 12,2 + 1,5 5 055 8,4 – 0,4(+ 3,5%)

September 1996 59 171 28 461 48,1 + 6,7 3 190 5,4 – 5,2 6 973 11,8 – 4,3 5 328 9,0 + 5,4(– 1,2%)

September 1997 63 561 30 750 48,4 + 8,0 3 223 5,1 + 1,0 7 867 12,4 + 12,8 5 648 8,9 + 6,0(+ 7,4%)

September 1998 56 047 26 801 47,8 –12,8 2 930 5,2 – 9,1 7 040 12,6 –10,5 5 119 9,1 – 9,4(– 11,8%)

September 1999 55 499 26 549 47,8 – 0,9 3 024 5,4 + 3,2 6 649 12,0 – 5,6 5 325 9,6 + 4,0(– 1,0%)

September 2000 50 344 23 354 46,4 – 12 2 679 5,3 –11,4 6 466 12,8 – 2,8 4 962 9,9 – 6,8(– 9,3)

September 2001 50 083 23 837 46,4 + 2,0 3 243 6,1 +21,1 6 288 11,8 – 2,8 5 625 10,6 +13,4(+ 5,4)

September 2002 73 012 29 622 40,6 +24,3 4 749 6,5 +46,4 7 337 10,0 +16,7 8 770 12,0 +55,9(+37,5)

September 2003 87 125 28 636 32,9 – 3,3 4 379 5,0 – 7,8 8 508 9,8 – 16,0 10 842 12,4 – 23,6+ 19,3

1) Bis September 1992 nur Bundesgebiet West, ab September 1993 Bundesgebiet West und Bundesgebiet Ost.2) Angaben in Klammern geben jeweils die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres an.3) in % aller Arbeitslosen mit abgeschlossener Fachhochschulausbildung (Sp. 1).

Quelle: „Strukturanalyse der Arbeitslosen“ ANBA, diverse Jahrgänge, eigene Berechnungen.