11: KFZ-Werkstätten/Fuhrparks 1 - TU Bergakademie...

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Seite 1 Sächsisches Landesamt Branchenbezogene Merkblätter Stand: 07/1999 für Umwelt und Geologie zur Altlastenbehandlung Bearbeiter: Frau Dipl.Geol. XXXXX Frau Dr. XXXXX Referat Altlasten 11: KFZ-Werkstätten/Fuhrparks Seiten: 15 1 Branchentypisches Schadstoffpotential 1.1 Gesetzliche Grundlagen In der DDR waren folgende Gesetze und TGL (Technische Normen; Gütevorschriften und Lieferbedin- gungen) gültig: - TGL 25278/01 Instandhaltungsanlagen für KFZ; Lackierereien; Spritzkabinen - TGL 39275 Arbeitsgruben für KFZ und SB-Fahrzeuge; Technische Forderungen - TGL 175-31 Betriebsanlagen für KFZ, Freiabstellflächen, Zapfsäulen ..., Schrott- und Reifenab- lagerungen - TGL 175-30/01 Betriebsanlagen für KFZ, Freiabstellflächen (Gestaltungsgrundsätze) - TGL 33358/01 Luftreinhaltung beim Einsatz von Verbrennungsmotoren in Arbeitsräumen; Grund lagen - TGL-D-22213/01 Landeskultur und U mweltschutz; S chutz der G ewässer; G rundlegende F orderun- gen zum Schutz vor Mineralölen - TGL-D-22213/02 Lagerung von Mineralölen - TGL-D-22213/03 Umfüllung von Mineralölen - TGL-D-22213/04 Transport von Mineralölen - TGL-D-22213/05 Nutzbarmachung und schadlose Beseitigung mineralölhaltiger Abprodukte - TGL 31630/01 Ölemulgierte Abwässer; Allgemeine Forderungen der Behandlung - TGL 31630/02 Nutzung und Schutz der Gewässer; Ölemulgierte Abwässer; Behandlung - TGL 37568 Nutzung und Schutz des Bodens; Struktur und Inhalt des Standard-Teilkomplexes - TGL 2999 Flüssige Brennstoffe (Kohlenwasserstoffe, Testbenzin) - TGL 3667 Flüssige Brennstoffe (Heizöle) - TGL 4938 Flüssige Brennstoffe (Dieselkraftstoffe) - Wassergesetz (17. April 1963) - Abwassereinleiterbedingungen (9. Juni 1975) - Wasserschadstoffverordnung (15. Dezember 1977) - Landeskulturgesetz (14. Mai 1970) - Fünfte Durchführungsverordnung zum Landeskulturgesetz – Reinhaltung der Luft – (17. Januar 1973) - Bodennutzungsverordnung (17. Dezember 1964) - Giftgesetz (7. April 1977) - Richtlinie zum Schutz der G ewässer bei m Verkehr mit Kraftstoffen und Ölen e ntsprechend Wasser- echt der DDR, 1984 Aktuelle Verordnungen und Gesetze: - Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes- Bodenschutzgesetz - BBodSchG) vom 17. März 1998 einschließlich der Bundes - Bodenschutz- und Altlastenverordnung ( BBodSchV), gültig seit 12. Juli 1999 - Sächsisches Abfallwirtschafts- und Bodenschutzgesetz (SächsABG); 20. Mai 1999 - Wasserhaushaltsgesetz (WHG, 1. März 1960) - Sächsisches Wassergesetz, SächsWG, 23. Februar 1993 - Chemikaliengesetz (ChemG, 12. März 1987) - Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG, 12. März 1987) - Baugesetz mit Bauordnung 1.2 Einteilung KFZ-Werkstätten kö nnen für d ie p rivate N utzung u nd a ls b etriebszugehörige Anlagen unterschieden werden. F uhrparks verfügten generell über eigene K FZ-Werkstätten. Bei Produktionsbetrieben mit ei- genen Fahrzeugparks ist vo m Vorhandensein mehr o der w eniger ko mfortabel a usgerüsteter K FZ- Werkstätten auszugehen.

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Sächsisches Landesamt Branchenbezogene Merkblätter Stand: 07/1999für Umwelt und Geologie zur Altlastenbehandlung Bearbeiter: Frau Dipl.Geol. XXXXX

Frau Dr. XXXXXReferat Altlasten 11: KFZ-Werkstätten/Fuhrparks Seiten: 15

1 Branchentypisches Schadstoffpotential

1.1 Gesetzliche Grundlagen

In der DDR waren folgende Gesetze und TGL (Technische Normen; Gütevorschriften und Lieferbedin-gungen) gültig:

- TGL 25278/01 Instandhaltungsanlagen für KFZ; Lackierereien; Spritzkabinen- TGL 39275 Arbeitsgruben für KFZ und SB-Fahrzeuge; Technische Forderungen- TGL 175-31 Betriebsanlagen für KFZ, Freiabstellflächen, Zapfsäulen ..., Schrott- und Reifenab-

lagerungen- TGL 175-30/01 Betriebsanlagen für KFZ, Freiabstellflächen (Gestaltungsgrundsätze)- TGL 33358/01 Luftreinhaltung beim Einsatz von Verbrennungsmotoren in Arbeitsräumen; Grund

lagen- TGL-D-22213/01 Landeskultur und U mweltschutz; S chutz der G ewässer; G rundlegende F orderun-

gen zum Schutz vor Mineralölen- TGL-D-22213/02 Lagerung von Mineralölen- TGL-D-22213/03 Umfüllung von Mineralölen- TGL-D-22213/04 Transport von Mineralölen- TGL-D-22213/05 Nutzbarmachung und schadlose Beseitigung mineralölhaltiger Abprodukte- TGL 31630/01 Ölemulgierte Abwässer; Allgemeine Forderungen der Behandlung- TGL 31630/02 Nutzung und Schutz der Gewässer; Ölemulgierte Abwässer; Behandlung- TGL 37568 Nutzung und Schutz des Bodens; Struktur und Inhalt des Standard-Teilkomplexes- TGL 2999 Flüssige Brennstoffe (Kohlenwasserstoffe, Testbenzin)- TGL 3667 Flüssige Brennstoffe (Heizöle)- TGL 4938 Flüssige Brennstoffe (Dieselkraftstoffe)- Wassergesetz (17. April 1963)- Abwassereinleiterbedingungen (9. Juni 1975)- Wasserschadstoffverordnung (15. Dezember 1977)- Landeskulturgesetz (14. Mai 1970)- Fünfte Durchführungsverordnung zum Landeskulturgesetz – Reinhaltung der Luft – (17. Januar 1973)- Bodennutzungsverordnung (17. Dezember 1964)- Giftgesetz (7. April 1977)- Richtlinie zum Schutz der G ewässer beim Verkehr mit Kraftstoffen und Ölen entsprechend Wasser-

echt der DDR, 1984 Aktuelle Verordnungen und Gesetze:

- Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz - BBodSchG) vom 17. März 1998 einschließlich der Bundes - Bodenschutz- undAltlastenverordnung ( BBodSchV), gültig seit 12. Juli 1999

- Sächsisches Abfallwirtschafts- und Bodenschutzgesetz (SächsABG); 20. Mai 1999- Wasserhaushaltsgesetz (WHG, 1. März 1960)- Sächsisches Wassergesetz, SächsWG, 23. Februar 1993- Chemikaliengesetz (ChemG, 12. März 1987)- Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG, 12. März 1987)- Baugesetz mit Bauordnung

1.2 Einteilung

KFZ-Werkstätten kö nnen für d ie p rivate N utzung u nd a ls b etriebszugehörige Anlagen unterschiedenwerden. Fuhrparks verfügten generell über e igene KFZ-Werkstätten. Bei Produktionsbetrieben mit ei-genen Fahrzeugparks ist vo m Vorhandensein mehr o der w eniger ko mfortabel a usgerüsteter K FZ-Werkstätten auszugehen.

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KFZ-Werkstätten dienten und dienen generell der Reparatur und Wartung von Kraftfahrzeugen. Nebenuniversell ausgelegten Werkstätten existiert eine Vielzahl an Spezialwerkstätten:

- Abschmierdienst,- Autoblechnereien,- Autoflaschnereien,- Autoinstandsetzungswerkstätten,- Autokarosseriereparaturen,- Automietwerkstätten,- Autoreparaturwerkstätten,- Autospenglereien,- Autoüberwachung,- Benzinfahrzeugreparaturen,- Fahrzeugwartung,- Karosserie-Umbauten,- Karosserieblechnereien,- Karosseriereparaturen,- Karosserieschlossereien.

Die Einteilung und die Beurteilung einer Werkstatt richtet sich in erster Linie nach deren Ausstattung:

� Enthielt die Werkstatt eine Reparaturgrube und einen Ölabscheider?� Wurde die Werkstatt zusammen mit einer Tankstelle betrieben?� War eine Autowaschanlage vorhanden?� Wurden in der Werkstatt Lackierarbeiten durchgeführt?� Existierten auf dem Betriebsgelände Schrott- und/oder Autowrackplätze?

Ebenso gibt es bei den Fuhrparks zahlreiche Spezialtransporte bzw. -speditionen, die sich nach der Artder umgeschlagenen Güter und nach der Struktur des Betriebes verifizieren(aus BKAT):

- Abfuhrgeschäfte,- Autofernverkehr,- Autolasttransporte,- Autotransporte,- Bahn- und Sammelgutverkehr,- Bahnspeditionen,- Eiltransporte,- Ferntransporte,- Frachtgeschäft,- Fuhrunternehmen,- Geldschranktransporte,- Güterfernverkehr,- Güternahverkehr,- Holzspeditionen,- Interzonenverkehr,- Kippertransporte,- Klaviertransporte,- Kraftwagen-Kleintransporte,- Kraftwagen-Sammelgutverkehr,- Kraftwagenspedition,- Lastkraftwagentransporte,- Maschinentransporte,- Möbelspeditionen,- Obst- und Gemüsetransporte,- Omnibusbetriebe,- Rollfahrbetriebe,- Rollfuhrunternehmen,- Schwertransporte,- Transportgeschäfte,- Transportunternehmen,- Viehtransporte,- Weintransporte.

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Auch hier sind Fragen der Ausstattung und der Struktur des Betriebes zu klären:

� Welche Güter wurden umgeschlagen?� War ein bedeutender Betriebshof vorhanden?� Gab es betriebseigene Wartungs- und Werkstätteneinrichtungen (z.B. Hebebühne, Reparaturgrube)?� Existierten betriebseigene Tankanlagen und Waschanlagen?� Wurden Lackierarbeiten durchgeführt?

1.3 Technologie

1.3.1 Wartung und Reparatur

Bei Wartungsarbeiten an Kraftfahrzeugen wurde überwiegend mit Schmierfetten, Betriebsflüssigkeiten(Benzin, Bremsflüssigkeit, Motorenöl, Kühlwasser, etc.) und Batterieflüssigkeiten gehandhabt. Brems-beläge und Stoßdämpfer wurden ausgewechselt, so dass eine Vielzahl von altlastenrelevanten Abfällenanfiel. Ein Hauptproblem stellte die fachgerechte Entsorgung der Betriebsflüssigkeiten dar. Es sollte ei-nen Schlammfang sowie einen Ölabscheider für die flüssigen Abfälle/Abwässer geben. Inwieweit aberkleinere Werkstätten über diese Einrichtungen verfügten ist fraglich.

Altöl wurde gesammelt und in Fässern gelagert (siehe auch 1.3.5).

Die meisten Werkstätten verfügten über eine Hebebühne und eine Reparaturgrube.

Tab. 1: Altlastenrelevante Bereiche/Tätigkeiten bei der Wartung von Fahrzeugen

Bereich/Tätigkeit Abfallbezeichnung relevante Stoffe in Abfäl-len und sonstigen Verun-reinigungen

Analysenparame-ter

Schmierung Schmierfette, feste fett- undölverschmutzte Betriebs-mittel

Öle, Fette, Metall, Verun-reinigungen

KW, Schwermetalle

Ölwechsel Motoren- und Getriebeöle mineralisches Grundöl,Metallspäne, Additive

KW, PCB

Ölfilterwechsel Ölfilter-Kanister mineralisches Gr undöl,Metallspäne, Additive

KW, PCB

Wechsel der B rems-flüssigkeit

Glykoläther Di- und T riglykole, Ö le,Alterungsschutzmittel

Di- und T riglykole,Glykoläther, PCB

Wechsel der Kühl-flüssigkeit

Ethylenglykole, Met hanol,andere Alkohole

Glykole, Methanol, Ethanol Ethylenglykol

Wechsel der B rems-beläge

Bremsbeläge asbesthaltig Asbest

Wartung u nd W ech-sel der Batterie

Batterie, Bl eischlamm,Akkusäure

Schwefelsäure, B leiverbin-dungen

H2SO4, P b, Sb, Cd,Sn, As

Reifenwechsel AltreifenHebebühnen Hydrauliköle ohn e un d mit

PCBHydrauliköl, Metall KW, PCB

Schlammfang,Leichtflüssigkeits-und Ölabscheider

Öl- und Benzinabscheider-inhalte

Benzin, Mineralöl, Sand KW, PCB

1.3.2 Reparatur- und Karosseriearbeiten

Neben reinen Wartungsarbeiten wurde und werden in KFZ-Werkstätten verschiedene Reparaturarbeitendurchgeführt, welche altlastenrelevanten Charakter haben können (Lackieren, Entrosten, Karosseriear-beiten).

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Tab. 2: Altlastenrelevante Bereiche/Tätigkeiten bei Reparaturen und Karosseriearbeiten

Bereich/Tätigkeit Abfallbezeichnung relevante Stoffe in Ab-fällen und sonstigenVerunreinigungen

Analysenparame-ter

Schweißarbeiten anKarosserieteilenSpachteln

Schrott

Spachtelmasse

Schwermetalle Schwermetalle

Korrosionsschutz Rostumwandler, Zinkfar-ben

Phosphorsäure, Oxalsäu-re, Zinkfarben

Schwermetalle

Lackieren Lackschlämme, Farbreste

Reinigungs- und Entfet-tungsmittel, Verdün-nungsmittel

Härter, FarbpigmenteBindemittel

Petroleum, Testbenzin,Kaltreiniger

Diisocyanate,Schwermetalle,StyrolLCKW, EOX, BTX

Stoßdämpferwechsel Stoßdämpfer und -öle Mineralöl, Polymerisate KW

Unterbodenschutz BitumenemulsionenKunstharze

hochmolekulare aliphati-sche und zyklische KW

PAK

Schlammfang,Leichtflüssigkeits- undÖlabscheider

Öl- und Benzinabschei-derinhalte

Benzin, Mineralöl, Sand KW, PCB

1.3.3 Wagenpflege

Die Wagenpflege wurde in mit extra eingerichteten Anlagen durchgeführt. Die Unterbodenwäsche wur-de in einem abgeschirmten System, das durch Fließbandanlagen bedient wurde, ausgeführt. Die Abwäs-ser wurden einem Schlammfang und einem Ölabscheider zugeführt und danach in die Kanalisation ent-lassen.

Für Fuhrparks muss zusätzlich die Reinigung der Lagerbehälter hervorgehoben werden, welche je nachtransportierten Gütern einen mehr oder weniger altlastenrelevanten Charakter besitzen.

Tab. 3: Altlastenrelevante Bereiche/Tätigkeiten bei der Wagenpflege

Bereich/Tätigkeit Abfallbezeichnung relevante Stoffe in Ab-fällen und sonstigenVerunreinigungen

Analysenparame-ter

Hebebühnen, F ließbän-der

Hydrauliköle ohn e undmit PCB

Hydrauliköl, Metall KW, PCB

Wagenpflege WaschmittelReinigungs- und Entfet-tungsmittel, Verdün-nungsmittelPutzlappen, Putzwolle mitÖl

Petroleum, T estbenzin,Kaltreiniger

KW, BTX

Unterbodenschutz BitumenemulsionenKunstharze

hochmolekulare alip hati-sche und zyklische KW

PAK

Schlammfang,Leichtflüssigkeits- undÖlabscheider

Öl- und Benzinabschei-derinhalte

Benzin, Mineralöl, Sand KW, PCB

1.3.4 Abfallentsorgung/Schrottplätze

Das A b- und Z wischenlagern vo n Fa hrzeugteilen, Altreifen, A utowracks u nd so nstigen Abfällen e r-folgte in den meisten Fällen auf dem betriebseigenen Gelände.

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1.3.5 Lagerung und Umschlag von Transportgütern (relevant bei Fuhrparks), Altöl und Lackreste

Auf dem Gelände von Fuhrparks wurden Güter jeglicher Art umgeschlagen und/oder zwischengelagert.LKW-Fuhrparks existieren erst seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts.

Die zu lagernden Stoffe und deren Altlas tenrelevanz sind ab hängig von d er Art u nd v on d er Verp a-ckung der Güter (z.B. Tankfahrzeuge, Möbeltransport), so dass eine Charakterisierung sehr standortspe-zifisch ist (siehe Abs. 1.2).

Alle KFZ-Werkstätten und Betriebshöfe sammelten Altöl in Fässern bis ca. 1000 l Größe. Diese Altöl-fässer wurden im Werkstattbereich, in Lagerräumen oder in unterirdischen Tanks gelagert.

1.3.6 Betriebseigene Tankstellen/Öllager

Größere Fuhrparks haben in der Regel über eigene Tankstellen verfügt. Auf dem Gelände militärischerBetriebshöfe i st mit größeren T ankanlagen u nd Ö llagern z u r echnen. Einzelheiten hierzu sind demBranchenblatt „Tankstellen/Tanklager“ zu entnehmen.

1.4 Schadstoffe

Das Schadstoffspektrum richtet sich nach der Zusammensetzung der eingesetzten Materialien, der ver-wendeten Hilfsstoffe sowie der entsprechenden Abfallstoffe.

Die ve rmutlich a m hä ufigsten z u e rwartenden Sc hadstoffe a uf d iesen Altstandorten sind Mineralöle,Kohlenwasserstoffverbindungen sowie Sch wermetalle u nd PCB. Unter Abschnitt 1 .3 ist b ereits ein eAufzählung der anfallenden altlastenrelevanten Stoffe und Abfälle erfolgt.

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2 Hinweise zur Altlastenbehandlung2.1 Altlastenrelevanz

Die j ahrzehntelange N utzung e iner K FZ-Werkstätte o der e ines F uhrparks f ührte fa st z wangsläufig zuVerunreinigungen, die eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen. Die Ursachen dafür können sein:

- Unterbewertung und Unkenntnis des Gefährdungspotentials der anfallenden Stoffe- Sorgloser und leichtfertiger Umgang mit den festen und flüssigen Einsatz- und Abfallstoffen bei Rei-

nigungs- und Reparaturarbeiten sowie bei der Lagerung- Falsche Lagerung und Entsorgung von Lösungen (Lacken, Lösungsmittel...)- Leckagen an Betriebsstofflagerbehältnissen, sonstige Havarien- Handhabungsverluste bei Reparaturvorgängen- Ablagerung von Schrott- unbefestigte bzw. undichte Fußböden in den Betriebsräumen (z.B. aufgrund von Umbauarbeiten)- Handhabungsverluste bei Transport- und Umfüllvorgängen- ggf. Freiwerden von Kfz-Betriebsflüssigkeiten- unsachgemäße Entsorgung von Ölabscheiderinhalten- Arbeiten auf z.T. ungenügend befestigten Betriebsgeländen

speziell bei Waschanlagen:

- Leckagen an Behältnissen (Kaltreiniger, Betriebsstoffe u.a.m.)- Abtropf- und Handhabungsverluste- Undichtigkeiten im Abwassersystem

2.2 Gefährdete Schutzgüter und relevante Pfade

- Boden- Grundwasser- Oberflächenwasser

Bedingt durch die Nutzung dieser Schutzgüter sind Menschen, Tiere und Pflanzen direkt oder indirektbetroffen.

2.3 Gefährdungsabschätzung nach der Sächsischen Altlastenmethodik (SALM)

Wegen d es möglichen G efährdungspotentials a ufgrund d er vo rkommenden Sc hadstoffe, ist in jedemFall eine G efährdungsabschätzung nach d er Sä chsischen Altlastenmethodik ( Stufenprogramm) e rfor-derlich.

Existierten auf dem Werkstatt- oder Fuhrparkgelände betriebseigene Tankstellen, sollte das Branchen-blatt „Tankstellen/Tanklager“ zusätzlich verwendet werden.

2.3.1 Verdachtsfallerfassung und Formale Erstbewertung

Die Verdachtsfallerfassung und formale Erstbewertung erfolgt nach SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUMFÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1997) im Sächsischen Altlastenkataster (SALKA).

Folgende Kriterien sind bei der Erfassung der KFZ-Werkstätten und Fuhrparks besonders zu beachten:

(6) Art der Verdachtsfläche: KFZ-Werkstätten und F uhrparks ge hören der Kategorie Altstandortan.

(12S) Betriebsdauer: Angabe der Jahreszahlen für Betriebsbeginn und –ende des betreffenden A lt-standortes. Einwirkdauer: Die vermutliche Da uer d es Sto ffeintrages muss n icht mit d er B etriebsdauer i-dentisch sein (z.B. bei Havarien).

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Kontaminationsstatus: Das aktuelle Kontaminationsgeschehen ist näher zu bezeichnen.

(18) Sohllage zum Grundwasser: Die Tiefe der W erkstatt, der R eparatur-/Waschanlage etc. (ein -schließlich Keller und Tanks) ist anzugeben und deren Lage zum Grundwasser entsprechend denVorgaben einzustufen.

(20A) Abgelagerte Schadstoffe: Als umweltrelevante A bfälle v on KFZ-Werkstätten u nd Fu hrparkskommen die in Tab. 2 aufgeführten Abfallarten in Frage (Umstellungskatalog - KFZ-Branche)

Tab. 4: Umweltrelevante Abfälle von KFZ-Werkstätten, Fuhrparks (aus: Umstellungskatalog – KFZ-Branche; Landesumweltamt Brandenburg)

ASN(nachLAGA)

Abfallbezeichnung nachLAGA

Abfallbezeichnung nachEAK

ASN(nach EAK)

Gefähr-dungs-klasse

187 10 Papierfilter mit schädlichenVerunreinigungen,vorwiegend organisch

Aufsaug- und Fi ltermateri-alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungen

15 02 99D1 44

187 12 Zellstofftücher m it s chädli-chen Verunreinigungen,vorwiegend organisch

Aufsaug- und Fi ltermateri-alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungen

15 02 99D1 55

187 18 Altpapier Papier und Pappe 20 01 01 11314 08 Glasabfälle, Altglas Glas 17 02 02 22314 23 Ölverunreinigter Boden Bodenaushub, Baggergut

sowie A bfälle a us B oden-behandlungsanlagen mi tschädlichen V erunreinigun-gen

17 05 99D1 44

314 28 Verbrauchte Ölbinder Aufsaug- und Filtermateri-alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungen

15 02 99D1 44

351 03 Eisenschrott Eisen und Stahl 17 04 05 35351 06 Eisenmetallbehältnisse mit

schädlichen V erunreinigun-gen (Heizöltanks)

Verpackungen mitschädlichen V erunreinigun-gen

15 01 99D1 44

351 07 Ölfilter Aufsaug- u nd F iltermateri-alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungen

15 02 99D1 44

353 02 Bleihaltige Abfälle Blei 17 04 03 44353 22 Bleiakkumulatoren Bleibatterien 16 06 01 44353 23 Nickel-Cadmium-

AkkumulatorenNi-Cd-Batterien 16 06 03 44

353 24 Quecksilberbatterien Quecksilbertrockenzellen 16 06 03 44353 25 Trockenbatterien (-zellen) Alkalibatterien 16 06 04 44353 26 Quecksilber, -haltige Rück-

ständeLeuchtstoffröhren un d an -dere q uecksilberhaltigeAbfälle

20 01 21 44

353 27 NE-Metallemballagen, -be-hältnisse mit Reststoffen

Verpackungen mitschädlichen V erunreinigun-gen

15 01 99D1 44

521 01 Akku-Säuren Elektrolyte v on Bat terienund Akkumulatoren

16 06 06 55

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Fortsetzung Tab. 4: Umweltrelevante Abfälle von KFZ-Werkstätten, Fuhrparks (aus: Umstellungskatalog – KFZ-Branche; Landesumweltamt Brandenburg)

ASN(nachLAGA)

Abfallbezeichnung nachLAGA

Abfallbezeichnung nachEAK

ASN(nach EAK)

Gefähr-dungs-klasse

541 04 Verunreinigte Kraftstoffeaus dem Tanklager

Ölmischungen 13 06 01 44

541 08 Verunreinigte Heizöle(auch Dieselöle)

Ölmischungen 13 06 01 44

541 12 Verbrennungsmotoren- undGetriebeöle

Nichtchlorierte Maschinen-,Getriebe- und Schmieröle

13 02 02 45

541 12 Verbrennungsmotoren- undGetriebeöle

andere M aschinen-, Getrie-be- und Schmieröle

13 02 03

542 02 Fettabfälle verbrauchte Wachse undFette

12 01 12 44

542 09 Feste fett- un d öl ver-schmutzte Betriebsmittel

Aufsaug- und Fi ltermateri-alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungen

15 02 99D1 44

544 05 Kompressorenkondensate andere Emulsionen 13 05 05 55544 08 Sonstige Öl– un d Was ser-

gemischeAbfälle au s d er Reinigungvon Lagertanks, ölhaltig

16 07 06 44

547 01 Sandfangrückstände Schlämme aus Einlauf-schächten

13 05 03 44

547 02 Öl- u nd Ben zinabscheider-inhalte

Schlämme aus Öl-/ Wasser-abscheidern

13 05 02 44

547 03 Schlamm aus Ö ltrennanla-gen

Schlämme aus Öl-/ Wasser-abscheidern

13 05 02 44

552 05 Kältemittel (FKW-Kältemittel u nd d erglei-chen)

Fluorchlorkohlenwasser-stoffe

14 04 01 55

552 20 Lösemittelgemische, halo-genhaltig

andere ha logenierte Löse-mittel u nd L ösemittelgemi-sche

14 01 02 56

553 03 Äthylenglykol andere L ösemittel und L ö-semittelgemische

14 01 03 55

553 26 Waschbenzin, Petroläther,Ligroin, Testbenzin

andere L ösemittel und L ö-semittelgemische

14 01 03 55

553 56 Glykoläther Bremsflüssigkeit 13 01 08 55553 57 Kaltreiniger, halogenfrei andere Lösemittel und Lö-

semittelgemische14 01 03 55

553 59 Farb- und Lackverdünner(Nitroverdünnungen)

andere o rganische Löse-mittel, W aschflüssigkeitenund Mutterlaugen

07 03 04 45

553 60 Petroleum andere L ösemittel und L ö-semittelgemische

14 01 03 45

553 70 Lösemittelgemische, halo-genfrei

andere L ösemittel und L ö-semittelgemische

14 01 03 46

555 01 Lackierereiabfälle Aufsaug- u nd F iltermateri-alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungenausgehärtete Farben undLackeAbfälle aus der Farb- undLackentfernung

15 02 99D1

08 01 05

08 01 09

46

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Fortsetzung Tab. 2: Umweltrelevante Abfälle von KFZ-Werkstätten, Fuhrparks (aus: Umstellungskatalog – KFZ-Branche; Landesumweltamt Brandenburg)

ASN(nachLAGA)

Abfallbezeichnung nachLAGA

Abfallbezeichnung nachEAK

ASN(nach EAK)

Gefähr-dungs-klasse

555 02 Altlacke, Altfarben alte F arben un d L acke, di ehalogenierte L ösemittelenthaltenalte F arben un d L acke, di ekeine ha logenierten Löse-mittel enthaltenAbfälle vo n Fa rben undLacken auf Wasserbasis

08 01 01

08 01 02

08 01 03

45

555 03 Lack- und Farbschlamm Schlämme aus der Farb-und La ckentfernung, diekeine ha logenierten Löse-mittel enthalten

08 01 07 56

555 07 Farbmittel, ausgehärtet ausgehärtete Farben undLacke

08 01 05 44

559 02 Kitt- und Spachtelabfälle ausgehärtete Klebstoffe undDichtungsmassen

08 04 04 55

571 08 Polysterolabfälle Kunststoff 15 01 02 33571 16 PVC-Abfälle Kunststoff 15 01 02 33571 18 Kunststoffemballagen Kunststoff 15 01 02 33571 19 Verunreinigte Kunststoff-

folienKunststoff 15 01 02 33

571 27 Kunststoffemballagen und-behältnisse mit Reststoffen

Verpackungen mitschädlichen V erunreinigun-gen

15 01 99D1 44

571 28 Polyolefinabfälle Kunststoff 15 01 02 44575 01 Gummiabfälle Abfälle a.n.g. 07 02 99 33575 02 Altreifen und -schnitzel Altreifen 16 01 03 33581 10 Putztücher Aufsaug- u nd F iltermateri-

alien, W ischtücher u ndSchutzkleidung mit schädli-chen Verunreinigungen

15 02 99D1 45

911 01 Hausmüll gemischte Siedlungsabfälle 20 03 01 24912 01 Verpackungsmaterial und

KartonagenPapier und Pappe 15 01 01 23

(20S) Einordnung nach Branchenschlüssel und Gefährdungsklasse:

Tab. 5: Einordnung der KFZ-Werkstätten und Fuhrparks nach Branchenschlüssel

Branchenschlüssel Branche Gefährdungsklasse2010 Fuhrpark/Autohandel/Motorradhandel 242070 Handel un d L agerung von Mineralölpro-

dukten und Altöl55

2090 Schrottplätze, Autoverwertung 352150 Autoreparaturwerkstätten 242160 Autolackierereien 45

2.3.2 Historische Erkundung und Bewertung (Beweisniveau 1)

Die H istorische E rkundung i st na ch S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT U NDLANDESENTWICKLUNG (1998) durchzuführen.

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Die Be wertung fü r den Boden h at nach SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM F ÜR UMWELT U NDLANDESENTWICKLUNG (1995 b ) zu erf olgen. D as Grundwasser wird nach SÄCHSISCHES STAATS-MINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995 a) bewertet und für das Oberflächenwas-ser gilt künftig SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (in Vorbe-reitung).

Stoffgefährlichkeit (ro)

Für d ie Branchen KFZ-Werkstätten und Fuhrparks l iegt der r o-Wertebereich zwischen 3 un d 5 (n achSächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung (1995 b).

In Abhängigkeit von den technologischen Bedingungen eines Betriebes ergeben sich z.B. bei Vorhan-densein ei ner Lackiererei oder bei der L agerung v on Altöl entsprechend Tab. 4 höhere ro-Wertebereiche.

Tab. 6: ro- Wertebereich der Branchen

Branchenschlüssel Branche ro-Wertebereich2010 Fuhrpark/Autohandel/Motorradhandel 3 - 52070 Handel un d L agerung von Mineralölpro-

dukten und Altöl4 - 6

2090 Schrottplätze, Autoverwertung 4 - 62150 Autoreparaturwerkstätten 3 - 52160 Autolackierereien 5 - 6

Örtliche Bedingungen (m-Werte)

Bewertung des Grundwassers: SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM F ÜR UMWELT UND LANDES-ENTWICKLUNG (1995 a)

- Er mittlung des mI - W ertes - B ewertung d er Mö glichkeiten d es Schadstoffaustrages aus der Altlast(Schadstoffaustrag):

- Lage zum Grundwasser- Sohlabdichtung- Oberflächenabdeckung, -abdichtung, -wasserableitung,- Niederschlag, andere Wasserzutritte- Kontaminationsfläche- Löslichkeit und Aggregatzustand der Schadstoffe

- Ermittlung des mII - Wertes - Bewertung der Wahrscheinlichkeit, mit der Schadstoffe das Grundwas-ser erreichen (Schadstoffeintrag):

- Art des Grundwasserleiters, Grundwassergeschütztheitsklasse- kf -Wert der hangenden Gesteinshülle- Flurabstand des Grundwassers- Ton- und Humusgehalt, Acidität des Bodens- Sorbierbarkeit, Abbaubarkeit des Schadstoffes, Lösungsvermittler

- Ermittlung des mIII - Wertes - Bewertung von Transport bzw. Migration und Wirkung im Grundwasser(Transport/Wirkung):

- Grundwasserfließrichtung, Abstandsgeschwindigkeit- Sorption und Abbaubarkeit im Grundwasserleiter

- Ermittlung des mIV - Wertes - Einschätzung der Bedeutung des Grundwassers als Wasserressource:

- Grundwasserqualität, - dargebot- Grundwassernutzungskriterien- Aufbereitungsmöglichkeiten- Fließzeit bis zur Entnahmestelle

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KFZ-Werkstätten und Fuhrparks sind Altstandorte. Bei Altstandorten ist d er hydrogeologische Sta nd-orttyp festzulegen.

Bewertung des Bodens: SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG(1995 b)

Ermittlung des mI - Wertes (Schadstoffaustrag):

- Fallbestimmung; mI – Grundwert festlegenabhängig von: Kontaminationsfläche, Barrieren, Schadstoffeigenschaften, Standortverhältnisse,Acidität des Bodens, Sorption

Ermittlung des mII - Wertes (Schadstoffeintrag):

- wird durch die Entfernung Altstandort/Altlastverdachtsfläche zum Schutzobjekt bestimmt- dementsprechend standortabhängig- Hindernisse auf Ausbreitungsweg, Abdeckungen

Ermittlung des mIII - Wertes (Schadstoffverhalten im Boden):

- Abbau der Schadstoffe in Abhängigkeit der Schadstoffeigenschaften und der Standortbedingungen- toxische Abbauprodukte- Verweilzeit im Boden- Sorption/Bindungsstärke je nach Nutzung

Ermittlung des mIV – Wertes: Nutzung des Altstandortes

2.3.3 Technische Erkundung (Beweisniveau 2 und 3)

Die Orientierende Untersuchung ist unter Beachtung von SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UNDGEOLOGIE (1998) durchzuführen. Prüf- und Maßnahmen- sowie Orientierungswerte sind SÄCHSISCHESLANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (in Vorbereitung) zu entnehmen.

Tab. 7: Branchenspezifische Analysenparameter in Abhängigkeit vom Probenahmemedium(in Anlehnung an: Altlasten-Analytik, Parameterliste)

Wasser a) BodenAnalysenparameter1 2 3 4 1 2 3 4

Luft b) r0

Prioritätsstufe 1Phosphat (gesamt) ×××× ××××Chlorid ×××× (××××) 2,0Sulfat ×××× ×××× ×××× 1,5Sulfit ××××Sulfid ×××× ×××× 3,0Fe, Mn ×××× ×××× (××××) ×××× ×××× (××××)Pb ×××× ×××× (××××) (××××) ×××× ×××× (××××) (××××) 4,0Cd ×××× (××××) ×××× ×××× (××××) ×××× 5,0Cr und Cr IV ×××× (××××) ×××× (××××) 4,5Zn ×××× ×××× (××××) ×××× ×××× ×××× (××××) ×××× 1,5Sn, C o, Sb, Ti, Be,Ge, Se, Zr, Sr, Al

×××× (××××) (××××) (××××) (××××) 4,0

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Fortsetzung Tab. 7: branchenspezifische Analysenparameter in Abhängigkeit vom Probenahmemedium (in Anlehnung an: Altlasten-Analytik, Parameterliste)

Wasser a) BodenAnalysenparameter1 2 3 4 1 2 3 4

Luft b) r0

KW ×××× ×××× ×××× ×××× ×××× ×××× ×××× ×××× 5,0lfl. KW ×××× ×××× ×××× (××××) ×××× ×××× ×××× (××××) ××××1,2,3,4 5,0BTX ×××× ×××× ×××× (××××) ×××× ×××× ×××× (××××) ××××1,2,3,4 3-6AOX/EOX ×××× ×××× ×××× (××××) ×××× ×××× ×××× (××××)lfl. HKW ×××× ×××× ×××× ×××× ×××× ×××× ××××1,2,3 6,0PCB/PCT (××××) ×××× (××××) (××××) ×××× (××××) 5,5-6,0PAK (ab 3 Kernen) ×××× ××××Phthalsäureester (××××) ×××× (××××) ××××Aromatische Amine ×××× ××××Ester und Ketone ×××× ×××× ××××1ein- un d mehrwerti-ge Alkohole

×××× ×××× ×××× ××××

Sonderparameter (××××) ×××× (××××) ××××Methan ××××2,3CO2 ××××2,3H2S ××××4Stickstoff ××××2,3Prioritätsstufe 2Bor ×××× ××××Cu ×××× ××××Ni ×××× ××××Phenolindex ×××× ××××Nitroaromate ×××× ××××organische Säuren ×××× ×××× ×××× ××××

a) für Grundwasser, Sickerwasser, Oberflächenwasser und Bodeneluatb) Bodenluft1) Lackierereien2) Werkstätten, Fuhrparks, Betriebshöfe3) Altmetall- und Schrotthandel4) Altreifenlagerung und –behandlungro - Stoffgefährlichkeit einiger ausgewählter Beispiele(×) Parameter der Prioritätsstufe 2

2.4 Sanierung

Die Sanierungsmaßnahmen w erden im B ereich d er e hemaligen B etriebsgelände vo n W erkstätten u ndFuhrparks vor allem die Schutzgüter Boden und Grundwasser betreffen. Die gewählten Methoden müs-sen zur Sanierung von überwiegend Mineralöl-, P AK-, P CB-, BTX- und schwermetallhaltiger Konta-minationen geeignet sein. Die sinnvolle Kombination mehrerer Dekontaminationsverfahren führt in denmeisten Fällen zu einem erfolgreichen effektiven Abbau der Schadstoffe. Neben rein mikrobiologischenin situ-, on-site- oder off-site- Verfahren bieten sich bei einem Schadstoffinventar von Mineralöl, PAK,BTX, PCB Kombinationen aus hydraulischen- , pneumatischen- und Sicherungsverfahren an. Dabei istdie Bodenart ein wichtiges Entscheidungskriterium.

2.4.1 Mikrobiologische Dekontaminationsverfahren

Diese Verfahren nutzen die Fähigkeit von Mikroorganismen, organische Verbindungen (Substrate) un-ter geeigneten Bedingungen zu CO2, H2O und Biomasse umzusetzen. Vor allem im Bereich von Mine-ralölverunreinigungen fi ndet d ieses V erfahren v ielfach Anwendung. Standortspezifische Schadstoffewie BTX, Phenol, PAK, CKW und PCB werden erfolgreich biologisch neutralisiert/abgebaut.

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Die F aktoren, di e den bi ologischen Abbau beei nflussen si nd: Schadstoffkonzentration, Schadstoffart,Hemmstoffe, Nährstoffe, Sauerstoff, Wasser, Bodenstruktur, Temperatur.

2.4.2 Bodenluftreinigung

Liegen in der wasserungesättigten Bodenzone leichtflüchtige Schadstoffe vor, so bietet sich die Reini-gung dieses Teils des Untergrundes durch Absaugen der Boden luft an. Die Bodenluftabsaugung ist ei-nes der kostengünstigsten und e ffektivsten Verfahren z ur B eseitigung von l eichtflüchtigen Sc hadstof-fen.

Durch Absaugung können folgende leichtflüchtige Schadstoffe entfernt werden:

- LHKW- Benzol, Toluol, Xylole (BTX) u.ä.- Naphthalin- verschiedene Äther und Ketone

Dieses Verfahren ist jedoch beschränkt effektiv für gut durchlässige Böden. Mit zunehmender Verfeine-rung des Ko rns sinkt d ie Reich weite d ieser San ierungsmöglichkeit. T abelle 8 verdeutlicht d iesen Zu-sammenhang:

Tab. 8: Erfahrungswerte-Reichweite in unterschiedlichen Bodenarten (DIN 18 130

Bodenart Durchlässigkeit (k f-Wertfür Wasser)

Reichweite (g rober An-haltswert)

stark durchlässiger sandiger Kies > 10-4 m/s 50 mdurchlässige Sand-Schluff-Gemische 10-4 – 10-6 m/s 20 mgering durchlässiger toniger Schluff 10-6 – 10-8 m/s 10 m

2.4.3 Grundwasserhydraulische Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen

Die Grundwasserförderung des mit Schadstoffen belasteten Grundwassers und die Reinigung über Ad-sorberstoffe bzw. die Reinigung in einer Kläranlage sind aktive hydraulische Verfahren, die in Kombi-nation mit anderen Sicherungsmaßnahmen vielfach bei Altstandorten zur Anwendung kommen.

Spezifisch leichte Stoffe können mit besonderen Vorrichtungen (Absaugpumpen, Skimmern, Spezial-filtern) von der Grundwasseroberfläche abgeschöpft und separat entsorgt werden. Dafür ist ein Absenk-brunnen erforderlich.

Leichtflüchtige Stoffe (LHKW, BTX) können in einer Stripanlage in die Gasphase überführt und an-schließend in einem Adsorptionsfilter von dieser getrennt werden.

Grundwasserzirkulationsbrunnensysteme (GZB) sind geeignet für die Entfernung von LCKW, BTX.Es gibt unterschiedliche Verfahren der GZB, die alle zum gleichen Ziel führen:- Unterdruck-Verdampfer-Brunnen (UVB),- Hydro-Airlift-Brunnen (HAB), zusätzlich bei Mineralölen und Phenolen mit Bioreaktor- Brunnen mit Luft- oder Pumpenantrieb zur Erzeugung der Zirkulationsströmung im Untergrund mitunterschiedlichen in-situ Reaktoren bzw. on-site zur Aufbereitung kontaminierter Wässer

2.4.4 Wasch- und Extraktionsverfahren

In Abhängigkeit der standortspezifischen Bodenverhältnisse ( in vorwiegend kiesigen bis sandigen Bö-den) bietet sich das Waschverfahren an. Durch den hohen technischen Aufwand bei der Reinigung desausgehobenen Bodens entstehen j edoch ho he K osten. V orteilhaft i st d ie E ntfernung vo n o rganischenund anorganische Kontaminationen aus dem Boden. Diese Ver fahren sind gut geeignet bei der Beseiti-gung von P CB, BTX, KW, Mineralöl und LCKW. Lediglich bei PAK ab 5 Ringen (geringe Löslich-keit) und bei Schwermetallen (geringe Löslichkeit) sowie bei Lehm- und Tonböden ist dieses Verfahrenbegrenzt wirksam bzw. nicht geeignet.

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2.4.5 Thermische Bodenbehandlung

Thermische Verfahren kommen vor allem bei der Beseitigung von organischen Substanzen in Frage.Für die B ranche KF Z-Werkstätten/Fuhrparks s ind dies f olgende S ubstanzen/Schadstoffe: Mi neralöl-kohlenwasserstoffe, B TX, P AK. Fü r d ie B eseitigung von Schwermetallen sollten Hochtemperaturenangewendet werden (geringe Flüchtigkeit). In den Prozessschritten Verdampfung – Nachverbrennung –Rauchgasreinigung werden die Schadstoffe in die gasförmige Phase überführt und dem kontaminiertenFeststoff entzogen.

Tab. 9: Erforderliche Temperaturen zur Verdampfung und Zerstörung von Schadstoffen

erforderliche Temperatur in [°C]VerunreinigungenVerdampfung Zerstörung

Mineralölkohlenwasserstoffe 200 - 300 750BTX 200 - 300 800PAK 300 - 400 850

2.4.6 Anbieter von Leistungen zur Altlastenbehandlung

Firmen und Einrichtungen, die sich mit der Behandlung von Altlasten beschäftigen, sind dem Anbieter-verzeichnis von Leistungen zur Altlastenbehandlung im Freistaat Sachsen zu entnehmen. Informationenaus diesem Verzeichnis sind über die IHK- Niederlassungen Sachsens bzw. deren Internet-Adressen er-hältlich:

- http://www.chemnitz.ihk.de,- http://www.leipzig.ihk.de und- http://www.dresden.ihk.de.

Weiterhin s ind i n Fach zeitschriften (z.B . Gru ndwasser - Zeitschrift d er Fach sektion H ydrogeologie,Wasser & Boden, Ko rrespondenz A bwasser, U mwelt Ne ws, Al tlastenspektrum, Altlasten-Aktuell),Publikationen ü ber i nnovative Altlastenbehandlungen u nd Anbieter v on Leistungen zur Altlasten-behandlung recherchierbar.

In Arbeit ist eine Publikation mit Referenzobjekten zu den branchenbezogenen Altlasten, d ie im Rah-men d es Sächsischen Altlastenfachinformationssystems " SALFA-WEB" im Internet(http://www.lfug.de) und auf CD-ROM veröffentlicht werden.

Bundesweite Angaben enthält das „Technologieregister zur Sanierung von Altlasten“ (EDV-ProgrammTERESA). Aktuelle Informationen sind auch über den Ingenieurtechnischen Verband Altlasten (ITVA)erhältlich.

Abfalltechnische Behandlungsanlagen (thermische, b iologische u nd chemisch-physikalische B odenbe-handlungszentren) sind im „Abfalltechnischen Anlagenkataster (ANKA)“ des LfUG sowie in regelmä-ßigen Publikationen wie der Zeitschrift TERRATECH recherchierbar.

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3. Literaturhinweise

GIHR, R.; DANIEL, B.; GRAMATTE, A.; RIPPEN, G.; WIESERT, P.: Altlasten-Analytik, Parameterliste zurbranchenspezifischen Auswahl von Analysenparametern für Altstandorte

GOSSOW, V.: Altlastensanierung – Genehmigungsrechtliche, bautechnische und haftungsrechtliche As-pekte. Udo Pfriemer Buchverlag in der Bauverlag GmbH, Wiesbaden und Berlin, 1992

LAGA-INFORMATIONSSCHRIFT Altablagerungen und Altlasten. Erich Schmidt Verlag, 1993

LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG (1998): Ei nführung des Europäischen Abfallkataloges im LandBrandenburg.- Umstellungskatalog – KFZ-Branche

SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1998): Probenahme bei der Technischen Er-kundung von Altlasten. Materialien zur Altlastenbehandlung in Sachsen, Radebeul.

SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (in Vorbereitung): Empfehlungen zur Handha-bung von Orientierungs-, Prüf- und Maßnahmenwerten, Materialien zur Altlastenbehandlung in Sach-sen, Dresden (erscheint 2000)

SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995 a): Gefährdungsab-schätzung, Pfad und Schutzgut Grundwasser, Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 3, Dresden.

SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995 b): Gefährdungsab-schätzung, Pfad und Schutzgut Boden, Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 4, Dresden.

SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM F ÜR UMWELT U ND LANDESENTWICKLUNG (1997): V erdachtsfaller-fassung und formale Erstbewertung, Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 2, Dresden.

SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM F ÜR UMWELT U ND LANDESENTWICKLUNG (1998): H istorische Er-kundung von altlas tenverdächtigen Flächen, Materialien zur Alt lastenbehandlung in Sachsen, Band 4,Dresden.

SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM F ÜR UMWELT U ND LANDWIRTSCHAFT (1999): Sanierungsuntersu-chung, Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 8, Dresden

SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM F ÜR UMWELT U ND LANDESENTWICKLUNG (i n Vorbereitu ng): Ge-fährdungsabschätzung, Pfad und Sch utzgut Ob erflächenwasser, Ha ndbuch z ur Altlas tenbehandlung,Teil 5, Dresden.

SCHMEKEN, W .: TA A bfall, T A Si edlungsabfall, D eutscher G emeindeverlag und V erlag W . K ohl-hammer, 1993

UMWELTFORSCHUNGSPLAN DES BUNDESMINISTERS DES INNERN – BODENSCHUTZ, FORSCHUNGSBERICHT107 0 3001, K inner, U .; K ötter, L .; N iclauß, M.: Branchentypische Inventarisierung von Boden-kontamination – ein erster Schritt zur Gefährdungsabschätzung für ehemalige Betriebsgelände; 1986

VERORDNUNG Z UR EINFÜHRUNG DE S EUROPÄISCHEN ABFALLKATALOGS (E AK-Verordnung-EAKV) –13.09.1996

VERORDNUNG Z UR BESTIMMUNG VON B ESONDERS ÜB ERWACHUNGSBEDÜRFTIGEN ABFÄLLEN (B estim-mungsverordnung besonders überwachungsbedürftige Abfälle - BestbüAbfV)

VERORDNUNG Z UR BESTIMMUNG VON ÜB ERWACHUNGSBEDÜRFTIGEN ABFÄLLEN Z UR VERWERTUNG(Bestimmungsverordnung überwachungsbedürftige Abfälle zur Verwertung - BestüVAbfV)

WÖRTERBUCH ARBEITSSICHERHEIT & GESUNDHEITSSCHUTZ: Universum Verlagsanstalt, 1993

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Sächsisches Landesamt Branchenbezogene Merkblätter Stand: 06/1999 für Umwelt und Geologie zur Altlastenbehandlung Bearbeiter: XXXXXXX

XXXXXXXReferat Altlasten 9: Textilveredlung/Färbereien Sei ten: 19 1. Branchentypisches Schadstoffpotential 1.1 Gesetzliche Grundlagen

Folgende Richtlinien und Norm en, die im Zusammenhang mit der Altlastenproblematik relevant sind, e-xistierten für die Branche Textilveredlung/Färbereien in der DDR. - TGL 50281/06 Textilprüfung; Bestimmung der Farbechtheit; Wasserechtheit von Färbungen und Druk-

ken bei schwerer Beanspruchung (Juni 1988) - TGL 50281/73 Prüfung der Farbechtheit von Faserstoffen und Textilien; Bestimmung der Schaumreini-

gungsechtheit von Färbungen und Drucken (November 1981) - TGL 50580/01 Textilprüfung; Bestim mung der W irksamkeit fungizider Veredlung auf textilen Flä-

chengebilden; Bewuchsversuch auf Zeltbahnstoffen (Januar 1986) - TGL 16-660025 Farbechtheiten von Textilien (Juli 1979) - TGL 660066 Färben mit Küpenfarbstoffen; Prüfung des Natriumdithionit-Gehaltes (Juli 1965) - TGL 16-660610/01 Prüfung der Farbechtheit von Fasers toffen und Textilien; Bestimmung der Wasch-

echtheit von Färbungen und Drucken bei mechanischer Wäsche; Übersicht; Al lgemeine Forderungen (Dezember 1969)

- TGL 16-660610/06 Prüfung der Farbechtheit von Fasers toffen und Textilien; Bestim mung der Heiß-wasserechtheit von Färbungen und Drucken (Dezember 1969)

- TGL 16-660615 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bes timmung der Peroxid-Waschechtheit von Färbungen und Drucken (Dezember 1969)

- TGL 16-660616 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bes timmung der Hypochlo-rit-Waschechtheit von Färbungen und Drucken (Dezember 1969)

- TGL 16-660619 Prüfung der Farbechtheit von Faserstoffen und Textilien; Bestim mung der Farbecht-heit von Färbungen und Drucken gegenüber gechlortem Wasser (Dezember 1969)

- TGL 16-660623 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bestim mung der Lösungs-mittelechtheit von Färbungen und Drucken (April 1973)

- TGL 16-660624 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bestim mung der Trocken-reinigungsechtheit von Färbungen und Drucken (April 1973)

- TGL 16-660633 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bes timmung der Peroxid-Bleichechtheit von Färbungen und Drucken (April 1973)

- TGL 16-660634 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bes timmung der Hypochlo-rit-Bleichechtheit von Färbungen und Drucken bei leichter Beanspruchung (April 1973)

- TGL 16-660635 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bes timmung der Hypochlo-rit-Bleichechtheit von Färbungen und Drucken bei schwerer Beanspruchung (April 1973)

- TGL 16-660636 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bestim mung der Chlorit-Bleichechtheit von Färbungen und Drucken bei leichter Beanspruchung (April 1973)

- TGL 16-660637 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bestim mung der Chlorit-Bleichechtheit von Färbungen und Drucken bei schwerer Beanspruchung (April 1973)

- TGL 16-660638 Prüfung der Farbechtheit von Fasersto ffen und Textilien; Bestim mung der Schwefel-echtheit von Färbungen und Drucken (April 1973)

- TGL 16-660646 Prüfung der Farbechtheit von Faserstoffen und Textilien; Bestim mung der Farbecht-heit beim sauren Chloren von Wolle (Januar 1978)

- TGL 16-660652 Prüfung der Farbechtheit von Faserstoffen und Textilien; Bestim mung der Farbecht-heit gegenüber Chrom(VI)-Verbindungen im Färbebad (Januar 1978)

- TGL 16-660653 Prüfung der Farbechtheit von Faserstoffen und Textilien; Bestim mung der Farbecht-heit gegenüber Eisen(III)- und Kupfer(II)-Ionen im Färbebad (Januar 1978)

- TGL 16-660661 Prüfung der Farbechtheit von Faserstoffen und Textilien; Bestim mung der Formalde-hydechtheit von Färbungen und Drucken (Oktober 1975).

Folgende DIN-Bestimmungen, Verordnungen und gese tzliche Regelungen sind aktuell und i m Hinblick auf die Altlastenbearbeitung zu beachten: - DIN 64921 Schmierstoffe für Textilveredlungsmaschinen - DIN 54295 Textilfärberei; Begriffe - DIN 60012 Arbeitsgänge in der Flachsspinnerei

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- DIN 60013 Arbeitsgänge in der Jutespinnerei - DIN 60305 Arbeitsgänge im Baumwoll-Spinnverfahren - DIN 60412 Arbeitsvorgänge in der Streichgarnspinnerei - DIN 60415 Arbeitsgänge in der Wollwäscherei und Wollkämmerei - DIN 60416 Arbeitsgänge in der Kammgarnspinnerei - DIN 60916 Arbeitsvorgänge in der Zwirnerei - DIN 61040 Arbeitsvorgänge; Weben - DIN 61703 Arbeitsgänge in der Textilveredlungsindustrie für lose Spinnstoffe und Gespinste - DIN 61704 Arbeitsgänge in der Textilveredlungsindustrie für Gewebe, Gewirke und Gestricke - DIN 53904 Prüfung von Textilhilfsmitteln; Bestimmung der Auswaschbarkeit von Schmälzmitteln - DIN 53908-1 Prüfung von Tensiden und Textilhilfsmitteln; Bestimmung des Dispergiervermögens oder

Flockungsschutzvermögens von Tensiden gegenüber Farbstoffen in saurem Medium - DIN 53988-1 Prüfung von Tensiden und Textilhilfsmitteln; Prüfung der W irkung von Egalisiermitteln

bei Küpenfärbungen auf Cellulosefasern, Prüfung der Ausgleichwirkung (Ausgleichtest) im Färbebad - DIN 53992 Prüfung von Textilhilfsm itteln; Prüfung de s korrosionshemmenden Verhaltens von Spul-

ölen - DIN 54289-1 Prüfung von Tensiden und Textilhilfsmitteln; Prüfung der Wirkung von Färbebeschleuni-

gern beim Färben von Polyester-Textilien mit Dispersionsfarbstoffen - DIN 60000 Textilien; Grundbegriffe - DIN 60021 Erzeugnisse der Spinnerei-Vorbereitung und Vorspinnerei; Begriffe - DIN 61040 Textilmaschinen - Arbeitsvorgänge an Webmaschinen - DIN 61850 Textilglas und Verarbeitungshilfsmittel; Begriffe.

1.2 Einteilung Den ständig steigende n Ansprüchen an die Veredlung textile r Erzeugnisse versuchte m an durch ver-schiedenartige natürliche und synthetische Faserstoffe und durch di e Vielzahl der zum Einsatz kommen-den Farbstoffe und Textilhilfsmittel gerecht zu werden. Zu den ältesten Farbstoffen gehören wahrscheinlich Krapp als roter und Indigo als blauer Farbstoff, spä-ter kamen antiker Purpur, der aus einer Flechtenart gewonnene französische Purpur (Orseille oder Orchil-la) und Farbstoffe wie Chochenille und Blauholz (Cam pecheholz) hinzu. Im 18./19. Jahrhundert entwi-ckelte man synthetische Farbstoffe, z. B. Pikrinsäure durch Oxidation von Indigo. Durch die Entdeckung des Phenols und Anilins kam es zu weiteren Entwic klungen zahlreicher synthe tischer bzw. künstlicher Farbstoffe. Bis zur Erreichung eines hochwertigen veredelten, ge färbten und entsprechend ausgerüsteten textilen Er-zeugnisses (Bügelfreiheit, Griff etc.) sind folgende prinzipielle Verfahrensschritte notwendig: - Vorbehandlung, Ausrüstung von Fa sern, Geweben und Einsatz von H ilfsmittel für die Herstellung und

Verarbeitung von Fasern und Geweben - Textilfärberei - Textildruck - Sonstige Betriebsbereiche (Maschinenhaus, Kesselhaus, Werkstätten).

1.3 Technologie 1.3.1 Vorbehandlung, Ausrüstung, Einsatz von Hilfsmittel für die Herstellung und Verarbeitung von

Fasern und Geweben Die Fasern werden für ei ne einwandfreie Weiterverarbeitung vorbehandel t, um ei ne spi nntechnische Verarbeitung zu ermöglichen. Unter Vorbehandeln versteht man das Vorbereiten des Textilgutes für nachfol gende Veredlungsvorgän-ge, wie Ausrüsten, optisches Aufhellen, Färben und Drucken. Ziel dieser Vorbehandlung ist die Entfernung störender Begleitstoffe. Folgende Arbeitsgänge sind hier-unter zu verstehen: - Benetzen des Textilguts mit der chemikalienhaltigen Flotte - Entfernen von oberflächlich anhaftenden Begleitstoffen (Schmutz, Wachse, Fette) - Aufbau/Entfernen von Schlichte (bei Webware)

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- Quellen der Faser (insbesondere von Naturfasern) - Extraktion von Begleitstoffen aus dem Faserinnern - Oxidative und reduktive Zerstörung von farbigen Begleitstoffen - Entfernen der Extraktions- und Reaktionsprodukte.

Für Ausrüstungsverfahren gilt, daß das zur Vera rbeitung gelangende Textilm aterial von Fett, Öl und Schmutz weitgehend befreit wird. Im einzelnen sind zur Ausrüstung der Textilien folgende Arbeitsschritte zu nennen: - Schmälzen - Schlichten - Entschlichten - Waschen von Wolle - Walken von Wolle - Karbonisation - Chlorieren der Wolle - Mottenechte Ausrüstung der Wolle - Entbasten der Seide - Erschweren der Seide - Benchen, Abkochen - Mercerisation - Bleiche - Appreturverfahren. Im folgenden wird nur auf die aus Altlastensicht relevanten Arbeitsschritte eingegangen. Schmälzen In der textilen Verarbeitung verwendete Mittel, die zur Unterstützung der Verarbeitbarkeit von Fasern zu Garn oder von Garnen zu Flächengebilden dienen, we rden als „Avigagemittel“ bezeichnet. Ölhaltige A-vigagemittel zur Verarbeitung von Faserflocken, insbesondere von Wolle und Zellwolle, bezeichnet m an als Schmälzen bzw. Schm älzmittel. Als Schm älzmittel für Wolle, Baumwolle und Zellwolle werden ne-ben pflanzlichen Ölen Mineralöle verwendet, denen man Antioxidantien (z. B. ß-Naphthol) zusetzt. Zur Verbesserung des Laufverhal tens von Garnen auf St rick- und W irkmaschinen werden Praraffi nie-rungsmittel und Spulöle (im wesentlichen Mineralöle) aufgetragen. Neben den Gleitmitteln dienen Emul-gatoren und Antistatika als Präparationen. Da das Emulgieren der Schmälzen mehr oder weni ger schwierig ist, werden fert ige Schmälzen geschaf-fen, die die Anwendung der Schmälzöle erleichtern. Nachfolgend werden z. B. einige in der DDR üblichen Handelsprodukte genannt. Tab. 1: Handelsprodukte

Produkt Anwendung Rohstoffbasis Stenolat R 60 (TGA 1537, 1541, 1572)

4 bis 6% Mineralöl und Emulgator

Präparation R 88 (TGA 1537, 1541, 1572)

für Altmaterial 2 bis 8% für Zellwolle 2 bis 4%

Mineralöl und Emulgator

Avirol DS (TGA 1577)

in der Reißerei und Spinnerei Mineralöl und sulfoniertes Öl

Fluval L, hochkonz. für Wolle, Baumwolle, Zellwolle Äthylenoxydabkömmling Spinnöl (7095) für Streichgarn 3 bis 5%

für Kammgarn 0,5 bis 1% Mineralölhaltiges Spezialprodukt

Schlichten/Entschlichten Schlichtemittel dienen zur Behandlung von Kettfäden insbesondere in Baumwollgeweben. Weil diese in besonderer Weise beim Webvorgang belastet werden, müssen sie mit einem Schutzfilm überzogen wer-den, der sogenannten Schlichte. Nach der Herstellung des Rohgewebes hat die Schlichte ihre Aufgabe er-

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füllt und wird, da sie bei der weite ren Verarbeitung stört, ausgewas chen oder ggf. durch Lösungsm ittel entfernt (Entschlichtung). Arten von Schlichten: - Steifungsschlichten - hi erzu verwendet m an nat ive und sy nthetische Kol loide. Nat ive Kol loide si nd

Stärke, Leim, Gelatine, Kasein, Eiweiß und Pfl anzenschleime. Sy nthetische Kol loide si nd pol ymere Produkte (Kunstharze), Zelluloseabkömmlinge. Unter diesen sind vor al lem Polyacrylate und Pol yvi-nylalkohole mengenmäßig von Bedeutung. Sonstige synthetische Schlichten sind Maleinsäureanhydrid-Copolymere, Vinylacetat-Copolymere, Polykondensate auf Polyesterbasis.

- als Ölschlichten verwendet man trocknende und halbtrocknende Öle (z. B. Leinöl) Den Schlichtemitteln werden verschiedene Additive zugesetzt, u. a.: - Viskositätsregler, wie z. B. Oxidationsmittel, Borax - Schlichtfette, wie z. B. sulfatierte Fette und Öle, Fettalkoholsulfate, Ethylenoxid sowie Polyethylengly-

kole unter Zusatz von Tensiden - Netzmittel, neben Seifen z. B. sulfierte Öle, Fe ttalkoholsulfate, aromatische Sulfonate, Alkylaryletho-

xylate unter Zusatz von Tensiden - Entschäumer, diese werden oft bei Zugabe von Netzmitteln oder bei Verwendung schäum ender, emul−

gatorhaltiger Schlichtemittel erfo rderlich. Als Entschäum er werden aromatische Alkohole m it 5 bis 8 C-Atomen im Alkylrest, Phosphorsäurebutylester sowie Amide oder Ester von Fettsäuren verwendet.

Schlichteflotten, die längere Zei t gelagert werden und bi ologisch abbaubare Kom ponenten wie Stärke-Schlichten enthalten, müssen zum Teil durch Kons ervierungsmittel mit fungizider und bakterizider W ir-kung stabilisiert werden. als Konservierungsmittel werden u. a. Kupfersulfat, Borsäure, Form alin, Sali-cylsäure, Benzoesäure, halogenierte Phenole und Kresole sowie Pentachlorphenol verwendet. Die Verfahren zum Entfernen der Schl ichten als „Entschlichtung“ hängen von der Art der verwendet en Schlichten ab. Während synthetische Schlichten und modifizierte Naturschlichten im Wasser quellen und leicht abzulösen sind, müssen Stärkeschlichten erst löslich gemacht werden. Als Hilfsmittel dazu werden Netzmittel zum Auslösen der Quell- und Lösungsvor gänge, Waschmittel zum Em ulgieren der wachs- und ölhaltigen Auflagen des Gewebes sowie Enzym e oder Oxidationsmittel zum Schlichteaufschluß be-nötigt. Verstärkte Bedeutung gewinnen Reinigungsverfahren unter Verwendung von Chlorkohlenwasserstoffen. Diese werden ei ngesetzt bei m Vorrei nigen (Ent fernen von Spi nnpräparationen, Spul ölen u. a.) bei m Schlichten und Entschlichten mit vollsynthetischen Schl ichten behandel ter Polyester sowie beim Nach-reinigen und Ausrüsten. Schlichten auf der B asis von Kunstharzen lassen sich durch heißes bis kochendes Wasser entfernen. Öl-schlichten bereiten zum Teil Schwierigkeiten bei der Entfernung. Das besonders bei verharzten Leinöl-schichten sich bildende Linoxyn ist sehr hydrophob und läßt sich nur durch Lösungsmittel entfernen. Lösungsmittel für Linoxyn sind: - Alkohole - unsubstituierte Kohlenwasserstoffe - Chlorkohlenwasserstoffe - Ketone. Karbonisation Die Entfernung von Vegetabilen (pflanzliche Bestandteile) in Wolle sowie die Entfernung von Cellulose-fasern bei der Aufbereitung von Reißwolle aus Spinne reiabfällen wird als „Karbonisation“ mittels Säure-behandlung (Schwefel-, Salzsäure) bezeichnet. Be i der W iedergewinnung von W olle aus Lumpen wird Salzsäure, bei der Karbonisierung von Wolle/Synthesefaser-Gemischen Aluminiumchlorid verwendet. Mottenechte Ausrüstung der Wolle Aus altlastenrelevanter Sicht ist u. a. der Einsat z von Kontaktinsektiziden, wie DDT-Präparate, zu nen-nen.

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Mercerisation Die Behandlung von Baumwolle mit Natronlauge als Mercerisation oder von Baumwolle bzw. Zellwolle mit Natronlauge als Laugieren dient dazu, den Fasern größere R eißfestigkeit, stärkeren Glanz sowie ein besseres Aufnahmevermögen für Farbstoffe zu verleihen. Den Laugen werden Netzmittel zugesetzt. Zu den gängigsten Marktprodukten zählen Schwefelsäurehalbester von aliphatischen Alkoholen, Alkylsulfo-nate, Etheralkohole und Butylenglykolmonoethylether. Nachfolgend werden einige, besonde rs in der DDR eingesetzte Netzm ittel für Mercerisation m it Han-delsname und Hersteller genannt: 1. Kresol- bzw. phenolhaltige Produkte:

Cottomerpin, Floranit L 140, Floranit HF, Inferol M, Invadin ME, Lemercit, Mercerol C, Tinophen

2. Sulfate niedrig molekularer Alkohole: Leophen B, Newalol NA, Newalol AKN

Bleiche Textilgut, insbesondere natürliche Fasern, ent halten stets farbige Begleitstoffe, die durch W aschen und Extrahieren nicht oder nur ungenügend zu entfernen sind. Deshalb wird es meist noch einem Bleichpro-zeß unter Verwendung oxidativ bzw. reduktiv wirkender Bleichmittel unterzogen. Zu den wichtigsten o-xidativ wirkenden Mitteln zählen Natriumhypochlorit, Natriumchlorit und W asserstoffperoxid. Als Re-duktionsmittel v erwendet m an in d er Bleich e h auptsächlich Natriu mdithionit, d aneben au ch Thio-harnstoff. Die reduktive Bleiche wird im wesentlichen nur bei Baumwolle eingesetzt. Appreturverfahren Man unt erscheidet Appreturen mit chemischem und mechanischem Charakter sowie eine Kombination aus beiden Verfahren. Bei der chemischen Appretur eingesetzte Steifungs mittel ohne waschbeständigen Effekt sind Stärke, Ei-weißkörper und Zellulosederivate. St eifungsmittel mit waschbeständigem Effekt sind Polyacrylsäurees-ter, Polyvenylacetat u. a. Ferner werden W eichmacher (Seifen, Öle, Fette, Paraffin), Füllm ittel (Mineral-salze, z. B. Magnesiumsilikat, Magnesiumcarbonat, Magnesium-, Barium-, Natrium-, Kalziumsulfat) so-wie Binde- und Glättemittel (meist Pflanzenschleim, Paraffin, Wachs) eingesetzt. Für technische Textilien, z. B. Zeltstoffe, Abdeckpl anen, Sackmaterialien, Tarn- und Fangnetze, Filze, die den W itterungseinflüssen ausgesetzt sind, ha t eine verrottungs- und fäulnisschützende Ausrüstung große B edeutung. Ei ne gut e Schut zwirkung wi rd u. a. durch Kupfernapht henat, Kupfer-8-hydroxychinolin und Pentachlorphenol erreicht. Zur hygienischen Ausstattung ande rer Textilien werden u. a. quate rnäre Ammoniumverbindungen sowie Metallsalze eingesetzt, z. B. neben den berei ts genannten Kupferverbindungen Tributylzinnoxid, Triphe-nylzinnchlorid, Zinkdim ethyldithiocarbamat, Natrium fluorid, Natriumfluorsilicat, Kalium bichromat so-wie chlorierte Phenole.

1.3.2 Färberei Färben von Cellulosefasern Die Aufnahmefähigkeit d er tex tilen Geweb e fü r Farb stoffe wird d urch d ie b eschriebenen Vo rbehand-lungsmaßnahmen erreicht. Zum Färben von C ellulosefasern, d. h. B aumwolle, Kapok, Fl achs, Hanf, Ramie, Jute und cellulosische Chemiefasern, werden nachfolgend genannte Farbstoffe/Farbstoffgruppen eingesetzt: - Direktfarbstoffe (Azofarbstoffe) - Reaktivfarbstoffe (meist Azofarbstoffe, Anthrachinon-Derivate oder Phthalocyanin-Derivate) - Küpenfarbstoffe - Schwefelfarbstoffe - Entwicklungsfarbstoffe

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- Beizenfarbstoffe - Oxidationsfarbstoffe - Basische Farbstoffe. Direktfarbstoffe Direktfarbstoffe (auch Substantivfarbstoffe) lassen sich direkt aus neutraler, wässriger Lösung auf Baum-wollfasern aufziehen. Sie bestehen zum größten Teil aus sulfonsäuregruppenhaltigen Azoverbindungen. Meist ist eine Nachbehandlung mit kationischen Verbindungen (z. B. Metallsalzlösungen wie Kupfersul-fat, Kupfervitriol oder Kunstharze, Formaldehyd) erforderlich. Reaktivfarbstoffe Heute wird Bau mwolle meist m it Reak tivfarbstoffen gefärbt oder bedruckt . Diese Farbstoffe enthalten reaktive Gruppen, die mit der Faser eine chemische Verbindung eingehen. Meist handelt es sich um Azo-farbstoffe, Anthrachinon-Derivate oder Phthalocyanin-Derivate. Küpenfarbstoffe Küpenfarbstoffe sind in Wasser löslich. Durch Reduktion im alkalischen Medium werden sie in lösliche Form gebracht, wobei sie mehr oder weni ger ihren Farbton ändern („verküpen“). Durch R eduktion ent-steht das wasserlö sliche Alk alisalz, d er wasseru nlöslichen „Kü pensäure“. Als Red uktionsmittel wird Natriumdithionit zugesetzt. Daneben enthalten die Färbebäder als Alkali meist Natronlauge, seltener Nat-riumsulfat oder -chlorid. Die Rückbildung des Pigments in der Faser macht in der Regel den Zusatz eines speziellen Oxidationsmittels erforderlich. Als so lches wird neben Wasserstoffperoxid, Natriumperborat, Natriumhypochlorid auch Natriumbichromat verwendet. Schwefelfarbstoffe Schwefelfarbstoffe sind zum größten Teil in Wasser unlöslich. Durch Reduktion in alkalischem Medium werden sie in lösliche Form gebracht und nach dem Aufziehen auf die Faser zurückoxydiert, wodurch die endgültige Fixierung der Schwefelfärbungen erfolgt. Nicht fixierter Farbstoff und Reduktionsmittel müs-sen durch Spülen bzw. Waschen entfernt werden. Insbesondere in der Stückefärberei war die Oxidation mit Kalium- oder Natriumbichromat allgemein ge-bräuchlich. Erst in den l etzten Jahren wurde zum Teil auf andere Oxi dationsverfahren, z. B . mit Was-serstoffperoxid, Natriumperborat, Jodat, umgestellt. Außerdem wurden in der Stückefärberei Phthalogene eingesetzt, die sich als Phthalozyaninkomplexe aus Pht halsäurederivaten und M etallsalzen (Ni, Cu, Co) bei höheren Temperaturen bilden. Entwicklungsfarbstoffe Diese Farbst offe werden nach dem Färben diazotiert und ent wickelt. Al s erst e Kom ponente di ent Naphthol, al s Kuppl ungskomponente di enen ent weder Aminobenzol-Derivate, die durch Diazotieren wasserlöslich werden oder die als stabilisierte Di azoverbindungen zum Einsatz kommen. Naphthole sind wasserunlösliche Substanzen, die erst durch Zusa tz von Nat ronlauge als Naphtholate wasserlöslich wer-den. Bei manchen Naphtholen ist ein Zusatz von Formaldehyd erforderlich. Beizenfarbstoffe Das klassische Beizen erfolgt in drei Schritten: Behandlung des Gewebes m it einer metallsalzhaltigen Lösung (z. B. Aluminium-, Chrom-, Kupfer-, Calcium-, Zinn- oder Bleisalze), ein zweites, ammoniakhal-tiges Bad und ein Farbbad. Wenn Ammoniak auf das betreffende Metallsalz einwirkt, bilden sich unlösli-che Metallhydroxide, die in den Fasern zurückbl eiben und m it der Färbel ösung reagieren. Dadurch ent-stehen stabile, unlösliche farbige Verbindungen, die man als „Lack“ bezeichnet. Oxidationsfarbstoffe Diese Farbstoffe sind in Wasser unlösliche Farbkörper, ohne Affinität zur Faser. Der Farbstoff sitzt ober-flächlich auf der Faser auf, wodurch ei ne Fi xation des Farbst offes not wendig i st. Zusammen mit dem Farbstoff wird ein Bindemittel auf die Faser gebracht. Bindemittel sind u. a. Kunststoffe, wie Harnstoff-Formaldehyd-Kondensat oder Pol yvinyl-Polyacrylderivate, die auf der Faser durch Kondensat ion oder Polymerisation erzeugt werden. Bindemittel wirken gleichzeitig als Appreturmittel.

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Basische Farbstoffe Die basischen Farbstoffe gehören teils zur Azogruppe, Diphenylmethan- und Triphenylmethanklasse und teils zur Thiazin-, Oxazin- oder Azingruppe. Es sind in allen Fällen basische Verbindungen, die in Form ihrer Salze zur Anwendung kommen. Färben von Wolle Saure Farbstoffe Hierunter si nd al le W ollfarbstoffe zu verst ehen, die aus sauren Färbebädern aufgefärbt ohne wei tere Nachbehandlung ihren endgültigen Farb ton ergeben. Saure Farbstoffe besitzen neben der chromophoren Gruppe eine oder mehrere Sulfonsäuregruppen, die mit den basischen Gruppen der W olle Farbsalze bil-den. Die 40°C bis 50°C warme Färbeflotte enthält Schwefelsäure und Gl aubersalz oder Essi gsäure und Natriumsulfat sowie unter Um ständen Ammoniumsulfat bzw. Am moniumacetat. Da die Farbstoffe nur geringe Löslichkeit in Wasser haben, ist bei kontinuierlichen Färbeverfahren der Zusatz von Farbstofflö-semitteln (hauptsächlich niedrige Alkohole, Glykole, nichtionische Tenside) unentbehrlich. Metallfarbkomplexe/Chromierfarbstoffe Es handelt sich um Farbstoffe, die zur Bildung von Metallkomplexen befähigt sind. Als Komblexbildner werden vorzugsweise Chrom und Kobalt verwendet. Reaktivfarbstoffe Hier handelt es si ch ebenfalls um Säurefarbstoffe, meist Azo- oder Ant hrachinonverbindungen, die den Farbstoff chemisch an di e W ollsubstanz bindet. Beim Färben von W olle mit den genannt en Farbstoff-gruppen werden meist Egalisierm ittel (Produkte m it Tensidcharakter, häufig Ethyloxylierungsprodukte der Fettamine) verwendet. Die W irkung der Egalisierhilfsm ittel in sauren Färbebädern beruht auf einer Verlangsamung des Färbevorganges. Man unterscheidet faseraffi ne und farbstoffaffine Egalisierhilfsm ittel. Die ersteren besetzen als anion-aktive Körper, bevor die Fixierung der Farbstoffe eingesetzt hat, die farbstoffbindenden basischen Grup-pen der Wolle und tauschen ihren Platz nur langsam gegen den aufziehbaren Farbstoff ein. Die letzteren sind vorwiegend nichtionogene Äthylenoxydkondensationsprodukte organischer Oxyverbindungen. Ihre Wirkung best eht i n ei ner Beeinflussung des Verteilungsgrades der i n Lösung befi ndlichen Farbst offe durch Agglomeration von Farbst offmolekülen. Aus di esen komplexen Verbindungen werden sukzessive Farbstoffmoleküle zur Salzbildung mit der Wolle abgespalten (zurückhaltende Wirkung). Färben von synthetischen Fasern Beim Färben von synthetischen Fasern kommt es auf deren Zusammensetzung an. Für Polyester, Acetate, Triacetate werden hauptsächlich Disper sionsfarbstoffe (nichtionische Fa rbstoffe) eingesetzt. Acrylfasern werden m it kat ionischen basi schen Farbst offen (Azogruppe, Diphenylmethan- und Tri phenylmethan-klasse, teils Thiazin-, Oxazin-, Azingruppe) gefärbt. Relevant schei nen di e W irksubstanzen der Färbebeschleuniger (carri er) bei m Färben von Pol yes-ter/Wolle-Mischungen zu sei n. In di esem Zusammenhang werden einige häufig verwendete Substanzen genannt: o-Dichlorbenzol, 1,2,4-Tri chlorbenzol, o-Pheny lphenol, Di phenyl, Di phenylether, B enzoesäuremethyl-, -butyl- und -benzy lester, Sal icylsäuremethylester, o-Kresot insäuremethylester, o-Phthalsäuredimethyl-ester, Tetralin, alpha- und beta-Methylnaphthalin, Phthalsäure-N-butylamid, Chlorphenoxyethanol. Die Handelsprodukte bestehen meist aus Mischungen mehrerer Wirksubstanzen. Als Hilfslösemittel wer-den Alkylbenzole, Tetralin, Tertachlorethen u. a. verwendet. Hilfsmittel in der Textilfärberei Nicht immer gelingt d ie Färberei au f d irektem Weg, so daß Hilfsmittel in der Tex tilfärberei eingesetzt werden. Folgende relevante Hilfsmittel und deren Wirkstoffe sind zu nennen:

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Farbstofflösemittel - Thiodiglykol, Ethylenglykol, Ameisensäure, Phenole, Methanol Reserviermittel - (Faserschutz, Fasern vor Einfärbung schützen) - Polykondensations-

produkte aus Acryl- oder Aklylarysulfonsäuren mit Formaldehyd Nachbehandlung, Nachreinigung - (Entfernen von unfixiertem Farbstoff) - Ei nsatz von di spergierend

wirkenden Tensi den oder Nachwä sche mit organi schen Lösungs-mitteln, z. B.:

. kationische Produkt e (u. a. quat ernäre Am moniumverbindungen, Polyamine, Polyethylen-Derivate)

. Kondensationsprodukte auf Basis von Formaldehyd . Metallsalze, insbesondere Kupfer- und C hromsalze (u. a. Kupfer-

sulfat, Kaliumbichromat). Wollschutzmittel - u. a. Form aldehyd, Ligninsulfonsäuren so wie höherm olekulare

Schwefelsäureester und Sulfonsäuren einschließlich deren Sal ze, z. B. Alkyl- und Al kansulfonate, daneben wasserlösliche Eiweißstoffe und Eiweiß/Fettsäure-Kondensationsprodukte

Farbstoffschutzmittel - (Verhinderung von Faserschäden) - z. B. Am moniumverbindungen,

Polyphosphate, C hromate, Harnst offe, B enzolsulfonsäuren-Deri-vate, aromatische Nitroverbindungen

1.3.3 Textildruck In coloristischer Beziehung sind verschiedene Druckverfahren gebräuchlich. Der direkte Druck mit farbstoffhaltigen Druckpasten au f en tsprechend v orbehandelte, d . h . g ut sau g-fähige und m eistens auch gebleichte Textilien ist da s gebräuchlichste und auf alle Farbstoffklassen an-wendbar. Es bezweckt die mustermäßige Anfärbung des Textilgutes durch Auftragen einer oder mehrerer Druckfarben (Ein- oder Mehrfarbendruck) auf weißgrundige oder hellfarbige Textilien. Reservedruck wird für Gewebe benut zt. Nach dem Aufdruck von Reservedruckpasten nehmen die be-druckten Stellen entweder bei der späteren Anfärbung des Gewebes in einer Färbeflotte keinen Farbstoff auf (Vordruckreserven), oder di e anschl ießende Entwicklung einer schon auf der Faser befi ndlichen Farbstoffkomponente zum fertigen Farbstoff wird verhindert (Überdruckreserven). Die R eservierung kann sowohl auf phy sikalischem al s auch auf chem ischem W ege erreicht werden, meistens macht man von beiden Möglichkeiten Gebrauch. Al s m echanisch wi rkende R eserven (sog. Pappreserven) benut zt m an Druckpast en, di e hohe Mengen an unl öslichen anorgani schen Subst anzen, wie Kaolin, Bariumsulfat usw. enthalten; außerdem werden auch M ineralöle, Fette und Wachse verwen-det, um die Benetzung an den bedruckten Stellen zu verhindern. Chemisch wirksame Reservierungsmittel, die vorwiegend in Kombination mit Dämpfverfahren angewen-det werden, si nd Substanzen, welche mit dem Farbstoff oder ei ner Farbstoffkomponente reagieren und dadurch die Entstehung einer Färbung an den bedruckten Stellen verhindern. Je nach Farbstofftyp sind es Säuren oder Basen, Reduktions- oder Oxydationsmittel usw. Beim Ätzdruck wird der Farbstoff eines vorher gefärbten Substrates an den bedruckt en Stellen zerstört. Zur einwandfreien Lösung von wasserl öslichen Farbst offen i n den Druckpast en werden Farbst offlöse-mittel zugesetzt. Nach der Farbstofffixierung ist in der Regel eine Nachwäsche zur Entfernung nichtfi-xierten überschüssigen Farbstoffs erforderlich. Bei Ätzdruck werden als Ätzreserven u. a. Zinn (II)-Chlorid und Kupferacetat verwendet. Beim Pigmentdruck werden Bindemittel verwendet, die einen auf dem Substrat haftenden Film bilden, der Pigm ente und Fasern um hüllt. Als Verdickungssysteme werden Em ulsionen verwendet, die aus Emulgatoren, Wasser und Schwerbenzin aufgebaut sind. Später sind aus ökol ogischen Gründen Verdi -ckungen aus sy nthetischen Quellkörpern eingesetzt worden. Dabei handelt es si ch um Ammoniumsalze hochmolekularer, vernetzter Polycarbonsäure. Druckpasten enthalten 300g/kg Schwerbenzin, früher war der Anteil noch höher. Als Binder werden Mischpolymerisate auf Acryl- oder Butadienbasis verwendet.

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Bei Farbstoffdrucken auf C ellulosefasern und W olle werden neben dem Farbst off und dem Ver-dickungsmittel den Druckpasten Zusä tze zugegeben. Bei Cellulosefase rn häufig Natrium formaldehyd-sulfoxylat, Alkalicarbonat sowie als weitere Hilfsm ittel hygroskopische und hydrotope Substanzen, gele-gentlich auch Drucköle und Entschäum er. Ferner auch Harnstoff, Alkali und Oxidationsmittel. Die Zu-sammensetzung der Druckpaste und di e Ausführung des gesamten Druck- und Fi xiervorganges hängen, abgesehen vom Fasermaterial, in starkem Maß von der Art des verwendeten Farbstoffes ab. Es i st daher zweckmäßig, das Bedrucken der einzelnen Fasermaterialien nach den verwendet en Farbstoffklassen und hier jeweils in Direkt-, Ätz- und Reservedruck zu unterteilen. Bezüglich Wolle enthalten d ie Druckpasten ein Lösehilfsmittel, meist Harnstoff oder Thioharnstoff, ei-nen Säurespender zur Förderung der Fi xierung, geringe Mengen Natriumchlorat sowie Drucköl und Ent-schäumer. B ei Farbst offdrucken auf Synthesefaser erfolgt ei ne Vorbehandl ung, di e Al kalisierung. Di e Ware wi rd i n Nat ronlauge bei Kocht emperatur be handelt, anschl ießend mit E ssigsäure abgesauert und gespült. Die Druckpatronen enthalten Entschäumer und Drucköl. Je nach verwendet en Farbstoffen muß ein Säurespender (ggf. Mononatrium phosphat) und ein Oxidationsm ittel (Natriumchlorat, Natrium salz der Nitrobenzolsulfonsäure) zugesetzt werden.

1.4 Schadstoffe Zur Vorbereitung, Herstellung und Verarbeitung von Fasern und Geweben sowi e zur Vorberei tung von Farbstoffen und i m Färbeprozeß sel bst kom men di e verschi edensten anorga nischen und organischen Stoffe zu Ei nsatz. Durch Handhabungsverluste beim Transport , bei m Lagern und bei der Anwendung dieser Stoffe (z. B. Säuren, Laugen, Mineralöle, Benzin, Chlorkohlenwasserstoffe) sind an Standorten der Textilveredlung bzw. der Färbereien Kontaminationen des Bodens und des Grundwassers zu besorgen.

1.4.1 Charakterisierung der vorkommenden Stoffe und Stoffgruppen Natronlauge, Schwefelsäure und Salzsäure werden i n großen M engen be i der Faseraufberei tung, bei der Ausrüstung der Textilien und beim Färben eingesetzt. Mineralöle, die als Spulöle und Schm älzmittel dienen sowie Benzin als Reinigungsmittel, fanden breite Anwendung. Von den LHKW sind Tetrachlormethan als Detach iermittel sowie Tetrachlorethen (PER) als Extrak-tionsmittel zu nennen. Maleinsäureanhydrid (al s Schl ichte verwendet ) sowi e phenol- bzw. kresolhaltige Produkte, die als Netzmittel den bei der Baumwollaufbereitung verwendeten Laugen zugesetzt werden, sind weitere poten-tielle Schadstoffe. Für Konservi erungszwecke werden t eilweise St offe wie Pentachlorphenol (PCP), andere Phenole, Formalin und Kupfersulfat eingesetzt. Mögliche Bodenkontaminationen durch diese Stoffe sind haupt-sächlich an größeren Betriebsstandorten zu untersuchen. In kleineren Unternehmen sind diese Stoffen aus technologischen Gründen weniger zum Einsatz gekommen. Die beim Färbeprozeß auftretenden relevanten Stoffe sind u. a. Natrium-, Kaliumbichromate, Kupfer-sulfat, Natriumnitrit, Natriumsulfid, Anilin und Salzsäure. In der Schwefelfärberei fallen Abwässer an, die hohe Konzent rationen an Sul fiden enthalten. Bei Leckagen i n Leitungs-/Abwassersystemen sind Bodenverunreinigungen zu besorgen. Die Färbeflotten enthalten zahlrei che Hilfsmittel, die bei einer Altlastenerkundung Berücksichtigung fin-den sollten - Phenole, Ethylenglykol, Pyridin (zur Synthese von Farbstoffen verwendet), Methanol, Chro-mate, aromatische Nitroverbindungen. Bei der für m anche Farbst offe erforderl ichen Nachbehandl ung i st der Ei nsatz von Tetrachlorethen (PER) zu nennen. Hinzuweisen ist nochmals auf die Färbebeschleuniger (carrier), Abschn. 1.3.2. Beim Bedrucken textiler Gewebe ist besonders auf die Oxalsäure zu verweisen, auf Chrom(III)-Salze beim Ei nsatz von C hromierungsfarbstoffen sowi e auf Phenole bei m B edrucken von sy nthetischen Fa-

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sern. Der Pi gmentdruck verwendet i n erst er Li nie Em ulsionsdruckpasten vom Typ Benzin-in-Wasser Emul-sionsverdickungen. Als Bindem ittel kommen praktisch a lle Kunstharze in Frage, die in W asser oder ei-nem organischen Lösungsmittel löslich oder in W asser dispergierbar sind und f ilmbildende Eigenschaf-ten besitzen. Als organische Lösungsm ittel werden hauptsächlich aliphatisch e Kohlenwasserstoffe ver-wendet. Abschließend ist noch auf den Einsatz von Desinfekti onsmitteln (z. B. Kupferverbindungen, chlorierte Phenole) zu verweisen. Alle vorgenannten Stoffe si nd al s pot entielle Quel len für Boden- und ggf. für Grundwasserverunreini-gungen anzusehen.

1.4.2 Zusammenfassung der altlastenrelevanten Stoffe und Stoffgruppen und deren Zuordnung zu Ana-lyseparametern Tab. 2: Altlastenrelevante Stoffe und Stoffgruppen und deren Zuordnung zu chemischen Analysenpara-

metern

Verfahren Wirkstoffe/Inhaltsstoffe Analysenparameter Hilfsmittel für die Herstel-lung, Verarbeitung

1. Vorbehandlung Formalin, Säuren, Phosphate, Chlo-ride, Mineralöle, Konservierungs-/ Desinfektionsmittel (z. B. PCP), Lösungsmittel

EOX/AOX, PCP, Phenole, IR-KW, Phosphat (bei erhöhten EOX/AOX-Werten Einzelstoffanalytik)

2. Ausrüstung Säuren, Phosphate, Chloride, Bor, Konservierungsmittel (Kresole, PCP), Einsatz von Metallsalzen

EOX/AOX, PCP, Phenole, Cr, Cu, (Hg), Bor (bei erhöhten EOX/AOX-Werten Einzelstoffanalytik)

Färben natürliche Farbstoffe, Teer- und Anilinfarbstoffe, Farbpigmente (Metallverbindungen), Farbstoff-lösemittel (z. B. Ethylenglykol, Methanol), Hilfslösemittel (z. B. Tetrachlorethen)

Cr, Cu, Zn, Phenole, LCKW, chlorierte Benzolderivate

Textildruck Säuren, Farbpigmente (Metallver-bindungen), Phenole, Mineralöl, Benzin, Lösungsmittel

EOX/AOX, IR-KW, BTEX, Pheno-le, Cr, Cu, Zn, (bei erhöhten EOX/AOX-Werten Einzelstoffanalytik)

Sonstige Bereiche (Maschi-nenhaus, Kesselhaus, Werk-stätten u.ä.)

Mineralöle, Lösungsmittel, ggf. Hydraulikflüssigkeit, Transformato-renöl, PAK (bei Verbrennungspro-zessen)

EOX/AOX, IR-KW, PCB, PAK

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2. Hinweise zur Altlastenbehandlung 2.1 Altlastenrelevanz

Von Textilveredlungs- bzw. Färbereistandorten geht aufgrund jahrzehntelanger Nutzung, der in der Ver-gangenheit üblichen Produktionstechnologien, der i n großen Mengen verwendeten umweltgefährdenden Stoffe ein hohes Gefährdungspotential aus. Bei der Faseraufbereitung wurden Laugen und Säuren in beträchtlichen Mengen verwendet. Ebenfalls sind Mineralöle, als Spülöle und Sc hmälzmittel, Benzin als Reinigungs mittel und chlorierte Kohlenwas-serstoffe als Detach ier- bzw. Extraktionsmittel eingesetzt worden. Hinzu kommen u. a. Schadstoffe wie Pentachlorphenol, chlorierte Phenole und Kresole, Formalin und Kupfersulfat. Beim Transport, beim La-gern und bei der Anwendung können durch Handhabungsverluste Kontaminationen im Boden verursacht worden sein. Beeinträchtigungen der B odenluft si nd durch l eichtflüchtige Subst anzen, i nsbesondere LHKW, in fast allen Produktionsbereichen möglich. Die Relevanz einer Bodenluftuntersuchung muß im Einzelfall geprüft werden. Über große Produkt ionszeiträume hi nweg, bei Ei nsatz hoher Schadstoffmengen, bei Anwesenhei t von Lösungsmitteln und den entsprechenden geol ogischen und hydrogeologischen Bedingungen können Schadstoffe mit dem Sickerwasser in das Grundwasser gelangen. Ebenso können Undi chtigkeiten des Abwassersystems zu Boden- und Grundwasserbelastungen geführt haben. Die Beeinflussung von Oberflächenwasser ist im Einzelfall zu prüfen, denn über Lei tungssysteme oder Abwassergräben könnte kontaminiertes Abwasser in Vorfluter gelangt sein. Meist sind nach Stillegung der Betriebe Emissionen in die Luft vernachlässigba r, ggf. bei Sanierungsar-beiten sind die Gehalte an LHKW im Sinne des Arbeitsschutzes zu prüfen. Bezüglich der Altlastenrelevanz is t hervorzuheben, daß in der Ve rgangenheit häufig Färbereien und Chemische Reinigungen an einem Standort tätig waren. In diesem Fall erlangt die mögliche Gefährdung der Bodenluft einen hohen Stellenwert und bei allen weiteren indikativen Untersuchungen ist dieser Tat-bestand zu berücksichtigen.

2.2 Gefährdete Schutzgüter und relevante Pfade Folgende Schutzgüter können gefährdet sein (Reihenfolge entsprechend der Gefährdung): - Boden (Bodenluft nur, wenn am Standort eine chemische Reinigung angesiedelt war) - Grundwasser - Oberflächenwasser

Menschen, Ti ere und Pfl anzen si nd durch di e Nut zung der o. g. Schutzgüter bzw. durch den direkten Kontakt gefährdet.

2.3 Gefährdungsabschätzung nach der Sächsischen Altlastenmethodik Aufgrund der vorkommenden Schadstoffe ist in jede m Fall für Standorte der Textilveredlung und Färbe-rei eine Gefährdungsabschätzung durchzuführen.

2.3.1 Verdachtsfallerfassung und Formale Erstbewertung Die Verdacht sfallerfassung und Erst bewertung erfol gen nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1997) im Sächsischen Altlastenkataster (SALKA). Folgende Krite-rien sind bei Standorten der Textilveredlung/Färberei zu beachten: (7) Art der Verdachtsfläche: Standorte der Textilveredlung/Färberei sind prinzipiell als Altstandorte mit den in Abschn. 1.3 bezeichneten Produktionsbereichen zu bewerten.

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(14) Kontaminierte Fläche oder Flächenklasse/mittlere Mächtigkeit: Häufig ist nicht die gesamte Be-triebsfläche kontaminiert, so daß di e möglicherweise bet roffenen Tei lflächen zur Kont aminationsfläche zu addieren sind. Hierzu zählen insbesondere Bereiche der Textilvorbehandlung und -ausrüstung, Färbe-rei, Textildruck und sonstige Betriebsbereiche (W erkstätten, Maschinenräum e usw.). W eiterhin ist die mittlere Mächtigkeit der Kontamination anzugeben. (15) Volumen: Sofern eine m ittlere Kontaminationsmächtigkeit ermittelt werden konnte, ist das Volu-men anzugeben. (18) Sohllage zum Grundwasser: Es i st der Abst and des t iefsten bekannt en Schadst offpunktes zur Grundwasseroberfläche anzugeben. Liegt die Sohle im natürlichen Grundwasserschwankungsbereich, ist „Kontamination reicht ins Grundwasser“ anzugeben. Wenn keine Angaben zur Ei ndringtiefe der Schad-stoffe in Bezug auf die Grundwasseroberfläche möglich sind, ist die Geländeoberfläche als Bezugspunkt zu nehmen. Unterirdische Anlagen, Gruben und Keller sind zu berücksichtigen. (20 A) Abgelagerte Schadstoffe: Bei den betrieblichen Altablagerungen ist vor allem mit den folgenden Stoffen zu rechnen (Bezeichnung nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDES-ENTWICKLUNG (1997)). Tab. 3: Umweltrelevante Abfälle von Standorten Textilveredlung/Färberei Abfallnummer Abfallart Gefährdungsklasse 51000 Oxide, Hydroxide, Salze 35 52000 Säuren, Laugen, Konzentrate 45 53000 Abfälle von Schädlingsbekämpfungsmitteln 55 53103 Altbestände von Schädlingsbekämpfungsmitteln 55 55200 Halogenhaltige organische Lösungsmittel und -gemische 55 55300 Halogenfreie organische Lösungsmittel und -gemische 45 58100 Textilabfälle 34 58115 Schlamm aus Textilfärbereien 44 58116 Schlamm aus Textilausrüstung 44 58117 Schlamm aus Wollwäschereien 44 91100 Hausmüll 33

(20 S) Einordnung nach Branchenschlüssel oder Klassennummer Tab. 4: Einordnung der Standorte von Textilveredlung/Färberei in Branchennummer, Branche und Ge-

fährdungsklassen

Branchennummer Branche Gefährdungsklasse0865 Bereich Textilverarbeitung 25 0870 Textilgewerbe - Aufbereitung 35 0880 Textilgewerbe - Färberei 35 0890 Textilgewerbe - Druck 35 0900 Textilgewerbe - Ausrüstung 25

Nach Tabelle 4 wird bewertet, wenn keine konkreten Schadstoffe bekannt sind.

2.3.2 Historische Erkundung und Bewertung (Beweisniveau 1) Die Hi storische Erkundung i st nach S ÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1998a) durchzuführen und nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995b) für B oden, nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995a) für Grundwasser und (nach Veröffentlichung) entsprechend nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTE-RIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT (in Vorbereitung a) für Oberflächenwasser zu bewerten. Zugehöriges EDV-Programm: GEFA V3.0 nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1996a und b). Es ist zu empfehlen, den Standort in m ehrere Teilflächen entsprechend der Technologie/Arbeitsschritte zu unterteilen und di ese getrennt zu bewert en bzw. zu untersuchen. Wichtig sind Recherchen zu Färbe-

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und Druckverfahren, Informationen über den Einsatz von Konservierungs - und Desinfektionsmitteln so-wie über Produktionszeiträum e. Die Informationsdichte und -qualität ist für die Risikobewertung ent-scheidend. Stoffgefährlichkeit - r0 - r0 = 4-6, nach B rancheneinstufung in SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (in Vor-

bereitung), letztlich abhängi g von den erm ittelten Verdachtsstoffen im Rahm en der Historischen Er-kundung

- r 0 = 6,0, wenn der Ei nsatz von Pent achlorphenol (PCP) belegt ist. Der W ert von r 0 = 6 beruht auf der humantoxikologischen Bewertung von Pentachlorphenol.

Örtliche Bedingungen, m-Werte Im folgenden werden di e schadstoffabhängigen Einflußfaktoren eingegrenzt. Die spezifischen Standort-bedingungen sind einzelfallbezogen zu bewerten. Grundwasser - mI - Lage zum Grundwasser: mI = 1,2 (im ungesättigten Bereich); Ausnahme, wenn Anlagen, unterirdische

Behälter im Grundwasser oder im Grundwasserwechselbereich liegen - Oberflächenabdeckung: B ei t eilweisen B ewuchs, Abdeckung schadst offbelasteter B ereiche Δm ±0,

sonst Δm = +0,1 (z. B. unbefestigte Lagerflächen) - Oberflächenabdichtung: B ei Überdachung, B ebauung, Versi egelung, Scha dstoffauswaschungen zum

größten Teil verhindert, Δm = -0,1, sonst Δm = ± 0 (unbefestigte Flächen) - Löslichkeit - Aggregatzustand: Bei flüssigen und l eichtlöslichen Schadstoffen (z. B . Laugen, Säuren,

Phenole, M ineralöle) Δm = ±0. Bei weni ger l öslichen Schwerm etallverbindungen (z. B. Chrom-III), Einsatz/Verwendung von Naphthalin Δm = -0,3.

Grundwasser - mII - Sorbierbarkeit: Bei Stoffgemischen ist der Sto ff m it d er n iedrigsten So rbierbarkeit (Ph enole) fü r d ie

Gefährdungsabschätzung herauszuziehen, unter Berücksichtigung des Humus- oder Tonanteils. Bei ge-ringen b is m ittleren b zw. stark em Hu mus- o der To nanteil ergibt sich Δm = ±0 bzw. -0,1; PAK, Schwermetalle Δm = -0,1 bzw. -0,2

- Acidität: Bei sauren Verhältnissen und Schwermetallen Δm = +0,1 sonst Δm = ±0 - Lösungsvermittler sind vorhanden (z. B. LHKW): Δm = +0,1, sonst Δm = ±0 - Abbaubarkeit: Für einige organische Schadstoffe ist der biologische Abbau möglich (z. B. Phenole) Δm

= -0,1, da vorwiegend Stoffgemische z. T. mit Schwermetallen zu erwarten sind, sonst Δm = ±0 Grundwasser - mIII - Abstandsgeschwindigkeit: Abhängig von der standortspezifischen hydrogeologischen Situation - Sorption: Bewertung analog mII-Wert in Abhängigkeit vom Ton- und Hum usgehalt des Grundwasser-

leiters - Abbaubarkeit: Für o. g. Schadstoffe kann ein Abbau auch in der gesättigten Bodenzone stattfinden, ggf.

intensiv und in Abhängigkeit von der Schadstoffkonzentration: Δm = -0,1, sonst Δm = ±0. Grundwasser - mIV - Aufbereitungsmöglichkeiten: Ei nige der am St andort vorkom menden Schadst offe (PAK, ggf. PC P)

werden bei der normalen Trinkwasseraufbereitung nicht erfaßt: Δm = ±0 - Verdünnung: Hauptsächlich von der Ergiebigkeit des Grundwasserleiters abhängig, ferner von der Lös-

lichkeit und der Schadstoffkonzentration Boden - mI Fallzuordnung: prinzipiell können alle 4 Fälle (entsprechend Ausbreitung) auftreten, hauptsächlich aber Fall 1: Der zu schützende Boden ist die Altlast selbst; mI = 1,0 sowie Fall 2: Der zu schützende Boden liegt in der Umgebung der Altlast; mI = 0,6 Je nach Fall sind die folgenden Schadstoffeigenschaften zu spezifizieren:

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- Abdeckung: s. Grundwasser (mI-Wert) - Löslichkeit: Das Spektrum reicht von leicht löslic hen bis weniger lösliche n Schadstoffen, Säuren,

LHKW, verschiedene Phenole: Δm = ±0; sonst Δm = -0,2 (i n Abhängigkeit der Recherche im Rahmen der Historischen Erkundung)

- Sorption: s. Grundwasser, je nach Ton-/Humusgehalt und Schadstoffart: Δm = ±0 bis -0,1 - Lösungsvermittler: vorhanden, s. Grundwasser: Δm = +0,1, sonst Δm = ±0 Boden - mII Der Schadstoffeintrag ist von den standortspezifischen Bedingungen abhängig und danach zu bewerten. Boden - mIII - Chemische und mikrobielle Abbaubarkeit: MKW , Phenole, LCKW, BTEX: wesentlicher Abbau m ög-

lich, mIII = 0,8; PAK: eingeschränkte biologische Abbaubarkei t, mIII = 0 ,9; Schwermetalle: kein rele-vanter Abbau möglich: mIII = 1,0

- Toxische Abbauprodukte: Es ist nicht mit stark toxischen Abbauprodukten zu rechnen: Δm = ±0 - Verweilzeit im Boden: Bei PAK (betrifft auch Naphthalin bei hohen Konzentrationen und z. B . Sauer-

stoffmangel) und Schwermetallen sehr lange: Δm = ±0 - Sorption/Bindungsstärke:

a) Bewertung bezüglich oraler Schadstoffaufnahme: Der ungünstigste Fall muß angenommen werden. PAK, Schwermetalle können an Humus-/Tonbestandteile gebunden werden: Δm = +0,1 b) Bewertung bezüglich Bioverfügba rkeit: Am Standort vorkom mende organische Schadstoffe sind mehr oder weniger verfügbar: Δm = ±0...-0,1 (abhängig vom recherchierten Schadstoffpotential); Phe-nole gut verfügbar: Δm = +0,1; Die Verfügbarkeit von Schwerm etallen ist in Abhängigkeit vom pH-Wert des Bodens und der Bindungsstärke zu bewerten.

- beobachtete Wirkung: Bei festgestellten Bodenveränderungen (Verfärbung, Geruch), beeinträchtigtem Pflanzenwuchs: Δm = +0,1 bis +0,2

Boden - mIV Im Stadium der Hi storischen Recherche l iegen im al lgemeinen noch kei ne indikativen Untersuchungen vor. Nutzungskriterien sind gemäß dem Standort zu bewerten.

2.3.3 Technische Erkundung (Beweisniveau 2 und 3) Die Orientierende Untersuchung ist nach SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDES-ENTWICKLUNG (1995a und b) durchzuführen. Prüf- und M aßnahmen- sowi e Ori entierungswerte si nd SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (in Vorbereitung) zu entnehmen. Zur qualitativen Erfassung der Kontam inationsschwerpunkte sind neben der Erfassung bodenkundlicher, geologischer und hydrogeologischer Daten chemisch-physikalische Untersuchungen erforderlich. Die folgenden Tabellen 5 und 6 enthalten das - im konkreten Fall nach den Ergebnissen der Historischen Erkundung anzupassende - Analytikspektrum für Boden und Grundwasser (bzw. El uat) sowie eine mög-liche Param etererweiterung für di e Det ailuntersuchung (B eweisniveau 3). Spezi elle Ei nzelsubstanzen werden im Stadium der Ori entierenden Untersuchung meist noch nicht untersucht. Auf Beweisniveau 2 nachgewiesene Substanzen müssen selbstverständlich bei der Det ailuntersuchung weiteruntersucht wer-den. Boden Mittels Bodenproben aus unterschiedlichen Teufenbereichen (zuerst oberflächennah) sind die Kontami-nationsschwerpunkte gemäß Abschn. 1.3 zu untersuchen, um das relevante Schadstoffspektrum zu ermit-teln und erst e Angaben zur räum lichen Vert eilung de r Schadst offe zu gewi nnen. Di e Probenahm e i st nach SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1998b) durchzuführen. Grundwasser Angetroffenes Schichtenwasser ist nach Möglichkeit mit zu untersuchen.

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Bodenluft Bodenluftuntersuchungen sind in der Regel nicht angezeigt. Sollte n sich nach der Historischen Erkun-dung Anhal tspunkte für Bodenluftmessungen ergeben, sind ent sprechende Untersuchungen vorzusehen (ggf. LHKW). Tab. 5: Physikalisch-chemische Grundparameter für die Orientierende Untersuchung und Detailunter-

suchung Grundparameter Boden Eluat Grundwasser Geruch, Farbe, Aussehen X X X pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit X X Temperatur, O2-Gehalt, Redoxpotential X Trockensubstanz X Konsistenz X TOC/DOC X X Gesamthärte X

Tab. 6: Analysenplan mit branchenspezifischen Parametern für die Orientierende Untersuchung und

Detailuntersuchung Parameter Boden Grundwasser,

Eluat Beweisniveau Bemerkungen/Hinweise

AOX/EOX X X 2 bei erhöhten Gehalten, Einzel- stoffanalytik

PAK (EPA) X X 2-3 insbesondere Naphthalin relevant Phenolindex X X 2 Phenole (Einzel-substanzen)

X X 3 Phenol, Kresol, PCP

IR-KW X X 2 Vorbehandlung, Textildruck, sonstige Betriebsbereiche

LHKW, BTEX X X 2 BTEX nur Textildruck oder sons-tige Betriebsbereiche

Pestizide (Screen-ing)

(X) (X) 2-3 aufgrund von Angaben aus Histo-rischer Erkundung entscheiden

Crges. X X 2 Cr (IV), Cr (III) X X 3 Cu X X 2 Zn X X 2 Ammonium X 2 Phosphat X 2 Chlorid X 2 Sulfat X 2 Sulfit X 2 Sulfid X 2 Bor X 2 Chlorierte Benzol-derivate

(X) (X) 3 Konservierung, Reinigungsmittel in der Färberei

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Entscheidend für eine Sanierung könne n am Standort Textilveredlung/Färbereien erhebliche Kontamina-tionen des Bodens und des Grundwa ssers durch Schwermetalle, verschiedene Lösungsm ittel (LHKW , chlorierte Benzolderivate), Phenole, IR-KW, PAK bzw. weitere verschiedene Stoffe, die im Rahmen der Konservierung/Desinfektion eingesetzt wurden, sein. Die Bewertung i n der St ufe Det ailuntersuchung hat nach S ÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT (in Vorbereitung b) zu erfolgen.

2.4 Sanierung

Für die Sanierung von Standorten der Textilveredlung/Färbereien sind nachfolgende Verfahren geeignet, wobei Verfahrenskombinationen denkbar sind. Die Wahl des Sani erungsverfahrens muß jeweils für den Einzelfall getroffen und angepaßt werden. Di e vorgeschlagenen Varianten sind nur im Grundsatz übertragbar.

2.4.1 Boden Auf die Möglichkeit Bodenaushub und Deponierung soll nicht weiter eingegangen werden. In praktisch allen Fällen ist eine Oberflächenabdichtung/-versiegelung möglich. Als ausreichende Sanie-rungsmaßnahme i st sie nur di skussionswürdig, wenn der Kontaminationsherd keinen Grundwasserkon-takt hat und evtl. seitliche Gasmigrationen nicht zu besorgen sind. - Bereiche m it hohen Schwerm etallbelastungen können durch Bodenwäsche gereinigt werd en. Ch e-

misch-physikalische Trenn- und Umwandlungsverfahren führen nicht immer zum gewünschten Ergeb-nis (z. B. Feinkorn wird nicht erfaßt, belastete Reststoffe).

- Immobilisierung; di e Schadst offe (Schwermetalle, PAK, MKW) werden fest gebunden (fi xiert) und können daher ni cht in das Grundwasser oder auch i n Pf lanzen übert reten. Ziel i st es, ei ne drast ische Herabsetzung der Lösl ichkeit in Wasser oder schwachen Säuren zu errei chen bzw. auch di e Durchläs-sigkeit des Bodens herabzusetzen. Die Wahl des geeigneten Verfestigungsverfahrens ist um so schwie-riger, je größer die Zahl der Schadstoffkomponenten ist.

- CKW-Belastungen über Bodenluftabsaugung sanieren - Mikrobiologische Verfahren; sukzessi ver Abbau oder Um wandlung organischer Schadst offe durch

Mikroorganismen. Anwendbar bei MKW, BTEX, Phenolen, z. T. PAK. Vor al lem bei Mineralölschä-den ist dies eine praktikable Sanierungsmöglichkeit.

- Thermische Verfahren; für al le Schadst offe, insbesondere auch für Pest izide. „Ni cht-verbrennbare“ Schwermetalle sind jedoch ein Problem.

2.4.2 Grundwasser Die für eine Grundwassersanierung relevanten Schadstoffe sind vor allem Schwermetalle, PAK, Phenole, LHKW. - Hydraulische Verfahren zur Grundwassersani erung; gezi elte Beeinflussung der geohydraulischen

Verhältnisse durch Pump- und Versickerungsbrunnen, oberirdische Wasserreinigung mit verschiedens-ten Verfahren (z. B . bei anorganischen und organischen Mischkontaminationen - ein Modul chemische Fällung und ein Modul mit Adsorption). Voraussetzung für wirksame hydraulische Maßnahmen ist die genaue Kennt nis der Schadst offverteilung und -bewe gung im Unt ergrund. Vort eilhaft i st auch di e Kombination hy draulischer M aßnahmen m it Absc hirmungen (Oberfl ächenabdichtung, Di chtwände). Ebenso ist eine Kombination von hy draulischen Verfahren m it mikrobiologischen Maßnahmen mög-lich. Bei hydraulischen Maßnahmen sind lange Laufzeiten, entsprechender Kontrollaufwand zu berücksich-tigen.

- Kamen bisher bei der Sanierung von Grundwasserkontaminationen häufig klassische hydraulische Ver-fahren zum Einsatz, so werden heut e häufig passive Verfahren benut zt (permeable reaktive Wände und Funnel-and-Gate). Schadstoffgruppen wie z. B. PAK, PCB, BTEX, MKW, LHKW und verschie-dene Metalle können mittels dieser Verfahren eliminiert werden (SCHAD (1996) und TerraTech 4/98).

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2.4.3 Anbieter von Leistungen zur Altlastenbehandlung Firmen und Einrichtungen, die sich m it der Behandlung von Altlasten be schäftigen, sind dem Anbieter-verzeichnis von Leistungen zur Altla stenbehandlung im Freistaat Sachse n zu entnehmen. Informationen aus diesem Verzeichnis sind über di e IHK- Niederlassungen Sachsens bzw. deren Int ernet-Adressen er-hältlich: - http://www.chemnitz.ihk.de, - http://www.leipzig.ihk.de und - http://www.dresden.ihk.de. Weiterhin sind in Fachzeitschriften (z.B. Grundwasser - Zeitschrift der Fachsektion Hydrogeologie, Was-ser & Boden, Korrespondenz Abwasser, Umwelt News, Altlastenspektrum, Altlasten-Aktuell), Publikati-onen über innovative Altlastenbehandlungen und Anbieter von Leistungen zur Altlasten-behandlung re-cherchierbar Bundesweite Angaben enthält das „Technologiereg ister zur Sanierung von Altlasten“ (EDV-Program m TERESA, U MWELTBUNDESAMT (1997)). Aktuelle Informationen si nd auch über den Ingeni eurtechni-schen Verband Altlasten (ITVA) erhältlich. Abfalltechnische B ehandlungsanlagen (thermische, biologische und chem isch-physikalische B odenbe-handlungszentren) sind im „Abfalltechnischen Anlagenkataster (ANKA)“ des LfUG sowie in regelm äßi-gen Publikationen wie der Zeitschrift TERRATECH recherchierbar. Anbieter von Im mobilisierungsverfahren enthält u. a. die LfUG-Publikation „Im mobilisierung von Schadstoffen in Altlasten“, SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1996). In Arbeit ist eine Publikation mit Referenzobjekten zu den branchenbezogenen Altlasten, die im Rahmen des Sächsischen Altlastenfachinformationssystems "SALFA-WEB" im Internet (http://www.lfug.de) und auf CD-ROM veröffentlicht werden.

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3. Literaturhinweise AO über die Al lgemeinen Lei stungsbedingungen für Wäscherei-, Chemisch-Reinigungs- und Färberei -leistungen für die Bürger AUTORENKOLLEKTIV (1981): W issenschaftlich-technischer Fortschritt in der Textilindustrie - Textilver-edlung, VEB Fachbuchverlag, Leipzig BERNHARD, W. (1970): Bleichen und Färben von Textilien, 2. Auflage, Berlin BUNDES-BODENSCHUTZ- UND ALTLASTENVERORDNUNG (BBodSchV) vom 12.07.1999: B undesgesetz-blatt; Jahrgang 1999 Teil I Nr. 36, ausgegeben zu Bonn am 16.07.1999: DANIEL, B., GIHR, R., GRAMATTE, A. U. A. (1990): Altlastenanalytik - Para meterliste zur branchenspezi-fischen Auswahl von Anal ysenparametern für Al tstandorte; Angewandt er Umweltschutz, ecomed Ver-lagsgesellschaft mbH, Landsberg/Lech FETTCHEMIE UND FEWA-WERK VEB CHEMNITZ (1952): Führer durch unsere Textilveredlungsm ittel, 3. Auflage GESETZ ZUM SCHUTZ DES BODENS (BBodSchG) vom 17.03.1998: B undesgesetzblatt; Jahrgang 1998, Teil I Nr. 16, ausgegeben zu Bonn am 24.03.1998: KNOCHE, H. U. A. (1995): Literaturstudie zur Ableitung von Bodengrenzwerten für polyzyklische aroma-tische Kohlenwasserstoffe (PAK), Umweltbundesamt, UBA-Texte 71/95, Berlin KOMMUNALVERBAND RUHRGEBIET (1989): Erfassung m öglicher B odenverunreinigungen auf Al tstand-orten, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/Wirtschaft, Essen MELZER, G. (1956): Handbuch für die textile Naßveredlung, VEB Verlag Technik, Berlin MÖLLER, W. (1998): Bau einer „Reaktiven Wand“ als F+E-Vorhaben in Rheine; TerraTech, Zeitschrift für Altlasten und Bodenschutz, 04/98, Mainz OFFHAUS, E. & GENEST, W. (1978): Handbuch gefährl iche Stoffe in Sonderabfällen, Umweltbundesamt, Berlin (Materialien 5/78) ROTH, L. (1989): Wassergefährdende Stoffe, ecomed Verlagsgesellschaft mbH, Karlsruhe SÄCHSISCHES GESETZ- UND VERORDNUNGSBLATT, Hrsg. von der Sächsischen Staatskanzlei, Nr. 9/ 1999 vom 15.06.1999: Sächsisches Abfallwirtschafts- und Bodenschutzgesetz (SächsABG) vom 31.05.1999 SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1995): Verzeichnis der Anbi eter von Lei stun-gen zur Altlastenbehandlung im Freistaat Sachsen, Radebeul SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1996): Im mobilisierung von Schadstoffen in Altlasten. - Materialien zur Altlastenbehandlung, Bd. 1/1996, Dresden SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1998a): Historische Erkundung von Altlastver-dachtsfällen. - Materialien zur Altlastenbehandlung, Band 4, Dresden SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (1998b): Probenahme bei der Techni schen Er-kundung von Altlasten. - Materialien zur Altlastenbehandlung, Band 3, Dresden SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (in Vorberei tung): Handhabung von Ori entie-rungswerten sowie Prüf- und Maßna hmenwerten zur Gefahrenverdach tsermittlung für die Altlastenbe-handlung in Sachsen, Materialien zur Altlastenbehandlung in Sachsen, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995a): Gefährdungsab-schätzung, Pfad und Schutzgut Grundwasser. - Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 3, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995b): Gefährdungsab-schätzung, Pfad und Schutzgut Boden. - Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 4, Dresden.

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SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1995c): Em pfehlung zur Handhabung von Prüf- und Maßnahm enwerten für die Gefährdungsabschätzung von Altlasten in Sach-sen. - Materialien zur Altlastenbehandlung, Band 2, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1996a): Gefährdungsab-schätzung, Pfad und Schut zgut Grundwasser. Anl age 7: Schadst offpfad Grundwasser; M erkmale, Ta-bellen und Regeln für die Gefä hrdungsabschätzung mit dem Programm GEFA. - Handbuch zur Altla-stenbehandlung, Teil 3, Anlage 7, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1996b): Gefährdungsab-schätzung, Pfad und Schutzgut Boden. Anlage 7: Schadstoffpfad Boden; Merkmale, Tabellen und Regeln für die Gefährdungsabschätzung m it dem Programm GEFA. - Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 3, Anlage 7, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDESENTWICKLUNG (1997): Erfassung von Ver-dachtsfällen und Formale Erstbewertung. - Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 2, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT (1999): Sani erungsuntersu-chung, Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 8, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT (i n Vorberei tung a): Gefähr-dungsabschätzung, Pfad und Schutzgut Oberflächenwasser. - Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 5, Dresden SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT (in Vorberei tung b): Detailun-tersuchung. - Handbuch zur Altlastenbehandlung, Teil 7, Dresden SCHAD, H. (1996): Prinzip und Vort eile von passi ven Systemen zur Grundwassersani erung. - Tagungs-band zum Workshop: Passive Systeme zur in situ-Sanierung von Boden und Grundwasser i m Mai 1996, Dresden SCHMIDT, GERHARD, H. (1986): Pestizide und Um weltschutz, Vieweg Verlagsgesellschaft mbH, Braun-schweig ULLMANN (1974-1983): Ullm anns Enzyklopädi e der technischen Chem ie, 4. Auflage, Bd. 22 „Textil-druck“, „Textilfärberei“, Bd. 23 „Textilhilfsmittel“, Weinheim UMWELTBUNDESAMT (1985): Substitution um weltgefährdender St offe - Möglichkeiten, Problem e, Bei-spiele, UBA-Texte 12/85, Berlin