150 Psychologische Aha-Experimente (2011) 345

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 342 150 psychologische Aha-Experimente Papas und Mamas, dem zufolge Mädchen einen Sinn für das Schöne haben und „geisteswissenschaftlich“ begabt sind, wäh- rend Jungen eher ein Talent für „Technik“ und Mathe haben. Problematisch ist nicht nur, dass dieses weit verbreitete Vorur- teil („Mädchen sind Nullen in Mathe“) das Interesse von Mäd- chen für die Naturwissenschaften vermindern kann, sondern darüber hinaus auch noch Komplexe und Hemmungen bei ihnen hervorruft, sodass ihre Leistungen in Mathematik beeinträchtigt sind, wenn sie in gemischten Klassen unterrichtet werden. Dass daran etwas Wahres ist, bewies eine Studie. In der Tat schneiden Frauen in den Mathematiktests, die Bestandteil der Eingangstests von Universitäten sind, schlechter ab als Männer. Der Grund dafür liegt jedoch darin, dass gerade die Angst, dem negativen Stereotyp zu entsprechen (Unterlegenheit von Frauen in Mathe), das Leistungsvermögen der Frauen bei diesen Tests behinder t. Es genügt, di eselben Tests mit dem Hinweis zu verbin- den, dass dabei kein Unterschied zwischen den Geschlechtern auftritt, und die Frauen erbringen dieselben Leistungen wie die Männer (Spencer, Steele & Quinn, 1999; Guimond & Roussel, 2002). Erinnern wir uns an ein weiter oben beschriebenes Experi- ment 50 , das diese Theorie veranschaulic ht. Shih, Pittinsky und Ambady (1999) ließen Asiatinnen einen Fragebo- gen über ihre ethnische Gruppe ausfüllen. Danach absolvierten die Probandinnen eine Mathematikprüfung. Eine andere Bedingung sah vor , dass die Frauen die Aufgaben bearbeiteten, ohne zuvor den Frage- bogen ausgefüllt zu haben. Die Ergebnisse der ersten Gruppe fielen besser aus als die der zwei- ten. Die Fragen zu den Besonderheiten ihrer Kultur hatten ein in  Asien gängiges Stereo typ aktiviert: „Asiaten sind in Math ematik besser als Angehörige anderer Kulturen.“ Demnach hatte dieses Stereotyp die Fraue n der ersten Gruppe angespornt, ihren Ruf zu verteidigen. 50  Siehe Abschnitt 48.

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  • 342 150 psychologische Aha-Experimente

    Papas und Mamas, dem zufolge Mdchen einen Sinn fr das Schne haben und geisteswissenschaftlich begabt sind, wh-rend Jungen eher ein Talent fr Technik und Mathe haben.

    Problematisch ist nicht nur, dass dieses weit verbreitete Vorur-teil (Mdchen sind Nullen in Mathe) das Interesse von Md-chen fr die Naturwissenschaften vermindern kann, sondern darber hinaus auch noch Komplexe und Hemmungen bei ihnen hervorruft, sodass ihre Leistungen in Mathematik beeintrchtigt sind, wenn sie in gemischten Klassen unterrichtet werden.

    Dass daran etwas Wahres ist, bewies eine Studie. In der Tat schneiden Frauen in den Mathematiktests, die Bestandteil der Eingangstests von Universitten sind, schlechter ab als Mnner. Der Grund dafr liegt jedoch darin, dass gerade die Angst, dem negativen Stereotyp zu entsprechen (Unterlegenheit von Frauen in Mathe), das Leistungsvermgen der Frauen bei diesen Tests behindert. Es gengt, dieselben Tests mit dem Hinweis zu verbin-den, dass dabei kein Unterschied zwischen den Geschlechtern auftritt, und die Frauen erbringen dieselben Leistungen wie die Mnner (Spencer, Steele & Quinn, 1999; Guimond & Roussel, 2002).

    Erinnern wir uns an ein weiter oben beschriebenes Experi-ment50, das diese Theorie veranschaulicht.

    Shih, Pittinsky und Ambady (1999) lieen Asiatinnen einen Fragebo-gen ber ihre ethnische Gruppe ausfllen. Danach absolvierten die Probandinnen eine Mathematikprfung. Eine andere Bedingung sah vor, dass die Frauen die Aufgaben bearbeiteten, ohne zuvor den Frage-bogen ausgefllt zu haben.

    Die Ergebnisse der ersten Gruppe fielen besser aus als die der zwei-ten. Die Fragen zu den Besonderheiten ihrer Kultur hatten ein in Asien gngiges Stereotyp aktiviert: Asiaten sind in Mathematik besser als Angehrige anderer Kulturen. Demnach hatte dieses Stereotyp die Frauen der ersten Gruppe angespornt, ihren Ruf zu verteidigen.

    50 Siehe Abschnitt 48.