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159 DAS RHEINGOLD RICHARD WAGNER

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Das RheingolDRichaRD WagneR

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Das RheingolDopeR von RichaRD WagneR

TexT vom KomponisTenin DeuTscheR spRache miT ÜbeRTiTeln

pRemieRe11. mai 2019

gRosses haus

uRauffÜhRung22. sepTembeR 1869

Königliches hof- unD naTionalTheaTeR mÜnchen

auffÜhRungsDaueRca. 2 sTunDen 30 minuTen

Keine pause

impRessum HEFT-NR. 159heRausgebeR MUSIKTHEATER IM REVIER GMBH 18.19geneRalinTenDanT MICHAEL SCHULZgeschÄfTsfÜhReR ToBIAS wERNERReDaKTion DR. oLAF RoTHReDaKTionelle miTaRbeiT CHRISTINA ZEjEwSKIgesTalTung AxEL GoLLoCHDRucK KIESS & MAKoSSA MEDIENGRUppE GELSENKIRCHENauffÜhRungsmaTeRial SCHoTT MUSIC GMBH & Co. KGbilDnachWeis pRoBENFoToS VoN KARL UND MoNIKA FoRSTERTiTelfoTo pIoTR pRoCHERA, ALMUTH HERBST, BASTIAAN EVERINK, KHANyISo GwENxANE, pETRA SCHMIDT

Das Fotografieren sowie Ton-, Video- und Filmaufnahmen während der Vorstellung sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

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mit freundlicher Unterstützung des fmt

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BASTIAAN EVERINK, ALMUTH HERBST

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beseTzung

Wotan BASTIAAN EVERINK Donner pIoTR pRoCHERA / ZHIVE KREMSHoVSKI* Froh KHANyISo GwENxANE Loge CoRNEL FREy / LoTHAR oDINIUS aLberich URBAN MALMBERG MiMe ToBIAS GLAGAU FasoLt joACHIM GABRIEL MAAß FaFner MICHAEL HEINE Fricka ALMUTH HERBST Freia pETRA SCHMIDT erDa ALMUTH HERBST WogLinDe BELE KUMBERGER WeLLgunDe LINA HoFFMANN* FLosshiLDe BoSHANA MILKoV*

*Mitglied des jungen Ensembles am MiR

Die Abendbesetzung entnehmen Sie bitte den Monitoren im Foyer

STATISTERIE DES MiRNEUE pHILHARMoNIE wESTFALEN

MusikaLische Leitung GIULIANo BETTA inszenierung MICHAEL SCHULZ bühne HEIKE SCHEELE kostüM RENéE LISTERDAL Licht pATRICK FUCHS ViDeo BERNHARD KLEINE-FRAUNS (VIDEo RIESEN) DraMaturgie oLAF RoTH

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MusikaLische assistenz ASKAN GEISLER stuDienLeitung ANNETTE REIFIG MusikaLische einstuDierung ASKAN GEISLER ANNETTE REIFIG BERNHARD STENGEL UTAKo wASHIo

regieassistenz unD abenDspieLLeitung RAHEL THIEL bühnenbiLDassistenz jULIETH VILLADA proDuktonsLeitung kostüM SyLVIA TSCHECH kostüMassistenz HEDI MoHR

inspizienz CHRISTINE ASSMANN souFFLage ARIANE pELEIKIS übertiteLrepetition LyDIA KARNoLSKA Leitung statisterie jASMIN FRIEDMANN KLAUS wISSING regiehospitanz jULE BöKEN DraMaturgiehospitanz CHRISTINA ZEjEwSKI

Technische voRsTÄnDeTechnischeR DiReKToR MICHAEL MERCKEL bÜhneninspeKToR RoBIN RoDRIGUEZ GARCIA bÜhnenmeisTeR MARTIN pAwELCZIK lichT pATRICK FUCHS Ton jöRG DEBBERT ReQuisiTe THoRSTEN BöNING KosTÜm ANDREAS MEyER masKe pETR pAVLAS aussTaTTungsWeRKsTÄTTen SINA RoHRLACKmalsaal ANDREA BoRowIAK schReineRei STEVEN BUSCHDeKoRaTion DoMINIC LANGNER, NoRBERT SINDA schlosseRei MARIo SCHMIDT

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pIoTR pRoCHERA, KHANyISo GwENxANE, CoRNEL FREy, ALMUTH HERBST, pETRA SCHMIDT

ToBIAS GLAGAU, URBAN MALMBERG

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Das Vorspiel schildert den Urzustand der welt. Erst ruhig, dann immer bewegter fließt der Rhein. Die Rheintöchter sind völlig unbekümmert, ihre Aufgabe, das Rheingold zu bewa-chen, nehmen sie nicht sonderlich ernst. Der Nibelung Albe-rich wird auf die Rheintöchter aufmerksam und versucht, mit den Mädchen zu flirten. Sie gehen zum Schein auf seine tol-patschigen werbungsversuche ein, stoßen ihn aber eine nach der anderen zurück. plötzlich fällt das Sonnenlicht ein und bringt das Gold zum Glänzen. Dies weckt Alberichs Neugier. Die Rheintöchter erklären ihm den Zauber des Rheingolds: wer es besitzt, hat die Herrschaft der welt inne. Doch nur wer der Liebe abschwört, kann es an sich reißen. Sie wiegen sich in Sicherheit, denn niemand, so glauben sie, wird dazu imstande sein. Doch sie unterschätzen den Machtwillen und die Rachsucht Alberichs: er verkündet, in Zukunft auf die Lie-be zu verzichten, raubt das Gold und lässt die wehklagenden Rheintöchter zurück.Die Herrschaft von wotan, dem obersten Gott, gründet auf einem Frevel an der Natur: Er hat aus der weltesche einen Speer geschnitten und in diesen Gesetzesrunen geritzt. Sei-ne Macht gründet also auf Verträgen. Seine Ehefrau Fricka hat er seinerzeit bekommen, indem er sein eines Auge op-ferte. Mit den Riesen Fafner und Fasolt hat er einen pakt ge-schlossen: wenn sie ihm eine Burg erbauen, erhalten sie als Gegenleistung Freia, die Göttin der jugend. Fricka, die Hü-terin der Ehe und Freias Schwester, ist entsetzt über diesen Tauschhandel. Schon nahen die Riesen, um wotan die Fertig-stellung des Baus zu verkünden und Freia als ihren Lohn mit-zunehmen. wotan spielt auf Zeit: Er hatte Loge – ein Halbgott und von den anderen Göttern in ihrer Mitte lediglich geduldet – beauftragt, Ersatz für Freia zu finden. Frickas Brüder Don-ner und Froh drohen den Riesen Gewalt an. Endlich erscheint Loge, behauptet aber, die ihm von wotan gestellte Aufgabe sei unlösbar. Schließlich gebe es für niemanden etwas wert-volleres als die Liebe! Nur einen habe er gefunden, der der

hanDlung

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Liebe entsagt habe, einen gewissen Alberich. Der sei im Be-sitz des Rheingolds, das zum Ring geschmiedet grenzenlose Macht verleiht. Loge macht sich dafür stark, das Gold den Rheintöchtern zurückzugeben (und so die ursprüngliche ordnung wiederherzustellen). Die Riesen sind hellhörig ge-worden: Sie wären bereit, auf Freia zu verzichten, sofern wotan ihnen das Rheingold verschafft. Einstweilen nehmen sie Freia als pfand mit. Kaum haben die Götter Freia ziehen lassen, sinken sie erschöpft zu Boden: ohne Freias Äpfel fehlt ihnen Kraft und Energie. wotan beschließt daraufhin, zusam-men mit Loge ins unterirdische Nibelheim zu fahren, um Al-berich den Ring zu rauben.In Nibelheim drangsaliert Alberich seinen Bruder Mime und entreißt ihm den Tarnhelm, den dieser auf seinen Befehl ge-schmiedet hat. Man kann sich damit unsichtbar machen und die Gestalt wechseln. Augenblicklich probiert er sein neu-estes Machtinstrument aus und verschwindet dann, um die Nibelungen zu überwachen, die immer neue Goldschätze für ihn heben. wotan und Loge beruhigen Mime, sie seien ge-kommen, um ihm zu helfen. Alberich kehrt zurück: er kennt die beiden Fremden. wotan und Loge erkennen Alberichs Au-torität zum Schein an und bitten ihn, den Tarnhelm vorzufüh-ren. Sofort verwandelt sich Alberich in einen Lindwurm. Loge und wotan spielen die Beeindruckten, unterstellen Alberich aber, sich in etwas Kleines zu verwandeln, sei ihm unmög-lich. Bei seiner Eitelkeit gepackt, nimmt Alberich die Gestalt einer Kröte an. Rasch überwältigen wotan und Loge ihn.Da er nun ihr Gefangener ist, können wotan und Loge die Bedingungen diktieren, unter denen Alberich sich freikaufen kann. Er muss ihnen den Hort, den Goldschatz, überlassen. widerwillig rückt er auch den Tarnhelm heraus. Mit Gewalt entreißen sie ihm schließlich auch den Ring. Bevor Alberich gebrochen von dannen zieht, verflucht er den Ring: jedem Besitzer wird er Unglück bringen, bis er, Alberich, sich seiner wieder bemächtigen wird.Die entkräfteten Götter begrüßen wotan und Loge, und da

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tauchen auch schon die Riesen mit Freia auf. Sie verlangen, dass so viel Gold aufgehäuft werde, bis Freia dahinter nicht mehr zu sehen ist. wotan lässt den Nibelungenschatz her-beischaffen. Doch noch immer schimmert Freias Haar durch. Fafner will nun auch den Ring haben. wotan weigert sich je-doch, ihn den Riesen zu geben. Da erscheint eine rätselhafte Gestalt – Erda, die Urmutter, „der welt weisestes weib“ – und mahnt wotan eindringlich, auf den Besitz des Rings zu ver-zichten. Sie beschwört das nahende Ende der Götter herauf. wotan trennt sich daraufhin vom Ring und legt ihn zum Hort. Nun kann Freia zu den Göttern zurückkehren. Alberichs Fluch verfehlt seine wirkung nicht: Beim Streit um den Hort erschlägt Fafner Fasolt und verschwindet mit dem Gold-schatz. Die Götter schreiten auf die Burg walhall zu. Loge erkennt voll Bitterkeit, dass sein Vorhaben, die Götter von der Rückgabe des Rheingolds zu überzeugen, gescheitert ist. Die Rheintöchter machen den Göttern schwere Vorwürfe. Doch die Götter sind nur am Machterhalt interessiert und werden sich für die Belange der Natur nicht einsetzen.

URBAN MALMBERG, BASTIAAN EVERINK, STATISTERIE

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RichaRD WagneR: „Das RheingolD“

„Ich bin unsterblich!“, soll Richard wagner 1849 ausgerufen haben, als ihm während des Dresdner Maiaufstandes die Ge-wehrkugeln um die ohren flogen. Es kommt nicht oft vor, dass ein Komponist buchstäblich auf die Barrikaden geht. wag-ners aktive Teilnahme an der Revolution in Sachsen – eine öffentliche Infragestellung seines obersten Dienstherrn König Friedrich August II. – zwang ihn zur Flucht. In Tribschen am Vierwaldstätter See entstanden zunächst seine großen pro-grammatischen Schriften, darunter „oper und Drama“. Und hier fand auch die erste Auseinandersetzung mit dem Nibe-lungen-Mythos statt, die schließlich zur Entstehung des mo-numentalen vierteiligen „Ring des Nibelungen“ führte, dessen Vorabend „Das Rheingold“ ist.

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MICHAEL HEINE, BASTIAAN EVERINK, KHANyISo GwENxANE, CoRNEL FREy, pIoTR pRoCHERA, joACHIM GABRIEL MAAß, ALMUTH HERBST

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Den plan zu einer Nibelungendichtung fasste wagner bereits in den frühen 1840er jahren. Das Thema lag gewissermaßen in der Luft, denn seit der wiederentdeckung des mittelhoch-deutschen Nibelungenliedes Mitte des 18. jahrhunderts ver-dichtete sich der Stoff zum Symbol der deutschen Demokra-tiebewegung, die auch Auslöser für den genannten Dresdner Aufstand war. Mit mittelalterlicher Literatur hatte wagner sich schon im „Tannhäuser“ und mehr noch im „Lohengrin“ beschäftigt. Fand dort eine Verknüpfung von Historie und Sage statt, so widmete er sich im „Ring“ erstmals einem rein my-thologischen Stoff.wagner schöpfte aus zahlreichen Quellen. Vorwiegend natür-lich aus den Texten der nordischen Mythologie, aus der „Edda“, der „Völsungasaga“ und eben dem Nibelungenlied. Aber auch Vorbilder aus der Klassischen Antike und hier insbesondere Aischylos mit der „orestie“ haben wagner beeinflusst. Aus-gangspunkt war für ihn das vierte Stück der Tetralogie, die

MICHAEL HEINE, BASTIAAN EVERINK, KHANyISo GwENxANE, CoRNEL FREy, pIoTR pRoCHERA, joACHIM GABRIEL MAAß, ALMUTH HERBST

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„Götterdämmerung“, von wagner ursprünglich „Siegfried’s Tod“ genannt. Beim Verfassen des Textbuches stellte er fest, dass er auch die Vorgeschichte erzählen müsse, und so ent-standen rückschreitend auch die Dichtungen zu „Siegfried“ (zunächst als „Der junge Siegfried“ konzipiert), „Die walküre“ und eben „Das Rheingold“ (ursprünglich „Der Raub“ genannt). 1852 ist die Textdichtung des gesamten „Rings“ vollendet.wagner verwendet den Stabreim, der ihm größere Freiheiten beim Komponieren lässt, da eine regelmäßige Abfolge be-tonter und unbetonter Silben hier zugunsten einer variablen Akzentuierung aufgegeben ist. Die Silben „staben“, da sie mit demselben Konsonanten beginnen. Viel belächelt wurden die gleichsam lallenden, tastenden Eingangsverse der Rheintöch-ter („weia! waga! woge, du welle“), die aber als sich erst all-mählich zur Sprache verdichtender Naturlaut durchaus ihre dramaturgische Berechtigung haben.

MICHAEL HEINE, joACHIM GABRIEL MAAß, STATISTERIE

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URBAN MALMBERG, CoRNEL FREy

obwohl im „Rheingold“ keine Menschen auftreten, sondern Götter, Riesen, Zwerge und Naturwesen, sind diese allesamt sehr menschlich gezeichnet. Das Ehegeplänkel zwischen Fricka und wotan könnte auch einer Feydeau-Komödie ent-stammen. Mehr als mit unnahbaren nordischen Gottheiten scheint diese Führungselite den antiken Göttern verwandt zu sein. Alberich, dessen Liebesverzicht der Auslöser für die Tragödie ist, ist der große Gegenspieler von wotan, der einse-hen muss, dass seine politik des Machterhalts durch Verträ-ge zum Scheitern verurteilt ist. wagner hat die vielfältigsten Einflüsse verarbeitet, die von Ludwig Feuerbachs Atheismus über Bakunins Anarchiegedanken bis hin zu proudhons Dik-tum „Eigentum ist Diebstahl“ reichen. Doch bei allen sozial-utopischen und religionsphilosophischen Ansätzen ist „Das Rheingold“ auch dies: ein mythisches Märchen.

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Die Abwendung von der in einzelne Nummern unterteilten oper, die ansatzweise bereits im „Lohengrin“ zu erkennen war, wird nun konsequent durchgeführt. „Das Rheingold“ ist im besten Sinne „durchkomponiert“. Dies stellt nicht zuletzt Bühnenbildner*innen vor beträchtliche Herausforderungen: sämtliche Verwandlungen müssen auf offener Bühne bzw. während der orchesterzwischenspiele stattfinden. wagner wurde sich denn auch bewusst, dass der „Ring“ besondere Aufführungsbedingungen erforderlich machte. Sein Traum erfüllte sich in Gestalt des Bayreuther Festspielhauses, wo 1876 der „Ring“ erstmals zyklisch aufgeführt wurde. Dass wagners wichtigster Mäzen, der bayerische König Ludwig II., „Das Rheingold“ bereits 1869 am Münchner Hoftheater urauf-führen ließ, hat wagner ihm nie verziehen. Musikalisch nimmt „Das Rheingold“ eine Sonderstellung innerhalb des „Rings“ ein. Die Leitmotivik ist noch nicht so dicht geflochten wie etwa in der „Götterdämmerung“, es herrscht über weite Strecken ein regelrechter Konversationston vor. Dennoch fehlen nicht die mächtigen orchestralen Aufschwünge, die sich unter an-derem in den orchesterzwischenspielen manifestieren und im pathos des „Einzugs der Götter in walhall“ gipfeln.Mit seiner Behauptung, er sei unsterblich, sollte wagner Recht behalten. Am wagner-Mythos hat er schon zu Lebzei-ten fleißig selbst gestrickt, und nach seinem Tode 1883 hatte seine witwe Cosima großen Anteil an der Legendenbildung. Nichts weniger als die oper der Zukunft wollte wagner be-ginnend mit dem „Rheingold“ erschaffen, und tatsächlich darf dieses werk in gewisser weise als wendepunkt in der opern-geschichte gelten. Das Schöne am „Rheingold“ ist: Man kann ohne Vorkenntnisse in die Geschichte eintauchen, kann das Stück als musikalische Komödie rezipieren – eine Komödie, die freilich ihre apokalyptischen Züge nicht verhehlen kann und mehr und mehr zur Tragödie mutiert. Und so steht das „Rheingold“ als prototyp für wagners mythisches weltthea-ter und fasziniert publikum wie Interpreten seit nunmehr 150 jahren.

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LINA HoFFMANN, BELE KUMBERGER, BoSHANA MILKoV

URBAN MALMBERG, CoRNEL FREy

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