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HOKUSAI MANGA Herausgegeben von Sabine Schulze Nora von Achenbach Simon Klingler Japanische Popkultur seit 1680

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HOKUSAIMANGA

Herausgegeben von Sabine Schulze

Nora von AchenbachSimon Klingler

Japanische Popkultur seit 1680

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Vorwort Sabine Schulze

Fiktion und Wirklichkeit Nora von Achenbach

Looking for thrill – y!kai

Starkult und Spektakel

Porträts

iki – Modische Vorbilder

Gefühle: Sehnsucht und Wehmut

Lifestyle

Liebeslust – shunga

Alte Helden für neue Zeiten

Fuji-Kult

Edo – Bilder der Hauptstadt

Reisewege

Die Geburt des Comics

Boom der Mallehrbücher und Wunsch nach Teilhabe

Vom Entwurf zum Druck

Die Manga-Moderne – Ein Streifzug durch Japans zeitgenössische Bildwelten Simon Klingler

Gezeichnete Geschichte – Japans Stunde null

Jir! Taniguchi – Urbane Kontemplation

Avantgarde des Mädchen-Manga

Aus der Sicht eines Vogels

Anime – Animationsfilm made in Japan

Ukiyo-e Heroes

Manga im Wandel: Abrücken von der „Popkultur“ Jaqueline Berndt

Bibliografie

Impressum

Bildnachweis, Leihgeber

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INHALT

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Mit der Ausstellung Hokusai x Manga – Japanische Popkultur seit 1680 zeichnet das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg die vielfältigen Verbindungen zwischen historischer und zeitgenössischer Populär- kultur in Japan nach. Das MKG besitzt eine international einmalige Sammlung von Farbholzschnitten und Holzschnittbüchern der bedeu-tendsten ukiyo-e-Künstler wie Utagawa Kuniyoshi oder Katsushika Hokusai, die nun erstmals mit einer großen Sonderausstellung im eige-nen Haus gewürdigt wird. Obwohl die Sammlung einige der wichtigsten und aussagekräftigsten Inkunabeln der japanischen Druckgrafik ent-hält, darf sich eine Ausstellung im Jahr 2016 nicht darauf beschränken, diesen Schatz bloß zu heben und mit der Öffentlichkeit zu feiern. Der entscheidende Ansatz der Ausstellungskonzeption ist daher die Ein- ordnung des japanischen Holzschnitts als kommerziell ausgerichtetes Massenmedium und serieller Konsumartikel der Vormoderne und seine damit eng verbundene Geschichte als historischer Ausgangspunkt einer populärkulturellen Verbreitung und Rezeption von traditionellen Genres und Sujets, die bis in die Gegenwart reicht. In diesem Sinne schlägt die Ausstellung einen Bogen von historischen Objekten aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert zu den visuellen Massenmedien des modernen Japan: Manga-Comics und Vorzeichnungen, Anime-Filme und Cosplay- Kostüme, Computerspiele, Fanartikel und zeitgenössische Holzschnitte.

Ausgangspunkt ist die Analyse der visuellen Strategien und Techniken, die im vormodernen Japan als Antwort auf das Konsum- und Vergnügungsverlangen der Bevölkerung in den Städten entwickelt wurden. Schlagworte wie Aktualität, schnelle Lesbarkeit, Typisierung, Starkult und Erotik werden zu Brücken in die heutige Populärkultur. Hokusai x Manga untersucht diese zeitübergreifenden Anknüpfungs-punkte und Entwicklungslinien bei gleichzeitiger Herausarbeitung der jeweils eigenständigen Stilelemente. So zeichnet sich die zeitgenössi-sche Popkultur durch eine ausgeprägte Pluralisierung der Themen, Motive und Genres aus, folgt aber auch den traditionellen japanischen Erzählstoffen, etwa den Samurai oder der übernatürlichen Welt der Gespenster und Monster (y!kai), die immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert werden. Ein prägnantes Beispiel für die traditionsbewuss-te Fortschreibung etablierter Motive unter Verwendung traditioneller Handwerkstechniken einerseits und die kulturübergreifende Adaption zeitgenössischer Kontexte andererseits bietet die Holzschnittserie

VORWORT!

SABINE SCHULZE

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Ukiyo-e Heroes von Jed Henry und David Bull. Das Blatt The Hero Rests aus dem Jahr 2012, dass 2015 vom MKG angekauft wurde, scheint auf den ersten Blick die klassische Darstellung eines japanischen Kriegers zu sein, auf den zweiten Blick offenbart sich jedoch eine vielseitige medien- und kulturübergreifende Pointe. Für Eingeweihte ist die Figur durch ihre Attribute wie das Wappen eindeutig als Adaption des Video-spiele-Helden Link aus dem Blockbuster The Legend of Zelda zu erkennen. Das 1986 in Japan entwickelte Spiel hat einen globalen Sieges- zug angetreten; in den entsprechenden Generationen besitzt die Figur Link eine ähnliche Popularität und Wiedererkennbarkeit, wie sie etwa Hokusais berühmtes Blatt Die große Welle vor Kanagawa hat. Die Aus-stellung interessiert sich dafür, wie und warum diese beiden höchst populären Phänomene ihre enorme massenkulturelle Wirkung entfal-ten. Neben solchen inhaltlich-motivischen Gemeinsamkeiten finden sich weitere Parallelen, unter anderem im visuellen Repertoire, in der stilistischen Ausformung, in der Verknüpfung von Schrift und Bild und in den Formen der Serialisierung. Auch die Produktionsweisen mit ihren arbeitsteiligen Prozessen und Vertriebsstrukturen sind vergleichbar und an den erfolgten technischen Innovationen abzulesen. Diese ge-zielte Gegenüberstellung von historischen und zeitgenössischen Objek-ten vor dem Hintergrund einer epochenübergreifenden soziokulturellen Thematik – der Populärkultur – führt das MKG zu einer richtungs- weisenden Fragestellung: Wie können wir unsere historische Sammlung in die Zukunft erweitern?

Die umfangreiche Kollektion reicht zurück bis in die japanbegeis-terte Gründungsphase des Museums um 1880. Angelegt wurde sie von Justus Brinckmann, der in Paris bei Hayashi Tadamasa und bei dem aus Hamburg stammenden Siegfried Bing kaufte. Dieser opulente Bestand mit herausragenden Provenienzen wie zahlreichen Blättern aus der Sammlung von Edmond de Goncourt wurde in den folgenden 100 Jahren immer wieder sporadisch erweitert und 2007 substanziell ergänzt durch die umfangreiche Schenkung Gerhard Schacks, der sich besonders für Surimono, aber auch für Skizzen und Vorzeichnungen interessierte. 2016 hat eine Delegation des MKG in Japan Künstler und Verlage ge-troffen und neue Kontakte geknüpft, um besondere Ausstellungsstücke zu akquirieren. Unter ihnen finden sich nicht nur seltene Manga- Comics und kostbare Vorzeichnungen, sondern auch von der Doraemon- Tasse bis zum Hello-Kitty-Toaster eine breite Palette an popkulturell durchgestylten Alltagsobjekten. Mit der Ausstellung Hokusai x Manga – Japanische Popkultur seit 1680 schreiben wir also die Sammlungs- geschichte aktiv und mutig weiter!

<The Hero RestsJed Henry (geb. 1983; Design) / David Bull (geb. 1951; Holzschnitt)USA / Japan, 2012Farbholzschnitt, 23 x 17,5 cm

< Seite 4blueBur"Kiriko Nananan (geb. 1972)S. 226, Verlag Schreiber & Leser 2006Erstveröffentlichung 1996

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Eine unverzichtbare Basis für unsere kreative Arbeit ist der Aus-stellungsfonds der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Ohne die finanzielle Unterstützung durch den Fonds wäre auch diese Ausstellung nicht realisierbar gewesen. Mein besonderer Dank gilt daher der Jury unter dem Vorsitz von Volker Rodekamp, die unser Pro-jekt mit großem Interesse und Vertrauen begleitet hat. Martin Hoernes und der Ernst von Siemens Kunststiftung gebührt großer Dank für die Finanzierung des zweisprachigen Ausstellungskatalogs. Zusätzlich zum Katalog präsentieren wir das Projekt auch im Internet. Mehr als 1000 Objekte aus der Sammlung werden online verfügbar sein und die bemerkenswerte Aktualität der historischen Bilder einer breiten inter-nationalen Öffentlichkeit zugänglich machen. Ein verlässlicher Partner für unsere sammlungsbezogenen Vermittlungsaktivitäten und die Arbeit mit den neuen Medien ist die Justus Brinckmann Gesellschaft. Den Freunden des Museums kann nicht oft genug für ihr außergewöhn-liches Engagement gedankt werden!

Obwohl die inhaltlichen und kulturellen Verbindungslinien zwi-schen zeitgenössischen und historischen Objekten zu einer direkten Gegenüberstellung förmlich einladen, bedeuteten die teilweise ausge-sprochen unterschiedliche Tonalität der Exponate und ihre vielfältigen Medien – vom Holzschnitt bis zur benutzbaren Videospielkonsole – eine besondere Herausforderung für die Ausstellungsarchitektur. Ich bin sehr glücklich, mit Michiko Bach und Daniel Dolder vom Büro Bach Dolder Architekten in Darmstadt Gesprächspartner gefunden zu haben, die es verstanden haben, aus dem intensiven Dialog mit dem Kurato-renteam eine kluge, sensible und absolut überzeugende Ausstellungs-gestaltung zu entwickeln. Auch ihrer umsichtigen Moderation in einem komplexen Anforderungsrahmen gebührt mein großer Respekt. Vor einer nicht minder großen Herausforderung standen die Gestalter des Ausstellungskatalogs und der Werbekampagne. Die alte und die neue Bilderwelt zu einem stimmigen Gesamteindruck zu vereinen, ist der Agentur Heine/Lenz/Zizka aus Frankfurt am Main unter der Feder- führung von Michael Lenz auf hervorragende Weise gelungen.

Inhaltlich bereichert wurde die Ausstellung von ihren Kooperations- partnern: Allen voran steht der Carlsen Verlag mit seiner kompetenten Manga-Redaktion, Hamburg MaGnology, die Messe für Games, Comics und Manga wird vom 1. bis 3. Juli im MKG die jüngsten Entwicklungen der Szene zeigen. Das Metropolis Kino begleitet die Ausstellung mit einer attraktiven Filmreihe, Ralf Hebecker und seine Studierenden aus dem Bereich Gamedesign von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg haben ein digitales Exponat für die Ausstellung entwickelt.

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Die entscheidende Voraussetzung für das Gelingen einer diffe-renzierten, gattungs- und epochenübergreifenden Auseinandersetzung mit der japanischen Populärkultur war die Zusammenstellung eines schlagkräftigen wissenschaftlichen Teams im MKG. Als Leiterin der Sammlung Ostasien und Ideengeberin der Ausstellung hat Nora von Achenbach den historischen Teil der Ausstellung kuratiert und dabei die Meisterwerke des MKG neu kontextualisiert. Ihrer großen Liebe für die Sammlung und ihrer ausgewiesenen fachlichen Kompetenz ist es zu verdanken, dass ungeahnte Schätze gehoben und nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten. Lena Bultmann und Ma"gorzata My# haben die gründliche Arbeit mit dem eigenen Bestand tatkräftig unterstützt. Mein besonderer Dank gilt Simon Klingler, der den modernen Teil kuratiert hat und dabei stets die entscheidenden Verbindungslinien und Wechselwirkungen zwischen Geschichte und Gegenwart vor Augen hatte. Seinem Sachverstand und seiner uner-schütterlichen Begeisterungsfähigkeit ist es zu verdanken, dass die Ausstellung den Besuchern eine besonders breite Palette an modernen Themen und Objekten zu bieten hat. Fachkundige Unterstützung bei der Erarbeitung der zeitgenössischen Kapitel lieferte Julika Singer, die als Japanologin ihr breites Wissen um die japanische Kulturgeschichte einbringen konnte. Meike Lohkamp kümmerte sich mit großem Engage-ment um den Bereich Cosplay. Jaqueline Berndt, Professorin für Comic- Theorie an der Graduate School of Manga Studies der Ky!to-Seika- Universität, hat das Manga-Phänomen im 21. Jahrhundert aus der japanischen Perspektive betrachtet und damit den Ausstellungskatalog nachhaltig bereichert.

Ich wünsche uns und der Ausstellung, dass das Sichtbarmachen der Traditionslinien und die Brückenschläge in die Gegenwart der popu-lären Massenmedien die Liebhaber der japanischen Holzschnittkunst genauso begeistern werden wie die jüngeren und jüngsten Besucher-gruppen, deren kulturelles Verständnis durch Manga-Comics, Anime- Serien und weitere Spielarten der populären japanischen Unterhaltungs- kultur mitgeprägt wurde. Im Museum ist die Gegenwart der japanischen Populärkultur mit der Ausstellung zweifelsfrei angekommen; nicht nur in den Sammlungsdepots ist ein Zuwachs zu verzeichnen, auch die Konzentration der Manga-Hefte auf den Schreibtischen – selbstver-ständlich zu Recherchezwecken – hat merklich angezogen. Lassen Sie sich inspirieren!

Der spazierende MannAruku hitoJir! Taniguchi (geb. 1947)S. 29, Carlsen Verlag 2012Erstveröffentlichung 1992

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