1611. Ein Spiel mit der Zeit - kuverum

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1611. Ein Spiel mit der Zeit Vermittlungsworkshop zu einer aktuellen Theaterproduktion im Theater La Poste in Visp Theatersaal LaPoste Visp „Unsere Spieler – ich sagte es vorher – waren sämtlich Geister und haben sich in Luft verflüchtigt, in dünne Luft: Und wie das im Nichts gegründete Gebäude dieses Geisterbildes, werden einst die wolkenbekränzten Türme, die Prunkpaläste, die heiligen Tempel, selbst dieses Erdenrund, ja, mit allen, die es in Besitz genommen haben, der Auflösung verfallen und so, wie dieses wesenlose Schauspiel verschwand, nicht einmal ein Wölkchen zurücklassen. Wir sind aus solchem Stoff, wie Träume sind; und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt.“ Prospero IV. 148-158 in Der Sturm William Shakespeare Cornelia Thenen Kulturvermittlung Englisch-Gruss-Strasse 56 3900 Brig-Glis cthenen@ valaiscom.ch

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1611. Ein Spiel mit der ZeitVermittlungsworkshop zu einer aktuellen Theaterproduktion im Theater La Poste in Visp

Theatersaal LaPoste Visp

„Unsere Spieler – ich sagte es vorher – waren sämtlich Geister und

haben sich in Luft verflüchtigt, in dünne Luft:Und wie das im Nichts gegründete Gebäude dieses Geisterbildes,

werden einst die wolkenbekränzten Türme, die Prunkpaläste,die heiligen Tempel, selbst dieses Erdenrund,

ja, mit allen, die es in Besitz genommen haben, der Auflösung verfallenund so, wie dieses wesenlose Schauspiel verschwand,

nicht einmal ein Wölkchen zurücklassen. Wir sind aus solchem Stoff,wie Träume sind; und unser kleines Leben

ist von einem Schlaf umringt.“

Prospero IV. 148-158 in Der Sturm William Shakespeare

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Projektübersichthttp://www.youtube.com/watch?v=PnidT0XVR6U

Shakespeare & Co. im Wallis

Hinter Shakespeare & Co. im Wallis steht die Idee, Kulturvermittlung mit Workshops für Schulen aller Stufen und Erwachsene anzubieten. Zu aktuellen Theaterproduktionen werden Masken, Requisiten, Bilder, Filmaufnahmen oder Programmhefte vorgestellt. Die Teilnehmenden lernen Inhalte, Figuren und Kontext des Theaterstücks kennen. Sie studieren, skizzieren, vergleichen Charaktere und stellen Szenen dar.Thema, Umsetzung und Methoden sind jeweils der Zielgruppe angepasst.

(Flyer Shakespeare & Co. im Wallis. Autorin Cornelia Thenen)

Der Workshop 1611. Ein Spiel mit der Zeit. richtet sich an Schülerinnen und Schüler des 4. Gymnasiums des Kollegiums Spiritus Sanctus in Brig. Er wird am 4. November 2011 in zwei Klassen durchgeführt und ist Startprojekt für Shakespeare & Co im Wallis. Er präsentiert meine Arbeit zur Erlangung des CAS Abschlusses 2011 beim Lehrgang Kulturvermittlung und Museumspädagogik kuverum.

Der Workshop ist ein Vermittlungsprojekt zu einer aktuellen Theaterproduktion und richtet sich an ein spezifisches Zielpublikum. 1611. Ein Spiel mit der Zeit. ist sowohl der Titel des Workshops als auch des Theaterstücks, das für die La Poste-Bühne zum 20jährigen Jubiläum von imbodenproduction produziert und inszeniert wird. Grundlage des Stücks ist das Shakespeare-Drama Der Sturm, das 1611 in London uraufgeführt wurde.

Projektleitung, Konzeption und Durchführung Workshop ! : Cornelia ThenenMentoring! ! ! : Marie-Christin AbgottsponTeilnahme Workshops! ! : 4. Klassen von Bernhard Erpen und Michel SchmidtUnterstützt durch! ! : ThéatrePro Valais, Loterie Romande, Gemeinde VispTheaterproduktion! ! : imbodenproduction Zürich und La Poste-Productions Visp

Ausgangslage Rahmen Ziel

imbodenproduction Zürich und die La Poste-Productions Visp bringen das Theaterstück: 1611. Ein Spiel mit der Zeit. nach Shakespeares Drama Der Sturm nach Visp. Sich selbst auf der La Poste-Bühne befindend, nahe bei den Schauspielern, können die Besucherinnen und Besucher sich in die Situation der Schiffbrüchigen versetzen, welche vor 400 Jahren auf einer Insel mit Prospero zwischen Traum, Alptraum und Wirklichkeit, Seelenwelt und Inselreich hin- und her wandelten.

(nach der Ausschreibung des Theater La Poste Visp)

Im Workshop 1611. Ein Spiel mit der Zeit. werden die Schülerinnen und Schüler ein erstes Mal eintauchen in die Welt des Dramas Der Sturm. Sie erfassen persönlichen und physischen Schiffbruch der Figuren, erträumte und ausgeführte Rache, differente Persönlichkeiten und setzen sich mit deren Charakteren auseinander. In der Deutung von Symbolen erkennen sie ein Mittel der Darstellung in der Theaterpraxis. In eigenen Worten und Bildern skizzieren sie anschliessend ihre Bilder der einzelnen Protagonisten. In der Geschichte der Theatertradition des deutschsprachigen Wallis werden ähnliche oder eventuell sogar gleiche Persönlichkeiten aufgespürt und damit Parallelen aufgedeckt. Mit Wortkulissen wird, gemäss der Theatertradition zur Zeit Shakespeares, die eigene Inselwelt gebaut und der Klasse präsentiert.Das Projekt geht davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler bereits Kenntnis der Gattung Drama und Theater haben. Es leitet über zur Produktion auf der La Poste-Bühne vom November 2011.

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Beteiligte

Die Konzeption des Workshops 1611. Ein Spiel mit der Zeit. entwickelt Cornelia Thenen im Rahmen des Studienlehrgangs Kulturvermittlung und Museumspädagogik kuverum. Sie wird dabei fachlich und ideell unterstützt von der Lehrgangsleitung Franziska Dürr und den Lehrgangsteilnehmern. Das Mentoring übernimmt Marie-Christin Abgottspon, Soziologin.

Als Textgrundlage liegt ein Grobkonzept der Theaterproduktion vor, das von imbodenproduction zur Verfügung gestellt wurde.

Das vorliegende Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler des 4. Gymnasiums des Kollegiums Spiritus Sanctus in Brig. Bernhard Erpen und Michel Schmidt, beide Deutschlehrer am Gymnasium werden mit ihren Klassen den Workshop teilnehmen und in der darauf folgenden Woche das Theater in Visp besuchen. Vorgängig wird der Workshop mit den Deutschlehrern besprochen und eventuell an besondere Bedürfnisse angepasst.

Besonderheit

In der langen Theatertradition des Kanton Wallis sind Aufführungen und deren Praxis, Geschichte und Kontext umfassend dokumentiert. In vielen Dörfern werden regelmässig Theaterproduktionen verschiedenster Sparten angeboten. Vor allem die so genannten Volkstheater werden rege besucht. Die Volksnähe dieser Produktionen schafft Bezug und einen einfachen Zugang. Bei Klassikern scheint der Gang ins Theater etwas schwerer, da Inhalte und Sprache weit entfernt sind vom alltäglichen Kontext des Theaterbesuchers.

Shakespeares & Co. im Wallis bringt Inhalte und Sprache aktueller Theaterproduktionen näher zum Kontext des potentiellen Theaterbesuchers und schlägt damit eine Brücke zur jeweiligen Theaterproduktionen.

Der Workshop 1611. Ein Spiel mit der Zeit. ist das Startprojekt zu Shakespeare & Co. im Wallis, was sich in der Theaterszene des Kantons hoffentlich einen Platz schaffen kann.

! ! ! ! Albert Carlen: Theater Geschichte des Deutschen Wallis. Rotten-Verlag

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Relevanz für die Kulturvermittlung

Auch heute noch dürfte Shakespeare der meist gespielte Dramenautor sein. Dichterische Bildhaftigkeit und Vielfalt des sprachlichen Ausdrucks kennzeichnen seine Werke. In der Entwicklung der Literatur wird ihm grosse Bedeutung zugeschrieben. Mit dem vorliegenden Projekt wird ein Werk des Autors einem jugendlichen Publikum eröffnet und der Blick für Deutung und eigene Auseinandersetzung mit Werk und Sprache gereift.

Die Tätigkeit des Vermittelns beinhaltet je nach Projekt ein Gros an Übersetzungsarbeit. Die dichterische Bildsprache und die Vielfältigkeit des Ausdrucks des Autors lassen eintauchen in die Welt Prosperos. Doch gilt es sich bewusst zu sein, dass die Differenz zwischen Kontext der Entstehung des Dramas und dem Jetzt immens ist. Und auf der Bühne taucht das Publikum in die Textwelt ein, die die Schauspieler der aktuellen Produktion aus dem Drama neu erschaffen.

Im Workshop werden die Figuren des Stücks mit ihren Charakteren kennen gelernt, damit werden bewusst die Mittel der Sprache zur Festlegung unserer Wahrnehmung eingesetzt. Die Wahrnehmung wird aber aktiv und gestaltend erkundet und anschliessend in Bedeutungen überprüft und begründet werden.

Die Absicht des Projekts zielt darauf, eine Brücke zu schaffen zwischen dem Ausgangswerk Der Sturm, das vor 400 Jahren entstanden ist und der Theaterproduktion 1611. Ein Spiel mit der Zeit. die im November 2011 uraufgeführt wird.

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Motivation

Im Juli 2011 wurde ich von der Schauspielerin Regula Imboden angefragt, für die Produktion 1611. Ein Spiel mit der Zeit. ein Vermittlungsprogramm zu konzipieren und durchzuführen. Die imbodenproduction bringt regelmässig Theaterproduktionen ins Oberwallis. Sie werden dabei ideell und finanziell von verschiedenen Institutionen des Kanton Wallis unterstützt. Die Möglichkeit, an eine professionelle Produktion anknüpfen zu können, schafft für mich einen Zugang zur Kulturvermittlung in der Welt des Theaters.

Das Drama Der Sturm von Shakespeare eignet sich sowohl von Gattung, Sprache, als auch von Inhalt und Thematik her bestens für Gymnasiasten. Im Lehrplan des 3. Gymnasiums stehen Drama und Theater thematisch an. Einen Workshop für Gymnasien zu konzipieren und durchzuführen bietet mir die Möglichkeit, mit jungen Erwachsenen zu arbeiten und damit mein Wirkungs- und Erfahrungsfeld zu erweitern.

Schwierigkeiten / Heldentaten

Der Zeitfaktor spielte auf allen Ebenen eine zentrale Rolle. Zum Zeitpunkt der Anfrage war ich bereits mit der dritten Konzeption eines Projekts während des Studienlehrgangs Kulturvermittlung und Museumspädagogik kuverum beschäftigt. Für mich stellte sich die Frage: Will ich die drei bereits konzeptionell erarbeiteten Projekte in der Schublade verschwinden lassen?

Die letzte Modulwoche stand vor der Tür, es galt Videomaterial zu sammeln und zu sichten, ein Storyboard zu erstellen, für die persönliche Projektkarte einen Text zu verfassen. So galt es einzuschätzen: Schaffe ich ein neues Projekt soweit vorzubereiten, um in der Modulwoche die Zielsetzungen des Lehrgangs zu erreichen?

Die Walliser Schulen hatten bereits Sommerferien, hier galt es rasch zu handeln, Lehrpersonen zu kontaktieren, interessierte Lehrpersonen zu finden, und sie für einen Workshop zu motivieren, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht umrissen war. Von der mündlichen Zusage, mit fünf Klassen einen Workshop machen zu können, blieben schlussendlich zwei. Da im La Poste während einer Theatersaison verschiedenste qualitativ hoch stehende Produktionen von renommierten Theaterhäusern und -Produzenten zur Aufführung gelangen, entschieden sich mehrere Lehrer für den Besuch einer andern Vorstellung.

Die Anfrage von Regula Imboden führte mich zu weiteren grundsätzlichen Überlegungen. Will ich im Bereich Theater Vermittlungsprojekte realisieren?

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Erkenntnisse

Die Anfrage an mich für Vermittlungsarbeit zu 1611. Ein Spiel mit der Zeit. wurde von der Kulturberaterin Muriel Constantin angeregt. Sie hatte Kenntnis von meinem Studienlehrgang. Dies zeigt deutlich, wie wichtig es für unsere Vermittlungstätigkeit ist, dass wir mit unserer Arbeit, unseren Ideen und unserer Persönlichkeit aus dem stillen Kämmerchen hervortreten und uns bekannt machen.

Einen Workshop zu konzipieren, ohne die Produktion zu kennen, bedeutete eine grosse Herausforderung. Aus der Konzeptidee und Gesprächen stand anfangs ein grosses Fragezeichen. Es galt, sich in die Welt Prosperos einzulesen, sich Shakespeares Leben und Zeit zu nähern und für die Vermittlung wichtige Elemente zu kristallisieren.

Mit der Realisation des ersten Workshops will ich Fussfassen im Bereich Kulturvermittlung. Mein Interesse ist es, Projekte, allein oder in Zusammenarbeit mit andern Kulturschaffenden und Kulturproduzenten, zu entwickeln und durchzuführen. Das Projekt, das mit dem vorliegenden Workshop 1611. Ein Spiel mit der Zeit. seinen Anfang nimmt lautet: Shakespeare & Co. im Wallis und schlägt Brücken zu aktuellen Theaterproduktionen.

! ! ! ! ! ! ! ! ! Flyer: Shakespeare & Co. im Wallis

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Anregungen

Das Stadttheater Luzern hat ein fest installiertes Vermittlungsprogramm für Schulen. Es bietet seit Jahren Materialmappen zu aktuellen Theaterproduktionen und Workshops für Lehrer und Schüler an. Treffpunkt Schule & Theater, Luzerner Theater, www.luzernertheater.ch.

Der Besuch der alten Dame. Materialmappe für Schulen zu einer aktuellen Theaterproduktion. Stadttheater Luzern. Erhältlich ab Oktober 2011.

Viele Anregungen und Entschlüsselungen zu Shakespeares Drama erhielt ich in der Übersetzung von Frank Günther: Shakespeare. Der Sturm. Zweisprachige Ausgabe. Deutsch von Frank Günther. April 2008. München.dtv Das Buch war mir Übersetzungshilfe für eine Sprache, deren Kontext zu erschliessen ausserhalb meines vorgegebenen Rahmens lag. Mit den Erklärungen zu wichtigen Textpassagen konnte ich mir Zugang zu den Essenzen des sehr umfangreichen Dramas verschaffen.

Weitere Hilfen waren Wikipedia, das bei Stichwortsuche, auch zu lokalen Themen der Theatertradition zum Teil umfassende Bezüge schafft und das Buch von Albert Carlen: 400 Jahre Theatertradition des Deutschen Wallis, erschienen im Rotten Verlag.

! ! ! ! ! ! ! ! ! ! La Poste Visp

Die Idee an mich herangetragen und damit einen grossen Stein ins Rollen gebracht haben die Produzenten des Schauspiels 1611. Ein Spiel mit der Zeit.

imbodenproduction La Poste Productions Visp

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Impressum

Einen herzlichen Dank an:/ imbodenproduction / Regula Imboden Zürich/ Mentorin: Marie-Christin Abgottspon / Lehrer der 4. Gymnasialklassen Beni Erpen und Michel Schmidt/ Kulturzentrum La Poste Visp / Edi Sterren Visp / Gemeinde Visp/ ThéatrePro VS Kulturförderung des Kanton Wallis / Loterie Romande/ Lehrgang Kuverum 6 / Leitung Franziska Dürr / Beirat Kuverum / Studenten kuverum 6 / FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Weiterbildung & Beratung/ Bundesakademie für kulturelle Bildung, Wolfenbüttel (D) / Mediamus, Schweiz. Verband Fachleute Bildung und Vermittlung im Museum/ VMS, Verband der Museen der Schweiz / ICOM, Internationaler Museumsrat, Sektion Schweiz (ICOM-Label für den Lehrgang seit 2009)/ EB-Zürich Erwachsenenbildung

www.kuverum.ch

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