16.11.2010 PHONETIK und PHONOLOGIE 1 Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIa.
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16.11.2010PHONETIK und PHONOLOGIE
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Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIa
BESCHREIBUNGSEBENEN DER SPRACHWISSENSCHAFT
(1) DIE LAUTLICHE BESCHREIBUNGSEBENE
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Die lautliche Beschreibungsebene
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Wir erinnern uns…Die Entstehung der allgemeinen sowie der
romanischen Sprachwissenschaft ist aufs Engste mit der Entwicklung der HISTORISCHEN LAUTLEHRE verbunden… (= DIACHRONE PERSPEKTIVE).
Im späten 19. sowie im frühen 20. Jahrhundert kamen PHONETIK und PHONOLOGIE (= SYNCHRONE PERSPEKTIVE) hinzu.
PHONETIK und PHONOLOGIE
Als LINGUISTISCHE TEILDISZIPLINEN
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Aufgaben und Untersuchungsgebiete: (1) PHONETIK
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Aufgabe der Phonetik ist es, jene Laute zu beschreiben und zu klassifizieren, die durch den menschlichen Sprechapparat hervorgebracht werden können, wobei sich die Beschreibung und die daraus resultierende Klassifikation nicht auf Einzelsprachen beschränkt.
Aufgaben und Untersuchungsgebiete: (2) PHONOLOGIE
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Die Phonologie hingegen befasst sich mit der Verwendung von Lauten in in Einzelsprachen.
Es wird untersucht, wie wie diese Laute in einer Sprache verteilt sind und welche Funktion sie in dieser Sprache haben.
Die Phonetik
Als linguistische Teildisziplin
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PhonetikDer Untersuchungsgegenstand
Die Phonetik erforscht die Erzeugung, Übermittlung sowie den Empfang von Sprachlauten.
Sie stellt ein Bindeglied zwischen Linguistik, Biologie, Akustik und Medizin dar.
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Phonetik
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ALLGEMEINE PHONETIK LINGUISTISCHE PHONETIK
PhonetikDie moderne Phonetik lässt sich nach drei
unterschiedlichen Schwerpunkten unterteilen:Die artikulatorische Phonetik befasst sich mit den
physiologischen Aspekten bei der Sprachproduktion. Die akustische Phonetik beschäftigt sich mit den
physikalischen Prozessen der Erzeugung von sprachlichen Lauten.
Die auditive / perzeptive Phonetik hat die Wahrnehmung der Lautproduktion beim Hörer und dessen Verarbeitung im Gehirn als Untersuchungsgegenstand.
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Phonetik
Kurze Wissenschaftsgeschichte
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PhonetikWissenschaftsgeschichte
Im Jahre 1886 wurde in Frankreich die Association Phonétique Internationale (API) ins Leben gerufen.
Wichtige Gründungsmitglieder waren der Franzose Paul Édouard Passy (1859-1940) sowie der Däne Otto Jespersen (1860-1943), die ein phonetisches Alphabet entwickelten.
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Phonetik
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Die Entstehung der PHONETIK ist mit neuen Konzeptionen in der FREMDSPRACHENDIDAKTIK verbunden.
Man wollte weg von der schriftsprachlich dominierten GRAMMATIK-ÜBERSETZUNGS-METHODE hin zur sprechsprachlich dominierten DIREKTEN METHODE.
Passy war Fremdsprachenlehrer.
Die aktuelle Version der API-Lautschrift: Konsonanten
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Die aktuelle Version der API-Lautschrift: Vokale
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Phonetik
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In der Romanistik konnte sich das INTERNATIONALE PHONETISCHE ALPHABET zunächst nicht durchsetzen.
Sie benutzte zunächst ein eigenes Phonetisches Alphabet.
Der endgültige Durchbruch für die IPA-Lautschrift kam erst in den 70er Jahren des 20. Jhs.
Die Phonetik
Als linguistische Teildisziplin
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Teildisziplinen der Phonetik
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ARTIKULATORISCHE PHONETIK
AKUSTISCHEPHONETIK
AUDITIVEPHONETIK
1. Artikulatorische Phonetik
Teildisziplinen der Phonetik
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1. Artikulatorische PhonetikArtikulationsstellen:
Labiae (Lippen)Dentes (Zähne)Alveolen (oberer
Zahndamm)Palatum (harter u.
weicher Gaumen)Velum (Gaumensegel)Uvula (Zäpfchen)Glottis (Stimmritze im
Kehlkopf)
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1. Artikulatorische PhonetikAnsatzrohr
Bezeichnung, die von den Blasinstrumenten kommt.
Dort bezeichnet sie Resonanzräume, die nicht unmittelbar mit der Schallquelle verbunden sind.
Das menschliche Ansatzrohr umfaßt folgende Bereiche: MundlippenNasenraumMundhöhleRachenraumStimmbänder
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1. Artikulatorische PhonetikArtikulationsmodi (Artikulationsarten)
Verschluss (Explosivlaute plötzliche Öffnung des Ansatzrohres)
Frikativ (Engelaut, Reibelaut)NasalLiquide: Laterale - Vibranten
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1. Artikulatorische PhonetikAtmung
Sie ist die Grundvoraussetzung für das Sprechen.
PhonationUnter Phonation ist der Vorgang der
kontrollierten Stimmtonerzeugung durch die im Kehlkopf befindlichen Stimmlippen zu verstehen.
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2. Akustische Phonetik
Teildisziplinen der Phonetik
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2. Akustische PhonetikBei der akustischen Phonetik handelt es
sich um eine empirische Untersuchung der Lauterzeugung auf der Basis naturwissenschaftlicher Methoden mit Hilfe von Messgeräten.
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2. Akustische Phonetik
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3. Auditive Phonetik
Teildisziplinen der Phonetik
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3. Auditive Phonetik
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Bei der auditiven Phonetik handelt es sich um perzeptuelle Phonetik, welche die physiologischen Vorgänge beim Hören untersucht.
3. Auditive Phonetik
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Das akustische Signal wird zunächst durch den Gehörgang und das Mittelohr zum Innenohr geleitet.
Es wird im Innenohr in Nervenimpulse umgewandelt und gelangt zur Vorverarbeitung und Weiterleitung zum Gehirn.
3. Auditive Phonetik
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Die Verarbeitung des Sprachsignals im Gehirn vollzieht sich in drei Schritten über die phonetische Verarbeitung
mit Signalanalyse und Extraktion phonetischer Merkmale,
die phonologische Analyse in Form von Diskrimination und Identifikation von Lauten, Silben und Wörtern
sowie die syntaktische und semantische Analyse.
3. Auditive Phonetik
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Die Wahrnehmung gesprochener Sprache unterscheidet sich von der Wahrnehmung nichtsprachlicher Signale (z.B. Musik oder Umweltgeräusche) insbesondere durch den Effekt der Kategorialität (= kategoriale Sprachwahrnehmung).
Die Phonologie
Als linguistische Teildisziplin
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Phonologie
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Kurze WissenschaftsgeschichteDie Phonologie stellt den ältesten
Zweig der strukturellen Linguistik dar und hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Arbeiten des im Jahre 1926 gegründeten Prager Linguistenkreises neben der Phonetik als selbständige sprachwissenschaftliche Teildisziplin herausgebildet.
Strukturalistische Phonologie
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Kurze Wissenschafts-geschichteTreibende Kraft hierbei war vor
allem der im Exil lebende Russe Nikolai Trubetzkoy (1890-1938), der die neue sprach-wissenschaftliche Theorie in seinem Werk Grundzüge der Phonologie (im Original auf Dt. !) (1938) dargelegt hat.
Strukturalistische Phonologie
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Begriffe und Methoden der strukturalistischen PhonologieDer Begriff des Phonems
Der zentrale Begriff der strukturalistischen Phonologie (auch segmentale Phonologie) ist das Phonem, die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit einer Sprache.
Strukturalistische Phonologie
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Begriffe und Methoden der strukturalistischen PhonologiePhoneme werden durch sogenannte
Minimalpaare im Rahmen einer Kommutationsprobe ermittelt, um zu überprüfen, ob durch die Ersetzung eines Lautes eine Bedeutungsänderung des gesamten Wortes bewirkt wird oder nicht.
Strukturalistische Phonologie
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1. BEISPIEL (Minimalpaar) /a/ /o/
sp./it. /kasa/ /kosa/ casa ‘Haus’ cosa
‘Sache’
/a/ und /o/ sind z.B. PHONEME(d.h. kleinste bedeutungsunterscheidende) Einheiten des Spanischen und Italienischen (sowiealler übrigen romanischen Sprachen)
PHONEME
Kommutationsprobe
Strukturalistische Phonologie
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2. BEISPIEL (Minimalpaar)
/p/ /m/
pg. pão ‚Brot‘ mão ‚Hand‘
PHONEME
/p/ und /m/ sind z.B. PHONEME(d.h. kleinste bedeutungsunterscheidende) Einheiten des Portugiesischen (sowiealler übrigen romanischen Sprachen)
Kommutationsprobe
Strukturalistische Phonologie
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3. BEISPIEL (Minimalpaar)
/p/ /b/PHONEM
E
frz. peau ‚Haut‘ beau ‚schön‘
/p/ und /b/ sind z.B. PHONEME(d.h. kleinste bedeutungsunterscheidende) Einheiten des Französischen (sowiealler übrigen romanischen Sprachen)
Beispiele
Phonetische und phonologische Sprachbetrachtung im Vergleich
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Das sp. Substantiv casa aus phonetischer Perspektive
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PHONETISCHE TRANSKRIPTION (in API-Lautschrift)
[ks]
Die phonetischeTranskription erfolgtin eckigen Klammern
Betonungszeichen vor der betonten Silbe
Das sp. Substantiv casa aus phonetischer Perspektive
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[ks]
KONSONANTISMUS [k] = velarer stimmloser
Verschlusslaut/Okklusiv [s] = alveolarer
stimmloser Reibelaut/Frikativ
VOKALISMUS [] = offener palataler
Vokal
Sp. vela aus phonetischer Perspektive
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<vela> = Darstellung der graphischen Form
PHONETISCHE TRANSKRIPTION[bela]
<la vela>
PHONETISCHE TRANSKRIPTION[laela]
Das sp. Substantiv casa aus phonologischer Perspektive
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PHONOLOGISCHE TRANSKRIPTION (in API-Lautschrift)
/kasa/
Die phonologische Transkription erfolgt in Schrägstrichen
Die Betonung wirdnicht angegeben
Das sp. Substantiv casa aus phonologischer Perspektive
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/kasa/Die Phonologie interessiert sich nicht für
die Beschreibung der Laute nach Artikulationsart- und –ort, sondern für den PHONEMCHARAKTER der Laute auf SEMANTISCHER Ebene
/k/, /a/, /s/, /a/Ob es sich um PHONEME handelt oder
nicht, wird im Rahmen einer KOMMUTATIONSPROBE ermittelt.
Das sp. Substantiv casa aus phonologischer Perspektive
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Wenn wir in /kasa/ ‚Haus‘ /k/ durch /p/ ersetzen, erhalten wir /pasa/ ‚Rosine‘.
Wenn wir in /kasa/ ‚Haus‘ das erste /a/ durch /o/ ersetzen, erhalten wir /kosa/ ‚Sache‘.
Wenn wir in /kasa/ ‚Haus‘ das zweite /a/ durch /o/ ersetzen, erhalten wir /kaso/ ‚Fall‘.
Wenn wir in /kasa/ ‚Haus‘ /a/ durch // ersetzen, erhalten wir /kaa/ ‚Kasse‘.
Ergebnis: /k/, /a/, /s/ sind PHONEME des Spanischen.
Das sp. Substantiv vela aus phonologischer Perspektive
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Frage handelt es sich bei „“ und „b“ um Phoneme des Spanischen?
Antwort:
Nein. Es handelt sich lediglich um
stellungsbedingte Varianten (= ALLOPHONE) des PHONEMS /b/.
Literaturhinweis zur selbständigen Vertiefung
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http://www.fb10.uni-bremen.de/khwagner/phonetik/kapitel1.aspx