Spittastraße 3 04177 Leipzig

Tel. / Fax (0341) 2 61 53 66 Tel. (0341) 4 41 17 95

7. Juni 1995

P R E S S E - E R K L Ä R U N G

SOLIDARITÄT MIT BÄRBEL BOHLEY!

GAUCK-GUTACHTEN ÜBER GREGOR GYSI IST IN LEIPZIG ERHÄLTLICH! Das Gutachten der Gauck-Behörde über die Zusammenarbeit von Gregor Gysi mit dem MfS liegt dem >Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.< sowie dem NEUEN FORUM vor.

Wir sind bemüht, dieses Gutachten den Bürgerinnen und Bürgern zur Kenntnis zu geben, damit sich jeder ein eigenes Urteil über die Qualität der darin getroffenen Aussagen bilden kann und die Interpretationen Gysis daran zu messen vermag.

Im Gutachten der Gauck-Behörde ist u. a. erwiesen, daß Gregor Gysi Informationen seiner Mandanten unter konspirativen Bedingungen an die Staatssicherheit weitergegeben hat.

Bärbel Bohley hat recht, wenn sie Gregor Gysi weiterhin einen Stasi-Spitzel nennt! Die Wahrheit über die DDR und die in ihr agierenden Personen darf nicht von der Justiz durch Spitzfindigkeiten mit einem skandalösen Urteil unterbunden werden. Wir werden zu Bärbel Bohley stehen, wenn ihr persönlicher Besitz morgen am 8.Juni wegen der Aussage über Gysi vom Obergerichtsvollzieher gepfändet werden sollte.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger, so auch PDS-Genossen, können das Gauck-Gutachten, gegen dessen Veröffentlichung die PDS gestimmt hatte, unter folgenden Adressen einsehen und erhalten:

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. Dresdener Str. 59 04317 Leipzig-Reudnitz Tel.: 6 89 31 13 (mit Anrufbeantworter) NEUES FORUM

Spittastr. 3, 04177 Leipzig-Lindenau (Tel. siehe oben!)

gez. Oliver Kloß gez. Rainer Müller Stadtsprecher Stadtsprecher

Leipzig

Spittastraße 3 D - 04177 Leipzig-Lindenau Tel. / Fax (0341)2 61 53 66 Tel. (0341)4 41 17 95 Leipzig, 30. Juni 1995

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir bitten um Nachsicht angesichts der verzögerten Zusendung des Gutachtens. Die erfreulich hohe Zahl der eingegangenen Bestellungen überstieg nicht nur unsere Erwartungen, sondern auch unsere Möglichkeiten schneller Beantwortung.

In ganz Sachsen wurde unser Angebot nur in einer Zeitung veröffentlicht - in der Sächsischen Zeitung - doch immerhin! Die Vielzahl der Zuschriften zeigt uns, daß entgegen allen öffentlichen Behauptungen nach wie vor ein kritisches politisches Bewußtsein existiert. Wir danken auch für alle Ermutigungen und kleinen Spenden.

Einige anonyme Drohbriefe und Briefe mit Beschimpfungen fanden sich auch in der Post - aber auch solche Post zeigt, daß dem Absender die Veröffentlichung des Gutachtens nicht gleichgültig ist, unser Angebot also richtig war, blinden Glauben an die PDS infrage zu stellen. Diesmal wurde uns vorgeworfen, unsere Veröffentlichung des Gutachtens könne nur der CDU helfen. Wenngleich wir wissen, wie tendenziös dieser PDS-Vorwurf ist, so möchten wir ihn doch kurz beantworten, um Mißverständnissen vorzubeugen, zumal anzunehmen ist, daß die Gysi-Jünger ihn noch oft öffentlich wiederholen werden: 1. Wenn Menschen diesen Vorwurf als Argument gegen die Veröffentlichung des Gutachtens vorbringen, verrät dies eigentlich nur, daß sie selbst nicht glauben, Gysi sei unschuldig - ansonsten kann sie nicht schaden. Dies ist ihr Problem, nicht unseres. 2. 1990 erklärten sich die Rechtsanwälte Gysi (PDS) und de Mesiere (CDU) vor der Wahl (als scheinbare Gegner) gegenseitig für unbelastet. Erinnern Sie sich noch daran? Später wurde bekannt, daß der DDR-Ministerpräsident in MfS-Kreisen "IM Czerni" geheißen wurde. Zuerst erschien die Enttarnung des CDU-Politikers in einem traditionellen Blatt der DDR-Opposition. (Denken Sie selbst weiter!) 3. Daß z.B. der Sächsische Innenminister sich heuchlerisch für Bärbel Bohley und gegen Gysi ausspricht, stört auch uns, da Eggert (CDU) selbst ehemalige MfS-Mitarbeiter in seinem Bereich nicht nur nicht entließ, sondern sogar verbeamtete. Wir können ihm das Wort jedoch nicht verbieten.

Wer sich für die politische Programmatik des NEUEN FORUM interessiert, kann hierzu Material anfordern und sich überzeugen, daß wir weder etwas mit der Scheinopposition PDS noch mit der unsozialen CDU gemein haben. Die Versendung der Gutachten hat uns enorme Kosten verursacht, wir bitten daher alle, die nicht schon eine kleine Spende beigelegt haben, um eine solche, damit wir einen Teil der Porto- und Kopierkosten decken können.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Kloß (Stadtsprecher)

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