2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine...

24
T odesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte- gern-Neuzeit-Sultan Recep Tayyip Erdogan seinen Willen gegenüber dem Parlament durchsetzen und seine Gegner zukünftig exekutieren dürfen, wollen Deutschlands Politiker die Türkei auf gar keinen Fall in der EU haben. Ansonsten will man selbstverständlich weiter mit Ankara und seinem Despo- ten zusammenarbeiten, schließ- lich könne man „sich seine Partner nicht immer aussu- chen“, wie der deutsche EU- Kommissar Günther Oettinger (CDU) betont. Dazu gehört na- türlich auch, dass man weiter über die Visafreiheit für türki- sche Staatsbürger verhandelt. Wer für die unkontrollierte Einreise von Türken nach Deutschland plädiert, hätte am vergangenen Wochenende ge- nauer hinsehen und hinhören sollen. Nicht in der fernen Tür- kei, sondern vor der eigenen Haustür. Dann hätte er gese- hen, dass es auch in Deutsch- land zahlreiche gewalttätige Übergriffe von Erdogan-An- hängern auf Einrichtungen ge- geben hat, die der von ihrem Idol zum Erzfeind erklärten Gülen-Bewegung zugerechnet werden. Und dann hätte er hören können, dass die Hun- derte, die vor der türkischen Botschaft in Berlin begeistert türkische Fahnen geschwenkt und Erdogan haben hochleben lassen, nicht die Demokratie, sondern Allah gepriesen haben. Sie werden die Vollstrecker von Erdogans unerbittlicher Rache an ihren Landsleuten in unse- rem Land sein. Damit nicht noch mehr von ihnen hierher kommen und der innertürki- sche Konflikt ungehindert in Deutschland mit Gewalt ausge- tragen werden kann, darf es keine Visafreiheit für Türken geben. JAN HEITMANN: Hinsehen! Ihr letzter Schuss Im Schatten der Krisen: Geldpolitiker attackieren den deutschen Wohlstand Brexit, Terror, gescheiterter Tür- kei-Putsch: Verdeckt von den großen Meldungen basteln Noten- banker an einem Desaster. Der gescheiterte Putsch in der Türkei kam für die deutsche Öf- fentlichkeit ebenso unerwartet wie das Massaker von Nizza oder kurz zuvor der Brexit. Während der Ausstieg Londons eine verwirrte, fast erstarrte EU zurücklässt, stei- gern Nizza und das türkische Drama das bohrende Gefühl zu- nehmender Unsicherheit. Immerhin, so trösten sich viele Deutsche, leben wir auf einer „Wohlstandsinsel“. Terror und in- ternationale Verwerfungen sind zwar schlimm, treffen aber nur wenige Menschen oder sind weit weg: Die Lage ist ernst, aber nicht ernsthaft existenzbedrohend für unser Leben auf der besagten, glücklichen „Insel“. Wirklich? Verdeckt von den dra- matischen Meldungen blüht den Grundlagen des deutschen Wohl- stands in allernächster Zukunft der schwerste Schlag seit dem Weltkrieg. In Generationen Aufge- bautes gerät in Gefahr von einer Seite, die es zuletzt kaum noch in die Schlagzeilen schaffte. Mit der mas- senhaften Pro- duktion von Geld ohne realen Ge- genwert haben die großen Noten- banken über Jahre versucht, die Schuldenlast der Staaten zu mil- dern und die dümpelnde Welt- wirtschaft in Gang zu bringen. Beides ist misslungen: Die meisten Staaten, auch in der Euro-Zone, verschulden sich immer tiefer, die Wirtschaft kommt kaum in Gang. Daher diskutieren Fachleute in zu- nehmend offener Weise darüber, ob EZB und Co. ihren allerletzten Schuss abgeben sollen: das soge- nannte „Helikop tergeld“. Der Begriff bedeutet, dass die Notenbanken kleine Geldbeträge direkt an alle Bürger verschenken. Diese sollen das Geld dann ausge- ben und so end- lich die lahmende Wirtschaft zum Laufen bringen. Kritische Ex- perten warnen je- doch, eine solche Maßnahme würde wirtschaftlich verpuffen, dafür aber die endgültige Kapitula- tion der soliden Geldpolitik einläu- ten. Gratis unters Volk verstreutes Geld untergrabe das Vertrauen in den Wert der Währung weiter, am Ende von Schuldenlawine, Geld- schwemme und „Heli koptergeld“ stehe unweigerlich massive Infla- tion. Die träfe vor allem Deutsche, da die ihr Vermögen wie kaum eine andere Nation weniger in Ak- tien oder Immobilien, sondern vor allem in Geld halten. Die EZB verzerrt schon jetzt den Wettbewerb in einer Weise, die Deutschland besonders trifft, indem sie großen Konzernen di- rekt Geld zur Verfügung stellt. Dies benachteiligt den für Deutschland so zentralen Mittelstand, der vom EZB-Segen ausgeschlossen ist. In- ternationale Konzerne können das billige EZB-Geld für die Über- nahme der Mittelständler nutzen oder sie am Markt ausstechen. Damit gerät die wichtigste Säule der deutschen Wirtschaft in exi- stenzielle Gefahr. Deutschland ist nicht bloß vom Terror bedroht. Auch seine wirt- schaftlichen Grundlagen werden angegriffen wie noch nie in Frie- denszeiten. Hans Heckel Laubenpieper wehren sich gegen Rassismus-Vorwurf Zunehmend Reibereien mit türkischen Nachbarn Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE »Dann brauchen wir keinen Staat mehr« Interview mit dem Publizi- sten Michael Wolffsohn Aktuell 2 Die angeblichen EU-Vorteile Verdanken wir der Union Wohlstand, Reisefreiheit und Frieden? Hintergrund 4 Verdächtig gut vorbereitet Erdogans Reaktion auf den Putschversuch der Militärs Ausland 6 Aida mit Elefant Glamouröse Inszenierung der Verdi-Oper in Schwerin Kultur Mit der CDU für Allah Islamische Erdogan-Sympathi- santen gründen muslimi- sche Initiative in der Union Deutschland 3 9 »Helikoptergeld«: Danach kommt nur noch der Abgrund Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro Nr. 29 – 22. Juli 2016 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Direkt übertragen Vor 60 Jahren sank die »Andrea Doria« Geschichte 10 Frankreich ist im Krieg – aber es kämpft nicht Das Attentat von Nizza ist die Folge schwerer Sicherheitsversäumnisse D er islamistische Terror, aus- geführt von radikalisierten Nordafrikanern, hat jetzt, trotz Ausnahmezustand und Alarmstufe 1, auch auf Südfrank- reich übergegriffen. Die französi- schen Sicherheitsbehörden schei- nen den islamistischen Terror nicht mehr in den Griff zu bekom- men. Ein 31 Jahre alter zugewan- derter tunesischer Moslem hat auf der Uferpromenade von Nizza nach dem französischen National- feiertagsfeuerwerk 84 Menschen mit einem Lkw brutal niederge- walzt und getötet. Nicht nur die Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat feiern diesen Massenmord im Internet. Welt- weit gibt es Hasskommentare in den sozialen Netzwerken, in denen der Massenmord an Un- schuldigen als religiöse Tat gefei- ert wird. Frankreich befindet sich im Krieg gegen den islamistischen Terror. So hatten es bereits im letz- ten Jahr Präsident François Hol- lande und Pre- mier Manuel Valls nach dem Terrorangriff auf die „Charlie Hebdo“-Redaktion ausgedrückt. Nur haben sie nicht danach gehandelt, sonst hätte man das menschen- und religionsver- achtende Lastwagen-Attentat von Nizza verhindert. Der Attentäter hatte es zu leicht, dieses Massaker am französischen Nationalfeier- tag, an dem die Menschen sich an Freiheit, Gleichheit und Brüder- lichkeit erinnern, zu verüben. Jetzt ist aller Welt deutlich geworden, dass der radikale Islam diese Werte hasst. Schon seit einiger Zeit hatte es Auf- rufe des IS an seine Sympathi- santen gegeben, überall und mit allen Waffen zu- zuschlagen, die es gibt. Auch At- tentate auf wehrlose Bürger mit Fahrzeugen waren damit gemeint. Die französischen Geheimdien- ste waren in Alarmbereitschaft, sie erwarteten einen solchen An- schlag. Seit vielen Monaten rech- neten sie auch mit einem oder mehreren Attentätern, die ein Fahrzeug als Tatwaffe benutzen würden. Nachdem im Jahr 2015 in Frankreich bei mehreren muslimi- schen Terroranschlägen insgesamt 147 Menschen ermordet worden waren, gab es in Paris eine Unter- suchungskom- mission, die das Versagen der sechs französischen Geheimdienste beleuchten sollte. Trotzdem konnte der Anschlag, der in seiner Monstrosität alles bis dahin Vorstellbare übertraf, unge- hindert geschehen. Die Ausrufung des Ausnahme- zustandes mit allen dazugehören- den Einschränkungen der persön- lichen Freiheitsrechte hat aus Frankreich, das seine Freiheit so liebt, ein Land im Wartestand muslimischen Terrors gemacht. Aber auch nach dem jüngsten Massaker wird wahrscheinlich alles so weiterge- hen wie bisher. Sollte jedoch der Staat seine Bür- ger nicht mehr vor dem inzwi- schen alltäglichen muslimischen Terror schützen können, wird der Front National immer stärker und Marine Le Pen die nächste Staats- chefin Frankreichs werden. Die meisten arabischen Golf- staaten haben in den letzten Mo- naten ihre Luftangriffe gegen den IS in Syrien und dem Iran ganz eingestellt, Saudi-Arabien und Jor- danien haben ihre zurückgefah- ren. Sie nutzen ihre Flugzeuge lieber, um gegen die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen vorzu- gehen. Der Krieg gegen den IS ist in den mehrheitlich sunnitischen Ländern der arabischen Halbinsel sehr unpopulär, den überlässt man lieber den westlichen Staa- ten, darunter Frankreich, das des- halb immer mehr zur Terror-Zielscheibe des IS wird. Dabei hatten alle westlichen Re- gierungen ursprünglich darauf be- standen, den IS ausschließlich mit islamischen Streitkräften ausrot- ten zu wollen. Bodo Bost Muslime feiern den Massenmord Auftrieb für den Front National Das Ostpreußenblatt Wieder ein Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund: Trauer nach der Schreckenstat von Nizza Bild: action press Erdogans Putsch S. 6

Transcript of 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine...

Page 1: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

Todesstrafe geht gar nicht.Sollte der türkische Möchte-

gern-Neuzeit-Sultan RecepTayyip Erdogan seinen Willengegenüber dem Parlamentdurchsetzen und seine Gegnerzukünftig exekutieren dürfen,wollen Deutschlands Politikerdie Türkei auf gar keinen Fall inder EU haben. Ansonsten willman selbstverständlich weitermit Ankara und seinem Despo-ten zusammenarbeiten, schließ-lich könne man „sich seinePartner nicht immer aussu-chen“, wie der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger(CDU) betont. Dazu gehört na-türlich auch, dass man weiterüber die Visafreiheit für türki-sche Staatsbürger verhandelt.Wer für die unkontrollierte

Einreise von Türken nachDeutschland plädiert, hätte amvergangenen Wochenende ge-nauer hinsehen und hinhörensollen. Nicht in der fernen Tür-kei, sondern vor der eigenenHaustür. Dann hätte er gese-hen, dass es auch in Deutsch-land zahlreiche gewalttätigeÜbergriffe von Erdogan-An-hängern auf Einrichtungen ge-geben hat, die der von ihremIdol zum Erzfeind erklärtenGülen-Bewegung zugerechnetwerden. Und dann hätte erhören können, dass die Hun-derte, die vor der türkischenBotschaft in Berlin begeisterttürkische Fahnen geschwenktund Erdogan haben hochlebenlassen, nicht die Demokratie,sondern Allah gepriesen haben.Sie werden die Vollstrecker vonErdogans unerbittlicher Rachean ihren Landsleuten in unse-rem Land sein. Damit nichtnoch mehr von ihnen hierherkommen und der innertürki-sche Konflikt ungehindert inDeutschland mit Gewalt ausge-tragen werden kann, darf eskeine Visafreiheit für Türkengeben.

JAN HEITMANN:

Hinsehen!

Ihr letzter SchussIm Schatten der Krisen: Geldpolitiker attackieren den deutschen Wohlstand

Brexit, Terror, gescheiterter Tür-kei-Putsch: Verdeckt von dengroßen Meldungen basteln Noten-banker an einem Desaster.

Der gescheiterte Putsch in derTürkei kam für die deutsche Öf-fentlichkeit ebenso unerwartet wiedas Massaker von Nizza oder kurzzuvor der Brexit. Während derAusstieg Londons eine verwirrte,fast erstarrte EU zurücklässt, stei-gern Nizza und das türkischeDrama das bohrende Gefühl zu-nehmender Unsicherheit.Immerhin, so trösten sich viele

Deutsche, leben wir auf einer„Wohlstandsinsel“. Terror und in-ternationale Verwerfungen sindzwar schlimm, treffen aber nurwenige Menschen oder sind weitweg: Die Lage ist ernst, aber nichternsthaft existenzbedrohend fürunser Leben auf der besagten,glücklichen „Insel“.

Wirklich? Verdeckt von den dra-matischen Meldungen blüht denGrundlagen des deutschen Wohl-stands in allernächster Zukunftder schwerste Schlag seit demWeltkrieg. In Generationen Aufge-bautes gerät in Gefahr von einerSeite, die es zuletzt kaum noch indie Schlagzeilenschaffte.Mit der mas-

senhaften Pro-duktion von Geldohne realen Ge-genwert habendie großen Noten-banken über Jahre versucht, dieSchuldenlast der Staaten zu mil-dern und die dümpelnde Welt-wirtschaft in Gang zu bringen.Beides ist misslungen: Die meistenStaaten, auch in der Euro-Zone,verschulden sich immer tiefer, dieWirtschaft kommt kaum in Gang.Daher diskutieren Fachleute in zu-

nehmend offener Weise darüber,ob EZB und Co. ihren allerletztenSchuss abgeben sollen: das soge-nannte „Helikop tergeld“.Der Begriff bedeutet, dass die

Notenbanken kleine Geldbeträgedirekt an alle Bürger verschenken.Diese sollen das Geld dann ausge-

ben und so end-lich die lahmendeWirtschaft zumLaufen bringen.Kritische Ex-

perten warnen je-doch, eine solcheM a ß n a h m e

würde wirtschaftlich verpuffen,dafür aber die endgültige Kapitula-tion der soliden Geldpolitik einläu-ten. Gratis unters Volk verstreutesGeld untergrabe das Vertrauen inden Wert der Währung weiter, amEnde von Schuldenlawine, Geld-schwemme und „Heli koptergeld“stehe unweigerlich massive Infla-

tion. Die träfe vor allem Deutsche,da die ihr Vermögen wie kaumeine andere Nation weniger in Ak-tien oder Immobilien, sondern vorallem in Geld halten. Die EZB verzerrt schon jetzt den

Wettbewerb in einer Weise, dieDeutschland besonders trifft,indem sie großen Konzernen di-rekt Geld zur Verfügung stellt. Diesbenachteiligt den für Deutschlandso zentralen Mittelstand, der vomEZB-Segen ausgeschlossen ist. In-ternationale Konzerne können dasbillige EZB-Geld für die Über-nahme der Mittelständler nutzenoder sie am Markt ausstechen.Damit gerät die wichtigste Säuleder deutschen Wirtschaft in exi-stenzielle Gefahr. Deutschland ist nicht bloß vom

Terror bedroht. Auch seine wirt-schaftlichen Grundlagen werdenangegriffen wie noch nie in Frie-denszeiten. Hans Heckel

Laubenpieper wehren sichgegen Rassismus-VorwurfZunehmend Reibereien mittürkischen Nachbarn

Preußen /Berlin

5

DIESE WOCHE

»Dann brauchen wir keinenStaat mehr«Interview mit dem Publizi-sten Michael Wolffsohn

Aktuell

2

Die angeblichen EU-VorteileVerdanken wir der UnionWohlstand, Reisefreiheitund Frieden?

Hintergrund

4

Verdächtig gut vorbereitetErdogans Reaktion auf denPutschversuch der Militärs

Ausland

6

Aida mit ElefantGlamouröse Inszenierungder Verdi-Oper in Schwerin

Kultur

Mit der CDU für AllahIslamische Erdogan-Sympathi-santen gründen muslimi-sche Initiative in der Union

Deutschland

3

9 »Helikoptergeld«:Danach kommt nurnoch der Abgrund

Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro

Nr. 29 – 22. Juli 2016 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Direkt übertragenVor 60 Jahren sank die»Andrea Doria«

Geschichte

10

Frankreich ist im Krieg – aber es kämpft nicht Das Attentat von Nizza ist die Folge schwerer Sicherheitsversäumnisse

Der islamistische Terror, aus-geführt von radikalisiertenNordafrikanern, hat jetzt,

trotz Ausnahmezustand undAlarmstufe 1, auch auf Südfrank-reich übergegriffen. Die französi-schen Sicherheitsbehörden schei-nen den islamistischen Terrornicht mehr in den Griff zu bekom-men. Ein 31 Jahre alter zugewan-derter tunesischer Moslem hat aufder Uferpromenade von Nizzanach dem französischen National-feiertagsfeuerwerk 84 Menschenmit einem Lkw brutal niederge-walzt und getötet. Nicht nur dieAnhänger der TerrororganisationIslamischer Staat feiern diesenMassenmord im Internet. Welt-weit gibt es Hasskommentare in

den sozialen Netzwerken, indenen der Massenmord an Un-schuldigen als religiöse Tat gefei-ert wird. Frankreich befindet sich im

Krieg gegen den islamistischenTerror. So hattenes bereits im letz-ten Jahr PräsidentFrançois Hol-lande und Pre-mier ManuelValls nach dem Terrorangriff aufdie „Charlie Hebdo“-Redaktionausgedrückt. Nur haben sie nichtdanach gehandelt, sonst hätte mandas menschen- und religionsver-achtende Lastwagen-Attentat vonNizza verhindert. Der Attentäterhatte es zu leicht, dieses Massaker

am französischen Nationalfeier-tag, an dem die Menschen sich anFreiheit, Gleichheit und Brüder-lichkeit erinnern, zu verüben. Jetztist aller Welt deutlich geworden,dass der radikale Islam diese

Werte hasst.Schon seit einigerZeit hatte es Auf-rufe des IS anseine Sympathi-santen gegeben,

überall und mit allen Waffen zu-zuschlagen, die es gibt. Auch At-tentate auf wehrlose Bürger mitFahrzeugen waren damit gemeint.Die französischen Geheimdien-

ste waren in Alarmbereitschaft,sie erwarteten einen solchen An-schlag. Seit vielen Monaten rech-

neten sie auch mit einem odermehreren Attentätern, die einFahrzeug als Tatwaffe benutzenwürden. Nachdem im Jahr 2015 inFrankreich bei mehreren muslimi-schen Terroranschlägen insgesamt147 Menschenermordet wordenwaren, gab es inParis eine Unter-suchungskom-mission, die dasVersagen der sechs französischenGeheimdienste beleuchten sollte.Trotzdem konnte der Anschlag,der in seiner Monstrosität alles bisdahin Vorstellbare übertraf, unge-hindert geschehen.Die Ausrufung des Ausnahme-

zustandes mit allen dazugehören-

den Einschränkungen der persön-lichen Freiheitsrechte hat ausFrankreich, das seine Freiheit soliebt, ein Land im Wartestandmuslimischen Terrors gemacht.Aber auch nach dem jüngsten

Massaker wirdwahrscheinlichalles so weiterge-hen wie bisher.Sollte jedoch derStaat seine Bür-

ger nicht mehr vor dem inzwi-schen alltäglichen muslimischenTerror schützen können, wird derFront National immer stärker undMarine Le Pen die nächste Staats-chefin Frankreichs werden. Die meisten arabischen Golf-

staaten haben in den letzten Mo-

naten ihre Luftangriffe gegen denIS in Syrien und dem Iran ganzeingestellt, Saudi-Arabien und Jor-danien haben ihre zurückgefah-ren. Sie nutzen ihre Flugzeugelieber, um gegen die schiitischenHuthi-Rebellen im Jemen vorzu-gehen. Der Krieg gegen den IS istin den mehrheitlich sunnitischenLändern der arabischen Halbinselsehr unpopulär, den überlässtman lieber den westlichen Staa-ten, darunter Frankreich, das des-halb immer mehr zurTerror-Zielscheibe des IS wird.Dabei hatten alle westlichen Re-gierungen ursprünglich darauf be-standen, den IS ausschließlich mitislamischen Streitkräften ausrot-ten zu wollen. Bodo Bost

Muslime feiern denMassenmord

Auftrieb für denFront National

Das Ostpreußenblatt

Wieder ein Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund: Trauer nach der Schreckenstat von Nizza Bild: action press

Erdogans Putsch S. 6

Page 2: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

AKTUELL2 Nr. 29 – 22. Juli 2016

MELDUNGEN

Die Todeslisteder Salafisten

New York – Die militanten Salafi-sten haben ihre „Heiligen Krieger“jetzt zu Anschlägen gegen 77 Luft-stützpunkte der USA und der Natoin der Welt aufgerufen. Außerdemhaben sie eine regelrechte Todesli-ste verteilt, die 8318 Namen unddie dazu gehörigen Wohnadressenaufführt. Schwerpunkte sind da-nach die Vereinigten Staaten,Großbritannien, Frankreich, Süd-korea und Brasilien. „Tötet siekräftig, um Rache zu nehmen fürdie Moslems“, heißt es in demAufruf. Westliche Sicherheitsstel-len vermuten, dass die Einzelhei-ten zu den Terrorzielen durchHacker-Attacken der „Gotteskrie-ger“ gewonnen wurden. FWS

»Dann brauchen wir keinen Staat mehr«Der Historiker und Politologe Michael Wolffsohn warnt vor Irrwegen in den Bürgerkrieg

Der 1947 in Tel Aviv geborene Mi-chael Wolffsohn entstammt einerjüdischen Familie, die 1939 ausDeutschland nach Palästina flie-hen musste. Von 1981 bis 2012war er Professor für Neuere Ge-schichte an der Universität derBundeswehr München. Kürzlichist sein Buch „Zivilcourage – Wieder Staat seine Bürger im Stichlässt“ erschienen. Die Fragen stell-te Bernd Kallina.

PAZ: In Ihrem neuen Buch ge-hen Sie mit dem so positiv besetz-ten Begriff „Zivilcourage“ und sei-nem Verhältnis zum „Staat“ strengins Gericht. Was haben Sie gegen„Zivilcourage“?Wolffsohn: Nichts! Ich habe gar

nichts gegen Zivilcourage. Aberselbst die beste Zivilcourage, wel-che eine Tugend ist, kann denStaat nicht aus seiner Pflicht ent-lassen, für die Sicherheit der Bür-ger zu sorgen. Der Knack punkt,auf den ich ziele, ist ja folgender:Wenn der Staat sagt, Ihr müsstmehr Zivilcourage zeigen, heißtdas im Grunde genommen, wirsind nicht in der Lage, Euch zuschützen. Und genau aus dieserPflicht kann und will ich den Staatnicht entlassen, denn dann brau-chen wir keinen Staat mehr.

PAZ: Das heißt, dass es letzt -endlich in der staatspolitischenHandlungsweise nicht primär aufdie gute Absicht der zu Zivilcou-rage aufrufenden Akteure an-kommt, sondern auf das, was Hel-mut Kohl in seiner pfälzischenVolkstümlichkeit einmal so be-zeichnet hat: „Was hinten raus-kommt.“Wolffsohn: So kann man das se-

hen. Aber, zunächst einmal mussman die Frage stellen, warumkommt hinten nichts raus, oder zuwenig, in Bezug auf unsere Sicher-heit. Das Phänomen der zuneh-menden Gewalt als ein gesamtge-sellschaftliches Merkmal ist ja un-bestreitbar.

PAZ: Und Ihre Erklärung für diezunehmende Gewalt?Wolffsohn: Einmal historisch ge-

sehen. Da sticht ins Auge, dass inDeutschland und Westeuropa

nach dem Zweiten Weltkrieg sichdie Akzentuierung vom „wir“ aufdas „Ich“ verlagert hat. Verständli-cherweise, denn das „Wir“ ist inder ersten Hälfte des 20. Jahrhun-derts vielfältig missbraucht wor-den, in Deutschland insbesonderevom Nationalsozialismus. Darausist dann für die Mehrheit die be-denkliche Schlussfolgerung gezo-gen worden: Ich bin „ich“ und das„wir“ zählt nichts. Das ist ein riesi-ges Problem für die Makrosteue-rung, sprich die Steue-rung in einem Staat.Zweitens ist aufgrundder durchaus erfreu-lichen Vielschichtig-keit der Gesellschaftdie Identifikation mitder Gesellschaft vielschwieriger geworden.Die Gesellschaft be-steht heute aus derAddition von Indivi-duen ohne Identifika-tion. Das aber bedeu-tet, dass die Konsens-findung außerordentli-che Mühen kostet. DieAkzentuierung auf Si-cherheit ist aus dengenannten Gründenpolitisch kaum durch-setzbar, weil nichtmehrheitsfähig. Alsowurden die Sicher-heitsmaßnahmen inunverantwortlicherWeise nach innen undaußen zurück -gefahren, dafür aberverstärkt zu mehr „Zivilcourage“der Bevölkerung aufgerufen.

PAZ: So zum Beispiel beim„Aufstand der Anständigen“. oderim „Kampf gegen Rechts“. Trotzdieser primär symbolpolitischenAktivitäten steigt die Zahl rechts-extremer Straftaten und somit istdoch das Ziel-Mittel-Verhältnisunstimmig, oder?Wolffsohn: Das ist richtig. Aber

es gibt ja nicht nur ein Ansteigendes Rechtsextremismus, welcherhöchst bedauerlich ist, es gibtauch ein Ansteigen linksextremis-tischer Straftaten. Das bemerkens-werte dabei ist, dass beide Extre-mismen ungewichtig thematisiert

werden: Wenn Sie beispielsweiseden letzten Verfassungsschutzbe-richt nehmen, wo zu recht, objek-tivierbar und beängstigend, derAnstieg rechtsextremistischer Ge-walttaten genannt worden ist.Aber, die Zahl der linksextremisti-schen Gewalttaten ist noch vielhöher. Über die wird allerdingsweniger geredet. Das heißt, wirhaben eine asymmetrische Dis -kussion aus Gründen, die bekanntsind.

PAZ: Welche Gründe sind dasdenn?Wolffsohn: Rechtsextremismus

wird natürlich und zu recht mitdem mörderischen und verbre-cherischen Nationalsozialismusgleichgesetzt. Der Linksextre-mismus dagegen hat sozusagendie Gnade der idealistischen Ge-burt in der Entstehungsphase derArbeiterbewegung, die ja ganzzweifellos humanistisch motiviertwar. Aber, um die Menschheit zuretten, wurden Millionen vonMenschen im real existierendenSozialismus ermordet und wir ha-ben also hier eine bemerkenswer-te, aber wirksame Diskrepanz zwi-schen Wirklichkeit und Wahrneh-

mung vom ursprünglich durchausidealistischen sozialistisch-linkenAnspruch und der linksextremenWirklichkeit.

PAZ: Sie erinnern in IhremBuch an die „Aussichten auf denBürgerkrieg“ von Hans MagnusEnzensberger auf dem Jahre 1993.Durch welche Unterlassungen un-serer Funktions-Eliten sind wirdem Bürgerkrieg inzwischen nä-her gekommen?

Wolffsohn: Durch dienicht ausreichendeDurchsetzung der hiervorhandenen Alltagsre-geln, sprich Gesetze. Esgeht hierbei nicht umIdeologien, fremd odernicht fremd, sondernum die jahrzehntelangeVernachlässigung derDurchsetzung desRechtes und der Regelnin unserem Land, aberauch in Europa. DenkenSie an die französi-schen Vorstädte, an dieberühmt-berüchtigtenBanlieues oder an dieUnerfreulichkeiten inden neuen Bundeslän-dern, Stichwort „Befrei-te Zonen“. Es gibt inDeutschland immermehr Gebiete, in wel-che sich die Polizeischon aus Gründen desSelbstschutzes nichtmehr hineintraut, soge-nannte No-Go-Areas.

Und wenn man sich die gewachse-ne Zahl lesenswerter Bücher fru-strierter Polizisten und Polizistin-nen vor Augen hält….

PAZ: Sie denken an das Buchvon Tania Kambouri „Deutsch-land im Blaulicht – Notruf einerPolizistin“?Wolffsohn: Wer das Buch dieser

griechisch-stämmigen Polizistingelesen hat, weiß, was Sache ist.Also: Wenn der Staat von sich ausauf sein Gewaltmonopol gegenwen auch immer und vielleichtauch in bester Absicht verzichtet,kann man sich nicht wundern,dass Individuen und Gruppen das„Recht“ selbst in die Hand neh-

men. Damit befindet sich aber dieGesellschaft auf dem Weg in denBürgerkrieg.

PAZ:Was fordern Sie als Konse-quenz, um den Gefahren präven-tiv zu begegnen?Wolffsohn: Zunächst einmal die

Schärfung des Sicherheitsbedürf-nisses im gesellschaftlichen Be-wusstsein, welches dann auch beiWahlen diejenigen Parteien stärkt,die etwa für die innere Sicherheitmehr tun wollen. Die ist ja langeZeit vernachlässigt worden vonden meisten demokratischen Par-teien. Als einzige Ausnahme nen-ne ich die CSU in Bayern, wo es jaauch eine deutlich geringere Kri-minalität gibt und was ein positi-ves Beispiel darstellt. Zweitens: Ineiner Gesellschaft, in der Polizi-sten nicht mehr als „Dein Freundund Helfer“ gelten, sondern als„Bullen und Schweine“ be-schimpft werden, kann man sichdoch nicht wundern, dass danndiese vermeintlichen Bullen undSchweine, deren Stellenzahlenauch noch erheblich abgebautwurden, nicht mehr in der Lagesind, in No-Go-Areas für Rechtund Ordnung zu sorgen. Oder ausdem Ruder gelaufene Demonstra-tionen zu befrieden und gegen ex-tremistische Täter vorzugehen.

PAZ: Sie schildern jetzt wohl diepolitischen Spätfolgen des Ungei-stes der 68er Generation, die jaheute im rot-grünen Parteienfelddie Macht in den Händen hat?Wolffsohn: In der Tat. Viele die-

ser 68er-Unsinnigkeiten haben alsUrsache eine verengte Sicht aufdas staatliche Gewaltmonopol,weil es in Deutschland einmalzum dramatischen Missbrauchdes Kollektivs geführt hat. Daraushat sich ein so grundlegendesMisstrauen gegenüber dem Staatan sich entwickelt, das bis heutenicht überwunden ist. Obwohl derStaat nach dem Zweiten Weltkriegerwiesenermaßen bei allen Defizi-ten stets demokratisch legitimiertund human motiviert war. MeinBuch soll dazu beitragen, dasssich dramatische Fehlentwick -lungen im Sicherheitsbereichrechtzeitig korrigieren mögen!

Mistkäfer heißtwie Präsident

Prag – Der chinesische Gastwis-senschaftler Wang Cheng-Bin ander tschechischen Agraruniversitätin Prag hat eine von ihm in dersüdchinesischen Provinz Hainanentdeckte Käferart in einem Artikelder zoologischen Fachzeitschrift„Zootaxa“ „für seine Führung, dieunser Mutterland stärker und stär-ker macht“ nach Chinas Präsiden-ten Xi Jinping benannt. Der „äu-ßerst seltene“ Käfer ernähre sichvon verrottetem Holz und sei damiteine Metapher auf Chinas Präsi-denten, denn dieser sei ebenfalls„eine sehr seltene Person“. Seinemassive Kampagne gegen Korrup-tion sei „wie das Fressen von Fäul-nis und werde langfristig zum Ver-schwinden von Korruption füh-ren“. Chinas Zensurbehörden se-hen mit der Namensgebung ihrenobersten Führer zu einer Art Mist-käfer degradiert und haben alleMedien und Internetdienste desLandes angewiesen, jede Erwäh-nung der Insektenart zu unterlas-sen und entsprechende Beiträgeumgehend zu löschen. J.H.

PiS willDeutsches tilgenBreslau – Die niederschlesischeHauptstadt Breslau ist in diesemJahr Europäische Kulturhauptstadtund präsentiert auch in diesemRahmen ihre deutsche Geschichteund Kultur. Doch die Stadtratsfrak-tion der polnischen Regierungspar-tei Recht und Gerechtigkeit (PiS)stört sich an der deutschen Vergan-genheit der Stadt. „Deutschlandmuss ein für alle Mal den Verlustvon Breslau hinnehmen“, heißt esin einem Schreiben der Fraktion anden Bürgermeister. Sie stört sichdaran, dass am Rathaus der Stadtkeine polnischen Fahnen wehen,dies könnte bei deutschen Touri-sten „zu falschen Schlüssen“ füh-ren. Geht es nach der PiS-Fraktion,wäre es mit der Ehrung der Bres-lauer Nobelpreisträger als Ehren-bürger im Rathaus noch im Kultur-hauptstadt-Jahr vorbei, sind diesedoch ausnahmslos Deutsche. Auchsoll Wilhelm Grapow, der Architektdes Hauptbahnhofs aus dem19. Jahrhundert, nicht weiter mit ei-ner Straße geehrt werden, weil erDeutscher war. Die 1913 erbauteJahrhunderthalle soll einen „echtpolnisch klingenden“ Namen er-halten. Der polnische Minister fürKultur und Nationales Erbe, PiotrGlinski, wiederum will die Breslau-er Oper (Opera Wroclawska) zu ei-ner Nationaloper umformen undsie umtaufen. Geleitet werden sollsie dann von einem Direktor aufPiS-Parteilinie. Der parteilose Bür-germeister Rafal Dutkiewicz dage-gen ist bemüht, das Image Breslausals einer weltoffenen europäischenStadt zu etablieren. B.B.

Vernichtender VorwurfDem AfD-Politiker Wolfgang Gedeon wird Antisemitismus vorgeworfen, doch dieser ist nicht eindeutig definiert

Die AfD-Landtagsfraktion inBaden-Württemberg hatsich im Streit über ihren

Umgang mit dem mittlerweile ausihren Reihen ausgeschiedenenAbgeordneten Wolfgang Gedeonzerlegt. Dem Mediziner wird vor-geworfen, sich in seinen Schriftenantisemitisch geäußert zu haben.Ein Vorwurf, der in unserem Landfast unweigerlich zur gesellschaft-lichen Vernichtung führt. Dabeiist das, was unter Antisemitismuszu verstehen ist, alles andere alsklar definiert.Während Judenfeindlichkeit

landläufig den Rechten zugeord-net wird, existiert sie in hohemMaß unter Linken, auf andere Artund wenngleich sich diese unent-wegt im Lichte der moralischenEmpfindsamkeit für Diskriminie-rungen und Ausgrenzungen son-nen. Inhaltliche Berührungspunk-te des Linksextremismus und desAntisemitismus finden sich in derIsrael- und Kapitalismuskritik.Dass sich gerade Linke als Gegnerder Politik Israels oder des Zio-nismus hervortun, kommt nichtvon Ungefähr. Der linke Antisemi-tismus hat Tradition und spieltsich eher in verdeckten Variantenab. Obwohl er im Antisemitis-musbericht der Bundesregierung

relativiert wird – seine Existenzwerde in der Wissenschaft kon-trovers diskutiert – ist unstrittig,dass der Linksextremismus seit1945 an die antisemitischen Posi-tionen der Kommunisten der Wei-marer Republik anknüpft. ZuDDR-Zeiten wurde der Antisemi-tismus in dem Maß als Gesinnungdes Faschismus verurteilt, indemeine antiimperialistische Rhetorik

in Bezug auf Israel kultiviert undauf der generellen Unterschei-dung zwischen Antizionismusund Antisemitismus beharrt wur-de.Auch heute beflügeln Äußerun-

gen die Diskussion darüber, wodie Grenzen zwischen Kritik amZionismus, an Israel sowie an Ju-den und antisemitischen Verlaut-barungen verlaufen. Wie langekann einer sagen, er sei „nur“Antizionist, kein Antisemit, wennin seinen antizionistischen Aussa-gen Merkmale antisemitischerAnschauungen zutage treten?

Selbstverständlich ist Kritik anIsrael, am Zionismus und an Ju-den statthaft. Und wieso sollte sieängstlich formuliert sein? DieZwischentöneaber entschei-den, ob dieGrenzen zumA n t i s e m i -tismus über-schritten sind.Dass vorgebli-che Kritik die-se Grenzeüberschrittenhat, lässt sichan zwei un-t r ü g l i c h e nMe rkma l enfestmachen:Am Gebrauchvon Ressenti-ments und amBedienen vonStereotypen.Schärfe und

Unangemes-senheit in Äu-ßerungen so-wie durchgehende Einseitigkeit inder Argumentation können be-reits ein erster Hinweis auf ver-steckte Ressentiments sein. Dasklassische Beispiel hierfür ist derPalästinaverein, der vorgibt, einen

„Beitrag zum Frieden im NahenOsten“ leisten zu wollen und imselben Atemzug einen Satz vonAriel Sharon aus dem Jahr 1933

zitiert, der das Desinteresse derJuden am Aufbau einer Demokra-tie in Israel belegen soll und dieAbsicht der Juden, ein ausschließ-lich ihnen vorbehaltenes Groß-Is-rael zu errichten. Wie mit einer

derart pauschalisierenden undeinseitigen Grundannahme einAnsatz zum Frieden im NahenOsten gefunden werden soll,bleibt rätselhaft.Pauschalisierungen finden sich

auch im Bedienen von Stereoty-pen. Dabei werden Beschreibun-gen von Personen oder Gruppengewollt einprägsam und bildhaftgehalten und als typisch behaup-tete Sachverhalte vereinfacht aufdiese bezogen. Das Bedienen vonStereotypen ist ein zweiter Hin-weis auf Grenzüberschreitungenzum Antisemitismus. Der Satz ei-nes Baden-WürttembergischenAfD-Funktionärs „Obwohl HerrSoundso ein Jude ist, ist er für unsein Gewinn“ ist hier beispielhaftund transportiert die einfache wierigorose Botschaft, Juden seienüblicherweise kein Gewinn. Einevorgeblich typische Eigenschaftwird behauptet, wie dies für dasBedienen von Stereotypen be-zeichnend ist. Das Bedienen vonStereotypen geht häufig mit demEinflechten von Ressentimentseinher. Äußerungen, die Einzel-personen oder Verbände beleidi-gend herabsetzen und gleichzeitigsuggerieren, sie seien für das Ju-dentum repräsentativ, sind hier-bei ein Mittel der Wahl. H.P.W.

JudenfeindlichesGedankengut geradeunter Linken verbreitet

Am Pranger: Wolfgang Gedeon Bild: paz

Michael Wolffsohn Bild: privat

Page 3: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

DEUTSCHLAND Nr. 29 – 22. Juli 2016 3

MELDUNGEN

Lutz Bachmanngründet Partei

Dresden – Pegida-Chef Lutz Bach-mann hat die Gründung einer neu-en Partei mit dem Namen Freiheit-lich Direktdemokratische Volks-partei (FDDV) bekanntgegeben.Einzelheiten zur Satzung und zuden Gründungsmitgliedern nannteer nicht. Der „parlamentarischeArm“ der Pegida-Bewegung werdenicht in direkte Konkurrenz zurAfD treten, sagte er. Die FDDV wer-de die AfD beim nächsten Bundes-tagswahlkampf unterstützen undnur „in ganz, ganz wenigen Land-kreisen oder Wahlbezirken“ Di-rektkandidaten stellen. Es gebe gu-te Verbindungen zu verschiedenenAfD-Landesverbänden in ganzDeutschland. Er selbst werde keineFunktion in der neuen Partei über-nehmen, versicherte Bachmann.FDDV und Pegida würden striktgetrennt. Er wolle „der Lutz vonPegida auf der Straße“ bleiben. J.H.

Sympathisanten des türkischenStaatspräsidenten Recep TayyipErdogan haben mit dem Segen derCDU-Parteiführung in Köln eineInitiative „Muslime in der Union“(Midu) gegründet

Mit „Allahu akbar“-Rufen feu-ern die Dschihadisten und Salafi-sten in Syrien und dem Irak ge-wöhnlich ihre Geschosse auf die„Ungläubigen“ ab. Kürzlich fanddie Gründungsversammlung derMIDU, der Initiative „Muslime inder CDU“ in Köln, mit eben die-sem Gebetsruf statt. Die Grün-dungsmitglieder, viele davon kopf-tuchtragende junge Frauen, er-klärten einem Fernsehteam, dasssie sich als konservative sunniti-sche Muslime verstehen würden.Liberale Erdogan-Kritiker, türki-sche Aleviten, Kurden oder Musli-me, die für die allerdings von derCDU miteingebrachten Armenien-Resolution gestimmt haben, fin-den sich in dieser Initiative nicht.Sprecher des neuen Arbeitskrei-

ses ist Cihan Sügür, nach eigenenAngaben ein „Social Media Akti-vist“, der „als Experte Einwande-rung und Digitalisierung in Wirt-schaft und Gesellschaft“ behan-delt. Er gibt zu, dass ein muslimi-sches Bündnis in einer christ-lichen Partei seltsam wirkt, dochder 25-Jährige argumentiert, dassman sich als CDU-Mitglied „nichtzum christlichen Glauben, son-dern zur freiheitlich-demokrati-schen Grundordnung“ bekennenmüsse. Ungefähr 30 zum größtenTeil junge CDU-Mitglieder musli-mischen Glaubens wollen sich somit ihm in der Partei für ihreInteressen einsetzen. Seit etwa ei-nem Jahr treffen sich Sügür undseine Mitstreiter schon. Das Verhältnis zwischen der

Türkei und Deutschland ist seitder Armenien-Resolution desBundestages angespannt. Diezwischenstaatlichen Beziehungensind eingetrübt, auch ein beträcht-licher Teil der in Deutschland le-benden türkischstämmigen Mit-bürger lehnt diese Resolution ab.Das Misstrauen wird von Erdoganbewusst verstärkt, um dadurch ein

neues Druckmittel gegen die deut-sche Regierung zu bekommen.Tiefe Gräben zwischen den Tür-keistämmigen tun sich auf, sogarin der Union. Auch Midu-GründerSügür ist mehr ein Anhänger vonErdogan als von Angela Merkel.Das konservative türkische Milieu,das die Midu ansprechen will,unterstützt traditionell die türki-sche Regierungspartei AKP vonPräsident Erdogan. Unter denGründern der Midu-Initiative sindso auch AKP-nahe Organisationenvertreten. Dennoch hat die Miduden Segen von ganz oben, CDUGeneralsekretär Peter Tauberschickte sogar ein Grußwort nachKöln. Ähnlich wie Russlands Staats-

präsident Wladimir Putin dieRusslanddeutschen für seineZwecke zu instrumentalisierenversucht, wenn auch nicht im

Rahmen der CDU, so möchte Er-dogan die türkischstämmigenCDU-Mitglieder für seine Zweckeeinbinden. Ankara zeigt großesInteresse an der Organisations-struktur der Türkeistämmigen inDeutschland. Erdogan hat vorzwei Jahren sogar ein eigenes Amtfür die Auslands-türken geschaffen,um diese Bezie-hungen zu vertie-fen. In Holland istes ihm bereits ge-lungen, zwei ehe-malige sozialde-mokratische türkischstämmigeParlamentsmitglieder noch wäh-rend der Legislaturperiode abzu-werben, die die Erdogan-freundli-che Denk-Partei gegründet haben,der dank ihrer populistisch vorge-tragenen Argumente und ihrerdurch die Medien bekannten Zug-

pferde gute Aussichten bei Wahleneingeräumt werden.Bislang hatte in Deutschland

noch keiner der elf türkischstäm-migen Bundestagsabgeordnetendie Idee, eine eigen Partei zu grün-den. Nach Erdogans Drohung mitdem Bluttest für diese Abgeordne-

ten zur Prüfungihrer „Türkisch-keit“, dürfte de-ren Sympathiefür Erdogankaum gestiegensein.Zu ihrer Grün-

dungsversammlung lud die Miduunter anderem Vertreter des Zen-tralrats der Muslime sowie der Di-tib (Türkisch-Islamische Unionder Anstalt für Religion e.V.) undder Atib (Union der Türkisch-Isla-mischen Kulturvereine in Europae.V.) ein. Auch dies sind eher Er-

dogan freundlich gesinnte Verbän-de, denen der kirchenpolitischeSprecher der Grünen, VolkerBeck, vor kurzem vorgehalten hat-te, dass sie sich als angeblich reli-giöse Verbände eher um Religionals um Politik kümmern sollten.Das Verhältnis zu den muslimi-schen CDU-Abgeordneten imBundestag und den Landtagen istin den Reihen der Midu nicht kon-fliktfrei. Mit Oguzhan Yazici, derfür die CDU in der Bremer Bür-gerschaft sitzt, konnte man nur ei-nen Landtagsabgeordneten gewin-nen. Ansonsten fehlten dieSchwergewichte unter den musli-mischen Amts- und Mandatsträ-gern der CDU bei der Midu-Grün-dungsversammlung in Köln. Ihnenwurde deshalb vorgeworfen „weitweg von der muslimischen Basisund den Vereinen und Verbän-den“ zu sein. Bodo Bost

Mit der CDU für AllahIslamische Erdogan-Sympathisanten gründen muslimische Initiative in der Union

Awo: Kündigungfür AfDler

Magdeburg – Der LandesverbandSachsen-Anhalt der Arbeiterwohl-fahrt (Awo) will Mitarbeiter mitAfD-Parteibuch loswerden. Die Ge-schäftsführung erklärte, dass füh-rende Mitglieder der AfD wieder-holt „mit völkischen Parolen“ Stim-mung gegen schutzsuchende Men-schen machen würden. Dies steheim unvereinbaren Widerspruch zuden Awo-Grundwerten wie Frei-heit, Gleichheit, Gerechtigkeit, So-lidarität und Toleranz. Deshalbwolle man der AfD „aktiv ent-gegentreten und ihr Gedankengutbekämpfen“. Bei Mitarbeitern, diesich „rechtsextrem, rassistisch odermenschenverachtend“ äußern wür-den, sei eine Kündigung anzustre-ben. Den Vorwurf, dass AfD-Mit-glieder unter Generalverdacht ge-stellt würden, weist die Awo zu-rück. Die Vereinbarkeit einer Be-schäftigung bei der Awo und einerMitgliedschaft in der AfD werdeim Einzelfall geprüft. J.H.

Bundestagsabgeordnetenach Drohungen

Erdogans auf Distanz

Der US-Investor George So-ros hat BundeskanzlerinAngela Merkel in einem

Interview mit der britischen Zei-tung „Daily Mail“ vorgeworfen,Chaos nach Europa gebracht zu ha-ben. Nach Ansicht des Multimilli-ardärs habe die Asylkrise erstdurch die Willkommenspolitik derdeutschen Kanzlerin jene dramati-schen Ausmaße angenommen, dieschließlich wegen der fehlendenGrenzkontrollen in vielen Ländernzu panikartigen Zuständen geführthaben. „Merkels Entscheidung, dieGrenzen zu öffnen“, so Soros wört-lich, „war eine inspirierende Geste,die aber nicht zu Ende gedachtwurde, weil man die Anziehungs-kraft der Willkommenspolitik igno-rierte. Der plötzliche Einfall derAsylsuchenden riss die Menschenquer durch die EU aus ihrem All-tagsleben.“Kritik am Agieren Merkels in der

Immigrationskrise ist an sich keineNeuigkeit, verblüffend wirkt esallerdings, dass es gerade GeorgeSoros ist, von dem eine derartigeSchuldzuweisung kommt. Nichtlange ist es her, dass von Soros öf-fentlich gefordert wurde, die EU„müsse“ in absehbarer Zukunftmindestens eine Million Asylsu-chende jährlich aufnehmen. InsBild passend, hatten britische Jour-nalisten auf Lesbos in arabischer

Sprache verfasste „Handbücher“für Immigranten gefunden, die voneiner Organisation namens„W2EU“ herausgebracht wurden.Im Raum steht seitdem der Vor-wurf, dass die jüngste Welle derMassenzuwanderung nach Europaganz bewusst angeheizt wurde –mit Geldern des Open-Society-Netwerkes von Soros, zu demW2EU gehört. Eine mögliche Erklärung für So-

ros’ Kritik an Merkels Kritik ist,dass ihn nicht die Masseneinwan-

derung nach Deutschland als sol-che stört, sondern dass Merkel siein einer Art und Weise gestaltethat, die den EU-Skeptikern und -kritikern in der EU im Allgemei-nen und den Brexit-Befürworternin Großbritannien im BesonderenAuftrieb gegeben hat. So äußerteder 85-Jährige die Überzeugung:„Der Brexit und die Flüchtlingskri-se gehen miteinander Hand inHand.“ Einen ähnlichen kausalenZusammenhang sieht auch derstellvertretende AfD-VorsitzendeAlexander Gauland, der konsta-

tiert: „Merkel hat England mit ih-ren offenen Grenzen zum EU-Austritt getrieben.“Gauland und Soros können ja

durchaus in ihrer Analyse der Ur-sachen des Brexit-Entscheids zuvergleichbaren Ergebnissen kom-men, ohne deshalb dasselbe wol-len zu müssen. So darf man davonausgehen, dass während Gaulandden Brexit-Entscheid begrüßt, die-ser Soros in die Quere zu kommendroht. Denn es ist zu erwarten,dass das britische Nein zur Euro-päischen Union die EU schwächtund möglicherweise andere Völkerin der Union auf die Idee kommenlassen könnte, ebenfalls über ihreZugehörigkeit abstimmen zu wol-len. Eine geschwächte EU mit we-nigen Mitgliedern kann jedoch nie-mand wollen, der die Massenein-wanderung nach Europa will, dennvon den demokratisch legitimier-ten Regierungen in den National-staaten ist mehr Widerstand gegeneine Überforderung ihrer Nationenzu erwarten als von den Eurokra-ten in Brüssel. Von daher muss es nicht Schi-

zophränie sein, wenn Soros nunMerkels Willkommenspolitik kriti-siert, auch wenn von ihm die Wor-te überliefert sind: „Ich bin ein bis-schen schizophren – das hilft“ und„Ich war mein Leben lang schi-zophren.“ Norman Hanert/M.R.

Vor drei Jahren wurde derHöhenflug der Grünen un-sanft gebremst. Bei der

Bundestagswahl musste die ParteiFedern lassen, auch weil sie als Ver-treter von Steuererhöhungen galt.Diesmal soll alles besser werden,doch hausgemachter interner Streittrübt das Bild.Um eine Diskussion zu vermei-

den, die in den Wahlkampf hinein-reichen könnte, hat die Partei vorzwei Jahren eine eigene Steuer-kommission ins Leben gerufen, diein der vergangenen Woche erste Er-gebnisse präsentierte. Das Konzeptsolle das Wahlprogramm für 2017vorbereiten, sagte Simone Peter, ei-ne der beiden Parteivorsitzenden.Sie erklärte, dass die Grünen dieSteuerpolitik nicht so stark in denMittelpunkt stellen wollten wie2013. Statt „detaillistischer Model-le“ solle das Grünen-Programm nurgrobe Linien vorgeben. Bei der zurückliegenden Wahl

scheiterten die Grünen vor allemdaran, dass ihre Forderung nach ei-ner Regulierung des Spitzensteuer-satzes für Unbehagen im Mittel-stand ausgelöst hatte. So solltenSingle-Einkommen ab 60000 Euroim Jahr höher besteuern werden,was vor allem eine junge, urbaneMittelschicht getroffen hätte – ei-gentlich eine Kernzielgruppe derGrünen. Einkommen von Alleinste-

henden sollen nach dem neuenKonzept erst ab 100000 Euro höherbesteuert werden. Während in diesem Punkt wei-

testgehend Einigkeit zu erzielensein dürfte, gibt es an anderer Stel-le bereits erhebliche Differenzen.Simone Peter, die dem linken Flü-gel zugerechnet wird, plädiert füreine Vermögenssteuer ab einerMillion Euro Guthaben. Der Co-Vorsitzende Cem Özdemir vomRealo-Flügel hält dagegen eine Er-höhung der Erbschaftssteuer für

sinnvoller. Die Gefahr sei anson-sten groß, dass Vermögende ihrKapital ins Ausland schaffen unddadurch Arbeitsplätze gefährden,heißt es. Die Realos argumentierenzudem, dass eine Vermögenssteu-er verwaltungsaufwendig undschwer umsetzbar sei: „Es ist uto-pisch zu glauben, dass wir einenpolitischen Partner finden, der dasmitträgt. Zudem gibt es erheblicheverfassungsrechtliche Bedenken“,sagte Özdemir. Auch bei der Besteuerung für Fa-

milien gibt es noch erhebliches

Konfliktpotenzial. Nach Informatio-nen des „Tagesspiegel“ schlägt dieKommission drei Varianten vor: Dieerste sehe vor, dass das Ehegatten-splitting für Neu-Ehen abgeschafftwird und es einen Bestandsschutzfür bestehende Ehen gibt. Nach derzweiten Variante solle das Ehegat-tensplitting für alle Paare abge-schafft werden, eine Forderung,welche die Partei bereits 2013 erho-ben hatte. Um allzu große Konfliktezu vermeiden, bietet eine dritte Va-riante eine Kombination: Für Neu-Ehen wird das Splitting abgeschafft,für Bestandsehen wird es allmäh-lich abgeschmolzen. Im Gegenzugsollen Familien stärker entlastetwerden. Die Vorschläge hierfür rei-chen von der Einführung einer Kin-dergrundsicherung bis hin zur Er-höhung des Kinderzuschlags. Im bewussten Gegensatz zur FDP

plädieren die Grünen dafür, denSolidaritätszuschlag beizubehalten.Allerdings sollte die „Ost-Steuer“zu einer „Abgabe für alle“ umge-wandelt werden und Projekte instrukturschwachen Gebieten finan-zieren helfen. Ex-Parteichef Jürgen Trittin, 2013

einer der Spitzenkandidaten, mel-dete allerdings bereits Bedenkenan. Die Partei sei „zu brav“, sagte erund kritisierte den „vorauseilendenGehorsam“ gegenüber der Lobbyder Unternehmensverbände. P.E.

Dem Linken Trittin, Parteichef 2013, sinddie Pläne »zu brav«

Grüne Lehren aus 2013Steuererhöhungspläne sollen diesmal die eigene Klientel schonen

Wirklich schizophren?George Soros kritisiert Angela Merkels Öffnung der Grenzen

Ähnlichkeit in derBrexit-Analyse mit Alexander Gauland

Setzt sich für Interessen von Muslimen ein: Cihan Sügür, Sprecher des Arbeitskreises „Muslime in der Union“ Bild: Cihan Sügür

Page 4: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

4 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Die großen Problemlöser sind we-der die EU noch der Euro. EinAustritt kann daher auch nicht diefinale Katastrophe darstellen.

Im Jahr 1998 wurden im ober-bay eri schen Landkreis Freising imRahmen einer archäologischenGrabung zwei gravierte Bernsteinege funden. Bei der Schrift handeltes sich um die Linear B, was aufKreta, die my kenische Kultur unddie Zeit spätestens um 1200 vorChristi Geburt hinweist. Damit er-gibt sich, geogra phisch gespro-chen, folgen des Dreieck: DerBernstein kommt von der Ostsee,wird auf Kreta bearbeitet, findetseinen endgültigen Platz in Ober-bayern und das Ganze vor mehrals 3000 Jahren.Wie konnte das geschehen, ganz

ohne Brüssel, die EU, ohne Ein-und Ausfuhr-Bestimmungen, Quo-ten und Normen? Wie hat man inder Bronzezeit einen kon ti-nentalen Handel betrieben ohnebe hördliche Aufsicht, WTO-Re-geln und eine gemeinsame Wäh-rung? Was in aller Welt haben die

Menschen, rückständig, wie siewaren, damals falsch gemacht?Solche Fragen scheinen sich

aufzudrän gen, wenn man sich dieReaktionen vor Augen führt, zudenen der Entschluss der Britengeführt hat, die EU zu verlassen.Der allgemeine Tenor lautet: DerNieder gang Großbritanniens stehtbevor, der Han del wird einbre-chen, die Wäh-rung siechen undA rb e i t s p l ä t z ewerden ver -lorengehen. Eswird der Ein-druck er weckt,als wäre die Mit-gliedschaft in der EU die Grund-voraussetzung für eine ge -deihliche wirtschaftliche Entwick-lung.Diese Schimäre bildet einen

wichtigen psychologi schen Unter-bau für die ge sam te EU. Und daswirkt mit Urgewalt gegen Augen-schein und Wirklichkeit. Damitdas so bleibt, tun die System-Me -dien alles, um einige offenkundigeTat sachen unerwähnt zu lassen. So

sind bei spielsweise die USA dergrößte Han delspartner Bayerns,dann kommt Frank reich, gefolgtvon China. An den Plätzen einsund drei rangieren also Nicht-EU-Länder. Das zeigt: Nicht bei derEU zu sein, bildet kein Handels-hemmnis, die Mitgliedschaft keineGarantie. Das ist so, weil Kaufent-scheidungen nicht nach Sympa-

thie getroffenwerden. Niemandkauft ein Münch-ner Premium-Auto, weilDeutschland inder EU und daherdem Käufer nahe-

stehend ist, sondern aus -schließlich, weil er einen be-stimmten Wagen haben will.Umgekehrt, um beim Auto-Sek-

tor zu blei ben, hat der Import vonToyota oder Nissan niemals unterder Tatsache gelit ten, dass Japanvorerst der EU nicht ange hört. DasVerhältnis von Handel und Ver-waltung ist seit Jahrtausenden so,dass sich der Handel ganz von sel-ber organi siert, und die Verwal-

tung allenfalls Hür den errichtet.Die oberbayerischen Bern steineaus Kreta zeigen es.Falsche Eindrücke werden auch

vermit telt, was die Segnungen desEuro angeht. eine Währung, diefür ihren Fortbestand monatlich80 Milliarden Euro zugewie senbekommt. Wenn schon die Zeitenvor bei sind, in denen eine Wäh-rung ein en Wert dargestellt hat,und heute der Eu ro stattdessenGeld kostet, dann er hofft man sichdavon wenigstens eine vorteilhafteWirkung. Doch vergebens. DieEU-Länder, die keinen Euro ha-ben, haupt sächlich diejenigen inOsteuropa, schnei den, was ihrWirtschaftswachstum an geht, sig-nifikant besser ab als die Eu ro-Zone. Umgekehrt ist in der Euro-Zone die Arbeitslosigkeit höherals in den EU-Ländern ohne Euro.Auch wenn bei der lei Vergleichenmehrere Faktoren mit spielen, istdoch eines klar: Die großen Pro-blemlöser sind weder die EU nochder Euro. Ein Austritt kann daherauch nicht die finale Katastrophedarstellen. Florian Stumfall

Was den allermeisten Bür-gern eines EU-Landesim eigenen Lebensum-

kreis am meisten und angenehm-sten auffällt, ist, dass wenn sie ei-ne Reise unternehmen, sie nichtmehr wie früher kontrolliert wer -den. Fast jeder glaubt zu wissen:Das ist eine Auswirkung desSchengen-Abkom mens und dasverdanken wir der EU. Doch dieseMeinung ist nur zur Hälfte richtig.Richtig ist, dass das Schengen-Ab-kom men die unkontrollierte Rei-sefreiheit gebracht hat, irrig dage-gen die Annahme, dies sei eineErrungenschaft der EU.Das erste Schengen-Abkommen

aus dem Jahre 1985 wurde abge-schlossen zwischen Deutschland,Frankreich und den Benelux-Staa-ten. Es war eine Ver einbarungzwischen den fünf souveränenStaa ten, und keine europäischeAutorität hatte damit zu tun. Be-

merkenswert ist, dass der EWG-Gründer-Staat Italien nicht dabeiwar. Auch in der Fol gezeit blieb esdabei, dass jede Erweiterung vonSchengen Sache der einzelnenLänder und nicht von Brüssel war.Schengen ist ein multilateralerVertrag der klassischen Diploma-

tie, bei der Souveräne unter ein -ander ohne einen Mediator odersonst eine einflussnehmendeMacht mit völker rechtlicher Wirk-samkeit eine Verein bar ung fest-schreiben. Wenn heute die EUirgendein Verdienst an der Schen -gener Reisefreiheit beansprucht,so ist das eine grobe Irreführung.

Leicht zu erkennen ist dieserUmstand, wenn man die Mitglied-schaften bei EU und Schengen-Ab-kommen vergleicht. Island, Nor-wegen und die Schweiz sind Mit-glieder bei Schengen, ohne der EUanzugehören. Irland, Großbritan-nien, Kroatien, Rumänien, Bulga-rien und Zy pern wiederum gehö-ren dem Schen gen-Abkommennicht an, wohl aber der EU, was imFalle Großbritanniens mit einemVorbehalt zu versehen ist. Es be-steht also zwischen den beidenvölkerrechtlichen Systemen so we-nig eine Deckungs gleich heit, wie eseine Kausalität des Ent stehens gibt.Es sind zwei verschie dene Verträ-ge, die aufeinander wechsel seitigkeine Bindungswirkung ausüben.Dabei ist es leicht einzusehen,

dass sich die EU-Propagandistendie Gelegenheit, sich mit fremdenFedern zu schmücken, nicht leichtentgehen lassen. F.S.

Zeitzeugen

Zu den scheinbar eingängig-sten Argu menten für einen

möglichst engen Zu sam -menschluss der EU-Länder ge-hört der Hinweis auf die friedens-stiftende Wir kung der Gemein-schaft. Sicher, unter ihren Mit-gliedsländern hat es seit Jahr -zehn ten keine kriegerischen Kon-flikte mehr gegeben, doch des-halb ist die EU noch lange keinFriedenswerk. Sie ver hält sich imGegenteil aggressiver als die mei-sten ihrer einzelnen Mitglieds -länder nach dem Zweiten Welt-krieg. So stünde Deutschland vonsich aus, ohne die Verpflichtun-gen aus ihrer Mitgliedschaft in EUund Nato, mit seinem Militärnicht in 17 Ländern dieser Erde.Die EU hat Burgfrieden im In-

nern, doch sie trägt Krieg und Ge-walt nach außen. Dazu arbeitet sieeng mit der Nato zusammen aufder Grund lage der „Erklärung derEuropäischen Uni on und der Na-to über die Europäische Si -ch erheits- und Verteidigungspoli-tik“ vom 16. Dezember 2002, letz-te Fassung 2007. Darin bekräftigen Nato und EU

„ihre Entschlossenheit, ihre Fä-

higkeiten zu stärken. Eine stärkereRolle Europas wird zu mehr Vita-lität der Allianz, insbesondere beider Krisenbewältigung, beitra-gen.“ Und weiter unten wird alseiner der gemeinsamen Grund-sätze aufgeführt: „transparente,kohärente und für beide Seitennutzbringende Entwicklung desgemeinsamen Bedarfs an militäri-schen Fähigkeiten der beiden Or-ganisationen“.Damit wird die EU offiziell zu

einer militärischen Organisationerklärt. Sie wird durch die Ge-meinsame Sicherheits- und Ver -teidigungspolitik (GSVP) „in dieLage versetzt, unabhängig Krisen -bewäl tigungseinsätze durchzu -führen“. Und wer es nicht wissensollte: „Krisenbewältigungseinsät-ze“ sind Kriege.Unter diesem Aspekt erschei-

nen Bemühungen von Ländernwie der Ukraine oder Georgiens,in die EU aufgenommen zu wer-den, politisch wie strategisch invöllig neuem Licht. Wenn Natound EU ihre Bataillone vor Russ-lands Grenzen geord net haben, istes leichter, von der Moskauer Ag-gressions-Politik zu reden. F.S.

Daniel Miller – Der „Texas Natio-nalist Movement“-Präsident fühltsich vom britischen Referendumund vor allem von seinem Aus-gang überaus angeregt. „Der Bre-xit hat gezeigt, dass es möglich ist,eine erwachsene Konversationüber Unabhängigkeit zu führenund den Wäh lern das letzte Wortzu geben“, sagte der Texas-Patriot,der mit seiner Bewegung eineLoslösung von den USA anstrebt.Er möchte im Jahr 2018 ein Refe-rendum durchsetzen. Zum briti-schen „Guardian“ sagte Miller:„Wenn man ‚Großbritanni en‘durch ‚Texas‘, ‚EU‘ durch ‚USA‘und ‚Brüssel‘ durch ‚WashingtonDC‘ ersetzt und den Leuten einentexanischen Akzent gibt, würdeniemandem ein Un ter schied auf-fallen.“ Eine ähnliche Be we gunggibt es auch in Kalifornien, dembevöl kerungs-reichsten Bundes-staat der USA.

Barack Obama – Der US-Präsi-dent legte sich vor der Brexit-Ent-scheidung für einen VerbleibGroßbritanniens in der EU insZeug. Jetzt, nachdem die Entschei-dung im gegenteiligen Sinn gefal-len ist, zeigt er, dass die weitereEntwicklung auch so nicht ohneBeteiligung der USA ablaufenkann. Beim Nato-Gipfel in War -schau be sprach er sich unter an-de ren eingehend mit dem EU-Ratspräsidenten Donald Tusk unddem Kommissions-Chef Juncker.Dabei nannte er auch den Hebel,der es ihm er laubt, weiterhin aufdas Verhältnis Lon dons zur EUEinfluss zu nehmen: die Nato, derGroßbritannien auch nach demEU-Austritt unverändert angehö-ren wird.

Theresa May – Die neue Vorsit-zende der bri tischen Konservati-ven und Premierministerin desVereinigten Königreichs Großbri-tannien und Nordirland scheintgewillt, Nägel mit Köp fen zu ma-chen. „Brexit bedeutet Brexit“, ließsie als erstes vernehmen, als mitihrer Wahl mancherorts die Hoff -nung verbunden wurde, sie könnedas Ergebnis des Volksentscheidsrevidieren. Mit ihr, so die Tory-Da-me, werde es kein zweites Refe-rendum geben. „Es wird kei neVersuche geben, in der EU zu blei -ben“, versprach sie und erklärte,dass es nun darauf ankomme, fürdas Land eine neue Rolle in derWelt zu finden. Was die Aussich-ten angeht, zeigt sich May zuver-sichtlich. Sie verspricht: „Wir wer-den ein besseres Britannien bau-en.“

Unverdientes EigenlobReisefreiheit im Schengen-Raum ist keine Errungenschaft der EU

Keine großen ProblemlöserAuch ohne EU und Euro ist eine ge deihliche wirtschaftliche Entwicklung möglich

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin: Hans Heckel; Kul-tur, Lebensstil, Leserbriefe: HaraldTews; Geschichte, Preußen: Dr. Ma-nuel Ruoff; Buchseite, Bildredaktion,Ost preußen heute: Manuela Rosen-thal-Kappi; Heimatarbeit: FrankHorns; Ostpreußische Familie: Ruth Geede.Korrespondenten: Norman Hanert(Berlin), Edyta Gladkowska (Allen-stein), Jurij Tschernyschew (Königs-berg).Verlag und Herausgeber: Lands-mannschaft Ostpreußen e. V., An-schrift von Verlag und Redaktion:Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2016: Inland 11 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland

13,50 Euro, Luftpost 17,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartals endeschriftlich an den Verlag zu richten.Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro.Anzeigen: Ingrid Stuthmann.Es gilt Preisliste Nr. 32.Konten: HSH Nordbank, IBAN: DE632105 0000 0192 3440 00, BIC:HSHNDEHH oder Postbank Ham-burg, IBAN: DE44 2001 0020 00084262 04, BIC: PBNKDEFF (für Ver-trieb).Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet.

Telefon (040) 4140 08-0Telefon Redaktion (040) 4140 08-32Fax Redaktion (040) 4140 08-50Telefon Anzeigen (040) 4140 08-32Telefon Vertrieb (040) 4140 08-42Fax Anz./Vertrieb (040) 4140 08-51

Internet:www.preussische-allgemeine.de

E-Mail:[email protected]@[email protected]

Landsmannschaft Ostpreußen:www.ostpreussen.deBundesgeschäftsstelle:[email protected]

WOCHENZE ITUNG FÜR DEUTSCHLAND

DAS OSTPREUSSENBLATT

Die EU ist beileibe keinFriedenswerk

Vergleiche mit Nicht-EU-Mitgliedern wirken erhellend

Ein Ergebnis der Schengener Abkommen: Reisefreiheit statt Schlagbäume, hier an der polnisch-litauischen Grenze Bild: Colourbox

Schengen hat nichtsmit der Europäischen

Union zu tun

Sie trägt Krieg undGewalt nach außen

DIE ANGEBL ICHEN VORTE ILE DER EU

Page 5: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

PREUSSEN / BERL IN Nr. 29 – 22. Juli 2016 5

MoslemischeAnmaßungVon THEO MAASS

Mitte Juli wurde bekannt, dass einfundamentalistischer Imam beieinem Elterngespräch der Lehrerin

seiner Kinder an der Berliner Platanus-Schu-le den Handschlag verweigert hat, weil dieLehrkraft eine Frau ist. Was dann geschah,ist strittig. Die Lehrerin beendete das kaumbegonnene Gespräch. Der Imam stellte einigeStrafanzeigen gegen die Lehrerin wegen Be-leidigung und Verletzung der Religionswürde. Die Schulleitung entschuldigte sich schrift-

lich bei dem Imam für das Verhalten der Leh-rerin. Damit will sich der Imam aber nichtzufrieden geben. Es wird ein „offenes undehrliches Gespräch unter allen Beteiligten“verlangt. Der Sohn des Imams habe mit anse-hen müssen, wie sein Vater „in empfindli-chem Maße herabgewürdigt wurde“. Man ha-be ernsthafte Zweifel, dass die Schule „hin-reichend Sorge dafür trägt“, derartige Vor-kommnisse künftig zu vermeiden. Im RBB er-griff Kommentator Torsten Mandalka die Par-tei des Imam: „Spleenig – so ordnet die ehe-malige Berliner Ausländerbeauftragte BarbaraJohn die diversen Handschlag-Streitigkeitenein, die gerade so durch Europa geistern. Siehat recht – die Debatte darüber trägt echteZüge von Hysterie.“ Das ist unverschämt. DasVerhalten des Imams ist nichts anderes alsder Versuch, der Mehrheitsbevölkerung sei-nes Gastlandes seine Kultur aufzuzwängen.Wer sich das bieten lässt, signalisiert den Be-teiligten die Aufgabe seiner Selbstachtung. Als vor Jahresfrist die rheinland-pfälzische

CDU-Chefin Julia Klöckner ein Treffen mit ei-nem Imam absagte, weil er erklärte, er werdeihr nicht die Hand geben, weil sie eine Frausei, bescheinigte Klöckner ihm, die Verweige-rung widerspreche den Werten einer freienGesellschaft. Allerdings folgten der verbalenBelehrung keine realen Konsequenzen. Ander Hamburger Kurt-Tucholsky-Schule glaub-te ein moslemischer Schüler auch, seinenLehrerinnen den Handschlag verweigern zukönnen. Das Kollegium wollte den Schülerdaraufhin vom Abiturball ausschließen, wasaber der Schuldirekter nicht wollte. Darauf-hin blieben 13 Lehrer dem Ball fern. In der Schweiz hat die Schulbehörde eine

Strafzahlung für Eltern von moslemischenSchülern in Höhe von 5000 Franken für dieHandschlagsverweigerung festgelegt. Zwei sy-rische Brüder im Alter von 14 und 15 Jahrenwaren dort der Stein des Anstoßes. Zudemstellt ein derartiges Verhalten in der Schweiznunmehr ein Hindernis bei einer etwaigenEinbürgerung dar. An der Platanus-Schule täte man gut daran,

sich an den Schweizer oder Hamburger Vor-bildern zu orientieren. Nächstens verlangenmoslemische Schüler vielleicht noch, dassweibliche Lehrkräfte verschleiert zum Unter-richt zu erscheinen hätten.

Zwei türkische Familien wollen in ei-ner Berliner Kleingartenkolonie Par-zellen mieten, doch sie werden abge-wiesen. Schnell ist von Ausgrenzungund sogar Rassismus die Rede. Bei ge-nauerem Hinsehen ergibt sich aller-dings ein etwas anderes Bild.

Öffentlich geworden sind die Vor-würfe gegen die Kleingartenkolonie„Frieden“ in Berlin-Tempelhof durchden Türkischen Bund Berlin-Branden-burg (TBB). Nach dessen Darstellungsollen die Gespräche zweier Parzellen-Bewerber mit dem Kleingartenvereinzunächst gut angelaufen sein, dann ha-be es nach ein paar Monaten plötzlicheine Absage gegeben. Der Verein habeals Begründung den türkischen Migra-tionshintergrund der Antragsteller an-gegeben, der das soziale Gefüge in derKolonie störe.„Das sind natürlich eindeutig rassi-

stische Kriterien. Also es geht nichtum die Staatsbürgerschaft, es gehtnicht darum, wie lange sie (die Fami-lie) schon hier ist, oder wie gut sie in-tegriert ist, sondern es geht um rassi-stische Merkmale“, so Kerstin Kühnvom TBB. Nachdem auch nochbundesweit die Medien auf den Vor-gang aufmerksam geworden waren,ließen die entsprechenden Schlagzei-len nicht lange auf sich warten. Der vorherrschende Ton dabei:

Pächter mit Migrationshintergrundseien bei den Kleingärtnern generellunerwünscht. Davon kann allerdingskeine Rede sein. Der Anteil Nicht-

Deutscher in der kritisierten Garten-kolonie liegt sogar deutlich über demBerliner Bevölkerungsdurchschnitt. Sogibt das Statistikamt für das Jahr 2015an, dass 14,3 Prozent der BevölkerungBerlins keine deutsche Staatsangehö-rigkeit gehabt haben. In der Tempel-hofer Gartenkolonie liegt der Auslän-deranteil nach Angaben des Vereins-vorsitzenden dagegen bei 25 Prozent. Mit anderen Worten: Von Abschot-

tung oder Deutschtümelei kann nichtdie Rede sein. ImGegenteil, die Lau-benpieper haben Of-fenheit gezeigt; damitaber ganz offensicht-lich nicht nur gute Er-fahrungen gesammelt. Viele deutsche

Pächter hätten das Gefühl, dass es ge-rade mit den türkischen Nachbarn im-mer mehr Reibungspunkte gebe, be-richtete der Vorsitzende des Kleingar-tenvereins, Helmut Matthes, gegenü-ber dem Deutschlandfunk. „Sonntag-mittag wird Rasen gemäht, und als erdaraufhin vom Nachbarn angespro-chen wird, da sagt er, was geht micheuer Feiertag an, interessiert michnicht, wir haben unsere eigenen Feier-tage. So etwas können wir in einer Ge-meinschaft, in einem Verein nicht ge-brauchen.“ Vom Bezirksverband der Kleingärt-

ner Tempelhof heißt es zudem, nicht-deutsche Bewohner hätten sich über„deutsche Nachbarinnen im Bikiniund biertrinkende Väter“ beschwert.

Mit dem Gefühl von Rückenwinddurch Medien und Politiker ausgestat-tet könnte die Bereitschaft solcher Par-zellenpächter, Regeln zu akzeptierenund Toleranz gegenüber einheimi-schen Sitten zu zeigen, vollends gegenNull tendieren. Problematisch ist die Kritik an dem

Kleingartenverein allerdings noch auseinem anderen Grund: Um eine ausge-wogene soziale Mischung zu erhalten,haben sich in der Vergangenheit näm-

lich viele solcher Ver-eine durchaus dasRecht vorbehalten,Bewerber unter-schiedlich zu behan-deln. Genau diese Praxis

einer „sozialen Mi-schung“ ist seit Jahrzehnten auch imWohnungs- und Städtebau, vor allemaber in der Bildungspolitik gesell-schaftlich akzeptiertes Ziel. Unter demVorzeichen einer Anti-Diskriminie-rungspolitik könnte der Ansatz einersozial ausgewogenen Mischung nichtnur im Fall der Kleingartenanlagenschleichend aufgegeben werden. Und noch aus einem anderen Grund

könnten sich einige Politiker mit ihrerpauschalisierenden Kritik an der Tem-pelhofer Kleingartenanlage keinen Ge-fallen getan haben. Schon jetzt bautsich nämlich in vielen Berliner Gar-tenkolonien immer mehr Frust gegendie Politik des Senats auf. Vor allem inder Innenstadt bedrohen Wohnungs-baupläne den Bestand einer ganzen

Reihe von Anlagen. Bislang sind83 Prozent der gut 900 Kolonien durcheine Bestandsgarantie gesichert – derRest ist allerdings nur befristet ge-schützt. Läuft die Schutzfrist aus, er-öffnet sich die Möglichkeit, die Garten-anlagen zu bebauen. Welche Kolonien möglicherweise

betroffen sind, wird ein Kleingarten-Entwicklungskonzept festlegen, dasnoch in diesem Jahr verabschiedetwerden soll. Angekündigt ist aller-dings, dass sich der Senat vor derWahl zum Abgeordnetenhaus am18. September nicht festlegen will,welche Gartenanlagen einen Bestands-schutz erhalten und welche zu Bau-land werden sollen. Welche politische Brisanz die The-

matik entwickeln kann, wird im BezirkCharlottenburg-Wilmersdorf sichtbar.Dort läuft der Versuch einer Wählerge-meinschaft namens „Aktive Bürger“,ins Bezirksparlament zu kommen. EinMotiv für das politische Engagementsind unter anderem die Erfahrungenrund um die Kleingartenkolonie Oeyn-hausen. In einem Bürgerentscheid fürdie Rettung der Kolonie in Schmargen-dorf hatten sich im Mai 2014 rund85000 Bürger (77 Prozent der Teilneh-mer) für einen Erhalt der Kleingarten-anlage ausgesprochen. Am Ende be-kam der Investor trotzdem vom Bezirkdas Baurecht zugesprochen. Im Febru-ar dieses Jahres rollten schließlich dieBagger an und machten rund die Hälf-te der Gartenparzellen dem Erdbodengleich. Norman Hanert

SchwierigesNebeneinander:Auch im GrünenfunktioniertMultikulti nichtreibungslos

Bild: Imago

Erneut rückt BrandenburgsBildungspolitik in die Kri-tik. Stolze 230 Schüler be-

enden 2016 mit der Traumnote 1,0im Abiturzeugnis die Schullauf-bahn. Von 8519 Absolventen ha-ben damit 2,7 Prozent eine glatteEins. Im Schuljahr 2004/05 warenes bei 11065 Abiturienten nur 104(0,94 Prozent). So viele Bestnotengab es in keinem der vergangenenzehn Jahre. Bildungsexperten kri-tisieren sinkende Prüfungsanfor-derungen als Grund. „Brandenburg verstößt mit ei-

nem zu geringen Abiturniveau ge-gen die Bestimmungen der Kul-tusministerkonferenz“, beklagteschon 2013 der angesehene Ma-thematiker Helmut Assing. Derhabilitierte Wissenschaftler mach-te sich angesichts bundesweiterVereinheitlichung von Lernanfor-derungen die Mühe, das MärkerNiveau für sein Fach im Detail zuvergleichen. Das Ergebnis warschon damals verheerend. Assingermittelte, dass Brandenburg in

den Jahren zuvor das Niveau inMathematik gleich mehrfach ge-senkt hatte. Mit der Reform derOberstufe hatte die Politik dieStundenzahl in Mathematik ge-senkt. Darum machte das Landmit einigen eigentlich bundesweitvorgesehenen Inhalten ganz

Schluss. Sein Fazit: Schon damalslernten die Schüler in Sachsen ineinem Grundkurs mehr als inBrandenburgs Leistungskursen. Fachkollege Günter Germann

aus Sachsen-Anhalt stellte seiner-zeit fest, dass in seiner Heimatdemnach manche Märker Schülergar nicht erst zum Abitur zugelas-sen worden wären. Rot-Rot strittdamals jede Absenkung des Nive-aus ab. Doch angesichts der merk-

würdigen Bestnoten kritisiertGordon Hoffmann, Bildungsex-perte der CDU: „In den letztenWochen haben Fachlehrer undWissenschaftler immer wiederüber zu einfache Prüfungsaufga-ben geklagt.“ Die Landesregie-rung müsse feststellen, ob dasNiveau sinke, es gehe dabei umdie bundesweite Anerkennungder Leistungen der Schüler. „Wer heute eine Eins hat, hatte

früher eine Zwei“, kritisiert Kath-rin Wiencek, Vorsitzende desPhilologenverbands Berlin/Bran-denburg. Inzwischen erlangten60 bis 70 Prozent der Schüler dieHochschulreife, weil das Abiturinflationär vergeben werde. Die-se Entwicklung sei absehbar ge-wesen. Auch andere Expertenkritisieren, es fehlten zwar nochVergleichswerte aus allenBundesländern, aber dass ausge-rechnet in Zeiten von Lehrer-mangel und Unterrichtsausfalldie Noten besser würden, sei ver-dächtig. SG

Verdächtige BestnotenZu viele Einser: Fachleute kritisierten Brandenburgs Abitur-Niveau

Laubenpieper wehren sichRassismus-Vorwurf zurückgewiesen – zunehmend Reibereien mit türkischen Nachbarn

I m ersten Halbjahr 2016 ha-ben in Brandenburg mehrTschetschenen einen Asylan-

trag gestellt als im gesamten Vor-jahr. Wie durch eine parlamenta-rische Anfrage der AfD-Landtags-fraktion bekannt wurde, sind mit734 Tschetschenen allein in denersten vier Monaten des Jahresmehr als dreimal so viele nachBrandenburg gekommen wie imVorjahreszeitraum. Thomas Jung, der Innenpoliti-

sche Sprecher der AfD-Fraktion,bezeichnet dies als besorgniserre-gend. Jung wirft der Landesregie-ung vor, das Problem mit dentschetschenischen Islamisten zuunterschätzen. Viele steuertenBrandenburg bewusst als Rück -zugsort an, um weitere Straftatenvorzubereiten, vermutet er. Brandenburgs Innenminister

Karl-Heinz Schröter (SPD) weistden Vorwurf zurück: Auf dieÜberwachung der Gefährder seiman vorbereitet – allerdings fehlees an Bundespolizisten, die nach

der Abschiebung die Wiederein-reise der Tschetschenen verhin-dern können, so Schröter. Offen-sichtlich ist allerdings, dass auchim brandenburgischen Innenmi-nisterium die sprunghafte Zunah-me von Einreisen mit Skepsis ge-sehen wird: Wolfgang Brandt, der

Sprecher des Innenministeriums,macht darauf aufmerksam, dassder weitaus überwiegende Teilder vom Verfassungsschutz beob-achteten rund 70 Islamisten inBrandenburg aus Tschetschenienstamme. Innenminister Schröter spricht

zudem Konflikte in Asylunter-künften an: Tschetschenen gerie-ten vergleichsweise häufig mit an-deren Gruppen aneinander. „Oft-

mals eskalieren sehr harmloseDinge, etwa spielende Kinder, diesich in die Haare bekommen ha-ben, bis hin zu sehr deutlichengewaltsamen Übergriffen“, soSchröter gegenüber dem SenderRBB. Bekannt wurde zuletzt ein

Zwischenfall, bei dem im bran-denburgischen Ort Genshagen ineiner Asylunterkunft ein Tschet-schene auf einen Mitbewohnermit einem Messer losgegangenist. Auch organisierte Massen-schlägereien gehen laut Schröterhäufiger von tschetschenischenAsylbewerbern aus. Für entsprechende Aufregung

unter der Bevölkerung sorgte un-längst das Gerücht, dass in Wüns-dorf (Landkreis Teltow-Fläming)1000 Tschetschenen in einer Erst -aufnahmeeinrichtung unterge-bracht werden sollten. Nach An-gaben des Innenministeriums inPotsdam werde es allerdings einesolche Konzentration aber nichtgeben. N.H.

»In Sachsen-Anhaltnicht einmal

zum Abi zugelassen«

Mähen am Sonntag:»Was geht micheuer Feiertag an?«

Furcht vor TschetschenenEinreisewelle beunruhigt Politiker und Sicherheitskreise in Potsdam

Großteil radikalerMoslems stammt ausdem Kaukasus-Land

Page 6: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

AUSLAND6 Nr. 29 – 22. Juli 2016

MELDUNGEN

Petition gegen Nationalkicker

Moskau – Mehr als 500000 Stim-men hat in kürzester Zeit eineInternet-Petition erhalten, die eineAuflösung der gegenwärtigen russi-schen Fußballnationalmannschaftverlangt. Nach deren Debakel beimEM-Spiel gegen Wales wurde be-kannt, dass anschließend zwei Na-tionalspieler in einem französi-schen Club eine Party besuchten,bei der sie Champagner für 250000Euro spendiert haben sollen. Inzwi-schen gelten die vermeintlich ehr-losen und snobistischen Spielervielen als nationale Schande, undes mehren sich in Russland die Sor-gen um das Abschneiden bei derFußballweltmeisterschaft 2018 imeigenen Land. T.W.W.

Wegen zu vieler Ungereimtheitenverdächtigen viele den türkischenStaatspräsidenten Recep TayyipErdogan, den Putsch von Teilender Streitkräfte gegen ihn selbstorganisiert zu haben.

Mit einem wie einstudiert er-scheinenden Ritual trat PräsidentErdogan acht Stunden nach Be-ginn des Putsches gegen ihn amFlughafen von Istanbul vor diePresse. Eine gefühlte Ewigkeitlang blieb er vor seinen skandie-renden Anhängern stehen, dieriefen: „Sag und wir töten, befiehlund wir sterben.“ Und immerwieder: „Allahu akbar!“, denSchlachtruf der Islamisten, denman von den Terrorschauplätzendieser Welt, aus Syrien und demIrak, kennt. Zusammengetriebenwurden die Massen durch dieMuezzine der Moscheen Istan-buls, die das Volk die ganze Nachtüber mobilisiert hatten und diesich als die stärksten AnhängerErdogans erwiesen. Zu diesemZeitpunkt war der Putsch, der mitder sinnlosen Sperrung der bei-den Bosporusbrücken durchKampfpanzer begonnen hatte, be-reits gescheitert, der Gegenputschbereits ein voller Erfolg.Der versuchte „Putsch“, der of-

fenbar von einer Gruppe Offiziereder zweiten Reihe, wohl haupt-sächlich aus der Luftwaffe undder Marine, dilettantisch begon-nen worden war, wurde mit ei-nem Gegenputsch und vielenSäuberungen gekontert. Zu Ge-fechten kam es nur im Parla-mentsgebäude, dem General-stabsgebäude der türkischen Ar-mee und dem Hauptquartier derparamilitärischen Sondereinhei-ten. Insgesamt waren knapp 300Menschenleben zu beklagen.Die eingeübte Show am Flugha-

fen war nicht Erdogans ersterAuftritt in dieser Nacht. Schonkurz vor Mitternacht, als alle Weltüber die Hintergründe noch imDunkeln tappte, hatte er von sei-nem Urlaubsort Bodrum aus perHandyvideo bereits den Anhän-gern des islamischen Predigers

Fethullah Gülen im PrivatsenderCNN-Türk die Schuld am Putschgegeben. Das war nicht überra-schend, denn Erdogan sieht nichtim Militär, sondern in dem Predi-ger und seinen Netzwerken seitJahren seine gefährlichstenWidersacher (siehe Seite 24).Gülen befürwortet die Säkulari-

sierung, die Erdogan rückgängigmachen möchte. Bekannt ist sein

Satz „Baut Schulen, nicht Mo-scheen“. Gülens Anhänger grün-deten Schulen, Universitäten,Krankenhäuser, Wohlfahrts- undMedienorganisationen in vielenLändern, während Erdogan selbstkeinen Hochschulabschluss vor-

weisen kann. Mit Erdogan ver-band Gülen jedoch lange ein gu-tes Verhältnis. Mit seiner Hilfegründete Erdogan seine isla-misch-konservative AKP, mit derer 2003 die Macht errang, als Gü-len bereits in den USA lebte. Gü-lens Anhänger besetzen wegenihrer hohen Bildung auch unterErdogan wichtige Ämter im Staat,er verfügt über ein großes Netz-

werk und viel Einfluss, vor allemin der Verwaltung. 2013 kam eswegen der friedlichen Proteste imIstanbuler Gezi Park zum Zer-würfnis, nachdem Gülen derenbrutale Niederschlagung kritisierthatte. Erdogan schloss daraufhin

einen Großteil von Gülens Hiz-met-Schulen und ließ viele Gü-len-Anhänger unter Polizisten,Staatsanwälten und Richtern undJournalisten entlassen oder ver-setzen. Gülen und seine Bewe-gung werden seitdem als Terrori-sten verfolgt, obwohl seine An-hänger nie Bomben gebaut oderzu religiösem Hass aufgerufen ha-ben. Nach dem gescheiterten

Putsch verlangt Erdogan die Aus-lieferung des 75-Jährigen aus denUSA, wo er seit 1999 im selbst ge-wählten Exil lebt.Möglicherweise habe Erdogan

die Putschnacht vom 15. auf den16. Juli selbst organisiert, sagte

Gülen noch in der Nacht der„New York Times“. Verdächtigun-gen in diese Richtung hatten sichim Laufe der Nacht schnell ver-dichtet. Grund war vor allem diestümperhafte Ausführung desPutsches, der von allen Parteienverurteilt wurde und keine politi-sche Basis hatte. Fast wie nachDrehbuch schienen die Ereig-nisse abzulaufen, insbesondereder auf den Putsch folgendeGegenputsch mit seiner großenVerhaftungswelle von 6000 Re-gierungskritikern anhand von Li-sten, die lange vorbereitet waren.Nur die Hälfte der Verhaftetenwaren Militärs, die anderen Juri-sten, Journalisten und Professo-ren, die nichts mit dem Putsch zutun hatten.Die Unterstützung des Westens

für Erdogan während des Put-sches war lauwarm. Stundenlanggab es aus den westlichen Haupt-städten keinerlei Reaktionen.Washington und der Westen wa-ren komplett überrumpelt undversuchten zu verstehen, was dain der Türkei ablief. Während Eu-ropa Erdogan wegen seinesFlüchtlingsdeals noch braucht,hat er in Washington so gut wiejeden Kredit verspielt. US-Präsi-dent Barack Obama hatte einstgehofft, Erdogan könne so etwaswie ein demokratischer Brücken-bauer in die arabische Welt wer-den. Doch stattdessen hat er diedortigen Konflikte mit seinen os-manischen Großmachtgelüstenzusätzlich angefacht.Der ehemalige US-Nahost-

Unterhändler Aaron David Millerschrieb vor dem Scheitern desPutsches auf Twitter: „Erdoganwar ein Größenwahnsinniger, derdabei war, ein großartiges Landzu zerstören. Wer wird ihn ver-missen?“ Erst als Erdogan in derNacht die Kontrolle über das Ge-schehen zurückzugewinnenschien, kamen die ersten Lippen-bekenntnisse zur Verurteilungdes Putsches aus dem Westen.Nun wollte sich niemand denZorn von Sultan Erdogan zuzie-hen. Bodo Bost

Konterschlag von langer HandDer Putschversuch der Militärs in der Türkei war dilettantisch, Erdogans Reaktion dagegen gut vorbereitet

Abschiebung mit MilitärmaschinenWien – Österreich wird illegaleEinwanderer ab sofort mit Militär-maschinen abschieben. Sein Landsei „gefordert, Rückführungendurchzusetzen, alles andere wäreein fatales Signal, begründete dersozialdemokratische Verteidi-gungsminister Hans Peter Doskozildiese noch vor einem Jahr unteranderem von ihm selbst katego-risch abgelehnte Maßnahme.Hintergrund sind zahlreiche wegenheftiger Gegenwehr der gescheiter-ten Asylbewerber abgebrocheneAbschiebeversuche mit Linienflug-zeugen. Allerdings erfordern dieAbschiebeflüge mit den Transport-maschinen vom Typ C130 „Hercu-les“ einen erheblichen Personal-aufwand: Neben 15 Flüchtlingensind knapp viermal so viele Be-treuungspersonen wie Ärzte, Sa-nitäter, Beamte und Dolmetscheran Bord. Vor einem Jahr hatte dieFPÖ-Nationalratsabgeordnete Dag-mar Belakowitsch-Jenewein genaudie jetzt praktizierte Vorgehens-weise bei Abschiebungen gefordertund damit bei Politikern und inden Medien einen Sturm der Ent-rüstung entfacht. J.H.

Wladimir Putin hat ein Ge-setzespaket unterzeich-net, das bei russischen

Bürgern für Empörung sorgt. Dassogenannte „Anti-Terror-Gesetz“zielt eigentlich auf Islamisten ab.Mittels eines staatlichen Informa-tionssystems sollten Daten vonTerror- und Extremismusverdäch-tigen in einer zentralen Datenbankgesammelt werden, um zum Bei-spiel die Grenzkontrolle zu ver-bessern. Die Zahl terroristischerStraftaten habe im vergangenenJahr um 8,4 Prozent gegenüberdem Vorjahr zugenommen, so dieBegründung des Innenministeri-ums. Nachdem die erste Version des

Gesetzentwurfs, der die Aberken-nung der Staatsbürgerschaft undAusreisebeschränkungen vorsah,entschärft werden musste, hat dieStaatsduma in dritter Lesung einvon der Abgeordneten Irina Jaro-waja eingebrachtes „Anti-Terror-Paket“ verabschiedet, das die Rus-sen kurz „Jarowaja-Paket“ nennen.Statt ein Veto gegen den umstritte-nen Entwurf einzulegen, hat Putindie akutelle Version bereits abge-nickt. Diese betrifft praktisch je-den, der das Internet nutzt. Dar-überhinaus sieht das Gesetz aucheine Vorratsdatenspeicherung vor.Der Staat darf künftig Einträge insozialen Netzwerken, Telefonge-spräche, E-Mails oder Chats für

sechs Monate speichern. Zudemsoll der Geheimdienst FSB verein-fachten Zugang zu den Daten er-halten. Der russische Bürger wirdgläsern.Weitere Regelungen des Jarowa-

ja-Pakets betreffen die Religions-ausübung. Sollte ursprünglich vorallem radikalen Muslimen dieMöglichkeit genommen werden,sich außerhalb von Moscheen zuradikalisieren, so treffen die neuenBestimmungen nun Gläubige reli-giöser Minderheiten mit vollerWucht. Denn das Gesetz stellt die

Missionierung außerhalb von Got-teshäusern unter Strafe. Es dürfenalso keine Gottesdienste mehr inBüros oder Wohnungen gefeiertwerden, sondern nur noch in Kir-chen. Nichtorthodoxe Religionsge-meinschaften wie Katholiken, Pro-testanten und anderer Gemeindenverfügen aber schlichtweg man-gels Masse nicht über Kirchen,sondern treffen sich in Gemeinde-sälen, die sich oftmals in normalenWohnhäusern befinden. Neben 35Millionen Orthodoxen gibt es ne-ben anderen Gläubigen rund

500000 Katholiken und 20000Protestanten in Russland. Ob das Gesetz, das bereits am

20. Juli in Kraft getreten ist, über-haupt umgesetzt werden kann, istfraglich. Die drei größten Telekom-munikationsanbieter MTS, Mega-fon und Vympelcom schätzen dieKosten für die Investitionen in dieInfrastruktur zur Speicherung derextremen Datenmenge auf 30Milliarden Euro. Wenn das um-strittene Gesetz umgesetzt würde,könne seine Firma keine Investitio-nen in den Aufbau der Infrastruk-tur für die Fußball-WM 2018 stek-ken, drohte ein Sprecher von Me-gafon. Auch die russische Postrechnet mit Millionenkosten, diefür die Aufrüstung ihrer 42000 Fi-lialen notwendig würden. Die Ko-sten wollen alle betroffenen Fir-men auf den Verbraucher umlegen.Anhänger des Oppositionellen

Alexej Nawalnyj haben für den 26. Juli eine Demonstration in Mo-skau angemeldet, da das Anti-Ter-ror-Gesetz gegen die verfassungs-mäßig garantierte Freiheit desInternets verstößt. Innerhalb weni-ger Tage haben 45000 Internetnut-zer eine an den Präsidenten ge-richtete Online-Petition gegen das„Jarowaja-Paket“ unterschrieben.Kommen 100000 Stimmen im Lau-fe eines Jahres zusammen, mussdie Regierung sich damit befassen.

Manuela Rosenthal-Kappi

Die Aberkennung des höch-sten rumänischen Ordensfür den EU-Abgeordneten

Laszlo Tökés durch Rumäniensdeutschstämmigen PräsidentenKlaus Johannis wegen Separatis-musvorwürfen erhitzt die Gemü-ter. Während die Deutschen seitder Wende 1989 das Land fast al-le Richtung Deutschland verlas-sen haben, sind die rund 1,2Millionen ungarischstämmigenSzékler in der Region Siebenbür-gen, die 1920 von Ungarn an Ru-mänien überging, fast alle geblie-ben.Die ungarische Regierung hat

ihnen bereits in Rumänien unga-rische Pässe gegeben. Dennochwerden jetzt Stimmen lauter, wel-che die Autonomie der Székler inRumänien fordern. Darin werdensie von der ungarischen Regie-rung unterstützt, die Tökes, denWortführer dieser Bewegung, miteinem Ehrenorden für dessen„Mut und Verdienste um die ru-mänische Revolution“ ausge-zeichnet haben. Die Ordensver-leihung erfolgte knapp zwei Wo-chen nachdem Tökés im Märzder „Stern Rumäniens“, die höch-ste Auszeichnung des Landes,aberkannt worden war. Tökéshatte ihn 2009 wegen seiner ent-scheidenden Rolle beim SturzCeausescus 1989 erhalten. DieAberkennung war vom Ehrenrat

der Ordensträger beschlossen,durch ein rechtskräftiges Urteildes Obersten Gerichts bestätigtund von Staatschef Johannis um-gesetzt worden. Grund dafür wa-ren Tökes’ Forderungen nach ei-nem Budapester „Protektorat“ fürdie Siebenbürger Ungarn gewe-sen. Die Aberkennung hat unterden rumänischen Ungarn, aberauch unter vielen Rumänen, zueinem Sturm der Entrüstung ge-führt. Als erster hatte nämlich Jo-hannis‘ erbittertster Gegner umdie Präsidentschaft, der Sozialde-

mokrat Victor Ponta, bereits imWahlkampf 2014 diese Ordensab-erkennung gefordert. Damit woll-te er wohl Johannis unter Drucksetzen, denn die Ungarn in Ru-mänien und die Rumänen imAusland waren die beiden Bevöl-kerungsgruppen, die Johannis2014 ins Präsidentenamt gehievthatten. Bei beiden Gruppen hatteer über 70 Prozent der Stimmenerhalten, im Landesdurchschnittaber nur 55 Prozent.Johannis war, obwohl er Lehrer,

also Staatsbeamter war, nie Mit-

glied der Kommunistischen Par-tei oder einer ihrer Jugendorgani-sationen. Dissident wie Tökeswar er allerdings auch nicht. Op-positionelle Tätigkeit wurde inRumänien viel härter verfolgt alsin allen anderen kommunisti-schen Staaten. „Ich war ein priva-ter Antikommunist“, schreibt Jo-hannis dazu in seiner Autobio-grafie.Als Tökés, einst ungarisch-re-

formierter Pfarrer im westrumä-nischen Temeswar, von dem ge-fürchteten Geheimdienst Securi-tate am 16. Dezember 1989 mitGewalt deportiert werden sollte,versammelten sich aus ProtestHunderte vor seiner Wohnung.Damit begann der Aufstand ge-gen Ceausescu und aus dem Auf-stand der Rumänenungarn wurdespäter der Aufstand der Rumä-nen. Es ist eine vollkommen ver-kehrte Welt in Rumänien: Kor-rupte Alt-Kommunisten wieAdrian Nastase, der Ziehvatervon Victor Ponta, behalten den„Stern Rumäniens“ und einemtatsächlichen Helden wird dieseAuszeichnung entzogen. Unter-stützung für diesen Schritt erhältJohannis aus Deutschland. SeinSchulfreund Bernd Fabritius, Prä-sident des Bundes der Vertriebe-nen und CSU-Bundestagsabge-ordneter, nimmt ihn auf seinerFacebook-Seite in Schutz. B.B.

Tökés begann 1989den Aufstand

gegen Ceausescu

Entehrung eines HeldenRumäniens Staatspräsident provoziert die Ungarn im Land

Protest gegen InternetzensurPutins Anti-Terror-Gesetz schießt übers Ziel hinaus

»Jarowaja-Paket« schränkt die

Religionsfreiheit ein

Nach dem missglückten Putsch: Gefangene Soldaten müssen sich öffentlich entkleiden Bild: Getty

Page 7: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

Nr. 29 – 22. Juli 2016 7

MELDUNGEN

Russland größterGetreideexporteur

Ohrfeige fürSigmar Gabriel

Moskau – Russland hat die USA alsgrößter Getreideexporteur der Weltabgelöst. Von Juli 2015 bis Juni 2016exportierte das Land fast 34 Millio-nen Tonnen Getreide, darunterknapp 25 Millionen Tonnen Wei-zen. Im Jahr zuvor hatten dieseWerte noch 30,5 beziehungsweise22 Millionen Tonnen betragen. EinGrund für die hohen Exportzahlenwar der günstige Kurs des Rubel.Allerdings trugen auch die hoheQualität des russischen Getreides,das wegen seiner vollständigenGentechnikfreiheit zunehmend ge-schätzt wird, und eine nicht zuletztden vermehrten Bemühungen umeinen Ausbau der Landwirtschaftzu verdankende Rekordernte zudiesem Ergebnis bei. T.W.W.

Düsseldorf – Das Oberlandesge-richt Düsseldorf hat die vonBundeswirtschaftsminister SigmarGabriel erteilte Ausnahmegeneh-migung für die Übernahme derSupermarktkette Tengelmanndurch Edeka als rechtswidrig be-wertet. Nach Auffassung der Rich-ter hätte Gabriel nicht entscheidendürfen. Er habe sich in dem Verfah-ren befangen und nicht neutral ver-halten. Damit dürfte sich der ge-plante Zusammenschluss um Jahreverzögern oder ganz scheitern. J.H.

Die langanhaltende Asylkrise hatMeinungsforscher aus den USAauf den Plan gerufen. Das PewResearch Center ging der Fragenach, wie die betroffenen Euro-päer die Auswirkungen der Im-migrationswelle einschätzen.

Hierzu befragte das nach demUS-amerikanischen Ölindustriel-len Joseph Newton Pew (1848–1912) benannte Meinungsfor-schungsinstitut mit Sitz in Wa -shington in den vergangenen Mo-naten Einwohner aus den zehnEU-Staaten Italien, Griechenland,Ungarn, Frankreich, Spanien, Po-len, Schweden, Niederlande,Großbritannien und Deutschland.

Eine der Kernaussagen der Stu-die ist, dass sich die oftmalsunterstellte „Ausländerfeindlich-keit“ der Deutschen anhand vonZahlen nicht belegen lässt. Ob-wohl die Bundesrepublik im ver-gangenen Jahr die meisten Asyl-sucher in Europa aufgenommenhat, sind hier die Sorgen um diewirtschaftlichen und sozialenAuswirkungen des Zustroms ver-gleichsweise gering.

Auf die Frage „Flüchtlinge stel-len eine Belastung für unser Landdar, weil sie uns Arbeitsplätzeund Sozialleistungen wegneh-men“, antworteten nur 31 Prozentder befragten Deutschen mit Ja.Im europäischen Durchschnittwar es dagegen rund die Hälfte,welche die entsprechende Sorgeteilte. Besonders kritisch ob derwirtschaftlichen und sozialenFolgen äußerten sich die Bürgerin Ungarn (82 Prozent), Polen(75 Prozent), Griechenland(72 Prozent) und Italien (65 Pro-zent). Erstaunlicherweise bejah-ten nur 48 Prozent der befragtenBriten die Frage, obwohl es imVorlauf des Brexit-Referendumszu erbitterten Kontroversen überden richtigen Kurs in der Asylkri-se gekommen war. Einen ähnlichgeringen Zustimmungswert wieDeutschland weist bei dieser Fra-ge nur Schweden auf, das in ab-soluten Zahlen nach der Bundes-republik die zweitmeisten Flücht-linge aufgenommen hat.

Noch größer als die Sorge vorden wirtschaftlichen und sozia-len Folgen der Masseneinwande-rung scheint die vor den Auswir-kungen auf dieSicherheitslagezu sein. In insge-samt acht derLänder äußerteder Umfrage zu-folge mehr alsdie Hälfte der Be-fragten die Befürchtung, dass dieinnenpolitische Lage „instabiler“geworden sei. In Ungarn gaben76 Prozent der Befragten an, dass

die Wahrscheinlichkeit einer „ter-roristischen Gefahr“ gestiegensei, in Polen waren es 71 Prozent.In Deutschland haben immerhin61 Prozent eine ausgeprägte „Ter-rorangst“. Auch in Großbritan-nien äußerte sich mehr als dieHälfte besorgt. In Frankreich, woes in den vergangenen Monatenzwei verheerende Anschläge ge-

geben hatte, waren dagegen nur42 Prozent dieser Meinung. DieForscher interpretieren das in derWeise, dass die gesellschaftliche

Debatte in Frankreich dazu ge-führt habe, dass die Menschen ei-nen differenzierteren Blick aufdie Ursachen der Anschläge hät-

ten. Sie würden eher zwischendem islamischen Terrorismusund „Bürgerkriegsflüchtlingen“trennen. Dieses mag den Franzo-sen umso leichter fallen, als sie –zumindest im Vergleich zumdeutschen Nachbarn mit seinerWillkommenskultur – kaum wel-che aufgenommen haben. Insge-samt, so heißt es in der Studie,

gebe es in den Köpfen der Euro-päer „aber eine sehr klare Verbin-dung zwischen der Flüchtlings-krise und der Terrorgefahr“.

U n t e r s u c h twurde auch dieFrage, ob der Zu-zug von Asylsu-chern in den Au-gen der einhei-mischen Bevöl-kerung deren Le-

bensqualität beeinträchtige. InDeutschland gaben immerhin31 Prozent der Befragten ein Ja zuProtokoll, lediglich 21 Prozent ga-

ben an, dass die Flüchtlinge ei-nen positiven Effekt bringen wür-den. Allerdings sagte rund dieHälfte, es sei noch zu früh, umsich ein Urteil zu bilden.Deutschland landet mit diesemProzentsatz etwa im Mittelfeldder Rangliste, die bei dieser Fragevon Griechenland angeführtwird. Dort sagten immerhin

63 Prozent, ihr Land sei durchdie Asylsucher weniger lebens-wert und nur rund zehn Prozentglaubten an einen positiven Ef-fekt. Selbst im gemeinhin als libe-ral geltenden Schweden glaubt le-diglich etwas mehr als ein Drittelder Befragten (36 Prozent) daran,dass der Zustrom die Lebensqua-lität erhöhe. Insgesamt herrschtdie Meinung vor, die endgültigenAuswirkungen der Völkerwande-rung seien bisher nur schwer ein-zuschätzen.

Dies gilt auch hinsichtlich derFrage, ob sich die Kriminalitätdurch den Asylsucherzustrom inden EU-Ländern erhöhen werde,denn auch hierzu wurde häufigdie Auffassung geäußert, es seifür eine Einschätzung noch zufrüh. 30 Prozent der Deutschenbejahten die entsprechende Fra-ge. An der Spitze stehen die Ita-liener mit 47 Prozent. In Polen,das bisher kaum Asylsucher auf-genommen hat, fürchten lediglich13 Prozent der Befragten eine Zu-nahme von Verbrechen.

Auch die Einstellung gegenü-ber religiösen Minderheiten wur-de untersucht. Moslems stoßenvor allem bei den Süd- und Ost-europäern auf Ablehnung. Einenegative Einstellung gegenüberdieser Religionsgruppe haben inItalien 82 Prozent, in Griechen-land 67 Prozent, in Ungarn64 Prozent und in Frankreich61 Prozent. In Deutschland sindes immerhin noch 40 Prozent.Vorbehalte gegenüber Juden hät-ten in der Bundesrepublik ledig-lich fünf Prozent. In Griechen-land seien es dagegen mehr alsdie Hälfte, was die Forscher mitder starken Verankerung der or-thodoxen Kirche erklären, die für78 Prozent der Griechen „eineganz starke Rolle“ spiele. InDeutschland hingegen erachtetenicht mal mehr ein Drittel „dasChristentum als wichtig“. Gene-rell lasse sich der Trend feststel-len, dass in eher „unreligiösenLändern“ die negativen Einstel-lungen gegenüber Andersgläubi-gen weniger stark ausgeprägtseien. Peter Entinger

Wie sehen es die Betroffenen?US-Meinungsforschungsinstitut befragte Europäer, wie sie die Folgen der Immigrationswelle einschätzen

Der Luftverkehr in die Tür-kei, in den Mittleren Ostenund nach Asien spielt für

die europäische Wirtschaft einegroße Rolle. Speziell die Türkeiund die Golfstaaten zählen zuden am schnellsten wachsendenLuftverkehrsmärkten. Trotzdemgibt es bislang noch keine ge-meinsame Regelung auf über-staatlicher Ebene. Stattdessen ha-ben Deutschland und die ande-ren EU-Mitgliedsländer aufzwischenstaatlicher Ebene Luft-verkehrsabkommen. Das soll sichnun ändern.

Zum ersten Mal wird die Euro-päische Union über sogenannteBlock-zu-Block-Abkommen ver-handeln. Der Europäische Rat fürVerkehr, Telekommunikation undEnergie erteilte der EU-Kommis-sion jetzt Mandate, mit der süd-ostasiatischen Staatengemein-schaft Asean (Association ofSouth east Asian Nations), denVereinigten Arabischen Emiraten(VAE), Katar und der Türkei Ver-handlungen aufzunehmen. Zielist ein besserer Marktzugang füreuropäische Fluglinien. Außer-dem strebt die EU-Kommissionhohe Standards in Bereichen wieSicherheit vor Anschlägen undGefahrenabwehr sowie Verbrau-cher- und Umweltschutz an. Ähn-liche Abkommen gibt es bereits

mit den Vereingten Staaten undKanada.

Der Entscheidung ging eine in-tensive Debatte voraus. So hattedas Europäische Parlament An-fang November 2015 in einer Re-solution Maßnahmen gegen dieSubventionen gefordert, welchedie Regierungen der ölreichenStaaten am Golf an ihre Flugli-nien zahlen. Die Parlamentarierforderten Sanktionsmöglichkei-ten für den Fall, dass ein Staat ge-gen die Abkommen verstößt. „Die

Fluglinien brauchen die Sicher-heit, in einem fairen Wettbe-werbsumfeld zu arbeiten, wäh-rend nicht-europäische Unter-nehmen die Regeln in der EU re-spektieren müssen“, sagte Mari-an-Jean Marianescu von der Eu-ropäischen Volkspartei. Aller-dings meinte Violeta Bulc, EU-Kommissarin für Verkehr, dassdie „angeblichen Subventionen“von Fluglinien aus den Golfstaa-ten und die daraus folgendenProbleme erst noch bewiesenwerden müssten. Allerdings gab

Bulc zu, dass Fluglinien ausAsien und dem Mittleren Osteneine starke Konkurrenz darstell-ten und meinte, dass zukünftigeVereinbarungen mit diesen Re-gionen Wettbewerbsverzerrungenverhindern sollten.

Genau darauf richten sich auchdie Hoffnungen der deutschenLuftverkehrsbranche. „Mit denLuftverkehrsabkommen sollte ei-ne weitergehende Liberalisierungdes Luftverkehrs begleitet undfortentwickelt werden. Bei derAushandlung von Luftverkehrs-abkommen muss allerdings zumeinen insbesondere auf ein Level-Playing-Field für die betroffenenUnternehmen geachtet werdenund zum anderen sind die Aus-wirkungen des Abkommens aufdie gesamte Luftverkehrsanbin-dung eingehend zu prüfen“, soClaudia Nehring, Sprecherin desBundesverbandes der DeutschenLuftverkehrswirtschaft.

Die Abkommen könnten sichpositiv auswirken. So schätzt dieEU, dass das Abkommen mit derTürkei bis 2023 bis zu 48000neue Arbeitsplätze generierenkönnte. Für die Asean-Staatenliegt diese Schätzung bei bis zu5700 neuen Arbeitsplätzen, undfür die Golfstaaten könnten bis2026 bis zu 8300 neue Jobs ent-stehen. Friedrich List

Sieben Jahre nach der miss-lungenen Privatfinanzie-rung des Nürburgrings

steuert Rheinland-Pfalz auf dasnächste Scheitern eines Investor-geschäfts zu. War es beim Nür-burgring noch der ehemaligeMainzer Ministerpräsident KurtBeck (SPD), der einem russischenKäufer auf dem Leim ging unddeswegen später zurücktretenmusste, so war es jetzt seineNachfolgerin Malu Dreyer (SPD),die einem chinesischen Finanz-investor beim Verkauf des ver-schuldeten Flughafens Hahn zuviel Vertrauen schenkte. Wäh-rend beim Ausbau des Nürbur-grings Steuergelder in Höhe vonbis zu einer halben Milliarde Eu-ro verloren gegangen sind, solljedoch bei dem zurückgezogenenVerkauf des Flughafens Hahn bis-lang kein materieller Schadenentstanden sein, weil der Landtagnoch hätte zustimmen müssen,tröstet man sich bei der MainzerRegierung. Nach dem geplatztenVerkauf des Flughafens Hahn willdie rheinland-pfälzische Landes-regierung Strafanzeige gegen denchinesischen Käufer, die Shang-hai Yiqian Trading (SYT), stellen.„Wir kündigen den Vertrag wegenarglistiger Täuschung“, sagte dieMinisterpräsidentin dem Süd-westrundfunk.

Der misslungene Flughafen-Deal ist für die junge Dreier-Ko-alition in Mainz, an der erstmalsseit Jahren auch wieder die FDPbeteiligt ist, eine schwere Bela-stung. Malu Dreyer hatte zwarüberraschend die Landtagswahlvom März gewonnen, konnteaber nur mit der zusätzlichenHilfe der FDP ihre rot-grüne Ko-alition weiterführen. Der ver-schuldete Flughafen im Huns-rück gehört zu 82,5 ProzentRheinland-Pfalz und zu 17,5 Pro-

zent Hessen. Während der klei-nere Koalitionspartner, die Grü-nen, sich hinter die Regierungstellte, schwieg die FDP zu-nächst. Die Freidemokraten ha-ben seit Mai die vollständige Zu-ständigkeit für die Wirtschafts-politik, aber auch für die Infra-struktur. „Diese Koalition istnicht die Fortsetzung von Rot-Grün, sondern ein neuer Politik-ansatz“, hatte der FDP-Vorsit-zende und WirtschaftsministerVolker Wissing nach Beginn derRegierungsschäfte großspurig

angekündet. Die dilettantischeDurchführung der Verkaufsver-handlungen sowie vor allem dieAufdeckung der kriminellen Ei-genschaften des Investors durchdie Medien und nicht durch dieLandesregierung könnte vor al-lem das wirtschaftspolitischeImage der FDP in der neuen Ko-alition und im Bund schädigen.

Die rheinland-pfälzischeCDU-Fraktion hatte zuvor einenMisstrauensantrag gegen Dreyereingebracht. In einer Sondersit-zung des Landtags warf dieCDU-Fraktionsvorsitzende JuliaKlöckner der Ministerpräsiden-tin Wählertäuschung bei derLandtagwahl im März vor. IhrZiel sei es damals gewesen, sicham Hahn Zeit zu kaufen, um„über die Wahl zu kommen“. Aufdie Argumentation der Regie-rung, man habe nach EU-Regelndie Pflicht gehabt, den Flugha-fen an den Meistbietenden zuveräußern, sagte Klöckner: „Ichkenne kein EU-Recht, das vor-schreibt, mit Betrügern Verträgezu schließen.“ Dreyer räumtezwar im Zusammenhang mitdem Verkauf „schlimme Fehler“ein, personelle Konsequenzenseien jedoch nicht notwendig.„Wir konnten rechtzeitig dieReißleine ziehen“, so Dreyer.

Bodo Bost

»Diese Koalition istnicht die Fortsetzung

von Rot-Grün«

FDP-Image in GefahrGeplatzter Verkauf des Flughafens Hahn schadet den Liberalen

Multi- statt bilateralEU strebt Luftverkehrsabkommen mit dem Osten an

ZwischenstaatlicheAbkommen sollen abgelöst werden

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:2.032.983.612.978 €Vorwoche: 2.027.529.127.590 €

Verschuldung pro Kopf:24.957 €Vorwoche: 24.890 €

(Dienstag, 19. Juli 2016, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Nach dem vermutlich islamistisch motivierten Terroranschlag von Würzburg: Abtransport derLeiche des Täters, eines „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings“ aus Afghanistan Bild: pa

Laut Meinungsumfrage sehen die Europäer»eine sehr klare Verbindung zwischen

der Flüchtlingskrise und der Terrorgefahr«

Page 8: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

FORUM8 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Während zu Beginn der gi-gantischen Zuwande-rungsströme letztes Jahr

noch viele Bundesbürger fröhlichdie Welcome-Refugees-Fahnenschwenkten und der Welt ihre Be-geisterung über Millionen neuerMitbürger eindrucksvoll deklarier-ten, hat sich das Bild inzwischendramatisch verändert: Angst liegtüber dem Land. Das ergab eine ak-tuelle Studie, die vor wenigen Ta-gen von der R+V-Versicherungveröffentlicht wurde. Da heißt es:„Terrorangst und politische Sorgen domi-nieren in diesem Jahr das Angstprofil.“Fast drei Viertel aller Bürger fürchtensich vor terroristischen Anschlägen. Mit67 Prozent ist eine weitere Sorge so hochwie nie zuvor: Sehr viele Deutsche be-fürchten, dass esdurch den weiterenZuzug von Auslän-dern zu Spannungenzwischen Deutschenund hier lebendenAusländern kommenkönnte.Diese Entwicklung war natürlich vor-

auszusehen, wenngleich viele Menschenlange für das Problem blind bleiben woll-ten. Denn nur allzu gerne folgt der ge-hirngewaschene „deutsche Geist“ liebervorauseilend dem Oberkommando, bevorer sich eine eigene Meinung, gegen denStrom, zutraut. Doch das Oberkommandoscheint die Macht nun zu verlieren, dieBürger werden zum Nach- und Selbst-Denken gezwungen. Dass der HebelAngst erst einmal zur Wirkung kommt,dürfte eine eher befreiende Konsequenzfür das Volk haben, das auf diesem Wegeerst in die notwendige Lage versetzt wird,Dogmen und Gesinnungsterror zu erken-nen und schließlich über Bord zu werfen.Diese Phase des Erkennens steht nun be-vor, und sie bahnt zunächst den Weg vonFurcht und Unsicherheit.Seit dem letzten Terroranschlag an der

Promenade Nizzas, wo der Attentäter ei-

nen Lkw durch eine arglose Menschen-menge steuerte und viele Besucher tötete,ist klar, dass sich zwei Gruppen auf die-ser Erde gegenüberstehen: Jene, die alle„Ungläubigen“ töten wollen, und der Restder Welt. Der „Plan“ geht auf: Angst brei-

tet sich aus. Niemand,der heute sein Hausverlässt, kann noch si-cher sein, dass ernicht Opfer eines kri-minellen oder sexuel-len Übergriffs wird,oder eines Terroran-

schlags. Dass mit dieser Gefahr, die heutein der Überzahl von islamistischen Fun-damentalisten ausgeht, das Verständnisder Bürger für einreisende „Flüchtlinge“,die meist demselben Glauben angehörenwie die Täter, dramatisch sinkt, stellt erstdie wahre Gefahr für Frieden und Aus-kommen dar. Zumal nun auch Bundes-kanzlerin Angela Merkel, die sich überlange Monde hinweg einen feuchten Keh-richt um die innere Sicherheit Deutsch-lands scherte, kürzlich selbst zugab, dasssich unter den Millionen Einwanderern„einige Terroristen“ versteckt hätten.Unterdessen hatte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen schon imFrühjahr festgestellt, dass etwa 70 Pro-zent der Einreisenden keine gültigen Päs-se vorlegen würden.Es brodelt also mächtig im Staate – und

in den Seelen der Menschen. Vielenschwant, wie die Sache ausgehen muss.

Und die Angst steigt mit. Wer die Lageemotionslos von außen betrachtet (waseher unmöglich ist), der würde dennocherkennen können, dass diese Verände-rung nicht nur negative Folgen hat. Denn,abgesehen davon, dass der blindeMensch nun sehend werden muss, stelltsich gleichzeitig die notwendige Analyseüber das Gute und Böse in der Welt ein.Und zunehmend wächst die Erkenntnis,wie sehr der Vorsatz zum Schlechten(auch im eigenen Handeln) unseremschönen Globus schaden muss. Neue Ge-danken zu eigenem Verhalten gegenüberden Anderen stellen sich ein, wir begin-nen, uns und unser Verhalten öfter ausmoralischer Sicht zu bewerten. Und dasist auch gut so. Denn nur so kann Er-kenntnis darüber werden, dass wir so,wie es bislang ging, nicht weitermachenkönnen. Sondern dass wir zu Tugendenwie Rücksicht, Verantwortung und Näch-stenliebe gegenüber Mensch, Tier undNatur zurückkommen müssen: Es ist dieErkenntnis über die Schöpfungsgesetze,in denen wir Menschen uns bislang alsunwürdig erwiesen und fast ausnahmsloszerstört haben. Ganz im Gegensatz zuden übrigen Lebewesen, denen wir mitunserer egoistischen Art nur Not,Schmerzen und Elend zufügten.Wir Menschen stehen vor einer großen

Aufgabe und einer kaum beschreibbarenChance: Wir dürfen, angesichts wachsen-der Not auf der Erde, wieder gut werden.Wie geht das? Erstes Ziel ist es, die Binde

von den Augen zu reißen. Kritischer, vielkritischer, muss die Analyse zum derzei-tigen Geschehen werden über die Grün-de der Verwerfungen unserer schönenWelt. Wer abends den Fernseher ein-schaltet, um sich über tägliche Ereignissezu informieren, der soll getrost weiter-schlummern: Es sind politisch korrektePropagandameldungen, die von einemzerstörerischen System verordnet wer-den, um die Bevölkerung ruhig zu halten.Man muss nicht studiert haben, um diezahllosen Unterschlagungen deuten zukönnen, welche uns jeden Tag aufs Neuevorgesetzt werden. Oder wie war dasnoch an Silvester in zahlreichen deut-schenn und ausländischen Städten, alsein offenbar gesteuer-ter Sex-Mob auf tau-sende unserer Frauenund Mädchen losge-lassen wurde, dochbis heute nur stück -chenweise die gruse-ligen Details durch-sickern dürfen, um nur ein Beispiel vonunzähligen zu nennen? Also, Augen undOhren auf, kritisch werden, selbst prüfen!Dafür ist das Internet eine gute Quelle –und natürlich auch Zeitungen wie diese.Der andere, wichtige Punkt: Unbeirrbarfür das Gute und Wahre eintreten, ohneFurcht. Damit ist nicht ein sinnloses Mis-sionieren gemeint, sondern erste Kür istdie Reinigung im eigenen Denken undTun. Es ist das Konzept der Nächstenlie-

be, oder, wie Mutter stets mahnte:„Was Du nicht willst, das man Dirtu, das füg auch keinem andernzu.“ Wer das sich müht einzuhal-ten, wer seine Richtlinien in denzehn Geboten findet, der hat guteChancen, in die neue Zeit zu ge-langen. Denn eine neue Zeit stehtuns zweifellos bevor, wenn alleWirren, Schmerzen und Ängsteunter dem Zusammenbruch des al-ten Systems vergehen mussten.Noch ein Wort zur neuen Exi-

stenzfurcht der Deutschen: Angstist immer der schlechteste Begleiter.Denn Angst lähmt uns. Wir müssen wis-sen: Während der Mensch in Furcht ver-sinkt, lacht sich der Teufel ins Fäustchen,denn damit hat er uns im Griff und lenktuns, wohin er will. Wenn sie angeflogenkommt, diese hässliche, böse Angst, sichhineinbohrt in die Eingeweide, herauf-kriechen will bis zum Herzen und in denHals, so müssen wir in diesem Momentschon dagegen vorgehen. Denn unserfreier Wille steht weit über des TeufelsEinfluss, so, wie wir auch bei allen An-fechtungen und Verführungen uns ja stetsselbst entscheiden können zum Ja oderNein! Eine Sekunden-Entscheidung! Dasist das Pfund, mit dem wir wuchern sol-

len! Ein kurzes Gebetnach oben, um Kraftzu haben für diesesNein!, führt unsschon in die Schöp-ferkraft, mit der wirstark genug werden,um die Angst zu ver-

treiben. Wer dies beherzigt und darin nie-mals nachlässt, wird stark werden. Dieunbekämpfte Angst hingegen führt uns inDrangsal und Depression. Ein Blick nachoben, ein entschiedenes Nein!, Vertrauenin die Schöpferkraft, auch ein herzhaftesLachen, all das lässt uns erstarken: DerTeufel muss flüchten.Eine neue Zeit bricht an. Es liegt an

uns, wie viele Stunden wir der alten Welt,die in Angst liegt, noch widmen wollen.

Die Autorin: Eva Hermans Buch »Das Eva-Prinzip« erreichte 2006 hunderttausende Leser.

Weitere Bestseller über Medien, Familie, Mutterschaft und Spiritualität folgten. Die

ehemalige ARD-Moderatorin, die 1958 in Emdengeboren wurde, lebt in Hamburg.

Manchmal reicht der Blickauf wenige Quadratmeter

Grün, um ein ganzes Ökosystemzu begreifen: Die Berliner Klein-gartenkolonie „Frieden“ möchtekeine weiteren türkischstämmi-gen Familien mehr aufnehmen(siehe Seite 5). Man fürchtet umdas soziale Gefüge. Das Zu-sammenleben mit bereits ansäs-sigen Immigranten hat sich alsschwierig herausgestellt. Die ei-nen stören sich an Nachbarin-nen im Bikini und an derenbiertrinkenden Ehemännern,die anderen an Koloniebewoh-nern, die sich komplett abschot-ten und aus dem Vereinslebenausklinken.

In der Kleingartenkolonie„Frieden“ mögen Gemüse, Obstund Ziersträucher prächtig ge-deihen, ein kunterbuntes Multi-Kulti-Pflänzchen ist nicht dar-unter, und man muss sichnichts vormachen: Was dortnicht anwächst, wird auch an-derswo keine Wurzeln schla-gen. Wer Multi-Kulti will, erhältin der Praxis Parallelgesell-schaften – ob in der Kleingar-tenkolonie „Frieden“ oder inder Hochhaussiedlung neben-an. Es gibt kein Gewächs, andem ebenso schöne Blüten inPreußisch-Blau wie in Tür-kisch-Rot gedeihen. So etwassieht das Ökosystem nicht vor.

Störfall Bikini Von Frank Horns

Wer regiert Berlin?Von Norman Hanert

Im nächsten Jahrzehnt wird„jede Schule angefasst und sa-niert“, so lautet das Verspre-chen, das Berlins RegierenderBürgermeister Michael Müllerunlängst auf dem Wahlparteitagder SPD abgegeben hat. Solltedas Versprechen zur Schulsanie-rung als großer Wurf im Wahl-kampf gedacht gewesen sein, sokann dieser als gescheitert ange-sehen werden. Die Berliner SPDverharrt weiter in einem Umfra-getief. In der jüngsten Umfragezur bevorstehenden Abgeordne-tenhauswahl im September istdie SPD auf 21 Prozent abge-rutscht. Ein so niedriger Wertwurde in Berlin erst einmal, imSeptember 1999, gemessen.Je länger der Wahlkampf in

Berlin andauert, desto deut-licher wird, dass die SPD, aberauch ihr Koalitionspartner, dieCDU, mit Versprechen auf Stim-menfang gehen will, die in je-

dem gut geführten Gemeinwe-sen eigentlich als Selbstver-ständlichkeiten gelten. Funktio-nierende Bürgerämter, einehandlungsfähige Polizei oderdie Instandhaltung von Schulge-bäuden und Straßen solltennämlich eine Normalität darstel-len, die keiner großen Diskus-sion bedarf.Mehr noch. Dass sich die SPD

nun ausgerechnet mit dem The-ma Schulsanierung im Wahl-kampf profilieren will, provo-ziert bei den Bürgern geradezubestimmte Fragen: Wer hat inBerlin eigentlich in den letztenJahren die Regierungsverant-wortung getragen? Welche Par-tei besetzt seit nunmehr fastzwei Jahrzehnten das Bildungs-ressort und fast genauso langedie ebenfalls an dem BerlinerSchul-Desaster beteiligten Res-sorts für Stadtentwicklung undFinanzen?

Schaler NachgeschmackVon Michael Leh

Jedweder Extremismus ist zubekämpfen. Das gilt auch fürExtremismus im Internet,das kein rechtsfreier Raum

sein darf. Zu wenig wird dage-gen getan, dass das Internet vonin- und ausländischen Extremi-sten für Hetze, Verleumdung so-wie zur Propagierung und Ver-herrlichung von Gewalt miss-braucht wird. Dass die Polizeiunter Leitung des Bundeskrimi-nalamtes (BKA) am 13. Juli ei-nen „Bundesweiten Einsatztagzur Bekämpfung von Hass -postings“ veranstaltete, war da-her erfreulich und richtig.Allerdings richtete sich die

konzertierte Aktion von mehrals 25 Polizeidienststellen in 14Bundesländern offensichtlichnur gegen Rechtsextremisten.„Der bundesweite Einsatztag

dient auch der Sensibilisierungder Bürgerinnen und Bürgerbeim Umgang mit rechtsgerich-teten Äußerungen in sozialenNetzwerken. Wer im Internetauf Hasspo-stings stößt,sollte Anzeigebei der Polizeierstatten“, er-klärte das BKA.Von linksextre-men „Hasspos-tings“, die es ebenfalls in großerZahl gibt, war keine Rede. Das hinterlässt einen schalen

Nachgeschmack. Man fragt sich,ob je eine ähnliche Aktion ge-gen Linksextremisten stattfin-den wird. Das Bundesinnenmi-nisterium (BMI) antwortete aufdie Frage der PAZ, warumnichts gegen die linksextreme

Internetseite „linksunten.indy-media“ getan werde, dass dasBundesamt für Verfassungs-schutz die Aktivitäten dieserInternetplattform „seit Jahren“

aufmerksam be-obachte. Das istes aber auchschon – diesenEindruck be-kommt man.Auch bei denGewalttätigkei-

ten in der Rigaer Straße in Ber-lin konnten Linksextremistenunentwegt „linksunten.indyme-dia“ für Hassreden und zurUnterstützung von Gewalttäternnutzen.Die Frage der PAZ, wieso seit

2010 (!) die linksextreme Publi-kation „Prisma“ auf dieser Inter-netseite stehen kann, ließ das

BMI unbeantwortet. „Prisma“wurde als Printausgabe von derStaatsanwaltschaft beschlag-nahmt, weil in dem Heft zuStraftaten (wie etwa das Umsä-gen von Strommasten oder dasAnzünden von Autos) angeleitetwird. Nach der Beschlagnahmestellten die Linken das Heft ein-fach ins Internet. Die Frage derPAZ, ob es vielleicht technischeProbleme gäbe, gegen „linksun-ten.indymedia“ vorzugehen,ließ das Bundesinnenministe-rium ebenfalls unbeantwortet.„Bitte haben Sie Verständnis,dass sich das BMI zu Fragestel-lungen, die sich auf etwaige Ver-botsmaßnahmen beziehen,grundsätzlich nicht im Vorfeldäußert“, lautete die pauschaleAntwort. Hier wird wohl weiternur „beobachtet“.

Durchforstet im Auftrag vonJustizministerHeiko Maas das Internet auf der Suchenach Hass-Einträ-gen – allerdingsnur nach solchenvon rechts: Anetta Kahane,Vorstandsvorsit-zende der Ama-deu AntonioStiftung

Bild: pa

Aktion nurgegen rechtsextremeHasskriminalität

Frei gedacht

Deutschland in Angst:Fürchtet Euch nicht!

Von EVA HERMAN

Die Kolumne: Zwei Publizisten reden Klartext.Immer abwechselnd, immer ohne Scheuklappenund immer exklusiv in der PAZ. Dem Zeitgeist„Gegenwind“ gibt der konservative Streiter

Florian Stumfall. „Frei gedacht“ hat Deutschlandsberühmteste Querdenkerin Eva Herman.

Page 9: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

KULTUR Nr. 29 – 22. Juli 2016 9

Die Schlossfestspiele Schwerinpräsentieren sich diesen Sommermit „Aida“ dem Publikum. Nachder gelungenen Premiere am8. Juli stehen bis zum 14. Augustnoch jeweils donnerstags bissonntags insgesamt 22 Auffüh-rungen auf dem Spielplan.

Bei einer Veranstaltung unterfreiem Himmel sind die Gedan-ken aller Beteiligten in ersterLinie beim Wetter. Ganzbesonders in diesem Jahr, wo derHimmel seine Schleusen immerwieder weit öffnet. Während beider Derby-Woche auf der Galopp-rennbahn in Hamburg-Hornwegen wolkenbruchart igenRegens rund zwei Stunden vorBeginn der Veranstaltung derkomplette Renntag am Freitagabgesagt werden musste, hattenim gut hundert Kilometer entfern-ten Schwerin rund zwei Stundenvor der Premiere von „Aida“ dieRegenfälle nachgelassen. Zwartröpfelte es bei der Aufführung aufdem Alten Garten noch ab und zu.Doch als auch der letzte Zuschau-er sein Regencape in Form gezupfthatte, verzogen sich die Wolkenund gaben zeitweise sogar denBlick auf die Sterne frei.Die 1993 im Hof des Märchen-

schlosses der MecklenburgerHerzöge ins Leben gerufenenSchlossfestspiele des Mecklen-burgischen Staatstheaters Schwe-rin zogen 1999 von der Schlossin-sel aufs Festland, genauer gesagtin den Alten Garten, den geräumi-gen Platz vor Museum und Thea-ter gleich gegenüber. Auf demSpielplan stand auch damals„Aida“ von Giuseppe Verdi. Die große Freitreppe des

Museums und seine markanteklassizistische Säulenfassade lie-ferten dazu die perfekte Bühne.Die aufwendige Inszenierung inhistorischen Kostümen samteiner ganzen Menagerie aus Ele-fanten, Kamelen und Pferdenunterm Sattel und vor dem Streit-wagen ist bis heute unvergessen,ja geradezu legendär.

Die Neuinszenierung 17 Jahrespäter muss diesen Vergleich aus-halten. Georg Rootering, derbereits in den Vorjahren „Nabuc-co“ und „La Traviata“ in Schwerininszenierte, versucht aber garnicht, daran anzuknüpfen. Er prä-sentiert ein anderes Konzept, dasdie aktuelle Lage in Ägypten undseinen Nachbarländern mit ein-

bezieht. Dabei wird der Auf-marsch der Bühnenarmee durchProjektionen aktueller Bilder vonMassendemonstrationen, moder-nem Kriegsgerät, Ölfeldern undeinem rot gefärbten Nil flankiert. Verdi hatte die Geschichte der

Liebe zwischen dem ägyptischenFeldherrn Radamès und deräthiopischen Sklavin Aida ineiner fiktiven Zeit um 1550 v. Chr.angesiedelt, als sich die Ägyptertatsächlich mit den Äthiopiernbekriegten. Die Wirklichkeit

nachbilden wollte er allerdingsnicht. Dennoch konnte auch ersich der aktuellen Politik nichtentziehen und ließ unter demEinfluss des Deutsch-Französi-schen Krieges im Sommer 1870den Librettisten die Verse imberühmten Triumphmarsch fol-gendermaßen abändern. „Wirhaben gesiegt mit Hilfe göttlicher

Vorsehung. Der Feind hat sichergeben.“ Damit zitierte Verdiwörtlich aus dem Telegramm despreußischen Königs und späterenKaisers Wilhelm I. Rootering zitiert eine machtha-

bende Generalität. Dazu lässt erden Pharao von Ägypten in ent-sprechender Uniform auftretenund aus dem Off auf die Bühneprojizieren. Amneris, seine Toch-ter und Rivalin Aidas um dieLiebe Radamès’, präsentiert sichdabei weiterhin prinzessinnenhaft

historisch. Ein Mix, der sich in dergesamten Kostümierung fortsetzt.Die ägyptische Armee steckt inmodernen Uniformen samt Pisto-lengürteln, die äthiopischenGefangenen in orangefarbenenGuantanamo-Overalls, der Chorin feinen Seidenkleidern, die andie 20er Jahre erinnern, die Prie-sterschaft in herrlichen, historisie-

renden Phantasiekostümen, dieder Wind zum Schwingen bringt. Was die Kulissen betrifft, bleibt

sich Romaine Fauchère ihrermodernen geometrischen Linien-führung, wie schon in „Nabucco“und „La Traviata“, treu. Bei „Aida“wird die inzwischen eigenständi-ge Bühne, unter der das Orchesterseinen Platz hat, von Pfeilernbeherrscht, welche die Säulenfas-sade des dahinter liegendenMuseums in genialer Weise dou-blieren. Auf den Elefanten wollte

man allerdings auch 2016 nichtverzichten. Trotz lautstarker Pro-teste von Tierschützern bis kurzvor der Aufführung, die Wildtierelieber in Freiheit sehen möchten.Dabei war die inzwischen 31-jäh-rige Elefantendame Mala, dieihren viel diskutierten kurzenAuftritt beim Triumphmarsch hat,in den 80er Jahren als Waisenkind

nach Deutschland gekommen,nachdem ihre Herde durch Wil-derer aus Simbabwe abgeschos-sen worden war. Mit ihrem Gebie-ter Sonni Frankello zeigt sie ruhigund brav ihre Kunststücke, verla-gert ihre vier Tonnen auf dieHinterbeine, kniet im Kompli-ment und zieht danach stolz undzufrieden wieder von dannen.Den über 200 Künstlern stiehlt

sie nicht die Schau. Denn mit gla-mourösen Massenszenen undeiner bisher nicht erreichten Ton-

qualität setzt Schwerin mit deraktuellen „Aida“-Inszenierungnach einem kraftvollen „Nabucco“und einer etwas schwächelnden„La Traviata“ wieder ein musikali-sches Ausrufezeichen. Entspre-chend der Idee der Schlossfest-spiele, Künstler aus der ganzenWelt nach Schwerin zu holen, sinddiesmal Sänger unter anderemaus Tunesien, Südafrika, Italien,Spanien, Südkorea, Syrien, Russ-land, Österreich, Griechenland,Kanada und Australien dabei. Gefeierter Star des ersten

Abends war die Sopranistin Yan-nick-Muriel Noah aus Madagas -kar als Aida, die in dieser Rollebereits erfolgreich durch Europatourte. Mit opulenter Lyrik undintensiver Darstellung überzeugtesie auch in Schwerin das Publi-kum. Auf stimmlicher Augenhöhelieferte Aurore Ugolin alsAmneris mit kraftvollem Soprandie leidenschaftliche Gegenspie-lerin, die auch in den langenSolopartien überzeugte. Als stimmgewaltiger Bariton

beeindruckte Krum Galabow ausBulgarien in der Rolle des Amo-nasro, Aidas Vater, besonders indem berühmten Duett mit seinerTochter. Und der Tenor SteffenSchantz aus Bad Saulgau über-zeugte als Radamès vor allem amSchluss. Ob dieser allerdings wiehier in Mord und Selbstmordenden muss, sei dahingestellt.Vorgesehen hatte Verdi diese Fas-sung nicht.Mit „Aida“ beendet auch Gene-

ralintendant Joachim Kümmritzseine Arbeit nach 37 Jahren amMecklenburgischen StaatstheaterSchwerin. Er bleibt jedoch weiter-hin Intendant vom Theater Neu-brandenburg/Neustrelitz, wo amFreitag zeitgleich auf demSchlossberg „Im weißen Rössl“Premiere feierte (bis 31. Juli) undleitet als Interimsintendant seitKurzem auch das VolkstheaterRostock. Helga Schnehagen

Infos und Karten: www.meck -lenburgisches-staatstheater.de

Aida mit Elefant in SchwerinGlamouröse Inszenierung der Verdi-Oper schlägt den Bogen von der Antike in die Gegenwart

Vor prachtvoller Kulisse: Aida-Aufführung in Schwerin 2016 Bild: Silke Winkler

Trauriges Ende eines GeniesVerarmt und vergessen: Vor 275 Jahren starb Antonio Vivaldi

Zu Gold gestolpertFilm über Jesse Owens verrennt sich bei Olympia 1936 in Berlin

Die „Vier Jahreszeiten“ sindMusikliebhabern wieGelegenheitshörern heute

so bekannt und vertraut wie kaumein anderes Werk der klassischenMusik. Doch über Jahrhundertehinweg wollte niemand etwasvom Schöpfer dieser Komposi-tion, Antonio Vivaldi, hören. Erstnach seinem 250. Geburtstagbeschäftigen sich Musiker undMusikwissenschaftler intensivermit Vivaldis Kunst und stelltenfest, wie wertvoll sie war. Grundwar ein verarmtes Kloster im Pie-mont, das 1926 seinen Dachstuhlleerräumte und in den Resten deralten Bibliothek 14 Bände mit bis-lang unbekannten Kompositionenfand. Seither ist Vivaldi wieder inaller Ohren.Antonio Lucio Vivaldi kam am

4. März 1678 in Venedig zur Welt– damals eine der pulsierendstenMetropolen Europas. Von seinemVater, einem Violinisten an derMarkus-Kirche, lernte er das Gei-genspiel. Allerdings beließ man esnicht beim musikalischen Trai-ning, denn die Eltern ließen ihrenSohn bald an den Kirchen SanGeminiano und San Giovanni inOleo zum Priester ausbilden.1703 wurde Vivaldi zum Priestergeweiht, doch Zölibat und Mes-sen lesen waren seine Sachenicht. Lieber unterrichtete er am„Ospedale della Pietà“, einem dervier berühmten venezianischen

Waisenhäuser für Mädchen, indenen musikalische Begabungenintensiv gefördert wurden. Diemusikalisch ausgestalteten Gottes-dienste in diesen Ospedali kamenbeinahe öffentlichen Konzertengleich und gehörten nach denBerichten musikalisch interessier-ter Venedigreisender zu denAttraktionen des europäischen

Musikbetr iebs . WachsendenRuhm erntete Vivaldi durch virtu-ose Konzerte vor erlauchtemPublikum und schrieb Oper aufOper, von denen heute nur 22 Par-tituren erhalten geblieben sind.Mitte der 20er Jahre des

18. Jahrhunderts erlebte Vivaldiden Höhepunkt seines Erfolgs. Ergab umjubelte Gastspiele in Wien,Paris, Mantua und Prag. Den

Abstieg ins Vergessenwerden lei-tete ein Standesgenosse, ein Kleri-ker, ein. 1737 übernahm der erz-konservative Kardinal Ruffo inVenedig das Kommando über dieöffentliche Ordnung und machteSchluss mit Maskenbällen, locke-ren Sitten und Opern schreiben-den Priestern. In Italien um Ansehen und Ein-

kommen gebracht, suchte deralternde Komponist eine neueZukunft in Wien, hoffte dort aufeine Anstellung in der HofkapelleKarls VI. Doch als Vivaldi hiereintraf, stand den Habsburgernder Sinn nicht mehr nach Musik.Karl VI. war tot, der Österreichi-sche Erbfolgekrieg hatte begon-nen, Nur ein Jahr später starbVivaldi völlig verarmt, völlig ver-gessen und wurde noch am sel-ben Tag, dem 28. Juli 1741, aufdem Spittaler Gottesacker in Wienmit kleinem Geläut beerdigt. Trotz der überragenden Qualität

seines Werkes – über 450 Concer-ti und 45 Opern – und VivaldisBestrebungen, es zu verbreiten,wurde nur ein Bruchteil zu seinenLebzeiten veröffentlicht. Die mei-sten Kompositionen wurdennach seinem Tod entdeckt. Seine„Vier Jahreszeiten“ sind heute sobekannt wie Mozarts „KleineNachtmusik“, und jeder mag prü-fen, ob sich nicht auch das eige-ne Handy mit Vivaldi-Klängenmeldet. Andreas Guballa

Kaum stehen die Olympi-schen Spiele von Rio deJaneiro vor der Tür,

erinnert vom 28. Juli an im Kinoein Film an das sportliche Groß-ereignis von Berlin vor 80 Jahren.In „Zeit für Legenden“ bilden dieSpiele von 1936 den Rahmen, umdie US-Leichtathletik-LegendeJesse Owens ins heldenhafte Bildzu setzen. Aus US-Sicht stahl dasdunkelhäutige Wunderkind mitseinen vier Goldmedaillen Hitlerund Co. die Schau, die sich Sie-gertypen ganz anders vorstellten. Mit seiner Heroisierung des

Jesse Owens gewinnt man denEindruck, als wollte RegisseurStephen Hopkins zum monumen-talen Olympia-Film von Leni Rie-fenstahl in propagandistischeKonkurrenz treten. Die deutsche

Regisseurin taucht als Filmfigur –gespielt von der HolländerinCarice van Houten – alle naselangauf, und gemeinsam mit demdeutschen Weitspringer Carl„Luz“ Long (David Kross), derOwens mit einem Taschentuch alsAbsprungmarke mit zum Goldverhalf, ist sie eine der wenigenDeutschen, die nicht als Karikaturauftreten. Joseph Goebbels, sonstein redegewandter Mann, wirdhier zum Schweigen gebracht.Denn die Riefenstahl spricht fürihn. In anderen heiklen Dingen ist

der zum Teil im Berliner Olym -piastadion gedrehte Film indesum Differenzierung bemüht.Während der vom Kanadier Ste-phan James gespielte Owens nachdem Training in seiner Heimat die

Umkleidekabine verlassen muss,sobald weiße Sportler auftau-chen, wundert er sich, dass es imdeutschen olympischen Dorfkeine Rassentrennung gibt. Hierfühlt er sich wohler als in denUSA. Das tat auch Avery Brunda-ge (Jeremy Irons), der sich als Mit-glied des nationalen olympischenUS-Komitees gegen einen Boykottder Spiele aussprach und dafürvon Goebbels mit dem Auftragzum Bau der deutschen Botschaftin Washington belohnt wurde. Traditionell öde sind auch

Sportlerbiografien. Nimmt manden Film zum Maßstab, wäreOwens nie zu Gold gelaufen: Erkommt nur langsam aus denStartlöchern, nimmt nie richtigFahrt auf und stolpert über dieHistorie ins Ziel. H. Tews

Olympia-Legende Jesse Owens (Stephan James, r.) im Film Bild: SquareOne/Universum

Antonio Vivaldi Bild: Archiv

Page 10: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

10 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Vor 175 Jahren siegte die er-ste funktionsfähige preußi-sche Lokomotive aus der

Maschinenfabrik von August Bor-sig in einem spektakulärenWettrennen von Berlin nach Jüter-bog über ein Modell von Stephen-son und zerstörte dadurch denMythos von der englischen Über-legenheit im Dampflokbau.Mit Beginn der industriellen Re-

volution wuchs in Preußen schlag-artig der Bedarf an Dampfmaschi-nen für die vielen Öl- und Säge-mühlen sowie Textilfabriken undZuckersiedereien. Hierin erkannteder frühere Breslauer Zimmer-mann und nunmehrige Maschi-nenbauer August Borsig seine gro-ße unternehmerische Chance undhandelte dementsprechend. UnterEinsatz sämtlicher Ersparnisse inHöhe von 8500 Talern kaufte er imNovember 1836ein Gewerbe-grundstück vordem Oranienbur-ger Tor in Berlin,um dort die Ma-schinenbauanstalt und Eisengie-ßerei A. Borsig zu etablieren. Diesebegann zum 1. Januar 1837 mit derProduktion von 116200 Schrau-ben für die Gleisanlagen der Ber-lin-Potsdamer Eisenbahn. Dashierzu erforderliche Startkapitalstammte vor allem vom wohlha-benden königlichen Hofkleider-

macher Johann Simon Freytag,weil die Banken dem 32-jährigenFirmengründer keinen Kredit ge-währen wollten.Anschließend ging Borsig, der

ab dem 22. Juli 1837 auch über ei-ne eigene Eisengießerei verfügte,zum Bau der so sehr nachgefragtenDampfmaschinen über. Außerdemkümmerte er sich nebenher nochum die Reparatur oder Wartungder britischen beziehungsweiseUS-amerikanischen Lokomotiven,die damals in Preußen im Einsatzwaren. In diesem Zusammenhangstudierte Borsig deren Konstruk-tion sowie die während des Betrie-bes zutage getretenen Mängel. Da-bei interessierten ihn vor allem diebeiden dreiachsigen Modelle vonWilliam Norris aus Philadelphianamens „Prussia“ und „Amerika“.Sie galten als recht zuverlässig,

konnten aber aus Borsigs Sichtdurchaus noch verbessert werden.Deshalb entwickelte der später

von einigen Wirtschaftshistorikernals „preußischer Japaner“ Apo-strophierte eine eigene Lokomoti-ve, indem er diverse wohlüberleg-te Änderungen an den Norris-Ty-pen vornahm, ansonsten jedoch

Bewährtes aufgriff. Heraus kamdabei 1840 die „A. Borsig“ mitdeutlich verlängertem Kessel so-wie optimierter Anordnung derAchsen und Antriebszylinder. Beidieser Kreation handelte es sichum die zweite in Deutschland er-dachte, gefertigte und dann auchzum Einsatz gekommene Lokomo-tive – nach der „Saxonia“ desDresdner Professors AndreasSchubert – und die erste, die inPreußen entstand, weil frühereVersuche gescheitert waren. Sowollten die Bergbeamten CarlHeinrich Eckardt und JohannFried rich Krigar in der König-lichen Eisengießerei englische„Dampfwagen“ mit Zahnradan-trieb nachbauen, stolperten aberzwischen 1816 und 1834 über diezahlreichen Tücken der Technik.Genauso erging es später Ludwig

Kufahl, dessen Ei-genkonstruktiontrotz erteilter Be-triebsgenehmi-gung als Fehl-schlag galt.

Dahingegen war Borsigs Loko-motive überaus gelungen. Sie ver-brauchte deutlich weniger Wasserund Brennmaterial als die auslän-dische Konkurrenz, konnte jedochmehr Kraft auf die Schienen über-tragen. Des Weiteren brillierte dieLok mit ihrer hohen Fahrstabilität,die aus der zusätzlichen Stützach-

se unter dem schweren Stehkesselresultierte. Ein entscheidenderVorteil war zudem die Möglichkeitder Befeuerung mit Holz – da-durch ließ sich viel von der teurenenglischen Steinkohle einsparen.Außerdem schätzten die Maschi-nisten die „A. Borsig“ wegen derleichten Feuer- und Dampfhaltungsowie der un-komp l i z i e r tenUmsteuerung desAntriebs wäh-rend der Fahrt.Um die trotz-

dem noch zögerlichen preußi-schen Bahnen zu überzeugen, diebei der Anschaffung von Lokomo-tiven lieber auf Altbekanntes setz-ten, schlug Borsig vor, ein Wettren-nen zwischen seiner Konstruktionund einem 1A1-Modell des engli-schen Marktführers Robert Ste-phenson and Company zu veran-stalten. Unverbürgten Berichtenzufolge soll der Unternehmer dasAngebot im direkten Gespräch mitdem damals neuen König Frie-drich Wilhelm IV. gemacht haben.Jedenfalls zeigte sich der Monarchklugerweise bereit, dem einheimi-schen Produkt eine Chance zu ge-ben.Daraufhin fand am 21. Juni 1841

die erste Probefahrt der Borsig-Lok auf einer Teilstrecke der Ber-lin-Anhaltischen Eisenbahn-Ge-sellschaft zwischen Berlin und

Großbeeren statt. Diese verlief oh-ne jeden Zwischenfall, weshalbdie „Vossische Zeitung“ hernachvoller Euphorie schrieb, mit derDemonstration der Funktions-tüchtigkeit der „VaterländischenLokomotive“ sei „denn nun derBeweis geliefert, daß wir die Loko-motive nicht übers Meer zu holen

haben, und eine Fabrik unsererVaterstadt (Berlin) hat sich denRuhm erworben, uns in dieser Be-ziehung völlig zu emancipieren.“Kurz darauf, am 1. Juli, war dieeingleisige Strecke zwischen demAnhalter Bahnhof und Jüterbogfertiggestellt, so dass die Wettfahrtüber 68 Kilometer oder neunpreußische Meilen führen konnte.Das Spektakel startete in der

Frühe des 24. Juli 1841. Zuvordurchlebte die Borsigsche Truppefreilich noch einige höchst bangeMomente, denn ihre Lokomotivestreikte plötzlich. Schließlich fan-den der Konstrukteur und seinWerkmeister Müller die Ursache.Entweder handelte es sich dabeium einen zu fest gespannten An-triebskolben oder um lose sitzen-de Bolzen in der Schiebersteue-rung – die Quellen vermelden

hierzu Widersprüchliches. Auf je-den Fall roch das Ganze sehr nachSabotage seitens der Konkurrenz.Andererseits gewährte der engli-sche Lokführer Robson den Deut-schen dann in höchst sportsmän-nischer Manier zehn MinutenVorsprung. Doch die Dampflokaus Preußen kam nicht etwa nur

um diese Zeit-spanne eher inJüterbog an, son-dern lag am Zielsogar 20 Minutenvor dem Gegner

von der Insel, was der persönlichanwesende Stephenson mit un-gläubigem Erstaunen quittierte.Durch diesen grandiosen Sieg,

der ihm den Roten-Adler-OrdenIV. Klasse eintrug, begründeteBorsig seinen Ruf als „Lokomotiv-König von Berlin“. Naheliegender-weise kaufte die Berlin-Anhalti-sche Eisenbahn-Gesellschaft nundas Gefährt, das sich dergestaltblendend bewährt hatte. Demfolgte der kometenhafte Aufstiegdes Borsigschen Unternehmenszum Fast-Monopolisten in Preu-ßen. So stammten 1854 bereits 67der 69 von den verschiedenenBahnunternehmen im Königreicherworbenen Lokomotiven ausdem Werkskomplex in der Chaus-seestraße, der im Volksmund baldnur noch „Feuerland“ hieß.

Wolfgang Kaufmann

GESCHICHTE & PREUSSEN

Preußisch-britisches Rennen von Berlin nach JüterbogVor 175 schlug August Borsigs erste Lokomotive das 1A1-Modell des englischen Marktführers Robert Stephenson and Company

Mit seinem Sieg begründete August Borsig seinen Ruf als »Lokomotiv-König von Berlin«

Der »preußische Japaner« optimierte die US-Vorbilder von William Norris

Das erste direkt übertragene SchiffsunglückVor 60 Jahren sank das italienische Passagierschiff »Andrea Doria« nach einer Kollision mit der schwedischen »Stockholm«

Vor den Augen der amerikani-schen Fernsehzuschauer sank deritalienische Luxusliner „AndreaDoria“ am 26. Juli 1956 nach derKollision mit dem schwedischenPassagierschiff „Stockholm“ aufden schwarz-weißen Bildschir-men. Es war das erste großeSchiffsunglück, das direkt über-tragen wurde. Die Katastrophen-berichterstattung hatte ihren Wegdirekt in die Wohnzimmer gefun-den.

Nach dem Zweiten Weltkriegwurden weltweit wieder neue Lu-xusschiffe in Auftrag gegeben. DieReederei Italia schickte im Januar1953 die „Andrea Doria“, benanntnach einem genuesischen Admi-ral, auf der Transatlantikroutezwischen Genua und New Yorkauf Jungfernfahrt. Sie war die er-ste Repräsentantin des ultramo-dernen Nachkriegsdesigns mitstromlinienförmigem Aussehen,einem flachen Schornstein undsehr elegantem Interieur. Es gabim Heck auf drei verschiedenenDecks stufenartig angelegt dreiverschiedene Schwimmbäder –für jede Klasse eins – und fürKunstwerke und Ausstattungsde-kor, darunter auch eine lebens-große Bronzestatue des Admirals,wurden über eine Million US-Dollar ausgegeben. Die „AndreaDoria“ war ein beliebtes, fast im-mer ausgebuchtes Schiff, das ge-rade die 100. Überfahrt vollbrachthatte. Mit ihrem doppelwandigenRumpf und den wasserdichtenSchotten galt sie als sehr sicheresSchiff. Auf ihrer letzten Reise von Ge-

nua nach New York befanden sich1134 Passagiere und 572 Besat-zungsmitglieder an Bord. AmAbend des 25. Juli 1956 war die„Andrea Doria“ ihrem Ziel schonsehr nah, als sie vor der amerika-nischen Küste bei Nantucket inein dort nicht unübliches Nebel-gebiet kam. Von New York ausfuhr das kleinere Passagierschiff„Stockholm“ der Svenska Ameri-ka Linien (SAL) auf dem Weg zu-rück nach Göteborg in die Nebel-

bank ein. Beide Schiffe hatten Ra-dargeräte an Bord, die den Kolli-sionskurs anzeigten, es wurdenjedoch keine Funksprüche ge-wechselt. So kam es zu einerschweren Fehleinschätzung, dabeide den Ausweichkurs so wähl-ten, dass sie noch näher aufeinan-der zusteuerten. Auch das letzteAusweichmanöver – ein weitererKurswechsel der „Stockholm“und die Beschleunigung der „An-drea Doria“ – brachte die Schiffenoch enger auf Kollisionskurs.Gegen 23.10 Uhr rammte die„Stockholm“ mit ihrem für die

Eisfahrt verstärkten Bug die „An-drea Doria“ mittig längsseits undschnitt sie auf zwölf Metern Tiefeauf. Dabei wurden nicht nur dieKabinen, sondern auch leereTreibstofftanks und wasserdichteAbteilungen beschädigt, sodassdas Schiff sofort in eine Schiefla-ge kam. Der Bug der „Stockholm“

war schwer zerstört und riss die„Andrea Doria“ beim Lösen nochweiter auf. Diese lief nach derKollision noch zwei Seemeilenweiter, bis siezum Halten kam.Erst durch die so-fort abgesetztenSOS-Rufe wurdeauf beiden Schif-fen der Name desjeweiligen Kolli-sionsgegners bekannt. Auf der „Andrea Doria“ war

durch die schwere Schlagseiteinnerhalb kürzester Zeit klar,

dass das Schiff evakuiert werdenmusste. Es waren zwar ausrei-chend Rettungsboote an Bord,allerdings konnten diese nur aufeiner Seite genutzt werden. ImGegensatz zum Untergang der„Titanic“ befanden sich jedochmehrere Schiffe in nächster Näheund konnten so mit den eigenen

Rettungsbooten unterstützen. Dasfranzösische Passagierschiff „Îlede France“ erhellte mit seinerAußenbeleuchtung die Unglücks-

stelle und nahmviele Passagiereund Besatzungs-angehörige auf,ebenso die „Stok-kholm“ und wei-tere Schiffe. Sokonnten 1662 ge-

rettet werden, aber 55 starben,davon sechs auf der „Stockholm“.Ein kleines Wunder war dasÜberleben der 14-jährigen Linda

Morgan, die bei der Kollision ausihrer Kabine auf der „Andrea Do-ria“ auf die „Stockholm“ ge-schleudert wurde und dort späterverletzt zwischen den Trümmerngefunden wurde. Die „AndreaDoria“ neigte sich immer weiterauf die Seite und sank langsam.Am 26. Juli 1956 um 10.09 Uhr

funkte die US Coast Guard denoffiziellen Nachruf. Der US-ame-rikanische Journalist Harry Traskgewann 1957 mit seinem vomFlugzeug aus aufgenommen Fotovom Untergang den Pulitzer-Preis. Nach der Rettung kam es in

New York zu Anhörungen überden Unfallhergang, um nach denVerantwortlichen zu suchen.Unerwartet gab es dann eineaußergerichtliche Einigung: Bei-de Reedereien hatten ihre eige-nen Schäden zu tragen, der beider „Andrea Doria“ immerhin

30 Millionen US-Dollar betrug.Außerdem zahlten sie in einenOpfer-Fonds ein. Allerdingswurde festgestellt, dass auf der„Andrea Doria“ nicht nach denüblichen Kollisionsverhütungs-regeln gehandelt worden warund sie zu schnell im dichtenNebel unterwegs war. Auch wa-

ren die leeren Brennstofftanksnicht mit Meerwasser geflutet,wodurch die sofortige Schlagsei-te und das Kentern begünstigtwurden. Später wurde mehrfachversucht, aus dem Schiff nochWertsachen zu bergen, darunterwaren ein fast leerer Tresor, dieSchiffsglocke und die Statue desnamengebenden Admirals. DasTauchrevier in etwa 70 MeternTiefe gilt jedoch als gefährlich,und im Laufe der Jahre starben16 Taucher. Die „Stockholm“ konnte New

York mit schwer zerstörtem Bugaus eigener Kraft erreichen. Nachder Reparatur fuhr sie noch bis1959 für die Svenska Amerika Li-nien und wurde danach an dieVEB Deutsche Seereederei ver-kauft. Als „Völkerfreundschaft“mit Heimathafen Rostock war sievon 1960 bis 1985 für etwa300000 Passagiere ein zeitweili-ges Zuhause auf hoher See. Wäh-rend der Kuba-Krise im Oktober1962 passierte die „Völkerfreund-schaft“ als einziges Schiff die US-Blockade und wurde danach imHafen von Havanna gefeiert. Derbekannte DDR-FernsehkapitänGerd Peters begann 1963 seinenautische Ausbildung auf demSchiff und musterte dort bis 1981immer wieder als Offizier undKapitän an. Nach dem Verkaufwechselte es die Namen ebensooft wie die Reedereien. Verwen-dungen als Unterkunft für Asy-lanten in Norwegen, Ausstel-lungsschiff in Lissabon und Be-schlagnahmung in Marseillewegen Insolvenz folgten, aberauch erneute Charter-Kreuzfahr-ten. 2016 ist die ehemalige „Stok-kholm“ unter dem Namen „Asto-ria“ wieder in Fahrt und kann alseines der dienstältesten Kreuz-fahrtschiffe der Welt den 68. Ge-burtstag feiern. Geradezu maka-ber mutet an, dass das Schiff, wel-ches das bis dahin größte undschnellste Passagierschiff derFlotte Italiens versenkte, zeit-weise (1993–2000) den Namen„Italia I“ beziehungsweise „ItaliaPrima“ trug. Britta Heitmann

Amerikas Fernsehzuschauer waren live dabei

Anders als bei der „Titanic“-Katastrophe war Hilfe relativ schnell zur Stelle: Aufnahme von Schiffbrüchigen der „Andrea Doria“

Bild

: Archiv

Page 11: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

PREUSSEN Nr. 29 – 22. Juli 2016 11

Dreiteilung statt Habsburgs HegemonieMit dem Vorfrieden von Nikolsburg versuchte Napoleon III. nach der Schlacht von Königgrätz, die Trias-Idee zu verwirklichen

Dass Reuters (bis zur Über-nahme durch Thomson)die größte internationale

Nachrichtenagentur der Welt war,dürfte bei vielen zum Allgemein-wissen gehören. Schon wenigerbekannt dürfte sein, dass derGründer ein gebürtiger Kasselerwar. Er wurde als Israel BeerJosaphat am 21.Juli 1816 geboren,nahm nach seinerKonversion zumChristentum imJahre 1845 denNamen Paul Ju-lius Reiter an undwurde 1871 durch den Herzogvon Sachsen-Coburg und Gothazum Freiherrn sowie zwei Jahredarauf von dessen SchwägerinVictoria zum Baron ernannt.Der Sohn eines jüdischen

Händlers und Rabbiners fing imGeschäft eines Onkels an, absol-vierte eine Banklehre, heirate eine

Bankierstochter und kaufte sich1847 in eine Buchhandlung ein.Während der 48er Revolution flohder Publizist als aufrührerischgeltender Schriften nach Paris.Dort arbeitete er als Nachfolgerdes späteren Gründers der erstendeutschen Nachrichtenagentur,Bernhard Wollf, als Übersetzer in

der französischenNachr ich tena-gentur AgenceHavas. Reuterhatte die Branchegefunden, in derihm schließlichder wirtschaftli-

che Durchbruch gelang. Reuter zeichnete sich durch Ge-

schäftstüchtigkeit sowie durchPfiffigkeit bei der Nachrichten-übermittling aus. Nachdem die er-ste Berliner Drahtleitung nach Aa-chen eingerichtet und die preußi-sche Regierung sie für den Privat-verkehr freigegeben hatte, er-

kannte Reuter die Marktlücke,welche die ÜbermittlungslückeAachen–Brüssel zwischen den Te-legraphenlinien Berlin–Aachenund Brüssel–Paris darstellte. 1850richtete er auf der rund 140 Kilo-meter langen Strecke zwischenden beiden Städten einen regel-mäßigen Brieftauben-Dienst ein. Schon früh hatten Reuter elek-

trische Experimente interessiert.Bereits während seiner Banklehrein Göttingen hatte er Carl Frie-drich Gauß und dessen Versuchemit elektrischen Übertragungs-möglichkeiten kennengelernt.Ähnlich wie der preußische Ge-neralstabschef Helmuth von Molt-ke das militärische erkannte Reu-ter das wirtschaftliche Potenzialder Telegrafie. Als gelernter Ban-ker spezialisierte er sich dabeiverständlicherweise mehr auf dieÜbermittlung von Wirtschafts- alsvon politischen Meldungen.Nachdem Großbritannien 1850

durch ein Seekabel von Calaisnach Dover an das kontinentaleNetz angeschlossen war, ließ Reu-ter sich endgültig in London nie-der, dessen Bedeutung als Welt-handelsplatz er richtig erkannte.Er gründete 1851 das „TelegraphicOffice“ aus dem über „Continen-tal Telegraph“ und „Mr. Reuter’sOffice“ schließlich 1865 „Reuter’sTelegram Company“ wurde. 1857nahm er die britische Staatsange-hörigkeit an.Ab 1865 betrieb Reuter zwi-

schen Großbritannien undDeutschland sogar ein eigenesSeekabel. 1869 ließ er das erstetransatlantische Kabel zwischenFrankreich und den USA verle-gen. Ob Brieftauben oder Seeka-bel, Reuter fielen immer wiederadäquate Mittel ein, um Nachrich-tenlücken zu überbrücken und In-formationen schneller zu machen.Die Welt fing schon damals an zu-sammenzuwachsen. Auch außer-

halb Italiens, auch außerhalbNordamerikas wollte man wissen,wie der Sardinische Krieg, wieder Amerikanische Bürgerkriegverlief. Reuter er-arbeitete sich denRuf, schnell zu-verlässige Infor-mationen zu lie-fern. Das ließensich die Wirt-schaft und dieMedien etwas ko-sten, womit Reu-ter wiederum eingroßzügiges Kor-respondenten-und Nachrichten-übermitt lungs-netz aufbauenund unterhaltenkonnte.1870 teilten Reuter und seine

beiden stärksten Konkurrenten –die Agence Havas, für die er einstselber übersetzt hatte, sowie das

von seinem Landsmann, Vorgän-ger bei der Agence Havas undvormaligen GlaubensbruderBernhard Wolff 1849 gegründete

Wolffsche Tele-graphenbüro –den internationa-len Nachrichten-markt unter ein-ander auf. Reuterübernahm dasEmpire mit Aus-nahme Kanadassowie die Nieder-lande und Ost-asien. Das Landseiner Geburt ge-hörte nicht zuReuters Teil derWelt. Und dasUnternehmen des

1899 in Nizza gestorbenen gebür-tigen Deutschen mit britischemPass wurde zum Inbegriff angel-sächsischer Informationspolitik.

M.R.

Zum einen wünschte PreußensMinisterpräsident Otto von Bis-marck eine Einmischung der an-deren, nichtdeutschen Groß-mächte in den Deutschen Kriegzu vermeiden. Zum anderen be-trachtete er den Bruderkrieg alseinen Kabinettskrieg und verfolg-te keine Kriegsziele, die einemVerständigungsfrieden mit Öster-reich im Wege standen. Das wa-ren gute Voraussetzungen für ei-nen schnellen Friedensschlussnach der von Preußen gewonne-nen Entscheidungsschlacht vonKöniggrätz.

„Wenn wir nicht übertrieben inunseren Ansprüchen sind undnicht glauben, die Welt erobertzu haben, so werden wir auch ei-nen Frieden erlangen, der derMühe wert ist. Aber wir sindebenso schnell berauscht wieverzagt, und ich habe die un-dankbare Aufgabe, Wasser in denbrausenden Wein zu gießen undgeltend zu machen, dass wirnicht allein in Europa leben, son-dern mit noch drei Mächten, dieuns hassen und neiden“, schriebBismarck sechs Tage nach derSchlacht von Königgrätz an seineEhefrau. Das mit dem Hass und dem

Neid war schon ein wenig über-trieben, aber in der Tat waren diedrei am Krieg nicht beteiligtenGroßmächte Großbritannien,Russland und Frankreich daraufbedacht, dass die Gewichtsver-schiebung im internationalenGleichgewicht durch den preußi-schen Sieg bei Königgrätz (siehePAZ Nr. 26) eben dieses europäi-sche Gleichgewicht der Groß-mächte nicht destabilisierte undsie selber marginalisierte. Eine besondere Rolle spielte

dabei Frankreich, dass seit derNiederlage Russlands im Krim-krieg die vorherrschende Machtauf dem Kontinent war. Ähnlichwie sein Onkel Napoleon I.legitimierte Napoleon III. seineHerrschaft nicht mit dem Gottes-gnadentum, sondern mit der Zu-stimmung des Volkes und sahsich deshalb mit der permanen-ten Notwendigkeit konfrontiert,seine Franzosen mit immer neu-en außenpolitischen Erfolgen beiLaune zu halten, was zu einerentsprechend interventionisti-schen Außenpolitik führte. Bis-marck wusste, dass sollte es Na-poleon III. gelingen, sich auch inden Deutschen Krieg einzumi-schen, Preußen bei Friedensver-handlungen mit Österreich nicht

nur dessen Interessen, sondernauch denen Frankreichs Rech-nung zu tragen hatte.Seinem Versuch, möglichst

schnell zu einer Verständigungmit dem Verlierer von Königgrätzzu kommen, stand Bismarcknicht zuletzt sein eigener Königim Wege. Wenn der Ministerprä-sident in dem obigen Zitat kriti-siert, dass „wir“ „ebenso schnellberauscht wie verzagt“ seien,meinte er damit an erster StelleWilhelm I. Im Rückblick spotteteBismarck später, dass es seinebeiden größten Schwierigkeitengewesen seien, seinen Herrenerst nach Böhmen hinein- undihn dann wieder herauszube-

kommen. Er meinte damit, dassder Souverän erst das Kräftemes-sen mit der zweiten deutschenGroßmacht nicht wagen, abernach dem Sieg von Königgrätzden Krieg nicht ohne einen Ein-zug in Wien und einen Siegfrie-den beenden wollte. Erst vomMonarchen nicht recht gewollt,war der Krieg nach Königgrätznun ein vermeintlich gerechter,der mit einer „Züchtigung“ desGegners zu enden habe. Als„Zuchtmittel“ schwebten demHohenzoller erhebliche Landab-tretungen des Habsburgerreichesund seiner Verbündeten an Preu-ßen vor. In diesem Falle von Mi-litär wie Kronprinz unterstütztsetzte sich Bismarck einmal

mehr letztlich gegen Wilhelm I.durch.Bismarck hatte jedoch kaum

eine Chance, Napoleon III. drau-ßen zu halten, denn dieserbrauchte sich gar nicht erst unge-fragt einzumischen. Das übernah-men die Österreicher für ihn. Wieschon vor dem Kriegsausbruchbeim österreichisch-fran zö si -schen Geheimvertrag vom 12. Ju-ni 1866 (siehe PAZ Nr. 22) warfensie sich auch im Krieg hilfesu-chend an die Brust des Franzosen.Schon einen Tag vor der Nieder-lage von Königgrätz hatte derösterreichische den französischenKaiser um Vermittlung gebeten.Drei Tage später sah sich Preußen

mit Napoleons Vermittlungsange-bot konfrontiert.Die Preußen schlossen es nicht

aus, nötigenfalls nicht nur gegenÖsterreich, sondern auch nochgegen Frankreich Krieg zu führen.Für diesen Fall setzte Bismarckauf ein Bündnis mit dem Nationa-lismus. Er hätte versucht, diedeutsche Nationalbewegung ge-gen Frankreich und die ungari-sche Nationalbewegung gegenÖsterreich zu mobilisieren. Aberentsprechende Planungen warenfür den Worst Case, also denschlimmstmöglichen Fall, vorge-sehen. Erst einmal ging Preußenauf Napoleons Vermittlungsange-bot ein. Damit war der Kaiser derFranzosen im Boot und Frank-

reichs Interessen von großer Be-deutung für den Fortgang derFriedensverhandlungen zwischenden beiden deutschenGroßmächten.Am 22. Juli 1866 wurde eine

fünftägige Waffenruhe beschlos-sen, um im preußischen Haupt-quartier in der südmährischenStadt Nikolsburg Friedensver-handlungen zu führen. Diesemündeten in den preußisch-österreichischen Vorfrieden vonNikolsburg vom 26. Juli 1866. DerPräliminarfrieden spiegelt primärdie Interessen des Siegers Preu-ßen und des Vermittlers Frank-reich wider und sekundär jeneÖsterreichs.

Preußens größter Kriegsgewinnbestand darin, dass Österreichnicht nur auf die Hegemonie inDeutschland verzichtete und dieAuflösung des von ihm geführtenDeutschen Bundes anerkannte,sondern darüber hinaus einerneuen Gestaltung Deutschlandsohne seine Beteiligung zustimm-te. Der Kaiserstaat wurde dafürnicht nur bei den finanziellenKriegsentschädigungsleistungen,sondern auch bei den Landabtre-tungen weitgehend geschont. DerStreit um den gemeinsamen Ge-winn aus dem Deutsch-Däni-schen Krieg von 1864 war ein An-lass für den Ausbruch des Kriegeszwischen Preußen und Österreichgewesen, und so musste das

Habsburgerreich auf seine An-sprüche auf diesen Gewinn zu-gunsten Preußens verzichten. VonVenetien hatte die Donaumonar-chie schon zuvor als Preis für Na-poleons Vermittlung gelassen. DieProvinz wurde an Italien weiter-gereicht und Preußen verpflichte-te sich, auf seinen italienischenVerbündeten einzuwirken, dass erdem Vorfrieden zustimmt.Auf Frankreichs Drängen ging

es zurück, dass das siegreichePreußen sich bei der Ausweitungnicht nur seines Territoriums,sondern auch seiner Interessens-phäre auf den Teil Deutschlandsnördlich des Mains beschränkte.Auch wurde auf französischen

Wunsch hin im Nikolsburger Vor-frieden die Trias-Idee wieder auf-gegriffen, sprich die DreiteilungDeutschlands in Preußen mit sei-ner polnischen Minderheit,Österreich mit seinen diversennichtdeutschen Minoritäten unddas sogenannte dritte oder reineDeutschland der deutschenMittel- und Kleinstaaten. Klassi-scherweise wird diese Idee in dengrößeren deutschen Mittelstaatenvertreten, nicht zuletzt in derHoffnung, dass das eigene König-reich dieses „dritte“, „reine“Deutschland leiten könnte. Dochauch unter den Franzosen, dieDeutschland so sehr „lieben“,dass sie froh sind, wenn es min-destens drei davon gibt, hat diese

Idee traditionell ihre Anhänger. Inder napoleonischen Zeit wurdesie mit Preußen, Österreich unddem Rheinbund verwirklicht. Na-poleon III. hoffte nun auf eineNeuauflage dieser Idee mit Öster-reich, dem von Preußen ange-strebten Norddeutschen Bundund einem irgendwie geartetensüddeutschen Bund, von dem dieFranzosen hofften, dass er zustan-de komme. So hatte sich Preußenim Vorfrieden von Nikolsburgausdrücklich damit einverstandenerklären müssen, dass die südlichder Linie des Mains „gelegenendeutschen Staaten in einen Vereinzusammentreten“. Frankreich und Österreich

überließen also Deutschlandnördlich der Mainlinie Preußen.Der preußische Kriegssiegermachte daraufhin in diesem TeilDeutschlands Tabula rasa nachdem Grundsatz: Die VerbündetenÖsterreichs werden annektiert,die eigenen Alliierten in den nunzu gründenden NorddeutschenBund genötigt. Eine Ausnahmebildete das gleichfalls nördlichder Mainlinie gelegene Sachsen.Auf Betreiben Franz Josephs undNapoleons hin, die sich für dasKönigreich verwendeten, wurdees nicht wie die anderen Verbün-deten Österreichs annektiert,sondern wie ein VerbündeterPreußens Mitglied des Norddeut-schen Bundes. Typisch für den Einfluss Napo-

leons, der bei internationalen Fra-gen gerne das demokratischeMittel des Plebiszits ins Spielbrachte, ist die Schluss desSchleswig-Holstein betreffendenArtikels III des Vorfriedens vonNikolsburg, in dem es heißt, „daßdie Bevölkerungen der nörd-lichen Districte von Schleswig,wenn sie durch freie Abstimmungden Wunsch zu erkennen geben,mit Dänemark vereinigt zu wer-den, an Dänemark abgetretenwerden sollen“.Als Napoleon Macht und Krone

im Deutsch-Französischen Krieglängst verloren hatte, kamen dieimmer noch regierenden Wilhelmund Franz Joseph überein, dieseVolksbefragung zu unterlassen.Diese Unterlassung war eineUnterlassungssünde. Ohne siewäre es 1920 den Siegern des Er-sten Weltkrieges nicht so leichtmöglich gewesen, unter Berufungauf das Selbstbestimmungsrechtder Völker die heute noch gültigeStaatsgrenze südlich der Volks-tumsgrenze zu ziehen.

Manuel Ruoff

GESCHICHTE & PREUSSEN

Verhandlungenzum Vorfriedenvon Nikolsburg: Außer Vertreternder Kriegspar-teien wie Bismarck (Mittestehend), dempreußischen Generalstabschef(links daneben)und Wilhelm I(rechts daneben)nahm an den Gesprächen auchder Botschafter Frankreichs inPreußen (links)teil.

Bild: Archiv

Ein gebürtiger Kasseler gründete ReutersMit dem Einsatz von Brieftauben zwischen Aachen und Brüssel fing der Aufstieg des Nachrichtenagentur-Gründers an

Paul Julius Reuter Bild: Archiv

Wie Moltke erkannteer das Potenzial der Telegrafie

Page 12: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

LESERFORUM12 Nr. 29 – 22. Juli 2016

VerführerZu: Imam verweigert sich der Kul-tur (Nr. 26)

Nun hat Joachim Gauck im Zu-sammenhang mit dem islamischenRamadan an einem gemeinsamenFastenbrechen in Berlin teilgenom-men. Er wollte damit ein Beispielgeben für islamisch-christliche Ge-meinsamkeiten. Das muss man sicherst einmal vergegenwärtigen: Einehemaliger Pastor nimmt an eineraußerchristlichen religiösen Hand-lung teil. Das könnte man als aktu-alisierten Baalskult betrachten, mitder Erinnerung daran, wie solch ei-ne Religionsvermischung in derGeschichte Israels den Zorn Gottesherausgefordert hat. Als Staatsober-haupt stellt sich Gauck an die Spit-ze derer, die das deutsche Volk ver-führen. Gauck ist der islamischenTaktik prompt auf den Leim gegan-gen. Es wird höchste Zeit, dass die-ses Irrlicht in der Versenkung ver-schwindet.

Gerhard Synowzik,Stadtoldendorf

Bestätigung

Bestellen Sie ganz einfach per Email

[email protected]

Das Ostpreußenblatt

[email protected]

Ich lese 4 Wochen kostenlos zur Probe (endet automa-tisch) und erhalte als Geschenk „20 Große Preußen“.

Preußische Allgemeine Zeitung.Die Wochenzeitung für Deutschland.Die Wochenzeitung für Deutschland.Die Wochenzeitung für Deutschland.Die Wochenzeitung für Deutschland.Preußische Allgemeine Zeitung.Die Wochenzeitung für Deutschland.Preußische Allgemeine Zeitung.Preußische Allgemeine Zeitung.

Kritisch, konstruktiv, Klartext für Deutschland.Die PAZ ist eine einzigartige Stimme in der deutschen Medien-

landschaft. Lesen auch Sie die PAZ im Abonnement und sichern

Sie sich damit unser spezielles Geschenk!

Gleich unter

040-41 40 08 42

oder per Fax

040-41 40 08 51

anfordern!

Unser Geschenk für ein Probeabo:

Die Lebensgeschichte 20 großer Preußen.

Jetzt 4 Wochen lang kostenlos die PAZ testen!

Als Dank für Ihr Interesse an einem Probe-Abo der PAZ, schenken wir Ihnen diese einzigartige Sammlung von Lebensgeschichten be-deutender Preußen. (endet automatisch)

Als Dank für Ihr Interesse *

*

Einfach anrufen oder absenden an:

Preußische Allgemeine ZeitungBuchtstraße 4 - 22087 Hamburg

Telefon: 040 /41 40 08 42Fax: 040 /41 40 08 51

[email protected]

Name/Vorname:

Straße/Nr.:

PLZ/Ort:

Email:

Geburtsdatum:

Telefon:

Zu: „Warum verspäten wir unsimmer?“ (Nr. 24)

Bestätigung findet der Beitragüber Stalins Angriffsplanung 1941durch den erfolgreichen Mitver-teidiger von Moskau, Generalleut-nant Andrej A. Wlassow (1901–1946). Im Juli 1942 war dieser alsOberbefehlshaber der durchStalin am Wolchow verheizten2. Stoß-Armee in Gefangenschaftgeraten. Eine Befragung fand am8. August im Offizierslager Winni-za/Ukraine statt. Wlassow gegen -über saß der einstige deutscheBotschaftsrat in Moskau, GustavHilger (1886–1965), der aufgrundder Aussagen des späteren Ober-befehlshabers der russischen Be-freiungsarmee festhielt: „Auf ei-nen deutschen Angriff wäre dieRote Armee nicht vorbereitet ge-wesen. Trotz aller Gerüchte überentsprechende deutsche Maß-nahmen habe in der Sowjetunionniemand an eine solche Möglich-keit geglaubt. Bei den sowjeti-schen Vorbereitungen habe mandie eigene Offensive im Auge ge-habt, dagegen seien die Defensiv-maßnahmen sehr im Rückstandegeblieben.“ Eingang fanden dieGesprächsnotizen im Kriegstage-buch des Oberkommandos derWehrmacht. Vincenz Oertle,

Teufen/Schweiz

Vor dem Karren

Leserbriefe an: PAZ-Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

Zu: In Bayern undenkbar (Nr. 26)

Mit einem bewusst abgesenktenPrüfungsniveau und einer damiteinhergehenden weiteren Herab-setzung des Leistungsstandards inder Ausbildung ist niemanden ge-dient. Spätestens im Studium oderBeruf werden die Defizite deutlich.Begabte sollten eine bestmöglichebreitgestreute Ausbildung erhalten.Und die weniger Begabten eine so-lide schulische Ausbildung, die siebefähigt, ihren Lebensunterhaltselbst zu erwirtschaften. Und diesbitte alles frei von „neuer Aufga-ben- und Prüfungskultur“, dienichts weiter ist als das Auslebeneiner politischen Ideologie. Denn„Teilhabe“ und „Gleichmacherei“dienen letztendlich doch nur einerglobalisierten Wirtschaft, die jeder-zeit austauschbare „Arbeitsbienen“und „Konsumenten“ in ihrem Lauf-rad benötigt. Und ja, je weniger ge-bildet der treue deutsche Michelist, umso besser lässt er sich vorden Karren dieser sogenannten Eli-ten spannen, die nur das Beste fürDeutschland und Europa im Sinnhaben. Barbara Kanwischer,

Braunschweig

Über die ökologischen undfinanziellen Kosten ihrer Herstellung undihres Aufbaus liestman in den Medien kaum etwas: Ein Windradpark

Bild: Colourbox

Zu: Wollt ihr Krieg? (Nr. 25)

Ja, sie wollen ihn, den Krieg!Nicht Russland, sondern dieUSA sind der Aggressor, indemsie Europa gegen Russland auf-hetzen. Doch auch Russland istnicht der wirkliche Feind, son-dern die EU mit dem FlaggschiffDeutschland. Nach dem Motto:Fuck the EU! Wir sind den Vereinigten Staa-

ten von Amerika zu wirtschafts-

stark (mit einer Bindung zuRussland umso mehr), und wennuns der Euro und die gezielteFlüchtlingsflut nicht kaputt ma-chen, dann hilft wohl nur nochKrieg. Wir können nur hoffen,dass Putin die Nerven behältund keine militärischen Gegen-manöver macht, denn der klein-ste Funke könnte das Desasterauslösen. Man stelle sich nur einmal vor,

die Russen würden Militärmanö-

ver vor der US-Küste abhaltenoder auf Kuba Militärbasen er-richten. Ein Aufschrei gingedurch die US-gelenkte Medien-landschaft und die Politikerkastein Europa und speziell inDeutschland. Heute erleben wir, wie sich

Geschichte doch wiederholt: Im20. Jahrhundert war Deutsch-land dem „Great Britain“ einDorn im Auge. Also musste eszerstört werden. Heute sind die

USA der „natürliche“ Nachfolgerihrer angelsächsischen Verwand-ten. Da bleibt nicht viel Hoff-nung. Eva-Maria Licht,

Herrsching

Ja, die USA wollen den Krieg!

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Windräder

Wenn ich allerorten Windrädersehe, denke ich nicht nur an dievon der Natur durch Luft(-bewe-gung) kostenfrei geschenkte Ener-gie. Wir sollten auch auf Kostenund Energie schauen, die vor derersten Kilowattstunde sogenann-ter Wind-Ernte investiert werdenmüssen. Man zähle nur die Räderder Schwerst-Transporter. Daallerdings ergeben sich Berech-nungsschwierigkeiten, weil diepreisgegebenen Daten kaum derLebenserfahrung entsprechen.Man müsste das realistische Bildwie ein Kriminalist aus Mosaik-steinen zusammensetzen. DemWesen nach kann man das nurdurch einen Aufruf herausfinden,der Spezialisten erreicht, diewahrheitsgemäß etwas zu den

Einzelheiten sagen können. Da-nach kann man zusammenrech-nen.Was kostet der Abbau des Eisen -

erzes, Verhüttung zu Roheisen,Veredelung des Roheisens zuStahl, sogenannte Stahlkocherei,Walzen der nahtlosen Rohre, Ab-bau von Sand und Zement für denSpezialbeton, Abbau und Herstel-lung der Zuschläge für den Spezi-albeton, Herstellung und Guss desBetons in die Rohrwandungen,Abflanschen der einzelnen Rohr-elemente, Herstellung von Bolzenund Muttern aus Spezialstahl fürdie Verbindung der Rohrelemente,sinngleiche Herstellung der Flügelund deren Flansche in Spezial-walzwerken, Herstellung und Auf-bringung des Anstrichs für dasWindrad, Ausheben einer Baugru-be für das Fundament eines über

100 Meter hohen (windexponier-ten) Turms, Herstellung der Ar-mierung aus Spezialstahl für dasFundament, begleiteter Schwerst-transport (Maut?) der hundertevon Tonnen schweren Einzelteilean den Standort (von der Allge-meinheit zu tragende Kosten derVerkehrsbehinderungen sindschwer quantifizierbar), Erschlie-ßung des Standorts durch funda-mentierte Wege, die derartigeTransporte aushalten, Aufstellender Einzelteile mit anzutranspor-tierenden Spezial-Groß-Kränen,Abbau des Kupfererzes für denGenerator, Verhüttung des Kupfer -erzes zu Rohkupfer, Galvanisie-rung (Elektro-Scheidung) desKupfers, Drahtziehen des Kupfers,Herstellung und Aufbringung derPlastik-Isolierung der Kupferdräh-te, Wickeln der tonnenschweren

Spulen und Anker sowie Bau desGenerators, Herstellung der Not-bremse für Havarie und Orkane,Montage des Generators in 100Metern Höhe, Anbringung derFlügel, Kabel der Verbindungs-strecken im Quadratkilometer gro-ßen Windpark zum zentralen Ab-gabepunkt, Rekultivierungsarbei-ten der hektargroßen Baustellen?Habe ich noch etwas Wesentli-

ches vergessen? Was also kostetrealistisch die Aufstellung einesWindrades an Energie und Geld?Weiter wüsste ich gerne, wie vielEnergie ein Windrad in seiner Le-bensarbeitsleistung abgibt. Ein er-brachter Nutzen ist bei Zwang zuPreis-Diktat-Abnahme nur im Ver-gleich mit anderen Energieerzeu-gungen zu errechnen.

Dr. Sven von Erichsen,Lebusa

Was kostet die Aufstellung eines Windrades an Energie und Geld?

Zu: Reichsbürger (Nr. 26)

Als pensionierter Polizeibeam-ter erfuhr ich erst vor einem Jahrvon dem Buch von Daniel Prinz„Wenn das die Deutschen wüss -ten“ von der im Handelsrecht be-findlichen BundesrepublikDeutsch land. Da es einfach zuviele Dinge gab, die in den öffent-lichen Medien verschwiegen wer-den, lese ich auch erst seit vierWochen die Preußische Allgemei-ne Zeitung.In der Ausgabe 26 beleuchten

Sie die bunte Szene der „Reichs-bürger“ beziehungsweise der „Pa-pierterroristen“. Ich vermisse lei-der einen Hinweis auf das Netz-werk der Staatsangehörigen unddie damit verbundenen Gemein-deaktivierungen, angeführt seit2013 von der Gemeinde Neuhausi.W. Letztlich sind alle Aktivitätender bisher unwissend gehaltenenBevölkerung ein Ausdruck desStrebens nach Wiedereinführungder Staatlichkeit in Deutschland.

Wolfgang Granatowski,Wieda/Harz

Vermisst

Page 13: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

MELDUNGEN

Doppelstaatlerbenachteiligt

Allenstein – Etwa 1400 Beamte, elfDienststellen und 190 Kilometerpolnisch-russische Grenze, so siehtin Zahlen die Ermländisch-Masu-rische Abteilung des Grenzschut-zes aus. In diesem Jahr könnenbeim Dienst in der Region weitere30 Beamte eingestellt werden.Aber nach Meinung des Komman-danten Tomasz Semeniuk ist dieBesetzung vakanter Nachwuchs-stellen nicht einfach. Beim Grenz-schutz werden nur geeignete Per-sonen mit guter physischer undpsychischer Gesundheit angenom-men. Das Auswahlverfahren für dieKandidaten ist streng. Kandidaten,die vorbestraft sind oder außer derpolnischen Staatsangehörigkeitnoch eine andere besitzen, kom-men nicht in Frage. Geplant ist, inden nächsten Jahren die Ermlän-disch-Masurische Abteilung desGrenzschutzes um mehr als 150neue Beamte zu verstärken. PAZ

Vergangenen Monat fand inOsterode die Messe „ProDefense“ statt. Die viertägi-

ge Veranstaltung konnte 35000 Be-sucher aus ganz Polen verbuchen.Der polnische Verteidigungsmini-ster Antoni Macierewicz eröffnetedie Ausstellung, die von der Pro-Verteidigungsorganisationund demPfadfindertreffen der polnischenKlassen aus dem ganzen Land be-gleitet wurde.

Es war die erste Veranstaltung inPolen, deren Thema die Verteidi-gung war. Auf der Messe wurde diemodernste militärische Ausrüstungvorgestellt. Die Besucher hatten dieMöglichkeit, unter anderem dendeutschen Panzer „Leopard“ 2A4und 2A5 in polnischem Dienst,den polnischen Panzer PT-91„Hart“, die Schützenpanzer „Viel-fraß“ und BWP-1 sowie den Mili-tärgeländewagen M-ATV MRAPkennenzulernen.

Ihre Ausrüstung zeigte auch diepolnische Luftwaffe. Sie stellte un-ter anderem die Drohnen wie Or-biter v. 2014, BSL Fly Eye, das un-bemannte fliegende System E-310und ihr bemanntes Pendant SW-4„Kauz“ vor. Auch die Marine nahmteil. Obwohl die großen Militär-schiffe in den Häfen an Ort undStelle bleiben mussten, stellte dieMarine Fahrzeuge wie das BootZodiac FC-470, das automatische

Unterwasserfahrzeug GAVIA undweitere zur Schau.

Neben der Besichtigung undVorträgen über Waffen und Ausrü-stung hatte jeder Besucher dieMöglichkeit, die zahlreichen Simu-latoren wie den Rollsimulator, den3D-Fahrsimulator oder den Simu-lator der Flugabwehr auszuprobie-ren.

Die Besucher konnten sich auchwie ein Sanitäter auf demSchlachtfeld fühlen, indem sie denanatomischen Tisch SECTRA oder

das Zubehör der Höhenrettung PI-LOT F-16 benutzten. Für diejeni-gen, die sich mehr für Waffe inter-essieren, befanden sich Schießtrai-ner wie Cyclops 5S in jeder Aus-stellungshalle. Die Bewunderer derRobotik hatten die einzigartige Ge-legenheit, den Roboter Expert K 04kennenzulernen.

„Pro Defense“ bot nicht nur dieMöglichkeit, das Sortiment derpolnischen Rüstungsindustrie inAugenschein zu nehmen. Die Aus-stellung ermöglichte auch, das ei-

gene Wissen überdie Zusammenar-beit der Pro-Ver-teidigungsorgani-sationen mit derArmee zu erwei-tern. Dieses The-ma wurde wäh-rend des Kongres-ses der Pro-Vertei-digungsorganisa-tionen sowie beieiner wissen-schaftlichen Kon-ferenz unter demTitel „Die Rolleder Pro-Verteidi-gungsorganisatio-nen im Systemder Staatssicher-heit“ breit disku-tiert.

Die zahlreichenSchauen der am besten ausgebil-deten Spezialeinheiten der polni-schen Armee begleiteten dieseVeranstaltung. Während des erstenTages hatten die Messebesucherdie Möglichkeit, unter anderemdie Spezialeinheiten der Kampf-taucher „Formosa“ und der Seeret-tung zu beobachten, die auf demSee Sajmino stattfand. Außerdemwurde die Befreiung von Geiselnaus einem Bus durch die besonde-re Abteilung der Militärpolizeivorgestellt.

Gleichzeitig führten die Studen-ten ihr Programm vor, die sich inOsterode auf dem Gebiet der Ro-ten Kasernen bei der Versamm-lung der Klassen trafen. Sie ver-traten die Schulen aus den Ort-schaften der östlichen polnischenProvinzen. Das Jugendtreffen inOsterode bot den Jugendlichendie Möglichkeit, ihr Wissen überdie Ausbildung, Handlungsoptio-nenen, Taktik, die Organisationund die Nutzung der neuestentechnologischen Errungenschaf-ten des Militärs zu erweitern.Während des Treffens konnten dieTeilnehmer die vielen Arten vonWaffen und den Charakter desDienstes in den einzelnen militä-rischen Einheiten kennenlernen-sowie Informationen über die An-forderungen und die Qualifikatio-nen gewinnen, die erforderlichsind für eine berufliche Karrierebeim Militär. Als Ergänzung destheoretischen Wissens diente einintensives Programm der polygo-nalen Praxis, die auf den Trai-ningspunkten durchgeführt wur-de.

Den großen Besucherandrangwerteten die Organisatoren alsgroßen Erfolg dieser Veranstal-tung. Er zeige das große Interessean dem Thema der Pro-Verteidi-gung in der polnischen Gesell-schaft.. Leszek Chaburski

Der „Tanzende Wald“ auf der Ku-rischen Nehrung ist ein beliebterAusflugsort zwischen Pillkoppenund Rossitten. Weil Besucher sichnicht an die Absperrung haltenund auf der Jagd nach Fotomoti-ven auf die Bäume klettern, drohtihnen das Absterben.

Die Kurische Nehrung ist einNationalpark von Weltbedeu-tung, auf dessen Gelände sichviele Orte in einer malerischenund einzigartigen Landschaft fin-den. Sie zieht viele Touristen an.Ein solcher Ort, der noch garnicht so lange öffentlich zugäng-lich ist hat große Bekanntheitweit über die Grenzen Königs-bergs hinaus erlangt: Dort prä-sentiert sich das seltsame Phäno-men, dass die Stämme von Bäu-men auf einem bestimmtenWaldstück der Kurischen Neh-rung kreisförmig gewachseneStämme haben. Der Abschnitt

wird liebevoll „TanzenderWald“.genannt.

Das Waldstück, das Anfang der1960er Jahre angepflanzt wurde,befindet sich auf der Düne zwi-schen den Orten Rossitten undPillkoppen, wo sich auf demSchwarzen Berg bis zum Krieg ei-ne Segelflugschule befunden hat.Für die Bildung dieser Anomaliengibt es verschiedene Hypothesen.Neben einem Chemieunfall oder

bakteriologischer Verseuchungwurden auch Strahlungen, dasErdmagnetfeld und sogar außerir-dische Einflüsse dafür verant-wortlich gemacht. Als realistischwird jedoch angenommen, dassdie jungen Triebe der Bäumedurch Schmetterlingsrauben be-schädigt wurden, die sich vondem oberen Teil der wachsenden

Stiele ernährten und dadurch de-ren Form veränderten.

Vor einigen Jahren wurde aufder Höhe von Kilometer 37 derKurischen Nehrung eine 800 Me-ter lange Fußgängerroute einge-richtet, die sofort viele Besucheranzog. Der Touristenansturm, ei-nerseits ein Segen für die Region,hat jedoch zur nachhaltigen Schä-

digung der fragilen Bäume ge-führt. Der Lieblingsbaum der Tou-risten ist abgestorben. Speziali-sten der Nationalparkverwaltunghaben festgestellt, dass das Wur-zelsystem der Bäume und ihreRinde beschädigt wurden. Schuldseien Touristen, die über die Zäu-ne klettern, welche die Bäumeschützen sollen, und so irrepara-

ble Schäden verur-sachten. Sie setztensich auf die Bäume,berührten sie undversuchten, sichdurch den Ring zuquetschen. Ein weite-rer kreisförmigerBaum lebt noch.Sechs abgestorbeneBäume mussten ge-fällt werden.

Ökologen habenwiederholt daraufhingewiesen, dassder „Tanzende Wald“äußerst empfindlichauf äußere Einflüssereagiert, da die Wur-zeln der Bäume fastan der Oberflächeliegen. Um den di-rekten Kontakt zwi-schen Touristen undBäumen zu verhin-dern, wurde ein neu-er Fußweg angelegtund der Zaun ver-setzt. Das hält vieleBesucher allerdingskaum davon ab, sichvor der bizarren Ku-lisse der Bäume foto-grafieren zu lassen.

Nur wenige können der Versu-chung widerstehen, ein „Selfie“mit dem Smartphone zu machen.

Die Parkverwaltung beklagt denMangel an Mitteln, um Personaleinzustellen, das die Bäumeschützt. Dennoch ist geplant, baldschon die Route zum „TanzendenWald“ zu überwachen.

Jurij Tschernyschew

Der »Tanzende Wald« stirbtFlache Wurzeln und fotowütige Touristen haben die krummen Bäume der Kurischen Nehrung geschädigt

Bizarre Formen: Die empfindlichen Baumgebilde sind in ernsthafter Gefahr Bild: J.T.

Telefonnummerfür Sicherheit

Allenstein – Ein gesamtpolnischesSicherheits-Telefon für Touristenist in Dienst gestellt worden. Untereiner polenweit geltenden Sam-mel-Nummer erhalten Touristen inetlichen Sprachen Informationenund Hilfen in vielen Situationenwie Lebensgefahr und Krankheit,Verlust von Dokumenten undDiebstahl. Touristischen Organisa-tionen ermöglicht die Sammel-Nummer, Auskünfte über Attrak-tionen zu geben. Informationenunter: 0048 (608) 599 999 oder0048 (22) 278 7777, e-Mail:[email protected]. Das Sicherheits-Te-lefon war in erster Linie für dieTeilnehmer am Weltjugendtag imJuli in Krakau gedacht, soll aberüber das ganze Jahr gelten. Von Ju-ni bis September von 8 bis 20 Uhr,ausgenommen an Feiertagen, ist esdienstbereit. Es bleibt bis Ende2020 erhalten. PAZ

Rätsel um Ursacheder Anomalien

Nr. 29 – 22. Juli 2016

Messe „Pro Defense“: Soldaten erklären Kindern einen Panzer

Gut besuchte Militärschau in OsterodeIm Vorfeld des Nato-Gipfels stellte Polen auch im südlichen Ostpreußen seine Verteidigungsfähigkeit unter Beweis

Bild: EXPO MAZURY S.A.

Störungen des Verkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7:Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle.Straße Nr. 7: Elbing – Jazowa, Bau-stelle; Liebemühl – Osterode, Bau-stelle; Osterode – Hohenstein[Olsztynek], Baustelle; Zalusken[Załuski] – Napierken [Napierki],Baustelle. Straße Nr. 7j: Zalusken –Neidenburg [Nidzica], Baustelle.Straße Nr. 15: Rheinsgut [Rynskie] –Mörlen [Morliny], Baustelle. StraßeNr. 16: Osterode – Alt Jablonken[Stare Jabłonki], Baustelle. StraßeNr. 22: Elbing [Elblag] – Fichthorst[Jegłownik], Baustelle. Straße Nr. 51:Heilsberg [Lidzbark Warminski],Baustelle; Spiegelberg [Sprecowo] –Hochwalde [Ług-wałd], Baustelle;Allenstein – Pagelshof [Ameryka],Baustelle. Straße Nr. 59: Moythie-nen [Mojtyny], Brückenumbau.Straße Nr. 63: Milken, Baustelle;Arys [Orzysz] – Johannisburg[Pisz], Brückenbau. Straße Nr. 65:Goldap – Treuburg [Olecko], Brük-kenbau; Sdunken – Wiesengrund[Niedzwiedzie], Baustelle. E.G.

Page 14: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

14 Nr. 29 – 22. Juli 2016

unsere Ostpreußische Familieschreibt doch die besten Ge-schichten. Weil sie bewahrte Hei-mat sind, weil sie auf Erlebtem be-ruhen, weil sie keiner sinnentstel-lenden Bearbeitung unterliegenmüssen. Das alles trifft für die Ge-schichte zu, die mir die in Estlandlebende Königsbergerin AnneRekkaro übersandte. Zu meinemHundertsten – ja, der ist nun auchschon ein paar Monate her, aberihren Erlebnisbericht bekam icherst viel später, denn er warirgendwo zwischen all den Glück-wünschen auf der Strecke geblie-ben. Weil sie nichts von mir hörte,auch keinen Abdruck in unsererZeitung fand, sandte sie mirdie Geschichte noch einmalzu – und hier ist sie nun undfüllt heute unsere ganze Ko-lumne aus, obgleich ich ih-ren eng beschriebenen fünfSeiten-Bericht leider kürzenmusste. Das wird mir dieAutorin nicht übel nehmen,denn „ich bin für jede Kor-rektur sehr dankbar“, er-klärt sie in beiliegendemSchreiben. Hier ist nun ihreGeschichte von der „Zwei-che und anderen Gedenk-bäumen“ – und dieser rät-selhafte Name allein genügtschon, um zu erahnen, dasses sich um eine außerge-wöhnliche Geschichte han-delt. Was kein Wunder ist imLebensbericht dieser in Kö-nigsberg geborenen, in Est-land aufgewachsenen unddort verbliebenen Frau, dieerst spät in ihre Geburts-stadt reisen durfte und dortden Spuren ihrer ersten Lebens-jahre nachgehen konnte. Und sobeginnt Anne Rekkaros Erlebnis-bericht im August des Jahres 2005:

„Als ich zum ersten Mal die frü-here ostpreußische Grenze beiTilsit überfuhr, pupperte meinHerz in der Brust. Es war Königs-bergs 750. Jubiläumsjahr. Ich kamgerade zum deutschen Fest in Kö-nigsberg an. Als ich aus dem Busstieg, fiel mir ein, dass ich eigent-lich die heilige Erde meiner Ge-burtsstadt küssen wollte – leidergab es dort keine Erde, nur As-phalt und Beton. Ich sah keinePlakate oder Transparente über,unsere‘ Feier. Schließlich fand icheine deutsche Frauengruppe, diemich herzlich aufnahm und mitderen Bus ich eine Stadtbesichti-gung machen konnte. Mit einigen

Frauen aus dieser Gruppe, ehema-ligen Schülerinnen der Königin–Luise-Schule, stehe ich heutenoch im Briefwechsel.

Damals suchte ich unser ehe-maliges Wohnhaus in der Her-mann-Allee, die Villa Luise, fandes aber nicht. Ich nahm von demvermuteten Platz einen kleinenStein mit, den ich meiner damalsnoch lebenden Schwester in Er-furt schicken sollte, sie hatte da-rum gebeten. Zu jener Zeit wussteich noch nicht, wo unsere Mutterbegraben wurde, nachdem sie am22. April 1947 in Königsberg ver-hungert war. Ein halbes Jahr frü-her hatte eine estnische Frau michKleinkind gerettet. Man brachtemich nach Estland, wo ich nochheute lebe. So habe ich zwei ge-liebte Länder: mein Vater- undGeburtsland ist Ostpreußen, meinHeimatland ist Estland. Als ich

nun nach drei Tagen nach Estlandzurückkehrte, hatte ich denWunsch, etwas für mein Geburts-land und meine dort verstorbe-nen Angehörigen zu tun. Ich wus-ste aber noch nicht, was es seinkönnte.“

Das kristallisierte sich erst beimzweiten Besuch Annes in ihrerGeburtsstadt heraus, der im Mai2007 stattfand. Diesmal hatte sieeine kleine Rotbuche im Topf mit-genommen. Eine Verwandte ausBonn hatte ihr die Samen ge-schickt, und einige Baumpflanzenwaren in Annes Garten prächtiggediehen. Die Blutbuche wollteAnne zum Gedenken an ihre

Mutter pflanzen, denn inzwi-schen hatte sie mehr über derenbisher unbekannte Grabstätte er-fahren, wie sie schreibt:

„Ich hatte das Buch ,Frauen inKönigsberg 1945–1948‘ gelesenund wusste jetzt ganz genau, wounsere Mutter in ein Massengrabgeworfen wurde. Eine frühereNachbarin von uns, Lotte Schwo-kowski, verstarb einige Tage spä-ter als meine Mutter und wurdeauf dem neuen Luisenfriedhof imMassengrab beerdigt. In demmusste also auch meine Mutterliegen. Ich suchte dort einen ge-eigneten Platz und pflanzte einekleine Buche, der ich schon frü-her den Namen ,Tränchen‘ gege-ben hatte. Unter dem Bäumchenvergrub ich eine Dose mit den Na-men und Daten unserer Familie.Das war mein erster Gedenk-baum. Diesmal fanden wir auch

die Villa Luise mit dem noch er-kennbaren Gartenhaus.

Bei meinem dritten Besuch inKönigsberg im Mai 2009, auf demmich meine gute Freundin ausHamburg, Brunhilde Krüger, mitihrer Tochter Milena begleitete,besuchten wir auch ,Tränchen‘und sahen mit Erschrecken nur al-te Knospen, kein Blatt an denZweigen. Offensichtlich war demBäumchen das Umpflanzen nichtbekommen. Ich hatte zwar wiedereinen Topf mit Baumpflanzen mit-genommen, zwei kleine Eichen,aber diese waren für mein kleinesSchwesterchen Monika gedacht.Sie war als acht Monate altes

Kleinkind im Winter 1945 in Rau-schen verstorben, wohin unsereFamilie evakuiert worden war. Beidem Transport auf dem offenenLastwagen hatte sich das Kind er-kältet und war mit Lungenentzün-dung in das Krankenhaus gebrachtworden. Bei der nächtlichen Bom-bardierung waren die Fenster-scheiben über dem Bettchen zer-brochen, die Scherben heraus ge-fallen, die kleine Monika war er-froren. Wo sie begraben wurde,weiß niemand mehr.

Jetzt fuhren wir Drei zusammennach Rauschen. Dort suchte ichnahe beim Seestrand einen Platzauf einer bewaldeten Düne, umdort zwei Eichen zu pflanzen. Wa-rum zwei? Weil ein Wunder ge-schehen war: Aus einer Eichel wa-ren zwei Setzlinge gewachsen. Ichhatte noch nie gehört, dass so et-was geschehen kann. Also dachte

ich: Gut, eine Eiche ist fürMonika, die andere für unse-ren Bruder Frank, der alsViereinhalbjähriger im ver-seuchten Königsberg ver-starb. Es war ein Jahr älterals ich. Seine Eiche kann ne-ben der Schwestereiche alsSeelenstütze wachsen – sodachte ich. Also pflanzte ichdie beiden Bäume zusam-men, weil ich sie nicht tren-nen konnte, und nannte sie,Zweiche‘. Jetzt hatten auchdiese meiner Geschwisterihre Gedenkbäume.“

Es dauerte sechs Jahre, bisAnne Rekkaro zum viertenMal ihre Geburtsstadt besu-chen konnte. Inzwischenwar viel geschehen. Sie hatteharte Zeiten durchlebt, ihrenMann beerdigt, ihr geliebtesLandhaus verkauft, war nachHaapsalu, dem alten, schö-nen Kurort an der Küste, ge-zogen. Und hatte gerade vor

dieser Königsbergreise einenschrecklichen Autounfall erlebt,bei dem sie unbeschadet blieb.„Wieder ein Wunder, wie es inmeinem Leben schon mehrmalsgeschehen ist“ – so ihre dankbarenWorte. Über diesen Besuch, beidem sie in unserem „KönigsbergerWanderer“ Jörn Pekrul einen see-lenverwandten Begleiter fand, ha-ben wir schon geschrieben. Fokus-sieren wir uns also auf die Frage:Was wurde aus den Gedenkbäu-men? Da gibt es einige Überra-schungen, wie Anne berichtet:

„Auch diesmal hatte ich aus Est-land eine Baumpflanze mitge-bracht, eine Eibe. Mit diesem Ta-xusgewächs wollte ich das ,Trän-chen‘ auf dem Luisenfriedhof er-setzen. Wie groß war mein Erstau-nen und noch größer die Freude,

als ich die Rotbuche in bestem Zu-stand vorfand. Das Bäumchenreichte mir schon bis zum Nabelund hat viele kräftige Blätter, dieeine schöne Baumkrone bilden.Leider ist die Rotfärbung nurschwach, das Grün überwiegt. Dasmacht aber nichts, ,Tränchen‘ lebtund wächst. Ich machte die Stelleunkrautfrei und fand, dass es nochPlatz genug gab, um dort die Eibezu pflanzen. Sie trägt den Namen,Triste‘ und ist ein Gedenkbaumfür meinen Bruder Peter, der nachMutters Tod als Elfjähriger nachLitauen fuhr, um mit anderen,Wolfskindern‘ zu betteln, und ver-schollen blieb. Wir haben ver-schiedene Institutionen in derBRD und früheren DDR bemüht,ich habe ihn in Litauen und durchdas sowjetische Rote Kreuz und

den Halbmond in Moskau suchenlassen – alles umsonst. Jetzt hat erwenigstens seinen Gedenkbaum,Triste‘ in Königsberg.

Auf dieser letzten Königsberg-Reise fuhr ich auch nach Rau-schen, denn ich hatte gehört, dassWinterstürme und Überflutungender Küste geschadet hätten. Ichging meine ,Zweiche‘ suchen. Eswar hilfreich, dass ich den Ort da-mals gut aufgezeichnet hatte, sofand ich die Stelle. Da wuchs abernur eine windzerzauste Eiche,nein, das war keine „Zweiche“mehr. Also taufte ich das Bäum-chen um in ,Elegie‘ – im Gedenkenan meine kleine Schwester Moni-ka. Wir waren einmal eine Großfa-milie mit sechs Kindern gewesen.Zwei von ihnen und unsere Mutterhaben ihre Gedenkbäume, vonden anderen Geschwistern hatten

Dieter und Karla ein langes undnachvollziehbares Leben als El-tern. Der kleine Frank hat seinenBaum im Sturm verloren – undunser Vater hat noch keinen. Im-mer noch leider ich darunter, dasser seine Kinder nicht taufen ließ,denn ein Taufschein oder eine Ein-tragung in das Kirchenbuch hättemir meine Identität bestätigt. AlleFamiliendokumente gingen verlo-ren – leider!

Wenn jemand jetzt fragt: Wasgibt einem denn solch ein Gedenk-baum? Da kann ich nur sagen: See-lenruhe, Verbindung zu meinenFamilienmitgliedern, die nichtmehr leben, ein Zusammengehö-rigkeitsgefühl zu dem Land, indem ich geboren wurde. Ich binein Baummensch, ich liebe Bäu-me, spreche mit ihnen, sogar in

Gedanken, wenn ich nicht bei ih-nen bin. Gedenkbäume stützenuns in schweren Zeiten.“

So sind auch die von ihr ge-pflanzten Gedenkbäume in Kö-nigsberg und Rauschen für sie le-bende Mittler zu den Verstorbe-nen. „Vielleicht gibt der Herrgott,der mich so vielmals retten ließ,mir noch Zeit und Kräfte für Frankund Vater Gedenkbäume zu pflan-zen. Vorerst aber: Gutes Wachsenfür Tränchen, Triste und Elegie.“Das wünschen wir auch, liebe An-ne Rekkaro!

Eure

Ruth Geed

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Zeigt mit ihrem Samlandkleid die enge Verbindung mit ihrem Geburtsland: An-ne Rekkaro (rechts) Bild: privat

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

Wer weiß etwas? Wer kennt die-sen lieben Menschen? Wer kannweiter helfen?Das schwere Schicksal der

Vertriebenen hat bei den Betrof-fenen und ihren Nachkommenunendlich viele Fragen aufge-worfen. Ruth Geede sucht in ih-rer Rubrik „Die ostpreußischeFamilie“ nach den Antworten.Die Schriftstellerin und Journali-stin wurde 1916 in Königsberggeboren. Seit 1979 ist sie die„Mutter“ der Ostpreußischen Fa-milie. Ihre Kenntnis und ihre Le-benserfahrung halfen bereitsvielen hundert Suchenden undWissbegierigen weiter. Es geht

um das Auffinden verschollenerFamilienmitglieder und Freunde,um Ahnenforschung oder wich-tige Fragen zur ostpreußischenHeimat.Anfragen an: Redaktion Preu-

ßische Allgemeine Zeitung,Buchtstraße 4, 22087 Hamburg,r e d a k t i o n@ p r e u s s i s c h e -allgemeine.de

Bild: Paw

lik

Mit der Gründung eines„Forschungszentrumsder Deutschen Minder-

heit“ hat die Minderheit einenlange gehegten Wunsch in die Tatumgesetzt. „Wir wollen mit demStandort an der Oppelner Eichen-dorff-Caritasbibliothek, die jadeutsche Literatur sammelt, vorallem Synergien nutzen“, sagt Ber-nard Gaida, der Vorsitzende desVerbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Po-len (VdG), der Dachorganisationder Deutschen Minderheit in derRepublik Polen mit Sitz in Oppeln.Das klingt logisch, weist zugleichjedoch auch auf das Dilemma ei-ner mehr als halbherzigen öffent-lichen Förderung hin.

Das Institut, das sich mit der Er-forschung der Geschichte derdeutschen Volksgruppe nach 1945in Polen und den polnisch besetz-ten beziehungsweise unter polni-scher Souveränität stehenden Ge-

bieten Ostdeutschlands und derenVorgeschichte beschäftigen wirdund daraus auch aktuelle gesell-schaftliche Belange der Volks-gruppe in die öffentliche Debatteeinbringen soll, war jahrelangThema der sogenannten Rund-tischgespräche zwischen Deut-scher Minderheit, Polonia in derBundesrepublik Deutschland undbeiden Regierungsseiten. Die pol-nische Seite schaffte es stets, dieRundtischgespräche mit dem ver-meintlichen Makel zu überlagern,es gäbe eine „Asymetrie“, da diePolen in der BundesrepublikDeutschland im Gegensatz zu denDeutschen in der Republik Polennicht als Minderheit anerkanntseien, während man in der Wei-marer Republik noch anerkanntworden sei. Gerne griffen diesdeutsche Medien auf, ohne zuthematisieren, dass es autochtho-ne Polen eben nur in den Grenzendes Reiches in Masuren und Ober-

schlesien gab. Im Modus des stän-dig schlechten historischen Ge-wissens wurde in der „Gemeinsa-men Erklärung über die Förde-rung der deut-schen Bürger pol-nischer Herkunftund Polen inDeutschland undder deutschenMinderheit in Po-len“ vom Juni2011 die Erstel-lung eines teurenWeb-Portals füralle polnischenOrganisationen inder Bundesrepu-blik Deutschlandgarantiert. Diessollte zusätzlichzu bereits öffent-lich geförderten Einrichtungen ge-schehen. Hingegen gab es für dieDeutschen in der Republik Polendas laue Bekenntnis der Dritten

Republik, eine „wissenschaftlicheAnalyse der undemokratischenPraktiken des kommunistischenPolen gegenüber polnischen Bür-

gern deutscherNationalität undStaatenlosen die-ser Nationalitätwährend deskommunistischenRegimes“ durch-zuführen. Diesegeringe Hürdemeinte man dannmit einer Tages-konferenz in Glei-witz erfüllt zu ha-ben. Auch hatteder Tagungstitelnur den Schlusszugelassen, diebösen Kommuni-

sten seien schuld an allem. Es ha-be sich um eine Unterdrückungohne gesellschaftliche Substanzgehandelt, die natürlich auch erst

nach der Vertreibung angesetzthabe. Als die Deutsche Minder-heit das Thema eines eigenen In-stituts auf der Agenda behielt,wurde eine Förderung in einerHöhe in Aussicht gestellt, welchedie Bezahlung einer wissenschaft-lichen Hilfskraft kaum erlaubt hät-te.

Mit dem nun gegründeten Insti-tut nimmt die Deutsche Minder-heit das Heft des Handelns bei be-scheidener Förderung selbst indie Hand. Statt eines Historikersoder Politikwissenschaftlers wur-de Michael Matheja von der Tech-nischen Universität Kattowitz zumVorsitzenden gewählt. Mathejasieht dies nicht als Makel: „In un-serem wissenschaftlichen Beirathaben wir ja Geisteswissenschaft-ler versammelt“, sagt er durchausselbstbewusst. Denn Mathejakann vor allem damit aufwarten,zusammen mit seiner Frau denwohl aktivsten Ortsverband der

Deutschen Minderheit in der Re-publik Polen in Tost [Toszek] zuführen, wenn man als Maßstab dieQualität der Aktivitäten nimmt. Sohat es Matheja stets verstanden,zum Beispiel über Fahrradtourenmit erstaunlichem Teilnehmerfelddie einfachen Mitglieder an histo-rische Orte zu führen. Ob bei denbescheidenen Möglichkeiten je-doch ein häufigerer Blick auchnach Pommern, Niederschlesienoder Masuren möglich ist, darf be-zweifelt werden. Denn die Grün-dung des Instituts ist nur durchden VdG, den Oppelner Bezirks-verband der Deutschen Minder-heit, das in Oppeln und Gleiwitzansässige und von der DeutschenMinderheit geführte Haus derDeutsch-Polnischen Zusammen-arbeit (HDPZ), die Deutsche Bil-dungsgesellschaft (DBG) sowieden Karl-Borromäus-Verein derOppelner Caritasbibliothek ausge-gangen. Edmund Pander

»Wir wollen mit dem Standort Synergien sammeln«Die Deutsche Minderheit in der Republik Polen hat in Oppeln ein »Forschungszentrum der Deutschen Minderheit« gegründet

ÖSTL ICH VON ODER UND NEISSE

Michael Matheja Bild: Pander

Page 15: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

GLÜCKWÜNSCHE Nr. 29 – 22. Juli 2016 15

20162. bis 4. September: Geschichtsseminar in Helmstedt8. Oktober: Landestreffen Mecklenburg-Vorpommern10. bis 16. Oktober: Werkwoche in Helmstedt21. bis 23. Oktober: 8. Deutsch-Russisches Forum „Zukunft brauchtVergangenheit“ in Berlin (geschlossener Teilnehmerkreis)

4. November: Arbeitstagung der Landesgruppenvorsitzenden inWuppertal

5. bis 6. November: OLV in Wuppertal (geschlossener Teilneh-merkreis)

11. bis 14. November: Kulturhistorisches Seminar für Frauen inHelmstedt

20171. bis 2. April: Arbeitstagung der Kreisvertreter in Helmstedt

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 41400826, E-Mail: [email protected], Internet: www.ostpreussen.de

TERMINE DER LO

ZUM 102. GEBURTSTAG

Staats, Erwin, aus Gollen, KreisLyck, am 26. Juli

ZUM 100. GEBURTSTAG

Göbel, Christel, geb. Schulz, ausLyck, Hindenburgstraße 40,am 24. Juli

ZUM 97. GEBURTSTAG

Matthes, Dr. Christel, aus Weh-lau, am 22. Juli

Nadrowski, Anna, aus Hein-richsdorf, Kreis Neidenburg,am 23. Juli

Vogel, Brigitte, geb. Rockstroh,aus Friedrichshof, Kreis Or-telsburg, am 27. Juli

ZUM 96. GEBURTSTAG

Böhnke, Herta, aus Genslack,Kreis Wehlau, am 22. Juli

Burger, Frieda, geb. Machmül-ler, aus Allenburg, Kreis Weh-lau, am 23. Juli

Wichert, Gertrud, geb. Malessa,aus Balden, Kreis Neidenburg,am 28. Juli

ZUM 95. GEBURTSTAG

Burger, Dora, geb. Josuttis-Sie-genthaler, aus Lyck, Bismarck-straße 36, am 26. Juli

Drescher, Erna, aus Lauken,Kreis Ebenrode, am 28. Juli

Felke, Helene, geb. Kaminski,aus Dietrichsdorf, Kreis Nei-denburg, am 23. Juli

Heyduck, Alfred, aus Treuburg,am 25. Juli

Kraushaar -Rossdeutscher,Christel, aus Lötzen, am 30. Juli

Kurtz, Edeltraut, geb. Liebich,aus Prostken, Kreis Lyck, am23. Juli

Litzbarski, Lene, geb. Cybulla,aus Gross Schläfken, KreisNeidenburg, am 25. Juli

Otto, Hilde, geb. Lorenzen/Lo-jewski, aus Millau, Kreis Lyck,am 28. Juli

Sauer, Erika, geb. Gottschling,aus Kirpehnen, Kreis Sam-land, am 25. Juli

Weiß, Elfriede, geb. Bartels, ausReinlacken, Kreis Wehlau, am24. Juli

ZUM 94. GEBURTSTAG

Greifenberg, Hildegard, geb. Ku-kowski, aus Martinshöhe,Kreis Lyck, am 26. Juli

Griesel, Emmi-Wanda, geb.Brussas, aus Sentken, KreisLyck, am 25. Juli

Herrmann, Fritz, aus Herzogs-

kirchen, Kreis Treuburg, am27. Juli

Tiedtke, Lisbeth, geb. Lange, ausRastenburg, am 28. Juli

ZUM 93. GEBURTSTAG

Mäckle, Irmgard, geb. Pallasch,aus Altkirchen, Kreis Ortels-burg, am 23. Juli

Riecken, Hildegard, geb. Glau-bitt, aus Steintal, Kreis Lötzen,am 27. Juli

Schimnossek, Elisabeth, ausWillkassen, Kreis Treuburg,am 25. Juli

Strodt, Ursula, geb. Ruhnau, ausMensguth, Kreis Ortelsburg,am 23. Juli

Wagner, Heinz, aus Tapiau,Kreis Wehlau, am 25. Juli

Wasilewski, Mathilde, geb. Ka-minski, aus Millau, Kreis Lyck,am 23. Juli

ZUM 92. GEBURTSTAG

Brendel, Antonie, geb. Bemba,aus Königsfließ, Kreis Lötzen,am 26. Juli

Krupp, Gertrud, geb. Wolff, ausWillkassen, Kreis Treuburg,am 28. Juli

Marzischewski, Heinz, ausSchönhorst, Kreis Lyck, am23. Juli

Matzeit, Ella, geb. Broszeit, ausHeinrichswalde, Kreis Elch-niederung, am 25. Juli

Menzemer, Lieselotte, geb. Ka-raschewski, aus Regeln, KreisLyck, am 22. Juli

Schuba, Hildegard, geb. Reetz,aus Seedranken, Kreis Treu-burg, am 24. Juli

Zabel, Margarete, geb. Krüger,aus Neidenburg, am 25. Juli

ZUM 91. GEBURTSTAG

Abbott, Eva-Maria, geb. Paprot-ka, aus Treuburg, am 25. Juli

Bacher, Georg, aus Scharfeneck,Kreis Ebenrode, am 26. Juli

Bottke, Helene, geb. Siminoff,aus Seehag, Kreis Neidenburg,am 27. Juli

Bülles, Herta, geb. Mortzeck,aus Skottau, Kreis Neiden-burg, am 28. Juli

Clemens, Edith, geb. Druba, ausZeysen, Kreis Lyck, am 23. Ju-li

Ewert, Ulrich, aus Sangnitten,Kreis Preußisch Eylau, am25. Juli

Falk, Elsa, aus Werschen, KreisGerdauen, am 25. Juli

Fiedrich, Kurt, aus Altkirchen,Kreis Ortelsburg, am 24. Juli

Hänsel, Edith, geb. Schein, ausGeorgenswalde, Kreis Sam-land, am 28. Juli

von Breitenstein, Winfried, ausInsterburg, am 27. Juli

Warneke, Anneliese, geb. Gol-lub, aus Merunen, Kreis Treu-burg, am 25. Juli

Wattenbach, Helga, geb. Witt,aus Neuendorf, Kreis Lyck, am25. Juli

Welte, Magdalena, geb. Klein,aus Alt Passarge, Kreis Heili-genbeil, am 23. Juli

Wieschollek, Werner, aus Gram-men, Kreis Ortelsburg, am 23. Juli

Zander, Dieter, aus Lyck, am25. Juli

Zieske, Udo, aus Seedranken,Kreis Treuburg, am 23. Juli

ZUM 75. GEBURTSTAG

Baas, Waltraud, geb. Froese, ausPeterswalde, Kreis Elchniede-rung, am 22. Juli

Berger, Hannelore, geb. Stock-fisch, aus Lerchenborn, KreisEbenrode, am 25. Juli

Born, Ilse, geb. Napierski, ausWallendorf, Kreis Neidenburg,am 27. Juli

Bredow, Klaus, aus Klemens-walde, Kreis Elchniederung,am 28. Juli

Dewes, Marianne, geb. Rümelin,aus Wehlau, am 24. Juli

Duve, Heidrun, geb. Jabs-Borbe,aus Altengraben, Kreis Tilsit-Ragnit, am 27. Juli

Franke, Gisela, geb. Ammoser,aus Neukuhren, Kreis Sam-land, am 28. Juli

Jakisch, Karin, geb. Nareyek, ausWidminnen, Kreis Lötzen, am28. Juli

Janz, Siegfried, aus Neuginnen-

dorf, Kreis Elchniederung, am24. Juli

Klingner, Anna, geb. Kühn, ausAlthöfen, Kreis Neidenburg,am 22. Juli

Nowicki, Wilfried, aus Weißen-see, Kreis Wehlau, am 23. Juli

Paltinat, Erhard, aus Neukirch,Kreis Elchniederung, am23. Juli

Piel, Margot, geb. May, ausSchanzenort, Kreis Ebenrode,am 22. Juli

Raulin, Barbara, geb. Schaschke,aus Tapiau, Kreis Wehlau, am24. Juli

Seifried, Christa, geb. Petschu-lat, aus Rauterskirch, KreisElchniederung, am 24. Juli

Skupch, Max, aus Goldensee,Kreis Lötzen, am 28. Juli

Staats, Günter, aus Langenberg,Kreis Elchniederung, am27. Juli

Sturmowski, Werner, aus Grie-ben, Kreis Ebenrode, am24. Juli

Gellner, Hans, aus Wallenrode,Kreis Treuburg, und EhefrauHannelore, geb. Clausen, am28. Juli

Reddel, Wedi, aus Schlawe,Pommern, und Ehefrau Hed-wig, geb. Simon, aus Schan-zenort, Kreis Ebenrode, am28. Juli

Hammann, Waltraut, geb.Schönhoff, aus Grunau, KreisHeiligenbeil, am 22. Juli

Holubek, Sonja, geb. Gall, ausWehlau, am 22. Juli

Joswich, Erika, geb. Ballnus, ausTapiau, Kreis Wehlau, am24. Juli

Klipp, Liesbeth, geb. Jackson,aus Windau, Kreis Neiden-burg, am 22. Juli

Kruse, Eva-Edith, geb. Sieloff,aus Schakendorf, Kreis Elch-niederung, am 25. Juli

Lange, Dorothea, aus Pfaffen-dorf, Kreis Ortelsburg, am24. Juli

Nikulski, Irmgard, aus Gollen,Kreis Lyck, am 22. Juli

Peters, Ursula, geb. Ellmer, ausLengfriede, Kreis Ebenrode,am 28. Juli

Radigk, Herbert, aus Frische-nau, Kreis Wehlau, am 25. Juli

Schweers, Lieselotte, geb. Hein,aus Treuburg, am 22. Juli

Spindelmann, Marlies, geb. Bel-gard, aus Pobethen, KreisSamland, am 22. Juli

ZUM 90. GEBURTSTAG

Heinsch, Gertrud, geb. Dehnert,aus Alt Kriewen, Kreis Lyck,am 25. Juli

Homp, Fritz, aus Fischhausen,Kreis Samland, am 25. Juli

Mack, Erna, geb. Stach, ausOmulefofen, Kreis Neiden-burg, am 23. Juli

Meya, Waltraud, geb. Kullack,aus Grabnick, Kreis Lyck, am27. Juli

Mick, Hilda, geb. Crispin, ausAuerbach, Kreis Wehlau, am27. Juli

Rosenberger, Ernst, aus Spall-witten, Kreis Samland, am26. Juli

Rutkowski, Helmut, aus Geor-genswalde, Kreis Samland, am26. Juli

Schunder, Waltraud, geb. Bara-nowski, aus Gutfeld, KreisNeidenburg, am 24. Juli

Schwill-Engelhardt, Ingrid, ausLyck, am 28. Juli

Stiller, Alfred, aus Schönhorst,Kreis Lyck, am 25. Juli

Waldhausen, Herta, geb. Jopp,aus Soffen, Kreis Lyck, am26. Juli

Weiß, Christel, aus Norkitten,Kreis Wehlau, am 24. Juli

Wienandt, Brunhild, geb. Horn,aus Wehlau, am 23. Juli

ZUM 85. GEBURTSTAG

Bartsch, Adalbert, aus Germau,Kreis Samland, am 26. Juli

Christoleit, Martin, aus RoddauPerkuiken, Kreis Wehlau, am23. Juli

Forke, Friedel, geb. Blasko, ausSchwentainen, Kreis Treu-burg, am 28. Juli

Foss, Herbert, aus Tapiau, KreisWehlau, am 23. Juli

Harz, Hedwig, geb. Zins, ausEbenrode, am 26. Juli

Labusch, Horst, aus Babanten,Kreis Ortelsburg, am 24. Juli

Mielenz, Gertrud, geb. Ostrows-ki, aus Ulleschen, Kreis Nei-denburg, am 25. Juli

Olvermann, Helga, geb. Stann-eck, aus Lyck, Lycker Garten78, am 26. Juli

Rohde, Horst, aus Bladiau, KreisHeiligenbeil, am 22. Juli

Schakeit, Erwin, aus KöllmischDamerau, Kreis Wehlau, am22. Juli

Scherlies, Rudi, aus Ostseebad

Cranz, Kreis Samland, am25. Juli

Spieß, Eva, geb. Erretier, ausSchanzenort, Kreis Ebenrode,am 23. Juli

Stieg, Erdmute, geb. Klinger, ausStolzenau, Kreis Ebenrode,am 26. Juli

Taranowski, Georg, aus GroßLeschienen, Kreis Ortelsburg,am 23. Juli

Tessendorf, Ruth, geb. Faust,aus Lyck, am 28. Juli

Wedekin, Gertrud, geb. Tobe,aus Tölteninken, Kreis Weh-lau, am 25. Juli

Wilhelm, Meta Anna, geb. Bur-katzki, aus Brodau, Kreis Nei-denburg, am 22. Juli

Witzleben, Helga, geb. Naujok,aus Sommershöfen, KreisElchniederung, am 22. Juli

ZUM 80. GEBURTSTAG

Adomat, Günter, aus Ebenrode,am 22. Juli

Bleich, Hans-Joachim, aus Ho-henwalde, Kreis Heiligenbeil,am 23. Juli

Breder, Dorothea, geb. Zimmer-mann, aus Goldbach, KreisWehlau, am 27. Juli

Christoph, Dr. Ingeborg, geb.Sanftleben, aus Karpfenwin-kel, Kreis Schloßberg, am27. Juli

Cziesso, Werner, aus Seliggen,Kreis Lyck, am 24. Juli

Ellmer, Marlene, geb. Thiede,aus Freieneck, Kreis Ebenro-de, am 25. Juli

Gerlach, Siegfried, aus Giesen,Kreis Treuburg, am 22. Juli

Hagemann, Gabriele, geb. Go-rontzi, aus Ortelsburg, am26. Juli

Hasselbrack, Irene, geb. Graß-mann, aus Fischhausen, KreisSamland, am 22. Juli

Hertzeberg, Elsbeth, geb.Schmidt, aus Alexbrück, KreisEbenrode, am 28. Juli

Jelinski, Ulrich, aus Kleschen,Kreis Treuburg, am 25. Juli

Jensen, Anneliese, geb. Wassel,aus Groß Engelau, Kreis Weh-lau, am 23. Juli

Kohl, Waltraud, geb. Sieg, ausBirkenmühle, Kreis Ebenrode,am 26. Juli

Kukla, Heinz, aus Roggen, KreisNeidenburg, am 22. Juli

Luedicke, Hilmar, aus Buttken,Kreis Treuburg, am 26. Juli

Metzeroth, Erika, geb. Steppu-tis, aus Nautzwinkel, KreisSamland, am 28. Juli

Plickat, Fritz, aus Disselberg,Kreis Ebenrode, am 24. Juli

Polter, Irmgard, geb. Neumann,aus Groß Engelau, Kreis Weh-lau, am 22. Juli

Potschka, Dr. med. Klaus, ausMensguth, Kreis Ortelsburg,am 23. Juli

Rehra, Liesbeth, geb. Kolakows-ki, aus Hellengrund, Kreis Or-telsburg, am 28. Juli

Sadlowski, Horst, aus Lieben-berg, Kreis Ortelsburg, am27. Juli

Sander, Regina, geb. Meier, ausOrtelsburg, am 24. Juli

Schulz, Erna, geb. Bruweleit,aus Dachsrode, Kreis Wehlau,am 23. Juli

Suttka, Erika, geb. Kaczenski,aus Wilhelmsthal, Kreis Or-telsburg, am 23. Juli

Viehöfer, Manfred, aus Lyck, am27. Juli

Vollmar, Gisela, geb. Beschor-ner, aus Grünhayn, KreisWehlau, am 27. Juli

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

SONNABEND, 23. Juli, 17.15 Uhr,Phoenix: Die Kinder der Flucht.Dokudrama, D 2006.

SONNABEND, 23. Juli, 20.15 Uhr, Ar-te: Pioniere am Himmel – DasRätsel um den ersten Flug. Do-kumentation über GustavWeißkopf, A 2015.

SONNABEND, 23. Juli, 21 Uhr,ZDFinfo: Duell in der Luft –Kampfflieger im Ersten Welt-krieg.

SONNABEND, 23. Juli, 21.05 Uhr,Arte: Siegeszug des Düsenjets.Dokumentation, D/USA 2012.

SONNTAG, 24. Juli, 20.15 Uhr,MDR: Schalck-Golodkowskiund die Pleite der DDR. Doku-mentation, D 2016.

SONNTAG, 24. Juli, 21 Uhr, MDR:Erich Honecker – Der Weg zurMacht. Dokumentation, D 2012.

SONNTAG, 24. Juli, 23.15 Uhr, Ta-gesschau24: Preußens Whisky.

SONNTAG, 24. Juli, 0.15 Uhr, MDR:Honeckers letzte Spione. Ge-schichtiche Dokumentation, D 2014.

MONTAG, 25. Juli, 15 Uhr, Einsfes-tival: Wir tanken Regenwald –Die Lüge vom Öko-Diesel.

MONTAG, 25. Juli, 17.15 Uhr, ARD-alpha: Konstanz – Stadt desKonzils.

MONTAG, 25. Juli, 18 Uhr, Phoenix:Ziemlich beste Nachbarn – Sa-bine Heinrich unterwegs in Po-len. Auslandsreportage, D 2015.

MONTAG, 25. Juli, 18.30 Uhr, Phoe-nix: Die Danziger Bucht – dasjunge Polen.

MONTAG, 25. Juli, 22.15 Uhr, Phoe-nix: Polen und seine Deutschen– Schlesiens lange Nachkriegs-zeit.

MONTAG, 25. Juli, 23 Uhr, Phoenix:Polen entdecken. Dokumenta-tion, D 2014.

MONTAG, 25. Juli, 23 Uhr, Arte: Die

scharlachrote Kaiserin. Histo-rienfilm über Katharina dieGroße, USA 1934.

MONTAG, 25. Juli, 0.30 Uhr, Phoe-nix: Bilderbuch Breslau.

MONTAG, 25. Juli, 1.45 Uhr, Arte:Der Fluch des Edgar Hoover.Dokudrama, F 2013.

DIENSTAG, 26. Juli, 9.05 Uhr,Deutschlandfunk: Kalender-blatt: Vor 60 Jahren: Der italie-nische Luxusliner Andrea Do-ria sinkt nach einer Kollisionim Nordatlantik.

DIENSTAG, 26. Juli, 16.30 Uhr,ZDFinfo: Mythos Wellington –Der Held von Waterloo. Doku-mentation, GB 2015.

MITTWOCH, 27. Juli, 20.15 Uhr, DasErste: Schattenwelt BND – Wieviel Geheimdienst brauchtDeutschland?

MITTWOCH, 27. Juli, 21 Uhr, ZDFin-fo: Tod im Wohnmobil – Wiestarben die NSU Terroristenwirklich? Dokumentation, D 2015.

MITTWOCH, 27. Juli, 22.45 Uhr,ZDF: Werkstatt oder Hörsaal? –Warum es immer weniger Azu-bis gibt. Dokumentation, D 2016.

DONNERSTAG, 28. Juli, 9.05 Uhr,Deutschlandfunk: Kalender-blatt: Vor 150 Jahren: Die briti-sche Kinderbuchautorin Be-atrix Potter geboren.

DONNERSTAG, 28. Juli, 23.30 Uhr,Phoenix: Buen camino auf Pol-nisch – Unterwegs auf dempolnischen Jakobsweg.

DONNERSTAG, 28. Juli, 0.25 Uhr,MDR: Der Baader MeinhofKomplex. TV-Politdrama, D 2008.

FREITAG, 29. Juli, 12.35 Uhr, MDR:Die zauberhafte Welt der Be-atrix Potter. Biografisches Dra-ma, GB/USA 2007.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Page 16: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

HEIMATARBE IT16 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Der Bund der Vertriebenenlädt ein zum Festakt

am Samstag, 3. September 2016um 12.00 Uhr

in die Urania Berlin, Humboldt-SaalAn der Urania 17, 10787 Berlin.

Festrede:

Dr. h.c. Joachim GAUCKBundespräsident

der Bundesrepublik Deutschland

Kartenanforderung: Bund der Vertriebenen, Godesberger Allee 72-74, 53175 Bonn, Tel.: 0228/8 10 07-30, Fax: 0228 / 8 10 07-52 E-Mail: [email protected]. Bitte beachten Sie, dass der Einlass nur mit gültiger Einlasskarte möglich ist.

Tag der Heimat 2016

www.preussische-allgemeine.de

Anzeigen

Im Hotel Esplanade, Bahnhof-straße 8, Bad Nenndorf, findetvom 9. bis 11. September dasKreistreffen und die Mitglieder-versammlung der Kreisgemein-schaft statt. Hier ist das Pro-gramm:

Freitag, 9. September14 Uhr: Eröffnung des Tagungs-

büros im Foyer14 Uhr: Delegierten-Versamm-

lung im Raum Zürich14 Uhr: Treffen im Restaurant16 bis 18 Uhr: Film- und Dia-

vorführung im Raum Luzern (UG)

Sonnabend, 10. September9 Uhr: Eröffnung des Tagungs-

bürosab 9.30 Uhr: Treffen im Restau-

rant10 bis 12 Uhr: „Du sollst ein Se-

gen sein – Katharina von Rauter“– Lesung von Frau Brand-Bergund Bilder aus dem Heimatarchiv,vorgestellt von W. Nienke. BeideVeranstaltungen finden im RaumLuzern statt.12 Uhr: Mittagessen14 Uhr: Eröffnung der Mitglie-

derversammlung durch den Vor-sitzenden mit Totenehrung. Diegeistlichen Worte spricht Pfarre-rin Erika Juckel. Das Grußworthält Landrat Friedrich Kethorn,Grafschaft Bentheim. Im An-schluss folgen die Berichte derKirchspielvertreter sowie Wahlenund EhrungenAb 16 Uhr: Gemütliches Bei-

sammensein, plachandern16 bis 18 Uhr: Weitere Bilder,

Filme, Bilderfassung im Raum Lu-zernAb 18 Uhr: musikalische Unter-

haltung

Sonntag, 11. September10 Uhr: Gottesdienst in der

Kirche Steinhude, Besuch desAgnes-Miegel-Hauses, Ausklangim Hotel

Gemäß Paragraf 5 Nummer 4unserer Satzung vom 29. Septem-ber 2012 sind wir verpflichtet,den Termin der nächsten Kreis-tagssitzung, die für den 3. Sep-tember, 9.30 Uhr, im Hotel Han-sen in Rendsburg, Bismarckstraße29, anberaumt wird, vor der La-dungsfrist in der Preußischen All-gemeinen Zeitung bekanntzuge-ben. Alle Vorstands- und Kreis-tagsmitglieder sowie die Mitglie-der des Ältestenrates erhaltenrechtzeitig die Einladung zurKreistagssitzung mit den aktuel-len Tagesordnungspunkten zuge-schickt.

Zu unserem diesjährigenHauptkreistreffen laden wir alleLandsleute aus dem Kreis Ger-dauen sowie alle, die sich unse-rem Heimatkreis verbunden füh-len oder sich dafür interessieren,am 3. und 4. September in unserePatenstadt Rendsburg ein. UnserVeranstaltungsort ist das HotelHansen in der Bismarckstraße 29,in dem uns Räume zur Verfügungstehen. Folgendes Programm hatunser Festausschuss zusammen-gestellt:

Sonnabend, 3. September9 Uhr: Öffnung des Veranstal-

tungsraumes im Hotel Hansen(Infostand mit Büchern, Heimat-andenken und Marzipan; Öff-nungszeiten werden vor Ort fest-gelegt) 9.25 Uhr: Begrüßung 9.30 bis 11.30 Uhr: Kreistagssit-

zung 10 bis 12 Uhr: Filmvorführun-

gen über Ostpreußen vor 1945und den Kreis Gerdauen nach1945 Im Laufe des Tages besteht Ge-

legenheit zum Kennenlernen und

Wiedersehen von Landsleutenaus dem Heimatkreis und zum di-rekten Kontakt mit Ihren Kirch-spielvertretern (nach der Kreis-tagssitzung) 14 bis 16 Uhr Filmvorführungen

über Ostpreußen vor 1945 undden Kreis Gerdauen nach 1945 14 bis 16 Uhr: Möglichkeit zum

Besuch unserer Heimatstube inder Königinstraße 1 16.30 bis 18 Uhr: „Das Wiegen-

lied der Wolfskinder“ – Lesungvon Brigitte Trennepohl (Gerdau-en/Ibbenbüren) aus dem gleich-namigen historischen Roman vonJohanna Ellsworth, der unter an-derem auf den Erlebnissen Ger-dauener Wolfskinder beruht18.30 Uhr Begrüßung und ge-

meinsames Abendessen, an-schließend gemütliches Beisam-mensein mit Musik und kleinenEinlagen (eigene Beiträge derLandsleute sind herzlich willkom-men), musikalische Begleitungdurch Helmut Randel.

Sonntag, 4. September9 Uhr Öffnung des Veranstal-

tungsraums im Hotel Hansen (In-fostand mit Büchern, Heimatan-denken und Marzipan; Öffnungs-zeiten werden vor Ort festgelegt) 9.30 bis 10.30 Uhr Möglichkeit

zum Besuch unserer Heimatstubein der Königinstraße 1 11 Uhr: Feierstunde im Veran-

staltungsraum des Hotels Hansen,musikalischer Rahmen durchHelmut Randel, Begrüßung durchden Kreisvertreter, Festrede desLandrates Rolf-Oliver Schwemer,geistliches Wort und Totengeden-ken mit dem Rendsburger PropstMatthias Krüger, Schlusswort desKreisvertreters, gemeinsamer Ge-sang des Ostpreußenliedes 14 bis 16 Uhr Filmvorführungen

über Ostpreußen vor 1945 undden Kreis Gerdauen nach 1945.(Änderungen vorbehalten)

Die Kreisgemeinschaft lädtherzlich zum 21. Goldaper Som-merfest am 23. Juli ab 14.30 Uhrauf dem Gelände des Hotels„Lesny Zakatek“ am GoldaperSee ein. Im Mittelpunkt des Sommerfe-

stes werden Geselligkeit mit Mu-sik und Tanz und die Völkerver-ständigung stehen. Danebenwird den Besuchern ein anspre-chendes Kulturprogramm gebo-ten. Unter anderem wird derChor der Neidenburger Deut-schen Minderheit auftreten. FürEssen und Trinken ist selbstre-dend gesorgt. Die Kreisgemeinschaft erwar-

tet auch 2016 zahlreiche Gästeaus der Deutschen Volksgruppeund ebenso aus der Bundesre-publik Deutschland. Am Sonn-tag, dem 24. Juli um 15 Uhr wirdin der Goldaper Alten Kircheein evangelischer und teils zwei-sprachiger Gottesdienst unterLeitung von Pfarrer Dawid Ba-nach stattfinden. Auch zu die-sem Gottesdienst wird herzlicheingeladen.

Donnerstag, 4. August, Berlin:Treffen der örtlichen Gruppe um13 Uhr im Restaurant „Mazedo-nia“, Hans-Sachs-Straße 41, 12205Berlin (am S-Bahnhof Lichterfel-de). Informationen: Joseph Lirche,Senftenberger Ring 52 d, 13435Berlin, Telefon (030) 4032681.

Heimatgruppe Kiel: Treffen injedem Monat am zweiten Don-nerstag im Café Rebecca in derMatthias-Claudius-Kirche in Kiel-Suchsdorf. Informationen: Hell-mut Jucknat, Telefon (0431)311972.

Heimatgruppe Köln: Treffen je-weils am vierten Mittwoch imMonat. Die nächste Zusammen-kunft ist am Mittwoch, 27. Juli. In-formationen: Carola Maschke, Te-lefon (0221) 796942, E-Mail:[email protected].

Vom Sonnabend, 27., bis Sonn-tag, 28. August, findet unser dies-jähriges Kreistreffen statt. Jeder,der kommen möchte, ist willkom-men. Wir treffen uns im „Kiek in“,einem Hotel und Tagungszentrumin Neumünster (Gartenstraße 32,Telefon 04321/419960). Das Pro-gramm:

Sonnabend, 27. August13.30 Uhr: Saalöffnung14 Uhr: Mitgliederversammlung

(die Tagesordnung wird satzungs-gemäß zwei Wochen zuvor in derPAZ veröffentlicht.)15.30 Uhr: Gelegenheit zu Kaf-

fee und Kuchen (Selbstbedienungan der Theke)16.30 Uhr: Gerta Heykena, Ost-

preußin, unterhält mit Gesang,Gitarre und Geschichtchen18 Uhr: Gelegenheit zum

Abendimbiss (Selbstbedienung)19 Uhr: Auftritt von „Stimme

der Heimat“, der Singegruppe desDeutschen sozial-kulturellen Ver-eins in Gizycko (Lötzen)19.45 Uhr: Dia-Multi-Visions-

Schau von Roland Marske, Berlin:„Ostpreußen – eine Reise von

Danzig über Masuren und Kö-nigsberg zur Kurischen Nehrung“(Dauer 105 Minuten)Nur am Sonnabend wird nach

der Mitgliederversammlung einTisch mit den Verkaufsangebotender Kreisgemeinschaft im Saalvorhanden sein, ebenso ein Tisch,an dem Auskünfte zum BereichFamilienforschung gegeben, be-ziehungsweise Fragestellungenund Suchwünsche entgegenge-nommen werden.

Sonntag, 28. August9 Uhr: SaalöffnungEs besteht die Möglichkeit, Gut-

scheine für das Mittagessen (zweiGerichte zur Auswahl) zu erwer-ben.Gunhild und Wolf Hergenhan

aus Kiel präsentieren wunder-schöne Jostenbänder, handgeweb-te Schals und feine Scheren-schnitte.10 Uhr: Beginn der Feierstunde,

Begrüßung durch den Kreisver-treter Dieter Eichler, Andacht vonPastorin Döge-Baden-Rühlmann,Totenehrung, Grußworte.Den Festvortrag von Wolfgang

Freyberg, Direktor des Kulturzen-trums Ostpreußen im bayerischenEllingen zum Thema „825 JahreDeutscher Orden. Seine Bedeu-tung in Geschichte und Gegen-wart“.„Land der dunklen Wälder“Deutschlandlied (3. Strophe)Musikalische Umrahmung un-

ter anderem durch die Mandoli-nengruppe Einfeld und „Stimmeder Heimat“12.30 Uhr: Gelegenheit zum

Mittagessen15.00 Uhr: Ende der Saalnut-

zung

An beiden Tagen hat das Lötze-ner Heimatmuseum, Sudeten-landstraße 18H, geöffnet: Sonn-abend von 10 bis 16 Uhr undSonntag von 12 bis 16 Uhr. Ar-chivbesuche sind an diesen Tagennicht möglich.

Am 27. und 28. August findetdas 62. Lycker Kreistreffen in un-serer Patenstadt Hagen in Westfa-len statt. Der Vorstand der Kreis-gemeinschaft lädt jetzt schon alleLycker aus Stadt und Land zurTeilnahme an diesem Treffenherzlich ein. Die Veranstaltungenfinden, wenn nachstehend nichtsAbweichendes vermerkt ist, imsogenannten Sinfonium derStadthalle Hagen, Wasserloses Tal2, statt. Das Programm:

Sonnabend, 27. August13 Uhr: Öffentliche Kreistagssit-

zung im Hagener Rathaus, Rat-hausstraße 1315 Uhr: Öffnung der Stadthalle17 Uhr: Kranzniederlegung an

den Gedenksteinen im Stadtgar-ten Hagen19 Uhr: Heimatabend

Sonntag, 28. August9.30 Uhr: Öffnung der Stadthalle11 Uhr: Feierstunde13 Uhr: Zusammenkunft des Ar-

beitskreises „Mittlere Generation“im Clubraum 1 der Stadthalle14 Uhr Begrüßung und gemütli-

ches Beisammensein18 Uhr Ausklang

... , bitte kommen Sie, vor alleman Sonntag, zahlreich nach Ha-gen. Sie zeigen damit, dass wirnoch da sind. Ein Tipp: Wenn Ih-nen die Reise allein aus Alters-gründen zu beschwerlich scheint,bitten Sie (soweit vorhanden) Ih-ren Enkel oder Enkelin, Sie nachHagen zu fahren. Wir haben dieErfahrung, dass Enkel dieses gerntun. Sie wollen nur angesprochenwerden. Im Umkreis von etwa 200Kilometern, das ist Bremen, Han-nover, Kassel und Frankfurt, ist esmöglich, ohne Übernachtungnach Hagen zu kommen. Morgenshin, spät nachmittags zurück. Alsoauf Wiedersehen in Hagen!Ihre Kreisvertreterin Bärbel

Wiesensee

Die Kreisvertreterin BärbelWiesensee hatte ein straffesProgramm bei ihren letzten Ar-beitsbesuch in Lyck. Hier ist ihrBericht: Mitte Juni war es wieder soweit,

ich flog von Düsseldorf aus nachWarschau. Ich hatte extra eine frü-he Maschine gebucht, um amNachmittag in Lyck zu sein. DerFlieger landete pünktlich in War-schau und ich erreichte den Busum 9.15 Uhr. Normalerweise dau-ert diese Fahrt viereinhalb Stun-den, an diesem Tag aber sechs.Der Grund: Der Bau der Via Balti-ca verursacht viele Staus.Am selben Abend besuchte ich

in Lyck noch einen Landsmann,um ihm die Bruderhilfe auszu-zahlen. Der nächste Tag galt demBesuch der Bürgermeisterin vonJucha, Ewa Jurkowska-Kawalko.In angenehmer Atmosphäre hat-ten wir einen regen Informations-und Gedankenaustausch. Die Ge-spräche wurden von Gudrun Las-salle ins Polnische übersetzt. Siehat mit ihrer Mutter lange in Ju-cha gelebt und konnte Fragen derBürgermeisterin zu Jucha aus derErinnerung beantworten.Die Gemeinde Lyck-Land hat in

diesem Jahr ein neues Gebäudebezogen. Es ist die Kaserne in derYorckstraße. Das Gebäude wurdenach den modernsten Anforde-rungen saniert. Ich hatte dort einausführliches Gespräch mit derChefsekräterin Frau Wojciechows-ka, die mir helfen wird, die denk-malgeschützten zivilen Friedhöfeim Kreis Lyck herauszufinden.Am Wochenende erwartete

mich dann eine besondere Aufga-be: Das Corps Masovia Königs-berg zu Potsdam kam zu einemBesuch nach Lyck. Diese Studen-tenverbindung hatte ich zu ihrem186. Stiftungsfest nach Lyck ein-geladen. Viele Abiturienten desLycker Gymnasiums hatten in Kö-nigsberg studiert und so war dieVerbindung hergestellt. Das Lyk-ker-Wochenende begann mit ei-nem Grillabend am Ramecksfel-dersee. Die Herren sangen beimSonnenuntergang das Ostpreu-ßenlied und es folgte mit allenStrophen das Masurenlied vonDewischeit. Am nächsten Tag wa-ren eine Stadtführung, mit Aufsu-chen des alten Gymnasiums, unddie Fahrt mit der Kleinbahn ange-sagt. Alle Herren waren von Lyck,dem ansprechenden Stadtbild,und der masurischen Landschaftrestlos begeistert.Der nächste Tag, ein Sonntag,

war der Termin für die Auszah-lung der Bruderhilfe im Wasser-turm, den Räumen der ,Deut-schen Minderheit. Die Einladun-gen zur Auszahlung hatte ichschon drei Wochen vorher an dieVorsitzende des Vereins der Deut-schen Minderheit abgegeben, alsich mit einer kleinen Delegationaus unserer Patenstadt Hagen denWasserturm aufgesucht hatte. Mitvielen persönlichen Gesprächenverlief die Auszahlung in vertrau-

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Manfred Romeike,Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146Würselen, Telefon/Fax (02405)73810. Geschäftsstelle: BarbaraDawideit, Telefon (034203) 33567,Am Ring 9, 04442 Zwenkau.

ELCH-NIEDERUNG

Kreistreffen inBad Nenndorf

Kreisvertreter: Walter Mogk, AmEichengrund 1f, , 39629 Bismark(Altmark), Telefon (0151) 12 30 5377, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.:Doris Biewald, Blümnerstraße 32,04229 Leipzig, Telefon (0341)9600987, E-Mail: [email protected].

GERDAUEN

Kreistagssitzung

Hauptkreistreffen

Kreisvertreter: Stephan Grigat,Telefon (05231) 37146, Fax(05231) 24820, Heidentalstraße83, 32760 Detmold. Geschäfts-stelle: Annelies Trucewitz, Ho-henfelde 37, 21720 Mittelnkir-chen, Telefon (04142) 3552, Te-lefax (04142) 812065, E-Mail:[email protected]. Internet:www.goldap.de.

GOLDAP

Sommerfest

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 17

Kreisvertreterin: Karin Banse,Wiesengrund 9, 29559 Wrestedt,OT Wieren, Telefon (05825) 642,E-Mail: [email protected],Internet: www.kreis-gumbin-nen.de.

GUMBINNEN

In Berlin

Vorsitzender Stadt & Land: ReinerBuslaps, Am Berg 4, 35510 Butz-bach-Kirch-Göns, Tel.: (06033)66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: [email protected] InsterburgStadt & Land e. V., Geschäftsstelle,Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld,Postfach 111 208, 47813 Krefeld,Tel.: (02151) 48991, Fax (02151)491141, E-Mail: [email protected], Internet: www.insterbur-ger.de, Bürozeiten: Montag – Frei-tag von 8 bis 12 Uhr.

INSTERBURG −STADT UND LAND

Termine derHeimatgruppen

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg. Ge-schäftsstelle: Ute Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg,Telefon (040) 6083003, Fax:(040) 60890478, E-Mail:[email protected]

LÖTZEN

Kreistreffen

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesen-see, Diesberg 6a, 41372 Nieder-krüchten, Telefon (02163) 898313.Stellvertr. Kreisvertreter: DieterCzudnochowski, Lärchenweg 23,37079 Göttingen, Telefon (0551)61665. Karteiwart: Siegmar Czer-winski, Telefon (02225) 5180,Quittenstraße 2, 53340 Mecken-heim.

LYCK

Kreistreffen

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Liebe Landsleute ...

Arbeitsbesuch

Page 17: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

HEIMATARBE IT Nr. 29 – 22. Juli 201617

ensvoller Atmosphäre. Der Sonn-tagabend wurde gekrönt mit ei-nem Konzert in der großen Kir-che. Der uns bekannte ChorKontrapunkt nahm sich AntonioVivaldis ,,Die vier Jahreszeiten“an. Auch das Lied ,,Gloria in ex-celsis Deo“ wurde vorgetragen.

Mit unserem Heimatbeauftrag-ten Werner Dombrowski und demBeauftragten für die Gräberfürsor-ge in der Heimat, Lothar Trinoga,besprach ich die Besichtigungs-fahrten der zivilen Friedhöfe undSoldatenfriedhöfe. Für die persön-liche Verteilung der Hagen-Lyk-ker-Briefe nehme ich mir in jedemJahr viel Zeit, denn es ergebensich regelmäßig aufschlussreicheBegegnungen. Ein Besuch beiStadtpräsident Tomasz Andrukie-wicz war für mich vereinbart wor-den. Der Stadtpräsident erläutertemir das Projekt zur Restaurierungder vielen Hausfassaden aus deut-scher Zeit. In diesem Jahr werdenwieder etwa 20 Häuser restau-riert. Für das Jahr 2017 gab er mirTermine an, bei denen in Lyck vie-le kulturelle Veranstaltungen statt-finden werden. In unserem Ge-spräch bat ich ihn zu überlegen,ob die Möglichkeit bestehen wür-de, einen Platz, eine Straße odereine Schule nach Siegfried Lenz,dem Ehrenbürger der Stadt Lyck,zu benennen. Er versprach, diesenVorschlag zu überdenken.

Ein weiterer Besuch galt demDirektor der Caritas von Lyck,Dariusz Kruczynski. Mit ihm be-sprach ich die Sammelaktion fürLyck, die jedes Jahr von drei Pfarr-gemeinden aus Nettetal durchge-führt werden. Mostolten, der Hei-matort meiner Mutter und Groß-eltern, wurde auch wieder vonmir aufgesucht. Einen Friedhofbe-such musste ich wetterbedingtverschieben, solch ein starkes Un-wetter hatte ich bisher in Masurennoch nie erlebt. Zum Glück schiennach wenigen Stunden wieder dieSonne und ich konnte die Gräbermeiner Urgroßeltern aufsuchen.Es war eine arbeitsreiche Wochefür mich, aber ich freue mich im-mer, wenn ich als Repräsentantinder ehemaligen Bewohner vonLyck wahrgenommen werde.

Der Kreis Wesel und die Kreis-gemeinschaft der Rastenburger la-den am 20. und 21. August zum60. Hauptkreistreffen nach Wesel.Das Programm:

Sonnabend, 20. August9.30 Uhr: Abfahrt mit dem Bus

am Hotel Kaiserhof zum Friedhofin Wesel

10 Uhr: Kranzniederlegung aufdem Friedhof an der „TrauerndenVesalia“, Caspar-Baur-Straße

10.30 Uhr: Kranzniederlegungam Ehrenmal an der Schillkaser-ne in Wesel und Besichtigung derTraditionsstube

14 Uhr: Gemütlicher Nachmit-tag im Biergarten des Hotels Kai-serhof

19 Uhr: Geselliges und gemütli-ches Beisammensein in derNiederrheinhalle, Wesel. Musika-lische Begleitung durch den Män-nergesangsverein „Bleibtreu“ ausHamminkeln

Sonntag, 21. August9 Uhr: Einlass in die Nieder-

rheinhalle, Möglichkeit zum Früh-stück

9.30 Uhr: Evangelischer Gottes-dienst in der Gnadenkirche, Wak-kenbrucher Straße 82,

10 Uhr: Katholischer Gottes-dienst in der Kirche Herz-Jesu inder Feldmark, Wesel

14.30 Uhr: Hauptkreistreffen inder Niederrheinhalle

– Musikeinführung durchdie Blasmusik Lackhausen

Begrüßung durch den Kreisver-treter Hubertus Hilgendorff

Gemeinsames Singen von „Landder dunklen Wälder“

Ansprachen von Heinrich Frie-drich Heselmann, stellvertreten-der Landrat des Kreises Wesel,und von Ulrike Westkamp, Bür-germeisterin der Stadt Wesel

16 Uhr: Großer Zapfenstreichmit der Blasmusik Lackhausenund dem Tambourcorps Wesel-Fu-sternberg

16.30 Uhr: Geselliges Beisam-mensein

Zum 60. Hauptkreistreffen gehö-ren auch eine Mitgliederversamm-lung und eine Kreistagssitzung. Be-ginn ist am Sonntag, 21. August, um 11 Uhr in derNiederrheinhalle. Die Tagesord-nung:

• Begrüßung durch den Kreis-vertreter• Feststellung der Anwesendenund Genehmigung des Proto-kolls vom Vorjahr• Bericht des Kreisvertreters• Kassen- und Prüfungsbericht• Entlastung des Vorstands undder Kassenführung• Haushaltsplan 2017• Heimatbrief „Rund um Ra-stenburg“• Bildband• Rastenburger Treffen 2016 und 2017• VerschiedenesAnträge beziehungsweise Vor-

schläge zur Tagesordnung sind biszum 10. August einzureichen.

Aus dem polnischen Teil desHeimatkreises erreicht uns dieNachricht, dass der „KleineGrenzverkehr“, der seit 2011 gilt,vom 4. Juli an für einen Monataufgehoben sei. Dies ist bedauer-lich für die Menschen entlang derpolnisch-russischen Grenze, dar-unter viele deutsche Heimatver-bliebene, die zu Tausenden voneben diesem Grenzverkehr leben.Sie müssen jetzt wieder verstärktzur Erntearbeit in den Westenfahren. Die Sperrung wurde vonder polnischen Regierung verfügt,„im Zusammenhang“ mit demNato-Gipfel in Warschau vom 8.bis 9. Juli und dem Weltjugendtagvom 20. bis 31. Juli in Krakau.Dort wird Papst Franziskus erwar-tet. Die russische Seite hat als Re-aktion die Grenze ihrerseits ge-sperrt. Reisende mit einem russi-schen Visum können die Grenzenach wie vor passieren, jetzt so-gar etwas zügiger, weil der „Amei-senhandel“ ruht. Die gleiche Re-gelung gilt übrigens für die Gren-ze zur Ukraine, wo bereits im Jahr2008 ein entsprechender KleinerGrenzverkehr eingeführt wordenwar.

Als Russland nach dem ZweitenWeltkrieg den Norden Ostpreu-ßens in Besitz nahm und die klei-ne deutsche Grenzstadt Schir-windt schleifen ließ, hat der Li-tauer Antanas Spranaitis die Restedes östlichsten deutschen Sied-lungsgebietes und die Spuren sei-ner Bewohner zusammengetragenund in seiner Garage eine kleineGedenkstätte für Schirwindt ein-gerichtet, die inzwischen ein neu-es Domizil erhalten hat.

Während Deutschland seinenjahrhundertealten Grenzpostenlängst vergessen hat, existiertheute in Naumiestis, der ehemali-

gen Schwesternstadt Neustadt, ei-ne „Schirwindter Stube“, ein Mu-seum zur Erinnerung an eineganz besondere alte deutscheStadt. Gegründet und aufgebautwurde es von von einem ganz be-sonderen Menschen – dem Litau-er Antanas Spranaitis. Am 13.Juliist er in Naumiestis beerdigt wor-den. Damit ist sein großerWunsch, noch einmal nachDeutschland zu kommen und sei-ne Freunde zu treffen, nicht mehrin Erfüllung gegangen.

Wir danken Antanas Spranaitisdafür, dass er unsere „verschwun-dene Stadt“ vor dem Vergessenbewahrt hat und werden ihn im-mer in ehrender Erinnerung be-halten – solange es noch Schir-windter gibt.

Hella Giesler, Gemeinschaft derSchirwindter

Am 22. Juli wird die Ausstel-lung „Tilsit – die Stadt ohne Glei-chen“ im Tilsiter Museum fürStadtgeschichte eröffnet. Auf 28Tafeln wird in deutscher und rus-sischer Sprache eine Fülle von In-formationen, Bildern, Karten undArchivstücke, vermittelt. Für alle,die keine Gelegenheit haben, dieAusstellung persönlich in Augen-schein zu nehmen, wurde ein Ka-

talog herausgegeben, der den In-halt der Ausstellungstafeln in vol-lem Umfang wiedergibt. Auf 30Seiten im Din-A4-Format erfährtman die Geschichte der Stadt vonihren Anfängen bis zur Gegen-wart. Es gibt Abhandlungen zurOrdensburg Tilse, zur Stadtgrün-dung, zur Entwicklung im 17. und18. Jahrhundert, zum Tilsiter Frie-densschluss, zum Leben im 19. Jahrhundert und in der Zeitder beiden Weltkriege. MehrereSeiten schildern Tilsit als Han-delszentrum, als Verkehrsknoten-punkt, als Industriestandort, alsGarnisonsstadt. Dargestellt wer-den die Tilsiter Schulen, die Glau-bensgemeinschaften und Gottes-häuser, die Königin-Luise-Brückeund die Tilsiter Denkmäler.

Die Broschüre lässt den Leserdie Atmosphäre des Tilsiter Le-bens nachempfinden und machtes möglich, in die verschiedenenEpochen der Metropole einzutau-chen. Sie kann von der Stadtge-meinschaft Tilsit auf Spendenba-sis erworben werden unter derAnschrift: Manfred Urbschat,Bahnhofstraße 82, 03051 Cottbus,E-Mail [email protected], Tele-fon (0355) 535544.

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 17

Oben: Kreisvertreterin Bärbel Wiesensee mit Stadtpräsident Tomasz AndrukiewiczUnten: Das neubezogene Gemeindehaus von Lyck-Land in derYorck-Straße. Früher war es eine Kaserne Bilder (2): privat

Wir benötigen eine star-ke Gemeinschaft, jetzt

und auch in Zukunft. Siekönnen unsere Arbeit unter-stützen, indem Sie persönli-ches Mitglied der Lands-mannschaft Ostpreußen e.V.werden. Dabei ist es egal, obSie in Ostpreußen geborensind oder ostpreußischeVorfahren haben. Uns ist je-der willkommen, der sichfür Ostpreußen interessiertund die Arbeit der Lands-mannschaft Ostpreußenunterstützen möchte.

Die persönlichen Mitglie-der kommen wenigstens alledrei Jahre zur Wahl einesDelegierten für die Ostpreu-ßische Landesvertretung(Mitgliederversammlung)

zusammen. Jedes Mitgliedhat das Recht, die Einrich-tungen der Landsmann-schaft und ihre Unterstüt-zung in Anspruch zu neh-men. Sie werden regelmäßigüber die Aktivitäten derLandsmannschaft Ostpreu-ßen informiert und erhaltenEinladungen zu Veranstal-tungen und Seminaren. IhreBetreuung erfolgt direktdurch die Bundesgeschäfts-stelle in Hamburg. Der Jah-resbeitrag beträgt zurzeit 60Euro. Der Aufnahmeantraglässt sich auf www.ostpreus-sen.de (Unterbereich „Mit-gliedschaft“) ganz einfachherunterladen, oder Sie kön-nen ihn schriftlich anfor-dern bei:

Landsmannschaft Ostpreußen e.V.Dr. Sebastian Husen, Bundesgeschäftsführer

Buchtstraße 422087 Hamburg

[email protected]

Werden Sie persönliches Mitglied der

Landsmannschaft Ostpreußen!

Kreisvertreter: Hubertus Hilgen-dorff, Tel. (04381) 4366, Dorfstr.22, 24327 Flehm. Gst.: Paten-schaft Rastenburg: Kaiserring 4,46483 Wesel, Tel. (0281) 26950.

RASTENBURG

60. Hauptkreistreffen

Hauptkreistreffen der Rastenburger: Der Männergesangsverein Bleibtreu aus Hamminteln tritt am Sonnabend auf Bild: Bleibtreu

Kreistagssitzungund Versammlungder Mitglieder

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

PREUSSISCHEYLAU

Kreisvertreterin: Evelyn v. Bor-ries, Tucherweg 80, 40724 Hil-den, Telefon (02103) 64759, Fax:(02103) 23068, E-Mail: [email protected]. Kartei, Buch-versand und Preußisch Eylauer-Heimatmuseum im KreishausVerden/Aller Lindhooper Straße67, 27283 Verden/Aller, E-Mail: [email protected], Internet:www.preuss i sch-ey lau .de . Unser Büro in Verden ist nurnoch unregelmäßig besetzt. Bittewenden Sie sich direkt an dieKreisvertreterin Evelyn v. Borries,Telefon: (02103) 64759 oderFax: (02103) 23068, E-Mail:[email protected]

Preußisch Eylau: Grenze bei Robitten Bild: Norbert Reich

„KleinerGrenzverkehr“

Kreisvertreter: Michael Gründ-ling, Große Brauhausstraße 1,06108 Halle/Saale. Geschäftsstel-le: Renate Wiese, Tel. (04171)2400, Fax (04171) 24 24, Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen(Luhe).

SCHLOSSBERG(PILLKALLEN)

Trauer umAntanas Spranaitis

Stadtvertreter: Hans Dzieran,Stadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09002 Chemnitz.Geschäftsführer: ManfredUrbschat, E-Mail: [email protected].

TILSIT–STADT

Ausstellungund Katalog

Page 18: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

HEIMATARBE IT18 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Antanas Spranaitisgeb. 26. 4. 1941 gest. 11. 7. 2016

Träger des Silbernen Ehrenzeichens der Landsmannschaft Ostpreußen

Die Kreisgemeinschaft Schloßberg trauert um einen der engagiertesten Bewahrer des Andenkens an die ostpreußische Stadt Schirwindt.

Mit dem Schirwindter Museum in Neustadt / Litauen hat Antanas Spranaitis der zerstörten und dem Erdboden gleich gemachten Stadt ein Denkmal gesetzt.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Kreisgemeinschaft Schloßberg/Pillkallen (Ostpr.)

Michael Gründling Renate Wiese Joachim Löwe Kreisvertreter Geschäftsführerin Stellv. Kreisvertreter

Der Mensch, den wir lieben,ist nicht mehr, da wo er war.Aber er ist überall, wo wir sindund seiner gedenken. Aurelius Augustinus

Traurig nehmen wir Abschied von meiner lieben Frau, unserer Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und Tante

Margret Mahlogeb. Mehl

* 4. 10. 1922 † 12. 7. 2016

In Liebe und Dankbarkeit

Dr. Karl-Ludwig MahloDr. Dieter-Hagen und Daniela MahloDres. Gabriele und Hans Georg SteuerDres. Petra und Ulf-Christian MahloMichaela, Robin, Julia, Nico,Benjamin, Carolin, Felix, FabianHenri

In der Halde 11 B, 14195 Berlin

Die Trauerfeier fand am Mittwoch, dem 20. Juli 2016, um 11.00 Uhr in der St. Annen-Kirche, Königin-Luise-Straße 55, 14195 Berlin, statt.

Die Urnenbeisetzung ist zu einem späteren Zeitpunkt.

Der richtige

Weg, anderen

vom Tode

eines lieben

Menschen

Kenntnis zu

geben, ist eine

Traueranzeige.

Buchtstraße 422087 Hamburg

Telefon 0 40 / 41 40 08 32 Fax 0 40 / 41 40 08 50

www.preussische-allgemeine.de

Anzeigen

Montag, 8., bis Sonntag, 21. Au-gust: BJO-Sommerfahrt ins Me-melland. Weitere Informationen:www.junge-ostpreussen.de/47-0-Aktivitaeten.html Freitag, 30. September, bis Mon-

tag, 3. Oktober, Bad Honnef: BJO-Herbstseminar und BJO-Bundes-treffen. Thema des Seminars:„150 Jahre Deutscher Krieg –Preußen und Österreich in Ge-schichte und Gegenwart“. WeitereInformationen finden Sie unter:www. facebook .com/events/1032910313418878/ 2Donnerstag, 24., bis Sonntag, 27.

November: Adventstreffen im ost-preußischen Osterode. Informa-tionen: www.junge-ostpreus-sen.de/47-0-Aktivitaeten.html

Donnerstag, 29. Dezember, bisDienstag, 3. Januar: Silvesterfahrtnach Ostpreußen: Informationen:www.junge-ostpreussen.de/47-0-Aktivitaeten.html

Landesgruppe – Freitag, 5. Au-gust, 17 Uhr, Gedenkplatte aufdem Schloßplatz in Stuttgart:Chartafeier. Alle Landsmann-schaften und Heimatgruppen sindeingeladen. Um zahlreiches Er-scheinen bei dieser wichtigenFeierstunde wird gebeten.Stuttgart – Mittwoch, 27. Juli,

14.30 Uhr, Großer Saal, Haus der

Heimat, Stuttgart: Kulturnachmit-tag. Filmvorführung von HerrnSchulze über die Reise der Lan-desgruppe zum Deutschlandtref-fen 2014 in Kassel. Die Reise gingüber Holland mit vielen schönenEindrücken und Erlebnissen. DieLandsmannschaft Westpreußenund Gäste sind herzlich eingela-den.

Altmühlfranken – Freitag, 29.Juli, 19 Uhr, Kastaniengarten,Gastwirtschaft Röschelskeller,Gunzenhausen: Sommerabendder Landsmannschaften.

Bartenstein – Anfra-gen zu gemeinsa-men Treffen bei ElfiFortange, Telefon(030) 4944404,

Königsberg – Frei-tag, 12. August, 14Uhr, Johann-Georg-Stuben, Johann Ge-org Straße 10, 10709

Berlin-Halensee. Anfragen: ElfiFortange, Telefon (030) 494 44 04

Bremen – Busfahrt der Lands-mannschaft Ostpreußen undWestpreußen e.V., Bremen. nachGreifswald und Neubrandenburgvom 7. bis 9. Oktober zum 21. Ost-preußentreffen Mecklenburg-Vor-pommern in Neubrandenburg in-klusive Besuch des PommerschenLandesmuseums in Greifswald.Das Programm:

Freitag, 7. Oktober10 Uhr: Abfahrt, ZOB Bremenca. 16 Uhr: Ankunft im Mercure

Hotel Greifswaldab 18 Uhr: Abendessen im Ho-

telrestaurant

Sonnabend, 8. Oktober8:45 Uhr: Bustransfer nach

Neubrandenburg10 bis 17 Uhr: Besuch des 21. Ostpreußentreffens17.30 Uhr: Rückfahrt zum Mer-

cure Hotel Greifswaldab 19 Uhr: Abendessen im Ho-

telrestaurantDie Teilnahme am Ostpreußen-

treffen ist nicht zwingend, statt-dessen kann auch individuell inGreifswald geblieben oder inNeubrandenburg die Stadt be-sichtigt werden.

Sonntag, 9. Oktober9:40 Uhr: Bustransfer zum Pom-

merschen Landesmuseum inGreifswald10 bis 11.30 Uhr: Führung im

Pommerschen Landesmuseum11.45 bis 14.00 Uhr: individuel-

le Mittagspause in Greifswald

14.30 Uhr: Rückfahrt nach Bre-menca. 20.30 Uhr: Ankunft in Bre-

men (ZOB)Der Preis beträgt pro Person

193 Euro im Doppelzimmer und229 Euro bei einer Übernach-tung im Einzelzimmer. Zu denLeistungen zählen: Fahrt im mo-dernen Reisebus, zwei Über-nachtungen im Vier-Sterne-Mer-cure-Hotel Greifswald (AmGorzberg, 17489 Greifswald),zwei Frühstücksbüffets, zweiAbendessen, einmal Hin- undRücktransfer zum 21. Ostpreu-ßentreffen in Neubrandenburg,einmal Eintritt für das 21. Ost-preußentreffen, einmal Eintrittund Führung im PommerschenLandesmuseum.Anmeldungen bis zum 1. Au-

gust bitte an Julita Venderbosch,Telefon (0421) 4854633.

Wiesbaden – Sonnabend, 23.Juli, 15 Uhr, Kleingartenverein amWasserwerk, Erbenheim: Som-mer-Gartenfest mit dem bewähr-ten Duo Budau/Dr. Hübenthal.Wegen der Essens-Dispositionbitte bis zum 15. Juli bei IrmgardSteffen, Telefon (0611) 844938 an-melden. Am Grill werden Steaksund Würstchen zubereitet, dazugibt es Kartoffelsalat oder Bröt-chen. Zu Beginn steht Kaffee undKuchen bereit. Das Gartenfest fin-det bei jeder Witterung statt;überdachte Bereiche stehen zurVerfügung.

Landesgruppe – „Der Verlust derHeimat, Vertreibung, Flucht, Ge-walt, Krankheit und Hunger sindschmerzliche Erfahrungen, auch70 Jahre nach Kriegsende, die dasLeben einzelner, aber auch ganzeGesellschaften prägen.“ Das war ei-ne der Kernaussagen der Bundes-vorsitzenden der ostpreußischenFrauenkreise, Uta Lüttich, die siean den Anfang ihres Vortrages überihre Arbeit und die der von ihr be-treuten Frauenkreise in der Jahres-hauptversammlung der Landes-

gruppe Niedersachsen stellte. Zu-nächst aber leitete die Landesvor-sitzende, Barbara Loeffke, die Ver-anstaltung mit einem Gedenken andie verstorbenen treuen Ostpreu-ßen ein. Jahrzehntelang haben siemit ihrem Einsatz für die Heimatdie Erinnerung an das Ordenslandund seine mehr als 750-jährige Ge-schichte wachgehalten. Die Ver-sammlung gedachte auch der gefal-lenen Soldaten des Ersten undZweiten Weltkriegs, die mit ihremEinsatz und ihrem Leben das vonunzähligen hilflosen Frauen undKindern gerettet haben. Uta Lüttich fand dann aufmerk-

same Zuhörer mit ihrem Vortragüber ihre Arbeit für die ostpreußi-schen Frauenkreise. Ausgehendvon der reichen Kultur Ostpreu-ßens, die in Literatur, Malerei, Mu-sik und Philosophie ihren Aus-druck findet, leitete sie dann zurGeschichte und dem tragischenSchicksal der östlichsten Provinzdes Deutschen Reiches über. In ei-nem kleinen Exkurs erzählte sie,wie sie für Ostpreußen durch ihrElternhaus geprägt wurde. Daherwar es für Uta Lüttich selbstver-ständlich, in der Landsmannschaftaktiv zu werden. 1988 wurde siezur Landesfrauenleiterin der Ost-und Westpreußen in Baden-Würt-temberg gewählt, zehn Jahre späterzur Bundesvorsitzenden. Nichtnur umfangreich, sondern äußerstvielseitig sind seitdem die Aufga-ben, die zu bewältigen sind.Etwas ganz Besonderes war und

ist die von der LandsmannschaftOstpreußen unter ihrer Leitung al-le zwei Jahre in Allenstein durch-geführte Werkwoche zur Vermitt-lung von ostpreußischen Handar-beitstechniken, die im Jahr 2017zum zwölften Mal stattfinden wird,an der bis zu 25 Teilnehmerinnenaus den deutschen Vereinen be-treut werden können. Unterstütztwird Uta Lüttich von zwei Werk-meisterinnen. Und natürlich wur-den und werden auch die in derHeimat notleidenden Menschenbetreut. Viele Hilfstransporte, lan-ge Zeit auch von der langjährigenniedersächsischen Frauenleiterin,Frau Heckendorf, organisiert, gin-gen nach Ostpreußen. (Anmerkungder Landesgruppe: Unvergessensind dabei auch die zahllosen Akti-vitäten von Irmchen Börnecke biszu ihrem Tode für die notleidendenDeutschen in Ostpreußen.). Und wie sieht die Arbeit in der

Gegenwart aus, was musste 2015bewältigt werden? Uta Lüttichkonnte die 61. Werkwoche mit 44Teilnehmerinnen, darunter siebenaus dem südlichen Ostpreußen,mit Ausstellung der erarbeitetenHandarbeiten durchführen, so-dann das Kulturhistorische Semi-nar im Ostheim, ebenfalls mit Teil-nehmerinnen aus Ostpreußenzum Thema „Ost-und Westpreußi-sche Gedenktage 2015, Teilnahmeam Herbstmarkt des Kulturzen-trums Ellingen, Kulturtagung derNord-ostdeutschen Landsmann-schaften, Mitwirkung am Tag derHeimat in Stuttgart, Vortragsveran-staltungen im Haus der Heimat inStuttgart, Teilnahme an der Preu-

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vorsitzender: Marius Jungk, Gst.: Buchtstr. 4, 22087 Ham-burg, Tel.: (040) 4140080, E-Post:[email protected],www.junge-ostpreu ssen.de.

BUND JUNGESOSTPREUSSEN

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Vors.: UtaLüttich, Feuerbacher Weg 108,70192 Stuttgart, Telefon und Fax(0711) 854093, Geschäftsstelle:Haus der Heimat, Schloßstraße92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax(0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Texte und Fotos bitte an:Preußische AllgemeineZeitung, z. H. FrankHorns, Buchtstraße 4,22087 Hamburg. Oder perE-Mail: [email protected]

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon(030) 2547345, E-Mail:[email protected], Internet:www.ostpreussen-berlin.de. Ge-schäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb derGeschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

BERLIN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Te-lefon (0421) 25 09 29, Fax (0421)25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertren-de Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578Bremerhaven, Telefon (0471)86176. Landesgeschäftsführer:Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4,27628 Uthlede, Telefon (04296)74 77 01.

BREMEN

Vorsitzender: Ulrich Bonk,Stellvertretender Vorsitzender:Gerhard Schröder, Engelmühlen-weg 3, 64367 Mühltal, Telefon(06151) 148788

HESSEN

Landesgruppe Niedersachsen: Deligierte und Gäste der Jahreshauptversammlung Bild: Bohn

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 19

Page 19: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

HEIMATARBE IT Nr. 29 – 22. Juli 2016 19

überallverbrei-tet, ge-nerell

dürftig,karg

das Tempo drosseln

beurtei-len, eineNotegeben

JuristzurBeur-kundung

Abnei-gung

mitanderemNamen

Sand-,Schnee-anhäu-fung

ost-slawi-schesVolk

anzie-hend,begeh-renswert

Grund-stoff-teilchen

dt.Maler,Grafiker(Paul)

Gewürz-,Heil-pflanze

exquisit,ausge-sucht

Krachmachen

einEltern-teil

schma-ler Berg-ein-schnitt

vor-nehm;groß-zügig

ein-faches,kleinesHaus

Reihe,Folge

Nacht-lager fürVerhei-ratete

Getreide-korn-schalen

seltsam,uner-klärlich

Schach-spiel-figur,Springer

rau, grobFlusszurRhone

Konsu-mentvonNahrung

frühererNameThai-lands

amerik.Komiker,Regisseur(Woody)

recht-mäßig;vertret-bar

unent-schieden(Schach)

linkerNeben-fluss derFulda

ital. Ha-fenstadtan derRiviera

Teil desBuches

franz.Stadtan derRhone

Schiffs-besitzer,Reeder

Dumm-kopf(ugs.)

andern-falls;außer-dem

innigeZu-neigung

sichäußern,sprechen

Salat-pflanze

hartemilitär.Aus-bildung

mari-nieren

Hinder-nis beimSpring-reiten

glätten,planie-ren

tiefeBeschei-denheit

Stock-werk

Musik:Übungs-stück(franz.)

auf-machen

Haut-pflege-mittel

zurück-gehen;nach-geben

norwe-gischeHaupt-stadt

nachAbzugderKosten

Frage-wort:Warum?

festge-legterZeit-punkt

deut-scheOstsee-insel

über-fällig;abends

Haupt-melodie(Filmund TV)

Schand-fleck

Ver-geltungfür eineWohltat

nichtscharfoderspitz

Fantasie-gebilde,FataMorgana

Wind-schatten-seite e.Schiffs

west-afrik.Binnen-staat

persönl.Geheim-nummer(Abk.)

dienst-lich ent-senden

Ver-zeichnis,Auf-stellung

Flachs,Faser-pflanze

obereWölbungd. Mund-höhle

Laut-stärke-maß

bestän-dig,gleich-bleibend

altesWege-maß

Klage-lied

eineBaltin

Spion,Spitzel

Mönchs-gewand

abwer-tend:reicherMann

Kraft-stoffauf-füllen

RomanvonÉmileZola

West-germane

Welt-macht(Abkür-zung)

metall-haltigesMineral

Triumph,Erfolg imWett-kampf

radio-aktivesSchwer-metall

Probe,Stich-probe

chem.ZeichenfürBarium

großesDenkmal

Süd-slawin

doppelt-kohlen-sauresNatrium

Spiege-lung aufFlächen

Metall-bolzen

ital.Mittel-meer-insel A B Z A W A K A

L A E R M E N V A T E R T A L E N G E K L E I E N O B E L H U E T T E I R G R M Y S T E R I O E S R O E S S E L R E M I S I A S A S I A M E H E M L E D E R I S E R E K A R L E S E I G N E R G O S O N S T L I E B E R I C K R E D E N S E I N L E G E N N H E B N E N E N D I V I E I T P U D E R R T N E T T O S P A E T W I E S O T I E M A K E L S T U M P F T R U G B I L D L E E O F L I S T E C A B O R D N E N T P H O N M E I L E E L E G I E K S I G N A L E M A N N E T A N K E N S I U S I E G U R A N M O N U M E N T T E S T B A N S E R B I N N A T R O N G L A N Z N I E T E L B A

Kreiskette

Diagonalrätsel

So ist’s richtig:

SudokuLösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senk rechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die Zahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält. Es gibt nur eine richtige Lösung!

4 4 1 2 5 8 9 7 4 6 3 1 7 7 8 6 6 7 4 8 2 4 3 7 6 5 2 9 1

4 4 1 2 5 8 9 7 4 6 3 1 7 7 8 6 6 7 4 8 2 4 3 7 6 5 2 9 1

2 6 5 8 9 1 3 7 4 4 1 3 6 2 7 5 9 8 8 9 7 4 3 5 6 1 2 5 8 9 3 1 6 2 4 7 3 7 4 2 8 9 1 6 5 6 2 1 5 7 4 9 8 3 9 5 8 7 6 2 4 3 1 7 4 6 1 5 3 8 2 9 1 3 2 9 4 8 7 5 6

Diagonalrätsel: 1. Retina, 2. Shanty, 3. Exotik, 4. Bridge, 5. Skibob, 6. Arktis – Rhodos, Attika

Kreiskette: 1. Polier, 2. ledern, 3. Angler, 4. Banane, 5. dienen – Liederabend

Sudoku:

PAZ16_29

Die Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlen-feld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte eine musikalische Veranstaltung.

1 Vorarbeiter der Maurer; Bauführer, 2 aus gegerbter Tierhaut, 3 Sportfischer, 4 Südfrucht, 5 eine Aufgabe, Pflicht erfüllen

Wenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Dia-gramm eingetragen haben, ergeben die beiden Diagonalen eine griechische In-sel und eine griechische Region.

1 Netzhaut des Auges2 Seemannslied (englisch)3 fremdländische Anziehungskraft4 Kartenspiel5 Wintersportgerät6 Nordpolargebiet

ßischen Tafelrunde in Pforzheimsowie zahlreiche Vorträge bei denKreis- und Frauengruppen in Ba-den-Württemberg und natürlichTeilnahme an den Bundesvor-standssitzungen – um hier nur diewichtigsten ihrer zahlreichen Ak-tivitäten aufzuzählen.

Zum Schluss ihres Vortrages ap-pellierte sie an die Delegierten:„Unsere Aufgabe ist es jetzt, unse-re Kinder und Enkel an die Heimatder Ahnen heranzuführen, damit750 Jahre Deutscher Osten nichtvergessen werden.“

Barbara Loeffke dankte Uta Lüt-tich mit herzlichen Worten für ih-re Teilnahme an der Jahreshaupt-versammlung, ihren sehr informa-tiven und engagierten Vortrag undvor allem für ihren jahrzehntelan-gen ehrenamtlichen Einsatz fürOstpreußen.

Ihrem Jahresbericht stellte dieLandesvorsitzende einen Rück-blick auf den Deutsch-polnischenNachbarschaftsvertrag voran undstreifte aktuelle Fragen und Pro-bleme der Deutschland- und Ost-politik der Bundesregierung. Sopositiv die Verständigung mit denosteuropäischen Nachbarn undden heutigen Bewohnern unsererHeimatgebiete ist, so bleiben dochmanche Fragen offen und derSchmerz um den Verlust der Hei-mat ist unvermindert. BarbaraLoeffke wandte sich auch den Zie-len und Aufgaben unserer Lands-mannschaft zu. Oberste Prioritäthaben – nach den von der Lands-mannschaft erarbeiteten Zielen,zusammengestellt in einem Infor-mations-Blatt – insbesondere „dieBewahrung des deutschen kultu-rellen Erbes Ostpreußens“ und„der Erhalt der deutschen Volks-gruppe in Ostpreußen“. Um dieKultur und Geschichte Ostpreu-ßens einer breiten Öffentlichkeitnahe zu bringen, gilt es, das Ost-preußische Landesmuseum in Lü-neburg und das KulturzentrumOstpreußen in Ellingen ideell undmateriell zu unterstützen, da dieFörderung von Bund und Land imVergleich mit Landes- undbundeseigenen Museen und Kul-tureinrichtungen recht beschei-den ist.

Einen eindrucksvollen Einblickin die Arbeit der landsmannschaft-lichen Gruppen gaben die Be-zirks-, Kreis- und Ortsvorsitzen-den. Sie ließen erkennen, dass derZusammenhalt der Ostpreußenunvermindert groß ist und in denregelmäßigen Zusammenkünftendie Erinnerung an die Heimat imMittelpunkt steht, aber auch ak-tuelle Probleme aus der Politik er-örtert werden. Noch immer wer-den Transporte mit Hilfsgüternnach Ostpreußen für notleidendeLandsleute organisiert; Reisebe-richte, Ausflüge und Besuche vonAusstellungen und Unternehmenrunden das Programm ab. Unver-gessen ist die Berlin-Fahrt derGruppe Buxtehude zum Tag derHeimat 2015. Eine Reise nachSchlesien ist für dieses Jahr ge-plant. Das Zusammengehen mitanderen Landsmannschaften be-reichert das Programm. Hier gilt es,in Zukunft auch die Zusammenar-beit mit dem Bund der Vertriebe-nen zu vertiefen.

Mit dem Dank für die aufopfe-rungsvolle ehrenamtliche Arbeitfür Ostpreußen und dem Wunsch,die Anliegen der Vertriebenenweiter auch in der Öffentlichkeitzu vertreten, schloss die Landes-vorsitzende die Versammlung. Ge-meinsam wurde das Ostpreußen-lied gesungen.

Die Jahreshauptversammlungwar auch der Anlass, eine besonde-re Auszeichnung zu verleihen. UtaLüttich überreichte Fitz Folger dasGoldene Ehrenzeichen. Lesen Siedie Laudatio auf Seite 20.

Oldenburg – Zusammen mitden anderen LandsmannschaftenOldenburgs und der Gemein-schaft der evangelischen Schle-sier, die auch für das Kulturpro-gramm verantwortlich zeichne-ten, machten wir am 13. Juli eineKulturfahrt zu der evangelischenNotkirche in Bakum, Kreis Vechta.Es ist eine der wenigen noch er-haltenen Notkirchen des Archi-tekten Bartning, die nach demKrieg in vielen Gemeinden er-richtet wurden, wo evangelischeFlüchtlinge und Vertriebene invorwiegend katholische Gemein-den eingewiesen worden waren.Sie sind alle im gleichen Stil ge-baut, in Fertigbauweise, sehrschnell und leicht zu errichten.

Während viele Notkirchen imOldenburger Land abgebaut, ver-setzt oder durch Neubauten er-setzt wurden, ist die Kirche in Ba-kum noch im Originalzustand von1951 erhalten. Ein weiterer Be-such führte uns in das Schweden-heim in Cloppenburg. Initiiertund finanziert durch die Innereu-ropäische Mission in Schwedenwurde hier 1948 ein Aufnahme-heim und Hilfszentrum fürFlüchtlinge und Vertriebene inCloppenburg erschaffen, das 1965von der Diakonie Oldenburgübernommen wurde. Es bestehtnoch heute als Familienzentrum,das sich als Verbund unterschied-licher evangelischer Einrichtun-gen den Nöten und Sorgen vonFamilien widmet. Eine großeSchar Teilnehmender freute sichüber beide Objekte, weil sie ihnenviel Neues und bisher Unbekann-tes aus unserer eigenen Geschich-te vermittelten.

Im August machen wir Som-merpause. Rechtzeitig zum Sep-tember laden wir wieder ein.

Gisela Borchers, VorsitzendeOsnabrück – Dienstag, 26. Juli,

16.30 Uhr: Hotel Ibis, Blumenhal-ler Weg 152: Kegeln.

Düsseldorf – Jeden Mittwoch,18.30 Uhr, Eichendorffsaal, Ger-hart-Hauptmann-Haus (GHH),Bismarckstraße 90: Probe derDüsseldorfer ChorgemeinschaftOstpreußen-Westpreußen-Sude-tenland unter der Leitung von Ra-dostina Hristova.

Gütersloh – Der Ostpreußi-scher Singkreis trifft sich in unre-gelmäßigen Abständen montagsvon 15 bis 17 Uhr in der Elly-Heuss-Knapp-Realschule, Molt-kestraße 13. Neue „Drosseln“ sindimmer willkommen. Kontakt: Re-nate Thamm, Telefon (05241)40422.

Wuppertal – Sonnabend, 6. Au-gust, 14 Uhr, Kolkmannhaus, Ho-faue 51, Wuppertal-Eberfeld: Tref-febn der Ostpreußenrunde. Diesonst am zweiten Sonnabend imMonat stattfindende Runde wur-de um eine Woche vorverlegt. DieSeptemberrunde fällt aus, weil am11. September der Tag der Heimatbegangen wird (Beginn ist um 14Uhr. Veranstaltungsort: Johann-Gregor-Breuer-Saal, Auer Schul-straße 9, 42103 Wuppertal).

– Nachruf – Die Gruppe trauert um ihr

sehr geschätztes Mitglied OttoLingnau, geboren am 2. Januar1926 in Patricken, Kreis Allen-stein, verstorben am 12. Juni2016 in Wuppertal. Von Ostpreu-ßen über Karlsruhe ist er 1996nach Wuppertal umgezogen undhat sofort durch Vermittlung derLandesgruppe Nordrhein-West-falen Kontakt zur Ortsgruppeaufgenommen.

Über viele Jahre hinweg war erim Vorstand tätig. Viele erinnernsich mit großem Vergnügen anseine Auftritte als Nikolaus. OttoLingnau hat zu Weihnachten undOstern mit seinen aus Holzselbst gefertigten Ostereiern,Osterhasen, Küken, Weihnachts-männern, Engeln und anderenFiguren viel Freude bereitet. ImJuni 2010 wurde Otto Lingnaumit der Silbernen Ehrennadelausgezeichnet. Wir werden ihnnicht vergessen.

Gardelegen – Freitag, 29. Juli, 14Uhr, Begegnungsstätte der VSGardelegen: Liedernachmittag.

Landesgruppe – Zur Delegierten-versammlung am 26. Juni konnteder Landesvorsitzende EdmundFerner 61 Teilnehmer im „Haus derHeimat“ in Kiel begrüßen. In ein-drucksvollen Worten gedachte Joa-chim Rudat der Toten der Weltkrie-ge, der Soldaten und zivilen Opfer,der Toten durch Flucht, Vertreibungund Verschleppung nach demKrieg. Sein Gedenken galt auch denim letzten Jahr verstorbenenLandsleuten.

In seinem Grußwort führte derLandesvorsitzende des Bundes derVertriebenen (BdV) in Schleswig-Holstein, Fedor M. Mrozek, den

Wahlspruch 2016 der Vertriebenen„Identität schützen – Menschen-rechte achten“ an. Er nahm Bezugauf den Tag der Heimat in Neu-münster am 20. Juni mit dem Fest-vortrag von Frank Lubowitz überdas Thema „Die Aufnahme undVersorgung deutscher Flüchtlingenach dem zweiten Weltkrieg in Dä-nemark – 1945 bis 1949“.

Der Landesvorsitzende EdmundFerner führte in seinem Rechen-schaftsbericht aus, dass er seit derletzten Vertreterversammlung 28Termine und Veranstaltungen be-sucht und dabei einige Vorträge ge-halten hat. Eingehend nahm er Be-zug auf eine gegen Agnes Miegelgeführte Kampagne wegen angeb-licher nationalsozialistischer Betä-tigung. In Heiligenhafen wird dieUmbenennung einer nach AgnesMiegel benannten Straße gefordert.Als großer Kenner der Vita von Ag-nes Miegel könne er eindeutig be-weisen, dass sie nie antisemitischesSchriftgut verfasst hat, wie das voneinem wissenschaftlichen Dokto-randen unbelegt behauptet und vonSPD, Grünen und FDP dort zu die-ser Kampagne genutzt wird.

Unter zwei Tagesordnungspunk-ten sangen die Teilnehmer deut-sche Volkslieder. In unnachahm-licher Weise trug Hildegard Hen-ning in ostpreußischer Mundart ei-

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 19

Landesgruppe Schleswig-Holstein: Bei der Jahreshauptversammlung in Kiel wurden drei Da-men mit der Verdienstnadel der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet. Es sind (v. l.):Erika Sepke aus Heide, Hildegard Henning aus Neumünster und Margot Weichler aus Nortorf.Der Landesvorsitzende Edmund Ferner (M.) und sein Stellvertreter Georg Baltrusch nahmendie Ehrung vor. Bild: privat

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Michael Gründling, GroßeBauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burgauf Fehmarn, Telefon (04371)8888939, E-Mail: [email protected]

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 20

Page 20: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

HEIMATARBE IT20 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Name/Vorname:

Straße/Nr.:

PLZ/Ort:

Telefon:

Die Prämie wird nach Zahlungseingang versandt. Der Versand ist im Inland portofrei. Voraussetzung für die Prämie ist, dass im Haushalt des Neu-Abonnenten die PAZ im vergangenen halben Jahr nicht bezogen wurde. Die Prämie gilt auch für Geschenkabonnements; näheres dazu auf Anfrage oder unter www.preussische-allgemeine.de.

Lastschrift Rechnung

IBAN:

BIC:

Datum, Unterschrift:

Ja, ich abonniere mindestens für 1 Jahr die PAZ zum Preis

von z. Zt. 132 Euro (inkl. Versand im Inland) und erhalte als

Prämie 40 Euro auf mein Konto überwiesen.

Bestellen Sie ganz einfach

unter (040) 41 40 08 42

Kritisch, konstruktiv, Klartext für Deutschland.Die PAZ ist eine einzigartige Stimme in der deutschen Medienlandschaft. Lesen auch Sie die PAZ im Abonnement.Die PAZ ist eine einzigartige Stimme in der deutschen Medienlandschaft. Lesen auch Sie die PAZ im Abonnement.Die PAZ ist eine einzigartige Stimme in der deutschen Medienlandschaft. Die PAZ ist eine einzigartige Stimme in der deutschen Medienlandschaft. Lesen auch Sie die PAZ im Abonnement.

Preußische Allgemeine Zeitung.Die Wochenzeitung für Deutschland.

Gleich unter

040-41 40 08 42

oder per Fax

040-41 40 08 51

anfordern!

Die Geldprämie wird nach Zahlung des Jahresbeitrages auf Ihr Konto überwiesen.

Prämie: 40 EuroErfüllen Sie sich einen Wunsch...

Für Barbara Loeffke war es eineHerzensangelegenheit, Fritz Fol-ger eine besondere Ehrung zu-kommen zu lassen, erklärte dieVorsitzende der LandesgruppeNiedersachsen im Rahmen derFeierlichkeit. Bei der Jahreshaupt-versammlung der Landesgruppewurde ihm von Uta Lüttich,Bundesvorstandsmitglied undVorsitzende der LandesgruppeBaden-Württemberg, unter gro-ßem Applaus das von der Lands-mannschaft Ostpreußen verliehe-ne Goldene Ehrenzeichen über-reicht. Seine Verdienste wurdenin der Urkunde mit folgendenWorten gewürdigt: „Die Lands-mannschaft Ostpreußen verleihtHerrn Fritz Folger für seine her-vorragenden Verdienste um Hei-mat und Vaterland das GOLDENEEHRENZEICHEN.“ Hier ist Barba-ra Loeffkes Laudatio auf Fritz Fol-ger.

In Elbing am 28. Februar 1936geboren, verbrachte Fritz Folgerdie ersten neun Jahre seines Le-bens sorglos auf dem elterlichenBauernhof in Bunden/Kreis Preu-ßisch Holland. Aus dem Paradiesder Heimat wurde er am 21. Janu-ar 1945 herausgerissen, als für ihnund seine Mutter die Flucht ausOstpreußen in einem Güterwagender Reichsbahn begann. VomBahnhof Schlobitten führte derWeg zunächst zu dem 300 Kilo-meter entfernten Kolberg in Pom-mern. Diese Fahrt dauerte sechsTage und sechs Nächte, währendder er sich erst spät wieder ausge-heilte gesundheitliche Schädenzuzog. Auf eigene Faust flohenMutter und Sohn weiter nachKiel, wo Sie am neunten Geburts-tag von Fritz Folger bei Verwand-ten das „rettende Ufer“ erreich-ten. Von dort wurden sie nachPlön evakuiert. Dank des Such-dienstes des Deutschen RotenKreuzes erhielten Mutter undSohn ein Lebenszeichen vom Va-ter, der zum Volkssturm eingezo-gen worden war. Die Familie wur-de nun endlich wieder vereint.Nachdem der Vater den Lebens-unterhalt zunächst als Knechtverdient hatte, konnte er dankglücklicher Umstände einen klei-nen landwirtschaftlichen Betriebzur Bewirtschaftung überneh-men, wodurch die Familie nachBetzhorn, Kreis Gifhorn kam.

Hier endete derFluchtweg.

Da die finanziellenVerhältnisse der Elternfür ihren Sohn wederden Besuch einer hö-heren Schule noch ei-nes Studiums erlaub-ten, ging Fritz Folgernach Beendigung derVolksschule auf dieHandelsschule undmachte anschließendeine Kaufmannslehre.Nebenbei absolvierteer einen Fernlehrgangmit dem Abschluss„Praktischer Betriebs-wirt“. Seine beruflicheLaufbahn begann er inseinem Lehrbetrieb;von dort wechselte erin einen renommier-ten Handelsbetrieb fürBaumaschinen, Bauge-räte, Lastwagen et ce-tera. Dank Fleiß undTüchtigkeit stieg er indem Unternehmenbald beruflich empor und avan-cierte zum Prokuristen, Leiter desRechnungswesens und schließlichzum Geschäftsführer der inzwi-schen zur Firmengruppe Paluckiexpandierten Firma; später wech-selte er zur Firma Richard Meyer-Uetze. Im Jahre 1979 gründete ermit zweien seiner damaligen Kol-legen die „OGM Obst-Gemüse-Maschinen-HandelsgesellschaftmbH“, die 1994 mit dem Renten-eintritt der Gesellschafter aufge-löst wurde.

Früh verlor Fritz Folger seineEltern, seine Mutter bereits 1955mit 58 Jahren und seinen Vater1967. 1961 schloss Fritz Folger sei-ne erste Ehe, aus der zwei Töch-ter hervorgegangen sind. Im Juni1968 zog er mit seinerFamilie in das neu er-worbene Haus inBraunschweig. Seineerste Ehe wurde 1992geschieden. Im Jahre2004 erfolgte die Ver-mählung mit MonikaBötticher, die seine eh-renamtliche Arbeit treumitträgt und unter-stützt. Ein wenig Aus-gleich für seine starkeberufliche Inanspruch-nahme brachte über lan-ge Jahre hinweg der

Chorgesang, dem Fritz Folgerauch heute noch aktiv nachgeht.Für 60 Jahre aktives Singen wur-de ihm die Goldene Ehrennadelverliehen.

Der Wunsch, für die HeimatOstpreußen aktiv zu werden,wurde nach der ersten Ostpreu-ßenreise im Jahr 1972, der baldweitere folgten, ausgelöst.Schnell zeigte sich, wie eng dieinnere Bindung an die Heimatwar. Mit DIA-Vorträgen, Ergebnisseiner Ostpreußenreisen, brachte

er seinen Landsleu-ten, aber auch allenan Ostpreußen Inter-essierten, seine un-vergessene Heimatnah. Es war für ihnselbstverständlich,dass er dem Ruf,Ortsvertreter seinesHeimatdorfes Bundenzu werden, folgte.Pünktlich zum600jährigen Ortsjubi-läum im Jahre 1986konnte er eine 200Seiten umfassendeChronik mit vielenBildern seines Hei-matdorfes der Öffent-lichkeit übergeben.

Mit der politischenWende des Jahres 1989eröffneten sich zahlrei-che neue Perspektivenfür die Arbeit für undin Ostpreußen, so auchfür seinen HeimatkreisPreußisch Holland.Aufgrund der vor al-

lem während der Ostpreußenreisengewonnenen Kenntnisse wurdeFritz Folger 1990 von der Kreisge-meinschaft zum Heimatbeauftrag-ten berufen. Zunächst kümmerte ersich um die in der Heimat verblie-benen Deutschen, die bis dahinkaum Kontakt zueinander gehabthatten. Und so versuchte Fritz Fol-ger, ähnlich wie in Schlesien, einenDeutschen Verein zu gründen. Sei-ne Bemühungen wurden von Erfolggekrönt. Unter etwas ungewöhn-lichen Umständen, nämlich im An-schluss an den evangelischen Got-tesdienst in der St. Georgenkirchein Preußisch Holland, konnte FritzFolger im Juli 1991 den DeutschenFreundschaftskreis für die Stadtund den Kreis Preußisch Holland

gründen. Durch dieverbindliche Art vonFritz Folger gelangdurch gute Kontaktezu den polnischenBehörden, insbeson-dere zum Bürgermei-ster und Mitgliederndes Stadtrates, diehumanitäre Unter-stützung der Deut-schen.

Bei diesen Akti-vitäten blieb es nicht.Innerhalb von zweiJahren, von 1995 bis

1997, besuchte er sämtliche derüber 90 Landgemeinden und dieStädte des Kreises Preußisch Hol-land und fotografierte alles Se-henswerte aus deutscher Zeit, umdaraus einen Bildband „PreußischHolland heute – unsere Heimat inBildern“, der von der Kreisge-meinschaft herausgegeben wurde,zu erstellen. Sein „Meisterstück“aber wurde Band 1 des zweibändi-gen Werkes „Das Kirchspiel Ma-rienfelde–Kreis Preußisch Hol-land/Ostpreußen–Chronik-Ge-schichte-Dokumentation“. DieserBand 1 der Dokumentation mit ei-nem Umfang von 629 Seiten hatteeine wochenlange Arbeit im Ge-heimen Staatsarchiv PreußischerKulturbesitz in Berlin erforderlichgemacht.

Zusätzlich stellte Fritz Folgersein Wissen auch in Niedersach-sen in den Dienst der Heimat.1992 wurde er zum Vorsitzendender Landsmannschaft Ostpreu-ßen – Ortsgruppe Braunschweiggewählt und 2003 trat er in derBezirksgruppe Braunschweig derLandsmannschaft Ostpreußen dieNachfolge von Waltraud Ringe anund wurde Stellvertretender Vor-sitzender in der LandesgruppeNiedersachsen. Als der Bund derVertriebenen seine Hilfe erbat,verweigerte er sich nicht undübernahm 2008 den Kreisver-band Braunschweig des BdV.

Fritz Folger erfreut sich eines ho-hen Ansehens nicht nur bei seinenLandsleuten, sondern bei allen, dieihn mit seinem Engagement fürOstpreußen kennen und schätzengelernt haben. Dank seines uner-müdlichen Einsatzes für die Kreis-gemeinschaft Preußisch Holland,der in den Veröffentlichungen Aus-druck findet, wird für die Nachweltein lebendiges Bild von dem jahr-hundertealten Siedlungsland Ost-preußen in die Zukunft getragen.

Der Einsatz von Fritz Folger fürseine Heimat Ostpreußen wurdevon der Landsmannschaft Ostpreu-ßen bereits durch die Verleihungdes Silbernen Ehrenzeichens ge-würdigt. Sein Wirken ist öffentlichund geht über den engeren lands-mannschaftlichen Bereich hinaus.

In Würdigung seiner außerge-wöhnlichen Leistungen und seinesvielfältigen Einsatzes für Ostpreu-ßen verleiht die LandsmannschaftOstpreußen Herrn Fritz Folger dasGoldene Ehrenzeichen.

Unermüdlich und mit hohem AnsehenFritz Folger erhielt jetzt das Goldene Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreussen

Das Goldene Ehrenzeichen: „Für hervorragende Ver-dienste um Heimat und Vaterland“ Bild: Horns

Barbara Loeffke (l.) war es ein Herzensanliegen: DasGoldene Ehrenzeichen für Fritz Folger. Bundesvor-standmitglied Uta Lüttich überreichte es Bild: Bohn

Ein Meisterstückmit 629 Seiten

ne Geschichte vor, wie man in Ost-preußen feierte und wie jetzt beiuns gefeiert wird. Sodann gab sie ei-ne Geschichte in schleswig-holstei-nischem Platt zum Besten.

Peter Gerigk berichtete über dieletzte Versammlung der OLV inBad Pyrmont. Der Schatzmeisterließ dann den Kassenbericht fürdas Jahr 2015 folgen. Die Kassen-prüferinnen hatten die Kasse füreinwandfrei befunden. Einstimmigdurch die Versammlung wurdendie Kassenführung und der Vor-standes. entlastet. Der Schatzmei-ster erläuterte dann den Haus-haltsplan 2016. Es folgte die ein-stimmige Genehmigung.

Nach den Ehrungen (siehe Foto)hielt Professor Ludwig Steindorff ei-nen beachtenswerten Vortrag über„Königsberg – Kaliningrad, eineStadt mit zweifachem Erbe“. Bis1945 wies die Geschichte von Kö-nigsberg weitgehend bruchlos vieleGemeinsamkeiten mit anderen Ost-seestädten auf. Die UniversitätsstadtKönigsberg entwickelte sich zu ei-nem bedeutenden kulturellen Zen-trum für ganz Ostmitteleuropa. Imsowjetischen Kaliningrad galt dem-gegenüber lange die Devise, derStadt eine andere Identität zu ge-ben, die ausschließlich in derGegenwart des realen Sozialismusbegründet war. Mit dem Zu-sammenbruch der Sowjetunion hatein Paradigmenwechsel eingesetzt.Der Vortrag wurde untermalt vonvielen Lichtbildern erhaltener oderinstandgesetzter Gebäude und vonBauten der Nachkriegszeit.

Die Landesfrauenbeauftragte Gi-sela Harder berichtete über ihreTeilnahme am OstpreußischenSommerfest 2016 in Allenstein. Un-ter Verschiedenes wurde berichtet,dass einige Städte und Kommunenbei der Austellung von neuen Aus-weisen oder Reisepässen den polni-schen Namen des Geburtsortes ein-setzen. Die Annahme solcher Aus-weise sollte verweigert werden. DieGeburt erfolgte in Deutschland. Eskönnten sich später Nachteile erge-ben, zum Beispiel bei der Beantra-gung der Rente. Laut einer Weisungder Bundesregierung kann die Zu-rückweisung mit Erfolg geschehen.Die Delegiertenversammlung wurdemit dem Singen des Ostpreußen-liedes abgeschlossen.Uetersen – Sonntag, 24. Juli, 15

Uhr, Haus Ueterst End: Sommerfestmit dem Verein zur Erhaltung Ost-deutschen Kulturgutes, dem Schles-wig-Holsteinischen Heimatbundund dem K.v.D.

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 19

Page 21: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

LEBENSST IL Nr. 29 – 22. Juli 2016 21

Seit 1984 veranstaltet die römisch-katholische Kirche ihren Weltju-gendtag. In diesem Jahr findet dasTreffen für alle Jugendlichen undjungen Erwachsenen zwischen 15 und 30 Jahren aus aller Welt inKrakau statt. Aus diesem Anlasswird auch der Papst in der zweit-größten Stadt Polens weilen.

Jeder Ort, jede Stadt berührt dieSinne. Doch nicht überall ist dieWahrnehmung so eindeutig wie inKrakau. Polens alte und bis heuteheimliche Hauptstadt erkenntman mit geschlossenen Augen: amKlappern der Pferdehufe. DiePolen nennen die Gespanne, diebis in die Nacht hinein durch Kra-kaus historisches Zentrum fahren,schlicht Droschke oder, noch pro-saischer, Pferde-Taxi. Doch soprachtvoll und gepflegt wie Pfer-de, Wagen und Kutscher sich prä-sentieren, müsste es eigentlichCabriolet de Luxe mit zwei PS hei-ßen.

Das historische Zentrum vonKrakau, Polens zweitgrößter Stadtganz im Süden des Landes, stehtseit deren Eröffnung 1978 auf derUnesco-Welterbeliste und istdabei so jung wie alt, so elegantwie gemütlich, so quirlig wiebesinnlich, so überraschend wievertraut, so national wie interna-tional und fleißig dabei, diesegroßartige Mischung stets weiterzu perfektionieren.

An oberste Stelle haben die Kra-kauer dabei ihre Pferdedroschkengesetzt, die seit dem 19. Jahrhun-dert durch die Stadt fahren, undmaximal fünf Personen befördern.Doch erst heute bilden sie eineglamouröse Luxusmarke, dieihresgleichen sucht. Eine Marke inSchwarz-Rot-Weiß: schwarz-rotePrunkgeschirre mit silbernenBeschlägen, weiße Landauer undin Schwarz-Weiß gekleidete Kut-scher, die glänzende PolnischeWarmblutpferde lenken, in derRegel Passgespanne, diese aller-

dings in allen Pferdefarben. Selbstbeim Hufbeschlag hört die Über-einstimmung nicht auf. KrakausDroschkenpferde laufen auf stoß-dämpfenden Sohlen, das heißt mitkräftigen Gummipolstern unterden Eisen.

Krakaus gesamte Altstadt istFußgängerzone und für den Stra-

ßenverkehr gesperrt. Man kannsie zu Fuß erobern, aufs Fahrradsteigen oder in einen Elektrowa-gen à la Golfplatz. Am erholsam-sten und stilvollsten jedoch ist es,man steigt in die Kutsche.

Startpunkt ist der Hauptmarktmit den Tuchhallen und derMarienkirche, der mit seinenenormen Ausmaßen von 200 mal200 Metern als Europas größtermittelalterlicher Platz gilt. Kra-

kaus Droschkengewerbe ist eineinträgliches Geschäft. KeinWagen muss länger als fünf Minu-ten auf den nächsten Fahrgastwarten. Der Kutscher kommen-tiert während der Fahrt dieSehenswürdigkeiten. Er erzähltvom weltberühmten Veit-Stoß-Altar in der Marienkirche und der

„Dame mit dem Hermelin“ vonLeonardo da Vinci im Königs-schloss auf dem Wawel, von Niko-laus Copernicus und Papst Johan-nes Paul II., die an Krakaus alt-wehrwürdiger Jagiellonen-Uni-versität studierten. An Polens älte-ster und nach der Karls-Univer-sität in Prag Mitteleuropas zweit-ältester Alma Mater sind nochheute 200000 Studenten einge-schrieben.

Auf dem sogenannten Königs-weg führt die Fahrt immer gerade-aus durch die Altstadt, vorbei amWawel, dem Residenzhügel überder Weichsel mit Königsburg undKathedrale, bis ins jüdische Vier-tel Kasimierz. Seit Stephen Spiel-berg hier 1991 den Film „Schind-lers Liste“ drehte, hat es sich allen

Schrecken der Vergangenheit zumTrotz zum Szeneviertel entwickelt,unüberhörbar an der eingängigenKlezmer-Musik, ein Gemisch ausaltjüdischer Volksmusik, Balkan-Rhythmen und Zigeunerklängen.Besonders schön ist diese, wennBands wie „Legend of Kasimierz“spielen, die 2015 sogar beimSchleswig-Holstein-Musikfestivaldabei war. Weiteren Einblick gibtdas weltberühmte Festival der

Jüdischen Kultur, das hier seitAnfang der 90er Jahre alljährlichim Juni und Juli stattfindet.

Besonders rund um den Haupt-markt erscheint das Gastronomie-Angebot endlos. Dennoch kann espassieren, dass man im Sommerkeinen Platz findet. Spätestensdann sollte man sich den Markt-

platz vonunten anse-hen, um fest-zustellen, dassdie ganzeh i s t o r i s ch ePracht aufMüll, Mist undMatsch gebautist. Zur 750-Jahr-Feier vonKrakaus Neu-g r ü n d u n gwollte manKrakaus Herz-stück eineSchönheitskurverpassen. DieNeugründungwar 1257erfolgt, nach-dem die Stadtwährend desMongolenein-falls 1241 zer-stört wordenwar. In derneu gegründe-ten Stadt galtübrigens dasMagdeburgerRecht, das vonvielen Städten

in Polen und Russland übernom-men worden war.

Was als oberflächliche Kosmetikgedacht war, entpuppte sich alsarchäologische Sensation undwurde von 2005 bis 2010 zu einereinzigen Ausgrabungsstätte. DieFülle und Qualität der rund 11000Funde führte dazu, dass unter denTuchhallen (Eingang) ein über3000 Quadratmeter großes unter-irdisches Museum eingerichtet

wurde. In situ, denn die Ausstel-lung befindet sich genau auf derEbene, die noch vor 1000 Jahrender eigentliche Marktplatz war.Der Grund: Im Mittelalter hat mandie Abfälle, darunter den Mist dervielen Tiere, nicht beseitigt, son-dern regelmäßig mit Sand undStroh zugeschüttet. Allein im14. Jahrhundert wuchs die Stadtauf diese Weise in 50 Jahren umdrei Meter, so dass Erdgeschossebald zum Keller wurden.

Über Jahrhunderte war Krakauwichtiger Schnittpunkt transkon-tinentaler Handelswege, von derOstsee zum Mittelmeer, von Ost-nach Westeuropa, von Nowgorodnach Wien, Nürnberg und Köln.Nürnberg und Leipzig sind bisheute wichtige Partnerstädte.Dabei fanden gigantische Transak-tionen statt, vor allem beim Ver-kauf von Salz, Kupfer, Blei undTuch, mit Salzblöcken von bis zu2,5 Tonnen, Kupferscheiben von20 bis 40 Kilogramm und Blei-stücken bis zu 700 Kilogramm.

Der Handel machte Krakau soreich, dass im 14. Jahrhundert daserste Anti-Luxus-Gesetz einge-führt wurde. Blickt man auf diealte Wasserversorgung oder in dienoblen Fachgeschäfte für Schuhe,Fibeln, Schnallen, Messer, Waf-fen, Schmuck, Kinderspielzeug,Glücks spiele, Waagen undGewichte, Kämme, Pinzettenoder Ohrstäbchen, ist der einstigeWohlstand unübersehbar.

Doch Krakau wäre nicht Krakau,gäbe es seit Mai 2011 nicht auchein Museum für internationaleGegenwartskunst. Das „Mocak“befindet sich in den Räumen derehemaligen Emaillewarenfabrikvon Oskar Schindler. Und Krakauwäre nicht Krakau, gäbe es jen-seits der Weichsel nicht auch das1994 eröffnete Museum der Japa-nischen Kunst und Technik, das2002 sogar vom japanischen Kai-serpaar besucht wurde.

Helga Schnehagen

Die Stadt, die man hören kannPolens heimliche Hauptstadt Krakau in diesem Jahr Teffpunkt der römisch-katholischen Weltjugend – Auch der Papst ist dabei

Verraten einem, in welcher Stadt man ist: Klappernde Pferdehufe der Droschken Bild: Grazyna Siedlar/Stadt Krakau

Erblinden gehört wohl zu deneinschneidendsten Krank-

heitserfahrungen überhaupt.Therapiemöglichkeiten gibt eskaum. Allerdings ist es inzwi-schen möglich, mit modernsterTechnik einen Teil des Sehvermö-gens wieder herzustellen. Zumersten Mal seit zwölf Jahrenhaben nun Ärzte an der Klinik fürOphthalmologie [Augenheilkun-de] des Kieler Universitätsklini-kums Schleswig-Holstein einemPatienten einen Sehchip in dieNetzhaut implantiert. Darüberhinaus ist es die erste Operationdieser Art imnorddeutschenRaum.

Der Betroffeneleidet an dersogenannten Re-tinitis pigmento-sa. Das ist einegenetische Erkrankung, bei derdie lichtempfindlichen Zellen derNetzhaut nach und nach abster-ben. Als Kind und Jugendlicherkonnte er noch sehen, ist abernach und nach erblindet. Ein Ärz-teteam um Institutsleiter Profes-sor Johann Baptist Roider setztedem Patienten daher einenMikrochip in die Netzhaut ein.Der Chip ist 17 Millimeter dickund nimmt eine Fläche von dreimal drei Millimetern ein. Das istungefähr die Größe eines Stek-knadelkopfes. „Durch die Platzie-rung unter der Netzhaut könnenerstmals die natürlichen Blick -zielbewegungen und Blickrich-

tungen des Auges genutzt wer-den, um ein Bild zu erzeugen. Sokönnen Gegenstände ohne Kopf-bewegungen erfasst werden“, sagtRoider. Seine Energie bezieht derChip zum Teil aus Fotodioden,zum Teil über eine Induktions-spule hinter dem Ohr, die miteiner externen Stromquelle ver-bunden ist.

Nach Angaben der Klinik hatder Patient die Operation gut ver-tragen. Er kann jetzt helle Objek-te auf einem dunklen Untergrundoder Lichtquellen erkennen. DasÄrzteteam um Professor Roider

erwartet, dassder Chip mehre-re Jahre hält.Allerdings istdieser Chip erstrund zehn Pa-tienten einge-pflanzt worden,

so dass die tatsächliche Funk-tionsdauer noch nicht bekanntist. Der Chip selbst eignet sichnur für Patienten, die frühersehen konnten, heute aber nichtmehr als einen Lichtschein wahr-nehmen können. Denn nur wennsie sehfähig waren, ist die Sehrin-de im Gehirn ausgebildet, unddie anderen Schichten der Netz-haut sind funktionsfähig.

Weltweit haben bisher 30Patienten den Netzhaut-Chiperhalten, so in Tübingen, Dres-den, Oxford, Budapest und Singa-pur. Das Kieler Institut plant nachdiesem Erfolg weitere Operatio-nen. Friedrich List

Fast jedem ist dieser Schla-ger von 1951 der damalskleinen Cornelia Froboess

be kannt. Einem breiteren Publi-kum wurde dadurch auch der be -rühmte Wannsee im SüdwestenBerlins, heute Bezirk Steglitz-Zehlendorf, ein Begriff. Wer dieTore der bedeutendsten Freizeit-einrichtung Berlins, des Strand-bads Wannsee, durchschreitet,dem eröffnet sich ein Panorama -blick der Sonderklasse: Feinergelber Ostseestrand, der sich amOstufer des Großen Wannseesverteilt, gespickt mit Strandkör-ben, in denen sich Erholungssu-chende an der brandenburgi-schen Riviera tummeln. Wer denbewaldeten Horizont ausblendet,kann sich ganz schnell weit wegträumen.

Aus einer gesellschaftlichenBewegung heraus, der Großstadtentfliehen zu wollen, wurde um1907 am Wannsee ein 200 Meterbreiter Uferstreifen als ersteöffentliche Badestelle ausgewie-sen. Zurück zur Natur sollte esgehen, um die Enge der Milli-onenstadt wenigstens amWochen ende hinter sich zu las-sen. Der Kaufmann BernhardFrankenthal pachtete 1909 dasAreal und eröffnete das „FreibadWannsee“, bestehend aus einemHerren-, Damen- und einemFamilienbad.

Nach Ende des Ersten Weltkrie-ges wurde durch Eingemeindungder umliegenden Orte die Stadtzur Millionenmetropole „Groß-

Berlin“. 1924 übernahm der Berli-ner Magistrat das Freibad undweitere zwei Jahre später wurdedie „Freibad Wannsee GmbH“gegründet. Hermann Clajus, Ber-liner SPD-Stadtverordneter,wurde zum ersten Geschäftsfüh-rer gewählt und veränderte dasAussehen des Freibades nun nachseinen Vorstellungen. Umkleide-

zelte wurden durch Holzbautennach Entwürfen des StadtbauratesLudwig Hoffmann ersetzt, sanitä-re Anlagen ausgebaut und dieLänge des Badestrandes erweitert.Auch hatte das Bad nun ganzjäh-rig geöffnet.

Aber auch in Berlin tat sich viel.Die S-Bahnstrecke von Erknernach Potsdam wurde 1928 inBetrieb genommen. Nun konntenBerliner von „jwd“, janz weitdraußen, viel schneller hierherreisen. Die Anzahl der Badegäste

stieg auf 900000 im Jahr undüberschritt somit die Kapazitäts-grenze des beliebten Erholungs-ortes. Der Berliner Magistratbeauftragte den StadtbaudirektorMartin Wagner und den Architek-ten Richard Ermisch mit der Pla-nung eines Neubaus. Im Stile derNeuen Sachlichkeit sollten mitmodernsten Methoden des Stahl-

skelettbaus vier mit Klinker ver-kleidete Hallen entstehen, derenDächer als Sonnenterrasse dien-ten. Wegen der Weltwirtschafts-krise konnte nur die Hälfte dergeplanten Anlagen realisiert wer-den. Nach einjähriger Bauzeitwurden die Gebäude 1930 einge-weiht. Das modernste und größteBinnenfreibad Europas verfügteüber einen 1300 Meter langenSandstrand, Hallen, Terrassenzum Sonnenbaden und Flanieren,Restaurants, Geschäfte, Duschräu-

me, vielerlei Sportmöglichkeitenund einen weiträumigen Freizeit-park.

Kurz nach der Machtübernah-me durch die Nationalsozialistenverlor Hermann Clajus sein Man-dat als SPD-Stadtverordneter undsein Amt als Geschäftsführer desWannseebades. Am 18. März 1933nahm er sich in den dortigenDiensträumen das Leben. Diegemeinnützige „Strandbad Wann-see GmbH“ wurde 1935 liquidiertund das Freibad 1937 der Bezirks-verwaltung Zehlendorf angeglie-dert. Seit 1935 wurde Judendurch ein Schild am Kassenhäus-chen das Baden nicht mehrerlaubt und ab 1938 auch gesetz-lich verboten.

Gleich nach Ende des ZweitenWeltkrieges kam das Bad untersowjetische Militärverwaltung.Ab 1947 gab der US-Stadtkom-mandant das Gelände wiederzum Baden frei. Im selben Jahrwurde eine Gedenktafel für Her-mann Clajus am Haupthaus ange-bracht. Das Strandbad gehört seit1996 zu den neu gegründetenBerliner Bäderbetrieben. Umfang-reiche Sanierungsmaßnahmenerfolgten durch die StiftungDenkmalschutz Berlin zwischen2004 und 2007 mithilfe finanziel-ler Förderung durch die StiftungDeutsche Klassenlotterie. Somitkonnte das Freibad im Jahre 2007zu seinem 100. Geburtstag zurFreude zahlreicher Berliner wie-der für den Badebetrieb geöffnetwerden. Silvia Friedrich

Hier kann man sich weit weg träumen: Strandbad Wannsee

»Pack die Badehose ein«Am Berliner Wannsee gibt es Riviera-Gefühl mitten in der Großstadt

Hoffnung für BlindeChip bringt Teil des Sehvermögens zurück

Nur für Patientengeeignet, die früher

sehen konnten

Foto: Friedrich

Page 22: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

22 Nr. 29 – 22. Juli 2016

Das Wort„ v e r s t ö -rend“ istein großesWort, und

man sollte es eher sparsam einset-zen. Der Duden gibt die Umschrei-bung „aus dem seelischen Gleich-gewicht bringen“ an. Auf den neu-en Roman des in Vorarlberg undWien lebenden Schriftstellers Mi-chael Köhlmeier trifft es aber zwei-felsfrei zu. Der Textumfang ist gering – was

dazu beiträgt, dass man sich völligin die von Köhlmeier gezeichneteAtmosphäre fallen lassen kann unddas Buch erst wieder aus der Handlegen muss, wenn man die ganzeGeschichte der sechsjährigen Yiza,des „Mädchens mit dem Finger-hut“, gelesen hat. Der Autor ver-steht es meisterhaft, den Leser ineine bestenfalls unschöne, imschlimmeren Fall abstoßende undimmer kalte Welt zu ziehen, mit Fi-guren, denen ernie so richtig na-he zu kommenscheint, und ihndennoch durchdie Handlung zutreiben. Die Erzählung spielt in einer un-

genannten mittel- oder westeuro-päischen Großstadt und derenUmland. Begriffe wie „Stiege“ oder„Heustadel“ deuten auf Österreichoder Süddeutschland hin. Yizawird täglich von einem Onkel los-geschickt. Bei einem Lebensmittel-händler, der sie nicht kennt, lässtsie sich versorgen. Sie ist eineFremde, die Sprache versteht sienicht. Zunächst verschwindet sieallabendlich, um von besagtem On-kel wieder mitgenommen zu wer-den. Eines Tages aber wird sie al-lein stehen gelassen. Sie findetnicht zurück zum Geschäft, über-nachtet wegen der Kälte in einemMüllcontainer und wird schließ-lich in ein Kinderheim gebracht.Eine Schwester schließt das Mäd-chen, welches offenbar leicht Zu-neigung auf sich zieht, sehr schnellins Herz. Und dennoch ist da im-mer Distanz („Weil man ihr gesagthatte, das Kind verstehe ihre Spra-che nicht, fiel es ihr besondersleicht, Gutes zu sagen...“). Ein

14-jähriger, Schamhan, der eben-falls im Heim untergebracht ist,spricht ihre Sprache, bietet ihrSchutz und schenkt ihr einen Fin-gerhut – den Yiza wie einen Schatzhütet. Schamhan und ein deutlichjüngerer Freund, Arian, fliehenund nehmen das Mädchen mit. Kein Wort über die Herkunft der

Kinder – die Namen und die Spei-sevorlieben („Huhn oder Lamm“)geben Raum für Spekulationen.Die fehlende Nähe, die sprichwört-liche Sprachlosigkeit – nur Scham-han spricht die jeweilige Spracheder beiden anderen – lasten stark.Yiza ist Leid- und Leitfigur, dochweitgehend passiv. Die drei Kinder schlagen sich

durch, hungern, frieren und steh-len. Sie werden von der Polizei auf-gegriffen. Die Flucht gelingt nurYiza und Arian – die eng zusam-men bleiben, jedoch nicht mitein-ander kommunizieren können. Siebrechen ein und lassen sich in ei-

nem Gewächs-haus nieder. DieB e s i t z e r i n entdeckt sie, holtdie inzwischenerkrankte Yiza zu

sich und verjagt Adrian. Die ältereFrau gibt sich liebevoll und küm-mert sich um das Mädchen, hält esaber quasi gefangen. Am Ende erschlägt Arian – ein

Kind – die Frau. Mit Yiza geht ereiner Zukunft entgegen, die keineist. In gewisser Weise haben Yizaund Arian schon zuvor zusammen-gefunden, in einem – gemeinsa-men – Traum reden sie sogar mit-einander. Dies ist die vielleicht ein-zige Stelle des Buches, die als wirk-lich schön bezeichnet werdenkann. Man mag Details oder dieganze Handlung metaphorisch auf-geladen deuten oder die Geschich-te als Schilderung realer Gegeben-heiten auf sich wirken lassen undsich fragen, warum es hier soschwer fällt, Mitleid zu empfinden.Eine seltsame Faszination hält injedem Fall von der ersten bis zurletzten Seite an. Erik Lommatzsch

Michael Köhlmeier: „Das Mädchenmit dem Fingerhut“, München,Hanser-Verlag, 2016, 140 Seiten,18,90 Euro

Sachkundig führt der Autor indas Selbstverständnis deramerikanischen Demokratie

ein und zeigt ihre guten wie ihreschlechten Seiten. Braml ist „USA-Experte“. Er leitet die Redaktiondes „Jahrbuchs Internationale Poli-tik“ in der Deutschen Gesellschaftfür Auswärtige Politik. Schon dieVorbemerkung hat es in sich: Im„Land der Freien“ hätten die Besit-zenden seit jeher den Ton angege-ben, seien die USA im Griff der„Räuberbarone“ gewesen. „Wirt-schaft und Politik in den USA wer-den wieder von Ölmagnaten, vomm i l i t ä r i s c h - i n d u s t r i e l l e n Komplex, von Immobilien- und Fi-nanzimperien und den Gigantender Medien und der Informations-technologie wie Google und Applebeherrscht.“ Die US-Notenbank betreibe „So-

zialismus auf hohem Niveau“: „In-dem die Verluste der Finanzakteu-re sozialisiert wurden, hebelte derals Notenbank verkleidete Staatdie Grundlage kapitalistischerOrdnungen aus, nämlich das Haf-tungsprinzip: dass jene, die Fehler

begehen, dafür die Verantwortungtragen.“ Durch das Gelddruckender Notenbanken und die niedri-gen Zinsen enteigne der Staat dieSparer. Wenn der Souverän, derBürger, entmündigt werde, dannsei das demokratische Fundamentbereits ausgehöhlt. Braml: „Im glo-bal vernetzten ,Raubtierkapita-lismus‘ treiben die ,Märkte‘ ohne-hin schon die überforderten Politi-ker, insbesondere auch jene derEuropäischen Union, vor sichher“. Auch die Europäische Zen-tralbank habe kein anderes Rezept,als sinnlos neues Geld zu drucken.Braml fordert einen unabhängi-

gen Staat: „Der Staat soll wederden Wirtschaftsprozess zu steuernversuchen noch die Wirtschaftsich selbst überlassen: staatlichePlanung der For-men – ja; staatli-che Planung undLenkung desWirtschaftspro-zesses – nein.“ Erfordert, „die kritischen Fähigkei-ten des Menschen“ freizusetzen,doch wie solle das gelingen, wenndie Bürger auf die Experten- undMedienmeinung angewiesenseien, um sich ein Bild von demmachen zu können, was in derWelt geschieht? Sie können vorlauter Desinformation, Manipula-tion und Propaganda die Wahrheitnicht mehr erkennen. „Politik wer-de in den USA von Gleichgesinn-ten gemacht, deren Netzwerke Po-litiker, Lobbyisten, Medienvertre-ter und Experten umspannen. Re-präsentanten sollten den Willendes Volkes repräsentieren, doch

das täten sie nicht. Kein Wunder,dass das „Vertrauen“ in die eigeneRegierung auf ein Rekordtief ge-sunken sei. Das gelte längst auchfür Europa. Das Buch ist übersichtlich in

sechs Großkapitel gegliedert undlenkt aus immer anderer Perspek-tive den Blick auf Defizite und of-fene Wunden. In dem Kapitel „DieMacht der Wirtschaft – wo dasGeld über die Politik entscheidet“kritisiert Braml, dass in den1990er Jahren die USA das „Turbo-triebwerk der Finanzliberalisie-rung“ starteten, doch nach dem Fi-nanzcrash samt Bankenpleitenwerde „die Illusion einer freienWirtschaft vom Staatstropf ge-nährt“, mit dem Geld der Staats-bürger. Doch schon laufe man ei-

ner neuen Illu-sion nach, demZauberwort „BigData“. Wer dieMacht der Datenhabe, verfüge

auch über Wirtschaftsmacht. Be-ängstigend sei auch die Macht derMediengiganten. Die „großen Sie-ben“ der USA führten das Rankingder weltweit größten Medienkon-zerne an. Der Preis? „Weniger Aus-wahl und noch weniger Qualität.“Wir näherten uns weltweit einer„Informationswüste“, in der es kei-ne Vielfalt, sondern „nur die Ver-vielfältigung weitgehend gleicher,häufig sehr leichter Inhalte“ gebe.Wir würden mehr und mehr kon-ditioniert, wie es Pawlow mit sei-nen Hunden getan hat in Richtungauf eine globale „Schwarmintelli-genz“. Den Ton gebe dann eine

kleine „Elite“ an, die auf extremteuren privaten „Elite-Universitä-ten“ gezüchtet werde. Die „Masse“habe zu folgen, schnell zu reagie-ren. Mit dieser „Spezial-Elite“ würden

die „Thinktanks“ als Ideen- und Per-sonalagenturen, werde die US-Ver-waltung bestückt, die sich der exe-kutiven Gewalt des Präsidenten ent-zögen. Schwachen Parteien stündenstarke Interessengruppen gegenü-ber, die professionell perfekt gerü-stet seien und die politischen Ent-scheidungsprozesse dominierten.Die Lobbyismus-Industrie sei einrasant wachsender „Industrie-zweig“, der nichts produziere alsMeinungen und Interessen. Bei denPräsidentenwahlen, den Kongress-wahlen wie den Senatorenwahlenspiele Geld eine herausragende Rol-le, sodass der Spruch „Geld regiertdie Welt“ durchaus seinen Sinn ha-be.Das Buch erschüttert und macht

nachdenklich, insbesondere imHinblick auf den wie selbstver-ständlich angenommenen An-spruch der USA, eine „globale Ord-nungsfunktion“ zu besitzen, um ei-ne „Weltordnung amerikanischerPrägung“ zu etablieren, auch mitGewalt. Wer zu seiner eigenen politischen

Mündigkeit beitragen will, der mussdas Buch lesen. Wolfgang Thüne

Josef Braml: „Auf Kosten der Frei-heit. Der Ausverkauf der amerika-nischen Demokratie und die Folgenfür Europa“, Quadriga-Verlag, Köln2016; gebunden, 224 Seiten, 22 Euro

Niall Fe-r u g s o nhatte Zu-gang nichtnur zuKissingerspr ivaten

Unterlagen, sondern ebenso zuweiteren 8380 Dokumenten undkonnte etliche Persönlichkeiten invielen Erdteilen interviewen, galtKissinger doch zu seiner Zeit alseinflussreichster amerikanischerPolitiker. Zu werten ist er als Ide-alist, dessen Ziele stets Freiheitund Gerechtigkeit sowie ein dau-ernder Friede waren. Misstrauenhegte er stets gegen „Realisten“,die viele Länder dem Kommu-nismus überließen, nur um keineAusein andersetzung zu riskieren. Als Jude blieb seiner Familie

nur die Auswanderung aus ihrerdeutschen Heimat. Doch auch in

den USA hatten die Verfolgten esnicht leicht. Neben seiner hartenFabrikarbeit besuchte der jungeFlüchtling die Abendschule, sehrbald das New Yorker College, um1943 US-Soldat zu sein. NachKriegsende war er feindseliggegenüber den Deutschen ein -gestellt und hatte lange Zweifel anderen Demokratie-Bekenntnis,um dann doch einen Unterschiedzwischen NS-Verbrechern, denvielen Mitläufern und gar denOpfern zu machen. Sehr früh kritisierte er die

unge nügende Einschätzung Wa-shingtons der sowjetischen Ge-fahr: Moskau wolle durch Erpres-sung den Westen allmählich zurKapitulation zwingen, jede Kon-zession gegenüber dem Kremlwürde nur als Schwäche gewertet.Nach dem Sputnik-Abschussfürchtete er – zu Unrecht – die

UdSSR hätte die USA im Bau vonLangstrecken raketen überholt.„Wir haben uns zu lange für rela-tiv unverwundbar gehalten“, kriti-sierte er Eisenhower. 1959 wurdeer Professor an der Harvard-Uni-versität. Damals erklärte Chrusch-

tschow West-Berlin zur „FreienStadt“. Für den Fall einer sowjeti-schen Besetzung forderte Kissin-ger ein Ultimatum und notfalls ei-nen Krieg „als letztes Mittel, wenndie Freiheit Berlins nicht anderszu verteidigen ist“. Kissinger, dernie zu den Beratungen hinzugezo-gen wurde, warf Kennedy nachdem Bau der Berliner Mauer „In-konsequenz, Unentschlossenheitund gescheiterte Politik“ vor. Die damalige Kuba-Krise sah

auch er nicht voraus. Er erachtetesie nicht als echte KriegsdrohungMoskaus, doch müssten die Ver-

einigten Staaten für eine Eskala-tion bis hin zu einem großenKrieg bereit sein und das die Rus-sen fühlen lassen. Wahres Ziel Chruschtschows

war indes, die Amerikaner in Ber-lin mattzusetzen. Erst relativ spätsah Kissinger diese Verbindung:„Was immer wir in Bezug auf Ku-ba tun, gibt ihm die Möglichkeit,das Gleiche in Bezug auf Berlin zutun.“ Umso mehr trat er für dieEinheit Deutschlands ein, sie seidie Voraussetzung für eine echteeuropäische Sicherheit. Sie seizugleich eine Frage des Prinzipsder Selbstbestimmung. Zuweilenscheint dabei die Sorge der USAvor einem neuen Rapallo derDeutschen eine gewisse Rolle ge-spielt zu haben; auch die negativeErinnerung Kis singers an das nai-ve Verhalten von London und Pa-ris beim Münchner Abkommen

1938 ist im Buch mehrfach deut-lich zu spüren. Beim Vietnam-Krieg wandte Kissinger sich scharfgegen das „halbherzige“ VerhaltenWashingtons, wobei der Leser einrecht negatives Bild von den inter-nen Streitigkeiten innerhalb dereinzelnen US-Ministerien erhält.Deren allgemeine Ansicht von ei-nem Sieg der USA bezeichnete errelativ früh als „Hirngespenst“.„Die mangelnde Fähigkeit (der US-Truppen), den Guerilla-Methodendes Gegners wirkungsvoll ent-gegenzutreten, das übertriebeneVertrauen auf die Wirksamkeit derLuftangriffe, die fehlende Koope-ration zwischen den Behörden so-wie die chronische Schwäche dessüdvietnamesischen Regimes lie-ßen einen Sieg aussichtslos wer-den.“ Bereits 1966 fragte er Washing-

ton, wie Amerika den Krieg been-

den könne, ohne gedemütigt zuwerden. Friedensverhandlungenlehnte Hanoi stets ab, auch Versu-che von Verhandlungen über Parisund Moskau blieben erfolglos.China zeigte kein Interesse an ei-nem Frieden. Das Ende ist bekannt… 1968 wurde Nixon zum US-Prä-

sidenten gewählt, Kissinger stiegzum Nationalen Sicherheitsberaterauf. Damit endet aber auch diesesBuch; seine Jahre als US-Außen-minister wird der Inhalt eineszweiten Buches widerspiegeln, daszweifellos noch interessanter seinwird als seine bisherigen Lebens-jahre.

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Niall Ferguson: „Kissinger. DerIdealist“, Propyläen-Verlag, Berlin2016, gebunden, 1120 Seiten, 49 Euro

Wenn ei-ner eineReise tut,dann kanner was er-z ä h l e n .

Und wenn er diese gar nicht ma-chen wollte, noch mehr. Der Illu-strator und Autor Jan Kowalsky be-richtet in seinem Buch „Als Schis-ser um die Welt“ von einem, dermitmusste. Seine Frau nämlichliebt das Reisen jenseits des Pau-schaltourismus. Und er liebt seinSofa und seine Frau. Sich zwischendiesen beiden zu entscheiden fälltschwer. Des Öfteren hat er kleinbeigegeben und seine Furcht vorden wilden Abenteuern unter-

drückt. Lockte ihn seine Frau dochin die entlegensten Gebiete diesesPlaneten. Auf einsame Inseln, dieman nur nach endloser Reisezeiterreichen kann, in den afrikani-schen Busch, nach Asien und indie USA. Die Geschichten in zehnKapiteln dienen als Ventil seinesUnmuts darüber, doch mitgeflogenzu sein und sich den Gefahren desLebens zwangsläufig gestellt zu ha-ben. Dass am Ende eine Wandlungmit ihm passiert, ist interessantund spannend nachvollziehbar zulesen. Dazwischen wirken diese Reise-

beschreibungen als sehr unterhalt-same Reiselektüre mit so viel Ko-mik, dass man sich das Ganze auch

als verfilmte Komödie vorstellenkönnte. In der Phantasie des Au-tors begegnen ihm menschenfres-sende Riesenechsen, die allseitsgrassierende Malaria, Wanderun-gen durch Schlangengebiete ohneKarte und Wegweiser mit nichts alsNahrung außer getrocknetem Ze-bra-Fleisch. Auf seiner Schulterthronen seine übervorsichtigen El-tern mit Kuchen in der Hand, umihn aufs heimische Sofa zu locken,auf der anderen Schulter seinHausarzt im Teufelskostüm, derihm rät, sich endlich mal an dieKlippen des Lebens zu wagen. Wergenau diesen Humor mag, wird im-mer wieder lauthals lachen müs-sen. Kowalsky versah die Berichte

zusätzlich auch noch mit lustigenZeichnungen, in denen die ganzeTragik seines Daseins festgehaltenwird. Herrlich selbstironisch, urko-

misch und belustigend, hilft dasBuch jedem, dem es ähnlich gehtmit geteilten Ängsten durchWiedererkennungseffekt. Allen an-deren dient es als unterhaltsamerBegleiter auf langen Flug- oderBahnstrecken und macht einfachnur Spaß. Silvia Friedrich

Jan Kowalsky: „Als Schisser umdie Welt. Die Geschichte von ei-nem, der mitmusste“, GoldmannVerlag, München 2015, Taschen-buch, 320 Seiten, 8,99 Euro

Im Griff der RäuberJosef Braml nimmt die Demokratie der USA unter die Lupe

NEUE BÜCHER

Reisen mit der AngstJan Kowalsky erzählt mit viel Komik von gefährlichen Abenteuern

»Mächtige« haben Vertrauen verspielt

Kommunizieren ohne Sprache

Vom Verfolgten zum Außenminister der USANiall Ferguson zeichnet den Weg Henry Kissingers vom jüdischen Auswanderer an die Spitze der amerikanischen Politik

Eine Zukunft, die keine istBerührende Kinderschicksale

Page 23: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

Nr. 29 – 22. Juli 2016 23ANZEIGE RAUTENBERG BUCHHANDLUNG

Page 24: 2 3 4 Ihr letzter Schuss - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2016/paz2016-29.pdf · Todesstrafe geht gar nicht. Sollte der türkische Möchte - gern-Neuzeit-Sultan

PANORAMA24 Nr. 29 – 22. Juli 2016

MELDUNGEN MEINUNGEN

Die gute FeeWie Merkel die Lage am Bosporus klärte, wie unser Leben verändert wird, und warumBoris Johnson ein schwieriger Buhmann ist / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Wieso ist der Mann über-haupt noch an derMacht? Neigte sich die

Ära Erdogan nicht schon vergan-genen Sommer ihrem Ende ent-gegen? Zumindest hatte der türki-sche Machthaber bei den Wahlenim Juni 2015 die absolute Mehr-heit verloren. Und Koalitionenkommen für einen, der alles will,kaum in Frage.Also wurden Neuwahlen für

den 1. November 2015 anbe-raumt. Doch die Umfragen zeig-ten: Das Ergebnis vom Juni würdesich wohl wiederholen, Erdoganwäre zur Zusammenarbeit mit an-deren Parteien gezwungen wor-den oder hätte von der Spitze sei-ner Partei abtreten müssen, damitein anderer das macht.Es war zum Verzweifeln, aber

dann erschien Merkel im Oktoberkurz vor dem Wahltag in der Tür-kei und klärte die Lage. Die türki-sche Opposition mag sich großeHoffnungen gemacht haben.Schließlich hatten die BerlinerDemokraten, auch die von Mer-kels CDU, doch immer betont,dass sie sich für den Erhalt vonDemokratie und Menschenrech-ten in der Türkei einsetzten undfest hinter der gebeutelten Oppo-sition stünden.Ja, da stand Merkel wirklich,

allerdings nur in dem Sinne, dassman erst hinter jemanden gelan-gen muss, um ihm einen Dolch inden Rücken zu rammen. So ver-setzte die deutsche Kanzlerin dereben noch hoffnungsfrohen türki-schen Opposition nur wenige Ta-ge vor der Wahl den Todesstoß,indem sie den wankenden Erdo-gan mit Geschenken nur so über-schüttete.Visa-Freiheit stellte Merkel in

Aussicht, die EU-Beitrittsver-handlungen würden ab sofort ei-ne „Dynamisierung“ erfahren(Merkel: „Dieser Prozess hat jetztbegonnen“) und obendrauf werdees noch Milliarden an Euros aufdie Türkei regnen. Nach diesenAnkündigungen lag die Opposi-tion zerschmettert in ihrem Blut,Erdogan stand als strahlenderSieger da und auch der letzteWechselwähler von Istanbul bisIncirlik wusste nun, wo er seinKreuz machen sollte: Wenn sogardie Chefin der größten Demokra-tie der EU dem Erdogan so umden Bart geht, kann er ja gar nicht

schlimm sein. Am 1. Novemberholte Erdogans AKP mit Bravourdie absolute Mehrheit zurück, diein Deutschland lebenden Türkengaben ihr sogar zu 60 Prozent ih-re Stimmen. Dermaßen gestärktging der AKP-Führer vermutlichdaran, jene schwarzen Listen an-zufertigen, die er nun, von einemnebulös-dilettantischen Putschzur absoluten Macht gepuscht,abarbeitet. Warum aber hat Merkel für Er-

dogan die gute Fee gespielt? DieCDU-Chefin hatte sich und ihrLand mit ihrer „Willkommenskul-tur“ metertief in den Morast gerit-ten. Der Türke sollte ihr weitereMassen an Asylsuchern aus demOrient vom Halshalten. Oder zu-mindest so tun,als täte er das,damit die Deut-schen den Ein-druck gewinnen,es täte sich was.Dafür war Mer-kel zu allem be-reit, auch zumDolchstoß in den Rücken jenertürkischen Oppositionellen, wel-che in den deutschen Demokra-ten bis dahin ihre Freunde gese-hen hatten. Ob Erdogan die Hilfe der Kanz-

lerin zu nutzen weiß und nun sei-nen Traum vom radikal-islami-schen Führerstaat endlich ver-wirklicht? Da sind wir optimisti-scher denn je: Der schafft das!Und wenn es einmal haken sollte,ist Merkel sicherlich gern bereit,ihm abermals unter die Arme zugreifen.Allerdings sollte sie dabei die

Entwicklung an der Heimatfrontnicht ganz aus dem Blick verlie-ren. Zwar gibt sich die AfD der-zeit alle Mühe, den Regierungs-parteien mittels Selbstzerflei-schung den Rücken freizukämp-fen. Doch das Massaker von Nizzaund nicht zuletzt der Amoklaufdes jungen Afghanen in der Ei-senbahn lassen ungute Gefühleaufkommen.Grüne und andere Politiker

freuen sich ein Bein aus darüber,dass die massenhafte Zuwande-rung aus dem Orient das Lebender Deutschen grundlegend ver-ändern wird – besonders derFrauen, darf vermutet werden.Nun aber tritt zunehmend die

Aussicht hinzu, dass das Lebenvieler Menschen hierzulandenicht bloß verändert, sondern be-endet werden könnte durch dieHand des einen oder anderenSchutzsuchenden, der „vor Kriegund Verfolgung Zuflucht bei unsgefunden hat“. Diese Ahnungsorgt für Unmut, mehr und mehrDeutsche haben richtig Angst vordem radikal-islamischen Terror.Die Bürger wollen Taten sehen,fordern effektiven Schutz und po-litische Konsequenzen.Zum Glück hat die Politik den

Ernst der Lage erkannt und gehtdas Übel gemeinsam mit den Si-cherheitsorganen energisch an –indem sie im Auftrag von SPD-Ju-

s t i z m i n i s t e rMaas Leuten aufdie Pelle rücken,welche ihrerAngst in unge-schlachten Wor-ten im InternetAusdruck geben.Das ist nämlich„Hatespeech“,zu Deutsch:

Hassrede. Solche Reden werdenvon Beamten und privaten, staat-lich geförderten Schnüfflern, dar-unter auch Linksextremisten, imNetz aufgestöbert, was bis zumpolizeilichen Hausbesuch führenkann.Innenminister de Maizière sagt,

völligen Schutz vor Terror-Attak-ken könne es nicht geben. Da hater natürlich recht, zumal wenndie Beamten gerade mit etwas an-derem beschäftigt sind, etwa demAufspüren und Aufsuchen vondeutschen „Hassrednern“. Wasderweil in den von Erdogans Tür-kei massiv geförderten Moscheenin Deutschland „geredet“ wird,wollen wir lieber nicht so genauwissen. Das könnte schließlichdazu führen, dass „Rechtspopuli-sten“ das Gefundene „ausschlach-ten“.Immerhin so viel: Im „Handels-

blatt“ berichtete Wolfram Weimerim Mai über ein Comic für Kin-der, das die staatliche türkischeReligionsbehörde Diyanet heraus-gibt. Dort werde den Kindern vom„Märtyrertod“ vorgeschwärmt,was man wie Werbung für eineKarriere als islamischer Selbst-mordattentäter verstehen könnte.Diyanet dirigiert Weimer zufolgedie deutschen Ditib-Moscheen

immer direkter, was die Gemein-den quasi zu Vorfeldorganisatio-nen der AKP mache. Ob das denGenossen Maas interessiert?Wahrscheinlich nicht besonders.Wenn Sie allerdings auf die Ideekommen sollten, in einem Inter-net-Kommentar die türkischeMoschee-Expansion in Deutsch-land als „gezielten Feldzug zur Is-lamisierung des Abendlandes“ zuverunglimpfen, könnten Siedurchaus die Aufmerksamkeit derBehörden und Hilfsschnüffler(„Pegida-Jargon!“) erheischen.Was schimpfen Sie? Da werde

auf groteske Weise Gefährlich undHarmlos vertauscht und mitzweierlei Maß gemessen? Selbst-verständlich wird es das. Das mitdem zweierlei Maß machen wirdoch immer so! Längst nicht nur,wenn es um den radikal-islami-schen Terror und die Furcht undWut der Deutschen geht.Kurz nach dem Brexit-Referen-

dum erregten sich Medien undPolitiker, weil die prominentenFürsprecher von Londons EU-Ab-schied „auf Tauchstation“ gegan-gen seien und sich „der Verant-wortung entziehen“, da sie nichtnach den hohen politischen Äm-tern strebten, welche den Ab-schied Britanniens nun durchzu-ziehen hätten. Der langjährigeEU-Gegner Nigel Farage und Lon-dons Ex-Bürgermeister BorisJohnson standen ganz vorn aufder Abschussliste.Als kurz darauf bekannt wurde,

dass die neue PremierministerinTheresa May Boris Johnson zu ih-rem Außenminister gemacht hat-te, legten die Kritiker eine bemer-kenswerte Wende hin. Nun frag-ten sie aufgeregt, ob es denn an-gehen könne, dass „so einer“ wieJohnson Außenminister wird.Eben noch schimpften sie, dass ersich vor hohen Ämtern drücke,dann giften dieselben, dass er ei-nes bekommen hat. Immer wie’sgerade passt.Johnson passt leider gar nicht,

wenn es darum geht, ein Feind-bild aufzubauen. Mit seiner ro-bust-freundlichen Art hat er sogardie EU-Außenminister in Brüsselmenschlich eingenommen. Fürunsere Staats- und Konzernme-dien, die so gern im erbarmungs-losen Gut-Böse-Kontrast schwel-gen, könnte der sympathische Bri-te noch zum Problem werden.

Nach der Hilfe ausBerlin war jeder

türkischeWechselwähler fürErdogan gewonnen

ZUR PERSON

Strippenzieherim Exil?

Sehr schnell machte Tayyip Re-cep Erdogan den Schuldigen

für den Militärputsch und seinengeplanten Umsturz aus. Er be-schuldigte seinen in Saylorsburgim US-Staat Pennsyilvania leben-den Erzfeind Fethulla Gülen, mit-hilfe dessen einflussreicher islami-scher Hizmet-Bewegung von denUSA aus den Militärputsch einge-fädelt zu haben. Der 75-jährigeImam weist alle Schuld zurück undbeschuldigt seinerseits Erdogan,den Coup inszeniert zu haben, ummit harter Hand seine Gegner aus-schalten zu können.Gülen war Anfang der 2000er

Jahre ein Mistreiter Erdogans, in-dem er dessen islamisch-konserva-tive Partei AKP unterstützte undErdogan so half, die kemalistischenEliten in der öffentlichen Verwal-tung, im Bildungssystem und in derJustiz durch gläubige Muslime zuersetzen. Gülen hat Millionen An-hänger in der Türkei, gründete tau-sende Schulen und Wohltätigkeits-organisationen. Er verfügt über einweltweites Netzwerk von Stiftun-

gen, die er vonseinem Exil aussteuert. Andersals Erdogan setztdie Gülen-Bewe-gung auf einenDialog der Reli-gionen und Kul-

turen, weshalb es schließlich zumBruch mit Erdogan kam. Gülen kri-tisierte dessen Konfrontationskursgegenüber Israel, die Unterstüt-zung der radikal-islamischen Ha-mas, der ägyptischen Muslimbrü-der und der Dschihadisten in Sy-rien. Erdogan bezichtigte Gülen,der Strippenzieher für die Massen-proteste 2013 gewesen zu sein undentfernte Tausende Anhänger Gü-lens aus dem Staatsdienst und derJustiz und erklärte die Gülen-Be-wegung zu einer Terrororganisa-tion. In den USA gilt Gülen indessen

nicht als das Unschuldslamm, alsdas er sich gerade gibt. Im Mai er-mittelte das FBI gegen einige Gü-len-Schulen in den USA wegen desVerdachts auf Missmanagementund vielfachen Visabetrug. MRK

Autor Klaus Kelle schreibtsich im Blog „denken-er-wuenscht“ (15. Juli) seine Wutüber die Wehrlosigkeit gegen -über dem islamischen Terrorvon der Seele:

„Warum haben unsere europä-ischen Gesellschaften nicht denMut, diese Leute auszuweisen?Wer hier zu uns kommt und un-sere Hilfe bekommt und dannVerbrechen begeht muss raus.Raus! Raus! Raus! Ich höreschon die ersten Beschwichti-ger, die jetzt sagen werden: Ja,die müssten raus, aaaaaber ... ih-re Heimatländer nehmen sie janicht zurück. Und in ihren Hei-matländern sind die Menschen-rechte nicht gewahrt. Wissen Siewas? Es ist mir sch ... egal.Schafft sie meinetwegen an denNordpol oder zahlt Devisen anNordkorea.“

Thomas Böhm, Chef des Por-tals „Journalistenwatch“ (19. Ju-li) benennt die Mitschuld derPolitik an der Ausbreitung desislamischen Terrors:

„Egal wohin man schaut, derIslam-Terror hat sich überallbreit gemacht, sei es im Kleinen(Messerattacken, Vergewaltigun-gen) oder im Großen, und erstößt überall auf fruchtbarenBoden, einerseits weil die Be-völkerung politisch korrekt ent-waffnet wurde und andererseits,weil sich der Staat immer mehrzurückzieht und seine Bürgerfür die ,Weltoffenheit‘ opfert.“

Der Politikwissenschaftler Al-brecht von Lucke ist besorgtüber die Radikalisierung undBrutalisierung am rechten undlinken Rand. Gegenüber demDeutschlandradio (12. Juli) gibter seiner Furcht Ausdruck, dassdie linke Gewalt in Berlin zu To-ten führen kann:

„Klassenfeinde, Systemgegner,Bullenschweine, das sind allesBegriffe der Entmenschlichung,die mitschwingen, die aberletztlich gar nicht immer ernstgenommen werden, bis dann ei-nes Tages – und ich befürchte, eswird eines Tages möglicher-weise wirklich passieren – danndie Umsetzung erfolgt, nämlichder Tod eines der Klassenfeinde,in dem Falle eher wahrschein-lich der beteiligten Polizisten inKauf genommen wird, und dasist die Dramatik in dieser Hin-sicht.“

Unternehmensberater DanielStelter staunt in der „Wirt-schaftswoche“ (14. Juli), wie ge-nügsam die Deutschen demRaub ihrer Vermögen zusehen:

„Obwohl das Vermögen derdeutschen Privathaushalte deut-lich unter dem Niveau der ande-ren Euroländer liegt, denken dieDeutschen noch immer, sie wä-ren der reiche Onkel Europas.So verdrängen wir auch gerne,dass die tiefen Zinsen nichts an-deres sind als eine Subventio-nierung derer, die bei uns dasGeld geliehen haben – in der Re-gel Staaten und Unternehmen.“

Anabel Schunke fordert imPortal „Tichys Einblick“ (15. Ju-li) von muslimischen Zuwande-rern, sich von der Religion undKultur ihrer Herkunftsländer zuemanzipieren, denn:

„Der Islam ist und bleibt diefaschistische Ideologie des21. Jahrhunderts. Sein politischerund kultureller Herrschaftsan-spruch ist nicht durch die Reli-gionsfreiheit gedeckt. Die libera-le Gesellschaft muss wehrhaftgegen die Gegner der Freiheitund Toleranz sein, sonst verliertsie diese am Ende ebenso.“

Salzburg – Ein 26-jährigerBundesdeutscher hat in Salzburgeine Volksmusikkapelle angegrif-fen, als „Nazis“ beschimpft undmit dem Mittelfinger beleidigt.Dies berichten die „SalzburgerNachrichten“. Die Trachtenträgerhatten an der dreitätigen Feier der„Salzburger Volkskultur“ teilge-nommen. Der Mann attackierteden Stabführer und riss ihm denStab aus der Hand. Die Kapellen-Mitglieder übergaben den Angrei-fer der Polizei. H.H.

Berlin – Der frühere Richter amBundesverfassungsgericht Udo diFabio warnt vor einer „Erosiondes Rechtsstaats“. Angesichts dersehr geringen Zahl von Verurteil-ten nach den Kölner Silvester-Ex-zessen sprach er laut „Focus“ vom„Unvermögen des Rechtsstaats,Straftaten zu ahnden“. Dieses Un-vermögen erzeuge Ängste undSorgen, die sehr ernst genommenwerden müssten. Über Risikenoffener Grenzen müsse nüchterndiskutiert werden. H.H.

Rechtsstaat drohtzu »erodieren«

Trachtenkapelle attackiert