2 5.*,.2 .';*29*567*-*2 · dm?12a :25? d

9

Transcript of 2 5.*,.2 .';*29*567*-*2 · dm?12a :25? d

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 1

Der belgische Schriftsteller, Journalistund Historiker Michel Collon betreibteine höchst informative Website: Inves-tig` Action. Er hat einen Artikel in dreiFolgen mit dem Titel „Comprendre laguerre en Libye“ verfasst. Die zweiteFolge ist besonders informativ, wennman den Krieg gegen Libyen richtig ein-ordnen und seine Gründe verstehenwill. Diese Folge hat Bernd Duschnerdankenswerter Weise für die Webseitedes Forums solidarisches und friedli-ches Augsburg aus dem Französischenübersetzt. Das Original erschien am 8.April 2011 unter der Adressehttp://www.michelcollon.info/Com-prendre-la-guerre-en-Libye-2-3.html?lang= fr

Was sind die wahren Ziele derUSA?

An diesem Punkt unserer Überlegun-gen angelangt, können wir aufgrundmehrerer Tatsachen die These vom hu-manitären Krieg oder einer impulsivenReaktion auf die Ereignisse als endgül-tig widerlegt betrachten. WennWashing-ton und Paris jegliche Verhandlungenentschlossen abgelehnt haben, wenn siebereits seit einiger Zeit am Aufbau derlibyschen Opposition „gearbeitet“, de-taillierte Konzepte für eine Interventionvorbereitet hatten und sich ihre Flug-zeugträger bereits seit längerer Zeit füreine Intervention bereit hielten (wie esUS-Admiral Gary Roughead, Chef derUS-Seestreitkräfte bestätigt hat: „Unse-re Streitkräfte waren bereits gegen Liby-en positioniert“, Washington, 23. März),dann bedeutet das zwangsläufig: DieserKrieg wurde nicht im letzten Augen-blick als Reaktion auf überraschend ein-getretene Ereignisse beschlossen. Erwar im Gegenteil geplant. Mit ihm wer-den Ziele verfolgt, die über die PersonGaddafis weit hinausgehen. Welche Zie-le sind das?

Die Ziele der USA gehen über dasÖl weit hinaus

In diesem Krieg gegen Libyen verfol-gen die USA gleichzeitig mehrere Ziele:1 . Kontrolle über das Erdöl. 2. Sicher-heit für Israel. 3 . Verhinderung der Be-

freiung der arabischen Welt. 4. Verhin-derung der afrikanischen Einheit. 5.Installierung der Nato als Gendarm fürAfrika.Das sind viele Ziele? Jawohl, wie beiden vorhergehenden Kriegen gegen denIrak, Jugoslawien und Afghanistan. EinKrieg dieser Art ist teuer und mitgroßen Risiken für das Ansehen derUSA verbunden, vor allem, wenn sieihn nicht gewinnen sollten. Wenn Oba-ma einen solchen Krieg angezettelt hat,dann weil er sich davon große Vorteileverspricht.

Ziel 1 : Kontrolle über dasgesamte Erdöl

Manche sagen, es handle sich diesesMal nicht um einen Krieg um Erdöl.Der Anteil des libyschen Erdöls an derWeltproduktion sei unbedeutend. Zu-dem habe Gaddafi bereits Öl an die Eu-ropäer verkauft. Sie haben das Wesendes „Weltkrieges um das Erdöl“ nicht

verstanden. Mit der Verschärfung der all-gemeinen Krise des Kapitalismus wirddie Auseinandersetzung zwischen denWirtschaftsmächten immer verbissenergeführt. Bei diesem Spiel geht es um ho-he Einsätze: Um den eigenen Multiseinen Platz am Spieltisch zu sichern,muss jede Großmacht an allen Frontenkämpfen: Märkte erobern, Regionen mitprofitablen Arbeitskräften unter ihreKontrolle bringen, sich große öffentli-che und private Aufträge verschaffen,sich Handelsmonopole sichern, Staaten,die ihr Vorteile bieten können, unter ih-re Kontrolle bringen. Vor allem abermuss sie sich die Kontrolle über die be-gehrten Rohstoffe sichern, allen voranüber das Erdöl.

2000 haben wir in unserem Buch„Monopoly“ die kommenden Kriegeanalysiert und geschrieben: „Wer dieWelt beherrschen will, muss die Kon-trolle über das Erdöl gewinnen undzwar über das gesamte Erdöl, wo im-mer es sich befindet.“ Wenn ihr eineGroßmacht seid, kann es euch nicht ge-nügen, nur die eigene Ölversorgung zusichern. Ihr würdet mehr wollen, dasMaximum. Nicht nur wegen der enor-men Gewinne, sondern weil ihr mit ei-nem Monopol in der Lage wäret, eseuren stärksten Konkurrenten zu entzie-hen bzw. sie zu zwingen, eure Kondi-tionen zu akzeptieren.Ihr würdet über die stärkste Waffe ver-fügen. Erpressung? Jawohl! Seit 1 945haben die USA haben alles getan, umsich das Monopol über das Öl zu ver-schaffen. Ein Rivale wie Japan bei-spielsweise war für seineEnergieversorgung zu 95% von denUSA abhängig. Damit war sein Gehor-sam gesichert. Aber die Kräfteverhält-nisse ändern sich. Die Welt wirdmultipolar. Die USA sehen sich heutemit einem erstarkenden China, einemwiedererstarkenden Russland, dem Auf-stieg Brasiliens und anderer Länder desSüdens konfrontiert. Es wird zuneh-mend schwieriger, das Monopol auf-recht zu erhalten.Das libysche Öl macht nur 1 -2% derWeltproduktion aus? Einverstanden,aber es ist von bester Qualität, einfachzu gewinnen und folglich hoch renta-bel. Zudem liegt das Land in unmittel-barer Nähe von Italien, Frankreich undDeutschland. Öl aus dem Vorderen Ori-ent, Schwarzafrika oder Lateinamerikazu importieren, ist mit viel höherenKosten verbunden. Wir haben es alsoganz offenkundig mit einem Kampf umdas schwarze Gold Libyens zu tun. Dasgilt ganz besonders für Frankreich. Die-ses Land hatte am stärksten auf diemittlerweile allzu riskant erscheinendeAtomenergie gesetzt.In diesem Zusammenhang ist es nötig,an zwei Tatsachen zu erinnern: 1 . Gad-dafi wollte den Anteil des libyschenStaates am Öl von 30 auf 51% erhöhen.2. Am 2. März hatte Gaddafi darübergeklagt, dass die Ölproduktion seinesLandes auf sein niedrigstes Niveau ge-fallen sei. Er hatte angedroht, die west-lichen Firmen, die Libyen verlassenhatten, durch chinesische, russische undindische Gesellschaften zu ersetzen. Istes ein Zufall? Immer dann, wenn einafrikanisches Land anfängt, sich China

Den Krieg in Libyen verstehenVon Michel Collon

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 2

zuzuwenden, bekommt es Probleme.Noch ein weiterer Hinweis: Ali Zeidanist der Mann, der die Zahl von den6.000 toten Zivilisten lanciert hat, dieOpfer der Bombardierungen Gaddafisgeworden seien. Er ist gleichzeitig derSprecher der Übergangsregierung, alsoder oppositionellen Regierung, die vonFrankreich anerkannt wurde. In dieserFunktion hat Ali Zeidan erklärt, „die un-terzeichneten Verträge werden eingehal-ten“. Die zukünftige Regierung, „werdejedoch die Nationen berücksichtigen,die uns geholfen haben.“ Wir haben esalso ganz offensichtlich mit einem wei-teren Krieg um das Erdöl zu tun. Aller-dings wird er nicht nur gegen Libyengeführt.

Woher kommt die Rivalitätzwischen USA, Frankreichund Deutschland?

Wenn der Krieg gegen Libyen nur hu-manitären Charakter hätte, wären dieAuseinandersetzungen zwischen denkriegführenden Staaten nicht nachzu-vollziehen. Warum hat sich Sarkozy be-eilt, als erster mit den Bombardementszu beginnen? Warum war er so verär-gert, als die Nato die Führung derKriegsoperationen übernehmen wollte?Sein Argument, „die Nato sei in den ara-bischen Ländern nicht populär“, kannman nicht ernst nehmen. Als ob er, Sar-kozy, der Israel und Ben Ali unterstützthat, so populär wäre! Warum warenDeutschland und Italien so zurückhal-tend bei diesem Krieg? Warum hatte deritalienische Minister Frattini zunächsterklärt, man müsse „die Souveränitätund Integrität Libyens verteidigen“ und„Europa dürfe nicht die Demokratienach Libyen exportieren“?1

Nur unterschiedliche Ansichten, wiehumanitäre Unterstützung effektiv ge-staltet werden kann? Nein, auch hierwerden ökonomische Interessen deut-lich. Europa steckt in einer Krise. DieRivalitäten werden zunehmend stärker.Noch vor einigen Monaten drängelteman sich nach Tripolis, um Gaddafi zuumarmen und große Verträge mit Liby-en abzuschließen. Diejenigen, die dabeierfolgreich waren, hatten kein Interesse,die Verträge wieder in Frage zu stellen.Ganz im Gegensatz zu denen, die leerausgegangen waren! Wer war der Haupt-kunde für libysches Öl? Italien. Werstand an zweiter Stelle? Deutschland.Schauen wir uns die Investitionen und

Exporte der europäischen Mächte an.Wer hatte die meisten Verträge in Liby-en erhalten? Italien. Wer stand an zwei-ter Stelle? Deutschland. Das deutscheUnternehmen BASF war mit Investitio-nen von zwei Milliarden Euro der wich-tigste Ölproduzent in Libyen geworden.Die deutsche Firma DEA, Tochter desEnergiegiganten RWE, hatte mehr als40.000 Quadratkilometer Erdöl- undErdgaslagerstätten erhalten. Das deut-sche Unternehmen Siemens hatte denLöwenanteil an den gewaltigen Investi-tionen für das gigantische Projekt „Gre-at Man Made River“ bekommen: Eshandelt sich dabei um das größte Bewäs-serungsprojekt der Welt, ein Netz vonPipelines, mit denen Wasser aus denwassertragenden Schichten Nubiens bisan die Saharawüste herangeführt wird.Zu ihm gehören über 1 300 Brunnen, dieoft mehr als 500 Metern tief sind. NachBeendigung aller Arbeiten werden sieTripolis, Bengazi, Syrteund andere Städte täg-lich mit mehr als 6,5Millionen KubikmeterWasser beliefern.2 25Milliarden Dollar habenGierige angelockt. Zu-dem hatte Libyen mitseinen Öl-Milliarden einäußerst ehrgeiziges Pro-gramm eingeleitet, umseine Infrastruktur zu er-neuern, Schulen undKrankenhäuser zu bauenund das Land zu indus-trialisieren.Dank seiner wirtschaftlichen Stärkehat sich Deutschland in Libyen, SaudiArabien und den arabischen Golfstaateneine Position privilegierter wirtschaftli-che Zusammenarbeit sichern können.Keineswegs möchte es sein Ansehen inder arabischen Welt beschädigen. WasItalien betrifft, muss an die ungeheureBrutalität erinnert werden, mit der es Li-byen einst kolonisiert hatte. Dabei stütz-te es sich auf die Stämme im Westengegen die Stämme im Osten. Heute ha-ben die italienischen Unternehmen dankBerlusconi einige schöne Verträge erhal-ten. Sie haben folglich viel zu verlieren.Im Gegensatz zu ihnen, haben Frank-reich und England nicht die bestenStücke vom Kuchen abbekommen. Siesind vorne dabei, um eine Neuvertei-lung des Kuchens zu erreichen. DerKrieg in Libyen ist nur die Fortführungder ökonomischen Auseinandersetzungmit anderen Mitteln. Die kapitalistische

Welt ist nicht wirklich schön. Der wirt-schaftliche Kampf verlagert sich auf diemilitärische Ebene. In einem Europa,das in einer Krise steckt und von einem(vor allem dank seiner Politik der nied-rigen Löhne) sehr leistungsstarkenDeutschland dominiert wird, hat Frank-reich sein Bündnis gebrochen. Es wen-det sich jetzt Großbritannien zu, um einverändertes Gleichgewicht zu errei-chen. Paris und London haben mehrmilitärische Mittel als Berlin. Sie versu-chen diese Karte auszuspielen, um ihrewirtschaftliche Schwäche auszuglei-chen.

Ziel 2: Israel sichern

Im Nahen Osten hängt alles miteinan-der zusammen. Noam Chomsky hat unsin einem Gespräch erklärt: 3 „Seit 1 967hat die US-Regierung Israel als einestrategische Investition betrachtet. Es

war ein örtliches Polizeikommissariatund hatte die Aufgabe, die Diktaturenin den ölproduzierenden arabischenLändern zu schützen.“ Israel ist der Po-lizist für den Mittleren Osten. Das neueProblem für Washington besteht darin,dass Israel wegen seiner zahlreichenVerbrechen (Angriffe auf Libanon, Ga-za, Flotte mit humanitärer Hilfe) zuneh-mend isoliert ist. Die arabischen Völkerfordern das Ende dieses Kolonialismus.Folglich braucht der Polizist Schutz. Is-rael kann nur solange überleben, wie esvon arabischen Diktaturen umgeben ist,die den Wunsch ihrer Völker nach Soli-darität mit den Palästinensern missach-ten. Das ist ein Grund, warumWashington Mubarak und Ben Ali un-terstützt hat und die anderen Diktatorenweiter unterstützen wird. Die USA be-fürchten, in den kommenden Jahren Tu-nesien und Ägypten zu verlieren“.Dadurch würden sich die Kräfteverhält-

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 3

nisse in der Region verändern.Nach dem Krieg gegen den Irak 2003,der auch als Warnung und zur Ein-schüchterung der anderen arabischenFührer dienen sollte, hatte Gaddafi diedrohende Gefahr erkannt. Er hatte des-halb seine Zugeständnisse gegenüberden Westmächten und ihren neolibera-len Forderungen vergrößert. Dabei ginger manchmal zu weit. Das hat seinen so-zialen Rückhalt geschwächt. Man kannForderungen des IMF4 nicht nachgeben,ohne seiner eigenen Bevölkerung Scha-den zuzufügen. Aber sollten sich mor-gen Tunesien und Ägypten nach linkswenden, wird Gaddafi zweifellos in derLage sein, diese Zugeständnisse zurück-zunehmen. Eine Achse des Widerstandsaus Kairo, Tripolis und Tunis, die sichden USA nicht fügt und entschlossenist, Israel zum Nachgeben zu zwingen,wäre ein Alptraum für Washington. DerSturz Gaddafis soll dies noch rechtzei-tig verhindern.

Ziel 3: Die Befreiung derarabischen Welt verhindern

Wer regiert heute über die gesamte ara-bische Welt, seine Wirtschaft, seine Res-sourcen, sein Öl? Das sind bekanntlichnicht die arabischen Völker und auchnicht die örtlichen Diktatoren. Sie ste-hen vorne auf der Bühne. Die eigentli-chen Machthaber aber sitzen hinter denKulissen. Es sind dies die USA und dieeuropäischen Multis. Sie bestimmen,was in diesen Ländern produziert odernicht produziert wird, welche Löhne ge-zahlt werden, wem die Gewinne ausdem Öl zufließen und welche politi-schen Führer in diesen Ländern einge-setzt werden. Es sind die Multis, dieihre Aktionäre auf dem Rücken der ara-bischen Bevölkerung reich werden las-sen.Für die ganze arabische Welt habendie aufgezwungenen Diktaturen schwer-wiegende Konsequenzen: das Öl unddie anderen natürlichen Ressourcen die-nen nur dem Profit der Multis. Sie wer-den nicht dazu verwandt, die dortigeWirtschaft zu diversifizieren und Ar-beitsplätze zu schaffen. Zudem erzwin-gen die Multis im Tourismus, bei denBetrieben der kleinen Industrie und demDienstleistungssektor, die ihnen als Sub-unternehmen dienen, niedrige Löhne.Als Folge bleiben diese Volkswirt-schaften abhängig, weisen verzerrteStrukturen auf und sind nicht ausgerich-tet auf die Bedürfnisse der Bevölke-

rung. In den kommenden Jahren wirdsich die Arbeitslosigkeit noch verschär-fen, sind doch 35% der Araber jüngerals 35 Jahre. Die Diktatoren sind Hand-langer der Multis. Ihre Aufgabe ist es,deren Profite zu sichern und Widerstandzu brechen. Sie haben soziale Gerechtig-keit zu verhindern.Die 300 Millionen Araber sind auf 20Länder aufgeteilt. Zu Recht betrachtensie sich als eine Nation. Sie stehen voreiner entscheidenden Wahl: die Auf-rechterhaltung des Kolonialismus zu ak-zeptieren oder unabhängig zu werden.Dazu müssen sie einen neuen Weg ein-schlagen. Die ganze Welt um sie ist imUmbruch: China, Brasilien und andereLänder emanzipieren sich politisch. Dasermöglicht ihnen wirtschaftlichen Fort-schritt. Wird die arabische Welt zurück-bleiben? Wird sie eine Dependance derUSA und Europa bleiben? Werden siedie arabische Welt weiter als Waffe fürsich in den großen internationalen politi-schen und wirtschaftlichenAuseinander-setzungen gegen die anderen Nationeneinsetzen können? Oder wird endlichdie Stunde der Befreiung für die arabi-sche Welt schlagen? Diese Vorstellungversetzt die Strategen in Washington inSchrecken. Wenn ihnen die arabischeWelt und ihr Öl aus der Hand entglei-ten, ist es zu Ende mit ihrer Herrschaftüber den Planeten.Die USA sind eine Macht, die sich inwirtschaftlicher und politischer Hinsichtim Abstieg befindet. Bereits jetzt wirdihre Vorherrschaft zunehmend vonDeutschland, Russland, Lateinamerikaund China in Frage gestellt. Dazukommt, dass viele Staaten im Süden ih-re Beziehungen untereinander intensivie-ren möchten. Für sie sind dieseBeziehungen viel vorteilhafter als dieAbhängigkeit von den USA. Die USAhaben es zunehmend schwerer, ihre Po-sition als größte Weltmacht aufrecht zuerhalten. Diese Position ermöglicht esihnen, ganze Nationen auszuplündernund den Krieg überall dort hinzutragen,wo sie es möchten.Wiederholen wir es: wenn sich mor-gen die Arabische Welt vereint und be-freit, wenn die USA das Öl als Waffeverlieren, werden sie in einer multipola-ren Welt nur noch eine zweitrangigeMacht sein. Für die Menschheit wirddies ein großer Fortschritt sein: die inter-nationalen Beziehungen werden neueWege gehen. Die Völker im Süden wer-den endlich selbst über ihr Schicksal ent-scheiden können und mit der Armut

Schluss machen.

Für wen die Demokratiegefährlich ist

Die Kolonial- und Neokolonialmächtevon gestern schwören uns, dass sie sichgeändert haben. Nachdem sie Ben Ali,Mubarak und Co. finanziert, bewaffnet,beraten und beschützt haben, über-schütten uns jetzt USA, Frankreich unddie anderen mit Erklärungen, die aufuns Eindruck machen sollen. So bei-spielsweise Hillary Clinton: „Wir unter-stützen das Streben der arabischenVölker nach Demokratie.“ Das ist totalverlogen. Die USA und ihre Verbünde-ten wollen auf keinen Fall eine arabi-sche Demokratie, sie möchten aufkeinen Fall, dass die Araber über ihr Ölund ihre andere Reichtümer entschei-den können. Sie haben deshalb alles ge-tan, um die Demokratisierung zubremsen und die Verantwortlichen desalten Regimes an der Macht zu halten.Wenn das scheitert, tun sie alles, denBevölkerungen an deren Stelle neueFührer aufzuzwingen, die für sie denWiderstand des Volkes aufzulösen ha-ben. Die Machthaber in Ägypten ergrei-fen gerade die brutalsten Maßnahmengegen Streiks.Den Krieg gegen Libyen mit der Vor-stellung erklären zu wollen, Washing-ton und Paris seien nach der Erfahrungmit Tunesien und Ägypten „zur Ein-sicht gekommen“, wollten sich ein gu-tes Gewissen schaffen oder zumindestihr Image aufpolieren, ist nichts anderesals ein großer Trugschluss. Tatsächlichist die westliche Politik gegenüber derarabischen Welt als ein Ganzes zu se-hen. Sie wird mit drei Maßnahmen um-gesetzt: 1 . Aufrechterhaltung derrepressiven Diktaturen. 2. Mubarak undBen Ali werden von Figuren ersetzt, dieman unter Kontrolle hat. 3 . Sturz derRegierungen in Tripolis, Damaskus undTeheran, um diese „verloren gegange-nen“ Länder wieder zu kolonisieren.Die drei Maßnahmen haben ein ge-meinsames Ziel: die arabische Welt un-ter der eigenen Herrschaft zu halten,um sie weiter ausplündern zu können.Demokratie ist gefährlich, wenn mannur die Interessen einer sehr kleinen ge-sellschaftlichen Minderheit repräsen-tiert. Es macht den USAAngst, dass diesoziale Unzufriedenheit in fast allenarabischen Diktaturen ausgebrochen ist:Im Irak (unsere Medien haben darübernichts berichtet) haben zahlreiche

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 4

Streiks die Öl- und Textilindustrie, dieEnergieversorgung und anderen Sekto-ren erfasst. In Kut haben die US-Trup-pen eine Textilfabrik, die sich im Streikbefand, umzingelt. In 16 der 18 Provin-zen wurde unter Beteiligung aller Volks-gruppen gegen die korrupte Regierungdemonstriert, die das Volk in seinemElend im Stich lässt.In Bahrain war der König unter demDruck der Straße gezwungen, jeder Fa-milie eine Sonderzahlung von 2.650Dollar zu versprechen. In Oman hat derSultan Qaboos bin Said die Hälfte sei-ner Regierung ausgewechselt, das Min-destgehalt um 40% erhöht undAnweisung gegeben, 50.000 Arbeitsplät-ze zu schaffen. Selbst König Fahd vonSaudi Arabien musste 36 MilliardenDollar frei machen, um damit Familienmit mittleren und niedrigen Einkommenzu helfen!Bei allen einfachen Menschen warf

dies unvermeidlich die Frage auf: wennsie alles dieses Geld hatten, warum ha-ben sie es in ihren Tresoren verschlos-sen gehalten? Die nächste Frage lautete:Wie viele weitere Milliarden haben siemit Unterstützung der USA ihren Völ-kern geraubt? Und die letzte Frageheißt: Wie kann dieser Raub beendet

werden?

„Revolution Facebook“ –großes Komplott der USAoder wirkliche Revolution ?

Über das Internet hat sich eine falscheVorstellung verbreitet: die arabischenRevolutionen seien von den USA inGang gesetzt und gesteuert gewesen.Die USA hätten die Fäden gezogen, umgut kontrollierte Veränderungen zu be-werkstelligen und Libyen, Syrien undden Iran angreifen zu können. Alles sei„fabriziert“ gewesen.Das Argument für diese These: mehroder weniger offizielle Organe hättenarabische Internetaktivisten in die USAeingeladen und ausgebildet. Diese hät-ten bei der Verbreitung von Informatio-nen eine entscheidende Rolle gespielt.Sie würden eine neue Form der Revolu-

tion symbolisieren, die „Revolution Fa-cebook“. Diese Vorstellung von einemgroßen Komplott lässt sich nicht auf-rechterhalten.In Wirklichkeit haben die USA allesgetan, um Mubarak, der für sie ein nütz-licher Diktator war, möglichst lang ander Macht zu halten. Die USA taten

dies obwohl sie wussten, dass er ge-sundheitlich geschwächt und „erledigtwar“. In einer solchen Situation berei-ten sie selbstverständlich einen Plan Bund einen Plan C vor. Der Plan B sahvor, Mubarak durch einen seiner Mitar-beiter zu ersetzen. Angesichts der auf-gestauten Wut des ägyptischen Volkeshatte der Plan wenig Aussicht auf Er-folg. Folglich hatten sie auch einenPlan C, d.h. mehrere Pläne C.So praktizieren sie es übrigens in fastallen Ländern, die sie unter Kontrollehalten möchten. Worin besteht dieserPlan? Sie kaufen sich im Voraus einigeOppositionelle und Intellektuelle. Dabeispielt es keine Rolle, ob diese sich dar-über im Klaren sind und „investieren“in deren Zukunft. Wenn der Zeitpunktgekommen ist, rücken sie diese Leuteauf der Bühne in den Vordergrund. Wielange das in einer Situation funktio-niert, in der die Bevölkerung wach ge-worden ist, und das Regime trotz neuerFassade ihre Forderungen nicht einlö-sen kann, ist eine andere Frage.Schließlich ist es seine Aufgabe, dieAusbeutung der Menschen aufrechtzu-erhalten. Von einer „Facebook“-Revo-lution zu sprechen, ist jedoch einMythos, der den Interessen der USAdient. So sehr wir seit langer Zeit aufdie entscheidende Bedeutung der neuenFormen der Information und Mobilisie-rung über das Internet hingewiesen ha-ben, ist es doch eine absurdeVorstellung, Facebook würde die sozia-len Kämpfe und Revolutionen ersetzen.Diese Vorstellung kommt den Großka-pitalisten (deren Repräsentant Mubarakwar) gelegen. Was sie vor allem fürch-ten, ist der Widerstand der Arbeiter,weil durch ihn die Quelle ihrer Profiteunmittelbar bedroht wird.

Die Rolle der Arbeiter

Facebook ist ein Instrument in derAuseinandersetzung, es ist aber nichtdie Grundlage der Revolution. ObigeDarstellung zielt darauf ab, die Rolleder Arbeiterklasse (im weitesten Sinn)zu verdecken, die angeblich durch dasInternet ersetzt werde. In Wirklichkeitist die Revolution ein Kampf, bei demdie unten denen oben die Macht neh-men. Sie ist mit tiefgehenden Verände-rungen verbunden, nicht nur in derpolitischen Führungsschicht, sondernvor allem in den gesellschaftlichen Be-ziehungen, die heute die Ausbeutungermöglichen. Hört man auf unsere

Aviano Air Base, Italy, taken 03.20.201. A U.S. Navy EA-18G Growler takes off from Avia-no Air Base, Italy, March 20, in support of the initial phase of Operation Odyssey Dawn.Joint Task Force Odyssey Dawn is the U.S. Africa Command task force established tosupport the larger international response to the unrest in Libya. A broad coalition of nati-ons are partnering to enforce U.N. Security Council Resolution 1973, which authorizes allnecessary means to protect civilians in Libya under threat of attack by Qadhafi regimeforces. JTF Odyssey Dawn is commanded by Adm. Samuel J. Locklear, III. (U.S. Air Forcephoto/ Staff Sgt. Nadine Y. Barclay)Foto: CC Namensnennung: Courtesy Photo, Combat Camera Detachment USEUCOM, Quelle: Flickr

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 5

großen offiziellen Ideologen, dann dürf-ten wir schon seit längerer Zeit den Be-griff „Klassenkampf“ nicht mehrbenutzen. Er wäre überholt, ja peinlich.Pech für sie, dass sich der zweitreichsteMann derWelt, der BankierWarren Buf-fet, bereits vor einiger Zeit an diese Vor-gabe nicht gehalten hat. Er erklärte:„Einverstanden. Es gibt Klassenkampfin Amerika. Aber meine Klasse führtihn, die Klasse der Reichen, und wir ge-winnen ihn.. .“5 Mister Buffet, man soll-te nie so sicher vor dem Ende des Spielssein! Gut lacht, wer zuletzt lacht.Die Entwicklungen in Tunesien undÄgypten bestätigen in Übereinstim-mung mit Mister Buffet die Realität desKlassenkampfes. Wann hat Ben Ali sei-ne Koffer gepackt? Am 14. Januar, alssich die tunesischen Arbeiter im Gene-ralstreik befanden. Wann hat Mubarakseinen Thron verlassen? Als ein mächti-ger Streik der ägyptischen Arbeiter dieTextilindustrie, das Postwesen undselbst die offiziellen Medien zum Still-stand brachte.Joel Beinin, Professor an der Universi-tät von Stanford und früherer Direktoran der amerikanischen Universität inKairo erklärte dazu: „In diesen letztenzehn Jahren hat es eine enorme Welle so-zialer Proteste gegeben. Mehr als 2 Mil-lionen Arbeiter haben an über 3000Streiks, Sit-ins und anderen Protestfor-men teilgenommen. Das war der Hinter-grund der revolutionären Erhebung derletzten Wochen. In den letzten Tagen je-doch konnte man Zehntausende Arbei-ter sehen, die ihre ökonomischenForderungen mit der Forderung nachAbschaffung des Mubarak-Regimes ver-bunden hatten.“6

Die arabische Revolution hat erst be-gonnen. Nach den ersten Erfolgen desVolkes versucht die herrschende Klasse,die nach wie vor an der Macht ist, esmit einigen kleinen Zugeständnissen zuberuhigen. Obama wollte, dass sich dieStraßen möglichst schnell beruhigenund alles wie zuvor bleibt. Das kann füreinige Zeit funktionieren, aber die arabi-sche Revolution ist auf dem Marsch.Sie kann Jahre brauchen, aber es wirdschwierig sein, sie zu stoppen.

Ziel 4: Die afrikanischeEinheit verhindern

Afrika ist der reichste Kontinent derErde mit gewaltigen natürlichen Res-sourcen. Gleichzeitig ist Afrika auchder ärmste Kontinent. 57% der Bevölke-

rung leben unterhalb der Armutsgrenze,das heißt, von weniger als 1 ,25 Dollarpro Tag.Wie erklärt sich dieser Widerspruch?Der Grund ist, die Multis bezahlen die-se Rohstoffe nicht. Sie stehlen sie. Sieplündern die Ressourcen Afrikas, er-zwingen niedrige Löhne, Handelsab-kommen, die für Afrika mit Nachteilenverbunden sind, Privatisierungen, dieAfrika schädigen. Sie üben jede Formvon Druck und Erpressung auf dieschwachen Staaten aus, erwürgen siemit einer Schuldenlast, für die es keineRechtfertigung gibt, installieren willfäh-rige Diktatoren, provozieren Bürgerkrie-ge in den Regionen, die sie am meistenbegehren.Afrika hat für die Multis eine strategi-sche Bedeutung. Ihr Reichtum basiertauf der Plünderung dieser Ressourcen.Würden angemessene Preise für Gold,Kupfer, Platin, Coltan, Phosphat, Dia-manten und die landwirtschaftlichenProdukte bezahlt, wären die Multis vielweniger reich und die lokale Bevölke-rung könnte ihre Armut überwinden.Für die Multis in den USA und Europaist es deshalb entscheidend, zu verhin-dern, dass sich Afrika vereint und eman-zipiert. Afrika soll abhängig bleiben.Ein Beispiel hat der afrikanische AutorJean Paul Pougala schön dargelegt:„Es begann 1992, als 45 afrikanischeStaaten die RASCOM (Regional Afri-can Satellite Communication Organizati-on) gründeten. Afrika sollte seineneigenen Satelliten bekommen und da-durch die Kommunikationskosten aufdem Kontinent deutlich gesenkt wer-den. Damals waren Telefonate nachoder aus Afrika die teuersten auf derWelt. Das lag an den jährlichen Gebüh-ren von 500 Millionen Dollar, die Euro-pa für die Nutzung seiner Satelliten wieIntelsat selbst für Inlandsgespräche ver-langte. Ein eigener afrikanischer Satellithätte nur 400 Millionen Dollar gekostetund dem Kontinent die jährlichen Ge-bühren von 500 Millionen erspart. Wel-cher Banker würde ein solches Projektnicht finanzieren? Aber das größte Pro-blem war: Wie soll sich ein Sklave vonder Ausbeutung durch seinen Herrn be-freien können, wenn er dazu eben die-sen Herrn um Unterstützung bittenmuss?In der Tat hielten Weltbank, Internatio-nale Währungsfonds, die USAund Euro-pa die Afrikaner über 14 Jahre hinwegmit vagen Versprechungen hin. Gaddafihat 2006 dieses sinnlose Betteln bei den

westlichen »Wohltätern« mit ihren ex-orbitanten Zinssätzen beendet. Der li-bysche Staatsführer legte 300 MillionenDollar auf den Tisch. Die AfrikanischeEntwicklungsbank steuerte weitere 50Millionen bei. Die WestafrikanischeEntwicklungsbank beteiligte sich mit27 Millionen. So bekam Afrika am 26.Dezember 2007 seinen ersten Kommu-nikationssatelliten. Anschließend stell-ten China und Russland ihreTechnologie zur Verfügung und halfenbeim Start von Satelliten für Südafrika,Nigeria, Angola, Algerien. Ein zweiterSatellit für ganz Afrika wurde im Juli2010 ins All geschossen. Der erste Sa-tellit, dessen Technologie zu 100% ausAfrika kommt und in Afrika, vor allemin Algerien, hergestellt wird, ist für2020 geplant. Man erwartet, dass dieserSatelliten mit den Besten in der Weltkonkurrieren kann und nur ein Zehntelkostet. Eine echte Herausforderung!Eine symbolische Geste von lediglich300 Millionen Dollar hat so das Lebenfür einen ganzen Kontinent verändert.Durch Gaddafis Libyen hat der Westennicht nur die 500 Millionen Dollar proJahr verloren, sondern auch die Milliar-den an Schulden und Zinszahlungen,die für den ursprünglichen Kredit in al-le Ewigkeit in exponentieller Weise zuzahlen gewesen wären. Sie hätten dazubeigetragen, das verdeckte System derAusbeutung des Kontinents aufrecht zuerhalten.Es war das Libyen Gaddafis, das ganzAfrika seine erste wirkliche Revolutionin der modernen Zeit ermöglichte: dieErschließung des ganzen Kontinents fürTelefon, Fernsehen, Radio und viele an-dere Anwendungsbereiche, wie Teleme-dizin und Fernstudium. Zum ersten Malgibt es dank des WiMax-Systems7 kos-tengünstige Internetverbindungen überden ganzen Kontinent bis in die ländli-chen Zonen.“8

Das ist eine Information, die man unsüber den bösen Gaddafi nicht erzählthat! Dass er den Afrikaner half, sichvon der erstickenden Bevormundungdurch den Westen zu befreien. Gibt esnoch andere Informationen dieser Art,die man verschwiegen hat?

Gaddafi hat den IWF heraus-gefordert und Obama machtauf Taschendieb

Jawohl! Gaddafi hat die Entwicklungdes „Afrikanischen Währungsfonds“

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 6

(AWF) unterstützt. Er hat somit das Ver-brechen begangen, den „InternationalenWährungsfonds“ (IWF) herauszufor-dern. Es ist bekannt, dass der IWF dieEntwicklungsländer voll erpresst. USAund Europa kontrollieren und Domini-que Strauss-Kahn leitet ihn. Der IWFverleiht nur Geld an Entwicklungslän-der, wenn sie bereit sind, ihre Unterneh-men zum Profit der Multis zuverkaufen, Aufträge vergeben, die ihnenselbst keinen Nutzen bringen und ihreGesundheits- und Bildungsausgabensenken. Kurz, den IWF als Bankier zuhaben, bringt erheblichen Schaden.Nun gut. Genauso wie die Südamerika-ner ihre eigene Bank, die Banco del Sur,gegründet haben, um den anmaßendenErpressungen des IWF die Stirn bietenzu können und selbst zu entscheiden,welche Projekte für sie nützlich sindund sie finanzieren wollen, so würdeder Afrikanische Währungsfonds(AWF) den Afrikanern mehr Unabhän-gigkeit bringen. Wer aber finanziert denAWF? Algerien hat 16 Milliarden beige-steuert, Libyen 10 Milliarden, zusam-men sind das 62% seines Kapitals.Unter größtem Stillschweigen der Me-dien hat Obama dem libyschen Volk ein-fach 30 Milliarden gestohlen. Wie istdas abgelaufen? Am 1 . März (also vorder UN-Resolution), gab er dem US-Schatzministerium die Anweisung, die

Guthaben Libyens in den USAeinzufrie-ren. Am 17. März hat man dafür ge-sorgt, dass ein kleiner Satz in dieResolution 1973 aufgenommen wurde.Er gibt die Ermächtigung, die Vermö-gen der libyschen Zentralbank und zu-sätzlich der staatlichen libyschenErdölgesellschaft einzufrieren.Man weiß, dass Gaddafi ein Vermögenaus den Öleinkünften gebildet hat. Die-se Gelder haben es ihm ermöglicht, ingroße europäische Gesellschaften undin bedeutende afrikanische Entwick-lungsprojekte zu investieren (vielleichtauch in bestimmte Wahlkämpfe in Euro-pa, aber das scheint keine wirksame Le-bensversicherung zu sein). Kurz,Libyen ist ein äußerst reiches Land (mitWährungsreserven in Höhe von 200 Mil-liarden Dollar).Das hat die Begehrlichkeit einer hoch-verschuldeten Macht geweckt, derUSA. Um einige Dutzend MilliardenDollar der libyschen Nationalbank fürsich abzuzweigen, kurz, sie dem liby-schem Volk zu stehlen, hat Obama die-sem Geld einfach die Bezeichnung„mögliche Quelle für die Finanzierungdes Regime Gaddafi“ gegeben und dieSache war erledigt. Ein waschechterDieb.Trotz aller seiner Bemühungen, denWesten mit zahlreiche Zugeständnissengegenüber dem Neoliberalismus zu be-

sänftigen, war Gaddafi für die Herr-schenden in den USA schon immer einGrund zur Sorge. Ein Telegramm derUS-Botschaft in Tripolis vom Novem-ber 2007 beklagt sich über diesen Wi-derstand: „Die Leute, die über diepolitische und wirtschaftliche Orientie-rung Libyens entscheiden, verfolgen imEnergiesektor eine zunehmend nationa-listische Politik.“ Die generelle Verwei-gerung von Privatisierungen, berechtigtdies zu Bombardierungen? Der Kriegist ganz offensichtlich die Fortführungwirtschaftlicher Auseinandersetzungenmit anderen Mitteln.

Ziel 5: Die Nato als Gendarmin Afrika installieren

AmAnfang sollte die Nato Europa vorder „sowjetischen militärischen Bedro-hung“ schützen“. Folglich hätte die Na-to nach dem Ende der Sowjetunionebenfalls verschwinden müssen. Aberdas Gegenteil trat ein. Nach der Bom-bardierung in Bosnien 1995 erklärte Ja-vier Solana, Generalsekretär der Nato:„Die in Bosnien gewonnenen Erfahrun-gen werden uns als Model für zukünfti-ge Operationen dienen können.“In dieser Zeit hatte ich geschrieben:„Die Nato fordert klar gesagt, überalltätig werden zu können. Jugoslawienwar ein Experimentierfeld, um die

US-Africom, Mittelmeer, 19.3.2011. Lenkwaffenzerstörer der US-Marine startet Tomahawk, Operation Odyssey DawnFoto: CC Namensnennung Courtesy Photo, U.S. Navy photo by Petty Officer 3rd Class Jeramy Spivey, Quelle: Flickr

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 7

nächsten Kriege vorzubereiten. Wo wer-den diese stattfinden?“9 Folgende Ant-wort schlug ich vor: „Bereich 1 :Osteuropa. Bereich 2: Mittelmeer undNaher Osten. Bereich 3: Die dritte Weltgenerell.“ Heute sind wir dort ange-langt. Dieses Programm wird heutedurchgeführt. Bereits 1 999 bombardier-te die Nato Jugoslawien. Dieser Krieghatte das Ziel, das Land dem Neolibera-lismus zu unterwerfen. So wie wir esvorausgesehen hatten.Als ich die Analysen von US-Strate-gen studierte, unterstrich ich folgendenSatz von Stephen Blank. Er gehört zudiesen Strategen: „Die Missionen derNato werden immer mehr außerhalb ih-res eigenen Bereiches stattfinden. IhreHauptaufgabe wird es sein, als Instru-ment für die Einvernahme von immermehr Regionen in die westliche Gemein-schaft zu dienen, in den Bereich ihrerÖkonomie, Politik, Kultur und ihren Si-cherheitsbereich.“10 D.h., immer mehrRegionen für den Westen zu unterwer-fen! Damals schrieb ich: „Die Nato isteine Armee im Dienste der Globalisie-rung, eine Armee der multinationalenKonzerne. Schritt für Schritt verwandeltsich die Nato effektiv zum Gendarmenfür die ganze Welt.“11

Als die nächsten wahrscheinlichen Zie-le der Nato nannte ich: Afghanistan, denKaukasus, die Rückkehr in den Irak, alsden Einstieg. Heute, wo alles das tat-sächlich passiert ist, fragen mich man-che: „Liest du aus einer Kristallkugel?“Man braucht dazu keine Kristallkugel.Es genügt, die Dokumente des Penta-

gon und der großen amerikanischen Bü-ros für Strategiefragen zu lesen und ihreLogik zu erfassen. Diese Papiere sindnicht geheim.Die Logik dieses Empire ist in der Tatsehr einfach: 1 . Die Welt ist eine Quellefür Profite. 2. Um Wirtschaftskriege zugewinnen, muss man die beherrschendeSupermacht sein. 3 . Dafür ist die Kon-trolle über die strategischen Rohstoffe,Regionen und Routen erforderlich. 4. Je-der Widerstand gegen diese Kontrollemuss gebrochen werden, sei es durchKorruption, Erpressung oder Krieg. Wel-che Mittel dazu angewandt werden,spielt keine Rolle. 5. Um weiterhin diedominante Supermacht zu bleiben, istes absolut notwendig, zu verhindern,dass sich die Rivalen gegen den Herrenverbünden.

Die NATO hat sich bereitsüber drei Kontinente ausge-breitet!

Um ihre wirtschaftlichen Interessen zuverteidigen und der Gendarm der Weltzu werden, verbreiten die Führer der Na-to Panik: „Unsere hochentwickelte, in-dustrialisierte und komplexe Welt seivon vielfältigen tödlichen Gefahren be-droht, die Klimawechsel, Dürre, Hun-ger, die Sicherheit für dieComputernetze, die Energiefrage betref-fen.“12 So werden nicht-militärische, so-ziale und Umweltprobleme als Vorwandbenützt, um die Rüstung zu erhöhenund und noch mehr Interventionskriege

zu führen.Das eigentliche Ziel der Nato ist es,die UNO zu ersetzen. Diese Militarisie-rung der Welt bedroht unsere Zukunftimmer stärker und ist mit gewaltigenKosten verbunden: Die USA haben für2011 einen Rekord-Militärhaushalt von704 Milliarden geplant. Das sind 2.320Dollar pro Einwohner! Zwei Mal mehrals zu Beginn von Bush.Dazu übt der US-Verteidigungsminis-ter Robert Gates ständig Druck aus aufdie Europäer, mehr auszugeben: „DieDemilitarisierung von Europa stellt einHindernis für die Sicherheit und einendauerhaften Frieden im 21 . Jahrhundertdar.“13 Die europäischen Staaten habensich bereits gegenüber den USA ver-pflichten müssen, ihre Militärausgabennicht zu reduzieren. Alles zum Profitder Rüstungsfirmen.Die weltweite Ausdehnung der Natohat nichts zu tun mit Gaddafi, SaddamHussein oder Milosevic. Es handelt sichvielmehr um einen weltweit angelegtenPlan mit dem Ziel, die Herrschaft überden Planeten und seine Reichtümer so-wie die Privilegien für die Multis auf-rechtzuerhalten. Die Völker sollengehindert werden, ihren eigenen Wegzu wählen. Die Nato hat Ben Ali, Mu-barak und die Tyrannen in Saudi Arabi-en beschützt. Die Nato wird auch ihreNachfolger beschützen und nur gegendie gewaltsam vorgehen, die dem Em-pire Widerstand leisten.Um Gendarm für die ganze Welt zuwerden, geht die Nato Schritt fürSchritt vor. Ein Krieg in Europa gegenJugoslawien, ein Krieg in Asien gegenAfghanistan und jetzt in Afrika einKrieg gegen Libyen. Das sind schondrei Kontinente! Die NATO war scharfdarauf, auch in Lateinamerika zu inter-venieren und hat dazu vor zwei JahrenManöver gegen Venezuela inszeniert.Aber dort waren die Risiken zu groß,weil sich Lateinamerika zunehmend zu-sammenschließt und die „Gendarmen“der USA ablehnt.Warum besteht Washington so sehrdarauf, die Nato als Gendarm für Afrikazu installieren? Auf Grund der neuenKräfteverhältnisse, wie oben dargelegt:Die USA befinden sich im Abstieg. IhrePosition wird von Deutschland, vonRussland, von Lateinamerika und Chi-na, ja selbst von den kleinen und mittle-ren Ländern der Dritten Welt, in Fragegestellt.Mediterranian See, 13.4.1986. MAviation ordnancemen stencil messages on Mark 82

500-pound bombs in the forward bomb buildup area of the aircraft carrier USS CORALSEA (CV-43). The bombs are being prepared for an air strike on targets in Libya.

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 8

Warum spricht man nichtüber Africom?

Am meisten beunruhigt Washingtondie wachsende Stärke Chinas. China bie-tet den asiatischen, afrikanischen und la-teinamerikanischen Ländern fairereBeziehungen, kauft ihre Rohstoffe zuhöheren Preisen und ohne Erpressung,bietet Kredite zu besseren Bedingun-gen, übernimmt Infrastrukturarbeiten,die für ihre Entwicklung hilfreich sind.China bietet ihnen eine Alternative zurAbhängigkeit von Washington, Londonoder Paris. Also, was tun, um China ent-gegenzuwirken?Das Problem: eine Macht im wirt-schaftlichen Niedergang hat auch gegen-über den afrikanischen Ländernweniger finanzielle Druckmittel zur Ver-fügung. Die USA haben deshalb be-schlossen, ihre stärkste Karteauszuspielen: die militärische Karte.Man muss wissen, dass ihre Militäraus-gaben höher sind, als die aller anderenLänder des Globus zusammengenom-men. Seit einigen Jahren schieben sie ih-re Figuren auf dem Schachbrett desafrikanischen Kontinents immer weitervoran. Am 1 . Oktober 2008 haben sie„Africom“ (Kommando für Afrika) ge-schaffen.Der ganze afrikanische Kontinent (mitAusnahme von Ägypten) wurde unterein einheitliches US-Kommando ge-stellt, dem US-Armee, Marine, Luftwaf-fe, Marinetruppen und Spezialeinheiten(für Landungen, Staatsstreiche, verdeck-te Operationen) unterstehen. Um dieUS-Truppen unterstützen zu können,soll das Gleiche bei der Nato passieren.Washington, das überall Terroristensieht, hat solche auch in Afrika gefun-den, zufälligerweise in den Gegenden,wo es das nigerianische Erdöl und ande-re begehrte Rohstoffe gibt. Wer wissenwill, wo die nächsten Etappen ihres be-rühmten „Krieg gegen den Terror“ statt-finden werden, muss nur auf der Kartenach den Lagerstätten von Öl, Uran undColtan suchen. Der Islam hat sich inzahlreichen Ländern, darunter Nigeria,verbreitet. Damit steht das nächste Sze-nario schon fest.Das eigentliche Ziel von Africom istes, die Abhängigkeit Afrikas aufrecht zuerhalten, zu verhindern, das sich Afrikaemanzipiert und eine eigenständigeKraft wird, die sich mit China und La-teinamerika verbünden könnte. Africombildet eine unverzichtbare Waffe in den

Plänen der Vereinigten Staaten für dieBeherrschung der Welt. Sie möchtensich bei der großen Auseinanderset-zung, die um die Herrschaft über Asienund seine Seewege begonnen hat, aufAfrika und ihre exklusive Kontrolle sei-ner Rohstoffe stützen können. In der Tatist Asien der Kontinent, wo bereits jetztder entscheidende Wirtschaftskrieg des21 . Jahrhunderts stattfindet. Angesichtsder Stärke Chinas und einer Reihe auf-steigender Volkswirtschaften, deren In-teresse es ist, einen gemeinsamen Blockzu bilden, ist das eine große Herausfor-derung.Washington möchte deshalb Afrikavollständig kontrollieren und den Chine-sen die Türe versperren. Der Krieg ge-gen Libyen ist folglich die erste Etappe,um Africom dem ganzen Kontinent auf-zuzwingen. Sie eröffnet keine Phase derBefriedung für die Welt, sondern vonneuen Kriegen, in Afrika, im MittlerenOsten, aber auch im Indischen Ozeanzwischen Afrika und China. Warum derindische Ozean? Weil, er, wie ein Blickauf die Karte zeigt, die Türe nach Chinaund zum ganzen asiatischen Kontinentbildet. Um diesen Ozean zu kontrollie-ren, versuchtWashington mehrere strate-gische Zonen in den Griff zubekommen: 1 . Den Mittleren Osten undden persischen Golf. Daher seine Nervo-sität bei Länder wie Saudi-Arabien, Je-men, Bahrain und Iran. 2. Das Horn vonAfrika, daher seine Aggressivität gegen-über Somalia und Eritrea. Wir werdenauf diese Geostrategien in unseremBuch „Die Moslemische Welt verste-hen. Gespräch mit Mohamed Hassan.“zurückkommen, das wir in nächster Zeitveröffentlichen werden.

Das große Verbrechen vonGaddafi

Kommen wir zurück zu Libyen. BeimKampf um die Kontrolle über denSchwarzen Kontinent, ist Nordafrikaein wichtiges Ziel. Wenn Washingtonein Dutzend Militärbasen in Tunesien,Marokko, Algerien sowie in anderenAfrikanischen Nationen einrichtenkann, würde es sich den Weg frei ma-chen, den ganzen Kontinent mit einemkompletten Netz von Militärbasen zuüberziehen.Das Projekt Africom ist jedoch aufden ernstzunehmenden Widerstand derafrikanischen Länder gestoßen. Es sagtsehr viel aus, dass keines von ihnen be-reit war, den Hauptsitz von Africom auf

seinem Gebiet zu akzeptieren. Wa-shington war gezwungen, den Sitz inStuttgart in Deutschland zu belassen,eine starke Demütigung. Unter diesemBlickwinkel betrachtet, ist der Kriegzum Sturz Gaddafis im Grunde einesehr klare Warnung an die afrikani-schen Staatschefs.Sie sollen nicht der Versuchung erlie-gen, einen allzu unabhängigen Weg zuwählen. Das aber ist das große Verbre-chen, das Gaddafi begangen hat: Liby-en hat keine Vereinbarung mit Africomund Nato akzeptiert. In der Vergangen-heit hatten die USA eine wichtige Mili-tärbasis in Libyen. Gaddafi hat sie 1969geschlossen. Es liegt auf der Hand: deraktuelle Krieg hat vor allem das Ziel,Libyen wieder zurückzugewinnen. Eswäre ein strategischer Vorposten, der esermöglicht, militärisch in Ägypten zuintervenieren, sollte sich dieses Landder Kontrolle der USA entziehen.

Was sind die nächsten Zielein Afrika?

Die nächste Frage wird sein: wer istnach Libyen an der Reihe? Welche an-deren afrikanischen Länder könntenvon den USA angegriffen werden? DieFrage ist leicht zu beantworten. Wennman weiß, dass Jugoslawien auch des-halb angegriffen wurde, weil es sichweigerte, der Nato beizutreten, mussman sich nur die Liste der Länder anzu-sehen, die nicht bereit waren, sich anAfricom unter der militärischen Füh-rung der USA zu beteiligen. Es sind 5Staaten: Libyen, Sudan, Elfenbeinküste,Zimbabwe, Eritrea. Das sind die nächs-ten Ziele.Der Sudan wurde geteilt. Mit interna-tionalen Sanktionen wird auf ihn Druckausgeübt. Zimbabwe steht ebenso unterSanktionen. Die Elfenbeinküste wurdein einen Bürgerkrieg gestürzt, den derWesten geschürt hat. Eritrea wurde vonÄthiopien, dem Polizisten für die USAin der Region, ein furchtbarer Kriegaufgezwungen. Es steht ebenfalls unterSanktionen. Alle diese Länder warenoder werden noch Opfer von Propagan-da- und Desinformationskampagnenwerden. Ob sie von anständigen unddemokratischen Führen gelenkt werdenoder nicht, spielt dabei keine Rolle. Eri-trea versucht, eine wirtschaftlich undsozial selbstständige Entwicklung zugehen. Es weist die „Hilfen“ zurück,die ihm die von Washington kontrollier-te Weltbank und IMF aufzwingen wol-

Michel Col lon, Krieg in Libyen – 25.5.2011 www.forumaugsburg.de Sei te 9

len. Dieses kleine Land verzeichnet ers-te Erfolge in seiner Entwicklung, wirdaber international bedroht. Auch andereLänder sind genauso in der Schusslinieder USA, falls sie einen falschen Schrittgehen. Das gilt besonders für Algerien.In der Tat zahlt es sich nicht aus, sei-nen eigenen Weg zu gehen. Allen de-nen, die immer noch glauben sollten,dass dies eine „Verschwörungstheorie“sei, und die USA keine Kriege planten,sondern von Fall zu Fall nur auf aktuel-le Entwicklungen reagierten, erinnernwir daran, was 2007 der ehemalige Ge-neral Wesley Clark (Oberkommandie-render der Streitkräfte der Nato inEuropa von 1997 bis 2001 . Er leitetedie Bombardierungen Jugoslawiens) er-klärte: „2001 hat mir ein General imPentagon gesagt:“ Ich habe soeben einvertrauliches Memo des Verteidigungs-ministers erhalten: wir werden uns inden nächsten fünf Jahren sieben Ländervornehmen: wir beginnen mit dem Irak,dann folgen Syrien, Libanon, Somalia,Sudan und zum Schluss der Iran.“14

Wunschvorstellungen und Realität wei-chen von einander ab. Aber die Pläneliegen vor. Nur ihre Umsetzung hat sichverzögert.Übersetzung aus dem Französischen

von Bernd Duschner, 22. 5. 2011Die Übersetzung steht – mit Quellenan-gabe www.forumaugsburg.de – zur frei-en Verfügung und Weiterverbreitung.URL der Übersetzung beim Forum:http://www.forumaugsburg.de/s_3the-men/Internationales/110525_michel-col-lon-libyen/artikel.pdfURLdes Originals: http://www.michel-collon.info/Comprendre-la-guerre-en-Li-bye-2-3.html?lang=fr

1 Marianna Lepore, The war in Libya and Ital ian in-terests, inaltreparole.net, 22 février.

2 Ron Fraser, Libya accelerates German-Arabianpeninsula al l iance, Trumpet.com, 21 mars

3 Michel Collon, Israël, parlons-en! , Bruxelles201 0, p. 1 72.

4 Die Abkürzung IMF steht für: InternationalerWährungsfonds (englisch: International MonetaryFund), eine Sonderorganisation der Vereinten Na-tionen [Anmerkung der Red. ]

5 New York Times Magazine, novembre 2006.

6 Interview radio Democracy now, 1 0 février.

7 WiMax ist ein modernes Funkübertragungssys-tem für schnelles Internet, s. z.B. http: //www.telco-watch.de/wimax.htm [Anmerkung der Red. ]

8 J-P Pougala, Les mensonges de la guerre con-tre la Libye, palestine-sol idarite.org, 31 mars

9 Michel Collon, Poker menteur, Bruxelles, 1 998,p. 1 60-1 68.

1 0 Nato after enlargement, US-Army War College,1 998, p. 97.

1 1 Michel Collon, Monopoly – L’Otan à la con-quête du monde, Bruxelles 2000, pp. 90 et 1 02.

1 2 Assemblée commune Otan – Lloyd’s àLondres, 1 er octobre 2009.

1 3 Nato Strategic Concept seminar, Washington,23 février 201 0.

1 4 Interview radio Democracy Now, 2 mars 2007