2. Quartalsbericht: Von Ferien, dem neuen Schulbeginn ......Gegend von Chochis erkundet, danach ging...

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2. Quartalsbericht: Von Ferien, dem neuen Schulbeginn, Workshops, dem Besuch meiner Eltern und einer ganz besonderen Erfahrung auf dem peruanischen Land. Prospero Anho Nuevo! Mein Neujahr habe ich in Bolivien, Santa Cruz bei meiner ehemaligen Gastfamilie verbracht. Erst gab es am Silvesterabend ein Festessen zu Hause, dann bin ich mit meinem Cousin, der gerade in Ecuador ist auf eineTypische Neujahrsparty. Danach folgten dann wunderschöne Reisetage. Über die kleinen Dörfer der Chiquitania bis an die brasilianische Grenze hat uns der Wind getragen. Zuerst verbrachten wir zu viert ein paar Tage in einem kleinen Landhaus und haben die Gegend von Chochis erkundet, danach ging es weiter in das Dorf San José de Chiquitos und zu guter Letzt bis über die Grenze nach Brasilien. Nach zwei Wochen hieß es dann für mich auch schon wieder „Ade, Bolivien, Grüß Gott Peru.“ Wie froh ich war, meine Mitfreiwillige Alina nach so langer Zeit wieder zu sehen, kann sich wahrscheinlich niemand ausmalen. In den ersten Monaten sind wir doch sehr zusammengewachsen. Eigentlich vergeht kein Tag ohne dass wir miteinander reden, es gibt doch immer etwas, das man dem anderen zu erzählen hat.

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2. Quartalsbericht: Von Ferien, dem neuen Schulbeginn, Workshops, dem Besuch meiner Eltern und einer ganz besonderen Erfahrung auf dem peruanischen Land.

Prospero Anho Nuevo! Mein Neujahr habe ich in Bolivien, Santa Cruz bei meiner ehemaligen Gastfamilie verbracht. Erst gab es am Silvesterabend ein Festessen zu Hause, dann bin ich mit meinem Cousin, der gerade in Ecuador ist auf eineTypische Neujahrsparty.

Danach folgten dann wunderschöne Reisetage. Über die kleinen Dörfer der Chiquitania bis an die brasilianische Grenze hat uns der Wind getragen. Zuerst verbrachten wir zu viert ein paar Tage in einem kleinen Landhaus und haben die Gegend von Chochis erkundet, danach ging es weiter in das Dorf San José de Chiquitos und zu guter Letzt bis über die Grenze nach Brasilien. Nach zwei Wochen hieß es dann für mich auch schon wieder „Ade, Bolivien, Grüß Gott Peru.“ Wie froh ich war, meine Mitfreiwillige Alina nach so langer Zeit wieder zu sehen, kann sich wahrscheinlich niemand ausmalen. In den ersten Monaten sind wir doch sehr zusammengewachsen. Eigentlich vergeht kein Tag ohne dass wir miteinander reden, es gibt doch immer etwas, das man dem anderen zu erzählen hat.

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Als dann wieder Montag war, normaler Arbeitstag, habe ich mich natürlich gefragt, was wohl unsere Aufgabe sein würde für die nächsten Wochen. Schließlich sind die Schulferien noch längst nicht am Ende und „Biohuertos“ ohne Kinder – unvorstellbar. Die Bedenken, dass ich im Büro sitzen würde und aufgabenlos sein könnte, habe ich gleich wieder verworfen:

1. sollten wir noch die Produktionen (Gedichte, Texte und Bücher) aus Cuscos Schulen abtippen,um diese im Netz veröffentlichen zu können,

2. war geplant, erst einmal das Büro völlig neu zu sortieren,

3. sind auch Schulbesuche während den Ferien nötig, denn wer kümmert sich denn sonst sorgfältig darum, dass die Beete trotz praller Sonne intakt bleiben und

4. kam uns ein neues Projekt entgegengeflogen, von dem ich später noch berichten werde.

Erst einmal der Reihenfolge nach.

Bei unserem letzten Workshop in Cusco gab es eine Ausstellung aller partizipierenden Schulen. Jeder brachte Textproduktionen, Kunstwerke oder ähnliches mit, was eben mit dem „Biohuerto“ zu tun hat. Manche hatten sogar ihren größten und schönsten Kohl oder den prächtigsten Mangold mit im Gepäck. Die Textproduktionen sollen wir nun am Computer abtippen und formatieren, um sie so ins Netz zu stellen, damit auch andere von den erarbeiteten pädagogischen Materialien profitieren können. So wird es jedenfalls gewünscht. Ich frage mich jedoch, nachdem ich das fünfte Gemüsegedicht - diesmal eine Ode an die Zwiebel – abtippe, wer diese Dinge wirklich nutzen könnte und wollte. Und es kommt mir öfters die Frage auf, wie sinnvoll diese Arbeit wirklich ist. Denn im Prinzip kann ich mir nicht vorstellen, was man mit diesen fertigen Produktionen noch anstellen kann. Ich glaube, dass hier manchmal der Fokus auf viel zu unwichtige Dinge gelegt wird. Zweifelsohne sind es oft viele kleine Dinge, die mehr bewegen, als ein großes Ganzes, jedoch glaube ich, mit einem realistischen Blick betrachtend, dass die Ausgestaltung von alten Produktionen nicht wirklich zum eigentlichen Projekt beiträgt. Da finde ich es viel nützlicher, öfter in die Schulen zu gehen und vielleicht schon Material für das kommende Jahr zu entwerfen.

Kurzerhand hatten Alina und ich beschlossen, die Schulen auch in den Ferien zu besuchen. Da die Gärtchen völlig brach lagen und Sonne und Hitze ihr übriges getan haben, waren sie natürlich total ausgetrocknet und ohne jegliches Leben. Um die Böden wieder etwas zu regenerieren, haben wir Bohnen gepflanzt (Früchte werden diese nicht tragen). An einem anderen Tag habe ich im San Carlos, eine unserer Schulen, die ganzen Wege neu mit Kalk angezeichnet und Bohnenpflänzchen umgesetzt. Die ganzen Arbeiten waren durch die sommerliche Hitze ziemlich anstrengend. Ohne Kopfbedeckung und Sonnenmilch brauchte man sich gar nicht erst nach draußen trauen. Trotzdem, entgegen der Erwartungen, war die Hitze immer erträglich.

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Mitte Februar hatten wir in unserem Büro in Chorrillos noch einen kleinen Workshop mit den Lehrern unserer Schulen in Lima. Einladungen wurden an alle vergeben, auch an die Lehrer aus Cusco und Huancavelica, doch leider konnten wir nicht gerade mit viel Partizipation rechnen. Zu Spitzenzeiten (der Workshop war auf drei Tage ausgelegt) waren drei Lehrer da, an den anderen Tagen nur zwei. Eine recht traurige anzahl, wenn man bedenkt, wie viel Vorbereitung und Mühe so ein Workshop kostet. Im Prinzip macht es auch immer Spaß, denn es gibt jedesmal etwas anderes zu tun. So haben wir beispielsweise viel über den Wasserverbrauch geredet, ein Thema, dass gerade in der Wüstenstadt Lima wirklich wichtig ist. Außerdem wurde viel gebastelt, gemalt und zu guter Letzt haben alle, die da waren eine sogenannte „Sesión de Aprendizaje“ erstellt. Wir hatten quasi das Schema einer Schulstunde vor uns liegen, ein Muster für eine Unterrichtsstunde, die dann jeder einzelne transformieren musste, angepasst an die Klassenstufe, die er davor gezogen hatte.

Eine kleine Vesperpause zwischen den Programmpunkten…Obst und Kekse

Ende Februar hieß es dann für uns Freiwillige erst einmal Zwischenseminar! Alle hatten sich in Tingo Maria, einer Stadt im Regenwald versammelt. Dort haben wir fünf sehr schöne Tage miteinander verbracht, haben eine nette Führung durch eine Kaffeeplantage bekommen und sind uns nochmal alle ein bisschen näher gekommen. Es war vor allem auch total interessant, die „Tingo-WG“ mal zu sehen. Da Wohnen unter der Woche zwei Freiwillige und am Wochenende meistens dann fünf.

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Die Lagune in der Regenwaldstadt Tingo Maria beim Zwischenseminar.

Kurz bevor es Anfang März wieder mit den Kindern losging, sollten Alina und Ich ein neues Projekt erstellen – es handelte sich um den Speisesaal, der in der Institution „Suecia“ neu gebaut wurde. Unsere Aufgabe ist, die Kinder im Umgang mit der Küche und dem neuen Saal zu sensibilisieren und eine Verbindung zu den Biohuertos herzustellen. Wir hatten wirklich viele Ideen und haben einen ganzen Plan ausgearbeitet, jedoch ist bis heute noch nichts passiert, da uns die Zeit und die Wochentage dazu fehlen, was sehr schade ist. Wahrscheinlich wird das Projekt dann auch eher auf die nächsten Freiwilligen fallen...

Der Comedor (Speisesaal) im Bau mit Hilfe von Eltern der Schüler.

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Als wir dann endlich wieder die belebten Schulen besuchen konnten, gab es jede Menge zu tun, denn in allen drei Schulen musste erst einmal der Boden neu gedüngt, Steine gesetzt und Schilder für die Beete neu gemalt werden. Gesagt, getan, da reichte pro Schule natürlich nicht ein kompletter Tag aus, mehrere Besuche waren nötig, bis alle Lehrer mit ihren Schulklassen von neuem bepflanzt haben. Jetzt hieß es: Daumen drücken, damit die Samen auch aufgehen.

Ich weiß nicht, ob ihr euch erinnert, aber in meinem vorherigen Quartalsbericht hatte ich erwähnt, dass ich mit Alina in einer Tanzschule bin, um Merengue, Bachata und hauptsächlich Salsa zu lernen. Nachdem wir aber von mitte Dezember bis mitte Januar viel um die Ohren hatten, viel gereist sind oder auch mal Besuch hatten, ließen wir es ein bisschen schleifen mit dem Tanzen. Im Februar dann habe ich mich erneut eingeschrieben in die Tanzakademie, um dann auch etwas regelmäßiger zu kommen. Gesagt, getan. Besonders gefreut hat es mich dann auch, als Rolando, mein Tanzlehrer dann vorschlug, eine Choreografie der Fortgeschrittenengruppe einzustudieren. Zusätzliche Proben, Dienstag und Donnerstag von 22-23 Uhr und Training am Wochenende sollen dann zu einem großen Abschlussauftritt führen. Anfang Juli soll es dann soweit sein.

Der April verlief, wie ein ganz normaler Arbeitsmonat, mit der Ausnahme, dass wir mit zwei neuen Schulen die Arbeit begonnen haben. Die eine ist ebenfalls in Comas, ein Kindergarten mit Kindern von 3-5 Jahren. Da mussten erst noch die Beete ausgemessen und ausgehoben werden. Die andere Schule ist im Distrikt „La Victoria“. Diese hat leider nur wenig Grünfläche, die wegen Rohrproblemen noch nicht mal bebaut werden kann. Trotzdem haben wir mit der motivierten Lehrerin einer ersten Klasse angefangen, Radieschen und Salat in Holzkisten zu sähen.

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Dann hatten wir noch anfangs des Monats eine Reise nach Huancavelica zu machen. Da sollte der erste Workshop in diesem Schuljahr stattfinden. Da Ostern immer weiter auf uns zukam, hatten wir unsere ausgeblasenen Eier mit im Gepäck und haben uns dann nach der Arbeit, spät am Abend, daran gemacht, diese zu bemalen, um hübsche Osterkörbchen für unsere Freunde zu basteln.

Rosaura (meine Chefin) und ich am Arbeiten – Huch, was hat uns denn da abgelenkt??

Aus Huancavelica zurück, fehlte nicht mehr viel, bis meine Eltern endlich kamen. Am 16. April holte ich sie dann vom Flughafen ab. Gute zweieinhalb Wochen hatten wir dann Zeit, Peru zu einem Teil zu erkunden. Das Land ist selbst so riesig, dass es unmöglich ist, alle Teile in so kurzer Zeit zu bereisen. Aber wir haben uns die schöne Wanderregion Huaráz über die Ostertage ausgesucht, danach noch einmal zwei Tage in Lima verbracht (wo es auch ganz schöne Flecken zu entdecken gibt und sind danach weiter nach Puno, zum Titicaca-See. Auf einer Insel haben wir dort zwei interessante Tage verbracht, die uns eine ganz andere Kultur gezeigt hat. Von dort aus sind wir dann weiter bis nach Cusco, haben uns den Machu Picchu angesehen und die restlichen Tage in der Stadt selbst verbracht. Alles in allem hat sich der Urlaub echt gelohnt, auch wenn meine schon relativ ausgeprägte peruanische Ader manchmal mit der deutschen Mentalität zusammengerauscht ist...

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In Puno frisch aus dem Mototaxi. Essen bei Rosi und Hector.

Einen weiteren Tag habe ich dann noch allein in Cusco verbracht, bis Alina dann auch eingetroffen ist. Denn wir befinden uns jetzt schon im Mai. Und der Mai ist schließlich unser spezieller Monat. Den werden wir nämlich in einem Dorf in den Anden in der Nähe von Cusco verbringen. Da es eine ganz besondere Erfahrung für uns werden soll, werde ich von dieser Zeit (zumindest von den ersten Tagen) meine einzigen Tagebucheinträge kopieren:

Tag 1:

Heute ist der 5. Mai. Meine Eltern sind seit zwei Tagen weg und Alina ist gestern angekommen. Nach der letzten Nacht im Hostel sind wir heute Vormittag nach Vicho aufgebrochen, ein einhundert Seelendorf, in dessen Schule (Kindergarten und 1.-4. Klasse) wir den Monat Mai über arbeiten werden.

In der Schule angekommen, haben wir uns erst einmal mit unserer Gastmama bekannt gemacht. Petronilla, eine schüchterne Hausfrau und Gladis, ihre 19 jährige Tochter hatten uns in der Grundschule dort schon erwartet. Mit den beiden sind wir dann in unser neues zu Hause. Ein Haus für uns allein im „Dorfkern“ mit einem kleinen Kartoffelfeld und einem Pfirsichbaum nebendran. Die Bilder zeigen wohl, wie es aussieht. Vor allem die moderne Toilette, der schöne Parkettboden & die guten Matratzen brachten uns erstmal zum Lachen, ganz zu schweigen von einer ausbleibenden Duschvorrichtung. Aber alles in allem haben wir es wahrscheinlich noch komfortabel erwischt.

Schließen lässt sich leider keine Tür, was uns beiden etwas Sorgen macht, da wir die Leute hier noch kaum kennen und man ja als „Gringa“ (hellhäutige Ausländerin) doch auch gerne intensiv beäugt wird. Wenn sich das verhalten der Männer mit dem der Männer in Cusco decken sollte, wäre es vielleicht ratsam, ein Pfefferspray zu besorgen.

Ein bisschen gruselig fühlt es sich ja schon an, alleine in einem Haus, mitten im Nichts zu schlafen, seinen wir mal gespannt, wie ich morgen aufwache.

Die Familie jedenfalls ist eine sehr liebe. Vom Vater haben wir gleich einen kleinen Quechua-Kurs bekommen. Die Lektion heute: romantische Sätze.

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Nach der anfänglichen Schüchternheit ist auch der Neffe aufgetaut, Petronilla hat uns gleich ein leckeres Abendessen aus Reis, Linsen, Kartoffeln und Salat gezaubert und die Töchter (Gladis und Milania) haben sich drum bemüht, Hund und Hühner von der Küche fern zu halten (Katzen sind wohl erlaubt). Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir dann schnell noch aufs Feld um die Kühe loszubinden und dann sind wir auch schon schnurstracks in unser neues zu Hause. Jetzt sitzen wir hier, Alina, Gladis und Ich und hören uns typische Serrano-Musik an (wer die eine Stunde ohne Kopfschmerzen überlebt, verdient meinen Respekt).

Nach ersten Bedenken bin ich auf jeden Fall beruhigt. Lima vermisse ich trotzdem unglaublich. Strom gibt es, einen Wasserhahn auch. Handynetz gibt es leider nicht.

Das unglaublich komfortable Bett… Der hübsche Parkettboden.

Die Balken sind genau auf Augenhöhe: Buckellauftraining für einen Monat.

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Fensterglas durch Plastiktüte ersetzt. Unser Freiluftbad.

Das Klo. Die Küche.

Tag 2:

Heute ist der 6. Mai, Dienstag. Gladis hat bei uns im Haus geschlafen, waren also doch nicht allein. Gestern, beim Musik hören habe ich dann auch unsere süße Mitbewohnerin kennengelernt: eine mittelgroße Ratte, die sich gerne in den Holzbalken versteckt.

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Alina hat sich um halb sieben auf zum Joggen gemacht – der Halbmarathon in Lima rückt ja auch von Tag zu Tag näher. Kurz nach sieben hab ich mich dann aus dem Bett gequält, schnell die Zähne geputzt und mich umgezogen. So kalt kam es mir gar nicht vor heute Nacht (mit zwei Hosen, einem Top, einem T-Shirt und einem Pullover). Danach sind wir nach Oben ins eigentliche Wohnhaus der Familie, wo uns Petronilla schon zum Frühstück mit einer zuckersüßen heißen Schoki und frisch gekauftem Brot erwartete. Geschmacklich habe ich mich sofort zurückversetzt Gefühlt. Musste mich daran erinnern, wie ich noch vor ein paar Jahren mit meiner Schwester auf Omas Schoß saß, um ihren berühmten zweiten Kaffee zu trinken.

Eigentlich war ausgemacht, wir treffen uns um 8 Uhr in der Schule. Aus dem Plan wurde aber nichts, da sowohl Schüler als auch Lehrer erst ca. bis 9 Uhr eintreffen. Mit Milania und ihrem kleineren Bruder Cesar Augusto haben wr uns dann um halb neun auf den Weg gemacht. Angekommen, haben wir uns in die erste und zweite Klasse begeben und Alinas aufblasbare Weltkugel an die Decke gehängt. Für die erst zurückhaltenden Kinder war die ein echter Blickfang. Nachdem wir, direkt bei Cusco, die Comunidad Vicho eingezeichnet hatten, ließen wir die Kinder raten, wo Deutschland liegt und wie wir wohl von dort über das große Meer bis nach Peru gekommen sind. Nachdem „Laufen“, „Auto“, „Fahrrad“ und „Schwimmen“ ausgeschlossen waren, bleiben nur noch die zwei Optionen: Schiff und Flugzeug. Aber nicht nur den Kindern von Profesora Pancha wollten wir uns vorstellen, mit den acht mehr von Profe Fico haben wir das ganze einfach nochmal wiederholt. Insgesamt sind es 28 Schüler in der gesamten Schule:

4 – 1. Klassenstufe

4 – 2. Klassenstufe

4 – 3. Klassenstufe &

4 – 4. Klassenstufe

Im Kindergarten sind es dann noch einmal 12 Kinder (oder 16, das weiß niemand so genau, sind ja auch immer höchstens 8-10 anwesend).

Nach dem Frühstück (heiße Bohnenmilch mit Quinoakeksen), machten Alina und Ich uns daran, Karten für den Muttertag vorzubasteln. Mit einer Kartoffel habe ich Stempel für die Karten gebastelt, die wir dann auf weißes Papier druckten. Bis wir schließlich 28 Stück hatten, die zum Beschrieben bereit waren. Morgen werden diese dann mit einem Gedicht an die Mama geschmückt. Zum Mittagessen hatte dann eine Mutter Reis mit Thunfisch gekocht. Und schon war auch der erste Schultag vorbei.

Da wir dann auch noch Workshop am Nachmittag in Cusco hatten, sind wir schnell nach Hause, haben eingepackt, was wir für den nächsten Tag in Cusco brauchen und sind an die Straße nach unten, um einen der Combis (Kleinbusse) in die Stadt zu nehmen, zusammen mit den 3 Lehrern, die die einstündige Fahrt täglich auf sich nehmen (und wohl deswegen auch immer zu spät kommen). Hab mich die Fahrt über ganz nett mit Profe Fico unterhalten, bis wir am Krankenhaus umsteigen mussten. Eine halbe Stunde vor Workshopbeginn kamen wir dann erst in unserem Hostel an, deshalb waren wir auch alles andere als pünktlich dort. Ein gutes hat es ja: Verständlich, warum manche Lehrer einfach immer zu spät kommen.

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Mit einem Scharfen Blick wurden wir von Rosaura, unsrer Chefin erwartet. Deshalb haben wir uns gleich zu den schon anwesenden Lehrern gesetzt, um selbst mitzumachen. Um sechs Uhr war dann auch schon Schluss. Sind also von der Schule aus ins Hotel von Rosaura, Hector und Sophie und dann direkt in die Chifa, die Alina und ich beim ersten Mal Cusco entdeckt hatten. Nach dem Essen, auf dem Weg in eine Bücherei ist Rosaura dann frontal mit einem Straßenschild kollidiert. Die Sache schien ganz schön heftig zu sein, weil die arme gar nicht mehr klar kam und Alina und Ich uns vor Lachen kaum mehr halten konnten. Weil sich ihr Brillenbügel selbständig gemacht hatte, waren wir alle gezwungen, sämtliche Optiker abzuklappern, um ihr einen neuen Bügel einsetzen zu lassen. Ich glaube, zum ersten mal waren ihre Augen wirklich sichtbar durch die Brille, denn die Optikerin hatte auch ihre Gläser geputzt.

Von da aus sind Alina und ich zurück ins Hostel. Haben dann mit Roland geskypet, unserem Mentor in Lima um zu besprechen, wie es mit einer Verlängerung aussieht (Wir beide haben den Wunsch, ein Jahr in Peru zu verlängern). Eigentlich wurden uns da jegliche Hoffnungen genommen. Wir waren ganz schön enttäuscht und sauer auf Ecoselva, weil man uns damit abserviert hatte, dass Roland uns die Absage erteilt.

Tag 3:

Heute ist Mittwoch und ich wache mit einem sehr komischen Gefühl auf, die Verlängerung kann ich mir abschminken. Den ganzen Morgen haben wir Dinge für Vicho besorgt und für die Kälte dort habe ich mir noch einen Alpaca-Pulli zugelegt. Um halb eins waren wir dann im Hotel unserer Chefin, die uns da entsetzt empfangen hatte. Denn wie sie es so gerne tut, hatte sie noch einige Aufgaben an uns zu verteilen. 200 DinA1 Plakate sollen auf DinA4 gefaltet werden, aber möglichst genau und schön. Ganz entspannt haben wir uns dann im Frühstücksbereich des Hotels an die Arbeit gemacht. Etwas später kam dann auh noch Sophie hinzu die Präsidentin von Econtinuidad (aus Frankreich) um uns zu helfen. Nach 100 Plakaten war dann jedoch schluss und Mittagessen stand an der Tagesordnung. Trotz Zeitmangel haben wir noch alles unter einen Hut bekommen und sind pünktlich um 15.00 Uhr zur Workshoperöffnung angekommen. Alina und Ich haben dem Subdirektor der Schule, an der der Workshop stattfindet, hallo gesagt. Leider musste ich bei der Vorgeschichte, die mir Alina von ihm erzählt hatte so plötzlich anfangen loszuprusten, dass wir dann schließlich statt eines normalen Gesprächs, eine Lachrunde hatten (nur dass der Subdirektor der einzige war, der nicht wusste, warum er lacht). Nach dieser kleinen Erheiterung des Tages sind wir wieder nach oben, um beim Workshop immer schön Rosauras kleine Angestellten zu spielen. Leider scheint Rosaura an Workshoptagen immer wie ausgewechselt zu sein. Man wird hin und her geschickt, tausendmal ermahnt, doch genug Fotos zu schießen und bloß nicht zur falschen Zeit Müll einzusammeln. Man kann oft eigentlich nur alles falsch machen.

Um halb acht war dann aus. Davor muss ich aber noch erwähnen, wie sehr ich mich in einen kleinen Jungen (der Sohn einer Lehrerin) verliebt habe. Jedes Mal, wenn es was zu tun gab, dann war er sofort zur Stelle. Und was noch viel beeindruckender war, war als er bei jeder Frage nooch vor den Lehrern die Antwort wusste. Leider

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konnte Rosaura aber nicht so richtig mit ihm und hat ihn mehr als Last betrachtet, was mir im Herzen leid tat.

Alles zusammengepackt, schnell ins Hostel und dann wieder nach unten ins Hotel. Und da kommt die Knüllersituation ins Spiel: Sind an unserer Stammpizzeria vorbei und hatten neugierig reingespäht, ob unser Lieblingskellner drin ist. In dem Moment kommt der von hinten an und ruft uns zu „Kommt rein, Mädels.“ Vor Schreck und Freude, dass es ihn noch gibt, tritt Alina in ein Loch im Boden und macht unglücklich die Bekanntschaft mit dem Boden. Mit aufgeschürftem Knie sind wir dann weiter ins Hotel, wo wir schon ungeduldig erwartet wurden. Während ich meine Fotos ablud, fand Alina zur Belohnung ihres amüsanten Sturzes 10 Soles (umgerechnet 2,50 Euro) in der Hotellobby...

Alle zusammen sind wir dann in ein Hühnchenrestaurant gestapft. Alina war diejenige, die unseren Verlängerungswunsch ansprach. Nach einem längeren Gespräch (Sophie war so sehr begeistert von unserem Wunsch und Rosaura war auch nicht abgeneigt), waren wir uns dann einig, dass wir in der Hinsicht noch nicht aufgeben werden.

Nach dem Essen haben wir uns dann verabschiedet. Für Uns geht es ja am nächsten Tag wieder in die Schule, für die anderen drei hingegen steht Lima wieder an der Tagesordnung.

Tag 4:

Heute, Donnerstag, haben wir uns ganz früh auf den Weg gemacht, um uns um 7.00 Uhr an der Haltestelle mit Profe Fico zu treffen, um nach Vicho zu fahren. Pünktlich wie die Maurer wurden wir dann noch mit einer halben Stunde Warten belohnt. Der Combi war rappelvoll und die Fahrt alles andere als bequem. Angekommen, luden wir unsere Sachen zu Hause ab und sind dann hoch in die Schule. Unsere heutige Aufgabe: Das Basteln des Muttertagsgeschenks. Schade, dass die Kinder überhaupt nicht mit einbezogen wurden.

Außerdem habe ich noch 3 Schweinsmasken gebastelt für den Auftritt am Tag der Kinderrechte, der am Montag sein wird.

Nach der Schule sind wir direkt nach Oben mit zur Familie. Erst habe ich Milania das Häkeln beigebracht, danach noch ein wenig beim Quinoa-Schlagen mitgeholfen. Da hier extrem viel Quinoa wächst und eben grade Erntezeit ist, mussten wir alle Hand anlegen.

Am Abend sind wir wieder mit Gladis nach unten. Das Abendessen wurde uns in einer Tupperschüssel gebracht. Reissuppe mit Meerschweinchenfleisch.

Zum Ausklingen haben wir uns einen Film angesehen. Leider gab es nur welche auf Englisch mit Spanischem Untertitel, was es für unsere Gastschwester ein bisschen schwer gemacht hat, weil sie kein Englisch kann und dem Film nicht so aufmerksam folgte. Relativ früh ging es dann ins Bett: Landluft macht eben müde.

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Tag 5:

Freitag! Punkt acht Uhr wollten wir an der Schule sein, haben wir aber nicht ganz geschafft. Unsere heutige Aufgabe: Plakate für Montag basteln. Hab die Kinder mit Wachsmalstiften ein langes Plakat bunt bemalen lassen, damit sie auch etwas zu tun haben.

Leider ist mir in dieser Woche schon viel zu oft aufgefallen, wie unbeschäftigt die Kinder oft sind, weil die Lehrer gerne aus ihren Klassenräumen gehen, um irgendwas zu machen, außer mit ihren Schülern zu lernen. Gut, vielleicht ist diese Woche eine Ausnahme wegen Muttertag und dem anstehenden Umzug zum Kinderrechtstag. Mal abwarten.

Sind über eine Stunde länger geblieben um die Plakate komplett fertig zu machen und alles vorbereitet zu haben. Danach sind wir in unser Haus um uns ein wenig auszuruhen. Um vier etwa haben wir uns dann wieder nach oben begeben, sind mit Gladis den großen Mais ernten gegangen (20), wo wir dann auch das Zuckerrohr des Choclo (großer Mais) gegessen haben. War ganz schön anstrengend, den Berg hochzulaufen (bei einer Höhe von 3200 Metern ca.) um an den Mais zu kommen.

Wieder unten angekommen, haben wir den Choclo gekocht und zusammen mit Köse gegessen, eine Spezialität von hier. So frisch vom Feld ist der Mais immer noch sehr süß und richig lecker.

Abends sind wir mit unseren Taschenlampen wieder bei Dunkelheit nach unten, zusammen mit Gladis, haben einen Film geschaut und uns dann schlafen gelegt.

Tag 6+7:

Den Samstag und den Sonntag haben wir wieder in Cusco verbracht. Und wieder einmal ist mir aufgefallen, wie unangenehm die Menschen dort sind. Wer sich nicht am Tourismus labt, der betrinkt sich und beleidigt eben die Ausländer, die es ohne Zweifel zu Hauf gibt (zumindest in der Zone, in der unser Hotel ist). Drogen kursieren schon fast wie Geld. Wir brauchten uns nur in ein Restaurant setzen, unser Meerschweinchen bestellen und schon kam der Besitzer zu uns und hat uns ein bisschen was zum Rauchen angeboten.

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Um mal die letzten, vergangenen Tage zu betrachten, ist Vicho das absolute Kontrastprogramm zu Lima. Keine Frage, ich vermisse Lima und ich freue mich schon wieder riesig darauf, zurückzukommen, zu Tanzen und die ganzen Leute wieder zu sehen, aber wir haben es gut getroffen. Vicho ist ein echt schöner Fleck, die Einwohner sind richtig süß, wenn sie einen einfach so zum Frühstück einladen und die Lebensart, so einfach sie ist, ist extrem interessant. Man gewöhnt sich doh an alles. Kaltes Wasser, eine zu niedrige Decke zum laufen, eine Kochstelle, die nur mit Holz geschürt werden kann, ein Stehplumpsklo und auch an eine Ratte als Mitbewohnerin. Noch bleiben uns zwei Wochen hier. Nachdem die erste Woche hauptsächlich zur Orientierung da war, zum schauen, wie der Tag hier so läuft, arbeiten wir jetzt daran, ein Müllprojekt zu machen. Der erste Schritt war, das komplette Schulgelände zu reinigen mit den Kindern. Als nächstes werden Mülleimer zum Mülltrennen aufgestellt und wir werden spezielle Unterrichtsstunden vorbereiten. In der letzten Woche wollen wir dann den Biohuerto bemalen und verschönern. Schilder der verschiedenen Gemüsearten haben wir schon gebastelt.

Leider kam in den letzten Tagen noch hinzu, dass mein Bett wohl nicht das sauberste ist, denn vor allem an den Handgelenken, den Beinen und dem Hals habe ich Stiche, die auf Bettflöhe oder ähnliches hinweisen. Die Juckreize sind doch ziemlich unangenehm und bringen mich manhcmal schier an den Rand des Wahnsinns, aber dann denke ich daran, dass es nur noch eine Woche ist, die ich dort verbringen werden und die werde ich mir durch so kleine Tierchen bestimt nicht verderben lassen und schließlich gibt es dann ja auch noch die Wäscheseife, die die Stiche nach und nach austrocknen lässt, sodass es von Tag zu Tag wieder erträglicher wird.

Am 23. Mai haben sich Alina, Lehrer Fico und ich uns entschieden, von Vicho in das nicht allzu sehr entfernte Oropesa zu laufen (das nächst größere Dorf nach Cusco). Mit dem Bus über die normale Straße muss man ca. mit 20 Minuten fahrt rechnen, da wir uns aber für den schwierigeren Weg über „Vicho Alto“ entschieden haben, brauchten wir insgesamt 4 Stunden, bis wir dann endlich im Bus nach Cusco saßen. Nach Der Schule (hatten in der letzten Stunde noch Zwiebeln draußen umgepflanzt) sind wir sofort nach Hause um unsere sieben Sachen zu packen. Mit den Wanderrucksäcken (geschätzt ca. 10 Kilo) haben wir uns dann zu unserer Gastfamilie auf den Weg gemacht um noch eine kleine Wegstärkung zu bekommen: Mais (Choclo) mit Käse. Danach haben wir und dann auf den Weg mit dem Lehrer unserer Schule gemacht, der schon immer mal diese Tour laufen wollte. Klein und wendig wie er ist und natürlich ohne Gepäck, ist er uns vorangegangen. So ging es dann über matschige Wege, über Stock und Stein, über kleine Bäche bis hoch auf die guten 4000 Höhenmeter (Vicho liegt bei 3000 Höhenmeter). Oben auf der Fläche in Vicho Alto (Hohes Vicho) sind wieder Häuser, denn dort wird zu Kältezeiten (Frost) geerntet. Eine ganz besondere Kartoffel, die hart gegessen wird, die „Chunho“, oder dann das Getreide Kiwicha. Nachdem wir die Ebene passiert hatten, ging leider auch schon die Sonne unter... Und den Abstieg mussten wir im Dunkeln wagen. Kurz vor Erreichen des Ziels hatten wir uns dann noch im Wäldchen verloren, da unsere Taschenlampen ziemlich schwach waren und die Wege auch nicht sehr eindeutig. Nach vier anstrengenden Stunden hatten wir dann wieder die große Straße erreicht, wo uns ein Reisebus aufgegabelt hat, um nach Cusco zu kommen. Völlig erledigt hatten wir dann noch die halbstündige Fahrt vor uns. Um halb neun waren wir dann schließlich in unserem Hostel eingekehrt und wollten nur noch unter die Dusche.

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Und jetzt noch eine kleine Beschreibung zu Vicho:

Vicho gehört zu der ärmsten ländlichen Gegend in Cusco und man bemerkt es auch, wenn die Kinder teilweise schlecht ernährt, total verdreckt und mit zerrissenen Klamotten in die Schule kommen. Eigentlich sollte Armut nicht bedeuten, dass man schmutzig in die Schule kommt, aber leider lassen sich viele Eltern gehen, statt ihren Kindern morgens noch die Haare zu machen, gehen sie gleich aufs Feld oder kümmern sich um ganz andere Dinge. Aus diesem Grund gibt es auch in der Schule „Frühstück“ für die Kinder, das mittlerweile immer wir vorbereiten (Bohnenmilch oder Getreidemilch) mit Keksen. Mittags sollte eigentlich immer eine Mutter zum Kochen kommen, die Zutaten liegen alle schon bereit (meist Reis mit Thunfisch). Leider ist das Problem, dass die Mütter oft nicht kommen, entweder gibt es dann eben nichts zum Mittag oder wir (wie diesen Freitag) kochen für die Kinder. Jede Familie hat eigentlich ihre Felder und baut hauptsächlich Kartoffeln, Quinoa und Bohnen an. Ansonsten haben die meisten ihren Esel, ihre Kuh, Hühner oder Enten, Meerschweinchen, einen Hund und Schweine. Die Kinder gehen nach der Schule meist mit aufs Feld um zu helfen, die Eltern haben aufgrund von wenig Bildung nicht die Möglichkeit, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen.

Diese Woche kam Delia, ein Mädchen aus dem Kindergarten auf mich zu und bat mich darum, ihr Kleidung zu kaufen. Solche Situationen sind leider wirklich schwierig. Dann hatte sie eine aufklaffende Wunde am Finger, die total verdreckt war. Ich

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glaube, die hätte genäht gehört, aber leider war sie schon mehrere Tage alt. Also hab ich mir Handschuhe geschnappt, Desinfektionsmittel auf Baumwolle gepackt und versucht, sie zu verarzten. Es ist schon heftig zu sehen, wie manche Kinder wirklich vernachlässigt werden.

Am 30. Mai geht es dann wieder zurück nach Lima, in unsere gewohnte Umgebung. Was uns dort dann erwartet, lest ihr ja im nächsten Quartalsbericht.

Jetzt wünsche ich euch noch viel Spaß mit den Bildern, die ich in dieser Zeit gemacht habe und bedanke mich für eure Geduld, das hier alles durchzulesen.

Die besten Grüße aus der Region Cusco.

Das Schulgelände von

Vicho

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Lima vom Cerro San Cristobal aus bei Nacht…