2. Rundbrief von TIne JordanRundbrief von Tine Jordan- Mit Weltwärts in Pejivalle de Jímenez Pura...

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Rundbrief von Tine Jordan- Mit Weltwärts in Pejivalle de Jímenez Pura Vida meine lieben Freunde, Verwandte und Unterstützer*innen. Kaum zu glauben, dass ich im nächsten Monat schon ein halbes Jahr im wunderschönen Costa Rica lebe und langsam erst fühle ich mich so als ob ich angekommen bin. Ich freue mich sehr nun meinen zweiten Rundbrief zu schreiben und mit euch meine Erlebnisse und Gedanken zu teilen. Wie schon beim letzten Rundbrief regnet es heute den ganzen Tag aber ich sitze nicht auf der Veranda sondern in meinem Zimmer und beobachte durch den Türspalt meine Gastschwester, die salsa-tanzend das Wohnzimmer fegt. Im Folgenden werde ich von den Neuigkeiten in meinem Alltag in Pejivalle erzählen, sowie von meiner Arbeit in La Marta und im Colegio und meiner Reise nach Kuba. Zumba, Río & Chicharones- Meine letzten 3 Monate in Peji Nach 6 Monaten kann ich sagen, dass sich eine Routine in meinen Wochenablauf entwickelt hat. Ich arbeite immer so bis 14:00 Uhr egal ob im Colegio oder im Park, komme nach Hause, dusche mich, mache einen kleinen Mittagsschlaf, den ich übrigens sehr zu schätzen weiß und spiele danach Gitarre , lese, schreibe Texte und genieße sehr meine freie Zeit. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Schritt, ins Ausland zu gehen, gewagt habe und die Umstände und die Ruhe es mir ermöglichen, meinen Gedanken und Fragen Raum zu geben. Was ist für mich wichtig im Leben? Wo möchte ich Leben? An was glaube ich? Welche Werte halte ich für wichtig? Außerdem erfüllt mich eine unglaubliche Dankbarkeit. Dass ich gesund bin, dass ich eine wundervolle Familie habe, die an mich denkt und mich wirklich in so gut wie allem unterstützt und besonders dankbar bin ich meinen Eltern, die mich so erzogen haben, dass ich das Reisen und Begegnungen

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Page 1: 2. Rundbrief von TIne JordanRundbrief von Tine Jordan- Mit Weltwärts in Pejivalle de Jímenez Pura Vida meine lieben Freunde, Verwandte und Unterstützer*innen. Kaum zu glauben, dass

Rundbrief von Tine Jordan- Mit Weltwärts in Pejivalle de Jímenez

Pura Vida meine lieben Freunde, Verwandte und Unterstützer*innen. Kaum zu glauben, dass ich im

nächsten Monat schon ein halbes Jahr im wunderschönen Costa Rica lebe und langsam erst fühle ich mich

so als ob ich angekommen bin. Ich freue mich sehr nun meinen zweiten Rundbrief zu schreiben und mit

euch meine Erlebnisse und Gedanken zu teilen. Wie schon beim letzten Rundbrief regnet es heute den

ganzen Tag aber ich sitze nicht auf der Veranda sondern in meinem Zimmer und beobachte durch den

Türspalt meine Gastschwester, die salsa-tanzend das Wohnzimmer fegt.

Im Folgenden werde ich von den Neuigkeiten in meinem Alltag in Pejivalle erzählen, sowie von meiner

Arbeit in La Marta und im Colegio und meiner Reise nach Kuba.

Zumba, Río & Chicharones- Meine letzten 3 Monate in Peji

Nach 6 Monaten kann ich sagen, dass sich eine Routine in meinen Wochenablauf entwickelt hat.

Ich arbeite immer so bis 14:00 Uhr egal ob im Colegio oder im Park, komme nach Hause, dusche

mich, mache einen kleinen Mittagsschlaf, den ich übrigens sehr zu schätzen weiß und spiele

danach Gitarre , lese, schreibe Texte und genieße sehr meine freie Zeit. Ich bin sehr froh, dass ich

diesen Schritt, ins Ausland zu gehen, gewagt habe und die Umstände und die Ruhe es mir

ermöglichen, meinen Gedanken und Fragen Raum zu geben. Was ist für mich wichtig im Leben?

Wo möchte ich Leben? An was glaube ich? Welche Werte halte ich für wichtig? Außerdem erfüllt

mich eine unglaubliche Dankbarkeit. Dass ich gesund bin, dass ich eine wundervolle Familie

habe, die an mich denkt und mich wirklich in so gut wie allem unterstützt und besonders

dankbar bin ich meinen Eltern, die mich so erzogen haben, dass ich das Reisen und Begegnungen

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mit tollen Menschen zu schätzen weiß. Diese Dankbarkeit löst in mir Ausgelassenheit, Ruhe und

Zufriedenheit aus und ich nehme mir fest vor dieses Gefühl immer wieder hervorzurufen, wenn

ich wieder nach Deutschland zurückkehre. Einatmen. Ausatmen und mich fragen was wirklich,

wirklich wichtig ist. Ein neues Handy oder wie ich meine Augen schminke auf der nächsten Party

sind es jedenfalls nicht.

Wenn ich nachmittags nicht gerade meinen Kopf ausweite und herumphilosophiere, treffe ich

mich oft mit meinen Freunden und wir spielen Federball, fahren Fahrrad, fotografieren die

Berge und die Sonne oder „kochen“ zusammen Pizza, Burritos oder Nachos. Manchmal ist es

ungewohnt, da wir eine Stunde planen müssen, was wir uns zu essen machen, da jeder

umgerechnet nur einen Euro einbringen kann. Ich fühle mich dann wirklich stinkreich, da es mir

in Wahrheit nicht wehtun würde, für 8€ für alle einzukaufen, nur damit es schneller geht. Die

Unterschiede des finanziellen Hintergrunds von mir und meinen Freunden hier lösen ab und zu

unangenehme Situationen aus. Ich will nicht abgehoben, sondern dankbar für meine Situation

sein, offen damit umgehen aber den ganzen auch nicht zu viel Raum geben. Schließen kommt es

auf die schönen Momente an und von denen haben wir viele. Wir lachen viel, auch sehr viel über

mich und mein dummes Gesicht, wenn die Konversationen dann doch zu schnell gehen, wir

singen und tanzen Zumba und reden über Deutschland und Costa Rica und unsere Familien. Am

meisten schätze ich, dass meine Freunde auch mit mir Zeit verbringen, wenn ich mal einen

schlechten Tag habe und eigentlich nur heulen möchte. Dann sitze ich in meinem Zimmer rum

und bekomme eine Nachricht „Tineeeee, Vamos al Río?“ ( Tineee, ab zum Fluss) und alle

traurigen Gedanken sind wie weggeblasen. Ich verbringe sehr viel Zeit an unserem

wunderschönen Fluss „Pejibaye“- ja, der Fluss heißt auch Pejibaye, genau wie das Dorf und auch

die Frucht. Dann kommt wieder ein großer Unterschied. Das erste Mal habe ich mich fast

geschämt mit meiner relativ guten Brustschwimmtechnik. Keiner von meinen Freunden kann

Brustschwimmen und „Schwimmen können“ bedeutet hier auch eher ein ziemlich chaotisches

Kraulen.

Am Wochenende gehen wir Sonntags regelmäßig zum Fußball gucken ins Nachbarsdorf „El

Humo“ und abends treffen wir uns im Zentrum oder gehen frittiertes Hühnchen essen. Ich bin

stolz und sehr glücklich, dass ich hier in Pejibaye nur mit Ticos befreundet bin und ich so

herzlich aufgenommen wurde.

Ein bisschen Glitzer, Glitzer – ein

bisschen Remmi-Demmi

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Fußball gucken mit Denisse, Maria,

Jose und Alexandra

Samstagabend ins Zentrum „ausgehen“ mit

Yailin und Jostin

In der Vorweihnachtszeit werden die Häuser geschmückt genauso wie in Deutschland. Meinen

Geschmack trifft es nicht, da ich eher zu der Sorte Mensch gehöre, die aufblasbare

Weihnachtsmänner und verrückt leuchtende Weihnachtswichtelfiguren eher gruselig findet.

Dagegen gefällt mir die Krippe, die in jedem Haus aufgebaut wird, schon eher.

Auch zur Weihnachtszeit gehört in Costa Rica der Brauch, ein Schwein zu schlachten. Jede

Woche werden die Nachbarn in ein anderes Haus eingeladen. Es wird Musik gehört, gelacht und

natürlich Schweinefleisch frittiert. Die „Chicharones“, wie gesagt- kleine frittierte

Schweinefleischstückchen, werden mit Limonensaft, Kochbananen und frittierter Yuca gegessen.

Yuca sieht aus wie eine Rübe und hat eine weichere Konsetenz als Kartoffeln. Yuca ist wirklich

mein absolutes Lieblingsgemüse. Die Zelebration der Schlachtung und besonders der riesige

Schweinkopf haben mich sehr erschrocken aber die Tatsache, dass die Menschen hier im

Dezember zusammen Zeit verbringen und ihr Essen wirklich wertschätzen und die Zeit nicht

verschwendet wird, für Weihnachtsfeiern, auf die keiner Lust hat oder Betrinken auf dem

Weihnachtsmarkt oder stressiges Gedankenmachen über Weihnachtsgeschenke oder der Diät

nach Weihnachten, gefällt mir sehr, wirklich sehr gut.

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Lecker Chicharones

Unser Weihnachtsbaum und Krippe

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Mojito, Salsa und Mythos Fidel Castro- Weihnachten und Silvester auf Kuba

Wie auch in Deutschland wird Weihnachten und auch Silvester im engsten Familienkreis gefeiert. Ich

hatte ein mulmiges Gefühl bei der Vorstellung, Weihnachten mit meiner Gastfamilie zu verbringen, da ich

mich ab und zu sehr fremd fühle. Meine Familie hier ist ein Geschenk und immer herzlich zu mir und ich

genieße auch die großen Familienessen an den Sonntagen aber trotzdem habe ich mir gedacht, dass es

besser ist über Weihnachten zu verreisen, um gar nicht auf traurige Gedanken zu kommen. Gesagt, getan.

Schon im Oktober buchten Mima und ich unsere Flüge nach Kuba und reservierten in jeder Stadt, die wir

besuchen wollten, unsere Unterkunft. Hauptsächlich kamen wir in „Casas Particulares“ unter. Kubanische

Familien, die Zimmer für Touristen vermieten, für sie kochen und so ein bisschen was dazu verdienen. Es

waren wunderschöne Begegnungen mit den Familien. Alle Familien waren sehr herzlich, umso mehr, weil

wir überraschenderweise Spanisch sprechen. Besonders die Mütter der Familien haben uns regelrecht

verwöhnt und beschützt, weil wir doch noch „Niñas“ (Mädchen) sind.

Wir verbrachten Weihnachten in Habanna fuhren dann über Varadero und Santa Clara auf die Halbinsel

Cayo Santa Maria, um Silvester zu verbringen. Im neuen Jahr ging es dann über Trinidad, Viñales und

Soroa wieder zurück nach Habanna. Ich habe mit vielen Kubanern und Kubanerinnen gesprochen und mir

sind Einstellungen wie : „Fidel führte eine maskierte Disktatur“ als auch „Fidel hat uns Gesundheit und

Bildung versichert, er hat nicht nur Kuba sondern die ganze Welt verändert“ begegnet. Es war so

interessant, wie die Meinungen auseinander gehen. Die Menschen haben generell weniger Produkte. Ich

habe mich erschrocken als mich auf dem Souvenirmarkt in Trinidad die Standbesitzerin gefragt hat, ob

ich Creme oder andere Kosmetikartikel für sie oder ihre Tochter hätte. In Kuba habe ich den Kapitalismus

als auch den Sozialismus gespürt. Es ist ein Land im Wandel und es war unglaublich spannend die

Menschen und das Leben zu beobachten. Wir haben salsa getanzt, Spanisch gesprochen und sehr viel

frische Meeresfrüchte gegessen. Ich bin dankbar für diese wundervollen zwei Wochen und Kuba ist jetzt

vor Costa Rica meiner Lieblingsort.

Letzter Tag in la Habanna

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Sonnenuntergang in der Nähe von Trinidad

Trinidad

Baile folklorico, Holz und Schlangen- ein paar Worte zu meiner Arbeit

Im Colegio habe ich vor den Weihnachtsferien hauptsächlich bei der Organisation der Anmeldung für das

neue Schuljahr geholfen. Es ist hauptsächlich Büroarbeit aber ich freue mich über den Kontakt mit dem

Kollegium und den Schülern. Außerdem hat mich mein „Betreuer“ angesprochen, ob ich nicht Lust hätte

beim traditionellen Tanz mitzumachen und bei einem Auftritt mitzuwirken. Nach Zwei Wochen Üben, ein

paar Kommunikationsschwierigkeiten bei die Choreographieerlernung und ganz viel Spaß kam dann der

Auftritt in einem Nachbarsdorf. Wir wurden geschminkt und haben zu traditioneller Musik aus

Puntarenas getanzt. Ich war stolz und glücklich und freue mich jetzt schon, nächstes Schuljahr auch

mitzutanzen.

In Park helfe ich hauptsächlich bei den alltäglichen Arbeiten meiner Arbeittskollegen. Wir reparieren

Geländer und säubern und reparieren Wanderwege. Außerdem wurde mir beigebracht Hinweisschilder

zu herzustellen. Diese tätigkeit gefällt mir wirklich sehr. Ich muss das Holz kürzen und schleifen. Die

Schilder beschriften, die Buchstaben ausfräsen und dann alles bemalen. Ansonsten war die Arbeit ein

wenig shcleppend, da seit November hier Regenzeit ist. Es regnet manchmal einen ganzen Tag durch und

dann ist es fast unmöglich Arbeiten im Park auszuführen. Ich hoffe, dass die nächsten Monate ein wenig

aktiver werden und die Sonne sich häufiger blicken lässt. Weiterhin freue ich mich über die Vielfalt an

Tieren und Pflanzen im Park. Ich hab jetzt schon mehrere Schlagen gesehen und die Ameisenstämme

beeindrucken mich so, dass ich manchmal eine viertel Stunde Beobachtungspause machen muss.

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Kleintine mit Machete

Holzschleifen in purer Sonne

Baile Folklorico del colegio Ambientalista de Pejivaye

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Ich freue mich jetzt auf den Besuch von meinem Papa und die Reise nach Nicaragua , die auch das

Zwischenseminar mit allen Eirene-Freiwilligen aus Nicaragua und Costa Rica beinhaltet aber davon

berichte ich dann im nächsten Rundbrief.

Liebste Grüße und Pura Vida

Tine