2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3...

7
Hopi Heutiges Indianerreservat (oben) und traditionelles Stammesge- biet (unten) im Bereich des Grand Canyon Die Hopi sind die westlichste Gruppe der Pueblo- Indianer und leben im nordöstlichen Arizona, USA, in- mitten des Reservates der Navajo (Diné) am Rande der Painted Desert in einem 12.635 km² großen Reservat. Früher wurden sie auch als Moki oder Moqui bezeichnet. 1 Sprache Die Hopi sprechen eine Sprache aus der uto-aztekischen Sprachfamilie, die in den 1930er Jahren von dem Linguisten Benjamin Whorf [1] untersucht, mit den Indoeuropäischen Sprachen verglichen und zur Grundla- ge seiner bis heute kontrovers diskutierten Linguistischen Relativitätstheorie wurde – auch Sapir-Whorf-Hypothese genannt. Danach beeinflusst oder begrenzt die Sprache die Wahrnehmung der Umwelt und das Denken. Whorf stützt sich dabei auf vermeintliche Unterschiede im Zeit- verständnis, denn er nahm an, die Hopi würden nur einen an der Natur orientierten, groben Zeitfluss erle- ben und hätten – da sie ihr Alter nicht genau kannten und keinen Kalender entwickelten – keine differenzieren- den Begriffe wie gestern, heute oder morgen. Der Bon- ner Sprachwissenschaftler Helmut Gipper [2] überprüf- te Whorfs Untersuchungen und fand heraus, dass – ne- ben vielen zutreffenden Beobachtungen – einiges (wie die Zeitbegriffe) korrigiert werden muss. Insgesamt wider- sprach er Whorfs Hypothese. 2 Wohngebiet Hopi-Pueblo in Arizona Es gibt heute zwischen 8.000 bis 12.000 Hopi, wovon etwa 7.000 innerhalb des Reservates leben. Dort be- wohnen sie ihre typischen terrassierten Pueblobauten aus Stein und Lehmziegel, heute auch Häuser aus Hohlblock- steinen, verteilt in einer Anzahl unabhängiger Orte. Die meisten ihrer Siedlungen liegen auf hohen Mesas, die aus dem Colorado-Plateau emporragen. Seit der Jahrtausend- wende wird die Versorgung mit Wasser und Elektrizität in den Wohngebieten ausgebaut. Das Land der Hopi ist eine trockene Hochlandebene. Den Hopi gelingt es, diesem unwirtlichen Boden sehr viele landwirtschaftliche Produkte, vor allem Mais der verschiedensten Sorten, abzuringen. Die Hopi verteilen sich in zehn autonome Dörfer auf den Mesas und mehre- ren Siedlungen jenseits davon, die auf einer Fläche von 56 Kilometer Umfang am südwestlichen Rand der Black Mesa liegen. Mit Winslow West existiert eine Siedlung außerhalb des Reservates. Die Dörfer bestehen teilweise seit Jahrhunderten, andere gibt es erst seit 1910 und bil- den die Heimat von Menschen, die durch Tradition und Blutsbande zwar eng verbunden sind, sich aber sprachlich und politisch unterscheiden. 3 Geschichte 3.1 Mythologie Nach der Überlieferung der Hopi lebten vor der Erschaf- fung der Erde die Geister in einem grenzenlosen Raum 1

Transcript of 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3...

Page 1: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

Hopi

Heutiges Indianerreservat (oben) und traditionelles Stammesge-biet (unten) im Bereich des Grand Canyon

Die Hopi sind die westlichste Gruppe der Pueblo-Indianer und leben im nordöstlichen Arizona, USA, in-mitten des Reservates der Navajo (Diné) am Rande derPainted Desert in einem 12.635 km² großen Reservat.Früher wurden sie auch als Moki oder Moqui bezeichnet.

1 Sprache

Die Hopi sprechen eine Sprache aus der uto-aztekischenSprachfamilie, die in den 1930er Jahren von demLinguisten Benjamin Whorf [1] untersucht, mit denIndoeuropäischen Sprachen verglichen und zur Grundla-ge seiner bis heute kontrovers diskutierten LinguistischenRelativitätstheorie wurde – auch Sapir-Whorf-Hypothesegenannt. Danach beeinflusst oder begrenzt die Sprachedie Wahrnehmung der Umwelt und das Denken. Whorfstützt sich dabei auf vermeintliche Unterschiede im Zeit-verständnis, denn er nahm an, die Hopi würden nureinen an der Natur orientierten, groben Zeitfluss erle-ben und hätten – da sie ihr Alter nicht genau kanntenund keinen Kalender entwickelten – keine differenzieren-den Begriffe wie gestern, heute oder morgen. Der Bon-ner Sprachwissenschaftler Helmut Gipper [2] überprüf-te Whorfs Untersuchungen und fand heraus, dass – ne-

ben vielen zutreffenden Beobachtungen – einiges (wie dieZeitbegriffe) korrigiert werden muss. Insgesamt wider-sprach er Whorfs Hypothese.

2 Wohngebiet

Hopi-Pueblo in Arizona

Es gibt heute zwischen 8.000 bis 12.000 Hopi, wovonetwa 7.000 innerhalb des Reservates leben. Dort be-wohnen sie ihre typischen terrassierten Pueblobauten ausStein und Lehmziegel, heute auch Häuser aus Hohlblock-steinen, verteilt in einer Anzahl unabhängiger Orte. Diemeisten ihrer Siedlungen liegen auf hohen Mesas, die ausdemColorado-Plateau emporragen. Seit der Jahrtausend-wende wird die Versorgung mit Wasser und Elektrizitätin den Wohngebieten ausgebaut.Das Land der Hopi ist eine trockene Hochlandebene.Den Hopi gelingt es, diesem unwirtlichen Boden sehrviele landwirtschaftliche Produkte, vor allem Mais derverschiedensten Sorten, abzuringen. Die Hopi verteilensich in zehn autonome Dörfer auf den Mesas und mehre-ren Siedlungen jenseits davon, die auf einer Fläche von56 Kilometer Umfang am südwestlichen Rand der BlackMesa liegen. Mit Winslow West existiert eine Siedlungaußerhalb des Reservates. Die Dörfer bestehen teilweiseseit Jahrhunderten, andere gibt es erst seit 1910 und bil-den die Heimat von Menschen, die durch Tradition undBlutsbande zwar eng verbunden sind, sich aber sprachlichund politisch unterscheiden.

3 Geschichte

3.1 Mythologie

Nach der Überlieferung der Hopi lebten vor der Erschaf-fung der Erde die Geister in einem grenzenlosen Raum

1

Page 2: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

2 3 GESCHICHTE

Hopifrau beim Korbflechten (um 1900)

Hopimädchen im Hopi Reservation in Arizona

Drei Hopi-Frauen beim Wasserholen, Edward Curtis, 1922

namens Tokpela. Zur Zeit der Erdschöpfung sollten dieGeister menschliche Gestalt annehmen und der Schöpferbestimmte diejenigen, die das irdische Leben beginnensollten. Doch schon bald entwickelten sich viele schlech-te Menschen und missachteten dieWeisungen des Schöp-fers. Deshalb wurde die Erste Welt durch Feuer vernichtetund es überlebten nur die Guten, die sich an die Gebotegehalten hatten.

Zwei Hopi-Mädchen, Edward Curtis, 1922

Es entstand die ZweiteWelt, aber wieder wurden dieMen-schen böse. Abermals vernichtete der Schöpfer die Welt,diesmal jedoch mit Eis und Schnee. Da entstand eineneue, die Dritte Welt. Sie war zwar nicht so schön wie dievergangenen, dafür lebten in ihr zufriedene Menschen.Irgendwann jedoch wurden auch diese Menschen böse,kämpften gegeneinander und hörten nicht mehr auf denSchöpfer. Einige gute Menschen wollten in einer anderenWelt Zuflucht suchen.Sie fanden schließlich dieVierteWelt, das war unsere heu-tige Welt, in der Masaw, der Hüter der Welt, lebte. Ma-saw erlaubte ihnen zu bleiben, warnte sie aber vor denSchwierigkeiten, die ihnen bevorstanden. Sie wohnten anvielen Orten, bevor sie ihre heutige Heimat erreichten.[3]Das neue Land war so unfruchtbar, dass nur Gebete ihnenRegen und damit Nahrung bringen konnten.Die Hopis glauben, dass in naher Zukunft das fünfte Zeit-alter beginnt, da Prophezeiungen zum Ende der viertenWelt bereits eingetreten seien: mit dem Kürbis der Aschewurde die Atombombe gedeutet, und das Haus, wo sichdie Völker treffen als das UN-Gebäude in New York.Laut den Legenden soll es überall auf der Erde brennenund eine Zeit großer Umwälzungen beginnen. Nur Men-schen, die es nicht verlernt haben, mit der Natur zu le-ben, würden überleben. Mehrfache Versuche der Hopi,im Weißen Haus und vor den Vereinten Nationen vor-zusprechen, wurden ignoriert. Diese Versuche, mit derwestlichen Kultur in Dialog treten zu müssen, sind eben-falls Teil ihrer Mythen.[4]

Page 3: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

3

3.2 Die Zeit der Spanier

Als im Jahre 1540 Francisco de Coronado vom Südenher einmarschierte, lebten die Hopi schon seit Jahrhun-derten auf den Mesas. Zu dieser Zeit gab es neun Dörfer– Sikyatki, Koechaptevela, Kisakovi, Sichomovi, Mis-hongnovi, Shipaulovi, Shungopavi, Oraibi und Awatobi– und der Stamm hatte dem kargen Boden Mais, Bohnenund Melonen abgewonnen. Auf ihrer Suche nach Goldund heidnischen Seelen wurden die Hopi von den Spani-ern unterworfen. Sie verschütteten die Kivas der Indianer,verboten ihre heidnischen Zeremonien und machten siezu Sklaven. Die Unterdrückung der Hopi und der anderenPueblo-Indianer führte schließlich zum Pueblo-Aufstandvon 1680. Auch die friedliebenden Hopi beteiligten sichan der Revolte. Sie töteten alle Mönche in ihren Dörfernund zerstörten die Missionsgebäude. Die Hopi reagiertenfeindlich auf alle spanischen Versuche, eine neueMissionzu errichten. Nur das Dorf Awatobi hieß die Spanier will-kommen und wurde in der Folgezeit von anderen Hopi-Pueblos angegriffen und zerstört. Die Überlebenden fan-den Zuflucht in verschiedenen Hopi-Dörfern. Die Ruinender spanischenMissionen sind heute teilweise noch erhal-ten.Die Hopi unterhielten gute Beziehungen zu den meistenanderen Stämmen und legten weite Strecken zurück, umHandel mit ihnen zu treiben. Ihre Webwaren sind sehrgefragt in den Rio-Grande-Pueblos. In Zeiten extremerDürre verließen sie dieMesas und lebten bei den Zuñi undHavasupai. Die Diné (Navajo), von denen sie manchmalüberfallen wurden, sehen sie bis heute als ihre traditionel-len Feinde an.

3.3 Die Amerikaner

Der Einfluss der spanischen und der mexikanischen Re-gierung hatte nach dem Aufstand nicht mehr die abge-legenen Hopi-Dörfer erreicht. So lebten sie relativ fried-lich, bis die Amerikaner auf ihremZug nachWesten „ihreRuhe störten“. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurdendurch die amerikanische Expansion Angehörige der Di-né auf das Territorium der Hopi gedrängt. Dieser Vor-fall löste einen Streit zwischen beiden Stämmen aus, dernoch heute ausgefochten wird – allerdings im Kongressund vor den Gerichten. Hier verhält es sich allerdings so,dass die Bevölkerung keinen Streit hat, nur die von derUS-Regierung eingesetzten Stammesräte.Ursprünglich waren die Hopi-Dörfer autonome Einhei-ten. Die US-Regierung versuchte daher über eingesetzteVerwalter die alleinigen Entscheidungen der Stammes-ältesten zu beeinflussen. Mittels einer fingierten Wahl,bei der weniger als 10 % der Hopi ihre Stimmen ab-gaben, wurde den Hopi ein Stammesrat vorgesetzt. Vonder Mehrheit der traditionellen Hopi wird dieser Stam-mesrat nicht anerkannt, da sie das Konzept der Hierar-chie nicht unterstützen wollen. Durch diesen Stammesratkonnte das US-Innenministerium jedoch eine Abbauge-

nehmigung für Uran und Kohle innerhalb des Reservateserwirken.Das Reservat der Hopi ist seit den 1960er-Jahren im-mer wieder stark bedroht, da sich Großunternehmen fürdie dort befindlichen Bodenschätze interessieren. Jedochkonnten sich die Hopi bisher diesem Druck auch durcheine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit widersetzen. Die Po-litik der Hopi gegenüber der amerikanischen Regierungist sehr konsequent und nahezu kompromisslos. Trotz-dem gelang es dem für die Hopi tätigen RechtsanwaltJohn Sterling Boyden 1966, eine Abbaugenehmigung fürdie Kohlevorkommen zu unterschreiben. Erst viele Jahrespäter stellte sich heraus, dass der Anwalt von der Berg-baugesellschaft für die Aushandlung des Vertrages besto-chen worden war.[5]

Die Peabody Western Coal richtete nach der erteilten Ab-baugenehmigung die Black Mesa Mine ein. Die Kohlewurde durch eine Pipeline aus dem Tagebau zum 439km entfernte Mojave-Kohlekraftwerk gebracht. Für denTransport in der Rohrleitung musste die fein gemahle-ne Kohle mit Wasser vermengt werden, wofür jährlich1,2 Milliarden Liter aus den Navajo Grundwasservor-kommen und dem Coconino Grundwasservorkommenabgepumpt wurden. Die dadurch verursachte Absenkungdes Grundwasserspiegels gefährdete das Überleben desStammes akut. Im Jahr 2006wurde das Kraftwerk stillge-legt. Es genügte nicht mehr den Umweltvorschriften unddie Proteste gegen den Grundwasserverbrauch und denKohleabbau waren zu groß geworden.[6][7]

4 Religion

Die Hopi sind tief religiös. Die Religion ist so untrenn-bar mit dem täglichen Leben verknüpft, dass man sienicht isoliert betrachten kann. Die Stammesältesten glau-ben, dass sie als Erben die Verwaltung und den Schutzder Mutter Erde übernommen haben. Diese Aufgabeübernehmen die Geheimbünde,Wuutsim genannt. Sie lei-ten religiöse Zeremonien, die das irdische und geistlicheWohlergehen aller Menschen sichern und gute Beziehun-gen zur Umwelt und den Geistern aufbauen. Mit den Göt-tern, die für die Ernte und den dafür nötigen Regen zu-ständig sind, werden Schlangen, insbesondere Klapper-schlangen, in Verbindung gebracht. Sie stellen „Boten“dar, die demWettergott die Bitte um Regen überbringen.Beide Geschlechter beginnen ihre zeremonielle Lauf-bahn bald nach dem vollendeten sechsten Lebensjahr mitder Einführung in den Kachina-Kult (Katsina-Kult). Diereligiöse Lebenswelt der Hopi kennt eine große Anzahlsolcher “Lebensträger” (Wortbedeutung), etwa Götter,Geister, gestorbene Ahnen und Wolken. Eine Kachinawird als Puppe oder auch als entsprechend kostümierter,maskierter Tänzer dargestellt. Frauen nehmen selten ak-tiv bei Zeremonien teil, außer als freiwillige Mitgliederin einem von mehr als drei weiblichen Geheimbünden.

Page 4: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

4 6 LEBENSWEISE FRÜHER UND HEUTE

Doch in jedem Dorf haben Männer die Möglichkeit, ei-ner großen Anzahl von Geheimbünden beizutreten, dar-unter solchen, die eine strenge Stammesaufnahme arran-gieren und die eine jährliche Wintersonnenwende (Soy-al) zelebrieren. Die Soyal ist so wichtig, dass ihr Leiterimmer mit einem hohen öffentlichen Amt betraut wird,gewöhnlich dem des Dorfhäuptlings, wobei der Häupt-ling nur die Exekutive der Besprechungen der Ältestendarstellt und jederzeit von den Frauen abgesetzt werdenkann.Die Kachina sind religiös sehr bedeutend für die Ho-pi. Zuletzt versuchten sie zusammen mit der Menschen-rechtsorganisation Survival International den Verkaufheiliger Kachina in Frankreich zu stoppen, die aus einerprivaten Sammlung versteigert werden sollten und die dieHopi möglicherweise für „geraubt“ hielten.[8] Doch dasGericht entschied gegen die Hopi und die Versteigerungfand statt, was eine Rückführung der Objekte nun erheb-lich erschweren wird.[9]

4.1 Schlangentanz

Das bekannteste Hopi-Ritual ist der Schlangentanz, deralle zwei Jahre Ende August durchgeführt wird. Er istein Ritual, in dem um Regen und eine gute Ernte ge-betet wird. Das Schlangentanz-Ritual, an dem zwei ge-heime Priestergruppen, die „Antilopenpriester“ und die„Schlangenpriester“ beteiligt sind, dauert neun Tage. Anden ersten vier Tagen werden Schlangen der weiterenUmgebung gefangen. In Arizona ist dies am häufigstendie Prärieklapperschlange (Crotalus viridis). Nach wei-teren Vorbereitungen (Errichten von Altären, „Gebets-stöcken“ als Wegmarkierungen, Rauchzeremonien) wirdam achten und neunten Tag die Öffentlichkeit zugelas-sen. Auch Gäste aus Europa und den USA wohnten derKulthandlung bei, der bekannteste Gast war PräsidentTheodore Roosevelt. Die Zuschauer sehen aber nur ei-nen kurzen, jedoch aufregenden Ausschnitt einer länge-ren Zeremonie, von der das meiste geheim in Kivas zele-briert wird.Am Abend des achten Tags findet der „Korntanz“ mit derBitte um eine gute Ernte statt, am neunten das Schlangen-ritual der beiden Priestergruppen mit der Bitte um Regen.Dabei werden die Schlangen hin- und hergereicht, in denMund genommen und am Nacken mit Lippen oder Zäh-nen festgehalten. Teile der Zeremonie, sogenannte „hei-lige Waschungen“ der Schlangen, finden im Geheimenstatt. In der Nacht danach werden die Schlangen in alleRichtungen davongetragen und an den „Gebetsstöcken“freigelassen, damit sie die Gebete an die Götter überbrin-gen.Das Geheimnis, warum kein Hopi-Priester jemals von ei-ner Klapperschlange tödlich gebissen wurde, war schwie-rig zu erklären, weil die im Tanz verwendeten Schlan-gen tabu wurden und es streng verboten war, sie danachzu berühren. Vor dem Tanz untersuchte Schlangen hat-

ten voll funktionsfähige Giftdrüsen und -zähne, wie Un-tersuchungen von Schlangen aus einer Hopi-Kiva durchHarry C. Yarrow 1885 ergaben. Erst 1941 hat der bedeu-tende Herpetologe Charles Mitchill Bogert (1908-1992)das Rätsel gelöst. Er hat, wie er selbst berichtet, mit ei-nem Fernglas die Priester beobachtet, die die Schlangendavontrugen, und unter großer Gefahr eine „gebrauchte“Schlange gefangen und untersucht. Dabei zeigte sich, dassdie Giftzähne, auch alle Reservezähne herausgebrochenwaren. Auch spätere Untersuchungen an den wenigen imKult benutzten Klapperschlangen, an die die Forscherherankamen, zeigten bis heute denselben Befund.[10][11]

5 Kunst

Einige der schönsten Keramiken, Schmuckstücke undKorbwaren des Südwestens stammen von den Hopi. Aufder ersten Mesa werden besonders gute Töpferwarenohne Töpferscheibe hergestellt. Für das Bemalen mitkomplizierten Mustern werden Pinsel aus Yucca-Fasernund Naturfarben benutzt. Die zweite Mesa und drit-te Mesa sind für ihre Flechterzeugnisse aus Yuccafa-sern und Weidenruten berühmt. Auf allen Mesas schnitztman Kachina-Puppen aus den Wurzeln des Cottonwood-Baums, einer Pappelart. Die Silberschmiede haben sichauf besondere Auflagetechnik spezialisiert. Eine Rei-he begabter Künstler fertigen auch Einlegearbeiten mit(Halb-) Edelsteinen (wie z. B. Türkis), Korallen undPerlmutt an.

6 Lebensweise früher und heute

Bei den Hopi war früher die Erbfolge über die Mütterli-nie die Regel (Matrilinearität). Oraibis Bevölkerung zumBeispiel war gewöhnlich in 30 oder 31 matrilineare Clansaufgeteilt, die in neun größere soziale Einheiten grup-piert waren, den Phratrien (Clan-Verbänden), von denenes viele heute nicht mehr gibt. Zudemwaren die Hopi frü-her strikt matrilokal, das besagt, die Braut blieb im Hausihrer Mutter. Diesem Brauch wird heute nicht mehr tra-ditionell nachgegangen.Die Hopi versorgten sich selbst durch Ackerbau. Ammeisten wurde Mais angebaut, aber sie pflanzten auchBohnen, Kürbis, Melonen und eine Reihe weiterer Ge-müse und Früchte. Seit die Europäer Schafe und Rindermitbrachten, betrieben sie auch Viehzucht. Die Männerarbeiteten auf den Feldern und bei den Herden, zusätzlichbauten sie Häuser, veranstalteten die meisten Zeremoni-en, stellten Mokassins her und webten Kleidungsstückeund Decken. Die Frauen waren neben der üblichen Haus-arbeit für die Korbmacherei und Töpferei zuständig, sieholten Wasser, beteiligten sich an der Gartenarbeit undbeim Hausbau. Die Jagd spielte eine untergeordnete Rol-le.

Page 5: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

5

Frau der Hopi (Edward Curtis 1922)

Mit dem Ende der Isolation haben eine wachsende An-zahl von Hopi die Lebensart ihrer Vorfahren verlas-sen. Gefangen in einem Prozess des schnellen kulturellenWandels richten sie ihre Aufmerksamkeit nicht mehrnach innen auf ihre Pueblos, sondern nach außen auf dieDörfer, Städte und die Wirtschafts-, sowie Gesundheits-systeme des weißen Mannes. Farmarbeit und Viehzuchtsind noch immer wichtig, doch wird die Lohnarbeit zu-nehmend zur hauptsächlichen Einnahmequelle. Kein an-derer Stamm produziert mehr handwerkliche Arbeitenals die Hopi, die sowohl in den Dörfern als auch außer-halb des Reservates verkauft werden.Die Haltung der Hopi gegenüber Touristen ist sehr re-serviert, aber höflich. Ein Besucherzentrum am Anfangdes Reservates weist höflich darauf hin, dass ein Weiter-fahren eigentlich nicht mehr notwendig, aber grundsätz-lich erlaubt ist. Jedoch ist das Fotografieren, Filmen undZeichnen in den Dörfern und in bestimmten Bereichender Reservates strengstens verboten.

7 Siehe auch

• Pueblo-Kultur

• Liste nordamerikanischer Indianerstämme

• Film Koyaanisqatsi (Umsetzung des Blickwinkelsder Hopi auf die heutige Welt)

8 Literatur

• TomBathi: Southwestern Indian Tribes. 14. Auflage.KC, Las Vegas 1997, ISBN 0-88714-097-1.

• Alexander Buschenreiter:Unser Ende ist euer Unter-gang. Die Botschaft der Hopi an die Welt. 8. Auflage.Lamuv, Göttingen 2003, ISBN 978-3-88977-566-5.

• John Gattuso (Hrsg.): Indianer-Reservate U.S.A.APA Guides, RV Reise- und Verkehrsverlag, 1992.

• William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of NorthAmerican Indians. Smithsonian Institution Press,Washington:

• Alfonso Ortiz (Hrsg.): Southwest. Band 9,1979, ISBN 0-16-004577-0;

• Alfonso Ortiz (Hrsg.): Southwest. Band 10,1983, ISBN 0-16-004579-7.

• Frank Waters: Das Buch der Hopi. Mythen, Legen-den und Geschichte eines Indianervolkes. DroemerKnaur, München 2000, ISBN 3-426-77444-5.

• Frank Waters: Masked Gods: Navaho & PuebloCeremonialism. 2. Auflage, Nachdruck. Swallow,Athens 1987, ISBN 0-8040-0641-5.

9 Dokumentarfilme

• James Danaqyumptewa, Anka Schmid, Agnes Bar-mettler: Techqua Ikachi. Land – mein Leben.Schweiz 1989 (erzählt die Stammesgeschichte derHopi aus deren eigener Sicht- und Denkweise; Info).

10 Weblinks

Commons: Hopi – Sammlung von Bildern, Videosund Audiodateien

• Offizielle Webseite der Hopi: Loloma (Hello). TheHopi Tribe, USA, 2014, abgerufen am 22.Mai 2014(englisch).

• Unterstützer-Organisation:Restoration: Dedicated tothe Hopi People. Restoration, USA, 2014, abgerufenam 22. Mai 2014 (englisch).

11 Einzelnachweise[1] Benjamin LeeWhorf: Sprache, Denken, Wirklichkeit. Bei-

träge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie. Rowohlt,Reinbek 1963.

Page 6: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

6 11 EINZELNACHWEISE

[2] Helmut Gipper: Gibt es ein sprachliches Relativitätsprin-zip? Untersuchungen zur Sapir-Whorf-Hypothese. S. Fi-scher Frankfurt 1972.

[3] Tatsächlich hat die Archäologie entdeckt, dass einige ver-lassene Pueblos, wie Sikyatki und Awatowi, einst von Ho-pis bewohnt worden sind.

[4] Mitteilung der Hopi an die Vereinten Nationen - 10. De-zember 1992 realearth.pl (PDF; 62 kB; deutsch)

[5] A People Betrayed. In: New Times, Phoenix AZ, 1. Mai1997 (englisch)

[6] Indigenous Action indigenousaction.org (engl.) –indigenousaction.org (PDF; 575 kB) Seite 2 (deutsch)

[7] Mohave Generating Station auf SoureWatch, abgerufenam 14. Dezember 2010

[8] Survival geht gerichtlich gegen Versteigerung heiligerHopi-Objekte vor, abgerufen am 17. April 2013

[9] Versteigerung von Hopi-Masken: “Ein krimineller Akt”,abgerufen am 17. April 2013

[10] Hans-Günter Petzold: Vipern und Grubenottern. InGrzimeks Tierleben, Enzyklopädie des Tierreichs, Hrsg.Bernhard Grzimek. Zürich 1975-1977; Band 6 (Kriech-tiere), S. 482 f.

[11] John C. Murphy: Secrets of the Snake Charmer, Bloom-ington, Indiana, 2010, ISBN 978-1-4502-2126-9 (paper-back)

Page 7: 2 Wohngebiet - xoborfiles.homepagemodules.de/b260035/f170t2750p9737n4_BRylexFE.pdf · 2 3 GESCHICHTE HopifraubeimKorbflechten(um1900) HopimädchenimHopiReservationinArizona DreiHopi-FrauenbeimWasserholen,EdwardCurtis,1922

7

12 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

12.1 Text• Hopi Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hopi?oldid=133908651 Autoren: Zeno Gantner, Aka, Katharina, Franz Xaver, Herrick, Cars-tenK, Asthma, Napa, Pechristener, Robbot, Pm, Zawumm, RoBri, Sinn, Peter200, Peng, Geos, Tilman Berger, Koerpertraining, Soulman,Leshonai, Magnummandel, Inschanör, Bierdimpfl, Diba, He3nry, FlaBot, Michael Gäbler, Redecke, Zapyon, Dein Freund der Baum, Az-by, JuTa, Marsupilcoatl, Str1977, Florian Adler, RobotE, Meleagros, Gregor Bert, Katty, Bleep, RobotQuistnix, YurikBot, Nikater, Savin2005, Pittigrilli, DerHexer, Eskimbot, Vivalamedicinasagrada, PortalBot, Manecke, Neon02, Miiich, Sargoth, Cantakukuruz, Ungebeten,WortUmBruch, Danares, Roo1812, Spuk968, Thijs!bot, KatBot, Mugdan, ThomasPusch, JAnDbot, Acetobacter, YourEyesOnly, Öko-logix, Don Magnifico, Hans-Jürgen Hübner, PerfektesChaos, Gerakibot, VolkovBot, TXiKiBoT, Star Flyer, Regi51, Chiananda, SieBot,Saltose, Jesi, Pittimann, Se4598, ßefer, Flo 1, Psychironiker, Oberlaender, Jemandanderes, CarsracBot, LaaknorBot, Hoo man, Sofie35,Amirobot, Ptbotgourou, GrouchoBot, Deeleres, Howwi, Astrobeamer, The real Marcoman, Umweltschützen, BenzolBot, S3r0, Jivee Blau,Tecolótl, Korrekturen, Alraunenstern, EmausBot, Linda82, Lanzen06, Rabax63, WikitanvirBot, Ariano, Trigonomie, Kombat, Jreiners,MerlIwBot, Alexanderbusch, KLBot2, JanManu, Fiona B., Mart mueller, Johnny.m76 und Anonyme: 69

12.2 Bilder• Datei:AHopiBasketWeaver2.1910.ws.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/AHopiBasketWeaver2.1910.ws.jpg Lizenz: Public domain Autoren: ? Originalkünstler: ?

• Datei:Commons-logo.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Commons-logo.svg Lizenz: Public domain Au-toren: This version created by Pumbaa, using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightlywarped.) Originalkünstler: SVG version was created by User:Grunt and cleaned up by 3247, based on the earlier PNG version, created byReidab.

• Datei:Eagle_Song_of_the_Hopi_Indians_of_AZ.ogg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Eagle_Song_of_the_Hopi_Indians_of_AZ.ogg Lizenz: Public domain Autoren: Music! 100 recordings-100 years of the Berlin Phonogramm-Archiv Origi-nalkünstler: Traditional song

• Datei:Edward_S._Curtis_Collection_People_049.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/37/Edward_S._Curtis_Collection_People_049.jpg Lizenz: Public domain Autoren:

• This image came from The North American Indian by Edward S. Curtis. These images were published between 1907 and 1930. Origi-nalkünstler: Edward Curtis

• Datei:Edward_S._Curtis_Collection_People_054.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/84/Edward_S._Curtis_Collection_People_054.jpg Lizenz: Public domain Autoren:

• This image came from The North American Indian by Edward S. Curtis. These images were published between 1907 and 1930. Origi-nalkünstler: Edward Curtis

• Datei:Edward_S._Curtis_Collection_People_058.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Edward_S._Curtis_Collection_People_058.jpg Lizenz: Public domain Autoren:

• This image came from The North American Indian by Edward S. Curtis. These images were published between 1907 and 1930. Origi-nalkünstler: Edward Curtis

• Datei:Girl_in_the_Hopi_Reservation.JPG Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Girl_in_the_Hopi_Reservation.JPG Lizenz: CC-BY-3.0 Autoren: Eigenes Werk Originalkünstler:Michael Gäbler

• Datei:Grand_Canyon_Indians.png Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/74/Grand_Canyon_Indians.png Lizenz:Public domain Autoren: Own work by Nikater, submitted to the public domain. Background map courtesy of Demis, www.demis.nl Origi-nalkünstler: User:Nikater

• Datei:HopiHouse.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/31/HopiHouse.jpg Lizenz: Public domain Autoren: ?Originalkünstler: ?

12.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0