200 JAHRE EVANGELISCHE · 2019. 3. 4. · Bruder des bekannten Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich...

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  • 200JAHREEVANGELISCHEPFARRGEMEINDEA.B.

    DORNBACH

    1790—1990

    Impressum:

    Medieninhaber: Evangelische PfarrgemeindeA.B.Dornbach, 9853GmündHerausgeber:PresbyteriumderEvangelischenPfarrgemeindeA.B.DornbachFür den Inhalt verantwortlich: Pfarrer Siegfried LEWIN, Elfriede PAYER,HerbertWAGNER

    AnschriftdesMedieninhabers,desHerausgebersundderRedaktion:

    9853Gmünd,Fischertratten4

    DruckundGestaltung:PetzDruckGes.m.b.H.Spittal989/90

    GrußwortdesBischofs

    Gerne grüße ich alle Gemeindeglieder anläßlich des 200jährigen BestehensderselbständigenEvangelischenPfarrgemeindeA.B.Dornbach.DaszweiteJahrhundertjubiläum der Pfarrgemeinde bietet gewiß Anlaß zu dankbarerRückschau,ohnedabeigegenwärtigeundzukünftigeAufgabenübersehenzuwollen.

    Die ebenso bewegtewie bewegendeGeschichte der Evangelischen auch indiesemLandesteilOberkärntensreichtweitindas16.Jahrhundertzurück.SieweißvomAufblühenevangelischenGlaubensundLebenszuberichten,abernicht minder auch von deren zwangsläufiger Unterdrückung durch die

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  • Gegenreformation. Auch vomGeheimprotestantismusundvonderAusforschung und Transmigrationetlicher um ihres evangelischenGlaubens Willen ins ferneSiebenbürgen erfahren wir aus derGeschichte.Aber nicht allewurdenentdeckt und fortgeschafft. DasToleranzpatent Kaiser Joseph II.brachte es an den Tag, daß immernoch genügend Protestanten in derUmgebung vorhanden waren, umdasEntsteheneigenerevangelischerPfarrgemeinden zunächst inTrebesing (1782), dann inEisentratten (1784) und wenigeJahre später auch in Dornbach(1790) nach den strengen

    Vorschriftenvondamalszuermöglichen.SiesindheutefesterBestandteilderKärntner Diözese unserer Evangelischen Kirche in Österreich und mit ihrherausgefordert,Aufgabenzubewältigen,vordiesichevangelischeChristenim eigenen Land wie außerhalb desselben gestellt sehen. Dazu zähle ichvorrangig das Vermögen, als mündige Christen verantwortlich zu leben.DarausergibtsichdieBereitschaftzurMitarbeit inKircheundGesellschaft.NichtsbrauchtunsereWeltnötigeralsbewußteChristen.

    Über unseren engen Bereich hinaus gilt es heute, Brücken zu anderen zuschlagen. Zum einen sind es die Fremden, die in unser Land kommen, umsich zu erholen oder eineBeheimatung zu finden, zum anderen sind es dieVölkerjenseitsunsererGrenzen,mitdenenzusammendasgemeinsameHausEuropazubauenundeinzurichtenseinwird.Imkleinenwieimgroßenwirdes dabei auch um ein ökumenisches Miteinander gehen müssen, daseinzuübenist,wenndasgemeinsamechristlicheZeugnisnichtaufderStreckebleiben,sondernzumNutzenundSegenallerwachsenundwirksamwerdensoll. An Aufgaben im Blick auf das 3. Jahrhundert der PfarrgemeindeDornbachwirdesalsonichtfehlen.

    ZuihrerBewältigungwünscheichIhnenGottesBeistandimHörenaufseinWortundgrüßeSieindankbarerVerbundenheitherzlich.

    IhrBischofD.DIETERKNALL

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  • Grußwortzum200jährigenBestandsjubiläumderEvang.PfarrgemeindeA.B.Dornbach

    Ich beglückwünsche die Evang.Pfarrgemeinde A. B. Dornbach zuihrem 200jährigenBestandsjubiläumrechtherzlich.

    Wenn man die lange Reihe derinzwischen15Pfarreranschaut,dieseit 1790 in dieser PfarrgemeindeDienstgetanhabenbzw.tun,undandie Kuratoren, die Presbyter undalle Mitarbeiter denkt, die sich fürdenAufbauundFortbestand,fürdieäußere und innere Bewahrung undErneuerung eingesetzt haben, dannist dieses Jubiläum zu allererst einAnlaß, Gott für sein Wort undSakrament, für seinen Geist undseineKraftzudanken.

    Dabeisinddiese200JahrenichteinmaldieHälftederZeit,woesLutherischePredigtundSammlungeinerGemeinderundumdasEvangeliumimMaltatalund in der Stadt Gmünd gegeben hat. Besonders gedenkenmöchte ich beidiesem Anlaß der Schwestern und Brüder im Glauben, die unter denbesonders harten Maßnahmen der Gegenreformation ihr Hab und Gut,Gesundheit,ihreKinder,jaihrLebenhergegebenhaben,weilihnendiefreiePredigt des Wortes Gottes und die dementsprechende freie, aberverantwortliche Nachfolge Jesu Christi wichtiger war als alles andere. IhrVorbildsollteunsheuteGrundzumDankundAuftragzueigenerBewährungsein.

    Die heutige Situation ist gekennzeichnet durch vielfältige Spannungenzwischen bäuerlichen Familienverhältnissen und einem anonymenMassentourismus, zwischen Kleinhandwerk und Großtechnik derKraftwerksgruppe Malta, zwischen dem Bedürfnis nach persönlicherBegegnung und einer unheimlich rasch fortschreitenden Ausweitung allerBeziehungendesMenschen,derensichtbarerAusdruckhierdieAutobahnist,

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  • undderderMenschoftnichtmehrHerrwird.

    Möge Gott die jubilierende Pfarrgemeinde segnen mit der je neuen undkonkreten Erfüllung seiner Verheißung: »Ihr werdet die Kraft des heiligenGeistesempfangenundwerdetmeineZeugensein.«(Apg.1,8)

    SuperintendentHERWIGSTURM

    GrußwortDie 200jährige Wiederkehr derErrichtung des evangelischenBethauses in Fischertratten ist einwürdiger Anlaß zur Herausgabedieser Festschrift, die dieEntwicklung in den vergangenen200 Jahren darstellen und unsMenschennäherbringensoll.

    Die Evangelische PfarrgemeindeDornbach begeht im kommendenMonat das 200jährigeBestandsjubiläum ihrer Kirche inFischertratten. Dies soll einbesonderes Fest sein, da es dabeium eine Sache geht, um diegläubige Menschen vor nun 200Jahren schwerstens ringen mußten,

    um dieBewilligung zur Errichtung eines evangelischenBethauses,welchesheutedieKircheist,zuerhalten.

    Wir können uns wohl nicht vorstellen, welche Aufopferung und EnergieFrauenundMännervondamalsaufbringenmußten,umihrZielzuerreichen,zumal wir heute in einer Zeit leben, die vom ökumenischen Gedankengutgeprägtist.

    ZudiesemJubiläumsfestdarfichderEvangelischenPfarrgemeindeDornbachdie allerbesten Grüße und Wünsche im Namen unserer Bevölkerungübermitteln.DadieEvangelischePfarrgemeindeDornbachindreipolitischeGemeinden hineinreicht, bin ich beauftragt, die besten Wünsche derBürgermeistervonGmündundTrebesingzumJubiläumsfestaufdieseWeise

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  • zumAusdruckzubringen.MiralsdemBürgermeisterderStandortgemeindeliegtesbesondersamHerzen,daßderBestandderKircheerhaltenbleibt,daßwir gemeinsam im Auftrag unserer Vorfahren die vor zweihundert Jahrenerrichtete Glaubensstätte als den Ort der Begegnung der Nachwelt inordnungsgemäßem Zustandweitergeben können. DenVerantwortlichenmitunseremsehrgeschätztenundrührigenPfarrerLewinwünscheichhiezuvielKraftundGottesSegen.

    Komm.-RatHANSKOCHBürgermeisterderGemeindeMalta

    »Gehet zu seinen Toren ein mitDanken, zu seinen Vorhöfen mitLoben; danket ihm, lobet seinenNamen! Denn der Herr istfreundlich,undseineGnadewähretewig und seine Wahrheit für undfür.«Psalm100,4+5

    Mit diesen Worten wurde am 3.November 1787 das DornbacherBethaus eingeweiht. Es war sicherein großer Tag der Freude, einenOrtundeinHauszuhaben,andemdie evangelischen Christen derPfarrgemeinde Dornbach imGottesdienst zusammenkommen

    konnten,bisdannimJahre1790diePfarrgemeindeselbständigwurde.Esistmir auch eine Freude, daß ich nun im Jahr 1990mit Ihnen zusammen das200jährigeJubiläumfeierndarf.Nachnunmehrbald6JahrenDiensthabeichmanchen Einblick bekommen und teilgenommen am Leben der Gemeinde.Wichtig ist mir dabei immer wieder die Erkenntnis, daß auch diePfarrgemeinde Dornbach zur Gemeinde Jesu Christi gehört, der wir alledienendürfen.WirallewollendankbarseindafürwiefreundlichErunsallengegenüber istundwieSeineGnadeundWahrheitwähretundsichbewährt,vonGenerationzuGeneration,wiebeiunserenVorfahren,soauchgewißbeiunsundunserenKindern,wennwirnurtreusindgegenüberseinerTreue.Wiralle gehören zu seiner Gemeinde, nachdem sein Ruf bei der Taufe an unsergangenist.Wirallesindbegabtundbeauftragt,einjederaufseineArt,dem

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  • Leben zu dienen nach Gottes Wort und Gebot. Darum kommen wirzusammen im Gottesdienst, der Mitte allen christlichen Lebens, denn derGlaubekommtundlebtausdemHörenaufGottesWort.SofeiernwirdiesesJubiläum einerseits im Rückblick und dankbaren Gedenken des Einsatzesunserer Vorfahren sowie andererseits in der Zuversicht, daß auch uns undunseren Nachkommen die Bereitschaft geschenkt wird, aus der Kraft desGlaubenszuleben.

    InherzlicherVerbundenheit,IhrSIEGFRIEDLEWIN,Pfarrer

    DieEvangelischePfarrgemeindeDornbachDievor200JahrengegründeteEvangelischePfarrgemeindeDornbachistdiejüngstederdrei lutherischenToleranzgemeinden,die ineinemUmkreisvonnur4km rundumdasTauernstädtchenGmündentstanden sind.Die relativfrüheGründungdieserGemeindenwardeshalbmöglich,weilsichbereitsim16. Jh. weite Bevölkerungskreise des Lieser- und Maltatales der LehreLutherszugewandthatten.AbdemJahre1600führtederdamaligeErzherzogund spätere Kaiser Ferdinand Il. mit konsequenter Härte dieGegenreformation durch. Trotz aller Erschwernisse hielt sich aber derGeheimprotestantismus besonders in den Bergdörfern und den SeitentälerndesGmündtalesdurchvolle180Jahre,d.h.durchsechsGenerationen!

    Nach der Verlautbarung des Toleranzediktes entstand in unserer Gegendbereits 1782 in Radl/Trebesing die erste lutherische Pfarre. DerenSeelsorgebereich umfaßte das Lieser- und Maltatal bis Spittal sowie denRaum um den Millstätter See. In diesem großen Gebiet wurden 1784Nöring/Eisentratten, 1790 Dornbach und zuletzt 1875 Unterhaus beiSeeboden von der Muttergemeinde abgetrennt und als selbständigeevangelischeGemeindengegründet.

    DurchdieGegenreformationgabesinderStadtGmündvor200Jahrenfastkeine Protestanten mehr. Bis in unsere Zeit haben sich die Verhältnissenatürlichgeändertundesistnichtuninteressant,daßheutedieEvangelischender ländlichen Gebiete von Gmünd zu den Pfarrgemeinden Trebesing undEisentratten gehören, während das eigentliche Stadtgebiet von derPfarrgemeindeDornbachbetreutwird.

    DieEvangelischePfarrgemeindeDornbachumfaßtdasGebietdesMaltatalesmit der politischen Gemeinde Malta, die Ortschaft Großhattenberg der

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  • Gemeinde Trebesing sowie das bereits erwähnte Stadtgebiet von Gmünd.1787 ließ der Grund- und Patronatsherr Graf Hieronymus Maria Lodron-Laterano in der Ortschaft Hilpersdorferau, heute Fischertratten, sowohl dasBetalsauchdasPastoratshausfastzurGänzeaufseineKostenerrichten.

    Das in derNähe befindliche »hochgräfliche SchloßDornbach« und die aufeinem Schuttkegel am rechten Malta-Ufer liegende Ortschaft gleichenNamens dürften für die Namensgebung der ganzen Pfarrgemeinde denAusschlaggegebenhaben.

    DieGrundherrschaftenabdem16.Jahrhundert1555verpfändeteKaiserFerdinandI.diedurchJahrhundertedemErzbistumSalzburggehörige, dengrößtenTeil desLieser- undMaltatales umfassendeHerrschaft Gmünd an den bisherigen salzburgischen Pfleger (Betreuer)ChristofPflüglvonGoldenstein.Einige Jahrzehnte späterkamsie andie inKärnten reich begüterten und als Landeshauptleute mit großer Machtausgestatteten Grafen Khevenhüller. Da diese aber wegen ihrerprotestantischen Gesinnung bei Erzherzog Ferdinand in Ungnade fielen,verpfändeteeralsLandesherrunserGebietanHansRudolfvonRaitenau,denBruder des bekannten Salzburger ErzbischofsWolf Dietrich von Raitenau.Rudolfs Nachfolger verkaufte schließlich 1639 die inzwischen vergrößerte,imfreienEigentumderRaitenauerbefindlicheHerrschaftGmünddemGrafenChristoph von Lodron-Laterano, einem Bruder des damals in SalzburgresidierendenErzbischofsParisvonLodron.DieHerrschaftverbliebsodannbis1932inBesitzdieserFamilie.

    von 1779 bis 1825 war Graf Hieronymus Maria Lodron der Grund- undGerichtsherr,und ihmalsPatronatsherrn istdiePfarrgemeindeDornbachzubesonderemDankverpflichtet.

    DasArchidiakonatOberkärnten

    KaiserKarlderGroßelegte811dieDraualsDiözesangrenzezwischendemErzbistum Salzburg und dem Patriarchat Aquileia fest. Die ErzdiözeseSalzburghatteeinefürheutigeBegriffeunvorstellbareAusdehnung.Ineinemso großen Gebiet war bei den damaligen Verkehrsverhältnissen dieVerwaltungundBetreuungdereinzelnenPfarrennatürlichäußerstschwierig.

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  • Deshalb setzten die Erzbischöfe über gröBere Diözesananteile kirchlicheBehörden ein, die dort für sie die Verwaltung und Aufsicht übernahmen.DieseBehördenwarendiesogenanntenArchidiakonateoderErzpriestereien.

    In Kärnten gab es für Ober- und Unterkärnten je ein Archidiakonat. DieErzpriester von Oberkärnten residierten zunächst abwechselnd inverschiedenen Orten, z. B. in Millstatt, Obervellach und Gmünd. 1243erscheinenderPfarrerUlrichvonMalta (»Mallentin«)und100Jahre späterder Pfarrer Johann Lindekar von St. Peter im Katschtal in verschiedenenDokumentenalsArchidiakonevonOberkärnten.

    Die Erzbischöfe betrauten vorzugsweise die in ihrem eigenen Besitztumtätigen Pfarrermit dieser verantwortungsvollenAufgabe. So ist es auch zuverstehen,daß1436PapstEugenIV.ineinerBulleGmündalsständigenSitzdesArchidiakons fürOberkärnten bestimmte.Von kurzenUnterbrechungenabgesehen,führtederErzpriesterbiszurDekanatseinteilung,dieKaiserJosefII.1786anordnete,vonunseremStädtchenausseineAmtsgeschäfte.

    Das Archidiakonat Oberkärnten umfaßte 29 Pfarren mit zahlreichenFilialkirchen, es erstreckte sich vomVillacherRaum bisweit nachOsttirolhinein.

    DenvielenSchriftstückenundAktendesArchidiakonats-Archivskannmanentnehmen,daßdieErzpriesterzwarvielfältigeAufgabenundgroßePflichtenhatten, selbständig aber kaum entscheiden konnten. Sie verfaßtenVisitationsberichte an den Erzbischof, dieser mußte sich aber nicht daranhalten.Eskamvor,daßdieArchidiakoneselbstkontrolliertwurden,weildieErzbischöfe ihnen mißtrauten. Auch die Archidiakonatssynoden besaßenwenigMacht,weilihreBeschlüsseerstgenehmigtwerdenmußten.

    DieReformationDas lateinische Wort »reformatio« bedeutet Erneuerung durchWiederherstellungeinesfrüheren,besserenZustandes.NebendemWillenzuVerbesserungen im politischen Leben gab es zu allen Zeiten auch in derKirche Reformbestrebungen. Im engeren Sinne versteht man unter»Reformation« die große Erneuerungsbewegung des 16. Jahrhunderts, diehauptsächlich von Martin Luther, Huldreich Zwingli und Jean Calvingetragen wurde. Die Reform der Kirche an »Haupt und Gliedern« warnotwendig geworden, weil beim Konzil von Konstanz (1414—1418) diegravierenden kirchlichen Mißstände nicht beseitigt werden konnten. Die

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  • 1483

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    ReformatorenerstrebteneinreinesbiblischesChristentum,dasvonweltlichenMachtmittelnunbeeinflußt sein sollte.DieHeiligeSchriftwurdeals einzigeQuelledesGlaubensangesehen.

    InDeutschlandundÖsterreichwarMartinLutherzweifellosderbedeutendsteReformator,erwareinSprachgenieundeinhervorragenderPrediger,deresverstand,dieMenscheninihrerMuttersprachezuüberzeugen.Inzahlreichen,in deutscher Sprache abgefaßten Schriften suchte Luther mit prophetischenWortenseineAnschauungendenLeutennäherzubringen,unddienochjungeBuchdruckerkunst zeigte, was sie bewirken konnte und welchesMachtinstrument sie schon damals darstellte. Die wichtigsten Daten desReformationsgeschehens:

    MartinLutherwirdinEisleben(Thüringen)geboren

    EintrittinsKlosterErfurt(Augustiner-Eremit)

    31.Oktober:ThesenanschlaginWittenberg

    ReichstagzuWorms:LutherbekenntsichzuseinenSchriftenundBüchern,erwiderruftnicht.KirchenbannundReichsacht.Als»JunkerJörg«aufderWartburg.ÜbersetzungdesNeuenTestaments(3000ExemplareinvierWochenverkauft!)

    Bauernkriege.LuthersSchrift»VonderFreiheiteinesChristenmenschen«teilweisefalschausgelegt.

    ReichstagzuSpeyer:Evangelische»protestieren«gegeneinenBeschlußinGlaubensangelegenheiten.

    ReichstagzuAugsburg:DieProtestantenüberreichenKarlV.die»ConfessioAugustana«,dasAugsburgischeBekenntnisalsZusammenfassungderevangelischenGlaubenslehre.

    AugsburgerReligionsfriedebesiegeltdieGlaubensspaltung.AnerkennungderlutherischenaugsburgischenKonfessiongleichwertigmitderrömisch-katholischen.Reichstände(weltlicheundgeistlicheObrigkeiten)könnendasBekenntnisselbstwählen.DenUntertanenbestimmtderLandesherrdieKonfession:»cuiusregio,eiusreligio«(»WessendasLand,dessenderGlaube«).

    InKärntengabesim16.JahrhunderteinewirtschaftlicheBlüte,diebesondersden Adelsfamilien und Stadtbewohnern zugute kam. Sie zogen aus dembedeutendenBergbauaufEdelmetalle,EisenundBleigroßenNutzen.Dieser

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  • Wohlstand befruchtete das kulturelle Leben und wirkte sich auch aufkonfessionellem Gebiet aus. Die Lehre Luthers erfaßte schon früh diegehobenenSchichtenderBevölkerungsowiedieBergleuteundBauern.Dieevangelischen Stände (Adelige Bürger) gewährten dem sich in ständigerGeldnot befindlichen Landesherrn bei verschiedenen Anlässen und beiTürkeneinfällennurgegenDuldung ihrerReligionsforderungenSteuernundTruppen.

    BereitsinderMittedes16.JahrhundertsgabesinKärnteneinvölligintaktesKirchenwesen.GegenEndediesesJahrhundertsbekanntensichfast90%derBevölkerungKärntenszurneuenLehre!

    Das Lieser- und Maltatal machte in dieser Entwicklung keine Ausnahme,denndieBergleuteinderKrems,inderRadlundauchimMaltatalwarenderneuenLehrebesonderszugetan.LutherischeBücherundSchriftenkameningroßerZahlüberdenKatschberginunsereGegend.SiewurdenauchvondenBauern gerne gelesen. Es gab schon einige Bethäuser und mehrerePrädikanten (Prediger), die sehr aktiv waren. Vom Prädikanten PeterLassacherausderKremswirdberichtet,erhabeinRegensburgjungeMännerfürunserGebietimPredigtamtausbildenlassen.

    DenVisitationsberichtenderErzpriesterkannmanentnehmen,daßinGmündsogarzweikatholische»Gsellpriester«(Kapläne)zumevangelischenGlaubenübergetreten seien. IneinemanderenSchreibenberichtet erdemErzbischofvon einer Filialkirche, die sich in den Händen der Prädikanten befinde,vermutlichwardiesdieKirchevonMalta.

    1586 führte Erzpriester Waldauf in einem umfangreichen Bericht u. a.besondere Beschwerden gegen den Landeshauptmann Georg Khevenhüller,der gleichzeitig Oberhauptmann von Gmünd war. Gemeinsam mit demUnterhauptmannDanielAschauersowiemitdenbeidenGewerkenJakobvonMallenteininderRadlundJakobTürgginderRadlundderKremshalteundunterstützeer inderHerrschaftGmündgleichvierPrädikanten.ImgleichenBerichtmeldeter,daßinMaltaetwa1000PersonenzumPredigernachRadlgingen,welcherdieLeute so aufwiegelte, daß sichPfarrerAndreasScherernichtmehrseinesLebenssicherfühlte.

    GegenreformationundGeheimprotestantismus

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  • (ca.von1595—1781)

    Als »Gegenreformation« bezeichnet man in der Geschichtsschreibung denGegenangriff der katholischen Kirche gegen den Protestantismus, der nachdem Augsburger Religionsfrieden planmäßig eingeleitet wurde. Die beimKonzil zu Trient (1545—1563) beschlossenen Reformen förderten undermöglichtenbeidenKatholikeneineumfassendekirchlicheErneuerung.DerKatholizismus hatte sein Selbstbewußtsein wiedererlangt und das PapsttumwarauchwiederdergeachteteMittelpunkt.DieneuenKräfte,vorallemder1534gegründeteJesuitenorden,gingenmitgroßemEinsatzundoftmitErfolgdaran, die an die Protestanten verlorengegangenen Gebietezurückzugewinnen. Höhepunkt und Abschluß des unerfreulichenGlaubenskampfeswarderDreißigjährigeKrieg(1618—1648).

    DieLageinÖsterreichKaiserFerdinandI.,derBegründerderösterreichisch-ungarischenMonarchie,bemühte sich um einen konfessionellen Ausgleich (AugsburgerReligionsfriede). Nach seinem Tode wurden die habsburgischen Erblandegeteilt. Steiermark, Kärnten, Krain und Istrien bildeten »Innerösterreich«.1596übernahmErzherzogFerdinand,derEnkeldesKaisers,imAltervon18Jahren in Graz die Regierung über dieses Gebiet. Er war von den Jesuitenstreng katholisch erzogen worden und führte in seinen Erblanden dieGegenreformation energisch und zielbewußt durch. Eine seiner erstenMaßnahmen war die Auflösung des gut organisierten Kirchen- undSchulwesens sowie die Abschaffung der Prädikanten. Um das Jahr 1600setzte er in seinen Ländern die sogenanntenReligionsreformationskommissionenein,diedieRekatholisierung—vielfachallerdingsnuräußerlich—erzwangen.1619alsFerdinandII.zumdeutschenKaisergewählt,entzogerwährenddesDreißigjährigenKrieges,denerdurchsein schroffes Vorgehen ausgelöst hatte, in seinen Erblanden denAdeligenviele Privilegien, und siemußten sich ab 1628 zurAuswanderung oder zurRückkehrzumkatholischenGlaubenentscheiden.AbdieserZeitgabesauchin unserer engeren Heimat den Geheimprotestantismus, der sich trotz derNiederlassungdesJesuitenordensinMillstattbesondersunterderbäuerlichenBevölkerunghartnäckighielt.

    DieGegenreformationinderHerrschaftGmünd

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  • 1594 kam der Erzpriester Antonius Strohmayer nach Gmünd. Er war imGegensatzzuseinenVorgängernnichtbereit,denProtestantenKonzessionenzu machen und wollte das Überhandnehmen der lutherischen Religion mitallen Mitteln verhindern. Die Protestanten ließen sich zunächst aber nichteinschüchtern. Viele von ihnen verweigerten die Abgabe des dem Pfarrerzustehenden Zehents. Ein besonderer Vorfall möge die damaligenVerhältnissebeleuchten:UmdenErzpriesterzuärgern,ließsichdervonder»allein seligmachendenReligion« abgefalleneChristianBeckh justament inderFastenzeit trauenundzogsamtderHochzeitsgesellschaftmitMusikvordas Haus des Archidiakons. Die vom Erzpriester beimprotestantenfreundlichenStadtrichterverlangteBestrafunglehntedieserab.

    Strohmayers energisches Auftreten gegen die Lutheraner veranlaßteErzherzogFerdinand, ihn zumerzherzoglichenHauptmannund zudemmitallen Machtmitteln ausgestatteten Stadtanwalt von Gmünd zu ernennen.Damit war er in seiner kirchlichen und weltlichen Doppelfunktion einGegengewichtzumevangelischgesinntenGrafenKhevenhüller,demInhaberderHerrschaftGmünd,der»demVolkedasübelsteBeispiel«gab.

    Als Stadtanwalt erhielt Strohmayer ausführliche Anweisungen undVollmachten für seine Aufgaben, u. a. war er auch bei jeder Ratssitzunganwesend. Anscheinend hatte er aber doch nicht das vom Erzherzoggewünschte Durchsetzungsvermögen, und deshalb entsandte dieser imFrühjahr1600vierKommissareindieHerrschaftGmünd.AusderenBerichtgeht hervor, daß die 12 Ratsherren des »inneren Rates« sowie derBürgermeister, der Stadtschreiber, der Spitalmeister und ein Schulmeisterprotestantischgesinnt seien.AlleStadtvertreterwurdenabgesetzt unddurchneue,demaltenGlaubentreugebliebeneMännerersetzt.

    Anfang September 1600 kam unter Führung des »Ketzerhammers« MartinBrenner, Bischof von Seckau, die von 300 Büchsenschützen begleiteteReligionsreformationskommission über den Katschberg für 70 Tage nachKärnten. Auf dem Wege nach Gmünd zerstörten die Musketiere inKremsbrücke das Bet- und Prädikantenhaus, ohne von den Knappen undHolzknechten, mit deren Widerstand man gerechnet hatte, behindert zuwerden.AlsdieNöringerBauerndieshörten, rissensie ihrBethausunddieWohnungdesPastorsselbernieder.

    AmDonnerstag,dem6.September1600,kamdieKommission,derauchderKärntnerLandeshauptmannundanderehochrangigegeistlicheundweltlichePersönlichkeiten angehörten, nach Gmünd. Die vier Tore wurden Tag undNacht bewacht, die Stadtschlüssel nahm der Befehlshaber an sich. Die

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  • Einquartierung der Kommissionsmitglieder und Musketiere erfolgteausschließlichinevangelischenHäusern;die»Papisten«,dietreugebliebenenKatholiken, verschonte man. Für Essen und Trinken hatten ebenfalls dieprotestantischen Quartiergeber zu sorgen. In manchen Fällen scheint maneinen zu großenAufwandgetrieben zu haben, sodaß »dieStadt in eiserstesUnvermögen und armut geratten« war. Gleich am ersten Tage zogen dieMusketierenachRadlundzerstörtendasdortigePrädikantenhaus.

    InGmündmußtenanmehrerenTagendieprotestantischenMännermitihrenFrauen in der Stadtpfarrkirche oder am Kirchplatz erscheinen, wo BischofBrennermehrerePredigtenzuverschiedenenThemenhielt.AufseinenBefehlmußten die lutherischen Bücher im Pfarrhof abgeliefert werden. ManverbranntesieeinigeTagespäterbeimPranger,derdamalsnochinderNähederPfarrkirchestand.

    BrennersHauptanliegenwarderTreueidzumaltenGlauben,denervonallenEinwohnernderGerichtsbezirkeGmündundRauchenkatschverlangte.Jenen,die die Eidesleistung verweigerten, wurde die Ausweisung innerhalb vonsechsWochenunddreiTagenangedroht.IhrVermögensolltegeschätztundjeder»10.Pfennig«zurückbehaltenwerden.AusdenvorhandenenUnterlagengehthervor, daßmandiese»Ausschaffungen« trotz allerErmahnungenundAndrohungen unter allerlei Vorwänden jahrelang hinauszögerte, weil dieBetroffenen zu den tüchtigsten Leuten gehörten und die Ausweisung daswirtschaftlicheLebenbeeinträchtigthätte.AuchHansRudolfvonRaitenau,demErzherzogFerdinand1601zur»vortpflanzungdercatholischenreligionund ausrottung deren in gemelter herrschaft aufnemender secten« denGmünder Besitz verpfändete, war kein Religionsfanatiker. In zahlreichenVerordnungen ermahnte er trotzdem seine Untertanen zum KirchenbesuchundzumEmpfangderSakramente.

    ErzherzogFerdinandsahsichpersönlichgenötigt,am18.August1603andieBewohner der ihm »eigenthümlichen herrschaft Gmündt« einMahnschreiben1 zu richten. In diesem grüßt er zunächst in der damalsüblichenumständlichenSpracheseineUntertanen.

    1DasOriginal befindet sich seit zwei Jahren im Besitze der StadtgemeindeGmünd

    Dann führt er an, daß auf seinen Befehl hin in der letzten Zeit an die»inwohner und pfarrleut vilfeltige vätterliche threuherzige vermahnungen«ergangen seien. Er anerkennt, daß viele Leute ihre Zusagen einhalten undwiederbeiden»ordentlichencatholischenpfarrernundseelsorgern«beichten

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  • und kommunizieren. Sehr bedauerlich sei es aber, daß »nicht wenig vonbürgern,unterthanenundinwohnern«derganzenHerrschaftnochbisjetzt»inirerseelischenwansinigkeitabstärig«verbleibenunddarin»posshaftigerundverkherter«werden.AlsLandesfürstwolleerzusolchem»frevel,muetwillenundungehorsamk«nichtmehrlängerschweigenundesseiseinfesterWille,alleszutun,umdie»wahrecatholischeReligion«zufördernunddiedagegen»eingerissenen seelischen irrthumben und spaltungen« auszurotten. DannforderterseineUntertanenauf,sichzumkatholischenGlaubenzubekennenoderauszuwandern.DenPfarrernerteilterdenAuftrag,»seelischeböseundvergüfftete püecher« von Haus zu Haus einzusammeln und zu verbrennen.Mit ernstlicher Bestrafung will er in Hinkunft gegen das »sündhafteergerliche fleischkochenundessen«andenFast-undAbstinenztagensowiedas »arbeiten, wagenfüeren und roboten« an den gebotenen Feiertagenvorgehen. Eine besonders strenge Bestrafung droht er jenen an, die»ausgeschaffte predicanten, schreiber und schuelmaister« beherbergen undverpflegen.

    Alle angedrohten und durchgeführten Maßnahmen gegen die AkatholikenscheinenzunächstnichtdengewünschtenErfolggebrachtzuhaben,obwohlRudolf von Raitenau immer wieder Ermahnungen an seine Untertanenrichtete. 1612gaber eine alljährlich aufzufrischende Instruktionheraus,dieprimärdenGlaubenbetraf.AllzuscharfkonnteerabergegendieProtestantendochnichtvorgehen,weilerausmehrerenGründeninbeachtlichefinanzielleSchwierigkeiten geraten war und bei befreundeten protestantischenAdelsfamilienwilligeDarlehensgeberfand.

    Nach Rudolfs Tod (1633) dürften die Verhältnisse für die Protestanten imLieser-undMaltatalwesentlichschlechtergewordensein.Leidergibtesausdieser Zeit relativ wenig Nachrichten. In Gmünd selbst scheint dieRekatholisierung baldErfolg gehabt zu haben, nicht aber in den ländlichenGebieten. In einem Bericht heißt es, daß »die Oberkärntner Bauernschaftschier aufdieHalbscheit der lutherischenSect beigetan« sei unddasdürfteauch in unserer Gegend weitgehend der Fall gewesen sein. Um sich nichteiner hartenBestrafung auszusetzen,waren diemeisten zumScheinwiederkatholischgewordenundgingenzumNachweisdafür zurOsterbeichte.DieAmtshandlungenwieTaufe,EheschlieBungundBegräbniswarensowiesoinden Händen der katholischen Priester. Im geheimen kamen die lutherischGesinntenanentlegenenOrtenzuevangelischenHausandachtenzusammen,bei denen aus Postillen (Predigtbüchern) sowie aus der Bibel vorgelesenwurde. Offenbar kamen lutherische Bücher in größerer Anzahl mit denFuhrleutenüberdieKatschbergstraßeinsLand,dennes istbekannt,daßderLandeshauptmannHannibalvonPorcia1717 inderHerrschaftGmündetwa

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  • 1000 evangelische Bücher beschlagnahmen ließ. Ab und zu erschieneninsgeheim auch ausländische Prädikanten, die in abgelegenen BauernhöfenunsererTälerGottesdienstemitAbendmahlfeiernabhielten.

    InderZeitderKaiserinMariaTheresiadeportiertemanzwischen1752und1755etwa850Kärntner—unterihnen10bis15ausderHerrschaftGmünd— auf eigeneKosten nach Siebenbürgen.Diese Zwangsaussiedlung nanntemanTransmigration.

    Zur Bekehrung der protestantischenUntertanenwurden in dieser Zeit auchzahlreiche Missionsstationen für »den außerordentlichen Zweck derBekämpfung der Häresie« (Ketzerei) eingerichtet. »Ausforschung undÜberwachung« der Akatholiken war die Hauptaufgabe der Missionare, dieGlieder einer eigenenOrganisationwaren undmit der Pfarrseelsorge nichtszu tunhatten. InGmündwaren langeZeit vierKapuzinerund inMalta einWeltpriester alsMissionare tätig, in derNöring, in Leoben und in Pleßnitzgab es eigene Missionsstationen. Sehr effizient scheint die Tätigkeit derMissionare nicht gewesen zu sein, denn diemeisten von ihnen suchten eingutes Einvernehmen mit der bäuerlichen Bevölkerung, von der sie auchabhängigwaren.

    ToleranzDie geistigenBewegungen desHumanismus und derAufklärung bewirktenab der Mitte des 17. Jahrhunderts ein Umdenken auf allen Gebieten. DieAufklärungvertratdieFreiheitdieGeistesunddieGedankender religiösenToleranz,dieauchdieKirchen-undKulturpolitikJosephsII.bestimmten.

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  • Toleranzedikt(ausdemSpittalerGemeindebrief:»80JahreLutherkirche«)

    Mit dem Toleranzpatent vom 13. Oktober 1781 gestattete dieser die freieReligionsausübungsowiedenBauvonBet-,Pastorats-undSchulhäusern.InKärnten entstanden kurz danach 14 evangelische Toleranzgemeinden,darunterbefandsichauchdiePfarrgemeindeRadl/Trebesingim»Gmündtal«.Durchetwa180JahrehattendieProtestantenauchbeiunsihrenGlaubeninaller Stille und unter großen Gefahren beibehalten und von Generation zuGenerationweitergegeben.

    ZurPfarrgemeindeTrebesinggehörteauchdasGebietvonDornbach/Malta,und es ist nicht uninteressant, daß bereits am 12. November 1782 imMalteinerschloß in Radl die erste evangelische Hochzeit stattfand. ImTrauungsbucherscheintalsBräutigamderBauerJosefPirker»aufderSaps«.

    Die Lutherischen in Nöring/Eisentratten errichteten sehr bald ein eigenes,hölzernesBethausundmachtensichbereitszweiJahrespäterselbständig.

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  • 1790 entstand imMaltatal unserePfarrgemeindeDornbach, nachdem schon1787 auf Betreiben und mit »warmer Unterstützung« des »evangelischgefirmten« Grafen Hieronymus Maria Lodron das Bethaus mit einerbesonderenZuhörernischefürdenGrafengebautwordenwar.DiefeierlicheEinweihung des »Tempels« erfolgte am 3. November 1787. Pastor KasparRaußausFeffernitzhielteinekleineEinweihungspredigt,PastorKlärnerausder Nöring sprach das Altargebet und der Trebesinger Pfarrer ChristophDreßlerhieltdieFestpredigt.1790wurdemitgroßerfinanziellerBeteiligungdesGrafenauchdasPastorats-undSchulhausgänzlichausgebaut.

    InnenansichtderKirche(rechts:SakristeiundZuhörernischedesGrafenHieronymusLodron)

    Da die nach demToleranzpatent erforderliche Seelenanzahl vorhandenwarundsichGrafHieronymusLodronauchbereiterklärthatte,diewesentlichenPersonal- und Erhaltungskosten zu übernehmen, stand der Gründung dereigenständigen Evangelischen Pfarrgemeinde Dornbach nichts mehr imWege.

    1790kamPastorMatthiasFerdinandKnopf,derzuvorschoninFeldamSeeundBleiburggewirkthatte,alsersterPfarrernachFischertratten.

    Dieneugegründete(»gestiftete«)lutherischeGemeindeDornbachschloßmitdemPatronatsherrnam1.März1791einenVertragab.Indiesemistzunächstfestgehalten,daßderGrafausseinemPrivatvermögen»nichtnurdenTempelund das Pastoratshaus beinahe vom Grunde aus erbaut, eingerichtet undgeziert« hat, sondern sich auch verpflichtet, für den Pastor jährlich einennamhaften Besoldungsbeitrag zu leisten. Weiters wird vereinbart, daß beieiner eventuellen Auflösung der Kirchengemeinde das ganze Vermögen andiegräflicheHerrschaft zurückfällt.DerPatronatsherr verpflichtet sich, von

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  • denZinsendesStiftungskapitalsvon8.000fl(Gulden)jährlich320flfürdenPastor,denSchullehrerundfürReparaturendurchdieherrschaftlicheKasseinvierRatenauszahlenzulassen.

    DieerstenPfarrererhieltennebenanderenZuwendungeninbaremGelde450fl Jahresgehalt (232 fl vom Patronatsherrn, den Rest von derKirchengemeinde).

    Kirchevonaußen(ältesteAufnahme)

    KurznachderGründungderKirchengemeindeverfaßtemanimNamenallerMitglieder ein langes Schreiben, um dem Patronatsherrn den»unterthänigsten,treugehorsamstenDankabzustattenfürdieaußerordentlicheWohltat,diederganzenGemeindewiderfahren«sei.

    Am Montag, dem 19. Dezember 1791, erschien in der »GrazerBauernzeitung« ein Artikel, der hier auszugsweise wiedergegeben werdensoll:»EbenerhaltenwirfolgendeNachrichtausGmündinKärnten:Dervonseinen Unterthanen allgemein geliebte Herr Graf Hieronymus von Lodron,Herr der Herrschaften Gmünd, Sommeregg und Rauchenkatsch, hat zumBesten seiner zahlreichen protestantischen Unterthanen in dem OrteDornbachnächstGmündeinenPastornebsteinemSchullehrergestiftet,undderenUnterhaltmittelsAnlegungeinesKapitalsvondendavonabfallendenInteressenaufkünftigeZeitengesichert,umdadurchdiejährlichenAusgabenseiner Unterthanen merklich zu erleichtern. Man sieht es mit wahremVergnügen,wiesichdergestifteteHerrPastorKnopfdieBildungderJugendin der häuslichenWirtschaft und in denSitten angelegen sein läßt undwie

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  • sichdessenwürdigeGattinbeschäftigt,denBauernmädchendasNähenundStrickenbeizubringen.«(Interessen=Zinsen)

    Die Gründung der Evangelischen Pfarrgemeinde Dornbach war für denPatronatsherrn nicht ganz unproblematisch, denn als Katholik wurde er fürsein Tun zur Verantwortung gezogen. Der Fürstbischof von Gurk, AltgrafSalm-Reiffenscheidt—bekanntgewordendurchdieOrganisationdererstenGlocknerbesteigungen—weilte fünfvolleTage inGmünd, umdenGrafenLodronvonseinenakatholischenNeigungenabzubringen.DadiemündlichenAussprachenzukeinemErfolggeführthatten,sandtederBischofsofortnachseinerRückkehrnachKlagenfurtdemGrafeneinneunseitigesSchreiben,dasan Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Auf Ersuchen des Bischofsrichteten auch der Landeshauptmann und der Kreishauptmann von VillachähnlichlautendeBriefeandenGrafen.NebenanderenVorwürfenwarenvorallem die häufigen »Tempelbesuche« der Stein des Anstoßes. In seinemAntwortschreiben an den Bischof verwahrt sich Hieronymus gegen diegeplante Anzeige beim Kaiser und gegen die sonstigen »beleidigendenHerabsetzungen«, die er sich als Grund- und Gerichtsherr nicht gefallenlassen müsse.Weiters habe er nicht versprochen, auf das Tempelgehen zuverzichten,erkönne»nochimmerkatholischerKristseynundPredigtenvomEvangelioinBethäußernanhören«.

    KurzeZeitspäterscheintesdochzueinemVergleichmitseinenObrigkeitengekommen zu sein, denn in einem inSalzburgverfaßten freundschaftlichenSchreibenteiltderPatronatsherrdem»hochwürdigen,hochgelehrten«PfarrerM. F. Knopf in Dornbachmit, daß er vom Bischof und Landeshauptmann»losgesprochen«wordensei,daer»reversiert« (sichschriftlichverpflichtet)habe, »im Herzogthum Kärnten in kein Bethaus mehr zu tretten«.WeitersschreibterindiesemBrief:»Ichbinjedochgesinntwievorhin,undwerdeesmitGottesBeistandauchsobleiben«.TatsächlichförderteerauchweiterhinalleevangelischenGemeindendesGmündtales.Soverteilteerbeispielsweisein TrebesingNot- undHilfsbüchlein.Die Eisentrattner verdanken ihm, daßsieimJahre1802gegendiegeltendenVorschrifteneinsteinernesBethausmitBarockfassadeundBogenfensternerrichtenkonnten.

    Trotz eigener finanzieller Belastungen kam er als Patronatsherr derEvangelischenPfarrgemeindeDornbachnochbis1812seineneingegangenenVerpflichtungen nach. Infolge schwerer Unglücksfälle konnte er sie späterabernichtmehrerfüllen.

    Im Taufregister der neuen Kirchengemeinde »auf der Fischertratten beyDornbach,angefangtden29tenDezember1790«,istunterdiesemDatumdie

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  • 1796

    1805

    1808

    1797,1805,1806

    1812

    1817

    1818

    1832

    1834

    erste Eintragung das unehelich geborene Mädchen ElisabethaBrochendorferin.

    Die erste Trauung— übrigens die einzige im ganzen Jahr— war am 14.Hornung (Feber) 1791. Der Bräutigam Jakob Jury (46) wohnte in derDrakskeusche in der Schönau und dieBrautElisabethaWegschaiderin (39)kamoffenbarausdem»Hinterland«.

    SehraufschlußreichistdasSterbebuch.AufdererstenSeitesindvonJännerbisSeptember1791zwölfSterbefälleeingetragen,davonsiebenKinder,diealleander»Freiß«verstorbensind.ImSommer1797sindaufeinereinzigenSeite 10Todesfälle verzeichnet, unter ihnen auchPfarrerM.F.Knopf.BeiallenwardieRuhrdieTodesursache.

    Das19.JahrhundertDainunsererPfarrgemeinde leiderkeineChronikvorhanden ist,gibtes fürdie Zeit nach ihrer Gründung nur spärliche Nachrichten. Aus denvorhandenen Aufzeichnungen sollen hier einige allgemein interessierendeBegebenheitenangeführtwerden:

    ersteVisitationderPfarrgemeindeDornbachdurchSeniorWucherer.

    denPredigernwirdeingeschärft,überdieNotwendigkeitderImpfungzupredigenunddasKonzeptderPredigtzurVorweisungandieBehördenaufzubewahren.

    EinHofdekretordnetan,daßKatholiken,diezurevangelischenReligionübertretenwollen,währenddessechswöchigenkatholischenUnterrichtesjedenUmgangmitAkatholikenzumeidenhaben.

    FranzösischeBesetzungOberkärntens.

    DiePfarrgemeindeDornbachwird,weilsiekeineneigenenPastorhat,vonEisentratten»vicarisiert«(Fillalgemeinde).

    GroßesJubiläumsfestderPfarrgemeindenTrebesing,UnterhausundDornbachinTrebesing:300JahreThesenanschlaginWittenberg.

    ImLiesertalundbesondersim»Vikariat«Dornbachgrassierteine»hitzigeKrankheit«,andervieleLeutesterben.

    PastorChristianWieserkommtnachDornbach,nach20JahrenwirddiePfarrgemeindewiederselbständig.

    Am25.MärzkonfirmiertPastorKonradLudwigvonSattler18

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  • 1840

    1842

    1861

    1870

    1877

    1897

    1897

    Knabenund11Mädchen.

    Inder»PfarreMalthein«befindensich53»schulfähige«protestantischeKinder(22Knabenund31Mädchen).

    SeelenstandderEvangelischenPfarrgemeindeDornbach:335männlich,325weiblich=660Seelen,aufgenommenvomSchullehrerGeorgAmlacher,derdie»BeschreibungvonHauszuHaus«vorgenommenhat.IndiesemJahregibtesnurneunKonfirmanden.

    Protestantenpatent:RechtlicheGleichstellungderevangelischenKirche.

    Diemöglicherweiseschon1785bestehende,vonderPfarrgemeindealleinzuerhaltendekonfessionelleSchuleinFischertrattenwirdöffentlicheVolksschule.DieBesoldungderLehrerübernimmtnunderStaat.

    ErstesGustav-Adolf-FestinderPfarrgemeindeDornbach.VollversammlungimGasthausdesJosefNeuschitzer,vorm.Kuhn,deseinzigenevangelischenWirtesvonGmünd(heuteGasthofKrämmer).

    16./17.Juni:ZweitesGustav-Adolf-FestinFischertrattenundGmünd.DenperBahninSpittalangekommenenFestgästenstehendieFahrgelegenheitenderDornbacherzurVerfügung,diesieüberdie»neuerbaute,romantischeReichsstraßeinlangemWagenzuge«nachGmündbringen.

    7.November:EinweihungderneuenVolksschuleinFischertratten.

    AusderjüngerenVergangenheit:GEMEINSAMBAUEN—GEMEINSAMFEIERN

    KircheFischertrattenWie aus denProtokollbüchern hervorgeht,wurden an derKirche in diesemJahrhunderteinigeRenovierungsarbeitenvorgenommen.

    Da 1925 das Gustav-Adolf-Fest in Dornbach stattfand, veranlaßte PfarrerValentinSchmidt,dieKircheinnenundaußenneuzuweißen.Damalsbefandsich eine Sakristei in der vorderen rechten Ecke der Kirche. Sie wurde imZugedieserRenovierungabgerissenundhinterdenAltarverlegt,derdeshalbnachvornegerücktwerdenmußte.

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  • Auch der Friedhof wurde nach vorne hin erweitert und eine neueFriedhofsmauererrichtet,dadiealtegrößtenteilszerfallenwar.

    In den Dreißigerjahren und während des Zweiten Weltkrieges konntenaufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage keine Baumaßnahmendurchgeführtwerden.AußerdemrücktePfarrerRobertJohnezurWehrmachtein. Dornbach wurde während dieser Zeit von Pfarrer Karl Schimik ausEisentrattenbetreut.

    UnsereKircheanderEingangsseite

    Unter großen finanziellen Schwierigkeiten mußte die Kirche Anfang derFünzigerjahreunterPfarrerRudolfJauernigrenoviertwerden.Siewurdeneugefärbelt, neue Sprüche und Leuchten wurden angebracht — wie es derdamaligenZeitentsprach.

    Vor allem mußte eine neue Decke eingezogen werden, da die alte vomHolzwurmbefallenwarundeinzustürzendrohte.DieseArbeitenkonntennurdurchgeführt werden, weil sich die Bauern verpflichteten, je nach ihremBesitz Holz beizustellen, und viele Gemeindeglieder leisteten freiwilligeSchichten. Robert Steiner, ein gebürtiger Gmünder Künstler, gestaltete dieneue Decke. So zeigte sich der Gottesdienstraum noch bis vor wenigenWochendemBesucher.

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  • Inden letztenJahrenstelltedieGemeindevertretung fest,esseianderZeit,daßauchunsereGenerationihrenBeitragzurErhaltungderKircheleiste.VorzweiJahrenwurdedasDachneugedecktundindiesemJahrausAnlaßdes200-Jahr-JubiläumsderInnenraumgefärbelt.UrsprünglicheFarbgebungundSchriftendientenalsVorlagedazu.

    Damit ist heute einwichtiger Teil derRenovierungsarbeiten abgeschlossen.UmeinharmonischesGesamtbildzuerhalten,werdenindennächstenJahrenauch Ausbesserungsarbeiten am Altar notwendig sein. Außerdem muß derBoden erneuert werden. Auch soll der Wunsch nach bequemerenKirchenbänkennichtüberhörtwerden.

    DieDurchführungdieserBaumaßnahmenwar und ist auchheute nur durchdie Opferbereitschaft der Gemeindeglieder möglich. Es wird auch weiterunserBestrebensein,dieBauten,dieunsereVorfahrenuntergroßenOpfernerrichtethaben,ineinemwürdigenZustandzuerhalten.

    UnserKanzelaltarinFischertrattenvonAltbischofOskarSakrausky

    Als die »geheimen Protestanten« nach dem Toleranzpatent Josephs II. imJahre 1781 darangingen ihre Bethäuser zu bauen, wollten sie auch einen»evangelischen« Altar in ihrem Bethaus haben. Sie wandten sich an dasnächsteevangelischeGebietinDeutschland,indieGegendvonAnsbachundNürnberg, wohin sich schon viel früher verfolgte Protestanten aus Kärntenbegeben hatten. Dort sahen sie den brandenburgisch-markgräflichenKanzelaltar.

    DieserKanzelaltarvereintdiePredigtdesWortesGottesmitdemsichtbarenWortGottesimSakramentderTaufeunddesAbendmahlesineinemStück.Damitwirdeigentlichdaraufhingewiesen,daßdiePredigtnurdannPredigtist, wenn sie dasWortGottes auslegt und die Sakramente nur dann solchesind,wennsiemitdemWortGottesverbundensind.Damitwirdangedeutet,daß für uns Evangelische das Wort Gottes Grund und Quelle unseresGlaubenslebensist.DieGemeindeistumdasWortGottesversammelt.

    DasLammaufdemBuchmitdensiebenSiegeln(Offb.5.u.6)zeigtJesusChristus als den kommendenHerrn, der nach den schrecklichenPlagen derVerfolgung die leidenden Christen in seine vergebende Barmherzigkeitaufnehmen und trösten wird: »Und Gott wird abwischen alle Tränen von

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  • ihrenAugenundderTodwirdnichtmehrseinnochGeschreinochSchmerzwirdmehrsein,denndasErsteistvergangen«.

    DerKanzelaltar

    PredigtstationGmündImJahre1922begannPfarrerValentinSchmidt(spätererSuperintendentvonNiederösterreich) mit der Abhaltung von Gottesdiensten in Gmünd. DieGläubigen versammelten sich dazu am Sonntagnachmittag in einem

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  • KlassenzimmerderVolksschule.

    DieseSituationändertesicherstunterPfarrerRudolfJauernig.NachlängerenVerhandlungenkonntedankdesentschiedenenEintretensvonPresbyterVDHellmuthMadritschderAhnensaalimSchloßauf20Jahregemietetwerden.DieserSaalmitseinemprachtvollenWand-undDeckenschmuckeignetesichhervorragendzurAusgestaltungalsBetsaal.

    Am29. Juni1958nahmSuperintendentGerhardGlawischnigdie feierlicheEinweihung vor. Viele Gmünder waren dazugekommen. Doch die FreudeübereineneigenenGottesdienstraumwährtenichtlange:NochvorAblaufder20jährigenMietzeitverlorendieEvangelischenvonGmünddiesenRaum,dadergesamteersteStockdesSchlosseszuSchulklassenumgebautwurde.

    BetsaalinGmünd

    Seither findendieevangelischenSonntagsgottesdienste imTrauungssaalderStadtgemeinde und die Trauergottesdienste bei Begräbnissen in derStadtpfarrkirchestatt.

    UmdieseSituationzuändern,kauftediePfarrgemeinde1985einGrundstückinGries/Lieser,umdorteineKircheodereinenGottesdienstraumzubauen.Diese Pläne wurden aber zurückgestellt, als man 1986 den Versuchunternahm, die restaurierungsbedürftige Pankratiuskirche, derzeit einLagerhaus,alsKirchefürdieEvangelischenzugewinnen.

    Sollte das in absehbarer Zukunft jedoch nicht möglich sein, sieht es dieGemeindevertretung als ihr Ziel an, im Ortsteil Gries einen Neubau zuerrichten.

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  • PfarrhausFischertratten

    Vermutlich schon 1785 wurde das alte Pfarrhaus, das gleichzeitig auchSchulhaus war, erbaut. Stolz trug es den mit einer Glocke ausgestattetenGlockenturm,aufdessenSpitzederLodron’scheLöweangebrachtwar.Daswar für die damalige Zeit sicherlich eine Besonderheit. Bisher hatten 13Pfarrer,aberauchdie jeweiligenLehrerundMesnermit ihrenFamiliendasPfarrhausbewohnt.Als1972PfarrerErnstDietrich inPensionging,konnteundwolltemaneinemnachfolgendenPfarrernichtzumuten,indasbaufälligePfarrhauseinzuziehen.

    Die Planung desNeubaues fiel in eine schwere Zeit, da die Pfarrgemeindeohne eigenen Pfarrer war. Aber Administrator Pfarrer Hans Lein ausEisentratten unterstützte gemeinsammitKurator JohannMahlermit ganzerKraft das Vorhaben. Nach vielen Sitzungen und Ansuchen konnteSuperintendent Paul Pellar am 29.Oktober 1978 dieGrundsteinlegung undschon ein knappes Jahr später die feierliche Einweihung vornehmen. Imneuen Pfarrhaus befinden sich neben der Wohnung des Pfarrers noch diePfarrkanzlei,derGemeindesaalundeineKurpredigerwohnung.

    DienotwendigenGeldmittelkonntennurmitHilfedesÖsterreichischenundDeutschen Gustav-Adolf-Werkes aufgebracht werden. Weiters erhielt diePfarrgemeinde großzügige Unterstützung von der politischen GemeindeMalta, von der Baunothilfe der Superintendentur, durch die Baukollekte zuOstern1979unddurchSpendendereigenenGemeindeglieder.

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  • DasaltePfarrhausmitGlockenturm

    DasneuePfarrhaus

    GlockenturmImJahre1978wurdedasaltePfarrhausabgebrochen.DieGlockefandihrenPlatz in der Tenne des Mesnerhauses, ein ungewöhnlicher Ort für eine

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  • Glocke!Manwarsichdarüberklar,dieskonntekeineDauerlösungsein!

    Darüber wurde in vielen Sitzungen beraten. Die Pläne reichten vonfreistehenden Holzkonstruktionen über einen angebauten Turm an dasPfarrhaus bis zu einem Reiter auf der Kirche. Letzteres wäre sicher eineideale Lösung gewesen. Da es aber nurmehr wenige Toleranzbethäuser inihrerursprünglichenFormgibt,sollteunsererKirchedieserCharakterdurcheinenTurmnichtgenommenwerden.

    Schließlich entschiedman sich für die heutige Form, in der sich der TurmdemGiebelderKircheanpaßt.

    GleichzeitigmitdemBaudesTurmeswurdeauchnocheinezweiteGlocke—die»Vater-unser-Glocke«—angeschafft.

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  • Glockenturm

    Gemeinsamfeiern»EinLebenohneFeste,istwieeineWanderschaftohneEinkehr«,hateinmaljemand gesagt. So ist es auch im Leben einer Pfarrgemeinde wichtig, daßnichtnurgebaut,sondernauchgefeiertwird.

    Das fängt mit den Gottesdiensten an. Jeder Sonntag erinnert uns an dieAuferstehungJesuChristi,andenSiegdesLebensüberdenTod,woranauchwir teilhaben dürfen. So kommtman in der Pfarrgemeinde imGottesdienst

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  • zusammeninFischertrattenundGmünd.

    Wie gut ist es doch, daßwir Orte haben, an denenwir uns regelmäßig, inFreiheit unterGottesWort treffen und begegnen können.Dankbar sindwirfürallesEntgegenkommen.WirdenkendabeiandieStadtgemeindeGmünd,welcheuns fürdie sonntäglichenGottesdienstedenRathaussaalund fürdieSchülergottesdienste den Stadtsaal zur Verfügung stellt. Einmal im Jahr(Pfingstmontag) feiern wir auch innerhalb der geschichtsträchtigenMauernder alten Burg in Gmünd den Gottesdienst. Dankbar sind wir auch denrömisch-katholischenPfarrgemeindenfürdieÜberlassungderKirchenzudenTrauerfeiernbeidenBegräbnissen.Immerwiederistesauchschön,daßwirgemeinsam ökumenisch feiern, bei Festen, Einweihungen,Berggottesdiensten, an Allerheiligen und nicht zuletzt sei hier derWeltgebetstag der Frauen erwähnt, welcher zu einem festen ökumenischenBestandteilimJahresablaufgehört.

    Dankbar sind wir für die Mitarbeiter, die immer gerne mit anpacken undmitwirken, sowohl bei den regelmäßigenVeranstaltungenwie auch bei denbesonderenFesten der Pfarrgemeinde.Wir denken hier an dieMesnerleute,Organisten, andenPosaunenchor, andieMitarbeiter imKindergottesdienst,in derKinder- und Jugendarbeit, an dieMitarbeiter imFrauenkreis und beiden Bibelstunden. Bei größeren Festen dürfen wir auch mit derTrachtenkapelleMalta,denGesangvereinenundChörenrechnen.SokanndasLeben immer wieder zu einem Fest werden, wo man zusammenkommt,zusammenhilftundeinjederseineGabenzurFreudederandereneinbringt.

    ImmerwiedergibtesHöhepunkte:

    Höhepunkte sind die großen Feste im Kirchenjahr, wo groß und klein imGottesdienstversammeltsind.AmHeiligenAbendkommteseinemvor,daßdieKircheindenStallvonBethlehemverwandeltwird,wenndieKinderihrKrippenspielaufführen.

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  • KrippenspielderKinder

    Konfirmationen

    Es ist jedes Jahr ein Fest, wenn jungeMenschen, im christlichen Glaubenunterwiesen,ihrJazumHerrnunseresLebensbekennenunddenSegenuntereinempersönlichzugesprochenenGotteswortempfangen.JedemPfarreristesdabei ein Anliegen, daß der Glaube sich dem Lebensweg eines jeden alstragende und helfende Kraft erweist, ist doch jede Konfirmation nicht dasEnde, sondern vielmehr ein Festmachen an der Hand Gottes, welche unsführen und leiten will auf seinem Weg zu seinem Ziel. Und das ist keinEinzelgängertum,sonderndasBleibeninderGemeindebeidergemeinsamenWanderschaft.

    PfarrerRobertJohnemitKonfirmanden(1928)

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  • »Herr,wirgehenHandinHand,WandrernachdemVaterland;LaßdeinAntlitzmitunsgehn,biswirganzimLichtestehn.«

    PfarrerMartinLeidigmitKonfirmanden(1979)

    Pfarrhauseinweihung

    UntergroßerBeteiligungderBevölkerungdesMalta-undLiesertaleswurdeam 14. Oktober 1979 das neue Pfarrhaus eingeweiht. Es ist ein schönesZuhause für die Pfarrfamilie und ein Ort der Begegnung. Auch dieKurprediger in den Sommermonaten Juli und August fühlen sich in derKurpredigerwohnung recht wohl. Durch ihren Dienst ergeben sich manchguteKontakteundVerbindungen.ImGemeinderaumtreffensichregelmäßigdieKinderzumKindergottesdienstundzurJungschar,dieKonfirmandenzumUnterricht, die Frauen zum Frauenkreis und die Mitarbeiter zu ihrenBesprechungen.IndenletztenJahrenhabenwir,wieesauchschonimaltenPfarrhauswar, eineVolksschulklasse imHause.Auch dadurch besteht eineguteVerbindungzurörtlichenSchule.

    Gustav-Adolf-Feste

    HöhepunkteinderevangelischenKirchesinddiealljährlichenGustav-Adolf-Feste. Die Gemeinden kommen zusammen, begegnen einander, hörenvoneinanderundeinerhilftdemanderen.

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  • Ursprünglich wollte man dem Schwedenkönig Gustav Adolf, der denbedrängtenEvangelischenimDreißigjährigenKriegzuHilfegekommenwar,zu seinem 200. Todestag (6. November 1632— Schlacht bei Lützen) einDenkmal setzen. Bei den Überlegungen wurde die Idee geboren, einenHilfsverein insLebenzu rufen,umdenevangelischenGlaubensgenossen inderDiaspora,überGrenzenhinweg,helfenzukönnen.ImJahre1832wurdein Leipzig das Gustav-Adolf-Werk in Deutschland gegründet. 1861(Protestantengesetz/Gleichberechtigung) erfolgte die Gründung des Gustav-Adolf-VereinsinÖsterreich.

    DieGustav-Adolf-Sammlungen und -Feste stehen von alters her unter demWahlspruch: »Tut Gutes an jedermann — allermeist an des GlaubensGenossen.«

    InDornbach fanden fünfGustav-Adolf-Feste statt: 1877, 1897, 1925, 1963und 1982. Auch wir haben bei unseren Baumaßnahmen immer wiederbeachtliche finanzielle Zuwendungen erhalten, worüber wir uns gefreuthaben,wofürwirdankbarsindunddarumauchimmerwiederselbstbeitragenwollenmitunseremSammelnundSpenden.

    20jährigesJubiläumdesPosaunenchoresImJahre1963kamPfarrerErnstDietrichinunsereGemeinde,dernebendenanderen pfarramtlichen Tätigkeiten einen Auftrag mit besonderer Hingabeausgeführthat: »LobetdenHerrnmitPosaunen!«Am30. Juni1985 feierteder Posaunenchor Dornbach sein 20jähriges Bestehen. In Verbindung mitdem 150jährigen Jubiläum der Stadtkapelle Gmünd fand in derStadtpfarrkirche ein ökumenischer Gottesdienst statt. In der dazuerschienenenFestschrift schreibt PfarrerDietrich: »Ort undZeit derGeburtdes Posaunenchores Dornbach ist das Pfarrhaus Fischertratten am 13.November 1963 … Der Posaunenchor, dessen Glieder fast alle bei Nullanfingen,machteguteFortschritte.BereitsimJahre1965nahmaufEinladungder rheinischen Kirche der Posaunenchor Dornbach mit 30 Bläsern als»PosaunenchorÖsterreich«amKirchentag inKöln teil…InderGemeindeDornbach übernahm der Chor liturgische Aufgaben anstelle des fehlendenOrganisten und der reparaturbedürftigenOrgel. SeineEinsatzbereitschaft isterfreulich.«Auchheutenoch,im84.Lebensjahr,versiehtPfarrerDietrichdenDienstmitdemPosaunenchor,wofürwir ihmrechtdankbarsind.Mögedas»LobGottesmitPosaunen«nichtverstummen.

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  • PosaunenchorDornbachunterLeitungvonPfarrerErnstDietrich

    GlockenweiheGlockenturmeinweihungSeitdemJahre1985läuteninderKircheinFischertrattenzweiGlocken.

    DiealteGlocke:

    Die ursprünglich im alten Pfarrhaus in Fischertratten inBetrieb gestandeneGlocke stammt aus dem Jahre 1849, gegossen von Rudolf Gollner ausVillach.SieisteineRarität,gibtesdochvondieserGießereinurmehrwenigeGlocken, die imSinne desDenkmalschutzes einzustufen sind. Sie trägt einKruzifix und wird als Taufglocke gebraucht. Außerdem erklingt sie beimZügenläutenundbeiderÜberführungeinesverstorbenenGemeindegliedes.

    DieneueGlocke:

    Siewurde imBeiseineinerAbordnungdesPresbyteriumsam25. Juli1985bei der FirmaGrassmayr in Innsbruck gegossen.Die Einholungwar am 5.Oktober1985,dieGlockenweiheamToten-undEwigkeitssonntag,dem24.November1985.SieistalsVater-unser-GlockeinGebrauch.Außerdemläutetsiemittagsum12Uhrundabendsum19Uhr.BildlicheDarstellungaufderGlocke:KruzifixundobenalsKranz:dieLutherrose.Inschrift:»VaterunserimHimmelgeheiligtwerdedeinName«.

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  • DarüberhinausbesitztdiePfarrgemeindezweiweitereGlockenimStadtturminGmünd,welcheebenfallszumGottesdienstrufenundanderenGeläutwirunserfreuen.

    Ein geschichtliches Ereignis war für uns auch die Einweihung desGlockenturmes in Fischertratten am Sonntag, dem 22. Juni 1986.Superintendent Paul Pellar hielt die Festpredigt und nahm die feierlicheEinweihungvor.

    PfarrwiesenfesteWenn esGrund zumFeiern gibt, verbindenwir das auch immermit einemgemütlichenBeisammenseinaufderPfarrwiese:

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  • PfarrwiesenfestnachderAmtseinführungvonPfarrerSiegfriedLewinam19.Juni1988

    Das Leben einer Pfarrgemeinde wird verantwortet von derGemeindevertretung, auswelcher das Presbyteriummit seinenAmtsträgerngewähltwird.

    GemeindevertretungbeiderAmtseinführungvonPfarrerRudolfJauernigam23.Mai1948.DiegeistlichenHerren(v.l.n.r):SeniorReinhardBünker(Trebesing),SuperintendentDr.FritzZerbst,PfarrerRudolfJauernigund

    PfarrerKarlSchimik(Eisentratten)

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  • Religionslehrer:

    KindergottesdienstKinderstundeJungschar:

    Organisten:

    Mesner:

    Gemeindevertretungseit1.1.1988

    MitarbeiterunsererPfarrgemeindeMargaretheLeitnerRenateLewinElfriedePayerMartinaWeißburger

    HannesGrafMargaretheLeitnerRenateLewinAlfredPreimlMartinaWeißburger

    MargaretheAstnerRenateLewinElfriedePayer

    GeorgundLieslOberwinkler(1984—1990)ErikaundSiegwaldGangl,Fischertratten(seitMärz1990)MargaretheAstnerundJosefLeitner,GmündJosefPirker,LäutedienstinGmünd

    DiePfarrerderEvangelischen

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  • MitarbeiterandieserFestschrift:

    MatthäusKnopf 1790—1797

    JohannOverbeck 1797—1802

    MichaelSchmal 1802—1812

    ChristianWieser 1832—1833

    KonradLudwigvonSattler 1833—1837

    CarlWack 1840—1887

    KonradRaschke 1890—1921

    ValentinSchmidt 1922—1926

    RobertJohne 1927—1947

    RudolfJauernig 1947—1963

    ErnstDietrich 1963—1973

    MartinLeidig 1977—1984

    SiegfriedLewin seit1984

    PfarrgemeindeDornbach

    MariaBacher,SapsHelmutFertin,GmündWalterKlose,KreuschlachJosefKofler,GmündAdolfLeitner,GroßhattenbergSiegfriedLewin,FischertrattenElfriedePayer,GmündHans-PeterSchaar,MaltaOskarSakrausky,FresachHerbertWagner,GmündKurtZechner,Fischertratten

    QuellennachweiszumgeschichtlichenTeil

    1. Archivalien:Gräflich Lodron’sches Archiv, aufbewahrt im Kärntner Landesarchiv

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  • Klagenfurt.ArchivederEvang.PfarrgemeindenDornbachundTrebesing.

    2. ZeitschriftenundBücher:HandbuchderhistorischenStättenÖsterreichs,Il.Band,Kröner-Verlag.Bünker Pellar Reischer, Die evangelischeKirche inKärnten einst undjetzt(1981).

    Dr. Anton Granitzer, Das Archidiakonat Oberkärnten vor und in derReformation(Dissertation1972).

    Dr.PeterG.Tropper,StaatlicheKirchenpolitik,GeheimprotestantismusundkatholischeMissioninKärnten(KärntnerGeschichtsverein).

    Franz Reischer, Die Toleranzgemeinden Kärntens nach einemVisitationsberichtvomJahre1786(KärntnerGeschichtsverein).

    GeorgBroll,AusGmündsvergangenenTagen,1.und2.Lieferung.KarlLax,AusderChronikvonGmündinKärnten.HermannBraumüller,GeschichtevonKärnten(VerlagKollitsch).

    ZurFinanzierungdieserFestschrifthabenindankenswerterWeisebeigetragen:

    GemeindeMaltaStadtgemeindeGmündGemeindeTrebesingVolksbankGmündRaiffeisenbankLiesertal,GmündRaiffeisenkasseMaltaRaiffeisenlagerhausGmündÖsterreichischeDraukraftwerkeAGKlagenfurtReißeck-Kreuzeck-Maltatal-TouristikGesmbH.ArbeitsgemeinschaftSperreKölnbreinDachdeckermeisterBrugger,SeebodenRestauratorWalterCampidell,Feistritz/DrauGlockengießereiGrassmayr,InnsbruckSpenglereiKlebermaß,GmündBauunternehmungStrasser,Malta

    Die Pfarrgemeinde Dornbach dankt an dieser Stelle derpolitischen Gemeinde Malta mit Bürgermeister Kommerzialrat

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  • HansKochfürdiegroßzügigefinanzielleUnterstützungbeiallenBaumaßnahmenderletztenJahre.

    Dank sagen wir auch allen, die uns in letzter Zeit beiverschiedenen Renovierungsarbeiten unentgeltlich geholfenhaben:

    KurtBrunner,ZimmermannErnaBondideAntoni,HausfrauReinholdMahler,TischlermeisterHeinzMiklautz,AntiquitätenGerhardTruskaller,TischlermeisterJosefPossegger,Maurer

    HerzlichenDank auch für alle sonstigenSpenden und für allenEinsatzzumgutenGelingenunseresJubiläumsfestes!

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    200 JAHRE EVANGELISCHE PFARRGEMEINDE A.B. DORNBACHGrußwort des BischofsGrußwort zum 200jährigen Bestandsjubiläum der Evang. Pfarrgemeinde A. B. DornbachGrußwortDie Evangelische Pfarrgemeinde DornbachDie Grundherrschaften ab dem 16. JahrhundertDas Archidiakonat OberkärntenDie ReformationGegenreformation und GeheimprotestantismusDie Lage in ÖsterreichDie Gegenreformation in der Herrschaft GmündToleranzDas 19. JahrhundertKirche FischertrattenUnser Kanzelaltar in FischertrattenPredigtstation GmündPfarrhaus FischertrattenGlockenturmGemeinsam feiernKonfirmationenPfarrhauseinweihung

    Gustav-Adolf-Feste20jähriges Jubiläum des PosaunenchoresGlockenweihe GlockenturmeinweihungDie alte Glocke:Die neue Glocke:

    PfarrwiesenfesteMitarbeiter unserer PfarrgemeindeDie Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde DornbachQuellennachweis zum geschichtlichen TeilZur Finanzierung dieser Festschrift haben in dankenswerter Weise beigetragen: