2012-10_juanes

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 55 54 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. I latin-pop I Juanes live: An der Avo Session Basel spielt der kolumbianische Superstar unplugged. Mega-Event: ein Friedenskonzert von Juanes. Ein Musiker mit einer Botschaft für die Welt: Juan Esteban Aristizábal Vázquez alias Juanes. Juanes Mi. 31. Oktober, AVO Session, Musical Theater Basel Er gilt als populärster und erfolgreichster Musiker Lateinamerikas. In seiner Heimat füllt er Fussball- stadien. Nach Basel kommt er in kleiner Besetzung. Juanes – ganz intim. Latin Lover mit einer Botschaft für die Welt «Die Schweiz erinnert mich an Medellín» Juanes, Sie wurden in der kolumbiani- schen Stadt Medellín geboren. Bei uns hat dieser Ort vor allem Schlagzeilen ge- macht als Metropole der Drogen-Mafia. Haben wir ein falsches Bild von Ihrer Hei- mat? In den vergangenen 20 Jahren hat sich vieles verändert. In den 80ern war Medellín eine der gefährlichsten Städte der Welt. Heute ist das anders. Die Regierung verhandelt mit den Farc-Rebellen über Frieden, und das Leben in der Stadt hat sich normalisiert. Haben die Gewalt und Terror in Ihrem Land Ihre Sicht der Welt geprägt? Ich glaube schon. Mit 13 gründete ich eine Heavy-Metal-Band. Wir schrieben Songs als Protest gegen diese Gewalt. Heute tönt Ihre Musik komplett anders. Warum dieser Stilwechsel? Mein Vater und meine Brüder machten alle Folk-Musik. Ich wuchs damit auf. Nach mei- ner Rock-Phase begann ich, die Elemente die- ser beiden Stile zu mixen und ich fand diesen Sound, mit dem ich am besten meine Gedan- ken und Gefühle ausdrücken kann. Spielte es eine Rolle, dass Folk-Musik sich besser verkauft als Heavy Metal? Nein, das glaube ich nicht. Ich habe immer versucht, die Musik zu machen, die mir per- sönlich am meisten gefällt. Da spielen kom- merzielle Aspekte keine Rolle. Einer Ihrer grössten Hits ist «A Dios Le Pido». Der Text ist wie ein Gebet. Glau- ben Sie an Gott? Ja, aber ich bin kein Anhänger einer spezi- fischen Religion. Gott ist für mich eher etwas Abstraktes wie Kraft, Energie, das Universum, das Licht – aber nicht irgendeine Person. Ich glaube an Jesus und Buddha wie ich auch an Bob Marley glaube: Alle waren grosse Leader. Beten Sie oft? Ja, eigentlich jeden Tag. Aber ich sage dabei keine Gedichte auf, sondern meditiere. Hat Gott Ihnen beim Erfolg geholfen? Ich weiss nicht. Vielleicht schon. Im Musikge- schäft ist es jedenfalls wichtig, an etwas zu glauben und Vertrauen zu haben. Ist Ihre Musik nur Unterhaltung, oder wollen Sie mit ihr die Welt bewegen? Ich glaube an die Kraft der Kunst, da sie die Herzen der Menschen berührt. Musik hat mein Leben sehr positiv verändert, und ich glaube, dass diese gute Energie mit der Musik, mit den Konzerten für den Frieden, die ich mit anderen Künstlern organisiere, weitergegeben wird. Am 31. Oktober treten Sie unplugged an der Avo Session Basel auf. Was ist beson- ders an diesem Konzert? Ich habe im Internet gesehen, dass die Avo Session Basel ein sehr renommiertes Festival ist, daher empfinde ich es als grosse Ehre, dort zu spielen. Speziell ist, dass wir un- plugged auftreten, ohne viel Equipment, rein akustisch. Das gibt uns die Möglichkeit, frei zu musizieren, zu improvisieren. Was kennen Sie sonst von der Schweiz? Ich liebe das Land und die Natur. Sie erinnern mich an meine Heimat Medellín. Aber auch die Städte und die Menschen sind cool und relaxt. Was halten Sie von den Schweizerinnen? Ich bewundere jede einzelne von ihnen! Wie fühlen Sie sich als Sex-Symbol? Ehrlich gesagt nehme ich das nicht so ernst. Musik ist das Wichtigste für mich. Aber na- türlich geniesse ich es, die hübschen Ladies in meinen Konzerten zu sehen. Hat Ihre Frau kein Problem damit, wenn Sie ständig von so vielen Verehrerinnen angehimmelt werden? Meine Frau? Das ist eher ein Problem für mich! Ich bin glücklich verheiratet und habe drei wunderbare Kinder. Viel schwieriger ist es für mich, ständig unterwegs zu sein und die Familie nicht zu sehen. Ich vermisse sie manchmal sehr. Interview: Zeno van Essel ENGAGIERTER KOLUMBIANER Juanes wurde am 9. August 1972 in Medellín, Kolumbien, geboren. Im Alter von sieben Jah- ren begann er, Gitarre zu spielen. Dabei er- lernte er von seinem Vater und seinen älteren Brüdern Vallenato und Guasca die Volksmusik seiner Heimat. Juanes gewann u. a. 18 Latin- Grammys und engagiert sich für Frieden und Völkerverständigung in Amerika, indem er Friedenskonzerte (conciertos por la paz) ver- anstaltet. Musik ist für mich das Wichtigste. Aber natür- lich geniesse ich es, die hübschen Ladies in meinen Konzerten zu sehen. ’’

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 55 54 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event.

I latin-pop I

Juanes live: An der Avo Session Basel spielt der kolumbianische Superstar unplugged. Mega-Event: ein Friedenskonzert von Juanes.

Ein Musiker mit einer Botschaft für die Welt: Juan Esteban Aristizábal Vázquez alias Juanes.

Juanes

Mi. 31. Oktober,

AVO Session, Musical

Theater Basel

Er gilt als populärster und erfolgreichster Musiker Lateinamerikas. In seiner Heimat füllt er Fussball-stadien. Nach Basel kommt er in kleiner Besetzung.Juanes – ganz intim.

Latin Lover mit einer Botschaft für die Welt

«Die Schweiz erinnert

mich an Medellín»

Juanes, Sie wurden in der kolumbiani-schen Stadt Medellín geboren. Bei uns hat dieser Ort vor allem Schlagzeilen ge-macht als Metropole der Drogen-Mafi a. Haben wir ein falsches Bild von Ihrer Hei-mat?In den vergangenen 20 Jahren hat sich vieles verändert. In den 80ern war Medellín eine der gefährlichsten Städte der Welt. Heute ist das anders. Die Regierung verhandelt mit den Farc-Rebellen über Frieden, und das Leben in der Stadt hat sich normalisiert.Haben die Gewalt und Terror in Ihrem Land Ihre Sicht der Welt geprägt?Ich glaube schon. Mit 13 gründete ich eine Heavy-Metal-Band. Wir schrieben Songs als Protest gegen diese Gewalt. Heute tönt Ihre Musik komplett anders. Warum dieser Stilwechsel?Mein Vater und meine Brüder machten alle Folk-Musik. Ich wuchs damit auf. Nach mei-ner Rock-Phase begann ich, die Elemente die-ser beiden Stile zu mixen und ich fand diesen Sound, mit dem ich am besten meine Gedan-ken und Gefühle ausdrücken kann.Spielte es eine Rolle, dass Folk-Musik sich besser verkauft als Heavy Metal?Nein, das glaube ich nicht. Ich habe immer versucht, die Musik zu machen, die mir per-sönlich am meisten gefällt. Da spielen kom-merzielle Aspekte keine Rolle.

Einer Ihrer grössten Hits ist «A Dios Le Pido». Der Text ist wie ein Gebet. Glau-ben Sie an Gott?Ja, aber ich bin kein Anhänger einer spezi-fi schen Religion. Gott ist für mich eher etwas

Abstraktes wie Kraft, Energie, das Universum, das Licht – aber nicht irgendeine Person. Ich glaube an Jesus und Buddha wie ich auch an Bob Marley glaube: Alle waren grosse Leader.Beten Sie oft?Ja, eigentlich jeden Tag. Aber ich sage dabei keine Gedichte auf, sondern meditiere.Hat Gott Ihnen beim Erfolg geholfen?Ich weiss nicht. Vielleicht schon. Im Musikge-schäft ist es jedenfalls wichtig, an etwas zu glauben und Vertrauen zu haben.Ist Ihre Musik nur Unterhaltung, oder wollen Sie mit ihr die Welt bewegen?Ich glaube an die Kraft der Kunst, da sie die Herzen der Menschen berührt. Musik hat

mein Leben sehr positiv verändert, und ich glaube, dass diese gute Energie mit der Musik, mit den Konzerten für den Frieden, die ich mit anderen Künstlern organisiere, weitergegeben wird.Am 31. Oktober treten Sie unplugged an der Avo Session Basel auf. Was ist beson-ders an diesem Konzert?Ich habe im Internet gesehen, dass die Avo Session Basel ein sehr renommiertes Festival ist, daher empfi nde ich es als grosse Ehre, dort zu spielen. Speziell ist, dass wir un-plugged auftreten, ohne viel Equipment, rein akustisch. Das gibt uns die Möglichkeit, frei zu musizieren, zu improvisieren. Was kennen Sie sonst von der Schweiz?Ich liebe das Land und die Natur. Sie erinnern mich an meine Heimat Medellín. Aber auch

die Städte und die Menschen sind cool und relaxt. Was halten Sie von den Schweizerinnen?Ich bewundere jede einzelne von ihnen!Wie fühlen Sie sich als Sex-Symbol?Ehrlich gesagt nehme ich das nicht so ernst. Musik ist das Wichtigste für mich. Aber na-türlich geniesse ich es, die hübschen Ladies in meinen Konzerten zu sehen.Hat Ihre Frau kein Problem damit, wenn Sie ständig von so vielen Verehrerinnen angehimmelt werden? Meine Frau? Das ist eher ein Problem für mich! Ich bin glücklich verheiratet und habe drei wunderbare Kinder. Viel schwieriger ist es für mich, ständig unterwegs zu sein und die Familie nicht zu sehen. Ich vermisse sie manchmal sehr. Interview: Zeno van Essel

ENGAGIERTER KOLUMBIANERJuanes wurde am 9. August 1972 in Medellín, Kolumbien, geboren. Im Alter von sieben Jah-ren begann er, Gitarre zu spielen. Dabei er-lernte er von seinem Vater und seinen älteren Brüdern Vallenato und Guasca die Volksmusik seiner Heimat. Juanes gewann u. a. 18 Latin-Grammys und engagiert sich für Frieden und Völkerverständigung in Amerika, indem er Friedenskonzerte (conciertos por la paz) ver-anstaltet.

“Musik ist für mich das

Wichtigste. Aber natür-

lich geniesse ich es, die

hübschen Ladies in meinen

Konzerten zu sehen. ’’